Zusatzleistungen von Sabbaticals bis zu Obstkörben sollen Mitarbeiter anziehen und binden. Doch beim NUTZEN VON BENEFITS sind viele Unternehmen im ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Trend thema Zusatzleistungen von Sabbaticals bis zu Obstkörben sollen Mitarbeiter anziehen und binden. Doch beim NUTZEN VON BENEFITS sind viele Unternehmen im Blindflug unterwegs. 54 T REND | 26 + 2 7/20 18
Was sind Sie Ihrer Firma wert Von M icha el Schm i d 10.000 2.145 800 Euro Euro Euro pro Kopf und Jahr ist lassen sich Unterneh- jährlich ist der Ge- der Wert der Benefits men im Mittel zusätzli- genwert von Benefits von Geschäftsführern che Goodies für jedes unterhalb der mittle- beim großzügigsten Mitglied ihrer Ge- ren Führungsebene Fotos: Viertel der Firmen. schäftsleitung kosten. und in Expertenjobs. 2 6 + 2 7/2 0 1 8 | T RE ND 55
Trend thema D ie besten Arbeitge- geldwerten Vorteil bringen, meist aber gehörigkeit aufbauen. Im fast benachbar- ber des Landes wis- zudem auch die Zusammengehörigkeit ten BMW-Werk, Vorjahressieger und sen natürlich genau, und das Gemeinschaftsgefühl der Beleg- heuer Gesamtdritter, der im selben regio- dass es zwar auch – schaft stärken und so die Bindung an den nalen Talentepool fischt, zählt etwa ein aber eben nicht allei- Arbeitgeber erhöhen. Sommerkindergarten für Mitarbeiter- ne – auf die Höhe In der trend-Coverstory „Die 300 bes- sprösslinge zu den zusätzlichen Goodies. des Betrags am Ge- ten Arbeitgeber Österreichs 2018“ (trend Einen Kindergarten mit naturwissen- haltszettel an- 13/2018) berichten eine ganze Reihe von schaftlichem Schwerpunkt sowie umfas- kommt, wenn es da- Gesamt- und Branchensiegern von sol- sende Sport- und Gesundheitsangebote rum geht, gute Mit- chen Aktionen: Jahreschampion SKF aus bietet auch Infineon in Villach, Top-Ar- arbeiter zu rekrutieren, längerfristig zu Steyr etwa hat für Mitarbeiter eine Viel- beitgeber der Elektrobranche. Fenster- halten und zu motivieren. Neben einem zahl von Vergünstigungen in Geschäften und Türenspezialist Josko aus dem Inn- mindestens marktüblichen Einkommen der Region ausverhandelt und organi- viertel, Branchensieger Werk- und Bau bieten sie ihren Fachkräften daher meist siert Firmenevents von Skirennen und stoffe, punktet mit einer Palette aus eine Reihe von interessanten Zusatzleis- Tennisturnieren bis zu Kino- und Thea- flexiblen Arbeitszeitmodellen, Mitarbei- tungen an, die teilweise durchaus einen terabenden, die eine starke Zusammen- terevents, Gesundheitsförderung, ergo- Verbreitung klassischer Benefits in Prozent Firmenhandy 98 Firmenwagen inkl. Privatnutzung 97 Betriebsausflug/Firmenfeiern 93 Vorteile aus Unternehmenstätigkeit 79 Essensgutscheine/Kantine 75 „84 Prozent der Betriebliche Altersvorsorge 61 Unternehmen Mitarbeiterkredit/Gehaltsvorschuss 59 Home Office 57 wissen nicht, ob Zuschüsse zu Versicherungen 53 ihr Angebot an Fahrkostenzuschüsse 50 Benefits markt- firmenhan- Zuschüsse zu Gesundheitsvorsorge 41 konform ist.“ Betriebl. Kinderbetreuung/Zuschüsse 25 dy und Dienst- wagen auch zur A L F R ED B ERG E R Privatnutzung Nicht aufgabenrelevante Weiterbildung 24 K IENBAU M sind verbreitets- Quelle: Kienbaum Mitgliedsbeiträge 21 te traditionelle Akteinbeteiligungsprogramme 19 Zusatzleistungen zur monetären Erwerb von Unternehmensaktien 9 Vergütung. Verbreitung innovativer Benefits in Prozent Flexible/anlassbezogene Freistellungen 54 Snacks/Getränke am Arbeitsplatz 43 Sabbaticals 40 Onboarding-Paket z. B. Wohnungsvermittlung 31 Sport-, Fitness-, Massageräume 31 Mehrtägige Events/Firmenreisen 20 flexible Leasing zu Firmenkonditionen 19 freistellun- gen wie Sab- Steuer- und Rechtsberatung 12 baticals sind be- Liege-, Erholungsräume 9 reits recht verbreitet, man- Quelle: Kienbaum Firmenfahrrad 0 che andere Leis- Firmentablet 0 tung wird kaum oder gar nicht Unternehmenswohnung 0 angeboten. 56
HORNBACH: Mit Anfang Juli bekommen alle Mitarbeiter der deutschen Baumarkt- kette Hornbach in Österreich ab einem Jahr Firmenzuge- hörigkeit die – ansonsten zwischen den Sozialpartnern umstrittene – sechste Urlaubswoche. „Davon profitieren 1.600 Beschäftig- te“, so Geschäftsführer Stefan Goldschwendt. AK-Präsidentin Renate Anderl (Mitte) sieht ihre Forderung bestätigt. nomischer Arbeitsplatzgestaltung, Kin- ternehmen gelingt, die richtigen Leute die Zusatzleistungen in zwei Gruppen: derbetreuung im Sommer, Betriebsres- für freie Stellen zu bekommen oder nicht. einerseits klassische Benefits wie Firmen- taurant und betrieblicher Altersvorsorge. wagen, Essensgutscheine oder Betriebs Die Beispiele geben eine Ahnung von marktübliche goodies Um einen ausflug und auf der anderen Seite innova- den vielfältigen Möglichkeiten, Mitarbei- Überblick zu gewinnen, was in dieser tive Goodies wie flexible Freistellungen tern solche über die monetäre Vergütung Hinsicht überhaupt angeboten wird, hat und Sabbaticals, Sport- und Fitnessange- der Arbeit hinausreichende Zusatzleis- die Personal- und Managementberatung bote, Onboardingpakete für Newcomer tungen, sogenannte Benefits, anzubieten, Kienbaum die erste flächendeckende Un- und alle möglichen anderen denkbaren um sich so als attraktiver Arbeitgeber zu tersuchung zum Benefit-Portfolio in hei- Sachen, die bei Mitarbeitern einen positionieren. Kürzlich nutzte auch die mischen Betrieben durchgeführt. 102 „Wow-Effekt“ auslösen sollen. „Ich dach- Baumarktkette Hornbach die Gelegen- Unternehmen haben sich daran beteiligt, te eigentlich, dass gemeinsame soziale heit, sich positiv von Mitbewerbern abzu- geografisch schwerpunktmäßig in Wien, Erlebnisse eine größere Rolle spielen heben, indem sie ihren Mitarbeitern nach Nieder- und Oberösterreich angesiedelt würden. Aber da sind die Unternehmen einem Jahr Betriebszugehörigkeit eine und mit 250 bis 1.000 Beschäftigten. 70 offenbar zurückhaltend und das Angebot sechste Urlaubswoche einräumte. Prozent von ihnen erwarten explizit, dass ist insgesamt eher traditionell und kon- In der aktuell guten Konjunkturlage die Bedeutung des Themas Benefits stei- ventionell“, fasst Experte Berger die Da- mit sinkenden Arbeitslosenzahlen und gen wird. ten zur Verbreitung der verschiedenen steigendem Fachkräftebedarf können die Kienbaum-Principal Alfred Berger, Benefits zusammen (s. Grafik links). richtigen Extras zum Gehalt der ent- der gemeinsam mit Amir Ali Azarnia für Firmenhandys und Firmenwagen gibt scheidenden Faktor dafür sein, ob es Un- die Studie verantwortlich zeichnet, teilt es so gut wie in jeder Firma. Letztere Bedeutung von Benefits: Eher ein emotionaler als finanzieller Faktor Sach- Lower Middle Senior Top bearbeiter Spezialisten Management Management Management Management Barvergütung gesamt 42.000 € 61.000 € 85.000 € 113.000 € 151.000 € 253.000 € Grundvergütung 91 % 86 % 83 % 80 % 72 % 69 % Variable Vergütung 4% 8% 10 % 14 % 18 % 23 % Quelle: Kienbaum Dienstwagen - 2% 4% 4% 8% 7% Fotos: Benefits 5% 4% 3% 2% 2% 1% 2 6 + 2 7/2 0 1 8 | T RE ND 57
Trend thema allerdings, wie eine spezielle Erhe- Hälfte zum Standard. Das gilt auch für ßen. Auch Onboarding-Pakete für neue bung dazu zeigte, meist nur für die Füh- flexible oder anlassbezogene Freistellun- Mitarbeiter, etwa Hilfe bei Wohnungssu- rungsetage (s. Seite 61). Kinderbetreuung gen. Sabbaticals sind ebenfalls schon che und Umzug, sind im Kommen. Por- oder Zuschüsse dafür bieten hingegen recht verbreitet. Tendenz steigend, denn sche Informatik versucht damit etwa ge- zwar viele preisgekrönten Top-Arbeitge- das ist jene Benefit-Leistung, über deren rade, dringend gesuchten internationalen ber an, auf breiter Front tut das aber nur Einführung derzeit in den Personalbüros IT-Absolventen die Übersiedlung nach jedes vierte Unternehmen. Dafür gehört am häufigsten nachgedacht wird – die Salzburg schmackhaft zu machen. Arbeiten von zuhause bei mehr als der anspruchsvolle Generation Y lässt grü- Mögen viele Benefits durchaus auf mehr Flexibilität vor allem in zeitlicher Hinsicht abzielen, bei der Gestaltung ih- res Benefit-Portfolios zeigen sich heimi- sche Unternehme eher unflexibel. Nur vier Prozent ermöglichen ihren Mitarbei- tern die Auswahl für sie passender Leis- tungen aus einem Gesamtpaket. Berater, Professoren und Medien hatten vor eini- gen Jahren viel Positives über dieses als „Cafeteria-System“ bekannte Modell pu- bliziert. „Bei uns ist das offenbar ein Phä- nomen der Theorie und der Literatur ge- blieben“ resümiert Berger. In einer von Kienbaum organisierten Runde von Per- sonalexperten fallen zu dem Thema Wortmeldungen von „administrativer Aufwand“ über „steuerliche Problematik“ bis „Mitarbeiter waren sich nicht einig, was sie brauchen und wollen“. Laut Um- frage ist das größte Hindernis bei der Umsetzung flexibler Benefit-Portfolios die fehlende Priorisierung des Themas durch die Geschäftsleitung. In Deutsch- Saubermacher: „Helping Hands“ für Mitarbeiter in Not land und der Schweiz setzen hingegen immerhin ein Fünftel der Unternehmen kollegen waren erst nach Unfällen oder hilft mit Kontakten bereits Cafeteria-Systeme ein. verwundert, dann betrof- und Terminen. fen: Sie hatten mitbekommen, kosten-nutzen-rechnung Wenn dass einer der ihren offenbar im Auto der sozialen streuung der schon nicht besonders flexibel, so sind die übernachtete. Es stellte sich heraus, Belegschaft vom Headquarterjob bis Benefit-Angebote vieler österreichischer dass er tatsächlich seine Wohnung zum Mitfahrer am Entsorgungsfahr- Unternehmen doch in sich stimmig. Sie verloren hatte und obdachlos war. zeug entspricht auch die Breite der passen also zum Unternehmen und den „Wir haben das um zehn Uhr vormit- Palette an Benefits bei Saubermacher. Bedürfnissen seiner Mitarbeiter. Das ist tags erfahren, um 14 Uhr hatten wir ein Ehrungen und Gutscheine für unfall auch ein gemeinsamer Nenner der hier Zimmer für ihn organisiert“, berichtet freie Fahrer zählen dazu ebenso wie vorgestellten Fallbeispiele (s. Kästen), Harald Gorucan, Leiter des Personal- der „Windelhunderter“ für Jungeltern, wiewohl die Schwerpunkte da in einer managements bei Saubermacher, von Zuzahlungen zu Mittagessen, Weih- Steuerberatungskanzlei durchaus anders der schnellen Hilfe durch die Firma. nachts- und Jubiläumsgeschenke, gelagert sind als in einem Handelsunter- Für solche Fälle gibt es bei Sauberma- Grillfeste und Skitage. Ein regelmäßi- nehmen oder einem Entsorgungsbetrieb. cher „Helping Hands“, einen Verein, ges Karenzfrühstück erhält den Eine weitere Gemeinsamkeit: Alle von gegründet, um der Belegschaft Kontakt zwischen Unterneh- ihnen fördern und sponsern gemeinsame Halt und Hilfe in Notlagen und men und karenzierten Müttern Aktivitäten unter Kollegen, die zur Stär- schwierigen Lebenssituationen zu und Vätern. „Frisches Obst, kung des sozialen Zusammenhalts und geben. Eine Art interne NPO, Tee und Kaffee sind bei uns somit auch der Identifikation mit dem getragen von Mitarbeitern selbst frei“, ergänzt Gorucan und Unternehmen beitragen. als Aktivisten und Spendern. berichtet vom Pilotprojekt in In der Kienbaum-Umfrage nennen die Der Verein kümmert sich der Zentrale: Ein Mediziner Firmen als die drei wichtigsten Ziele der etwa um Schuldnerbe- bietet dort Schwer- Benefit-Programme: Motivation der Mit- ratungen, Medikamente punktaktionen wie arbeiter, Erhöhung der Attraktivität als für Angehörige, Hautcheck, Sehtests Arbeitgeber und Mitarbeiterbindung. Sie Therapie- und Reha- oder Impfpass-Check für lassen sich das auch etwas kosten – plätze, Hausumbauten die ganze Familie an. durchaus hierarchisch gestaffelt, was na- türlich die Ballung der Dienstwagen in harald gorucan, Leiter Konzern Personalmanagement bei Saubermacher: 58 T REND | 26 + 2 7/20 18 „Soziale Verantwortung liegt in der DNA von Saubermacher.“
TPA: Von Ausbildung und Obst bis Wuzelturnier aus- und weiterbil- dung hat für Mitarbeiter von Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien stets hohe Priorität. So auch bei TPA (550 Mitarbeiter und 12 Niederlassungen in Österreich; mehr als 1.200 Mitarbeiter an 27 Standorten in elf Ländern in der TPA Gruppe). Nicht nur für die Berufsanwärter, für die es neben dem obligaten Programm der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer zusätzliche interne Angebote gibt, sondern für alle Tätigkeitsbereiche von Lohnver- rechnern, Buchhaltern, Bilanzbuch- haltern bis zu Teamassistenten organisiert TPA regelmäßig Events zum fachlichen Update. Referieren etwa Experten aus dem eigenen Haus zu speziellen Steuerfragen, können sich TPA-Standorte per Videokonferenz zuschalten. „Die Ausbildung zum Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer fällt oft mit dem Alter zusammen, in dem Kinder und Familie kommen“, sagt Managing Partner Leopod Kühmayer. „Flexible Arbeitszeitmodelle für die Vereinbar- keit sind daher allen wichtig.“ Auch vor Prüfungen oder für Wiedereinstei- ger gibt es passende Teilzeitmodelle. leopold kühmayer, Managing Partner TPA: „Bereiche haben jeweils eigene Budgets für gemeinsame Aktivitäten. Wir fahren heuer nach Reichraming und unternehmen eine Floßfahrt.“ gesundheit und gemeinsame Aktivitäten sind weitere Schwer- den oberen Führungsetagen widerspie- her gar nicht wissen.“ Und weiter: „Fir- punkte im Benefit-Angebot, das gelt: Bei Geschäftsführern betragen die men nehmen für Benefits recht viel Geld Jobinteressenten auf der Website Kosten aller Zusatzleistungen im Mittel in die Hand, die Treffsicherheit ist aber finden. Das beginnt mit Obst- und 2.125 Euro jährlich. Spitzenwerte kön- meist nicht nachvollziehbar.“ Im Hin- Grünzeugversorgung am Arbeits- nen aber auch im fünfstelligen Bereich blick auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis platz. TPA sponsert auch die liegen. Ab der mittleren Führungsebene gibt Kienbaum den Personalverantwort- Teilnahme an Laufevents oder bis zu den Referenten sinkt der Aufwand lichen jedenfalls folgende Erkenntnisse Training von Mitarbeitern vor einem dann auf immerhin auch noch 600 bis an die Hand: Fußball- oder Badmintonturnier. Zu 800 Euro, die Arbeitgeber pro Kopf und Der Schlüssel für positive Wirkungen letzterem lud zu Pfingsten der Jahr springen lassen. Dort entspricht das liegt darin, Benefits anzubieten, die von TPA-Standort Bratislava. Der bis zu fünf Prozent der gesamten Jahres- den Mitarbeitern als wichtig erachtet Schulungsraum wird regelmäßig bezüge. In höheren Hierarchieebene werden. Schauplatz von Gymnastik-, Rücken- nimmt der Anteil der neben dem Dienst- Unabhängig davon, welche Kosten da- fit- und Yogastunden, die im Intranet fahrzeug gewährten Zusatzleistungen für anfallen, erhöht das bloße Angebot ausgeschrieben werden. dann im Verhältnis zur Cash-Vergütung von Zusatzleistungen nicht unbedingt Absolutes Highlight ist aber das stetig ab (siehe Tabelle und Grafik S. 57 das Engagement der Mitarbeiter für die ebenfalls im Schulungsraum ausgetra- unten). Organisation. gene Wuzelturnier, das alljährlich neue Erstaunlich für Berger: „Die Mehrheit Wenn der Wert, den Arbeitnehmer den Teilnehmerrekorde verzeichnet. TPA der Befragten schätzt ihr Benefit-Ange- gewährten Benefits zuschreiben, nicht organisiert dafür die Tische und sorgt bot zwar als marktkonform ein. Das ist mindestens der Investition entspricht, auch Stärkung an einem Buffet für die aber nur ein Bauchgefühl, denn 84 Pro- die der Arbeitgeber getätigt hat, ver- Mannschaften und ihre Fans. Fotos: zent messen das nicht und können es da- schwendet er Geld. 2 6 + 2 7/2 0 1 8 | T RE ND 59
Trend thema dm: Sinngebung und vielfältige aktivitäten bei dm: Aktion für Rückengesundheit vor Ort in Arbeitssituation; Netz- werktreffen Jobsharing; Mitarbeiterinnen betreuen an Zwickeltagen Kinder von Kolleginnen (v. l.) Entwicklung als Benefits Ein Personalchef in der Kien- baum-Runde bringt das Dilemma der benefit-strategie haben Firmen mit den Benefits auf den Punkt: wir eigentlich keine“, sagt „Viele davon sind keine Motivatoren Bereichsmanager Tobias mehr, sondern zu Hygienefaktoren ge- Höglinger über sein Unternehmen, worden, die als selbstverständlich voraus- die Drogeriemarktkette dm: „Wir gesetzt werden. Mit einer Kantine brau- wollen ein attraktives, faires Gehalt che ich nicht um Mitarbeiter werben.“ bezahlen. Aber um Verbundenheit Und fragt seine Kollegen dann: „Aber ha- und Motivation zu erreichen, gehen ben Sie einmal versucht, althergebrachte wir andere Wege.“ Marktübliche Benefits zu streichen.“ Reaktion: allge- Mitarbeiterrabatte in dm-Friseur- meines Augenrollen. und Kosmetikstudios gibt es zwar, Berger fasst die Stimmung im Hin- ansonsten setzt man jedoch nicht blick auf Benefits als Motivationsfakto- auf monetäre Benefits. Sondern auf ren zusammen: „Es gehört sich einfach. Entwicklungs- und Gestaltungsmög- Jeder bemüht sich, aber jeder jammert lichkeiten. Lehrlinge werden auf dem auch, dass man einfach nichts recht ma- Weg zur Matura sowie durch chen kann.“ Bericht eines Praktikers: Workshops auch zu Persönlichkeits- „Wir haben eine Kantine eingerichtet. entwicklungsthemen unterstützt. Erste Reaktion war eine Beschwerde, Und es gibt eine interne Traineraus- dass es dort kein veganes Menü gibt.“ bildung, denn Trainings werden bei dm nicht von externen Coaches, passgenaue benefits Passgenauer sondern von eigenen Mitarbeitern durchgeführt. und für alle Beteiligten befriedigender läuft es dort, wo Firmenleistungen quasi Mehr als Spaß im Schnee automatisch perfekt zu den Bedürfnissen blue tomato, vor 30 Jahren zur familienfreundlichkeit gilt von Mitarbeitern passen. Etwa die un- in Schladming gegründet, ist die Regel, dass Filialmitarbeiterinnen umgänglich notwendige laufende Weiter- heute Omnichannel-Retailer spätestens Mitte des Vormonats ihre bildung in der Steuerberatung und Wirt- für Snowboard, Freeski, Skate und Dienstzeiten im nächsten Monat schaftsprüfung. Oder dort, wo weniger Surf mit über 500 Mitarbeitern und 34 wissen müssen. Höglinger: „Manche materielle Vorteile als der soziale Zusam- Shops in drei Ländern. „Benefits waren Filialleiter lassen die Kolleginnen menhalt betont wird, wie bei Sauberma- in den Anfängen snow- und sportlastig, selbst den Dienstplan machen.“ An cher. Oder wo Sinn der Arbeit und per- mit dem zweiten Headquarter in Graz größeren Standorten wie der Zentrale sönliche Weiterentwicklung im Mittel- und dem Wachstum mit Cityshops sind in Wals und dem Verteilzentrum Enns punkt stehen, wie bei dm. sie jetzt zielgruppen- und standortspe- werden Kinder an schulfreien Perfekter Fit von Benefits funktioniert zifischer“, so Ulrike Howson, Head of Zwickeltagen von Kolleginnen der auch über die Unternehmenskultur, etwa HR. Zu Basics wie Mittagessen, Obst arbeitenden Mütter betreut. Die setzen wenn Sportapp-Anbieter Runtastic für oder privater Handynutzung kommen dafür den von der Firma eingeräumten seine Mitarbeiter die Nenngelder für die Benefits, die Lifestyle und Spirit der „Mehr vom Leben-Tag“ für soziales Teilnahme an Wettkämpfen bezahlt. Firma unterstützen wie geförderte oder gesellschaftliches Engagement Auch Boardsportspezialist Blue Tomato Saisonkarten, Surfcamps oder ein. Ziel- und Planungsprozess laufen ist ein dynamisches Unternehmen, des- Mitarbeiterkonditionen für Produkte auch bottom up unter Einbindung der sen Sportfokussierung sich in Zusatzleis- sowie gemeinsame Erlebnisse mit Filialen, deren Verantwortung tungen widerspiegelt, die Mitarbeitern Funfaktor. Auszeiten – seit kurzem sind gestärkt werden soll. Auch das ist geboten werden. Zum Benefit kann vieles bis zu acht Wochen möglich – werden eingebettet in die Philosophie des werden, ohne viel zu kosten, wenn es nur gerne für längere Surfreisen genutzt. Unternehmens, in der Arbeit Sinnstif- den Nerv der Belegschaft trifft. Jedem Und Gleitzeit nehmen Mitarbeiter tung sowie persönliche Weiterent- Tierchen sein Pläsierchen, heißt es etwa durchaus ganz wörtlich: „Bei Neu- wicklung – auch und gerade im im Wiener Büro von Xing: Dort freuen schnee können Büros in Schladming Kontakt mit Kunden – zu erleben. sich Mitarbeiter, dass sie Hunde mit in schon mal recht leer sein“, so Howson. Fotos: die Arbeit bringen dürfen. 60 T REND | 26 + 2 7/20 18
markenpräferenzen. Der Außendienst fährt vorwiegend VW (l.), Geschäftsführer sind mehr auf Audi unterwegs (r.) Firmenwagen: Statussymbol der Führungseliten anspruch auf firmenwa- Dass der Zweck von Firmenwagen Kienbaum-Experte Alfred Berger fragt gen haben in Österreich laut neben der Beförderung auch immer noch sich da: „Warum so restriktiv? Durch einer separaten Erhebung von in der Betonung von Statusunterschieden Eigenleistungen ein Fahrzeug mit Kienbaum in Kooperation mit dem liegt, offenbart ein Vergleich der in den persönlicher Wunschausstattung zu Forum Personal im ÖPWZ flächende- Firmen vorgesehenen Anschaffungsbud- bekommen, das birgt doch großes ckend nur Geschäftsführer (99 Prozent) gets. Im Mittel wird Geschäftsführern ein Motivationspotenzial.“ sowie die obere Führungsebene (88 Gefährt im Gegenwert von 60.000 Euro Prozent). Im mittleren Management zugestanden, operative Führungskräfte markenwahl Auch im Hinblick auf die sinkt der Anteil der Berechtigten auf 44 sowie Referenten – soweit sie überhaupt Markenauswahl gibt es den meisten Prozent. In der operativen Führungs Anspruch haben - und selbst Außen- Unternehmen recht rigide Vorgaben, die ebene fährt nur mehr jeder dritte Mana- dienstler müssen mit ziemlich genau der auf der allgemeinen Einkaufspolitik oder ger auf Firmenkosten und bei den Hälfte ihr Auslangen finden. In der oberen speziellen Händlerkonditionen beruhen. Inhabern von Experten- oder Referen- Führungsebene können immerhin 40 Und auch hier gibt es hierarchische tenpositionen nicht einmal jeder Fünfte. Prozent dieses Firmenbudget durch Unterschiede: In der Geschäftsleitung Eine Sonderstellung unter allen einen Eigenanteil aufstocken, um so ein und oberen Führungsebene dominiert Bereichen kommt natürlich dem höherwertiges Fahrzeug zu erhalten. Im Audi unter den vorgeschriebenen Außendienst zu, wo 84 Prozent der Außendienst gestehen die Firmen das Marken, für untere Kader wird eindeutig Mitarbeiter im Firmenwagen reisen. nur jedem dritten Vertriebsmann zu. VW bevorzugt (s. Tabelle). Mittlere Anschaffungsbudgets und Markenvorgaben der Firmen Geschäfts- obere mittlere operative Spezialisten & führung Führungsebene Führungsebene Führungsebene Referenten Außendienst Budget (Median) 60.000 € 45.000 € 35.000 € 32.500 € 30.000 € 30.000 € Vorgaben nach Marken Audi (35 %) Audi (25 %) VW (23 %) VW (26 %) VW (29 %) VW (24 %) BMW (32 %) VW (19 %) Audi (18 %) Skoda (22 %) Skoda (18 %) Skoda (18 %) VW (20 %) Skoda (14 %) Skoda (18 %) Audi (15 %) Opel (18 %) Opel (14 %) Mercedes (9 %) BMW (13 %) BMW (13 %) Opel (11 %) Ford (14 %) BMW (12 %) Mercedes (7 %) Opel (8 %) BMW (11 %) Audi (11 %) Ford (12 %)
Sie können auch lesen