COVID-19 und Menschen unterwegs - Kurzdossier: JUNI 2020 - the United ...
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Deutsche Übersetzung: Deutscher Übersetzungsdienst der Vereinten Nationen, New York (DÜD-VN). Fragen zur Übersetzung sind an den DÜD-VN zu richten, der die Verantwortung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Übersetzung übernimmt. Copyright @ Vereinte Nationen
Zusammenfassung Lebens- oder Arbeitsbedingungen und haben Nur wenige Menschen und Orte sind von darüber hinaus aufgrund rechtlicher, sprach- COVID-19 verschont geblieben. Doch das licher, kultureller oder anderer Barrieren nur Virus trifft die Gruppen am härtesten, die beschränkt Zugang zu einer Gesundheits- bereits vor der Krise in prekären Situationen versorgung. Besonders stark betroffen sind lebten, vor allem die vielen Menschen, die papierlose Migrantinnen und Migranten weit weg von ihrer Heimat sind: Migran- sowie Flüchtlinge, denen Inhaftierung und tinnen und Migranten in irregulären Situa- Abschiebung drohen, wenn ihr Aufenthalt tionen oder prekären Arbeitsverhältnissen, den Einwanderungsbehörden gemeldet wird. Menschen, die in der Schattenwirtschaft Viele Menschen haben unterwegs auch tätig sind, Opfer des Menschenhandels und keinen Zugang zu anderen Grundleistungen Menschen, die vor Verfolgung, Krieg, Gewalt, wie Nahrungs- oder Wasser- und Sanitär- Menschenrechtsverletzungen oder Katastro- versorgung, wobei diejenigen in instabilen, phen fliehen – ob innerhalb ihrer Heimat- katastrophengefährdeten und von Konflikten länder (Binnenvertriebene) oder über betroffenen Ländern mit schwachen Gesund- internationale Grenzen hinweg (Flüchtlinge heitssystemen noch größeren Risiken aus- und Asylsuchende). gesetzt sind. Erschwerend kommt hinzu, dass Reisebeschränkungen die Bereitstellung Die unverhältnismäßig starken Auswirkungen lebensrettender humanitärer Hilfe behindern. der COVID-19-Pandemie auf diese Menschen stellen sich als drei ineinandergreifende • Zweitens sind Menschen, die unterwegs Krisen dar, die bestehende Situationen sind und in prekären Verhältnissen leben, der Verwundbarkeit verschärfen. 1 insbesondere wenn sie in der Schatten- wirtschaft arbeiten und gar keinen oder • Erstens, die Pandemie ist eine Gesund- nur begrenzten Sozialschutz genießen, von heitskrise. Menschen, die sich auf den Weg einer sozioökonomischen Krise betroffen. gemacht haben und dem Virus ausgesetzt Die Krise hat auch die ohnehin prekäre sind, haben nur begrenzte Möglichkeiten, Lage von Frauen und Mädchen verschärft, sich davor zu schützen. Viele von ihnen die auf ihrem Weg einem höheren Risiko unterliegen oft schlechten oder engen von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung 1 Obwohl alle, die fliehen, migrieren oder vertrieben werden, gleichermaßen Anspruch auf den Genuss derselben allgemeinen Menschenrechte haben, wirken sich diese drei ineinandergreifenden Krisen auf das breite Spektrum der in diesem Kurzdossier behan- delten Gruppen unterschiedlich aus, je nach Kontext, sozioökonomischer Lage, Rechtsstatus nach nationalem und internationalem Recht und einander überschneidenden Faktoren wie Alter, Geschlecht und Behinderung. Binnenvertriebene sind zumeist Staatsbürger ihres jeweiligen Landes oder haben dort ihren gewöhnlichen Wohnsitz und sollten daher die gleichen Rechte wie ihre Landsleute genie- ßen können. Internationale Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlinge hingegen bilden zwei unterschiedliche Gruppen, für die jeweils gesonderte rechtliche Rahmenbedingungen gelten, wobei Flüchtlinge ein Anrecht auf den spezifischen internationalen Schutz haben, der im Flüchtlingsvölkerrecht definiert ist. Für Opfer des Menschenhandels gelten spezifische Schutzbestimmungen, die in ver- schiedenen Übereinkünften der Vereinten Nationen niedergelegt sind. KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS 3
ausgesetzt sind und Schwierigkeiten beim wichtigen Rolle, die ihnen im Kampf gegen Zugang zu entsprechenden Schutz- und die Krise an vorderster Front zukommt, etwa Betreuungsdiensten haben. Zugleich in der Kranken- und Altenpflege oder bei der führt der Verlust von Arbeitsplätzen und Sicherung der Nahrungsmittelversorgung Löhnen infolge von COVID-19 zu einem während der Ausgangsbeschränkungen, Rückgang der Heimatüberweisungen und die den großen gesellschaftlichen Bei- von Migrantinnen und Migranten, mit ver- trag verdeutlicht, den sie weltweit leisten. heerenden Folgen für die 800 Millionen Menschen, die darauf angewiesen sind. Vor diesem Hintergrund ist die COVID-19-Krise für uns eine Gelegenheit, die menschliche • Drittens befinden wir uns in einer Schutz- Mobilität zum Nutzen aller neu zu überdenken krise, da die zur Eindämmung der Aus- und zugleich die zentrale Aufgabe voranzu- breitung von COVID-19 beschlossenen bringen, zu der wir uns in der Agenda 2030 Grenzschließungen und anderen Ein- verpflichtet haben, nämlich niemanden zurück- schränkungen der Bewegungsfreiheit zulassen. Zu diesem Zweck sollten wir uns in sich schwerwiegend auf die Rechte vieler unserem kollektiven Handeln an vier Grund- Menschen auswirken, die auf ihrem Weg sätzen orientieren: möglicherweise in sehr gefährlichen Situa- 1. Ausgrenzung kommt auf lange Sicht teuer tionen festsitzen. Asylsuchende können zu stehen, während sich Inklusion für alle internationale Grenzen gegebenenfalls nicht bezahlt macht: Gerade weil Menschen, überschreiten, und für manche Flüchtlinge die unterwegs sind, ausgegrenzt werden, besteht das Risiko, wieder in ihre Herkunfts- gehören sie zu denjenigen, die von der länder zurückgeschickt und dort Verfolgung aktuellen Pandemie am stärksten gefährdet und anderen Gefahren ausgesetzt zu werden. werden. Nur durch inklusive gesundheit- Migrantinnen und Migranten werden eventuell liche und sozioökonomische Maßnahmen zur Rückkehr in Heimatländer mit schwachen können wir das Virus bekämpfen, unsere Gesundheitssystemen gezwungen, die nur Wirtschaft wieder ankurbeln und bei schlecht für ihre sichere Aufnahme gerüstet der Verwirklichung der Ziele für nach- sind. Auch Binnenvertriebene können nach haltige Entwicklung auf Kurs bleiben. einer Heimkehr in eine ähnlich missliche Lage geraten. Darüber hinaus schürt die 2. Die Bekämpfung von COVID-19 und der Angst vor COVID-19 Fremdenfeindlichkeit, Schutz der Menschenrechte derjenigen, Rassismus und Stigmatisierung, die ohne- die unterwegs sind, schließen einander hin weit verbreitet sind, und hat sogar schon nicht aus: COVID-19 hält Menschen nicht zu Angriffen auf Flüchtlinge sowie Migran- davon ab, vor Gewalt oder Verfolgung zu tinnen und Migranten geführt. Auf lange fliehen. Viele Länder haben bewiesen, Sicht besteht die Gefahr, dass COVID-19 dass Reisebeschränkungen und Grenz- die Einschränkungen der internationalen kontrollen auf sichere Weise und unter Bewegungsfreiheit und die Beschneidung der voller Achtung der Rechte der Menschen, Rechte dieser Menschen verfestigen könnte. die sich auf den Weg gemacht haben, umgesetzt werden können und sollten. Die unverhältnismäßig starken Auswirkungen von COVID-19 auf Menschen, die unterwegs sind, stehen im Kontrast zu der immens 4 KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS
3. Niemand ist sicher, bis alle sicher sind: Wir bekräftigen auch die Überzeugung, dass kein können es uns nicht leisten, bei unseren Land das Virus allein bekämpfen und kein Maßnahmen zur Krisenbewältigung und Land Migration im Alleingang steuern kann. Erholung auch nur einen Menschen zurück- Doch gemeinsam können wir es schaffen, die zulassen, insbesondere nicht diejenigen, Ausbreitung des Virus einzudämmen, seine die unterwegs sind und bereits vor der Auswirkungen auf Existenzgrundlagen und Krise besonders schutzbedürftig waren. Gemeinschaften zu mindern und gestärkt Sie müssen auch unterwegs Zugang zu aus der Krise hervorzugehen. lebensrettender humanitärer Hilfe, sozialen Diensten und Lernangeboten haben. Damit wir alle sicher sind, müssen Diagnostika, VIER GRUNDSÄTZE FÜR DIE FÖRDERUNG Behandlungen und Impfstoffe allgemein EINER SICHEREN UND INKLUSIVEN zugänglich sein – ohne Diskriminierung MENSCHLICHEN MOBILITÄT WÄHREND aufgrund des Migrationsstatus. UND NACH COVID-19: 4. Menschen unterwegs sind Teil der Lösung: 1. Ausgrenzung kommt auf lange Sicht teuer zu Die größte Anerkennung des wichtigen stehen, während sich Inklusion für alle bezahlt Beitrags, den diese Menschen während macht. dieser Krise zu unseren Gesellschaften 2. Die Bekämpfung von COVID-19 und der Schutz leisten, ist die Beseitigung der Schranken, der Menschenrechte der Menschen, die die sie an der Entfaltung ihres vollen unterwegs sind, schließen einander nicht aus. Potenzials hindern. Das bedeutet, die Anerkennung und Akkreditierung ihrer 3. Niemand ist sicher, bis alle sicher sind. Qualifikationen zu erleichtern, verschie- 4. Menschen unterwegs sind Teil der Lösung. dene Modelle der Legalisierung des Aufenthalts von Migrantinnen und Migranten in irregulären Situationen zu prüfen und die Transaktionskosten von Heimatüberweisungen zu senken. Viele Regierungen haben bereits ermutigende Schritte in diese Richtung unternommen (siehe weiter unten). Die vier Grundsätze dieses Kurz- dossiers beruhen auf unserer gemeinsamen Verpflichtung, zu gewährleisten, dass die Ver- antwortlichkeiten beim Schutz der Flüchtlinge der Welt ausgewogen verteilt werden und dass menschliche Mobilität auch weiterhin sicher und inklusiv und unter Einhaltung der internationalen Menschenrechtsnormen und des Flüchtlings- völkerrechts stattfinden kann, wie es nicht zuletzt nach den Globalen Pakten für Flüchtlinge und für eine sichere, reguläre und geordnete Migration vorgesehen ist. Die Grundsätze KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS 5
MENSCHEN, DIE UNTERWEGS SIND, SIND VON DREI KRISEN BETROFFEN • Unhygienische und enge Wohnverhältnisse (Z. B. haben manche Flüchtlingslager eine Bevölkerungsdichte, die tausendmal so hoch ist wie in der Aufnahmegemeinde.) • Eingeschränkter Zugang zur Gesundheitsversorgung • Ernährungsunsicherheit (Z. B. leben mehr als die Hälfte der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen weltweit in Ländern und Gemeinschaften mit hoher Ernährungsunsicherheit.) Gesundheitskrise Schutzkrise Sozioökonomische Krise • Eingeschränkter Asylzugang (Z. B. werden Asyl- • Wachsende Arbeitslosigkeit und Verlust der Existenz- suchende von 99 Ländern nicht von Einreiseverboten grundlagen (Z. B. haben einer UNHCR-Befragung von ausgenommen.) Flüchtlingen in Libanon zufolge mehr als die Hälfte • Inhaftierung, Abschiebung und Deportation der Befragten ihre ohnehin dürftige Existenzgrundlage verloren.) • Festsitzende Migrantinnen und Migranten, Familien- trennungen und Menschenhandel. • Rückgang der Heimatüberweisungen (Z. B. werden Heimatüberweisungen 2020 aufgrund von COVID-19 um insgesamt 109 Milliarden US-Dollar sinken.) 6 KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS
Migration, Flucht und Binnenvertreibung in Zahlen Internationale Migrantinnen und Migranten Nach amtlichen Angaben lag die Zahl der internationalen Migrantinnen und Migranten, die für statistische Zwecke als Personen mit geändertem Wohnsitzland definiert werden und Flüchtlinge und Asylsuchende umfassen, Mitte 2019 bei etwa 272 Millionen. Seit 1990 ist die Zahl dieser Personen weltweit bedeutend schneller gewachsen (78 Prozent) als die Weltbevölkerung (45 Prozent). Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ist in Nordamerika um mehr als sechs, in Europa und Ozeanien um etwa vier und in Nordafrika und Westasien um mehr als drei Prozentpunkte gestiegen. In anderen Regionen ist er stabil geblieben oder leicht gesunken (Vereinte Nationen, 2019). GESAMTZAHL INTERNATIONALER MIGRANT(INN)EN (1990-2019) (IN MILLIONEN) 271,6 220,8 173,6 153 1990 2000 2010 2019 2 Quelle: UNDESA 2 Vereinte Nationen, Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten (2019), International Migration 2019, verfügbar unter: https://www.un.org/en/development/desa/population/migration/publications/migrationreport/docs/InternationalMigration2019_ Report.pdf. KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS 7
Internationale Arbeitsmigrantinnen und -migranten Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gibt es weltweit 164 Millionen internationale Arbeits- migrantinnen und -migranten. In den arabischen Staaten, Nordamerika, Westeuropa und Zentral- und West- asien ist ihr Anteil an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen am höchsten und in den letzten Jahren gestiegen. ANTEIL DER ARBEITSMIGRANT(INN)EN AN ALLEN ERWERBSTÄTIGEN, 2013 & 2017 (IN PROZENT) Arabische Staaten Nordamerika Nord-, Süd- und Westeuropa Zentral- und Westasien Osteuropa Südostasien und Pazifik Afrika südlich der Sahara Lateinamerika und Karibik Südasien Nordafrika Ostasien ANTEIL DER ARBEITSMIGRANT(INN)EN AN ALLEN ERWERBSTÄTIGEN, 2013 und 2017 (IN PROZENT) Quelle: ILO 8 KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS
Migration, Flucht und Binnenvertreibung in Zahlen Flüchtlinge Die weltweite Flüchtlingsbevölkerung lag Ende 2018 bei 25,9 Millionen und hat inzwischen den höchsten jemals verzeichneten Stand erreicht. 84 Prozent der Flüchtlinge weltweit leben in Staaten in Nachbarregionen ihrer Herkunftsländer, etwa ein Drittel davon (6,7 Millionen) in am wenigsten entwickelten Ländern. Insgesamt sind neun der zehn Länder, die die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben, in Entwicklungsregionen und beherbergen 84 Prozent der Flüchtlinge. Flüchtlinge 25,9 Millionen 20,4 Millionen unter UNHCR-Mandat 5,5 Millionen Palästinaflüchtlinge unter UNRWA-Mandat Quelle: UNHCR3 Binnenvertriebene Schätzungen zufolge betrug die Zahl der Binnenvertriebenen Ende 2019 weltweit 50,8 Millionen. Davon wurden 45,7 Millionen infolge von Konflikten und 5,1 Millionen infolge von Katastrophen vertrieben, so viele wie nie zuvor. GESAMTZAHL DER BINNENVERTRIEBENEN Quelle: IDMC4 3 Hohes Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (2019), UNHCR Global Trends Report, verfügbar unter: https://www.unhcr.org/ dach/wp-content/uploads/sites/27/2019/06/2019-06-07-Global-Trends-2018.pdf. 4 Zentrum für die Beobachtung von Binnenvertreibungen (IDMC) (2020), Global Report on Internal Displacement (2020), verfügbar unter: https://www.internal-displacement.org/publications/2020-global-report-on-internal-displacement. KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS 9
1. Gesundheitliche und humanitäre Auswirkungen Die Gesundheit der Menschen, die unterwegs Vereinten Nationen für die Koordinierung huma- sind und in prekären Situationen leben, ist nitärer Angelegenheiten (OCHA), der sowohl durch COVID-19 besonders bedroht. Viele die Verwundbarkeit als auch die Reaktions- von ihnen leben oder arbeiten in über- kapazität der Länder aufzeigt6 , so geht daraus füllten Räumen oder unter unhygienischen hervor, dass in den 10 Ländern, die am meisten Bedingungen, die die Ausbreitung von durch COVID-19 gefährdet sind, insgesamt 7 COVID-19 begünstigen. Ihr Zugang zur 17,3 Millionen Binnenvertriebene leben. Diese Gesundheitsversorgung ist möglicherweise Risiken werden durch schwache Gesundheits- eingeschränkt, vor allem wenn sie keine systeme und Reisebeschränkungen, die den Zugang zu lebensrettender humanitärer Hilfe Papiere haben oder ausgegrenzt sind. Oft erheblich erschweren, weiter verschärft. haben sie auch keinen Zugang zu anderen Grundversorgungsleistungen – angefangen Es liegt in unser aller Interesse, dringend zu von Wohnraum und Wasser- und Sanitär- handeln, um die Menschen, die unterwegs versorgung über Essen und soziale Dienste sind, und ihre Aufnahmegesellschaften in die 5 bis hin zu Bildung und Sozialschutz. Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19 einzubeziehen und vor den schlimmsten Die Gesundheitsrisiken sind noch höher in Auswirkungen der Pandemie zu schützen. instabilen und von Konflikten betroffenen Gebieten sowie in humanitären Notsituationen mit vielen Flüchtlingen und Binnenvertriebenen UNHYGIENISCHE UND BEENGTE und schwachen Gesundheitssystemen. Zwar WOHNVERHÄLTNISSE UND wurden bislang aus überfüllten Lagern und Sied- EINGESCHRÄNKTER ZUGANG lungen für Flüchtlinge und Binnenvertriebene, ZU GRUNDVERSORGUNGS- etwa in Südsudan, Bangladesch und Kenia, ver- gleichsweise geringe Fallzahlen gemeldet, es LEISTUNGEN ist jedoch ein Anstieg in den nächsten Wochen und Monaten zu befürchten, da die Kapazitäten Die Lebensbedingungen vieler Menschen, die zur Eindämmung des Virus und zur Bewältigung unterwegs sind, sind unzureichend. Aus seiner Folgen begrenzt sind. Betrachtet man diesem Grund sind sie durch die Pandemie etwa den COVID-19-Risikoindex des Amtes der extrem gefährdet. Binnenvertriebene, Flücht- linge und viele Migrantinnen und Migranten, 5 OHCHR (2014), The Economic, Social and Cultural Rights of Migrants in an Irregular Situation, verfügbar unter: https://www.ohchr.org/ Documents/Publications/HR-PUB-14-1_en.pdf. 6 OCHA (2020), Global Humanitarian Response Plan Covid-19, verfügbar unter: https://www.unocha.org/sites/unocha/files/GHRP- COVID19_May_Update.pdf. 7 Zentrum für die Beobachtung von Binnenvertreibungen (IDMC) (2020), Global Report on Internal Displacement (2020). 10 KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS
insbesondere diejenigen in irregulären Situatio- eine Reihe von Faktoren zurückzuführen ist: nen, leben in überfüllten Räumen – in Lagern Migrationsstatus, mangelndes Bewusstsein, feh- oder informellen Siedlungen, Slums, Massen- lender Sozialschutz, Kosten, Sprache, Behinderung, unterkünften, Schlafsälen, in der Migrationshaft Geschlechternormen, kulturelle Barrieren oder oder auf der Straße, wo Waschräume, Küchen diskriminierende Rechtsvorschriften, Politiken und Speisesäle gemeinschaftlich genutzt und Praktiken. Wenn es zwischen Einwanderungs- werden, unhygienische Bedingungen herrschen behörden und Gesundheitsdiensten keine Tren- und es nahezu unmöglich ist, Maßnahmen zur nung gibt, sind Flüchtlinge und Migrantinnen und physischen Distanzierung und Ausgangssperren Migranten in irregulären Situationen oder ohne umzusetzen. Das Flüchtlingslager Kakuma in ordnungsgemäße Ausweispapiere aus Angst vor Kenia beispielsweise hat eine Bevölkerungs- Inhaftierung, Abschiebung oder anderen Strafen dichte, die die der Turkana-Aufnahmegemeinde möglicherweise nicht in der Lage oder gewillt, um etwa das Tausendfache übersteigt. In 8 Gesundheitsdienste in Anspruch zu nehmen oder Somalia leben etwa eine halbe Million Binnen- sich testen zu lassen. Außerdem haben sie nur vertriebene, die sowohl vor Konflikten als auch begrenzten Zugang zu einer psychischen und klimatischen Bedingungen geflohen sind, in psychosozialen Betreuung, die jetzt umso wichti- überfüllten Siedlungen in Mogadischu, einer der ger ist, weil die Krise sie einer enormen Belastung am schnellsten wachsenden Städte der Welt. aussetzt und ihre ohnehin prekäre Situation verschlimmert.10 Des Weiteren sind Frauen, die Zudem haben viele Menschen unterwegs unterwegs sind, während der Krise unverhältnis- nur begrenzten Zugang zu Wasser, Hygiene mäßig hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt, da und Sanitäreinrichtungen, was regelmäßiges ihnen bei der grundlegenden Gesundheitsver- Händewaschen erschwert. Am Horn von Afrika sorgung eine herausragende Rolle zukommt. haben 37 Prozent der Kinder und jungen Men- schen, die unterwegs sind, keinen Zugang zu Erschwerend kommt hinzu, dass Menschen grundlegenden sanitären Einrichtungen. Für 9 unterwegs in der Regel nur begrenzt mit wich- manche, etwa Frauen und Mädchen, ältere tigen Gesundheitsinformationen in einer ihnen Menschen und Menschen mit Behinderungen, verständlichen und vertrauten Form und Spra- ist der Zugang noch stärker eingeschränkt. che versorgt werden. Noch schwieriger ist der Zugang zu Gesundheits- und weiteren Grund- versorgungsleistungen für diejenigen, die mehr- BEEINTRÄCHTIGTER ZUGANG fachen und sich überschneidenden Formen der ZU GESUNDHEITSDIENSTEN Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt sind, die nicht nur ihrem Migrationsstatus geschuldet Binnenvertriebene, Flüchtlinge und viele Migran- sind, sondern ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen tinnen und Migranten, insbesondere diejenigen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität, ihrem in prekären Situationen, stehen vor Hindernissen Alter, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, einer beim Zugang zu Gesundheitsdiensten, was auf Behinderung11 oder Armut oder Obdachlosigkeit. 8 https://sfd.susana.org/about/worldwide-projects/city/122-kakuma 9 UNICEF (2020), Children on the Move in East Africa: Research insights to mitigate COVID-19, verfügbar unter: https://blogs.unicef.org/ evidence-for-action/children-on-the-move-in-east-africa-research-insights-to-mitigate-covid-19/. 10 Mehr zu dem Thema im Kurzdossier COVID-19 und psychische Gesundheit: Was wir tun müssen, verfügbar unter: https://www.un.org/ Depts/german/gs/COVID-und-psychische-Gesundheit.pdf. 11 Mehr zu dem Thema im Policy Brief on A Disability-Inclusive Response to COVID-19, verfügbar unter: https://www.un.org/sites/un2. un.org/files/sg_policy_brief_on_persons_with_disabilities_final.pdf. KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS 11
Auch die Unterbrechung oder Einstellung grund- legender Gesundheitsleistungen aufgrund von BESCHRÄNKTER COVID-19, einschließlich im Bereich der sexuellen HUMANITÄRER ZUGANG und reproduktiven Gesundheit, wird schwer- wiegende Auswirkungen auf Menschen haben, Alle genannten Risiken erhöhen sich noch durch die unterwegs sind, insbesondere Frauen, Neu- den Umstand, dass Flugstreichungen, Grenz- geborene und heranwachsende Mädchen und schließungen, Ausgangssperren und von man- diejenigen in instabilen, katastrophenanfälligen chen Ländern auf die Ausfuhr medizinischer oder von Konflikten betroffenen Ländern. Eine Versorgungsgüter und Ausrüstung verhängte verminderte Routineversorgung könnte in nur Kontrollen humanitäre Hilfslieferungen für die- sechs Monaten 1,2 Millionen zusätzliche Todes- jenigen Menschen, die unterwegs sind und fälle bei unter 5-Jährigen zur Folge haben, dieser Hilfe am meisten bedürfen, erschweren. wobei Kinder unterwegs und in von Konflikten Besonders hart betroffen sind Flüchtlinge und betroffenen Ländern am meisten gefährdet sind.12 Binnenvertriebene, die am meisten auf huma- nitäre Hilfe angewiesen sind. In Ländern wie Irak und Nigeria haben Ausgangssperren und WACHSENDE ERNÄHRUNGS- der eingeschränkte Zugang zu Lagern zu einer UNSICHERHEIT Beschränkung der Versorgung von Binnen- vertriebenen mit Gütern und Dienstleistungen Für Menschen, die unterwegs und in prekären auf ausschließlich „lebensrettende“ Aktivitäten Situationen sind, besteht auch ein höheres geführt. Es wird insbesondere befürchtet, dass Risiko, unter COVID-19-bedingter Ernährungs- verspätet ergriffene Vorsorge- und Notfall- unsicherheit zu leiden, die auf einen Rückgang maßnahmen die Risiken für Binnenvertriebene der Landwirtschaft, unterbrochene Lieferketten, und Flüchtlinge und ihre Verwundbarkeit in den Preiserhöhungen bei Gütern des Grundbedarfs nächsten Monaten in mehreren Ländern noch und einen Kaufkraftschwund aufgrund der erhöhen werden. Wirtschaftskrise zurückzuführen ist. Mehr Die Beschränkung des humanitären Zugangs als die Hälfte der Flüchtlinge13 und Binnenver- könnte in Verbindung mit erhöhter Ernährungs- triebenen weltweit leben in Ländern und Gesell- unsicherheit und dem Einbruch der Wirtschaft schaften, in denen bereits vor der Pandemie weitaus mehr Menschenleben kosten als die hohe Ernährungsunsicherheit herrschte.14 Ein Krankheit selbst. Dies verdeutlicht einmal Beispiel dafür ist Ostafrika, wo die Nahrungs- mehr, wie wichtig es ist, dass die Länder huma- mittelrationen für mindestens 60 Prozent der nitäre Hilfsgüter und humanitäres Personal Flüchtlinge bereits gekürzt wurden. Diese von den Einschränkungen der Bewegungsfrei- Menschen sehen sich nun gezwungen, alter- heit ausnehmen und dass die Regierungen native Möglichkeiten zur Deckung ihrer Grund- zusätzlich zu den bestehenden Plänen für bedürfnisse zu finden. Unregelmäßige Nahrungs- humanitäre Maßnahmen auch den Plan der aufnahme wird bei Kindern, die unterwegs sind, Vereinten Nationen für globale humanitäre zu akuter Auszehrung und Wachstumshemmung Maßnahmen in Reaktion auf COVID-19 unter- führen und lebenslange Folgen nach sich ziehen. 12 https://www.unicef.org/press-releases/covid-19-devastates-already-fragile-health-systems-over-6000-additional-children 13 50 % der Flüchtlinge weltweit leben in 8 Ländern mit Nahrungsmittelkrisen: Türkei, Pakistan, Uganda, Sudan, Libanon, Bangladesch, Jordanien und Äthiopien. Global Network against Food Crises, 2020 Global Report On Food Crises, verfügbar unter: https://www.wfp. org/publications/2020-global-report-food-crises. 14 Ebd. 12 KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS
stützen, um die am stärksten gefährdeten Menschen weltweit vor den schlimmsten Auswirkungen von COVID-19 zu schützen. VORBILDLICHE VERFAHRENSWEISEN ZUR MILDERUNG DER GESUNDHEIT- LICHEN AUSWIRKUNGEN VON COVID-19 AUF MENSCHEN, DIE UNTERWEGS SIND • Die britische Regierung hat angekündigt, dass ausländischen Besucherinnen und Besuchern ungeachtet ihres Aufenthalts-/Einwanderungs- status die Kosten für die Diagnose oder Behandlung von COVID-19 erlassen werden. • In Libanon starteten humanitäre Hilfs- organisationen und Gesundheitspartner Kampagnen zur Information der Flüchtlings- bevölkerung über COVID-19. • Peru hat eine zeitlich befristete Krankenver- sicherung für Flüchtlinge sowie Migrantinnen und Migranten beschlossen, bei denen Ver- dacht auf COVID-19 besteht oder ein positiver Test vorliegt. • In Thailand können Migrantinnen und Migran- ten in irregulären Situationen bereits seit langem der staatlichen Krankenversicherung beitreten und bekommen so Zugang zur all- gemeinen Gesundheitsversorgung. KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS 13
2. Sozioökonomische Auswirkungen 16 Die durch COVID-19 notwendig gewordenen Betreuungsdiensten haben. Auch eine ver- Maßnahmen wie Ausgangssperren, Reise- mehrte Stigmatisierung und Diskriminierung von verbote und physische Distanzierung haben Menschen mit Behinderungen zeichnet sich ab. weltweit zu einem starken Rückgang der Zahlreiche Arbeitsmigrantinnen und -migranten Wirtschaftstätigkeit und in Folge zu einer sowie Flüchtlinge werden nicht in der Lage globalen Rezession geführt. Prognosen des sein, zur wirtschaftlichen Erholung in ihren Internationalen Währungsfonds zufolge Zielländern beizutragen und ihre Familien wird die Weltwirtschaft 2020 um 3 Prozent und Gemeinschaften in ihren Heimatländern schrumpfen. Die Wirtschaftskrise wird zu unterstützen. Prognosen zufolge werden selbst die Länder mit sehr niedrigen aufgrund von COVID-19 die Heimatüber- Infektionsraten hart treffen. Nach Schät- weisungen um 109 Milliarden US-Dollar sinken; zungen der Weltbank könnte COVID-19 das entspricht 72 Prozent der gesamten allein im Jahr 2020 bis zu 60 Millionen öffentlichen Entwicklungshilfe im Jahr 2019. Menschen in extreme Armut treiben.15 In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die in hohem Maße auf solche Viele Menschen, die von Flucht und Vertreibung Überweisungen angewiesen sind, wird das betroffen sind oder migrieren, verfügen zumeist 800 Millionen Menschen schwer belasten. 17 nur über geringe oder gar keine Reserven, um sozioökonomische Schocks abzufedern. Sie Gleichzeitig bietet sich den Ländern jedoch die gehören daher zu denen, die durch Einkommens- Chance, gestärkt aus dieser Krise hervorzu- verluste, wachsende Arbeitslosigkeit sowie gehen: Indem sie sozioökonomische Inklusion steigende Ausgaben und Preiserhöhungen bei und menschenwürdige Arbeitsbedingungen Gütern des täglichen Bedarfs am schwersten für geflüchtete, vertriebene und migrierende getroffen werden. Die Krise hat auch die ohne- Menschen fördern und Wege für eine legale hin prekäre Lage von Frauen und Mädchen Migration eröffnen, können sie in den vollen verschärft, die auf ihrem Weg einem höheren Genuss des positiven gesellschaftlichen Bei- Risiko von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung trags kommen, den diese Menschen leisten und ausgesetzt sind und Schwierigkeiten beim der durch die gegenwärtige Krise verstärkt in den Zugang zu entsprechenden Schutz- und Blickpunkt gerückt ist. Wie schon in der Agenda 15 https://www.worldbank.org/en/news/press-release/2020/05/19/world-bank-group-100-countries-get-support-in-response-to-covid- 19-coronavirus. 16 Protection Cluster Yemen, Preparedness and Response to Covid-19 - Protecting Groups at Disproportionate Risk, verfügbar unter: https://www.globalprotectioncluster.org/wp-content/uploads/Protecting-Groups-Preparedness-and-Response-to-Covid.pdf. 17 Weltbank (2020), COVID-19 Crisis Through a Migration Lens, verfügbar unter: https://www.knomad.org/sites/default/files/2020-06/R8_Migration%26Remittances_brief32.pdf. 14 KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS
MIGRATIONSRELEVANTE NACHHALTIGKEITSZIELE UND -VORGABEN ----�---- SUSTAINABLE •> Diaspora-Organisationen und Migrant(inn)en in die Lage versetzen, zur Bekämpfung von COVID-19 und zur Erholung beizutragen. 17 PARTNERSCHAFTEN 1 KEINE ARMUT Entwicklungspotenzial der Migration nutzen, um Resilienz zu stärken und DEVELOPMENT � 'fSfJ sozioökonomische Erholung zu fördern. Gt:>ALS Von innovativen Ansätzen zur Nutzung Sozialschutzleistungen für alle von Technologien für die Erfassung von Migrant(inn)en müssen ungeachtet ihres Migrant(inn)en und ihre Übertragbarkeit Migrationsdaten lernen und umfassend Migrationsstatus gleichen Zugang zur auf Zurückkehrende gewährleisten. Gebrauch machen, Migrationsdaten Gesundheitsversorgung erhalten. aufschlüsseln sowie die Aufschlüsselung von Entwicklungsdaten nach Migrations 3 GESUNDHEIT WOHLERGEHEN UND Mobilität von Gesundheitsfachkräften status sicherstellen. erleichtern, um Arbeitskräftemangel zu mildern. 16 FRIEIIN, GERECHTIGKEIT UND STARKE Mittels technologischen Fortschritts die 4 HOCHWERTIGE INST111JTIIMN -� BILDUNG virtuelle Mobilität für Studierende fördern, um physische Beschränkungen im Interesse weltweiter Forschung und Der Schutzbedürftigkeit von Entwicklung zu überwinden. Migrant(inn)en und ihren Gemeinden bei der Bekämpfung In Qualifizierung und Umschulung von von COVID-19 voll Rechnung Migrant(inn)en und Zurückkehrenden tragen, damit irreguläre Migration investieren, um ihren Zugang zu und Menschen-schmuggel und menschenwürdiger Arbeit zu erweitern. -handel sich nicht verschlimmern. 5 GESCHLECHTER GERECHTIGKBT Migrant(inn)en ungeachtet ihres Migrationsstatus in Bemühungen zur Bekämpfung zunehmender NACHHALTtGE � COVID-19-bedingter geschlechts Unter Berücksichtigung der Aus 11 ���:i���i spezifischer Gewalt und sozio wirkungen neuer Stadt-Land ökonomischer Verwundbarkeit Mobilität Städte dabei unterstützen, Im Rahmen der COVID-19-Maßnahmen einbinden. die menschliche Mobilität in ihre innovative Wege für legale VVlrtschafts Stadtplanungs- und Erholungs migration entwickeln, um angemessen Spezifisch mit COVID-19 zusammen prozesse im Zusammenhang mit =........ auf Arbeitsangebot und -nachfrage hängender Verwundbarkeit von COVID-19 einzubeziehen. Kosten für Heimatüberweisungen WENIGER 8 MENSCHENWÜRDIGE weltweit, insbesondere im Gesundheits- Migrant(inn)en im Bereich der UNGLEICHHEITEN auf unter 3 % verringern. SCIIAFTSWAC bereich, reagieren zu können. ARBEIT UND WIRT � sexuellen und reproduktiven Städte in die Lage versetzen, wachsende Feindlichkeit und Diskriminierung gegenüber Überweisungen und andere ◄ ► i•I Vermehrt über globale Partnerschaften Gesundheit begegnen. migrationsbezogene Finanzströme Qualifizierungs- und Ausbildungsmodelle Migrant(inn)en einzudämmen. fair und ausgewogen zur Förderung besser auf Angebot und Nachfrage auf lokaler Reaktions-, Erholungs- und dem globalen Arbeitsmarkt abstimmen Entwicklungsmaßnahmen nutzen. und dabei Potenzial von digitaler Technologie und Telearbeit maximieren. Quelle: IOM lssue Brief on Why Migration Malters for Recovering Better from COVID 19, 2020 18 Quelle: IOM 2030 für nachhaltige Entwicklung anerkannt, Die weltweit 164 Millionen Arbeitsmigrantinnen ist die Mobilität der Menschen untrennbar mit und -migranten19 und ihre Familien sind wäh- der nachhaltigen Entwicklung verbunden. rend einer Wirtschaftskrise zumeist viel stärker von Arbeitsplatz- und Lohnverlusten bedroht als die Staatsangehörigen ihres jeweiligen STEIGENDE ARBEITSLOSIGKEIT Aufenthaltslandes. Während der globalen UND VERLUST DER EXISTENZ- Finanzkrise 2008 lag in den 28 Ländern der GRUNDLAGEN Europäischen Union die Arbeitslosenquote bei den im Ausland geborenen Beschäftigten weit Die durch COVID-19 bedingten Einschränkungen über der für die Einheimischen.20 Dafür gibt der Bewegungsfreiheit und der daraus resultie- es mehrere Gründe – so waren etwa Arbeits- rende Wirtschaftseinbruch gefährden Arbeits- plätze in saisonalen Sektoren wie im Bau- oder plätze, insbesondere in der Schattenwirtschaft, Dienstleistungssektor am stärksten betroffen, und entziehen somit vielen Menschen, die und Eingewanderte werden häufig als letzte unterwegs sind, ihre Existenzgrundlage. eingestellt und als erste wieder entlassen. 18 Internationale Organisation für Migration, IOM Issue Brief on Why Migration Matters for Recovering Better from COVID 19, verfügbar unter: https://www.iom.int/sites/default/files/documents/issue_brief_why_migration_matters_for_recovering_better.pdf. 19 Internationale Arbeitsorganisation (2018), Global Estimates on International Migrant Workers: Results and Methodology, verfügbar unter: https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---dcomm/---publ/documents/publication/wcms_652001.pdf. 20 Weltbank (2020), COVID-19 Crisis Through a Migration Lens. KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS 15
AUSWIRKUNGEN VON COVID-19 AUF INFORMELL BESCHÄFTIGTE (STAND: 29. APRIL 2020) In der informellen Wirtschaft Beschäftigte: Wie viele sind erheblich betroffen? Weltweit Länder mit niedrigem Länder mit niedrigerem Länder mit höherem Länder mit hohem Einkommen mittlerem Einkommen mittlerem Einkommen Einkommen Gesamtbeschäftigung Informelle Beschäftigung in Prozent der Gesamtbeschäftigung Erheblich betroffene informelle Beschäftigung in Prozent der Gesamtbeschäftigung 25 Quelle: ILO Die sozioökonomischen Auswirkungen der ILO-Schätzungen der Rückgang der von informell Pandemie werden insbesondere diejenigen Beschäftigten geleisteten Arbeitsstunden einem Arbeitsmigrantinnen und -migranten und Flücht- Verlust von mehr als 305 Millionen Vollzeit- linge treffen, die zu Niedriglohnbedingungen Arbeitsplätzen entsprechen.23 In Libyen etwa in der Schattenwirtschaft tätig sind und keine stieg die Arbeitslosigkeit unter Migrantinnen menschenwürdige Arbeit und Sozialschutz- und Migranten von 7 Prozent im Februar auf 21 leistungen erhalten. Jüngste Untersuchungen 24 Prozent Ende April 2020.24 der ILO veranschaulichen, wie hoch in vielen Zum Verlust des Arbeitsplatzes kommt für Ländern mit niedrigem und mittlerem Ein- Arbeitsmigrantinnen und -migranten belastend kommen der Beschäftigungsanteil von Arbeits- hinzu, dass arbeitsrechtliche Schutzbestimmun- migrantinnen (fast 75 Prozent) und -migranten gen oder Sozialschutzsysteme für sie häufig (70 Prozent) in der informellen Wirtschaft ist.22 nicht gelten und dass mit einer Entlassung das Da 30 Prozent der Migrantinnen und Migranten Risiko verbunden sein kann, die Aufenthalts- jünger als 30 Jahre sind, besteht die Gefahr, dass oder Arbeitserlaubnis zu verlieren und dann eine bereits jetzt mit hoher Jugendarbeitslosig- entweder ohne Papiere im Land bleiben oder keit konfrontierte Generation noch weiter zurück- ins Herkunftsland zurückkehren zu müssen.26 fällt. Allein im zweiten Quartal 2020 dürfte nach 21 Internationale Arbeitsorganisation (2020), Protecting migrant workers during the COVID-19 pandemic, verfügbar unter: https://www.ilo. org/wcmsp5/groups/public/---ed_protect/---protrav/---migrant/documents/publication/wcms_743268.pdf. 22 Amo-Agyei, S. An Analysis of the Migrant Pay Gap, Technical Report, ILO Geneva (2020), erscheint demnächst, verfügbar unter https://www.ilo.org/global/topics/labour-migration/. Für 14 der 49 untersuchten Länder lagen Daten zu im informellen Sektor beschäftigten Arbeitsmigrantinnen und -migranten vor. In denselben Ländern waren 70 Prozent der im informellen Sektor Beschäftigten Staatsangehörige. 23 Internationale Arbeitsorganisation (2020), COVID-19 and the World of Work: Third edition, verfügbar unter: https://www.ilo.org/global/ topics/coronavirus/impacts-and-responses/WCMS_743146/lang--en/index.htm. 24 Im April 2020 durchgeführte Befragung von 1.350 Migrantinnen und Migranten im Rahmen der Displacement Tracking Matrix (DTM) der Internationalen Organisation für Migration. 25 Internationale Arbeitsorganisation (2020), COVID-19 and the World of Work: Third edition. 26 Internationale Arbeitsorganisation (2020), Protecting migrant workers during the COVID-19 pandemic. 16 KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS
Auch Binnenvertriebene und Flüchtlinge hat sich gezwungen, auch dann noch zu arbei- der Wirtschaftsabschwung hart getroffen. In ten, wenn sie krank sind, was Auswirkungen den ersten fünf Wochen der Ausgangssperren auf die Gesamtgesellschaft haben kann. gingen beim Hohen Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) und seinen Partnern im gesamten Nahen Osten und in UNVERHÄLTNISMÄSSIG Nordafrika über 350.000 Ersuchen von Flücht- STARK BETROFFEN: FRAUEN, lingen und Binnenvertriebenen um finanzielle KINDER, MENSCHEN MIT Hilfe zur Deckung ihrer täglichen Grundbedürf- BEHINDERUNGEN UND nisse ein. In Libanon gaben mehr als die Hälfte ÄLTERE MENSCHEN der vom UNHCR befragten Flüchtlinge an, ihre ohnehin schon karge Existenzgrundlage Geflüchtete, vertriebene und migrierende Frauen verloren zu haben. 70 Prozent mussten Mahl- und Mädchen 29 sind einer Reihe spezifischer zeiten ausfallen lassen. In mehreren Ländern Folgewirkungen der Pandemie besonders stark hindern die für sie geltenden Einschränkungen ausgesetzt. Ungefähr 42 Prozent aller Arbeits- der Bewegungsfreiheit Binnenvertriebene migranten weltweit sind Frauen.30 Da sie über- an existenzsichernden Tätigkeiten sowie am proportional oft im Gesundheitsbereich arbeiten, Zugang zu Agrarland zur Selbstversorgung. sind sie entsprechenden Gesundheitsrisiken aus- Wie schon in der Finanzkrise von 2008 litten gesetzt. Aufgrund hartnäckig fortbestehender Länder mit leistungsfähigen Sozialschutz- und Rollenklischees tragen diese Frauen zudem Grundversorgungssystemen am wenigsten die Hauptlast der sowohl bezahlten als auch unter den negativen Auswirkungen und erholten unbezahlten Haus- und Pflegearbeit, wozu die 27 sich auch am schnellsten. Mit Stand vom Quarantänebestimmungen noch verschärfend 22. Mai 2020 hatten 190 Länder aufgrund von beitragen. Ebenso hat sich durch die Ausgangs- COVID-19 Sozialschutzprogramme entweder beschränkungen das Risiko der geschlechts- in Planung, bereits eingeführt oder angepasst. spezifischen Gewalt, insbesondere durch Bargeldtransfers gehören dabei zu den am Intimpartner, noch zusätzlich erhöht.31 Das häufigsten ergriffenen Maßnahmen. Arbeits- 28 Gleiche gilt angesichts der häufig beengten migrantinnen und -migranten und andere in Wohnverhältnisse und der unsicheren Arbeits- der Schattenwirtschaft Beschäftigte, darunter bedingungen auch für das Risiko sexueller auch Flüchtlinge, werden jedoch häufig nicht Belästigung und Ausbeutung. Migrantinnen in die Sozialschutzmaßnahmen einbezogen. und Flüchtlingsfrauen sehen sich außerdem Ohne gesichertes Einkommen sehen sie häufig daran gehindert, sich an die Polizei, 27 Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) (2010), The Global Financial Crisis of 2008-10: A View from the Social Sectors, verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publication/46468404_The_Global_Financial_Crisis_of_2008-10_A_View_from_the_ Social_Sectors. 28 http://www.ugogentilini.net/ 29 Mehr zu dem Thema im Policy Brief on the Impact of COVID-19 on Women, verfügbar unter: https://www.un.org/sites/un2.un.org/files/policy_brief_on_covid_impact_on_women_9_apr_2020_updated.pdf. 30 Internationale Organisation für Migration (2020), World Migration Report 2020, verfügbar unter: https://publications.iom.int/system/ files/pdf/wmr_2020.pdf#page=232. 31 https://www.un.org/press/en/2020/sgsm20034.doc.htm KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS 17
die Justiz oder Einrichtungen zum Schutz vor durch diese Situation nun noch verschlechtert geschlechtsspezifischer Gewalt zu wenden, wird. Auch schon vor der Pandemie war die insbesondere wenn sie sich illegal im Land Wahrscheinlichkeit, dass Flüchtlingskinder aufhalten und Repressalien, Stigmatisierung, keine Schule besuchen, doppelt so hoch wie für 35 Freiheitsentzug und eine mögliche Ausweisung andere Kinder. Da der Zugang zu den Schulen fürchten. Deshalb sind verstärkt Schutzmaß- eingeschränkt ist, werden Kinder möglicher- 32 nahmen erforderlich. Hinzu kommt, dass weise vermehrt ihre Schullaufbahn abbrechen. Schutz- und Betreuungsdienste im Bereich Der Lernerfolg wird nachlassen, und einige der sexuellen und geschlechtsspezifischen Kinder werden angesichts der wirtschaftlichen Gewalt nicht überall als systemrelevant ein- Belastungen gezwungen sein, arbeiten zu gehen, gestuft sind, was den Zugang für Frauen und und dürften nach dem Ende der Gesundheits- Mädchen in dieser Lage noch mehr erschwert. krise noch mehr Schwierigkeiten haben, den Schulbesuch wiederaufzunehmen. Insbesondere 33 Kinder machen mehr als die Hälfte aller Flücht- Mädchen, die Flucht oder Binnenvertreibung linge weltweit und 42 Prozent aller Binnenver- erfahren, werden möglicherweise überhaupt 34 triebenen aus. Die Ausgangsbeschränkungen nicht mehr zur Schule gehen. Für eine ganze wegen COVID-19 und der Wirtschaftsabschwung Generation dieser jungen Menschen wird es bedeuten für viele Familien einen harten Über- dann umso schwieriger sein, einen Arbeits- lebenskampf, bei dem das Lernen und die platz zu finden oder ein Geschäft aufzubauen. gesunde Ernährung der Kinder in den Hinter- grund treten und für viele Kinder ein erhöhtes Angesichts der überproportional hohen Risiko besteht, ohne Schutz unterwegs zu COVID-19-Sterblichkeitsraten bei älteren Men- 36 sein. Die sozioökonomischen Folgewirkungen schen sind ältere Flüchtlinge, Binnenver- der Pandemie verstärken auch die Gefahr von triebene und Migrantinnen und Migranten den Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung, zum Bei- gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie spiel in Form von Kinderarbeit, Kinderhandel besonders stark ausgesetzt. Erschwerend zum Zweck der sexuellen Ausbeutung oder dazu kommen noch der beschränkte Zugang Kinderheirat, insbesondere für heranwachsende zu einer Gesundheitsversorgung und zu Mädchen. So verzeichnet etwa das UNHCR verlässlichen Gesundheitsinformationen einen Anstieg der Fälle von Kinderarbeit und sowie unhygienische Wohnverhältnisse, Kindesmissbrauch unter syrischen Flüchtlingen. weshalb für diese Bevölkerungsgruppe das Virus ganz besonders gefährlich ist. 1,5 Milliarden junge Menschen in 188 Ländern, also mehr als 90 Prozent aller, die zur Schule Menschen mit Behinderungen, einschließlich gehen oder studieren, erleben derzeit einen der von Flucht und Vertreibung betroffenen Bildungsausfall. Kinder und Jugendliche, die oder migrierenden, leiden gleichfalls über- fliehen, migrieren oder vertrieben werden, haben proportional unter den gesundheitlichen ohnehin einen prekären Bildungszugang, der Auswirkungen der Pandemie, weil sie ver- 32 Global Protection Cluster (2020), Covid19 Protection Risks & Responses Situation Report No 2, verfügbar unter: https://www.globalprotectioncluster.org/2020/04/09/covid19-protection-risks-responses-situation-report-no-2/. 33 Mehr zu dem Thema im Policy Brief on the Impact of COVID-19 on Children, verfügbar unter: https://www.un.org/sites/un2.un.org/files/ policy_brief_on_covid_impact_on_children_16_april_2020.pdf. 34 UNICEF (2020), Lost at Home, verfügbar unter: https://www.unicef.org/media/68826/file/Lost-at-home-risks-and-challenges-for-IDP- children-2020.pdf. 35 UNICEF (2017), Education Uprooted, verfügbar unter: https://www.unicef.org/publications/files/UNICEF_Education_Uprooted.pdf. 36 Mehr zu dem Thema im Policy Brief on the Impact of COVID-19 on older persons, verfügbar unter: https://www.un.org/sites/un2.un.org/files/un_policy_brief_on_covid-19_and_older_persons_1_may_2020.pdf. 18 KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS
mehrt für Sekundär- und Begleiterkrankungen Der Rückgang der Heimatüberweisungen bringt anfällig sind. Die für sie bereits ohnehin auch wirtschaftliche Härten und Probleme für bestehenden Ungleichheiten wie etwa höhere die Familien und Heimatgemeinden der Arbeits- Armutsraten und mangelnder Bildungszugang migrantinnen und -migranten mit sich. Das verstärken diese Auswirkungen noch. macht sich unmittelbar in den Bildungs- und Gesundheitsausgaben der betroffenen Haus- halte in den Herkunftsländern bemerkbar. RÜCKGANG DER HEIMAT- Im Durchschnitt fließen 75 Prozent der Über- ÜBERWEISUNGEN weisungen in die Deckung der Kosten für grund- legende Bedürfnisse, etwa für Nahrung, Schule, Die Auswirkungen von Arbeitsplatzverlusten medizinische Behandlung und Wohnen.41 Der und Lohneinbußen auf Arbeitsmigrantinnen und Rückgang der Heimatüberweisungen wird für -migranten sowie auf beschäftigte Flüchtlinge viele Entwicklungsländer umso schmerzhafter werden auch ihre Familien in den Herkunfts- sein, als insbesondere die ausländischen Direkt- ländern schmerzhaft zu spüren bekommen. investitionen 2020 wahrscheinlich noch stärker 42 Nach Schätzungen der Weltbank werden sich sinken werden als die Heimatüberweisungen. die Heimatüberweisungen aufgrund der Pan- 37 demie um 109 Milliarden US-Dollar verringern. Heimatüberweisungen machen in 30 Ländern 38 MENSCHEN UNTERWEGS: IHR mehr als 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts BEITRAG ZUR GESELLSCHAFT (BIP) aus und stellen weltweit für mehr als 800 Millionen Menschen eine grundlegende Ein- Ungeachtet der erheblichen Auswirkungen 39 kommensquelle dar. Erste Zahlen aus Zentral- von COVID-19 auf Arbeitsmigrantinnen und amerika zeigen, dass die Heimatüberweisungen -migranten und Flüchtlinge wirft die Pandemie Ende März 2020 um 40 Prozent zurückgegangen ein Schlaglicht auf den enormen Beitrag, den sind. Zu den Verdiensteinbußen der Arbeits- 40 diese Menschen für die Gesellschaft leisten, in migrantinnen und -migranten kommt hinzu, dass der sie leben. Millionen von ihnen kämpfen an wegen der Ausgangsbeschränkungen und der vorderster Front gegen das Virus oder erfüllen Einstufung von Überweisungsdienstleistern als eine wichtige Funktion als systemrelevante nicht systemrelevante Unternehmen der Zugang Arbeitskräfte, insbesondere im Gesundheits- zu diesen Dienstleistern eingeschränkt ist. Ange- wesen, im formellen und informellen Pflege- sichts sinkender Umsätze bei weiterlaufenden sektor sowie in der Nahrungsmittelversorgung. Betriebsaufwendungen könnten sich viele dieser Daten aus über 80 Mitgliedstaaten der Welt- Dienstleister zur Geschäftsaufgabe gezwungen gesundheitsorganisation (WHO) zeigen, dass sehen. Die daraus resultierende Verringerung mehr als ein Viertel der Ärzte und ein Drittel des Wettbewerbs hätte wiederum negative der Zahnärzte und Apotheker entweder im Auswirkungen auf die Bemühungen zur Senkung Ausland ausgebildet oder im Ausland geboren 43 der Transaktionskosten für Überweisungen. wurden. Etwa jede achte in der Kranken- 37 Weltbank (2020) , COVID-19 Crisis Through a Migration Lens. 38 Internationale Organisation für Migration (2020), Migration-Related Socioeconomic Impacts of COVID-19 on Developing Countries, Issue Brief, Mai 2020, verfügbar unter: https://www.iom.int/sites/default/files/documents/05112020_lhd_covid_issue_brief_0.pdf. 39 https://www.un.org/development/desa/en/news/population/remittances-matter.html 40 https://voxeu.org/article/perfect-storm-covid-19-emerging-economies 41 https://www.un.org/development/desa/en/news/population/remittances-matter.html 42 Weltbank (2020), COVID-19 Crisis Through a Migration Lens. 43 Die Daten entstammen der NHWA-Datenplattform der Weltgesundheitsorganisation, verfügbar unter: https://apps.who.int/nhwaportal/. KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS 19
pflege beschäftigte Person übt ihre Tätigkeit migrantinnen und -migranten leisten. In der in einem anderen Land als ihrem Herkunfts- nordamerikanischen Landwirtschaft, die 44 land aus. Arbeitsmigrantinnen und -migran- sehr stark von der Wanderarbeit abhängig ten und beschäftigte Flüchtlinge stellen einen ist, hat die Krise zum Beispiel zu einem wesentlichen Teil des Gesundheitspersonals, Saisonarbeitermangel geführt. Ähnlich ist die das in den entwickelten Ländern COVID-19 Situation in Europa, wo Schätzungen zufolge bekämpft. Weltweit sind Tausende von ihnen bis zu einer Million Saisonarbeitskräfte in 46 im Rahmen der nationalen Gesundheits- der Landwirtschaft fehlen werden. systeme an den Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie beteiligt, und in mehreren Län- Die Krise bietet daher einen Anlass, den positi- dern werden Gesundheitsfachkräfte aus ihren ven gesellschaftlichen Beitrag dieser Menschen Reihen beschleunigt akkreditiert, damit sie zu und die wichtige Rolle der Migration in den Ziel- diesen Maßnahmen beitragen können. Obwohl ländern umfassender zu bewerten. Um gestärkt Gesundheitsfachkräfte als systemrelevant aus der Krise hervorgehen zu können, müssen gelten, befinden sich einige von ihnen immer die Länder weiter darüber nachdenken, wie im noch irregulär in ihrem Aufenthaltsland. Ausland erworbene akademische und beruf- liche Qualifikationen leichter anerkannt und Auch in anderen Bereichen, wie etwa in der Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlinge Nahrungsversorgung, wird deutlich, welchen in die Systeme der sozialen Sicherung ein- wichtigen gesellschaftlichen Beitrag Arbeits- bezogen werden können und wie grundsätzlich ANTEIL DER IM AUSLAND AUSGEBILDETEN ÄRZTINNEN UND ÄRZTE IN AUSGEWÄHLTEN LÄNDERN Anteil der im Ausland ausgebildeten* Ärztinnen und Ärzte in ausgewählten Ländern, jeweils jüngste Zahlen (2016-2018)** Nicht gewichteter durchschnittlicher Anteil der im Ausland ausgebildeten Zahnärzte: 38,2 % (36 Länder) Geburtshelfer: 11,8 % (33 Länder) Krankenpfleger: 10,4 % (55 Länder) Apotheker: 35,6 % (32 Länder) Nicht gewichteter durchschnittlicher Anteil der im Ausland ausgebildeten Ärzte: 27 % % im Ausland ausgebildeter Ärztinnen % im Ausland geborener Ärztinnen und Ärzte (N=14) und Ärzte (N=67) Quelle: WHO National Health Workforce Accounts, 2019. * Daten zu im Ausland geborenen Personen stellvertretend für im Ausland ausgebildete Personen verwendet für ARE, ARM, BHR, ECU, ISL, LBY, LKA, MEX, MLI, MOZ, OMN, PAN, PRK und PRT ** Basierend auf einer Vorabanalyse 45 Quelle: WHO 44 Weltgesundheitsorganisation (2020), State of the World’s Nursing Report, verfügbar unter: https://www.who.int/publications-detail/ nursing-report-2020. 45 Die Daten entstammen der NHWA-Datenplattform der Weltgesundheitsorganisation, verfügbar unter: https://apps.who.int/nhwaportal/. 46 Internationale Organisation für Migration (2020), Covid-19: Policies and Impact on Seasonal Agricultural Workers, verfügbar unter: https://www.iom.int/sites/default/files/documents/seasonal_agricultural_workers_27052020_0.pdf. 20 KURZDOSSIER: COVID-19 UND MENSCHEN UNTERWEGS
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