Corona-Pandemie - Fakten Pharmazie - Prof. Dr. Theo Dingermann Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung

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Corona-Pandemie - Fakten Pharmazie - Prof. Dr. Theo Dingermann Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung
Corona-Pandemie - Fakten Pharmazie

                             Prof. Dr. Theo Dingermann
                     Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung
                              T.Dingermann@avoxa.de
6. Mai 2020
Corona-Pandemie - Fakten Pharmazie - Prof. Dr. Theo Dingermann Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung
Das Virus und die Krankheit

              SARS-CoV-2

                                       Covid-19

6. Mai 2020
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Die Cornaviridae

              Die Coronavirus-Krankheit wurde erstmals in den 1930er Jahren beschrieben.

              Im Jahr 1965 wurde HCoV-229E als erstes humanes Coronavirus isoliert.

              HCoV-NL63, HCoV-OC43 und HCoV-HKU1 sind drei weitere derzeit zirkulierende HCoVs.

              Diese vier Coronaviren sind beim Menschen endemisch und stellen nach den Rhinoviren eine
              wichtige Ursache für Erkältungskrankheiten dar, die in gemäßigten Klimazonen gehäuft im
              Winter und Frühjahr auftreten.

6. Mai 2020
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Die Cornaviridae

              Im November 2002 kam es zum Ausbruch einer Epidemie, die durch das schwere akute
              respiratorische Syndrom (SARS) gekennzeichnet war.

              Verursacht wurde diese Krankheit durch ein fünftes, hoch pathogenes Coronavirus, das SARS-
              Coronavirus (SARS-CoV-1).

              Zwischen ihrem ersten und letzten Auftreten wurden der WHO 8.096 Fälle mit 711
              Todesfällen gemeldet. Das entspricht einer Fallsterblichkeitsrate (CFR = case fatality rate)
              von 9,6%.

6. Mai 2020
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Die Cornaviridae

              Ein sechstes Coronavirus wurde 2012 im Vereinigten Königreich nach der Krankenhauseinweisung
              eines Patienten mit einer SARS-ähnlichen Krankheit identifiziert.

              Auslöser war das Middle East Respiratory Syndrome-Virus (MERS-CoV), das hauptsächlich in
              Saudi-Arabien und anderen Ländern des Nahen Ostens zirkulierte.

              Die CFR dieser Krankheit übersteigt 30%.

6. Mai 2020
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Die virale Struktur

6. Mai 2020
Corona-Pandemie - Fakten Pharmazie - Prof. Dr. Theo Dingermann Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung
Die virale Struktur
     Human-pathogene Coronaviren
     besitzen eine kugelförmige Struktur.

     Sie sind 120-160 nm in Durchmesser
     und besitzen typischerweise keulen-
     förmige Oberflächenprojektionen
     ("Peplomere" oder "Spikes").

     Das Genom besteht aus einem 28-32
     Kilobasen großen, positiv orientierten
     RNA-Einzelstrang, der die klassische
     Struktur einer mRNA besitzt.

     Die genomische RNA ist in einem
     Nukleokapsid (N-Protein + RNA) mit
     helikaler Symmetrie eingeschlossen.
6. Mai 2020
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Die virale Struktur
              In die menschlichen Zellen dringen die Viren über ihr
              S (Spike)-Protein ein, das an Rezeptoren auf
              Wirtszellen bindet.

              Verschiedene Wirtsrezeptoren wurden für die
              verschiedenen menschlichen Coronaviren
              identifiziert:

              • HCoV-229E verwendet die Aminopeptidase N.
              • HCoV-OC43 verwendet 2,3- oder 2,6-Alpha-
                Sialinsäure-Rezeptoren (wie das Influenzavirus).
              • SARS CoV-1 und SARS-CoV-2 bindet an das
                Angiotensin-Converting-Enzym 2 (ACE2).
              • MERS CoV benutzt die Dipeptidylpeptidase 4              Quelle: NIAID, CC 2.0, Creative Commons
                (DPP4).

6. Mai 2020
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Das Virus und die Infektion

6. Mai 2020
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Das Virus und die Infektion
                   SARS-CoV-2

                                                  Aktivierung
                     Anheftung und                                                           Virusfreisetzung
                  Eintritt in die Zelle

                                                   TMPRSS2
                                                                       ACE2-
                                                                      Rezeptor
                                                    Fusion
                                                                                 Exozytose

                                           Freisetzung
              Nichtstruktur-                            Struktur-
              proteine (NSP)         Genomische       proteine (SP)
                                        RNA                                      Vesikel

               Translation der
              RNA-Polymerase
                                                                                 Golgi-
                                           Replikation der                       Apparat
                                           genomischen RNA

                                           Translation der
                                           Strukturproteine

                                                                         Raues endoplasmatisches Reticulum

6. Mai 2020
Die endosomale Aufnahme der Viren in die Zelle

              Nach der Rezeptorbindung wird das S-Protein durch durch membranständige Proteasen
              (Cathepsin, Type Two Transmembrane Serin Proteases/TTSP und andere) gespalten.

              Die Spaltung des S-Proteins erfolgt an zwei Stellen.

              Nach endosomaler Aufnahme erfolgt die Fusion der viralen und zellulären Membranen im sauren
              endosomalen Milieu.

6. Mai 2020
Intrazelluläre Replikation

              Nach der Aufnahme folgt zunächst die
              Translation des Bereichs, der die Information für
              die virale Replikase enthält.

              Die zwei resultierenden Polyproteine enthalten
              sämtliche Nichtstrukturproteine (nsp) des Virus,
              die für die intrazelluläre Replikation wesentlich
              sind.
              Die Polyproteine werden durch Proteasen zu
              einzelnen nsp gespalten.

6. Mai 2020
Intrazelluläre Replikation

              Viele dieser nsp setzen sich
              dann zum Replikase-/Tran-
              skriptase-Komplex (RTC)
              zusammen, der die virale
              RNA repliziert.

              Nach der Replikation werden
              die viralen Strukturproteine
              S, E und M translatiert und
              in das endoplasmatische
              Retikulum (ER) eingefügt.

6. Mai 2020
Virus-Assemblierung
                                                                     SARS-CoV-2

              Die Strukturproteine wandern dann in das                                              Aktivierung
                                                                       Anheftung und
              endoplasmatische Retikulum-Golgi-                     Eintritt in die Zelle
                                                                                                                                               Virusfreisetzung

              Zwischenkompartiment (ERGIC).                                                          TMPRSS2
                                                                                                                         ACE2-
                                                                                                                        Rezeptor
                                                                                                      Fusion
                                                                                                                                   Exozytose
              Dort werden virale Genome, die durch N-Protein-
                                                                                             Freisetzung
              Knospen ebenfalls in Membranen des ERGIC          Nichtstruktur-                            Struktur-

              eingekapselt sind, mit den Strukturproteinen zu   proteine (NSP)         Genomische
                                                                                          RNA
                                                                                                        proteine (SP)
                                                                                                                                   Vesikel

              reifen Virionen assembliert.                       Translation der
                                                                RNA-Polymerase
                                                                                                                                   Golgi-
                                                                                             Replikation der                       Apparat
                                                                                             genomischen RNA

                                                                                             Translation der
                                                                                             Strukturproteine

                                                                                                                           Raues endoplasmatisches Reticulum

6. Mai 2020
Tests

6. Mai 2020
Tests
              PCR-Tests           Antikörper-Tests

6. Mai 2020
Tests

6. Mai 2020
Tests
          Vom BMG empfohlene Teststrategie
                   Einrichtung                  Regelmäßig                         Akut
          In
          • Krankenhäusern              • Mitarbeiter in              • Symptomatische Personen,
          • Pflegeeirichtungen            Krankenhäusern und             deren asymptomatischen
          • Altenheimen                   Pflegeeinrichtungen, die       Kontaktpersonen sowie jeder
          • Behinderteneinrichtungen      Covid-19-Patienten betreuen    begründete Verdachtsfall.
          • Sonstigen Einrichtungen für
             besonders vulnerable          Regelmäßige                  In Epidemie-Risikoregionen
             Gruppen                       Selbsttestung durch
                                           Rachenabstrich               Weitestmögliche
              Vor (Wieder-)Aufnahme                                     Selbstisolation der gesamten
              Nach Aufnahme                                             Bevölkerung sowie Testung
              Während der                                               binnen weniger Tage
              Inkubationszeit an den
              Tagen 3, 5 und 8
6. Mai 2020
Pathologie

6. Mai 2020
Übertragbarkeit

              Die Übertragbarkeit von Infektionen und Krankheiten ist ein kritischer Bestandteil von
              Epidemieprognosen und der Planung von Maßnahmen zur Eindämmung einer Epidemie.

                                                    Wichtige Parameter

              Die Basisreproduktionszahl R0 beschreibt die durchschnittliche Anzahl von Neuinfektionen, die
              eine infizierte Person in einer völlig immun-naiven Bevölkerung verursacht. Für SARS-CoV-2
              wurde ein von R0-Wert von 1,4 bis 3 berechnet.

              Die Latenzzeit umfasst den Zeitraum zwischen dem Tag der Exposition/Infektion bis zum
              Zeitpunkt, an dem der Angesteckte infektiös wird. Das Robert Koch-Institut (RKI) nimmt eine
              Latenzzeit von 3 Tagen an.

6. Mai 2020
Übertragbarkeit

         Die Inkubationszeit umfasst den Zeitraum vom Tag der Ansteckung bis zum Tag des ersten
         Auftretens von Symptomen: Im Mittel 5 bis 6 Tage.

         Die Zeitspanne der Infektiosität umfasst den Zeitraum, in dem ein Infizierter ansteckend ist.
         Der Startpunkt der Infektiosität wird bei circa 2,5 Tagen vor Symptombeginn angenommen. Das
         RKI geht im Schnitt von 10 Tagen infektiöser Phase aus.

         Das serielle Intervall beschreibt die Zeitspanne von Symptombeginn eines Infizierten
         (Primärfall) bis zum Symptombeginn eines von ihm Angesteckten (Sekundärfall): im Mittel knapp
         unter 4 bis über 7 Tage.

6. Mai 2020
Übertragbarkeit

         Relativer Anteil verschiedener Übertragungswege an der Epidemie:

              •   Präsymptomatische Übertragung:                          45 %
              •   Symptomatische Übertragung:                             40 %
              •   Übertragung in der Umwelt (Schmier-/Kontaktinfekion):   10 %
              •   Asymptomatische Übertragung:                             5%

6. Mai 2020
Extrapulmonare Manifestationen

              Hepatische Dysfunktion (erhöhte Transaminasen) wurde bisher bei 14% bis 53% der Patienten
              in Fallstudien berichtet, häufiger bei Patienten mit schwerer Erkrankung. Eine klinisch signifikante
              Leberschädigung tritt selten auf.

              Über Herzkomplikationen wird bei 7% bis 13% der Patienten in Fallstudien berichtet.

              Myokardschädigungen wurden bei > 25% der kritisch kranken Patienten beobachtet. Diese
              zeigen sich entweder als akute Myokardschädigung und Dysfunktion bei der Präsentation oder
              sie entwickeln sich mit zunehmendem Schweregrad der Erkrankung.

              Bei 16% der Patienten in Fallstudien wurden Arrhythmien beobachtet.

              Eine fulminante Myokarditis ist selten. Dagegen wurde bei 33% der kritisch kranken Patienten
              eine Kardiomyopathie festgestellt.

6. Mai 2020
Extrapulmonare Manifestationen

              Über eine akutes Nierenversagen (AKI = acute kidney injury) wurde in 3-8% der Fälle berichtet,
              zumeist im Zusammenhang mit anderen Komplikationen, die eine Intervention auf der
              Intensivstation erfordern.

              Bei 71% der Patienten, die an Covid-19 sterben, lässt sich eine disseminierte intravaskuläre
              Koagulation diagnostizieren. Sie ist häufig mit anderen komplizierten Erkrankungen auf der
              Intensivstation assoziiert.

              Wie bei jeder Virusinfektion, die die Lunge befällt, können bakterielle Sekundärinfektionen und
              Sepsis den Krankheitsverlauf weiter komplizieren. Ein erhöhter Procalcitonin-Wert könnte ein
              früher Marker für diese Komplikation sein.

6. Mai 2020
Impfen

6. Mai 2020
Impfen: Dauer der Impfstoffinduzierten Immunität

              Mehrere Fragen müssen noch geklärt werden:

              • Treffen Hinweise zu, dass die Immunität möglicherweise nur drei Monate oder
                weniger anhält?

              • Oder ist Langzeitstudien über die antikörpervermittelte Immunität zu trauen, die
                nahelegen, dass die Immunität nach der Infektion für 1-2 Jahre fortbestehen kann?

              • Wie sind Hinweise zu bewerten, dass zelluläre Immunität lange anhält und bei
                Reexposition eine schnelle T-Zell-Aktivierung erfolgt?

6. Mai 2020
Impfen: Antikörper-abhängige Verstärkung der Immunreaktion

              Auch die Möglichkeit für eine Antikörper-abhängige
              Immunverstärkung (antibody dependent enhancement;
              ADE) gibt Anlass zur Sorge:

              •    ADE ist das Ergebnis von nicht neutralisierenden
                   Antikörpern, die dem Virus das Eindringen in die   Viren werden durch heterotypische Antikörper aus
                                                                      einer Impfung erkannt. Die Komplexe binden an den
                   Zellen erleichtern.                                Fcγ Rezeptor auf der Oberfläche von Makro-phagen
                                                                      und werden internalisiert. Es resultiert eine erhöhte
                                                                      Viruslast und ein funktioneller Wechsel der
              • Das Phänomen wurde bei einigen anderen                Makrophagen von einem regenerativen hin zu einem
                Virusinfektionen, vor allem bei Dengue, beobachtet.   inflammatorischen Zytokin-Sekretionsprofil.

6. Mai 2020
Faszinierende Impfstofftechnologie

6. Mai 2020
Impfstoff-Technologien: Abgeschwächte oder inaktivierte Virusimpfstoffe
                                    Abgeschwächtes Virus   Inaktiviertes Virus

 Vorteil:                                                                        Vorteil:
 Schnelle Entwicklung;                                                           Einfach herzustellen;
 induziert eine hohe                                                             Sicherheit; hoher Titer
 Immunantwort (humoral                                                           neutralisierender
 und mukosal)                                                                    Antikörper

 Nachteil:                                                                       Nachteil:
 Pheno-/genotypisches                                                            Begrenzte Immun-Ant-
 Reversionspotential;                                                            wort bei immunsuppri-
 kann (leichte) Erkran-                                                          mierten oder älteren
 kung verursachen                                                                Personen

6. Mai 2020
Impfstoff-Technologien: Virale Vektorimpfstoffe
                                Replizierender Virusvektor   Nichtreplizierender Virusvektor

 Vorteil:
 Sicherheit: starke
 Reaktion (humoral und
 zellulär)

 Nachteil:
 erfordert die Identifizie-
 rung von Antigenen mit
 neutralisierenden
 Epitopen

6. Mai 2020
Impfstoff-Technologien: Nukleinsäure-Impfstoffe: DNA- und RNA-Impfstoffe

 Vorteil:                                                        Vorteil:
 Einfach zu entwerfen; hohe                                      Einfach zu entwerfen;
 Sicherheit; Antikörper mit                                      anpassungsfähig; induzieren
 hohem Titer                                                     eine starke Immunantwort

 Nachteil:                                                       Nachteil:
 Kein derzeit zugelassener                                       Kein derzeit zugelassener
 Impfstoff im menschlichen                                       Impfstoff für Mensch/Tier im
 Gebrauch; Verabreichungs-                                       Einsatz; geringe Stabilität;
 probleme; Toxizitätsrisiko                                      Einschränkungen beim
 (DNA-Insertion in das                                           Scale-up; unbeabsichtigte
 menschliche Genom; Anti-                                        Immunogenität vs. Impfstoff
 DNA-Antikörper-Stimulation)

6. Mai 2020
Impfstoff-Technologien: Subunit-Impfstoffe

 Vorteil:
 Sicherheit: Antikörper mit
 hohem Titer; zelluläre und
 humorale Reaktion;
 konsistente Produktion
 Nachteil:
 Hohe Kosten; Antikörper mit
 niedrigerem Titer, die Adju-
 vantien oder wiederholte
 Dosen erfordern;

6. Mai 2020
Impfstoffe in der klinischen Testung

6. Mai 2020
Impfstoff der Firma Sinovac aus Peking
                                                                            Abgeschwächtes Virus   Inaktiviertes Virus

          PiCoVacc ist ein klassischer SARS-CoV-2-Totimpfstoff
          plus Adjuvanz. Die Viren wurden in Vero-Zellen gezüchtet.

          Starke Bildung neutralisierender Antikörper bei Mäusen,
          Ratten und Primaten.

          Keine Hinweise auf eine Th2-Response als Hinweis für
          einen Zytokinsturm oder auf ein „Antibody dependent
          Enhancement (ADE)“

          Zurzeit wird die Vakzine in einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase I-
          Studie mit 144 Erwachsenen getestet.

          Der große Vorteil dieses Impfstoffs: Er kann in Anlagen produziert werden, die auch in
          Entwicklungsländern stehen.
6. Mai 2020
Impfstoff der Firma Moderna

          Moderna startete im März als erster Impfstoffentwickler
          die klinische Testphase eines mRNA-SARS-CoV-2-
          Impfstoffs (mRNA-1273), der in Lipid-Nanopartikeln
          (LNPs) verkapselt ist.

          Der Impfstoff wird zweimal verabreicht (Tag 1 und 28).
          Drei Konzentrationen (25 µg, 100 µg und 250 µg) werden
          getestet.

          Zu einem späteren Zeitpunkt wird die Phase I auf sechs
          weitere Kohorten mit älteren und hochbetagten
          Erwachsenen ausgedehnt.

6. Mai 2020
Impfstoff der Firma BioNTech

          Erste klinische Phase-I/II-Prüfung eines Impfstoffs gegen
          Covid-19 in Deutschland.

          Seit dem 23. April werden die RNA-Impfstoffvarianten
          BNT162a1, BNT162b1, BNT162b2 und BNT162c2 an
          Probanden getestet.

          Die vier verschiedenen Impfstoffvarianten enthalten
          uridinhaltige mRNA (uRNA), nukleosidmodifizierte mRNA
          (modRNA) sowie selbstamplifizierende mRNA (saRNA) .

          Insgesamt sollen ca. 200 Probanden im Alter von 18 bis
          55 Jahren geimpft werden. Der Dosisbereich umfasst 1
          bis 100 µg.

6. Mai 2020
Impfstoff des Jenner-Instituts der Universität Oxford
                                                                     Replizierender Virusvektor Nichtreplizierender Virusvektor

          Die Vakzine ChAdOx1 nCoV-19 basiert auf einem
          abgeschwächten, nicht replikationskompetenten
          Adenovirus aus Schimpansen (ChAd), das die Information
          für das Spike-Protein des SARS-CoV-2 enthält.

          Eine Phase-I/II-Studie wird mit etwa 1.100 gesunden
          Freiwilligen im Alter von 18 bis 55 Jahren erfolgen. Die
          Kontrollgruppe wird eine zugelassene Meningitis-Vakzine
          (MenACWY) enthalten.

          Bis September diesen Jahres sollen eine Million Dosen des Impfstoffs hergestellt werden. Dazu
          soll die Produktion bereits an sieben Produktionsorten weltweit begonnen haben – in der
          Hoffnung auf eine spätere Zulassung.

6. Mai 2020
Impfstoff der Firma CanSino Biological
                                                                     Replizierender Virusvektor Nichtreplizierender Virusvektor

          Das Impfstoffunternehmen CanSino Biological testet in
          Zusammenarbeit mit dem Pekinger Institut für
          Biotechnologie seinen Corona-Impfstoff (Ad5-nCoV)
          bereits in einer Phase II.

          Der Impfstoff basiert auf einem replikationsdefizienten
          Adenovirus-Typ 5-Vektor, der das Spike-Protein kodiert.
          375 gesunden Erwachsenen sollen getestet werden.

          Innerhalb von 14 Tagen sollen die Nebenwirkungen untersucht und am 28. Tag soll der Gehalt
          an neutralisierenden Antikörpern bestimmt werden. Die Teilnehmer werden bis zu sechs Monate
          lang nachbeobachtet.

          Obwohl die Phase II schon läuft sind die Ergebnisse der Phase I-Studie noch nicht veröffentlicht.

6. Mai 2020
Impfstoff der Firma Inovio

          Seit April testet das in Pennsylvania (USA) ansässige
          Unternehmen Inovio Pharmaceuticals seinen DNA-
          Plattform-Impfstoff INO-4800.

          Der Impfstoff wird durch
          Elektroporation verabreicht.

          Man hofft diesen Impfstoff in 12 bis 18 Monaten zu
          entwickeln, da sich die Technologie-Plattform bereits als
          sicher erwiesen hat.

          Bis Ende des Jahres sollen eine Million Dosen des
          Impfstoffs produziert werden.

6. Mai 2020
Antivirale Therapien

6. Mai 2020
Favipiravir    (Avigan )
                                                                  ®

         Favipiravir, ein Guanin-Analogon, wurde in der Liste möglicher Therapien in
         China aufgenommen.

         Es handelt sich um ein Breitbandvirustatikum gegen eine Reihe von Viren,
         einschließlich Influenza, West-Nil-Virus und Gelbfiebervirus.

         In einer kleinen offenen Studie wurde Favipiravir mit einer Lopinavir/Retonavir-Therapie
         verglichen. Es wurde eine signifikant erhöhten Rate der Virus-Clearance und eine Verbesserung
         der Lungenkonsolidierung in CT-Scans beobachtet. Allerdings ist Favipiravir teratogen, weshalb
         besonders sorgfältig zwischen Nutzen und Risiko abzuwägen ist.

         Favipiravir gehört zu den Arzneimitteln, für die das Bundesministerium für Gesundheit im April
         2020 die zentrale Beschaffung zur Behandlung infizierter und schwer erkrankter COVID-19-
         Patienten in Deutschland eingeleitet hat.
6. Mai 2020
Ribavirin

         Ribavirin ist ein Guanosin-Analogon, das sowohl die RNA-Synthese als
         auch das mRNA-Capping inhibiert.

         Es zeigt virustatische Wirkung gegen eine Reihe von DNA- und RNA-Viren
         wie beispielsweise das Hepatitis-C-Virus (HCV), das Respiratory-Syncytial-
         Virus (RSV), Influenza-Viren, Herpes-Viren, Arenaviren, Hantaviren und
         Adenoviren.

         SARS-CoV, MERS-CoV und HCoV-OC43 reagieren zwar in vitro auf Ribavirin empfindlich.
         Jedoch überstiegen die Dosen, die die CoV-Replikation signifikant hemmen, die
         Ribavirinkonzentrationen, die bei typischen Humantherapien erreicht werden können.

6. Mai 2020
Remdesivir

         Remdesivir ist ein Adenosin-Nukleosid-Analogon, das ursprünglich zur
         Behandlung von Ebola entwickelt wurde.

         Remdesivir wird im Rahmen der im März 2020 begonnenen „Solidarity“-
         Studie der WHO und der „Discovery“-Großstudie untersucht, in der auch
         Chloroquin/Hydroxychloroquin und Lopinavir/Ritonavir (teils in
         Kombination mit Beta-Interferon) getestet werden.

         Am 29. April 2020 wurden (Zwischen-)Ergebnisse von gleich drei Studien veröffentlicht. Eine
         zeigt keine signifikante Wirksamkeit, die anderen beiden aber schon. Vor allem Patienten im
         Frühstadium der durch SARS-CoV-2 verursachten Erkrankung scheinen zu profitieren.

6. Mai 2020
Galidesivir

         Galidesivir ist ein Adenosin-Nukleosid-Analogon der Firma BioCryst
         Pharmaceuticals, das ursprünglich zur Behandlung der Hepatitis C entwickelt
         wurde.

         Es zeigt ein breites Spektrum an antiviraler Wirksamkeit gegen eine Reihe
         anderer RNA-Virusfamilien.

         Eine Phase-I-Studie zur klinischen Sicherheit und Pharmakokinetik an
         gesunden Probanden wurde abgeschlossen. Wie bei Remdesivir wird dieses
         Produkt intravenös verabreicht.

6. Mai 2020
Lopinavir/Ritonavir        (Kaletra )
                                                                          ®

         Lopinavir/Ritonavir, eine Protease-Inhibitor-
         Kombination zur Behandlung von HIV/AIDS,
         blockiert in vitro die COVID-19-Infektion bei
         niedriger mikro-molarer Konzentration mit einer
         halbmaximalen wirksamen Konzentration (EC50)
         von 8,5 μM.

         Im Gegensatz dazu liegen in vitro hemmende
         Konzentrationen für HIV im niedrigen nM-Bereich
         (~6 nM).

         In einer ersten randomisierten Studie wurde in der intention-to-treat-Population kein signifikanter
         Effekt beobachtet. Weitere Studien mit dieser Wirkstoffkombination sind geplant, wobei höhere
         Dosen und ein früherer Beginn der Behandlung getestet werden.

6. Mai 2020
Chloroquin/Hydroxychloroquin

         In vitro hat Chloroquin antivirale Eigenschaften gegen verschiedene
         RNA-Viren.

         Es blockiert die Virusinfektion, indem es u.a. den endosomalen pH-Wert
         erhöht. Niedriger pH-Werte sind dagegen für die Virus-Zell-Fusion
         erforderlich.

         Zusätzlich zu seiner antiviralen Aktivität hat Chloroquin eine immunmodulierende Wirkung, die
         seine antivirale Wirkung in vivo synergistisch verstärken könnte.

         Die Wirksamkeit dieser extrem kontrovers diskutierten Substanzen wird derzeit in der
         „Solidaritry“-Studie der WHO getestet.

         Ein großes Problem liegt darin, dass die beiden Wirkstoffe das QT-Intervall signifikant verlängern.

6. Mai 2020
Rekombinante Antikörper

         Antagonisten-Antikörper, die IL-1 (Anakinra, Rilonacept und
         Canakinumab), IL-6 (Tocilizumab, Sarilumab) und IFN-γ
         (Emapalumab) hemmen, sind für die Behandlung von
         Entzündungsstörungen, die durch proinflammatorische Zytokine
         vermittelt werden, zugelassen.

         Sie könnten zur Kontrolle eines Zytokinsturms eingesetzt werden, der
         bei schweren Verläufen von COVID-19 immer wieder beobachtet wird.

         Mehrere klinische Studien sind im Gange oder sind geplant, um die Wirksamkeit dieser
         Antikörper zu untersuchen.

6. Mai 2020
JAK-STAT Inhibitoren

         Baricitinib (Oluminat®) ist ein oraler JAK1 und JAK2-Inhibitor.

         Der Wirkstoff verhindert, dass Zytokine wie IL-6, INF-α/β und GM-
         CSF eine komplexe Signalkaskade in Gang setzen, die im Zellkern
         die Produktion jener Proteine ankurbelt, die für eine verstärkte
         Immun- und Entzündungsantwort verantwortlich sind.

                                                                                        Baricitinib   Ruxolitinib

         Ein anderer JAK-Inhibitor ist Ruxolitinib (Jakavi®). Der Hersteller Novartis plant eine Studie mit
         Covid-19-Patienten mit Zytokinfreisetzungssyndrom.

6. Mai 2020
Inhibitoren des Komplementsystems

         Die Komplementaktivierung ist ein wichtiger Teil
         des angeborenen Immunsystems und kann
         sowohl durch bakterielle als auch durch virale
         Infektionen ausgelöst werden.

         Studien mit dem Anti-C5-Antikörper Eculizumab wurden bei Patienten mit Zytokin-Sturm-
         Symptomen im Zusammenhang mit COVID-19-Pneumonie initiiert.

         Ein rekombinanter Proteininhibitor von C5a und LTB4, Nomacopan, wird ebenfalls untersucht.
         Der Wirkstoff könnte nicht nur die Inflammation positiv beeinflussen, sondern auch dazu
         beitragen, intravaskuläre Gerinnungen zu stoppen, die bei COVID-19-Patienten immer häufiger
         beobachtet werden.

6. Mai 2020
Corona-Pandemie - Fakten Pharmazie

                Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
                              Prof. Dr. Theo Dingermann
                      Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung
                               T.Dingermann@avoxa.de
6. Mai 2020
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