Das älteste Fotoalbum der Eifel

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Das älteste Fotoalbum der Eifel
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                | Wolfgang Schmid und Hans Schüller |

Das älteste Fotoalbum der Eifel
                Ausstellung der Eifelbibliothek in
                der Kreissparkasse Mayen

Großer Bahnhof in den Räumen der Kreissparkasse             ältesten und zudem qualitativ besten Aufnahmen
Mayen: Über 60 Gäste nahmen an der Eröffnung                touristischer Glanzpunkte der Eifel darstellen. Die
einer Ausstellung teil, in der 24 Blätter aus dem           Ausstellung war zuvor schon in veränderter Form
„Eifel-Album“ des Luxemburgischen Hoffotogra-               in Prüm und in Daun zu sehen, derzeit planen wir
fen Charles Bernhoeft gezeigt wurden. Nachdem               eine kommentierte Buchpublikation aller 47 Blät-
Landrat Dr. Alexander Saftig als Vorsitzender des           ter des „Eifel-Albums“.
KSK-Verwaltungsrates sowie KSK-Vorstand Karl-
Josef Esch die Gäste begrüßt hatten, konnte der             Das „Eifel-Album“ stellt einen Gelegenheitsfund
Verfasser in einem Kurzvortrag die großformatigen           dar. Die Eifelbibliothek auf der Genoveva-Burg in
Fotografien präsentierten, die in vielen Fällen die         Mayen, die vom Eifelverein und vom Geschichts-

Gelungene Ausstellungseröffnung in den Räumen der Kreissparkasse Mayen (v.l.): Prof. Dr. Wolfgang Schmid, Haupt-
kulturwart des Eifelvereins, Joachim Rogalski, Vorsitzender des Eifelvereins Mayen, KSK-Vorstand Karl-Josef Esch,
Landrat Dr. Alexander Saftig, Hans Schüller als Vorsitzender des Geschichts- & Altertumsverein Mayen und Umgebung
e. V. sowie der Beigeordnete der Stadt Mayen, Thomas Schroeder.                       Foto: Ralph Künzel, KSK Mayen
Das älteste Fotoalbum der Eifel
Das älteste Fotoalbum der Eifel                                                                            89

und Altertumsverein Mayen unterhalten wird, be-         Geht man mit diesen Angaben die einschlägigen
sitzt wertvolle Altbestände. Sie werden nach und        Bibliothekskataloge durch, dann findet man ein Ex-
nach erschlossen, einige von ihnen konnten durch        emplar des „Eifel-Albums“ in der Stadtbibliothek
Buchpatenschaften der Kreissparkasse Mayen res-         Trier, ein weiteres im Sportlyzeum in Luxemburg
tauriert werden. Bei Aufräumarbeiten stießen wir        und ein drittes im Privatbesitz des Großherzogs.
auf ein unscheinbares und zudem beschädigtes Al-        Weder die Nationalbibliothek in Luxemburg noch
bum, mit dem unsere Vorgänger nichts anzufangen         eine einzige deutsche Landes- oder Universitätsbi-
wussten und es deshalb auch nicht in den Katalog        bliothek verfügt über dieses Buch. Vier Exemplare
aufgenommen haben.                                      befinden sich in Privatbesitz, eines im Eifelmuse-
                                                        um in Mayen und eines konnte der Geschichts- und
Die Mappe trägt auf dem Deckel den Schriftzug „Ei-      Altertumsverein Mayen vor einigen Monaten auf
fel-Album“. Wenn man das „googelt“, kommt man           einem Flohmarkt am Bodensee erwerben. Der GAV
auf 873.000 Treffer. Weiter ist auf dem Deckel der      hat die Bilder fotografiert und sie auf seiner Face-
Mappe der Verlag der Lintz‘schen Buchhandlung           bookseite zugänglich gemacht. In diesem Album
in Trier genannt, ebenso auf sämtlichen Blättern,       findet man nicht nur die Mayener Stadtansicht, die
wo außerdem „Ch. Bernhoeft, Kunstinstitut Luxem-        im Exemplar in der Eifelbibliothek fehlt, sondern
burg 1896“ steht. Der Urheber verstand sich also        auch ein Bild von Neuerburg, das bisher unbekannt
nicht als Handwerker, sondern als Künstler, und er      war. Ein Vergleich der drei jetzt in Mayen lagern-
betrieb keine Firma, sondern ein „Kunstinstitut“.       den Alben zeigt, dass es von mehreren Orten (Burg
Solche Mappenwerke sind schwer in den Katalogen         Eltz, Bürresheim, Mayen, Burg Ramstein) unter-
zu finden, weil nicht ganz klar ist, ob es sich um      schiedliche Aufnahmen gab.
Bibliotheks-, um Archiv- oder um Museumsgut han-
delt. Man muss also schon sehr genau wissen, wo-        Glücklicherweise haben sich in den letzten Jahren
nach man sucht, was allerdings auch wenig nützt,        zwei Autoren mit dem „Eifel-Album“ beschäftigt.
wenn ein Buch – wie unser Album – nicht im Kata-        2009 veranstaltete das „Kunsthaus am Museum“
log aufgenommen ist.                                    in Trier eine kleine Ausstellung mit dem Titel „Lu-

Beispiel Schleiden aus der Sammelmappe „Eifel-Album“            Foto: Charles Bernhoeft, Archiv Eifelbibliothek
Das älteste Fotoalbum der Eifel
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xemburg, Trier und die Eifel in Fotografien der Jah-   che Bewohner des Großherzogtums ließen sich von
re 1860–1910“. Peter Fritzen fasste die Ergebnisse     ihm porträtieren. 1891 wurde er zum Hoffotografen
in einem Aufsatz zusammen, der im Eifeljahrbuch        ernannt und stellte fortan nicht nur Staatsporträts,
2010 erschien. Er machte die Zusammenhänge mit         sondern auch Postkarten der großherzoglichen
der florierenden Postkartenindustrie und den zahl-     Familie her. Bernhoeft wurde zum Fotografen der
reichen Pilgerdrucken für die Heilig-Rock-Wallfahrt    Belle Époque, fotografierte in Stadt und Großher-
von 1891 deutlich und stellte die fruchtbare Kon-      zogtum, z. B. 1901 den aufsehenerregenden Bau
kurrenz mit der 1895 gegründeten Trierer Kunst-        der Pont Adolphe, ein technisches Wunderwerk,
anstalt Schaar & Dathe heraus, die ebenfalls 1896      dem er ein ganzes Album widmete. Höchst bemer-
ein „Eifel-Album“ auf den Markt brachte. 2006 ver-     kenswert sind auch seine Aufnahmen in den Lu-
anstaltete das Nationalmuseum in Luxemburg eine        xemburger Stahlwerken. 1901 konnte er ein großes
Werkschau „Charles Bernhoeft. Photographe de la        Geschäftshaus am Boulevard Royal errichten, von
Belle Époque.“ Sie wurde von Edmond Thill kura-        dem er gleich auch Postkarten drucken ließ.
tiert, der voluminöse Katalog erschien 2010. Er
verzeichnet – leider nur in gebotener Kürze – das      Zu einem Exportschlager wurden seine Alben mit
umfangreiche Gesamtwerk und erläutert auch die         Fototypien. 1887 kamen Luxemburg und seine Um-
drucktechnischen Aspekte. Bernhoeft arbeitete mit      gebung auf den Markt, 1891 Straßburg, Metz und
dem Verfahren der Fototypie, mit dem sich auch         die Vogesen, 1895 ein Album über Köln, ein Album
großformatige Bilder in einer bisher unerreichten      Köln und der Rhein sowie ein drittes über den
Qualität vervielfältigen ließen.                       Rhein und seine Nebentäler. 1895 erschienen Bil-
                                                       der aus der Pfalz und die Niederlande im Bild. Das
Wir sind im Zeitalter der Entdeckungen und Erfin-      „Eifel-Album“ von 1896 steht in gewisser Hinsicht
dungen. Die gewerbliche Produktion wurde durch         am Ende. Es folgten Kollektionen mit Luxemburger
Maschinen und Fabriken revolutioniert. Die moder-      Ansichten und eine Bildersammlung zum Elsass
ne Medizin und die Hygiene traten ihren Siegeszug      (1906), mit der dann die Serie der großformatigen
an. Telefon und Telegramm revolutionierten die         Alben abbricht.
Kommunikation. Der Luxemburger Ingenieur Henry
Tudor ließ sich 1886 den Elektroakkumulator pa-        Unser „Eifel-Album“ besitzt einen rotbraunen
tentieren, baute in Echternach die erste elektrische   Einband. Einige Exemplare haben einen Deckel in
Straßenbeleuchtung der Welt und konstruierte ein       dieser Farbe (Stadtbibliothek Trier), andere ein
Elektroauto, mit dem er auf die Wildschweinjagd        eleganteres Äußeres in Dunkelgrün (Luxemburg,
fuhr. Reisende suchten und fanden die Quellen des      GAV Mayen). Beide Einbände zeigen ein Bild des
Nils und des Amazonas, sie reisten zum Nord- und       Gemündener Maares mit einem Hirsch und darüber
zum Südpol. Jules Verne träumte von einer Reise        in goldenen Buchstaben den Titel „Eifel-Album“.
zum Mond, von einem Unterseeboot und von einem         Die Eifelbibliothek ist sehr dankbar, dass die Kreis-
Luftschiff. In diesen aufregenden Jahren vor dem       sparkasse Mayen Buchpatenschaften übernimmt,
Ersten Weltkrieg veränderte sich auch die Eifel.       die es ermöglichen, wertvolle alte Bücher zu res-
Kunstdünger sowie neue Techniken der Landwirt-         taurieren. So konnte auch die Mappe des „Eifel-Al-
schaft und Viehzucht führten zu einem bisher unge-     bums“ wiederhergestellt werden. Das Album ent-
kannten Aufschwung. Die Eifelstädtchen wuchsen,        hält 47 Blätter im Format 37 x 46 cm, die Fototypie
zahlreiche Geschäfte und Gasthäuser wurden eröff-      selbst misst 21,5 x 27,5 cm. Das ist doppelt so groß
net, zusätzlich belebten die Sommerfrischler die       wie die bisher üblichen Albumformate. Das Bild-
Wirtschaft. Und genau in diesem Kontext entstand       feld wird durch einen breiten Rahmen wirkungsvoll
unser „Eifel-Album“.                                   in Szene gesetzt. Auf ihm werden zwei Namen ge-
                                                       nannt, der des Inhabers des „Kunstinstituts“ und
Charles Bernhoeft wurde 1859 als Sohn eines preu-      der der Verlagsbuchhandlung Lintz. Ein einführen-
ßischen Feldwebels geboren – Luxemburg war da-         der Text fehlt. Die Blätter sind nicht nummeriert.
mals eine Festung des Deutschen Bundes. Nach der       Das Album in der Eifelbibliothek in Mayen enthält
Eröffnung seines Ateliers in Luxemburg 1878 wur-       leider nur 45 Bilder – ausgerechnet die früheste
de er zu einem gefragten Starfotografen; zahlrei-      Ansicht der Stadt Mayen hat einen Liebhaber ge-
Das älteste Fotoalbum der Eifel
Das älteste Fotoalbum der Eifel                                                                           91

funden. Es ist jedoch in den anderen beiden Maye-     mauer hinaus. An der Straße nach Kehrig steht das
ner Exemplaren vorhanden.                             Gaswerk, das die Stadt 1893 aus privater Hand er-
                                                      wirbt. Rechts zur Polcher Straße hat eine Schuhfa-
Zu Bernhoefts Eifel-Album gehört auch eine Ansicht    brik ihren Betrieb aufgenommen.
von Mayen. Das Bild entstand 1896. Für die Auf-
nahme wählte Bernhoeft als „richtigen Standort“       Peter Fritzen konnte anhand von Zeitungsartikeln
den im Osten nahe der Stadt gelegenen Gevelsberg.     recherchieren, dass die Lintz’sche Verlagsbuch-
Zu dieser Zeit konnte man von hier aus die Stadt in   handlung im Juni 1896 für das Album warb. In der
ihrer „malerischsten Wirkung“ festhalten. Motiv,      Anzeige finden wir einen Einführungstext, den wir
Aufnahmestandort, Bildausschnitt seiner Aufnah-       im „Eifel-Album“ vermisst haben: „Einzig in ihrer
me steht daher in der Tradition einer Reihe älterer   Eigenart und Schönheit sind die Hauptpunkte der
Stadtansichten des 18. und 19. Jahrhunderts. Den      Eifel. Der von Jahr zu Jahr wachsende Strom der Rei-
Bildhintergrund bilden die Anhöhen der Hocheifel      senden in die Eifel spricht dafür, daß die landschaft-
(links) und die Kuppen der Laacher Vulkangruppe       lichen Reize dieser in wissenschaftlicher Beziehung
(rechts). Davor, im Talkessel der Nette, liegt die    so interessanten Landschaft immer mehr gewürdigt
Stadt. Auf einem Felskegel im Tal erhebt sich die     werden. Eine auf künstlerischer Höhe stehende Wie-
wenige Jahre zuvor als großbürgerlicher Wohnsitz      dergabe der berühmten Orte und Bauten der Eifel ist
wieder aufgebaute Burg (1893), die seit neuestem      daher ein zeitgemäßes Unternehmen.“
den Namen „Genovevaburg“ trägt. Als „Gegenpol“
ragt aus dem Häusermeer der alten Stadt die Cle-      Die Buchhandlung kündigt einen Umfang von 30
menskirche mit dem markanten schiefen Turm.           Blättern „in vorzüglichstem fotografischen Druck“
Ober- und Wittbender Tor, beide noch ohne Dächer,     an. „Die Bilder sind nach der Natur von dem rühm-
Mühlenturm und Brückentor markieren das ande-         lichst bekannten Fotographen Herrn C. Bernhoeft in
re Ende der Stadt. Vom neuen Mayen künden die         Luxemburg aufgenommen, welcher sich bereits durch
beiden Schulen im Burgfrieden (1893/96) und die       viele mit malerischem Geschmack und grösstem
Evangelische Kirche (1836) mit ihrem Dachreiter.      technischen Geschick bewirkten Aufnahmen weithin
Die Siedlung greift bereits weit über die Stadt-      bekannt gemacht hat.“ Weiter wird erwähnt, dass

Beispiel Mayen aus der Sammelmappe „Eifel-Album“               Foto: Charles Bernhoeft, Archiv Eifelbibliothek
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Beispiel Ruinen der Abtei Himmerod aus der Sammelmappe „Eifel-Album“
                                                                 Foto: Charles Bernhoeft, Archiv Eifelbibliothek

in der „Hauptvorstandssitzung des Eifelvereins“ [am       dem Album, „Herr Bernhoeft aus Luxemburg hat mit
17. Mai 1896] in Koblenz Probeblätter vorgelegt           echtem Künstlerauge die sehr schwere Aufgabe ge-
wurden, die „wegen ihrer wahrhaft künstlerischen          löst, den richtigen Standpunkt für die Aufnahmen zu
Durchführung, ihrer grossen Schärfe und frappanten        wählen und die von ihm erzeugten Bilder übertreffen
Naturtreue die ungeteilteste Bewunderung aller An-        an malerischer Wirkung und selbstredend an Natur-
wesenden“ fanden.                                         treue die schönsten Gemälde.“ Weiter liest man,
                                                          dass sich unter den Abonnenten neben dem Groß-
„In der sicheren Erwartung eines Massenabsatzes“          herzog auch der deutsche Kaiser und die deutsche
wurde der Abonnementspreis für ein Blatt auf              Kaiserin befanden. Leider ist von der damals häufig
eine Mark festgesetzt. Die ursprünglich geplanten         gedruckten Abonnenten- bzw. Subskribenten-Liste
30 Blätter sollten in sechs Lieferungen erschei-          kein Exemplar erhalten.
nen. „Eine geschmackvolle Mappe“ wird zum Preis
von 2,50 Mark zur Verfügung gestellt. Nach dem            Am 1. Oktober waren 31 Blätter erschienen. Aus
Erscheinen des vollständigen Albums sollte ein            einer weiteren Anzeige in der Trierischen Zeitung
„erheblich erhöhter Ladenpreis“ gelten. Weiter be-        vom 16. Dezember 1896 erfährt man, dass zwi-
richtet ein Artikel in der Trierischen Zeitung vom        schenzeitlich der Umfang des Albums auf 45 Blätter
27. Juni 1896, nachgedruckt am 29. Juni in der            angewachsen war. „In der sicheren Erwartung eines
Luxemburger Zeitung, in begeisterten Sätzen von           Massenabsatzes“ hatte man den Abonnementspreis
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von einer Mark beibehalten, aber zusätzlich die         ser Markt riesig war und dass die Verlage unter-
Möglichkeit geschaffen, sich das Album individuell      schiedlichste Preis- und Qualitätsstufen bedienen
zusammenzustellen: Bis zu zehn Blätter kosteten je      konnten.
2 Mark, bis zu 29 je 1,50 Mark. Auch lieferte man
jetzt die „hochelegante Mappe mit der Ansicht des       Fotografen, Drucker und Verleger entdeckten aber
Gemündener Maares“ für 5 Mark, eine schlichtere         noch weitere Märkte: Seit der Mitte des 19. Jahr-
Ausführung für 2 Mark. Die Tatsache, dass letztlich     hunderts wurde die Eifel zunehmend zum Ziel
mehr als 30 Blätter geliefert wurden, deutet darauf     von Touristen. Lange bevor 1888 der Eifelverein
hin, dass das Album ein kommerzieller Erfolg war.       gegründet wurde, gab es z. B. in Daun und Gerol-
Auch die euphorischen Formulierungen der Anzei-         stein Verschönerungsvereine, die Wanderwege
gen und nicht zuletzt auch die Tatsache, dass das       markierten und Bänke aufstellten. Weitere Zentren
Album 1897 auf der Weltausstellung in Brüssel mit       des Fremdenverkehrs waren Kyllburg und Mander-
einem „grande prix“ prämiert wurde, lassen dies         scheid, dann die Kurorte an Ahr, Rhein und Mosel,
vermuten. Ebenso die Zahl der erhaltenen Exem-          die fast alle in dem Album vertreten sind, und nicht
plare deutet darauf hin. Zehn erhaltene Mappen          zuletzt zog es Sommerfrischler auch in die kleine-
sind nicht eben viel, aber Schriftgut, das nicht den    ren Orte.
Regeln der Buchproduktion bzw. den Sammelge-
bieten wissenschaftlicher Bibliotheken entspricht,      Günstige Preise, gesunde Luft, Mineralquellen, die
also z. B. Vereins- und Firmenfestschriften, Jahres-    Suche nach Versteinerungen und die Begeisterung
berichte und Jahresprogramme oder auch der weite        für Vulkane, für Burgen und Klöster brachten die
Bereich des religiösen Kleinschrifttums, weist er-      Stadtbewohner in die Eifel, wo sie sich von der
hebliche Verluste auf. Erinnert sei nur an den ältes-   unverbrauchten Natur die Heilung ihrer Zivilisati-
ten Pilgerdruck für Prüm von 1863, von dem nur ein      onskrankheiten erhofften. Ungeheure Mengen von
einziges Exemplar in der Eifelbibliothek überliefert    Postkarten wurden nach Hause geschickt, und die
ist (Die Eifel 110, 2015 (3), S. 63–65). Von solchen    vermögenderen Touristen kauften nicht nur ein Le-
Publikationen wurden – wie wir von der Rockfahrt        porello, sondern eines der Alben, wie sie ja auch
1891, die 2 Mio. Pilger nach Trier gebracht hat –       andere Verleger auf den Markt brachten.
zahllose Exemplare auf den Markt geworfen.
                                                        Ohne eine Verkehrsrevolution wäre das alles nicht
Das „Eifel-Album“ von 1896 erweist sich als ein         zu leisten gewesen: Nach langen Planungen wurde
höchst aufschlussreiches Dokument für die Ge-           in den Jahren 1864 bis 1875 die Eifelbahn von Trier
schichte unserer Region. Zunächst einmal sind die       nach Köln und von 1874 bis 1879 die Moselbahn
Lokalhistoriker eingeladen, sich eingehend mit den      von Trier nach Koblenz gebaut. Nach Abschluss der
Blättern zu befassen. Welche Gebäude sind darge-        Arbeiten an der Eifelbahn wurde 1875 ein pracht-
stellt, welche sind neu, welche gibt es heute nicht     voll ausgestattetes großformatiges Fotoalbum ver-
mehr? Inwieweit haben sich die mittelalterlichen        öffentlicht, das wir demnächst der Öffentlichkeit
Kirchen und Burgen seit 1896 verändert? Wie steht       vorstellen wollen.
es mit der Quellenkritik, wo hat Bernhoeft kompo-
niert, wo manipuliert und retuschiert? Wie sieht        Parallel dazu erfolgte die wissenschaftliche Er-
er die Eifel, wie sehen sie seine Kunden, warum         schließung der Eifel. Genannt sei nur der Bau des
kaufen sie diese Blätter? Auf einige Fragen können      „Vulkanweges“ von Andernach nach Gerolstein
wir eine Antwort geben: Zunächst haben wir in den       durch den Eifelverein im Jahre 1912. Bisher hatte
Jahren um 1890 eine Medienrevolution: Nach der          man die Eifel als Notstandsgebiet wahrgenommen,
Zeitung und dem Buch eroberte das gedruckte Bild        als „Preußisch-Sibirien“, allenfalls geeignet für Ma-
den Markt. Nach den schlichten Holzschnitten und        növer und die Jagd. Jetzt machten Botaniker ihre Ex-
Stahlstichen waren jetzt qualitätsvolle Abbildun-       kursionen in die Eifel, geologische Vereine hielten
gen möglich, bei Fotos zunächst noch in Schwarz-        hier ihre Jahrestagungen ab. Ausgrabungen legten
Weiß, bei Lithographien auch in Farbe. Gerade die       die Siedlungen der Römer und Kelten frei. Bereits
Wallfahrten zum Heiligen Rock von 1891 oder zu          1891 forderte der Eifelverein die Rettung der Bur-
den Prümer Sandalen von 1896 belegen, dass die-         gen in Gerolstein und Daun. 1893 setzte er sich für
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Beispiel Schalkenmehrener Maar aus der Sammelmappe „Eifel-Album“ Foto: Charles Bernhoeft, Archiv Eifelbibliothek

die Erhaltung der ca. 200 Eifelburgen ein. Seit 1899      der Erholung suchende Tourist sah. Aber keine Re-
besaß der Verein eine eigene Burg, die Niederburg         gion, in der gelebt und gearbeitet wurde, wo man
bei Manderscheid. 1911 übernahm die Ortsgruppe            mit viel Einsatz auf kargen Böden um bescheidene
Hillesheim die Kosten für die Instandsetzung der          Erträge kämpfen musste. Die rückständige Land-
historischen Stadtmauer. Eine alte Kulturlandschaft       wirtschaft und die mangelhaften hygienischen Ver-
wurde entdeckt und begeisterte die Touristen. Zu          hältnisse riefen in diesen Jahren die aus der Stadt
diesem Prozess gehörten nicht nur wissenschaftli-         kommenden Agrarreformer und Gesundheitsapos-
che Werke, sondern auch die Fotografie. Davon zeu-        tel auf den Plan, die jedoch häufig am sprichwört-
gen auch die Nachlässe zahlreicher Fotografen, die        lichen Dickschädel der Eifelbewohner scheiterten.
ihre Welt und ihre Bewohner dokumentierten.

Bernhoeft war Künstler und Geschäftsmann, er              Literatur
wollte seinen Kunden eine Eifel zeigen, in der es
keine armen Leute und auch kaum Landwirtschaft            Peter Fritzen, Die Eifel-Alben der Kunstanstalten Bern-
gab. Für ihn waren die Orte der Eifel ein „locus            hoeft und Schaar & Dathe. Ein Wettlauf um das schönste
amoenus“, ein lieblicher Ort, wie er in der Litera-         Foto-Album der Eifel. In: Eifeljahrbuch 2010, S. 156–163
tur seit der Spätantike eine Rolle spielte. Zu einem      Edmond Thill, Charles Bernhoeft, Photographe de la Bel-
„locus amoenus“ gehörten ein Wald und eine Quel-            le Époque. Luxembourg 2014
le oder ein Bach, Blumen und das Zwitschern der           François Reinert u. a., Pont Adolphe 1903. Luxembourg
Vögel. Bernhoeft zeigt uns die Sehenswürdigkeiten           2016.
der Eifel als liebliche Orte, Burgen, Klöster und
Städte, die in eine schöne Landschaft eingeordnet
sind. Womöglich dienten sie auch als Projektions-              Prof. Dr. Wolfgang Schmid
fläche bürgerlicher Begeisterung für die nationale             E-Mail: schmidw@uni-trier.de
Geschichte, vielleicht las der Sommerfrischler bei             Hans Schüller
Daun in einem Buch über die Sagen der Eifel. Bern-             E-Mail: h.schueller@t-online.de
hoeft zeigt uns die Eifel, wie sie der Wanderer oder
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