"Das Eichenblatt" - Das silberne Jubelkönigspaar 2021 - Vereinszeitung Ausgabe 2021
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Herausgeber: Vorstand Schützenverein Uentrop-Haaren 1857 e.V. Redaktion: Leenen/Westermann/Kunkel Fotos: Begett/ Verein / Privat Auflage: 1000 Stück 2
Sehr geehrte Schützenbrüder, verehrte Freunde des Schützenvereins, ein schwieriges Jahr für jeden einzelnen Mitbürger aber auch für den Schützenverein liegt hinter uns und der Weg zurück zur Normalität ist voraussichtlich immer noch sehr lang. Im vergangenen Jahr wurde die gesamte Schützenfestsaison nach Absprache unter allen beteiligten Vereinen, dem Stadtverband und der politischen Führung der Stadt Hamm einvernehmlich abgesagt. Dies zu tun fällt Schützenbrüdern sehr schwer, war aber zum Schutz der Mitglieder und der gesamten Bevölkerung notwendig - denn zum Schutz der Heimat und seiner Einwohner wurden die Schützenvereine seinerzeit gegründet. Leider können und dürfen wir unser Schützenfest, das vom 07. bis 10. Mai 2021 geplant ist, an eben diesem Wochenende wieder nicht feiern. Bei all dem Frust und Ärger über das uns mit all seinen Veranstaltungen entgangene Schützenjahr sollten wir nicht vergessen, dass der Schützenverein für uns ein sehr schönes und traditionsreiches Hobby ist, und es soll auch wegen der Geselligkeit und des Zusammenhaltes in unseren beiden Dörfern schnell wieder gefeiert werden. Aber für uns ist es eben ein Hobby und wir sollten nicht vergessen, dass es in dieser sehr beschwerlichen Zeit Menschen gibt, denen es schlechter geht als uns, physisch wie psychisch. Weiterhin gibt es Menschen, die von unserem Hobby und anderen ähnlichen Großveranstaltungen leben, weil es ihr Beruf ist. Viele Festwirte, Schausteller, Caterer, Musiker und, und, ….. sind in ihrer Existenz bedroht, mindestens aber in finanzielle, d.h. existenzielle Schieflage geraten. Auch auf sie freuen wir uns in hoffentlich nicht mehr allzu ferner Zukunft, um mit ihnen wieder zu feiern. 3
Wenn wir aber feiern, dann mit unserem amtierenden Königspaar Fabian und Lena Rörig. Die Älteren unter uns werden sich gewiss noch erinnern, dass Fabian die Königswürde 2019 errang. Mit dabei werden auch zwei 25-jährige Jubelpaare sein. Frank und Sandra Stricker, für die sich ihre Regentschaft 2020 bereits zum 25. Mal jährte, und Dietrich und Marietta Demmer, die im Jahr 1996 Schützenkönigspaar in Uentrop-Haaren sein durften. Unsere 50-jährige Jubelkönigin Gunhild Möller (geb. Pampel), die 1971 zusammen mit Willi Poth regierte und auch Erika Korte (geb. Balks), die vor 60 Jahren mit ihrem späteren Mann Walter den Schützenverein repräsentierte, hoffen wir auf unseren Veranstaltungen begrüßen zu dürfen. Vor 40 Jahren hieß unser Königspaar Jürgen und Annegret (geb. Leifeld) Wessel. Im Namen meiner Vorstandskollegen, lade ich euch schon jetzt recht herzlich zu allen unseren Veranstaltungen ein. Ich grüße euch in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen unter etwas normaleren Bedingungen mit dem Schützengruß. Horrido und B L E I B T G E S U N D ! ! ! Stefan Bensiek, 1. Vorsitzender Eichenblatt 2021 als Download unter: www.sv-uentrop-haaren.de 5
25jähriges Jubelkönigspaar Dietrich und Marietta Demmer Didi kam, der Vogel fiel, das stand über unserem Königsjahr 1996. Angefangen hatte es unter der Vogelstange recht schleppend, nach den Insignien machten sich die Aspiranten rar und es ging irgendwie nicht so richtig weiter. Das blieb auch unserer Runde an der Theke nicht verborgen und schließlich entschlossen wir uns mit fünf Schützenbrüdern dazu, es dem Adler so richtig zu besorgen. Keiner der fünf hatte etwas geplant oder vorbereitet, aber jeder zeigte Ehrgeiz, dies mit dem Segen der jeweiligen Ehefrauen. Es war ein spannender Kampf, jeder hielt drauf und die Splitter flogen. Letztendlich fegte ich den verbleibenden Rest des Schützenvogels aus dem Kugelfang, nahm meine Ehefrau Atti als Königin und die Planungen für das Fest konnten beginnen. Ein prächtiger Hofstaat mit 16 Paaren war schnell an der Vogelstange zusammenge- stellt und eine Abholstelle für Sonntag wurde dank des Angebotes von Schwager und Schwägerin im Nachtigallental kurzfristig bereitgestellt. 7
Oft denken wir an diese schöne Zeit und können es kaum glauben, dass 25 Jahre so schnell vergangen sind. Zurückblickend haben wir diesen spontanen Entschluss keine Sekunde bereut und hoffen, dass diese tolle Erfahrung alle zukünftigen Königspaare erleben dürfen. Wir wünschen der gesamten Schützenfamilie, unseren Freunden und unserem Hofstaat Gesundheit und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen und ein Schützenfest, bei dem wir unser Jubiläum mit euch allen unbeschwert feiern können. Horrido, Didi und Atti 9
Termine 2021 Aufgrund der aktuellen Situation und den gesetzlichen Vorgaben werden wir im Mai auch in diesem Jahr leider kein Schützenfest feiern können. Aus diesen Gründen kann der Verein weder Veranstaltungen konkret planen noch Termine für das aktuelle Jahr festlegen. Sobald sich die Lage ändert und Veranstaltungen wieder möglich sein werden, werdet ihr über die Zeitung, E-Mails oder auch Aushänge informiert. Die Majestäten und Jubelmajestäten 2019 Fabian und Lena Rörig amtierendes Königspaar 2019 Fabian Möller und Laura Heile Kinderkönigspaar 2019 Jonas Rotzsch und Charlotte Quante Bierkönigspaar der Avantgarde 2019 2020 Frank und Sandra Stricker 25jähriges Jubelkönigspaar 2020 2021 Dietrich und Marietta Demmer 25jähriges Jubelkönigspaar 2021 Annegret Wessel 40jährige Jubelkönigin Gunhild Möller 50jährige Jubelkönigin Erika Korte 60jährige Jubelkönigin Josef Schweins Vereinskaiser Dieter Trepmann Bierkaiser Nicolas Klos Bezirksschützenkönig 11
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13 Die schmucke Avantgarde 1996
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Bericht der Avantgarde 2020 Alles anders! So lässt sich das Schützenjahr 2020 wohl am besten beschreiben. Viele würden wohl auch sagen „Alles schlechter“, fand im Jahr 2020 doch so gut wie kein Termin aus dem Schützenkalender statt. Das gilt unweigerlich auch für die Zusammenfassung des Avantgarden- jahres, ereilte uns doch kurz vor den Übungsabenden die Botschaft des Lock-Downs. Waren die Gardisten schon in Vorfreude darauf, dass der Freitagabend wieder einen Sinn bekommen sollte, mussten schweren Herzens kurzerhand alle Termine abgesagt werden. Doch über Covid-19 und die Auswirkungen wurde wohl ausreichend gesprochen. Was gibt es also für das Jahr 2020 zu berichten? Da war immerhin noch die Frühjahrsversammlung der Avantgarde, welche am 28.02.2020 noch weitestgehend unbeeinflusst stattfinden konnte. Stattgefunden hat die Versammlung im TuS-Vereinsheim am ehemaligen Tennisplatz. Bei kühlen Temperaturen und kühlen Getränken wurde unter anderem ausgiebig der neue (geplante) Ablauf für das Schützenfest und die damit verbundenen Änderungen für die Avantgarde diskutiert. Ebenfalls ein Thema war das 125-jährige Avantgardenjubiläum im Jahr 2022. Dabei ging es vor allem um die geplante Festzeitschrift und in welchem Rahmen das Jubiläum abgehalten werden soll. Weiterhin wurden Maßnahmen diskutiert, die Attraktivität der Avantgarde Uentrop- Haaren zu verbessern, um auch über das Jubiläum hinaus in eine goldene Zukunft blicken zu können. Leider gab es bei der Versammlung auch drei Austritte von langjährigen Avantgardisten zu verzeichnen. Umso erfreulicher, dass wir im gleichen Zuge auch zwei frische Gardisten in unseren Reihen begrüßen konnten. Somit konnte die Mitgliederzahl, welche nunmehr bei 29 liegt, nahezu konstant gehalten werden. Weiter so! Damit neigt sich der Bericht über das Jahr 2020 auch schon dem Ende zu und mir bleibt nur zu wünschen, dass wir alle hoffentlich einem erfreulicheren Schützenjahr 2021 entgegen schauen. Horrido! Carsten Stockei (1. Kommandeur) 15
Unsere Giesendahlhalle ist wieder fit für die Zukunft 16
Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder! Schon lange vor Corona waren an unserer zentralen Feierstätte einige Krankheitsspuren zu erkennen. Kaum hatte die Gemeinschaft der Uentroper Vereine die Halle übernommen, tropfte der Regen im Rahmen des Weihnachtsmarktes 2017 durch das Dach der Giesendahlhalle. Eine genauere Untersuchung durch Uentrops längsten Dachdecker ergab, dass ein paar Flicken den Weihnachtsmarkt retten konnten, aber nicht das Dach. Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass die Fassade und das innere Erscheinungsbild ebenfalls in die Jahre gekommen waren. In Summe kam der Vorstand auf ein Investitionsvolumen von mindestens 200.000 €. Bei diesem Betrag musste die Mitgliederversammlung zusammenkommen, die am 05.02.2019 beschlossen hat, alle Probleme 17
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Zug um Zug zu beseitigen. An der Investitionssumme hat die Stadt Hamm sich mit knapp der Hälfte beteiligt. Der Rest des Geldes wurde durch die Vermietungen und die Nutzung der Uentroper Vereine aufgebracht. Mein Dank gilt allen Sponsor*innen, Spender*innen und Werbenden sowie Mieter*innen, die tlw. für die Halle bezahlt haben, obwohl sie keinen Nutzen hatten. Nach der Sanierung des Daches ist die Halle von innen und außen komplett angestrichen worden. Vorher hat sie noch ein neues Tor bekommen, das den Festplatz mit dem Innenraum wunderbar verbindet. Zum Karneval 2020 ist die neue Halle das erste Mal in neuem Licht erstrahlt. Farbige Scheinwerfer und ein dimmbares Deckenlicht ermöglichen eine ganz andere Atmosphäre als der alte Fahnenschmuck. Es reichte leider nicht aus, das Sichtbare auszutauschen, sondern auch die gesamte Elektroinstallation der Halle ist auf aktuellem Stand. Eine moderne Heizung spart Energie und eine komplett neue WC-Anlage für Damen und Herren wartet auf die Uentroper Festgäste. In 2021 und den nächsten Jahren stehen noch einige Arbeiten im Außengelände an, die nur realisiert werden können, wenn die Pandemie überwunden wird und sichere Einnahmen dafür sorgen, dass die Uentroper ihre Halle weiterhin selbst finanzieren können. „Gemeinsam sind wir stark“ stand lange auf unserem Avantgardenbanner. Dieses Motto gilt auch für die Giesendahlhalle. Für den Vorstand der GUV – Stefan Heitkemper 19
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Am Schießplatz im Wäldchen 1996 Fahnenträger Martin Nölle, Dieter Hülsmann Hannes Hiddemann und Dietrich Demmer 21
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Postkarte Gruß aus Haaren Postkarte „Hafenpartien“ aus Haaren Auf der Postkarte sieht man: Oben: Die „Haarener Neustadt“, die Trinkhalle und den Lebensmittelladen der damaligen Familie Grundmann; Unten: Der Steinkohle - Verladehafen der ehemaligen Zeche Westfalen 23
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Vereinsjubilare 2021 Die folgenden langjährigen Vereinsmitglieder, die 70 Jahre, 60 Jahre, 50 Jahre, 40 Jahre oder 25 Jahre unserem Verein die Treue gehalten haben, werden geehrt! Für 70-jährige Vereinstreue: Heinrich Wiethege und Helmut Kling Für 60-jährige Vereinstreue: Wilhelm Westerhoff Für 50-jährige Vereinstreue: Jürgen Oberg Für 40-jährige Vereinstreue: Wilfried Stockei, Winfried Potthoff, Karl-Heinz Münch, Dieter Holtsträter und Kurt Bruderek Für 25-jährige Vereinstreue: Christian Hoffmann, Karsten Hülsmann, August-Wilhelm Junkermann, Joachim Klos, Reiner Paschen und Bernd Tümmers Herzlichen Glückwunsch allen Jubilaren. Mögen sie weiterhin in Gesundheit viele schöne Stunden in den Kreisen des Schützenvereins Uentrop-Haaren verbringen. Der Vorstand 25
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Postkarte Uentrop um 1900 Kettler Lippetal - Dolberger Straße 98, Gaststätte Schnittker, früher Uentrop, heute Dolberg, Sammlung Schmidt Auf der Postkarte ist zu erkennen: links: Die Gartenwirtschaft Schnittker. Das Gebäude stand in der Nähe des heutigen Cafes „Tante Malchen“, anschließend und unter der Führung von Fritz Kettler wurde das Lokal als das „Waldhaus“ bekannt. Ein späterer Besitzer nutzte das Gebäude, vor dessen Abriss, als Freudenhaus. rechts: Die ehemalige Getreidemühle, das Gebäude mittig mit dem Schornstein, ist heute noch an der Lippe zu sehen. 27
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Abholen des 25jährigen Jubelpaares bei Pampel 1996 Polonaise mit dem Kinderschützenkönigspaar 29
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31 Vorstand und Majestäten 1996
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Generalversammlung am 9. Oktober 2020 Trotz der sich weiter ausbreitenden Pandemie konnte die Generalver- sammlung des Schützenvereins Uentrop-Haaren in diesem Jahr doch in der Giesendahlhalle selbst stattfinden. Zu Beginn wies Stefan Bensiek eindringlich auf das mit dem Gesundheitsamt und dem Ordnungsamt im Vorfeld erarbeitete Hygienekonzept hin, an das sich die ca. 50 Erschie- nenen vorbildlich hielten. Der Rückblick auf das Schützenfestjahr 2019/2020 fiel situationsbedingt übersichtlich aus. Die meisten Termine mussten bekanntlich abgesagt werden, trotzdem hatten viele Schützen zum eigentlichen Schützenfesttermin geflaggt. Auch die Kranzniederlegung am Ehrenmal und die Übergabe der Spende an den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst erfolgten im Rahmen der Möglichkeiten. 33
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Erfreulich war, dass mit besonderer Rücksichtnahme die älteren Jubilare, die 50-jährige und die 60-jährige Jubelkönigin besucht und mit Nadeln, Orden, Urkunden und Blumen geehrt werden konnten. Die Vereinsaktivitäten gehen erst im nächsten Jahr mit der am 19. März geplanten Mitgliederversammlung weiter. Am 26. und 28. März sollen die Vereinsmeisterschaften und das Heinrich-Gerling-Gedächtnispokal- schießen stattfinden. Das Osterfeuer am Ostersonntag und das Frühlingskonzert Kapelle Möhnesee stehen im April auf dem Programm. Das Schützenfest im kommenden Jahr ist vom 7. bis 10. Mai geplant. „Sollte im Mai nur unter Auflagen gefeiert werden dürfen, werden wir uns die Gegebenheiten anschauen und bewerten“ gab sich Stefan optimistisch. Falls die Pandemie auch 2021 das Schützenfest verhindert, so könnten sich womöglich für den September, wenn das Herbstfest ansteht, Chancen für das Feiern des Schützenfests ergeben. „Wir werden auch dann alles versuchen.“ Thomas Nüsken berichtete mit der neugestalteten Internetpräsenz des Vereins auch etwas Erfreuliches. Die Seite (www.sv-uentrop-haaren.de) ist zwar noch im weiteren Aufbau, ein Blick hinein lohnt sich aber immer. Die Vorstandswahlen boten keine Überraschungen: Hauptmann und Beisitzer Marco Westermann, 1. Schriftführer Tobias Stoffer, 2. Oberleutnant Ralf Bretländer, 2. Kassierer Markus Krabs sowie die Offiziere Sven Lünemann, Ulrich Dorenkamp und Christoph Pilger wurden allesamt einstimmig wiedergewählt. Sieben Mitglieder konnten im vergangenen Jahr hinzugewonnen werden. Insgesamt hat der Verein im Oktober 2020 453 Mitglieder, 8 weniger als im Vorjahr. (Leenen/Begett) 35
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Das Eichenblatt - historisch Die Uentroper Wassermühlen an Lippe An Sonntagen musste ich mit meinen Eltern oft spazieren gehen, ein häufiges Ziel war der „Recksche Busch“, ein großer Wald der damaligen Adelsfamilie von der Recke, hinter dem heutigen Café „Tante Malchen“. Vorbei ging es an geschichtlich hoch interessanten Orten an der Lippe, als Kind konnte mich nur das Versprechen auf ein großes Eis auf der Terrasse des Waldhauses (die Gastwirtschaft stand in der Nähe des Cafés der „Tante Malchen“) begeistern. Auf der nach Süden ausgerichteten Landkarte von 1685 ist zu sehen: Die alte Ritterburg „Haus Uentrop“ mit umliegenden Gräften, die Lippe mit mittigem Grenzverlauf, der Mühlenstandort, Schleusen, Brücken, eine Zollstelle Von Uentrop kommend überquerten wir die Lippe (lat. Form Lupia) über die Brücke der Zollstraße, diese Straße hatte früher einen Schlagbaum, an dem die Reisenden aus dem Münsterland für ihre Waren einen Wegzoll entrichten mussten. Bereits die alten Römer transportierten ihre Güter mit kleineren Schiffen auf der Lippe. Durch den Bau von insgesamt 11 Schiffsschleusen konnte ab 1826, mit der Kraft von Pferden auf Treidelpfaden, ein Frachtkahn in nur fünf Tagen stromaufwärts von Wesel am Rhein nach Lippstadt gezogen werden. Hinter der Lippe, entlang eines Wassergrabens (Gräfte), konnte man ein denkmalgeschütztes Wasserschloss erblicken, das „Haus Uentrop“ wurde von der Familie von der Recke im Jahr 1720 errichtet. 37
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An gleicher Stelle stand eine alte Ritterburg (siehe Karte von 1685), diese Burg fiel einem Brand zum Opfer, ausgelöst durch einen Blitzschlag. Seit dem 12. Jahrhundert sicherte das Haus Uentrop die damalige Territorialgrenze zum Fürstbistum Münster! Nach dem Schloss und vor der ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Lippe-Schiffs-Schleuse mit einem dazugehörigen schönen Wärterhäuschen, kann man den Wasserzulauf zu einer ehemaligen, für das Münsterland typischen Doppel- Wassermühle d.h. zwei gegenüberliegende Mühlengebäude (siehe Karte von 1685), sehen. Zeichnung der Uentroper Hängemühle von 1773 ist zu sehen: Eine Zugbrücke, die Eingangstür des Müllers und die Wasserräder. Wegen der Gefahr einer Mehlstaubexplosion hatte diese Mühle keine Feuerstelle bzw. keinen Schornstein! Auf der linken Landseite befand sich das Gebäude einer Kornmühle mit drei Wasserrädern (siehe Grundrisszeichnung von 1773), diese einzelnen Mühlen wurden nach ihrer Konstruktion als Hängemühlen bezeichnet. Der Mechanismus der Hängemühle, bestehend aus Wasserrad, Getriebe und Mühlsteine, konnte komplett durch den Müller auf den derzeitigen Treibwasserstand, durch Aufziehen oder Herablassen von Winden, eingestellt werden. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich das Haus der sogenannten Nebenmühlen, diese Nebenmühle hatte zwei Wasserräder, die nicht der Höhe des Wasserstandes angepasst werden konnten. Mit einem Wasserrad wurde aus ölhaltigen Pflanzen das Öl gestampft - die Ölmühle - und mit Hilfe des anderen Wasserrades wurden Wolltücher verdichtet, veredelt d.h. gewalkt - die Walkmühle. 39
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Zur Nahrungssicherheit der Bevölkerung wurden vorrangig die Kornmühlen betrieben, die Kornmühlen konzentrierten sich aber auch auf die Zubereitung von Malz, zum Brauen von Bier und zum Brennen von Schnaps. 1912 drehten sich die Wasserräder der Mühlen zum letzten Mal. Die Wasserkraft zwischen den beiden Mühlengebäuden strömte danach zur Stromerzeugung in ein neues Bauwerk mit zwei modernen Wasserturbinen. Mit der neuen Energieform wurde Vorort noch einige Jahre eine Getreidemühle mit Elektromotoren weiterbetrieben. Die Stromerzeugung stellte der Energieversorger (VEW) Anfang der siebziger Jahre ein und ein Teil des Wassereinlaufes wurde zugeschüttet.1993 errichtete die VEW, neben dem gegenwärtigen Lippewehr, ein modernes Wasserkraftwerk. Die Lippe war immer ein Grenzfluss, auf der Skizze von 1773 ist das Gestell einer Zugbrücke zu erkennen, möglicherweise wurde diese bei drohender Kriegsgefahr und bei Streitigkeiten der benachbarten Landesherren hochgezogen. Die Einhaltung der Stauhöhen durch Wehre an den Wassermühlen hatte massive Auswirkungen auf die Wasserverhältnisse der höher oder tieferliegenden Lippe-Anlieger. Um den „Mühlenstau“ begann im Jahr 1567 ein heftiger Streit über mehr als zwei Jahrhunderte zwischen der Kleve – Märkischen Seite, vertreten durch Herzog Wilhelm zu Kleve und der Münsteranerseite, vertreten durch den Bischof von Münster und Osnabrück. Durch eine Brandstiftung, bedingt durch den generationenlangen Streit, brannte die Mühle zu Haus Uentrop 1680 ab. Wenige Jahrzehnte später beklagten sich die Uentroper und Haarener Eingesessenen über die zu hohe Stauhöhe der Mühle der Herren des Hauses Werries. Da die Äcker der Eigentümer zu feucht wurden, und um langwierige Verhandlung zu vermeiden, schritten die Bauern und Bürger zur Selbsthilfe und zerstörten das Stauwehr der Mühle des Hauses Werries. (Text und Fotos: Andreas Kunkel) 41
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Ehrungen beim Antreten am Anker 1996 Am Ehrenmal 43
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