ÉCOLE SUISSE D'ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND

 
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ÉCOLE SUISSE D'ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND
ÉCOLE SUISSE D’ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE
SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND
ÉCOLE SUISSE D'ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND
Impressum
Édition : École suisse d’archéologie en Grèce (ESAG)
Université de Lausanne, 1015 Lausanne, Suisse
E-mail : admin@esag.swiss
www.esag.swiss et www.facebook.com/esag.swiss
Conception et rédaction : Thierry Theurillat et Tobias Krapf
Impression : Saxoprint.ch
Tirage : 1000 exemplaires sur papier recyclé
Licence Creative-Commons : CC BY-SA 4.0
© 2020 École suisse d’archéologie en Grèce

Herausgeber: Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland (ESAG)
Universität Lausanne, 1015 Lausanne, Schweiz
E-mail: admin@esag.swiss
www.esag.swiss und www.facebook.com/esag.swiss
Konzeption und Redaktion: Thierry Theurillat und Tobias Krapf
Druck: Saxoprint.ch
Auflage: 1000 Exemplare auf Recyclingpapier
Licence Creative-Commons : CC BY-SA 4.0
© 2020 Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland

Crédits des illustrations – Abbildungsnachweis
Photographies et dessins ESAG sauf mention contraire.
Fotos und Zeichnungen ESAG wenn nichts anderes angegeben.
Jérôme André (7, 13–14, 16, 21, 27), Julien Beck (3, 23, 27), Oliver Bruderer (15–16), Chloé Chezeaux (20), Harry Giannoulopoulos (18),
Grib (26), Tobias Krapf (3, 10, 12, 17,19), Christos Pantazis (26), Laureline Pop (18), Andreas Skiadaressis (17), Thierry Theurillat (3, 8, 9, 11–14, 27)

En couverture : Le sanctuaire d’Artémis Amarysia à Amarynthos (reconstitution 3D: Oliver Bruderer, photo drone : Jérôme André)
Titelbild : Das Heiligtum der Artemis Amarysia in Amarynthos (3D-Rekonstruktion: Oliver Bruderer, Drohnenfoto : Jérôme André).
ÉCOLE SUISSE D'ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND
Sommaire | Inhaltsverzeichnis
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                                                Introduction | Einleitung
                                                          4    Le mot du directeur,
                                                               Eingangsworte des Direktors, K. Reber

                                                Fouilles et recherches | Ausgrabungen und Forschungen
                                                          7    Das Artemision von Amarynthos, Ausgrabungen 2017–2021,
                                                               K. Reber – D. Knoepfler – A. Karapaschalidou – T. Krapf – T. Theurillat
                                                         11    Le sanctuaire jusqu’à l’époque archaïque, S. Verdan – T. Theurillat –
                                                               T. Saggini – C. Chezeaux – H. Giannoulopoulos – G. Konsoulidi
                                                         14    Säulenhallen und Oikoi, die monumentale Begrenzung des Heiligtums,
                                                               T. Krapf – D. Greger – J. André – C. Pernet – J. Yaw – K. Katsarelia
                                                         17    Les inscriptions d’Amarynthos, D. Knoepfler
                                                         20    Les « maisons des dragons » d’Eubée : le drakospito d’Ilkizès,
                                                               K. Reber – M. Chidiroglou – A. Simosi – C. Chezeaux – J. André
                                                         22    Baie de Kiladha, J. Beck – A. Sotiriou

                                                Organisation | Organisation
                                                         24    Conseil de la Fondation et Conseil consultatif
                                                               Stiftungsrat und Beirat
                                                         24    Collaborateurs et membres scientifiques
                                                               Mitarbeiter und Wissenschaftliche Mitglieder

                                                Actualités | Aktualitäten 2020
                                                         26    Publications, conférences et actualités
                                                               Publikationen, Konferenzen und Aktualitäten

                                                Programme | Programm 2021
                                                         27    Recherches dans le terrain et stages au musée
                                                               Feldforschung und Museumspraktikum
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||||||| Introduction |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

Eingangsworte des Direktors
Le mot du directeur
Karl Reber

Die Aktivitäten der Schweizerischen                  Massnahmen und dank der Bereitschaft           Die Publikationsreihe Eretria, Ausgra-
Archäologischen Schule in                            der Grabungsequipe, die strengen Regeln        bungen und Forschungen ist seit diesem
Griechenland 2020                                    auch einzuhalten, konnten Infizierungen        Jahr um zwei Bände reicher: Band XXIV,
Das Jahr 2020 war in vielerlei Hinsicht              mit dem Coronavirus vermieden werden.          Guy Ackermann, « La céramique d’épo-
besonders: Auf der einen Seite schränkte                Die von Tobias Krapf und Thierry Theuril-   que hellénistique » und Band XXV, Thierry
die Covid-19 Pandemie unsere Aktivitä-               lat geleitete Grabungskampagne erbrachte       Theurillat – Guy Ackermann – Marc Duret –
ten massiv ein, auf der anderen gelang es            trotz den genannten Einschränkungen ei-        Simone Zurbriggen,« Les thermes du centre ».
der stark reduzierten Ausgrabungsequipe,             nige überraschende Resultate. Zum einen
im Heiligtum der Artemis Amarysia von                wurden zwischen der Ost- und der Nord-
Amarynthos einige wichtige Entdeckun-                stoa drei kleinere, oikosförmige Gebäude
gen zu machen. Die Aktivitäten, welche               freigelegt, zum andern gelang es, den lange
für ein breiteres Publikum vorgesehen wa-            gesuchten Tempel der Artemis mit Sicher-
ren, mussten leider allesamt abgesagt wer-           heit zu lokalisieren. Im westlichen Teil des
den, beginnend mit der Jahreskonferenz               bereits in früheren Kampagnen teilweise
in Athen, die am 12. März stattgefunden              freigelegten Gebäudes 6 stiessen wir auf
hätte, über die 1.Augustfeier im Garten des          ein bedeutendes Depot von Votivgaben, das
Grabungshauses von Eretria, die öffentli-            sich aus Keramikgefässen, Metallobjekten,
che Präsentation der Grabungsergebnis-               skarabäenförmigen Siegeln und anderen
se auf dem Dorfplatz von Amarynthos bis              Kleinfunden zusammensetzte. Die Aufar-
zur jährlichen, am 16. November geplan-              beitung dieses in der Übergangszeit vom
ten Jahresversammlung des Beirats und                6. zum 5. Jh. angelegten Depots wird noch
der Mitarbeiter der ESAG. Ebenso muss-               einige Zeit dauern, doch können wir in dem
ten wir auf die Durchführung des «Tages              vorliegenden Bericht bereits einige Anga-
der offenen Tür» im Grabungsgelände von              ben zur Beschaffenheit des Depots machen.
Amarynthos sowie auf private und öffent-                Auch das von der ESAG im administrati-
liche Führungen durch das Grabungsge-                ven Bereich unterstützte Projekt der Unter-
lände verzichten.                                    wasserforschung in der Bucht von Kiladha
   Nachdem sich die sanitäre Situation im            fand in einer reduzierten Form statt, wie      Dank
Mai verbessert hatte und der Lockdown                dem untenstehenden Bericht von Julien          Ein erster Dank gebührt den Mitarbeite-
aufgehoben worden war, entschlossen wir              Beck und Andreas Sotiriou zu entnehmen         rinnen und Mitarbeitern der ESAG, die in
uns, eine Grabungskampagne in Amaryn-                ist.                                           diesem besonderen Jahr unter speziellen
thos durchzuführen, allerdings mit stark                Meine langjährigen Forschungen zu           Bedingungen grossartige Arbeit geleistet
reduziertem Grabungsteam.Das Grabungs-               den enigmatischen «Drachenhäusern»             haben. Dass diese Arbeiten auch ausge-
praktikum für Studierende der Schwei-                von Süd-Euböa führten dazu, dass wir in        führt werden konnten, ist nicht zuletzt
zer Universitäten musste, um unnötige                diesem Jahr ein kleineres Projekt lancie-      der perfekten Organisation durch unse-
Reisen zu vermeiden, leider ausfallen. An            ren konnten, in welchem wir der Frage          re beiden wissenschaftlichen Sekretä-
der Grabung nahmen vor allem das sich                nach der Datierung und Funktion dieser         re Thierry Theurillat und Tobias Krapf
bereits vor Ort befindende Personal sowie            Häuser nachgehen möchten. Die geplan-          zu verdanken. An dem Sitz der ESAG in
Studierende griechischer Universitäten               te Grabung im Drachenhaus von Ilkizes          Athen durften wir wie gewohnt auf die zu-
teil, deren Anreise weniger problematisch            musste leider wegen Covid-19 ausfallen,        verlässige Arbeit von Valentina Di Napoli
war. Die Equipe musste sich während der              das reduzierte Team mit Chloé Chezeaux,        zählen, während Kostas Evangeliou die
gesamten, vom 20. Juli bis 28. August dau-           Jérôme André und Tobias Krapf konnte           wichtigsten Arbeiten in Eretria erledig-
ernden Grabungskampagne an strenge                   jedoch eine erste Reinigung des Gebäudes       te. Im Museum von Eretria restaurierte
Sicherheitsmassnahmen halten, sowohl                 sowie die topographische Bauaufnahme           Harry Giannoulopoulos, unterstützt von
auf dem Grabungsfeld und im Museum von               durchführen. Die Grabung selber wurde          Galatia Konsoulidi, die zahlreichen Funde
Eretria wie auch in der Freizeit. Dank dieser        auf das Jahr 2021 verschoben.                  aus den Grabungen.

4   École suisse d’archéologie en Grèce – Rapport annuel 2020
ÉCOLE SUISSE D'ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND
||||||| Einleitung |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

                                                unterstützt haben, insbesondere an den            Les activités de l’École suisse
                                                Schweizerischen Nationalfonds zur För-            d’archéologie en Grèce en 2020
                                                derung der wissenschaftlichen Forschung           2020 a été une année de contrastes à bien des
                                  Amarynthos
                                    Ilkizes     (SNF), an das eidgenössische Departement          égards. D’un côté, la pandémie de Covid-19,
                                                für Wirtschaft, Bildung und Forschung, an         qui a considérablement restreint nos activi-
                                                das Staatsekretariat für Bildung, Forschung       tés et nous a contraints à annuler la plupart
                                                und Innovation (SBFI), an die Fondation           des évènements publics, parmi lesquels la
                        Kiladha                 Philanthropique Famille Sandoz, an die            conférence annuelle prévue à Athènes pour
                                                Stiftung Stavros S. Niarchos, an die Stiftung     le 12 mars, la célébration de la Fête natio-
                                                Isaac Dreyfus-Bernheim, an die Ceramica-          nale du 1er août à Érétrie, les visites guidées
                                                Stiftung, an die Société académique vau-          et portes ouvertes sur le chantier à Ama-
                                                doise, an die Fondation Théodore Lagonico         rynthos, ainsi que la traditionnelle réunion
Ein besonderer Dank gilt den griechischen       sowie an die Fondation Afenduli.                  de la Commission consultative de l’ESAG et
Behörden, ohne deren Unterstützung unse-                                                          de tous les archéologues suisses actifs en
re Arbeiten nicht möglich gewesen wären:        In eigener Sache                                  Grèce à Berne en novembre. De l’autre, des
der Antikendirektion im Ministerium für         Nach fünfzehn Jahren Lehr- und For-               découvertes exceptionnelles dans l’Artémi-
Kultur und Sport unter der Leitung von          schungstätigkeit an der Universität Laus-         sion d’Amarynthos, malgré une équipe de
Polyxeni Adam-Veleni, dem Departement           anne wurde ich am 1. August dieses Jahres         fouilles réduite à l’essentiel, sans la partici-
für ausländische archäologische Schulen         altershalber in den Ruhestand versetzt.           pation d’étudiants des universités suisses,
unter der Leitung von Konstantina Benissi       Meine Nachfolge an der Universität Lau-           et des dispositions sanitaires très strictes,
und Sophia Spyropoulou, der Ephorie für Al-     sanne übernahmen Sylvian Fachard (PO)             afin d’éviter toute infection.
tertümer der Insel Euböa unter der Leitung      und Othmar Jaeggi (PA). In Absprache mit             La campagne de fouilles conduites du
von Angeliki Simosi sowie der Ephorie für       dem Stiftungsrat der ESAG werde ich bis           20 juillet au 28 août par Tobias Krapf et
Unterwasserarchäologie unter der Leitung        zum Ende des vom SNF finanzierten Projek-         Thierry Theurillat a permis d’identifier
von Pari Kalamara. Unser Dank geht auch         tes « Das Heiligtum der Artemis Amarysia          avec certitude le temple d’Artémis long-
an die Archäologen und Mitarbeiter dieser       in Amarynthos » als Direktor der ESAG im          temps recherché. Son dégagement a mis
beiden Ephorien, insbesondere an Kostas         Amt bleiben.Ab dem 1. Juli 2021 wird die Di-      en lumière une phase plus ancienne ainsi
Boukaras, Olga Kyriazi, Fani Stavroulaki        rektion der ESAG von Sylvian Fachard über-        qu’un riche dépôt d’offrandes de la fin de
und Stavroula Parissi, und nicht zuletzt an     nommen. Sylvian Fachard hat seine Studi-          l’époque archaïque, parmi lesquelles des
unsere Partnerinnen im Projekt Amaryn-          en der Archäologie und Alten Geschichte           vases, des objets en métal, des sceaux en
thos, Amalia Karapaschalidou, und im Pro-       an der Universität Lausanne absolviert            forme de scarabée et de nombreuses autres
jekt Drachenhäuser, Maria Chidiroglou.          und besetzte zwischen 2002 und 2011 den           petites trouvailles. Les limites de l’espace
  Wie jedes Jahr durften wir auf die wohl-      Posten des wissenschaftlichen Sekretärs           sacré se sont également précisées avec la
wollende Unterstützung der Schweizer Bot-       der ESAG. 2009 doktorierte er an der Uni-         mise au jour de trois petits bâtiments en
schaft in Athen unter Botschafter SE Olaf       versität Lausanne mit seiner als Band XXI         forme d’oikos entre les stoas nord et est.
Kjelsen zählen. Die griechische Botschafte-     in der Serie «Eretria, Ausgrabungen und              Au cours de mes nombreuses années de
rin in Bern, SE Hara Skolarikou hat anfangs     Forschungen» 2012 erschienenen thèse de           recherche en Eubée, je me suis intéressé de
des Jahres ihren Posten verlassen und wur-      doctorat zum Thema « La défense du terri-         près aux énigmatiques « maisons des dra-
de durch SE Ekaterini Xagorari ersetzt. Dan-    toire. Étude de la Chôra érétrienne et de ses     gons » du sud de l’île,ce qui a motivé un projet
ken möchten wir auch dem Bürgermeister          fortifications ». Nach einem Aufenthalt am        de relevé et de fouille dans l’une d’entre elles
von Eretria und Amarynthos, Ioannis Di-         Harvard Center for Hellenic Studies in Wash-      au lieu-dit Ilkizès pour en préciser la data-
mitropoulos, dem Kulturverein Amaryn-           ington unterrichtete er am Joukowsky Ins-         tion et la fonction. Seul le premier volet des
thos unter der Leitung von Antonios Kara-       titute for Archaeology & the Ancient World an     investigations a pu aboutir cet été en raison
vas sowie dem lokalen Verein Gerani unter       der Brown University. Von 2013 bis 2016 war       des restrictions sanitaires, avec un premier
der Leitung von Kostas Frangoulopoulos.         er im Rahmen eines SNF-Ambizione-Pro-             nettoyage du bâtiment et une documenta-
  Ein besonderer Dank geht an die Univer-       jektes an der Universität Genf tätig, danach      tion photogrammétrique réalisés sur place
sität Lausanne, welche uns ideale Bedin-        wurde er als Andrew W. Mellon Professor an die    par Chloé Chezeaux et Jérôme André (Uni-
gungen zur Ausübung unserer Aktivitäten         American School of Classical Studies in Athen     versité de Lausanne) assistés de Tobias Krapf.
bietet,sowie den Mitarbeitern der Personal­     berufen. Sein reiches Curriculum und seine           En parallèle à ses activités, l’ESAG sou-
abteilung Sébastien Favre, Antoine Joan­        grosse Erfahrung nicht zuletzt im Rahmen          tient le projet de recherches sous-marines
del und Fanny Bidal, der Finanzabteilung        verschiedener ESAG-Projekte machen ihn            dans la baie de Kiladha (Péloponnèse), diri-
Véronique Pedroli und Dilek Gungor sowie        zum idealen Nachfolger und ich wünsche            gée par Julien Beck (Université de Genève)
Juanita Béguin und Sandrine Michoud.            ihm für diese anspruchsvolle Aufgabe viel         et Andreas Sotiriou (Éphorie des Antiquités
  Ohne eine Finanzierung durch Dritt-           Erfolg und gutes Gelingen!                        sous-marines), qui s’est déroulé cet été sous
mittel wäre eine Durchführung unserer                                                             un format réduit.
                                                  Karl Reber,
verschiedenen Projekte nicht möglich.                                                                La collection Eretria, fouilles et recherches
                                                  Direktor der ESAG
Deshalb geht unser Dank an alle Instituti-                                                        s’est agrandie cette année avec la parution
onen und privaten Donatoren, welche uns         ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||      des volumes XXIV par Guy Ackermann sur

                                                                         Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland – Jahresbericht 2020 5
ÉCOLE SUISSE D'ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND
||||||| Introduction |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

La céramique d’époque hellénistique et XXV           thos, Amalia Karapaschalidou, et celui des         nancé par le FNS sur le Sanctuaire d’Artémis
par Thierry Theurillat, Guy Ackermann,               « maisons des dragons », Maria Chidiroglou.        Amarysia à Amarynthos, qui prendra fin le
Marc Duret et Simone Zurbriggen sur Les                 L’ambassadeur de Suisse en Grèce,SE Olaf        30 juin 2021. À compter du 1er juillet 2021,
thermes du centre.                                   Kjelsen, ainsi que SE Ekaterini Xagorari,          la direction de l’ESAG sera assumée par
                                                     nouvelle ambassadrice de Grèce en Suisse,          Sylvian Fachard. Diplômé de l’Université
                                                     ont suivi d’un œil attentif et favorable les       de Lausanne en archéologie et en histoire
                                                     activités de l’ESAG en 2020.                       ancienne, ce dernier a occupé le poste de se-
                                                        Les activités de l’ESAG à Érétrie et Ama-       crétaire scientifique de l’ESAG de 2002 à 2011.
                                                     rynthos se déroulent en étroite collaboration      En 2009, il a soutenu une thèse de doctorat
                                                     avec les autorités et les associations locales.    à l’Université de Lausanne sur « La défense
                                                     Notre gratitude va en particulier à Ioannis        du territoire. Étude de la Chôra érétrienne et
                                                     Dimitropoulos, maire de la commune d’Éré-          de ses fortifications », ouvrage publié 2012
                                                     trie, ainsi qu’à Antonios Karavas et à Kostas      dans la collection Eretria, Fouilles et re-
                                                     Frangoulopoulos,en charge des associations         cherches XXI.Après un séjour au Harvard Cen-
                                                     culturelles d’Amarynthos et de Gerani.             ter for Hellenic Studies à Washington, S. Fa-
                                                        En Suisse, nos remerciements s’adressent        chard a enseigné au Joukowsky Institute for
                                                     tout particulièrement à l’Université de            Archaeology & the Ancient World de l’Université
                                                     Lausanne, qui nous offre des conditions            de Brown. De 2013 à 2016, il poursuit ses
                                                     idéales pour mener à bien nos activités.           recherches sur les frontières de l’Attique à
                                                     La marche des affaires administratives a           l’Université de Genève dans le cadre d’un
                                                     été assurée grâce à l’aide et à la collabo-        projet Ambizione du FNS, avant d’être nom-
                                                     ration de plusieurs personnes attachées            mé Andrew W. Mellon Professor à l’American
                                                     à l’Université de Lausanne, en particulier         School of Classical Studies à Athènes. Sa car-
Remerciements                                        Sébastien Favre, Antoine Joandel et Fanny          rière déjà riche et sa grande expérience, en
Qu’il me soit permis d’exprimer en pre-              Bidal (Service des ressources humaines),           particulier dans le cadre des activités de
mier lieu à titre personnel ma gratitude à           Véronique Pedroli et Dilek Güngör (Service         l’ESAG, font de lui mon successeur idéal à la
l’ensemble des collaborateurs de l’ESAG en           financier), ainsi que Juanita Béguin et San-       tête de l’ESAG. Je lui souhaite bonne chance
cette année si spéciale avec les conditions          drine Michoud.                                     et plein succès dans ce nouveau mandat.
particulières que l’on connaît pour leur                Grâce à l’activité du Conseil de la Fon-
concours dans le succès des travaux tant             dation de l’ESAG, les projets de l’ESAG sont         Karl Reber,
                                                                                                          Directeur de l’ESAG
sur le terrain qu’au musée, parmi lesquels           soutenus par de nombreux donateurs et
Thierry Theurillat et Tobias Krapf, secré-           mécènes. Nous exprimons ici notre recon-
taires scientifiques en Suisse et en Grèce,          naissance au Fonds national suisse de la
Valentina Di Napoli, responsable adminis-            recherche scientifique, au Département
trative à Athènes, Kostas Evangeliou, inten-         fédéral de l’économie, de la formation et
dant à Érétrie, et Harry Giannoulopoulos et          de la recherche, au Secrétariat d’État à la
Galatia Konsoulidi, restaurateurs au musée           formation, à la recherche et à l’innovation,
d’Érétrie.                                           à l’Université de Lausanne et aux autres
   L’École suisse d’archéologie en Grèce             universités de Suisse, à la Fondation phi-
remercie les autorités archéologiques                lanthropique Famille Sandoz, à la Fondation
grecques, qui lui ont accordé les autorisa-          Stavros S. Niarchos, à la Fondation Isaac
tions indispensables et avec lesquelles elle         Dreyfus-Bernheim, à la Ceramica-Stiftung,
poursuit d’année en année une collabora-             à la Société académique vaudoise, à la Fon-
tion fructueuse et amicale. Sa gratitude             dation Théodore Lagonico, à la Fondation
va en particulier à Polyxeni Adam-Veleni,            Afenduli, et à plusieurs généreux donateurs
à la tête de la Direction des Antiquités du          privés. La gratitude de l’ESAG leur est ac-
Ministère grec de la Culture et des Sports,          quise, à toutes et à tous.
à Konstantina Benissi et Sophia Spyropou-
lou, du Département des Écoles étrangères,           Succession
à Angeliki Simosi, directrice de l’Éphorie           Après quinze ans d’enseignement et de re-
des Antiquités d’Eubée, et à Pari Kalama-            cherche à l’Université de Lausanne, j’ai at-
ra, directrice de l’Éphorie des Antiquités           teint l’âge de la retraite. Sylvian Fachard (PO)
sous-marines. Ses remerciements vont                 et Othmar Jaeggi (PA) ont repris depuis le 1er
également aux archéologues et aux colla-             août de cette année la charge d’enseigne-
borateurs de ces deux éphories, en parti-            ment de l’archéologie classique à l’Universi-
culier Kostas Boukaras, Olga Kyriazi, Fani           té de Lausanne. Je continuerai cependant à
Stavroulaki et Stavroula Parissi, et enfin à         assumer ma fonction de directeur de l’ESAG         Sylvian Fachard, zukünftiger Direktor der ESAG.
nos partenaires dans le projet sur Amaryn-           jusqu’à l’échéance du projet quadriennal fi-       Sylvian Fachard, futur directeur de l’ESAG.

6   École suisse d’archéologie en Grèce – Rapport annuel 2020
ÉCOLE SUISSE D'ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND
||||||| Ausgrabungen und Forschungen ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

Das Heiligtum der Artemis Amarysia
in Amarynthos 2017–2021 — eine Bilanz
Karl Reber – Denis Knoepfler – Amalia Karapaschalidou – Tobias Krapf – Thierry Theurillat
Unter der Aufsicht von A. Simosi und O. Kyriazi, Ephorie für Altertümer Euböas

Das vierjährige, vom Schweizerischen                Nach einer vorerst theoretischen Loka-               Forschung, der Isaac Dreyfus-Bernheim-
Nationalfonds zur Förderung der wissen-             lisierung des Heiligtums auf Grund von               Stiftung und der Fondation Philanthro-
schaftlichen Forschung (SNF) finanzierte            Knoepflers Angaben führte die ESAG in Zu-            pique Famille Sandoz zunächst einige der
Forschungsprojekt « Das Heiligtum der Ar-           sammenarbeit mit der Ephorie für Altertü-            Gelände zuhanden des griechischen Staates
temis Amarysia in Amarynthos 2017–2021 »            mer Euböas zunächst einige topographi-               aufkaufen musste. Insgesamt ist so ein Gra-
neigt sich dem Ende zu, Zeit also, eine kurze       sche Prospektionen und ab 2006 auch erste            bungsareal von über 10�000 m2 entstanden.
Bilanz der Forschungsresultate zu präsen-           Suchschnitte in der Gegend rund um den                 Die Grabungen fanden in enger Zusam-
tieren. Da die Geschichte der Entdeckung            Hügel Paläoekklisies bei Amarynthos durch.           menarbeit mit der Ephorie für Altertümer
dieses seit langem gesuchten Heiligtums             Einer dieser Schnitte von 2007 war dabei so          Euböas statt. Dank Bohrungen und geo-
mittlerweile bestens bekannt ist, muss hier         viel versprechend, dass sich die ESAG ent-           physikalischer Messungen, die vom CNRS
nicht weiter darauf eingegangen werden.Al-          schloss, weitere Grabungen durchzufüh-               (CEREGE) und der Universität Thessaloniki
lerdings ist es uns ein besonderes Anliegen,        ren. Die Gegend am westlichen Fusse des              durchgeführt wurden, konnten die ver-
an dieser Stelle nochmals auf die wegwei-           Hügels war jedoch in verschieden grosse,             schiedenen Sondierschnitte präzise ange-
senden Forschungen von Denis Knoepfler              private Terrains aufgeteilt, so dass die ESAG        legt werden. Nach und nach ergab sich so
hinzuweisen, ohne die eine Entdeckung des           mit finanzieller Hilfe des eidgenössischen           ein immer reicheres Bild von der Anlage
Heiligtums nicht möglich gewesen wäre.              Departementes für Wirtschaft,Bildung und             des Heiligtums.

Das Heiligtum der Artemis Amarysia am Fuss des Paläoekklisies-Hügels — Le sanctuaire d’Artémis Amarysia au pied de la colline de Paleoekklisies.

                                                                               Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland – Jahresbericht 2020 7
ÉCOLE SUISSE D'ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND
||||||| Fouilles et recherches ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

Die Anlage und Entwicklung des Heiligtums              Im 2. Jh. scheint das Heiligtum nach Osten       legten Brunnens vor der Osthalle. Der 2 m
Seit langem war die bronzezeitliche Sied-              erweitert worden zu sein. Hinter der gross-      unter dem Bodenniveau gelegene Brunnen
lung auf dem Hügel Paläoekklisies bekannt,             en Osthalle (1) entstand eine Platzanlage,       war von da an über zwei Steintreppen zu
die heute zweifellos mit dem auf den Ton-              die mit einer in isodomem Mauerwerk er-          erreichen. Die Vergrösserung dieser Brun-
täfelchen des mykenischen Palastes von                 richteten Steinmauer (4) umgeben war. Die        nenanlage zeigt deutlich, dass diese eine
Theben erwähnten Ort a-ma-ru-to gleich-                durch Stützpfeiler befestigte Rückmauer          wichtige Rolle in den Kulthandlungen ge-
gesetzt werden kann. Diese Siedlung setzte             diente auch dazu, ein Abrutschen des Han-        spielt haben muss, in vergleichbarer Art
sich auch im Norden des Hügels fort,wie die            ges des dahinter liegenden Hügels zu ver-        wie die Brunnen- und Quellenanlagen in
2006 durchgeführten Suchschnitte ergaben.              hindern. Diese Platzanlage war durch eine        den rings um den euböischen Golf gele-
Zu welchem Zeitpunkt und in welcher Art                in die Rückwand der Osthalle eingelassene        genen Artemisheiligtümern von Brauron,
das am Fusse des Hügels gelegene Heilig-               Tür mit vorgelagertem Propylon zu betre-         Myrrhinous oder Aulis. Den Funden und
tum die prähistorische Siedlung abgelöst               ten. Was sich auf diesem Platz abgespielt        Befunden nach zu schliessen muss das Hei-
hatte, ist heute noch nicht bekannt. Wie               hatte, ist bisher noch nicht bekannt.            ligtum im 2. Jh. n. Chr. nochmals eine Blü-
die Bohrungen gezeigt haben, befand sich                                                                tezeit erlebt haben. Dies bezeugen vor allem
in prähistorischer Zeit an der Stelle des spä-                                                          die zahlreichen Ziegel mit dem eingestem-
teren Heiligtums eine tiefe Bucht, die nach                                                             pelten Namen der Artemis,welche auf eine
und nach verlandete und so den Platz für                                                                Erneuerung des Daches der Nordhalle in
die Errichtung des Heiligtums bildete. Erste                                                            jener Zeit hinweisen. Wie D. Knoepfler ver-
fest­installierte Strukturen im Bereich des                                                             mutet, könnten diese Erneuerungen dank
späteren Heiligtums datieren in die Zeit                                                                der finanziellen Unterstützung durch He-
nach dem Untergang der mykenischen Pa-                                                                  rodes Atticus ermöglicht worden sein, der
läste. Der älteste Bau (9) entstand gegen                                                               wahrscheinlich in der Gegend von Amaryn-
Ende des 8. Jh., gefolgt von Bau 3, der gegen                                                           thos eine Sommervilla besass.
Ende des 7. Jh. errichtet wurde. Er lag an ei-                                                             In frühchristlicher Zeit entstand an der
ner Strasse, welche wahrscheinlich von der                                                              Stelle des Heiligtums vermutlich eine Ba-
im Norden des Hügels gelegenen Siedlung                                                                 silika, von der die zwei freigelegten Gräber
zum Meer führte. In klassischer Zeit wurde                                                              zeugen. Im Verlaufe des 13. Jhs. wurde die
diese Strasse zugunsten eines Gebäudes (2)                                                              Stätte dann aufgegeben und fortan als will-
aufgegeben, das entweder die Funktion ei-                                                               kommenes Steinlager für andere Bauten
nes Propylons oder eines Schatzhauses aus-                                                              benutzt. Eine letzte Besiedlungsphase an
geübt hatte. Westlich davon wurde wahr-                                                                 der Stelle, die im Volksmund auch « ta mar-
scheinlich noch im 6. Jh. ein rechteckiger                                                              mara » (die Marmorblöcke) genannt wurde,
Tempel mit einer Reihe von Innenstützen                                                                 lässt sich zwischen Mittelalter und Neuzeit
gebaut (6), der nach Osten auf einen monu-                                                              datieren.
mentalen Altar (11) ausgerichtet war. Der
Tempel konnte dank eines darin vergrabe-                                                                Die Identifizierung und
nen Votiv­depots, das mit Keramik, Metall-                                                              Bedeutung des Heiligtums
objekten und Dutzenden von Kleinfunden                                                                  Die Suche nach dem nur aus schriftlichen
gefüllt war, in der Sommerkampagne 2020                                                                 Quellen bekannten Heiligtum der Arte-
identifiziert werden. Seitlich des Tempels                                                              mis Amarysia begann vor gut 200 Jahren.
lagen einige kleinere Gebäude (7,8,12 und 13),                                                          Verschiedentlich wurde versucht, das Hei-
welche wahrscheinlich als Schatzhäuser die                                                              ligtum zwischen der Stadt Eretria und
kostbarsten Weihgeschenke beherbergten.                                                                 Amarynthos zu lokalisieren, doch erst
   In der hellenistischen Zeit wurde das Hei-                                                           durch die Forschungen von Denis Knoepfler
ligtum um den Tempel auf mindestens zwei                                                                gelang es dem griechisch-schweizerischen
Seiten mit grossen Hallenbauten begrenzt.              Römischer Brunnen — Puits d’époque romaine.      Ausgrabungsteam die genaue Lage festzu-
Eine monumentale, zweischiffige Halle (1)                                                               stellen. Die Identifizierung der am Fusse
mit seitlichen Vorsprüngen und einer Sitz-             Das Heiligtum scheint in den Wirren der          des Hügels Paläoekklisies freigelegten Ru-
bank entlang der Innenmauern bildete ab der            Mithridatischen Kriege zu Beginn des             inen mit dem Heiligtum der Artemis ist
2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr. die östliche Begren-      1. Jh. v. Chr. massiv zerstört worden zu sein.   heute zweifellos gesichert. Bereits die 2017
zung des Heiligtums. Im Norden wurde eine              Die zahlreichen Statuen und Dekrete, wel-        gefundenen Ziegel mit dem eingestem-
bereits in klassischer Zeit angelegte Halle (5)        che auf beiden Seiten der Osthalle und rings     pelten Namen der Artemis liessen kaum
erneuert. Im Süden erstreckte sich das Hei-            um den Tempel aufgestellt waren, wur-            noch Zweifel offen. Die Statuen, deren So-
ligtum bis zum Meer — es ist anzunehmen,               den niedergerissen und zertrümmert. Die          ckel in der römischen Brunnenanlage ver-
dass sich dort in der Antike ein Hafen be-             Statuensockel, welche mehrheitlich mit           baut waren, waren laut deren Inschriften
fand — während die westliche Grenze wohl               Inschriften versehen waren, verwendete           ausnahmslos den drei Gottheiten Artemis,
ausserhalb des Grabungsgeländes liegt und              man in der frühen Kaiserzeit zum Ausbau          Apollon und Leto geweiht. Der Fund eines
deshalb noch nicht lokalisiert werden konnte.          eines bereits in hellenistischer Zeit ange-      Ehrendekretes im Jahre 2019 konnte die

8    École suisse d’archéologie en Grèce – Rapport annuel 2020
ÉCOLE SUISSE D'ARCHÉOLOGIE EN GRÈCE SCHWEIZERISCHE ARCHÄOLOGISCHE SCHULE IN GRIECHENLAND
mittelalterlich — médiéval
    römisch — romain
    hellenistisch — hellénistique
    klassisch — classique
    archaisch — archaïque
    geometrisch — géométrique
    mykenisch — mycénien
    Ausgrabungsgelände
    chantier de fouilles

                                                       12
                                              5
                                                            7
                                                                13

                                        6
                                                                9
                                                  11

                                                            3

                                    8
                                                       10
                                                                     2
                                                                1        4

0
       0                                50m
                                                                         100mAmarynthos
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||||||| Fouilles et recherches |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

letzten Zweifel beseitigen: deutlich waren
darauf die Worte Ἀρτέμιδος ἐν Ἀμαρύνθωι
zu lesen (Artemis in Amarynthos).In einem
weiteren Dokument, das ebenfalls in der
Brunnenanlage verbaut war,wurde die Ein-
gliederung der südeuböischen Stadt Sty-               Ehrendekret mit der Erwähnung von Amarynthos — Décret honorifique avec la mention d’Amarynthos.
ra in das Territorium von Eretria vertrag-
lich geregelt. Bereits der Geograph Strabo
(X,1,10–12), der das wichtigste schriftliche          Göttin Artemis gestellt wurden. Einmal im         in Attika, im heutigen Ort Maroussi (des-
Zeugnis zum Heiligtum geliefert hat, er-              Jahr fand in diesem Heiligtum ein gross-          sen Name sicher von Amarysia abgeleitet
wähnt in seinem Text die dortige Aufstel-             es Fest zu Ehren der Artemis statt, wobei         ist) entstand. Alle diese Hinweise zeigen
lung von bedeutungsvollen Inschriften.                neben Kulthandlungen auch sportliche              deutlich, dass das Heiligtum der Artemis
Das Heiligtum der Artemis Amarysia dien-              und musikalische Wettkämpfe abgehalten            Amarysia in Amarynthos zweifellos das
te somit nicht nur der öffentlichen Ehrung            wurden. An diesen Feierlichkeiten nah-            wichtigste Heiligtum auf der Insel Euböa
verdienter Bürger von Eretria — von der die           men auch Vertreter anderer Städte Euböas          war, das nun endlich dank des vom Schwei-
zahlreichen Statuensockel zeugen — son-               teil,was den paneuböischen Charakter des          zerischen Nationalfonds unterstützten
dern auch als Aufstellungsort wichtiger               Heiligtums bezeugt. Die Bedeutung des             Projektes wiedergefunden werden konnte.
Verträge der Stadt Eretria mit den Nach-              Heiligtums geht auch daraus hervor, dass
barstädten, die damit unter den Schutz der            laut Pausanias (I, 31, 5) eine Filiale davon

  Amarynthos 2020 – Organisation
  Die Kampagne 2020 (20.7. – 28.8.) in Amarynthos hat wegen der Pandemie mit einem
  gegenüber der ursprünglichen Planung deutlich verkleinerten Team und einer Reihe von
  Sicherheitsmassnahmen stattgefunden. Es war die erste Kampagne eines neuen Fünfjahres­
  programmes in Zusammenarbeit mit der Ephorie für Altertümer Euböas, unter der Leitung von
  K. Reber (ESAG) und A. Karapaschalidou (Ephorie). Die Aufsicht haben A. Simosi, Direktorin
  der Ephorie, und O. Kyriazi, verantwortliche Archäologin. Wissenschaftlich wird das Projekt von
  D. Knoepfler, K. Reber, A. Karapaschalidou, T. Theurillat und T. Krapf geleitet. Die Projektleitung
  vor Ort oblag T. Krapf und T. Theurillat (ESAG). D. Greger (Univ. Lausanne) koordinierte die Do­      Résumé
  kumentation der Sondagen, Ch. Chezeaux (ESAG / Univ. Lausanne) die Synchronisation der                Le programme quadriennal de recherche
  iPads. J. André (ESAG / Univ. Lausanne) war für Vermessung und Luftaufnahmen verantwort­
                                                                                                        dans l’Artémision d’Amarynthos (2017–2021)
  lich. Für die Fundbearbeitung war J. Yaw (Univ. Zürich) zuständig, unterstützt von K. Katsarelia
  (Univ. Fribourg) und den Restauratoren H. Giannoulopoulos und G. Konsoulidi. C. Pernet                soutenu par le FNS touche à sa fin. À l’insti-
  (Univ. Lausanne) koordinierte die                                                                     gation de D. Knoepfler, des sondages au pied
  Kurse und Exkursionen. Wichtig war                                                                    de la colline de Paleoekklisies ont dès 2007
  die Präsenz von S. Verdan (ESAG)                                                                      mis au jour des vestiges monumentaux qui
  für die Auswertung der geometri­                                                                      ont pu être identifiés dix ans plus tard avec
  schen-früharchaischen Schichten
  und T. Saggini (Univ. Genf) für die
                                                                                                        le sanctuaire d’Artémis Amarysia sur la base
  Sondagen im archaischen Tempel.                                                                       d’inscriptions au nom de la déesse.
  Entscheidend war auf der Grabung                                                                         L’exploration en cours du site met en lu-
  zudem die Mitarbeit von V. Tsikritea                                                                  mière son ancienneté et la longue durée de
  (Univ. Cincinnati), P. Giannoulaki                                                                    son occupation, de l’implantation mycé-
  (Univ. Athen), G. Kasseropoulos
                                                                                                        nienne sur la colline au développement d’un
  (Univ.Thessaloniki), Ch. Pantazis
  (Univ. Ioannina) und F. Roka                                                                          espace de culte dans la plaine dès les 8e et
  (Univ. Peloponnes), sowie der                                                                         7e siècles. À son apogée au début de l’époque
  11 Arbeiter, 2 Maschinisten und                                                                       hellénistique, le sanctuaire prenait la forme
  4 Keramikwäscherinnen. Für die                                                                        d’une vaste cour bordée de portiques et d’édi-
  Logistik ist K. Evangeliou (ESAG) zu­                                                                 fices religieux. En son centre se dressaient le
  ständig. Vor Ort war auch ein Team
                                                                                                        temple et l’autel. Le sanctuaire semble avoir
  des Wiener Labors (ASCSA) für die
  Mikromorphologie (T. Karkanas,                                                                        subi de considérables destructions durant
  M. Gkouma, D. Roussos) und Archäobotanik (E. Margaritis, K. Tsirtsi), sowie nach der Grabung          le 1er siècle av. J.-C., avant d’être relevé au
  A. Tanner (Univ. Zürich) und O. Bruderer (ZHDK) für die Dokumentation der Architekturbefunde.         2e siècle apr. J.-C. avec la réfection de bâti-
  S. Reichenbach (Noxediem) hat Videoaufnahmen für das SNF-Agora-Projekt von P. Maillard                ments et l’installation d’une fontaine sacrée.
  (ESAG) realisiert. Allen Mitarbeitern der diesjährigen Kampagne sei ganz herzlich gedankt.            Des tombes paléochrétiennes témoignent
  2020 war die vierte Kampagne des vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der
  wissenschaftlichen Forschung unterstützten Projekts (2017–2021). Einen wichtigen Beitrag
                                                                                                        d’une fréquentation tardive, mais il semble
  hat 2020 zudem die Stiftung Stavros Niarchos geleistet.                                               que les constructions soient démantelées
                                                                                                        vers la fin de l’Antiquité.

10    École suisse d’archéologie en Grèce – Rapport annuel 2020
||||||| Ausgrabungen und Forschungen ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

Le sanctuaire d’Artémis jusqu’à l’époque archaïque
Samuel Verdan – Thierry Theurillat – Tamara Saggini –
Chloé Chezeaux – Harry Giannoulopoulos – Galatia Konsoulidi

Chaque campagne fait apparaître des                    La question des débuts du culte                                  datent du Géométrique Récent (seconde
vestiges et niveaux préclassiques. Les                 Plusieurs éléments invitent à envisager                          moitié du 8e siècle av. J.-C.) : il s’agit d’hy-
premiers temps du sanctuaire restent                   l’histoire du site sur le long terme, à com-                     dries miniatures, vases rituels omnipré-
toutefois terra incognita. Le culte plonge-            mencer par la céramique, qui témoigne                            sents dans les sanctuaires érétriens. Pour
t-il ses racines dans un substrat de l’âge             d’une occupation sans hiatus apparent                            la même période, on connaît quelques
du Bronze ? La présence d’un habitat my-               entre la période mycénienne et les débuts                        constructions (en particulier l’édifice 9 et
cénien sur Paleoekklisies est-elle une                 de l’âge du Fer. Autre indice de continuité,                     deux murs adjacents), mais leur fonction
cause de l’essor ultérieur du sanctuaire               un large mur (M21), construit à la période                       reste indéterminée : se trouvent-ils dans
au pied de la colline ? À quand remonte le             post-palatiale (12e siècle av. J.-C.), est en-                   une zone à vocation domestique, ou dans
premier espace sacré à proprement par-                 core en usage à la fin du Protogéométrique                       une aire sacrée ?
ler ? Voilà quelques-unes des questions                (fin du 10e siècle av. J.-C.). Cela ne dit rien,                   C’est donc avec la période archaïque que
qui se posent à ce stade de l’étude et qui             cependant, d’une possible permanence des                         les traces d’activités cultuelles se multi-
orienteront les recherches ces prochaines              pratiques cultuelles. Pour l’instant, les pre-                   plient et que les contours du sanctuaire
années.                                                mières traces avérées de telles activités                        commencent à se dessiner à nos yeux.

         Archaïque
         Géométrique
         Helladique                                                              M16            St19

         Chantier de fouille                                                                      M15
         Sondages

                                                                                                                  2m
                               M142
                                 St200
                                            6                         9                                                 4m
                                                                                        M21
                                                              St195                      St38                                 8m

                                                                                                                                   12m
                                                               3
                                                                          St41                          St137
                                                                                       M37
                                                M126                                                                                      16m

                                                                                                       M106-107                                   20m

                                                                                        St122
                                                                                             St135         St87

                                                                                                                                                                         24m

                                                                                                                                                        Paleoekklisies

    0                                    50 m

Plan des phases préclassiques dans l’Artémision — Plan der präklassischen Phasen des Artemisions.

                                                                                             Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland – Jahresbericht 2020 11
||||||| Fouilles et recherches |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

La monumentalisation de l’espace sacré                                                                         Le temple archaïque et son dépôt d’offrandes
Depuis 2012, on connaissait l’existence d’un                                                                   Plusieurs sondages ouverts en 2020 ont li-
édifice monumental érigé vers la fin du                                                                        vré de précieuses informations sur la chro-
7e siècle av. J.-C. (3), dont les vestiges étaient                                                             nologie, le plan et la fonction de l’édifice 6.
apparus devant la façade du portique orien-                                                                      Ses dimensions sont désormais connues
tal. La campagne 2020 a permis d’en achever                                                                    (30.5 × 10.8 m), grâce à la découverte d’un
le dégagement et d’en compléter le plan. Il                                                                    mur de retour à proximité de la limite oc-
s’agit d’un bâtiment long de 38 m, muni à                                                                      cidentale du chantier de fouille. L’édifice
chaque extrémité de larges portes permet-                                                                      était probablement doté d’une colonnade
tant l’accès au sanctuaire. Au centre, deux                                                                    interne, en tout cas dans un second état de
pièces spacieuses s’ouvrent sur l’espace                                                                       construction.
sacré. Leur fonction demeure inconnue. Di-                                                                       Sous la fondation massive du mur nord,
rectement à l’ouest, un bassin peu profond                                                                     composée de larges blocs de conglomérat,
(St195), dont les parois et le fond sont faits de                                                              un sondage en profondeur a révélé l’exis-
grandes tuiles corinthiennes, a cependant                                                                      tence d’un mur antérieur, en pierre sèche
été mis au jour ; il suggère le déroulement          Bassin en tuiles devant la façade ouest de l’édifice 3.   et brique crue (M142). La superposition des
d’activités liées à l’eau devant l’édifice.          Aus Ziegeln gebautes Becken vor der Westfassade           deux structures suggère l’existence de deux
   Le bâtiment, qui a connu diverses ré-             des Gebäudes 3.                                           états de construction, une hypothèse qui
fections au cours de l’époque archaïque,                                                                       devra être vérifiée lors de la prochaine cam-
présente un plan original, sans parallèle                                                                      pagne de fouille.
exact dans l’architecture grecque. Il a tou-         ouvert sur la cour sacrée à proximité d’un
tefois des points en commun avec le grand            point d’eau. Une telle permanence spatiale
portique à ailes (1) élevé au même empla-            est remarquable ; on la retrouve également
cement quelque trois siècles plus tard : à           dans l’un des principaux édifices de l’Ar-                Dépôt d’offrandes en cours de fouille dans le
la fois limite orientale et voie d’accès au          témision que les découvertes récentes dé-                 temple (6) — Opferdepot im Tempel (Gebäude 6)
sanctuaire, il offre un vaste espace abrité,         signent comme un temple (6).                              während der Ausgrabung.
||||||| Ausgrabungen und Forschungen ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

                                                       À proximité dudit mur, à l’intérieur de            Pour en savoir plus
Des restaurateurs au chevet                            l’édifice, un riche dépôt d’offrandes a été        S.Verdan – T.Theurillat – T.Krapf – D. Greger –
des trouvailles                                        mis au jour. Il comprenait des vases à fi-         K. Reber, The Early Phases in the Artemi-
                                                       gures noires attiques, des cruches à haut          sion at Amarynthos in Euboea, Greece, in:
                                                       col et des hydries miniatures de fabrica-          T. E. Cinquantaquattro – M. D’Acunto (éds),
                                                       tion locale, des vases en bronze, des figu-        Euboica II,Pithekoussai and Euboea be-
                                                       rines en terre cuite, des fusaïoles, perles,       tween East and West, AION n.s. 27 (Naples
                                                       sceaux scaraboïdes et autres éléments de           2021)
                                                       parures en différents matériaux précieux.
                                                       La plupart des vases sont bien conservés et
                                                       datent du dernier quart du 6e siècle av. J.‑C.
                                                       Il s’agit donc d’un dépôt relativement ho-
                                                       mogène, qui pourrait être le résultat d’une
                                                       action unique, précédent la reconstruc-
                                                       tion de l’édifice 6. Quelques trouvailles
                                                       plus anciennes (et plus fragmentaires)
Figurine féminine en terre cuite de type « pappas »    remontent probablement au premier état
en cours de restauration. De tels objets votifs sont   du bâtiment.
rarement découverts en contexte de fouille.               Au centre de l’édifice est apparu un foyer
Weibliches Brettidol (Typ «Pappas») während            circulaire ou semi-circulaire (St200), sans
der Restauration. Solche Votivobjekte werden           doute à mettre en lien avec le premier état
nur selten in Grabungskontext entdeckt.                de construction. Composé d’une succes-
                                                       sion de couches rubéfiées et cendreuses,
                                                       il était délimité par une élévation en terre
                                                       crue posée sur un mur de moellons. L’ana-
                                                       lyse micromorphologique et la flottation
                                                       des échantillons prélevés dans le foyer per-
                                                       mettront d’en apprendre davantage sur son
                                                       utilisation.
                                                          Suite aux précédentes campagnes de               Foyer au centre de l’édifice 6 — Feuerstelle im
                                                       fouille, plusieurs éléments laissaient déjà         Zentrum des Gebäudes 6.
                                                       à penser que l’édifice 6 était un temple : sa
                                                       situation relativement centrale au sein de
                                                       l’aire sacrée, sa taille imposante et sa rela-
                                                       tion spatiale avec une fondation massive
                                                       interprétée comme les vestiges d’un autel
                                                       de la période hellénistique (11). Les décou-
                                                       vertes de 2020, concentration d’offrandes
                                                          et foyer intérieur, apportent des argu-
                                                           ments supplémentaires en faveur de
                                                             cette hypothèse, puisque différentes
                                                                  pratiques rituelles peuvent dé-
                                                                    sormais être associées à ce bâ-       Zusammenfassung
                                                                     timent.                              Die Erforschung der älteren Phasen des
                                                                         Par ailleurs, la composition     Artemision und die Frage nach dem Ur-
                                                                      du dépôt mis au jour dans l’édi-    sprung des Kultes sind ein Forschungs-
                                                                      fice 6 correspond parfaitement      schwerpunkt des Projektes in Amarynthos.
                                                                      à ce qu’on peut trouver en un       Die heute bekannten ältesten Spuren von
                                                                      lieu consacré à une divinité fé-    Kultaktivitäten datieren ins 8. Jh. v. Chr.
                                                                      minine comme Artémis. L’as-         Gegen Ende des 7. Jh. v. Chr. entsteht ein
                                                                      sociation des différents objets,    langes Gebäude mit Propyläen und zwei-
                                                                      ainsi que le contexte précis de     felsohne auch ein erster Tempel, der am
                                                                      leur découverte, constituent        Ende der archaischen Epoche erneuert
                                                                      de précieuses indications sur       wird. Unter dem Fussboden der zweiten
                                                                      les gestes accomplis dans le        Bauphase des Tempels wurde ein reiches
                                                                      sanctuaire et sur l’identité des    Opferdepot entdeckt, das einen Einblick in
                                                                       acteurs du culte à la période      die Vielfalt der in jener Epoche ins Heilig-
                                                                        archaïque.                        tum gestifteten Votivobjekte gibt.

                                                                               Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland – Jahresbericht 2020 13
||||||| Fouilles et recherches |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

Säulenhallen und Oikoi
Die monumentale Begrenzung des Heiligtums
Tobias Krapf – Daniela Greger – Jérôme André – Cédric Pernet – Josephine Yaw – Kyriaki Katsarelia

Während der eigentliche Tempel (6) erst               Die Oststoa – der grösste Bau des Heiligtums
dieses Jahr mit Sicherheit identifiziert wer-         Kein anderes Gebäude zeigt die Bestre-
den konnte, hat sich die Grabung mehrere              bung Eretrias, das Heiligtum zu mo-
Jahre auf die Randbebauung des Heiligtums             numentalisieren und zum kultischen                                        12
                                                                                                                        5         7 13
konzentriert. Neben der Lokalisierung des             Zentrum des Polis-Staates auszubauen,
Heiligtums selbst war es vor allem das Ziel,          deutlicher als die Oststoa. Ihr Bau in                        6
seine Ausdehnung und Topografie zu ver-               spätklassischer-frühhellenistischer Zeit
stehen. Die östliche Säulenhalle (1), welche          fällt in eine Phase wirtschaftlicher Blüte.                       8
mit ihren zwei vorspringenden Flügeln das             Direkt vor und hinter dem in dorischer                                      1
Heiligtum gleich auf drei Seiten einrahmte,           Ordnung errichteten Gebäude wurden                                                    4
ist das erste Gebäude, welches in Amaryn-             Dutzende Weihgeschenke, Ehrenmonu-
thos 2007 entdeckt wurde. Nun ist die Aus-            mente und Inschriften aufgereiht, wo-
grabung dieses Gebäudes, das mit fast 70 m            von heute noch die Fundamente zeugen.
Länge bei Weitem das grösste des Heilig-              Sein Innenraum, der sich mit der aus 27
tums ist, auf den zur Verfügung stehenden             Säulen bestehenden Front zum zentralen
                                                                                                                0                     50m
Grundstücken abgeschlossen. Die Kampa-                Bereich des Heiligtums hin öffnete, misst
gne 2020 markiert auch einen Meilenstein              fast 900 m2 und verfügte an der Rückwand
in der Erforschung der nördlichen Begren-             über eine mehr als 130 m lange Sitzbank,       Das Heiligtum begrenzende Säulenhallen und Oikoi.
zung des Heiligtums, wo dieses Jahr drei              Platz genug für eine grosse Menschen-          Portiques et oikoi bordant le sanctuaire.
kleine Oikoi (7, 12 und 13) entdeckt wurden.          menge. Die Kampagne 2020 hat sich ne-
Eine letzte Phase der Monumentalisierung              ben der Vervollständigung der Freilegung
des Heiligtums fand in hellenistischer Zeit           des Südflügels auf die Untersuchung der
statt, als es nach Osten hin — hinter der Säu-        Fundamentgruben konzentriert. In deren
lenhalle — durch eine grosse Stützmauer (4)           Verfüllung fanden sich nicht nur Bau-
gegen den dahinterliegenden Hügel erwei-              abfälle, sondern auch Keramik, welche
tert wurde.Auch hier ist die Grabung dieses           ein Baudatum in der zweiten Hälfte des
Jahr erfolgreich abgeschlossen worden.                4. Jh. v. Chr. belegt

                                                                                                                            1
                                                     12
                                                                        7
                   5                                                                      13

Die Bauten am nördlichen Rand des Heiligtums — Les bâtiments bordant le sanctuaire au nord.

14    École suisse d’archéologie en Grèce – Rapport annuel 2020
||||||| Ausgrabungen und Forschungen ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

Rekonstruktion der Oststoa — Restitution du portique oriental.

Das nördliche Limit des Heiligtums –                 antis vorgelagert ist. Im Vestibül des westli-    2017 zur Identifizierung des Heiligtums
drei Oikoi und eine zweite Säulenhalle               chen, 5.5 × 8.5 m messenden Oikos (12) haben      geführt haben. Tiefsondagen in diesem
Im Unterschied zum einheitlichen Bau                 sich acht Basen erhalten, die gleichmässig        Bereich haben 2019 und 2020 neue Erkennt-
an der Ostseite zeigt sich im Norden des             auf beiden Seiten des Eingangs angeordnet         nisse zu den älteren Phasen dieser Säulen-
Heiligtums ein anderes Bild mit verschie-            sind und möglicherweise für die Ausstellung       halle geliefert.
denen Gebäuden und mehreren Umbau-                   von Opfergaben bestimmt waren, wie der              Während die chronologische Abfolge der
phasen. Doch auch hier war man nach                  Fund — aber nicht in situ — eines Sockel-         bautechnisch unterschiedlichen Abschnit-
einer soweit wie möglich harmonischen                fragments mit einer Widmung an Artemis,           te der Rückmauer durch die Untersuchung
Gestaltung bestrebt, was durch eine strikt           Apollon und Leto vermuten lässt.                  des weiten Fundamentgrabens, der u. a. mit
parallele Anordnung der einzelnen Bauten               Ein den Oikoi vorgelagertes Fundament           den Überresten eines korinthischen Dachs
entlang einer seit archaischer Zeit beibe-           zeugt von einem Versuch, den drei Bauten          verfüllt war, nicht geklärt werden konnte,
haltenen Achse erreicht wurde: der Nord-             ein einheitliches Antlitz zu verschaffen.         lässt ein gleich orientiertes Gebäude unter
flügel der Oststoa (1), drei kleine Oikoi (7, 12     Die sich an die Oikoi anschliessende, ein-        der Stoa darauf schliessen, dass die nördli-
und 13) und eine nördliche Stoa (5).                 schiffige Nordstoa wurde noch in römi-            che Begrenzung des Heiligtums sich bereits
   Die drei auf den Temenos ausgerichteten           scher Zeit instandgehalten, wie ein ver-          früher hier befand. Das westliche Ende der
Oikoi, deren exakte Chronologie noch unbe-           stürztes Tondach zeigt. Es sind diese Ziegel,     Nordstoa ist nicht bekannt, aber geophysi-
kannt ist,weisen ähnliche Pläne und Dimen-           von denen einige einen Stempelabdruck             kalische Untersuchungen deuten darauf hin,
sionen auf,d.h.ein Raum,dem ein Vestibül in          mit dem Namen der Artemis tragen, die             dass es jenseits der modernen Strasse liegt.

                                                                            Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland – Jahresbericht 2020 15
||||||| Fouilles et recherches |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

Die Osterweiterung des Heiligtums
in hellenistischer Zeit
Eines der permanenten Probleme des Hei-
ligtums waren die vom Hügel im Osten
abrutschenden Sedimente. In der zweiten
Hälfte des 2. Jh. v. Chr. wurde deswegen
eine massive Stützmauer gegen den Hang
gebaut. Diese schützte nicht nur das Hei-
ligtum, sondern schuf auch eine weite-
re Platzanlage. Durch die Anfügung eines
Propylons an der Rückseite der Oststoa
wurde das Heiligtum von diesem Bereich
aus zugänglich gemacht.
   Der Stützbau besteht aus zwei rechtwink-
lig angeordneten Mauern aus ungenauem                   Umgestürzter Pfeiler der Stützmauer gegen den Hang des Hügels — Pilier effondré du mur de
isodomem Quadermauerwerk. Seine Stabi-                  soutènement contre la pente de la colline.
lität wird durch mehrere Pfeiler gewährleis-
tet, die in regelmässigen Abständen gegen
die am Hang stehende Mauer gebaut wur-                  zur Verfeinerung der Datierung des Baus            heutigen Strasse durchgeführt wurde, hat
den. Jeder zweite setzt sich auf der Aussen-            geliefert und offene Fragen zu architekto-         das beträchtliche Volumen der Hangabla-
seite fort und dringt tief in den Hügel ein.            nischen Details beantwortet. Eine stratigra-       gerungen sowie die Existenz von Terrassen-
Die Kampagne 2020 hat wichtiges Material                phische Sondage, die am Hang oberhalb der          mauern aus dem Mittelalter bestätigt.

                                                                                                           Bilanz
                                                                                                           Anhand der Gestaltung der Umfassung des
                                                                                                           Heiligtums kann seine Entwicklung und
  Rekonstruktion der Stoa
                                                                                                           Monumentalisierung in der klassischen
  Von der Oststoa sind neben den gut erhaltenen Fundamenten einige wenige, aber                            und hellenistischen Zeit nachvollzogen
  aufschlussreiche Architekturelemente erhalten. Im Rahmen einer Masterarbeit an
                                                                                                           werden. Der Osten und Norden wurden von
  der Zürcher Hochschule der Künste wurden die entsprechenden Funde von Oliver
  Bruderer über 3D-Fotogrammetrie digitalisiert und anschliessend mithilfe der fach­                       Säulenhallen eingerahmt, im Süden wurde
  lichen Expertise von Alexandra Tanner (Bauforscherin, Universität Zürich) in einem                       die Begrenzung durch den Südflügel der
  virtuellen Modell rekonstruiert (siehe auch das Titelbild). Die digitale 3D-Modellie­                    Oststoa und mehrere weitere Bauten (8), die
  rung erlaubte neue Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit den Befunden.                            bisher nur unvollständig freigelegt wurden,
  Weitere Infos : diplome.kvis.zhdk.ch/Oliver-Bruderer                                                     definiert.Völlig unbekannt ist hingegen die
                                                                                                           Westseite, da sie ausserhalb des Grabungs-
                                                                                                           geländes liegt. Hier dürfte man ein Propy-
                                                                                                           lon postulieren, durch welches man von der
                                                                                                           von Eretria nach Amarynthos führenden
                                                                                                           Prozessionsstrasse das Heiligtum betrat.

                                                                                                           Résumé
                                                                                                           L’Artémision est bordé au nord et à l’est par
                                                                                                           des portiques.Découverts en 2007,les vestiges
                                                                                                           du portique oriental ont été entièrement dé-
                                                                                                           gagés dans l’emprise du chantier.Il s’agit d’un
                                                                                                           édifice monumental de presque 70 m de long
                                                                                                           avec vingt-sept colonnes doriques en façade.
                                                                                                           Au nord, trois petits oikoi ont été identifiés en
                                                                                                           2020, entre les portiques oriental et septen-
                                                                                                           trional, là où on s’attendait à trouver l’entrée
                                                                                                           principale du sanctuaire, qui doit être loca-
                                                                                                           lisée plus à l’ouest. Au 2e siècle av. J.‑C., une
                                                                                                           esplanade est aménagée à l’est, bordée par un
     Teilrekonstruktion der Oststoa mit Angabe der erhaltenen Bauteile.
                                                                                                           grand mur de soutènement contre la pente de
     Reconstruction partielle du portique oriental sur la base des vestiges conservés.
                                                                                                           la colline, dont la fouille vient d’être achevée.

16      École suisse d’archéologie en Grèce – Rapport annuel 2020
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