Das Universum vor 100 Jahren - Max Camenzind - Würzburg 2017 - LSW Heidelberg

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Das Universum vor 100 Jahren - Max Camenzind - Würzburg 2017 - LSW Heidelberg
Das Universum vor 100 Jahren

    Max Camenzind – Würzburg - 2017
Das Universum vor 100 Jahren - Max Camenzind - Würzburg 2017 - LSW Heidelberg
Nachtrag – der Tycho Krater
Das Universum vor 100 Jahren - Max Camenzind - Würzburg 2017 - LSW Heidelberg
Nachtrag
Tycho ist ein Krater
auf dem Mond, der
von Giovanni
Riccioli (Jesuit)
(1598 – 1671)
nach dem
dänischen
Astronomen Tycho
Brahe benannt
wurde. Er ist einer
der bedeutendsten
Mondkrater.
Riccioli war im
Gefolge von
Aristoteles und
Ptolemäus ein
Verfechter des
geozentrischen
Weltbilds.
 Publizierte den
Neuen Almagest
mit Mondkrater
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Aktuell Jupiter Südpol mit JUNO/NASA
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Übersicht Milchstraße
•   Geschichte der Entdeckungen
•   Das „Multiversum“ von Thomas Wright
•   Messiers Nebelkatalog von 1784
•   Milchstraße von William Herschel
•   Kapteyns Universum von 1920
•   Shapleys Universum ist viel zu groß
•   Die moderne Vermessung der Milchstraße
•   Rotation und Dunkle Materie
Das Universum vor 100 Jahren - Max Camenzind - Würzburg 2017 - LSW Heidelberg
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Via Lactea Milchstraße / Salvador Dali
Das Universum vor 100 Jahren - Max Camenzind - Würzburg 2017 - LSW Heidelberg
Das Universum Milchstraße
Fixsterne in einer flachen Scheibe, rotiert
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Stationen Zeitgeschichte Milchstraße
~ 700 BC griechische Mythologie: ``neblig'', ``milchig''
1609      Galileo Galilei: Teleskop, Auflösung in Einzelsterne
1750      Thomas Wright: Diskusscheibe
1755      Immanuel Kant: ``Welteninseln'', ähnlich wie Sonnensystem
1770      Charles Messier: Systematische Suche nach Nebelflecken
1785      Wilhelm Herschel: Sternzählungen, ``star gauging'', erste Kartierung
1850      Lord Rosse: rotierende Spiralen und elliptische gestaltlose Nebel
1888      Johan Dreyer: Erstellung der umfangreichen Kataloge NGC und IC
1915      Jacobus Kapteyn: Stellarstatistik, Sterndichte wie in einem Sternhaufen
1920      Harlow Shapley: Kugelsternhaufen, Zentrum 15 kpc entfernt (tats. 8,0 kpc)
1925      Robert Trumper: zahlreiche unsichtbare Gas- und Staubwolken, Absorption
1927      Bertil Lindblad: kinematisches Modell; Spiralarme
1949      William Morgan: Verteilung von OB-Assoziationen und junge Sternhaufen;
Spiralarme
1951      Radioastronomie: komplette Kartierung mittels 21-cm-Linie
1974      dynamisches Modell: Rotationskurven, dunkler Halo, dunkle Materie
1989     Hipparcos: Positionsmessung, Modell der Sonnenumgebung
1990     Infrarot-Astronomie: Balken; zentrale Scheibe; Schwarzes Loch
2014 – 2019 Gaia Vermessung 1 Mrd. Sterne
Thomas Wright
  Göttliches Auge
Nachdem Galileo Galilei mit
seinem Fernrohr die vielen
Einzelsterne der Milchstraße als
solche erkennen konnte, waren
die Augen der Astronomen auf
die Form der Milchstraße
gerichtet. Teilweise wird
Wilhelm Herschel mit der
erstmaligen Beschreibung der
flachen Form der Milchstraße in
Verbindung gebracht, aber es ist
bekannt, dass Thomas Wright
von Durham (1810 - 1877) den
ersten wissenschaftlichen
Beitrag zum Verständnis der
Milchstraße erbracht hat.
Thomas Wright von Durham (1711-1786), der in England in
Byers Green geboren wurde, interessierte sich früh für die
Astronomie und beschäftigte sich insbesondere mit der
Kosmologie. 1750 hat er sein bedeutendstes Werk „An original
Theorie, or new hypothesis of the universe“ veröffentlicht,
welches in 9 Briefen strukturiert ist. In diesem Werk versucht
er seine Überzeugung bezüglich der Existenz Gottes mit
physikalischen Argumenten zu stützen. Damit verfolgte er
einen physikotheologischen Ansatz wie vor ihm z. B. Johann
Jakob Scheuchzer. Wright stellt sich die Milchstrasse als Teil der
Sphäre der Sterblichkeit vor, welche sich um ein
übernatürliches, göttliches Zentrum dreht. Daneben soll es
nach Wrights Vorstellung unzählige weitere Kugelförmige,
bewohnte und unbewohnte Systeme wie das Unsere geben,
immer mit einem göttlichen Zentrum, welches in seinen
Abbildungen stets mit einem Auge symbolisiert wird.
Das „Multiversum“ des Thomas Wright

Unzählige Welten im Universum mit ihrem jeweils göttlichen Mittelpunkt (Augensymbol)
Immanuel Kant (1724-1804) hätte sich wohl kaum auf diese fantastischen
Ideen Thomas Wrights eingelassen. Doch den Philosophen, der sich wie
Wright mit kosmologischen Fragestellungen beschäftigte, beeindruckte
Wrights Erklärung zur Erscheinungsform der Milchstrasse. Dieser erkannte
nämlich, dass das helle Band am Himmel ein perspektivischer Effekt ist, der
sich ergibt, wenn sämtliche Sterne auf einer Ebene liegen und der
Beobachter mitten drin entlang dieser Ebene schaut. Kant überzeugte diese
Erklärung dermassen, dass er sie weiterentwickelte und 1755 in seinem
Werk „Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels“ unter
Nennung von Thomas Wright als den Begründer der „Scheibentheorie“
publizierte.

Thomas Wright wurde in der damaligen Zeit wenig rezipiert und seinen
Werken wurde kaum Bedeutung zugemessen. Allerdings hatte auch Kant
damals nicht die Aufmerksamkeit, die ihm heute zukommt. Dass Thomas
Wright seinen Platz in der Geschichte der Astronomie gefunden hat, ist nur
Immanuel Kant zu verdanken, der über eine Rezension in der Hamburger
Zeitschrift „Freye Urtheile und Nachrichten zum Aufnehmen der
Wissenschaften und der Historie überhaupt“ (Bd. 8 von 1751) auf Wrights
Idee aufmerksam wurde.
Charles Messier
  (1730-1817)

  1774 1. Katalog
 100 Nebel-Objekte
  1781 2. Katalog
Messiers Grundüberlegung:
Welches Objekt ist kein Komet?

Komet Garradd und Messier 15 / APOD 6.8.2011
Wikipedia: Charles Messier ist im Jahre 1730 in Lothringen geboren. Er wuchs dort
in einer wohlhabenden Familie auf. Erstes astronomisches Interesse erweckten in
ihm eine Kometenbeobachtung im Jahre 1744 und die Sonnenfinsternis des Jahres
1748. Im Jahre 1751 kam er als Gehilfe an das Observatorium der Marine, das in
Paris in einem Turm des Hotel de Cluny untergebracht war. Messiers erste größere
astronomische Aufgabe war die Suche nach Kometen, und hier insbesondere des
Halleyschen Kometen, dessen Wiederkehr er am 21. Januar 1759 entdeckte.
Zuletzt war dieser periodisch wiederkehrende Komet 1682 gesehen worden.
Bei seiner neuen Leidenschaft, die ihn fortan fesseln sollte, der Kometensuche, stieß
er im Jahre 1758 erstmals auf ein nebelartiges Objekte, das er anfänglich und
irrtümlich für einen Kometen hielt. M1, also Messier-Katalog Nr. 1, das erste Objekt
seines Kataloges, bildete den Anfang einer Katalogisierung nebelartiger
Himmelsobjekte, die er systematisch suchte oder auch zufällig fand.
Messiers Absicht war es, diese Objekte zu erfassen, weil man man sie irrtümlich für
Kometen halten konnte.

Messier war als Kometensucher überaus erfolgreich. Er brachte es zu seinen
Lebzeiten auf 44 Kometen. Davon entdeckte er selbst 21 und bemühte sich auch, ihre
Bahnen über möglichst lange Zeiträume zu dokumentieren.
Messiers erster Katalog erschien mit 45 nebelartigen Objekten im Jahre 1774, in
einer zweiten Version war er 1780 auf 68 und ein Jahr später auf 103 Objekte
angewachsen, posthum wurde er nach Messiers Aufzeichnungen auf 110 Objekte
erweitert.
Die Messier Gallerie
Messiers
  Nebel-
 objekte
     
 Kugelstern-
   haufen
   Offene
Sternhaufen
Planetarische
    Nebel
Sternbildung
 Supernovae
 Spiralnebel
Leviathan of
Parsonstown
 Gebaut 1845
   1,8 Meter
Spiegelteleskop
 Metallspiegel
Robert French - Lord Rosse's Telescope, Leviathan, Birr Castle, Aufnahme ca. 1880
Drawing of the ‘spiral nebula’ M51. This is an observation by Lord Rosse, drawn
in 1845 using the 72-inch Birr Telescope at Armagh Observatory in the UK.
Hubble-Aufnahme von Messier 51
Sir William Herschel
                                   (1738-1822)

                1781 Katalog        Zählte die Sterne
18” Reflector
                1000 Objekte         der Milchstraße
Wilhelm Herschel – Milchstraße 1785

William & Caroline Herschel (1785):
 Counted stars along 683 lines of sight using their 20-foot long, 19-inch
diameter telescope.
 Assumed that stars are uniformly distributed through space, and do not extend
beyond the edges of the Milky Way.
 Assumed that their telescope could resolve all stars within the boundaries of
the Milky Way.
IR
Jacobus Cornelius Kapteyn 1851-1922

Jacobus Cornelius Kapteyn (* 19.1.1851; † 18.6.1922 in Amsterdam) war ein nieder-
ländischer Astronom. Er gilt als Entdecker der Rotation der Milchstraße, Uni Groningen.
 Kapteyn hatte kein eigenes Observatorium zur Verfügung, spezialisierte sich aber auf
die Auswertung von Fotoplatten, insbesondere vom Südhimmel, 454.000 Sterne.
 Schätzte Distanzen über Parallaxen & Eigenbewegungen von nahen Sternen ab.
 Vernachlässigte jedoch interstellare Extinktion (Sterne erscheinen schwach, da sie
weit entfernt sind, jedoch nicht infolge der interstellaren Absorption des Sternenlichts).
Shapley nutzte Kugelsternhaufen unter der Annahme:
                         They were uniformly located above & below the Milky Way.
                         They were concentrated on the sky toward Sagittarius.

Sketch based on Shapley's original data, uncorrected for interstellar absorption. The
Sun is located at the center of the axes (looking roughly side-on), and the center of
the Milky Way inferred by Shapley is marked by the red X.
Shapley´s Resultate von 1921
 Die Kugelsternhaufen bilden ein Subsystem der
Milchstraße, das um die Milchstraße zentriert liegt.
 Die Sonne ist 16 kpc vom Zentrum der
Milchstraße entfernt.
 Die Milchstraße hat die Form einer flachen
Scheibe mit einem Durchmesser von 100 kpc.

Diese Folgerungen waren im Wesentlichen korrekt,
jedoch viel zu groß:
 Shapley hat die interstellare Absorption
vergessen.
 Damit sind die Distanzen zu gewaltig ausgefallen.
Die Vermessung der Milchstraße
         Distanzen der Sterne

Astronomische Einheiten   Parsec
1 pc = 206.265 AE
Die Sternparallaxe  endliche Distanz
Geschichte der Sternparallaxen

 Gaia (ESA, 2014 – 2019)  fast die gesamte Milchstraße
Entwicklung Vermessung Milchstraße
    Astrometrische Genauigkeit
Gaia vermisst rund 1 Milliarde Sterne
Die Astrometrische Genauigkeit Gaia

                     10 µas

   1 mas = 1 Milli-Bogensekunde; 1 µas = 1 Mikro-Bogensekunde
Milchstraße  300 Mrd. Sterne
   nur knapp 1% mit Gaia erfasst

Grafik: Gaia/ESA
Erste Gaia-Karte Milchstraße 2016
Auch die Magellanschen Wolken, Andromeda
 und Kugelsternhaufen sind noch sichtbar
Unsere nächsten Nachbarn

         Brauner Zwerg   Braune Zwerge

Grafik: Wikipedia
Die nächsten Sternsysteme < 9 LJ
Die nächsten Sternsysteme < 16 LJ

Grafik: marspages.eu
Nachbarsterne der Sonne < 20 LJ
 Bestimmen Sie die mittlere Sterndichte [# pro pc³]  0,1/pc³
Das Universum Milchstraße heute
Die Milchstraße im Infraroten
100.00 Lichtjahre
Seitenansicht der Milchstraße: OGLE Bulge RR Lyrae Sterne (rote Punkte),
planetarische Nebel (schwarze Punkte) und Kugelsternhaufen (blaue Punkte)
in Galaktischen Koordinaten.
Wir leben in einer rotierenden Scheibe
   Warum merken wir diese Rotation nicht?
                                   Spiral-
                                   Arme
                                  Galaktisches
                                  Zentrum

     Sonne

               8000 Parsec
Die Rotationskurve der Milchstraße
M(R
Dunkle Materie bestimmt die Rotation
Wir sind eingebettet in Dunklen Halo
 Ausdehnung ~ 160 kpc, Masse ~ 1012 MS

                                            Dunkler Halo
      Exploration
      ExoPlaneten

                              Milchstraße

                    160 kpc
Aktuelles
 Modell
 Milch-
 straße
Als Vergleich – Messier 81
Der Himmel über uns in 4 Mrd. Jahren
 Andromeda & Milchstraße verschmelzen
Der Himmel über uns in 6 Mrd. Jahren
 Die Sonne stößt planetarische Nebel ab
      und endet als Weißer Zwerg
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