Con moto - Kultureller Hochleistungssport Die AMH bei den Salzburger Festspielen 2017 - Deutsche Bank Stiftung

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Con moto - Kultureller Hochleistungssport Die AMH bei den Salzburger Festspielen 2017 - Deutsche Bank Stiftung
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con moto                          Akademie Musiktheater heute 2017/ 2018

                                                                      Kultureller
                                                                      Hochleistungssport
                                                                      Die AMH bei den
                                                                      Salzburger Festspielen 2017
                                                                      Immer weiter
                                                                      Die Entstehung eines Raums
                                                                      Sonderbeilage:
                                                                      Der erste AMH Comic!
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    INHALT

                                 4                                6                             10                       14
    Kultureller                      immer weiter                         Neue Musik aus Mexiko      Stipendiat(inn)en
    Hochleistungssport

                               22                               24                              28                       34
    Was wurde aus …?                 Auswege in die Peripherie            Those were our days        NEWSFLASH

    Bild Titelseite: Szene aus „immer weiter“,
    ein Kooperationsprojekt der Hamburgischen
    Staatsoper und der Deutsche Bank Stiftung, 2017

    Bild oben: Abbau der Bühne von
    „Die weiße Rose“, Staatenhaus Köln

    Bild unten: Im Gespräch mit der Komponistin
    Chaya Czernowin beim Workshop in Mannheim

    Bild oben rechts: Das AMH-Netzwerk beim
    Festakt 2016
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                                                          EDITORIAL
                                 Liebe Freundinnen und Freunde der
                                 „Akademie Musiktheater heute“,
                                                                       —
         in der neuen „con moto“ erwarten Sie wieder spannende Essays,      Schon jetzt möchten wir die nächste Uraufführung ankündigen:
         die einen Einblick in unser Stipendienprogramm für den Musik-      Am 4. Mai 2018 präsentiert der Jahrgang 2015 – 2017 an der
         theaternachwuchs geben.                                            opera stabile der Hamburgischen Staatsoper sein Abschluss-
                                                                            projekt „Das Floß“.
         Wir blicken zurück auf das vergangene Förderjahr 2016/2017 und
         damit auf eine vielfältige Auswahl an Workshops u. a. in Düssel-   Unsere Alumni und Stipendiat(inn)en setzen sich in der vorlie-
         dorf, Berlin, Wien und Mannheim. Unsere jungen Künstler(innen)     genden „con moto“ auf unterschiedliche Weise mit dem gegen-
         besuchten Installationen, Performances, Konzerte und diverse       wärtigen Musiktheater auseinander. Einen örtlichen Perspektiv-
         Opernvorstellungen. Der Besuch der Salzburger Festspiele im        wechsel unternimmt hierbei die mexikanische Komponistin Diana
         Rahmen des Sommerworkshops bildete den krönenden Abschluss:        Syrse. In ihrem Artikel über die Neue Musik in Mexiko beschreibt
         Spannende Künstlergespräche, bildgewaltige Inszenierungen so-      sie die Lebendigkeit und Vielseitigkeit der dortigen Szene (Seite
         wie eine beeindruckende Führung hinter die Kulissen der Fest-      10 – 13). Der Text zeigt, wie wichtig es ist, den eigenen Blick für
         spielstätten wurden von kontroversen Diskussionen begleitet, die   neue Sichtweisen, über die eigenen (auch räumlichen) Grenzen
         einmal mehr die Vielstimmigkeit der „Akademie Musiktheater         hinaus, zu öffnen. Denn das ist es, was den Diskurs über zeitge-
         heute“ (AMH) zeigten. Diese Begegnungen ermöglichten unseren       nössische Musik lebendig hält!
         jungen Talenten, sich zeitgenössischen Positionen zu stellen und
         den eigenen künstlerischen Standpunkt zu hinterfragen.             Auch die AMH entwickelt sich weiter. In diesem Jahr haben wir
                                                                            erstmals die Sparte Libretto/Text ausgeschrieben. Wir sind ge-
         Ein weiterer Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Urauf-       spannt, welche Synergieeffekte sich daraus im Aufeinandertreffen
         führung des Abschlussprojekts „immer weiter“ des Jahrgangs         mit den anderen Sparten ergeben werden.
         2014 – 2016 an der opera stabile der Hamburgischen Staatsoper.
         Mehr als zwei Jahre haben sich unsere Stipendiat(inn)en künst-     „Es zählt, was einen bewegt und was man bewegt (…)“: Mit
         lerisch mit den Alltäglichkeiten des Daseins befasst und daraus    diesem Zitat von Alexander Stockinger (Seite 22 – 23) hoffen auch
         ein grotesk-humorvolles Musiktheaterstück entwickelt. Das mit      wir, Sie weiterhin mit unserer Arbeit zu bewegen!
         dem Besuch der Uraufführung verbundene Alumnitreffen gab
         dem AMH-Netzwerk Raum zur Reflexion über das Gesehene              Wir wünschen Ihnen nun viel Freude bei der Lektüre!
         und zum spartenübergreifenden Austausch.

                                                                            Jürgen Fitschen                       Michael Münch
                                                                            Vorstandsvorsitzender                 Stellvertretender
                                                                                                                  Vorstandsvorsitzender
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    Bild: Blick auf Salzburg

                          KULTURELLER
                       HOCHLEISTUNGSSPORT
                                Der AMH-Sommerworkshop 2017
                                 bei den Salzburger Festspielen
                                                                     —
                                                    von Mara Ruth Käser (AMH 16 – 18)

    Ein kulissenhaftes Gemisch aus Glocken-          heute“ (AMH) in den Räumlichkeiten der       Gespräch mit Sänger(inne)n oder Besu-
    geläut, Pferdekutschen und japanischen           Hofstallgasse. Das Gespräch zeigt: Kunst,    cher(inne)n, ist kein Unbekannter in Salz-
    Sound-of-Music-Einlagen empfängt die             Geld und Macht sind eng verquickt in         burg. Anfang der Neunzigerjahre war es
    aktuellen AMH-Jahrgänge bei 30° C in Salz-       Salzburg. Von den Salzburger Festspielen     aber noch nicht abzusehen, dass er ab
    burg. Die Tage des Sommerworkshops               und ihren Gästen wurde im Jahr 2015 bei-     2017 fünf Jahre die Geschicke der Fest-
    2017 sind gefüllt mit inspirierenden Be-         spielsweise ein Nachfrageimpuls in der       spiele – von ihm einst als „Kulturkreml“
    gegnungen, einer Debatte über bildende           Höhe von 141 Millionen Euro in die Stadt     bezeichnet – als Intendant leiten sollte. Zu-
    Künstler in der Oper sowie mit Einsichten        und das Salzburger Land gesetzt. Kultur-     sammen mit Tomas Zierhofer-Kin grün-
    in die technische sowie wirtschaftliche          ökonomisch sind damit die Festspiele,        dete er im Jahr 1993 das Zeitfluss-Festival
    Maschinerie der Salzburger Festspiele.           welche einst von Hugo von Hofmannsthal       in einem Salzburger Programmkino.
                                                     und Max Reinhardt in einem europäischen      Zunächst eigenständig, wanderte das
    Das Festspiel – im Ursprung ein im 18. Jahr-     Geist gegründet wurden, ein wichtiger        Zeitfluss-Festival nach und nach als zeit-
    hundert zu verortender literarischer Gat-        Akteur für Region und Land. Die Festspiele   genössisches Beiboot zum Riesentanker
    tungsbegriff für ein anlassbezogenes The-        bieten nach wie vor eine Plattform für       Salzburger Festspiele.
    aterstück – bezeichnet heute ein zeitlich        die Mechanismen der Repräsentation und
    abgegrenztes, kulturelles Gemeinschafts-         Distinktion eines bestimmten sozialen        Nicht nur Markus Hinterhäuser verbindet
    ereignis mit starkem Identifikationspoten-       Milieus. Die Positionierung der Festspiele   eine langjährige Geschichte mit den Salz-
    zial. Dieses Potenzial bieten insbesondere       auf dem höchsten künstlerischen Niveau       burger Festspielen, sondern auch die AMH.
    die Salzburger Festspiele, welche im             sowie zwischen Tradition und Moderne         Diese gründet auf einer Initiative von Viktor
    Gegensatz zu vielen Festivals der Neunziger-     stellt eine konstante Herausforderung dar.   Schoner und Titus Engel, die in den Jahren
    jahre über einen regelrechten Gründungs-         Da ist die Thematik der Festspiele 2017,     2000/2001 im Rahmen der Salzburger
    mythos im europäischen Geist verfügen.           welche sich ganz um die Themen Macht,        Festspiele selbst Workshops veranstalteten
    In Abgrenzung zum Festival tendieren Fest-       Machtbeziehungen und -verlust dreht,         und die Unterstützung Gerard Mortiers da-
    spiele eher zum Konservatismus, der sich         sehr passend gewählt.                        für gewannen. 2002 fand dann im Rahmen
    auf die Themenkomplexe Nation, Erinnerung                                                     der Festspiele der erste Workshop der von
    und die Aufgabe zu dauerhafter ästheti-          Markus Hinterhäuser baut in seiner ersten    der Deutsche Bank Stiftung geförderten
    scher Spitzenleistung gründet. Für diese         Spielzeit als Festspielintendant ein in-     AMH statt. In den folgenden Jahren fuhren
    Spitzenleistung sieht sich die Präsidentin       haltliches Programm, unter anderem mit       die Stipendiat(inn)en regelmäßig zu den
    der Salzburger Festspiele, Frau Rabl-Stadler,    Mozarts „Titus“, Verdis „Aida“, Reimanns     Salzburger Festspielen, bis die Akademie
    verantwortlich. Man sage ihr Erfolg nach,        „Lear“, Schostakowitschs „Lady Macbeth“      sich im Sommer 2008 anderen Festivals
    so die Festspielpräsidentin in einem Inter-      und Bergs „Wozzeck“; insgesamt sind es       zuwandte. Es schließt sich eine Klammer,
    view mit dem Focus Magazin im Jahr               in diesem Sommer zehn Opern, 79 Kon-         wenn der jetzige Jahrgang nach zehn
    2006. Die Zeit gibt ihr recht: 2017 ist sie      zerte und fünf Theaterstücke in 41 Tagen.    Jahren wieder nach Salzburg kommt.
    nun schon über zwanzig Jahre oberste             Der Pianist und Kulturmanager, der jeden
    Repräsentantin der Salzburger Festspiele         Tag auf dem Festspielgelände zu sehen ist,   Eine andere Klammer des Sommerwork-
    und begrüßt die „Akademie Musiktheater           mal am Rauchen mit Technikern, mal im        shops bildet William Kentridge (*1955),
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         dessen künstlerisches Schaffen sich wie        einen Dialog miteinander zu gehen? Die         bis die Berliner Philharmoniker zu euch
         ein roter Faden durch das Programm zieht.      Erwartungshaltung, die sich mit dem            kommen, macht euer eigenes Ding!“
         Der Südafrikaner gehört zu den internatio-     Engagement eines musiktheaterfremden
         nal bedeutenden zeitgenössischen bilden-       Künstlers verbindet, ist die Hoffnung auf      Zwar kommen die Berliner Philharmoniker
         den Künstlern. Darüber hinaus arbeitet         eine Erneuerung der Gattung Oper bzw.          nicht zum AMH-Workshop, aber doch in
         er als Filmemacher und Regisseur. Er schuf     ein frischer Blick auf diese. Häufig, so die   das Große Festspielhaus, mit der ersten
         u. a. für Monteverdis Oper „Il ritorno         Meinung des Plenums, scheitere eine            und letzten Symphonie Dmitri Schostako-
         d’Ulisse in patria“ (1998, in Zusammen-        Erneuerung jedoch daran, dass die Mittel       witschs. Ein musikalischer Höhepunkt der
         arbeit mit der Handspring Puppet Company       der Oper nicht ausgeschöpft, sondern nur       Woche, da sind sich die Stipendiat(inn)en
         aus Kapstadt), Dmitri Schostakowitschs         konventionell bedient würden, und statt        aller Sparten einig. Diese doppelbödige
         Oper „Die Nase“ (2010) und Alban Bergs         auf Handwerk auf internationale Marken         15. Symphonie, von Schostakowitschs
         „Lulu“ (2015) das Bühnenbild und führte        gesetzt werde.                                 Sohn Maxim als eine Autobiografie „von
         Regie. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen                                                   der Geburt bis zum Tode“ (Programmheft
         Ausflüge in den Bereich des Musiktheaters      Ein Mann, der sein Handwerk definitiv          Salzburger Festspiele) bezeichnet, führt die
         steht die bildnerische, installative Arbeit,   beherrscht, bescherte den AMH-Stipen-          Zuhörer auf falsche Fährten, verwirrt mit
         welche er in Salzburg auch auf Alban Bergs     diat(inn)en der Jahrgänge 2015 – 2017 und      surrealen Klängen der Tomtoms, Trommeln,
         „Wozzeck“ anwendet. Der visuelle Zugriff       2016 – 2018 zwei atemlose Stunden, trotz       Kastagnetten und Triangeln und hinterlässt
         versetzt die Zuschauer(innen) in eine as-      der drückenden Schwüle im Seminarraum.         einen schließlich staunend über die weise
         soziative Bildkammer: Die Bühne ist gefüllt    Vladimir Jurowski – seit dem 1. Septem-        Haltung am Ende eines bewegten Lebens.
         mit Stühlen verschiedener Art, Kranken-        ber 2017 Chefdirigent und Künstlerischer
         hausutensilien, verschmutzter Kleidung,        Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters         Zwischen Geburt und Tod liegt die Kind-
         Tischen, Lampen und Skulpturen. Über           Berlin – bekannt für eine rasante Karriere,    heit und diese wird von Theatern, Festivals
         diese sowie über eigens arrangierte Lein-      eine ausgeprägte Musikalität und experi-       und Festspielen als prägende Zeit zur kul-
         wände flackern mit Beginn der Musik            mentierfreudigen künstlerischen Einsatz,       turellen Bildung identifiziert. AMH-Alumna
         Skizzen und Kohlezeichnungen, die an die       sprach über seine Herkunft, über Teamar-       Elena Tzavara, Leiterin der Jungen Oper
         Darstellungen des 1. Weltkriegs eines Otto     beit in der Oper und seinen persönlichen       Stuttgart, ist die Regisseurin der Festspiel-
         Dix erinnern. Kentridge deutet das Schick-     künstlerischen Ansatz. Er wolle an den         Neuproduktion „Der Schauspieldirektor“, für
         sal Wozzecks vor dem Hintergrund der           Orten, an denen er arbeite, die Musiker-       Kinder ab sechs Jahren. Im Gespräch ge-
         Kriegserfahrung Alban Bergs und schlägt        (innen) sowie das Publikum aus der Kom-        lingt es ihr, einen Einblick in die spezifische
         einen Bogen zu seinen persönlichen großen      fortzone führen, „ich mache an jedem Ort       Arbeit für Kinder und Jugendliche zu ge-
         Themen Heimat, Flucht, Migration und           das, was fehlt.“ In der Zusammenarbeit         ben. Ihr gehe es nicht darum, Opern-
         Diskriminierung. Der Besuch der Vorstel-       mit Kentridge sei insbesondere die Suche       nachwuchs für die großen Häuser heran-
         lung wurde durch einen Impulsbeitrag der       nach der Motivation der Figuren spannend       zuziehen, sondern darum, „die Horizonte
         Stipendiatin Luise Kautz (Sparte: Regie)       gewesen. Als Regisseur habe Kentridge          junger Menschen zu erweitern“. Schreck-
         und ein Gespräch mit dem musikalischen         einen biomechanischen Ansatz, folge also       lich fände sie es in diesem Zusammenhang
         Leiter des Salzburger „Wozzeck“, Vladimir      ganz und gar nicht einer Logik der Figuren-    auch, große Opern im Kleinformat zu prä-
         Jurowski, vorbereitet. Die Diskussion griff    führung eines Stanislawskis. Die inneren       sentieren. Gerade das junge Publikum sei
         schnell das Thema auf, welchen Sinn es         Vorgänge der Figuren, ihre Seelenwelt,         außerordentlich offen und gerade neugierig
         gebe, bildende Künstler(innen) für die Oper    finde jedoch laut Jurowski Ausdruck in der     auf Experimente und neue Lesarten.
         zu engagieren. Der Effekt einer begeh-         Musik. So kam es während der Proben zu
         baren Installation, der des räumlichen Er-     einem konstruktiven Austausch zwischen         Offen für Experimente, das sind auch die
         lebens einer Bildwelt, welcher sich bei den    musikalischer Leitung und Regie. Jurowski      Stipendiat(inn)en des aktuellen AMH-Jahr-
         Werken im Rahmen der bildenden Kunst           selbst pendelt zwischen einer Premium-         gangs. Typische Diskussionen zwischen
         bei Kentridge ergibt, entfällt bei einer       und Off-Theaterwelt, zwischen zeitgenössi-     jenen, die in konkreten Theaterbetrieben
         Operninszenierung zugunsten einer Guck-        schem und klassischem Repertoire. So           arbeiten, und jenen, die in freien Zusam-
         kastenbühne. Inwiefern ist dann das Bild-      endet das Gespräch auch mit dem Aufruf,        menhängen produzieren, zeigen, wie
         nerische nur noch dekorativ, inwiefern         die eigenen Vorstellungen in wechselnden       schwer es ist, innovativ und gleichzeitig
         stehen die Mittel dann nur für sich, ohne in   Konstellationen umzusetzen: „Wartet nicht,     publikumsorientiert Musiktheater von
                                                                                                       heute zu kreieren. So war auch die Wahl,
                                                                                                       nach Salzburg zu fahren, innerhalb der ver-
                                                                                                       schiedenen Sparten umstritten. Abschlie-
                        „WARTET NICHT, BIS DIE                                                         ßend lässt sich aber sagen, dass der Work-
                                                                                                       shop sehr von der Heterogenität der
                      BERLINER PHILHARMONIKER                                                          Stimmen und Haltungen der Teilnehmen-
                                                                                                       den profitiert hat. Wo wird man nochmals
                           ZU EUCH KOMMEN, Bild: XXXXXXX                                               so geballt kontrovers vor der echten Sound-
                                                                                                       of-Music-Kulisse diskutieren können?•
                      MACHT EUER EIGENES DING! “
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              IMMER WEITER –
        DIE ENTSTEHUNG EINES RAUMS
                    —
                             von Annika Juliane Tritschler und Hannah König (AMH 14 – 16)

    Bild: Szene aus „immer weiter“,
    ein Kooperationsprojekt der
    Hamburgischen Staatsoper und
    der Deutsche Bank Stiftung, 2017
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                                                                                                                                          6 // 7

         Ein schöner und herausfordernder Neben-       Wir wollten die Themen verräumlichen.
         effekt einer Uraufführung: Bühnenbild-        Die Herausforderung dabei: einen Raum
         ner(innen) dürfen und müssen einen der        zu erfinden, wenn keine Note Musik ge-
         ersten Schritte tun und einen Raum ent-       schrieben, keine klare Handlung gestrickt,
         werfen, zu dem die Musik erst noch erfun-     keine klaren Charaktere entwickelt sind,
         den wird. Die beiden Bühnenbildnerinnen       nur aus einer dramaturgischen Textsamm-
         Annika Tritschler und Hannah König geben      lung heraus.
         einen Einblick in den ungewöhnlichen,
         herausfordernden und spannenden Ent-          Eine Uraufführung stellt den vertrauten
         stehungsprozess der Abschlussproduktion       Produktionsverlauf auf den Kopf. Wir
         „immer weiter“. Im Juli 2017 wurde das        Bühnenbildnerinnen geben mit unserem
         Musiktheaterstück an der opera stabile der    Entwurf viel vor. Dies führte uns zur Über-
         Hamburgischen Staatsoper uraufgeführt.        zeugung, einen Raum schaffen zu müssen,
                                                       der manches offen lässt, und in dem sich
                                                       das Stück in verschiedene Richtungen ent-
                                                       wickeln kann.

                                                       Zu zweit bauten wir erste Luftschlösser,
                                                       träumten von einem Raum mit Weite, der
                                                       den Zuschauer(inne)n sowie den Instru-
                                                       mentalist(inn)en das Einnehmen verschie-
                                                       dener Perspektiven ermöglicht. Wir
                                                       wünschten uns Musik, die wandert, aus
                                                       verschiedenen Richtungen kommt und
                                                       den Ort ändern kann. Wir suchten Bilder
                                                       für den Inhalt und unsere Visionen: Alltag,
         Eine kollektive Suche                         Küche, Illusion, Utopie, Ausbruch, Dekon-
         Das erste Treffen in Heidelberg, im Zeichen   struktion. Bilder für die Wüste in uns und
         unserer Produktion, war magisch. Beim         den Schnee, der zwischen Menschen fällt.
         Arbeiten im Selbstversorgerhaus mussten
         alle an einem Strang ziehen. Alles passier-   Die erste physische Begegnung mit der
         te ohne große Anstrengung.                    opera stabile ließ einige Luftschlösser
                                                       platzen. Die Bedingungen des Raums stell-
         Welche Themen, Formen, Arbeitsweisen          ten uns vor unerwartete Schwierigkeiten.
         interessieren uns? Das kometenhafte           Er entpuppte sich als uncharmant. Unsere
         Wochenende ebnete den Weg für den             ersten Ideen verlangten nach einem viel
         Wunsch nach kollektivem Arbeiten. Mit         größeren Raum. Wir wollten ein Gefühl von
         dem Versprechen, die Zusammenarbeit           Leichtigkeit und zugleich Nähe und Weite      Bild oben links:
         über unsere individuellen Wünsche und         zu den Zuschauer(inne)n erzeugen. Also        Themenfindung in Heidelberg
         Befindlichkeiten zu stellen, begannen         starrten wir zu zweit in Wien wieder in die   Bilder oben rechts:
         wir, uns als Bühnenbildnerinnen kennen-       schwarze Kiste ohne rechte Winkel, die wir    Raumkonstellationen im Grundriss
         zulernen. Die Freude am Experiment war        unser Modell nannten.
         geweckt. Wir lagen auf dem Dachboden,
         schauten in die Sterne und hörten die         Das Spiel mit den Konstellationen
         Musik unserer Komponist(inn)en. Von die-      Um weiterzumachen, war das Heran-
         sen Erlebnissen wollten wir so viel wie       tasten an eine gemeinsame Sprache und
         möglich für das gemeinsam entwickelte         Idee in der Gruppe notwendig. Mithilfe        lung der Musiker(innen) aus, um die Musik
         Werk konservieren.                            unserer Stimmungs- und Inspirationsbilder     differenzierter komponieren zu können.
                                                       versuchten wir, verschiedene Richtungen       Diese spannenden, spartenübergreifend
         Aus den Begriffen Kommunikation, Gren-        zu finden, die einzuschlagen und zu erar-     diskutierten Überlegungen zur Konzeption
         zen der Sprache, Fremdsein wurde eine         beiten interessant waren.                     des Raumes führten uns dazu, als ersten
         Textsammlung generiert und ein dramatur-                                                    Schritt hundert kleine Modellhocker zu
         gischer Bogen gespannt. Mal in größeren,      Nach der ersten gemeinsamen Begehung          bauen und sie von links nach rechts, von
         mal kleineren Formationen, stets besetzt      des Raums war klar, dass keine klassisch-     vorne nach hinten und wieder zurück zu
         mit Vertreter(inne)n verschiedener Sparten.   frontale Bühnensituation des illusionisti-    schieben. Zwei Tage lang waren wir damit
         Aus den Texten wurde ein grobes Libretto      schen Theaters entstehen sollte. Die musi-    beschäftigt, alle möglichen Konstellationen
         arrangiert, das sich um das Gefangensein      kalischen Stimmen der Gruppe sprachen         durchzuspielen und über mögliche Raum-
         in den Routinen des eigenen Alltags dreht.    sich im Sinne der Akustik für eine Vertei-    verteilungsszenarien zu fantasieren.
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    Bild oben: Szene aus                         Bild unten:
    „immer weiter“, ein Kooperationsprojekt      Bildfindung in Dresden
    der Hamburgischen Staatsoper und der
    Deutsche Bank Stiftung, 2017

                                                                                               und damit ein poetisches Moment zu
                                                                                               schaffen. Die Textgrundlage fragte nach
                                                                                               Alltäglichkeit, Ritual und Ausbruch und
                                                                                               nach der Schaffung einer Utopie.

                                                                                               Lange überlegten wir, ob man die Idee
                                                                                               des Ausbruchs in einer transformativen
                                                                                               oder gar destruktiven Raumveränderung
                                                                                               zur Utopie ausgestalten sollte. Wie kann
                                                                                               das alltäglich Bekannte die Form verändern
                                                                                               und zur Assoziation des Ausbruchs wer-
                                                                                               den? Wie kann man Veränderungen
                                                                                               schaffen, die nur aus dem hermetisch ab-
                                                                                               geschlossenen Raum entstehen und die
                                                                                               möglicherweise in den Grundzustand zu-
                                                                                               rückversetzt werden können?

                                                                                               Wir kamen zu dem Schluss, dass der Aus-
                                                                                               bruch, nach dem wir suchten, individuell
    Die Raumwerdung                              Ästhetisch fiel die Entscheidung auf einen    geprägt ist. Wir beschlossen, ihn deshalb
    In Gesprächen mit den Regisseur(inn)en       Realismus, um dem Stück, das in Text          im Kostüm der einzelnen Charaktere zu
    war oft vom Ort der „Küche“ die Rede.        und Handlung experimentell ist, Klarheit      manifestieren. Ein erster Ansatz war ge-
    Das was uns unser Rohlibretto vermittelte,   zu geben. Die Nähe der Zuschauer(innen)       funden für unsere fantasievolle, individuell-
    schrie förmlich nach einem Innenraum.        zum Geschehen forderte uns auf, nur mit       träumerische, absurd-verspielte Kostüm-
    Ausgehend von der Überlegung, dass die       konkreten Alltagsobjekten zu arbeiten         welt. Wider Erwarten blieb zwischen uns
    Küche in allen Kulturen ein Ort der Kom-     und die Dinge nicht zu vergrößern oder zu     sowohl „Schneefall“ als auch „Ausbruch“
    munikation und des Zusammenfindens           verfremden.                                   aus. Wenn überhaupt haben leidenschaft-
    ist, entstand der Gedanke einer gefliesten                                                 liche Diskussionen eher Wärme erzeugt.
    Raumarchitektur. Die Idee, Fliesen als       Im Sinne der Arbeitsteilung machte jeder      Wenn wir uns uneins waren, gewann, wer
    funktionales Material aus verschiedenen      das, was er in seinem Zeitfenster gut und     die besseren Argumente hatte, die wir
    alltäglichen Kontexten zu nutzen, gefiel     gerne macht. Hier war ein gegenseitiges       behutsam formulierten. Wir lernten einan-
    uns. Durch Hinzufügen verschiedener          Vertrauen unumgänglich. So wurden oft         der zuzuhören, uns charmant zu überzeu-
    Objekte konnte der Raum unterschiedlich      die Ideen des Gegenübers „adoptiert“, um      gen und überzeugen zu lassen. Am Ende
    gelesen werden.                              sie dann als die eigenen weiterzudenken       schienen wir uns blind zu verstehen.
                                                 und weiterzuentwickeln.
    Die Entscheidung, mit Fliesen zu arbeiten,                                                 Die Umsetzung unserer Idee
    ließ uns konkret werden und unserem                                                        Der Moment, in dem die Bühne aufgebaut
    Raum immer näher kommen. Die Mühe                                                          wird, ist immer ein spannender und schö-
    unserer Versuchsanordnungen hatte sich                                                     ner. Plötzlich befindet man sich in seinem
    gelohnt. Das Ergebnis unserer Suche                                                        Modell, das in nur einem Tag lebensgroß
    nach „Konstellationen“ war ein Raum,                                                       aus dem Theaterboden gewachsen ist.
    der sich als Ganzes verwandelte, in den                                                    Unser Wunder hat immerhin ein gutes Jahr
    Musiker(innen) integriert und in den Zu-                                                   gebraucht, bis es zum Original wurde.
    schauer(innen) hineingeworfen und aufge-
    nommen werden konnten. Die Idee einer                                                      Sobald eine Idee steht, geht es ans Pläne
    Innenarchitektur mit Elementen wie Türen,                                                  zeichnen, um anhand derer die Werkstätten
    Fenstern, Säulen, Trennungen und mehre-                                                    zur bestmöglichen Umsetzung zu verfüh-
    ren Ebenen entstand.                         Die Ausformulierung einer Utopie              ren. Wenn alle Kämpfe leidenschaftlich aus-
                                                 Ein weiteres Arbeitstreffen in Dresden mit    gefochten, alle Kompromisse eingegangen
    Alle Anwesenden sollten sich in einem        Regie und Dramaturgie war notwendig,          und alle Lösungen gefunden sind, wird
    hermetisch geschlossenen Raum nahe am        um gemeinsam szenische Fantasien zu           gebaut.
    Geschehen befinden. Durch die Position       entwickeln. Die Handlung des Stückes
    von Spielfläche, Musiker(inne)n, Zuschau-    wurde weitergesponnen, um am Modell           Ein wichtiger Faktor für die Umsetzung
    er(inne)n und durch die weiße Bühnen-        den Raum in seinen Details zu erfinden.       war es, das richtige Material für die Produk-
    architektur gelang es, zugleich eine                                                       tion der Fliesen zu finden. Ihre Oberfläche
    Empfindung von Weite und Hermetik zu         Das Stück sollte in seiner Tragik das Komi-   sollte im Sinne des gewünschten Realis-
    schaffen, die unsere Texte forderten.        sche nicht verlieren. Wir versuchten, Ab-     mus so echt wie möglich erscheinen. Glatt-
                                                 surdität, Humor und Tragik zu vereinen        glänzend-keramisch. Fake it until you can
Con moto - Kultureller Hochleistungssport Die AMH bei den Salzburger Festspielen 2017 - Deutsche Bank Stiftung
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            Bild: Probenszene von „immer weiter“

            Bild: Szene aus „immer weiter“

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                                                           Bild: Vor und hinter den Kulissen

         fake it good. Der richtige Lack und Büh-
         nenmaler mit einem großen Sinn für
         Perfektion machten auch das möglich.

         Steht der Raum einmal, kann man sich
         detailverliebt in Kleinigkeiten verlieren. Wel-
         che Farbe sollen die Zahnbürsten haben?
         Welcher Topf passt am besten zu welcher
         Pflanze? Wir hätten immer weiter Neues
         erfinden können. Aber irgendwann hatte
         „immer weiter“ dann Premiere und dann
         war es, was es war.•

                                                           Bild: Blick auf die Orchesterarchitektur   Bild: Nach der Vorstellung
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              NEUE MUSIK AUS MEXIKO –
               EINE ANDERE PERSPEKTIVE
                         —
                                                  von Diana Syrse (AMH 16 – 18)
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                                                                                                                                                            10 // 11

         Mexico City ist eine Riesenstadt mit mehreren Millionen Einwohner(inne)n, in der man auf eine
         der weltweit lebendigsten Szenen für zeitgenössische Musik trifft. Die mexikanische Kompo-
         nistin Diana Syrse (AMH 16 –18) gibt einen Einblick in diese spannende musikalische Welt.

         Mexiko ist Inspiration. Strawinsky, der 1940         Bild: Aufführung von Marea Roja in Mexiko-Stadt 2016
         erstmals nach Mexiko reiste, schwärmte
         in einem Radiointerview vom Verständnis
         und Gefühl, welches das mexikanische
         Publikum seiner Musik entgegenbrachte.1
         Historisch betrachtet lag der Fokus der
         „klassischen Musik“ jedoch stets auf der
         Musik, die in westlichen Ländern entstand.
         Vielleicht ist nun der Zeitpunkt gekommen,
         den Blick zu weiten und zu sehen, was sich
         außerhalb der westlichen Kultur musika-
         lisch/künstlerisch entwickelt. Ein solcher
         Perspektivwechsel würde unsere künstle-
         rische Landschaft sicherlich in hohem Maß
         bereichern.

         Heute leben in Mexiko 127 Millionen
         Menschen, allein in Mexiko-Stadt
         21.321.000. Die Sprache ist dabei ein
         Hindernis, um die künstlerischen Entwick-
         lungen und das Facettenreichtum der
         Kunst in Mexiko einem breiten Publikum
         zugänglich zu machen. In den Sechziger-               „MEXICO CITY IST EINE RIESENSTADT
         jahren gab es einen regelrechten Boom an
         lateinamerikanischer Literatur und Musik.            MIT MEHREREN MILLIONEN EINWOHNERN,
         Aber trotz der künstlerischen Vielfalt fan-
         den die Werke vieler Komponist(inn)en                  IN DER MAN AUF EINE DER WELTWEIT
         keine Anerkennung im westlichen Musik-
         Kanon. In Mexiko mangelt es demnach                        LEBENDIGSTEN SZENEN FÜR
         nicht an Kreativität und künstlerischem
         Engagement. Eines der größten Probleme                 ZEITGENÖSSISCHE MUSIK TRIFFT. “
         der Neuen Musik in Mexiko liegt vielmehr
         an den geringen Möglichkeiten der Ver-
         breitung. So konnte einer der im Ausland
         bekanntesten mexikanischen Komponisten,          Opernprogramms des Staatlichen Instituts               ist die Fakultät für Musik an der Nationalen
         Silvestre Revueltas2 (1899), kein einziges       der Schönen Künste, in einem mit mir                   Autonomen Universität Mexiko.
         seiner Werke zu Lebzeiten veröffentlichen.       geführten Interview. In Mexiko-Stadt kann
         Erst drei Jahre nach seinem Tod erwarb           man an verschiedenen Einrichtungen wie                 Trotz der existierenden wirtschaftlichen und
         seine Schwester die Rechte an allen              Universitäten, Privatschulen und Kunst-                sozialen Probleme in Mexiko konnten sich
         Manuskripten und veröffentlichte seine           schulen musikalische Komposition studie-               verschiedene Einrichtungen und Festivals
         Werke in den USA.                                ren. Eine der herausragenden Institutionen             für Neue Musik etablieren. Institutionen

         „Die Neue Musik in Mexiko ist sehr vielfältig,
         da die Professoren, die an den Universitä-
         ten und kulturellen Zentren lehren, in unter-    http://www.fonotecanacional.gob.mx/index.php/component/content/article?id=1194:igor-stravinsky
                                                          1

         schiedlichen Teilen der Welt studiert haben      (Minute 1'38'')
                                                          2
                                                           Einige weitere mexikanische Komponist(inn)en mit Präsenz im Ausland sind: Julian Carrillo, Conlon
         und mit unterschiedlichen Perspektiven und        Nancarrow, Carlos Chávez, Rodolfo Halffter Escriche, Blas Galindo, Mario Lavista, Julio Estrada,
         ästhetischen Formen zurückkehren. Mexiko          Alicia Urreta, Eduardo Mata, Joaquín Guitérrez Heras, Federico Ibarra, Ana Lara, Manuel Enríquez,
                                                           Hilda Paredes, Rodrigo Sigal, Gabriela Ortiz, María Granillo, Héctor Quintanar, Hebert Vázquez, Marcela
         ist ein sehr eklektisches Land, es hat eine       Rodrígez, Horacio Uribe, Arturo Márquez, Javier Álvarez, Leonardo Coral, Jorge Córdoba, Ignacio Baca-
         große Kultur und eine große Geschichte“,          Lobera, Felipe Waller, Javier Torres, Enrico Chapela, Jorge Torres Maldonado, Ignacio Baca-Lobera,
                                                           Leticia Armijo, Georgina Derbez, Arturo Márquez, Ricardo Zohn, Carlos Sanchez, Juan Trigos, Daniel
         äußerte sich der Komponist Horacio Uribe,         Catán, Rodrigo Sigal, Bernardo Feldman und Víctor Rasgado u. a. Zur neuen Generation gehören: Juan
         ehemaliger Koordinator des Musik- und             Pablo Contreras, Diana Syrse Valdés, Francisco Cortés
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                                                                                                         Bild links: Das mexikanische Instrument
                                                                                                         „Ayoyote“

                                                                                                         systemen verschmelzen häufig miteinan-
                                                                                                         der. Es gibt auch akusmatische Komposi-
                                                                                                         tionen mit strukturellen Prinzipien, die auf
                                                                                                         der Modellierung von Notenschriften der
                                                                                                         traditionellen Musik basieren. Ein Beispiel
                                                                                                         hierfür sind die Werke der jungen Kompo-
                                                                                                         nistin Sabina Covarrubias.

                                                                                                         „Die musikalische Produktion ist sehr viel-
                                                                                                         fältig und bereichert in einer großen Band-
                                                                                                         breite und mit unterschiedlichen Stilen und
     „ERST DURCH DIE AUSEINANDERSETZUNG                                                                  Formen musikalische Erscheinungsformen“,
                                                                                                         meint der mexikanische Komponist Leo-
        MIT ANDEREN KULTUREN UND STILEN                                                                  nardo Coral in einem Interview, das ich mit
                                                                                                         ihm geführt habe. Der Schwerpunkt
         ERWEITERT SICH DAS SPEKTRUM AN                                                                  scheint stärker auf der Entwicklung einer
                                                                                                         eigenen, authentischen und persönlich
       KÜNSTLERISCHEN MÖGLICHKEITEN. “                                                                   geprägten musikalischen Sprache zu liegen
                                                                                                         und sich weniger an einer bestimmten
                                                                                                         Ästhetik oder Machart zu orientieren. In-
    wie das CMMAS (Mexikanisches Institut          lerbetreuung wie beim Cervantino-Festival             haltlich sind die Kompositionen von einer
    für Musik und Tonkunst), Festivals wie         erlebt (…).“ 3 schreibt der Komponist Moritz          großen thematischen Vielfalt inspiriert,
    das „Foro de Música Nueva“ (Forum der          Eggert.                                               aber mit der starken Tendenz, die sozialen
    Neuen Musik) sowie das „Festival Inter-                                                              Missstände Mexikos zu thematisieren.
    nacional Cervantino“ oder das Festival         Mexikanische Musik ist stark beeinflusst              So werden Themen wie Gewalt, Drogen-
    „Instrumenta Oaxaca“ bieten Komponist-         von afrikanischer Musik und häufig mit in-            handel oder Migration musikalisch auf-
    (inn)en aus aller Welt die Möglichkeit, ihre   digener und europäischer Musik vermischt.             gegriffen. Die Opern „Arrasados“ von
    Werke vorzustellen. Präsentiert werden         Die Verwendung komplexer Rhythmen und                 Rogelio Sosa und meine Oper „Marea
    diese in Theatern, Konzertsälen sowie in       Mikrotonalität ist für viele Erscheinungs-            Roja“ setzen sich beispielsweise mit
    Cafés oder unter freiem Himmel in Form         formen in der mexikanischen Musik kenn-               Frauenmorden auseinander. Die Oper
    von Installationen, Happenings, Perfor-        zeichnend. Mitunter werden indigene und               „Únicamente la Verdad“ von Gabriela Ortiz
    mances oder als Teil von Konferenzen oder      handgefertigte Instrumente verwendet, die             thematisiert den Drogenhandel zwischen
    Symposien.                                     in Deutschland nicht zu finden sind. Dazu             Mexiko und den USA. Mexiko ist ein
                                                   gehören z. B. verschiedene Schlaginstru-              komplexes Land mit einem großen kultu-
    „Interessant beim ‚Cervantino‘ ist, dass       mente wie Huehuetl, Ayoyotes, Teponaztli              rellen Erbe, das eine aktive künstlerische
    man hier keineswegs einen Schwerpunkt          sowie verschiedene Arten von Ocarinas.                Gemeinschaft hat, die auf die sozialen
    auf Althergebrachtes setzt, sondern ganz       In Mexiko wird keine klare Unterscheidung             Situationen ihrer Umgebung reagiert.
    bewusst zeitgenössische Musik in allen         zwischen „E-Musik“ und „U-Musik“ ge-
    Formen zu einem zentralen Bestandteil des      macht: Klangkunst, mikrotonale Musik, freie           Kultur wird seitens der Regierung über
    Programms macht. So ist eigentlich fast an     Improvisation, Kompositionen mit neuen                Universitäten wie die UNAM und Institu-
    jedem Tag des Festivals zeitgenössische        Technologien mit unterschiedlichen Noten-             tionen wie CONACYT oder FONCA, die
    Musik zu hören. (…). Ich persönlich habe                                                             dem Kultusministerium unterstehen, geför-
    tatsächlich noch nirgendwo auf der Welt        3
                                                       http://blogs.nmz.de/badblog/2012/10/08/kleiner-
                                                                                                         dert. Das FONCA bietet mehrere Förder-
    eine so professionelle und liebevolle Künst-       mexikanischer-bericht-satte-arschlocher-wir/      programme für Kunstschaffende, darunter
                                                                                                         Auslandsstipendien oder das „Sistema
                                                                                                         Nacional de Creadores“ sowie das Pro-
                                                                                                         gramm „Jóvenes Creadores“. Im Rahmen
                                                                                                         des Förderprogramms „Sistema Nacional
                                                                                                         de Creadores“ erhält ein(e) Komponist(in)
                                                                                                         für den Zeitraum von drei Jahren ein
                                                                                                         Stipendium in Höhe von 1.500 € (30 000
                                                                                                         Pesos) monatlich. Das Förderprogramm für
                                                                                                         junge Künstler(innen) „Jóvenes Creadores“
                                                                                                         richtet sich an 120 junge Talente zwischen
                                                                                                         18 und 34 Jahren aus den Bereichen musi-
                                                                                                         kalische Komposition, Choreografie, Thea-
                                                                                                         ter- und Filmregie, Literatur und Bildende

                                                                                                         Bild: Aufführung des „Staccato Chor“
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         Bild: Staccato Chor                                                                                                                  12 // 13

         Kunst. Sie erhalten ein einjähriges Stipen-
         dium zur Durchführung von Kunstprojekten.
         Stipendiat(inn)en, die zwei Jahre hinterein-          „DIE MEXIKANISCHE KUNST HAT
         ander ausgewählt werden, müssen einen
         sozialen Dienst für die Gemeinschaft leisten,               ETWAS SALZ UND CHILI,
         der im Zusammenhang mit dem jeweiligen
         Fachbereich steht. Im Rahmen des Pro-                 BEIßT, TUT WEH, ERFREUT, LÄSST DICH
         gramms werden individuelle Tutorien an-
         geboten, Meetings für junge Künstler(innen)          VERLIEBEN, UND DU KANNST SIE LEBEN
         organisiert und die interdisziplinäre Zusam-
         menarbeit gefördert. Dreimal im Jahr treffen             MIT JEDER PORE DEINER HAUT.
         sich die Stipendiat(inn)en an verschiedenen
         Orten des Landes und bekommen die
                                                              SIE IST EIN GESCHÖPF MIT TAUSEND
         Gelegenheit, ihre Projekte vorzustellen und
         sich auszutauschen. Aus diesen Treffen
                                                            KÖPFEN VOLLER FARBEN, GESCHMÄCKER
         entstehen häufig Gemeinschaftsprojekte.
                                                                       UND PERSPEKTIVEN.“
         Zu den herausragenden Ensembles, deren
         Fokus auf Neuer Musik liegt, gehören u. a.
         CEPROMUSIC Ensemble, Liminar, Onix,              sätze zu bekommen. Erst durch die Aus-         Die mexikanische Kunst hat etwas Salz
         Staccato Chor, Lumínico und Túumben              einandersetzung mit anderen Kulturen           und Chili, beißt, tut weh, erfreut, lässt dich
         Paax. Allerdings gibt es nur einige wenige       und Stilen erweitert sich das Spektrum an      verlieben, und du kannst sie leben mit je-
         professionelle Ensembles für Neue Musik.         künstlerischen Möglichkeiten. So beschreibt    der Pore deiner Haut. Sie ist ein Geschöpf
         Komponist(inn)en arbeiten meist neben            meine AMH-Mitstipendiatin Martina Elmer        mit tausend Köpfen voller Farben, Ge-
         dem Studium in verschiedenen Jobs, die           (AMH 16 – 18) ihre Studienzeit an der          schmäcker und Perspektiven. Ich bin ein
         oft nichts mit Musik zu tun haben. Sie           Fakultät für Musik in Mexiko-Stadt: „Es        Kind dieser Mischung aus Kulturen, Musik,
         können sich somit häufig nicht hundert-          gab ganz selbstverständlich Kompositions-      Rhythmen, Poesie und Leichtigkeit. Als
         prozentig auf ihre Karriere konzentrieren.       unterricht für alle, nicht nur Tonsatzlehre,   Stipendiatin der „Akademie Musiktheater
         Auch der Zugang zu Übungsstudios und             sondern ein natürlich in das Studienleben      heute“ beobachte ich die europäischen
         Übungsräumen ist schwierig. Trotz dieser         integriertes Experimentieren und Kreieren      Künstler(innen) als Teil einer künstlerischen
         Probleme schaffen einige Komponist(inn)en        von neuer Musik, ohne dass diese als Neue      Geschichte, die kontrovers diskutiert, ge-
         den Weg in den internationalen Wettbe-           Musik gelabelt hätte werden müssen. In         teilt und geliebt wird und zugleich das
         werb. Ein Beispiel ist Víctor Ibarra, der die-   den vielen Pausen hat man sich im Innenhof     eigene Wissen bereichert. Diese Geschich-
         ses Jahr den „The Basel Composition Com-         der Musikhochschule zum Jammen ge-             te bildet den Hintergrund für die heuti-
         petition“ in der Schweiz gewonnen hat.           troffen. Musikstudenten, die in klassischen    gen Künstler(innen), aber sie definiert diese
                                                          Fächern eingeschrieben waren, haben zu-        nicht, denn jede(r) neue Künstler(in) kommt
         Viele junge Student(inn)en, die in Deutsch-      sammen improvisiert (...) Alle haben Musik     als Individuum auf die Welt und sucht
         land Komposition studieren, bleiben hier,        gemacht.“                                      nach der eigenen Stimme. Man muss die
         da das musikalische Ausbildungsniveau                                                           eigene Stimme finden, die einen als
         sehr hoch ist. Dies hindert sie jedoch daran,                                                   junge(n) Künstler(in) definiert, und zugleich
         einen Einblick in andere künstlerische An-                                                      die Welt dieser Kunst bereichern.•
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    STIPENDIAT(INN)EN
    2017– 2019                                                         Mien Bogaert                      Geboren 1996 in Köln. Ab der
                                                                       Sparte: Libretto                  Spielzeit 2017/18 Regieassis-
                                                                                                         tent an der Oper Chemnitz.
                                                                                                         Student der Kulturwissenschaft
                                                                                                         an der FernUni Hagen. 2016
                                                                                                         Auszeichnung des Landes-
                                                                                                         bildungpreises Baden-Württem-
                                                                                                         berg für Projekt mit kosten-
                                                                                                         losem Geigenunterricht. 2017
                                                                                                         Sonderpreis des Theaters
                                                                                                         Chemnitz mit dem Ring Award
                                                                                                         Graz 2017. Regiehospitanzen
                                                                                                         führten ihn an die Komische
                                                                                                         Oper Berlin (Barrie Kosky), das
                                                                                                         Teatro Real in Madrid und die
                                                                       Geboren 1992 in Aalst, Belgien.   Finnish National Opera (beide
                                                                       Regie, Text und Dramaturgie.      Kasper Holten), die Dutch
                                                                       Studium der Musik- und            National Opera (Stefan Her-
                                                                       Theaterwissenschaften an der      heim), das Opernhaus Zürich
                                                                       Universität Gent. Seit 2014       (Andreas Homoki), die Semper-
                                                                       Studium der Musiktheaterregie     oper Dresden (Michael Schulz).
                                                                       an der Theaterakademie Ham-       2017 entstand an der Musik-
                                                                       burg. Eigene Regie- und           hochschule Lübeck seine Insze-
                                                                       Librettoprojekte (u. a. „MONU“    nierung zu „Im weißen Rössl“.
                                                                       im Concertgebouw Brügge,          2017 wird er an der Musik-
                                                                       „Die sieben Todsünden“ und        hochschule Lübeck „La Calisto“
                                                                       „CYCLOPS“ im Theaterquartier      sowie 2018 in Chemnitz „Don
                                                                       Gaußstraße Hamburg, „Puck“        Pasquale“ inszenieren.
                                                                       und „Socsob“ im Royal College
                                                                       of Music London, „Vier
                                                                       Heuvels“ im Muziekgebouw          Carl Tertio Druml
                                                                       aan ’t IJ Amsterdam und           Sparte: Komposition
                                                                       „L’incoronazione di Poppea“
                                                                       in der opera stabile Hamburg).
                                                                       Mitbegründer des Künstler-
                                                                       kollektivs synART. Librettozu-
                                                                       sammenarbeit mit Benjamien
                                                                       Lycke und Florian Huber. Re-
                                                                       porter für das Magazin der
                                                                       Flämischen Oper. Assistenzen
                                                                       und Hospitanzen u. a. bei
                                                                       Philipp Himmelmann, Olivier
                                                                       Fredj und Thilo Reinhardt.

                                                                       Nils Braun                        Geboren 1991 in Wien. Wäh-
                                                                       Sparte: Regie                     rend des Philosophiestudiums
                                                                                                         an der Universität von Amster-
                                                                                                         dam belegte er Komposition
                                                                                                         und Musiktheorie als Neben-
                                                                                                         fach am Konservatorium von
                                                                                                         Amsterdam. Nach dem Ab-
                                                                                                         schluss des Master of Arts-
                                                                                                         Diploms kehrte er zurück nach
                                                                                                         Wien, wo er seit März 2016
                                                                                                         den Master in Theaterwissen-
                                                                                                         schaften an der Universität
                                                                                                         Wien und seit Oktober dessel-
                                                                                                         ben Jahres das Diplomstudium
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                                                                                                                                               14 // 15

         Komposition und Musiktheorie          Alicia Geugelin                    Geboren 1987 in Gelnhausen.          Realisation eigener Regie-
         an der Universität für Musik          Sparte: Regie                      Seit der Spielzeit 2017/18           arbeiten (u. a. Mendelssohns
         und darstellende Kunst Wien                                              Dramaturgieassistentin für           „Sommernachtstraum“,
         belegt. Ein kompositorischer                                             Musiktheater am Staatstheater        „Non(n)sens“, „Freischütz“
         Schwerpunkt sind Lieder                                                  Mainz. Studium der Musikwis-         für Kinder, selbst geschriebe-
         und Vokalmusik. Interesse für                                            senschaft und der Deutschen          ner Liederabend) sowie Pro-
         Opern- und Bühnenmusik                                                   Philologie an der Johannes           jektarbeiten mit Schüler(inne)n,
         ergab sich durch sein Mitwir-                                            Gutenberg-Universität Mainz          Kinderchor, Gesangsstudent-
         ken als Statist an über 30 Pro-                                          mit dem Schwerpunkt Musik-           (inn)en und Menschen mit
         duktionen der Dutch National                                             theater des frühen 20. Jahr-         Handicap. 2010 bis 2013
         Opera und Wiener Staatsoper.                                             hunderts. Während des Studi-         Schauspielstudium an der
                                                                                  ums Dramaturgiehospitanzen           Theaterakademie Vorpommern.
                                                                                  u. a. an der Komischen Oper          Seit April 2016 Fernstudium
         Jonas Ehrler                                                             Berlin, der Oper Stuttgart und       Kultur- und Medienmanage-
         Sparte: Dirigieren                                                       der Oper Frankfurt, wo sie mit       ment an der HfMT in Hamburg.
                                               Geboren 1987 in Freiburg. Re-      Regisseur(inn)en wie Calixto
                                               gisseurin und Dirigentin. 2017     Bieito, Barrie Kosky und Andrea
                                               musikalische Produktionslei-       Moses zusammenarbeitete.             Jim Igor Kallenberg
                                               tung bei der Produktion „Valen-    Danach verschiedene Projekte         Sparte: Dramaturgie
                                               tin“ von H. Fritsch, Schauspiel-   und Produktionen als freie
                                               haus Hamburg. Preisträgerin        Dramaturgin, u. a. beim Viertel-
                                               des Warnke-Förderpreises 2017.     festival Niederösterreich und als
                                               Seit 2013 Studium der Musik-       Co-Dramaturgin bei Benjamin
                                               theaterregie, Theaterakademie      Brittens „A Midsummer Night’s
                                               Hamburg. Regiearbeiten             Dream“ am Staatstheater
                                               u. a. „La voix humaine“, Ham-      Mainz. Zudem ist sie als Auto-
                                               burg 2015; „Alice im Wunder-       rin für Musiktheater und Kon-
                                               land“, Hamburg 2016; „A Fairy      zert tätig, u. a. für das Rheingau
         Geboren 1992 in Wettingen,            Queen“, opera stabile Ham-         Musik Festival und die Mozart-
         Schweiz. Er schloss im Sommer         burg 2016. Im Rahmen der           Gesellschaft Wiesbaden.
         2016 den Bachelor of Arts in          Förderung „Kultur bewegt!
         Music im Hauptfach Orchester-         2015“ sowie in „heimaten“
         leitung an der Zürcher Hoch-          2017, Junges Schauspielhaus        Sven Jenkel                          Geboren 1989 in Frankfurt.
         schule der Künste bei Johannes        Hamburg, Stückerarbeitungen        Sparte: Kulturmanagement             Student der Musikwissenschaft
         Schlaefli ab. Sein Bachelorpro-       mit Geflüchteten. Leitung von                                           und Philosophie in Wien und
         jekt, in welchem er die Kam-          Workshops, u. a. Regiework-                                             Frankfurt. Dramaturgieassistent
         meroper „The Corridor“ von            shop mit Tom Stromberg 2017,                                            bei Wien Modern, Dramatur-
         Harrison Birtwistle zur Auffüh-       Mozarteum Salzburg. 2015                                                giehospitanzen und -mitarbeit
         rung brachte, wurde mit dem           Installation mit Schorsch Kame-                                         an der Oper Frankfurt bei
         Förderpreis der ZHdK für her-         run, Theater Bremen. 2008 –                                             Norbert Abels (Regie: Christof
         ausragende Abschlussarbeiten          2013 Dirigier- und Klavier-                                             Loy; Florentine Klepper), Musik-
         ausgezeichnet. Zurzeit führt er       studium sowie Studium der                                               theaterproduktion Heidelberger
         sein Studium im Master of Arts        Politikwissenschaft. 2008 Deut-                                         Frühling 2018/2019. Tätig als
         in Music Performance in der           sche Meisterin im Stepptanz.                                            Autor und freier Journalist für
         Dirigierklasse von Johannes                                                                                   Deutschlandfunk Kultur, hr2-
         Schlaefli weiter. Daneben be-                                                                                 kultur und verschiedene Fach-
         suchte er verschiedene Dirigier-      Christin Hagemann                                                       zeitschriften (nmz, NZfM, u. a.),
         workshops und Meisterkurse            Sparte: Dramaturgie                Geboren 1987 in Schwerin.            in Lektorat und Organisation
         und erhielt wichtige Impulse                                             Seit der Spielzeit 2014 /15 als      für den Wolke Verlag und der
         u. a. von Bernard Haitink,                                               Schauspieler an der Theater          Organisation von Events zur
         Esa-Pekka Salonen und David                                              und Orchester GmbH Neu-              zeitgenössischen Musik („Gute
         Zinman. Jonas Ehrler ist Mit-                                            brandenburg/Neustrelitz fest         Manieren“). Teilnahme an
         initiator des Zeitfestivals Zürich,                                      engagiert. Bis 2010 Regie-           Studienprogrammen u. a. der
         das im April 2018 zum zweiten                                            assistent und Abendspielleiter       Darmstädter Ferienkurse,
         Mal stattfinden wird.                                                    im Musiktheater des Mecklen-         Donaueschinger Tage für Neue
                                                                                  burgischen Staatstheaters            Musik, Heidelberger Frühling.
                                                                                  Schwerin, u. a. für die Schloss-     Stipendiat der Studienstiftung
                                                                                  festspiele Schwerin. Gast-           des deutschen Volkes. 2017
                                                                                  vertrag an der Komischen Oper        Preis Forum junger Autoren
                                                                                  Berlin. Organisation und             („MusikTexte“).
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    STIPENDIAT(INN)EN
    2017– 2019                                                         Carmen C. Kruse                   Geboren 1990 in Wolfach.
                                                                       Sparte: Regie                     Assistenzdirigent, Orchestre
                                                                                                         National de France. „Robert
                                                                                                         Spano Conductor Prize“ 2016.
                                                                                                         Stipendiat des „Dirigenten-
                                                                                                         forums“ des Deutschen Musik-
                                                                                                         rats. Dozent für Orchester-
                                                                                                         leitung, HfM Freiburg. Er ist
                                                                                                         Gründer und Dirigent des Sym-
                                                                                                         phonieorchesters Crescendo
                                                                                                         Freiburg. Assistenzen bei Paavo
                                                                                                         Järvi, Jakub Hrůša, Emmanuel
                                                                                                         Krivine, Robin Ticciati, Jane
                                                                                                         Glover u. a. Er dirigierte das
                                                                                                         hr-Sinfonieorchester, das City
                                                                       Geboren 1991 in Hamburg.          of Birmingham Symphony
                                                                       Österreichisch-deutsche Opern-    Orchestra, die Lucerne Festival
                                                                       regisseurin. Erste berufliche     Strings, das Tonhalle-Orchester
                                                                       Erfahrungen sammelte sie bei      Zürich u. a. Studium in Frei-
                                                                       der Opera Australia in Sydney.    burg und Wien bei Lutz Köhler,
                                                                       Während ihres Studiums der        Mark Stringer, Gerhard
                                                                       Oper und Innovation an der        Markson, Scott Sandmeier u. a.
                                                                       Oper Macromedia München           Meisterkurse bei Bernard
                                                                       arbeitete sie an der Florida      Haitink, Paavo Järvi, Neeme
                                                                       Grand Opera in Miami und an       Järvi, David Zinman, Hugh
                                                                       der San Diego Opera. Assisten-    Wolff, Markus Stenz u. a.
                                                                       zen und Hospitanzen u. a. bei     Conducting Fellow beim Aspen
                                                                       David Alden, Jossi Wieler, Vera   Music Festival 2016 und 2017.
                                                                       Nemirova und Anselm Dalferth
                                                                       an der Deutschen Oper Berlin,
                                                                       der Oper Stuttgart, bei den       Sang Hwa Park
                                                                       Salzburger Osterfestspielen und   Sparte: Bühnen-/Kostümbild
                                                                       am Staatstheater Mainz. Erste
                                                                       Regiemitarbeit an Händels
                                                                       „Rodelinda“ beim Halifax
                                                                       Summer Opera Festival 2016,
                                                                       wo sie 2017 Cavallis „L’Egisto“
                                                                       inszenierte. 2017 Regieassis-
                                                                       tentin am Staatstheater Mainz,
                                                                       ab Mitte Spielzeit 2017/18
                                                                       Regieassistentin an der Oper
                                                                       Stuttgart.

                                                                       Felix Mildenberger
                                                                       Sparte: Dirigieren                Geboren 1985 in Suwon, Süd-
                                                                                                         korea. Studierte Bühnenbild
                                                                                                         (M. A./B. A.) bei Prof. Hartmut
                                                                                                         Meyer an der Universität der
                                                                                                         Künste Berlin und Oriental
                                                                                                         Painting (B. A.) an der Hongik
                                                                                                         University in Seoul, Südkorea.
                                                                                                         Neben dem Studium arbeitete
                                                                                                         sie bereits als freischaffende
                                                                                                         Bühnen- und Kostümbildnerin
                                                                                                         für Oper, Schauspiel, Tanzthea-
                                                                                                         ter und Film, u. a. „Das Kunst-
                                                                                                         werk der Zukunft V“ an der
                                                                                                         Oper Halle 2017; „Satyricon“ in
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                                                                                                                                          16 // 17

         der Solti Hall, Liszt Academy,      für darstellende Künste und       Thierry Tidrow                     Geboren 1992 in Bozen, Italien.
         Budapest, 2016; „Germania“ an       Musik in Madrid. Gründerin        Sparte: Komposition                Zurzeit Kompositionsstudium
         der Akademie der Künste Berlin      des Nationalen Theatertreffens                                       an der „Royal Academy of
         2015; „Hedda Gabler“ im bat-        für Student(inne)n in Argen-                                         Music“ in Aarhus bei Simon
         Studiotheater 2015. Ihre künst-     tinien. 2006 – 2012 Diplom als                                       Steen-Andersen und Niels
         lerische Arbeit umfasst neben       Theaterwissenschaftlerin mit                                         Rønsholdt, außerdem Deutsch
         dem Bühnen- und Kostümbild          den Schwerpunkten Bühnen-                                            und Geschichte an der Univer-
         auch Projekte im Bereich der        bild und Schauspielkunst an                                          sität Innsbruck. Vorher Kom-
         bildenden Kunst, der Perfor-        der Universidad Nacional de                                          position und Musiktheorie am
         mance, des kreativen Schrei-        Córdoba.                                                             Tiroler Landeskonservatorium
         bens und der Regie. Ihre Arbei-                                                                          bei Franz Baur. Weiterführender
         ten waren auf dem 100 Grad                                                                               Unterricht bei Hannes Kersch-
         Festival, in den Sophiensaelen,     Lorina Strange                                                       baumer, Wolfram Schurig und
         den Uferstudios, dem Kreuz-         Sparte: Dramaturgie                                                  Sebastian Themessl. Auffüh-
         berg Pavillon und an weiteren                                                                            rungen u. a. im ORF-Landes-
         Orten in Berlin zu sehen. Seit                                        Geboren 1986 in Ottawa,            studio Tirol, im MuTh – Konzert-
         Anfang 2017 ist sie dabei, ein                                        Kanada. Komponist und Kon-         saal der Wiener Sängerknaben
         freies Künstlerkollektiv zu grün-                                     tratenor. Studierte Komposition,   und im Gustav Mahler-Saal
         den. Im Oktober 2017 wird ihre                                        Musiktheorie und Barockge-         der Wiener Staatsoper. Zusam-
         erste Regiearbeit an der Aka-                                         sang an der McGill University      menarbeit mit dem Ensem-
         demie der Künste Berlin gezeigt.                                      (Montreal). Weiterbildung am       ble konsTellation, Windkraft –
         Sie lebt und arbeitet in Berlin.                                      Conservatorium van Amster-         Kapelle für neue Musik, en-
                                                                               dam bei Richard Ayres und an       semble chromoson, airborne
                                                                               der Hochschule für Musik           extended, Sonarkraft und der
         Marie-Louise Stille                                                   Freiburg bei Brice Pauset. Auf-    Akademie St. Blasius und wei-
         Sparte: Kulturmanagement                                              führungen u. a. beim Festival      teren. Stipendiat des Richard-
                                                                               Radio France Occitanie Mont-       Wagner-Verbands Wien 2015.
                                             Geboren 1989 in Freudenberg.      pellier, Heidelberger Frühling,
                                             Seit der Spielzeit 2016/2017      Huddersfield Contemporary
                                             Dramaturgin für Musiktheater      Music Festival, Music Biennale
                                             am Theater Erfurt. Von 2014       Zagreb, New Talents Biennale
                                             bis 2016 Dramaturgin und          Köln. Jules-Léger-Preis 2014
                                             Musikpädagogin bei Theater        des Canada Council for the
                                             & Philharmonie Thüringen in       Arts. Theatralisches Werk um-
                                             Gera und Altenburg, wo sie        fasst „Less Truth More Telling“
                                             u. a. eine Kinderfassung von      (2012) mit der Dutch National
                                             Humperdincks „Hänsel und          Opera Academy, „Klage, Liebe,
                                             Gretel“ konzipierte. Studium      Kampf“ (2013) mit Alexander
                                             der Musikwissenschaft und         Schulin und dem Stadttheater
         Geboren 1986 in Córdoba,            Interkulturelles Musik- und       Freiburg sowie „My Corporate
         Argentinien. Kulturmanagerin,       Veranstaltungsmanagement          Identity“ (2017), als Auftrags-
         Regisseurin und Bühnen-             an der Hochschule für Musik       preis „Neue Szenen III“ der
         technikerin. Kulturmanagerin        Franz Liszt Weimar; war Sti-      Deutschen Oper Berlin.
         und Regieassistentin bei            pendiatin der Studienstiftung
         Opern, Ballett, freien Musik-       des deutschen Volkes und
         und Theaterproduktionen und         erhielt 2012 den Franz-Liszt-     Manuel Zwerger
         Festivals in Lateinamerika          Preis in Anerkennung hoher        Sparte: Komposition
         sowie in Deutschland. Teil-         wissenschaftlicher Leistung.
         nahme an der „Producers’            Gleichzeitig arbeitete sie als
         Academy“ gefördert von der          Musikjournalistin u. a. für den
         EU in Brüssel. Seit 2016            WDR 3 sowie in der Presse-
         Master Kulturmanagement             abteilung der HfM Weimar.
         an der Hochschule für Musik         Prägende Theatererfahrung
         Franz Liszt Weimar. 2013            sammelte sie u. a. in der
         Dozentin an der Universidad         Dramaturgie der Staatsoper
         Nacional de Córdoba in der          Berlin.
         Sparte Bühnentechnik. 2013
         Stipendiatin der Produktion
         vom Nationalen Institut
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    STIPENDIAT(INN)EN
    2016 – 2018                                                        Ingmar Beck                        Geboren 1985 in Haerbin,
                                                                       Sparte: Dirigieren                 China. Sie studierte Komposi-
                                                                                                          tion und Elektronikmusik an
                                                                                                          der Musikhochschule Stuttgart
                                                                                                          und nahm anschließend teil
                                                                                                          am IRCAM Cursus I, Paris. Sie
                                                                                                          arbeitete in vielen verschiede-
                                                                                                          nen Bereichen: von Instrumen-
                                                                                                          talkompositionen über Elek-
                                                                                                          tronik bis hin zu theatralischen
                                                                                                          Konzeptionen. Um ihre eigene
                                                                                                          musikalische Sprache zu er-
                                                                                                          weitern, sucht sie fortwährend
                                                                                                          nach Klängen, die ihren Ideen
                                                                                                          entsprechen – mittels selbst
                                                                       Geboren 1987 in München.           gebauter akustischer Klang-
                                                                       Gewinner des Aspen Conduc-         objekte und anhand von elek-
                                                                       ting Prize 2016 (USA) und          tronisch entwickelten Klängen.
                                                                       des Robert J. Harth Conductor      Schwerpunkt ihrer komposi-
                                                                       Prize 2015, Publikumspreis-        torischen Tätigkeit des letzten
                                                                       träger beim Operettenwettbe-       Jahres waren die vokale Musik
                                                                       werb 2016 der Oper Leipzig.        und Musiktheater. Ihre Stücke
                                                                       Dirigent des Münchner Kam-         wurden auf Festivals wie der
                                                                       merorchesters „Asam Classical      Münchener Biennale 2008, dem
                                                                       Soloists“. Konzerte mit dem        Tongyeong International Music
                                                                       Rundfunk Symphonie Orchester       Festival in Südkorea 2009, dem
                                                                       Wien, den Nürnberger Sym-          Beijing Modern Music Festival
                                                                       phonikern, der Nordwestdeut-       und dem Belgien Europa Festi-
                                                                       schen Philharmonie Herford,        val 2010 aufgeführt. Sie erhielt
                                                                       dem Philharmonischen Orches-       den ersten Preis beim Inter-
                                                                       ter Baden-Baden und dem            nationalen Isang-Yun-Wettbe-
                                                                       Israel Chamber Orchestra. Mu-      werb 2011 und den Giga-
                                                                       sikalischer Assistent an den       Hertz-Produktionspreis ZKM
                                                                       Opern Toronto, Lyon und beim       2016. Sie war Stipendiatin der
                                                                       Aspen Music Festival für u. a.     Baden-Württemberg Kunst-
                                                                       Johannes Debus, Bernard            stiftung 2014.
                                                                       Labadie und Robert Spano. Mit-
                                                                       glied der Augsburger Dom-
                                                                       singknaben, Cello- und Dirigier-   Martina Elmer
                                                                       studium in Wien, Weimar,           Sparte: Kulturmanagement
                                                                       Budapest. Dreijähriges Stipen-
                                                                       dium der Wiener Philharmo-
                                                                       niker, der Richard-Wagner-Stif-
                                                                       tung und des Dirigentenforums
                                                                       des Deutschen Musikrats.

                                                                       Huihui Cheng
                                                                       Sparte: Komposition

                                                                                                          Geboren 1989 in Salzburg,
                                                                                                          Österreich. Seit der Saison
                                                                                                          2017 Konzertbüro der Salz-
                                                                                                          burger Festspiele. 2015 – 2017
                                                                                                          Opernstudio und Gastspiel-
                                                                                                          organisation der Bayerischen
                                                                                                          Staatsoper. 2013 – 2015 Master-
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