Controlling-Instrumente für die Konzernsteuerung - Der Controlling-Berater
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Der Controlling-Berater Herausgeber: Gleich/Klein Band-Herausgeber: Andreas Klein Controlling-Instrumente für die Konzernsteuerung > Gestaltung von Aufbau- und Ablauforganisation > Betriebswirtschaftliche und rechtliche Aspekte > Kennzahlen für die Konzernsteuerung > Prozessoptimierung und IT-Unterstützung
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten Value Chain Controlling: Instrumente in unternehmensbergreifenden, globalen Wertschçpfungsketten n Das Value Chain Controlling adaptiert die Ideen der Wertorientierten Unternehmensfhrung (Value Based Management) auf Wertschçp- fungsketten. Besondere Herausforderungen ergeben sich, wenn solche Wertschçpfungsketten ber Einzelfirmen oder Konzerne hinausgehen und/oder global organisiert werden. n Das klassische Instrumentarium des Controllers zur Erfassung und Steuerung von Gewinn-, Wert- und Geldflssen lsst sich prinzipiell im Hinblick auf globale Wertschçpfungsketten weiterentwickeln. Hinzu kommen neuartige Aufgaben des Value Chain Controllers. n In diesem Beitrag werden praxisorientierte Lçsungsanstze fr das Value Chain Controlling aufgezeigt. Auch werden Ideen zur weiteren Entwicklung von Controlling-Werkzeugen und zu neuen Control- ling-Aufgaben im Hinblick auf unternehmensbergreifende, globale Wertschçpfungsketten prsentiert. n Die Thematik ist noch nicht vollstndig durchdrungen. Sie erfordert jedoch angesichts ihrer praktischen Bedeutung baldige Lçsungen, um dem Value Chain Controller seine Rolle als Managementpartner zu sichern. Inhalt Seite 1 Aufgaben und Funktion des Value Chain Controlling ..... 223 2 Ausbau bewhrter Controlling-Instrumente ................... 225 2.1 Konsolidierte Deckungsbeitragsrechnung ......................... 225 2.2 Balanced Scorecard ......................................................... 227 2.3 Werttreiber-Management ............................................... 228 2.4 Kostenoptimierung .......................................................... 230 2.5 Investitionsplanung ......................................................... 230 2.6 Planung und Reporting .................................................... 231 3 Erweiterte Aufgaben des Value Chain Controllers .......... 231 3.1 Aufteilung der Wertbeitrge ............................................ 231 3.2 Suche nach geeigneten Partnern und Standorten ............ 235 3.3 Transferpreise/Transaktionskostenstze ............................ 238 3.4 Vertrags-Controlling ....................................................... 239 3.5 Kooperations-/Beziehungs- und Vertrauens-Controlling ... 240 221
Organisation & IT 3.6 Internal und External Audit/Corporate Governance .......... 241 3.7 Risiko-Controlling ........................................................... 242 3.8 Investor Relations und wertorientierte Kapitalmarktkommunikation ............................................ 243 4 Organisatorische Eingliederung des Value Chain Controlling ..................................................................... 243 5 Fazit und Ausblick .......................................................... 245 6 Literaturhinweise ........................................................... 247 n Die Autoren Prof. Dr. Martin Weiblen ist Professor fr Unternehmensfhrung und Controlling im Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Pforzheim. Er hat langjhrige Berufserfahrung als Geschfts- und Konzern-Controller sowie mit Private-Equity-Beteiligungen und Start- ups. Dipl.-Ing. Angela Wenzel ist wissenschaftliche Assistentin im Fach- bereich Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Pforzheim. Ihr Spezialgebiet ist die Messung und Steuerung intangibler Werte, ins- besondere im Mittelstand. Prof. Harald Schnell ist Professor fr Controlling, insbesondere der Fertigungswirtschaft, im Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Pforzheim und Studiengangleiter des neuartigen WI-Stu- diengangs „Global Process Management“. Seine Spezialgebiete sind Kostenoptimierungsverfahren und das Investitions- und Projekt-Con- trolling. 222
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten 1 Aufgaben und Funktion des Value Chain Controlling Eine Wertschçpfungskette (Value Chain) stellt kein klassisches, rechtlich Die grenzenlose selbststndiges Unternehmen dar. Vielmehr ist sie eher mit einem Unternehmung lngerfristigen Projekt vergleichbar; sie ist ein auf den produkt- oder servicebezogenen Nutzen eines Endverbrauchers abgestelltes, integrier- tes, ggf. globales, jedoch nicht gesellschaftsrechtlich verfasstes Gebilde.1 Picot/Reichwald/Wigand sprechen – durchaus im Doppelsinne – von einer „grenzenlosen Unternehmung“, die natrlicherweise auch ver- nderte Anforderungen an die Unternehmensfhrung und das Con- trolling stellt.2 Ziel des Controllings einer Wertschçpfungskette ist es, Instrumente Wertschçpfung bereitzustellen und Empfehlungen zu geben, um die Wertschçpfung der der ganzen Kette gesamten Kette zu messen und zu managen. Dieses Ziel ist unabhngig und der einzelnen davon, ob die Wertschçpfungskette „in-house“ oder ber mehrere Mitglieder messen unabhngige, nationale oder globale Unternehmen hinweg organisiert ist. Ein weiteres Ziel ist es, die Wertbeitrge der einzelnen Ketten- mitglieder zu messen sowie „gerecht“, d. h. verursachungsgerecht und/ oder frei zwischen den Beteiligten vereinbart, diesen zuzurechnen.3 Achtung: Auch auf Konzerne bertragbar Nachfolgend geht es um Wertschçpfungsketten, bestehend aus unabhngigen Unternehmen mit grenzberschreitendem Geschftsverkehr. Alle berlegun- gen kçnnen – soweit zutreffend – auch auf Wertschçpfungsketten innerhalb von Konzernen oder Einzelunternehmen bertragen werden. Auch ist es die Aufgabe der Controller in Wertschçpfungsketten, die Cashflow- physische bertragung der finanziellen Wertbeitrge an deren „Ver- Relevanz der ursacher“ zu organisieren. Dies ist aus Managementsicht nicht nur unter Wertschçpfungs- motivatorischen, sondern insbesondere auch unter Cashflow-Gesichts- aktivitten punkten wichtig, denn nach wie vor sollen die an der Kette beteiligten Einzelunternehmen ihre Aktivitten selbst finanzieren. Bei solchen Zahlungsvorgngen mssen allerdings auch steuerrechtliche berlegun- gen und ggf. nationale und internationale Finanztransaktionsvorschrif- ten beachtet werden. Diese gehen i. d.R. (noch) vom Modell einer Geschftsbeziehung zwischen „fremden Dritten“ („arm`s length princi- ple“) und nicht vom hier propagierten Value-Chain-Modell aus. Bei der 1 Grundlagen und Rahmenbedingungen einer Wertschçpfungskette werden im Beitrag „Value Chain Controlling: Anstze zur Steuerung unternehmensbergreifender, globaler Wertschçpfungsketten“ dargestellt. 2 Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (2003), S. 2 sowie S. 522ff. 3 Idealerweise werden u.a. das Bonusprogramm und sonstige Vergtungssysteme bei den einzelnen Kettenmitgliedern auf die Wertschaffung in der Value Chain ausgerichtet, um Anreize zur Erhçhung des individuellen Wertbeitrags zu geben. 223
Organisation & IT Ausgestaltung entsprechender Zahlungsstrçme geht es nicht ohne Experten, namentlich nicht ohne internationale Steuerrechts- und Transferpreis-Fachleute. Internationale Großkanzleien fangen nach Be- obachtungen der Verfasser gerade an, sich auf derartige Vertrags- gestaltungen zu spezialisieren. Umfassende Da im internationalen Rahmen kein allgemein gltiges Rechtssystem Vertragswerke vorhanden ist, mssen alle Absprachen und Mechanismen einer Wert- notwendig schçpfungskette individuell in Vertragswerken geklrt und festgehalten werden. Auch hierbei sind dringend Spezialisten zu Rate zu ziehen. Die erforderlichen vertraglichen Regelungen sind vielfltiger Art; einige wesentliche davon betreffen die Controlling-Zahlen: • die Zum einen muss die „functional currency“ vereinbart werden, also Whrung, in der das Wertkettenmanagement denkt und in der die wirtschaftlichen Ergebnisse ausgedrckt werden. • Weiter sind einheitliche Definitionen, Rechensystematiken und Erhebungsmethoden fr Erlçs-, Kosten-, Cashflow- und Bilanzdaten fr alle Kettenmitglieder verbindlich zu vereinbaren. Hier treffen sicherlich hufiger unterschiedliche (auch von nationalen Vorlieben geprgte) Kostenrechnungsphilosophien aufeinander oder es spielen lnderspezifische Rechnungslegungsvorschriften eine Rolle. • Auch wird es oft nicht ausreichen, der Zuverlssigkeit gelieferter Zahlen zu vertrauen. Vielmehr mssen Kontrollmechanismen min- destens theoretisch vorhanden sein; beispielsweise das Recht, mithilfe von internen oder externen Auditoren die Glaubwrdigkeit von Input-Daten zu berprfen, die sich die Kettenmitglieder „gegen- seitig“ zur Information, Steuerung und Abrechnung bereitstellen. Angesichts der Vielzahl erforderlicher Festlegungen und Absprachen kommt es zu umfangreichen Vertragswerken.4 Wnschenswert wren allerdings „Standardvertrge“, die nur noch auf den jeweiligen Einzelfall angepasst werden mssen. Nachfolgend geht es im Wesentlichen um die (vermuteten) Anforderun- gen an das Controlling von Value Chains, wobei zwischen der Fort- entwicklung bewhrter Controlling-Instrumente und neuartigen Anfor- derungen unterschieden wird.5 4 Zum Vertrags-Controlling in Value Chains vgl. Kap. 3.4. 5 Grundlage fr diese Darstellungen sind Projektarbeiten, die im ersten Halbjahr 2010 an der Hochschule Pforzheim, Fachbereich Controlling im Bereich Wirtschafts- ingenieurwesen, von einer interdisziplinren Gruppe aus Studierenden, wissenschaft- lichen Mitarbeitern und Professoren erstellt wurden. 224
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten 2 Ausbau bewhrter Controlling-Instrumente 2.1 Konsolidierte Deckungsbeitragsrechnung Die bewhrte Systematik der gestuften Deckungsbeitragsrechnung bietet Gestufte sich als Ausgangsmodell an, um produkt- oder kundenbezogene Ergeb- Deckungs- nisbeitrge auch einer Wertschçpfungskette festzustellen bzw. zu pla- beitragsrechnung nen.6 Typischerweise erfolgt eine solche Deckungsbeitragsrechnung pro als Grundmodell Abrechnungsperiode, also pro Monat oder Jahr. Fr Entscheidungs- rechnungen ber mehrere Perioden oder gar den Lebenszyklus eines Produkts mssen die betroffenen Perioden aufaddiert werden, sofern Zinseffekte vernachlssigbar sind. Alternativen wren „abzinsende“ Barwertmethoden, wie DCF oder Realoptionen. Ganz wesentlich ist die Festlegung einer verbindlichen Systematik und einheitlicher Rechenmethoden fr alle Deckungsbeitragsrechnungen einer Wertschçpfungskette nach etwa den folgenden berlegungen: • auftreten; Beim Umsatz als Ausgangsgrçße drften keine Schwierigkeiten allenfalls ergibt sich eine Wechselkursproblematik, wenn Umstze nicht in der „functional currency“ der Wertschçpfungskette abgerechnet werden. Klar ist, dass nur Umstze eingerechnet werden, die mit einem Endkunden, also zwischen dem letzten Kettenmitglied und dem Endabnehmer, erfolgen. Wrden Zwischenumstze in der Kette bercksichtigt, wrde dies zu falschen Steuerungsinformationen fhren und z.B. Deckungs- oder Wertbeitrge vorspiegeln, die noch nicht entstanden sind oder die nie entstehen werden. • Bei der Kostenzurechnung wird es schwieriger. Generell gilt das Umsatzkostenverfahren, d.h., es werden nur diejenigen Herstell- kosten bercksichtigt, die auf den tatschlichen Umsatz mit einem Endkunden bezogen sind. Ob dann Plan-, Ist- oder Standardherstell- kosten verrechnet werden, ist eine der ersten zu klrenden Fragen. Gegebenenfalls sind Ist-Abweichungen zu verrechnen. Auf jeden Fall aber sind schon die Herstellkosten nach einheitlichen Regeln zu berechnen. Schnell treffen hierbei unterschiedliche Rechensysteme oder gar -philosophien der Kettenmitglieder aufeinander, und es muss Einigkeit erzielt werden. Tipp: Virtuellen „Zentral-Controller“ einfhren Idealerweise gibt es auch in der Wertschçpfungskette einen „Zentral“-Con- troller, der ggf. ein Machtwort sprechen kann. Allerdings mssen sich die Beteiligten darauf zunchst vertraglich verstndigen. 6 Ahlrichs/Knuppertz (2006), S. 195 ff, z. B. entwickelten nach der gleichen berlegung eine bereits prozessorientierte „mehrdimensionale Managementerfolgsrechnung“ fr das Supply Chain Management, allerdings nur eines Unternehmens. 225
Organisation & IT • Dann gilt es, die weiteren Kostenpositionen der Deckungsbeitrags- rechnung zu definieren und zu klren, ob und zu welchen Teilen die F&E-, Marketing-, Distributions- oder Unternehmensgemeinkosten wie zu verrechnen sind. Das ist nicht nur methodisch schwierig, sondern es mssen auch die Rechenwerke aller Beteiligten so gestaltet werden, dass sie die geforderten Informationen zeitgerecht fr Planungen, Soll-Ist-Vergleiche und Analysen liefern kçnnen. In der Regel wird es so sein, dass gleiche Kostenarten von mehreren Beteiligten fr die Deckungsbeitragsrechnungen der Wertschçpfungs- kette „zugeliefert“ werden. • Entscheidend fr die Aussagekraft einer konsolidierten Deckungs- beitragsrechnung sind die gewhlten Stufen: Was sind DB I, DB II, Betriebsergebnis etc.? Soll es letztlich eine Vollkostenrechnung sein oder arbeitet man „nur“ mit Teilkosten? Auch hier werden Glaubens- streite entstehen, die der Value Chain Controller zur Lçsung fhren muss. Verrechnung Gestufte Deckungsbeitragsrechnungen sind normalerweise nicht auf der vollen Wertbeitrge, sondern auf die Ermittlung des klassischen Betriebsergeb- Kapitalkosten nisses bzw. vorgelagerter Deckungsbeitrge ausgelegt. Es gibt Anstze, notwendig ber kalkulatorische Kosten die vollen Kapitalkosten einzubeziehen. Nicht zuletzt haben dies schon die Vter der deutschen Kostenrechnung mithilfe von „kalkulatorische Zinsen“ mehr oder weniger bewusst gemacht. Wo dies akzeptiert ist, muss lediglich eine korrekte, risikoad- justierte Eigenkapitalrendite (in diesem Fall idealerweise fr die ganze Wertschçpfungskette) gefunden und eingerechnet werden. Tipp: Zinsen ber CAPM bestimmen Die kalkulatorischen Zinsen kann man beispielsweise mithilfe der Capital- Asset-Pricing-Methode (CAPM) bestimmen. Wirtschaftsprfer sind hier sicher- lich gerne behilflich. Jedenfalls gengt es fr die Zwecke der Wertorientierten Unternehmensfhrung nicht, einen wie auch immer gearteten „Kapitalmarkt- zins“ freihndig festzulegen. Wenn die Berechnungen sorgfltig gemacht werden, gengen sie den Ansprchen einer Wertorientierung schon sehr weitgehend. Der große Vorteil dieses Vorschlags ist es, dass er kein Umdenken in der Deckungsbeitragssystematik erfordert, wohl aber in der Interpretation der Rechenergebnisse. Bis heute ist bei vielen Managern der Eindruck vorhanden, Eigenkapital koste kein Geld. Dass es – richtig betrachtet – eine hçhere Verzinsung als Fremdkapital erfordert und das auch noch als Mindestverzinsung, d. h. als eine zu berschreitende Schwelle, wenn Wert geschaffen werden soll, muss vielfach noch „in die Kçpfe“ der verantwortlichen und entscheidungsbefugten Manager. Gelegentlich 226
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten haben sogar Controller damit Verstndnisprobleme; aber sie sind gefragt, wenn es gilt, Rechenergebnisse zu interpretieren und Hand- lungsempfehlungen fr das Value Chain Management abzuleiten. 2.2 Balanced Scorecard Auch eine Wertschçpfungsketten-Organisation sollte sich strategische Koordinierte Ziele setzen und diese auf die Organisationsmitglieder „herunterbre- Zielorientierung chen“. Der Controller sollte die Zielerreichung berprfen und bei aller Abweichungen von den Planwerten Maßnahmenvorschlge zur Rck- Management- ebenen kehr auf den gewnschten Pfad machen. Konsequenterweise ist eine speziell entworfene Balanced Scorecard (BSC) fr die gesamte Value Chain empfehlenswert bzw. sogar erforderlich, die mit den Zielplanun- gen aller Beteiligten abgestimmt ist – eine Herkulesaufgabe fr die zustndigen Controller. Die BSC eignet sich aus zwei Grnden fr das Controlling von Unternehmensnetzwerken: 1. Die Mehrdimensionalitt der BSC ermçglicht es, die Ziele der einzelnen Wertschçpfungspartner im Netzwerk zu differenzieren. 2. Der bereits hohe Bekanntheitsgrad dieses Instrumentariums in der Praxis. Die klassische, unternehmensbezogene Ausgestaltung der BSC muss hierfr allerdings um neue Perspektiven erweitert werden: Die Prozess- perspektive muss auf die unternehmensbergreifenden Netzwerkpro- zesse ausgedehnt und eine neue Perspektive des Managements der Netzwerkbeziehungen eingebaut werden.7 Dadurch werden die Wirkun- gen vorgesehener Maßnahmen auf die Gesamtstrategie des Netzwerks sichtbar sowie eine Steuerung der Informations- und Finanzstrçme im Netzwerk mçglich. Eßig gestaltet in seinem Konzept der „Multi Level Balanced Scorecard“ die Dimensionen bzw. Perspektiven der BSC entsprechend den Anfor- derungen einer Supply Chain und integriert zustzlich eine durch- gehende Wertorientierung sowie mehrere Analyseebenen, um die Mehr- dimensionalitt eines Netzwerks zu bercksichtigen.8 Die bisher am weitesten gediehene Weiterentwicklung einer BSC zum Modifikation praxistauglichen Controlling-Instrument in Netzwerken ist der Ansatz des Kaplan/ von Bosshardt fr eine modifizierte BSC zum Performance Measurement Norton-Modells in Supply Chains. Seiner Argumentation nach macht „… eine Aus- notwendig 7 Vgl. Wente/Walther (2007), S. 55f. 8 Vgl. Eßig (2007), S. 238-242. 227
Organisation & IT weitung der Perspektive vom einzelnen Unternehmen hin zu einer Betrachtung von Netzwerkpartnerschaften auch eine Modifikation tradi- tionell unternehmensbezogener Controlling-Instrumente und -methoden notwendig …“.9 Fr seine Form der (auch finanzorientierten) Supply Chain whlt er die Finanz-, Endkunden-, Prozess-, Kooperations- und Potenzialperspektive als Erweiterung und Modifikation des ursprng- lichen Konzepts von Kaplan und Norton.10 Er sieht „das Controlling als geeignete betriebswirtschaftliche Disziplin der Komplexittsbeherrschung eines Supply-Chain-Management-Zusammenschlusses“.11 Nach seiner Ansicht „… haben, neben dem Supply-Chain-Management, auch die jeweils betroffenen Einzelunternehmungen einen starken Informations- bedarf ber die Performance ihrer Partner im Wertschçpfungsprozess“.12 Die Motivation der Partner zum Verbleib in der Wertschçpfungskette ist nach Bosshardt stark von der Generierung und transparenten Abbildung ihrer individuellen Erfolgsbeitrge abhngig.13 2.3 Werttreiber-Management Werttreiber Gerade in einer globalen Value Chain ist es unverzichtbar, in allen produktbezogen Funktionsbereichen der Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebsstufen optimieren unternehmensbergreifend die Werttreiber herauszuarbeiten und diese mit den bekannten Methoden des Controllings zu messen und koordiniert zu steuern. Produktbezogen sind nicht wertschçpfende Aktivitten zu mini- mieren bzw. zu eliminieren. Erlach beispielsweise entwickelt, ausgehend von der Produktion, mithilfe des Wertstrommanagements Vorschlge fr eine wertstromorientierte Fabrik – ein Ansatz, der vermutlich auch auf eine unternehmensbergreifende Value Chain bertragen werden kann.14 Mder beschreibt die Werttreiber in Technologieunternehmen (insbeson- dere in der Forschung und Entwicklung), die vermutlich fr Wert- schçpfungsketten leicht bernommen werden kçnnen.15 Die ganzheitliche, organisationsbergreifende Betrachtung der Wert- schçpfung in einer Value Chain ist noch nicht sehr entwickelt. Walther macht ansatzweise Vorschlge, indem sie sowohl die stoffstrombasierten Aspekte der Phasen des Produktlebenszyklus als auch die organisatori- schen Aspekte der Kooperation betrachtet.16 Hierbei geht es auch um die 9 Bosshardt (2007), S. 2 f. 10 Vgl. Bosshardt (2007), S. 87. 11 Bosshardt (2007), S. 148. 12 Bosshardt (2007), S. 1. 13 Vgl. Bosshardt (2007), S. 2. 14 Vgl. Erlach (2010), S. 269 und S. 281. 15 Vgl. Mder (2009), S. 160. 16 Vgl. Walther (2010), S. 265. 228
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten Frage, inwieweit Machtverhltnisse im Netzwerk, Eigeninteressen der Netzwerkpartner, Lerneffekte und Zeithorizonte die gemeinsame Wert- schçpfung beeinflussen. Ein Optimum erscheint Walther nur mçglich durch einen zentralen Planer mit vollstndiger Information und voller Weisungsbefugnis17 – Voraussetzungen, die sicherlich kritisch zu dis- kutieren, jedenfalls aber eher theoretischer Natur sind. Auch wren die Intangibles (= immaterielle Vermçgenswerte) nicht nur der beteiligten Unternehmen zu messen, sondern auch diejenigen, die die Kette per se erzeugt. Mçller stellt sich eine integrierte Betrachtung und Bewertung materieller und immaterieller Werttreiber in fnf Ebenen mit dem Spitzenwert „Network Value Added“, wie in Abb. 1 dargestellt, vor.18 Gesamtwert > eindeutige Rechenlogik Wertschöpfung in Netzwerken > rein monetäre Bewertung (Network Value Added) Komponenten > mehrfache Zuordnung möglich > Berücksichtigung der Intangibles Kapital- Steuersatz ... als „Korrekturfaktor“ kostensatz Geschäfts- Kategorien Erlöse vermögen Kosten > mehrfache Zuordnung möglich > absolute und relative Umlaufverm. Innovation Investoren Zulieferer Bewertung möglich Kapitalrend. Anlageverm. Personal Prozesse Treiber Prod.-kosten Koord.-kosten Kunden Standort > eindeutige Zuordnung > Berücksichtigung mehrer Messgrößen Messgrößen 1 ar n/ er tn kp e 3 er m ar n/ er w eh tn kp e tz rn er m Ne nte w eh tz rn U Netzwerkbereich als Bewertungsgrundlage Ne nte U Unternehmen/Netzwerkpartner 2 Abb. 1: Ebenenmodell zur Ermittlung der Wertschçpfung in Netzwerken19 17 Vgl. Walther (2010), S. 263. 18 Vgl. Mçller (2006), S. 150-160. 19 Quelle: Mçller (2006), S. 153. 229
Organisation & IT 2.4 Kostenoptimierung Bekannte Zur Optimierung der Einzel- und Gemeinkosten der Beteiligten sind Instrumente i. d.R. keine neuen Rechenwerke erforderlich. Vielmehr sind solche heute anwenden blicherweise sehr gut ausgereift und in ihrer Aussagekraft dem Management bekannt. Gute Kostenrechnungssysteme der Teilnehmer vorausgesetzt – neben den klassischen idealerweise auch neuere Formen wie Prozess- und Lebenszykluskostenrechnung sowie Kaizen und Target Costing –, kçnnen diese Rechenwerke, nach einer entsprechenden Standardisierung, auch als Basis fr die Kostenermittlung im Rahmen einer Wertschçpfungskette genutzt werden. Standardisierte Rechen- systeme der Kettenmitglieder bieten dem Value Chain Controller zustzliche Informations- und Analysemçglichkeiten, z.B. im Sinne von Kostenvergleichen oder Benchmarkstudien. Gleichwohl bleibt die Frage, wie das Management einer Value Chain ggf. Einfluss auf die Kostenentwicklung bei einzelnen Mitgliedern nehmen kann, denn es wird vielfach nicht ausreichen, auf freiwillige Kosten- disziplin zu setzen. Dies gilt insbesondere dann, wenn mit ungeeigneten Transferpreisen zwischen den Beteiligten operiert wird.20 Hier muss der Controller wachsam sein und aus seinen Informationen Handlungs- empfehlungen ableiten und nachdrcklich dem Management vorlegen. Es ist eine Frage an die organisatorische Gestaltung und die Zuweisung von Managementfunktionen und -verantwortlichkeiten in der Value Chain (im Vertragswerk festzulegen), inwieweit Direktionsrechte und Sanktionen solche Empfehlungen untersttzen sollen. 2.5 Investitionsplanung Einzelfall- und Hufig werden die Errichtung und der Betrieb einer Value Chain Sach- unternehmens- und Personalinvestitionen erfordern. Damit verbunden ist die Frage, wer bezogene diese finanziert. Die Finanzierung von Investitionen ist immer einzel- Betrachtung bei fallbezogen und in erster Linie vom „zustndigen“ Kettenmitglied zu Investitionen klren.21 Doch unabhngig davon: Zur Ermittlung der Vorteilhaftigkeit einer Investition hat der Controller ausreichend bewhrte Instrumente zur Hand. Diese mssen innerhalb der Wertschçpfungskette abgestimmt und vereinheitlicht werden, was die Klrung methodischer Fragen erfordern wird – wiederum bis hin zur verbindlichen Festlegung in juristischen Vertrgen. 20 Vgl. Kap. 3.1 und 3.3. 21 Ggf. sind berkreuz-Finanzierungen unter den Kettenmitgliedern erforderlich, aber auch mçglich. Vgl. auch Kap. 3.1 und 3.3. 230
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten 2.6 Planung und Reporting Auch Entscheidungstrger in einer Wertschçpfungskette mssen vom Planung und Controller mit relevanten Daten auf dem Weg zu den definierten Zielen Reporting werden versorgt werden, jedoch ist die Aufgabe hier naturgemß komplex und komplexer kompliziert. Empfehlenswert ist eine Ausweitung, ggf. bis hin zu einer Angleichung, der vorhandenen Planungs-, Budgetierungs- und Repor- ting-Systeme aller Partner einer Wertschçpfungskette, soweit es Aktivi- tten im Rahmen von inner- oder berbetrieblichen Ketten betrifft. Der Detaillierungsgrad der zu planenden und zu beobachtenden Daten muss vom Nutzen fr das Wertschçpfungsmanagement der Kette, also von den fr erforderlich gehaltenen Steuerungsinformationen her, definiert werden. Dies kann der Controller nur in enger Abstimmung mit seinen Managementpartnern, ggf. aus verschiedenen teilnehmenden Unterneh- men, bewerkstelligen. Ist-Abweichungen zu Soll-Werten sollten im regelmßigen Reporting an das Wertketten-Management nicht nur aufbereitet und routinemßig vorgelegt werden, beispielsweise mittels Cockpit-Charts, sondern der Value Chain Controller sollte sich auch zutrauen, seine Handlungs- empfehlungen deutlich auszusprechen und deren Umsetzung nach- zuverfolgen. Es ist außerdem zu klren, wie Planung und Reporting fr eine Value Chain in die regulren Controlling-Systeme der beteiligten Unternehmen integriert werden. An dieser Stelle wird auf konkrete Gestaltungsvorschlge verzichtet, weil sich diese aus den gngigen Instrumenten des Projekt-Controllings verhltnismßig leicht ableiten lassen. 3 Erweiterte Aufgaben des Value Chain Controllers 3.1 Aufteilung der Wertbeitrge Die angemessene Aufteilung der monetren Ergebnisse einer Wert- Zuweisung der schçpfungspartnerschaft unter den Kettenmitgliedern ist die vielleicht Wertbeitrge anspruchsvollste Aufgabe fr den Value Chain Controller. Denn nur muss „gerecht“ wenn die geschaffenen Werte auf die Mitglieder „gerecht“, also ent- sein sprechend der Verursachung oder zumindest einvernehmlich, zugerech- net werden kçnnen, macht die Wertschçpfungskette wirklich Sinn: Wie schon ausgefhrt, erlaubt es prinzipiell erst eine solche Zurechnung jedem Kettenmitglied, seinen Beitrag zum wirtschaftlich besseren Abschneiden einer Wertschçpfungskette gegenber herkçmmlichen Organisationsformen klar zu erkennen. Kein wirtschaftlich Handelnder wird sich einer Wertschçpfungskette anschließen (wollen), sich ihr gar unterstellen, wenn dies nicht mit der Aussicht auf einen materiellen 231
Organisation & IT Vorteil fr ihn verbunden ist. Dieser kann nur in einer eindeutigen Zurechnung, und i. d.R. auch in einem kassenmßigen Zufluss, der Wertbeitrge beim Einzelnen ausgedrckt werden. Beispiel: Value Chain Management bei Benetton Ein praktisches Beispiel fr eine Gewinn- bzw. Wert-Zurechnungsphilosophie liefert der italienische Modebekleider Benetton: Er delegiert arbeitsintensive Teile des Produktionsprozesses an etwa 350 „Subkontrakt-Unternehmen“, die zwar rechtlich selbststndig, aber von Benetton wirtschaftlich abhngig sind, weil sie kein vollstndiges Produkt liefern. Zustzlich kontrolliert Benetton weiterhin den gesamten Produktionsprozess durch die Durchfhrung der zentralen und technologisch anspruchsvollen Phasen. Im Unterschied zu anderen Herstellern garantiert er jedoch den Netzwerk-Lieferanten einen vereinbarten Anteil am erwirtschafteten Gewinn der von ihm gesteuerten Wertschçpfungskette.22 berzeugende Die Fachliteratur bietet bisher zur Aufteilung der Wertbeitrge nur Anstze fehlen wenige bis keine Lçsungsanstze. Das Grundproblem ist, dass es keine Marktpreise fr den Beitrag eines einzelnen Kettenglieds gibt und eine Abkehr von der Denkweise im Zusammenhang mit klassischen Ver- rechnungs- bzw. Transferpreisen notwendig ist. Auch „cost plus“-An- stze passen nicht mehr ins Bild. Zu beachten ist zustzlich, dass – insbesondere bei langen Wertschçpfungsketten – noch nicht am Markt realisierte Gewinne bzw. Wertbeitrge eine Rolle spielen kçnnen: Erst wenn ein Produkt an den Endkunden verkauft ist, hat es im Idealfall Wert fr die gesamte Kette geschaffen. Erst dann ist theoretisch eine Verteilung der geschaffenen Werte mçglich. In der Praxis wird man – schon zur Lçsung der Finanzierungspro- blematik bei den einzelnen juristischen Einheiten der Wertschçpfungs- kette – nicht darum herumkommen, die Verteilung des geschaffenen Werts in zwei Stufen vorzunehmen: Zunchst eine, ggf. recht will- krliche, Zurechnung und Bezahlung kalkulatorisch vorlufig ermittelter Ertrge und spter eine „Korrektur“ durch Ab- und Nachschlge, um die „richtigen“ Wertbeitrge widerzuspiegeln, wenn sie denn berechnet werden konnten. Ein Grenzfall wre sicherlich die Erstattung der (einheitlich definierten) Vollkosten an jeden Teilnehmer einer Wert- schçpfungskette im ersten Schritt und eine sptere Verteilung bzw. Verrechnung positiver oder negativer Wertbeitrge. Denkbar sind solche Verrechnungen und Zahlungen in den verschiedensten Formen, z.B. auch im Rahmen eines „Pools“, der nach Auszahlung aller Wertbeitrge 22 Vgl. Sydow (2005), S. 32-35. 232
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten aufgelçst wird, der aber auch der gezielten berkreuzfinanzierung der Teilnehmer dienen kçnnte. Achtung: Verteilung des Cashflows Zu bedenken ist hier, dass unter Cashflow-Gesichtspunkten eine schnelle, ggf. vorlufige Verteilung der Erlçse bzw. Rohertrge an die Ketten-Beteiligten oder aber eine Vorab-Verteilung der Ertrge mit nachfolgender Adjustierung notwendig ist. Sollte ein Pool als gesellschaftsrechtliche Einheit konzipiert werden, wren die Folgen steuerrechtlicher Art fr die Beteiligten zu bedenken, z.B. bei einer Gewinnzurechnung mit Steuerpflicht bei den Beteiligten. Solche Vorschlge sind aber nur „Technik“, denn es bleibt zunchst die Aufteilungs- Frage nach der gerechten Aufteilung des geschaffenen Werts innerhalb kriterien noch zu der Kette zu beantworten. Wie gesagt, gibt es hierfr bisher nur entwickeln rudimentre Vorstellungen. Kraus gibt z.B. ein zweidimensionales Schema fr eine Aufteilung der Gewinne im Automobilsektor als Ex-ante-Vorstellung wieder.23 Es ist zu vermuten, dass in der Praxis ein solches Schema von der Verhandlungsstrke der Teilnehmer beeinflusst wrde – und damit kçnnte es Akzeptanzprobleme bei den „schwche- ren“ Kettenmitgliedern verursachen (s. Abb. 2). Abb. 2: Profit-Pool in der automobilen Wertschçpfungskette24 23 Vgl. Kraus (2005), S. 181. 24 Quelle: Kraus (2005), S. 180, dort zitiert aus einer Studie „Automobiltechnologie 2010“ von Mercer Management Consulting aus dem Jahre 2001. 233
Organisation & IT Achtung: Wenn starke Partner ihre Position ausntzen … Fachlich unschçn und wenig motivierend ist es, wenn die fhrenden Partner einer Value Chain den anderen Mitgliedern Preise fr ihre Leistungen „einrumen“, die diesen eine auskçmmliche „Marge“ lassen und eine etwaige restliche Wertschçpfung vom fhrenden Partner vereinnahmt wird. Diese „Verteilung“ der geschaffenen Wertbeitrge ist z. B. in der Automobilbranche oder in der Schuhindustrie durchaus nicht unblich, mçglicherweise mangels ausreichender Erkenntnis der Zusammenhnge einer Wertschçpfungskette, wie sie in diesem Artikel propagiert wird. Hilfslçsungen wie eine simple Zuordnung der erzielten Wertbeitrge „nach Kçpfen“, d.h. nach der Anzahl der beteiligten Unternehmen oder der Verrechnung des geschaffenen Werts als Kostenaufschlge („cost plus“), erscheinen vorsintflutlich. Sie sind wenig zielfhrend und nur dann akzeptabel, wenn alle Beteiligten es so wollen und einen Sinn darin sehen. Aber auch professionellere Vorschlge mssen von den Betei- ligten in erster Linie akzeptiert werden. Ansonsten ist die Motivations- wirkung einer solchen Verteilung schnell dahin, ja, es kann schon das Zustandekommen einer Value Chain torpediert werden. Einsatz des Unterstellt, das materielle Vermçgen jedes Partners kçnnte, richtig materiellen und ermittelt, der Wertschçpfungskette zugerechnet und der Verteilung der des immateriellen geschaffenen Wertbeitrge zugrunde gelegt werden, so wrde dies jedoch Kapitals nur den (nach welchen berlegungen auch immer) bilanzierten Kapital- honorieren einsatz „honorieren“. Gerade bei hoch innovativen Aufgaben wird jedoch derjenige Teilnehmer die hçchste Wertsteigerung generieren, der nichtbilanzielles, intangibles Kapital einsetzt. Die Notwendigkeit einer Bewertung der intangiblen Werte wurde zwar inzwischen erkannt, die berlegungen zu geeigneten Methoden und Rechenverfahren zu ihrer Erfassung, auch als Basis fr die angesprochenen Verrechnungen, stehen aber erst am Anfang.25 Mçller beispielsweise schlgt zur Ermittlung der individuellen Wertbeitrge eine Transaktionskostenrechnung vor. In Ergnzung der traditionellen Kostenrechnung wird hier die Wertnde- rung durch eine Transaktion unter Einbezug von Intangibles abge- bildet.26 Die Praxistauglichkeit dieses Vorschlags ist offen. Derzeit verbleibt, aus Sicht der Verfasser, die vorlufige Idee, in den zuvor erwhnten konsolidierten Deckungsbeitragsrechnungen27 ber richtig angesetzte kalkulatorische Zinsen den materiellen Kapitaleinsatz pro Teilnehmer abzurechnen und de facto ber die Transferpreise an die Wertschçpfungspartner zu vergten. Eine Wertschçpfung, die durch den Einsatz von immateriellen Vermçgensbestandteilen, wie Wissen und 25 Vgl. Mçller (2006), S. 70-75, und Picot/Reichwald/Wigand (2003), S. 551. 26 Vgl. Mçller (2002), S. 322 f. Vgl. ferner Kap. 3.3. 27 Vgl. Kap. 2.1. 234
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten Humankapital, bedingt ist, kann derzeit nur nach gemeinsam verein- barten „freihndigen“ Zurechnungen auf die Partner erfolgen, z.B. mithilfe von quivalenzziffern, die die Beitrge der Partner gewichten. Dies wrde praktisch ber Zu- und Abschlge bei den Transferpreisen erfolgen mssen oder durch eine separate Zu- und berweisung an jedes einzelne betroffene Kettenmitglied. Die Fehlsteuerung des Ressourceneinsatzes aufgrund ungeeigneter Lç- Gefahr der sungen fr die Zurechnung der Wertschçpfung der Kette kann enorm Fehlallokation sein: Einzelne Wertschçpfungspartner werden im Zweifelsfall innovative von Ressourcen Ideen unterdrcken, weil deren Verwirklichung ihnen keine Vorteile bringt. Wrde der Partner hingegen seinen „gerechten“ Anteil an der Wertschçpfung bekommen, wre ein Anreiz gesetzt, Gutes durch Besseres zu verdrngen und damit im echten Sinne der Value Chain zu agieren, d. h. die Steigerung des Kundennutzens in den Vordergrund zu stellen. Es braucht deshalb nicht hervorgehoben zu werden, dass die „Verteilungsproblematik“ in der Wertschçpfungskette zu den beson- ders vorrangig weiter zu erforschenden und zu diskutierenden Themen gehçren muss. 3.2 Suche nach geeigneten Partnern und Standorten Der Initiator einer Wertschçpfungskette ist naturgemß bestrebt, geeig- nete Partner zu finden. Mçller unterscheidet auf Basis eines Vorschlags von Sydow/Windeler vier elementare Aufgaben des Managements von Netzwerken:28 • die Selektion von Netzwerkpartnern, • die Allokation von Aufgaben und Ressourcen, • die Regulation der Zusammenarbeit im Netzwerk und • die Evaluation der Netzwerkunternehmungen. Insbesondere im Rahmen der ersten beiden Aufgaben ist es von zentraler Komplementre Bedeutung, komplementre Partner zu finden, d.h. solche, die die Partner Core-Kompetenzen der einzelnen Partner in geeigneter Weise ergnzen und nicht Schwchen multiplizieren. Gemeinhin spricht man davon, Synergien herauszuarbeiten oder Wettbewerbsvorteile („competitive advantages“) zu potenzieren. Der Auswahlprozess kann von informellen Handschlagvertrgen unter langjhrigen Geschftspartnern bis zu einer systematischen Suche nach mçglichen Partnern, verbunden mit einer sog. „due diligence“, gehen, bevor ein Vertrag abgeschlossen wird. Hier hat der Controller ein wichtiges und ggf. weites Aufgabenfeld: Er muss 28 Vgl. Mçller (2005), S. 177. 235
Organisation & IT potenzielle Partner „bewerten“. Dabei geht es vor allem darum, diese auf ihre Zuverlssigkeit hin abzuschtzen und Risiken auf ein berechen- und vertretbares Maß zu reduzieren sowie diese fr die Auswahl zu quantifizieren. Hierzu nimmt der Controller Anleitung bei den bekann- ten quantitativen und qualitativen Tools zur Abschtzung von Projekt- risiken. Standortwahl Eng verbunden mit der Suche nach Partnern ist hufig die Suche nach geeigneten Standorten. Diese kann der Suche nach geeigneten Partnern vorgelagert sein, wenn z.B. Kostenvorteile genutzt werden sollen, die mit Standorten verbunden sind. Auch hier ist der Controller mit seinen vorhandenen Tools involviert, z.B. durch Kosten- und Standortver- gleiche. Einsatz von Methodisch ist fr die Auswahl alternativer Standorte oder alternativer Scoring-Modellen Partner der Einsatz von Scoring-Modellen, kombiniert mit einer Portfolio-Analyse, zu empfehlen. Ein Beispiel fr die Bewertung potenzieller Partnerschaften mithilfe eines solchen Punktesystems zeigt Abb. 3. Bewertung mit entsprechend Bewertung mit entsprechend differenzierter Punkteskala! differenzierter Punkteskala! Chancen- Risiko- Chancen- bewertung gering mittel groß Risiko- bewertung gering mittel groß merkmal merkmal Steigert das Unternehmensimage Verwässerung der eigenen Marke Verbessert die finanzielle Finanzrisiko durch vertragliche Handlungsfähigkeit Bindung an Partner Erweitert das unternehmerische Know-how-Abfluss Know-how Technische Abhängigkeit vom Erhöht die Produktionsflexibilität Partner nimmt zu Überschneidungen in der Verbessert die Qualität Produktpalette Schafft Synergieeffekte im Bereich Unterschiede im Führungs- und Beschaffung Steuerungssystem der Partner Erschließt Diversifikations- Drohende Personalrisiken auf möglichkeiten Grund von Überkapazitäten Bietet schnell verfügbare neue und Hoher Aufwand zur Integration attraktive Vertriebsstrukturen in die Unternehmensorganisation Ermöglicht umfangreiche F&E- Aktivitäten Gesamtchancen Gesamtrisiko Abb. 3: Chancen-Risko-Vergleich alternativer Partnerschaften 236
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten Es ist zunchst ein Kriterienkatalog zu erstellen, der mçgliche Chancen und Risiken einer Partnerschaft konkretisiert. Diese sind anschließend von der Unternehmensleitung, idealerweise mit Untersttzung externer neutraler Berater, zu bewerten. Die Bewertungsskala kann dabei eine sehr grobe (gering – mittel – groß) oder auch sehr feine (Punktskala von 1 bis 10) Differenzierung aufweisen. Typische Kriterien sollen dabei die Auswirkungen der Partnerschaft auf Unternehmensimage, Markt- und Produktstrategie, Kosteneinsparpotenzial durch Nutzung von Synergien, Unternehmenskultur und Unternehmensorganisation, Kommunikation u.a. messbar machen. Die abschließende Bewertung kçnnte dann noch durch Visualisierung der Ergebnisse mithilfe eines Chancen-Risiko- Portfolios nach dem Muster in Abb. 4 ergnzt werden. Wie bei Portfolio-Analysen blich, lassen sich aus den den jeweiligen Quadran- ten zugeordneten Normstrategien Empfehlungen fr das weitere Vor- gehen hin zu einer angestrebten Partnerschaft ableiten. Handlungsempfehlung hoch (‚Normstrategie‘): Chancen der Partnerschaft (3) (4) (1) Partnerschaft nicht weiter A verfolgen B (2) nach neuen, anderen geeigneten Partnern suchen (3) Partnerschaft anstreben; dabei Risiken genauer (1) (2) analysieren, quantifizieren gering C und Risikostrategie entwickeln (4) Partnerschaft ohne hoch gering Einschränkungen anstreben Risiken der Partnerschaft X Potenzielle Partnerschaft X (Kreisumfang gibt Größe des Partners wieder) Abb. 4: Chancen-Risko-Portfolio alternativer Partnerschaften Im Beispiel in Abb. 4 wre eine Partnerschaft A uneingeschrnkt erstrebenswert. Bei der Alternative B msste man die Risiken genauer analysieren und erst nach Verabschiedung einer Risikostrategie die Partnerschaft anstreben. Alternative C ist auszuschließen. Der Value Chain Controller sollte bei dieser auf einem Scoring-Modell basierenden Portfolio-Analyse eine initiierende und koordinierende Rolle berneh- men und das Management der Wertschçpfungskette bei der Bewertung und Entscheidung untersttzen. 237
Organisation & IT 3.3 Transferpreise/Transaktionskostenstze Klassische Wie bereits ausgefhrt, mssen die Leistungen rechtlich unabhngiger Abrechnungs- Unternehmen innerhalb einer Value Chain untereinander „abgerechnet“ methoden werden: zielorientiert einsetzen • Zum einen erfordern dies die handels- und steuerrechtlichen Vor- schriften fr gewerbliche Unternehmen. Diese Vorschriften sind im internationalen Verkehr durchaus unterschiedlich, orientieren sich aber zumeist am klassischen Modell einer Marktbeziehung („arm's length principle“) bzw. am Modell der Zuschlagskalkulation („cost plus“) und nicht am neuen Modell einer auf das gemeinsame Ziel der Wertgenerierung ausgerichteten Wertschçpfungskette.29 Sie sind des- halb pragmatisch auszulegen und anzuwenden, ggf. mit Korrektur- mechanismen, Ergnzungszahlungen u. ., um letztendlich die wirk- lichen Wertschçpfungsbeitrge physisch, d. h. in Geld, zu den Einzelunternehmen zu transportieren. • Zum anderen erfordert es – wie schon ausgefhrt – die Finanzierung der Wertschçpfungsaktivitten durch die Beteiligten, dass ber rechtzeitige Abrechnung und Bezahlung ihrer Beitrge ein entspre- chender Kassenfluss entsteht. Gerade das Working Capital Manage- ment der Beteiligten wird durch die Gestaltung einer Wertschçp- fungskette in vielfltiger Weise berhrt – und wirft naturgemß Finanzierungsfragen auf. Ahlichs/Knupperts zeigen Anstze fr das Working Capital Management in prozessorientierten Unternehmen auf, die ggf. bertragen werden kçnnen.30 Das Gesagte gilt ebenso fr die Finanzierung ggf. notwendiger Sachinvestitionen und die Finan- zierung immaterieller Gter fr die Zwecke einer Wertschçpfungs- kette. In der Praxis erfolgt die Leistungsverrechnung zwischen den Beteiligten aus den beiden oben genannten Grnden ber Transferpreise und/oder Transferzahlungen, die jedoch nun neu interpretiert werden mssen. Ein Ansatz wre z.B. die Verwendung von Transaktionskostenstzen.31 Auf jeden Fall sollte der Value Chain Controller bei der Konzipierung der Formen der Leistungsverrechnung und bei den faktischen Abrechnungen zumindest mitwirken und dies nicht allein den durch herkçmmliche Denkweisen geprgten Experten berlassen. Insbesondere muss er aber die Auswirkungen der gewhlten Abrechnungsverfahren auf die lokalen Rechenwerke der Kettenmitglieder beobachten und sofort gegensteuern, wenn hieraus fehlerhafte Managemententscheidungen resultieren. 29 Vgl. Kap. 3.1. 30 Vgl. Ahlrichs/Knuppertz (2006), S. 281ff. 31 Vgl. Kap. 3.1 sowie Mçller(2006), S. 101-105, und Picot/Reichwald/Wiegand, S. 552ff. 238
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten Achtung: Verrechnungspreise nicht zur Steuerung nutzen Verrechnungspreise lassen i.d. R. (auch unrealisierte) Zwischengewinne ent- stehen, die die Beteiligten aufgrund hergebrachter Denkweisen zu (im Sinne der Kette) suboptimalen Handlungen veranlassen kçnnen. Deshalb drfen sie in der Value Chain keine Steuerungsfunktion haben; vielmehr sind allein die Managementrechnungen des Controllers entscheidungsrelevant. Zu bedenken sind ggf. die steuerrechtlichen Wirkungen der gewhlten Steuerliche Verrechnungen, da diese die Steuerlast der Beteiligten verndern Effekte kçnnen kçnnen. Steuerliche Effekte und Optimierungen sollten selbstverstnd- Zusatz-Wert- lich auch in Wertschçpfungsketten genutzt werden, aber im Sinne der beitrge schaffen Erfolgssteuerung einer Value Chain als „Zusatz-Wertbeitrag“ gelten und entweder den betroffenen Kettenmitgliedern berlassen oder an alle Kettenmitglieder (einvernehmlich) verteilt werden. Von Ausnahmen abgesehen, wre es ein Schritt zu viel, wollte man im globalen Maßstab (mçgliche) Nach-Steuern-Effekte zur Voraussetzung fr die Bildung einer Value Chain machen. Wenn sich eine solche Kette „vor Steuern“ nicht lohnt, d. h., wenn auf dieser Basis kein Wert geschaffen wird, sollte man es lieber lassen. Steuervorteile sind, insbesondere im globalen Kontext, zu flchtig, um hierauf strategische Partnerschaften – wie es die meisten Wertschçpfungsketten sind – aufzubauen. 3.4 Vertrags-Controlling Diese Aufgabe ist ganz neu fr einen Value Chain Controller. Mçglicher- Vçllig neue weise hat er sie schon im Zusammenhang mit strategischen Part- Controlling- nerschaften „zelebriert“. Sie ist aber unerlsslich, denn alles in einer Aufgabe unternehmensbergreifenden, gar globalen, Wertschçpfungspartner- schaft muss, wie schon ausgefhrt, in einem Vertragswerk geregelt werden, weil es hierfr keine – im kontinental-europischen Sinne – normativen Vorschriften gibt. Fr angelschsische Kollegen ist dies, im Gegensatz zu vielen deutschen Controllern, weniger ein Problem, weil sie solche Situationen in ihrem fallorientierten Rechtssystem gewçhnt sind. Meist wird außerdem Englisch als Sprache internationaler Vertragswerke gewhlt und schon das kann Schwierigkeiten bei der Interpretation von Vertragsbestimmungen, insbesondere im globalen Kontext, mit sich bringen. Hinzu kommt allgemein, dass der zahlenorientierte Controller hufig Probleme mit den juristischen Ausdrucks- und Darstellungs- formen hat. Gleichwohl: Jede einzelne Bestimmung eines Kooperationsvertrags muss nachgehalten werden. Bei Abweichungen mssen die blichen Con- trolling-Warnsignale aufleuchten und es sind Abhilfemaßnahmen ein- 239
Organisation & IT zuleiten. Es empfiehlt sich, entsprechende (ggf. verbale) Hinweise in das regelmßige Value Chain Reporting einzubauen. Selbstverstndlich kçnnen gravierende Vertragsverstçße Sofortmaßnahmen erfordern, die der Controller dann ebenfalls sofort zu adressieren hat. 3.5 Kooperations-/Beziehungs- und Vertrauens-Controlling Netzwerkkultur, Gerade bei einer Wertschçpfungskette, in der mehrere unabhngige, Netzwerkklima teilweise global an verschiedenen Standorten angesiedelte Unternehmen und Netzwerk- zusammenarbeiten, hat das Beziehungsmanagement eine besondere identitt Bedeutung. Es hat die Aufgabe, die unterschiedlichen, oft auch gegen- stzlichen Interessen und Handlungen der Kettenmitglieder auf die gemeinsam definierten Ziele auszurichten und zu koordinieren. Zu beachten sind hierbei auch Principal-Agent-Aspekte, unterschiedliche Eigeninteressen und Ansichten ber Ehrenkodexe und Korruption sowie die jeweiligen Unternehmenskulturen, die zugleich oft standort- und lnderabhngig sind. Der Controller muss die Schaffung „eines Netz- werkmilieus als schwchere Form einer Netzwerkkultur, das durch gemeinsame Erfahrungen, Traditionen, Orientierungen und Einstel- lungen der Netzwerkteilnehmer gekennzeichnet ist“,32 untersttzen. Dazu gehçrt auch die Mitwirkung an der Definition und an der Einfhrung eines einheitlichen Werte- und Normensystems. Verbun- den mit der Netzwerkkultur sind nach Mçller das Netzwerkklima, das die Qualitt der Arbeitsbeziehungen und die interne „Stimmung“ wieder- gibt, und die Netzwerkidentitt, die sich im Erscheinungsbild der Mitglieder nach außen gegenber Kunden, Lieferanten etc. zeigt.33 Wichtig fr den Controller ist es, messbare Kennzahlen als Indikatoren fr die Beziehungsqualitt innerhalb der Value Chain zu definieren. Dies ist nicht einfach, da viele der zu betrachtenden Variablen sog. „Intangibles“ sind. Pollmeier schlgt beispielsweise vor, in der Koope- rationsperspektive ihrer Supply Chain Balanced Scorecard folgende Kennzahlen nachzuhalten: • die Zugehçrigkeitsdauer der Kettenmitglieder, • damit verbunden der Zufriedenheitsindex, • die Vertrauens-, Konflikt-, Fluktuations- und Vertragsbruchrate. 34 Vertrauen ist Der wichtigste Indikator fr die Beziehungsqualitt in einer Wert- Voraussetzung schçpfungskette ist das gegenseitige Vertrauen. Vertrauen ist eine einer Value Chain zentrale Voraussetzung fr die Koordination, die Stabilitt und den Erfolg der Kette und damit oft wichtiger als vertragliche Regelungen. 32 Jehle (2005), S. 181, vgl. auch S. 161-181. 33 Vgl. Mçller (2006), S. 103-106, insb. S. 104. 34 Vgl. Pollmeier (2008), S. 277-282. 240
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten Jehle stellt daher fr Supply-Netzwerke ein von Weber/Bacher/Gebhardt/ Voss bernommenes Bewertungsschema vor, das auch auf Wertschçp- fungsketten bertragen werden kann (s. Abb. 5). Vertrauen Intuition Emotionales Zuverlässigkeit Kompetenz Vertrauen Verletzbarkeit Loyalität > Abmachungen > Auswahl eines > Mitarbeiter an > Verletzbarkeit > Demonstration einhalten Partners, der der Schnitt- der Partner hoher Einsatz- nachgewiesene stelle zu Partner- vorsichtig bereitschaft für > Vorhersehbares technologische unternehmen managen den Partner Verhalten Kompetenz sollten hohe gegenüber besitzt Kompetenz > Informations- > Fordern der- dem Partner besitzen austausch unter selben Einsatz- > Sicherstellen, Berücksichtigung bereitschaft dass kompetente > Wichtige der Interessen durch den und erfahrene Eigenschaften: der Partner Partner für das Leute des gutes Know-how eigene Unter- Partnerunter- von Methoden, nehmen nehmens und Technologie und die Partner- Funktionen, schaft betreuen gute Führungs- fähigkeiten und „gesunder Menschen- verstand“ Bewertung Bewertung Bewertung Bewertung Bewertung Niveau: 4 Niveau: 5 Niveau: 3 Niveau: 4 Niveau: 5 Tendenz: h Tendenz: j Tendenz: j Tendenz: j Tendenz: l Reflexion Gemeinsame Ursachenanalyse und Definition von Maßnahmen bei niedrigen Vertrauenswerten Abb. 5: Bewertungsschema fr Vertrauen in Supply-Netzwerken35 3.6 Internal und External Audit/Corporate Governance Die Ttigkeit interner und externer Auditoren sowie die Anwendung Noch heute blicher Corporate-Governance-Vorschriften auf Wertschçp- unbearbeitetes fungsketten ist ein noch unbearbeitetes Thema. Die Funktion des Thema Internal Audit kann sicherlich nach hnlichen Grundstzen wie die fr 35 Quelle: Jehle (2005), S. 170. 241
Organisation & IT Projekte und strategische Allianzen gestaltet werden; dieser Punkt soll jedoch in diesem Aufsatz nur angerissen werden. Externe Auditoren sind hauptschlich auf rechtliche Einheiten und deren Jahresabschlsse nach den jeweils gltigen Rechnungslegungs- vorschriften orientiert. In diesem Zusammenhang prfen sie aber beispielsweise die im Kap. 3.3 erwhnten Transferpreise zwischen den Beteiligten der Wertschçpfungskette. Auch stellen sie durch ihre Kon- trollttigkeiten die Korrektheit von Abrechnungen sicher und nehmen Geschftsprozessprfungen vor. Sie beurteilen die Geschftslage, die Anwendung der Corporate-Governance-Regeln und sind zu Aussagen ber das Risikomanagement einer Firma verpflichtet. In der Regel haben sie eine gute Kenntnis der Geschftsablufe. Es wre fr den Value Chain Controller ungeschickt, sich einerseits nicht in geeigneter Weise die Erkenntnisse externer Auditoren nutzbar zu machen, zum anderen nicht durch entsprechende Informationen deren Arbeit und deren Beurteilungen zu untersttzen. Auf diesem Gebiet ist noch konzeptio- nelle Arbeit zu leisten; Anstze in der Literatur liegen nach Kenntnis der Verfasser bisher nicht vor. 3.7 Risiko-Controlling Bestandteil des Das Spiegelbild der Chancen einer Wertschçpfungskette sind die mit ihr Steuerungs- und verbundenen Risiken, angefangen bei den politischen und rechtlichen berwachungs- Bedrohungen im globalen Kontext bis zum Wissensabfluss und zu instrumentariums unterschiedlichen Korruptionsgepflogenheiten. Jehle verlangt deshalb zu Recht ein gezieltes Management von Chancen und Risiken zur vollen Wertentfaltung einer Wertschçpfungskette.36 Bisher gibt es nur erste Anstze hierzu.37 Solche mssen vor allem aus den vorhandenen und in Entwicklung befindlichen Instrumenten des Risiko-Controllings bei Einzelfirmen entwickelt werden. So gibt beispielsweise Wolf nach einer Untersuchung der spezifischen Risiken von Unternehmensnetzwerken Gestaltungsempfehlungen fr Controlling-Instrumente, die er aus vor- handenen Werkzeugen des Risikomanagements ableitet.38 Er schlgt, wie auch Jehle oder Pollmeier, die Integration in den Steuerungs- und berwachungsprozess im Rahmen einer Balanced Scorecard vor.39 36 Vgl. Jehle (2005), S. 154-156. 37 Vgl. z. B. Ponis (2010), S. 1, 4, 51ff. 38 Vgl. Wolf (2010), S. 345. 39 Vgl. Wolf (2010), S. 285-304, sowie Jehle (2005), S. 156-159, und Pollmeier (2008), S. 277, 287f., 289-305. Vgl. auch Kap. 2.2. 242
Controlling-Instrumente in Wertschçpfungsketten 3.8 Investor Relations und wertorientierte Kapitalmarktkommunikation Wie schon fr Einzelunternehmen oder Konzerne blich, kçnnte auch Der Value Chain eine Wertschçpfungskette ihre Ttigkeit als „Investitionsobjekt“ Kapi- Controller als talanlegern anbieten. Dies stçßt aber an Grenzen, da die Wertschçp- Partner externer fungskette keine rechtliche Einheit ist, in die von außen investiert Kapitalgeber werden kann. Es wird also i.d. R. darum gehen, die Teilnahme an einer Wertschçpfungskette untersttzend bei der Kapitalsuche einer oder mehrerer an der Kette teilnehmenden Gesellschaften anzufhren. Das Gleiche gilt im Rahmen der pflegenden Investor-Relations-Ttigkeiten der an der Wertschçpfungskette beteiligten Einzelunternehmen. Wegen seiner Kenntnis der Zahlen und Ablufe wird es i. d.R. der Controller sein, der in solchen Fllen Rede und Antwort stehen und beispielsweise den Beitrag der Value Chain zur Ertragskraft einer Einzelfirma darstellen kann. Sind quantitative Angaben nicht erwnscht, kann der Controller auch mit qualitativen Darstellungen punkten. Er sollte sich deshalb dieser Aufgabe im Sinne der Wertschçpfungskette nicht entziehen und auch hier den gngigen Vorbehalt berwinden, Con- troller seien „interne, graue Muse“. 4 Organisatorische Eingliederung des Value Chain Controlling Bei einer Wertschçpfungskette handelt es sich im Prinzip um eine Keine Leistungsgemeinschaft, die einheitlich gefhrt und auf ein Ziel aus- klassische, nun gerichtet sein muss, um den optimalen Kundennutzen und damit – wie unternehmens- ausgefhrt – einen maximalen Wertbeitrag jedes einzelnen Kettenmit- bergreifende Aufbau- glieds zu erreichen. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass sie keine organisation Aufbauorganisation im traditionellen Sinne zur Verfgung hat, weil eine vorhanden solche blicherweise auf rechtliche Einheiten orientiert ist. Fr das Management von Wertschçpfungsketten werden die Werkzeuge und Fhrungsprinzipien des Netzwerk- und/oder Kooperationsma- nagements eingesetzt, die zwar solche Begrenzungen berwinden, gleich- wohl aber rechtliche Einheiten als „Gehuse“ nutzen (mssen). Zum Beispiel kçnnen Arbeitsvertrge nur zwischen einem Controller bzw. einem Manager und einem rechtlich verfassten Unternehmen geschlos- sen werden. Dies zeigt schon, dass die organisatorische Anbindung des Controllings an eine rechtliche Einheit erforderlich ist, obwohl dessen Aufgaben ber dieses Gebilde hinausgehen. Je nach Gestaltung, Aufgabe und Grçße der Wertschçpfungskette kann es sich anbieten, dass ein beteiligtes Unternehmen bzw. sein/e Controller die Aufgabe des Value 243
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