"ERP as a Service" - Erfolgreicher Start im Spital Limmattal und GZO Spital Wetzikon

 
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"ERP as a Service" - Erfolgreicher Start im Spital Limmattal und GZO Spital Wetzikon
Management

Kostenreduktion dank Standardisierung und zentraler Betriebsorganisation

«ERP as a Service» – Erfolgreicher
Start im Spital Limmattal und GZO
Spital Wetzikon
Logicare hat mit «ERP as a Service» bei den Spitälern Limmattal und GZO Spital Wetzikon Anfang
2015 erfolgreich ein neues ERP-System eingeführt. Diese standardisierte Lösung wurde gemeinsam mit
den drei Spitälern GZO Spital Wetzikon, Spital Limmattal und See-Spital entwickelt und steht auch
weiteren Institutionen aus dem Gesundheitswesen als offene Plattform zur Verfügung. Neue Kunden
können auf ein bereits produktives System aufsetzen, ein Grossteil der aufwendigen Spezifizierungsleis-
tung für ein neues ERP-System kann eingespart werden. Im Betrieb spart ein Spital Kosten, da Aufwen-
dungen auf mehrere Anwender verteilt werden können und die professionelle Betriebsorganisation von
Logicare die personellen Ressourcen im Spital entlastet.

                                                   lerie. In einem modernen ERP-System sind die        eines IT-Dienstleisters, Spezifizierung und Abbil-
                                                   betrieblichen Ablaufprozesse präzise abgebildet     dung der Prozesse, Parametrisierung, Implemen-
                                                   und die verschiedenen Anspruchsgruppen kön-         tierung, Schulung, Roll-out und dann die Umset-
                                                   nen die Prozessdaten jederzeit auswerten und        zung von Change Requests. Das ist ein langer
                                                   entsprechende Konsequenzen ableiten.                Weg: «Time to market» – also die Umsetzung
                                                                                                       von den ersten konzeptionellen Ideen bis zur
                                                   Die Realität im Gesundheitswesen sieht häufig       produktiven Inbetriebnahme – ist nicht zu unter-
                                                   noch anders aus. Über die Jahre gewachsene          schätzen.
                                                   Individuallösungen, basierend auf Ad-hoc-
                                                   Anpassungen im System, veraltete und unvoll-        Erfahrungswerte belegen, dass eine Einführung
                                                   ständige Prozessabbildungen sowie mangelnde         auf diesem konventionellem Weg mindestens
                                                   Integration der Umsysteme sind weit verbreitet.     zwei Jahre in Anspruch nimmt. Allein die Initial-
                                                   Erschwerend kommen neue regulative Anfor-           spezifikation «frisst» rund ein Jahr und bean-
                                                   derungen hinzu, die permanent im bestehenden        sprucht namhafte Ressourcen zahlreicher
                                                   System abgebildet werden müssen. Konsequen-         ­Fachspezialisten aus den Bereichen Patienten-
                                                   zen sind: fehlende Kennzahlen, mangelnde             administration, Materialwirtschaft, Apotheke,
                                                   Transparenz sowie ein aufwendiger und zeitin-        Personaladministration, Codierung sowie Finan-
Thomas Moeri ist Leiter Business Development von   tensiver Kreditoren- und Debitoren-Workflow.         zen und Controlling. Es wird spezifiziert, Parti-
Logicare. Er ist profunder Kenner des Schweizer    Zudem haben bei zahlreichen Institutionen im         kulärinteressen werden eingebracht und – über-
Gesundheitswesens. Als Lösungsarchitekt war er     Gesundheitswesen die bestehenden ERP-Sys-            spitzt formuliert – nach fünf Jahren hat man eine
unter anderem bei IBM im Healthcare-Team enga-     teme das Ende ihres Lebenszyklus erreicht.           ausgewachsene Individuallösung. Ein solches
giert. Bei Logicare stehen Neukunden, Partnerbe-
                                                   Diese Spitäler und Kliniken stehen vor der Frage,    Projekt ist an Einzigartigkeit kaum zu übertreffen.
ziehungen, Produktentwicklungen und innovative
                                                   ob sie ihr System migrieren und modifizieren         Die Folgen sind massive Komplexitätskosten
Lösungen sowie die Optimierung von bestehenden
Geschäftsprozessen im Zentrum seiner Tätigkeit.    oder gänzlich durch eine neue Lösung ersetzen        und hohe Risiken bezüglich der Know-how-
                                                   sollen. Beide Wege sind mit einem beträchtli-        Sicherung.
                                                   chen Projektaufwand bezüglich personeller und
                                                   finanzieller Ressourcen verbunden.                  Der zweite Weg: «ERP as a Service»
ERP-Systeme aggregieren Daten zu Informa­
tionen und liefern wesentliche Entscheidungs-      Einführung eines neuen ERP-Systems                  Diese Problematik haben zahlreiche Spitäler und
grundlagen für die Unternehmensführung, das        auf konventionellem Weg                             Kliniken erkannt. Dementsprechend sind neue,
Finanz- und Personalwesen, die Materialwirt-                                                           innovative Ansätze gefragt. Logicare hat sich
schaft sowie branchenspezifische Bereiche; im      Der althergebrachte Ansatz zur Ablösung eines       dieser Thematik – zunächst auf strategischer
Gesundheitswesen zum Beispiel für die Patien-      ERP-Systems umfasst die Schritte Vorprojekt,        Ebene – bereits 2012 angenommen. Folgende
tenadministration, die Codierung und die Hotel-    Ausschreibung, Wahl einer Software-Lösung und       Punkte standen im Zentrum der Auseinander-

20      clinicum 2-15
"ERP as a Service" - Erfolgreicher Start im Spital Limmattal und GZO Spital Wetzikon
Management

      Offene Plattform für alle Spitäler und Kliniken
                                                                  Produktivstart
                                                                                                      Patienten-                                              Patienten-
                                                                                                    administration                                          administration
                                                   Mandant 1      1. Januar 2015                    und Honorare                                            und Honorare

                                                                                     Finanz- und                          Material-          Finanz- und                          Material-
      • Standardisierung > 80 %                                                                                                              Rechnungs-                            Material-
                                                                                                                                                                                  wirtschaft
                                                   Mandant 2      1. Januar 2015     Rechnungs-                           wirtschaft
      • Know-how-Austausch                                                              wesen,      Enterprise               und                wesen,      Enterprise            wirtschaft
                                                                                                                                                                                     und
      • Zentrales Management                                                         Controlling    Resource              Apotheke           Controlling    Resource              Apotheke
      • Skaleneffekte                                                                                Planning                                                Planning
                                                   Mandant 3      1. Januar 2016
                                                                                                                      Personal-                                                Personal-
                                                                                                                  administration                                           administration
                                                                                            Codierung          und                                  Codierung           und
                                  ...              Mandant n      ...                                         Human                                                    Human
                                                                                                              Resources                                                Resources

                                                                                                        Rechenzentrum 1                                         Rechenzentrum 2 (redundant)
                                                                                                            Logicare                                                     Logicare

Die drei Häuser Spital Limmattal, GZO Spital Wetzikon und See-Spital haben mit Logicare und Data Dynamic eine gemeinsame ERP-Infrastruktur auf der Basis
Navision aufgebaut und beziehen das ERP-System als mandantenfähigen Service von Logicare. Rund 80 Prozent der ERP-Prozesse in den drei Spitälern sind
­identisch abgebildet. Dank dieser Standardisierung profitieren die drei Häuser von Effizienzgewinnen und Skaleneffekten. Neue Kunden, die an der Lösung parti-
 zipieren wollen, profitieren von den bereits geleisteten Initialspezifikationen, sie definieren in einer Delta-Analyse nur noch ihre gewünschten Individuallösungen.

setzung: Kosten, Risiko und Komplexität. Wie              Genese des neuen ERP-Ansatzes                                        schriften, standardisierte Statistikanforderungen
gelingt es, diese drei Parameter positiv zu beein-                                                                             sowie der Kreditoren- und Debitoren-Workflow
flussen, die Kostentreiber zu eliminieren und             Die drei Häuser standen vor derselben Situation:                     begünstigen die Entwicklung eines ERP-­
einen effizienten Betrieb zu gewährleisten? Der           Die bestehenden ERP-Implementierungen                                Standards. So ist zum Beispiel die TARMED-
Ansatz lautet: Standardisierung und Skalen­               genügten den Anforderungen nicht mehr und                            Verrechnung klar definiert. Jedes Spital wickelt
effekte. Diese Stichworte bilden den Kern der             eine Ablösung stand zur Diskussion. Logicare ist                     diesen Prozess genau gleich ab. Auch der Kre-
neuen Lösung «ERP as a Service» von Logicare.             vor diesem Hintergrund vor rund 18 Monaten                           ditoren- und Debitoren-Workflow lässt sich – wie
Im Vordergrund steht nicht die Software-Thema-            mit dem Verbundgedanken bei allen Häusern                            das Beispiel der drei Initialkunden zeigt – in einer
tik, sondern der Service-Gedanke: Logicare                auf ein positives Echo gestossen. Gemeinsam                          standardisierten Form abbilden.
betreibt einen ERP-Service und stellt den Kunden          wurde das Projekt «ERP as a Service» vorange-
ein ERP-Template zur Verfügung, auf das sie               trieben und die Spezifikation ausgearbeitet.                         Mit der «Zentralisierung» auf einer einheitlichen
aufbauen können. Das Template umfasst rund                Bereits in einer frühen Phase des Projektes                          Soft- und Hardware-Infrastruktur können zudem
250 betriebliche Ablaufprozesse und kann für              konnten Synergien genutzt werden.                                    eine effiziente Betriebsorganisation und die
ein beliebiges Spital oder eine beliebige Klinik                                                                               Sicherung des Betriebs-Know-hows garantiert
verwendet werden.                                         Rund ­250 Prozesse wurden von spitalübergrei-                        werden. Logicare betreibt «ERP as a Service» für
                                                          fenden Fachgruppen detailliert spezifiziert und                      die drei Häuser im eigenen Rechenzentrum,
Dieses Template beruht auf einer gemeinsamen              beschrieben. Davon konnten 146 Prozesse über                         notabene strikt nach Mandanten getrennt. Die
Vorleistung der drei Spitäler Limmattal, GZO              die ­drei Spitäler identisch abgebildet werden.                      Kunden müssen sich nicht mehr um die system-
­Spital Wetzikon und See-Spital. Zusammen mit             79 Prozesse wurden mit minimalen Abweichun-                          nahen Soft- und Hardware-Fragen oder Update-
 Logicare als IT-Dienstleister und Data Dynamic           gen zwischen den drei Spitälern parametrisiert                       Zyklen kümmern. Ihr Fokus liegt ausschliesslich
 als Software-Anbieter wurde ein ERP-Standard             und lediglich 25 Prozesse wurden individuell                         auf inhaltlichen und prozessualen Aspekten.
 entwickelt, der gleichzeitig individuelle Prozess­       eingepflegt. Zu den Standardprozessen zählen                         Dies bedeutet, dass die Spitäler und Kliniken
 abbildung zulässt.                                       unter anderem die TARMED-Verrechnungen, der                          insbesondere keine Software-Spezialisten für
                                                          Kreditoren-Workflow und Statistikvorgaben vom                        das von ihnen eingesetzte ERP-Produkt benöti-
Die Lösung basiert auf ­Navision und erfüllt alle         Bund. Bei den individuellen Prozessen ist insbe-                     gen. Ebenso werden die Fachverantwortlichen
Anforderungen wie zum Beispiel REKOLE oder                sondere das Belegarzt-Modell des See-Spitals                         bei den Spitälern und Kliniken von Arbeiten an
die einfache Einrichtung von Mandanten. Weiter            in Kilchberg zu nennen sowie das Immobilien-                         Unterhalt und Weiterentwicklung der ERP-
ist «ERP as a Service» auch zweistufig in einer           management.                                                          Lösung entlastet.
Mutter-Tochter-Gesellschaftsstruktur einsetzbar.
Abweichende ­Workflows können aufgrund der                Effiziente Betriebsorganisation                                      «Proof of Concept»
modernen Navision-Architektur parametrisiert
werden. Zeit­­aufwendige und kostenintensive              Ein individuelles ERP-System ist heute kein                          Am 1. Januar 2015 sind die ersten beiden ­Spitäler
Programmierarbeiten gehören der Vergangen-                Allein­stel­lungsmerkmal mehr, geschweige denn                       – das Spital Limmattal und die GZO Spital
heit an.                                                  ein Kon­  kurrenzvorteil. Regulatorische Vor­                        ­Wetzikon – mit dem neuen Dienst «ERP as a

                                                                                                                                                                     clinicum 2-15             21
Management

   Infrastruktur ERP as a Service

                                                       Spital                   GZO AG                    See-Spital                     ...
                                                     Limmattal               Spital Wetzikon

               Arbeitsstationen

               Applikations-
               Server
                                                        VM *)                      VM *)                     VM *)                       VM *)
               *) Virtual Machine

               Datenbank-
                                                                                           gespiegelt
               Server

                                                                Rechenzentrum 1                                      Rechenzentrum 2
                                                                   Logicare                                             Logicare

Service» von Logicare produktiv gestartet. Das       mehr durchlaufen. Die Basisspezifikation der         Weiterentwicklung
See-Spital wird die Umstellung am 1. Januar 2016     drei Initialhäuser kann übernommen werden.
vollziehen. Die drei Häuser arbeiten – trotz ihrer   Ein neuer Kunde begutachtet in einer Delta-          Die Weiterentwicklung von «ERP as a Service»
Unterschiedlichkeit – mit demselben Template.        Analyse die von den drei Häusern definierten         wird vom «Governance Board» gesteuert. Dieses
Die Zielvorgabe eines 80-Prozent-Standards           Prozesse und legt fest, welche Prozesse er           Gremium, welches sich paritätisch aus Vertre-
wurde eingehalten und die drei Häuser haben          akzeptieren kann und wo er eine Individual­          tern sämtlicher Service-Kunden zusammensetzt,
sich in einer Absichtserklärung dazu verpflichtet,   lösung beanspruchen möchte. Der Spezifikati-         entscheidet, ob Weiterentwicklungen in den
den Standardisierungsanteil auf diesem Niveau        onsaufwand beschränkt sich folglich nur noch         Standardteil aufgenommen werden, von dem
zu halten.                                           auf die Individuallösungen. Das heisst konkret:      dann alle Kunden profitieren, oder ob es sich
                                                     Rund 80 Prozent der Spezifikationsaufwände,          um eine Individuallösung für einen einzelnen
Der Roll-out von «ERP as a Service» verlief unter    die bei einer Eigenentwicklung gut und gerne         Kunden handelt.
Volllast ohne nennenswerte Probleme und              zwölf Monate beanspruchen, fallen dahin.
bereits nach einem Monat stellten sich die                                                                Zudem, und das ist die dritte Möglichkeit, k­ önnen
­ersten Effizienzgewinne ein. Systemhürden,          Reduktion der Unterhaltskosten dank                  spezifische Workflows – wie individuelle
 welche beim alten ERP-System die Arbeit
 ­                                                   zentraler Anpassungen                                ­Zahlungsfristen oder Verzweigungen in andere
 erschwert hatten, konnten erfolgreich eliminiert                                                          Systeme – parametrisiert werden, ohne dass sie
 werden.                                             Stehen künftig Anpassungen im ERP-System an           neu programmiert werden müssen. Bei der Para-
                                                     – beispielsweise aufgrund von TARMED- oder            metrisierung stellt sich letztlich dann auch nicht
«ERP as a Service» – Offene Plattform                DRG-Änderungen oder neuen statistischen               die Frage, ob es sich um eine Weiterentwicklung
für alle Spitäler und Kliniken                       Anforderung – bildet Logicare diese einmal            handelt, welche zum Standard oder zum indi­
                                                     ­zentral ab und appliziert sie bei sämtlichen Kun-    viduellen Teil gehört.
Logicare stellt «ERP as a Service» weiteren Kun-      den. Die Service-Kunden von Logicare werden
den als Dienstleistungsplattform zur Verfügung.       von diesen Anpassungsaufwendungen, welche
Je mehr Kunden mitmachen, desto grösser wer-          sie bisher in Eigenregie zu erbringen hatten,
den die Synergien und Kostenersparnisse für alle      entlastet. Hier greift einmal mehr der Skalen­
Beteiligten. Dabei muss ein neues Spital oder         effekt mit den positiven Auswirkungen auf die
eine neue Klinik die Phase der Spezifikation nicht    Unterhaltskosten.

22      clinicum 2-15
Management

Interview mit Franz Peter, Direktor Finanzen und Dienste, GZO Spital Wetzikon

«Ich kann jetzt als Finanzchef endlich einfordern, was ich
schon immer wollte. Ich habe keine Systemhürden mehr.»

                                                    winn bei einer gemeinsamen Entwicklung.              Einmal waren wir Nehmer, einmal waren wir
                                                    Zudem hatten die drei Häuser kein konkurren-         Geber, sprich: sowohl als auch. In einem solchen
                                                    zierendes Verhältnis untereinander. Wir hatten       Team gibt es verschiedene Kompetenzen. Und
                                                    mit dem Spital Limmattal und dem See-Spital          wenn es Ihnen gelingt, diese Kompetenzen gut
                                                    Partner gefunden, mit denen wir sehr gut zusam-      auszubalancieren, das heisst, wenn man sich
                                                    menarbeiten konnten. Bei allen in­volvierten Part-   auch eingestehen kann, dass es nicht nur immer
                                                    nern war ein gegenseitiges ­Vertrauen vorhanden      um das eigene Haus geht, sondern um
                                                    sowie das Bewusstsein, dass wir mit dem Ver-         das gemeinsame Ziel, dann ist das Match-­
                                                    bund einen Effizienzgewinn erzielen können.          entscheidend.

                                                    Können wir von einem Paradigmenwechsel               Was ist besser geworden?
                                                    sprechen? Weg von einer eigenen Lösung
                                                    hin zu einer standardisierten, an einen              Durch den gemeinsamen Parametrisierungspro-
                                                    IT-Dienstleister ausgelagerten Lösung?               zess hatten wir einen Schulungs- und Effizienz-
                                                                                                         effekt und natürlich auch einen Zeitgewinn, da
                                                    Praktisch sämtliche Anbieter von ERP-Lösungen        wir einzelne Aufgaben untereinander aufteilen
                                                    betonen, dass sie ein Standard-Produkt anbie-        konnten. Der Austausch im Verbund war hervor­
Franz Peter, Direktor Finanzen und Dienste,         ten. Diese Aussage stimmt genau bis eine Woche       ragend. Wir konnten alle voneinander profitieren.
GZO Spital Wetzikon                                 nach der Inbetriebnahme. Dann kommen die             Die Teams auf den verschiedenen Ebenen – von
                                                    Wünsche und die Änderungen der Benutzer. Wir         der strategischen Ebene bis zu den Anwenden-
                                                    haben unser vorheriges ERP-System während            den – haben nicht nur technisch, sondern eben
Wie ist die GZO Spital Wetzikon zum                 zehn Jahren betrieben. Es war weit weg von           auch bezüglich der Prozesse miteinander
Verbundprojekt «ERP as a Service»                   einem Standard. Die anderen beiden Spitäler          gesprochen. Das war gewissermassen ein Kata-
gestossen?                                          setzten auf das gleiche System. Wir haben fest-      lysator, und das war sehr wertvoll.
                                                    gestellt, dass es sehr grosse Unterschiede in der
Wir waren schon seit einiger Zeit nicht mehr        Anwendung gab, obwohl jeder die gleichen             Wie arbeiten die Verbundteilnehmer
zufrieden mit unserer bestehenden ERP-Lösung.       ­Spitalprozesse hat.                                 konkret zusammen, um den Standard zu
Ursprünglich wollten wir im Alleingang auf ein                                                           schützen und weiterzuentwickeln?
neues System umstellen. Logicare hat zu jenem       Das Neue – oder der Paradigmenwechsel –
Zeitpunkt – das war 2012 – bereits angekündigt,     besteht nun darin, dass wir uns gegenseitig zu       Bis Ende April 2015 sind wir noch in der Projekt-
dass sie eine weitere Lösung prüfen, welche für     einem Standard verpflichtet haben. Die zweite        phase mit der Validierung, gewissermassen mit
uns interessant sein könnte. Kurz darauf hat        Neuerung ist, dass wir das ERP-System – natür-       der Feinjustierung beschäftigt. Bis dahin gibt es
dann Logicare mitgeteilt, dass zwei weitere         lich nach Mandanten getrennt – als einen ­Service    noch einen intensiven Kontakt unter den Arbeits-
­Spitäler – das Spital Limmattal und das See-       von unserem IT-Dienstleister Logicare beziehen.      gruppen auf sämtlichen Ebenen. Ab Mai 2015
 Spital – ebenfalls nach einer neuen Lösung                                                              wird dann die geplante Struktur für nach
 suchen. So wurde der Verbundgedanke und das        Welche Anforderungen stellten Sie                    dem «Going live» greifen. Hier haben wir ein
 Konzept «ERP as a Service» geboren, basierend      an die neue Lösung?                                  «Governance Board» initiiert, welches sich mit
 auf einer Lösung, welche einen grossen Stan-                                                            IT-Fragen und Change Requests befassen wird.
 dardanteil aufweist und gleichzeitig aber Platz    Aus meiner Perspektive als Finanzchef lag der        Hier sind wiederum verschiedene Stufen ver­
 für individuelle Prozessabbildungen zulässt.       Fokus – neben vielen Einzelanforderungen –           treten, von den Anwendenden bis zu den Direk-
                                                    auch auf der zeitnahen Fakturierung und einer        toren. Ziel hier ist es, die Anforderungen an
Wie haben Sie den Standardisierungs­                korrekten Rechnung. Dies können wir nur errei-       Change Requests hochzuhalten, damit der Stan-
gedanken aufgenommen?                               chen, wenn das ERP-System voll integriert ist.       dard nicht «ausfranst».
                                                    Mit Microsoft Navision, welches die Grundlage
Wir waren zunächst natürlich skeptisch, da wir      von «ERP as a Service» bildet, haben wir heute       Was ist der Gewinn der neuen
über Jahre unser eigenes System gebaut und          diese Vernetzung. Das neue ERP-System ist an         ­ERP-Lösung?
modifiziert hatten. Die Verbundidee war zunächst    die anderen Umsysteme angedockt und die Pro-
ungewohnt, insbesondere auch der Gedanke,           zesse sind miteinander «verschraubt».                Eine Eigenentwicklung für je drei Häuser wäre
dass sich zahlreiche Prozesse standardisieren                                                            bedeutend teurer geworden. Wir haben also die
liessen. Aus einer betriebswirtschaftlichen Sicht   Haben Sie auch Prozesse von den anderen              Kostenseite wesentlich entlasten können. Mit
aber überzeugten die Vor­teile, sprich: die zu      übernommen oder sind auch ganz neue                  der Lösung «ERP as a Service» können wir
erwartenden Skaleneffekte und der Synergiege-       Prozesse entstanden?                                 zusätzlich zwei wesentliche Bedürfnisse befrie-

                                                                                                                                     clinicum 2-15   23
Management

digen: Wir erzielen Skaleneffekte bezüglich des      den können, dann ist das eine ausgezeichnete         Wie sehen Sie die Situation, wenn neue
Betriebs und bezüglich des Know-hows. Mit            Leistung. Nach zwei bis drei Wochen im produk-       Spitäler zum System dazukommen? Ist das
Logicare haben wir zudem einen Branchenpro-          tiven Betrieb sind die ersten Anwender schon         – wie eingangs erwähnt – ein Wettbewerbs-
vider, der uns IT-technische Expertise anbieten      zu «Botschaftern» der Lösung geworden. Ich bin       problem?
kann und der gleichzeitig auch die medizini-         überzeugt, dass die Patientenaufnahme – bereits
schen Abläufe versteht. Wir haben gewisser-          nach einem Monat – nicht mehr mit dem alten          Nein, da sehe ich keine Probleme. Das Funda-
massen ein ERP-Kompetenzzentrum geschaffen.          System arbeiten könnte, geschweige denn              ment einer solchen Lösung müssen Sie konkur-
                                                     wollte.                                              renzlos und neutral entwickeln können. Aber
Wie verlief das «Going live» am                                                                           jetzt ist die Lösung völlig frei und jeder weitere
1. Januar 2015?                                      Was sind Ihre Erwartungen an den                     Teilnehmer kann wiederum einen positiven Bei-
                                                     weiteren Betrieb?                                    trag leisten. Mein Rat an potenzielle Interessen-
Für uns war es sehr hektisch. Wir hatten noch                                                             ten ist: «Öffnen Sie sich bezüglich Ihrer adminis-
nie so viele Notfalleintritte wie am vergangenen     Ich erwarte, dass wir mit den Administrativ-         trativen Prozesse.» Neue Kunden von «ERP as a
Silvester. Wir mussten unter Volllast auf das neue   systemen die Front schlank und gezielt unter-        Service» können folgende Gewährleistung mit-
System umstellen. Aber bereits am dritten Tag        stützen können – unkompliziert, einfach und          nehmen: Die drei Spitäler GZO Spital Wetzikon,
waren wir sehr stabil. Das zeigt, dass wir die       schnell. Und als Finanzchef erwarte ich natürlich,   Limmattal und das See-Spital repräsentieren in
Vorbereitung gut gemeistert haben. Am vierten        dass wir schnell fakturieren können. Mit diesem      etwa ein 700-Betten-Spital. Wenn wir drei es
Tag kam der Problempegel massiv herunter und         neuen System kann ich erstmals die nun realisti-     nicht schaffen, den Spitalbetrieb administrativ
das ist aus meiner Sicht – für ein so grosses        sche Forderung stellen, dass wir spätestens fünf     sauber zu definieren, dann hätten wir grobe
Projekt – eine reife Leistung. Das ist auch eine     Tage nach Austritt des Patienten die Rechnung        Fehler gemacht. Ich bin überzeugt, dass wir eine
Auszeichnung an das Projektmanagement von            stellen können. Ich habe keine Systemhürden          gute Grundlage gelegt haben, von der weitere
Logicare und an die Mitarbeitenden in den            mehr zu überwinden. Davon verspreche ich mir         Spitäler und Kliniken profitieren können.
Spitälern. Wenn die Mitarbeitenden das Produkt       monetäre Effizienz. Ich gehe davon aus, dass
innert vier Tagen lesen, verstehen und anwen-        wir dieses Ziel bis Ende 2015 erreichen werden.

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