Das Management braucht ein effizientes Tax Controlling
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Effizientes Tax Controlling Accounting Das Management braucht ein effizientes Tax Controlling Wie Unternehmen die Steuern steuern Thomas Leissing / Hans Zöchling Die Lösung steuerlicher Aufgabenstellungen zählt Steuern sind ein wesentlicher Kostenfaktor. nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen von Mana- Durch den 25%igen Körperschaftsteuersatz in gern. Trotzdem ist die Beschäftigung mit diesem „un- Österreich wird z. B. der Gewinn um ein Viertel ge- geliebten“ Thema wichtig: schmälert. Jeder Umsatz wird automatisch um den ■■ Steuern stellen Kosten des Unternehmens dar Ertragsteuersatz reduziert; im Gegenzug verrin- und mindern den wirtschaftlichen Gewinn. gert der Ertragsteuersatz auch jeden betrieblichen ■■ Steuerliche Risiken können eine Auswirkung Aufwand. Vielfach stehen nur die Ertragsteuern auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage im Fokus des Managements. Dabei können Auf- haben und müssen daher erkannt, gesteuert wands- bzw. Transaktionssteuern ein Vielfaches an und korrekt bilanziert werden. Aufwendungen verursachen: In personalkosten ■■ Viele steuerliche Aufzeichnungs-, Zahlungs- intensiven Branchen werden die Lohnnebenkosten, und Erklärungspflichten sind zu beachten. aber auch indirekt die Lohnsteuern durch die Not- Dr. Thomas Leissing ist ■■ Eine Verletzung dieser steuerlichen Pflichten wendigkeit, marktkonforme Nettolöhne zu bezah- Sprecher der Geschäfts- kann zu empfindlichen finanziellen und per- len, einen wesentlichen Aufwandsposten darstellen. führung und CFO der Egger sönlichen Konsequenzen führen. Energieintensive Branchen haben mit den Ener- Holzwerkstoffe GmbH in Die Erfüllung der steuerlichen und bilanziellen gieabgaben einen wesentlichen Kostenfaktor. Und St. Johann in Tirol. Pflichten, aber auch die Nutzung steuerlicher Chan- selbst die Umsatzsteuer als reiner Durchlaufpos- cen und die Vermeidung bzw. Steuerung von steuer- ten im unternehmerischen Bereich hat eine direk- lichen Risiken müssen im Unternehmen organisiert te Gewinnauswirkung, wenn durch die Höhe der werden. Neben inhaltlichen Themen sind die Opti- Umsatzsteuer das Verbrauchsverhalten der Kunden mierung von Prozessen, der Einsatz von Software, beeinflusst wird. die Einrichtung von Kontrollsystemen sowie die Aufgrund der Gewinnorientierung ist das Sicherstellung eines ausreichenden Informationsflus- Management verpflichtet, auch die Aufwandsart ses wichtige Managementaufgaben. Steuern zu optimieren und legal Chancen, diesen Aufwand zu reduzieren, zu nutzen. Wie weit diese 1. Zielsetzung des Managements im Bereich Optimierung zu gehen hat, ist durch die jeweilige Steuern strategische Ausrichtung des Unternehmens zu 1.1. Steuern als betrieblicher Aufwand fixieren: ■■ Sollen Steuern dadurch vermieden werden, Im Gegensatz zu Non-Profit-Organisationen DDr. Hans Zöchling ist dass die Produktion, aber auch der Absatz in müssen Unternehmen gewinnorientiert handeln. Wirtschaftsprüfer und Länder mit niedrigeren Steuersätzen verla- Der Unternehmensgewinn steigt, wenn die Erlöse Steuerberater, Mitglied des gert werden? (Menge oder Verkaufspreis) steigen oder die Kos- Vorstandes und Partner der ■■ Können Lieferungen und Leistungen zwi- ten (Menge oder Einkaufspreis) sinken. Auch die KPMG Alpen-Treuhand AG. schen verbundenen Gruppenunternehmen Unternehmenssteuern müssen vom Management zur Verlagerung der Steuerbasis verwendet im Rahmen der Gewinnoptimierung in das Kos- werden? tenmanagement einbezogen werden. Im Gegen- ■■ Sollen vertragliche Bestimmungen derart satz zu sämtlichen anderen Aufwandsarten steht ausgestaltet werden, dass dadurch der Steu- dem Steueraufwand keine direkte Gegenleistung eraufwand reduziert wird? gegenüber. Indirekt führen die Steuerzahlungen ■■ Ist es sinnvoll, Gruppen- bzw. Konzernstruk- natürlich zu einer funktionierenden Staatsverwal- turen rein nach steuerlichen Gesichtspunk- tung, ausreichender Infrastruktur oder gut aus- ten zu organisieren? gebildeten jungen Mitarbeitern. Im Gegensatz zu ■■ Kann es die Zielsetzung sein, höhere betrieb- sämtlichen anderen Aufwandsarten kann die Steu- erhöhe nicht direkt durch Preisverhandlungen oder liche Aufwendungen zu akzeptieren, um die Mengeneinsparungen optimiert werden. Steuerge- Steuerbelastung zu reduzieren? setze sind verbindliche Normen, und der jeweilige Unabhängig von der strategischen Ausrichtung des Steuersatz eines Staates ist im Sinne eines „Preises“ jeweiligen Unternehmens hat das Management im vorgegeben. Die Basis für die Aufwandsermittlung Rahmen des kostenorientierten Steuermanage- ist im Gegensatz zu anderen Aufwandsarten nicht ments dabei folgende Rahmengrundsätze zu be- die „konsumierte Menge“, sondern das eigentliche achten: Unternehmensziel selbst, die Höhe des zu versteu- ■■ Steuergesetze sind zwingend zu beachten. ernden Gewinns. Im Gegensatz zu anderen Auf- Gesetzesverstöße im Bereich der Steuernor- wandsarten wird bei gewinnabhängigen Steuern1 men sind niemals durch Gewinnorientie- eine Gewinnsteigerung nicht durch Kostensenkung rung zu rechtfertigen. erzielt, sondern ein steigender Gewinn führt zu ■■ Der wirtschaftliche Vorteil oder die Vermei- einer Rückkoppelung und erhöht die Steuerauf- dung eines wirtschaftlichen Nachteils eines wendungen. Geschäftsvorfalls muss immer größer sein Juni 2012 CFOaktuell 1
Accounting Effizientes Tax Controlling als der daraus resultierende Steuereffekt. Bei- nannte „unerwünschte Gestaltungen“ werden vom spielsweise dürfen die Kosten für die Produk- Fiskus wesentlich härter bekämpft. Gleichzeitig tionsverlagerung in ein Niedrigsteuerland steigen die Anforderungen an eine transparente nicht zu höheren nachhaltigen Verlagerungs- Berichterstattung und den periodenrichtigen Aus- kosten im Vergleich zur verringerten Steuer- weis von Aufwendungen. Diese geänderten Rah- belastung führen. menbedingungen legen nahe, dass der bisherige Umgang mit dem Thema Steuern überdacht wer- 1.2. Steuern als betriebliches Risiko den sollte: Das Management eines Unternehmens hat neben ■■ Die Steuerminimierung um jeden Preis – der Gewinnorientierung auch ein der Unterneh- auch unter Einsatz aggressiver „Steuermo- mensgröße entsprechendes Kontrollsystem einzu- delle“ – ist bei vielen Unternehmen nicht richten.2 Neben der Steueroptimierung muss im mehr oberstes Ziel. Der Ausweis eines ange- Unternehmen daher auch eine Auf- und Ablaufor- messenen Steueraufwands kann das Risiko ganisation installiert sein, die Steuerrisiken analy- langwieriger Rechtsmittelverfahren und – bei siert und adäquat steuert. einer öffentlichen Diskussion – der Beschädi- Risiken im Bereich der betrieblichen Steuern gung der Reputation des Unternehmens ver- können dabei in folgenden Ausprägungen auftre- meiden und entspricht auch dem Verständ- ten: nis der Corporate Social Responsibility.3 Die Beschäftigung mit ■■ Risiken, dass Steuergesetze grundsätzlich ■■ Die Erfüllung der steuerlichen Pflichten, d. oder durch einzelne Mitarbeiter bewusst h. die Beachtung der Buchführungs-, Auf- steuerlichen Themen nicht beachtet oder bewusst gesetzeswidrig zeichnungs-, Deklarationspflichten sowie die geht weit über die Steuerrechtsdurchsetzung (Betriebsprüfung, angewandt werden; „Steuerverwaltung“ ■■ Risiken, dass mangels fachlichen Wissens Rechtsmittelverfahren), steht unter einem hinaus und stellt sich oder mangels korrekt definierter Geschäfts- hohen Ertrags- und Effizienzdruck. prozesse die steuerlichen Bestimmungen ■■ Aufgrund der verschärften Sanktionen bei als komplexe Manage- Nichteinhaltung der steuerlichen Pflichten nicht korrekt angewandt werden; ment- bzw. Controlling ■■ Risiken, dass Steuergesetze durch das Unter- ist das Risikobewusstsein der Verantwor- aufgabe dar. nehmen und die Finanzverwaltung unter- tungsträger deutlich gestiegen. Der Wunsch, schiedlich ausgelegt werden. die steuerlichen Risiken des Unternehmens zu kennen und – nach Möglichkeit – zu steu- Schlussendlich führen alle Risiken dazu, dass im ern und zu beherrschen, führt zu erhöhten Rahmen einer steuerlichen Betriebsprüfung die Anforderungen an das steuerliche Risiko- veranlagten Steuern zu einem späteren Zeitpunkt management. geändert und damit unter Umständen die Steuer- ■■ Schließlich sind auch – bedingt durch die belastung erhöht wird. Übernahme internationaler Rechnungsle- Die Auf- und Ablauforganisation, die personel- gungsvorschriften – die Anforderungen an le Ausstattung und der externe Beratungsumfang die korrekte Abbildung der Steuerpositionen können niemals so ausgestattet sein, dass jegliches im Jahresabschluss höher als noch vor eini- Steuerrisiko vermieden wird. Die verbleibenden gen Jahren. Steuerrisiken müssen in einer betriebswirtschaft- lich sinnvollen Relation zu den Kosten des Kont- 3. Tax Controlling: Die Steuern steuern rollsystems stehen. In jedem Falls dürfen betrieb- Der Umgang mit Steuern sollte sich daher nicht liche Risiken, und dazu zählen auch Steuerrisiken, nur auf inhaltliche Themen (Steuermodelle, Ver- niemals den Bestand des Unternehmens gefährden. rechnungspreisfragen, Optimierung von Unter- nehmenskäufen etc) beschränken. Genauso wichtig 2. Neue Rahmenbedingungen sind die Optimierung von Abläufen und Prozessen, In Zeiten der europaweiten Staatsschuldenkrise die Festlegung klarer Ziele und Zuständigkeiten werden Betriebsprüfungen schärfer und münden und die Sicherstellung des erforderlichen internen oft in unerwartete Steuernachzahlungen. Soge- und externen Informationsflusses. Die Beschäfti- gung mit steuerlichen Themen geht weit über die „Steuerverwaltung“ hinaus und stellt sich als kom- plexe Management- bzw. Controllingaufgabe dar. Um Chancen nutzen und Risken zu steuern, ist es auch in steuerlicher Hinsicht wichtig, das Manage- ment der Steuern (Tax Controlling) umfassend zu sehen: Die Bereiche sind nicht klar voneinander abzu- grenzen, sondern als Teil eines vernetzten Systems – in Form von Interdependenzen und Rückkoppe- lungen – miteinander verknüpft und voneinander abhängig. In vielen Unternehmen sind die ein- zelnen Aufgaben auf verschiedene Personen bzw. Abteilungen verteilt. Personen, die steuerliche Pro- Abb. 1: Management der zesse im Sinne eines „end-to-end approach“ über- Steuern (Tax Controlling) blicken und steuern, sind rar. 2 CFOaktuell Juni 2012
Effizientes Tax Controlling Accounting Ihrer jeweiligen Funktion und dem Aufgaben- Zweiter wesentlicher Teilbereich der Steuerstrate- gebiet entsprechend haben Rechnungswesen- und gie ist die Bestimmung der Grundsätze des steuer- Steuerverantwortliche meist verschiedene Aus- lichen Risikomanagements: Werden Risiken – wel- schnitte dieses Aufgabenspektrums im Blickfeld. che und in welchem Umfang – in den Bereichen Notgedrungen bleiben damit Teilbereiche „unter- Tax Planning, Tax Compliance oder Tax Reporting belichtet“. akzeptiert? Wie erfolgen Qualitäts- und Fehler- So wichtig die Fokussierung der Rechnungswe- management im Verhältnis zu den Kosten des Tax sen- bzw. Steuerverantwortlichen auf ihre Fachge- Controllings (Fehlertoleranzen etc.)? biete ist, so gilt es doch sicherzustellen, dass Schließlich sind auch grundlegende Aussagen Tax Planning ist kein 1. das große Ganze nicht aus dem Blickfeld ver- zur Aufbau- und Ablauforganisation im Steuerbe- isolierter Prozess, der loren geht, reich Teil der Steuerstrategie: 2. zwischen den vier Aufgabenbereichen mög- ■■ organisatorische Einordnung des Bereichs von einer einzelnen lichst nahtlose Schnitt- und keine Bruchstel- „Steuern“, Person oder Abteilung len bestehen und ■■ Zuordnung von Aufgaben und Verantwort- im Unternehmen allein 3. Optimierungsmöglichkeiten bzw. Synergien lichkeiten innerhalb des Unternehmens, tatsächlich genützt werden. bewerkstelligt werden ■■ Grundsätze für die Beiziehung externer Be- rater, kann. Meist ist das 4. Ausgewählte Aspekte des Tax Controllings ■■ Qualifikation/Weiterbildung der im Steuer- Zusammenwirken 4.1. T ax Planning: Festlegung einer Steuer bereich tätigen Personen, strategie ist sinnvoll mehrerer interner ■■ Definition von „Schnittstellen“/Zusammen- Üblicherweise stehen bei der Steuerplanung ope- arbeit mit anderen Unternehmensbereichen, Teams/Abteilungen mit rative Fragen im Fokus. Es gilt, den Barwert der ■■ Erledigung von Aufgaben „in-house“/Ver- einem externen Berater Steuerzahlungen („cash tax“)4 an den Fiskus – auf wendung von IT-Lösungen, für eine erfolgreiche Ebene jeder Konzerngesellschaft in jedem Staat, ■■ Nutzung externer Ressourcen/Zusammen- in dem (beschränkte oder unbeschränkte) Steu- arbeit mit externen Beratern und Interessen- Planung erforderlich. erpflicht besteht – über den Planungshorizont zu vertretungen, minimieren. Die entscheidenden Stellgrößen sind ■■ Grundsätze der Kommunikation mit den damit Höhe und zeitlicher Anfall der Steuerzah- Abgabenbehörden. lungen.5 Dieses operative Tax Planning ist kein iso- Eine förmliche Beschlussfassung durch die Ge- lierter Prozess, der von einer einzelnen Person oder schäftsführung, die anschließende Kommunika- Abteilung im Unternehmen allein bewerkstelligt tion (an Entscheidungsträger im Unternehmen, werden kann. Meist ist das Zusammenwirken meh- Aufsichts- oder Beiräte, externe Steuerberater etc.) rerer interner Teams/Abteilungen (Controlling, sowie die turnusmäßige Überprüfung und Aktuali- Recht, Finanzen/Treasury, Rechnungslegung/Kon- sierung der Steuerstrategie erscheinen sinnvoll. solidierung) mit einem externen Berater erforder- liche Voraussetzung für erfolgreiche Planung. Der 4.2. Tax Compliance: Häufige praktische Abstimmung und dem Informationsaustausch Probleme zwischen den Beteiligten kommt eine wesentliche Der Bereich Tax Compliance, also die Einhaltung Bedeutung zu. der steuerlichen Aufzeichnungs- und Zahlungs- Die operative Steuerplanung sollte jedoch auch pflichten, die zeitgerechte Abgabe von Steuerer- auf einer strategischen Festlegung aufbauen, die klärungen sowie die Steuerrechtsdurchsetzung, möglichst konkret die wesentlichen Grundlagen, erfordert unterschiedliche organisatorische Maß- Leitlinien und Grenzen des Tax Controllings fest- nahmen, wie z. B. hält. Beispielsweise könnte ein solcher „Tax Code ■■ die Beschäftigung von Personen mit ausrei- of Conduct“ folgende Punkte beinhalten: chendem Steuerwissen, ■■ Steuern stellen einen wesentlichen Kosten- ■■ die Einbindung der Steuerverantwortlichen faktor dar und sind – im Rahmen der gesetz- in steuerlich relevante Prozesse, lichen Vorschriften und entsprechend den ■■ die Abstimmung steuerlicher Themen mit Unternehmenszielen und betrieblichen Not- externen Spezialisten, wendigkeiten – zu minimieren. ■■ das Treffen von Vorkehrungen zur Gewähr- ■■ Jede betriebliche Transaktion sollte so leistung der Verfügbarkeit aller steuerlich re- steuereffizient wie möglich strukturiert wer- levanten Informationen und Daten, den. ■■ den Einsatz von IT-Tools sowie ■■ Im Zweifel haben betriebliche Überlegungen ■■ ein adäquates Schulungsprogramm, Eine förmliche jedoch Vorrang vor steuerlichen Optimie- rungen („tax follows business“). um sicherzustellen, dass die steuerlichen Pflichten Beschlussfassung durch ■■ Die steuerlichen Verhältnisse des Unterneh- auch tatsächlich eingehalten werden. die Geschäftsführung, mens sind proaktiv zu managen. Häufige Problemfelder in diesem Bereich die anschließende ■■ Steuerlich relevante Transaktionsstrukturen sind:6 und Prozesse, Steuererklärungen und -zah- ■■ keine komplette, laufend gewartete Übersicht Kommunikation sowie lungen haben den jeweils geltenden gesetz über alle potenziell für das Unternehmen die turnusmäßige Über- lichen Bestimmungen zu entsprechen. relevanten Zahlungs-, Erklärungs- und Auf- prüfung und Aktualisie- ■■ Finanzstrafrechtliche Risiken für das Unter- zeichnungsverpflichtungen; nehmen, das Management und die Aktionäre ■■ unklare oder fehlende Zuständigkeiten; rung der Steuerstrate- sind zu vermeiden ■■ unklare oder fehlende Vertretungsregeln; gie erscheinen sinnvoll. Juni 2012 CFOaktuell 3
Accounting Effizientes Tax Controlling Die für die Abschluss ■■ Fehlen einer zentralen, von allen potenziell ■■ Tax Planning (z. B. fehlgeschlagene .Steuer- erstellung wichtigste zuständigen Personen einsehbaren, laufend modelle), gewarteten Fristenevidenz (z. B. auf dem nur ■■ Tax Compliance (Nichterfüllung umsatz- Aufgabe ist es, eine steuerlicher Nachweispflichten) sowie einem Mitarbeiter zugänglichen PC oder im zuverlässige, zeitnahe Outlook-Kalender geführte Termineviden- ■■ Tax Accounting (Fehlausweis von Steuer und übersichtliche zen, auf die im Fall unplanmäßiger Abwesen- positionen) heiten von Dritten nicht zugegriffen werden zu erkennen und zu steuern, wäre gerade die Berichterstattung kann, womit keine Terminkontrolle gewähr- Einrichtung eines Tax Control Framework (vgl. über latente Steuern, leistet ist); Tab. 1) sinnvoll.7 steuerliche Überlei- ■■ unübersichtliche, von Jahr zu Jahr gewachse- tungsrechnungen (tax ne Aufzeichnungen und Berechnungssheets, 4.4. Tax Reporting die für Dritte nicht (in angemessener Zeit) Tax Reporting bedeutet die korrekte Abbildung reconciliation) in Bezug nachvollziehbar sind (und oftmals sogar für steuerlicher Sachverhalte in Bilanz, Gewinn- und auf die effektive Steuer- den Ersteller nach einiger Zeit nicht mehr Verlustrechnung/Gesamtergebnisrechnung, Geld- quote und die steuer ohne Zeitaufwand verwendet werden kön- flussrechnung, Anhang und Lagebericht unter lichen Anhangsangaben nen); Berücksichtigung von sofort zahlungswirksamen ■■ Fehlen von Back-ups oder kein ausreichen- und latenten Steuern sowie von Steuerrisiken. Ne- zu generieren. der Schutz vor endgültigem Datenverlust; ben diesen ist es erstrebenswert, dass sich die In- ■■ Verwendung von nicht integrierter EDV- formationen nicht nur auf allgemeine, im Regelfall Lösungen und durch die Notwendigkeit der vergangenheitsorientierte Sachverhalte beziehen, mehrfachen Datenerfassung und Datenüber- sondern so dargestellt und interpretiert werden, nahme ein größeres Potenzial für Fehlerquel- dass aus diesen Aussagen auch für die Zukunft len; konkrete Maßnahmen und Handlungsoptionen ■■ keine regelmäßige Kontrolle, ob die Erklä- abgeleitet werden können. rungs-, Zahlungs- und Aufzeichnungsver- Die für die Abschlusserstellung wichtigste Auf- pflichtungen noch auf dem aktuellen Stand gabe ist es, eine zuverlässige, zeitnahe und über- von Gesetz, Judikatur und sonstigen allge- sichtliche Berichterstattung über latente Steuern, meinen Vorgaben sind; steuerliche Überleitungsrechnungen (tax reconcili- ■■ mangelnde Kommunikation mit anderen ation) in Bezug auf die effektive Steuerquote und Abteilungen und dadurch entstehende Frist- die steuerlichen Anhangsangaben zu generieren versäumnis (z. B. fehlende Abstimmung mit – und dies unter Berücksichtigung internationa- dem Cash-Management zur Bereitstellung ler Rechnungslegungsvorschriften. Eine genaue der für die Entrichtung von Steuern und Kenntnis sämtlicher Steuerpositionen und steuer- Abgaben erforderlichen Liquidität; mangeln- licher Risiken ist zudem für das Management des de Abstimmung mit und Information von Unternehmens unerlässlich, um möglichst rasch Logistik- und Warenwirtschaft und somit die richtigen steuerrelevanten Entscheidungen unvollständige oder nicht korrekte Erfül- treffen zu können. lung von Nachweisverpflichtungen wie z. B. Folgende Herausforderungen sind im Tax Re- Buchnachweisen). porting in der Praxis derzeit zu bewältigen:8 ■■ Komplexität der steuerlichen Bestimmungen 4.3. Tax Risk Management: Steuer-IKS und der Regelungen über die Darstellung In den letzten Jahren sind in vielen Unternehmen von Ertragsteuern im Abschluss, insbesonde- die Risikomanagementsysteme verbessert worden. re nach IFRS; Der Umgang mit steuerlichen Themen wird dabei ■■ knappe Zeitpläne und Zeitvorgaben; meist ausgespart. Nur wenige Unternehmen haben ■■ Verankerung im Management-Berichtswesen; ein Steuer-IKS. Um die steuerlichen Risiken aus ■■ Kompetenzzuordnung in der Konzernzen- den Bereichen trale; Kontrollumfeld ■■ Dokumentation von Prozessen zum Umgang mit Steuerrisiken ■■ Implementierung eines Risikofrüherkennungssystems Risikoeinschätzung ■■ Beurteilung sämtlicher wesentlicher Steuerrisiken in Bezug auf die Kriterien „Eintrittswahrscheinlichkeit“ und „Schadenshöhe“ ■■ Abgleich der identifizierten Steuerrisiken mit den von der Unter nehmungsleitung vorgegebenen Unternehmenszielen Kontrollaktivitäten ■■ Aufsetzen von Prozessen zur Steuerung der wesentlichen steuer lichen Risiken ■■ Dokumentation der vorgenommenen Kontrollmaßnahmen Information und Kommunikation ■■ Festlegung von Verantwortlichkeiten zur Kommunikation steuerlicher Sachverhalte an die Unternehmensleitung ■■ Sicherstellen, dass die Steuerabteilung permanent über die wesent lichen Aspekte der Geschäftsentwicklung informiert wird Überwachung des internen Tab. 1: Tax Control Steuer-Kontrollsystems Framework 4 CFOaktuell Juni 2012
Effizientes Tax Controlling Accounting ■■ erforderliches Fachwissen und Erkennen von 4 Neben den im Jahresabschluss gesondert ausgewiesenen steuerlichen Sachverhalten in den einzelnen Steuern vom Einkommen und Ertrag hat eine umfassen- de Steuerplanung auch die Minimierung/Optimierung Konzerngesellschaften; der Belastung mit – laufend genauso wie transaktionsbe- ■■ Vielzahl von erforderlichen Angaben. zogen anfallenden – Verkehr- und Verbrauchsteuern zu umfassen. Je nach Branche und Unternehmenstätigkeit 5. Schlussbemerkung bestehen hier unterschiedliche Schwerpunkte: Umsatz- Aufgrund geänderter Rahmenbedingungen lohnt steuer (Banken/Versicherungen), Grunderwerbsteuer es sich, die unternehmensinternen Abläufe und (Immobiliengesellschaften), Energieabgaben und sonsti- Prozesse im Zusammenhang mit der Abwicklung ge Verbrauchsteuern (Mineralölsteuer, Kfz-Steuer etc.). Keinesfalls zu vernachlässigen sind hier in Österreich die von steuerlichen Aufgabenstellungen zu überprü- Kapitalverkehrsteuern (Gesellschaftsteuer) und Rechtsge- fen und – wenn erforderlich – zu verbessern. In schäftsgebühren. der Praxis zeigt sich, dass es für jeden Bereich im 5 Bei kapitalmarktorientierten Konzernen kommt der Op- Tax Controlling Best-Practice-Lösungen gibt, die timierung (bzw Normalisierung) der – im IFRS-Abschluss es – individuell auf die jeweiligen Gegebenheiten ablesbaren – Konzernsteuerquote eine gewisse Bedeutung und Vorgaben, die Unternehmensgröße und Un- zu. Die im IFRS-Abschluss ausgewiesene (Ertrag-)Steuer- quote ist jedoch eine Nominalgröße. Liquiditäts- und Zins ternehmensstruktur abgestimmt – dem Steuer- effekte schlagen sich in dieser Kennzahl nicht nieder. Das verantwortlichen bedeutet erleichtern, den hohen alleinige Abstellen auf die im Konzernabschluss ausgewi- Anforderungen und Vorgaben, mit denen er täglich esene (Ertrag-)Steuerquote („effective tax rate“) greift daher konfrontiert wird, gerecht zu werden. zu kurz. Siehe dazu weiterführend Lühn, Der Einfluss laten- ter Steuern auf die Steuerplanung, KoR 2007, 558. Anmerkungen 6 Halwachs/Kumer, Das Management von steuerlichen Aufzeichnungs-. Zahlungs- und Erklärungspflichten – am 1 Beispielsweise Körperschaftsteuer, deutsche Gewerbe Beispiel eines EDV-basierten Tools, in: Zöchling, Tax Con- steuer, gruppeninterne Quellensteuern bei Gewinnaus schüttungen. trolling, 43 (46). 2 Vgl. z. B. § 82 AktG, § 22 GmbHG. 7 Loose, Tax Management der kapitalmarktorientierten in- 3 Weiterführend Herms/Leissing, Das Management braucht ternationalen Unternehmen, Köln 2009, 45. ein effizientes Steuercontrolling, in: Zöchling (Hrsg.), Tax 8 Zraunig, Tax Reporting: Tipps von Praktikern, in: Zöch- Controlling in der Praxis, SWK-Spezial, Wien 2012, 14. ling, Tax Controlling, 109. Juni 2012 CFOaktuell 5
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