InTAKT Das Info-Magazin der Stiftung Best Hope - Seite 4 - Unser Projekt "Flossbau"
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inTAKT Das Info-Magazin der Stiftung Best Hope Seite 4 – Unser Projekt «Flossbau» Nov 2014 – Nr. 162 Seite 8 – Arbeitseinsatz in Sardinien Seite 10 – Ein Informationsgespräch Seite 11 – Besuch im Therapiezentrum
auf TAKT aufTAKT Editorial selten fest. Ergänzend äusserte er, dass Cannabis we- der körperlich noch psychisch abhängig mache, und dass die meisten Kiffer ihre Sucht im Griff hätten. Dieser Psychiater befürwortete die Legalisierung des Cannabis- konsums. In unserer Institution sowie in meiner langjährigen Berufserfahrung stelle ich fest, dass die Mehrzahl der Menschen, die sich für eine Therapie entscheidet, durch Cannabis in grosse psychische Nöte gekommen ist und in der Folge einen Realitätsverlust erleiden kann. Der THC-Gehalt (Cannabinoid, Tetrahydrocannabinol, rauschwirkender Bestandteil) im Cannabis hat sich in den letzten Jahren dramatisch erhöht. Man geht davon Armin Brüllhardt aus, dass er um ein 30-faches gestiegen ist. Dies hat zur Folge, dass hauptsächlich junge Menschen die hohe Dosierung nicht mehr verkraften können. Die Auswir- Immer mehr junge Menschen erleiden durch den kung auf den Körper ist erheblich. Viele berichten, dass Cannabiskonsum psychotische Störungsbilder. Diese Cannabis ihre psychiche und körperliche Gesundheit machen einen Aufenthalt in einer Klinik unumgäng- stark negativ beeinträchtige. Die physische Leistungs- lich und beeinträchtigen die Betroffenen oft für ihr fähigkeit verringert sich und schwere Schlafstörungen weiteres Leben. sind nur einige der Begleitsymptome. Die Betroffenen ziehen sich zurück, verlieren die Arbeitsstelle und ver- Liebe Leserinnen und Leser einsamen total. Den alltäglichen Arbeiten im Haushalt wie z.B. die Post öffnen usw. können sie nicht mehr In dem vor Ihnen liegenden Magazin erhalten Sie Ein- nachgehen. In diesem Zustand ist es für die Betroffenen blick in unsere zwei Arbeitswochen in Sardinien und fast unmöglich Energie aufzubringen, um beispielswei- unser Projekt «Flossbau». Im Weiteren stellt sich unsere se einen Job zu suchen. Das Cannabis und der TV sind neue Mitarbeitende Anja Stübi vor, Rahel Anderhalden das wichtigste und oft einzige im Leben des Kiffers. erzählt, wie ein Infogespräch für interessierte Therapie- anwärter abläuft und eine Realklasse berichtet von ih- Immer mehr junge Menschen erleiden durch den Can- rem Besuch im Therapiezentrum. nabiskonsum psychotische Störungsbilder. Diese ma- chen einen Aufenthalt in einer Klinik unumgänglich In dieser Ausgabe beschreiben zwei Teilnehmende die und beeinträchtigen die Betroffenen oft für ihr weiteres Auswirkungen von Cannabis. Ihre Ausführungen doku- Leben. Aufgrund dieser Beobachtungen beurteile ich mentieren, dass es nicht der Wahrheit entspricht, wie die Verharmlosung und Legalisierung von Cannabis als im Volksmund gängig, dass Cannabis harmlos ist und absolut verantwortungslos. Übrigens, von 100 Heroin- legalisiert werden sollte. oder Kokainsüchtigen haben 99 mit Cannabis begon- nen. Kürzlich habe ich am Radio DRS ein Interview mit einem Psychiater Fachrichtung Sucht gehört. Auf die Frage Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel bezüglich Legalisierung, Suchtpotenzial, Abhängigkeit Freude beim Lesen unseres Info-Magazins. und psychische Folgen äusserte er sich sinngemäss, dass Cannabis nur sehr vereinzelt psychische Probleme Armin Brüllhardt verursache. Er arbeite in einer Klinik und stelle dies Mitglied der Geschäftsleitung
TAKTvoll TAKTvoll Unsere neue Mitarbeitende stellt sich vor «An meinem Beruf gefällt mir besonders das Unter- wegssein mit verschiedenen Menschen, ihr Potenzial zu erkennen und zu fördern.» Ich heisse Anja Stübi und bin 27 Jahre alt. Diesen Som- mer habe ich meine Ausbildung zur Sozialpädagogin abgeschlossen. Die Ausbildung habe ich berufsbeglei- tend in einem Internat für verhaltensauffällige Jugend- liche gemacht. In jener Institution habe ich bereits das Vor-Praktikum gemacht und habe dadurch 5½ Jahre dort gearbeitet. Diese 5½ Jahre waren für mich mit ein Grund, nach der Ausbildung einen «Neuanfang» zu wa- gen. Es war für mich auch wichtig, einen Arbeitsplatz zu finden, bei dem christliche Werte gelebt werden und mit Gottes Wirken im Alltag gerechnet wird. Anja Stübi An meinem Beruf gefällt mir besonders das Unterwegs- sein mit verschiedenen Menschen, ihr Potenzial zu er- In meiner Freizeit bin ich gerne mit Freunden unter- kennen und zu fördern. Ich möchte sie darin unterstüt- wegs, singe in einer Worship-Band und mache gerne zen, ihren Wert, welcher verloren gegangen oder noch Sport. nie richtig gefunden wurde, wieder zu entdecken. Privat Anja Stübi bin ich seit gut einem Jahr verheiratet. Abteilungsleitung Ökonomie Gesucht in eigener Sache Zur Verstärkung unseres Gartenunterhalt-Teams suchen wir nach Vereinbarung einen Mitarbeitender (m) für den Bereich Gartenunterhalt (100 %) Ihre Aufgaben Wir bieten • Führung von sozial schwächeren Menschen • eine anspruchsvolle und selbstständige Tätigkeit • Begleitung unserer Therapieteilnehmenden • ein engagiertes, motiviertes Team • Anleitung in realitätsnahes Arbeiten • moderne Autoflotte und Arbeitsgeräte • zeitgemässe Anstellungsbedingungen Voraussetzungen • Lehre als Gärtner- oder Landschaftsgärtner Interessiert? • Organisatorische Fähigkeiten Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen • Verhandlungsgeschick und unternehmerisches richten Sie bitte per Mail an: Denken arminbruellhardt@besthope.ch • hohe Sozialkompetenz oder auf dem Postweg an: • gute Kommunikationsfähigkeit Stiftung Best Hope, Herr Armin Brüllhardt, • innovative, durchsetzungsstarke und engagierte Nieschbergstrasse 2346, 9100 Herisau Persönlichkeit www.besthope.ch • Bereitschaft für eine agogische Weiterbildung inTAKT – Nov 2014 3
imTAKT imTAKT Unser Projekt «Flossbau» «In einer solchen Arbeit können viele lehrreiche und Ideen diskutiert, Kompromisse gefunden, eigene Vor- nachhaltige Erfahrungen gesammelt werden, deren stellungen angepasst oder über Bord geworfen werden. bewusste Reflektion für das Leben nach der Thera- pie wichtig ist.» Nun ging es daran, das Material zu besorgen. Das be- nötigte Holz war schnell besorgt. Mehr Ideen waren bei Welcher Mann verspürte nicht schon einmal als Kind, den Schwimmkörpern und der Plattform gefragt. Als Jugendlicher oder als Erwachsener den Wunsch, sich ein geeignete Schwimmkörper erachteten wir die blauen Floss zu bauen, um mit diesem auf Flüssen oder Seen Tonnen, die in der Regel zum Transport von Flüssig- Abenteuer zu erleben oder eine Seifenkiste zusammen keiten oder als Regenwasserfässer benötigt werden. zu zimmern und mit dieser den Berg herunter zu bret- An verschiedenen Orten mussten wir anfragen, bis wir tern? Oder gehört es vielmehr grundsätzlich zu den unsere benötigte Anzahl Fässer zusammen hatten. Als Bedürfnissen des Menschen, durch eigenes Planen und Plattform konnten wir einer Baufirma in der Gegend Schaffen seine kreativen Ideen zu verwirklichen und einige Ausschuss-Schaltafeln günstig abkaufen. durch diese Art von Selbstwirksamkeit Anerkennung und Bestätigung zu erhalten? Nun wurde gemessen, gesägt, geschliffen, lackiert, angepasst, ausgebessert. Viele kleine Arbeitsschritte Egal, welche Hypothese zutreffender erscheint, in der mussten erledigt werden, bis das Floss ein erstes Mal wöchentlichen Männergruppe am Freitag kam von im «Trockendock» zusammengebaut werden konnte. den Therapieteilnehmenden der Wunsch auf, gemein- Einige Rückschläge mussten verarbeitet und neue Lö- sam ein Projekt anzugehen und zu verwirklichen. Da sungen erdacht werden. das projektartige Arbeiten in einer Gruppe sehr gut in unser sozial-therapeutisches Konzept passt, wurde das Schlussendlich war Warten auf gutes Wetter angesagt, Anliegen aufgegriffen und verschiedene Vorschläge ge- was im vergangenen Sommer zu einer grossen Heraus- sammelt. Nicht jeder Vorschlag war mit gleich grossem forderung wurde, musste das Wetter doch auch mit Aufwand zu verwirklichen, und so entschieden wir uns, dem Wochenprogramm und all den andern Terminen in einem ersten Projekt ein Floss zu bauen. übereinstimmen. Alles beginnt mit der Planung! Wir wählten eine Bau- Am 4. September 2014 war es dann soweit. Der Sta- weise, die es ermöglichte, das Floss in einigen wenigen pellauf konnte am Bodensee in Güttingen durchgeführt Arbeitsschritten zusammen und wieder auseinander zu werden. Für alle am Flossbau Beteiligten war es ein bauen. Ein genauer Plan wurde erstellt, mithilfe dessen grosses Erfolgserlebnis, zu acht auf dem Floss zu sitzen eine Materialstückliste und die genauen Arbeitsschritte und in See zu stechen. ersichtlich wurden. Bereits in der Planung mussten
TAKTgefühl TAKTgefühl Mein Ausgleich zum Alltagsstress Rückblickend war das Projekt ein grosser Erfolg. Nicht «Ich kann mich hier entfalten, Energie und neuen nur deshalb, weil der eingangs erwähnte Wunsch in Er- Mut tanken und wieder Freude haben am Leben füllung gehen oder das Bedürfnis gestillt werden konn- ohne Alkohol und Drogen.» te. In einer solchen Arbeit können viele lehrreiche und nachhaltige Erfahrungen gesammelt werden, deren Ich erzähle Ihnen etwas darüber, was ich in meiner bewusste Reflektion für das Leben nach der Therapie Freizeit mache. Da ich handwerklich gut bin und Erfah- wichtig ist. Wie gehe ich mit persönlichem Erfolg und rungen in Bauarbeiten habe, habe ich mir eine kleine Misserfolg um? Kann ich mich auf Kompromisse einlas- Werkstatt eingerichtet. Zuerst war es ein herunterge- sen? Welche Rolle übernehme ich in der Arbeitsgruppe? kommenes «Höttli». Dann fing ich an, es umzubauen. Kann ich Meinungen anderer akzeptieren oder fällt mir Ich baute zwei Fenster ein, isolierte und machte neue die Ein- oder Unterordnung schwer? Dies sind nur ei- Wände und die Decke aus Holz. Den Boden musste ich nige der wichtigen Fragen, die während eines solchen nicht ersetzen, sondern nur behandeln. Projektes gestellt und reflektiert werden. Ich muss immer etwas Handwerkliches machen, um Die Erfahrung aus dem Flossprojekt macht Mut, bei Ge- neue Energie zu tanken. Deshalb beschäftige ich mich legenheit ein ähnliches Projekt zu realisieren und wieder in meiner Freizeit oft mit Motoren oder Holz usw. Es einmal auf diese Weise an der eigenen Persönlichkeit gibt mir einen Ausgleich zum Alltagsstress. Ich kann und seinem Charakter zu arbeiten. mich hier entfalten, Energie und neuen Mut tanken und wieder Freude haben am Leben ohne Alkohol und Dro- Thomas Ammann gen. Natürlich auch, um ein guter Vater und Ehemann Pädagogisch-Therapeutische Leitung zu sein. Ich hatte bis heute keinen Rückfall, denn das «Chlötterle» ist mein Ventil. Ich hoffe, dass ich Ihnen einen kleinen Einblick geben durfte in meine Freizeitaktivitäten. Es ist meine Strate- gie, um nüchtern durchs Leben zu gehen. M.H. inTAKT – Nov 2014 5
TAKTgefühl TAKTgefühl Die falsche Illusion «Ich glaube fest, dass viele Menschen (und einer da- immer mehr machtlos und abhängig von dieser bestrit- von war ich) sich nicht bewusst sind, was diese Dro- tenen (nicht so schlimmen) Droge. ge mit uns anrichtet.» An fast jeder Strassenecke lauern die Menschen auf Du hast den Anschein, deine Welt zerbricht, und alles, dich, die denken, Gras sei harmlos. Sie sind der festen was dich jetzt noch retten kann, ist der Zug an deinem Überzeugung, es mache dich einfach nur cool & easy. geliebten Joint. Doch ich glaube fest, dass viele Menschen (und einer Deine Freunde haben dich verletzt, vielleicht läuft es in davon war ich) sich nicht bewusst sind, was diese Dro- der Arbeitswelt gerade nicht so, wie du es gern hättest. ge mit uns anrichtet. Was es mit unserer Gesellschaft Du hast Streit mit deiner Freundin oder du hast bei et- macht und in welche Richtung wir uns bewegen, wenn was versagt, was du dachtest, dass du’s könntest. wir sie legalisieren wollen. Und bei jeder einzelnen Verletzung denkst du, dir wie- Um ehrlich zu sein, war es vor wenigen Jahren einer der einen Grund geben zu können, der deinen nächsten meiner Wünsche, die Legalisierung zu unterstützen und Joint rechtfertigen kann. das, ohne darüber nachgedacht zu haben, was es mit mir und meinem Freundeskreis anrichtet. Blind von dem Auch mein Leben war so. Ich machte es aus Langeweile magischen Gefühl, dem gute Laune Joint und weg von oder weil ich dachte, es gäbe tausend Gründe, um mich der egoistischen Sicht, in der es mich getrieben hat, voll zu dröhnen und aus all den schlechten Gefühlen glitt ich immer tiefer und wurde zu einem Menschen, kam dann das magische (gute) Gefühl, frei zu sein und den ich heute selbst meiden würde. sich all den Problemen gestellt zu haben, Herr über sich selbst und alles zu sein. Abgesehen von meiner Vergangenheit hat mich das Kiffen noch tiefer getrieben und der Illusion noch viel Und ist die Dröhnung, das magische Gefühl einmal vor- näher gebracht, alles würde gut werden und das Gras bei, weil die Wirkung vom Gras nachlässt, merkst du würde nichts an meiner Welt negativ verändern. erst, wie sehr es dich eigentlich noch mehr in die Tiefe getrieben hat. Doch meine wichtigsten Menschen um mich herum konnten im Stundentakt zusehen, wie es mich immer Schlechte Gedanken und das Gefühl, du schaffst nichts und immer mehr in die einsamen, kalten und dunk- ohne deine magische Hilfe, machen dich immer und len Ecken getrieben hat. Nach jedem Zug, nach jedem
TAKTgefühl TAKTgefühl Das wird wohl nicht so schlimm sein Ausdrücken und bei jeder weiteren Lüge mehr, es geht zu treffen, wenn es um meine Zukunft ging. Ich wurde mir gut und ich habe es im Griff, sank ich immer mehr gleichgültig, unselbstständig und ziellos. Das einzige, ein. was mich lenkte, war das «Gras». Ich wollte nur genug zu rauchen haben und ich war zufrieden, dachte ich je- Es war reine Illusion, dass es mir gut ging, denn als der denfalls! Aber so habe ich nur meine wirklichen Ziele Schein sagte, es wäre gut, reagierte das Gras und nicht und Wünsche verdrängt, bis ich gar nicht mehr wusste, meine Seele, denn meiner Seele ging es beschissen! was ich mir eigentlich wünschte in meinem Leben. Die D.T. Zeit verging langsam, Probleme häuften sich. Schulden, Betreibungen, Stress und körperliche Trägheit waren all- täglich. «Ich dachte mir, wenn so viele Jugendliche kiffen, kann das wohl nicht so schlimm sein. Ich trank auch Ich brauchte immer mehr «Gras». Als auch das nicht jedes Wochenende Alkohol bis mir schlecht wurde. mehr reichte, liess ich mich zu anderen Drogen überre- Da kam das Kiffen gerade recht.» den. LSD, Amphetamine, Koks, Pilze, MDMA und alles miteinander gemischt war die Lösung. Wenn ich high Ich bin 26 Jahre alt und hatte sieben Jahre lang ein Can- war, war alles in Ordnung. Beim Runterkommen der nabis Suchtproblem. Drogen zeigte sich aber mein wahres Ich und ich kam mit der Situation nicht klar. Ich wollte nur noch high Mit 18 Jahren habe ich angefangen zu kiffen. Ich war zu- sein. Ständig das Hinterherrennen der Drogen war mein vor ein guter Schüler, hatte gute Noten und keine sozia- einziges Problem, denn alles andere war nicht mehr von len Probleme. Ich dachte mir, wenn so viele Jugendliche Belang. Job, Karriere, Finanzen und Kollegen rückten in kiffen, kann das wohl nicht so schlimm sein. Ich trank den Hintergrund. Ich hatte einen super Kollegenkreis, auch jedes Wochenende Alkohol bis mir schlecht wur- der nichts mit kiffen am Hut hatte. So habe ich auch an- de. Da kam das Kiffen gerade recht. Denn ich verspürte gefangen, meine Freunde zu belügen. Doch sie merkten am Morgen danach keinen Kater wie beim Alkohol. So mir an, wie müde und gleichgültig ich geworden war. dachte ich mir, ich kann auch unter der Woche wäh- So fühlte ich mich nicht mehr geliebt und die Freund- rend der Lehre kiffen. Ich merkte nicht, wie ich mich schaften gingen kaputt. zurückgezogen habe in dieser Zeit. Meine Schulnoten S.B. haben sich um eine ganze Note verschlechtert, und ich hatte immer mehr Konflikte zuhause mit meinen Eltern. Ich hatte auch enorme Probleme, gute Entscheidungen inTAKT – Nov 2014 7
imTAKT imTAKT Arbeitseinsatz in Sardinien «Wir erstellten neue Vordächer, Böden, Plätze, Dä- Die Zimmer wurden zu zweit geteilt und zwischen- cher, Lampen, Aufräumarbeiten und haben gejätet durch erwachte man neben einem Skorpion, einem und noch vieles mehr.» Gekko oder einer Eidechse. Ratten auf den Dächern und bellende Hunde wurden zu gewohnten Geräuschen in Mit einem voll beladenen Lieferwagen, gefüllt mit Ge- der Nacht. Auch das 24-Stunden-Zusammensein ohne päck und Werkzeugen, und zwei weiteren PWs reisten Rückzugsmöglichkeit war für einige herausfordernd. wir mit insgesamt zwölf Personen Richtung Italien. Im Allgemeinen kann man sagen, die Projektwoche Mit der Fähre gelangten wir nach einer langen Über- 2014 war ein Erfolg. Wir halfen beim Aufbauen, lernten fahrt auf Sardischem Festland und starteten die Mo- einander besser kennen und hatten jede Menge Spass. toren, um nach Orosei zu gelangen. Mehr kann man aus den Bildern und aus unserem Tage- Auf dem Campingplatz angekommen, bezogen wir un- buch erfahren. Teilnehmende berichten im Folgenden ter Pinien und Oleanderbäumen unsere kleinen Wohn- darüber, was wir erlebt haben oder was herausfordernd unterkünfte. war. Joel Sauder Schon am nächsten Tag ging es los, den Campingplatz Abteilungsleiter Schreinerei auf Vordermann zu bringen. Wir erstellten neue Vordä- cher, Böden, Plätze, Dächer, Lampen, Aufräumarbeiten und haben gejätet und noch vieles mehr. Zwischen- Tagebuchnotizen: Arbeitseinsatz in Sardinien durch gab es einen Sprung ins nasse klare Meer und 20. September – 5. Oktober 2014 auch ein kleiner Bootsausflug hat für grossen Spass ge- sorgt. Wir sahen traumhafte Strände, die wir noch nie Die ersten Vorbereitungen gesehen hatten. «Mit viel Feingefühl und Motivation und einem hoffent- lich guten System beladen wir unseren Kleintransporter. Drei von ca. knapp 7000 Nuraghen von Sardinien ha- Ich glaube sagen zu dürfen, dass wir alle mit etwas ge- ben wir kennengelernt. Die Steintürme sind unglaublich mischten Gefühlen nach Sardinien fahren. Wir hoffen präzise und gut gebaut. Das hat uns neue Motivation und wünschen uns alle, dass diese Tage unvergessliche, gegeben, auch in der Hitze von Sardinien saubere und lehrreiche und atemberaubende Momente beinhalten.» gute Arbeiten auszuführen. Der Beweis dafür, dass die D.T. Schweizer Best Hope Mannschaft im Handwerklichen Unterwegs etwas zu bieten hat. Es gab verschiedene Herausforde- «Die Anreise zog sich etwas in die Länge, auch weil rungen, die wir in der Schweiz nicht kennen. die Fähre Verspätung hatte. Schlafen im Bus war fast
TAKTgefühl TAKTgefühl Notizen aus dem Tagebuch unmöglich. Auf der Fähre konnten wir das nachholen. «Die Gruppensituation ist familiärer und lockerer als Die Ankunft in Sardinien war toll.» A.F. sonst. Ich habe Mühe, während der Arbeit nicht ans Meer zu denken.» S.B. Sonne, Meer und viel Arbeit «Wir waren heute am Strand und hatten mega Spass. «Meine Ämtlis erledige ich hier so zuverlässig wie zu- Wir badeten im Meer und liessen uns treiben vom hause.» I.B. Wind. Danach spielten wir Volleyball und liessen einen Drachen steigen. Ein super Tag!» M.H. «Die Kochteams geben ihr Bestes und das schmeckt man. Wir werden sehr verwöhnt.» A.F. «Mein schönstes Erlebnis heute war der morgentliche Besuch auf dem Ponyhof. Die «Senjora» zeigte uns den «Wir sind in jeder Gruppenkonstellation ein super Team ganzen Hof. Der Spaziergang sowie der Kontakt mit den mit Verbesserungspotenzial.» S.B. vielen Tieren erfreute mein Herz.» S.B . «Am liebsten würde ich gerne länger hier bleiben und «Das Arbeiten, vor allem die Situationen, in denen ich fischen, auf eine Segel- oder Motorjacht gehen, Hoch- etwas nicht kann oder unter Stress stehe und nicht mehr seefishing, mit dem Flugzeug über die Insel fliegen und klar denken kann, das fordert mich heraus.» D.T. vieles mehr.» I.B. Es gab diverse bauliche Herausforderungen für unsere Best Hope Mannschaft, die wir in der Schweiz nicht kennen. inTAKT – Nov 2014 9
TAKTvoll TAKTvoll Ein Informationsgespräch ein anstrengender und manchmal auch schmerzhafter Weg sein kann. Um dies zulassen zu können, braucht es einen Beziehungs- und Vertrauensaufbau, der in un- serem familiären Therapiezentrum den meisten Teilneh- menden auch gelingt. Nach einer Besichtigung der Räumlichkeiten und ein- gedeckt mit der Imagebroschüre verabschiedet sich die interessierte Person. Nach einer Nacht «darüber schla- fen», geht es um eine wegweisende Entscheidung, der sich die Person stellen muss: «Will ich mein altes Lebens- muster hinter mir lassen, mich für Abstinenz und an mir arbeiten entscheiden?». Wenn diese Frage mit «Ja» beantwortet wird, geht es darum, sich beim Sozialamt zu melden (Finanzierung) und sich, wenn nötig, in eine Rahel Anderhalden Entzugsklinik zu begeben. Während der Entzugsphase finden drei Schnuppertage (untentgeltlich) im Thera- piezentrum statt, um alles nochmals besser kennen zu «Im Info-Gespräch geht es darum, die Hilfe suchen- lernen. In diesen Tagen wird meistens auch erkennbar, de Person, ihren persönlichen Hintergrund und im ob eine Motivation zum Ausstieg da ist und unsere An- Speziellen die Suchtgeschichte etwas näher kennen gebote die richtigen sind. Wenn dies der Fall ist, stel- zu lernen.» len wir ein schriftliches Kostengutsprache-Gesuch ans Sozialamt des Wohnkantons der Therapieanwärter. Es Häufig werden wir gefragt, wie die Teilnehmenden ei- braucht häufig Geduld bis eine Antwort eintrifft. gentlich zu uns gelangen. Bei einem Ja steht dem Eintritt nichts mehr im Wege: Es beginnt mit einem Telefonanruf, meistens animiert Erste Hürden sind genommen, die Therapie kann be- durch Familienangehörige, Freunde oder Personen aus ginnen! helfenden Berufen, die schon einmal vom Best Hope ge- hört haben. In diesem Jahr haben wir bis jetzt 16 Informationsge- spräche durchgeführt, davon ist es bei vier Personen Im ersten Telefonat eruieren wir das Anliegen und bie- zum Eintritt gekommen. Am Telefon haben wir ausser- ten einen Termin für ein unverbindliches Informations- dem unzähligen besorgten Eltern, Grosseltern, Ehepart- gespräch an. nern usw. zugehört und sie beraten. Im Info-Gespräch geht es darum, die Hilfe suchende Rahel Anderhalden Person, ihren persönlichen Hintergrund und im Spezi- Stv. Therapieleiterin ellen die Suchtgeschichte etwas näher kennen zu ler- nen. Alles Gesagte wird vertraulich behandelt, denn es ist uns ein Anliegen, dass die Person nichts beschöni- gen muss. Je ehrlicher jemand sein kann, desto diffe- renzierter können wir den «Hilfsplan» entwerfen. Eben- falls ist es uns wichtig, dass die Person das Best Hope näher kennen lernt. Wir skizzieren den Therapiealltag und zeigen auf, dass es darum geht, an die Wurzeln der Sucht zu gelangen. Wir verheimlichen nicht, dass dies
imTAKT imTAKT Besuch im Therapiezentrum «Gespannt hörten wir der Lebensgeschichte von En- blem und dem Kampf, vom «harmlosen Kiffen» los zu nio zu, die er sehr offen erzählte. Auch D.T. erzähl- kommen. Wir, die Mädchen der Klasse, fanden es sehr te ganz offen von seinem Suchtproblem und dem traurig zu hören, wie sehr er unter der Trennung seiner Kampf vom «harmlosen Kiffen» los zu kommen.» Freundin litt. Eindrücklich bei seiner Geschichte fanden wir vor allem, dass seine Freunde und Familie ihn unter- Wir haben diesen Sommer als Klasse das Therapiezen- stützen und ihm geholfen haben, im Kampf von der Ab- trum Nieschberg von Best Hope besucht. Da wurden hängigkeit frei zu werden. Wir mussten feststellen, wie wir von Ennio, einem Mitarbeiter und D.T., einem Teil- wichtig eine gute Beziehung zur Familie und zu guten nehmer begrüsst. Gespannt hörten wir der Lebens- Freunden ist, um schon gar nicht erst in eine Suchtspi- geschichte von Ennio zu, die er sehr offen erzählte. Er rale zu geraten. verglich seine Geschichte mit einem Baum, seine Kind- heit seien die Wurzeln. Diese Wurzeln verursachten die Die Offenheit von D.T. und Ennio brachte uns auch Art, wie er dachte und beeinflussten so seine Entschei- dazu, ganz offen zu erzählen, in welchen Punkten wir dungen. Wir fanden dieses Bild sehr einprägsam, vor Probleme mit Sucht haben, denn einige von uns haben allem, weil Ennio erklärte, dass man jederzeit entschei- schon mit Suchtmitteln experimentiert. Manche ver- den könne, in eine andere Richtung zu gehen (abzwei- suchten, ihr Verhalten schön zu reden, aber das ist ver- gende Äste) und dass man bei seinen Entscheidungen mutlich normal, wenn die Lehrerin im Raum sitzt. nicht der Kindheit die Schuld geben könne. Man ist sel- ber für seine Entscheidungen verantwortlich und muss Kurz vor einem feinen Zvieri führten uns Ennio und D.T. selber die Konsequenzen – Früchte – tragen. durch das Therapiegebäude. Sie zeigten uns die Aufent- haltsräume, Zimmer und die Küche. Als es nachher in Wir waren betroffen zu hören, dass ein Leben in der Strömen anfing zu regnen, nahmen wir das Angebot für Sucht einsam und egoistisch macht, weil man nur noch eine Fahrt an den Bahnhof dankbar an. an sich denken würde und nicht mehr an seine Freunde und an seine Familie. Wir möchten Ennio und D.T. ganz herzlich für ihre Of- fenheit danken und ihnen alles Gute wünschen. Viele waren sehr berührt von der Lebensgeschichte von D.T. Auch er erzählte ganz offen von seinem Suchtpro- Die 3. Realklasse Rorschacherberg Die Nuraghen von Sardinien sind unglaublich präzise gebaut. Dies motivierte uns, genauso gute und saubere Arbeit zu leisten. inTAKT – Nov 2014 11
konTAKT Stiftung Best Hope Leitung Therapiezentrum Therapiezentrum Therapiezentrum Nieschberg Mitglied d. Geschäftsleitung Sekretariat Nieschbergstrasse 2346 Armin Brüllhardt Rahel Anderhalden Stiftung Best Hope, Herisauerstr. 21, 9104 Waldstatt 9100 Herisau AR 071 351 57 02 071 351 57 02 Cavelti AG, medien. digital und gedruckt, Gossau 071 351 57 02 jährlich Fr. 12.– (4 Ausgaben) Auflage 3000 Ex. bitte auch Ihre alte Adresse angeben! Danke. 071 351 14 44 info@besthope.ch A. + R. Brüllhardt, P. Dänzer, D. Lei Nachsorge Prävention Zivildienst / Praktikum Heidi Krebs Armin Brüllhardt Armin Brüllhardt 071 351 57 02 071 351 57 02 071 351 57 02 Gartenunterhalt Schreinerei Krea-Atelier Tankred Götsch Joel Sauder Rita Brüllhardt 079 638 06 06 079 315 50 36 079 638 86 18 gartenunterhalt@besthope.ch schreinerei@besthope.ch atelier@besthope.ch A. Stübi D. Lei Stiftung Best Hope Vorsitzender der Verwaltung Geschäftsleitung Herisauerstrasse 21 Peter Dänzer Abonnementspreis Adressänderungen Redaktionsadresse 9104 Waldstatt AR 071 354 88 57 071 354 88 54 Impressum 071 354 88 55 Redaktion Titelbild Layout info@besthope.ch Druck Einzel- u. Eheberatung Administration Buchhaltung Peter Dänzer Daniela Lei Jürg Lüthi 071 354 88 57 071 354 88 58 071 354 88 56 CH-9100 Herisau 1 Beratender Arzt Stiftungs-Sitz Präsident Dr. med. Vinzenz Müller c/o Peter Fischer Peter Hauser 9100 Herisau 9100 Herisau Bertschikerstr. 33 Dorf 18 PP Journal 8620 Wetzikon 9057 Weissbad AI Supervision 043 534 58 18 071 250 30 00 AZB Markus Züger, mag. oec. HSG 9200 Gossau Spendenkonto: IBAN CH21 8101 1000 0074 9010 1 Raiffeisenbank Appenzeller Hinterland. Die Stiftung Best Hope ist eine Körperschaft mit gemeinnützigem Zweck – Zuwendungen sind steuerlich abzugsberechtigt – TD Kanton Zürich 28.10.88/AFD 88/10 354. Zur Deckung eines grossen Teils der Therapiekosten und weiterer Dienste sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Wir danken für Ihr Mittragen unseres Auftrages. Vernetzung FOS Forschungsverbund stationäre Suchttherapie TVO Therapieverbund Ostschweiz ACL Arbeitsgemeinschaft christlicher Lebenshilfen CISA Christliche Institutionen der Sozialen Arbeit Best Hope ist ein fachspezifisches Angebot in den Bereichen Menschen in Not – Rehabilitation für Suchtmittelabhängige – Präventions- und Drogenberatung – Wiedereingliederung – Nachbetreuung – begleitete Arbeitsplätze – Zivildienst/Praktikum
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