Corona Krise - Ausgabe 2/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
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Ausgabe 2/2020 www.lebenshilfe-salzburg.at Schwe r- punk t Thema Corona Krise Wir hatten 82 Verdachtsfälle Seite 6 3 Monate zu Hause Seite 12 Vitamin i – Innovation durch Inklusion Seite 21
Vor.wort Liebe Leserin! Michael Russ (li), Guido Güntert (re) Lieber Leser! Wie nicht anders zu erwarten, füllt Corona einen Großteil dieses Heftes. Viele unserer Klient*innen zählen, so wie viele ihrer Eltern, zur Risikogruppe. So stellte die Führung der Dienstleistungsangebote der Lebenshilfe in Corona-Zeiten eine enorme Herausforderung dar, die fast täglich Entscheidungen verlangte, die die Abwägung zwischen den Werten `kör- perliche Gesundheit´ und `persönlicher Freiheit´ erforderten. Oberste Prämisse war, die Zahl der Kontaktpunkte so gering wie möglich und damit das Virus aus den Einrichtungen fern zu halten, was auch bedeutete, dass Angehörige über weite Strecken ihren Söhnen und Töchter lediglich auf digitalem oder telefonischem Wege begegnen konnten. Somit waren die Einschränkungen teilweise schmerzhaft, aber wir glauben, dass sie unver- meidbar waren. Der Erfolg, dass wir bisher nicht einen Krankheitsfall in unseren Einrichtungen verzeichnen müssen, spendet allen Betroffenen jedoch Trost. Lassen sie uns gemeinsam auf Holz klopfen, dass es so bleibt. In den Ländern, die anfangs locker mit Corona umgegangen sind, wie z. B. Großbritannien, ist die Sterblichkeitsrate in Altersheimen besonders hoch. Auch wenn Menschen mit Behinderungen, wie so oft, hier nicht extra genannt werden, ist davon auszugehen, dass die Sterblichkeitsrate in den britischen Behinderteneinrichtungen auch sehr hoch ist. Und sicher will niemand, dass bei uns das Gleiche passiert. Darum wer- den wir wachsam bleiben. Eigentlich hatten wir gehofft, Ihnen in diesem Heft von der Eröffnung des Vereinsprojektes „Moosstraße 7“ berichten zu können. Aber Corona hat, neben ein paar anderen Dingen, unseren Zeitplan ordentlich durcheinandergebracht. Wir hoffen das Projekt, bestehend aus einem Secondhandgeschäft, einem Café und einem Atelier, im Herbst zu eröffnen. Wie das alles ausschauen soll, lesen Sie im Inneren dieses Heftes. Und noch etwas Wichtiges gibt es: Der Landesvorstand der Lebenshilfe Salzburg sucht neue Vorstandsmitglieder. Haben Sie Interesse daran, die Entwicklung der Lebenshilfe Salzburg mitzubestimmen? Wollen Sie sich für Menschen mit Behinderung einsetzen? Haben Sie gute Ideen? Wenn Sie Näheres über die Vorstandsarbeit wissen wollen, melden Sie sich doch bei Michael Russ entweder telefonisch 0664/2614802 oder per Mail michael.russ@lebenshilfe- salzburg.at. Wir brauchen Sie! Michael Russ Guido Güntert Präsident Geschäftsführer Lebenshilfe Salzburg Lebenshilfe Salzburg Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
Inhalt Impressum Schwer.punkt 4 CORONA KRISE Offenlegung gemäß §25 des Mediengesetztes, ZVR-Zahl: 4 Immer einen Schritt voraus 738515690 6 Guido Güntert: „Wir hatten 82 Verdachtsfälle“ Eigentümer, Herausgeber, 8 Personen, die den Betrieb am Laufen hielten Verleger: 10 Landesrat Heinrich Schellhorn: „Niemand war Lebenshilfe Salzburg, Verein für Menschen mit Behinderung, auf so eine Situation vorbereitet!“ A-5020 Salzburg, 12 3 Monate zu Hause Nonntaler Hauptstraße 55, Telefon: +43 (0)662 82 09 84, 13 Stammtisch, Coaching und Webinare per Video www.lebenshilfe-salzburg.at, 14 Die Corona-Zeit ohne meine Tochter verein@lebenshilfe-salzburg.at 15 Erfahrungsberichte aus den Einrichtungen Für den Inhalt verantwortlich: 17 Wie sichtbar waren Menschen mit Behinderungen Michael Russ (Präsident), in der Krise? A-5020 Salzburg, Nonntaler Hauptstraße 55 Vor.gestellt 18 Angelika Noisternig: Hoch soll sie leben! Redaktion: Michael Russ (mr), Mag. Claudia Tomasini (tom). Lebens.wichtig 19 Mitreden, Mitentscheiden Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autoren wider und müssen nicht Lebens.nah 20 Markus geht auf Sendung mit der Meinung der Redaktion oder der Herausgeber überein- „Vitamin i“ – Innovation durch Inklusion 21 stimmen. Unser neues Projekt „Moosstraße 7“ 22 Grundlegende Richtung: Information über Anliegen der Men- Selbst.redend 23 Persönliche Erfahrungen in der Zeit schen mit geistiger und mehrfacher Behinderung und ihrer Angehörigen. der Corona Krise Der Verein Lebenshilfe ist unabhän- gig von politischen Parteien und Kirchen. Pin.wand 26 Benefizlauf alleine 26 Flohmarkt der Lebenshilfe Salzburg Grafik: 26 Ein Heim für den Baumschläfer HG-CROSSMEDIA, Salzburg 26 5.000 Euro von Firma Backhausen Fotos: 27 Unsere Rettung: Selbstgenähte Masken! Coverfoto: Adobe Stock Fotos: Lebenshilfe Salzburg 27 Zivildiener gesucht! (falls nicht anders angegeben) 27 Babyelefantenabstandhalter Druck: Geschützte Werkstätten integrative Betriebe GmbH Spendenkonto: IBAN: AT07 3500 0000 9106 6696 BIC: RVSAAT2S
Immer einen nach Hause nehmen, müssen diese bis zumindest Ostermontag zu Hause behal- ten. Innerhalb der Wohnhäuser werden die Schritt voraus Stockwerke streng getrennt und 12-Stun- den Dienste eingeführt. Die meisten Werk- stätten werden geschlossen, ein Notbetrieb bleibt allerdings aufrecht. Mitarbeiter*innen, Die Corona Pandemie hat uns vor noch nie die in den betroffenen Tiroler Gebieten wa- dagewesene Herausforderungen gestellt. ren, werden zur Selbst-Isolation aufgerufen. Im Vordergrund all unserer Maßnahmen stand immer die sichere Begleitung unserer Klient*innen Mittwoch, 18. März: Einrichtung von drei und Mitarbeiter*innen durch die Krise. Auszug aus Zentrallagern im Bundesland für Desinfek- der Chronologie der Krisen-Bewältigung. tionsmittel, Schutzmasken, Handschuhe, und Seife. Besonders die Bestellung der Masken stellt die Lebenshilfe vor große Freitag, der 13. März: zum ersten Mal tritt Herausforderungen. Freiwillige im ganzen das Corona-Krisen-Team der Lebenshilfe Bundesland unterstützten mit selbstge- zusammen. Das erste und vorerst letzte nähten Masken. Bis Ende Mai werden fast Mal trifft man sich im Besprechungsraum, 1.500 selbstgenähte Masken geliefert! sitzt so weit wie möglich auseinander. Erste Handlung: Trennung der Bereiche Sonntag, 22. März: Erste bestätigte Wohnen und Arbeit. Alle folgenden Schrit- Corona-Erkrankung eines Klienten aus einer te werden täglich über Videokonferenzen Werkstätte im Pongau. Keine Ansteckungs- besprochen, auch an Sonn- und Feiertagen. gefahr, da drei Werktage zwischen Verlas- Im Krisenteam: Geschäftsführer Guido Gün- sen der Werkstätte und erster Krankheits- tert, die Regional- und Bereichsleitungen, zeichen lagen. Der Mann ist mittlerweile Öffentlichkeitsarbeit und Betriebsrat. wieder genesen. Montag, 16. März: Zum Schutz der Mittwoch, 25. März: Mitarbeiter*innen Bewohner*innen werden Wochenend- des Ambulatoriums sowieder Frühförde- Heimfahrten vorerst eingestellt. Ange- rung und Familienbegleitung werden zur hörige, die ihre Söhne und Töchter mit Kurzarbeit angemeldet. 4 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
CORONA KRISE Schwer.punkt mit Corona Verdachtsfällen und dem richti- gen Anlegen der Schutzkleidung. Dienstag, 22. April: Das Krisen-Team erreichen Berichte über Klient*innen, die sich durch die neue Situation in ungewohn- tem Licht zeigen. Wir möchten uns ein größeres Bild machen und starten eine umfassende Umfrage bei allen Wohnhaus- und Werkstättenmitarbeiter*innen über ihre Beobachtungen. Freitag, 8. Mai: Die erfreulichen Zahlen las- sen ein behutsames Hochfahren all unserer Dienstleistungen wieder zu. Dienstag, 31. März: Die erste Ausgabe des „Fürberg-Kurier“ erscheint. Das Team Mitte Juni ist alles wieder im Normalbe- in der Fürbergstraße – Klient*innen und trieb. Die erste Krise scheint überstanden Mitarbeiter*innen haben sich überlegt, eine zu sein. Ohne die konsequente Beachtung Zeitung in leichter Sprache zu machen, um aller Hygienemaßnahmen seitens der für die Bewohner*innen etwas Abwechs- Angehörigen, Mitarbeiter*innen und Men- lung in die Corona-Zeit zu bringen. In der schen mit Behinderungen wäre das nicht Zeitung gibt es Geschichten, Rätsel, Man- möglich gewesen. Ihnen allen wurde vieles dalas, was Lustiges, Gossip aus der Welt abverlangt, doch es hat sich ausgezahlt. Ge- der Stars & Sternchen, Kreativtipps und meinsam gehen wir gestärkt aus der Krise einfache Gymnastikübungen für daheim. hervor! Insgesamt erscheinen bis zur Einstellung Mitte Mai 10 Ausgaben dieser grandiosen Zeitung, die über die Landesgrenzen hinaus mit Begeisterung gelesen wird. Mittwoch, 8. April: Um für den Notfall gerüstet zu sein, richtet die Lebenshilfe in Absprache mit dem Land zwei „Covid- Häuser“ in der Stadt Salzburg und Zell am See ein. Diese sollen für Personen, die getestet werden und in der Zwischenzeit in Quarantäne müssen und für leichte Fälle Wolfgang Mösenbacher, bereitstehen. Auch Personal für die Covid- Wohnhaus Häuser wird gesucht – die Lebenshilfe setzt Gruberstraße dabei auf Mitarbeiter*innen, die sich freiwil- wirbt für lig melden. die Aktion #stayathome. Donnerstag, 9. April: Unsere Diplomier- ten Gesundheits- und Krankenpflege- Mitarbeiter*innen erhalten eine vom Land organisierte Hygieneschulung im Umgang Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020 5
„ Wir hatten 82 Verdachtsfälle“ Guido Güntert Lebenshilfe Geschäftsführer Guido Güntert manövrierte die Lebenshilfe durch die Krise. Ziel jeder Maßnahme war es, die Menschen mit Behinderungen bestmöglich zu schützen. jeder.mensch: Gehen wir Zu Beginn war es wirklich täg- Ausgangspunkt war immer das, zurück zum Donnerstag, lich, auch Samstag und Sonntag, was die Bundesregierung und die den 12.3., als bekannt wur- immer per Video-Konferenz. 13 Landesregierung vorgaben. Das de, dass nach diesem Wo- Kolleg*innen waren da drin, u.a. war immer unser Minimum. Zu- chenende alles anders wird. der Betriebsrat, die Regionallei- sätzlich mussten wir auf unsere An diesem Tag gingen die tungen, die Öffentlichkeitsarbeit. besondere Situation schauen, ob ersten Anweisungen an die Bis heute haben wir uns ins- wir weitere oder andere Maßnah- Mitarbeiter*innen in den gesamt 39 Mal getroffen. Das men setzen müssen. Werkstätten und Wohnhäuser Krisenteam war von der ersten raus. Wie ist es Ihnen da ge- Stunde an damit beschäftigt, die Was war Ihre größte Angst gangen und was waren diese Lebenshilfe neu zu denken und oder Herausforderung? ersten Schritte? sich damit auseinander zu setzen, Das war immer das Thema: Güntert: Am 12. März ist es wie wir die Sicherheitsmaßnah- Haben wir einen positiven Fall? mir schlecht gegangen, weil ich men gestalten können, um eine Besonders in der Anfangszeit war selbst krank zu Hause gelegen Infektion zu vermeiden. Das ist das jeden Tag Thema. Weil es bin. Aber ich hatte die Sicherheit, uns dann auch sehr gut gelun- da auch die meisten Verdachts- ein gutes Team zu haben und war gen. Aber wir waren mit einem fälle gab und es war täglich eine natürlich über das Handy in Kon- komplett neuen Thema beschäf- unsichere Situation, ob wir einen takt. Zu diesem Zeitpunkt ging tigt und es war schon eine große COVID-19 positiven Fall haben es darum, ob wir die Systeme Herausforderung zu einer guten und dann allfällig eine ganze Ein- Werkstätte /Wohnhaus trennen Einschätzung zu kommen, was richtung sperren müssen. und da war die Entscheidung zu tun ist. Aber durch die Größe sehr klar, das in sehr schneller des Krisenteams, in dem wir mit Wie viele Testungen gab es Geschwindigkeit übers Wochen- Dr. Kranewitter vom Ambulatori- insgesamt? ende umzusetzen. um auch eine gute medizinische Wir hatten bei den Mitarbeiter*- Expertise mit im Team hatten, innen bis Mitte Juni 55 und bei Es wurde dann auch sehr konnten wir das recht gut be- den Klient*innen 27 Verdachtsfäl- rasch von Ihnen das Krisen- werkstelligen. le. Alle negativ. Zwei Klient*innen team gebildet, das ab dem aus Werkstätten haben sich 16. März täglich virtuell Welche Entscheidungen nach dem Lock down im famili- zusammengekommen ist. mussten getroffen werden ären Umfeld angesteckt, waren Wie muss man sich die Arbeit und was waren die Parameter aber schon zu Hause. Aber zum des Krisenteams vorstellen? für diese Entscheidungen? Glück sind auch diese beiden 6 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
CORONA KRISE Schwer.punkt wieder genesen. Wir haben Eine 2. Welle ist möglich. und die notwendige Schutzaus- es durch die konzentrierte und Wie ist die Lebenshilfe darauf rüstung. verantwortungsvolle Arbeit der vorbereitet? Mitarbeiter*innen geschafft, Eigentlich durch die erste Welle. Wo verbringen Sie heuer keinen einzigen Fall in einem Da mussten wir den Umgang Ihren Urlaub? Wohnhaus zu haben. lernen und vieles umsetzen. Wir Keine Ahnung! Meine Frau und haben zwei Werkstätten so adap- ich sind sehr gern in Italien, das Wie war während dieser Zeit tiert, dass wir potentiell COVID- machen wir auf keinen Fall. Es die Zusammenarbeit mit positive Patient*innen begleiten wird wahrscheinlich Urlaub hier dem Land und den anderen könnten. Das ist eine Struktur, im Salzburger Land werden und Trägern? die wir innerhalb von 48 Stunden wir werden unser wunderschö- Ich habe durch meine Kolleg*in- wieder hochfahren könnten. Und nes Bundesland genießen! nen in den Bundesländern einen wir haben alle Konzepte im Haus Vergleich und da sticht das Land Salzburg ganz klar hervor. Die erste Videokonferenz war schon Jeden Freitag richtete sich Geschäftsführer Guido Güntert am 17.3. – gemeinsam mit dem Land, der Landessanitätsdirektion an alle Mitarbeiter*innen mit neuen Informationen. und den anderen großen Trägern. Hier ein Auszug aus einem der „Corona-Briefe“ Die Haltung des Landes war ganz vom 27. März an das „Hartholz-Team“: klar: wir unterstützen euch und werden alles dafür tun, dass ihr Liebes Hartholz-Team der Lebenshilfe Salzburg, Träger gute Arbeit leisten könnt. diese Woche erreichte mich ein Mail einer Wohnhausleitung. Es Schwieriger als der Lockdown war ein langes Mail und es war spürbar, wie ergriffen die Kollegin wurde von vielen das vom Engagement und den Leistungen ihrer Mitarbeiter*innen Hochfahren empfunden. ist. Auch die Diplomkrankenpflegekraft und die Regionalleitung Woran lag das? wurden in diesem Mail mit tiefer Dankbarkeit und hohem Respekt Es gibt Aspekte, wo es noch bedacht. keine Sicherheit gibt. Das einzu- Ich kann diese Ergriffenheit gut nachvollziehen – auch ich spüre tie- schätzen und mit dem Alltag in fe Dankbarkeit, wenn ich mir zwischendurch klar mache, dass wir Verbindung zu bringen ist schwie- uns in einer Situation befinden, die absolut keiner von uns je auch rig. Wir haben z.B. beschlossen, nur ansatzweise erlebt hat, geschweige denn daran gedacht hätte, dass es heuer aus Sicherheits- dass unser Alltag sich einmal so drastisch verändern könnte! Und gründen keine Urlaubsaktionen in dieser Situation, auch wenn die Herausforderung so groß ist und geben wird, weil wir davon aus- uns an unsere Grenzen bringt, gelingt so vieles. Hut ab! gehen, dass viele die neugewon- nene Freiheit genießen werden Die Kollegin aus dem Wohnhaus hat ihre Mitarbeiter*innen als und es wieder eng zugehen wird. wahre Heldinnen und Helden bezeichnet. Dem kann ich mich nur Da haben wir Sorge. Unser tägli- anschließen – waren die Mitarbeiter*innen der Lebenshilfe in der cher Umgang hat ja mit viel Nähe Zeit vor Covid die Heldinnen und Helden gegen Barrieren in Kopf zu tun und da müssen wir gute und Alltag, so sind sie heute die Heldinnen und Helden gegen Rahmenbedingungen schaffen, Covid! um das Virus möglichst draußen Ich bedanke mich von Herzen bei Ihnen für ihr Heldentum und darf zu halten. Das war und bleibt die auch die besten Grüße und Wünsche von Landesrat Schellhorn größte Herausforderung. überbringen, der sich regelmäßig bei mir erkundigt, wie es der Lebenshilfe geht - xund bleim! Guido Güntert Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020 7 Geschäftsführung
Wer braucht noch Masken und Desinfektions- mittel? Auch das Team „Sturkturservice“ war besonders gefordert. Personen, die den Betrieb am Laufen hielten Im Hintergrund waren viele Personen nötig, die dafür sorgten, den Betrieb während der Corona-Krise am Laufen zu halten. Zentral war dabei das Krisenteam, welches zu Beginn des Lockdowns beinahe jeden Tag tagte. Die dort beschlossenen Maßnahmen wurden dann schnellstmöglich von den unterschiedlichen Teams umgesetzt. Drehscheibe für perger vor einem umfangreichen fälle und die entsprechende Corona-Verdachtsfälle Aufgabenpaket. Sie war primär Kommunikation mit den Häusern Zuständig für die fachliche Ent- mit dem DGKP-Team (Diplomier- zuständig. Bei ihr sind die Fäden wicklung und Innovation in der te Gesundheits- und Kranken zusammengelaufen, wenn es Lebenshilfe stand Maria Bogens- Pfleger*innen) für die Verdachts- irgendwo in der Lebenshilfe – sei es bei KlientInnen oder Mitarbei- terInnen – Testungen gab. Sie hat sich dann in Kooperation mit J etzt sind wir dabei, die Zeit 1450 (Rettung), Sanitätsbehörde gemeinsam aufzuarbeiten. und dem Landeskrankenhaus Wir haben die Einrichtungen bemüht, dass die Lebenshilfe sehr schnell zu den Testergebnis- und alle Angehörigen sen kommt. Das war am Anfang gebeten, ihre Erfahrungen schwierig, funktionierte aber mit mit uns zu teilen, damit wir der Zeit immer besser. daraus Entwicklungsschritte ableiten können.“ Maria Bogensperger 8 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
CORONA KRISE Schwer.punkt Masken und Desinfek- tionsmittel – begehrte Güter im Frühjahr 2020 Hygieneplanung, Beschaffung und Auslieferung von angemes- sener Schutzkleidung, Masken, Letica Stepanovic Desinfektionsmittel und Pflege- war eine von vielen betten standen auf der Agenda Reinigungskräften, die durch erhöhte des Teams der Strukturservices. Hygienemaßnahmen Die Besorgung dieser Güter war für mehr Sicherheit in einer Zeit, wo die österreichi- sorgten. sche Bevölkerung sogar Nudeln und Klopapier hamsterte, anfangs eine schier unlösbare Aufgabe. Das Lebenshilfe-Team zeigte sich jedoch hartnäckig und kreativ, Die IT-Abteilung sorgte dafür, Kurzarbeit – neue, wodurch nie ein Engpass ent- dass an den zahlreichen Online- arbeitsrechtliche stand. Teamsitzungen auch alle not- Herausforderungen wendigen Personen teilnehmen Auch die Lebenshilfe musste Für den Bedarfsfall wurden konnten. Michael Riedel sagt Kurzarbeit anmelden. Das betraf „Quarantäne-Häuser“ geschaf- dazu: „Die Wochen mit den MitarbeiterInnen des Ambula- fen, wo Menschen mit leichtem Ausgangsbeschränkungen waren toriums und der Frühförderung, Covid-19-Verlauf betreut werden für uns beruflich und privat eine deren Tätigkeit für diese Zeit können. Diese Stationen wurden bewegte Zeit. Zu den erhöhten nicht angeboten werden durfte. zum Glück nicht benötigt. Belastungen zu Hause kamen Betriebsrat und Personalabteilung Einen wesentlichen Beitrag leis- auch noch eine Vielzahl neuer standen dazu in gutem Austausch teten auch die Reinigungskräfte Heimarbeitsplätze und Leitungs- und setzten die – sich manchmal in der Lebenshilfe. Sie waren ver- probleme in kurzer Zeit dazu. Wir von einem auf den anderen Tag antwortlich dafür, die verstärkten sind froh, wenn wieder der Alltag ändernden - Bestimmungen um. Hygieneauflagen in den Einrich- einkehrt!“ Außerdem wurde eine eigene tungen und der Landesgeschäfts- Corona-Betriebsvereinbarung stelle umzusetzen. ausgehandelt. Das Team der Personalabteilung war unter anderem in Kontakt mit dem Arbeitsinspektorat und dem AMS, musste alle Fortbildungen und Kurzzeitpraktika absagen und war zu Beginn der Krise mit einem Bewerbungseinbruch konfrontiert. Beim Roten Kreuz meldeten sich für die Lebenshilfe Salzburg 25 ehemalige Zivildiener. Diese konnten in ihren früheren Einrichtungen eingesetzt werden. Auch der Betriebsrat war während Corona intensiv mit arbeitsrechtlichen Fragen beschäftigt (Archivbild). Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020 9
Schwer.punkt CORONA-KRISE „ Niemand war auf so eine und allen Trägern: wöchent- liche Meetings, in denen wir alle gemeinsam es geschafft haben, trotz aller Unterschie- de eine gemeinsame Vor- gangsweise festzulegen. Und Situation als Lebenshilfe darf ich sagen: es war eine traumhaft gute Kommunikation mit dem Land vorbereitet!“ in einem sehr guten Klima. Welche Meilensteine waren für Sie die wichtigsten? Soziallandesrat Heinrich Schellhorn Wichtig war, dass die Menschen in den Einrichtungen sich sicher gefühlt haben und nicht das Gefühl hatten, eingesperrt zu Gehen wir drei Monate zurück: Schutz anzugehen und die richti- sein. Ab dem Zeitpunkt, ab dem Wie haben Sie den Anfang gen organisatorischen Maßnah- es Lockerungen gab, war das des Shutdowns erlebt und men zu treffen, um diesen Schutz eine große Gratwanderung. Mir was war für Sie persönlich die zu garantieren. Das war für uns persönlich ist das Grundrecht auf größte Herausforderung? alle eine große und komplett Teilhabe und Privatsphäre sowie Schellhorn: Nachdem ich in neue Herausforderung. auf Austausch sehr wichtig. Das Salzburg verantwortlich für ist die schwierige Aufgabe, dies vulnerable Gruppen bin, nämlich Im Namen der Lebenshilfe darf seit den Lockerungen gemein- die Bewohner*innen in Seni- ich ein großes Kompliment an sam umzusetzen. Das ist fast orenwohnhäusern und in den das Land aussprechen. Es gab schwieriger als am Anfang der Behinderteneinrichtungen war es von Anfang an eine gute Zu- Shutdown, als das Schutzbedürf- für mich sehr heikel, das Thema sammenarbeit mit dem Land nis im Vordergrund stand. 10 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
CORONA KRISE Schwer.punkt Soziallandesrat Heinrich Schellhorn im Gespräch mit Claudia Tomasini (Lebenshilfe). Für unsere Mitarbeiter*innen sam anschauen, welche Mehr- Wenn Sie sich nun diese war ein ganz wichtiger Schritt aufgaben oder Mindereinnahmen 3 Monate anschauen: Welche die Einrichtung der COVID- in den einzelnen Leistungsbe- Lehren können wir daraus Häuser. Allein die Sicherheit, reichen gegeben sind. Diese ziehen, was können wir dass wir im Fall einer Erkran- werden wir ausgleichen, wo es mitnehmen? kung eines Klienten/einer notwendig ist. Genauso wichtig Sollte es zu einer zweiten Welle Klientin eine vorübergehende ist mir aber der Blick auf die Men- kommen, sind wir viel besser gute Unterbringungsmöglich- schen mit Behinderungen und vorbereitet, was die Schutzaus- keit haben, hat viel Druck ge- ihre Angehörigen: Dort, wo die rüstung angeht, da haben wir nommen. Wissen sie, wie das Betreuung selbst übernommen Reserven aufgebaut. Insgesamt in den anderen Bundesländern wurde in der Covid-19-Phase und hoffe ich, dass in der Gesell- gelöst wurde? trotzdem Eigenbeiträge vorge- schaft eine größere Bereitschaft In anderen Ländern ist das nicht schrieben waren, wird es auto- für das Miteinander entstanden so klar gelaufen. Für mich war matisch von Seiten des Landes ist. Und was ganz wichtig ist, ist es von Anfang an wichtig, den eine Rückverrechnung geben. zu lernen, dass ein funktionieren- Menschen und den Trägern der Sozialstaat mit dem dichten Sicherheit zu geben und ich habe In den Medien stand die Ziel- sozialen Netz, das wir aufgebaut mir mit großer Sorge die interna- gruppe in den Seniorenwohn- haben, enorm wichtig ist in so tionalen Berichte angeschaut und häusern im Fokus. Menschen einer Krise. Das muss auch die gewusst, wie wichtig es ist, dafür mit Beeinträchtigung in Wohn- Lehre für die Zukunft sein. Und zu sorgen, dass diese Menschen einrichtungen, von denen viele das ist auch mein Bestreben in bei einem Verdachtsfall sofort zu einer Risikogruppe gehören der Politik, dass es zu keinen in ein vollprofessionelles medi- und ähnliche strenge Bedin- Einsparungen im Sozialbereich zinisches Umfeld kommen, um gungen hatten wie in Senio- kommt, weil man Schulden die anderen Bewohner*innen reneinrichtungen, waren kaum aufgebaut hat, sondern dass man und die Mitarbeiter*innen zu Thema, sind schlicht nicht im eine Garantie für den Sozialstaat schützen. Dieser Weg hat sich Bewusstsein von Medien und abgibt! bewährt. Wir hatten keine Fälle Bevölkerung. Woraus schlie- in den Behinderteneinrichtungen, ßen Sie das? Sehen Sie hier Zum Abschluss eine private aber wir wären darauf vorbereitet mehr Aufklärungsbedarf? Frage: Wie werden Sie gewesen! Auch wir bemühen uns sehr, heuer Ihren Sommerurlaub dass wir die Themen, die Men- verbringen? Wir als Lebenshilfe haben eine schen mit Behinderungen be- Schellhorn (lacht): Auf Urlaub große Solidarität des Landes treffen, in die Medien bringen. geht’s in die Südoststeiermark. erlebt – auch finanziell, beson- Aber ich kann nach sieben Jahren Leider zu kurz, aber ein paar Tage ders in Bezug auf die Tagsätze. Regierungsarbeit sagen, dass gehen sich schon aus. Was kommt finanziell auf uns man da öfter auf taube Ohren als Träger noch zu, welche stößt, als wenn es um andere Be- Vielen Dank für das Gespräch! Kosten übernimmt das Land? völkerungsgruppen geht. Das ist Ich habe sofort die Devise raus- eine gemeinsame Aufgabe, mehr gegeben, dass wir keinen Träger den Fokus auf die Sichtbarkeit zu im Stich lassen und uns gemein- legen. Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020 11
Schwer.punkt 3 Monate zu Hause Susanna Riebl ist die Mutter von Moritz (31), der in der Wie ging es der Familie Außengruppe der Werkstätte Seekirchen arbeitet und im emotional in dieser Wohnhaus Oberndorf wohnt. Moritz war exakt Zeit des ungewohnten drei Monate zu Hause. Eine Zeit mit Höhen und Tiefen. Zusammenlebens? Gefühlsmäßig war es eine Hoch- schaubahn. Auch wenn Moritz jeder.mensch: Wie haben Sie 1000er Puzzle gemacht, das er zu bereits 31 Jahre alt ist, ist er eher Mitte März den Shut down Weihnachten bekommen hat mit kindlich und über den Verstand erlebt? dem Motiv Salzburg bei Nacht. nur schwer zu erreichen. Er zieht Fr. Riebl: Moritz war schon Moritz ist ein wahrer Puzzle König viel Aufmerksamkeit in intensiver am Freitag da, weil es sein und hatte das Puzzle in 2 Tagen Weise auf sich und versteht es Heimfahr-Wochenende war. Wir fertig. Wir haben auch gemein- ausgezeichnet, meinen Mann und wurden noch am Wochenende sam gekocht und Kuchen geba- mich zu polarisieren. Das war in von Simone vom Wohnhaus der cken, aber auf Dauer war das dieser Corona-Zeit in verstärktem Lebenshilfe informiert, dass wir alles nicht mehr so interessant. Ausmaß der Fall, da er die ersten uns entscheiden müssten, ob er zwei Monate rund um die Uhr mit bei uns bleibt oder im Wohnhaus; Waren Sie auch mit der uns verbracht hat. im letzteren Fall hätten wir ihn Werkstätte in Kontakt? allerdings während der folgenden Die Werkstätte hat glücklicher- Konnte man ihn auch alleine Wochen/ Monate nicht sehen weise ab 24. März Heimarbeit lassen? dürfen und so haben wir ent- angeboten, die wir sehr gern Ja, Moritz ist kein Spaziergänger schieden, dass er bei uns bleiben angenommen haben. Beschäf- und mein Mann und ich konnten soll. tigung war unglaublich wichtig! schon auch einmal gemeinsam Moritz hat sich gleich seine spazieren gehen oder einen klei- Wie haben Sie die Zeit Arbeitsaufträge gewünscht: „Ha- nen Ausflug ohne ihn machen. verbracht? kerl“ und „Clip an der Kordel“..., So etwas ist möglich. Uns war es Moritz fährt mit meinem Mann diese Auftragsarbeiten sind fan- wichtig, Moritz schon sehr früh gerne Tandem, da kann er gut tastisch: u.a. zwei riesige Schach- zu möglichst hoher Selbständig- Energien abladen. Er ist auch ein teln mit 20.000 Hakerl. Wir haben keit zu erziehen. Er kann alleine begeisterter Mandala- Maler und einen eigenen „Arbeitsplatz“ für Bus- und Bahnfahren und tut das hat in dieser Zeit viele Manda- Moritz eingerichtet, wo er sich sehr, sehr gerne! Als es wieder las gemalt. Und wir haben ein ausbreiten konnte. möglich war, hat er Ausflüge mit 12 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
CORONA KRISE Schwer.punkt dem Bus nach Mattsee und mit haben sich während der Corona- mäßige Radfahren etliche Kilos dem Zug zum Attersee und zum Zeit auch Karten geschrieben. „abgespeckt“) Ich finde, Moritz Traunsee unternommen. Das sind ist unglaublich gewachsen in so seine Highlights! Wie war für Sie die Kommuni- dieser Zeit; Er kann seine Ge- kation mit der Lebenshilfe? fühle oft schwer ausdrücken, Wollte er wieder in die Werk- Perfekt. Manuela von der Au- wenn etwas nicht passt - jetzt stätte und ins Wohnhaus? ßengruppe war super. Sie hat die artikuliert er sich viel besser oder Empfindet er das Wohnhaus Aufträge gebracht und geholt und schreibt es auf. Er hat auch vom als sein Zuhause? auch Simone vom Wohnhaus hat ersten Corona-Tag an begonnen, Ja, unbedingt, das Wohnhaus ist uns immer wieder informiert. Tagebuch zu schreiben und hat sein Zuhause! Aber er wusste, das bis jetzt beibehalten. Heraus- dass es vorher nicht möglich Wenn Sie zurückschauen. ragend für mich ist auch, dass ist und hat es gut akzeptieren Würden Sie Moritz wieder zu er die ganze Corona-Zeit über können. Aber er hat sich schon Hause behalten? keinen einzigen epileptischen sehr aufs Wohnhaus gefreut. Eigentlich schon. Drei Monate Anfall hatte. Besonders auf seine Lieblings- waren einfach lang, aber wir Betreuer*innen, aber auch auf die haben die Zeit auch gut genutzt. Vielen Dank für das Gespräch anderen Bewohner* innen. Sie (z.B. hat Moritz durch das regel- und alles Gute! Stammtisch, Coaching und Webinare per Video In Windeseile wurde während der Corona-Zeit das Angebot für Klient*innen, aber auch Mitarbeiter*innen an die Situ- ation angepasst. So hat das Englischkurs PACT-Team 2 Mal wöchentlich per Video: einen Stammtisch angeboten – Die neuen Erfahrungen natürlich virtuell – der gut ange- wurden nommen wurde. Für die teilneh- durchwegs menden Klient*innen war der positiv erlebt. Stammtisch per Video eine gute Möglichkeit, neue Leute kennen- zulernen und sich auszutauschen. Auch Fortbildungen konnten erzählt Monika Daoudi-Rosen- teilweise mit diesem Programm hammer aus der Personalabtei- Besonders gebraucht wurde stattfinden. „Besonders gut lung. Das Video-Seminar wurde Einzelcoaching-Einheiten von angenommen wurde der „Hu- sehr gut angenommen und das PACT, die auch per „microsoft morcocktail“, bei dem bis zu 15 Thema „Humor“ hat besonders teams“ abgehalten und gerne Leute aus 7 Einrichtungen an 6 für Menschen, die nonverbal angenommen wurden. Terminen teilgenommen haben“, sind, gut funktioniert. Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020 13
Schwer.punkt CORONA KRISE Die Corona-Zeit ohne meine Tochter Ein Erfahrungsbericht von Hannelore Luschan Simone Luschan mit Unterstützerin in der Werkstätte. Meine Tochter Simone wurde erfolgen. Eltern und Angehörige den Eltern. Bewohner*innen in vom 16.03. bis 12.06.2020 im sind grundsätzlich, vor allem aber Senioreneinrichtungen verblei- Wohnhaus Wals beispielgebend in diesen schwierigen drei Corona ben 365 Tage im Jahr in ihren betreut. Selbstverständlich war Monaten, keine Nebensache. Sie Einrichtungen. Menschen mit diese Situation für alle Beteilig- sind ein wichtiges Rädchen in Beeinträchtigung arbeiten wo- ten eine große Herausforderung, der Betreuung und in der Zusam- chentags in Werkstätten und da die 24-Stundenbetreuung für menarbeit zwischen Werkstätte- wohnen periodisch auch noch im meine Tochter und auch mich Wohnhaus-Elternhaus. Elternhaus. Auch bei Besuchen Neuland waren. Simone hat sich kommt das Umkehrprinzip zum im positiven Sinn verändert. Was mich betroffen gemacht hat Tragen. Bewohner in Senioren- Durch den Abbau vor allem vom war die Tatsache, dass auch nach einrichtungen sind alt, Besucher Morgenstress und der konstanten gut verlaufenen Aufenthalten Zu- sind größtenteils jung und auch mehrstündigen Betreuung des hause Angehörige keinen Zutritt zahlreicher (Kinder, Enkelkinder, gleichen Mitarbeiters/der glei- zu den jeweiligen Wohnhäusern Geschwister, Freunde, ehemalige chen Mitarbeiterin wurde Simone hatten, während Therapeut*innen Nachbarn usw.). Menschen mit viel ausgeglichener, ruhiger, ohne und Fußpfleger*innen der Aufent- Beeinträchtigung in Wohneinrich- Verlust von Mobilität. halt in den Zimmern der Be- tungen sind größtenteils jung und wohner möglich war. Dies rührt die Besucher (Eltern) sind alt und Gewünscht hätte ich mir einen sicher aus der Tatsache, dass in geringer Anzahl meist nur ein besseren Informationsaustausch Menschen mit Beeinträchtigung Elternteil. zwischen Mitarbeiter*innen in einen Topf mit Senior*innen und Angehörigen, vor allem, da geworfen werden. Bei Bewoh- Trotz einiger Hindernisse, wie meine Tochter nicht kommuni- nern von Senioreneinrichtun- oben beschrieben, gratulie- zieren kann. Aufgrund der Tat- gen handelt es sich aber um re ich allen – Betreuer*innen, sache, dass ich das Wohnhaus Menschen, die in ihrem letzten Bewohner*innen und Angehöri- nicht betreten konnte, war ich Lebensabschnitt betreut und gen -, dass wir alles so gut ge- auf deren Aussagen angewie- gepflegt werden. Bei Menschen schafft haben. Diese drei Monate sen. Wichtige Informationen, mit Beeinträchtigung ist das doch mit Corona waren eine Heraus- wie aktueller Stand über Heim- umgekehrt der Fall. Diese sind forderung für alle Betroffenen, für fahrzeiten, Besuchszeiten und zum Großteil aktiv, ja teilweise alle war es das erste Mal und ich Bewohneraktualitäten wie Grup- sogar überaktiv und befinden sich hoffe, auch das letzte Mal! penöffnungen usw. sollten direkt bei der gewählten Wohnform auf vom Wohnhaus auf schnellstem dem Weg zur Selbständigkeit Weg (per E-Mail oder telefonisch) und im Ablösungsprozess von 14 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
CORONA KRISE Schwer.punkt Erfahrungsberichte aus den Einrichtungen Während in der Coronakrise die Arbeit in den Werkstätten sehr reduziert war – pro Werkstatt kamen nur ein bis vier Klient*innen - gab es in den Wohnhäusern durchgehend 24-Stundenbetreuung. Das machte es notwendig, Werkstattbetreuer*innen in den Wohnhäusern einzusetzen. Ein Experiment, das in jeder Hinsicht geglückt ist. Besuche während der Corona-Zeit waren nicht Ein Gartenkonzert mit großem Abstand erlaubt, aber Zaungespräche mit großem Abstand war das größte Highlight im Seniorenwohnhaus wurden ermöglicht. in Gneis. Danke für diesen Lichtblick! Wohnhaus Abtenau zu machen, brachte einiges an Erich Winkler hält auch fest, dass Josef Gsenger (Klient) und Erich Abwechslung. In der Bärlauch- die Entschleunigung einigen Winkler (Werkstätte Abtenau) aus zeit gab es öfter mal Nudeln mit der Klient*innen sehr gut getan Abtenau, haben dazu einiges zu selbstgemachtem Bärlauchpes- hat. In der Früh gab es keinen berichten: „Wir hatten das Glück, to. Der Begegnungsraum des Stress damit, rechtzeitig fertig dass es im Wohnhaus in Abtenau Wohnhauses ließ sich gut für die zu werden, um in die Werkstatt gute Räume gibt. Hierher konnten Industriearbeit nutzen, die sonst gehen zu können. Viele der wir einiges von der Werkstattrou- in der Werkstatt erledigt wird. sonst üblichen Termine mussten tine verlegen, was für manche Klient*innen sehr wichtig war. Außerdem konnten wir viele Wanderungen und Spaziergänge machen, weil wir in einer sehr Josef und selbständigen Gruppe waren.“ Erich sind der Meinung, dass Die Abtenauer hatten auch den es ihnen in der Vorteil, dass der kleine Ort von Coronazeit sehr gut viel Natur umgeben ist. Kräuter gegangen ist. suchen, um Salben und Säfte Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020 15
Schwer.punkt CORONA-KRISE wohnen ältere Damen, die ihre Zeit auch sehr genossen haben. Auch die 12-Stunden Dienste waren für alle super, weil man mehr mit den Bewohner*innen machen konnte. Zum Beispiel gemeinsam den Wohnraum zu dekorieren, zu basteln, im Garten zu sein oder spazieren zu gehen. Beim Essen im Wohnhaus Radstadt – das Bild entstand vor Wichtig war in der Zeit, dass es drei Jahren im Rahmen eines Kochworkshops. auch Arbeit von der Werkstätte gegeben hat. Eine Bewohnerin coronabedingt ausfallen, das aufgenommen, die Zusammenar- hat die Dampf-Bügelstation von Pflichtprogramm war kleiner als beit funktionierte sehr gut.“ der Werkstätte ins Wohnhaus sonst. Daraus hat man einiges Die einrichtungsübergreifende Zu- geliefert bekommen und täglich gelernt. Josef Gsenger wird in sammenarbeit in der Coronakrise Bügelaufträge erledigt, andere Zukunft vormittags später in der hat zweifellos das gegenseitige haben Auftragsarbeiten gemacht. Werkstatt anfangen, um sich in Verständnis zwischen Werkstatt- Dadurch hatten wir eine gute Ruhe fertigmachen und mit Ge- und WohnhausmitarbeiterInnen Struktur. nuss frühstücken zu können, eine stark verbessert. Man hat die Ar- Form der Altersteilzeit. beit der jeweils anderen gesehen Als dann nach 2 Monaten die und verstanden. Dadurch konnten ersten Klient*innen von den Wohnhaus einige Missverständnisse und Eltern wieder zurück ins Wohn- Rottmayrgasse Vorurteile ausgeräumt werden. haus durften, haben sie sich sehr In der Stadt Salzburg gibt es eini- Die Videos mit den Interviews gefreut. Besonders natürlich jene ge Unterschiede zu den Lebens- aus Abtenau und der Rottmayr- aus dem Teilbetreuten Wohnen. hilfe Einrichtungen in den Gauen. gasse finden Sie auf der Face- Während die Wohnhäuser in den bookseite der Lebenshilfe Salz- Rückblickend muss ich sagen, Gauen meist Klient*innen aus burg. dass das Runterfahren einfacher einer einzigen Werkstatt bewoh- zum Annehmen war, als das wie- nen, leben in den Wohnhäusern Wohnhaus Radstadt der Hochfahren. Die langsamen in der Stadt Personen aus unter- Ramona Salicevic: „Die ersten Etappen waren zum Teil verwir- schiedlichen Werkstätten. Außer- zwei Monate waren nur 8 von 19 rend und das war schwieriger zu dem kennen sich Wohnhaus- und Bewohner*innen da. Den Ange- kommunizieren als das völlige Werkstattbetreuer*innen unter- hörigen war die Sicherheit sehr Runterfahren mit den allgemein einander nicht so gut, wie das in wichtig und sie waren von Anfang gültigen strikten Regeln. den kleineren Orten der Fall ist. an sehr kooperativ. Die 8 Leute Trotzdem hat der coronabedingte waren auf 3 Gruppen aufgeteilt Fachwerkstätte Wechsel auch in Salzburg gut und es ist ihnen super gut gegan- Fürbergstraße funktioniert. gen. In der mittleren Wohnung Doris Forster und Kathi Premm: war zum Beispiel eine Dame mit „Die Corona-Krise hat uns alle Manfred Müller, Betreuer in der Autismus alleine im Stockwerk, völlig unerwartet und unvorberei- Werkstatt Kreuzhofweg, war der es sehr gut getan hat, so viel tet in allen Lebensbereichen ge- einige Wochen lang im Wohn- ungeteilte Aufmerksamkeit zu be- troffen. Sowohl die Beschäftigten haus Rottmayrgasse tätig: „Wir kommen mit wenig zusätzlichen als auch die Unterstützer*innen wurden im Wohnhaus sehr gut Reizen. Im oberen Stockwerk mussten höchste Flexibilität 16 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
CORONA KRISE Schwer.punkt beweisen, um sich auf die neuen sehr wenig Unterstützung aus- Lebensumstände einzustellen. kommen. Neben der Begleitung Veränderung schüren Unsicher- in der Werkstätte wurde auch heiten und Ängste, doch das versucht, mit den Beschäftigten, Team von Unterstützungsperso- die das wollten, telefonisch oder nen und Beschäftigten aus der per Email Kontakt zu halten. So Fürbergstraße hat es geschafft, entstand die Idee, ihnen auf digi- Erich Girlek diesen zu trotzen und aus der talem Weg kleine Beschäftigun- schwierigen Lage das Best- gen wie Mandalas oder Rätsel mögliche herauszuholen. In der fürs „Home Office“ zukommen Fürbergstraße arbeiten viele zu lassen. Aus diesem ursprüng- Wie sichtbar Beschäftigte, die ihren Alltag lich kleinen Funken, entstand bald nahezu selbständig bestreiten, das Projekt „Fürberg Kurier. waren die alleine wohnen oder mit nur Menschen mit Behinderungen in der Krise? Auch „Der Tag der Inklusion“ am 5. Mai stand ganz im Zeichen der Krise. Jetzt zeigte sich: wie inklusiv ist unsere Gesellschaft wirklich? Wie sichtbar – oder unsichtbar – sind Menschen mit Behinde- rungen und ihre Angehörigen in herausfordernden Zeiten wie diesen? Der Fürberg Kurier Selbstvertreter Erich Girlek Das ist eine digitale Zeitung in einfacher Sprache, die den Daheim- forderte bei der Online-Presse- gebliebenen den eingeschränkten Alltag verschönern und die konferenz: „Der Grundsatz der Langeweile etwas vertreiben sollte. Neben den „Mitmach-Seiten“ Selbstvertretung „Nichts über zum Ausmalen und Rätseln wurden Beiträge rund um das Thema uns ohne uns“ muss auch in Corona in Einfacher Sprache und mit vielen Bildern erklärt, es gab Krisenzeiten gelten. Deshalb eine Fortsetzungsgeschichte über die erste große Liebe, lustige müssen Menschen mit Behin- Bildstrecken, etwas zum Lachen und vieles mehr. Aus der kleinen derungen in den Krisenstäben Idee wurde schnell ein umfangreiches Projekt, das mit 2 Ausgaben eingebunden werden!“ pro Woche nicht nur bei den Leser*innen sondern auch bei den Und weiter: „Es wird noch Produzent*innen für reichlich Abwechslung sorgte. schwieriger für Menschen mit Lernschwierigkeiten, einen Hier gibt´s den Fürbergkurier zum Nachlesen: Job am ersten Arbeitsmarkt www.lebenshilfe-salzburg.at/aktuelles/der-neue-fuerberg-kurier.html zu bekommen. Ich fordere die Bundesregierung auf, hier ein Konzept vorzulegen.“ 17
Vor.gestellt Hoch soll sie leben! Angelika Noisternig feierte während der Corona-Zeit ihren 60. Geburtstag! Mit 40 Jahren bei der Lebenshilfe, davon 15 als Betriebsratsvorsitzende, hat sie wie kaum eine andere die Lebenshilfe mitgestaltet und mitgeprägt. Unvergessen sind für viele Mitarbeiter*innen die perfekt organisierten, stimmungsvollen Betriebsausflüge! Allen Aufga- „Der Grundstein zu meiner lang- Ich putzte mit der damaligen ben und Herausforderungen ist jährigen Tätigkeit bei der Lebens- Leiterin das leere Haus durch, da Angelika immer mit viel Herz und hilfe wurde im Jahr 1978 gelegt. am nächsten Tag die Klient*innen noch mehr Verstand entgegenge- Damals absolvierte ich im Rah- vom 14-tägigen „Sommerlager“ treten. Ein Engagement, das mit men meiner Ausbildung zur Dipl. zurückkehrten. 25 Jahre bis Sep- unglaublich hohem Vertrauen der Behindertenpädagogin ein 10-wö- tember 2017 durfte ich die Men- Mitarbeiter*innen vergolten wur- chiges Praktikum im Wohnhaus schen in der Franz-Gruber-Straße de! Sie war auf vielen verschie- Tamsweg. Nach dem Abschluss in ihren Lebensphasen begleiten. denen Ebenen tätig: als Mitglied meiner Ausbildung startete ich Diese Arbeit war mir immer eine und Funktionärin der AUGE, als im August 1980 meine fast Herzensangelegenheit und ich Vorsitzende des Wirtschaftsbe- 40-jährige Betriebszugehörigkeit habe sie mit viel Engagement reichs 17 der GPA-dip Salzburg wieder im Wohnhaus Tamsweg. verrichtet. Durch Paul Ellmauer, und als Mitglied des Bundes- Ich kann mich noch gut an die der damals neben seiner Tätigkeit ausschusses der GPA. Innerhalb 3-Bettzimmer, 24-Stundendienste als Betriebsratsvorsitzender auch der Lebenshilfe ist sie Betriebs- und 14-tägigen Urlaubsaktionen im Wohnhaus beschäftigt war, ratsvorsitzende, Mitglied des erinnern. Nach meiner Karenz- bekam ich einen Einblick in die Aufsichtsrates und war bis zuletzt zeit zog es mich in die Stadt Betriebsratsarbeit und kandidierte immer auch mit all ihren positiven Salzburg, wo ich im Herbst 1986 1994 auf der Ersatzliste. Mittler- Eigenschaften in der Begleitung in der Werkstätte der Gerhard weile bin ich ein Vierteljahrhun- von Menschen mit Beeinträchti- Hauptmannstraße erneut bei der dert Betriebsrätin, fast 15 Jahre gung tätig. Lebenshilfe einstieg. Nach einer davon als Vorsitzende. Es war weiteren Karenz von 1990 bis eine schöne, lehrreiche, spannen- Liebe Angelika, wir wünschen 1992 wollte ich in Teilzeit in die de, schwierige und trotzdem im- Werkstätte zurückkehren. Der mer erfüllende Aufgabe, die aber dir alles Gute zum Geburtstag damalige Direktor Heinz Fischer nur mit dem Rückhalt im Team und zum wohlverdienten (Teil)- teilte mir aber mit, dass eine Teil- so gut zu bewältigen war. Wie Ruhestand. Denn für wenige zeitbeschäftigung aus pädagogi- es aber ohne Rückendeckung Stunden als Betriebsrätin und schen Gründen in der Werkstätte aus dem Team nicht funktioniert, nicht möglich ist. Stattdessen bot funktioniert es auch nicht ohne Ehrenvorsitzende des Betriebs- er mir eine Teilzeitstelle im Wohn- Rückhalt aus der Kollegenschaft - rates bleibst du der Lebenshilfe haus Franz-Gruber-Straße an. An vielen Dank dafür an alle!“ noch erhalten und das freut die meinen ersten Arbeitstag dort Angelika Noisternig Mitarbeiter*innen sehr! kann ich mich noch gut erinnern. 18 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
Lebens.wichtig Mitreden, Mitentscheiden Die Dienstleistungen der Lebenshilfe – also die Arbeits- und Wohnangebote, der Kindergarten, die Frühförderung, das Ambulatorium – sind in der Lebenshilfe gemeinnützigen GmbH zusammengefasst. Darüber steht als „Mutter“ der Lebenshilfe der Verein. Dieser wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet, der auch die Aufgabe hat, die Richtung vorzugeben und vor allem darauf zu achten, dass die Interessen der Menschen mit Behinderungen und der Angehörigen gewahrt werden. „Ohne die Lebenshilfe würde es schlecht um die Umsetzung der Rechte von Men- schen mit Behinderungen stehen. Wir sind die einzigen, die sich als Angehörigen-Ver- ein auch um deren Interessen einsetzen“, erklärt Präsident Michael Russ. Der Hartnä- ckigkeit des Vorstandes ist es beispielswei- se zu verdanken, dass nach vielen Jahren das Salzburger Behindertengesetz überar- beitet wurde. nser Vorstand setzt sich aus U Eltern, Geschwistern, aber auch Expert*innen zusammen, die alle ein Ziel haben: Gemeinsam das Beste für Menschen mit Neue Mitglieder gesucht! Behinderungen in unserer Einige Vorstandsmitglieder können schon auf viele Jahre Erfahrung zurückblicken. So wertvoll diese Gesellschaft zu erreichen“, so Russ. Erfahrung ist, braucht es wieder neue Blickwinkel und neue Menschen, die bereit sind, als Vorstandsmitglied Sechs Mal im Jahr trifft sich der Vorstand, der Lebenshilfe etwas zu bewegen. Der zeitliche um die Richtung zu besprechen, in die es Rahmen hält sich in Grenzen – der Mehrwert für gehen soll. Konzepte aus der Lebenshilfe Menschen mit Behinderungen ist ein Vielfaches! GmbH werden geprüft, bevor sie in die Wenn Sie Lust haben, sich bei uns einzubringen, Umsetzung gehen. Ein anderer wichtiger melden Sie sich einfach direkt bei unserem Präsidenten Aufgabenbereich sind Finanzangelegenhei- Michael Russ, michael.russ@lebenshilfe-salzburg.at, ten und Fundraising. Tel. (0664) 26 14 802 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020 19
Foto: Adobe Stock Lebens.wichtig Markus geht auf Sendung Im letzten Herbst hat die Radiofabrik der Lebenshilfe Salzburg einen Platz in der Lehrredaktion angeboten. In diesem Kurs können Interessierte lernen, wie man Radio macht. Markus Schaidreiter, ein Klient aus der Werkstatt Bischofshofen, hat den Kurs besucht und erfolgreich bestanden. Seine erste Radiosendung „Buntes Allerlei mit Markus“ lief am 18. Juni um 18 Uhr. In acht Modulen hat Markus Schaidreiter die Grundlagen des Radiomachens gelernt. Das ging vom Medienrecht über Tontech- Radiofabrik- nik, Audioschnitt, Storytelling, Programmchefin Recherche bis zu Interview und Eva Schmidhuber und Markus Schaidreiter Moderation. Wie allen anderen beim Unterschreiben TeilnehmerInnen fiel ihm man- der Sendevereinbarung. ches schwerer und manches leichter. Storytelling und Mode- ration waren seine Lieblingsge- biete. Storytelling, also Geschichten erzählen, ist etwas, das er gut kann, er schreibt selber Geschich- In seiner ersten Sendung ging es Die Empfangsmöglichkeiten sind: ten. In den Sendungen wird er darum, wie er zum Radiomachen 107,5 MHz (UKW) für die Stadt ab und zu eine vorlesen. Er wird gekommen ist und was er in sei- Salzburg, im Flachgau, aber auch die Geschichten und ner Sendung so vorhat. Nachhö- Tennengau & Grenznähe Bücher anderer vorstellen, Film- ren kann man die Sendung unter: Bayern und Oberösterreich kritiken und Berichte über neue https://cba.fro.at/458312 97,3 MHz (UKW) für den Videospiele wird es auch gehen. Süden Salzburgs oder Natürlich wird auch Inklusion Der fixe Termin für „Buntes online unter eine Rolle spielen. Dazu wird er Allerlei mit Markus“ ist an jedem www.radiofabrik.at Interviews mit Kolleg*innen aus dritten Donnerstag im Monat von der Lebenshilfe machen. 18 Uhr bis 18 Uhr 30. Hören Sie sich das an! 20 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
Lebens.nah „Vitamin i“ – Innovation durch Inklusion Landesberufsschülerinnen gehen mit einer Kampagne in Kooperation mit der Lebenshilfe Salzburg in die Offensive. Die Abschlussklasse Medienfachmann/ Im Zuge der Recherche bekamen die Schü- frau der Landeberufsschule 2, entwickelt lerinnen Einblicke in drei Werkstätten in ein Konzept mit dem sie Salzburger Stadt und Land Salzburg. „Die Lebenshilfe Unternehmerinnen und Unternehmer arbeitet teilweise schon sehr erfolgreich mit dazu animieren wollen, bestimmte einigen regionalen Betrieben zusammen. Arbeitsprozesse an die Werkstätten der Lebenshilfe abzugeben. „Vitamin i – Innovation durch Inklusion“ lautet der ie Lebenshilfe arbeitet schon sehr D Titel der ehrgeizigen Kampagne. erfolgreich mit einigen regionalen Betrieben zusammen. Inklusion heißt eingebunden und unter- stützt zu werden, in Gesellschaft und Es ist beeindruckend, mit wieviel Arbeitswelt. Initiiert durch das vom Geschick und Freude die Klientinnen Land Salzburg geförderte Projekt und Klienten bei der Arbeit sind.“, „INKLUSIVEberatung-#bettertogether“ sagt Natalie Binder, Projektleiterin. hat sich die Medienklasse der Landes- berufsschule 2 intensiv mit dem Thema „beeinträchtigte Menschen“ in der der Arbeitswelt beschäftigt. Trotz der derzeit Trotzdem ist immer noch Luft nach oben. erschwerten Umstände und Abstandsrege- Wir sind stolz darauf für diese Menschen lungen, gelang es den Schülerinnen ihr Her- eine Kampagne auf die Beine stellen zu zensprojekt perfekt umzusetzen. Entwickelt dürfen.“ wurde eine Kampagnenidee samt umfas- sender Werbemittel, die nun der Lebenshil- fe zur Verfügung gestellt werden. Mit ihrer Idee sollen Salzburger Unterneh- merinnen und Unternehmer informiert und zur Kooperation mit den Lebenshilfe Werkstätten animiert werden. Etwa um Fachkräfte zu entlasten und einfache, aber notwendige Arbeiten an die Werkstätten auszulagern. Oder einfach um den Ar- beitsalltag durch eine „Vitamin i-Kur“ posi- tiv zu beeinflussen. „Vitamin i“ steht dabei für Inklusion, aber auch dafür, dass es oft besser ist, kleine Arbeitsprozesse auszula- gern – gleichsam als “Medikament“ für das eigene Unternehmen. Die Schülerinnen der Abschlussklasse Medienfachmann/frau der Berufsschule 2 stellen Geschäftsführer Guido Güntert die Ergebnisse ihres Projektes vor. Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020 21
Lebens.nah Unser neues Projekt „Moosstraße 7“ Vor drei Jahren besuchte eine kleine Gruppe des Vereins die Café „Lebensküche“ Lebenshilfe Vorarlberg. Besonders beeindruckend waren Das Cafe (100m2) wird von dabei die zwei Brockenhäuser der Lebenshilfe Vorarlberg, in Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr denen ein Secondhandgeschäft und ein Café kombiniert wurden. geöffnet sein. Betrieben wird es Seit damals ist der Landesvorstand der Lebenshilfe Salzburg von der Lebensküche (Tochterge- auf der Suche nach passenden Räumlichkeiten, um ein ähnliches sellschaft des Vereins Lebenshil- Projekt umzusetzen. Endlich sind diese Räumlichkeiten gefunden. fe Salzburg). Neben dem Gast- gewerbepersonal werden auch einige Lebenshilfe-Klient*innen Ziele des Projekts Secondhandgeschäft für ein paar Stunden in der Wo- Obwohl sich die Lage in den „Lebensladen“ che geringfügig beschäftigt. letzten Jahren deutlich gebessert Im Secondhandgeschäft (200m2 hat, stehen viele Menschen mit inklusive Pausenraum) sollen Zeitplan intellektueller Beeinträchtigung Sachspenden und Produkte aus Die Eröffnung der Moosstraße 7 immer noch am Rande der Ge- Lebenshilfewerkstätten ver- ist für Ende September/Anfang sellschaft. Um hier gegenzusteu- kauft werden. Eine Gruppe von Oktober geplant. Den genauen ern, hat sich der Vorstand der Le- acht Lebenshilfe-Klient*innen Eröffnungstermin werden wir Ih- benshilfe Salzburg entschlossen, soll hier – unter Anleitung von nen zusenden. Falls sie hochwer- in Salzburg eine Einrichtung nach Betreuer*innen und ehrenamtli- tige Dinge haben, die Sie nicht dem Vorbild der „Brockenhäu- chen Mitarbeiter*innen – Sach- mehr benötigen, spenden Sie ser“ der Lebenshilfe Vorarlberg spenden entgegennehmen, diese bitte für den Lebensladen. zu eröffnen. Ein Secondhandge- sortieren und zum Verkauf Bitte unterstützen Sie das Projekt schäft, ein Cafe und ein Atelier/ aufbereiten. Natürlich sollen auch auch, indem Sie es besuchen. Fortbildungsraum soll Menschen die Kunden beraten werden. Öff- Das Team der Moosstraße 7 mit Beeinträchtigung die Mög- nungszeiten: Montag bis Freitag, freut sich auf Sie. lichkeit bieten, auch außerhalb 10 bis 18 Uhr. des üblichen Lebenshilfesettings mit Menschen in Kontakt zu Atelier/Fortbildungs- kommen. Sie sollen dort auch raum „Lebenskunst“ Gut erhaltene Fertigkeiten erwerben, die ihnen Im Atelier (100m2) wird es Fortbil- Waren nehmen helfen sollen, einen geschützten dungsmöglichkeiten geben. Die wir für Arbeitsplatz zu finden. im Geschäft tätigen Klient*innen unseren werden hier lernen, wie man neuen Geschäftslokal aus alten Dingen etwas Neues Second-Hand Lebensladen in Nach längerer Suche wurde mit machen kann (Upcycling). Das der Moosstraße 7 gerne an! einem im Erdgeschoß gelegenen, Atelier soll aber allen Lebenshilfe ca. 410 m2 großen Lokal in der Beschäftigten für Kunstwork- Bitte wenden Sie sich dazu an: Moosstraße 7, 5020 Salzburg ein shops und Fortbildungen offen- Gerhard Haupt, geeignetes Objekt gefunden. Es stehen. Ein Teil dieser Fortbildung Tel. 0664/839 4 739, gibt wenige Parkmöglichkeiten, soll für Menschen mit und ohne e-mail: gerhard.haupt@ aber eine Bushaltestelle direkt vor Behinderung inklusiv ausge- lebenshilfe-salzburg.at dem Geschäft. schrieben werden. 22 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 2/2020
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