CLEVER - Kein Kinderspiel: Erwachsen werden Was kostet eine Spitalbehandlung? Unfall oder Krankheit? Die Unterschiede
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News und Tipps von Ihrer Versicherung 4/2017 CLEVER Kein Kinderspiel: Erwachsen werden Was kostet eine Spitalbehandlung? Unfall oder Krankheit? Die Unterschiede
Francesco Lardi Leiter Gebiet Buchs / St. Gallen Liebe Leserin, lieber Leser Endlich Auto fahren, feiern bis zum Morgengrauen, tun und lassen nach Lust und Laune! Was hatte ich mich auf meinen 18. Geburtstag gefreut. Er fiel prompt auf einen Schmutzigen Donnerstag – was für eine Party. Ich merkte dann allerdings rasch, dass Volljährige nicht nur viele Rechte haben, sondern ebenso viele Pflichten. Und ich erlebte, dass Erwachsenwerden oft alles andere ist als kinderleicht – geschafft habe ich es wohl erst vor sieben Jahren, als ich zum ersten Mal Vater wurde. Klammern oder loslassen? Bestimmen oder bereden? Bei den Andreatos aus dem Zürcher Weinland gehören Fragen wie diese zum Alltag: Gianluca ist 19, Fiorella 15 und Giada 11 Jahre alt. In unserer Titelgeschichte erzählen Eltern und Kinder bei einem Teller Spaghetti von ihren Freuden, Sorgen und Herausforderungen. Auf den Seiten 6 und 7 zeigen wir Ihnen exemplarisch, was einige Spitalbehandlungen kosten. Denn die meisten von Ihnen wissen zwar ungefähr, was ein Porsche oder ein VW Polo kosten. Doch eine Knochen- marktransplantation? Oder eine Normalgeburt? Ich wünsche Ihnen eine schöne Adventszeit und ein wundervolles Weihnachtsfest. Im Inhalt finden Sie Wenn Kinder erwachsen werden: Zu Besuch bei den Andreatos Seite 3 Stationärer Spitalaufenthalt: Was kostet wie viel und wer bezahlt was? Seite 6 Geld sparen mit Generika Seite 8 Kurzmeldungen: Auf E-Rechnung umstellen und 1’000 Franken gewinnen Seite 9 Q & A: Nicht jeder Unfall ist tatsächlich einer Seite 10 ÖKK Kunde: Fünf Fragen an Michael Nicola Seite 12 Impressum CLEVER News und Tipps von Ihrer Versicherung. 29. Jahrgang, 4/2017. Herausgeber ÖKK, Bahnhofstrasse 13, Titelbild Erwachsen werden ist 7302 Landquart. Telefon 058 456 10 10. Mail clever@oekk.ch. Chefredaktion Bruno Schatz. Redaktionsleiter Patrick Eisenhut. Redaktion Widmer Kohler AG. Christoph Kohler, Bernhard Widmer, Eva Wirth. Grafik apfel z design. Sandra Hofacker. schön, aber manchmal ganz schön Bilder Christoph Kohler, Sabine Rock, Eva Wirth. Druck Somedia Production, 7007 Chur. anstrengend. Sie wissen das: die Geschwister Fiorella (vorne), Giada Hinweis CLEVER informiert Sie knapp und prägnant über die Produkte und Dienstleistungen von ÖKK. Im Sinne der besseren Lesbarkeit steht meist und Gianluca aus Gütighausen. nur die männliche Form. Rechtlich verbindlich sind nur die Versicherungsleistungen wie in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen definiert. 2 ÖKK
Nicht immer einer Meinung, aber immer füreinander da: Gianluca hilft Giada bei den Hausaufgaben. D as gemeinsame Abendessen ist Von wegen erwachsen! Endlich ein Familienritual bei den Andreatos aus Gütighausen. Heute gibt es Spaghetti, genau wie zu Biologisch gesehen ist ein Mensch erst Anfang 20 erwachsen. Dann ist die bio- logische Reifung abgeschlossen, das erwachsen Gianlucas 18. Geburtstag vor einem gu- ten Jahr. Mutter Renata stellt den Salat auf den Tisch und setzt sich zu ihrer Familie. Gehirn und Nervensystem sind «er- wachsen». Doch das Gefühl, erwachsen zu sein, setzt bei jungen Menschen seit einigen Jahrzehnten immer später ein, wie eine amerikanische Studie unlängst Renata: «Wir haben deinen 18. Geburts- erfasst hat. Was man einst direkt im Wenn die Kinder flügge werden, tag im kleinen Rahmen gefeiert, erin- Anschluss an die Schule in Angriff nerst du dich?» nahm – den ersten Job, Ausziehen, das ist das nicht immer leicht – Gianluca: «Ich musste den ganzen Tag Heiraten – verzögert sich immer mehr. arbeiten. Aber ich weiss noch, dass ich Das liegt auch daran, dass junge Men- weder für die Eltern noch für die in den Laden ging und eine Flasche schen vermehrt weiterführende Schulen Jugendlichen. Zum Znacht bei Wein kaufte.» Fiorella: «Wie kindisch!» absolvieren und länger finanziell von ih- ren Eltern abhängig bleiben. Renata und Mario Andreato und Gianluca: «Für mich war das ein Zeichen: Ich bin jetzt erwachsen.» Die Welt zu Füssen ihren drei Kindern Gianluca (19), Fiorella: «Sehr erwachsen verhältst du Aber auch für jene, die sich mehr als dich aber nicht immer.» Kind denn als Erwachsener fühlen, gilt: Fiorella (15) und Giada (11). Gianluca: «Ich fühle mich auch nicht er- Wer volljährig wird, ist von einem Tag wachsen. Aber um mich herum sehen auf den anderen für sich selbst verant- mich alle als Mann, nicht als Junge. Beim wortlich. Ob auswandern oder heiraten, Einkaufen werde ich sogar gesiezt.» CLEVER 3
«Wer nimmt Salat?» Für die Andreatos ist das gemeinsame Essen ein wichtiges Ritual im – oft hektischen – Familienalltag. eine Wohnung mieten, die Nacht durch- vergünstigten Jugend-, sondern die Er- wie vor die Eltern. Von Gianlucas 700 machen, ein Auto leasen oder als Bun- wachsenenprämien (siehe Box). Für die- Franken, die er als Büchsenmacher im desrätin kandidieren – weder Mutter se sowie alle anderen Kosten muss der dritten Lehrjahr verdient, sind Ende des noch Vater können das noch verbieten. Jugendliche nun selbst aufkommen – es Monats ohnehin nicht mehr viel übrig. sei denn, er hat Eltern, die ihn freiwillig Das Wenige spart er für später. Gian- Allerdings bringt die Volljährigkeit unterstützen. luca möchte nach der RS ausziehen – nicht nur Rechte, sondern auch Pflich- nach Rom zur Schweizer Garde. ten mit sich. Bald flattert das Aufgebot Bei den Andreatos gilt: Wer wie Fiorella zur Aushebung ins Haus, wer steuer- und Gianluca als Lernender Geld ver- Das leere Nest pflichtiges Einkommen und Vermögen dient, muss das Auswärtsessen und den Wegziehen? Den Stammplatz am Es- hat, muss Steuern zahlen, und bei den Ausgang selbst berappen. Alle weiteren stisch freigeben? Der Gedanke, dass Krankenkassen gelten ab dem Jahr des Ausgaben, zum Beispiel für Kranken- der Knirps, dem man doch eben noch 19. Geburtstags nicht mehr die stark versicherung und Kleidung, tragen nach die Windeln gewechselt hat, bald das Nest verlässt, kann schmerzen. Beson- ders Mühe mit der Leere haben die Vä- ter, nicht etwa die Mütter. Gemäss ei- Neue Prämien, neue Franchise ner Studie der Universität Bern gelingt es Müttern oft besser als Vätern, sich Mit der Volljährigkeit stehen auch Änderungen bei der Versicherung an. Zwar auf den neuen Lebensabschnitt vorzu- muss keine neue Police abgeschlossen werden, denn jeder Versicherte hat seine bereiten (siehe Interview). Und bei den eigene – selbst der Säugling. Im Kalenderjahr des 19. Geburtstags aber ändern Andreatos? sich die Bedingungen: Es gelten in den meisten Kantonen fortan die sehr viel höheren Prämien für Erwachsene. Dafür besteht nun die Möglichkeit, eine Mario: «Ich kann gut loslassen.» Franchise zu wählen. ÖKK zeigt Familien gerne Sparmöglichkeiten auf. Beson- Renata: «Bei Gianluca habe ich auch dere Beachtung gilt der Unfallversicherung: Wer mindestens acht Stunden an- keine Mühe. Aber bei Fiorella schmerzt gestellt ist – ob als Lehrling, Mitarbeiter oder Praktikant –, wird automatisch mich allein schon der Gedanke, dass sie vom Arbeitgeber gegen Unfall versichert und kann den Unfallschutz aus der mal gehen könnte. Ich bin einfach noch Grundversicherung ausschliessen. Wer hingegen eine weiterführende Schule nicht so weit. Ich sage oft: Mein Körb- besucht, studiert, auf Reisen geht oder ohne Anstellung ist, muss den Unfall- chen an Familie ist noch nicht voll, ich schutz in die Grundversicherung einschliessen. brauche mehr, zum Beispiel gemeinsame Ferien und Abende wie diesen. Der Pro- www.oekk.ch/franchise zess des Loslassens ist aber im Gange.» Fiorella: «Davon spüre ich aber noch 4 ÖKK
nichts, Mami. Neulich beim Fest zum Schulschluss wolltest du, dass ich schon um 23 Uhr daheim bin!» Renata: «Wir haben das dann bespro- «Dann müssen sich Eltern chen, worauf hin ich die Regel gelo- ckert habe. Ich möchte mit euch disku- tieren und eure Meinung ernst nehmen. Bei mir früher war das ganz anders, neu definieren» weisst du ... Für mich war das Erwach- senwerden keine schöne Zeit. Es ging mir nicht gut daheim, und ich zog noch Klammern oder loslassen? Entwicklungspsychologin während der Lehre aus. Das möchte ich euch ersparen.» Pasqualina Perrig-Chiello über die Zeit des Erwachsenwerdens. Geniessen statt klammern Dass Kinder immer später von zu Hause ausziehen, zeigt nicht nur der Genera- Pasqualina Perrig-Chiello, wenn Kinder Das fällt vielen Eltern aber schwer. tionenvergleich bei den Andreatos. Im ausziehen, werden vor allem die Ist Loslassen lernbar? Schnitt verlassen junge Erwachsene in Mütter gefragt, wie sie mit dem leeren Loslassen ist ein Prozess. Er beginnt, der Schweiz heute ihr Elternheim im 25. Nest zurechtkommen. Haben Väter weniger wenn das Kind ein Baby ist, und ge- Lebensjahr – vier Jahre später als vor 40 Mühe mit dem Loslassen? lingt vor allem jenen Erwachsenen, die Jahren noch (Bundesamt für Statistik). Im Gegenteil. Vätern macht der Auszug sich nicht einzig über das Elternsein Ein weiteres Phänomen der heutigen der Kinder eher mehr zu schaffen als definieren. Im Vorteil ist, wer von An- Zeit: Der Auszug ist weniger definitiv. Müttern. Diese Erkenntnis war eine der fang an in mehrere Rollen investiert Die sogenannten Boomerang Kids kom- Überraschungen einer grossen, schweiz- und nie sich selbst und seinen Partner men und gehen: Sie ziehen aus, kehren weiten Langzeitstudie, die ich an der vergisst – das mindert gemäss einer zurück – zum Beispiel während einer Universität Bern geleitet habe. Es war Studie Verlustängste. Wer nur für seine Ausbildung, wegen hoher Mieten oder klar feststellbar: Mütter machen sich Kinder lebt, verliert alles, wenn die einer zerbrochenen Liebe – und ziehen mehr Gedanken hinsichtlich der Phase Kinder weg sind. wieder aus. ohne Kinder als Väter und bereiten sich entsprechend besser vor. Für die Väter Wie können Eltern die Bindung zu Renata: «Irgendwann wird mein Körb- kommt die Leere dann plötzlich – und ihren Kindern weiter pflegen, wenn diese chen an Familie voll sein. Und dann die schmerzt dann sehr. ausgezogen sind? werde ich hoffentlich mit Freude auch Eine sichere Bindung bricht nicht ab, Giada, unsere Jüngste, ziehen lassen.» Was hilft gegen die Trauer? nur weil man nicht mehr im selben Mario: «Dann gehen wir zu zweit auf Sich daran zu erinnern, was doch ei- Haushalt lebt. Aber natürlich muss der Reisen, essen, was wir wollen, bleiben, gentlich die wichtigste Aufgabe von El- Kontakt gepflegt werden. Das gelingt solang es uns gefällt.» tern ist: dem Kind Liebe, Sicherheit und zum Beispiel mit «guten Gewohnhei- Fiorella: «Das zu hören, beruhigt mich. Vertrauen zu geben, sodass es sich zu ei- ten», wie ich die niederschwelligen Ab- Ich will dann kein schlechtes Gewissen nem eigenständigen Erwachsenen ent- machungen nenne. Das kann zum Bei- haben, wenn ich gehe.» wickeln kann. Wenn wir diese Aufgabe spiel ein Familienbrunch alle zwei Giada: «Du ziehst sicher als Erste von erfüllt haben, sollten wir stolz statt trau- Wochen sein. Noch wichtiger aber ist, uns aus.» rig sein. Ausserdem wartet schon ein sich an eine Weisheit von Konfuzius zu Fiorella: «Nicht jetzt, aber vielleicht so nächstes Ziel auf uns: uns neu zu positi- erinnern: «Was du liebst, lass frei. mit 20. Ich will irgendwo hinziehen, onieren und definieren. Wie wäre es, die Kommt es zurück, gehört es dir – für von wo aus ich schnell zu meinen Freun- aufgeschobene Weiterbildung in Angriff immer.» den komme. Hier fährt ja um halb acht zu nehmen, die geliebten Kinoabende abends der letzte Bus!» aufleben zu lassen oder eine Reise zu Mario: «Ihr werdet euren Weg schon planen? Die neu gewonnene Freiheit gehen. Aber kommt, jetzt räumen wir sollte man geniessen. das Geschirr weg. Oder möchte jemand noch Spaghetti?» Pasqualina Perrig-Chiello, Entwicklungspsychologin und emeritierte Honorarprofessorin der Uni Bern. CLEVER 5
So viel kosten stationäre Behandlungen Rund eine Million Menschen suchen jährlich eines der 285 Schweizer Spitäler und Geburtshäuser auf, um sich stationär behandeln zu lassen. Wir zeigen, was einige beispielhafte Behandlungen kosten und wie sie finanziert werden.* Gelenkspiegelung einschliesslich Biopsie oder andere Eingriffe an Knochen oder Gelenken 10’179 Fälle CHF 11’714 Implantation eines künstlichen Hüftgelenks 10’541 Fälle CHF 16’507 Blinddarmentfernung bei Blinddarm- entzündung ohne Komplikationen 6’472 Fälle CHF 6’322 Knochenmarktransplantation / Stammzelltransfusion, allogen (Spender und Empfänger sind verschiedene Personen) 184 Fälle CHF 137’905 * Angaben gemäss Bundesamt für Statistik: Anzahl Fälle und Durchschnittskosten pro Fall in Franken (2014, keine neueren Daten verfügbar). 6 ÖKK
Spitalkosten und ihre Kopfverletzungen wie Gehirnerschütterung, 1 Belegungstag Finanzierung 11’706 Fälle CHF 2’729 Seit Einführung der neuen Spitalfi- nanzierung 2012 berechnen sich die Kosten einer stationären Behandlung aus zwei Faktoren: Basispreis mal Kostengewicht. Der Basispreis ist Verhandlungssache zwischen den Ver- Akuter Herzinfarkt ohne operative Diagnostik sicherern und den Leistungserbrin- gern und variiert deshalb von Spital 2’107 Fälle CHF 7’583 zu Spital. Für das Kantonsspital Graubünden gilt beispielsweise ein Herzschwäche und Schock Basispreis von 9’870 Franken, für das Universitätsspital Zürich ein solcher 9’657 Fälle CHF 10’238 von (provisorisch) 11’400 Franken. Im Gegensatz dazu sind die Kosten- gewichte, die jeder Behandlung zu- geordnet werden, für jedes Schweizer Magengeschwür und verschiedene Erkrankungen der Spital gleich. Eine Normalgeburt Verdauungsorgane oder Blutung im Verdauungstrakt ohne Komplikationen hat beispiels- weise ein Kostengewicht von 0,55 9’729 Fälle CHF 4’290 (ohne Kosten fürs Neugeborene) und kostet demnach im Kantonsspital Chur 5’456 Franken, im Universitäts- spital Zürich 6’270 Franken. Normalgeburt (vaginale Entbindung) Die Finanzierung stationärer Be- 25’435 Fälle CHF 5’247 handlungen übernehmen seit 2017 zu 55 Prozent die Kantone und zu 45 Prozent die Versicherer. Die Versi- Kaiserschnitt ohne komplexe Diagnose bei Schwanger- cherer geben einen Teil der Kosten an schaftsdauer von mehr als 33 vollendeten Wochen die Versicherten weiter: über die Franchise, den Selbstbehalt und den 11’454 Fälle CHF 8’409 Spitalkostenbeitrag. Nehmen wir an, Herr Mustermann hat eine Franchise über 300 Franken und 2017 noch Neugeborenes, Aufnahmegewicht › 2’499 g keine Gesundheitsleistungen bean- sprucht. Nun begibt er sich für die Implantation eines künstlichen Knie- gelenks ins Kantonsspital Chur. Der 59’445 Fälle CHF 2’426 Eingriff erfolgt ohne Komplikatio- nen. Von den Kosten über 17’914,10 Franken übernimmt der Kanton Graubünden 9’852,70 Franken, ÖKK 8’061,30 Franken. Herr Mustermann beteiligt sich an den Kosten von ÖKK Implantation eines künstlichen Kniegelenks mit 300 Franken Franchise, 700 Franken Selbstbehalt (maximaler 7’392 Fälle CHF 19’371 Selbstbehalt, eigentlich 10 Prozent der 7’761,30 verbleibenden Kosten für ÖKK, also 776,15 Franken) und 150 Franken Spitalkostenbeitrag (10 Tage à 15 Franken). 1’150 Franken zahlt Herr Mustermann also selbst. www.oekk.ch/flex CLEVER 7
Generika: Heilsam auch fürs Gesundheitswesen Durch die vermehrte Abgabe von Generika liesse sich im Gesundheitswesen viel Geld sparen. Umso mehr, wenn die Preise für Generika denjenigen im Ausland angepasst würden. Wo liegt der Haken? Fabrikabgabepreis einer Tablette Pantoprazol 40 mg 0.6 0.55 0.5 0.4 0.4 0.37 Franken 0.3 0.24 0.21 0.20 0.2 0.19 0.15 0.15 0.14 0.1 0.03 0.02 0.0 Schweiz Nycomed / Mepha Schweiz Sandoz Mittelwert Schweden Dänemark Belgien Frankreich Österreich Deutschland Finnland Niederlande England Quelle: Auslandpreisvergleich santésuisse 12-2015, IMS, Wechselkurs SNB 12-Monatsdurchschnitt August 2015 S auer aufstossen müssen einige, den ersten Blick nach wenig aus. Man und Gewinn machen können, geniessen wenn sie sich mit den wachsenden könnte aber auch sagen: Das Generikum Medikamente einen 20-jährigen Patent- Gesundheitskosten beschäftigen. ist 20 Prozent günstiger als das Origi- schutz. Erst danach wird der Wirkstoff Beginnen wir diesen Artikel also mit ei- nal. Und 20 Prozent von 5,8 Milliarden freigegeben für die Herstellung von Ge- nem Medikament gegen saures Aufstos- Franken, die jährlich in der Schweiz zu- nerika. Doch wenn es dann Generika sen: Pantoprazol, ein Wirkstoff aus der lasten der Grundversicherung für Medi- gibt, ist im Sinne des schweizerischen Gruppe der Protonenpumpen-Inhibito- kamente ausgegeben werden, das ergäbe Gesetzgebers eigentlich nicht einzuse- ren, die die Magensäure hemmen. Auf dann immerhin Einsparungen von 1,16 hen, warum sie nicht ausschliesslich ver- dem Schweizer Arzneimarkt gibt es Milliarden Franken – oder 1,8 Prozent schrieben werden. Schliesslich steht im nicht nur ein Medikament mit diesem der gesamten Gesundheitskosten in der Krankenversicherungsgesetz (KVG): «Die Wirkstoff, sondern fast ein Dutzend, Schweiz. Vertragspartner und die zuständigen Be- wobei die Preise pro Tablette – bei glei- hörden achten darauf, dass eine qualitativ cher Wirksamkeit, Menge und Pa- Niedriger Generika-Anteil in der Schweiz hoch stehende und zweckmässige ge- ckungsgrösse – zwischen 52 Rappen fürs Natürlich hinkt dieses Beispiel gewaltig, sundheitliche Versorgung zu möglichst Originalpräparat und 42 Rappen für ein weil es nicht für jedes Originalpräparat günstigen Kosten erreicht wird» (KVG Generikum variieren. Generika sind ein Generikum gibt. Und das ist auch Art. 43, Abs. 6). Warum also beträgt der wirkstoffgleiche Kopien von Original- richtig so. Damit die Pharmafirmen ihre Marktanteil von Generika in der Schweiz präparaten, deren Patent abgelaufen ist. immensen Forschungs- und Entwicklungs- mickrige 20 Prozent, wo es beispielsweise 10 Rappen Unterschied, das sieht auf kosten für Medikamente amortisieren in Holland 55 Prozent sind? 8 ÖKK
Generika verlangen! Ein Grund sind Fehlanreize: Das hiesi- ge Margensystem verleitet Ärzte, Spi- täler und Apotheken dazu, die teuers- ten Medikamente zu verschreiben, Kurzmeldungen denn dann verdienen sie am meisten (siehe CLEVER 3 / 2016). Umso wich- M IT M A C H E N und 1’0 00 Franke tiger ist es, dass die Versicherten nach- n gewinnen haken und Generika verlangen, wenn E-Rechnungen es solche gibt. Denn auch der Versi- Immer mehr ÖKK Kunden begleichen cherte selbst profitiert über seine Fran- CHF.- ihre Prämien und Leistungsabrechnungen chise und den Selbstbehalt von günsti- von A bis Z digital. Statt im Briefkasten gen Medikamentenpreisen. landet die sogenannte E-Rechnung di- rekt auf ihrem E-Banking-Konto. Hier Generika sind immer noch zu teuer können die Kunden die Rechnung kon- Den Marktanteil der Generika zu ver- trollieren, archivieren und per Maus- grössern, das wäre ein Hebel, um die klick bezahlen. Die Vorteile liegen auf Gesundheitskosten einzudämmen, ohne der Hand: Erstens entfallen der Gang damit die medizinische Leistung zu be- zu Post oder Bank oder das mühsame einträchtigen. Der zweite starke Hebel Abtippen von Konto- und Referenz- betrifft die Generikapreise, die vom nummern bei einer elektronischen Über- Bundesamt für Gesundheit (BAG) fest- weisung. Zweitens schont die papierlose gesetzt werden und viel zu hoch sind. Rechnungsabwicklung die Umwelt. Und Erst Anfang des Jahres haben der Kran- drittens spart ÖKK Versand- und Ver- kenversicherungsverband santésuisse und waltungskosten, wovon schliesslich eben- der Branchenverband der Pharmaindus- falls die Versicherten profitieren. Die trie, Interpharma, die Preise in der Anmeldung zur E-Rechnung erfolgt di- Schweiz mit denjenigen im Ausland ver- rekt im E-Banking des Kunden über den glichen. Resultat: Generika sind in der Menüpunkt «E-Rechnungen». Sobald Schweiz 53 Prozent teurer. Mit Recht die Anmeldung abgeschlossen ist, er- forderte Verena Nold, Direktorin von scheint eine Auswahl von Rechnungs- santésuisse, daraufhin ein neues Preis- stellern. Einfach « ÖKK » anklicken – system für Generika. und fertig! Auch auf Drängen der Krankenversi- Weitere Informationen und Wettbewerb unter: cherer hat der Schweizer Bundesrat im www.oekk.ch/erechnung März 2017 eine neue Verordnung zur Festsetzung der Medikamentenpreise eingeführt. Diese gilt auch für Generi- Illegale Medikamentenimporte 2016 ka, deren Preise um 10 Prozent redu- 2016 hat der Schweizer Zoll 1’028 Sen- ziert werden, aber immer noch 43 Pro- dungen mit illegal importierten Heil- zent teurer sind als im Ausland – ein mitteln sichergestellt. Es dominierten (zu) kleiner Schritt in die richtige illegale Importe von Potenzmitteln, Richtung. Zudem hat der Bundesrat gefolgt von Arzneimitteln mit Abhängig- das BAG beauftragt, Festpreise für Ge- keitspotenzial (Psychopharmaka, Schlaf- nerika auszuarbeiten, die von der und Beruhigungsmittel). Knapp die Grundversicherung bezahlt werden – Hälfte der Sendungen stammte aus In- so, wie es ebenfalls in Holland üblich dien. ÖKK und Swissmedic warnen vor ist. Damit kann das BAG den Höchst- der Einnahme illegal importierter Arz- preis festsetzen, den die obligatorische neimittel. Generell ist die Verschrei- Krankenversicherung für einen be- bung von Medikamenten Sache von stimmten Wirkstoff erstattet. Ein sol- Ärzten. Unseriöse Anbieter verkaufen ches System wird aber frühestens 2020 via Spam-Mails nicht selten Arzneimit- in Kraft treten. tel mit schweren Qualitätsmängeln, ohne Schachtel oder Packungsbeilage. Generika suchen und sparen unter: Es fehlen Warnhinweise über Neben- www.oekk.ch/generika wirkungen sowie Informationen zur korrekten Dosierung. Gefälschte Arz- neimittel sind häufig zu hoch oder zu niedrig dosiert, enthalten falsche, nicht deklarierte oder gar keine Wirkstoffe. Deshalb ist die Einnahme illegal impor- tierter Medikamente potenziell gesund- heitsgefährdend. CLEVER 9
Unfall oder nicht? 20% 34’924 aller Versicherten oder 808’975 Personen der schweizweit registrierten Unfälle verunfallten 2015 wurden nicht als Unfälle anerkannt Hexenschuss beim Bücken nach dem Kind? Kopfweh nach einer Achterbahnfahrt? Viele Vorkommnisse, die wir als Unfall bezeichnen, sind versicherungstechnisch Krankheiten. Wie definiert sich In Artikel 4 des Bundesgesetzes über den Allgemeinen Teil des Sozialversi- chen Körper, die eine Beeinträchtigung der körperlichen, geistigen oder psychi- ein Unfall versicherungs- cherungsrechts heisst es: «Unfall ist die plötzliche, nicht beabsichtigte schädi- schen Gesundheit oder den Tod zur Fol- ge hat.» Für einen rechtmässigen Unfall technisch? gende Einwirkung eines ungewöhnli- chen äusseren Faktors auf den menschli- muss jedes Kriterium dieser Definition erfüllt sein. Unfall oder nicht – Vorkommnisse, die die im Gesetz defi- nierten Kriterien eines Unfalls erfüllen, Krankenversicherung: neben den Hei- lungskosten je nach Unfallversicherung warum ist das über- werden von der Unfallversicherung betreut, alle anderen Vorkommnisse von nötigenfalls auch Taggelder, Invaliden- rente, Todesfallleistung und Integri- haupt relevant? der Krankenversicherung. Das hat Kon- sequenzen für die Versicherungsleis- tätsentschädigung. Und noch einen Vorteil hat die Unfallversicherung für tungen. Denn die Unfallversicherung die Versicherten: Es gibt keine Fran- übernimmt mehr Leistungen als die chise und keinen Selbstbehalt. Sturz auf einer vereisten Eine vereiste Stelle, auf der jemand aus- rutscht, erfüllt das Kriterium «unge- nach einer Achterbahnfahrt über Schwindel und Kopfschmerzen. Ursa- Stelle, Kopfweh nach wöhnlicher äusserer Faktor». Die vereis- te Stelle ist der Grund dafür, dass die che der Beschwerden: das ruckartige Bremsen der Bahn. Dieses ist bei einer der Achterbahnfahrt – Körperbewegung durch etwas «Pro- grammwidriges» gestört wird. Demnach Achterbahnfahrt aber nichts Ausserge- wöhnliches und wird daher nicht als Unfall oder nicht? handelt es sich um einen Unfall. Anders in diesem Beispiel: Eine Patientin klagt «ungewöhnlicher äusserer Faktor» ein- gestuft. 10 ÖKK
526’228 CHF 3’900’000 Unfälle passierten in der Freizeit, an Versicherungsleistungen verursachte der teuerste Unfall fast doppelt so viele wie im Beruf zwischen 2006 und 2015 Quelle: Unfallstatistik suva, 2015 Zeckenbiss und Führt der Biss oder Stich eines Insekts zu einer Vergiftung oder einer Infekti- ein Prozent der Zecken tragen den Virus in sich. Anders bei der Malaria: Diese Malariamückenstich – on, so wird gemäss jahrzehntelanger Praxis der obligatorischen Unfallversi- Krankheit wird in den bekannten Ge- bieten ausschliesslich durch die Ano- wo ist rechtlich der cherung ein Unfallereignis im Sinne ei- ner Wundinfektion angenommen. Denn pheles-Mücke übertragen. Deshalb liegt einer Malariainfektion kein ungewöhn- Unterschied? es ist ungewöhnlich, dass ein Zecken- biss beispielsweise eine Frühsommer- licher äusserer Faktor zugrunde, also auch kein Unfall. Meningoenzephalitis hervorruft – nur Welche Körperschädi- Bei folgenden Körperschädigungen geht das Bundesgesetz für die Unfallversi- Muskelzerrungen, Sehnenrisse, Bandlä- sionen, Trommelfellverletzungen. Der gungen gelten cherung grundsätzlich davon aus, dass sie auf Unfall zurückzuführen sind und Versicherer kann sich nur von der Leis- tungspflicht befreien, wenn er beweist, grundsätzlich als die Leistungen somit von der Unfallver- sicherung übernommen werden müssen: dass die Körperschädigung vorwiegend auf Abnützung oder Krankheit zurück- Folgen eines Unfalls? Knochenbrüche, Verrenkungen von Ge- lenken, Meniskusrisse, Muskelrisse, zuführen ist. Wer entscheidet, Um den Unfallhergang genau abzuklä- ren, stellt ÖKK dem Patienten einen Kriterien für einen rechtmässigen Unfall nicht erfüllt oder besteht gemäss bera- ob ein Unfall vorliegt Fragebogen zu. Je detailreicher und aus- führlicher der Patient das Vorkommnis tendem Arzt kein Zusammenhang zwi- schen dem Unfall und den Beschwer- oder nicht? beschreibt, desto rascher kann das zu- ständige Expertenteam von ÖKK ent- den, muss die Versicherung den Fall als Unfall abweisen. Bestehen daraufhin scheiden: Unfall oder nicht? In stritti- Unklarheiten, ist ÖKK da für Fragen gen Fällen zieht ÖKK beratende Ärzte und Anmerkungen. Der Rechtsweg sowie externe Fachkräfte bei. Sind die steht allen Versicherten offen. Wegen 50 Franken – Ob ein Unfall vorliegt oder nicht gilt, dar- über entscheidet das Unfallversicherungs- ist – das ist ÖKK nicht erlaubt. Auch wenn es um kleine Beiträge geht, sind warum zahlt ÖKK gesetz. ÖKK agiert also als ausführendes Organ des Gesetzes. Mal rasch ein Auge ÖKK die Hände gebunden: Die Versiche- rung muss den Rechtsweg aufzeigen. nicht einfach? zudrücken und einen Vorfall als Unfall annehmen, obwohl er rechtmässig keiner www.oekk.ch/privatunfall CLEVER 11
Michael Nicola beantwortet fünf Fragen Klammern oder loslassen? Loslassen! Diego und Nubia dürfen recht viel und sind schon sehr selbstständig. Manchmal macht mir das fast ein bisschen Angst, weil es mir vor Augen führt, wie schnell die Zeit vergeht. Dabei habe ich noch so viel vor mit meinen Kindern. Ich will mit ihnen auf weitere Reisen gehen, surfen und irgend- wann einen Viertausender bezwingen – am liebsten im Winter mit den Tourenskis. Probieren oder studieren? Ich war kein einfaches Kind, war viel unterwegs und liess mir von niemandem etwas sagen. Ständig lotete ich die Grenzen aus. Rückblickend darf ich aber sa- gen, dass mir mit Probieren erstaunlich viel gelun- gen ist. Und so ist noch heute oft mein Credo: Nicht zu viel studieren, einfach machen – alles kommt gut. E-Rechnung oder Einzahlungsschein? Meine Frau Nicole hat noch ein Postbüchlein. Sie ist einfach nicht davon abzubringen. Ich aber, als Buchhalter der Familie, schwöre auf E-Banking – das geht doch viel einfacher und produziert kein Papierchaos. 2017 – unfallfrei oder unfallreich? Nicole blieb unversehrt, uns andere aber hielten gleich ein paar Unfälle auf Trab. Nubia schlug sich beim Rückwärtssalto das Gesicht am Sprungbrett auf, Diego schürfte sich beim Fussballspielen einen Zeh so stark, dass sich eine Blutvergiftung entwi- ckelte, und ich holte mir – ebenfalls beim Fussball – ein angerissenes Kreuzband und einen angerissenen Meniskus. ÖKK unterstützte uns unkompliziert und schnell, alle Wunden sind gut geheilt. Silvester – laut oder leise? Bisher waren unsere Silvester ruhig, ganz ohne Ra- keten und Tischbomben. Wir blieben als Familie noch nie bis Mitternacht wach. Vielleicht schaffen wir es ja dieses Jahr. Wir gehen z’Berg und feiern mit einer befreundeten Familie in einer Skihütte. ÖKK8000d/12.17 Klettern, surfen, paragleiten: Der Oberstufenlehrer Michael Nicola und seine Frau Nicole (beide 41) sind mit ihren Kindern Nubia (10) und Diego (11) immer in Bewegung. Die Familie wohnt in Grabs SG. ÖKK ÖKK AGENTUREN Bahnhofstrasse 13, Postfach Andeer | Arosa | Bellinzona | Bern | Bregaglia | Buchs | Chur | Davos 7302 Landquart Domat / Ems | Frauenfeld | Ilanz | Klosters | Küblis | Landquart Telefon 058 456 10 10, Fax 058 456 10 11 Lenzerheide | Luzern | Mesocco | Rapperswil-Jona | Samnaun | Savognin info@oekk.ch, www.oekk.ch Schaffhausen | Schiers | Scuol | Sottoceneri | St. Gallen | St. Moritz www.facebook.com/oekk.ch Sumvitg | Thusis | Val Müstair | Valposchiavo | Winterthur | Zernez 2
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