Digitalisierung braucht Führung und Kommunikation - Bedarfe und Status quo STUDIE
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Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation Über die Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte, bundesweit aktive Mittel- stand 4.0-Agentur Kommunikation unterstützt Multiplikatoren und Unternehmen bei der Gestaltung des digitalen Wandels. Sie bietet kostenfreie Workshops, Informationsveranstaltungen und Publikationen zu Trends und praktischen Anwendungen der Digitalisierung. Die Leitung des Konsortiums hat die private, staatlich anerkannte Managementhochschule BSP Business School Berlin. Weitere Informationen unter: http://kommunikation-mittelstand.digital Ihre Ansprechpartnerinnen Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation Pia Sue Helferich Ӏ pia-sue.helferich@h-da.de Ӏ Tel. +49 6151 16 39337 Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation Anette Nickels Ӏ anette.nickels@h-da.de Ӏ Tel. +49 6151 16 39216 2
Inhalt Zusammenfassung 4 Einleitung 5 Vorgehen und Methode 6 Was bedeutet „Digitalisierung der Kommunikation“? 8 Chancen und Risiken 9 Digitales Marketing im Mittelstand: Stand der Dinge 11 Organisation der digitalen Kommunikation 13 Von unten nach oben oder von oben nach unten? 15 Digitale Werkzeuge 17 Kommunikation als Service 18 Zehn Marketing-Trends 19 Was bringt die Zukunft? 21 Bedarf für KMU und ihre Beratung 23 Handlungsempfehlungen 24 Quellen 26 Notizen 27 3
Zusammenfassung D as Hauptaugenmerk dieser Bedarfsanalyse liegt auf der digitalen Kommunikation im Mittelstand: Was hat sich verändert? Was wird sich verändern? Mitarbeiter in den Prozess der Digitalisierung einge- bunden werden? Wodurch kann ein optimaler Aus- tausch (über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen Und wie können Unternehmen darauf reagieren? Mit hinweg) geschaffen werden? Das „Über-Grenzen-hin- dem Ziel, Unternehmen und Multiplikatoren nach- weg-Kommunizieren“ weicht klassische hierarchi- haltig für digitale Kommunikation zu sensibilisieren, sche Strukturen auf, macht einzelne abgeschlossene werden Chancen, Risiken, Schwierigkeiten und die Silos überflüssig bzw. stellt Abteilungsdenken in Zukunft der Digitalisierung in den Blick genommen. Frage und fordert neue Geschäftsmodelle und Unter- Die Bedarfsanalyse hat gezeigt, dass der Mittelstand, nehmenskulturen. besonders Kommunikationswege und -prozesse betreffend, noch nicht sein volles Potenzial ausge- schöpft hat. D en Führungskräften wird in Zeiten der Digita- lisierung eine besonders wichtige Rolle zuge- sprochen: Sie sollen Innovationen und Potenziale E ine digitale Unternehmenskommunikation sowohl intern (unter den Mitarbeitern) als auch extern (hin zum Kunden, Zulieferern etc.) kann der Einstieg erkennen, Risiken abschätzen, brauchen Mut, Durch- setzungsvermögen sowie die Fähigkeit, die Mitar- beiter zu integrieren, zu informieren und zu motivie- in die „digitale Welt“ sein. Dezentrale Stellen können ren. Dies sind nur einige Eigenschaften, die eine gute lückenlos in die Kommunikation einbezogen werden Unternehmensführung verkörpern sollte. Experten- und Mitarbeiter sich in alle Richtungen informieren gespräche zeigten, dass es nicht nur auf den Inno- und austauschen. Es zeigt sich, dass die Mitarbeiter vationswillen der Mitarbeiter und deren Know-how der Knotenpunkt für eine gelungene Umsetzung digi- ankommt. Es ist noch viel wichtiger, dass die Füh- taler Kommunikationsprozesse sind. Daher ergibt rungsebene neue digitale Prozesse selbst anstößt sich besonders hier ein starker Bedarf: Wie können und vorlebt. 4
Einleitung W ir befinden uns in der sogenannten „vierten” industriellen Revolution, der digitalen Transfor- mation: aus analog wird digital, alles vernetzt sich D och welches Potenzial steckt in den neuen Mög- lichkeiten ganz konkret für kleine und mittlere Unternehmen? Und welche Angebote könnten helfen, und kommuniziert miteinander: ob Mensch oder diesen Schatz zu heben? Durch fundierte Informatio- Maschine. Unternehmensstrukturen, Kommunikati- nen möchten wir Ängste nehmen, Risiken und Fakto- onsabläufe, Geschäftsmodelle und Kulturen verän- ren aufzeigen, die zum Erfolg beitragen können. Die dern sich. Wir sind folgenden Fragen auf den Grund folgende Analyse möchte daher bezüglich der digita- gegangen: Wie reagieren kleine und mittlere Unter- len Kommunikation einen kompakten Überblick zur nehmen bisher auf die neuen, digitalen Gegebenhei- Bedürfnislage des Mittelstandes geben. ten im Marketing sowie der internen und externen Kommunikation? Was gibt es für Möglichkeiten? Und wo wird die Reise hinführen? D igitale Kommunikation hat unseren Alltag bereits jetzt stark verändert: Die Kommunikation über Ländergrenzen hinweg hat die Welt für uns geöff- net. Wir können mit Geschäftspartnern und Kollegen über den ganzen Globus hinweg in Echtzeit kommu- nizieren, über synchronisierte Kalender Meetings ver- einbaren, gemeinsam an Dokumenten arbeiten, über unser Smartphone Flüge buchen und im Internet Lebensmittel bestellen. 5
Vorgehen und Methode F ür die Ausarbeitung waren vier Schritte nötig: Zuerst wurden Studien zum Thema ausgewertet. Diese haben wir durch Experteninterviews ergänzt. A nschließend haben wir zehn Kernthesen aus der Studienanalyse und der Expertenbefra- gung zusammengefasst und dann Multiplikatoren Ein Experte qualifizierte sich für uns, wenn er sich in einem Gespräch mit diesen konfrontiert. An die- in seinem Arbeitsalltag intensiv mit der Digitalisie- sem Gruppengespräch beteiligten sich sechs Mit- rung im Kontext von Kommunikation und Marketing arbeiter von Wirtschaftsförderungen, Verbänden befasst und bereits über einen längeren Zeitraum wie dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband hinweg mit mittelständischen Unternehmen an ent- (DEHOGA), IHKs und Handwerkskammern aus wirt- sprechenden Projekten gearbeitet hat. schaftlich starken Großstädten und eher ländlich geprägten Regionen. Die Experten Simone Wieland: Social Media Stra- Mike Schnoor: Senior Partner und tegiest & Manager bei der Horn- Mitgründer der Digitalagentur Guts schuch Group und Gründungsmit- & Glory. glied des Digital Media Women e.V. Quartier Stuttgart. Dr. Simon Geisler: CMO beim Ebner Verlag Ulm (Ebner Verlag GmbH Prof. Dr. Amelie Duckwitz, Profes- & Co KG). Direktvermarktung der sorin für Medien- und Webwissen- Ebner-Verlagsstrategie in Form von schaft an der TH Köln; langjährige Beratungsdienstleistungen mit der Beraterin zu digitalen Strategien, Ebner-Beratungsagentur „Commu- Konzeption und Social Media. nicate And Sell“. Robert Franken: Berater für Digitale Transformation, Diversity und orga- Sebastian Thielke: Senior Consul- nisationalen Wandel. Der Experte tant Digital Transformation bei für Digital Business und New Beck et al. Services GmbH. Work war u.a. Geschäftsführer von urbia.de und Chefkoch.de. (Bild: Guido Engels) Sascha Stoltenow: Director bei Sebastian Haselbeck Zum Interviewzeitpunkt Berater für SCRIPT Communications in Frank- (kein Bild): Digitalisierungsfragen. furt. Er berät Unternehmen und Organisationen bei der Entwicklung und Umsetzung von Kommunikati- onskonzepten und Content-Strate- gien. 6
Z iel war es herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß die Multiplikatoren den Aussagen der Experten zustimmen. Grundlegende Differenzen Z iel war es herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß die Multiplikatoren den Aussagen der Experten zustimmen. Grundlegende Differenzen konnten hierbei nicht ausgemacht werden. konnten hierbei nicht ausgemacht werden. A bschließend haben wir die aktuellen Trends mit Hilfe von Fachartikeln und Blogposts nochmals genauer unter die Lupe genommen und im Kapitel A bschließend haben wir die aktuellen Trends mit Hilfe von Fachartikeln und Blogposts nochmals genauer unter die Lupe genommen und im Kapi- „Zehn Marketing-Trends“ zusammengefasst. tel „Zehn Marketing-Trends für 2017“ zusammenge- fasst. Zehn Thesen zu digitaler Kommunikation in KMU Die folgenden Kernthesen haben sich nach der Auswertung der Experteninterviews ergeben und dienten als Basis für das nachfolgende Multiplikatorengespräch: ►► Oft fehlt Entscheidern das grundsätzliche Ver- ►► Privat verwendete Kommunikationskanäle (bspw. ständnis für das disruptive Potenzial der Digitali- Messenger) sollten nicht künstlich aus dem sierung. Unternehmensnetzwerk ausgesperrt werden. ►► Marketingstrategien ändern sich grundle- ►► Neue Kommunikationskanäle sollten fest in den gend: Es gibt einen klaren Trend weg von reinen Arbeitsalltag integriert werden. Die Herausfor- „Kauf-mich-Botschaften“ hin zu serviceorientier- derung dabei: Ängste und Vorbehalte nachhaltig tem Marketing. abbauen. ►► Die Führungsebene sollte den Wandel verstehen ►► Mittlere Unternehmen sollten digitale Kommuni- und vorleben, damit digitale Kommunikations- kation und die Digitalisierung als kontinuierlichen strategien Aussichten auf Erfolg haben. Prozess begreifen, der regelmäßig überprüft wer- den muss. Hierzu braucht es Raum für Versuch ►► Abteilungsübergreifende Kommunikationspro- und Irrtum mit anschließender Verbesserung. zesse sind ein Schlüsselfaktor für den Erfolg digi- taler Kommunikationsstrategien. Der Abbau inter- ►► Soft skills wie sozialer Sinn und Wertschätzung ner Silos, die zum Teil miteinander konkurrieren, gewinnen durch digitale Kommunikation (intern ist entscheidend. als auch extern) an Bedeutung. ►► Interne Kommunikationskanäle müssen so ein- ►► Neue Technologietrends, die die Kommunikation fach nutzbar sein wie die aus dem Privaten in Zukunft beeinflussen werden, sind aus Exper- bekannte Kommunikation. tensicht Künstliche Intelligenz, Chatbots, das Internet der Dinge, virtuelle Realität und Messen- ger. 7
Was bedeutet „Digitalisierung der Kommunikation“? D igitalisierung ist ein weiter Begriff, der uns im All- tag in verschiedenen Situationen begegnet. Sie beeinflusst Geschäftsmodelle, Produktionsprozesse, A uch die befragten Experten teilen diese Ansicht. Sie sind der Meinung, dass Kommunikation zwischen Unternehmen, Kunden, Zulieferern und Vertrieb, Lernen, Politik, aber auch, wie wir konsumie- Maschinen mittelfristig fast vollständig digital ablau- ren, wo wir arbeiten, woran wir uns orientieren und fen wird. Bei der digitalen Kommunikation gehe es wie wir miteinander kommunizieren. allerdings nicht nur um die konventionellen Wege, sondern auch darum, neue Prozesse zu erkennen: D a die Digitalisierung alle Lebensbereiche beein- flusst, ist es nicht verwunderlich, dass sie auch unser Kommunikationsverhalten verändert. Doch „Es geht nicht um Facebook und Twitter oder Google, sondern (es geht) darum, dass mittelfristig alles auf digitaler Kommunikation beruht, was wir heute nicht bedeutet die digitale Kommunikation nicht nur eine einmal als kommunizierenden Gegenstand oder Pro- beschleunigte und grenzenlose Kommunikation zess ansehen”, sagt Haselbeck. zwischen Menschen, sondern auch eine Vernet- zung zwischen Mensch und Maschine oder Maschi- nen untereinander (vgl. Wirtschaftsrat, 2014: 9). Das sogenannte „Internet der Dinge“, das „intelligente L angsam, aber sicher, werden in Unternehmen ana- loge und geschlossene Kommunikationsprozesse in digitale, offene Prozesse überführt. Der PR-Bera- Maschinen“ miteinander kommunizieren lässt, ist ter Sascha Stoltenow ordnet die durch die Digitali- schon lange kein Science-Fiction-Gedanke mehr, sierung ausgelösten Veränderungen auf zwei Ebe- sondern Realität. Auf kommunikativer Ebene kann nen ein: inhaltlich und organisational. Die inhaltlichen man zwischen realer und virtueller Welt immer weni- Veränderungen beziehen sich zum Beispiel auf die ger unterscheiden. Unternehmen können von dieser Verwendung neuer Werkzeuge und Kanäle, die orga- Verschmelzung profitieren: Nutzen sie beide Welten nisationale Ebene beschreibt die Entstehung neuer in ihrem kommunikativen Umfeld, können sie sich Prozesse. Diese Prozesse betreffen nicht nur die zum Beispiel besser mit Kunden und Lieferanten Struktur der internen und externen Kommunikation, vernetzen (vgl. Deloitte, 2013: 8). Ziel aller digitalen sondern können auch neue Berufsrollen und neue Kommunikation ist die Vereinfachung beziehungs- Kompetenzen, sowie neue Geschäftsmodelle und weise das „Bequemer-Machen“. Werkzeuge, ausbilden, so Duckwitz. Man spricht hier- bei von einem ganzheitlichen Wandel der Unterneh- menskommunikation. F Ergebnisse auf einen Blick – Was bedeutet „Digitalisierung der Kommunikation“? ►► Mittelfristig wird die Kommunikation zwischen Unternehmen, Kunden, Zulieferern und Maschinen digital ablaufen - es entsteht ein ganzheitliche Wandel der Unternehmens- kommunikation. ►► Neue, digitale Kommunikationsprozesse schaffen neue Werkzeuge, Geschäftsmo- delle, Berufsrollen und damit neue Kompetenzen. 8
Chancen und Risiken W ird in der Öffentlichkeit über die Digitalisie- rung diskutiert, kristallisieren sich zumeist zwei Gegenpole heraus: Die einen sind begeistert, andere I n einer Befragung des BDI/PwC-Mittelstandspanels gibt ein Viertel der befragten Unternehmen die Qua- lifikation der Belegschaft als eine besonders große sehen die Entwicklungen kritisch. Denn wie jede Ver- Herausforderung der Digitalisierung an (vgl. PwC, änderung, ruft auch das digitale Zeitalter Ängste her- 2015: 28). Hierzu sind sich auch die befragten Exper- vor: Geht mein Arbeitsplatz dadurch verloren? Wo ten weitestgehend einig. werden meine Daten gespeichert und sind sie sicher? Müssen wir im Unternehmen alle Wertschöpfungs- ketten ändern? W ettbewerber digitalisieren Prozesse. Die Tech- nik bringt neue Produkte in immer kürzeren Abständen hervor. Und auch die Kunden leben im digitalen Zeitalter und verändern damit ihre Wünsche und Erwartungen. Deshalb kann Abschottung nicht die richtige Reaktion auf die Ängste sein. Stattdessen sollte man auf die Vorteile blicken. Beispiele wie der Kodak-Konzern, der den Wechsel zur digitalen Foto- grafie „verschlafen“ hat und Nokia, die nicht rechtzei- tig auf den Touchscreen-Zug aufgesprungen sind, zeigen, wie wichtig es ist, Veränderungen zu erken- nen und sich neuen Gegebenheiten anzupassen. Das eigene Innovationspotenzial sollte erkannt, genutzt D ie Beraterin Dr. Amelie Duckwitz konnte bei ihrer Arbeit in mittleren Unternehmen feststellen,dass oft das Grundverständnis bezüglich Social Media und an langfristige Strategien gekoppelt werden (vgl. und digitalen Neuerungen in der Belegschaft fehlt. Uebernickel, 2016: 8). Diese Aufgabe verlangt einem Auch der Wissensmanagement-Berater Sebastian Unternehmen einiges ab. Thielke ist der Ansicht, dass Mitarbeiter zuerst ein gewisses „Fähigkeitenset“ im Umgang mit digitalen „Risiken sehe ich in erster Linie darin, Medien erlernen müssen, damit ein Digitalisierungs- prozess erfolgreich sein kann. Haselbeck fügte hinzu, dass viele Unternehmen nicht begreifen, dass für viele Personen und Firmen aus dem Mittel- stand die digitale Entwicklung oftmals „noch viel zu dass ‚digital’ keine reine Technologie (...) weit weg” wirkte. Generell fehle es häufig an Zeit und ist, die man in irgendeiner Form imple- Personal, um sich mit dem Thema auseinander zu setzen. mentiert, sondern eine komplett neue Denk- und Vorgehensweise.“ Ä hnlich lautet die Einschätzung des Kommunika- tionsberaters Mike Schnoor. Er sieht viele Unter- nehmen in alten Kommunikationsmustern gefangen. (Franken) Besonders Online- und Social-Media-Marketing stün- D ie Berater sind sich einig, dass die Digitalisie- rung „ein gewaltiges Lernprojekt“ darstellt. Denn sie muss ganzheitlich betrachtet werden, um wirk- den bei Vielen nicht in der Strategie, obwohl seit Jah- ren via E-Mail und Social Networks kommuniziert würde. Gründe für diese Widersprüchlichkeit sind sei- sam zu sein. Sie ist kein Projekt der IT-Abteilung. Sie ner Meinung nach fehlende Kompetenzen, unflexible sollte sich auf alle Bereiche eines Unternehmens und Mitarbeiter und die Scheu davor, externe Berater oder dessen Philosophie und Kultur auswirken: auf Strate- Agenturen zu Rate zu ziehen. gie, Zukunftsorientierung, Kommunikationsprozesse, Denk- und Vorgehensweisen (vgl. Deloitte, 2013: 8). 9
D er Mittelstand scheint sich somit noch immer in einem Zwiespalt zwischen Zustimmung und Ablehnung der Digitalisierung zu befinden. Aktu- V iele Experten sehen in der digitalen Kom- munikation besonders die Chancen. Denn derzeit dezentralisieren sich Unternehmen ell gehe es dem Mittelstand vielleicht auch „zu gut“, immer mehr, ausgelöst durch Globalisierung, Tech- meint Haselbeck. Er befürchtet, dass viele Unterneh- nologisierung und Optimierung. Aus strategischen men die Entwicklungen verschlafen könnten, weil sie oder logistischen Gründen können sich Abteilun- sich nicht aus ihrer Komfortzone bewegen möchten. gen aus Mitarbeitern zusammensetzen, deren Büros deutschlandweit oder weltweit verteilt sind. Der digi- E ine Statistik des Wirtschaftsrates aus dem Jahr 2014 zeigt, dass Unternehmen, die sich trotz der großen Herausforderungen auf neue Technolo- talen Kommunikation wird hier die Aufgabe zuteil, nahtlos und einfach über Abteilungs- oder Unterneh- mensgrenzen hinweg zu kommunizieren. Somit kön- gien eingelassen haben, ihren Umsatz um 15 Pro- nen dezentrale Einheiten leichter in Kommunikations- zent steigern konnten. Nina Hugendubel, Geschäfts- und Arbeitsprozesse eingebunden werden, um „ohne führerin des Familienbetriebs Hugendubel, sagte im graduelle Abstufung“ den gleichen Zugang zu Infor- Interview im März 2017 mit digitaler-mittelstand.de mationen bekommen, so Thielke. Somit kann sogar zurecht „Wer erfolgreich sein will, muss bereit sein eine „kollektive Intelligenz“ – zwischen Abteilungen, sich zu verändern. Wir hinterfragen unser Geschäfts- Mitarbeitern, Handelspartnern oder Zulieferern - ent- modell immer wieder aufs Neue: Was können wir stehen (vgl. Degenhart, 2015: 58). besser machen? Welche Trends sind derzeit wich- tig? Und was wollen unsere Kunden überhaupt? Diese Fragen sind überlebenswichtig für die Weiter- entwicklung des Geschäftsmodells.“ (Zitat vgl. Quirin, 2017) Die Digitalisierung birgt also die Chance zum Wachstum, wenn sich Unternehmen aktiv mit mög- lichen und nötigen Veränderungen und der Zukunft beschäftigen. F Ergebnisse auf einen Blick – Chancen und Risiken ►► Existenzielle Ängste von Mitarbeitern und Führung bilden oftmals eine große Blockade. ►► Die Qualifikation der Belegschaft wird häufig als große Herausforderung empfunden. ►► Digitale Kommunikation ermöglicht einen nahtlosen Informationsaustausch auch dezentral. ►► Wichtig: „Digital” ist keine Abteilung, sondern ein ganzheitliches Unternehmensprojekt. 10
Digitales Marketing im Mittelstand: Stand der Dinge E in Teil des unternehmensübergreifenden „Lern- prozesses Digitalisierung“ betrifft das Marke- ting. Der Werbedruck auf die Verbraucher steigt. I m Online-Marketing hat es bereits eine Wende gege- ben: Hin zu einer Betrachtung der Wertschöpfungs- prozesse aus Kundensicht. Digital-Berater Robert Eine Folge ist, dass klassische Werbung in Form von Franken erklärt, dass im Vergleich zu traditionel- „Kauf-mich-Botschaften“ kaum noch wahrgenom- len Kommunikationsprozessen, die häufig an den men werden. Die Konsumenten können einen ein- Bedürfnissen des Absenders ausgerichtet waren, zigen Wunsch mit einer Fülle an Angeboten befrie- digitalisierte Kommunikationsprozesse den Nutzer digen, sodass die Unterschiede zwischen den in den Mittelpunkt stellen. Neue Prozesse müssen einzelnen Angeboten immer geringer erscheinen (vgl. demnach unbedingt auf die Bedürfnisse der Nutzer Lembke, 2015: 63). Auch die ständige Verfügbarkeit hin gestaltet sein. Man sollte somit darauf achten, einer Vielzahl von Produkten und Marken im neuen, was Kunden brauchen und möchten. Hierin liegt die dynamischen und digitalen Markt fordert das Mar- Chance, neue Geschäfte zu generieren und sich so keting heraus, sich zu verändern, um die Produkte vom Wettbewerb durch neue Serviceleistungen und und Dienstleistungen an den Mann oder an die Frau Produkte zu unterscheiden. Trotzdem steckten noch zu bringen. Es reicht nicht mehr aus, auf Nachfrage zu viele Mittelständler „in der klassischen Werbelo- zu reagieren. Die Wünsche der Zielgruppen müssen gik“ fest, so Geisler. genau erkannt, analysiert und bedient werden. Die Produkte müssen heute so vermarktet werden, dass „Die Nutzungsgewohnheiten haben sich sie emotionalen Mehrwert bieten und selbst Nach- gewandelt und wandeln sich immer frage produzieren (vgl. ebd.). „‚Glaub mir!’ statt ‚Kauf mich!’“, auf diese Aussage spitzt die Agentur Artund- noch (...) darauf muss sich das Unter- weise GmbH in einem Fachartikel zu, der sich recht nehmen in der Marketingkommunika- einfach zusammenfassen lässt: „Kundenkommuni- kation ist immer seltener Werbung“ (Höchse-Heem- tion einstellen“ (Duckwitz) sath, 2016). A nstelle klassischer Werbung können journalisti- sche und erzählerische Inhalte treten. Laut Geis- ler geht es darum, die Zielgruppen mit Geschichten S dem imone Wieland mahnt, die Unternehmen müs- sen sich darüber bewusstwerden, dass sie mit „Wir-kontrollieren-Informationen-Konzept” bei ihren Bedarfslagen abzuholen. Das Stichwort für immer noch auf eine „kommunikative Einbahn- diese Art der Kundenkommunikation lautet „Content straße“ setzen, die es im Zeitalter digitaler Kommu- Marketing“. Ein Instrument innerhalb dessen ist bei- nikation aber nicht mehr gebe. Stattdessen sei mit spielsweise das sogenannte „Storytelling“. „Gegenverkehr“ (durch Kunden, Unternehmen, etc.) zu rechnen. Das digitale Content-Marketing sei in der Pflicht, mit dem Kunden in einen Dialog zu treten. Denn mehr denn je kann der Kunde zum sogenann- ten Ko-Produzenten (vgl. Pfeiffer, 2015: 168) werden. Content Marketing Themen wie Echtzeit-Kommunikation, beispiels- weise über Social Media-Accounts, werden wichtiger Beim Content Marketing geht es nicht um ( ebd.: 169). Besonders im Marketing kann die Verbin- klassische Werbebotschaften, sondern um dung von Kundenkommunikation und digitaler Inter- interessante, nützliche oder amüsante und aktion einen Mehrwert bieten (vgl. Mittelstandsiniti- qualitativ hochwertige Inhalte, die für die Ziel- ative, 2015: 83). Im Jahr 2014 hat das Unternehmen gruppe erstellt werden. Ziel ist es, mögliche Haribo beispielsweise auf Basis von 30.000 Kom- Kunden auf das Unternehmen beziehungs- mentaren und 100.000 Abstimmungsbeiträgen, eine weise Produkt aufmerksam zu machen (vgl. „Fan-Edition“ mit sechs neuen Gummibärchen-Ge- Onlinemarketing.de (o.J.)). schmacksrichtungen entwickelt. Die Interaktion zwi- schen den Konsumenten und Haribo wurde intensi- viert und die Akzeptanz des Produktes erhöht (vgl. Pfeiffer, 2015: 169). 11
D igitales Marketing kann nur dann funktionieren, wenn die gesamte Organisation darauf ausge- richtet wird, so Geisler. Es reicht nicht aus, an einzel- nen Stellschrauben zu drehen, wie zum Beispiel Soft- ware-Insellösungen zu initiieren, sondern es bedarf eines durchdachten Change Managements. Bei- spielsweise betrifft eine digitale Marketingstrategie nicht nur die Marketingabteilung, sondern fordert ein Zusammenspiel aus IT, Führung, Marketing, Öffent- lichkeitsarbeit, Kundenbeziehungsmanagement und anderen Funktionsbereichen. F Ergebnisse auf einen Blick – Digitales Marketing: Stand der Dinge ►► Klassische „Kauf-mich-Botschaften“ werden kaum noch wahrgenommen. ►► Der Kunde steht (quasi als Koproduzent) im Zentrum der Wertschöpfungs- kette: Seine Wünsche müssen genau erkannt, analysiert und bedient werden. Es reicht nicht mehr aus, auf Nachfrage zu reagieren. Nachfrage muss selbst kreiert werden (bspw. durch emotionalen Mehrwert). ►► Echtzeitkommunikation, Storytelling und Content-Marketing werden auch für das Marketing von KMU immer wichtiger. 12
Organisation der digitalen Kommunikation U nternehmer kleiner und mittlerer Unternehmen sind oft innovativ und traditionsbewusst, zählen allerdings selten zu den „First Movern“. Meist wird chen: Externe Treiber entstehen aus dem Unterneh- mensumfeld, zum Beispiel gesetzliche Veränderun- gen, technologische Neuerungen, Anforderungen zunächst aus sicherer Entfernung beobachtet und der Kunden. Interne Treiber sind direkt im Unterneh- abgewartet (Deloitte, 2014: 6). Die große Frage, die men verankert. Beispielsweise machen Mitarbeiter sich irgendwann stellt: wie anfangen? die Vorschläge zur Verbesserung von Prozessen (vgl. ebd.: 8). Eine Befragung der Unternehmensberatung D ie Herausforderung besteht darin, die Ergebnisse aus den Beobachtungen in ein Handlungskonzept zu übersetzen. Man hat positive und negative Bei- Deloitte ergab, dass in zwei Fünfteln der befragten Unternehmen interne Treiber die Neuerungen bewir- ken (vgl. ebd.: 10). Es ist daher ratsam, die Mitarbeiter spiele analysiert und Schlüsse daraus gezogen. Es von Anfang an in den Transformationsprozess einzu- ist allerdings nicht ratsam, alle Neuerungen auf ein- binden. mal umsetzen zu wollen. Wenn diese nicht in die Kul- tur des Unternehmens passen oder den Mitarbeitern keine absehbaren Vorteile bringen, können sie nicht erzwungen werden. Die strategische Zusammenfüh- D ie Analyse des Marktes, der Kundenwünsche, der technologischen Neuerungen und der eige- nen Innovationsmöglichkeiten, stellen die Führungs- rung von Innovation und Tradition muss behutsam kräfte vor folgende Themen: Digitales Know-how, und durchdacht vollzogen werden (vgl. ebd.: 6). technisches Grundverständnis, Motivationsfähigkeit, Risikobereitschaft und ein disruptives Vorgehen (vgl. N icht nur durch die Beobachtung anderer Unter- nehmen können Rückschlüsse gezogen wer- den, wie man das eigene Unternehmen digitalisieren Becker, 2015: 11f.). Es sind hohe Anforderungen, die die Digitalisierung stellt. Umso wichtiger ist ein unter- nehmensübergreifender Austausch, damit auch die könnte. Auch in den Reihen der eigenen Mitarbeiter Führungskräfte von allen Stellen mit Ideen und mögli- können Ideen zur Digitalisierung aufkommen bezie- chen noch unentdeckten Potenzialen versorgt werden. hungsweise deren Aufkommen gefördert werden. Es wird hierbei von zwei Arten von Treibern gespro- 13
„Wissen wird zum Rohstoff, der sich ver- mehrt, wenn man ihn teilt.“ H aselbeck ist der Meinung, dass Veränderungen im Innern eines Unternehmens beginnen müs- sen, um eine authentische Wirkung nach außen erzielen zu können: „Ich denke nicht, dass man sich (Degenhart, 2015: 58) nach außen als innovativ und ‚4.0’ geben kann, wenn intern alles so funktioniert wie immer“ sagt Hasel- beck. Diese Meinung vertritt auch Geisler und merkt an, dass die Unternehmen „ganz bewusst einen Kom- In den eigenen Reihen können jede Menge guter munikationsstil suchen“ und diesen nach außen und Ideen geboren werden, doch sie müssen auch Wege innen tragen sollten. finden, gehört zu werden. Eine gute Kommunikati- onsinfrastruktur wird damit immer wichtiger. Wenn Mitarbeiter sich beteiligen können, und sich auch über Unternehmensgrenzen hinweg auf dem Laufen- S oziale Medien haben das Potenzial, Unternehmen zu öffnen. Wo früher der Pressesprecher oder die Marketingchefin mit dem Geschäftsführer darüber den halten können, kann das die Motivation steigern entschieden hat, wann und in welchem Kanal eine und auch in der Führungsebene Entlastung schaffen. Botschaft auftaucht, sind Mitarbeiter heute Teil der externen Kommunikation. Sie werden zu Multiplika- D as klassische Konkurrenzdenken und Arbeiten in Silos scheint für die Arbeitswelt in der Digitalisie- rung ein veraltetes und nicht praktikables Modell zu toren der Unternehmensthemen. Allerdings: Trotz der digitalisierten Kommunikation geht Stoltenow davon aus, dass persönliche Beziehungen auch in Zukunft sein. Konkurrenzdenken und Wissen als Macht zu die „Herzkammern“ der Kommunikation seien – die verstehen, erstickt kreative Prozesse im Keim (vgl. neue Mediennutzung würde aber die Beziehungen Degenhart, 2015: 58). Für einen reibungslosen Aus- verändern. tausch sei das Arbeiten in Silo neben Silo unbedingt zu vermeiden, so Franken. F Ergebnisse auf einen Blick – Organisation der digitalen Kommunikation ►► Mitarbeiter können als intene Treiber die Digitalisierung vorantreiben. Dafür müssen sie untereinander und nach außen gut vernetzt sein, so können sie sich auf dem Laufenden halten und nahtlos kommunizieren. ►► Es lohnt sich digitale Neuerungen anderer Unternehmen zu analysieren und hieraus Schlüsse auf das eigene Unternehmen zu ziehen. 14
Von unten nach oben oder von oben nach unten? B ei der Frage zur Organisation der digitalen Kom- munikation ist das Meinungsbild unter den Exper- ten recht homogen. Sie sehen das Top-Management Kontext könnte die Digitalisierung der Kommunika- tion eine „enthierarchisierende Wirkung“ erzielen und das „Unternehmensnetzwerk innerhalb und außer- und die Unternehmensführung in der Verantwor- halb neu konfigurieren“, sagt Stoltenow. Besonders tung, den Digitalisierungsprozess anzustoßen, mit- für Unternehmen mit fest etablierten Kommunika- zutragen, als Vorbild zu agieren und die Mitarbeiter tionsstrukturen stellt dies eine große Herausforde- zu motivieren. Bei der Frage nach Bottom-Up- oder rung dar. Die hierarchischen Formen können auch Top-Down-Ansätzen wird der letztgenannte oder eine aufgebrochen werden, indem die „jungen Wilden“ der Mischform präferiert. Die Chefs sollten sich nicht neuen Generation direkt eingefangen werden, um darauf verlassen, dass die Initiative von Mitarbeitern gemeinsam mit ihnen zu lernen (vgl. Mittelstandsin- ausgeht, auch wenn sie diese als „Digital Natives“ itiative, 2015: 9). ansehen. „Ein Praktikant genügt nicht“, sagte Leila Summa, Geschäftsführerin der Xing Marketing Solu- tions GmbH bei einem Vortrag Ende 2016. Ebenfalls unterscheidet die Expertin zwischen zwei Führungs- N eue Stellen im Zuge der Digitalisierung zu schaf- fen, kann ebenfalls sinnvoll sein. „Chief Network Officer“ oder „Chief Social Worker“ gibt es bereits als typen: dem Manager und dem Leader. Summa sagt: Berufsbezeichnungen (Lembke, 2015: 68). Allerdings „Unternehmen, die erfolgreich sein möchten, setzen warnt Leila Summa, dass es mit einer solchen Stelle auf Leadership anstatt nur auf Management“. nicht getan sei. Sie sieht die Gefahr, dass die Digita- lisierung mit dem neuen Mitarbeiter als abgeschlos- I n vielen Industrieunternehmen herrschen noch feste Regeln: Arbeitsteilung, starre Entscheidungs- strukturen und klare Hierarchien. Die Kommunika- sen betrachtet werde. Schnoor ist der Meinung, dass es hilfreich sein kann, einen „Chief Digital Officer“ ein- zustellen, der die Prozesse managen soll. Diesen Job tion läuft vertikal durch die Abteilungen. Diese Gren- könnte jedoch kein IT-Manager oder gar der Syste- zen werden oftmals kommunikativ nicht verlassen, madministrator übernehmen, sondern hier sei ein meint Elmar Degenhardt, Manager und Vorstands- „Prozessoptimierer und Change-Manager“ gefragt. vorsitzender der Continental AG, in einem Fachbei- trag 2015 zu den Veränderungen in der Fahrzeug- technik durch digitale Neuausrichtungen. In diesem 15
D er Reifenhersteller Continental beispielsweise adaptiert die drei Phasen des Produktzykluses, Invention, Innovation und Implementierung, um neue K ommunikationsinnovationen von jungen, moti- vierten Mitarbeitern können jedoch noch so gut sein, ohne eine „Ansage von oben“ können sie sich Projekte und Innovationen zu initiieren. Dadurch kann schnell wieder in Luft auflösen, so Duckwitz. Sie er die Mitarbeiter stufenweise durch Offenheit und meint, eine digitale Unternehmenskultur könne sich Interaktion in den Prozess einbeziehen. Zum Zeit- nur dann einstellen, wenn sie auch so vorgelebt punkt der Invention (schöpferische Phase) herrscht werde. Es braucht den Mut in der höchsten Entschei- Hierarchiefreiheit. Das heißt: Jeder Mitarbeiter, egal dungsebene, um ein Unternehmen von Grund auf zu welcher Position, kann Vorschläge und Ideen ein- digitalisieren. Sie schlägt einen Top-Down-Ansatz bringen. Während der Innovationsphase greifen zur Initiierung des Digitalisierungsprozesses vor, der dann hierarchische Prozesse, um „offene Baustel- dann mit Bottom-Up Ansätzen ergänzt werden kann. len“ zu schließen und endlose Diskussionen zu ver- Besonders wichtig sei es, so der Konsens unter den meiden. Ab hier zählt gutes Projektmanagement und Befragten, dass keine Silos entstünden, sondern eine sichere Führungsebene, die Ziele und Risiken dass alle Mitarbeiter und Abteilungen gleichermaßen im Blick hat. In der Implementierungsphase werden in den Prozess involviert seien. dann Prozesse optimiert, Kosten gesenkt, Algorith- men ausgewertet und standardisierte Abläufe einge- übt (vgl. Degenhart, 2015: 58). „Es fängt beim eigenen Verständnis an: Was bedeutet die Digitalisierung global, wettbewerblich, psychologisch für das eigene Unternehmen? Es fängt damit an, dass bei den Führungskräften ein Verständnis dafür herrscht, was eigent- lich auf sie zukommt.“ (Haselbeck) F Ergebnisse auf einen Blick – Von unten nach oben oder von oben nach unten? ►► Für Führungskräfte ist es weder sinnvoll die Mitarbeiter mit Neuerungen zu übergehen, noch die Mitarbeiter mit ihren Innovationsideen alleine zu lassen, ohne die Ideen strategisch zu kanalisieren. ►► Ein Top-Down-Ansatz der durch Bottom-Up-Elemente ergänzt wird, erscheint sinnvoll. 16
Digitale Werkzeuge D ie Chance auf einen unternehmensinternen Kom- munikationserfolg steigt dann, wenn neue Kom- munikationsprozesse bewusst und kollektiv etabliert Kommunikationswege erlauben Mitarbeitern, nach Belieben miteinander zu kommunizieren. Eine zu starke Verschmelzung von privaten und beruflichen werden. Ähnlich wie sich Projektteams zu wöchent- Kommunikationswegen kann jedoch dazu führen, lichen Meetings oder Telefonkonferenzen treffen, dass im Alltag nicht mehr zwischen diesen beiden muss die digitale Kommunikation eine Selbstver- Ebenen unterschieden wird, Stichwort: „always on“ - ständlichkeit im Arbeitsalltag werden. Sebastian digitaler Stress. Thielkes Erfahrung nach, sei die Nutzung digitaler Kommunikationskanäle gar die Grundlage, auf der „Bestimmte Kommunikationsmittel sind mittlere Unternehmen den Umgang mit der Digitali- sierung lernen könnten. heute einfach normal. Unnormal ist es, dass ich, sobald ich auf die Arbeit gehe, D och die Digitalisierung der Kommunikation birgt auch Stolpersteine. Ein typischer Fehler kann eine zu hohe Einstiegshürde für die Mitarbeiter oder mit solchen Tools nicht mehr arbeiten kann.“ (Haselbeck) Nutzer sein. Diese sollte möglichst niedrig-schwel- lig gehalten werden, damit sich schnell erste Erfolge einstellen. Typische Hürden sind die Beteiligung vie- ler Mitarbeiter ohne Moderation der Diskussion und der Ideenfindung, langwierige Entscheidungspro- N eue Kommunikationsprozesse sollten transpa- rent sein und so auch kommuniziert werden. Diese schaffen somit auch Informationsvorsprünge zesse und hohe Kosten. Die Einführung neuer Kom- und beispielweise einen schnelleren und intelligenten munikationssysteme ist nicht einfach mit ein paar Kundenservice, so Stoltenow. Allerdings werden im Workshops getan. Die Mitarbeiter müssen erst ein- Einzelfall genaue Abwägungen mit Fragen der Daten- mal bereit sein, über den neuen Kanal zu kommuni- sicherheit und des Arbeitsrechts notwendig sein. zieren. Dazu muss der Nutzen des neuen Kanals klar sein. Duckwitz geht daher davon aus, dass in Zukunft „Train the Trainer“- Workshops wichtiger werden, um Mitarbeiter zu sogenannten „Digitalbotschaftern“ D ass es hinsichtlich der digitalen Kommunikation im Mittelstand noch viele Defizite gibt, darüber sind sich die Experten einig. Der Mittelstand sei zwar, weiterzubilden. so Thielke, was Automatisierungen angehe, ziem- lich vorne dabei, hinke jedoch besonders in der Ver- A m besten können neue Kommunikationspro- zesse etabliert werden, wenn Kanäle verwen- det werden, die Mitarbeiter ohnehin bereits im All- netzung der Mitarbeiter und der Digitalisierung der Arbeitsplätze hinterher. tag verwenden. Freiräume hinsichtlich der Wahl der F Ergebnisse auf einen Blick – Digitale Werkzeuge ►► Um eine digitale Unternehmenskommunikation bestmöglich zu integrieren, macht es Sinn, Werkzeuge zu verwenden, die den privat genutzen ähneln oder sogar glei- chen. So ist gewährleistet, dass Kunden und Mitarbeiter diese auch nutzen. 17
Kommunikation als Service D er Suchmaschinenriese Google und seine Wett- bewerber strukturieren nicht nur Informationen- neu, sondern auch die Service-Bemühungen vieler K lassische Marketingformen wie Werbespots im Fernsehen oder Anzeigen in Fachmedien, verlie- ren in diesem Szenario an Relevanz und sollten Pro- Unternehmen. Immer mehr Kunden wenden sich bei zessen weichen, die stärker transaktions- sowie ser- Fragen – egal ob vor oder nach der Kaufentschei- viceorientiert und personalisiert sind. dung – nicht mehr unmittelbar an die Unternehmen, sondern nutzen das Suchfeld von Google & Co.. H aselbeck formuliert hierzu drastisch: „Wer Twit- ter nicht als bi-direktionalen Kommunikations- I n den Köpfen der Kunden hat sich die Erwartungs- haltung grundlegend verändert: Es wird nicht mehr darauf gewartet, dass die Unternehmen Informa- weg versteht oder sich alleinig auf klassische Hot- lines verlässt, der existiert für viele Kundenbereiche schon gar nicht mehr.“. tionen aufbereiten und sie dem Kunden zutragen (Push). Stattdessen suchen die Kunden das Netz nach Informationen ab, die ihre Bedürfnisse zum jeweiligen Zeitpunkt befriedigen können (Pull). Wird E rfolgreiche Marken nutzen den Pull-Effekt, indem sie eine Art „Community“ schaffen in der jeder Konsument zum Botschafter wird. Die Nutzung ver- der Kunde nicht direkt beim Unternehmen fündig, schiedener Kommunikationswege und deren Vernet- sucht er woanders. Um sich im Wettbewerb durchzu- zung miteinander ist daher äußerst wichtig. setzen, muss der eigene Service oder das eigene Pro- dukt im Internet sichtbar sein (vgl. Lembke, 2015:63). Hierzu bedarf es einer intelligenten Auswertung von Daten und einer Optimierung der Online-Angebote, so dass diese von der Zielgruppe gefunden wer- den. Dazu ist es wichtig, diese und deren alltägliche Kommunikationswege und Suchbegriffe zu kennen, erklärt Duckwitz. F Ergebnisse auf einen Blick – Kommunikation als Service ►► Die Kundenkommunikation verschiebt sich von Push zu Pull - das bedeutet: Kunden suchen selbst entsprechend ihrer Bedürfnisse nach Informationen anstatt hauptsächlich Werbeaussagen zugesandt zu bekommen. 18
Zehn Marketing-Trends 1. Auch der digitale Kunde ist König 4. Gamification Wichtiger Tipp fürs B2C-Marketing: Der Kunde ist Unter Gamification versteht man die Nutzung von nach wie vor König. Heute sogar mehr denn je. spielerischen Elementen in anderen Zusammen- Die Frage ist nicht mehr, wie bekomme ich mein hängen. Solche Elemente bieten mehrere Vorteile: Produkt an den Mann oder die Frau, sondern was Zum einen werden sie oft trotz Werbeeffekt genutzt, möchte n und brauchen meine Kunden? Dies betrifft da sie einen gewissen Unterhaltungswert verspre- nicht nur das Produkt selbst und dessen Preisge- chen. Zum anderen schafft das „Spiel“ eine persönli- staltung, sondern auch viele Service-Leistungen wie che Bindung zum Kunden. Klassische Beispiele sind etwa Beratung. Gerade im digitalen Bereich möch- etwa Gewinnspiele oder Treuepunktprogramme. ten es die Kunden so einfach wie möglich haben Die Digitalisierung bietet jedoch auch hier eine Viel- und durch die Konkurrenz sind Unternehmen dar- zahl neuer Möglichkeiten. Beispielsweise können auf angewiesen, diesen Wunsch nach Möglichkeit mit Hilfe kleiner Spiele Gutscheine freigespielt wer- auch zu erfüllen (vgl. Internetworld, 2017). den, man kann sich mit Hilfe von Fitness-Aps selbst oder Freunde übertreffen, ein Puzzle lösen (hinter dem sich z.B. das neueste Produkt befindet), an Design-Wettbewerben teilnehmen oder auch eine 2. Chatbots regionale Schnitzeljagd mit Hilfe des Handys wäre denkbar. Besonders empfehlenswert ist es, einen Chatbots antworten automatisiert auf häufig interaktiven Aspekt zu integrieren, bei dem die Kun- gestellte Fragen dank künstlicher Intelligenz. Siri den mit anderen Kunden oder Mitarbeitern in Kon- (iPhone) und Amazon Echo zeigen, wie es gehen takt kommen (vgl. von Schmeling, 2017). kann. Vor allem für einfache Kundenanfragen, bei- spielsweise zu Öffnungszeiten, lassen sich Chat- bots nutzen. Sie bieten den Vorteil, dass der Kunde nicht lange auf die Antwort warten muss. Gute 5. Immersive Content Chatbots sind dabei auch durchaus lernfähig. Wich- tig ist dabei, dass der Chatbot nie vorgeben sollte, er Ein weiterer Trend ist der sogenannte immersive sei ein Mensch (vgl. Steinbrenner, 2016). Content, also Inhalte, in die der Kunde „hineintau- chen“ kann. Mittendrin statt nur dabei heißt hier die Devise. Möglich machen das Technologien wie Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR). 3. Content Advertising Diese Technologien werden bisher vor allem in der Spiele-Industrie (bspw. Playstation VR oder Poke- Dass Content Marketing traditionelle Werbung oft mon GO) verwendet, bieten jedoch auch fürs Marke- ablöst, scheint bereits in vielen Köpfen angekom- ting ein großes Potenzial (vgl. Steinbrenner, 2016). men zu sein. Hierdurch droht jedoch inzwischen, abhängig vom Themenbereich, ein Überangebot an Inhalten. Aus diesem Grund heißt es 2017 nicht nur Content Marketing, sondern auch Content Adver- tising. ADas bedeutet, dass gute Inhalte bewor- ben werden, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Als besonders geeignet wird hierzu das so genannte Native Advertising gesehen. Hierbei geht es vor allem darum, die Unternehmensinhalte auf natür- liche Weise in die Umgebung (soziale Netzwerke, Magazine, Webseiten, etc.) zu integrieren (vgl. ebd.), 19
6. Influencer 2.0 spielsweise können für mobile Seiten extra kurze Textversionen bereitgestellt werden. Außerdem Vom Blogger zum Social Influencer: Zu vielen The- hat Google vor kurzem den neuen Webstandard men gibt es im Social Web Nutzer mit besonderer AMP veröffentlicht, welcher Webseiten besonders Expertise und die besonders wahrgenommen wer- schnell machen soll (vgl. ebd.). den, so genannte Influencer. Sie zu identifizieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten, kann auch für KMU eine sehr sinnvolle Strategie sein. Dabei soll- ten Glaubwürdigkeit und Transparenz vor Reich- 9. Multi-Channel-Strategie weite gehen. Eine wachsende Anzahl neuer Kanälen führt zu immer mehr Berührungspunkten zwischen Kun- den und Unternehmen. Der Kunde möchte die rich- 7. Messenger tige Information zur richtigen Zeit an seinem aktu- ellen „Berührungspunkt“, beispielsweise Facebook, Nicht nur soziale Netzwerke wie Facebook, sondern WhatsApp oder GoogleMyBusiness. Hierfür ist es auch Messenger wie WhatsApp oder Snapchat bie- wichtig, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was in wel- ten Marketing Möglichkeiten. So können Kunden chen Kanälen erwartet wird und die entsprechenden sich per WhatsApp für eine Beratung melden oder Informationen dort anzubieten. Wichtige Informati- einen Newsletter abonnieren. Und auch für man- onen, etwa kurzfristig geänderte Öffnungszeiten, che KMU eignet sich Snapchat für Blicke hinter die sollten generell auf allen Kanälen veröffentlicht wer- Kulissen, gerade wenn der Mensch und nicht das den. Automatisierte Kommunikationsprozesse kön- Produkt im Mittelpunkt stehen soll (vgl. ebd.). nen hierzu hilfreich sein (vgl. Philipp, 2017). 8. Mobile first 10. Visualisierung Da inzwischen 70 und 80 Prozent aller Seitenauf- Weg vom Text, hin zum Bild. Die Onlinekommunika- rufe von Smartphones stammen, ist eine Optimie- tion wird immer stärker visuell. Dies meint nicht nur rung der eigenen Website für diese Bildschirme klassische Videos und Fotos, sondern auch Sym- unerlässlich. Das Stichwort hierzu lautet Respon- bole, Icons, Skizzen (animierte) Informationsgrafi- sive Design. Google führte vor kurzem den Mobil- ken oder Erklärvideos (vgl. Steinbrenner, 2016). index ein: Das heißt, die Suchmaschine bewertet zuerst die mobile Seite und schaut danach erst, ob es auch eine Desktopversion gibt. Auch Bilder und Texte sollten entsprechend angepasst werden. Bei- 20
Was bringt die Zukunft? M it der Entstehung des World Wide Webs begann eine Revolution technologischer und kulturel- ler Prozess, heute spricht man auch von der vierten zeichnet, dass versendete Nachrichten nicht dauer- haft gespeichert werden und Unternehmen wenig Möglichkeiten haben, Zielgruppen anzusprechen, industriellen Revolution. Social Media und mobiles solange diese sich nicht bewusst dafür entscheiden, Internet haben unsere Kommunikation entscheidend dies zuzulassen. Die Auswirkungen digitaler Kommu- geprägt, genauso wie unsere Alltags- und Arbeits- nikation auf die Unternehmenskultur sieht der Bera- welt. Doch wie geht es weiter, ist die Geschichte der ter positiv, da Dimensionen wie sozialer Sinn oder Digitalisierung gar schon bald auserzählt? Kann sie Wertschätzung an Bedeutung gewinnen könnten. Es weiterhin neue Formen hervorbringen (vgl. z-punkt, sei wichtig, Kommunikation nicht allein als Methode 2014: 6)? zu verstehen, um Umsatz zu generieren und Pro- dukte zu verkaufen. D ass die Geschichte der Digitalisierung noch lange nicht zu Ende ist, sind sich die befragten Experten einig. Sie gehen von weiteren Zuspitzungen aktuel- D och auch neue Technologien der künstlichen Intelligenz, die auf den ersten Blick nichts mit ler Entwicklungen sowie von einer stärkeren Zusam- klassischen Kommunikationsmitteln zu tun haben, menführung verschiedener Kommunikationstech- beschäftigen die Experten: Virtual Reality, Algorith- nologien aus. Im Bereich der Kommunikationswege, men und Bots sind digitale Neuerungen, mit denen geht man davon aus, dass die Botschaft an Relevanz die Wirtschaft in Zukunft umgehen muss. gewinnt und der Kanal, über den sie getragen wird, eher zweitrangig wird. Dies liege, laut Duckwitz, unter anderem daran, dass zwischen den einzelnen Endge- räten nicht mehr so stark unterschieden werde. Dies sei ein Prozess, auf den sich Kommunikatoren ein- stellen müssten und der alle Medienschaffenden prä- gen wird. Geisler geht davon aus, dass die Unterneh- menswebsite an Wichtigkeit verlieren wird. Dadurch wird es schwerer, mit einem eigenständigen Kom- munikationsangebot die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Umso wichtiger wird es für Unternehmen, Prozesse zu schaffen, die gleiche Botschaften über mehrere Kanäle verteilen können. D ie „überbordende Transparenz“ der sozialen Medien könne bei den Nutzern außerdem dazu führen, dass Nutzer sich in geschlossene Räume zurückzuziehen, in denen Unternehmen bewusst der Zugang verwehrt ist. Stoltenow spricht hierbei von einem „Rückzug in die digitale Privatheit“. Ein Beispiel hierfür sei die App Snapchat, die sich dadurch aus- 21
N ach Haselbeck werden in Zukunft nicht nur „sich wiederholende und stupide Aufgaben durch Algo- rithmen ersetzt, sondern auch immer mehr kreative “Wenn alles funkt, Daten per Senso- ren abgibt und miteinander kommuni- Wissensarbeit“. Dies werde intensive Umstrukturie- ziert: Was da noch alles für Produkte rungen in Unternehmen hervorrufen und kann durch- aus kritisch gesehen werden. Zugleich sieht er darin und Innovationen möglich sind! Da ist aber auch Potenziale für neue Produkte und Innova- für den Mittelstand noch mehr zu holen, tionen. würde ich sagen.” T hielke geht davon aus, dass sogenannte Smart Agents – das sind intelligente Chat-Bots, die Nachrichten automatisiert beantworten – in zukünf- (Haselbeck) tigen Kommunikationsstrategien eine wichtige Rolle cke auf die Fähigkeiten der neuen Technologie und einnehmen werden. Bots sollen automatisiert rele- geht davon aus, dass Virtual Reality verändert, wie vante Informationen für eine Person einsammeln wir zukünftig Erlebnisse und Erfahrungen teilen und und Netzwerke mit anderen Personen aufbauen. miteinander kooperieren werden. Eine Virtual Reali- Der Experte geht davon aus, dass besonders die ty-Brille und die sogenannte Telepräsenz könnten Bequemlichkeit der Menschen diese Entwicklung verändern, wie Menschen über Distanzen kommu- befeuern wird. Da weniger Zeit verwendet werde, sich nizieren und zusammenarbeiten. Eine noch stärkere ein Netzwerk aufzubauen, bleibe mehr Zeit für kre- Dezentralisierung von Arbeitsprozessen wäre dann atives Arbeiten. Gleichzeitig werde es dadurch aber kein Problem. Damit könne die Industrie massiv auch weniger Überraschungsmomente geben. beeinflusst werden und neue Geschäftsmodelle dar- aus resultieren. Franken sieht hier besonders große A ls weiteren möglichen Zukunftstrend nennen Schnoor und Franken die Virtual Reality. Auch Facebook-Chef Marc Zuckerberg hält große Stü- Vorteile für die Medizin oder die Psychologie, aber auch das Potenzial für Schulungen von Mitarbeitern oder Kunden wird bereits untersucht. F Ergebnisse auf einen Blick – Was kommt? ►► Digitale Kommunikation kann ein neues soziales Gefüge schaffen. ►► Die Experten sehen in der Zukunft das Wachstum neue Technologien der künstlichen Intelligenz: Virtual Reality, Algorithmen und Chatbots, sind digitale Neuerungen, mit denen die Wirtschaft umgehen werden muss. 22
Bedarf für KMU und ihre Beratung D ie Ergebnisse der Experteninterviews sowie das Multiplikatorengespräch haben gezeigt, dass der Mittelstand in Deutschland auch in Marketing und 5. Seriöser Blick in die Zukunft. Unternehmerfrage: Was könnte digitale Kommu- Kommunikation ein enormes Potzenial hat, durch nikation in zehn Jahren bedeuten? Digitalisierung effizienter, flexibler und innovativer zu werden. Durch Sensibilisierung der Verantwortli- 6. Kommunikationskanäle für Interne, Kunden- chen kann dieser Schatz gehoben werden. Wir ver- und Lieferantenkommunikation vorstellen und mitteln in der Agentur die folgenden Themen, die wir beschreiben, welcher Kanal für welches Ziel als Bedarf analysiert haben, als Inhalte unserer Vor- geeignet ist. träge und Präsentationen, Beiträge auf unserer Web- site, Flyern, Plakaten, Videos, Gesprächen, Social-Me- Unternehmerfrage: Welche Ziele möchte ich dia-Kanälen, Newslettern und Workshops. Wichtig erreichen und welche Instrumente führen mich dabei sind praktische Beispiele sowie der Austausch am besten dorthin? von Akteuren aus den Unternehmen. 7. Chancen und Risiken der Digitalisierung so neu- 1. Einstiegsinformationen in die Digitalisierung und tral wie möglich darstellen, ohne Angst zu schü- ihre Dimensionen. ren oder Luftschlösser zu bauen. Unternehmerfrage: Wo und wie sollen wir anfan- Unternehmerfrage: Will mir jemand eine Soft- gen? ware verkaufen oder ist Digitalisierung an der Stelle wirklich hilfreich? 2. Ängste und Vorurteile gegenüber Neuerungen und Veränderungen abbauen. 8. In immer kürzer werdenden Innovationszyklen den Überblick behalten und Orientierung bieten. Unternehmerfrage: Wovor genau haben ich und meine Mitarbeiter Angst? Was sind unsere Unternehmerfrage: Auf welchen großen Zug Befürchtungen? sollte ich aufspringen und was ist nur ein verirr- ter Waggon? 3. Informationen über das aktuelle Kommunikati- onsverhalten der Zielgruppen. 9. Methoden zeigen, die Ideen im Unternehmen Storytelling und Content-Marketing als neue überhaupt zutage fördern. PR-Instrumente, die Werbung immer mehr ver- drängen. Unternehmerfrage: Wie kann ich mit meinen Mitarbeitern am besten Ideen generieren? Unternehmerfrage: Wie erreiche ich meine Kun- den heute eigentlich? 10. Den Gedanken verwurzeln, dass Digitalisierung kein Thema für die IT-Abteilung ist, sondern als 4. Praxisbeispiele aus Unternehmen präsentieren, unternehmensübergreifender Change-Prozess die bereits digital kommunizieren, um die Band- von der Führung ausgehen und in die Unterneh- breite der Digitalisierung zu präsentieren. menskultur eingeschrieben werden muss. Unternehmerfrage: Was probieren die anderen? Unternehmerfrage: Reicht nicht unser Praktikant Was funktioniert gut, was nicht? als Digital Native für unsere Digitalisierung? 23
Handlungsempfehlungen W ie zu erwarten war, zeichnet die Befragung ein heterogenes Bild über die Herausforderungen- Arbeitsbereich Mitarbeiter: und Bedarfe mittlerer Unternehmen im Kontext der Digitalisierung und speziell der digitalen Kommuni- kation. Daher kann an dieser Stelle kein pauschales M itarbeiter sind dank neuer Medien besser infor- miert und vernetzt als früher. Der Wissensaus- tausch passiert schnell und kennt keine Abteilungs- Fazit getroffen werden, das mittlere Unternehmen grenzen mehr. Informationsvorsprünge fallen weg. mit einem Katalog an Handlungsweisungen konfron- Wissen kann kaum mehr vorenthalten werden und tiert, die der Reihe nach abzuhandeln sind. funktioniert daher nicht mehr als Hebel im internen Machtgefüge. Mitarbeiter stellen eine neue Erwar- D er Mittelstand sollte im Kontext der Digitalisierung eigene Fragestellungen entwickeln und diese mit Hilfe von neuen Prozessen und Technologien beant- tungshaltung an die interne Kommunikation, die von ihrem Umgang mit externen Kommunikations- kanälen geprägt ist. Dazu gehört unter anderem der worten. Der Denkprozess dazu kann weder pauscha- direkte und schnelle Austausch bei einer hohen Nut- lisiert noch automatisiert werden. Um Potenziale zerfreundlichkeit der eingesetzten Instrumente. Auch für neue Geschäftsmodelle sowie Notwendigkeiten nach außen hin verändert sich das Kommunikations- für Veränderungen zu entdecken, müssen sich mitt- verhältnis zwischen Unternehmen und Beschäftigten. lere Unternehmen kontinuierlich mit der Digitalisie- Sie treten als Multiplikatoren für Unternehmensbot- rung auseinandersetzen. Digitalisierung ist kein ein- schaften auf. Ihre Kompetenz (oder Inkompetenz) ist maliger und abgeschlossener Prozess, sondern ein dann für Kunden, Medien und für Mitbewerber sicht- anhaltender, iterativer Wandel, der sich permanent bar. Das erhöht den Konkurrenzdruck beim Wettbe- selbst überholt. Deshalb muss das Digitale als fester werb um Talent und Sichtbarkeit. Eine offene Unter- Bestandteil der Gesellschaft akzeptiert werden. Die- nehmenskultur mit flachen Hierarchien gewinnt an ses Verständnis betrifft die eigenen Mitarbeiter bis Relevanz, möchte man besonders talentierte Arbeit- zum Nutzungs- und Konsumverhalten der Kunden nehmer langfristig binden. Sie erwarten Vorbilder auf und ihren Erwartungen. Ebene der Geschäftsführung, möchten aber gleich- sam ein prägender Teil der Unternehmung sein und S tatt einer vereinfachenden und wenig realis- tischen Checkliste werden abschließend drei Arbeitsbereiche benannt, die im Kontext der Digita- als solcher wahrgenommen werden. Eine sanfter Abbau von Hierarchie kann diesen beiden Bedürf- nissen entgegensteuern. Aus dem abteilungsüber- lisierung neu durchdacht und bewertet werden soll- greifenden Austausch zwischen Mitarbeitern könn- ten. Diese behandeln die Mitarbeiter, die trotzneuer ten nicht nur veränderte Kommunikationsprozesse Technologien nach wie vor das wertvollste Gut jeden resultieren, sondern auch Ideen zu neuen Produkten Unternehmens sind, Marketing und Kommunikation oder besserem Kundenservice. Solche Kooperatio- sowie neue Wertschöpfungsprozesse. Die Beob- nen erweitern mitunter den Horizont einer Unterneh- achtungen, die in den einzelnen Arbeitsbereichen mung und können bestehende Netzwerke neugestal- genannt werden, fassen im Kern die Erkenntnisse ten. Sozialer Sinn und Wertschätzung können bei aus den Befragungen zusammen. wachsendem Wohlstand sowohl intern als auch extern eine höhere Bedeutung erlangen. 24
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