COVID-19 und geschlechts-spezifische Gewalt in Krisenregionen

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COVID-19 und geschlechts-spezifische Gewalt in Krisenregionen
Elfenbeinküste, ©Nadi Jessica/CARE
      COVID-19 und
      geschlechts-
      spezifische
      Gewalt in
      Krisenregionen

WIRD DEUTSCHLAND SEINEM ANSPRUCH GERECHT?
Frauen und Frauenrechtsorganisatio-                         Herausforderungen der Pandemie zu                           Mädchen. Häusliche Isolation gemein-

„
nen weltweit setzen sich aktuell für die                    bewältigen. Gleichzeitig verschlechtert                     sam mit Gewalttäter*innen sowie der
Eindämmung von Corona ein. Durch                            sich gerade in Krisenzeiten die Ge-                         durch die eingeschränkte Bewegungs-
ihre Arbeit in zivilgesellschaftlichen In-                  samtsituation von Frauen. Bereits im                        freiheit erschwerte Zugang zu Hilfs-
itiativen und Organisationen, ihre Tätig-                   Frühjahr 2020 warnten Frauenrechtsak-                       und Unterstützungsangeboten führen
keit in lebenserhaltenden Berufen und                       tivist*innen und Expert*innen eindring-                     überall auf der Welt zu einem signifikant
ihre vitale Rolle für ihre Familien leisten                 lich vor den spezifischen Folgen der                        erhöhten Risiko von geschlechtsspezi-
sie einen existentiellen Beitrag, um die                    COVID-19 Pandemie für Frauen und                            fischer Gewalt (GBV).

                               Geschlechtsspezifische Gewalt (GBV) ist jegliche physische, psychische, sexualisierte
                               oder emotionale Gewalt, die auf systematische Ungleichheit vor allem zwischen
                               Männern und Frauen zurückzuführen ist. Krisen verschärfen geschlechtsspezifische
                               Diskriminierungen und führen zu erhöhter Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
                               Geschlechtsspezifische Gewalt nimmt dabei viele sichtbare und unsichtbare Formen
DEFINITION                     an; Verweigerung von Ressourcen, Chancen oder Versorgungsleistungen, Zwangs-
UND                            und Frühverheiratung, Kindstötung, Vernachlässigung von Mädchen, weibliche Genital-
FORMEN                         verstümmelung, Femizide oder Gewalt im Zusammenhang mit Mitgiftforderungen sind
VON GBV                        allesamt Manifestationen von geschlechtsspezifischer Gewalt.

Die Bundesregierung hat sich deutlich                       verhindern.1 Sie machte geschlechts-                        Es ist deshalb an der Zeit, eine erste
dafür ausgesprochen, den geschlechts-                       spezifische Gewalt während ihres Sitzes                     Bilanz zu ziehen, wie die Bundesre-
spezifischen Auswirkungen der Pan-                          im UN-Sicherheitsrat zu einem Schwer-                       gierung bei ihren bi- und multilate-
demie auf Frauen und Mädchen zu                             punktthema.2 Gleichzeitig ist Deutsch-                      ralen Zusagen und Finanzierungen
begegnen und aktiv dazu beizutragen,                        land einer der größten Geber für die                        geschlechtsspezifische Gewalt ad-
Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu                          internationale Covid-19 Response.                           ressiert hat.

1
    Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 05/2020. Presseerklärung. http://www.bmz.de/de/presse/reden/parlamentarische_
    staatssekretaerin_flachsbarth/2020/mai/200506_gemeinsame_presseerklaerung.html;
    Auswärtiges Amt, 04/2020. Pressemitteilung. https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-huhi-covid19/2337330
2
    Auswärtiges Amt, 07/2020. Rede von Außenminister Heiko Maas im VN-Sicherheitsrat zu sexualisierter Gewalt in Konflikten. https://www.auswaertiges-amt.de/   1
    de/newsroom/maas-vnsr-sexualisierte-gewalt/2369106
COVID-19 und geschlechts-spezifische Gewalt in Krisenregionen
WIE HAT SICH DIE PANDEMIE AUF GBV AUSGEWIRKT?
Schon vor COVID-19 erfuhren min-                           Mädchen, insbesondere in der Partner-                     unterbesetzt oder wurden gänzlich ge-
destens 35 Prozent der Frauen und                          schaft, im Zuge von COVID-19 signifi-                     schlossen.
Mädchen weltweit sexualisierte Ge-                         kant zugenommen hat.
walt. CARE und IRC warnten in ihrer                                                                                  Aktivist*innen aus Bosnien und Her-
Globalen Risikoanalyse für COVID-19                        Beispielsweise berichten 73 Prozent                       zegowina berichteten beispielswei-
im März 2020 eindrücklich vor einem                        der befragten Frauen von mehr Ge-                         se, dass die Polizei Anzeigen von
signifikanten Anstieg dieser Zahl: „Po-                    walt durch Partner und 51 Prozent                         familiärer Gewalt nicht mehr nachge-
tenzieller Einkommensverlust durch                         von sexualisierter Gewalt; 32 Prozent                     he, da diese prioritär mit der Durch-
Selbstisolierung, potenzieller Mangel                      der Frauen konnten in ihrem Umfeld                        setzung von Ausgangssperren be-
an Informationen darüber, welche GBV-                      außerdem einen Anstieg von Früh-                          fasst sei.
Dienste weiterhin zur Verfügung stehen,                    verheiratungen und Zwangsehen be-
und Befürchtungen, sich dort mit dem                       obachten.3                                                Hinzu komme eine Reaktivierung von
Virus zu infizieren, könnten Barrieren                                                                               Traumata. Frauen und Mädchen, die
schaffen, durch die sich Überlebende                       Eine Befragung lokaler Frauenrechts-                      in der Vergangenheit etwa sexualisier-
von GBV in einer unerträglichen Situati-                   aktivist*innen durch medica mondiale                      te Kriegsgewalt überlebt haben, leiden
on wiederfinden: nicht in der Lage, Un-                    bestätigt diese Befunde. So berichteten                   besonders unter der jetzigen Situation
terstützung zu suchen, keinen Zugang                       die Aktivist*innen insbesondere von ei-                   und benötigen psychosoziale Unter-
zu Dienstleistungen zu erhalten und                        ner Zunahme geschlechtsspezifischer                       stützung. „Es fühlt sich an als sei der
Täter*innen nicht verlassen zu können.“                    Gewalt im familiären Kontext. Prob-                       Krieg zurück”, so eine Überlebende. Es
                                                           lematisch sei, dass Regierungen im                        sind vor allem Frauenrechtsorganisa-
IRC Konsultationen mit geflüchteten                        Rahmen ihrer COVID-19 Maßnahmen                           tionen, die gegenwärtig Hilfe anbieten
und vertriebenen Frauen in 15 afrika-                      geschlechtsspezifischer Gewalt keine                      und versuchen, die bestehenden Ver-
nischen Ländern bestätigen bereits                         Priorität einräumten. So seien staatli-                   sorgungslücken zu schließen.
jetzt, dass Gewalt gegen Frauen und                        che Anlaufstellen für Gewaltbetroffene

URSACHE: STRUKTURELLE UNGLEICHHEIT
Frauen und Mädchen erleben die glei-
che geschlechtsspezifische Gewalt wie
vor der Pandemie, das Ausmaß hat sich
jedoch, wie oben konstatiert, signifikant
intensiviert. Ursache ist die strukturel-
le Ungleichheit und Diskriminierung
von Frauen und Mädchen: In der öko-
nomischen Existenzsicherung arbeiten
Frauen oft eher im informellen Sektor,
haben deshalb seltener Anspruch auf
Arbeitslosenunterstützung und sind in
der jetzigen Situation in besonderem
Maße von Einkommensverlusten und
Arbeitslosigkeit betroffen. Dies schafft
Abhängigkeitsverhältnisse und beför-
dert geschlechtsspezifische Gewalt
insbesondere im familiären Kontext.
Frauen sind außerdem früher und öfter
mangelernährt, was in den tief verwur-
zelten, geschlechtsspezifischen Un-
gleichheiten in lokalen und globalen
Ernährungssystemen begründet ist.
Und nicht zuletzt: bei der psychischen
Gesundheit verweisen Frauen auf die
Mehrbelastung durch unbezahlte Pfle-                           Elfenbeinküste, ©Nadi Jessica/CARE
gearbeit.4

3
    IRC, 10/2020. What Happened? How the Humanitarian Response to COVID-19 Failed to Protect Women and Girls. https://www.rescue.org/sites/default/files/
    document/5281/ircwpecovidreportv6.pdf                                                                                                                   2
4
    CARE, 09/2020. She told us so. https://www.care-international.org/files/files/RGA_SheToldUsSo_9_18_20.pdf
COVID-19 und geschlechts-spezifische Gewalt in Krisenregionen
UMFRAGE UNTER 6.200 FRAUEN UND
4.000 MÄNNER IN 38 LÄNDERN:
In welchen Bereichen beeinflusst Covid-19 Ihr Leben am meisten?
60
                                                                                                                                              Frauen              Männer

50

40

30

20

10

    0
          Lebensunterhalt               Essen              Psychische            Gesundheits-           Geschlechts-               Wasser                   Mobilität
                                                           Gesundheit              services              spezifische
                                                                                                           Gewalt
Die Pandemie und ihre lebensbedrohlichen Auswirkungen auf Frauen und Mädchen zeigt damit einmal mehr die Notwendigkeit
auf, dass feministische Ansätze gestärkt werden müssen, die die Relevanz von Geschlechtergerechtigkeit anerkennen und das
Recht auf ein Leben ohne Gewalt anstreben.

BETEILIGUNG VON FRAUEN, FRAUENRECHTSGRUPPEN
UND -ORGANISATIONEN
Lokale Frauengruppen und -organisa-                        wenig Eingang in die Entscheidungsfin-                    Die Studie zeigte: Je weniger Frauen in
tionen spielen eine wesentliche Rolle,                     dung um Maßnahmen zur Bekämpfung                          Krisenstäben repräsentiert sind, desto
um Unterstützungsleistungen für Über-                      der Corona-Pandemie findet. CARE                          genderblinder sind die Reaktionspläne.
lebende von GBV aufrecht zu erhalten,                      untersuchte in 30 Ländern, inwieweit                      Weniger als die Hälfte der untersuchten
aber auch, um Infektionsprävention zu                      Krisenstäbe geschlechtergerecht auf-                      Länder planten Maßnahmen in Bezug
leisten. Diese Leistungen wurden bis-                      gestellt waren:                                           auf GBV, bei fast einem Viertel der Stich-
lang allerdings selten entsprechend an-                                                                              probe konnten überhaupt keine Mittel
erkannt und unterstützt. Nach Auskunft                     74 Prozent der untersuchten Krisen-                       für spezifische Hilfen für Frauen identi-
von befragten Expert*innen wurden sie                      stäbe hatten weniger als ein Drittel                      fiziert werden. Das einzige untersuchte
beispielsweise nur selten bei der Ver-                     weibliche Mitglieder, nur ein Stab                        Land mit einem geschlechtergerechten
teilung von Schutzkleidung und anderer                     war geschlechtergerecht besetzt. Im                       Krisenstab, Kanada, setzte hingehend
Unterstützung berücksichtigt.                              Durchschnitt waren nur 24 Prozent                         als einziges kohärent gendersensible
Darüber hinaus sind viele dieser Grup-                     Frauen vertreten (Deutschland: 5                          Maßnahmen um.
pen eigenfinanziert durch kleingewerbli-                   Männer, 2 Frauen).
che Aktivitäten. Durch COVID-19 haben
sie häufig den Zugang zu Märkten und                       Lokale Frauenrechtsorganisationen
damit ihre Einkommensmöglichkeiten                         wurden weder in die Entscheidungs-
verloren.5                                                 findung eingebunden noch wurden
                                                           sie maßgeblich bei den Hilfsmaßnah-
Problematisch ist, dass bis dato die Per-                  men berücksichtigt.
spektive und Expertise von Frauen zu

5
    IRC, 10/2020. What Happened? How the Humanitarian Response to COVID-19 Failed to Protect Women and Girls. https://www.rescue.org/sites/default/files/               3
    document/5281/ircwpecovidreportv6.pdf
COVID-19 und geschlechts-spezifische Gewalt in Krisenregionen
HAT DIE INTERNATIONALE GEMEINSCHAFT
ANGEMESSEN REAGIERT?
Dass GBV im humanitären Bereich wei-                        von Infektionskontrolle und Behand-                          der Anteil an GBV Programmen auf
terhin massiv unterfinanziert ist, führt                    lung umgeleitet wurden.6                                     lediglich 0,5 Prozent des gesamten im
bei gleichzeitigen Mehrkosten für die                                                                                    Global Humanitarian Response Plan
Pandemiebekämpfung zu besonderen                            2020 bleiben Stand Oktober 82 Prozent                        (GHRP) dargelegten Finanzierungsbe-
Härten: die bereits vorher begrenzten                       des im Global Humanitarian Overview                          darfes, was der wiederholten Betonung
Ressourcen von Reaktions- und Prä-                          ermittelten Finanzierungsbedarfs für                         von GBV als Priorität der Krisenreaktion
ventionsdiensten wurden oft weiter be-                      GBV Programme ungedeckt. Im Hin-                             diametral entgegensteht.7
schnitten, da Mittel zur Finanzierung                       blick auf COVID-19 belief sich bereits

Der Anteil an GBV Finanzierung in der globalen Bedarfsanalyse
des Global Humanitarian Response Plans (in Mio. USD)

                                                                           99,5 %                                                                                    0,5 %

      Anderweitiger Finanzierungsbedarf                       GBV Finanzierungsbedarf

GBV Finanzierung im Global Humanitarian Overview 2020
(in Mio. USD)

                                                                82 %                                                                          12 %                    6%

      Ungedeckter Finanzierungsbedarf                         Finanzierung dieser Bedarfe                     Zusätzliche GBV Finanzierung
                                                                                                              für Länderpläne die keine GBV
                                                                                                              Bedarfe spezifisziert haben

WIE HAT DIE DEUTSCHE BUNDESREGIERUNG REAGIERT?
Im humanitären Bereich ist Deutschland                      kerungsfonds der Vereinten Nationen
einer der größten Geber zum GHRP.8                          (United Nations Population Fund, UNF-
                                                            PA) an. In welcher Höhe sich diese Zu-
Für die weltweite Bekämpfung der hu-                        wendung bewegt ist jedoch genauso
manitären Folgen von COVID-19 hat                           unklar wie die Tatsache, ob darüber
Deutschland zusätzliche 450 Millionen                       hinaus Gelder gezielt in GBV-Projekte
Euro bereitgestellt. In welcher Höhe                        fließen.10
hiervon Mittel für GBV-Maßnahmen
aufgewendet werden, ist nicht bekannt.                      Bei den internationalen Zusagen gibt
Für längerfristige Maßnahmen steuerte                       Deutschland sich, wie viele Geber, mit
das BMZ 1,15 Mrd. Euro im laufenden                         der Zusage der internationalen Orga-
Haushalt 2020 um. Zudem werden 3                            nisationen zufrieden, dass ein Teil der
Mrd. Euro zusätzlich bereitgestellt, da-                    flexiblen humanitären Finanzierung der
von 1,5 Mrd. zusätzlich für den nächs-                      GBV-Prävention und -Reaktion zugu-
ten Haushalt 2021 sowie 1,5 Mrd. Euro                       tekomme, statt aktiv nachzuverfolgen,
im Nachtragshaushalt 2020.9                                 wie hoch dieser Anteil tatsächlich ist.
                                                            Auch das führt dazu, dass GBV-Pro-
Das Corona-Sofortprogramm des BMZ                           gramme, wie oben dargestellt, weiter-
                                                                                                                           Philippinen, © Randy Rimpongan/CARE
kündigt Unterstützung für den Bevöl-                        hin chronisch unterfinanziert bleiben.

8
   OCHA, Financial Tracking Service, abgerufen November 2020. https://fts.unocha.org/appeals/952/summary
   Auswärtiges Amt, 04/2020. Hilfe für Corona-Bekämpfung in humanitären Krisen. https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/humanitaere-hilfe/coro-
   na-humanitaere-hilfe/2337334
9
   Auswärtiges Amt, 07/2020. Kampf gegen Covid-19 – Deutschland stellt weitere 150 Millionen Euro für humanitäre Hilfe bereit. https://www.auswaertiges-amt.de/de/
   aussenpolitik/themen/humanitaere-hilfe/covid-19/2369448
10
   Informationen aus dem BMZ-Ländergespräch Palästinensische Gebiete am 21.10.2020 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,               4
   07/2020. Corona Sofortprogramm. Corona besiegen wir nur weltweit oder gar nicht. http://www.bmz.de/de/zentrales_downloadarchiv/Presse/bmz_corona_paket.pdf
EMPFEHLUNGEN
Die Bundesregierung sollte:

                         1.                                              3.

    in multilateralen Verhandlungen darauf be-      sicherstellen, dass die Bedürfnisse und
    stehen, dass der Schutz vor geschlechts-        Rechte von Frauen und Mädchen in allen
    spezifischer Gewalt ein zentraler Bestand-      bilateralen Projekten konsequent berück-
    teil jeder Krisenreaktion ist - unter anderem   sichtigt werden.
    indem sie Rechenschaft darüber einfordert,
    in welchem Umfang nicht-zweckgebun-             a. Bei der Projektentwicklung sollten
    dene Mittelzusagen für GBV-Programme            Gender- und Altersanalysen eingefordert
    verwendet werden.                               werden, die wiederum durch entsprechen-
                                                    de Indikatoren in die Projektevaluationen
                                                    Eingang finden.

                                                    b. In allen Sektoren sollten Maßnahmen
                         2.                         gemäß dem Do-No-Harm-Ansatz umge-
                                                    setzt werden, die dazu beitragen, dass das
                                                    Risiko für GBV deutlich gesenkt wird.
    mittelfristig maßgeblich dazu beitragen,
    dass die Finanzierungslücke für GBV-Pro-
    gramme geschlossen wird.
                                                                         4.
    a. Sie sollte sich beim diesjährigen Grand
    Bargain Treffen dafür einsetzen, dass ein       niedrigschwellige, traumasensible und
    fester Anteil mehrjähriger humanitären Fi-      ganzheitliche Unterstützung für Gewaltbe-
    nanzierungen verpflichtend von UN-Orga-         troffene langfristig fördern und nachhaltige
    nisationen an humanitäre Ersthelfer*innen       Schutzstrukturen aufbauen. Das schließt
    – INGOs sowie NGOs einschließlich lokaler       den voll umfassenden legalen Zugang zu
    Frauengruppen – weitergegeben wird.             reproduktiven Rechten aller Überlebenden
                                                    ein, unabhängig von ihrer sexuellen Orien-
    b. Sie sollte sicherstellen, dass die deut-     tierung und Geschlechtsidentität.
    sche Finanzierung für GBV-Programme
    so akkurat wie möglich in den relevanten
    Datenbanken DAC, FTS und IATI erfasst
    wird, um Doppel- oder Nichtzählung zu
                                                                         5.
    vermeiden.
                                                    die Kapazitäten von lokalen Frauenorga-
                                                    nisationen und -netzwerken sowie deren
    c. Sie sollte Geschlechterungerechtigkeit
                                                    politische Teilhabe flexibel, transparent
    als eine Hauptursache von Gewalt und
                                                    und nachhaltig finanziell und politisch zu
    gewaltsamen Konflikten anerkennen und
                                                    fördern. Dazu gehört auch, alle internen
    verstärkt adressieren: Mittelfristig sollten
                                                    Verfahren wie Rechenschafts- und Lern-
    mindestens 85 Prozent aller BMZ-Projekte
                                                    systeme daraufhin zu überprüfen, ob sie
    Geschlechtergerechtigkeit als Haupt- oder
                                                    für die Finanzierung von lokalen Frauen-
    Nebenziel verfolgen. 20 Prozent aller BMZ-
                                                    organisationen geeignet sind. Sollte dies
    Projekte sollten Geschlechtergerechtigkeit
                                                    nicht der Fall sein, müssen Verfahren
    als Hauptziel verfolgen.
                                                    geschaffen werden, die sich von denen für
                                                    größere Organisationen unterscheiden.

                                                                                                   5
FÜR WEITERGEHENDE INFORMATIONEN:
IRC, 10/2020. Was ist passiert? Die Auswirkungen von COVID-19 und der humanitären Reaktion auf die
Pandemie auf die Sicherheit von Frauen und Mädchen (deutsche Kurzfassung):
https://de.rescue.org/sites/default/files/2020-10/IRC%20COVID%20GBV%20Report.pdf

CARE & IRC, 03/2020. GLOBAL RAPID GENDER ANALYSIS FOR COVID-19:
https://www.care-international.org/files/files/Global_RGA_COVID_RDM_3_31_20_FINAL.pdf

CARE, 06/2020. Where are the women? The Conspicuous Absence of Women in COVID-19 Response Teams and
Plans, and Why We Need Them:
https://www.care-international.org/files/files/CARE_COVID-19-womens-leadership-report_June-2020.pdf

CARE, 09/2020. She told us so. Filling the Data Gap to Build Back Equal:
https://www.care-international.org/files/files/RGA_SheToldUsSo_9_18_20.pdf

FÜR RÜCKFRAGEN STEHEN WIR GERNE ZUR VERFÜGUNG:

           Anica Heinlein                        Franziska Obholzer                    Jeannette Böhme
         CARE Deutschland                         IRC Deutschland                      medica mondiale
          heinlein@care.de                 Franziska.Obholzer@rescue.org         jboehme@medicamondiale.org

                                                                                                                 6
                                                                                            Afghanistan, © IRC
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