Chiropraktikausbildung - MANUAL Teil 1 Konzept: Thompson/Placht - www.pro-life-fortbildungen.de - proLife

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MANUAL Teil 1
Chiropraktikausbildung
nach Dr. J. Clay Thompson
Thompson Terminal Point Technik TTPT

Konzept: Thompson/Placht

www.pro-life-fortbildungen.de          Stand: 02.04.2018
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MANUAL Teil 1
Chiropraktikausbildung
nach Dr. J. Clay Thompson
Thompson Terminal Point Technik TTPT

Konzept: Thompson/Placht

Hinweis zu den Voraussetzungen zur Ausübung der Chiropraktik:

Für die offizielle Ausübung der Chiropraktik ist in Deutschland eine Heilkunde­erlaubnis gesetzlich­
vorschrieben. Ärzte erfüllen diese Voraussetzung durch die Approbation, Therapeuten durch die
Heilpraktikeranerkennung durch das zuständige Gesundheits­amt. Für Ärzte muss eine Manuelle
Therapieausbildung vorausgesetzt werden, um die Bezeichnung Chirotherapie zu tragen und damit
auch arbeiten zu können.
Für ausländische Therapeuten gelten die Vorschriften des jeweiligen Landes.

Herausgeber und Copyright:
Seminar-Institut proLife
Längenhardstr. 10 | 79104 Freiburg
Tel. 0761 / 76 76 89-0
info@pro-life-fortbildungen.de | www.pro-life-fortbildungen.de

Gestaltung/Layout: Ursula Halfmann, Freiburg

Jede Reproduktion, Vervielfältigung, fotografische und fotochemische Wiedergabe,
auch auszugsweise, bedarf der schriftlichen Genehmigung durch Herrn Wolfgang Placht.

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I hnalt   und I nfos

Chiropraktik-Ausbildung proLife
Vorwort Prof. Dr. Becker
                             Das Wesen der chiropraktischen Behandlungsmethoden besteht in der Korrektur
                             von körperlichen Fehlstellungen, um die Beweglichkeit der Gelenke zu gewähr-
                             leisten. Anatomische Verschiebungen (Subluxation) werden durch spezielle
                             Handgriffe justiert. In der Chiropraktik liegt der Fokus auf dem Bewegungsapparat
                             des Menschen vor dem Hintergrund seiner Funktionalität und seiner neurolo-
                             gischen Komplexität.
                             Nach ihrer Gründung in den Vereinigten Staaten durch Daniel David Palmer (1845-
                             1913) hat sich die Chiropraktik nach und nach weltweit etabliert, ihre Techniken
                             verfeinert und wissenschaftlich aufgearbeitet. Schon D. D. Palmer stellte eine
                             direkte Beziehung zwischen Fehlstellungen der Wirbelsäule, Beeinträchtigungen
                             des Nervensystems und körperlichen Dysfunktionen her.

Die Chiropraktik als „Magd der Neurologie“
Die Wiederherstellung der physiologischen Funktion des Bewegungs­apparates hat den Zweck, druckentla-
stend auf das Nervensystem einzuwirken und die damit zusammenhängenden Pathologien zu beseitigen.
Chiropraktoren gehen davon aus, dass Gelenke und Wirbel, wenn sie nicht richtig positioniert sind, das neuro-
logische Gesamtgefüge beeinträchtigen und in der Folge Leiden und Leistungsverlust verursachen. Körperliche
Fehlstellungen schränken also die Nervenbahnen ein, sofern sie Druck darauf ausüben.
Die Chiropraktik setzt bei den Erkenntnissen der Neurologie an. Die Symbiose zwischen Chiropraktik und
Neurologie kommt zusätzlich dadurch zum Ausdruck, dass nicht nur durch Druckentlastung des Nerven­
systems, sondern auch durch gezielte Anregungen der Reflexnerven die Motorik stimuliert werden kann.
Neurophysiologische Reflexbehandlungen gehören zum Repertoire der chiropraktischen Praxis.

Diesbezüglich hat sich insbesondere die Thompson Terminal Point Technik (TTPT) als schonende und sehr wir-
kungsvolle Methode der Chiropraktik durchgesetzt. Gerade auch für erfahrene Chiropraktoren ist diese Technik
schnell erlernbar und zeichnet sich wie folgt aus:
• Sanft, schonend, wirksam.
• Plausibles, reproduzierbares und wissenschaftlich nachgewiesenes Diagnoseverfahren zur schnellen
    Subluxationsortung.
• Minimaler Kraftaufwand: bis zu 70% weniger im Vergleich zu anderen Methoden.
• Minimaler Zeitaufwand: erfahrene Chiropraktiker brauchen etwa zehn Minuten pro Korrektur.

Resümierender Schlussgedanke
Aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen als orthopädischer und traumatologischer Chirurg mit dem
Schwerpunkt Wirbelsäule bin ich zum Schluss gekommen, dass die überwiegende Mehrzahl der Wirbelsäulen-
und Ileosakralgelenkerkrankungen schonender, suffizienter und letztendlich für das Sozialsystem kostengünstiger
durch eine effektive Physio- und Chirotherapie zu behandeln wäre.
Gerade in den letzten Jahren haben sich die Wirbelsäulenoperationen unverhältnismäßig vervielfacht – mit
entsprechender Zunahme der Komplikationen, Kosten und schlechten Ergebnisse.
Um diesem Trend, der nicht aus patientenorientierten Aspekten, sondern aus kommerzieller Sicht zugenom-
men hat, entgegenzusteuern, ist ein fundierter Ausbau der konservativen Behandlungstechniken und der
ambulanten minimal-invasiven Wirbelsäulenchirurgie ohne Beeinflussung der Biomechanik (keine Fusionen /
Bandscheibenprothesen u.ä.) heute wichtiger denn je.
Ich fühle mich geehrt, bei einem so erfahrenen Ausbildungsteam mit dieser seit vielen Jahren international
erfolgreichen konservativen Behandlungstechnik chronischer Wirbelsäulen- und ISG-Beschwerden mitarbeiten zu
können. Ich wünsche allen Kursteilnehmern und deren Patienten die gleichen positiven Erfahrungen mit dieser
Technik, die wir selber seit Jahrzehnten machen.

2. Januar 2018
                                              Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   3
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I hnalt   und I nfos

Inhalt

Thema 1             Geschichte der Chiropraktik                                                               4

Thema 2             Neurologie                                                                               13

Thema 3             Einteilung der chiropraktischen Prioritäten                                              19

Thema 4             Kontraindikationen                                                                       22

Thema 5             Die 6 Thompson Hauptkategorien                                                           22

Thema 6             Neurologische Untersuchung der Halswirbelsäule                                           24

Thema 7             Sicherheitstest der Halswirbelsäule                                                      26

Thema 8             Die Kontaktpunkte der Chiropraktik                                                       30

Thema 9             Lagerung des Patienten                                                                   32

Thema 10            Beinlängentest (Leg-Check)                                                               34

Thema 11            Cervical Syndrom (CS)                                                                    36

Thema 12            Bilateral Cervical Syndrom (BCS)                                                         41

Thema 13            Exception Derefield (X-D)                                                                45

Thema 14            Overcompensated Cervical Syndrom (OCCS)                                                  49

Thema 15            Negativ Derefield (–D)                                                                   52

Thema 16            Positiv Derefield (+D)                                                                   59

Thema 17            Zusammenfassung von Kursteil 1 – Schaubild                                               64

Thema 18            Die 7 Glorreichen – Bewegungsritual als Ausgleichstraining                               65

Referenten-Team                                            Wolfgang Placht
                                                           Heilpraktiker, Chiropraktiker nach
Fachliche Leitung der                                      Thompson, Physiotherapeut und Manual
Chiropraktikausbildung                                     Therapeut, Instruktor für Brüggertherapie
nach Dr. J. Clay Thompson                                  und Rückenschule nach Dr. Brügger

                                                           Markus Martin
                                                           Chiropraktiker nach Thompson, Physiotherapeut
                                                           und Manual Therapeut, Instruktor für
                                                           Brüggertherapie und Rückenschule nach
                                                           Dr. Brügger

                                          Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL    4
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T hema 1 - G eschichte       der   C hiropraktik

Geschichte der Chiropraktik

Der Begriff „Chiropraktik“ geht auf den Amerikaner Daniel David Palmer
(1845-1913) zurück, der als Begründer dieser medizinischen Disziplin gilt. Die
Bezeichnung setzt sich zusammen aus den altgriechischen Wörtern „cheir“ und
„praktikis“ zusammen. Im übertragenen Sinn bedeutet sie soviel wie „mit der
Hand behandeln“.
Die Kunst, nur mit dem Einsatz der Hände Störungen des Bewegungsapparates zu besei-
tigen, ist wohl so alt wie die Menschheit. Im antiken China, Ägypten und Griechenland
finden sich Belege für die Anwendung manueller Techniken. Auch wenn die frühesten
Darstellungen und Beschreibungen von manuellen Behandlungsmethoden mehrere Tausend
Jahre zurückreichen, haben die damals angewandten Techniken so gut wie nichts mit
der zeitgemäßen Chiropraktik gemein. Die Entwicklung der modernen Chiropraktik zum
hochpräzisen und dabei sanften Mittel der Gesundheitsoptimierung ist Palmers Verdienst.
Seitdem wurde und wird die Chiropraktik ständig weiterentwickelt.

Daniel David Palmer etablierte die Chiropraktik 1895 in Davenport (Iowa, USA) als
eigenständigen Beruf und gründete kurz darauf ein Lehrinstitut. Das „Palmer College
of Chiropractic“ (PCC) existiert heute noch und ist die älteste und bekannteste
Ausbildungsstätte für Chiropraktik. Von hier aus hat die akademische Chiropraktik ihren
weltweiten Siegeszug angetreten. Mittlerweile wird sie an mehr als 30 Hochschulen gelehrt,
davon an neun europäischen Universitäten.

                                                Palmer erkannte die Bedeutung des
                                                Nervensystems für den menschlichen
                                                Organismus. Aus dieser Erkenntnis
                                                schlussfolgerte er, dass eine Korrektur von
                                                Störungen des Nervensystems die allge-
                                                meine Gesundheit beeinflussen könne.
                                                Dies war revolutionär.

                                                Sein Sohn Bartlett Joshua (1882-1961)
                                                führte die Arbeit fort. Er war es, der die
                                                Theorie und die Kunst der Chiropraktik
                                                wesentlich weiterentwickelte und die
                                                Grundlage der heutigen Chiropraktik
                                                schaffte.

Unter anderem wies er nach, welche Veränderungen durch Blockaden des
Nervensystems („Subluxationen“) sowie deren Korrektur eintreten.

                                             Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   5
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Die drei Säulen: Kunst, Philosophie und Wissenschaft.
Die Kunst

Unter der Kunst der Chiropraktik versteht man die Fähigkeit des Chiropraktors, einen
Wirbelkörper-Subluxations-Komplex (oder kurz: Subluxation) zu erkennen und durch
gezieltes Justieren zu beseitigen. Das Aufspüren und Beseitigen von Subluxationen ist
weit mehr als ein paar Tests im Ja- Nein-Stil durchzuführen. Es braucht eine fundierte
Ausbildung, jahrelange Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Die Wirbelsäule und die
Extremitäten richtig zu beurteilen und sicher und effektiv zu justieren, ist eine hohe Kunst
und sollte deshalb nur von gut ausgebildeten Chiropraktoren durchgeführt werden.

Die Philosophie

Die Chiropraktik hat ihre eigene, von der Schulmedizin abweichende Philosophie, was
Heilung und Gesundheit angeht: Die Kraft, die den Körper erschaffen hat, heilt ihn auch.
Der Chiropraktor vertritt eine ganzheitliche Betrachtung des Körpers und versteht ihn nicht
als Summe seiner Einzelteile. Er weiß auch um die Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu hei-
len. Wahre Gesundheit erlangen wir nicht durch das Einnehmen von Medikamenten oder
durch das Wegschneiden kranken Gewebes, sondern durch die uns angeborene Fähigkeit
der Selbstheilung. Ich als Chiropraktor verstehe aber auch, dass es manchmal Umstände
gibt, die eine Operation oder die Verabreichung von Medikamenten notwendig machen.
Dennoch weiß ich aber, dass es letztendlich der Körper selber ist, der die Heilung
ermöglicht.

Die Wissenschaft

Chiropraktik erkennt und unterstützt die tragende Rolle, die das Nervensystem für den
gesamten Organismus und dessen Gesundheit spielt. Als Steuerungsorgan aller Zellen,
Gewebe und Organe kontrolliert und koordiniert das Nervensystem sämtliche Funktionen
des Körpers. Jegliche Irritation oder Beeinträchtigung des Nervensystems hemmt dessen
Kommunikationsfähigkeit mit den Zellen, Geweben oder Organen. Sobald dies auftritt,
ist die Fähigkeit des Körpers zur Gesundheitserhaltung gefährdet und die Anfälligkeit
für Verletzungen und Krankheiten steigt. Die chiropraktische Grundlagenforschung wird
auch heute noch mit hohem finanziellen und personellem Aufwand betrieben, um die
Auswirkungen von Subluxationen oder Justierungen auf den Körper besser verstehen zu
können. Außerdem entstehen immer noch viele Techniken – weitere Wege, um Sie von
Ihren Subluxationen zu befreien!

                                                Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   6
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Wesen der Chiropraktik

Knochen wieder in ihre richtige Position zu bringen, ist gewiss nicht die medizinhistorische
Leistung von D. D. Palmer. Vielmehr war er der Erste, der herausfand, dass deplatzierte
Knochen (Gelenke) zu Störungen des Nervensystems führen und die Gesundheit beein-
trächtigen. Denn unzählige Signale werden jede Sekunde über das Nervensystem transpor-
tiert, um jede Zelle und Faser mit Informationen zu versorgen. Das Rückenmark bildet dabei
die „Informationsautobahn“, über welche ständig Informationen transportiert werden.
Palmer entdeckte, dass die Knochen der Wirbelsäule das Rückenmark zwar beschüt-
zen, aber gleichzeitig auch Druck auf dieses sowie auf die Spinalnerven ausüben –
wenn die Wirbel aus ihrer anatomisch richtigen Position geraten. Dieser Druck kann zu
Fehlinformationen oder sogar zu einer Unterbrechung des Informationsflusses der Signale
vom Gehirn führen.

Ein fehlausgerichteter Wirbel und die dadurch verursachte
Nervenstörung bezeichnet man in der amerikanischen Chiropraktik als
„Subluxation“ (Blockade).

Durch Subluxationen funktioniert und arbeitet der Organismus schlechter. Die ihm eigen-
tümliche Lebendigkeit kann er weniger zum Ausdruck bringen.

Die Chiropraktik vertritt einen ganzheitlichen, vitalistischen Ansatz.
In der vitalistischen Chiropraktik wird die Lebenskraft als angeborene Intelligenz bezeich-
net, die die Fähigkeit besitzt, den Körper von innen heraus durch seine immateriellen
Prinzipien zu organisieren und zu reorganisieren. Somit ist eine Adaption an äußere und
innere Gegebenheiten gewährleistet. Diese Fähigkeit wird nicht als Nebenprodukt der
Hirnleistung oder als Eigenschaft der Materie betrachtet, sondern als autonome Instanz.

Die Chiropraktik basiert auf der Gesunderhaltung und Optimierung des lebendigen Körpers
und nicht primär auf der Behandlung von Krankheiten oder Symptomen. Aus diesem Grund
behandelt die Chiropraktik nicht in eigentlichem Sinne Krankheit, sie behandelt den
Patienten mit dem Ziel, den Körper wieder in einen normalen Zustand zurückzu-
führen. Dennoch gilt es zu betonen, dass sich die moderne Medizin und die Chiropraktik
sinnvoll ergänzen.

Die Chiropraktik definiert Gesundheit nicht bloß als Abwesenheit von Krankheit.
Gesundheit ist der optimale Ausdruck von Leben schlechthin. Kai Haselmeyer stellt fest:
„Der Chiropraktor lokalisiert und justiert Subluxationen [...] mit dem Ziel, das Individuum
bei der Verwirklichung seines vollen Potentials an physischer, mentaler und sozialer Balance
und Leistungsfähigkeit zu unterstützen. Da Medikamente und Operationen kein geeig-
netes Mittel darstellen, um den Ausdruck des Lebens zu verstärken, werden sie in der
Chiropraktik nicht angewandt“*. Dafür hat die Chiropraktik spezielle Techniken
ausgebildet.

Auf eine dieser Techniken wird hier ausführlicher eingegangen, nämlich auf die
Thompson Terminal Point Technik.

* Kai Haselmeyer: Das Leitbild der Chiropraktik

                                                   Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   7
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T hema 1 - G eschichte        der   C hiropraktik

Justierung nach der
Thompson Terminal Point Technik

Im Alter von 27 Jahren kam Dr. Joseph Clay Thompson erstmals mit der Chiropraktik
in Kontakt. Nach einem Unfall beim Entladen von Nutzholz erlitt er einen schweren
Kopfschlag. Nachfolgend entwickelte er einen Diabetes mellitus, dessen schulmedizi-
nische Behandlung ohne Erfolg blieb. Ihm wurde ab einer gewissen Zeit eine Lebensdauer
von zwei Wochen vorhergesagt. Da Thompson nichts mehr zu verlieren hatte, suchte er
den Chiropraktiker Dr. J. Delk auf. Dieser führte zahlreiche Justierungen an ihm durch.
Alle Symptome des Diabestes mellitus verschwanden. Erst ein Jahrzehnt später begann
Thompson seine chiropraktische Laufbahn. Er begann mit dem Studium am Palmer College
of Chiropracic und graduierte 1947. Zuvor durchlief er eine Karriere als Maschinenbau-
Ingenieur beim amerikanischen Militär.

Es war die Pionierzeit der Chiropraktik. Das Palmer College spezialisierte sich auf die soge-
nannte „Toggle Recoil Adjustment“ Technik, eine Justierung mit hoher Geschwindigkeit
(high velocity thrust; Rückschlagtechnik). Je größer der „recoil“, umso besser „the adjust-
ment“. Denn man vertrat die Auffassung, die Justierung eines fehlgestellten Wirbels müsse
mit hoher Geschwindigkeit vorgenommen werden und in die Tiefe des Körpers gehen.
Justierungen solcherart, die nicht selten einen Schock hervorriefen, waren nicht besonders
angenehm, weder für den Patienten noch für den Chiropraktiker. Aufgrund seines tech-
nischen Wissens als Ingenieur vermutete Thompson, dass es zum Einrichten der Wirbel eine
bessere Methode geben müsse.

                                              Zu Beginn seiner chiropraktischen Tätigkeit
                                              nutzte Thompson eine gebrauchte,
                                              ältere Behandlungsliege mit defektem
                                              Kopfteil. Die Vierwegkopfspindel zum
                                              Hochstellen des Kopfteiles war locker;
                                              sie gab beim Justieren nach. Als er eine
                                              neue intakte Behandlungsliege nutze,
                                              beschwerten sich die Patienten. Das
                                              Justierungsergebnis sei nicht so gut wie auf
                                              der alten Behandlungsliege. Eine weitere
                                              Beobachtung hatte maßgeblichen Einfluss
                                              auf die chiropraktische Laufbahn von
                                              Thompson. Er beobachtete einen Kollegen,
                                              der Kinder justierte. Dieser platzierte sie in
                                              Seitenlage auf dem Schoß der Mutter, die er
                                              aufforderte, die Fersen vom Boden abzuhe-
                                              ben und auf den Zehenspitzen zu stehen. Im
                                              Moment der Justierung sollte sie die ange-
                                              hobenen Fersen zum Boden fallen lassen.
                                              Mit diesen beiden Beobachtungen und auf
der Basis seines Ingenieurwissens fand Thompson heraus, dass es möglich sei, mit wenig
Kraft und unter Nutzung des Trägheitsgesetzes Newtons eine sanftere und effektivere
Justierung durchzuführen.

                                               Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   8
Chiropraktikausbildung - MANUAL Teil 1 Konzept: Thompson/Placht - www.pro-life-fortbildungen.de - proLife
T hema 1 - G eschichte        der   C hiropraktik

          Newtons erstes Gesetz:

          Ein Körper ist im Gleichgewicht,
          wenn keine Kraft auf ihn einwirkt.
          Ist er in Ruhe, bleibt er so …
          Ist er in Bewegung, bleibt er in
          Bewegung, bis er auf eine
          entgegen wirkende Kraft trifft.

Ein weiteres physikalisches Gesetz ist das Prinzip
der potentiellen und der kinetischen Energie

Unter potentieller Energie versteht man die Energie, welche man aufbringen muss,
um ein Objekt eine gewisse Höhe zu heben.
Beispiel: Ich hebe den Fernseher um einen Meter nach oben, um diesen auf den
Tisch zu stellen. Wie viel Arbeit muss ich dafür aufwenden?
Die Antwort liefert die Formel zur potentiellen Energie.

Potentielle Energie berechnen:
WPOT = m · g · h
„WPOT“ ist die potentielle Energie in Newton-Meter [ Nm ]
„m“ ist die Masse des Körpers, der gehoben wird, in Kilogramm [ kg ]
„g“ ist die Erdbeschleunigung, g = 9,81m/s2 [ m / s2 ]
„h“ ist die Höhe, um die das Objekt angehoben wird in Meter [ m ]

Setzt man Masse, Erdbeschleunigung und Höhe in die Formel ein, erhält man die
potentielle Energie. Lässt man nun das Objekt fallen, wird dieses immer schneller
(da die Erdbeschleunigung das Objekt beschleunigt). Mit der kinetischen Energie
kann man nun die Geschwindigkeit berechnen, welche das Objekt beim Aufschlag
auf den Boden hat.

Beispiel: Sie heben einen Gegenstand um einen Meter hoch und lassen ihn –
natürlich aus versehen – runterfallen.

Die potentielle Energie verwandelt sich durch das Herabfallen in eine
kinetische Energie und diese wiederum in eine Mobilisationsenergie,
die wir uns bei der Thompson-Liege zu Nutze machen.

                                               Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   9
Chiropraktikausbildung - MANUAL Teil 1 Konzept: Thompson/Placht - www.pro-life-fortbildungen.de - proLife
T hema 1 - G eschichte        der   C hiropraktik

1952 entwickelte Joseph Clay Thomoson das erste „Drop head piece“
(„drop“ = „fallen, herunterfallen“). Bartlett Joshua Palmer, der Sohn des Begründers der
Chiropraktik, war so beeindruckt von Thompsons neuentwickelter Justierung der Wirbel,
dass er ihn um eine Justierung bat. B. J. Palmer schätzte die Entwicklung des „Drop tables“
als Revolution in der Chiropraktik ein.

Thompson perfektionierte seine Erfindung des „drop piece table“. 1957 wurde die
erste komplette Thompson Adjustierungsliege fertiggestellt. Diese ermöglichte
die Justierung von Halswirbelsäulen, Brustwirbelsäulen, Lendenwirbelsäulen und
Becken auf einer Behandlungsliege.

                                                                                 Historische Liege:
                                                                                 Erster kompletter Thompson
                                                                                 Mobilisationstisch von 1957
                                                                                 (Bild aus einer historischen
                                                                                 Quelle)

Die Mechanik war so ausgelegt, dass das Dropteil bei der Justierung auf der Höhe des zu
justierenden Wirbels oder Gelenkes eine kurze Wegstrecke nachgab. Thompson bediente
sich hier des ersten Newtonschen Gesetzes (Trägheitsgesetz). Dies führte dazu, dass der
Impuls auf den Wirbel oder das Gelenk durch das Fallen des Tischteils in einer konstanten
Bewegung über die Falldistanz gehalten wurde. Das Resultat dieser Prozedur lässt sich so
beschreiben: Am Ende der Bewegung, wenn das Tischteil mit dem Wirbel zusammen zum
Stillstand kommt, korrigiert sich die vertebrale Subluxation durch die Weiterbewegung des
fixierten Wirbelgelenkes in seine ursprüngliche physiologische Position. Die Korrektur erfolgt
erst am Ende der Bewegung, daher auch der Name „Thompson Terminal Point Technik“,
kurz TTPT, „Thompson-Technik“ oder auch nur „Thompson“.

                                                                                       Thuli Liege:
                                                                                       Abbildung einer einfachen
                                                                                       Thompson Liege

                                               Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   10
T hema 1 - G eschichte     der   C hiropraktik

Portable Drops: Kleinere Teile (portable Teile) für die Durchführung der Chiropraktik

Head Drop                             Becken- oder Brustkorb Drop              Drop für Extremitäten

Loyd Liege: Abbildung einer komplexeren Thompson Liege

Komplexere Version der Liege mit Patient

                                           Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   11
T hema 1 - G eschichte        der   C hiropraktik

Die spezielle Behandlungsliege kennzeichnet die TTPT als solche und bildet
das Herzstück dieser Behandlungstechnik. Daneben spielt in der analytischen
Untersuchungsmethode nach Thompson das „leg check procedure“,
ein Beinlängenvergleich des Klienten in Bauchlage, eine zentrale Rolle.

Dr. Romer Derefield (manche schreiben auch Derifield) aus Michigan genoss bei Thompson
hohes Ansehen, da er die ersten wichtigen Forschungen bezüglich der Beinlängenanalyse
durchgeführt und ausgewertet hatte. In der Thompson Terminal Point Technik ist das
Verhalten des kürzer erscheinenden Beines zu beurteilen. Die Erkenntnisse von Derefield
spiegeln sich in der Dokumentationsweise und Beschreibung der Subluxation (fachsprach-
lich als Listing bezeichnet) so wider, dass diese mit „D“ gekennzeichnet wird. So erklärt ein
„–D“ oder „+D“ spezielle Subluxationen des Beckens nach Derefield, kurz ein negatives
oder positives Derefield genannt.

Dr. Alvin Niblo gewann ebenso hohes Ansehen, da er die wichtigsten Beckensubluxationen
hinsichtlich der Beinlängendifferenz („short leg test“) untersucht hatte. Zu Niblos
Erkenntnissen fügte Thompson seine Beobachtung hinzu, dass sich die Beinlänge bei
Kopfrotation verändert. Bei dieser Veränderung der Beinlänge durch Kopfrotation fand
er zusätzlich beim Palpieren des betroffenen und subluxierten Wirbels Nodulationen der
Muskulatur am hinteren Teil des Wirbelbogens der Lamina arcus vertebrae. Das Verkürzen
eines Beines geschieht aufgrund einer spastischen muskulären Kontraktion. Durch das
Auffinden und Justieren der Subluxation löst sich der Spasmus der Muskulatur; es kommt
zum Ausgleich der Beinlänge.

Thompson hat ein strenges Untersuchungs- und Behandlungsprotokoll (TTPT-Protokoll)
formuliert, auf dessen Grundlage Ablauf und Reihenfolge der Justierung vonstatten
gehen. Er spricht von verschiedengradigen Arealen oder Ebenen mit unterschiedlichen
Justierungsprioritäten. Er unterteilt die Primären Ebenen in Hauptkategorien und soge-
nannte „clean up moves“. Die Hauptkategorien und die clean up moves werden immer
vor den Sekundären Ebenen oder den Sekundären Arealen justiert. Bringt die Justierung
der Primären Ebenen keinen kompletten Beinlängenausgleich, erfolgt das Justieren auf
den Sekundären Ebenen. Kommt es auch dann zu keinem Beinlängenausgleich, werden
die Tertiären Ebenen oder Areale justiert. Letzte Priorität haben die Extremitäten und das
Kiefergelenk.

                                               Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   12
T hema 1 - G eschichte        der   C hiropraktik

Wie bei allen anderen Techniken gibt es auch bei der TTPT Kontraindikationen,
die zu beachten sind. Dazu gehören Tumor, Metastasen, Osteoporose,
Aortenaneurisma, Spondylosisthesis ab Grad 3, Femurkopfdegeneration, Hüft- und
Knieendoprothesen, akuter Bandscheibenvorfall, schwere Verletzungen.

Wie bereits festgestellt, ist in der TTPT die Beinanalyse („short leg“ oder „contracted leg“)
eine der grundlegenden Untersuchungen, um das Areal der Subluxation zu lokalisieren. In
der Medizin wird eine anatomische oder absolute Beinlängendifferenz von einer funktio-
nellen unterschieden. Bei einer anatomischen Beinlängendifferenz besteht eine Verkürzung
eines Ober- oder Unterschenkels, die ab einem Zentimeter Unterschied mit Schuherhöhung
oder Schuheinlagen ausgeglichen wird. Die anatomische Beinlängendifferenz kann ange-
boren oder durch Minderwuchs bzw. Überwuchs verursacht sein. Bei einer funktionellen
Beinlängendifferenz besteht eine gleiche anatomische Länge der Beine. Die Differenz
wird verursacht durch Muskelkontrakturen, etwa durch Beugekontrakturen im Hüft- und
Kniegelenk. Beide Formen der Beinlängendifferenz können gleichzeitig auftreten.

Beim „contracted leg“ nach Thompson handelt es sich um eine funktionelle
Beinlängendifferenz, die durch ein neurologisches Ungleichgewicht zustande kommt. Der
neurologische Ursprung dieser Beindifferenz liegt also auf der Hand. Dieses neurologische
Ungleichgewicht äußert sich durch eine einseitige (unilaterale) spastische Kontraktur der
Streckmuskulatur der unteren Wirbelsäule / Lendenwirbelsäule und des Beckengürtels.

                                               Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   13
T hema 2 - N eurologie

Neurologische und anatomische
Grundlagen der Chiropraktik

Anhand des Bandscheibenmechanismus und des Facettengelenkes werden die
neurologischen und anatomischen Grundlagen der Chiropraktik dargestellt.
Die Subluxation der Bandscheibe entsteht entweder durch mehrmalige kleine
Traumen oder durch ein einmaliges Ereignis. Durch die geschädigte Struktur der
Bandscheibe wird eine Ereigniskette ausgelöst, die sich als nervale Dysfunktion
niederschlägt.

Diese Ereigniskette lässt sich folgendermaßen vorstellen: Eine äußere Kraft oder ein Trauma
wirkt auf den Wirbelkörper ein und verschiebt diesen in eine fehlerhafte Position, in der
er bleibt. Folglich wird die Bandscheibe komprimiert und übt Druck auf den Nukleus pul-
posus aus. Der Nukleus pulposus ist aufgrund seines hohen Wassergehaltes nur verschieb-
bar. Deshalb wird der Druck vom Nukleus pulposus an den Anulus fibrosus weitergeben.
Durch den herausquellenden Nukleus pulposus werden die Fasern des Anulus fibrosus
über sein Limit gedehnt, was zur Zerstörung der Fasern des Anulus fibrosus führt. Diese
Gewebsschäden rufen eine Entzündungsreaktion hervor. Zudem gelangt intrazelluläre öde-
matöse Flüssigkeit in die Bandscheibe.

In der weiteren Folge kommt es zu einer Bandscheiben-Expansion und damit zusammen-
hängend zu einer Bandscheiben-Vorwölbung. Die Expansion verursacht eine Kompression
der neuralen Strukturen im Spinalkanal und im Bereich der Foramina intervertebrale. Diese
nervale Kompression ist es, die im Endeffekt eine nervale Dysfunktion zeitigt. Es ist nicht der
verschobene Bandscheibenkern, der die Bandscheibe vorwölbt, sondern die Schwellung, die
durch den verschobenen Kern produziert wird.

Ist in einem Gelenk keine Bandscheibe vorhanden, wie zum Beispiel im
Atlantookzipitalgelenk, im Atlantoaxialgelenk und im Iliosacralgelenk, dann bleibt der
Mechanismus der gleiche und es kommt zur Schwellung der Gelenkkapsel. Typische
Wirbelkörpersubluxationen zeigen ein leichtes Missverhältnis der kleinen Wirbelgelenke
zueinander. Diese Fehlstellung ist allerdings nicht die Ursache der Subluxation, sondern
immer als Folge der Funktionsstörung der Bandscheibe zu betrachten. Der Nukleus pulpo-
sus bewegt sich zur Peripherie, was den darüber liegenden Wirbelkörper nach hinten kip-
pen lässt. Die Ursache der Subluxation liegt somit also in der Bandscheibe.

Das Justieren einer Subluxation hebt das neuropathologische Muster auf. Der wiederher-
gestellte Informationsfluss zwischen Peripherie und zentralem Nervensystem reguliert die
Stressverarbeitung und führt zu einer besseren Gesundheit.

                                                Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   14
T hema 2 - N eurologie

                                 Neurologie zur Kurzbeintheorie
                                                                        nach Dr. Thompson im Überblick
                             6                                                                      Modifiziert nach Dr. John Minardi                                                                                            5
    Cortex: hier ist die Vorgabe des SOLL-Zu-                                                                                                                                                                    Thalamus: selektive Auswahl der
    stands gespeichert. Stimmen die Infor-                                                                                                                                                                       ankommenden Informationen,
    mationen aus dem Cerebellum mit dem                                       7B                                         buscim quiae
                                                                                                                       Cortex/Großhirnrinde
                                                                                                                                                                                                                 Kopie ans Limbische System, wo
                                                                                                                                                                                                                 die Bewertung dieser stattfindet.
    momentanen IST-Zustand nicht mit der                    Die absteigenden Bahnen des
    Vorgabe des SOLL-Zustands überein, gibt                 extrapyramidalen Nervensystems                                                                                                                       Das Ergebnis wird an die Formatio
    es die Möglichkeiten wie folgt:                         modifizieren/hemmen die grobe                                                                                                                        reticularis weitergeleitet und von
                                                            pyramidale Muskelaktivität im                                                                                                                        hier entweder weiter zur corticalen
                                                            Sinne einer verfeinerten und ziel-                                                                                                                   Verarbeitung (bewusste Wahrneh-
                             7A                             gerichteten Bewegung. Aufgrund
                                                                                                                            Thalamus
                                                                                                                                                                                                                 mung) oder zur subcorticalen
    Der Cortex veranlasst über vier wichtige                einer erhöhten Nozizeptorenak-                                                                                                                       Weiterverabeitung (z. B. unbe-
    absteigenden Bahnen, extrapyramidale                    tivtät wird das EPS                                                                                                                                  wusste Bewegungsmodifikation).
    Bahnen, korrektive Maßnahmen.                           – den Tonus der intrafusalen
                                                            Muskulatur erhöhen
                                                            – die Muskelspindel auf eine                                                                                                                                         4
                                                            vermehrte Muskelverkürzung                                                                                                                           Cerebellum/Kleinhirn: erfasst die
                                                                                                                                         Cerebellum/
    1. Tractus tectospinalis: reflektorische                getriggert                                                                   Kleinhirn                                                               gesamte und unbewusste Informa-
    Steuerung der Kopf- und Nackenbewegung                  – der Tonus der posturalen                                                                                                                           tion als IST-Zustand im Körper
    im Zusammenhang mit der Blickbewegung                   Muskulatur (Antischwerkraftkette)                                                                                                                    und gleicht diese Daten mit dem
    koordinieren                                            ist erhöht (einseitige spastische                                                                                                                    Großhirn, SOLL-Zustand, ab.
    2. Tractus rubrospinales: verantworlich für             Kontraktur)
    das Aktivieren der Flexoren und Inhibieren
    der Extensoren in den distalen (körperfer-
    nen) Abschnitten der oberen Extremität
    3. Tractus reticulospinalis anterior: steuert                                                                                                                                                                              3
    die Rumpfhaltung, teilweise antagonistisch,                                                                                                                                                               Aufsteigendes Bahnsytems der
    sowie die proximale (körpernahe) Muskula-                                                                                                                                                                 Propriozeption
    tur der unteren Extremität                              Die äußere Bahn heißt: Pyramidenbahn.                                                                                                             Die Kleinhirnseitenstränge werden
    4 a.Tractus vestibulospinalis lateralis:                Tractus corticospinalis lateralis und ante-                                                                                                       gebildet von dem
    Vermittlung der Lage- und Gleichgewichts-               rior leiten die motorischen Impulse, die                                                                                                          – Tractus spinocerebellaris anterior
    reflexe unter Aktivierung der Extensoren                bewusst aktiviert werden, zur Muskulatur                                                                                                          (Gowers-Bündel) und dem
    und Hemmung der Flexoren (Vestibulo-                    der contralateralen Körperhälfte.                                                                                                                 – Tractus spinocerebellaris posterior
    spinaler Reflex)                                        Das sind grobe, abgehakte, ungeschickte,                                                                                                          (Flechsig-Bündel)
    4 b. Tractus vestibulospinalis lateralis: ist           tapsig und eckige Bewegungsformen.
    Bestandteil des vestibulospinalen Reflexes
    a. + b. Fazilitation der posturalen Muskula-
    tur des unteren Rückens und Beckens
    4 c. Tractus vestibulospinalis medialis:                                                                                                                                                                                   2
    inhibiert Motoneurone der Nackenmusku-                                                                                                                                                                    Aufsteigendes Bahnsytems der
    latur und der oberen Rückenpartie                                                                                                                                                                         Nozizeption
                                                                                                                                                                                                              Tractus spinothalamicus anterior
                                                                                                                                                                                                              und lateralis.
                                                                                                                                                                                                              Diese Bahnen leiten Oberflächen-
     Kontraktion der Myofibrillen                                                                                                                                                                             sensibilität für Druck und Berührung
                                                                                                                                                                                                              sowie Schmerz und Temperatur-
     Längenänderung d. intrafusalen Muskelfasern
                                                                                                                                                                                                              empfindung.
     Kontraktion der extrafusalen Muskelfasern
     Kontraktion der Muskultur                                                                                                                                               Mechanozeptorische Information
                                                                                                                                                                             Nozizeptorische Information

                Axon eines               Axons von
                             Extrafusale γ-Motoneuronen
                                                                                                                                                                                                                                      1
                α-Moto-                                          Fasergruppe Ia + II                                                                                                                                       Ia + II haben einen
                                                                                                                                                                                  Fasertyp Ia + II / Aα, Aβ

                neuron       Muskel-     efferente Infor-        afferente Infor-
                                                                                                                                                                                                                           großen Faserdurchmes-
                                                                                                                                                       Fasertyp IV/C-Faser

                             fasern      mationen                mationen
                                                                                                                                                                                                                           ser, sind myelinisiert
                                                                                                                                                                                                                           und sind somit schnell
                                                                                                                                                                                                                           leitende Fasern mit einer
                                                                              Aδ-Faser/Typ III (Nozizeption/Thermo-                                                                                                        Leitgeschwindigkeit
                                                                              rezeptoren sind dünn myelinisiert und                                                                                                        von 60 – 80 Metern pro
                                                                              schneller als die C-Fasern)
                                                                              C-Faser/Typ IV                                                                                                                               Sekunde

          Intrafusale Nuclear-chain-
                                      Subkapsu- Nuclear-bag- Kapsel
          Muskel-     Fasern/Kernket- lärer
          fasern                                Fasern/Kern- um die
                      tenfasern       Raum      sackfasern   Spindel

                                                                       α-Motoneuron efferente Information an
 Aktivierung der                                                       posturale Muskulatur
 posturalen Muskulatur/
 Anitschwerkraftmus-
 keln/Zielmotorik

                                                                                                                                                                                 Golgi-
                                                                                                      Facettengelenk /                 Bandscheibe                                                                          Muskelspindel
                                                                                                                                                                             Sehnen-Apparat
                                                                                                          Kapsel
                                                                                                      afferente nozizeptive Stress an der Bandscheibe                        afferente Informati-                        afferente Informationen
                                                                                                       Information durch    erhöht die propriozeptive                        onen über die Mus-                                     über
                 Die Beinlängendifferenz hebt sich nach
                                                                                                     Fasertyp IV/C-Fasern          Aktivität von                             kelspannung durch                           Ia + II-Fasern / Aα, Aβ
                der Justierung der Subluxation sofort auf,
                                                                                                    über inflammatorische       Typ II-Fasern / Aβ                              Ib-Fasern / Aα                            zur dynamischen und
                 da die Faser-Typen Ia + II und Fasertyp
                                                                                                     Gewebeschädigungen. und Fasertyp IV/C-Fasern                                                                         statischen Dehnungs-
                  IV/C-Fasern keine Aktionspotentiale
                                                                                                    TNF α, VIP, Substanz P,                                                                                                      änderung
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                                                                                                            dine sind
                                                                                                        Hauptmediatoren

                                                                                                                      Die Subluxation nimmt Einfluss auf diese vier Strukturen

Grafik als Übersicht

                                                                                                     Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL                                                                                 15
n         bewusst aktiviert werden, zur Muskulatur                                                                                                       (Gowers-Bündel) und dem
          der contralateralen Körperhälfte.                                                                                                              – Tractus spinocerebellaris posterior
          Das sind grobe, abgehakte, ungeschickte,                                                                                                       (Flechsig-Bündel)
ist                                   T
          tapsig und eckige Bewegungsformen.
                                 hema                 2 - N eurologie
es
 la-

                                                                                                                                                                          2
ku-                                                                                                                                                      Aufsteigendes Bahnsytems der
                                                                                                                                                         Nozizeption
                                                                                                                                                         Tractus spinothalamicus anterior
                                                                                                                                                         und lateralis.
                                                                                                                                                         Diese Bahnen leiten Oberflächen-
                                                                                                                                                         sensibilität für Druck und Berührung
                                                                                                                                                         sowie Schmerz und Temperatur-
ern
                                                                                                                                                         empfindung.
ern
                                                                                                                        Mechanozeptorische Information
                                                                                                                        Nozizeptorische Information

n
uronen
                                                                                                                                                                                 1
                Fasergruppe Ia + II                                                                                                                                   Ia + II haben einen

                                                                                                                             Fasertyp Ia + II / Aα, Aβ
nfor-           afferente Infor-
                                                                                                                                                                      großen Faserdurchmes-

                                                                                                  Fasertyp IV/C-Faser
                mationen
                                                                                                                                                                      ser, sind myelinisiert
                                                                                                                                                                      und sind somit schnell
                                                                                                                                                                      leitende Fasern mit einer
                             Aδ-Faser/Typ III (Nozizeption/Thermo-                                                                                                    Leitgeschwindigkeit
                             rezeptoren sind dünn myelinisiert und                                                                                                    von 60 – 80 Metern pro
                             schneller als die C-Fasern)
                             C-Faser/Typ IV                                                                                                                           Sekunde

uclear-bag- Kapsel
sern/Kern- um die
ckfasern    Spindel

                      α-Motoneuron efferente Information an
                      posturale Muskulatur

                                                                                                                            Golgi-
                                                     Facettengelenk /           Bandscheibe                                                                            Muskelspindel
                                                                                                                        Sehnen-Apparat
                                                         Kapsel
                                                     afferente nozizeptive Stress an der Bandscheibe                    afferente Informati-                        afferente Informationen
                                                      Information durch    erhöht die propriozeptive                    onen über die Mus-                                     über
z hebt sich nach
                                                    Fasertyp IV/C-Fasern          Aktivität von                         kelspannung durch                           Ia + II-Fasern / Aα, Aβ
xation sofort auf,
                                                   über inflammatorische       Typ II-Fasern / Aβ                          Ib-Fasern / Aα                            zur dynamischen und
 II und Fasertyp
                                                    Gewebeschädigungen. und Fasertyp IV/C-Fasern                                                                     statischen Dehnungs-
tionspotentiale
                                                   TNF α, VIP, Substanz P,                                                                                                  änderung
en.
                                                   Bradykinin, Prostaglan-
                                                           dine sind
                                                       Hauptmediatoren

                                                                     Die Subluxation nimmt Einfluss auf diese vier Strukturen

                                                                        Bei einer Subluxation sind im wesentlichen vier
                                                                        Strukturen für die Existenz des „contracted leg“
                                                                        verantwortlich: die propriozeptive Veränderung der
                                                                        Muskelspindel (der spinale Dehnreflex) und des Golgi-
                                                                        Sehnen-Apparats, der nozizeptive Stress an der
                                                                        Bandscheibe und der nozizeptive Einfluss auf die
                                                                        Facettengelenke der Wirbelsäule.

                                                                                             Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL                                    16
T hema 2 - N eurologie

rologie zur Kurzbeintheorie
           nach Dr. Thompson im Überblick
                                       Modifiziert nach Dr. John Minardi                                                                                                  5
                                                                                                                                                       Thalamus: selektive Auswahl der
                                                                                                                                                       ankommenden Informationen,
                 7B                                        buscim quiae
                                                         Cortex/Großhirnrinde
                                                                                                                                                       Kopie ans Limbische System, wo
                                                                                                                                                       die Bewertung dieser stattfindet.
Die absteigenden Bahnen des
extrapyramidalen Nervensystems                                                                                                                         Das Ergebnis wird an die Formatio
modifizieren/hemmen die grobe                                                                                                                          reticularis weitergeleitet und von
pyramidale Muskelaktivität im                                                                                                                          hier entweder weiter zur corticalen
Sinne einer verfeinerten und ziel-                            Thalamus
                                                                                                                                                       Verarbeitung (bewusste Wahrneh-
gerichteten Bewegung. Aufgrund                                                                                                                         mung) oder zur subcorticalen
einer erhöhten Nozizeptorenak-                                                                                                                         Weiterverabeitung (z. B. unbe-
tivtät wird das EPS                                                                                                                                    wusste Bewegungsmodifikation).
– den Tonus der intrafusalen
Muskulatur erhöhen
– die Muskelspindel auf eine                                                                                                                                              4
vermehrte Muskelverkürzung                                                                                                                             Cerebellum/Kleinhirn: erfasst die
                                                                           Cerebellum/
getriggert                                                                 Kleinhirn                                                                   gesamte und unbewusste Informa-
– der Tonus der posturalen                                                                                                                             tion als IST-Zustand im Körper
Muskulatur (Antischwerkraftkette)                                                                                                                      und gleicht diese Daten mit dem
ist erhöht (einseitige spastische                                                                                                                      Großhirn, SOLL-Zustand, ab.
Kontraktur)

                                                                                                                                                                     3
                                                                                                                                                    Aufsteigendes Bahnsytems der
                                                                                                                                                    Propriozeption
Die äußere Bahn heißt: Pyramidenbahn.                                                                                                               Die Kleinhirnseitenstränge werden
Tractus corticospinalis lateralis und ante-                                                                                                         gebildet von dem
rior leiten die motorischen Impulse, die                                                                                                            – Tractus spinocerebellaris anterior
bewusst aktiviert werden, zur Muskulatur                                                                                                            (Gowers-Bündel) und dem
der contralateralen Körperhälfte.                                                                                                                   – Tractus spinocerebellaris posterior
Das sind grobe, abgehakte, ungeschickte,                                                                                                            (Flechsig-Bündel)
tapsig und eckige Bewegungsformen.

                                                                                                                                                                     2
                                                                                                                                                    Aufsteigendes Bahnsytems der
                                                                                                                                                    Nozizeption
                                                                                                                                                    Tractus spinothalamicus anterior
                                                                                                                                                    und lateralis.
                                                                                                                                                    Diese Bahnen leiten Oberflächen-
                                                                                                                                                    sensibilität für Druck und Berührung
                                                                                                                                                    sowie Schmerz und Temperatur-
                                                                                                                                                    empfindung.

                                                                                                               Mechanozeptorische Information
                                                                                                                       Mechanozeptorische Information
                                                                                                               Nozizeptorische Information
                                                                                                                                            Nozizeptorische Information

                                                                                                                                                                              1
     Fasergruppe Ia + II                                                                                                                                         Ia + II haben einen
                                                                                                                    Fasertyp Ia + II / Aα, Aβ

     afferente Infor-
                                                                                                                                                                 großen Faserdurchmes-
                                                                                         Fasertyp IV/C-Faser

     mationen
                                                                                                                                                                 ser, sind myelinisiert
                                                                                                                                                                 und sind somit schnell
                                                                                                                                                                 leitende Fasern mit einer
                 Aδ-Faser/Typ III (Nozizeption/Thermo-                                                                                                           Leitgeschwindigkeit
                 rezeptoren sind dünn myelinisiert und                                                                                                           von 60 – 80 Metern pro
                 schneller als die C-Fasern)
                 C-Faser/Typ IV                                                                                                                                  Sekunde

Kapsel
um die
Spindel

          α-Motoneuron efferente Information an
          posturale Muskulatur

                                                                                                                   Golgi-
                                         Facettengelenk /                Bandscheibe                                                                              Muskelspindel
                                                                                                               Sehnen-Apparat
                                             Kapsel
                                         afferente nozizeptive    Stress an der Bandscheibe afferente Informati- afferente Informationen
                                          Information durch       erhöht die propriozeptive onen über die Mus-              über
ch nach
                                        Fasertyp IV/C-Fasern             Aktivität von      kelspannung durch    Ia + II-Fasern / Aα, Aβ
ofort auf,                                                                                 Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL                                 17
                                        über inflammatorische         Typ II-Fasern / Aβ       Ib-Fasern / Aα     zur dynamischen und
Fasertyp
                                        Gewebeschädigungen.       und Fasertyp IV/C-Fasern                        statischen Dehnungs-
T hema 2 - N eurologie          Neurologie zur Kurzbeintheori
                                                                       nach Dr. Thompson im Überblick
                            6                                                                      Modifiziert nach Dr. John Minardi
   Cortex: hier ist die Vorgabe des SOLL-Zu-                                                                                                                                                                   Thalamus
   stands gespeichert. Stimmen die Infor-                                                                                                                                                                      ankomme
   mationen aus dem Cerebellum mit dem                                       7B                                        buscim quiae
                                                                                                                     Cortex/Großhirnrinde
                                                                                                                                                                                                               Kopie ans
                                                                                                                                                                                                               die Bewer
   momentanen IST-Zustand nicht mit der                    Die absteigenden Bahnen des
   Vorgabe des SOLL-Zustands überein, gibt                 extrapyramidalen Nervensystems                                                                                                                      Das Ergeb
   es die Möglichkeiten wie folgt:                         modifizieren/hemmen die grobe                                                                                                                       reticularis
                                                           pyramidale Muskelaktivität im                                                                                                                       hier entwe
                                                           Sinne einer verfeinerten und ziel-                                                                                                                  Verarbeitu
                            7A                             gerichteten Bewegung. Aufgrund
                                                                                                                          Thalamus
                                                                                                                                                                                                               mung) od
   Der Cortex veranlasst über vier wichtige                einer erhöhten Nozizeptorenak-                                                                                                                      Weiterver
   absteigenden Bahnen, extrapyramidale                    tivtät wird das EPS                                                                                                                                 wusste Be
   Bahnen, korrektive Maßnahmen.                           – den Tonus der intrafusalen
                                                           Muskulatur erhöhen
                                                           – die Muskelspindel auf eine
                                                           vermehrte Muskelverkürzung                                                                                                                          Cerebellu
                                                                                                                                       Cerebellum/
   1. Tractus tectospinalis: reflektorische                getriggert                                                                  Kleinhirn                                                               gesamte u
   Steuerung der Kopf- und Nackenbewegung                  – der Tonus der posturalen                                                                                                                          tion als IS
   im Zusammenhang mit der Blickbewegung                   Muskulatur (Antischwerkraftkette)                                                                                                                   und gleich
   koordinieren                                            ist erhöht (einseitige spastische                                                                                                                   Großhirn,
   2. Tractus rubrospinales: verantworlich für             Kontraktur)
   das Aktivieren der Flexoren und Inhibieren
   der Extensoren in den distalen (körperfer-
   nen) Abschnitten der oberen Extremität
   3. Tractus reticulospinalis anterior: steuert
   die Rumpfhaltung, teilweise antagonistisch,                                                                                                                                                             Aufsteigendes
   sowie die proximale (körpernahe) Muskula-                                                                                                                                                               Propriozeptio
   tur der unteren Extremität                              Die äußere Bahn heißt: Pyramidenbahn.                                                                                                           Die Kleinhirn
   4 a.Tractus vestibulospinalis lateralis:                Tractus corticospinalis lateralis und ante-                                                                                                     gebildet von d
   Vermittlung der Lage- und Gleichgewichts-               rior leiten die motorischen Impulse, die                                                                                                        – Tractus spin
   reflexe unter Aktivierung der Extensoren                bewusst aktiviert werden, zur Muskulatur                                                                                                        (Gowers-Bünd
   und Hemmung der Flexoren (Vestibulo-                    der contralateralen Körperhälfte.                                                                                                               – Tractus spin
   spinaler Reflex)                                        Das sind grobe, abgehakte, ungeschickte,                                                                                                        (Flechsig-Bün
   4 b. Tractus vestibulospinalis lateralis: ist           tapsig und eckige Bewegungsformen.
   Bestandteil des vestibulospinalen Reflexes
   a. + b. Fazilitation der posturalen Muskula-
   tur des unteren Rückens und Beckens
   4 c. Tractus vestibulospinalis medialis:
   inhibiert Motoneurone der Nackenmusku-                                                                                                                                                                  Aufsteigendes
   latur und der oberen Rückenpartie                                                                                                                                                                       Nozizeption
                                                                                                                                                                                                           Tractus spino
                                                                                                                                                                                                           und lateralis.
                                                                                                                                                                                                           Diese Bahnen
    Kontraktion der Myofibrillen                                                                                                                                                                           sensibilität für
                                                                                                                                                                                                           sowie Schmerz
    Längenänderung d. intrafusalen Muskelfasern
                                                                                                                                                                                                           empfindung.
    Kontraktion der extrafusalen Muskelfasern
    Kontraktion der Muskultur                                                                                                                                              Mechanozeptorische Informati
                                                                                                                                                                           Nozizeptorische Information

               Axon eines               Axons von
               α-Moto-      Extrafusale γ-Motoneuronen          Fasergruppe Ia + II                                                                                                                                      I

                                                                                                                                                                               Fasertyp Ia + II / Aα, Aβ
               neuron       Muskel-     efferente Infor-        afferente Infor-
                            fasern      mationen                mationen
                                                                                                                                                     Fasertyp IV/C-Faser                                                 g
                                                                                                                                                                                                                         s
                                                                                                                                                                                                                         u
                                                                                                                                                                                                                         l
                                                                             Aδ-Faser/Typ III (Nozizeption/Thermo-                                                                                                       L
                                                                             rezeptoren sind dünn myelinisiert und                                                                                                       v
                                                                             schneller als die C-Fasern)
                                                                             C-Faser/Typ IV                                                                                                                              S

         Intrafusale Nuclear-chain-
                                     Subkapsu- Nuclear-bag- Kapsel
         Muskel-     Fasern/Kernket- lärer
         fasern                                Fasern/Kern- um die
                     tenfasern       Raum      sackfasern   Spindel

                                                                      α-Motoneuron efferente Information an
Aktivierung der                                                       posturale Muskulatur
posturalen Muskulatur/
Anitschwerkraftmus-
keln/Zielmotorik

                                                                                                 Bei dem „contracted leg“ nach Thompson handelt es
                                                                                                 sich um eine funktionelle Beinlängendifferenz, die durch
                                                                                                 ein neurologisches Ungleichgewicht hervorgerufen wird
                                                                                                 und somit auch den neurologischen Ursprung beschreibt.
                                                                                                 Dieses neurologische Ungleichgewicht äußert sich Golgi-     durch
                                                                                                    Facettengelenk /            Bandscheibe
                                                                                                                                                        Sehnen-Apparat
                                                                                                 eine einseitige spastische Kontraktur der extensorischen
                                                                                                          Kapsel
                                                                                                 Muskulatur     (Streckmuskulatur)
                                                                                                    afferente nozizeptive  Stress an derder  unteren Wirbelsäule/
                                                                                                                                         Bandscheibe  afferente Informati-                                             aff
                Die Beinlängendifferenz hebt sich nach
                                                                                                 Lendenwirbelsäule
                                                                                                     Information durch deserhöht
                                                                                                                            Beckengürtels       und deronen
                                                                                                                                   die propriozeptive    Bein­
                                                                                                                                                            über die Mus-
                                                                                                    Fasertyp IV/C-Fasern          Aktivität von        kelspannung durch                                                Ia
               der Justierung der Subluxation sofort auf,                                        muskulatur.
                                                                                                   über inflammatorische       Typ II-Fasern / Aβ        Ib-Fasern / Aα                                                  z
                da die Faser-Typen Ia + II und Fasertyp
                 IV/C-Fasern keine Aktionspotentiale
                                                                                                 Aus   dieser nervalen Überlastung
                                                                                                   Gewebeschädigungen.                   der Streckmuskulatur
                                                                                                                           und Fasertyp IV/C-Fasern                                                                      s
                                                                                                   TNF α, VIP, Substanz P,
                             mehr senden.                                                        resultiert  die Beinlängendifferenz.
                                                                                                   Bradykinin, Prostaglan-
                                                                                                         dine sind
                                                                                                      Hauptmediatoren
                                                                               Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL                                                              18
T hema 2 - N eurologie

Neurologische Erklärungen des Leg-Check

Die Beinlängendifferenzen, die wir untersuchen, kommen auf Grund einer spastischen
Kontraktion der extensorischen Muskeln der unteren Wirbelsäule und des Beckengürtels
zustande.

Während es viele Gründe für eine Beinlängendifferenz gibt (Knochendeformitäten,
Pathologien, Trauma, Gelenksbeteiligung, Absenkung des Fußgewölbes etc.), wird unser
Fokus auf der spastischen Muskelkontraktion liegen.

Um die Relevanz der „Kurz-Bein-Analyse“ zu verstehen, werden wir eine genauere
Beschreibung benutzen: das kontrahierte Bein (Contracted Leg).
Dieser Begriff erklärt besser die neuropathologische Beziehung, die wir bei vielen Patienten
sehen.

Der Ausdruck „kontrahiertes Bein“ betont den Ursprung des neurologischen Ungleich­
gewichts. Dieses erscheint als eine nervale Überlastung an den Streckmuskeln, was zu einer
einseitigen spastischen Kontraktion führt und somit ungleiche Extremitäten verursacht.
Häufig wird es als unechtes, funktionelles oder als physiologisches kurzes Bein bezeichnet.

Jetzt betrachten wir die Funktion des zentralen, erregenden (exzitatorischen) und
hemmenden (inhibitorischen) Mechanismus.
Normalerweise steigert der erregende Mechanismus den normalen spinalen Dehnungsreflex,
während der hemmende Mechanismus den Reflex schwächt.

Diese Systeme reagieren permanent auf propriozeptive Reize zur Erhaltung bzw. Erzeugung
einer ausgeglichenen Körperhaltung. Diese Systeme befinden sich an dem cerebralen Cortex
(Hirnrinde), dem Cerebellum (Kleinhirn) und am Hirnstamm.
Die Hirnrinde speichert die Normalwerte der Körperfunktion, während der aktuelle Status
des Körpers von Kleinhirn und Thalamus erfasst und mit den Normwerten der Hirnrinde
verglichen wird.

Eine strukturelle Abweichung (Subluxation oder fixiertes Gelenk) wird im Hirnrinden-System
von den afferenten (aufsteigenden) Fasern des Kleinhirns als erhöhter Reiz erfasst.

Die absteigenden Bahnen des extrapyramidalen Nervensystems modifizieren/hem-
men die grobe pyramidale Muskelaktivität im Sinne einer verfeinerten und zielge-
richteten Bewegung. Aufgrund einer erhöhten Nozizeptorenaktivtät wird das EPS

– den Tonus der intrafusalen Muskulatur erhöhen;

– die Muskelspindel auf eine vermehrte Muskelverkürzung getriggert;

– den Tonus der posturalen Muskulatur (Antischwerkraftkette) erhöhen
 (einseitige spastische Kontraktur).

                                               Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   19
T hema 3 - E inteilung   der chiropraktischen    P rioritäten

Einteilung der chiropraktischen Prioritäten

                                                                     Primäre Ebene

                                                                     Tertiäre Ebene

                                                                     Sekundäre Ebene

                                                                     Primäre Ebene

                                     Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   20
T hema 3 - E inteilung   der chiropraktischen    P rioritäten

Pirmäre Ebene Cervical:

Classic Cervical Syndrom		 CS
Double Cervical Syndrom    DCL
Atlas Subluxation
Overcompensated Cervical Syndrom		 OCCS
Stucky Friction Lock
Stucky Stack, chronic C2
Anterior Cervical
Posterior Cervical
C1 Flexion Lock
C7-T1 Extensions Lock

Pirmäre Ebene Occiput:

Bilateral Cervical Syndrom		 BSC
Unilateral Occiput Syndrom		                              UOS
Posterior Occiput Syndorm		                               POS
Ecxeption Derefield                                       X-D

Pirmäre Ebene Becken:

Negativ Derefield		 –D
Positiv Derefield   +D

Clean-up Moves:

Rotated Sacrum		                                          RS
Posterior Rocked Ischium		                                PRI
Posterior Sacrale Apex		                                  PSA
Anterior Coccyx
IN Ilium
EX Ilium
Elevated Rib Gage 		                                      ERC
Rotated Rib

                                      Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   21
T hema 3 - E inteilung   der chiropraktischen    P rioritäten

Sekundäre Ebene Lumbar:

Lumbar Spine                                          LS
Hyperaktiver M. psoas
L5/S1 Distraktion Adjustment, acute low back
Spondylolisthesis

Tertiäre Ebene Thoracic Spine                         TS

Pottinger’s Saucer
Lateral Listhesis
Modified Cross Bilateral

Extremitäten:
Shoulder Complex Humerus
Glenohumeral Joint                                    GHJ
Anterior Humerus
Posterior Humerus

Clavicle:
Sternoclavikular Joint                                SCJ
Acromivlavicular Joint                                ACJ

Scapula:
Medial inferior scapula

Hip Joint:
Externally Rotated Hip
Internally Rotated Hip

Patella:
Superior Lateral Patella

Tibia:
Internally Rotated Tibia

Fibula:
Anterior Fibula

Temporomandibular Joint                               TMJ

                                      Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   22
T hema 4   und   5 - K ontraindikationen | D ie 6 T hompson H auptkatergorien

Kontraindikationen bei der Derefield-
Thompson Bein-Ananlyse

Kontraidikationen bei der Benutzung des Derefield-
Thompson Bein-Analyse- und Justierungssystems:

•       Aorten Aneurisma
•       Osteoporose
•       Spondylolisthesis ab Grad 3
•       Femurkopf Degeneration
•       Hüft- oder Knieprothesen
•       Akuter Bandscheibenvorfall
•       Schwere Beinverletzungen in der Anamnese

Die 6 Thompson Hauptkategorien

•       Cervical Syndrom (CS)
•       Bilateral Cervical Syndrom (BCS)
•       Exception Derefield (X-D)
•       Overcompensated Cervical Syndom (OCCS)
•       Negativ Derefield (–D)
•       Positiv Derefield (+D)

                                        Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   23
T hema 6 - N eurologische U ntersuchung            der   H alswirbelsäule

Neurologische Untersuchung der
Halswirbelsäule
Stand:
• Lateralflexion – beachte evtl. Schwindelgefühl aufgrund von Osteophyten
• Rotation – beachte Aufrichtung!
• Extension
• Flexion

M. trapezius (Elevation des Schultergürtels)                    C2 / C3 / C4

M. supraspinatus (Abd.)                                         C4 / C5

M. infraspinatus (AR)                                           C4 / C5

M. deltoideus (horizontale Abd.)                                C4 / C5

M. biceps brachii (Ellebogenflexion)                            C5 / C6

Bicepssehnenreflex                                              C5

Brachioradialisreflex                                           C6

M. flex. carpi radialis (Palmarflex. + Pronation der            C6 / C7
		                       Hand bei gestrecktem Ellenbogen)

M. ext. carpi ulnaris (ulnare Adb. aus Mittelstellung)          C8

M. flex. carpi ulnaris                                          C8 / Th1

M. triceps                                                      C6 / C7

Tricepssehnenreflex                                             C7

Mm. ext. et adductor pollicis (Daumen abspreizen)               C8 / Th1

Mm. interossei (Finger adduzieren)                              Th1 / Th2

Babinsky – Fremdreflex (Pyramidenbahnzeichen)
Streichen auf der Plantarseite des Fußes, von der Außenseite bis zur Großzehe.
Positives Phänomen: Extension der Großzehe, Spreizen der kleinen Zehe.

Hinweis auf eine zentralnervöse Störung!

                                           Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL   24
Zervikale Wurzelkompression

                                                                    Bandscheibenvorfall   C2/ 3/ 4			C4/ 5			C5/ 6			C6/ 7			C7/ TH1			TH1/ TH2

                                                                    Nervenwurzel		C3/ 4			C5			C6			C7			C8			TH1

                                                                    Schmerzen und		  Vordere Halspartie,   Schulter u. über		      Schulter u. über		   Rückseite		      Handinnen-		   Ulnare
                                                                    Sensibilitäts-		 untere Wangen-		      radiale Seite des		     Innenseite des		     des Ober-		      seite vom		    Seite
                                                                    störungen 		     partie, Schulter      Armes bis einschließ-   Armes bis ein-       armes mit den 		 3. bis 5. 		   des
                                                                         							                           lich Daumengrund-       schließlich Daumen   3 mittleren 		   Finger 			     Unter-
                                                                         							                           gelenk      		          und Zeigefinger      Fingern     					               armes
                                                                                                                                                                                                 T hema 6 - N eurologische U ntersuchung

                                                                    Muskelschwächen M. trapezius 		 M. supraspinatus, M. biceps humeri, M. triceps, 		 M. extensor 		 Mm. inter-
                                                                    							M. infraspinatus,                          M. extensor		M. flexor		carpi ulnaris,		ossei 4 / 5
                                                                                                                                                                                                  der

                                                                    							M. deltoideus,		carpi radialis		carpi radialis		M. flexor
                                                                    							M. biceps humeri							carpi ulnaris,
                                                                    																M. extensor pollicis,
                                                                    																M. adductor pollicis

                                                                    Reflexstörungen		keine			Biceps			Biceps			Triceps			keine			keine
                                                                                                                                                                                                 H alswirbelsäule

                                                                    							Brachioradialis

Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL
25
T hema 7 - S icherheitstests              der   H alswirbelsäule

Sicherheitstests der
Halswirbelsäule
Vor der Anwendung größerer passiver Bewegungen in
der Untersuchung und Behandlung der HWS wird zuneh-
mend die Beachtung möglicher Kontraindikationen und ihre
Dokumentation verlangt. Diese betreffen besonders einen ver-
minderten Durchfluss der A. vertebrales, die vor allem durch
Rotation, möglicherweise kombiniert mit anderen Bewegungen,
geprüft wird (Grieve 1988, S. 477 ff, Grad 1996, Baker et
al. 2000). Neurologische Auffälligkeiten bezüglich Motorik
und Sensibilität sowohl der oberen als auch der unteren
Extremitäten (Rückenmarksbahnen!) werden beachtet.

                                                                          Bei manuell fixierter Axis bewirkt eine reine
                                                                          Seitneigung des Occiput nach rechts eine
                                                                          Straffung des linken Ligamentum alare.

Stabilitätstests der oberen HWS werden bisher nicht routinemäßig vor der Ausführung grö-
ßerer passiver Bewegungen verlangt (z. B. Frisch 1989, Grieve 1988 u. 1991, Cyriax 1982,
Cyriax u. Cyriax 1993). Andere Autoren fordern hingegen, diese auch an asymptomatischen
Kollegen während der Ausbildung systematisch durchzuführen und zu dokumentieren
(Kaltenborn 1993, Schomacher 1998).

Der folgende Fallbericht einer außergewöhnlichen Reaktion auf einen Stabilitätstest der
Ligamenta alaria soll die Diskussion zur Standardisierung der Ausschließung von Risiken bei
Manueller Therapie der HWS intensivieren.

Anatomische Grundlagen

Die meisten Tests zur Stabilitätsprüfung der oberen HWS konzentrieren sich in ihrer
Erklärung vorwiegend auf das Lig. transversum atlantis (z. B. Cattrysse et al. 1997).
Beim Test der Ligamenta alaria wird von der Vorstellung ausgegangen, dass eine reine
Seitneigung des Occiput nach rechts das linke Lig. alare unter Spannung setzt. Dadurch
wird die Axis in Rechtsrotation gezogen. Trotz der anatomischen Offensichtlichkeit bleibt es
vorerst unbewiesen, dass die zu beobachtende Rechtsrotation durch die Straffung des Lig.
alare erfolgt – möglicherweise ist sie auch durch die Gelenke von C2 auf C3 (Orientierung
der Gelenkflächen?) bedingt (Levit 1992, S. 117 u. 121).

Manuelle Therapie 4 (2000) 127-132
© Georg Thieme Verlag Stuttgart, New York

                                                    Chiropraktikausbildung nach Dr. J. Clay Thompson, Teil 1 – MANUAL     26
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