ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - Österreichischer Alpenverein

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ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - Österreichischer Alpenverein
ALPENVEREIN
                                             NEUHOFEN / KREMS

AV-INFO 08 / 2020 (047)                                           Neuhofen/Krems, 17.07.2020

Liebe Bergfreunde,

dieser AV-Info beinhaltet ein Corona-Spezial - ein „unendliches“ Thema - auch am Berg.
In einem Beitrag des Fachmagazins bergundsteigen wird die Behauptung aufgestellt, das Corona
nicht die einzige Krise - und leider auch nicht die schlimmste ist. Und Beobachtungen mehrerer
Fachleute bestätigen diese Meinung.
Alpinunfallstatistik Winter 2019/2020 - die aktuellen Zahlen zu Alpinunfällen in Österreich
liegen vor. Das Ergebnis: obwohl sich Corona in der Statistik deutlich bemerkbar macht, blieb
die Anzahl der Alpintoten gleich.
Im Alpin-Splitter geht es um den Over-Tourism - ein Beitrag aus der Zeitschrift Bergsteiger
07/2020 und ein dazu passender Artikel aus der Tageszeitung OÖ-Nachrichten.
Schützt die Natur vor den Massen - Reinhold Messner, er ist nicht nur einer der bekanntesten
Bergsteiger, sondern auch ein wortgewaltiger Mahner in Sachen Naturschutz. Ein Interview über
Naturschutz, Corona und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten für die Zukunft.
Kasberg, 12.07.2020 - Die Zukunft auf unseren Berggipfel???
Die Alpinistin Lisi Steurer verfasste für das Online-Magazin dolomitenstadt noch zur Tiroler
Corona-Quarantänezeit einen ergreifenden Beitrag - Was soll die Hexenjagd am Berg?
In einem Beitrag für die Zeitschrift Bergsteiger 07/2020 schreibt Alex Klemmer unter dem Titel
Ich! Ich! Ich! über das Brechen von Regeln, wenn sie „mir persönlich“ nicht in den Kram
passen. Ganz nach der Devise - zuerst komme Ich, und danach - ?? Vielleicht wäre gerade jetzt
die richtige Zeit darüber etwas nachzudenken - sich selbst ein wenig zurückzunehmen und auch
auf andere zu schauen.
Am Ende noch ein zum Thema passender Cartoon von Georg Sojer.

Ein herzliches Berg Heil
wünscht euch
das AV-TEAM der Ortsgruppe Neuhofen/Krems

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
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COVID-19:
Corona ist nicht die einzige Krise - und leider auch nicht die schlimmste

Hat Corona irgendetwas in uns, in unserer Gesellschaft bewirkt? Ist die Welt besser
geworden? Hat sich die Natur erholt? Und was kommt jetzt? Der kritische Blick auf
vielleicht positive Momentaufnahmen und tatsächliche Fakten lohnt sich, um daraus zu
lernen, den Corona war bei Weitem nicht die einzige Krise. Klimawandel und
Artensterben schaukeln sich auf und drohen unsere Welt völlig aus den Angeln zu heben.

Als Mitte März 2020 die österreichische
Bundesregierung verkündet, dass, ausgelöst
durch ein neuartiges Virus, das gesellschaftliche
und wirtschaftliche Leben auf ein Minimum
heruntergefahren wird, zog das dramatische
Einschränkungen für alle von uns nach sich. In
Tirol durfte man           nicht einmal       die
Gemeindegrenze überschreiten, risikoreiche
Sportarten     wie     Skitourengehen        oder
Mountainbiken waren verboten. Es gab de facto
eine Ausgangssperre. Und das mitten in der
besten Skitourensaison bei schönstem Wetter.
Bereits Anfang April hörte man immer wieder, die Natur erhole sich, Wildtiere würden sich neue
Reviere zurückerobern und die Luftqualität sei eindeutig besser geworden. Also vielleicht eine
Chance für die Natur, die sich aus der Krise ergibt?
Um diesen Aussagen auf den Grund zu gehen, habe wir (bergundsteigen) kurzerhand ein paar
Leute angerufen: Max Kofler, Berufsjäger aus Lüsens, Johannes Rüdisser, Ökologe und Mitglied
des Biodiversitätsrates, Andreas Krismer, Land Tirol - Abteilung Waldschutz, sowie Georg
Kaser, Glaziologe und Klimaforscher.
Die Antworten sind komplex, weil unsere Welt eben sehr komplex ist. Der Versuch, sie kurz und
bündig darzustellen, ist eigentlich kaum möglich. Dennoch wollen wir es versuchen:
Ruhe am Berg - genießen die Wildtiere ihre neue Einsamkeit?
Natürlich hielten sich nicht alle an die Verbote und die Apelle von Alpenverein und Bergrettung,
aber dennoch wurde es ab Mitte März deutlich ruhiger am Berg.
Max Kofler ist seit vielen Jahren Berufsjäger in Lüsens im Tiroler Sellraintal. Als wir von der
Redaktion bergundsteigen ihn im Februar 2019 besuchten, zeigte er uns die Wildfütterung und
erzählte von seinen Bedenken in Bezug auf Störungen des Wildes durch Freizeitsportler. Dieser
Frühling müsste also demnach anders sein, so die Annahme.
Die Antwort von Max Kofler ist allerdings ernüchternd: „Bei den Fütterungen war es ein wenig
ruhiger, das ist richtig. Aber ansonsten ist mir wenig aufgefallen, was deutlich positiv wäre. Bei
uns waren ja dennoch praktisch jeden Tag Skitourengeher unterwegs - trotz konsequenter
Polizeikontrolle an den Parkplätzen. Und jetzt - Ende Mai - ist gleich viel los wie vorher, oder
sogar noch mehr - zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sogar wild campiert wird im Wald, was
eigentlich generell verboten ist“. Keinesfalls hätten sich Wildtiere neue Einstandsgebiete
gesichert. Von einer Erholung könne man überhaupt nicht sprechen, dafür sei die Auszeit viel zu
kurz gewesen.

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Kurzfristig war es durch die Ausgangsbeschränkungen
   ruhig am Berg. Unbehelligt zog ein Rudel Gämsen seine
                                    Spuren in den Schnee.

Biotope ohne Fußabdruck - kann sich die Natur wieder ungestört entwickeln?
Hier nichts niedergetrampelt - oder -geradelt -, dort keine seltene Pflanze ausgerissen, kein Lärm
gemacht und kein Müll liegen gelassen. Konnten sich einzelne Tier- und Pflanzenarten ohne uns,
die wir sonst die Berge und Wälder stürmen, besser entwickeln? Die Frage geht an Johannes
Rüdisser, der als Mitglied des Biodiversitätsrates und Ökologe ziemlich genau über unsere
biologische Vielfalt Bescheid weiß.
Seit Jahren weisen er und seine Kollegen und Kolleginnen darauf hin, dass wir einen massiven
Biodiversitätsschwund haben - nicht nur im tropischen Regenwald, sondern auch bei uns
verschwinden still und heimlich jeden Tag Tier- und Pflanzenarten. Und dieses stille
Verschwinden konnte durch eine kurze Abstinenz von uns Menschen in der Natur keinesfalls
reduziert werden. „Eine der wichtigsten Ursachen für die Biodiversitätskrise ist der Verlust von
Lebensräumen“, so Johannes Rüdisser. Der Mensch als „Störfaktor“ im Sinne von Freizeitsport
in der Natur schränkt Lebensräume zwar zusätzlich ein, sei aber bei Weitem nicht die wichtigste
Ursache für den Rückgang vieler Arten. Im Grunde sei es unser rücksichtsloser und völlig
ungebremster Ressourcenverbrauch. Hier haben Klima- und Biodiversitätskrise die gleichen
Ursachen und verstärken sich in ihren Auswirkungen gegenseitig.
„Der Verlust von Vielfalt schwächt das Ökosystem, weil es weniger gut auf Veränderungen
reagieren kann. Veränderungen wie sie etwa durch den Klimawandel eintreten.“
Besonders problematisch wird es, wenn durch Veränderungen Systemgrenzen - die sogenannten
„tipping points“ - überschritten werden, was zu schnellen und massiven Veränderungen im
Ökosystem führen kann. Auch für den Menschen unersetzliche Ökosystemleistungen könnten
dann oft nicht mehr erfüllt werden. Das beste Beispiel: der Schutzwald.
„Beim für uns Menschen so wichtigen Thema Ökosystemleistungen wird klar, dass es dabei nicht
nur um den Verlust einzelner Arten geht, sondern gerade auch der Rückgang relativ häufiger
Arten von großer Bedeutung ist. Wie etwa dem Rückgang der Insekten“, ergänzt Rüdisser und
spricht damit an, was viele Obstbauern schon deutlich zu spüren bekommen.

                                       Artenreiche Ökosysteme können sich besser an geänderte
                                       Umweltbedingungen anpassen.

                   Ortsgruppe Neuhofen / Krems
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Weniger Verkehr - ist die Luft besser geworden?
Andreas Krismer, Land Tirol, Abteilung Waldschutz, bestätigt aufgrund der Datenauswertung
von diversen Messstellen in Tirol einen deutlichen Rückgang an Stickstoffdioxid (NO2), das vor
allem durch den Verkehr verursacht wird. NO2 ist ein in der Atmosphäre sehr kurzlebiges Gas.
Diese Kurzlebigkeit führte dazu, dass die Konzentrationen von NO2 in der Luft von Mitte März
bis Ende April auch tatsächlich wesentlich niedriger waren als im Vergleichszeitraum 2019.
Immerhin. Aber leider ist das nicht nachhaltig. Steigt das Verkehrsaufkommen, etwa durch die
Grenzöffnungen Mitte Juni, dann wird schnell alles wie immer sein.

NO2 hat eine kurze Verweildauer in
der Atmosphäre, der Rückgang des
Gases konnte daher selbst in
diesem kurzen Zeitraum gut
beobachtet werden. Grafik: Land
Tirol, Abteilung Waldschutz.

Weniger CO2-Ausstoß - retten wir das Klima doch noch?
Georg Kaser, Glaziologe und Klimaforscher, wirkt maßgeblich an der Erstellung von
Klimaberichten mit. In einem Interview, das von der Uni Innsbruck veröffentlicht wurde, geht er
davon aus, dass wir - wenn die Wirtschaft Mitte Juni wieder hochgefahren sein wird - 2020
weltweit ca. 4 Prozent weniger CO2 in die Atmosphäre geblasen haben werden. Um die
Vorgaben des Pariser Klimaabkommens (Stabilisierung des globalen Temperaturanstieges unter 2
Grad Celsius) zu erfüllen, müssten wir aber bis 2030 - gerechnet ab 2010 - 45 Prozent einsparen,
verdeutlicht Kaser.
Eine - zugegeben - provokante Frage an Georg Kaser, ob wir vielleicht in den nächsten zehn
Jahren je einen Lockdown von 2,5 Monaten machen sollten, um auf die 45 Prozent Reduktion zu
kommen? Die Antwort von Georg Kaser ist nüchtern: „Da haben Sie falsch gerechnet. Die 45
Prozent beziehen sich auf die Werte von 2010. Seither sind zehn Jahre vergangen, der CO2-
Ausstoß ist unaufhaltsam gestiegen. Wollen wir die Pariser Vorgaben erfüllen, müssen wir bis
2030 weit mehr CO2 einsparen.“
Im Hinterkopf die Bilder der Megabrände in Australien, der Torfbrände in Brasilien, der
brennenden Wäldern rund um Tschernobyl. An den neu geprägten Begriff des „Pyrozän“ -
Zeitalter des Feuers - muss man sich erst gewöhnen. Dann kommt noch das Waldsterben in
Deutschland hinzu, wo seit drei Jahren in Folge eine dramatische Dürre herrscht und auch bei
uns in Österreich war der Frühling viel zu trocken. Und dass wir uns von Korallenbänken und
dem Großteil der Alpengletscher verabschieden müssen, ist schon jetzt Fakt. Denn wir befinden
uns schon mitten im Klimawandel - das ist alles nicht mehr aufzuhalten, auch wenn wir morgen
den CO2-Ausstoß auf 0 reduzieren.

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„Die Freisetzung von Methan aus den Permafrostböden hat noch nicht richtig angefangen - das
kommt noch.“ Georg Kaser legt noch eines drauf, denn diese massive Freisetzung von Methan,
das 25-mal klimawirksamer ist als CO2, haben wir gar nicht mehr im Griff.
Kann man da noch positiv in die Zukunft denken? Kann ein Wissenschaftler, der derart tiefe
Einblicke hat, noch optimistisch sein?
„Ich bin schon lange nicht mehr optimistisch oder pessimistisch - die Zeit dafür ist vorbei. Das
ist wie, wenn man gegen einen Baum rast, da bleibt keine Zeit mehr zum Überlegen.“

                                                       Der Trend des globalen CO2-Anstieges wird
                                                       durch den Shutdown praktisch nicht
                                                       beeinflusst. Grafik: Mauna Loa Observatory

Die kleine Corona-Umwelt-Bilanz
   • Die Luftqualität ist vorübergehend besser geworden, der Lärm hat abgenommen. Beides
     ist vor allem für uns Menschen besonders angenehm und dennoch nicht von Dauer.
   • Das Wild hatte einen recht ruhigen Spätwinter. Abgesehen von einigen Steifzügen in
     bewohntes Gebiet kann man aber keineswegs davon sprechen, dass sich irgendwelche
     Tiere neue Reviere geschaffen hätten.
   • Die Verringerung des CO2-Ausstoßes ist prozentual gesehen enttäuschend gering und bei
     Weitem nicht hoch genug, um den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens deutlich
     näher zu kommen.
   • Die Klima- und Biodiversitätskrise ist natürlich nach wie vor da und das drohender als
     jemals zu vor.

Und was kommt jetzt? Nach Corona?
War oder ist Corona der Auslöser für ein neues Denken? Den Wandel, den wir so dringend
benötigen? Sind wir durch Corona ökologischer geworden? Kaufen wir regionaler ein, fahren
wir mehr mit dem Rad? Haben wir ein anderes Verständnis für die Natur entwickelt? Schätzen
wir das Kleine mehr als das Große, das Wenige mehr als das ewige Mehr und Schneller?
Vielleicht.
Nur allzu gerne würde man zudem glauben, wir würden es weltweit schaffen, ein faires und
sozial ausgewogenes Wirtschafts- und Sozialsystem zu schaffen, in dem alle Platz haben. Gerne
möchte man glauben, dass die Politik jetzt endlich auf die Wissenschaft hört, wie sie es in der
Corona-Pandemie getan hat, und in Sachen Klimaschutz radikale Maßnahmen ergreift.
Schließlich geht es jetzt - ganz ohne Übertreibung - mehr denn je um unsere Gesundheit, um
Lebensmittelsicherheit, Trinkwasser, Schutz vor Naturgefahren und das Recht auf Zukunft.

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Ein Blick auf sämtliche Tourismusseiten zeigt zumindest, dass der Urlaub im eigenen Land
bewusst forciert wird. Die eben wieder geöffneten Bergbahnen und Hütten erfreuen sich
jedenfalls schon jetzt regen Zulaufs. Die Lenkung von Besucherströmen, die CO2-neutrale
Anreise und die Nutzung regionaler Wirtschaftskreisläufe in Sachen Lebensmittel und
Dienstleistungen haben aber durchaus Verbesserungspotenzial und hinken dem Angebot
hinterher. Nur wenn es gelingt, den sogenannten „sanften“ Urlaub in den Bergen auch wirklich
auf andere Beine zu stellen als den Massentourismus, kann daraus eine langanhaltende
Wertschöpfungskette entstehen.
Ohne Zweifel leben wir in einer interessanten Zeit. Die nächsten Jahre werden für uns Menschen
noch so einiges bereithalten, was sehr unangenehm werden könnte … Hoffentlich sagen wir
nicht später einmal: „Hätten wir doch damals die Chance, die sich durch Corona aufgetan hat,
genutzt.“

Quelle und Bilder: www.bergundsteigen.blog

Alpinunfallstatistik Winter 2019/2020
Gleich viele Alpintote trotz Corona-Ausgangsbeschränkungen
Obwohl seit Mitte März 2020 der Bergsport in Österreich drastisch eingeschränkt und zum Teil
verboten war, gab es im gesamten Winter 2019/2020 etwa genauso viele Alpintote wie im
Vorjahr. Bei insgesamt 4738 Unfällen starben in dieser Wintersaison 116 Personen auf
Österreichs Bergen.
Wie jedes Jahr legt das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit gemeinsam mit der
Alpinpolizei und der Bergrettung die Zahlen zu Alpinunfällen in Österreich vor. Besonders
spannend ist heuer der Vergleich von März und April - dem Zeitraum in dem Quarantäne- und
Ausgangsbeschränkungen gegolten haben - mit den Vorjahren. Der Corona-Effekt schlage sich
„sehr deutlich“ in der Statistik nieder, so der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für
Alpine Sicherheit Karl Gabl.
Die Schließung von Skigebieten habe etwa dazu geführt, dass zwischen 15. März und 19. April
lediglich acht Unfälle auf Pisten oder bei Skitouren passierten. „Im Vergleichszeitraum des
Vorjahres waren es 458 Pisten- oder Skitourenunfälle, im Zehnjahresmittel 413“, so Gabl.

                                                                            Quelle: www.tt.com

                      Corona-Effekt – leere Pisten trotz
                      bester Schneeverhältnisse

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
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Alpin Splitter
„Over-Tourism“

                                                      Ebensee zieht Reißleine bei Tourismus

                                                      EBENSEE. Reaktion auf Tagesausflügler,
                                                      Urlaubsgäste   und       Wanderer, die
                                                      Salzkammergut überfluten.

                                                       „Over-Tourism“ ist im Salzkammergut längst
                                                       kein     leeres     Schlagwort    mehr.    Der
                                                       Weltkulturerbeort Hallstatt kann bereits seit
                                                       Jahren ein Lied davon singen.
                                                       Doch auch andere Orte und Plätze der Region
                                                       werden bei Schönwetter oder an Wochenenden
                                                       von Tagesgästen und Urlaubern regelrecht
                                                       überschwemmt:         Die      Anwohner     der
                                                       Traunsteinstraße im Gmundner Stadtteil Unterm
                                                       Stoan leiden, wie in den Salzkammergut-
                                                       Nachrichten berichtet, bei Bade- oder
                                                       Wanderwetter unter einem Verkehrschaos. Beim
                                                       Kleinen Sonnstein in Traunkirchen reichte vor
                                                       wenigen Tagen die Kolonne parkender Autos
                                                       fast    bis     ins   historische  Ortszentrum
                                                       Traunkirchens. Am Vorderen Langbathsee bei
                                                       Ebensee werden Verkehrsschilder und -hinweise
                               Bergsteiger 07/2020     seit geraumer Zeit bewusst ignoriert. Wildes
                                                       Parken ist an diesem idyllischen Bergsee, der
Naturschutzgebiet ist, offensichtlich ein Kavaliersdelikt und führt regelmäßig zu völlig verstopften
Parkplätzen und Zufahrten.
Im Freizeitzentrum Rindbach herrscht im Sommer oftmals Parkplatzmangel, bedingt durch einen
Ansturm von Wassersportlern, Badegästen und Erholungssuchenden. Anrainer und Bewohner stöhnen
angesichts der Fahrzeugschwemme und sehen sich in ihrer Lebensqualität beschnitten. Am vergangenen
Wochenende offenbarten sich die Probleme erneut besonders deutlich.

                                        Quelle und Bild: www.nachrichten.at, Artikel vom 24. Juni 2020

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„Schützt die Natur vor den Massen!“

                Reinhold Messner

Reinhold Messner fordert sanften Tourismus für eine sensible Kulturlandschaft.
„Nein, der Berg ruft nicht“, urteilt Reinhold Messner. „Er ist da“. Als erster Mensch hat
Messner alle 14 Achttausender bestiegen und dabei auf künstlichen Sauerstoff verzichtet. Das
Hinaufsteigen war für ihn immer attraktiver als unten zu sein. Er durchquerte aber auch die
Antarktis, Grönland und die Wüste Gobi. Nur schwimmen kann er immer noch nicht. Wozu
auch, er liebt die Berge.
Ihr Buch „Rettet die Berge“ ist ein flammendes Plädoyer gegen den Zeitgeist, der das Dach
der Welt, aber auch andere Berge, dem Massentourismus opfert. Ist es nicht noch
wahrscheinlicher, dass im Coronajahr in den Bergen der Bär los ist?
Reinhold Messner: Schon in den ersten Tagen, als es möglich war, diese Hotspot-Orte im
Gebirge wieder zu besuchen, war alles überlaufen. Die Menschen rotteten sich zusammen und
kümmerten sich nicht um Abstandsregeln. Das ist nicht gut. 99,9 Prozent des Landes Südtirol
aber sind leer. Jetzt müssten sich die Menschen nach dieser Corona-Erfahrung, und das ist eine
ganz besondere Erfahrung, einfach besser verteilen im Gebirge.
Wie soll das funktionieren?
Reinhold Messner: Jetzt ist ganz klar der Gesetzgeber gefordert, der sagt: Weg mit den
inszenierten Bergen! Weg mit den Aussichtsplattformen, zu denen Menschenmassen strömen.
Wir müssen die Politiker in die Pflicht nehmen, dass sie für die Verteilung der Menschen dort
droben sorgen. Das gilt für Österreich genauso wie für Südtirol. Keine Aussichtsplattformen
mehr! Große Seilbahnen müssen durch kleinere Bahnen ersetzt werden. Natürlich will ich keine
Seilbahnen verbieten in Regionen, die von Seilbahnen leben, weil viele Arbeitsplätze daran
hängen, aber in Gebieten, in denen bisher nichts dergleichen gebaut worden ist, würde ich als
Alternative entschleunigte, nachhaltige touristische Angebote machen. Wir dürfen uns nicht
mehr im, Massentourismus’ auf die Berge werfen. Wir haben alle Platz dort oben. Der Begriff
Overtourism muss endgültig ausgedient haben.
Was lehrt uns die Coronakrise?
Das Coronavirus ist Teil der Natur und nicht böswillig. Es führt uns Menschen auf sehr
dramatische Weise unsere Schwächen und unsere Verletzlichkeit vor, indem es quasi über Nacht
unser ganzes Wirtschaftssystem lahmlegt. Die Angst um den Arbeitsplatz und die
Verunsicherung über die weitere Zukunft hinterlassen ihre Spuren in ganz Europa.

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Wird sich der Tourismus in den Alpen durch die Pandemie verändern?
Das hoffe ich sehr. Wir müssen jetzt den Bergtourismus ökologisch gestalten.
Und auf welchem Wege?
Wir haben nicht nur in Nord- und Südtirol, sondern in den Alpen insgesamt viel mehr unberührte
Flächen als touristisch genutzte Fläche. Diese von Einheimischen und Touristen unberührten
Naturräume werden wichtiger werden. Die Menschen werden gerade diese Gebiete aufsuchen.
Der Massentourismus in großen Hotelanlagen wird nicht mehr der Sehnsuchtsort sein. Denn die
Eingriffe in die Natur vertreiben die Menschen. Stille, Entschleunigung, Wildnis sind Werte, die
es zu schützen gilt.
Was sind die Lehren aus Ischgl?
Mit Ischgl ist klar geworden, dass sich im Krisenfall durch die Massen an Skitouristen
Krankheitserreger schnell und unkontrolliert ausbreiten können. 1000 Menschen schwitzend und
trinkend in einer Aprés-Ski-Bar ist ein gefährliches Geschäftsmodell. Denn diese wird nicht die
letzte Pandemie gewesen sein. Wir müssen aus den Fehlentwicklungen in Ischgl und anderen
Tiroler Skiorten lernen und umdenken.
„Wer den lauteren Event hat und die größere Umweltzerstörung hinterlässt, hat die
meisten Gäste“, kritisieren Sie in „Rettet die Berge“. Was ist zu tun?
Reinhold Messner: Die Menschen verlassen die Stadt, sehnen sich nach sauberer Luft, nach
Entschleunigung, nach erhabenen Bergen. Und wo gehen Sie hin? Wo es schlimmer ist, als in
Wien, Berlin oder New York und wo Rambazamba gespielt wird. Das ist ja das Dumme: Dass
der Tourist selbst sein Habitat, also den Ort, wo er Urlaub machen will, zerstört. Deswegen muss
man dem Touristiker, als jemandem, der in den Alpen Gästen eine Bleibe und eine Erholung
anbietet, beibringen, dass er aufpassen muss. Und da ist auch die Politik wieder gefragt, die klare
Regeln aufstellen muss.
Wo es Regeln gibt, wird auch der Ruf nach Freiheit laut. Auch in der Coronakrise gab es
den Vorwurf, dass die Freiheit des Einzelnen massiv eingeschränkt wurde.
Reinhold Messner: Freiheit hat immer mit Verantwortung zu tun. Je mehr Freiheit ich mir
nehme, desto mehr Verantwortung trage ich auch. Und wenn die Menschen nicht in der Lage
sind, Verantwortung für saubere Berge zu tragen, muss man leider einen Teil ihrer Freiheit
einschränken. Beim Coronavirus haben wir alle am Beginn eingesehen, dass die Regeln
notwendig sind. Am Beginn waren die Politiker auch sehr gut, weil sie bei der Schließung eine
klare Sprache hatten und auch die Virologen in der Lage waren, die Gründe zu erklären. Und der
Lockdown war notwendig, darüber gibt es keinen Zweifel. Bei der Öffnung wurde es
schwieriger: Da wurde gezögert, manches war auch widersprüchlich, und dann begannen die
Proteste. In Deutschland mehr als in Österreich. Wir alle haben aber gesehen, dass jene Politiker,
die schnell und radikal zugemacht haben, größere Erfolge bei der Lösung dieser Coronakrise
haben. Die anderen, die Corona mit einer kleinen Grippe verglichen haben, siehe Trump, siehe
Bolsonaro, haben jetzt wirklich große Probleme. Aber leiden müssen die Menschen dort, die
dieses Virus einfangen und dadurch bis an ihr Lebensende geschädigt sind. Aber die Coronakrise
muss uns wachrütteln.
Inwiefern?
Reinhold Messner: Mein Buch „Rettet die Berge“ habe ich ja schon vor der Coronakrise
geschrieben. Darin geht es um ein radikales Umdenken, was den Umgang mit der Natur angeht.
Und das ist jetzt mehr als notwendig. Politiker sollten mein Büchlein schon deswegen lesen, weil

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ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - Österreichischer Alpenverein
sie damit Menschen helfen könnten, sich vor sich selbst zu schützen. Auch der Touristiker, der ja
in zehn, 20 Jahren auch noch vom Berg leben will, muss die Menschen führen und ihnen die
Geschichten über die jeweilige Berglandschaft erzählen. Ich bin nicht a priori gegen Seilbahnen,
aber ich bin dagegen, dass man Menschen in Ketten und Seilen auf die höchsten Gipfel lenkt. Ich
bin dagegen, dass man Strukturen baut und auch noch die Landschaft verbaut, um große Massen
zusammenzubringen. Hat es einen Sinn, ein Konzert auf 2200 Metern Meereshöhe zu machen
mit 35.000 Menschen, mit Lautsprechern, die die Wände erzittern lassen?! Das gehört in die
Stadt, das gehört in ein Stadion, aber nicht auf einen Berg, auf dem ich die Stille suche.
Sie betonen, dass Sie immer auf der Suche nach der Menschennatur waren, wenn Sie die
Welt vertikal, horizontal, längs oder quer erobern wollten. Warum zerstört der Mensch
das, wonach er sich am meisten sehnt - die Stille, die Weite?
Reinhold Messner: Ich denke, wir alle sind inzwischen so überladen mit Lärm aus den Städten,
mit Hektik, mit Aggression, dass kaum jemand noch mit der Einsamkeit zurechtkommt. Es ist
auch gar nicht so einfach, mit sich selbst zurechtzukommen. Aber wenn ich allein oder mit
meiner Frau oder mit Familie in die Einsamkeit hinaufgehe, dann habe ich eine Möglichkeit,
Maß zu nehmen. Dann bekomme ich eine Vorstellung davon, wie schnell ich bürgerlich und
ängstlich werde, weil ich weit weg von jeder Sicherung bin. Das ist auch gut so. Das Bergsteigen
hat ja damit angefangen, dass der Mensch Maß nehmen wollte.
In der Coronakrise hat man den Eindruck bekommen, dass die Angst vor der Krankheit,
letztlich die Angst vor dem Tod, die Menschen verändert hat. Pascal Mercier schreibt in
seinem Roman „Das Gewicht der Worte“: „Die Ankündigung des Todes macht einsam.“
Sie haben am Nanga Parbat selbst eine Nahtoderfahrung gemacht. Hat Pascal Mercier
recht?
Reinhold Messner: Ich brauche gar kein Nahtoderlebnis, um in diese Einsamkeit
hineinzurutschen. Ich brauche nur eine klare Vorstellung von der Tatsache, dass ich ein
Sterbender bin. Und das macht einsam. Das ist so. Jeder stirbt für sich allein. Dass ich mir
leichter tue, ein solches Gefühl in mir hochkommen zu lassen, weil ich am Nanga Parbat meine
schlimmste Nahtoderfahrung hatte, stimmt. Das nahe Ende hat mir aber auch klar gemacht, dass
es einen Moment des Glücks in sich birgt. Ich lasse mich ins Sterben fallen. Ich hatte am Ende
keine Angst mehr, verspürte keine konkrete Einsamkeit, war mit dem Sterben einverstanden.
Aber um so weit zu kommen, muss man das Glück haben, nachher wieder aufzuwachen.
Wie denken Sie jetzt über den Tod?
Reinhold Messner: Ich glaube ja nicht, dass wir auferstehen und in den Himmel kommen. Ich
glaube, dass die Natur - und Corona hat das speziell vor Augen geführt - die bestimmende Kraft
auf dieser Erde ist. Es gibt etwas über uns hinaus. Das Virus hat uns gezeigt, dass ein Nichts, das
man noch nicht einmal sehen kann, völlig ausreicht, um die Menschheit umzubringen.
Eine Nebenwirkung des Coronavirus: Auf der ganzen Welt geht die Luftverschmutzung
zurück. In Indien können Menschen wieder den Himalaya aus Hunderten Kilometern
Entfernung sehen. Hat Corona auch etwas Gutes?
Reinhold Messner: Die Luft ist sauberer geworden, es fliegen weniger Flugzeuge. Eines ist
sicher: Der Ferntourismus wird sich massiv verändern. Er wird teurer, weniger Menschen
werden ihn sich leisten können. Die Coronakrise wird uns zwingen, in vielen Bereichen
umzudenken, und vor allem auf Weniger statt auf Mehr zu setzen. Wir sollten die Krise nützen,
um ein besseres Verhältnis zur Natur aufbauen.
                                                Quelle und Foto: www.neue.at www.handelsblatt.com

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Ist das die Zukunft auf unseren Berggipfel?????

                                                                                      Kasberg 1747m, OÖ. Voralpen

Kasberg am 12. Juli 2020 - laute Menschenmassen am Gipfeln - geschätzt ca. 30-35
„sogenannte“ Bergsteiger (gefühlt 100) - um auf das Gipfelkreuz klettern zu können, hat man
sich angestellt - sieht so die Zukunft auf unseren Berggipfeln aus?????

                             abschreckend             ohne Anstand
                                                      ohne Charakter
                                                      ohne Rücksicht
                                                      ohne Respekt

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Was soll die Hexenjagd am Berg?
                Ein Meinungsbeitrag zum Corona-Bewegungsverbot von Alpinistin Lisi Steurer
                                                                      vom 04.April 2020
„Es waren Hinweise aus der Bevölkerung, die die Polizei am Donnerstag gegen 13.30 Uhr auf
zwei Skitourengeher aufmerksam machte. Ihnen drohen empfindlich hohe Geldstrafe oder bis zu
vier Wochen Freiheitsentzug“. Schlagzeilen wie diese (Kronen Zeitung vom 03.04.20) lesen sich
derzeit für mich wie Szenen eines Alptraums, aus dem ich jeden Moment erwachen werde. Doch
statt zu erwachen, werden wir in Tirol fast täglich mit neuen Einschränkungen und
Maßnahmen nach § 2Z2 des COVID-19-Maßnahmengesetzes konfrontiert. Doch wie kam es
eigentlich dazu?
Was bisher (in Tirol) geschah
Derzeit ist man sich nicht im Klaren, wann alles so
wirklich begonnen hat. Ein wichtiges Datum ist aber
auf jeden Fall der 5. März 2020. Jener Tag, an dem die
isländischen Behörden 15 Tirol-Rückkehrer positiv
auf COVID-19 getestet hatten. Die Tiroler Behörden
urteilten, die „Ansteckung von den Gästen in einer Bar
in Ischgl sei aus medizinischer Sicht eher
unwahrscheinlich“ und es wurde munter weiter
gefeiert. Die Bar wurde dann am 10. März definitiv
geschlossen und am 12. März zog LH Günther Platter
die Reißleine und verkündete das vorzeitige Ende der Winterskisaison in ganz Tirol.
Die Abreise Tausender Touristen, die sich zu dem Zeitpunkt noch in Ischgl, St. Anton, Sölden
und anderen Tiroler Skiorten befanden, erfolgte dann entsprechend chaotisch und wie bereits
medial ausführlich berichtet, führte diese wohl zu einer flächendeckenden Ausbreitung des Virus
in Tirol. Armin Wolf hat dann am 16.03.2020 in einer legendären ZIB2 Sendung die Fehler der
Tiroler Behörden in Person von Gesundheitslandesrat Tilg aufgedeckt und spätestens dann war
klar - es sind zahlreiche gravierende Fehler in Tirol passiert.
Gemeinsam schaffen wir Das?
Ab 18. März startete dann die sukzessive
Schraubstock-Quarantänepolitik für Gesamttirol.
Landeshauptmann Platter verkündete ab diesem
Zeitpunkt regelmäßig neue Verordnungen, die das
tägliche Leben im Land Tirol dramatisch einschränken
sollten und bat die Bevölkerung mitleidsvoll um
Verständnis. Natürlich immer mit dem obersten Ziel,
die weitere Verbreitung des Virus zu verhindern.
Etwas, das aus heutiger Sicht natürlich nicht möglich
ist.
Alles was getan werden kann, ist die Kurve der Krankheitsfälle möglichst flach zu halten und
das ist rein rechnerisch nur möglich, wenn wir uns so lange wie möglich in Quarantäne begeben.
Der Preis dafür ist ein fast totaler Shut Down der Wirtschaft, ein noch nie dagewesener Anstieg
der Arbeitslosigkeit, Menschen die nicht mehr in der Lage sein werden, ihre Schulden zu tilgen
und verunsicherte, eingesperrte BürgerInnen, die ihren Tag Großteils damit verbringen,
Nachrichten zu konsumieren und sich hoffentlich gegenseitig nicht zu viel Angst vor dem Virus
einjagen.

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Genug ist genug?
Nach nun mehr als 14 Tagen Quarantäne inkl. Verbot sämtlicher sportlicher Betätigungen außer
Spazierengehen (wenn das als Sport gilt?) stellt sich nun die Frage: Wie lange noch??? Wenn wir
uns die derzeitige Lage anschauen wird klar, zum einen sind die Neuerkrankungen weltweit
explosionsartig angestiegen und mittlerweile haben es sogar die Amerikaner kapiert, dass
COVID-19 kein Angriff auf die US-Wirtschaft ist, sondern real und eine ernstzunehmende
Bedrohung. Es wird also ziemlich sicher keine so rasche Lockerung der Quarantäne-Maßnahmen
geben, wenn diese mit der Abflachung der Kurve korrelieren soll. Auch nicht in Osttirol,
zumindest so lange nicht, solange wir noch steigende Fallzahlen haben. Somit steigt der Druck
weiter.
Nicht alle wohnen auf einem Bauernhof oder haben einen schönen Garten zu Hause, der gepflegt
werden will. Viele OsttirolerInnen leben in einfachen Verhältnissen und kleinen
Mietwohnungen. Home Schooling, Home-Office und Familienleben auf teilweise engstem Raum
stellen den HomeOSapiens Tirolensis auf eine bisher noch nie da gewesene Probe. Und zudem
tauchen andere existenzbedrohende Spieler auf. Arbeitslosigkeit, Verzweiflung, Zukunftsängste,
Überforderung uvm. Die Frage ist erneut: Wie lange noch???
Wenn wir nicht raus dürfen, liegt es nahe, dass andere Ventile bedient werden.
Alkoholmissbrauch, häusliche Gewalt, Wutausbrüche stehen mittlerweile wahrscheinlich bei
vielen Familien an der Tagesordnung. Ich befürchte, dass sich derzeit viele Dramen hinter den
vermeintlich sicheren Quarantänemauern abspielen und es macht mich traurig zu wissen, dass
man nicht mal mehr die Kinder auf Spielplätze lässt, wo sie zumindest für ein paar Stunden
dieser psychischen Belastung entkommen könnten, die noch viel längere Nachwirkungen für sie
als Menschen haben werden als Corona!
Fazit
Lasst uns so schnell wie möglich
wieder raus!!! Natürlich unter
Berücksichtigung von Social
Distancing und immer mit dem
Ziel      vor      Augen,       die
Ansteckungsgefahr so gering wie
möglich zu halten. Und bis dahin
sollten Menschen, die derzeit
alleine     oder     mit     ihren
WohnungspartnerInnen          zum
Joggen oder anderen relativ
ungefährlichen         sportlichen
Betätigungen gehen, nicht als
Verbrecher stilisiert werden!!!
Es gibt viele, die brauchen
Sport und Bewegung für ihre psychische und physische Gesundheit!
Ein Versagen der Tiroler Behörden hat wahrscheinlich zu einer massiven Ausbreitung des Virus
in (Nord) Tirol geführt. Wenn wir als Bevölkerung Verständnis für die Fehler der Behörde haben
sollten, dann wäre es in meinen Augen nur fair, wenn auch von Seiten der Regierung und der
Exekutive in Einzelfällen Milde waltet, solange die Maßnahmen noch gelten. Mit Anzeigen und
Strafen schüren wir nur die Hexenjagd in der Bevölkerung! Wir müssen jetzt zusammen halten
ganz im Sinne von #gemeinsamschaffenwirdas# und dies gilt sowohl für die Behörden als auch
die Bevölkerung!
                                           Quelle: www.dolomitenstadt.at, Bilder: Ramona Waldner

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Quelle: Zeitschrift Bergsteiger 07/2020

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Quelle: Fachzeitschrift für Risikomanagement bergundsteigen 111 / Sommer 2020
                                     Comic von Georg Sojer / sojer graphicartoon

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