Das Management braucht ein effizientes Tax Controlling

Die Seite wird erstellt Elina Prinz
 
WEITER LESEN
Effizientes Tax Controlling       Accounting

Das Management braucht ein effizientes Tax Controlling
Wie Unternehmen die Steuern steuern
Thomas Leissing / Hans Zöchling

Die Lösung steuerlicher Aufgabenstellungen zählt             Steuern sind ein wesentlicher Kostenfaktor.
nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen von Mana-         Durch den 25%igen Körperschaftsteuersatz in
gern. Trotzdem ist die Beschäftigung mit diesem „un-    ­Österreich wird z. B. der Gewinn um ein Viertel ge-
geliebten“ Thema wichtig:                                schmälert. Jeder Umsatz wird automatisch um den
  ■■ Steuern stellen Kosten des Unternehmens dar         Ertragsteuersatz reduziert; im Gegenzug verrin-
       und mindern den wirtschaftlichen Gewinn.          gert der Ertragsteuersatz auch jeden betrieblichen
  ■■ Steuerliche Risiken können eine Auswirkung          Aufwand. Vielfach stehen nur die Ertragsteuern
       auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage       im Fokus des Managements. Dabei können Auf-
       haben und müssen daher erkannt, gesteuert         wands- bzw. Transaktionssteuern ein Vielfaches an
       und korrekt bilanziert werden.                    Aufwendungen verursachen: In personalkosten­
  ■■ Viele steuerliche Aufzeichnungs-, Zahlungs-         intensiven Branchen werden die Lohnnebenkosten,
       und Erklärungspflichten sind zu beachten.         aber auch indirekt die Lohnsteuern durch die Not-     Dr. Thomas Leissing ist
  ■■ Eine Verletzung dieser steuerlichen Pflichten       wendigkeit, marktkonforme Nettolöhne zu bezah-        Sprecher der Geschäfts-
       kann zu empfindlichen finanziellen und per-       len, einen wesentlichen Aufwandsposten darstellen.    führung und CFO der Egger
       sönlichen Konsequenzen führen.                    Energieintensive Branchen haben mit den Ener-         Holzwerkstoffe GmbH in
Die Erfüllung der steuerlichen und bilanziellen         gieabgaben einen wesentlichen Kostenfaktor. Und        St. Johann in Tirol.
Pflichten, aber auch die Nutzung steuerlicher Chan-     selbst die Umsatzsteuer als reiner Durchlaufpos-
cen und die Vermeidung bzw. Steuerung von steuer-       ten im unternehmerischen Bereich hat eine direk-
lichen Risiken müssen im Unternehmen organisiert        te Gewinnauswirkung, wenn durch die Höhe der
werden. Neben inhaltlichen Themen sind die Opti-        Umsatzsteuer das Verbrauchsverhalten der Kunden
mierung von Prozessen, der Einsatz von Software,        beeinflusst wird.
die Einrichtung von Kontrollsystemen sowie die               Aufgrund der Gewinnorientierung ist das
­Sicherstellung eines ausreichenden Informationsflus-   Management verpflichtet, auch die Aufwandsart
 ses wichtige Managementaufgaben.                       Steuern zu optimieren und legal Chancen, diesen
                                                        Aufwand zu reduzieren, zu nutzen. Wie weit diese
1. Zielsetzung des Managements im Bereich               Optimierung zu gehen hat, ist durch die jeweilige
   Steuern                                              strategische Ausrichtung des Unternehmens zu
1.1. Steuern als betrieblicher Aufwand                  fixieren:
                                                           ■■ Sollen Steuern dadurch vermieden werden,
Im Gegensatz zu Non-Profit-Organisationen                                                                      DDr. Hans Zöchling ist
                                                                dass die Produktion, aber auch der Absatz in
müssen Unternehmen gewinnorientiert handeln.                                                                   Wirtschaftsprüfer und
                                                                Länder mit niedrigeren Steuersätzen verla-
Der Unternehmensgewinn steigt, wenn die Erlöse                                                                 Steuerberater, Mitglied des
                                                                gert werden?
(Menge oder Verkaufspreis) steigen oder die Kos-                                                               Vorstandes und Partner der
                                                           ■■ Können Lieferungen und Leistungen zwi-
ten (Menge oder Einkaufspreis) sinken. Auch die                                                                KPMG Alpen-Treuhand AG.
                                                                schen verbundenen Gruppenunternehmen
Unternehmenssteuern müssen vom Management
                                                                zur Verlagerung der Steuerbasis verwendet
im Rahmen der Gewinnoptimierung in das Kos-
                                                                werden?
tenmanagement einbezogen werden. Im Gegen-
                                                           ■■ Sollen vertragliche Bestimmungen derart
satz zu sämtlichen anderen Aufwandsarten steht
                                                                ausgestaltet werden, dass dadurch der Steu-
dem Steueraufwand keine direkte Gegenleistung
                                                                eraufwand reduziert wird?
gegenüber. Indirekt führen die Steuerzahlungen
                                                           ■■ Ist es sinnvoll, Gruppen- bzw. Konzernstruk-
natürlich zu einer funktionierenden Staatsverwal-
                                                                turen rein nach steuerlichen Gesichtspunk-
tung, ausreichender Infrastruktur oder gut aus-
                                                                ten zu organisieren?
gebildeten jungen Mitarbeitern. Im Gegensatz zu
                                                           ■■ Kann es die Zielsetzung sein, höhere betrieb-
sämtlichen anderen Aufwandsarten kann die Steu-
erhöhe nicht direkt durch Preisverhandlungen oder               liche Aufwendungen zu akzeptieren, um die
Mengeneinsparungen optimiert werden. Steuerge-                  Steuerbelastung zu reduzieren?
setze sind verbindliche Normen, und der jeweilige       Unabhängig von der strategischen Ausrichtung des
Steuersatz eines Staates ist im Sinne eines „Preises“   jeweiligen Unternehmens hat das Management im
vorgegeben. Die Basis für die Aufwandsermittlung        Rahmen des kostenorientierten Steuermanage-
ist im Gegensatz zu anderen Aufwandsarten nicht         ments dabei folgende Rahmengrundsätze zu be-
die „konsumierte Menge“, sondern das eigentliche        achten:
Unternehmensziel selbst, die Höhe des zu versteu-         ■■ Steuergesetze sind zwingend zu beachten.
ernden Gewinns. Im Gegensatz zu anderen Auf-                  Gesetzesverstöße im Bereich der Steuernor-
wandsarten wird bei gewinnabhängigen Steuern1                 men sind niemals durch Gewinnorientie-
eine Gewinnsteigerung nicht durch Kostensenkung               rung zu rechtfertigen.
erzielt, sondern ein steigender Gewinn führt zu           ■■ Der wirtschaftliche Vorteil oder die Vermei-
­einer Rückkoppelung und erhöht die Steuerauf-                dung eines wirtschaftlichen Nachteils eines
 wendungen.                                                   Geschäftsvorfalls muss immer größer sein

Juni 2012 CFOaktuell                                                                                           1
Accounting         Effizientes Tax Controlling

                                      als der daraus resultierende Steuereffekt. Bei-   nannte „unerwünschte Gestaltungen“ werden vom
                                      spielsweise dürfen die Kosten für die Produk-     Fiskus wesentlich härter bekämpft. Gleichzeitig
                                      tionsverlagerung in ein Niedrigsteuerland         steigen die Anforderungen an eine transparente
                                      nicht zu höheren nachhaltigen Verlagerungs-       Berichterstattung und den periodenrichtigen Aus-
                                      kosten im Vergleich zur verringerten Steuer-      weis von Aufwendungen. Diese geänderten Rah-
                                      belastung führen.                                 menbedingungen legen nahe, dass der bisherige
                                                                                        Umgang mit dem Thema Steuern überdacht wer-
                                1.2. Steuern als betriebliches Risiko                   den sollte:
                                Das Management eines Unternehmens hat neben                ■■ Die Steuerminimierung um jeden Preis –
                                der Gewinnorientierung auch ein der Unterneh-                 auch unter Einsatz aggressiver „Steuermo-
                                mensgröße entsprechendes Kontrollsystem einzu-                delle“ – ist bei vielen Unternehmen nicht
                                richten.2 Neben der Steueroptimierung muss im                 mehr oberstes Ziel. Der Ausweis eines ange-
                                Unternehmen daher auch eine Auf- und Ablaufor-                messenen Steueraufwands kann das Risiko
                                ganisation installiert sein, die Steuerrisiken analy-         langwieriger Rechtsmittelverfahren und – bei
                                siert und adäquat steuert.                                    einer öffentlichen Diskussion – der Beschädi-
                                     Risiken im Bereich der betrieblichen Steuern             gung der Reputation des Unternehmens ver-
                                können dabei in folgenden Ausprägungen auftre-                meiden und entspricht auch dem Verständ-
                                ten:                                                          nis der Corporate Social Responsibility.3
Die Beschäftigung mit              ■■ Risiken, dass Steuergesetze grundsätzlich            ■■ Die Erfüllung der steuerlichen Pflichten, d.
                                       oder durch einzelne Mitarbeiter bewusst                h. die Beachtung der Buchführungs-, Auf-
­steuerlichen Themen
                                       nicht beachtet oder bewusst gesetzeswidrig             zeichnungs-, Deklarationspflichten sowie die
geht weit über die                                                                            Steuerrechtsdurchsetzung (Betriebsprüfung,
                                       angewandt werden;
„Steuerverwaltung“                 ■■ Risiken, dass mangels fachlichen Wissens                Rechtsmittelverfahren), steht unter einem
hinaus und stellt sich                 oder mangels korrekt definierter Geschäfts-            hohen Ertrags- und Effizienzdruck.
                                       prozesse die steuerlichen Bestimmungen              ■■ Aufgrund der verschärften Sanktionen bei
als komplexe Manage-                                                                          Nichteinhaltung der steuerlichen Pflichten
                                       nicht korrekt angewandt werden;
ment- bzw. Controlling­            ■■ Risiken, dass Steuergesetze durch das Unter-            ist das Risikobewusstsein der Verantwor-
aufgabe dar.                           nehmen und die Finanzverwaltung unter-                 tungsträger deutlich gestiegen. Der Wunsch,
                                       schiedlich ausgelegt werden.                           die steuerlichen Risiken des Unternehmens
                                                                                              zu kennen und – nach Möglichkeit – zu steu-
                                Schlussendlich führen alle Risiken dazu, dass im              ern und zu beherrschen, führt zu erhöhten
                                Rahmen einer steuerlichen Betriebsprüfung die                 Anforderungen an das steuerliche Risiko-
                                veranlagten Steuern zu einem späteren Zeitpunkt               management.
                                geändert und damit unter Umständen die Steuer-             ■■ Schließlich sind auch – bedingt durch die
                                belastung erhöht wird.                                        Übernahme internationaler Rechnungsle-
                                    Die Auf- und Ablauforganisation, die personel-            gungsvorschriften – die Anforderungen an
                                le Ausstattung und der externe Beratungsumfang                die korrekte Abbildung der Steuerpositionen
                                können niemals so ausgestattet sein, dass jegliches           im Jahresabschluss höher als noch vor eini-
                                Steuerrisiko vermieden wird. Die verbleibenden                gen Jahren.
                                Steuerrisiken müssen in einer betriebswirtschaft-
                                lich sinnvollen Relation zu den Kosten des Kont-        3. Tax Controlling: Die Steuern steuern
                                rollsystems stehen. In jedem Falls dürfen betrieb-      Der Umgang mit Steuern sollte sich daher nicht
                                liche Risiken, und dazu zählen auch Steuerrisiken,      nur auf inhaltliche Themen (Steuermodelle, Ver-
                                niemals den Bestand des Unternehmens gefährden.         rechnungspreisfragen, Optimierung von Unter-
                                                                                        nehmenskäufen etc) beschränken. Genauso wichtig
                                2. Neue Rahmenbedingungen
                                                                                        sind die Optimierung von Abläufen und Prozessen,
                                In Zeiten der europaweiten Staatsschuldenkrise          die Festlegung klarer Ziele und Zuständigkeiten
                                werden Betriebsprüfungen schärfer und münden            und die Sicherstellung des erforderlichen internen
                                oft in unerwartete Steuernachzahlungen. Soge-           und externen Informationsflusses. Die Beschäfti-
                                                                                        gung mit steuerlichen Themen geht weit über die
                                                                                        „Steuerverwaltung“ hinaus und stellt sich als kom-
                                                                                        plexe Management- bzw. Controllingaufgabe dar.
                                                                                        Um Chancen nutzen und Risken zu steuern, ist es
                                                                                        auch in steuerlicher Hinsicht wichtig, das Manage-
                                                                                        ment der Steuern (Tax Controlling) umfassend zu
                                                                                        sehen:
                                                                                            Die Bereiche sind nicht klar voneinander abzu-
                                                                                        grenzen, sondern als Teil eines vernetzten Systems
                                                                                        – in Form von Interdependenzen und Rückkoppe-
                                                                                        lungen – miteinander verknüpft und voneinander
                                                                                        abhängig. In vielen Unternehmen sind die ein-
                                                                                        zelnen Aufgaben auf verschiedene Personen bzw.
                                                                                        Abteilungen verteilt. Personen, die steuerliche Pro-
Abb. 1: Management der                                                                  zesse im Sinne eines „end-to-end approach“ über-
Steuern (Tax Controlling)                                                               blicken und steuern, sind rar.

                            2                                                                                       CFOaktuell Juni 2012
Effizientes Tax Controlling       Accounting

    Ihrer jeweiligen Funktion und dem Aufgaben-        Zweiter wesentlicher Teilbereich der Steuerstrate-
gebiet entsprechend haben Rechnungswesen- und          gie ist die Bestimmung der Grundsätze des steuer-
Steuerverantwortliche meist verschiedene Aus-          lichen Risikomanagements: Werden Risiken – wel-
schnitte dieses Aufgabenspektrums im Blickfeld.        che und in welchem Umfang – in den Bereichen
Notgedrungen bleiben damit Teilbereiche „unter-        Tax Planning, Tax Compliance oder Tax Reporting
belichtet“.                                            akzeptiert? Wie erfolgen Qualitäts- und Fehler-
    So wichtig die Fokussierung der Rechnungswe-       management im Verhältnis zu den Kosten des Tax
sen- bzw. Steuerverantwortlichen auf ihre Fachge-      Controllings (Fehlertoleranzen etc.)?
biete ist, so gilt es doch sicherzustellen, dass            Schließlich sind auch grundlegende Aussagen        Tax Planning ist kein
  1. das große Ganze nicht aus dem Blickfeld ver-      zur Aufbau- und Ablauforganisation im Steuerbe-         isolierter Prozess, der
       loren geht,                                     reich Teil der Steuerstrategie:
  2. zwischen den vier Aufgabenbereichen mög-             ■■ organisatorische Einordnung des Bereichs          von einer einzelnen
       lichst nahtlose Schnitt- und keine Bruchstel-          „Steuern“,                                       Person oder Abteilung
       len bestehen und                                   ■■ Zuordnung von Aufgaben und Verantwort-            im Unternehmen allein
  3. Optimierungsmöglichkeiten bzw. Synergien                 lichkeiten innerhalb des Unternehmens,
       tatsächlich genützt werden.                                                                             bewerkstelligt werden
                                                          ■■ Grundsätze für die Beiziehung externer Be-
                                                              rater,                                           kann. Meist ist das
4. Ausgewählte Aspekte des Tax Controllings
                                                          ■■ Qualifikation/Weiterbildung der im Steuer-        Zusammenwirken
4.1. T ax Planning: Festlegung einer Steuer­                 bereich tätigen Personen,
     strategie ist sinnvoll                                                                                    mehrerer interner
                                                          ■■ Definition von „Schnittstellen“/Zusammen-
Üblicherweise stehen bei der Steuerplanung ope-               arbeit mit anderen Unternehmensbereichen,        Teams/Abteilungen mit
rative Fragen im Fokus. Es gilt, den Barwert der          ■■ Erledigung von Aufgaben „in-house“/Ver-           einem externen Berater
Steuerzahlungen („cash tax“)4 an den Fiskus – auf             wendung von IT-Lösungen,                         für eine erfolgreiche
Ebene jeder Konzerngesellschaft in jedem Staat,           ■■ Nutzung externer Ressourcen/Zusammen-
in dem (beschränkte oder unbeschränkte) Steu-                 arbeit mit externen Beratern und Interessen-     Planung erforderlich.
erpflicht besteht – über den Planungshorizont zu              vertretungen,
minimieren. Die entscheidenden Stellgrößen sind           ■■ Grundsätze der Kommunikation mit den
damit Höhe und zeitlicher Anfall der Steuerzah-               Abgabenbehörden.
lungen.5 Dieses operative Tax Planning ist kein iso-
                                                       Eine förmliche Beschlussfassung durch die Ge-
lierter Prozess, der von einer einzelnen Person oder
                                                       schäftsführung, die anschließende Kommunika-
Abteilung im Unternehmen allein bewerkstelligt
                                                       tion (an Entscheidungsträger im Unternehmen,
werden kann. Meist ist das Zusammenwirken meh-
                                                       Aufsichts- oder Beiräte, externe Steuerberater etc.)
rerer interner Teams/Abteilungen (Controlling,
                                                       sowie die turnusmäßige Überprüfung und Aktuali-
Recht, Finanzen/Treasury, Rechnungslegung/Kon-
                                                       sierung der Steuerstrategie erscheinen sinnvoll.
solidierung) mit einem externen Berater erforder-
liche Voraussetzung für erfolgreiche Planung. Der      4.2. Tax Compliance: Häufige praktische
Abstimmung und dem Informationsaustausch                     ­Probleme
zwischen den Beteiligten kommt eine wesentliche
                                                       Der Bereich Tax Compliance, also die Einhaltung
Bedeutung zu.
                                                       der steuerlichen Aufzeichnungs- und Zahlungs-
     Die operative Steuerplanung sollte jedoch auch
                                                       pflichten, die zeitgerechte Abgabe von Steuerer-
auf einer strategischen Festlegung aufbauen, die
                                                       klärungen sowie die Steuerrechtsdurchsetzung,
möglichst konkret die wesentlichen Grundlagen,
                                                       erfordert unterschiedliche organisatorische Maß-
Leitlinien und Grenzen des Tax Controllings fest-
                                                       nahmen, wie z. B.
hält. Beispielsweise könnte ein solcher „Tax Code
                                                         ■■ die Beschäftigung von Personen mit ausrei-
of Conduct“ folgende Punkte beinhalten:
                                                             chendem Steuerwissen,
   ■■ Steuern stellen einen wesentlichen Kosten-
                                                         ■■ die Einbindung der Steuerverantwortlichen
       faktor dar und sind – im Rahmen der gesetz-
                                                             in steuerlich relevante Prozesse,
       lichen Vorschriften und entsprechend den
                                                         ■■ die Abstimmung steuerlicher Themen mit
       Unternehmenszielen und betrieblichen Not-
                                                             externen Spezialisten,
       wendigkeiten – zu minimieren.
                                                         ■■ das Treffen von Vorkehrungen zur Gewähr-
   ■■ Jede betriebliche Transaktion sollte so
                                                             leistung der Verfügbarkeit aller steuerlich re-
       steuereffizient wie möglich strukturiert wer-
                                                             levanten Informationen und Daten,
       den.
                                                         ■■ den Einsatz von IT-Tools sowie
   ■■ Im Zweifel haben betriebliche Überlegungen
                                                         ■■ ein adäquates Schulungsprogramm,                   Eine förmliche
       jedoch Vorrang vor steuerlichen Optimie-
       rungen („tax follows business“).                um sicherzustellen, dass die steuerlichen Pflichten     ­Beschlussfassung durch
   ■■ Die steuerlichen Verhältnisse des Unterneh-      auch tatsächlich eingehalten werden.                    die Geschäftsführung,
       mens sind proaktiv zu managen.                       Häufige Problemfelder in diesem Bereich
                                                                                                               die anschließende
   ■■ Steuerlich relevante Transaktionsstrukturen      sind:6
       und Prozesse, Steuererklärungen und -zah-          ■■ keine komplette, laufend gewartete Übersicht      ­Kommunikation sowie
       lungen haben den jeweils geltenden gesetz­             über alle potenziell für das Unternehmen         die turnusmäßige Über-
       lichen Bestimmungen zu entsprechen.                    ­relevanten Zahlungs-, Erklärungs- und Auf-
                                                                                                               prüfung und Aktualisie-
   ■■ Finanzstrafrechtliche Risiken für das Unter-             zeichnungsverpflichtungen;
       nehmen, das Management und die Aktionäre           ■■ unklare oder fehlende Zuständigkeiten;            rung der Steuerstrate-
       sind zu vermeiden                                  ■■ unklare oder fehlende Vertretungsregeln;          gie erscheinen sinnvoll.

Juni 2012 CFOaktuell                                                                                           3
Accounting       Effizientes Tax Controlling

Die für die Abschluss­          ■■ Fehlen einer zentralen, von allen potenziell      ■■ Tax Planning (z. B. fehlgeschlagene .Steuer-
erstellung wichtigste              zuständigen Personen einsehbaren, laufend            modelle),
                                   gewarteten Fristenevidenz (z. B. auf dem nur      ■■ Tax Compliance (Nichterfüllung umsatz-
Aufgabe ist es, eine                                                                    steuerlicher Nachweispflichten) sowie
                                   einem Mitarbeiter zugänglichen PC oder im
zuverlässige, zeit­nahe            Outlook-Kalender geführte Termineviden-           ■■ Tax Accounting (Fehlausweis von Steuer­
und übersichtliche                 zen, auf die im Fall unplanmäßiger Abwesen-          positionen)
                                   heiten von Dritten nicht zugegriffen werden     zu erkennen und zu steuern, wäre gerade die
Berichterstattung
                                   kann, womit keine Terminkontrolle gewähr-       Einrichtung eines Tax Control Framework (vgl.
über latente Steuern,              leistet ist);                                   Tab. 1) sinnvoll.7
steuerliche Überlei-            ■■ unübersichtliche, von Jahr zu Jahr gewachse-
tungsrechnungen (tax               ne Aufzeichnungen und Berechnungssheets,        4.4. Tax Reporting
                                   die für Dritte nicht (in angemessener Zeit)     Tax Reporting bedeutet die korrekte Abbildung
recon­ciliation) in Bezug
                                   nachvollziehbar sind (und oftmals sogar für     steuerlicher Sachverhalte in Bilanz, Gewinn- und
auf die effektive Steuer-          den Ersteller nach einiger Zeit nicht mehr      Verlustrechnung/Gesamtergebnisrechnung, Geld-
quote und die steuer­              ohne Zeitaufwand verwendet werden kön-          flussrechnung, Anhang und Lagebericht unter
lichen Anhangsangaben              nen);                                           Berücksichtigung von sofort zahlungswirksamen
                                ■■ Fehlen von Back-ups oder kein ausreichen-       und latenten Steuern sowie von Steuerrisiken. Ne-
zu generieren.                     der Schutz vor endgültigem Datenverlust;        ben diesen ist es erstrebenswert, dass sich die In-
                                ■■ Verwendung von nicht integrierter EDV-          formationen nicht nur auf allgemeine, im Regelfall
                                   Lösungen und durch die Notwendigkeit der        vergangenheitsorientierte Sachverhalte beziehen,
                                   mehrfachen Datenerfassung und Datenüber-        sondern so dargestellt und interpretiert werden,
                                   nahme ein größeres Potenzial für Fehlerquel-    dass aus diesen Aussagen auch für die Zukunft
                                   len;                                            konkrete Maßnahmen und Handlungsoptionen
                                ■■ keine regelmäßige Kontrolle, ob die Erklä-      abgeleitet werden können.
                                   rungs-, Zahlungs- und Aufzeichnungsver-              Die für die Abschlusserstellung wichtigste Auf-
                                   pflichtungen noch auf dem aktuellen Stand       gabe ist es, eine zuverlässige, zeitnahe und über-
                                   von Gesetz, Judikatur und sonstigen allge-      sichtliche Berichterstattung über latente Steuern,
                                   meinen Vorgaben sind;                           steuerliche Überleitungsrechnungen (tax reconcili-
                                ■■ mangelnde Kommunikation mit anderen             ation) in Bezug auf die effektive Steuerquote und
                                   Abteilungen und dadurch entstehende Frist-      die steuerlichen Anhangsangaben zu generieren
                                   versäumnis (z. B. fehlende Abstimmung mit       – und dies unter Berücksichtigung internationa-
                                   dem Cash-Management zur Bereitstellung          ler Rechnungslegungsvorschriften. Eine genaue
                                   der für die Entrichtung von Steuern und         Kenntnis sämtlicher Steuerpositionen und steuer-
                                   Abgaben erforderlichen Liquidität; mangeln-     licher Risiken ist zudem für das Management des
                                   de Abstimmung mit und Information von           Unternehmens unerlässlich, um möglichst rasch
                                   Logistik- und Warenwirtschaft und somit         die richtigen steuerrelevanten Entscheidungen
                                   unvollständige oder nicht korrekte Erfül-       treffen zu können.
                                   lung von Nachweisverpflichtungen wie z. B.           Folgende Herausforderungen sind im Tax Re-
                                   Buchnachweisen).                                porting in der Praxis derzeit zu bewältigen:8
                                                                                      ■■ Komplexität der steuerlichen Bestimmungen
                              4.3. Tax Risk Management: Steuer-IKS                        und der Regelungen über die Darstellung
                              In den letzten Jahren sind in vielen Unternehmen            von Ertragsteuern im Abschluss, insbesonde-
                              die Risikomanagementsysteme verbessert worden.              re nach IFRS;
                              Der Umgang mit steuerlichen Themen wird dabei           ■■ knappe Zeitpläne und Zeitvorgaben;
                              meist ausgespart. Nur wenige Unternehmen haben          ■■ Verankerung im Management-Berichtswesen;
                              ein Steuer-IKS. Um die steuerlichen Risiken aus         ■■ Kompetenzzuordnung in der Konzernzen-
                              den Bereichen                                               trale;

                               Kontrollumfeld                    ■■ Dokumentation von Prozessen zum Umgang mit Steuerrisiken
                                                                 ■■ Implementierung eines Risikofrüherkennungssystems
                               Risikoeinschätzung                ■■ Beurteilung sämtlicher wesentlicher Steuerrisiken in Bezug auf die
                                                                    Kriterien „Eintrittswahrscheinlichkeit“ und „Schadenshöhe“
                                                                 ■■ Abgleich der identifizierten Steuerrisiken mit den von der Unter­
                                                                    nehmungsleitung vorgegebenen Unternehmenszielen
                               Kontrollaktivitäten               ■■ Aufsetzen von Prozessen zur Steuerung der wesentlichen steuer­
                                                                    lichen Risiken
                                                                 ■■ Dokumentation der vorgenommenen Kontrollmaßnahmen
                               Information und Kommunikation     ■■ Festlegung von Verantwortlichkeiten zur Kommunikation steuerlicher
                                                                    Sachverhalte an die Unternehmensleitung
                                                                 ■■ Sicherstellen, dass die Steuerabteilung permanent über die wesent­
                                                                    lichen Aspekte der Geschäftsentwicklung informiert wird
                               Überwachung des internen
Tab. 1: Tax Control
                               Steuer-Kontrollsystems
­Framework

                          4                                                                                      CFOaktuell Juni 2012
Effizientes Tax Controlling              Accounting

    ■■ erforderliches Fachwissen und Erkennen von                  4
                                                                        Neben den im Jahresabschluss gesondert ausgewiesenen
       steuerlichen Sachverhalten in den einzelnen                      Steuern vom Einkommen und Ertrag hat eine umfassen-
                                                                        de Steuerplanung auch die Minimierung/Optimierung
       Konzerngesellschaften;
                                                                        der Belastung mit – laufend genauso wie transaktionsbe-
    ■■ Vielzahl von erforderlichen Angaben.                             zogen anfallenden – Verkehr- und Verbrauchsteuern zu
                                                                        umfassen. Je nach Branche und Unternehmenstätigkeit
5. Schlussbemerkung                                                     bestehen hier unterschiedliche Schwerpunkte: Umsatz-
Aufgrund geänderter Rahmenbedingungen lohnt                             steuer (Banken/Versicherungen), Grunderwerbsteuer
es sich, die unternehmensinternen Abläufe und                           (Immobiliengesellschaften), Energieabgaben und sonsti-
Prozesse im Zusammenhang mit der Abwicklung                             ge Verbrauchsteuern (Mineralölsteuer, Kfz-Steuer etc.).
                                                                        Keinesfalls zu vernachlässigen sind hier in Österreich die
von steuerlichen Aufgabenstellungen zu überprü-                         Kapitalverkehrsteuern (Gesellschaftsteuer) und Rechtsge-
fen und – wenn erforderlich – zu verbessern. In                         schäftsgebühren.
der Praxis zeigt sich, dass es für jeden Bereich im                5
                                                                       Bei kapitalmarktorientierten Konzernen kommt der Op-
Tax Controlling Best-Practice-Lösungen gibt, die                       timierung (bzw Normalisierung) der – im IFRS-Abschluss
es – individuell auf die jeweiligen Gegebenheiten                      ablesbaren – Konzernsteuerquote eine gewisse Bedeutung
und Vorgaben, die Unternehmensgröße und Un-                            zu. Die im IFRS-Abschluss ausgewiesene (Ertrag-)Steuer-
                                                                       quote ist jedoch eine Nominalgröße. Liquiditäts- und Zins­
ternehmensstruktur abgestimmt – dem Steuer-                            effekte schlagen sich in dieser Kennzahl nicht nieder. Das
verantwortlichen bedeutet erleichtern, den hohen                       ­alleinige Abstellen auf die im Konzernabschluss ausgewi-
Anforderungen und Vorgaben, mit denen er täglich                        esene (Ertrag-)Steuerquote („effective tax rate“) greift daher
konfrontiert wird, gerecht zu werden.                                   zu kurz. Siehe dazu weiterführend Lühn, Der Einfluss laten-
                                                                        ter Steuern auf die Steuerplanung, KoR 2007, 558.
Anmerkungen
                                                                   6
                                                                        Halwachs/Kumer, Das Management von steuerlichen
                                                                        Aufzeichnungs-. Zahlungs- und Erklärungspflichten – am
1
    Beispielsweise Körperschaftsteuer, deutsche Gewerbe­
                                                                        Beispiel eines EDV-basierten Tools, in: Zöchling, Tax Con-
    steuer, gruppeninterne Quellensteuern bei Gewinnaus­
    schüttungen.                                                        trolling, 43 (46).
2
    Vgl. z. B. § 82 AktG, § 22 GmbHG.
                                                                   7
                                                                        Loose, Tax Management der kapitalmarktorientierten in-
3
    Weiterführend Herms/Leissing, Das Management braucht                ternationalen Unternehmen, Köln 2009, 45.
    ein effizientes Steuercontrolling, in: Zöchling (Hrsg.), Tax   8
                                                                        Zraunig, Tax Reporting: Tipps von Praktikern, in: Zöch-
    Controlling in der Praxis, SWK-Spezial, Wien 2012, 14.              ling, Tax Controlling, 109.

Juni 2012 CFOaktuell                                                                                                                     5
Sie können auch lesen