Citizen Science in den Nationalen Naturlandschaften - Bürger ...
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ANLEITUNG ZUR ENT WICKLUNG VON BÜRGERWISSENSCHAFTS-PROJEKTEN Citizen Science in den Nationalen Naturlandschaften
2 | C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N AT I O N A L E N N AT U R L A N D S C H A F T E N „Ehrenamt und Wissenschaft passen für mich w underbar zusammen. Schon in der Vergangenheit wurden viele wissenschaftliche Entdeckungen von „Hobbyforschern“ gemacht. Arten und Lebensräume zu entdecken und das gewonnene Wissen mit Begeisterung an andere weiterzugeben macht sehr viel Spaß. In vielen Jahren als „Bürgerwissenschaftler“ habe ich sehr viele nette und engagierte Leute kennengelernt. Es ist ein gutes G efühl etwas erreicht zu h aben, das auch für die Nachwelt erhalten bleibt.“ Stefan Zaenker, ehrenamtlich engagierter Experte für Quellenforschung, Höhlenforschung und Fledermausschutz. „Tatort“: das Biosphärenreservat Rhön, der Nationalpark Kellerwald-Edersee u. a.
C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N AT I O N A L E N N AT U R L A N D S C H A F T E N | 3 Inhalt Warum der Leitfaden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Anleitung zur Entwicklung von Bürgerwissenschafts-Projekten – Citizen Science in den Nationalen Naturlandschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Faktoren für erfolgreiches Arbeiten im Bereich Citizen Science und Freiwilligenmanagement ���������������������������������������������������������������������������������������������� 14 Was gibt’s noch? Infoquellen und Beispiele ���������������������������������������������������������������������� 18 Die Herausgeber�������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 19 Herausgeber Zitation EUROPARC Deutschland e. V. Schierenberg, A., Richter, A., Kremer, M., Pfalzburger Straße 43/44 Karrasch, P. & Bonn, A. (2016): Anleitung zur 10717 Berlin Entwicklung von Bürgerw issenschafts-Projekten – Telefon + 49 (0)30-2887882-0 Citizen Science in den Nationalen Naturlandschaften. Telefax + 49 (0)30-2887882-16 EUROPARC Deutschland, Berlin, Helmholtz-Zentrum E-Mail: info@europarc-deutschland.de für Umweltforschung – UFZ Deutsches Zentrum für Internet: www.europarc-deutschland.de Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena- Leipzig, Leipzig. Biosphärenreservat Rhön Hessische Verwaltungsstelle Redaktion Groenhoff Haus Wasserkuppe Anne Schierenberg (EUROPARC Deutschland) 36129 Gersfeld Dr. Anett Richter (UFZ/iDiv) Telefon: + 49 (0)6654-9612-0 Telefax: + 49 (0)6654-9612-20 Gestaltung E-Mail: vwst@brrhoen.de DreiDreizehn Werbeagentur GmbH, Berlin Internet: www.brrhoen.de Druck Das Projekt „BürGEr schaffen Wissen – FRITSCH Druck GmbH, Leipzig WISSen schafft Bürger (GEWISS)“ www.buergerschaffenwissen.de Fotos Titelbild: Naturwacht Brandenburg – S. 2: Stefan Zaenker – S. 4: Naturwacht Brandenburg – S. 5: Norbert Kubicke – S. 15: Stefan Zaenker – S. 16: Martin Kremer – S. 18: Thomas Stephan Klimaneutral gedruckt auf Redaktionsschluss 100 % Recycling-Papier Circlesilk Premium White 03/2016 Online verfügbar unter www.europarc-deutschland.de und www.buergerschaffenwissen.de
4 | C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N AT I O N A L E N N AT U R L A N D S C H A F T E N Warum der Leitfaden? Liebe Leserin, lieber Leser, Bürgerwissenschaft oder auch Citizen Science ist alt und neu. Seit Jahrhunder ten sind „Laien“, „Amateure“ oder „Ehrenamtliche“ wissenschaftlichen Fragen auf der Spur. Eine sehr lange Tradition hat die naturkundliche Bürgerwis senschaft z. B. in Vereinen und Fachgesellschaften. Heute bieten moderne Informations- und Kommunikationstechnologien ganz neue Möglichkeiten, Bürgerinnen und Bürger in wissenschaftliche Aktivitäten, auch in die ökologische Forschung, einzubinden – vernetzt, zeit- und ortsunabhängig. Was hat Bürgerwissenschaft mit den Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservaten in Deutschland zu tun? Viele Nationale Naturlandschaften wären nicht entstanden, Dennoch, sie haben es verdient, hoch geschätzt und in ihrer wenn nicht ehrenamtlich Engagierte über viele Jahre, teils Jahr- individuellen Motivation unterstützt zu werden. Ebenso ist es zehnte die Naturschätze vor Ort erfasst, ihre Entwicklung eine bedeutende Aufgabe der Nationalen Naturlandschaften, dokumentiert und ihren Wert in der Öffentlichkeit bekannt weitere, auch junge Engagierte zu finden, die sich für Natur gemacht hätten. Heute sind wissenschaftlich tätige Freiwillige beobachtung, Artenerfassung und -dokumentation begeistern. in Nationalen Naturlandschaften häufig in guter Zusammen Unter anderem wird von ihnen zukünftig abhängen, in welchem arbeit mit hauptamtlichem Schutzgebietspersonal im Einsatz. Umfang wissenschaftliche Erkenntnisse in den Nationalen Durch ihre Fachexpertise, ihre Ortskenntnis und ihre einge- Naturlandschaften gewonnen werden können. Und von ihnen setzte Zeit erweitern sie ganz erheblich die Forschungstiefe und wird auch abhängen, wie viel Verständnis die Bevölkerung -breite, die in den Schutzgebieten möglich ist. Sie tragen dazu für Naturschutzforschung und für Naturschutzmaßnahmen bei, wichtige Erkenntnisse über Landschaftsveränderungen, zukünftig aufbringen wird. Populationsentwicklungen und Ähnliches zu erzielen. Ihre engagierte Hilfe findet oft b escheiden und abseits der öffent lichen Wahrnehmung statt. → Vermessung und Dokumentation von Wolfsspuren im Naturpark Schlaubetal
C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N AT I O N A L E N N AT U R L A N D S C H A F T E N | 5 → Erfassung von Insektenvorkommen im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft Was ist die Idee des Leitfadens? Dieser Leitfaden soll eine Inspiration und ein Ratgeber für Der Inhalt des Leitfadens basiert größtenteils auf Arbeits diejenigen Nationalen Naturlandschaften sein, die in der Zu- ergebnissen des Dialogforums „Bürgerwissenschaften in den sammenarbeit mit Bürgerwissenschaftlerinnen und -schaftlern Nationalen Naturlandschaften“ vom 25./26.09.2015 im Bio- bereits erfahren sind, um sich bei anstehenden Neustrukturie sphärenreservat Rhön/Hessen und auf Ausarbeitungen von rungen oder beim Start neuer Citizen-Science-Projekte zur Pierre Karrasch (TU Dresden). Das Dialogforum wurde vom Verbesserung von Rahmenbedingungen und Abläufen anregen Konsortium „BürGEr schaffen WISSen – Wissen schafft zu lassen. Weiterhin ist er als Schritt-für-Schritt-Anleitung für Bürger (GEWISS)“ in Zusammenarbeit mit EUROPARC Nationale Naturlandschaften konzipiert, die Citizen-Science- Deutschland e. V. und dem Biosphärenreservat Rhön/Hessen Projekte erstmalig entwickeln. Er umfasst sämtliche Aspekte veranstaltet. der Projektentwicklung von der Zieldefinition bis zur Würdi- gung von Ehrenamtlichen. Nicht zuletzt soll er gegenüber Wir danken allen Mitwirkenden ganz herzlich, die zur Entscheidungsträgerinnen und -trägern deutlich machen, dass Erarbeitung des Leitfadens beigetragen haben! eine gewinnbringende Zusammenarbeit von Nationalen Natur- landschaften mit Citizen Scientists nicht zum „Nulltarif “ zu Allen Aktiven in Bürgerwissenschaftsprojekten der haben ist. Vielerorts sind notwendige Bedingungen bislang Nationalen Naturlandschaften wünschen wir eine konstruktive nicht ausreichend gegeben. Zu diesen gehören eine ausreichen- und ergebnisreiche Zusammenarbeit! de Ausstattung an hauptamtlichem Personal und Ressourcen für die Koordination. Guido Puhlmann Prof. Aletta Bonn Thorsten Raab Vorsitzender GEWISS Leitung Leiter Biosphärenreservat EUROPARC Deutschland e.V. Helmholtz-Zentrum für Umwelt Rhön/Hessen forschung – UFZ und Deutsches Zentrum für Integrative Biodi- versitätsforschung (iDiv) Leipzig-Halle-Jena
6 | C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N AT I O N A L E N N AT U R L A N D S C H A F T E N Anleitung zur Entwicklung von Bürgerwissenschafts-Projekten Citizen Science in den Nationalen Naturlandschaften Arbeitsschritte Verantwortlichkeiten und Tätigkeiten von NNL-Verwaltungen Bürgerwissenschaftler Hauptamtliche Innen (Freiwillige) WissenschaftlerInnen (Forschungseinrichtungen) (X) = (X) = (X) = Falls nicht von Forschungs Mitarbeit ist sinnvoll, Gegebenenfalls einrichtung übernommen abhängig vom Einzelfall Arbeitsphase 1: Voraussetzungen schaffen Zielsetzung von CS von den Zielen der NNL ableiten X Wissenschaftliche Fragestellung und Projektziele X (X) X definieren KoordinatorIn („Kümmerer“) einsetzen X Kommunikation „auf Augenhöhe“ zwischen NNL-Verwaltung, Freiwilligen und Wissenschaftler X X X Innen sicherstellen Finanzierung sicherstellen, z. B. Budget für X (X) Aufwandsentschädigungen, Messgeräte etc. Vernetzung mit relevanten Behörden, Organisationen etc. aufbauen, zwecks Zusammenarbeit und X (X) Umsetzung der Projektergebnisse Arbeitsphase 2: Informations- und D atenbedarf bestimmen Informationsbedarf bestimmen und Datenbedarf ableiten; Grundlage sind wissenschaftliche X (X) X Fragestellungen, Projektziele und Erfahrungen aus vergleichbaren Projekten Wissen zur v orhandenen Datengrundlage, Vorhandene Datengrundlage recherchieren X X relevante Kontakte, Netzwerke u. Ä. einbringen Noch fehlende Daten und erforderlichen Daten umfang festlegen; Prüfung: Eignung der zu erheben- X (X) X den Daten für CS, Vorhandensein notwendiger Hard- und Software-Ausstattung und Eigen-/Fremdmittel CS = Citizen Science/Bürgerwissenschaften; NNL = Nationale Naturlandschaften (Nationalparks, Naturparks, Biosphärenreservate), NLP = Nationalpark
ANLEITUNG | 7 Ergebnisse Beispiele Definierte generelle Zielsetzung von CS, abgeleitet von Beschreibung, wie CS Ziele unterstützt, die der NLP-, NNL-Zielen Managementplan o. Ä. definiert Aufgreifen etablierter Fragestellungen oder Entwicklung neuer, Definierte wissenschaftliche Fragestellung und Projektziele wissenschaftlich oder gesellschaftlich relevanter Fragestellung; Ableiten der Ziele von Fragestellung KoordinatorIn aus NNL-Personalstamm benannt, alternativ Übertragung der Zuständigkeit an FreiwilligenkoordinatorIn z. B. Werkvertrag mit freien MitarbeiterInnen in der NNL Wertschätzende, konstruktive Kommunikation zwischen Eine Sprache sprechen, bei Schwierigkeiten ggf. ModeratorInnen NNL-Verwaltung, Freiwilligen und WissenschaftlerInnen hinzuziehen Einplanen verfügbarer Haushaltsmittel, Projektmittel, Verfügbares Budget für Projektkosten Drittmittel etc. Vernetzung mit relevanten Behörden, Verbänden, Austausch und Zusammenarbeit mit Naturschutzvereinen, Initiativen etc. Naturschutz-, Wasserbehörde Auflistung konkreter benötigter Datensätze Definierter Informations- und Datenbedarf (räumlich, zeitlich etc.) Sammlung vorhandener Datensätze aus vorhergehenden Erfasste vorhandene Datengrundlage Projekten, Literatur, Datenbanken Definierte, realisierbare zu erhebende Daten und Auflistung konkreter fehlender Datensätze (räumlich, zeitlich etc.) Datenumfang
8 | C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N AT I O N A L E N N AT U R L A N D S C H A F T E N Arbeitsschritte Verantwortlichkeiten und Tätigkeiten von NNL-Verwaltungen Bürgerwissenschaftler Hauptamtliche Innen (Freiwillige) WissenschaftlerInnen (Forschungseinrichtungen) (X) = (X) = (X) = Falls nicht von Forschungs Mitarbeit ist sinnvoll, Gegebenenfalls einrichtung übernommen abhängig vom Einzelfall Arbeitsphase 3: Datenerhebung planen Datenerhebungs-Methoden festlegen, basierend auf wissenschaftlichen, anerkannten Standards und kompatibel mit bestehenden Monitoring-Program- X (X) X men, Landesinformationssystemen und/oder anderen relevanten Datenbanken (kein „Insel-Dasein“), Verwertbarkeit analoger Daten klären Geeignete Datenbank auswählen und testen, inkl. für Freiwillige zugängliche Infrastruktur zur Daten X (X) X einspeisung und zuverlässiger Datensicherung Arbeitsphase 4: A nforderungsprofil „BürgerwissenschaftlerInnen“ definieren und Qualifizierungsangebote schaffen Mitarbeit von Erforderliche Qualifikation der Freiwilligen X erfahrenen X definieren Freiwilligen Passende Qualifizierungsangebote für Freiwillige Mitarbeit von planen und/oder Informationen über vorhandene X erfahrenen (X) Angebote sammeln und diese nutzen Freiwilligen Mitarbeit von Weitere Anforderungen an Freiwillige definieren, X erfahrenen X z. B. zeitliche Verfügbarkeit und Mobilität Freiwilligen Generelle Eignung von Freiwilligen aus Mitarbeit von bestehenden Projekten, Netzwerken etc. prüfen, X erfahrenen z. B. Freiwilligenprogramm, Junior Ranger, Freiwilligen Schulprojekte, Naturschutz-Initiativen Arbeitsphase 5: BürgerwissenschaftlerInnen gewinnen Mitarbeit von Mehrwert für Freiwillige, der sich aus Mitarbeit im erfahrenen Freiwilli- CS-Projekt ergibt, identifizieren und verdeutlichen: X gen: persönlicher X Was bietet das CS-Projekt den Freiwilligen? Mehrwert aus CS benennen „Schnupperangebote“ entwickeln, um in der Bevölkerung Interesse zu wecken und potenzielle X (X) Freiwillige kennenzulernen Ggf. Mitarbeit: nsprache von Interes- A Werbung Freiwilligen-Werbung zielgruppenspezifisch planen sierten im persönlichen z. B. durch X und umsetzen Umfeld, öffentliche Pressestellen von Darstellung des eige- Unis und FHs nen Engagements CS = Citizen Science/Bürgerwissenschaften; NNL = Nationale Naturlandschaften (Nationalparks, Naturparks, Biosphärenreservate), NLP = Nationalpark
ANLEITUNG | 9 Ergebnisse Beispiele Auswahl von Erhebungsmethoden, die wissenschaftlich anerkannt und mit entsprechenden Programmen kompatibel Definierte Datenerhebungs-Methoden sind, z. B. für Internationale Wasservogelzählung, Haaranalysen von Wildkatzen etc. Auswahl von NNL- oder übergeordneten Datenbanken, wie z. B. Schmetterlinge Ba-Wü oder Fledermauszentrale Dresden; Für die Projektanforderungen geeignete Datenbank Zugang für Freiwillige über GPS-unterstützte Datenerfassung im Gelände und Online-Einspeisung „Stellenbeschreibung“ für Freiwillige mit Angaben zu Definierte erforderliche Qualifikationen der Freiwilligen Qualifikationsanforderungen Geeignete Qualifizierungsangebote für Freiwillige, Teilnahmemöglichkeiten für Freiwillige an Fortbildungen für projekt-/NNL-intern oder von externen Anbietern Hauptamtliche der NNL oder von Naturschutzakademien Verfügbarkeit für Niederschlagsmessung nach Standards des Definierte weitere Anforderungen an Freiwillige Deutschen Wetterdienstes täglich um 6.30 Uhr Einschätzung der Eignung von Freiwilligen aus bestehenden Schul-AG, die Patenschaft für Fläche übernommen hat, Projekten, Netzwerken etc. Landfrauengruppe, „Freiwillige in Parks“ Fortbildungsangebote, Blick „hinter die Kulissen“, Definierter Mehrwert für Freiwillige Kontakte zu Gleichgesinnten „Schnupperangebote“ für Interessierte „Schnuppertag“ mit Probetätigkeit Werbung in geeigneten regionalen Medien, auf Websites der Freiwilligen-Werbung abhängig von Zielgruppen in Projektpartner und weiteren Mittlerorganisationen, durch geeigneten Medien und durch persönliche Ansprache persönliche Ansprache (z. B. ehemalige WissenschaftlerInnen), durch Multiplikatoren
10 | C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N A T I O N A L E N N A T U R L A N D S C H A F T E N Arbeitsschritte Verantwortlichkeiten und Tätigkeiten von NNL-Verwaltungen Bürgerwissenschaftler Hauptamtliche Innen (Freiwillige) WissenschaftlerInnen (Forschungseinrichtungen) (X) = (X) = (X) = Falls nicht von Forschungs Mitarbeit ist sinnvoll, Gegebenenfalls einrichtung übernommen abhängig vom Einzelfall Arbeitsphase 6: C S-Projekt starten Materialien, Logistik, Genehmigungen etc. X X bereitstellen Ggf. Mitarbeit von erfahrenen Umsetzungsphase mit Auftakt-/Infoveranstaltung, X Freiwilligen: Bericht X Pressearbeit etc. starten über Tätigkeiten, Motivation etc. Teilnahme an Qualifizierungs Qualifizierungsangebote für Freiwillige anbieten, angeboten; ggf. u. a. Methodik der Datenerfassung an Freiwillige X (X) Mitarbeit von erfahre- vermitteln nen F reiwilligen bei der Durchführung Nutzungsrechte klären, Einverständniserklärung von Freiwilligen einholen, dass Daten für gewünschte Zwecke genutzt werden dürfen, (populäre) X X Veröffentlichungen mit allen beteiligten Freiwilligen publizieren Arbeitsphase 7: C S-Projekt etablieren Vernetzung mit relevanten Behörden, Organisationen etc. pflegen, zwecks Zusammenarbeit und Umsetzung X (X) der Projektergebnisse Verschiedene Talente, Fähigkeiten etc. der Talente, Fähigkeiten X (X) Freiwilligen erfragen und einbinden etc. einbringen Betreuung, Anleitung, fortlaufende Qualifizierung Mitarbeit von erfahre- X (X) der Freiwilligen sicherstellen nen Freiwilligen Datensicherung koordinieren und umsetzen (X) X Feedback an Projektbeteiligte geben X X X CS = Citizen Science/Bürgerwissenschaften; NNL = Nationale Naturlandschaften (Nationalparks, Naturparks, Biosphärenreservate), NLP = Nationalpark
A N L E I T U N G | 11 Ergebnisse Beispiele Betretungsgenehmigungen, Probenbehälter, Bereitgestellte Materialien, Logistik, Genehmigungen etc. Muster-Datenblätter Auftakt-/Infoveranstaltung und Pressearbeit Öffentlichkeitswirksame Probekartierung Angebot der Teilnahme an thematisch passenden Fortbildungen Qualifizierungsangebote für Freiwillige für Hauptamtliche, von Naturschutzakademien, bereitgestellte Lernmaterialien Schriftliche Einverständniserklärung der Freiwilligen, dass bereitgestellte Daten von NNL-Verwaltung und wissenschaft Geklärte Nutzungsrechte, vorliegende Einverständnis licher Einrichtung für definierte Zwecke verwendet werden erklärungen von Freiwilligen, Veröffentlichungen mit allen dürfen, Selbsterklärung von Datenempfängern bzgl. Auswertung beteiligten Freiwilligen und Präsentation von Daten ( z. B. Tagfalter Monitoring Deutschland http://www.ufz.de/export/data/24/42509_ Selbstverpflichtung_Datenumgang.pdf ) Vernetzung mit relevanten Behörden, Verbänden, Austausch/Zusammenarbeit mit Naturschutzvereinen, Initiativen etc. Naturschutz-, Wasserbehörde Nutzen von Artenkenntnissen, IT-Kenntnissen, handwerklichen Eingesetzte Talente, Fähigkeiten etc. der Freiwilligen Fähigkeiten, Zugang zu Netzwerken etc. für Projektumsetzung Durchgeführte Betreuung, Anleitung, fortlaufende Qualifi- Mitnahme von Freiwilligen zu Monitoringtätigkeiten der zierung der Freiwilligen Hauptamtlichen Zuverlässige Datensicherung Professionelle Datenspeicherung und -sicherung durch Institut Aufforderung an Projektbeteiligte zu konstruktivem Feedback, Gegenseitiges Feedback jährliches Auswertungstreffen, schriftlicher Bericht über Projekt, Online-Forum
12 | C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N A T I O N A L E N N A T U R L A N D S C H A F T E N Arbeitsschritte Verantwortlichkeiten und Tätigkeiten von NNL-Verwaltungen Bürgerwissenschaftler Hauptamtliche Innen (Freiwillige) WissenschaftlerInnen (Forschungseinrichtungen) (X) = (X) = (X) = Falls nicht von Forschungs Mitarbeit ist sinnvoll, Gegebenenfalls einrichtung übernommen abhängig vom Einzelfall Arbeitsphase 8: Daten analysieren und bewerten Qualitätssicherung: Plausibilitätskontrolle, (X) (X) X Validierung der Daten Einpflegen der Daten in GIS und Einbindung in bestehende Datenbanken, wissenschaftliche (X) (X) X Auswertung und ggf. Bereitstellung an Dritte Veröffentlichung der Projekterkenntnisse X (X) X in geeigneten Medien Arbeitsphase 9: Freiwillige anerkennen und Motivation unterstützen Vorschläge für Vorschläge für Anerkennungsmaßnahmen von Anerkennungs Freiwilligen einholen, fortschreiben, an Projektpartner X maßnahmen an kommunizieren und wo möglich umsetzen NNL-Verwaltung kommunizieren Bei Interesse: Mitarbeit der Freiwilligen in weiteren, X Mitarbeit in X anspruchsvolleren Aufgaben ermöglichen eiteren Aufgaben w Für konkrete Effekte der Citizen-Science-Ergebnisse sorgen; Freiwillige erwarten, dass entsprechend ihrer X (X) Ergebnisse Maßnahmen umgesetzt werden Namentliche Nennung und Würdigung der X X Freiwilligen vornehmen Freiwilligen eine Bescheinigung über ihren Einsatz X anbieten Verpflegung während der Einsätze organisieren X (betrifft mehrstündige Gruppeneinsätze) Freiwilligen Zugang zu Insiderwissen ermöglichen X X Erfahrungsaustausch der Freiwilligen untereinander X (X) ermöglichen CS = Citizen Science/Bürgerwissenschaften; NNL = Nationale Naturlandschaften (Nationalparks, Naturparks, Biosphärenreservate), NLP = Nationalpark
A N L E I T U N G | 13 Ergebnisse Beispiele Zuverlässige Qualitätssicherung Automatisiert, durch ExpertInnen, mittels Fotos Auswertung durch Wissenschaftseinrichtung mit daraus folgenden Aussagen zur Entwicklung von Populationen, Dateneinspeisung und -auswertung Gewässergüte; Möglichkeit für „Datenpaper“ mit allen F reiwilligen und Repositorien, z. B. www.re3data.org Veröffentlichung in Presse, Fachjournal, online z. B. ornitho.de, Veröffentlichungen zu Methoden und Ergebnissen naturgucker.de Vorliegende Vorschläge für Anerkennungsmaßnahmen Katalog mit Anerkennungsmaßnahmen; Finanzierung von (zielgruppenspezifisch) und Umsetzung im möglichen „Danke“-Präsenten Umfang Mitarbeit an der Entwicklung der Fragestellung, der Datenanalyse Mitarbeit der Freiwilligen in weiteren Aufgaben und an Veröffentlichungen Mitteilungen über Begehungen vor Ort zwecks Austausch und Konkrete Effekte der Citizen-Science-Ergebnisse in Form Information, Einbindung Freiwilliger bei Erfolgskontrollen und von wahrnehmbaren Maßnahmen Pflegemaßnahmen vor Ort Namentliche Nennung bei Presseterminen, in Veröffentlichungen, Namentliche Nennung und Würdigung der Freiwilligen in Ergebnispräsentationen Musterbescheinigungen, individuell ausgestellte Bescheinigung über ehrenamtlich ausgeübte Pegelmessungen Bescheinigungen Gestellte Verpflegung während der Einsätze Picknick, abschließendes Grillen Zugang zu Insiderwissen für Freiwillige Angebot an Freiwillige zur Teilnahme an Projektbesprechungen Möglichkeiten des Erfahrungsaustausches der Freiwilligen Gemeinsame Exkursionen, „Stammtische“ untereinander
14 | C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N A T I O N A L E N N A T U R L A N D S C H A F T E N Praxisbeispiel Biosphärenreservat Rhön/Hessen: Faktoren für erfolgreiches Arbeiten im Bereich Citizen Science und Freiwilligenmanagement Martin Kremer, Biosphärenreservat Rhön/Hessen; Stellvertretender Verwaltungsleiter und Freiwilligenkoordinator Das Biosphärenreservat Rhön erstreckt sich über die Bundesländer Hessen, Bayern und Thüringen. Die hessische Verwaltungsstelle arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich mit Ehren amtlichen aus der Region in wissenschaftlichen Projekten zu Themen wie Botanik, Quellen, Gewässer und Rotmilan zusammen (www.biosphaerenreservat-rhoen.de/was-wird-gemacht). Durch professionelles Freiwilligenmanagement seitens der Ehrenamtliche ernst nehmen – Kooperation auf Augenhöhe Verwaltung gelingt es, die vielfältigen Chancen von Bürgerwis- senschaft für das Biosphärenreservat zu nutzen. Folgende Citizen-Science-Projekte im Zusammenspiel von Schutz Erfolgsfaktoren für Citizen-Science-Projekte lassen sich aus gebietsverwaltungen und Ehrenamtlichen können nur funktio- den Erfahrungen des Biosphärenreservats ableiten: nieren, wenn die Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Dies bedeutet, dass die Verwal- tung Anregungen der Ehrenamtlichen ernst nehmen muss und Zusammenarbeit mit den Expertinnen und Experten sich zum Handeln verpflichtet sieht. Aus Sicht des Autors ist pflegen, die vor Ort verfügbar sind die Verwaltung der Dienstleister für die Ehrenamtlichen. Hier- in wird eine große Chance gesehen, da Ehrenamtliche Entwick- Jede Region hat ihre Expertinnen und Experten! Diese gilt es lungen durchaus frühzeitig kritisch hinterfragen und die Ver- für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Daraus können sich waltung auf Defizite aufmerksam machen. Dies bedeutet aber langfristige Kooperationen ergeben. Dabei gilt, dass die Ver auch, dass die Verwaltung versucht, im Rahmen eigener Kom- waltung ehrenamtliche Gruppen nicht immer selbst betreuen petenzen Missstände abzustellen oder sich unmittelbar mit muss. Über Werkverträge oder auch Dienstleistungsverträge zuständigen Behörden und Ministerien in Verbindung setzt. können geeignete Externe für die Betreuung von Netzwerken Projekte, in denen Ehrenamtliche als „billige Lieferanten von gefunden werden. Dieses Vorgehen praktiziert das Biosphären- Daten“ angesehen werden, sind nach Überzeugung des Autors reservat Rhön/Hessen u. a. in den Arbeitsgruppen Rhönbota- zum Scheitern verurteilt. nik, Gewässerwarte und Quellenkartierung. Für die Betreuung der Ehrenamtlichen im Biodiversitätsprojekt „Rotmilan in der Rhön“ wurde eine Stelle geschaffen. Dabei lehrt die Erfahrung, Citizen-Science-Projekte benötigen den Kümmerer in der dass neben der fachlichen Qualifikation vor allem die soziale Verwaltung Kompetenz wichtig ist. Externe Experten und Expertinnen, die mit Ehrenamtlichen gemeinsam Monitoring und Forschungs- Es muss einen „Kümmerer“ geben, der über Jahre hinweg für projekte betreiben, benötigen entsprechende kommunikative die notwendige Konstanz sorgt und auch Kontakte zu wissen- Fähigkeiten und müssen die Zusammenarbeit mit Ehrenamtli- schaftlichen Organisationen koordiniert. Der Erfolg von frei- chen auch wollen und als eigene Chance begreifen. willigen Projekten hängt entscheidend von der Akzeptanz ab, die der Kümmerer bei den Ehrenamtlichen genießt. „Kümme- rer“ lassen sich nicht bestimmen; es gilt Menschen zu finden, die fachlich versiert, aber auch mit einer hohen sozialen Kom- petenz ausgestattet sind.
C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N A T I O N A L E N N A T U R L A N D S C H A F T E N | 15 → Fledermausmonitoring im Biosphärenreservat Rhön Wichtig ist dem Autor, dass ein „Kümmerer“ in der Verwaltung Anerkennungskultur nicht gleich zu setzen ist mit Bürokratie. Erfolgreiche, ehren- amtliche Netzwerke können oft dann aufgebaut werden, wenn Ehrenamtliche Partner müssen ernst genommen werden und es die Bürokratie und Hierarchien flach gehalten werden und auf gilt, ihnen regelmäßig „Danke“ zu sagen. Im Biosphärenreservat „Vereinsmeiereien“ verzichtet wird. Rhön/Hessen sind die Einladung der Engagierten zum Som- merfest oder zur Exkursion in ein anderes Schutzgebiet kon- krete Formen der Anerkennung. Für alle Arbeitsgruppen wer- Ohne Geld geht es nicht den regelmäßige Fortbildungen angeboten, sodass diese entsprechend ihrer Interessen und Neigungen ihr Wissen ver- Für eine professionelle Arbeit mit Ehrenamtlichen werden tiefen können. Gute Möglichkeiten der Anerkennungskultur finanzielle Ressourcen benötigt. Wenn die Politik die Stärkung gibt es außerdem, wenn die Ehrenamtlichen z. B. bei öffentli- von Citizen Science möchte, muss dies mit entsprechenden chen Terminen, Jubiläen, etc. aktiv eingebunden und eingeladen Haushaltsmitteln oder Drittmitteln unterstützt werden. werden. Dabei vertritt der Autor die Auffassung, dass sich die Verwaltung hier durchaus stärker zurücknehmen und stattdes- Die Verwaltung nimmt heute für eine Vielzahl von Dienst sen Ehrenamtliche und ihre Leistungen für die Gesellschaft in leistungen Gebühren. Dementsprechend sollte es umgekehrt den Vordergrund stellen sollte. Ein Leichtes ist es für Verwal- selbstverständlich sein, dass Bürgerinnen und Bürger, die für tungen auch, entsprechende Presseberichte zu initiieren, in de- die Verwaltung Dienstleistungen erbringen, ebenfalls zumin- nen die Arbeit der Ehrenamtlichen vorgestellt wird. Gute Pra- dest eine Aufwandsentschädigung erhalten. Es geht dabei nicht xis ist es ebenfalls, dass Ehrenamtliche qualifizierte Zeugnisse um große Summen, sondern um die Erstattung von Fahrtkos- und Bescheinigungen über ihre Arbeit erhalten. ten, die Ehrenamtliche haben, oder auch um Finanzen für ein gemeinsames Sommerfest zum Feiern des Erreichten. Ohne langen Atem geht es nicht Für die Verwaltung bedeutet dies, dass solche Ausgaben recht- zeitig eingeplant werden müssen. Gleichzeitig kann eine gute Im Bereich Citizen Science, wie auch in den übrigen Freiwilli- Ehrenamtsarbeit, u. a. im Bereich Citizen Science, auch Haus- genprojekten, zeigen sich Erfolge oft erst nach Jahren. Umso haltsmittel sichern. Projekte, die durch eine breite Vernetzung wichtiger ist es, Projekte strategisch mittel- bis langfristig zu in die Gesellschaft über Einbindung von Ehrenamtlichen getra- denken und anzulegen. Dabei zeigt sich aber auch, dass gen werden, genießen aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die erfolgreiche Projekte nach Jahren neue Projekte erzeugen. So Akzeptanz des Schutzgebietes eine Art von „inoffiziellem folgte auf das erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekt des Deut- Bestandsschutz“. schen Edelkrebses, bei dem maßgeblich ehrenamtliche Gewäs-
16 | C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N A T I O N A L E N N A T U R L A N D S C H A F T E N serwarte mitwirkten, als Folgeprojekt die Wiederansiedlung des Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen öffnet Türen und Schneiderfisches. Ursächlich hierfür waren insbesondere das stärkt regionale Allianzen Vertrauen der Oberen Fischereibehörde in die fachlichen Fer- tigkeiten des betreuenden Fischereibiologen sowie der langjäh- Menschen sind in vielen Rollen aktiv. Selten gehören Enga rig aktiven Gewässerwarte und die gut strukturierte Betreuung gierte nur einem Verein an. Durch persönliche Vernetzungen, durch den „Kümmerer“ der Verwaltungsstelle. Durch die positi- Beruf, Arbeitsplatz und Interessen besteht eine Vielzahl von ven Erfahrungen beim Edelkrebsprojekt wurde es möglich, mit Kontakten. Menschen sind im Naturschutz, aber auch sozial, Unterstützung der Oberen Fischereibehörde in Nordhessen kirchlich oder politisch aktiv. Dies eröffnet immer wieder neue das erste und bislang einzige Wiederansiedlungsprojekt für den Chancen für Kooperationen, Gewinnung von Mitstreitern, Schneider (Schwarmfisch) zu initiieren. Sponsoring und vor allem für Akzeptanz. Zufriedene und inspirierte Ehrenamtliche sind die besten Botschafterinnen Ein anderes Beispiel für überraschende Erfolge nach jahrelanger und Botschafter für ein Schutzgebiet. Arbeit ist die Erforschung der Rhöner Quellen durch Stefan Zaenker und den Landesverband für Höhlen- und Karstfor- Mit dem Wissen um die vielfältigen Vernetzungen unserer schung Hessen e. V. Inzwischen sind die bereits vor mehr als Ehrenamtlichen müssen wir allerdings auch bedenken, dass es zehn Jahren erarbeiteten Grundlagen für die Quellenkartierung zu Konflikten und Spannungen mit den tradierten Vereinen, auf dem besten Weg, bundesweit Grundlage für entsprechende Verbänden und Institutionen (z. B. NABU, BUND, Wander- Forschungsarbeiten zu werden und auch bei der FFH-Kartie- vereine, etc.) kommen kann, die frühzeitig und proaktiv einge- rung angewendet zu werden. bunden werden sollten.
P R A X I S B E I S P I E L B I O S P H Ä R E N R E S E R V A T R H Ö N / H E S S E N | 17 Realitätssinn statt überzogener Ansprüche Forschung für eine nachhaltige Entwicklung In Diskussionen wird die Qualität von Citizen-Science-Projek- Oft wird von engagierten Bürgern und Bürgerinnen davon ten oftmals kritisch hinterfragt. Es besteht häufig der An- ausgegangen, dass die Forschung nur der abstrakten Wissen- spruch, dass Wissenschaft hundertprozentig exakte Ergebnisse schaft dient. In den Nationalen Naturlandschaften sind jedoch zu liefern habe. In Anbetracht von Personalknappheit, Aufga- vor allem auch gesellschaftlich relevante Themen und umwelt- benfülle und Haushaltsmitteleinsparung können viele Verwal- politische Ziele wichtig, für die die Verwaltungen Forschungs- tungen heute auch nicht immer mehr als befriedigende Arbeit aufträge vergeben. Das heißt, dass Forschung und Verwaltung leisten. Ehrenamtliche können vielerorts hervorragende Moni- zusammenarbeiten, um z. B. Fortschritte im Bereich der nach- toringergebnisse erzielen und teilweise hochspezialisierte Ex- haltigen Entwicklung zu erfassen und Zukunftsszenarien der pertise einbringen, werden sie im Rahmen ihrer fachlichen und Nationalen Naturlandschaften zu entwickeln. zeitlichen Möglichkeiten eingesetzt. Diese Ergebnisse sind in- zwischen für das Biosphärenreservat unverzichtbar. Diese Diese umweltpolitische Ausrichtung haben auch Citizen- Citizen-Science-Aktivitäten können durch Qualifizierungs Science-Projekte – dies gilt es zu kommunizieren, um die angebote gestärkt werden. Ohne die Ehrenamtlichen gäbe es Rahmenbedingungen zu verdeutlichen. Die Situation kann vermutlich in einigen Projektbereichen gar keine Ergebnisse! zu Widersprüchen auf Seiten der bürgerwissenschaftlich Engagierten führen. Andererseits sind gerade politisch kontro- vers diskutierte Entwicklungen eine wichtige Stimulanz für Sensibilisierung dank EUROPARC Deutschland Forschungs- und Monitoringaufträge. Ohne die strittigen Debatten um den Ausbau der Windkraft gäbe es in der Rhön Für die Rhön waren die Schulungen für Freiwilligenkoordina- wohl kein Rotmilan-Großprojekt. toren von zentraler Bedeutung. Insbesondere wurde im Rahmen des EUROPARC-Projektes „Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks“ (www.ehrensache-natur.de) eine wichtige Fazit Sensibilisierungsarbeit für die Bedeutung und Herausforderun- gen, aber auch hinsichtlich der Chancen, die sich durch die Aus Sicht des Biosphärenreservats Rhön/Hessen sind ehren- Einbindung Ehrenamtlicher ergeben, geleistet. Frühzeitig wur- amtliches Engagement und Citizen Science wichtige Grundla- de im Rahmen des Programms über Citizen Science informiert. gen für eine gute Vernetzung mit der regionalen Bevölkerung. Für die Rhön war dies der zentrale Impuls, die eigene Projekt- Gerade diese Vernetzung und die Einbindung von Freiwilligen arbeit stärker im Sinne von Citizen Science auszurichten. Die schafft Akzeptanz. Je mehr Ehrenamtliche in Projekten mitar- jährlichen Fortbildungstreffen der Freiwilligenkoordinatorin- beiten und diese aktiv unterstützen, desto besser ist dies für die nen und -koordinatoren der am Programm beteiligten Natio Verankerung des Schutzgebietes in Politik und Gesellschaft. nalen Naturlandschaften sind eine wichtige Motivation und Und gerade wegen der großen Bedeutung für die Akzeptanz schärfen den Blick für die Weiterentwicklung der Projekte. werden vorausschauende Verwaltungen vorrangig Mittel für Projekte im Bereich Citizen Science bzw. für allgemeine Frei- willigenprojekte bereitstellen. Daraus wird nach Überzeugung des Autors auch eine relativ sichere Haushaltsmittelsituation erwachsen. Es ist unsere Überzeugung, dass Freiwilligen- und Citizen- Science-Projekte sehr gute Beiträge zur Absicherung der Schutzgebiete leisten. Nicht zuletzt ist die Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen ein unglaublich spannender, Erfolg versprechender und aufgrund der persönlichen Vernetzungen → auch sehr befriedigender Ansatz. Elektrobefischung durch ehrenamtliche Gewässerwarte unter Anleitung von Christoph Dümpelmann im Biosphären reservat Rhön
18 | C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N A T I O N A L E N N A T U R L A N D S C H A F T E N Was gibt’s noch? Infoquellen und Beispiele Projekte in Deutschland und international: Übersichten mit Filterfunktion nach Interessengebieten, Zielgruppen und Regionen sowie Portale zur Eingabe von Biodiversitätsdaten (Auswahl) www.buergerschaffenwissen.de www.citizen-science.at en.wikipedia.org/wiki/List_of_citizen_science_projects www.eea.europa.eu/themes/biodiversity/biodiversity-monitoring-through-citizen-science www.naturgucker.de, www.artenfinder.rlp.de, www.ornitho.de, www.zooniverse.org, u.a. Biosphärenreservat Rhön und Nationale Naturlanschaften www.biosphaerenreservat-rhoen.de/was-wird-gemacht www.ehrensache-natur.de Lebendiger Atlas – Natur Deutschland (Machbarkeitsstudie) www.ufz.de/lebendiger-atlas Leitfäden und Handreichungen für Citizen Science: Deutschsprachiges Wiki mit Tipps und Tricks zu Citizen Science und englischsprachige Handreichungen, speziell zu Umweltmonitoring wiki.buergerschaffenwissen.de www.ceh.ac.uk/citizen-science-best-practice-guide www.ec.europa.eu/environment/integration/research/newsalert/pdf/IR9_en.pdf → Datenerfassung im National park Hainich durch professionelle Wissenschaftlerin – ehrenamtliche Unterstützung ist willkommen!
C I T I Z E N S C I E N C E I N D E N N A T I O N A L E N N A T U R L A N D S C H A F T E N | 19 Die Herausgeber EUROPARC EUROPARC Deutschland e. V. ist der Dachverband der Nationalen Naturlandschaften – der Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks D E U T S C H L A N D in Deutschland. Die nichtstaatliche und gemeinnützige Organisation mit Sitz in Berlin unterstützt die Nationalen Naturlandschaften z. B. in den Feldern Naturschutz, Bildung, Freiwilligenmanagement, Qualitätsentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit. Am Freiwilligenprogramm „Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks“ von EUROPARC beteiligen sich über 40 Nationale Naturlandschaften sowie Infozentren und bieten u.a. Freiwilligen-Einsatzstellen im Bereich Citizen Science. Ansprechpartnerin: Anne Schierenberg (anne.schierenberg@europarc-deutschland.de) Weitere Infos: www.europarc-deutschland.de Das Biosphärenreservat Rhön erstreckt sich über die Bundesländer Hessen, Bayern und Thüringen. In dem von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannten Mittelgebirge steht das Miteinander von lokaler Landwirtschaft, Naturschutz, sanftem Tourismus und Gewerbe im Vordergrund des Handelns, um die Vielfalt und Qualität des Lebensraums langfristig gemäß dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung sicherzustellen. Ansprechpartner: Martin Kremer (kremer@brrhoen.de) Weitere Infos: www.biosphaerenreservat-rhoen.de Das Projekt „BürGEr schaffen Wissen – WISSen schafft Bürger (GEWISS)“ ist ein Bausteinprogramm zur Entwicklung von Citizen Science-Kapazitäten. Als Konsortiumsprojekt wird es von Einrichtungen der Helmholtz- und der Leibniz-Gemeinschaft mit ihren universitären Partnern getragen. Beteiligte Partnereinrichtungen sind das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie das Berlin-Brandenburgische Institut für Biodiversitätsforschung (BBIB) mit den Institutionen Museum für Naturkunde Berlin (MfN), Leibniz Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und der Freien Universität Berlin. Projektpartner sind außerdem der Leibniz-Forschungsverbund Biodiversität (LVB) und Wissenschaft im Dialog (WiD). Ansprechpartnerinnen: Dr. Anett Richter (anett.richter@idiv.de), Prof. Aletta Bonn (aletta.bonn@idiv.de) Weitere Infos: www.buergerschaffenwissen.de Das Projekt „BürGEr schaffen Wissen – WISSen schafft Bürger (GEWISS)“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Fachbetreuung liegt im BMBF, Referat 113 – Strategische Vorausschau, Wissenschafts- kommunikation und beim DLR PT, Büro Wissenschaftskommunikation. Besonderer Dank für die Betreuung gilt Christian Herbst (BMBF), Sophie Leukel und Franka Ostertag (DLR PT). Dieser Leitfaden ist das Ergebnis einer GEWISS Veranstaltung mit EUROPARC Deutschland und dem Ziel, unter- schiedlichen Perspektiven in einem d iskutierten Feld Wort zu geben. Die in diesem Leitfaden geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit denen der beteiligten Organisationen übereinstimmen. Die in dieser Broschüre geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Haltung der Autoren wieder und sind keinesfalls als offizieller Stand- punkt der beteiligten Organisationen zu betrachten.
EUROPARC Deutschland e. V. ist der Dachverband der deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks. Der Verein ist Träger der Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“. www.europarc-deutschland.de www.nationale-naturlandschaften.de
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