Climabau - Planen angesichts des Klimawandels Energiebedarf und Behaglichkeit heutiger Wohnbauten bis ins Jahr 2100

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Climabau - Planen angesichts des Klimawandels Energiebedarf und Behaglichkeit heutiger Wohnbauten bis ins Jahr 2100
Climabau – Planen angesichts des Klimawandels
Energiebedarf und Behaglichkeit
heutiger Wohnbauten bis ins Jahr 2100

Institut für Gebäudetechnik und Energie IGE
Zentrum für Integrale Gebäudetechnik
Gianrico Settembrini
Leiter Forschungsgruppe

T direkt     +41 41 349 38 16
gianrico.settembrini@hslu.ch
Horw            15.04.19

Die Schweiz im Klima-Schwitzkasten
Wie bauen und betreiben wir unsere Gebäude in Zukunft?
12. April 2019
Climabau - Planen angesichts des Klimawandels Energiebedarf und Behaglichkeit heutiger Wohnbauten bis ins Jahr 2100
Ausgangslage Klimawandel
Einfluss auf den Schweizer Gebäudepark

Es ist anzunehmen, dass das Schweizer Klima im Laufe des
21. Jh. signifikant vom heutigen und vergangenen Zustand
abweichen wird. Je nach Szenario und Region wird bis zum
Ende des Jh. eine Zunahme der jahreszeitlichen mittleren
Temperatur von 3.2-4.8°C vorausgesagt. [1]

                          [1] CH2011 (2011), “Swiss Climate Change Scenarios CH2011”, published by C2SM, MeteoSwiss, ETH, NCCR Climate, and OcCC, Zurich
                          Bild links: Wouda R., Editorialbild Das Magazin, Zeitschrift der TA Media AG, Ausgabe Nr. 8, Februar 2018
                          Bild mitte: Editorialbild Das Magazin, Zeitschrift der TA Media AG, Ausgabe Nr. 13, März 2019
Folie   2, 15.04.19
                          Bild rechts: http://www.torange-de.com/Backgrounds-textures/texture/Die-Textur-des-alten-Bürogebäude-14743.html
Climabau - Planen angesichts des Klimawandels Energiebedarf und Behaglichkeit heutiger Wohnbauten bis ins Jahr 2100
Fragenstellung des Projekts ClimaBau
Klimawandel und Schweizer Wohnbauten

Raumtemperaturen in Wohngebäuden im laufenden
Jahrhundert ohne Gegenmassnahmen?

Veränderung des thermischen Komforts ohne
Kühlsysteme?

Energiebedarf für die Kühlung bei Erhalt der
heutigen Komfortansprüchen?

Veränderung des Gesamtenergie- und
Leistungsbedarfs? (Heizung, Kühlung, Beleuchtung)

Massnahmen zur Optimierung des Bedarfs?
(techn. Ausstattung, Architektur, Normen, Gesetz usw.)

                                                         Bild: Die Eisskulptur von Nele Azevedo als Symbol für die Folgen der Klimaerwärmung.
                                                         https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/Minimum_Monument_art_installation_by_Nel
Folie   3, 15.04.19                                      e_Azevedo_in_Chamberlain_Square%2C_Birmingham_UK.JPG
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Inhalte des Projekts und der Präsentation
Methodische Herangehensweise – drei Handlungsfelder

Das Klima
Klimaszenarien, bzw. Meteodatensätze für die
langfristige Betrachtung bis 2100?

Der Gebäudepark
repräsentative Wohnbau-Typen?

Die Simulationen
Einfluss des Klimawandels auf Gesamtenergiebedarf
und Behaglichkeit bei den untersuchten Wohnbauten?

Handlungsempfehlungen zur Optimierung
von Energiebedarf und Komfort über die
gesamte Lebensdauer der Gebäude?

                                                     Bild: Die Eisskulptur von Nele Azevedo als Symbol für die Folgen der Klimaerwärmung.
                                                     https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/Minimum_Monument_art_installation_by_Nel
Folie   4, 15.04.19                                  e_Azevedo_in_Chamberlain_Square%2C_Birmingham_UK.JPG
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Das Klima –
in Zusammenarbeit mit MeteoSchweiz
Betrachtungsentscheide

Vergleichsgrundlage (Referenz)
Periode «1995» (1980-2009)
Medianes Jahr 2004
Warmes Jahr 2003

Vergleichsprojektion
Klimaszenario A1B
Periode «2060» (2045-2074)
Medianes Jahr 2063
Warmes Jahr 2068
Mediane Modellkette von 10

Fokus Schweizer Mittelland
Standort Basel

                                 Grafik: Jahresgang des Temperaturänderungssignals des Klimaszenarios A1B aus
                                 10 Modellketten für den Standort Basel und der Periode „2060“ (2045-2074) im Vergleich zur
                                 Referenzperiode „1995“ (1980-2009).

Folie   5, 15.04.19
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Der Gebäudepark –
mit dem Kompetenzzentrum für Typologie und Planung CCTP - HSLU
Auswahl von vier Fallbeispielen

Auswertung statistischer Unterlagen
Zukünftiger Standard und heutige Leuchtturmprojekte
Experteninterviews und Gespräche in der Begleitgruppe

Folie   6, 15.04.19
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Die Simulationen –
Institut für Gebäudetechnik und Energie IGE - HSLU
Phase 1: die vier Fallbeispiele mit der Simulationssoftware IDA-ICE

Rahmenbedingungen
Möglichst realitätsgetreue Abbildung des Fallbeispiels
àEinbausituation (Orientierung, Fremdbeschattung)
àBauweise (Dämmstärken, Speicherfähigkeit)
àAusstattung (Beschattungs- und Lüftungssystem)
àRestliche Annahmen gemäss SIA-Normen
Standort Basel
Fokus 30-jährige Perioden «1995» und «2060»

Ermittelte Kennwerte
Heizwärmebedarf und Heizwärmeleistung
Klimakältebedarf und Klimakälteleistung
Strombedarf Beleuchtung
(Maximale) empfundene Raumtemperaturen
Anzahl jährliche Überhitzungsstunden (SIA 180)
Predicted Percentage of Dissatisfied PPD                 Abbildungen: In IDA ICE aufgebaute Simulationsmodelle der vier Fallbeispiele
in ausgewählten Zonen

Folie   7, 15.04.19
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Ergebnisse Phase 1 – Einfluss des Klimawandels
Vergleich der Perioden «1995» und «2060»
                                                                     Altbauten ó Neubauten   Altbauten ó Neubauten

Reduktion Heizwärmebedarf
Altbauten à ca. 20%
Neubauten à ca. 30%

Anstieg Klimakältebedarf
A à exponentiell, jedoch unbedeutend
N à stark, auf ca. 50% der Heizwärme

Klimakälteleistung in «2060»
A à 25-40% der Heizleistung
N à bis zum Doppelten der Heizleistung

 Grafiken: Jährliche Medianwerte zu Heizwärme- und Klima-
 kältebedarf (links) sowie zu Heizwärme- und Klimakälteleistung
 (rechts) der vier untersuchten Fallstudien in der Referenzperiode
 „1995“ (1980-2009; jeweils die linke Säule) und der Periode
 „2060“ (2045-2074; jeweils die rechte Säule) am Standort Basel.
 Die Prozentzahlen geben die auf den Klima-wandel
 zurückführbare Veränderung an .
Folie   8, 15.04.19
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Phase 2 – Parametervariation am Referenzgebäude
Einfluss des Klimawandels sowie der Parameter heute und in Zukunft

Betriebsparameter                                                                      Eigenschaften des Referenzgebäudes:
Nachtkühlung                                                                           Neubau massiv (Beton / Backstein)
                                                                                       Gebäudehüllzahl (Ath/AE) 1.15
à mechanische Lüftung                                                                  Minergie-Standard
à natürliche Lüftung                                                                   Wärmedämmung verputzt
Sonnenschutz                                                                           Fensteranteil Fassade ca. 54%
                                                                                       Komfortlüftung mit WRG (1m3/m2h),
Nutzerverhalten (Kombinationen)                                                        zusätzlich natürliche Lüftung wie folgt:
                                                                                       Bei TAUL < TRAL & TRAL > 22 °C
Entwurfsparameter                                                                      Fenster 100%ig geöffnet
Qualität der Gebäudehülle (U-/g-Werte)                                                 zwischen 06:00 und 07:00 Uhr sowie
                                                                                       zwischen 18:00 und 22:00 Uhr
à opake Bauteile                                                                       Sonnenschutz: Stoffmarkisen automatisiert,
à transparente Bauteile (Fenster)                                                      bzw. Betätigung (2/3 geschlossen) wenn
Fensteranteil                                                                          Solarstrahlung auf Fassade > 150 W/m2 ist
Orientierung                                Abbildung: Simulationsmodell des Referenzgebäudes für die zweite Phase der Unter-
Wärmespeicherfähigkeit (thermische Masse)   suchungen und Kurzbeschrieb der wichtigsten Charakteristiken.

Übergeordnete Parameter
Standort
Städtischer Wärmeinseleffekt
Potenzial PV-Anlagen (solare Kühlung)
Folie   9, 15.04.19
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Parametervariation «Nutzerverhalten»

Grafik: Übersicht zu den variierten Simulationsparametern des Nutzerverhaltens (Kombination der Parameter „Lüftung“ und „Sonnenschutz“)
Folie   10, 15.04.19
Parametervariation «Nutzerverhalten»
                                «der tagsüber Anwesende»                «der tagsüber Abwesende»            «der energiebewusste Nutzer» «der energieunbedachte Nutzer»
                                        (Referenz)
       Empfundene Temperatur

                                                                  ∆=+263                                 ∆=-27                                   ∆=+911

                                                         27 Stunden             270 Stunden                                   0 Stunden                       938 Stunden
2004

                                                                      ∆=+180                              ∆=+499                                  ∆=+4                                 ∆=+926
        Empfundene Temperatur

                                                         207 Stunden            761 Stunden                                   4 Stunden                 1’864 Stunden
                                                                   ∆=+554                                 ∆=-203                                 ∆=+1’657
2063

                                  Grafiken: Empfundene Raumtemperaturen in Relation zur Aussentemperatur in Abhängigkeit des Nutzerverhaltens während der Sommerperiode der
                                  Medianjahre 2004 und 2063 (Darstellung mit Komfortgrenzlinien gemäss SIA 180:2014). Die Stundenanzahldifferenzen bei den vertikalen Pfeilen sind primär auf
                                  den Klimawandel zurückzuführen, die bei den horizontalen Pfeilen auf die Parametervariation bei denselben klimatischen Bedingungen.
                                  Folie   11, 15.04.19
Parameter «Standort»/ «städtischer Wärmeinseleffekt»
Analyse der Bewertungsgrössen «Heizwärme- und Klimakältebedarf»

Beispiel durchschnittlich warmes Jahr 2063:

àstädtischer Wärmeinseleffekt in Basel:
 Erhöhung Überhitzungsstunden um mindestens 50%!

àEntsprechende Erhöhung des Klimakältebedarfs,
 geringfügige Reduktion des Heizwärmebedarfs.

àStandort Lugano:
 Klimakältebedarf > 3x Heizwärmebedarf!

 Grafik: Heizwärmebedarf (x-Achse) und Klimakältebedarf (y-Achse) des
 Referenzmodells in den Jahren 2004 und 2063, den durchschnittlich warmen Jahren
 der Perioden „1995“ und „2060“, jeweils am Standort Basel, unter Berücksichtigung
 des städtischen Wärmeinseleffekts am Standort Basel und am Standort Lugano. Die
 Grösse der Kreise stellt das Verhältnis der Anzahl an Überhitzungsstunden dar.

Folie   12, 15.04.19
Rekapitulation Variation Entwurfsparameter
Analyse der Bewertungsgrössen «Heizwärme- und Klimakältebedarf»

Beispiel durchschnittlich warmes Jahr 2063:

àBauteil Fenster!

àHohe Relevanz Wärmespeicherfähigkeit
 (v.a. für den Klimakältebedarf)

àVariation der U-Werte bei opaken Komponenten:
 kaum Einfluss auf Klimakältebedarf.
 Niedrige U-Werte weiterhin zu empfehlen (Heizwärme-
 bedarf) .

 Grafik: Simulationsergebnisse aus der Parametervariation für den Heizwärmebedarf
 (x-Achse) und den Klimakältebedarf (y-Achse) des Referenzmodells im Jahr 2063,
 dem Medianjahr der Periode „2060“, am Standort Basel. Die Grösse der Kreise stellt
 das Verhältnis der Anzahl an Überhitzungsstunden dar.

Folie   13, 15.04.19
Schlussfolgerungen
à erheblicher Einfluss des Klimawandels
  auf Energiehaushalt und Behaglichkeit in Wohnbauten
Paradigmenwechsel:
Verschiebung von der Winter- (Heizwärme) hin zur
Sommerbetrachtung (Behaglichkeit)
àEnergie und vor allem bei der Leistung
àVerstärkt in der südlichen Schweiz / in Städten (!)
Wichtigkeit des Verhaltens der Bewohnerschaft
àUnsachgemässe Bedienung des Referenzgebäudes
 Raumtemp. > 40 °C / ca.2’000 Überhitzungsstunden!
àBei optimaler Bedienung
 Sicherstellung von behagliche Raumtemperaturen
àIdealer Nutzer realistisch? Automation als Lösung?
Entscheidende Entwurfsparameter
àFenster, Speicherfähigkeit (nach wie vor)
Massnahmen über den Lebenszyklus von Wohnbauten
àIntegration in heutige Normen / Wirkung bis Ende Jh.
àFree cooling/Geocooling1 bei hohem Fensteranteil?      Bild: Minimum Monument von Nele Azevedo als Symbol für die Folgen der Klimaerwärmung.
                                                        © 2014 Steve Eggleton / eventdigital.co.uk
Solare Kühlung durch PV-Anlagen am Gebäude?
àKoinzidenz OK, jedoch hohe Bedarfs-/Leistungsspitzen   1) Free cooling: Abgabe der Wärme an die Luft während der Nacht.
                                                           Geocooling: Abgabe der Wärme an das Erdreich über dieselben Erdsonden, die im Winter
Folie 14, 15.04.19                                                       Umgebungswärme für die Wärmepumpen liefern.
Fragen und Diskussion
Danksagung

Finanzierung
Bundesamt für Energie BFE
Bundesamt für Umwelt BAFU
Hochschule Luzern HSLU
Autorenschaft HSLU
Gianrico Settembrini (IGE), Silvia Domingo-Irigoyen (IGE),
Thomas Heim (CCTP), Dominic Jurt (IGE), Axel Seerig (IGE),
Andrii Zakovorotnyi (IGE), Gerhard Zweifel (IGE),
Urs-Peter Menti (IGE)
Begleitgruppe
Rolf Moser (BFE, Vorsitz), Carla Gross (BAFU),
Roland Hohmann (BAFU), Andreas Fischer (MeteoSchweiz),
                                                             Bild: Minimum Monument von Nele Azevedo als Symbol für die Folgen der Klimaerwärmung.
Mark Liniger (MeteoSchweiz), Martin Imholz (AG MuKEn),       © 2014 Steve Eggleton / eventdigital.co.uk
Gerhard Zweifel (SIA), Axel Seerig (HSLU)

Folie   15, 15.04.19
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