Das älteste Fotoalbum der Eifel
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88 | Wolfgang Schmid und Hans Schüller | Das älteste Fotoalbum der Eifel Ausstellung der Eifelbibliothek in der Kreissparkasse Mayen Großer Bahnhof in den Räumen der Kreissparkasse ältesten und zudem qualitativ besten Aufnahmen Mayen: Über 60 Gäste nahmen an der Eröffnung touristischer Glanzpunkte der Eifel darstellen. Die einer Ausstellung teil, in der 24 Blätter aus dem Ausstellung war zuvor schon in veränderter Form „Eifel-Album“ des Luxemburgischen Hoffotogra- in Prüm und in Daun zu sehen, derzeit planen wir fen Charles Bernhoeft gezeigt wurden. Nachdem eine kommentierte Buchpublikation aller 47 Blät- Landrat Dr. Alexander Saftig als Vorsitzender des ter des „Eifel-Albums“. KSK-Verwaltungsrates sowie KSK-Vorstand Karl- Josef Esch die Gäste begrüßt hatten, konnte der Das „Eifel-Album“ stellt einen Gelegenheitsfund Verfasser in einem Kurzvortrag die großformatigen dar. Die Eifelbibliothek auf der Genoveva-Burg in Fotografien präsentierten, die in vielen Fällen die Mayen, die vom Eifelverein und vom Geschichts- Gelungene Ausstellungseröffnung in den Räumen der Kreissparkasse Mayen (v.l.): Prof. Dr. Wolfgang Schmid, Haupt- kulturwart des Eifelvereins, Joachim Rogalski, Vorsitzender des Eifelvereins Mayen, KSK-Vorstand Karl-Josef Esch, Landrat Dr. Alexander Saftig, Hans Schüller als Vorsitzender des Geschichts- & Altertumsverein Mayen und Umgebung e. V. sowie der Beigeordnete der Stadt Mayen, Thomas Schroeder. Foto: Ralph Künzel, KSK Mayen
Das älteste Fotoalbum der Eifel 89 und Altertumsverein Mayen unterhalten wird, be- Geht man mit diesen Angaben die einschlägigen sitzt wertvolle Altbestände. Sie werden nach und Bibliothekskataloge durch, dann findet man ein Ex- nach erschlossen, einige von ihnen konnten durch emplar des „Eifel-Albums“ in der Stadtbibliothek Buchpatenschaften der Kreissparkasse Mayen res- Trier, ein weiteres im Sportlyzeum in Luxemburg tauriert werden. Bei Aufräumarbeiten stießen wir und ein drittes im Privatbesitz des Großherzogs. auf ein unscheinbares und zudem beschädigtes Al- Weder die Nationalbibliothek in Luxemburg noch bum, mit dem unsere Vorgänger nichts anzufangen eine einzige deutsche Landes- oder Universitätsbi- wussten und es deshalb auch nicht in den Katalog bliothek verfügt über dieses Buch. Vier Exemplare aufgenommen haben. befinden sich in Privatbesitz, eines im Eifelmuse- um in Mayen und eines konnte der Geschichts- und Die Mappe trägt auf dem Deckel den Schriftzug „Ei- Altertumsverein Mayen vor einigen Monaten auf fel-Album“. Wenn man das „googelt“, kommt man einem Flohmarkt am Bodensee erwerben. Der GAV auf 873.000 Treffer. Weiter ist auf dem Deckel der hat die Bilder fotografiert und sie auf seiner Face- Mappe der Verlag der Lintz‘schen Buchhandlung bookseite zugänglich gemacht. In diesem Album in Trier genannt, ebenso auf sämtlichen Blättern, findet man nicht nur die Mayener Stadtansicht, die wo außerdem „Ch. Bernhoeft, Kunstinstitut Luxem- im Exemplar in der Eifelbibliothek fehlt, sondern burg 1896“ steht. Der Urheber verstand sich also auch ein Bild von Neuerburg, das bisher unbekannt nicht als Handwerker, sondern als Künstler, und er war. Ein Vergleich der drei jetzt in Mayen lagern- betrieb keine Firma, sondern ein „Kunstinstitut“. den Alben zeigt, dass es von mehreren Orten (Burg Solche Mappenwerke sind schwer in den Katalogen Eltz, Bürresheim, Mayen, Burg Ramstein) unter- zu finden, weil nicht ganz klar ist, ob es sich um schiedliche Aufnahmen gab. Bibliotheks-, um Archiv- oder um Museumsgut han- delt. Man muss also schon sehr genau wissen, wo- Glücklicherweise haben sich in den letzten Jahren nach man sucht, was allerdings auch wenig nützt, zwei Autoren mit dem „Eifel-Album“ beschäftigt. wenn ein Buch – wie unser Album – nicht im Kata- 2009 veranstaltete das „Kunsthaus am Museum“ log aufgenommen ist. in Trier eine kleine Ausstellung mit dem Titel „Lu- Beispiel Schleiden aus der Sammelmappe „Eifel-Album“ Foto: Charles Bernhoeft, Archiv Eifelbibliothek
90 Das älteste Fotoalbum der Eifel xemburg, Trier und die Eifel in Fotografien der Jah- che Bewohner des Großherzogtums ließen sich von re 1860–1910“. Peter Fritzen fasste die Ergebnisse ihm porträtieren. 1891 wurde er zum Hoffotografen in einem Aufsatz zusammen, der im Eifeljahrbuch ernannt und stellte fortan nicht nur Staatsporträts, 2010 erschien. Er machte die Zusammenhänge mit sondern auch Postkarten der großherzoglichen der florierenden Postkartenindustrie und den zahl- Familie her. Bernhoeft wurde zum Fotografen der reichen Pilgerdrucken für die Heilig-Rock-Wallfahrt Belle Époque, fotografierte in Stadt und Großher- von 1891 deutlich und stellte die fruchtbare Kon- zogtum, z. B. 1901 den aufsehenerregenden Bau kurrenz mit der 1895 gegründeten Trierer Kunst- der Pont Adolphe, ein technisches Wunderwerk, anstalt Schaar & Dathe heraus, die ebenfalls 1896 dem er ein ganzes Album widmete. Höchst bemer- ein „Eifel-Album“ auf den Markt brachte. 2006 ver- kenswert sind auch seine Aufnahmen in den Lu- anstaltete das Nationalmuseum in Luxemburg eine xemburger Stahlwerken. 1901 konnte er ein großes Werkschau „Charles Bernhoeft. Photographe de la Geschäftshaus am Boulevard Royal errichten, von Belle Époque.“ Sie wurde von Edmond Thill kura- dem er gleich auch Postkarten drucken ließ. tiert, der voluminöse Katalog erschien 2010. Er verzeichnet – leider nur in gebotener Kürze – das Zu einem Exportschlager wurden seine Alben mit umfangreiche Gesamtwerk und erläutert auch die Fototypien. 1887 kamen Luxemburg und seine Um- drucktechnischen Aspekte. Bernhoeft arbeitete mit gebung auf den Markt, 1891 Straßburg, Metz und dem Verfahren der Fototypie, mit dem sich auch die Vogesen, 1895 ein Album über Köln, ein Album großformatige Bilder in einer bisher unerreichten Köln und der Rhein sowie ein drittes über den Qualität vervielfältigen ließen. Rhein und seine Nebentäler. 1895 erschienen Bil- der aus der Pfalz und die Niederlande im Bild. Das Wir sind im Zeitalter der Entdeckungen und Erfin- „Eifel-Album“ von 1896 steht in gewisser Hinsicht dungen. Die gewerbliche Produktion wurde durch am Ende. Es folgten Kollektionen mit Luxemburger Maschinen und Fabriken revolutioniert. Die moder- Ansichten und eine Bildersammlung zum Elsass ne Medizin und die Hygiene traten ihren Siegeszug (1906), mit der dann die Serie der großformatigen an. Telefon und Telegramm revolutionierten die Alben abbricht. Kommunikation. Der Luxemburger Ingenieur Henry Tudor ließ sich 1886 den Elektroakkumulator pa- Unser „Eifel-Album“ besitzt einen rotbraunen tentieren, baute in Echternach die erste elektrische Einband. Einige Exemplare haben einen Deckel in Straßenbeleuchtung der Welt und konstruierte ein dieser Farbe (Stadtbibliothek Trier), andere ein Elektroauto, mit dem er auf die Wildschweinjagd eleganteres Äußeres in Dunkelgrün (Luxemburg, fuhr. Reisende suchten und fanden die Quellen des GAV Mayen). Beide Einbände zeigen ein Bild des Nils und des Amazonas, sie reisten zum Nord- und Gemündener Maares mit einem Hirsch und darüber zum Südpol. Jules Verne träumte von einer Reise in goldenen Buchstaben den Titel „Eifel-Album“. zum Mond, von einem Unterseeboot und von einem Die Eifelbibliothek ist sehr dankbar, dass die Kreis- Luftschiff. In diesen aufregenden Jahren vor dem sparkasse Mayen Buchpatenschaften übernimmt, Ersten Weltkrieg veränderte sich auch die Eifel. die es ermöglichen, wertvolle alte Bücher zu res- Kunstdünger sowie neue Techniken der Landwirt- taurieren. So konnte auch die Mappe des „Eifel-Al- schaft und Viehzucht führten zu einem bisher unge- bums“ wiederhergestellt werden. Das Album ent- kannten Aufschwung. Die Eifelstädtchen wuchsen, hält 47 Blätter im Format 37 x 46 cm, die Fototypie zahlreiche Geschäfte und Gasthäuser wurden eröff- selbst misst 21,5 x 27,5 cm. Das ist doppelt so groß net, zusätzlich belebten die Sommerfrischler die wie die bisher üblichen Albumformate. Das Bild- Wirtschaft. Und genau in diesem Kontext entstand feld wird durch einen breiten Rahmen wirkungsvoll unser „Eifel-Album“. in Szene gesetzt. Auf ihm werden zwei Namen ge- nannt, der des Inhabers des „Kunstinstituts“ und Charles Bernhoeft wurde 1859 als Sohn eines preu- der der Verlagsbuchhandlung Lintz. Ein einführen- ßischen Feldwebels geboren – Luxemburg war da- der Text fehlt. Die Blätter sind nicht nummeriert. mals eine Festung des Deutschen Bundes. Nach der Das Album in der Eifelbibliothek in Mayen enthält Eröffnung seines Ateliers in Luxemburg 1878 wur- leider nur 45 Bilder – ausgerechnet die früheste de er zu einem gefragten Starfotografen; zahlrei- Ansicht der Stadt Mayen hat einen Liebhaber ge-
Das älteste Fotoalbum der Eifel 91 funden. Es ist jedoch in den anderen beiden Maye- mauer hinaus. An der Straße nach Kehrig steht das ner Exemplaren vorhanden. Gaswerk, das die Stadt 1893 aus privater Hand er- wirbt. Rechts zur Polcher Straße hat eine Schuhfa- Zu Bernhoefts Eifel-Album gehört auch eine Ansicht brik ihren Betrieb aufgenommen. von Mayen. Das Bild entstand 1896. Für die Auf- nahme wählte Bernhoeft als „richtigen Standort“ Peter Fritzen konnte anhand von Zeitungsartikeln den im Osten nahe der Stadt gelegenen Gevelsberg. recherchieren, dass die Lintz’sche Verlagsbuch- Zu dieser Zeit konnte man von hier aus die Stadt in handlung im Juni 1896 für das Album warb. In der ihrer „malerischsten Wirkung“ festhalten. Motiv, Anzeige finden wir einen Einführungstext, den wir Aufnahmestandort, Bildausschnitt seiner Aufnah- im „Eifel-Album“ vermisst haben: „Einzig in ihrer me steht daher in der Tradition einer Reihe älterer Eigenart und Schönheit sind die Hauptpunkte der Stadtansichten des 18. und 19. Jahrhunderts. Den Eifel. Der von Jahr zu Jahr wachsende Strom der Rei- Bildhintergrund bilden die Anhöhen der Hocheifel senden in die Eifel spricht dafür, daß die landschaft- (links) und die Kuppen der Laacher Vulkangruppe lichen Reize dieser in wissenschaftlicher Beziehung (rechts). Davor, im Talkessel der Nette, liegt die so interessanten Landschaft immer mehr gewürdigt Stadt. Auf einem Felskegel im Tal erhebt sich die werden. Eine auf künstlerischer Höhe stehende Wie- wenige Jahre zuvor als großbürgerlicher Wohnsitz dergabe der berühmten Orte und Bauten der Eifel ist wieder aufgebaute Burg (1893), die seit neuestem daher ein zeitgemäßes Unternehmen.“ den Namen „Genovevaburg“ trägt. Als „Gegenpol“ ragt aus dem Häusermeer der alten Stadt die Cle- Die Buchhandlung kündigt einen Umfang von 30 menskirche mit dem markanten schiefen Turm. Blättern „in vorzüglichstem fotografischen Druck“ Ober- und Wittbender Tor, beide noch ohne Dächer, an. „Die Bilder sind nach der Natur von dem rühm- Mühlenturm und Brückentor markieren das ande- lichst bekannten Fotographen Herrn C. Bernhoeft in re Ende der Stadt. Vom neuen Mayen künden die Luxemburg aufgenommen, welcher sich bereits durch beiden Schulen im Burgfrieden (1893/96) und die viele mit malerischem Geschmack und grösstem Evangelische Kirche (1836) mit ihrem Dachreiter. technischen Geschick bewirkten Aufnahmen weithin Die Siedlung greift bereits weit über die Stadt- bekannt gemacht hat.“ Weiter wird erwähnt, dass Beispiel Mayen aus der Sammelmappe „Eifel-Album“ Foto: Charles Bernhoeft, Archiv Eifelbibliothek
92 Das älteste Fotoalbum der Eifel Beispiel Ruinen der Abtei Himmerod aus der Sammelmappe „Eifel-Album“ Foto: Charles Bernhoeft, Archiv Eifelbibliothek in der „Hauptvorstandssitzung des Eifelvereins“ [am dem Album, „Herr Bernhoeft aus Luxemburg hat mit 17. Mai 1896] in Koblenz Probeblätter vorgelegt echtem Künstlerauge die sehr schwere Aufgabe ge- wurden, die „wegen ihrer wahrhaft künstlerischen löst, den richtigen Standpunkt für die Aufnahmen zu Durchführung, ihrer grossen Schärfe und frappanten wählen und die von ihm erzeugten Bilder übertreffen Naturtreue die ungeteilteste Bewunderung aller An- an malerischer Wirkung und selbstredend an Natur- wesenden“ fanden. treue die schönsten Gemälde.“ Weiter liest man, dass sich unter den Abonnenten neben dem Groß- „In der sicheren Erwartung eines Massenabsatzes“ herzog auch der deutsche Kaiser und die deutsche wurde der Abonnementspreis für ein Blatt auf Kaiserin befanden. Leider ist von der damals häufig eine Mark festgesetzt. Die ursprünglich geplanten gedruckten Abonnenten- bzw. Subskribenten-Liste 30 Blätter sollten in sechs Lieferungen erschei- kein Exemplar erhalten. nen. „Eine geschmackvolle Mappe“ wird zum Preis von 2,50 Mark zur Verfügung gestellt. Nach dem Am 1. Oktober waren 31 Blätter erschienen. Aus Erscheinen des vollständigen Albums sollte ein einer weiteren Anzeige in der Trierischen Zeitung „erheblich erhöhter Ladenpreis“ gelten. Weiter be- vom 16. Dezember 1896 erfährt man, dass zwi- richtet ein Artikel in der Trierischen Zeitung vom schenzeitlich der Umfang des Albums auf 45 Blätter 27. Juni 1896, nachgedruckt am 29. Juni in der angewachsen war. „In der sicheren Erwartung eines Luxemburger Zeitung, in begeisterten Sätzen von Massenabsatzes“ hatte man den Abonnementspreis
Das älteste Fotoalbum der Eifel 93 von einer Mark beibehalten, aber zusätzlich die ser Markt riesig war und dass die Verlage unter- Möglichkeit geschaffen, sich das Album individuell schiedlichste Preis- und Qualitätsstufen bedienen zusammenzustellen: Bis zu zehn Blätter kosteten je konnten. 2 Mark, bis zu 29 je 1,50 Mark. Auch lieferte man jetzt die „hochelegante Mappe mit der Ansicht des Fotografen, Drucker und Verleger entdeckten aber Gemündener Maares“ für 5 Mark, eine schlichtere noch weitere Märkte: Seit der Mitte des 19. Jahr- Ausführung für 2 Mark. Die Tatsache, dass letztlich hunderts wurde die Eifel zunehmend zum Ziel mehr als 30 Blätter geliefert wurden, deutet darauf von Touristen. Lange bevor 1888 der Eifelverein hin, dass das Album ein kommerzieller Erfolg war. gegründet wurde, gab es z. B. in Daun und Gerol- Auch die euphorischen Formulierungen der Anzei- stein Verschönerungsvereine, die Wanderwege gen und nicht zuletzt auch die Tatsache, dass das markierten und Bänke aufstellten. Weitere Zentren Album 1897 auf der Weltausstellung in Brüssel mit des Fremdenverkehrs waren Kyllburg und Mander- einem „grande prix“ prämiert wurde, lassen dies scheid, dann die Kurorte an Ahr, Rhein und Mosel, vermuten. Ebenso die Zahl der erhaltenen Exem- die fast alle in dem Album vertreten sind, und nicht plare deutet darauf hin. Zehn erhaltene Mappen zuletzt zog es Sommerfrischler auch in die kleine- sind nicht eben viel, aber Schriftgut, das nicht den ren Orte. Regeln der Buchproduktion bzw. den Sammelge- bieten wissenschaftlicher Bibliotheken entspricht, Günstige Preise, gesunde Luft, Mineralquellen, die also z. B. Vereins- und Firmenfestschriften, Jahres- Suche nach Versteinerungen und die Begeisterung berichte und Jahresprogramme oder auch der weite für Vulkane, für Burgen und Klöster brachten die Bereich des religiösen Kleinschrifttums, weist er- Stadtbewohner in die Eifel, wo sie sich von der hebliche Verluste auf. Erinnert sei nur an den ältes- unverbrauchten Natur die Heilung ihrer Zivilisati- ten Pilgerdruck für Prüm von 1863, von dem nur ein onskrankheiten erhofften. Ungeheure Mengen von einziges Exemplar in der Eifelbibliothek überliefert Postkarten wurden nach Hause geschickt, und die ist (Die Eifel 110, 2015 (3), S. 63–65). Von solchen vermögenderen Touristen kauften nicht nur ein Le- Publikationen wurden – wie wir von der Rockfahrt porello, sondern eines der Alben, wie sie ja auch 1891, die 2 Mio. Pilger nach Trier gebracht hat – andere Verleger auf den Markt brachten. zahllose Exemplare auf den Markt geworfen. Ohne eine Verkehrsrevolution wäre das alles nicht Das „Eifel-Album“ von 1896 erweist sich als ein zu leisten gewesen: Nach langen Planungen wurde höchst aufschlussreiches Dokument für die Ge- in den Jahren 1864 bis 1875 die Eifelbahn von Trier schichte unserer Region. Zunächst einmal sind die nach Köln und von 1874 bis 1879 die Moselbahn Lokalhistoriker eingeladen, sich eingehend mit den von Trier nach Koblenz gebaut. Nach Abschluss der Blättern zu befassen. Welche Gebäude sind darge- Arbeiten an der Eifelbahn wurde 1875 ein pracht- stellt, welche sind neu, welche gibt es heute nicht voll ausgestattetes großformatiges Fotoalbum ver- mehr? Inwieweit haben sich die mittelalterlichen öffentlicht, das wir demnächst der Öffentlichkeit Kirchen und Burgen seit 1896 verändert? Wie steht vorstellen wollen. es mit der Quellenkritik, wo hat Bernhoeft kompo- niert, wo manipuliert und retuschiert? Wie sieht Parallel dazu erfolgte die wissenschaftliche Er- er die Eifel, wie sehen sie seine Kunden, warum schließung der Eifel. Genannt sei nur der Bau des kaufen sie diese Blätter? Auf einige Fragen können „Vulkanweges“ von Andernach nach Gerolstein wir eine Antwort geben: Zunächst haben wir in den durch den Eifelverein im Jahre 1912. Bisher hatte Jahren um 1890 eine Medienrevolution: Nach der man die Eifel als Notstandsgebiet wahrgenommen, Zeitung und dem Buch eroberte das gedruckte Bild als „Preußisch-Sibirien“, allenfalls geeignet für Ma- den Markt. Nach den schlichten Holzschnitten und növer und die Jagd. Jetzt machten Botaniker ihre Ex- Stahlstichen waren jetzt qualitätsvolle Abbildun- kursionen in die Eifel, geologische Vereine hielten gen möglich, bei Fotos zunächst noch in Schwarz- hier ihre Jahrestagungen ab. Ausgrabungen legten Weiß, bei Lithographien auch in Farbe. Gerade die die Siedlungen der Römer und Kelten frei. Bereits Wallfahrten zum Heiligen Rock von 1891 oder zu 1891 forderte der Eifelverein die Rettung der Bur- den Prümer Sandalen von 1896 belegen, dass die- gen in Gerolstein und Daun. 1893 setzte er sich für
94 Das älteste Fotoalbum der Eifel Beispiel Schalkenmehrener Maar aus der Sammelmappe „Eifel-Album“ Foto: Charles Bernhoeft, Archiv Eifelbibliothek die Erhaltung der ca. 200 Eifelburgen ein. Seit 1899 der Erholung suchende Tourist sah. Aber keine Re- besaß der Verein eine eigene Burg, die Niederburg gion, in der gelebt und gearbeitet wurde, wo man bei Manderscheid. 1911 übernahm die Ortsgruppe mit viel Einsatz auf kargen Böden um bescheidene Hillesheim die Kosten für die Instandsetzung der Erträge kämpfen musste. Die rückständige Land- historischen Stadtmauer. Eine alte Kulturlandschaft wirtschaft und die mangelhaften hygienischen Ver- wurde entdeckt und begeisterte die Touristen. Zu hältnisse riefen in diesen Jahren die aus der Stadt diesem Prozess gehörten nicht nur wissenschaftli- kommenden Agrarreformer und Gesundheitsapos- che Werke, sondern auch die Fotografie. Davon zeu- tel auf den Plan, die jedoch häufig am sprichwört- gen auch die Nachlässe zahlreicher Fotografen, die lichen Dickschädel der Eifelbewohner scheiterten. ihre Welt und ihre Bewohner dokumentierten. Bernhoeft war Künstler und Geschäftsmann, er Literatur wollte seinen Kunden eine Eifel zeigen, in der es keine armen Leute und auch kaum Landwirtschaft Peter Fritzen, Die Eifel-Alben der Kunstanstalten Bern- gab. Für ihn waren die Orte der Eifel ein „locus hoeft und Schaar & Dathe. Ein Wettlauf um das schönste amoenus“, ein lieblicher Ort, wie er in der Litera- Foto-Album der Eifel. In: Eifeljahrbuch 2010, S. 156–163 tur seit der Spätantike eine Rolle spielte. Zu einem Edmond Thill, Charles Bernhoeft, Photographe de la Bel- „locus amoenus“ gehörten ein Wald und eine Quel- le Époque. Luxembourg 2014 le oder ein Bach, Blumen und das Zwitschern der François Reinert u. a., Pont Adolphe 1903. Luxembourg Vögel. Bernhoeft zeigt uns die Sehenswürdigkeiten 2016. der Eifel als liebliche Orte, Burgen, Klöster und Städte, die in eine schöne Landschaft eingeordnet sind. Womöglich dienten sie auch als Projektions- Prof. Dr. Wolfgang Schmid fläche bürgerlicher Begeisterung für die nationale E-Mail: schmidw@uni-trier.de Geschichte, vielleicht las der Sommerfrischler bei Hans Schüller Daun in einem Buch über die Sagen der Eifel. Bern- E-Mail: h.schueller@t-online.de hoeft zeigt uns die Eifel, wie sie der Wanderer oder
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