Daten und Fakten zum deutschen Forschungs- und Innovationssystem - Bundesbericht Forschung und Innovation 2022
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Daten und F akten zum deutschen Forschungs- und Innovationssystem Bundesbericht F orschung und I nnovation 2022
KAPITEL 1 Inhaltsverzeichnis 1 Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 2 1.1 FuE-Ausgaben .................................................................................................................................................................. 4 1.2 FuE-Personal .................................................................................................................................................................. 24 2 Resultate von Forschung, Entwicklung und Innovation 34 2.1 Ausgewählte Outputindikatoren................................................................................................................................ 36 2.2 Internationale Indikatorensysteme........................................................................................................................... 46 Anhang 52 Tabellen.................................................................................................................................................................................. 52 Glossar.................................................................................................................................................................................... 90 Abbildungsverzeichnis........................................................................................................................................................ 94 Verzeichnis der Infoboxen ................................................................................................................................................. 95 Tabellenverzeichnis ............................................................................................................................................................. 96 Impressum 97
1 Auswirkungen der COVID-19- Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung Die COVID-19-Pandemie hat auch das deutsche Forschungs- und Innovationssystem unvermittelt getroffen. Gleichzeitig hat die Pandemie die Wissenschafts- und Forschungscommunity in Deutschland und weltweit in kür- zester Zeit mobilisiert. Die Auswirkungen spiegeln sich in zentralen Kennzahlen wider. Die deutsche Wirtschaft hat 2020 ihre FuE-Ausgaben zurückgefahren. Gleichzeitig wurden durch Bund und Länder mehr öffentliche Mittel für FuE bereitgestellt. In Summe sind die gesamten FuE-Ausgaben jedoch 2020 zurückgegangen. Die Bundesregierung hält weiter Kurs auf das Ziel, bis 2025 gemeinsam mit den Ländern und der Wirtschaft 3,5 % des Bruttoinlandspro- dukts in FuE zu investieren. Staat, Wirtschaft und Hochschulen haben zusam- Euro ein neuer Höchstwert erreicht wurde, ist das ein men 2020 nach vorläufigen Berechnungen insgesamt pandemiebedingter Rückgang um 3,8 %. Die vorläufige 105,9 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung (FuE) FuE-Quote für das Jahr 2020 liegt bei 3,14 %. investiert. Im Vergleich zu 2019, als mit 110,0 Mrd.
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 3 Die deutsche Wirtschaft hat im Jahr 2020 infolge deutlicher Umsatzeinbußen und Gewinnrückgänge, Internationale Mobilisierung von welche mit dem weltweiten Lockdown einhergingen, Forschung und Entwicklung zur Über- ihre FuE-Ausgaben reduziert (–6,3 % im Vergleich zu windung der COVID-19-Pandemie 2019). Gleichzeitig wurden mehr öffentliche Mittel für FuE in Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Regierungen weltweit stellten hohe Fördersummen Hochschulen bereitgestellt – insbesondere durch das für COVID-19-bezogene Forschung bereit. Laut der Konjunktur- und Zukunftspaket der Bundesregierung. Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Sowohl die FuE-Ausgaben der außeruniversitären For- Entwicklung (OECD) wurden in den ersten Monaten schungseinrichtungen und Ressortforschungseinrich- der Pandemie rund 5 Mrd. US-Dollar im Eilverfahren tungen (+3,8 %) als auch der Hochschulen (+0,5 %) sind für FuE zu COVID-19 zur Verfügung gestellt.1 Auch 2020 gestiegen. Durch das schnelle Gegensteuern von die Europäische Kommission hat im Jahr 2020 – neben Bund und Ländern konnte der Rückgang der gesam- den vielfältigen Beiträgen der einzelnen Mitgliedstaa- ten Ausgaben für FuE im Jahr 2020 zumindest anteilig ten – ca. eine Mrd. Euro aus dem Forschungsrahmen- begrenzt werden. programm Horizont 2020 für COVID-19-bezogene Forschung umgewidmet.2 Flankiert durch diese öffent- Trotz der extremen Herausforderungen, mit denen Un- lichen Unterstützungsmaßnahmen haben Forschungs- ternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschu- organisationen, Stiftungen sowie Unternehmen aus len im Corona-Jahr 2020 konfrontiert waren, ist die Zahl dem Gesundheits- und Pharmasektor in Rekordzeit der in Forschung und Entwicklung beschäftigten Per- zahlreiche neue Forschungsinitiativen aufgelegt. Allein sonen im Jahr 2020 weitestgehend konstant geblieben. zwischen Januar und November 2020 wurden nach 2020 lag die Anzahl des FuE-Personals nach vorläufigen Angaben der OECD rund 75.000 wissenschaftliche Berechnungen bei rund 735.000 Vollzeitäquivalenten Publikationen zu COVID-19 veröffentlicht.3 (VZÄ). Im Jahr 2019 waren es rund 736.000 VZÄ. Dies entspricht einem Rückgang von weniger als 0,1 %. Der externe Schock der COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, dass wissenschaftliche Erkenntnisse Die COVID-19-Pandemie hat die Wissenschafts- und und Forschungsergebnisse einen zentralen Schlüssel Forschungscommunity und deren internationale Zu- für die Bewältigung komplexer Krisen und Problemla- sammenarbeit in kürzester Zeit mobilisiert (siehe auch gen darstellen. Wissenschaft und Forschung konnten in Infobox: Internationale Mobilisierung von Forschung kurzer Zeit eine Reihe von Antworten auf die Pandemie und Entwicklung zur Überwindung der COVID- liefern, u. a. in der Entwicklung von Impfstoffen und 19-Pandemie). Nachweisverfahren (siehe auch Hauptband III.1 Der Beitrag der deutschen Forschungs- und Innovations- Am Beispiel der Rolle von Wissenschaft und Forschung politik zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie). für die Bewältigung der COVID-19-Pandemie zeigt sich, dass Investitionen in Wissenschaft und Forschung 1 Die Summe bezieht sich auf Förderzusagen der nationalen Forschungsförderungseinrichtungen von März bis Juni 2020 in den vielfältige gesellschaftliche und ökonomische Wir- Ländern, für die Daten vorliegen (u. a. liegen keine Daten für China kungen hervorbringen. Wissenschaft und Forschung vor). In der zweiten Jahreshälfte 2020 wurden die Ausschreibungen für FuE zu COVID-19 überwiegend in allgemeine Fördermechanis- leisten einen wichtigen Beitrag, die langfristige Wachs- men integriert, was laut OECD-Studie die Abgrenzung und Messung tumsgrundlage, Zukunftsfähigkeit und Resilienz einer der COVID-19-spezifischen FuE-Förderung zusätzlich erschwert. Siehe OECD (2021): OECD Science, Technology and Innovation Volkswirtschaft zu sichern und notwendige Trans- Outlook 2021. Times of Crisis and Opportunity. oecd.org/sti/ formationen in Wirtschaft und Gesellschaft voranzu- science-technology-innovation-outlook/crisis-and-opportunity treiben. Auch in Zukunft kommt ihnen eine zentrale 2 Europäische Kommission (2021): EU research and innovation in ac- tion against the coronavirus: funding, results and impact. ec.europa. Rolle als Quellen für neue Antworten und innovative eu/info/sites/default/files/research_and_innovation/research_by_ Lösungsbeiträge zu, z. B. für die Herausforderungen des area/documents/ec_rtd_eu-research-innovation-against-covid.pdf Klimawandels und im Hinblick auf die globalen Nach- 3 OECD (2021): OECD-Ausblick Wissenschaft, Technologie und Innovation 2021. Chancen in der Krise nutzen. Zusammenfassung. haltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen. oecd.org/sti/science-technology-innovation-outlook/crisis-and- opportunity/STIO%202021%20Highlights_de.pdf
4 DATEN UND FAKTEN ZUM DEUTSCHEN FORSCHUNGS- UND INNOVATIONSSYSTEM 1.1 FuE-Ausgaben In Deutschland sind sowohl die privaten als auch die öffentlichen Ausgaben für FuE seit Anfang der 2000er-Jahre stark gestiegen. Nachdem die gesamten FuE-Ausgaben 2019 einen neuen Höchststand erreichten, sind sie 2020 pandemiebedingt gesunken. Um den negativen Folgen der COVID-19-Pandemie entgegenzuwirken, hat der Staat im Jahr 2020 mehr Mittel für FuE bereitgestellt. Allein der Bund hat seine FuE-Ausgaben um 1,9 Mrd. Euro erhöht, beispielsweise durch das Konjunktur- und Zukunftspaket der Bundesregierung. Im Jahr 2019 lagen die FuE-Ausgaben mit 110,0 Mrd. Unternehmen 6,3 % weniger für FuE ausgegeben als Euro auf einem neuen Höchststand (endgültige im Vorjahr. Die FuE-Ausgaben im Hochschul- und Zahlen).1 Pandemiebedingt sind die gesamten FuE- im Staatssektor sind hingegen 2020 leicht gestiegen. Ausgaben im Jahr 2020 nach vorläufigen Berechnun- In Summe sind jedoch im Jahr 2020 die gesamten gen auf 105,9 Mrd. Euro gesunken (siehe auch Abb. D-1, FuE-Ausgaben pandemiebedingt um 3,8 % zurückge- vgl. Tabelle 1).2 Im Jahr 2020 haben die gangen. Die vorläufige FuE-Quote Deutschlands für Abb. D-1: Entwicklung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland 120.000 3,25 110.000 3,00 110.025 100.000 2,75 105.885 104.669 99.554 90.000 2,50 92.174 88.782 80.000 2,25 84.246 79.730 79.110 70.000 2,00 75.569 70.014 67.078 1,75 66.594 60.000 61.501 58.967 50.000 1,50 55.879 40.000 1,25 30.000 1,00 20.000 0,75 10.000 0,50 0 0,25 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020* FuE-Ausgaben in Mio. Euro FuE-Anteil am BIP in Prozent * Vorläufige Werte Datenbasis: Datenband Tabelle 1; Datenportal des BMBF Tabelle 1.1.1 1 Hier und im Folgenden werden Nominalwerte dargestellt. 2 Der Bundesbericht Forschung und Innovation 2022 (BuFI) berichtet über endgültige Zahlen zu den FuE-Ausgaben und zum FuE-Personal in Deutschland. Diese sind für das Referenzjahr 2019 vollständig verfügbar. Teilweise liegen Zahlen für das Corona-Jahr 2020 auf Basis vorläufiger Be- rechnungen vor. Auf die Vorläufigkeit dieser Zahlen wird gesondert im Text und in den Abbildungen hingewiesen. Die statistischen Kennzahlen und Zeitreihen sind im Datenportal des BMBF unter datenportal.bmbf.de verfügbar. Weitere Datenquellen sind in den Fußnoten ausgewiesen.
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 5 Vom 3-Prozent-Ziel zum 3,5-Prozent-Ziel Deutschland hat bereits im Jahr 2017 das in der euro- der Wirtschaft mindestens 3,5 % des BIP für FuE päischen Wachstumsstrategie Europa 2020 verankerte aufzuwenden. Trotz der Einschränkungen durch die Ziel erreicht, 3 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in COVID-19-Pandemie befindet sich Deutschland Forschung und Entwicklung (FuE) zu investieren. Mit weiterhin auf einem guten Weg, das 3,5-Prozent-Ziel einer FuE-Quote von über 3 % gehört Deutschland bis 2025 zu erreichen. zu den führenden EU-Ländern im Bereich der FuE- Ausgaben. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) ist beauftragt, den Regierungs- Mit den bislang erzielten Erfolgen sind günstige Aus- chefinnen und -chefs von Bund und Ländern jährlich gangsbedingungen vorhanden, um auch das ambiti- einen Sachstandsbericht zum 3-Prozent-Ziel vor- onierte Ziel einer weiteren Anhebung der FuE-Quote zulegen. Der aktuelle Bericht ist zugänglich unter: zu realisieren. Die Bundesregierung hat sich das Ziel g wk-bonn.de/themen/weitere-arbeitsgebiete/ gesetzt, bis 2025 gemeinsam mit den Ländern und das-3-ziel-fuer-forschung-und-entwicklung das Jahr 2020 liegt bei 3,14 % (siehe auch Infobox: Vom 3-Prozent-Ziel zum 3,5-Prozent-Ziel). Finanzierungs- und Durchfüh- rungsbetrachtung FuE-Ausgaben umfassen nach dem Frascati Manu- al der OECD die Finanzierung systematischer und schöpferischer Arbeit zur Erweiterung des vorhande- Die Statistiken zu den Ausgaben für FuE werden nen Wissens. Dieses Wissen wird dafür genutzt, neue sowohl bei den finanzierenden Institutionen (Finanzie- Anwendungsmöglichkeiten zu erschließen und damit rungsbetrachtung), sprich den Mittelgebern, als auch Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft hervor- bei den forschenden Einrichtungen (Durchführungsbe- zubringen. FuE-Ausgaben umfassen im Unterschied trachtung) erhoben. Beide Betrachtungsweisen können zu den Wissenschaftsausgaben keine Ausgaben für die aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsarten und wissenschaftliche Lehre und Ausbildung.3 -zeitpunkte zu abweichenden Ergebnissen führen. Die Bruttoinlandsausgaben für Forschung und Die Finanzierungsbetrachtung liefert Informationen Entwicklung (FuE-Ausgaben) sind eine zentrale über die Finanzierungsbeiträge von Staat und Wirt- Kennzahl für die absolute Höhe der volkswirtschaft- schaft, in der Regel unabhängig vom Empfänger. Für lichen Investitionen in FuE. Der Anteil der Bruttoin- die staatliche Seite sind das primär Haushaltsdaten landsausgaben für FuE am BIP einer Volkswirtschaft (Finanzstatistiken) (vgl. Tabelle 2). (FuE-Quote) ist ein wesentlicher Indikator für den internationalen Vergleich der FuE-Ausgaben. Die Durchführungsbetrachtung erfasst Mittel für FuE-Aktivitäten dort, wo die Forschung letztlich Die Ausgaben für FuE werden statistisch entweder bei durchgeführt wird, das heißt in Unternehmen, in For- den finanzierenden Institutionen (Finanzierungsbe- schungseinrichtungen oder an Hochschulen. Die Daten trachtung) oder der forschenden Einrichtung (Durch- stammen aus Erhebungen, in denen die forschenden führungsbetrachtung) erfasst (siehe auch Infobox: Einrichtungen zu ihren Ausgaben für FuE befragt wer- Finanzierungs- und Durchführungsbetrachtung). den. Zusätzlich werden bei der Durchführungsbetrach- tung die Finanzierungsquellen der Forschung erhoben (vgl. Tabelle 1). 3 OECD (2015): Frascati Manual 2015. Guidelines for Collecting and Reporting Data on Research and Experimental Development. oecd.org/ sti/inno/frascati-manual.htm
6 DATEN UND FAKTEN ZUM DEUTSCHEN FORSCHUNGS- UND INNOVATIONSSYSTEM In Abb. D-2 sind die Anteile der finanzierenden und für FuE. Hierunter fallen FuE-Ausgaben von multinatio- durchführenden Sektoren von FuE dargestellt (Daten- nalen Unternehmen und die EU-Forschungsförderung. grundlage Durchführungsbetrachtung). FuE-Aktivitäten werden in Deutschland überwiegend von der Wirtschaft Die gesamten FuE-Ausgaben von 110,0 Mrd. Euro und dem Staat finanziert. Der Wirtschaftssektor war im Jahr 2019 verteilten sich unterschiedlich auf die 2019 mit 64,5 % an der Finanzierung der FuE-Ausgaben einzelnen Sektoren, in denen FuE durchgeführt wird. beteiligt, unabhängig davon, ob die FuE-Arbeiten von Der Großteil der FuE-Aktivitäten fand auch 2019 in der der Wirtschaft selbst oder von öffentlichen Einrichtun- Wirtschaft (68,9 %) statt. Die Hochschulen (17,4 %) und gen, wie etwa Hochschulen, durchgeführt wurden. 2019 die bundes-, landes- und gemeindeeigenen Forschungs- stellten der Staat und private Institutionen ohne Erwerbs- einrichtungen sowie die privaten Institutionen ohne zweck 28,2 % aller Mittel für die Finanzierung von FuE zur Erwerbszweck (13,7 %) führten zusammen knapp ein Verfügung. Aus dem Ausland stammen 7,4 % der Mittel Drittel der gesamten FuE-Ausgaben durch. Abb. D-2: Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2019 (Durchführungsbetrachtung, in Mio. Euro) Insgesamt: 110.025 Ausland: 8.118 Staat: 15.022 7,4 % A 13,7 % B Staat: 30.988 Hochschulen: 19.173 28,2 % 17,4 % D B Wirtschaft: 70.919 Wirtschaft: 75.830 64,5 % 68,9 % C C Finanzierende Durchführende Sektoren Sektoren A Ausland B Staat C Wirtschaft D Hochschulen Staat inkl. private Institutionen ohne Erwerbszweck Rundungsdifferenzen Datenbasis: Datenband Tabelle 1; D atenportal des BMBF Tabelle 1.1.1
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 7 Die Wirtschaft trug 2019 einen Großteil der FuE-Aus- Forschungseinrichtungen sowie privater Institu- gaben selbst (88,2 %). Der Staat finanzierte den über- tionen ohne Erwerbszweck), die im Wesentlichen wiegenden Anteil der FuE-Ausgaben in Hochschulen öffentlich gefördert werden, wendeten 2019 rund (81,9 %) und Forschungseinrichtungen (84,8 %) (siehe 15,0 Mrd. Euro für FuE auf. Das entsprach rund 14 % auch Tabelle 1). der gesamten FuE-Ausgaben. Die FuE-Ausgaben des Staatssektors sind 2020 leicht gestiegen auf 15,6 Mrd. Seit Anfang der 2000er-Jahre sind die FuE-Ausgaben Euro. in allen durchführenden Sektoren kontinuierlich gestiegen (siehe auch Abb. D-3, vgl. Tabelle 1). Die Auch die FuE-Ausgaben im Hochschulsektor sind in Wirtschaft führte 2019 FuE-Aktivitäten in einem Um- Deutschland in den letzten Jahren sowohl absolut als fang von 75,8 Mrd. Euro durch. Dies entspricht einem auch im Verhältnis zum BIP merklich gestiegen. Die Anteil von 69 % an den gesamten Ausgaben für FuE. Hochschulen setzten 2019 19,2 Mrd. Euro für FuE Die FuE-Ausgaben der Wirtschaft sind 2020 nach vor- ein. Das entsprach einem Anteil von 17 % an allen läufigen Berechnungen auf 71,0 Mrd. Euro gesunken. FuE-Ausgaben. Die FuE-Ausgaben des Hochschulsek- tors sind 2020 nach vorläufigen Berechnungen leicht Im Staatssektor haben die Ausgaben für FuE kon- gestiegen auf 19,3 Mrd. Euro. tinuierlich zugenommen. Der Zuwachs in der ver- gangenen Dekade resultierte unter anderem aus der Stärkung der außeruniversitären Forschung. Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen (ein- schließlich bundes-, landes- und gemeindeeigener Abb. D-3: FuE-Ausgaben nach durchführenden Sektoren (in Mio. Euro) 75.830 110.025 120.000 71.032 105.885 72.101 104.669 110.000 68.787 99.554 62.826 92.174 100.000 60.952 88.782 56.996 84.246 90.000 53.566 79.730 53.790 79.110 51.077 75.569 80.000 46.929 70.014 45.275 67.078 46.073 66.594 43.034 61.501 70.000 C 41.148 58.967 38.651 55.879 60.000 50.000 40.000 30.000 B 20.000 10.000 A 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020* A Staat und private Institutionen ohne Erwerbszweck B Hochschulen C Wirtschaft * Vorläufige Werte Datenbasis: Datenband Tabelle 1; Datenportal des BMBF Tabelle 1.1.1
8 DATEN UND FAKTEN ZUM DEUTSCHEN FORSCHUNGS- UND INNOVATIONSSYSTEM Abb. D-4: Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt im internationalen Vergleich (in Prozent) Europa Welt 5,0 5,0 Südkorea 4,5 4,5 4,0 4,0 Vereinigte 3,5 Schweden 3,5 Staaten Österreich Japan Deutschland Deutschland 3,0 Schweiz* 3,0 Finnland OECD 2,5 2,5 China Frankreich EU-27 2,0 2,0 Vereinigtes 1,5 Königreich* 1,5 1,0 1,0 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 * Für 2020 liegen keine Werte vor. Datenbasis: OECD, Main Science and Technology Indicators (MSTI 2022/03). Werte zum Teil vorläufig, Daten zum Teil geschätzt. Weltweit sind die FuE-Ausgaben in den vergangenen dynamischen Anstieg ihrer finanziellen Mittel für Jahren dynamisch angestiegen.4 Absolut betrachtet in- FuE verzeichnen. China (2,40 %) nähert sich mittler- vestieren die bevölkerungsreichen Staaten USA, China weile dem Durchschnitt der OECD-Länder an und lag und Japan weltweit am meisten in FuE. Deutschland im Jahr 2019 bereits über dem Wert der EU (siehe auch weist im europäischen Vergleich die höchsten abso- Abb. D-4).5 luten FuE-Ausgaben und weltweit die vierthöchsten absoluten FuE-Ausgaben auf. Das Verhältnis von FuE-Ausgaben im privaten zu denen im öffentlichen Sektor unterscheidet sich Mit einer FuE-Quote von 3,14 % im Jahr 2020 (vor- weltweit zwischen den einzelnen Volkswirtschaften. läufige Zahlen) gehört Deutschland in Europa zu den Der Anteil des Wirtschaftssektors an den gesamten Ländern mit den höchsten FuE-Ausgaben, gemessen FuE-Ausgaben ist in Israel, Südkorea, Japan und China an der jährlichen Wirtschaftsleistung. Die durch- am höchsten. In Deutschland entfielen 2020 nach vor- schnittliche FuE-Quote der EU-27-Länder betrug läufigen Zahlen rund 67 % der Ausgaben für FuE auf 2,20 %. In Europa erreichen nur Schweden (3,53 %), den Wirtschaftssektor und 33 % auf den Hochschul- Belgien (3,48 %) und Österreich (3,20 %) eine höhere und Staatssektor. Insgesamt zeigt sich, dass tendenzi- FuE-Quote als Deutschland. Im weltweiten Vergleich ell diejenigen Vergleichsländer eine hohe FuE-Quote liegt der deutsche Wert deutlich über dem OECD- aufweisen, die hohe anteilige FuE-Ausgaben des Durchschnitt (2,68 %). Weltweit weisen Israel (5,44 %), Wirtschaftssektors erzielen (siehe auch Abb. D-5). Südkorea (4,81 %), die USA (3,45 %) und Japan (3,27 %) höhere FuE-Quoten auf. Insbesondere Südkorea und China konnten im vergangenen Jahrzehnt einen 4 Kladroba, A.; Belitz, H.; Lehmann, T. (2022): Forschung und Entwicklung in Staat und Wirtschaft – Deutschland im internationalen Vergleich. Studi- en zum deutschen Innovationssystem. Berlin: EFI. e-fi.de/fileadmin/Assets/Studien/2022/StuDIS_02_2022.pdf 5 Die FuE-Quoten wurden im Jahr 2020 stark durch die COVID-19-Pandemie beeinflusst, die in den meisten Ländern zu einem Rückgang des BIP und zum Teil der FuE-Ausgaben geführt hat. Entsprechend können Verschiebungen im internationalen Vergleich darauf zurückgehen, dass das BIP in manchen Ländern stärker gesunken ist als die FuE-Ausgaben. In Deutschland sind die FuE-Ausgaben etwas stärker zurückgegangen als das BIP, was zu einem Rückgang der FuE-Quote von 3,17 % auf 3,14 % geführt hat.
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 9 Abb. D-5: Anteil der FuE-Ausgaben nach Sektoren und die FuE-Quote im internationalen Vergleich 2020 (in Prozent) A B C D Südkorea 79,1 9 11,9 4,8 Japan 78,7 11,7 9,6 3,3 China 76,6 7,7 15,7 2,4 Vereinigte Staaten 75,3 11,3 13,4 3,5 Schweden 72,3 23,1 4,5 3,5 Österreich 69,3 22,8 7,9 3,2 Schweiz* 67,5 28,9 3,6 3,1 Vereinigtes Königreich* 67,4 23,5 9,1 1,7 Deutschland 67,1 18,2 14,7 3,1 Finnland 67,0 24,6 8,4 2,9 Frankreich 66,2 20,2 13,6 2,4 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Sortiert nach Anteil A Wirtschaft B Hochschulen C Staat und private Institutionen ohne Erwerbszweck D FuE-Quote des Wirtschaftssektors * Werte von 2019 Rundungsdifferenzen Datenbasis: OECD, Main Science and Technology Indicators (MSTI 2022/03). Werte zum Teil vorläufig, Daten zum Teil geschätzt. Weitere Informationen im Internet: BMBF – Datenportal des BMBF Eurostat – Science, Technology and Innovation (Englisch) OECD – Main Science and Technology Indicators (Englisch)
10 DATEN UND FAKTEN ZUM DEUTSCHEN FORSCHUNGS- UND INNOVATIONSSYSTEM Bundesausgaben für FuE Die FuE-Ausgaben des Bundes fließen größtenteils in die Projektförderung, die Ressortforschung sowie Der Bund hat seine Zukunftsinvestitionen in FuE in die institutionelle Förderung. Die institutionelle in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Die Förderung des Bundes, das heißt die langfristige Bundesausgaben für FuE betrugen im Jahr 2020 ca. Finanzierung von Wissenschafts- und Forschungsein- 20,7 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahrzehnt sind die richtungen und deren Aktivitäten, beläuft sich 2020 Bundesausgaben für FuE deutlich stärker gestiegen auf rund 9,1 Mrd. Euro. Die Ausgaben für die Projekt- als während der 1990er- und am Anfang der 2000er- förderung (direkte Projektförderung und indirekte Jahre. Im Zeitraum von 2000 bis 2020 haben sich die Forschungs- und Innovationsförderung) und für die FuE-Ausgaben des Bundes mehr als verdoppelt (vgl. Ressortforschung liegen 2020 zusammen bei 10,0 Mrd. Tabelle 4). Euro (siehe auch Abb. D-6, vgl. Tabelle 7). Abb. D-6: Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung nach Förderarten (in Mio. Euro) 20.683 22.000 18.748 20.000 D 17.250 C 16.629 9.069 18.000 15.615 15.012 14.275 14.189 8.485 16.000 13.420 13.286 12.765 8.072 B 7.757 11.973 14.000 7.267 10.925 6.929 10.140 12.000 6.198 6.538 5.909 5.532 9.300 9.028 5.330 10.000 5.283 10.031 4.840 4.532 8.000 8.712 4.363 4.269 7.624 7.412 6.000 6.875 6.803 6.677 6.575 6.360 6.308 6.222 A 5.532 4.000 4.964 4.502 3.879 3.740 2.000 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 A Projektförderung und Ressortforschung B Institutionelle Förderung einschließlich Bundeseinrichtungen mit Forschungs- und Entwicklungsaufgaben C Hochschul- und bildungsbezogene Förderung D Beiträge und Zuschüsse an internationale wissenschaftliche Organisationen und an zwischenstaatliche Forschungseinrichtungen Datenbasis: Datenband Tabelle 7; Datenportal des BMBF Tabelle 1.1.7 Die Ausgaben des Bundes für FuE in der direkten Pro- genommen 86 % der direkten Projektförderung und jektförderung und Ressortforschung stiegen in den Ressortforschung.6 Die Ausgaben des Bundes für FuE vergangenen Jahren kontinuierlich und summierten im Rahmen der indirekten Forschungs- und Innova- sich im Jahr 2020 auf rund 9,1 Mrd. Euro. Auf das tionsförderung betrugen rund 965 Mio. Euro im Jahr BMBF, das BMWi und das BMVg entfallen zusammen- 2020 (vgl. Tabelle 7). 6 Die Ressortzuschnitte und Ressortbezeichnungen entsprechen der organisatorischen Aufteilung der Bundesregierung der 19. Legislaturperiode.
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 11 Abb. D-7: Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung nach Ressorts 2020 (in Mio. Euro) 4.464 BMWi 1.464 BMVg 157,1 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 712 BMEL 154,0 Bundesministerium des Innern, 381 Allgemeine für Bau und Heimat Finanzverwaltung* 125,9 Auswärtiges Amt 355 BMVI 303 BMG 116,3 Bundeskanzleramt (inkl. Beauftragte der Gesamt: Bundesregierung für Kultur und Medien) 19.590 20.683 übrige Ressorts 64,3 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 60,7 Bundesministerium für Arbeit und Soziales 45,9 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 7,1 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 1,9 Bundesministerium der Finanzen 12.273 BMBF * Ausgaben, die nicht einem einzelnen Ressort zugeordnet werden können oder den Bund insgesamt betreffen. Datenbasis: Datenband Tabelle 4; Datenportal des BMBF Tabelle 1.1.4 Alle Ressorts des Bundes stellen Mittel für FuE bereit. Die Zuordnung der FuE-Ausgaben des Bundes nach Die drei Bundesministerien BMBF, BMWi und BMVg Förderbereichen basiert auf der Leistungsplansyste- vereinen 88 % der Gesamtausgaben des Bundes für matik. Sie gruppiert die Ausgaben nach forschungs- FuE im Jahr 2020 (siehe auch Abb. D-7, vgl. Tabelle 4). thematischen Gesichtspunkten unabhängig vom finanzierenden Ressort (siehe auch Infobox: Leis- tungsplansystematik). Leistungsplansystematik Die Leistungsplansystematik des Bundes gruppiert die berücksichtigt. Die Leistungsplansystematik sorgt für Forschungsausgaben des Bundes nach forschungsthe- Transparenz der FuE-Aktivitäten aller Ressorts und ist matischen Gesichtspunkten. Sie unterscheidet dabei zugleich Grundlage für die Forschungskoordinierung übergeordnete Forschungsbereiche, die jeweils meh- innerhalb der Bundesregierung. rere Forschungsschwerpunkte umfassen. Mit der Leis- tungsplansystematik werden die FuE-Ausgaben des Die FuE-Ausgaben des Bundes werden dabei durch das Bundes unabhängig vom finanzierenden Ressort ein- BMBF bei den einzelnen Ressorts erhoben. Die Zuord- zelnen Forschungsthemen zugeordnet. Auch die insti- nung der FuE-Ausgaben zu den Forschungsbereichen tutionellen Mittel der außeruniversitären Forschungs- erfolgt nach dem Schwerpunktprinzip. einrichtungen werden in der Leistungsplansystematik
12 DATEN UND FAKTEN ZUM DEUTSCHEN FORSCHUNGS- UND INNOVATIONSSYSTEM Die Förderbereiche des Bundes mit den höchsten Förderbereiche Informations- und Kommunikations- FuE-Ausgaben (2020) sind Gesundheitsforschung und technologien, Großgeräte der Grundlagenforschung, Gesundheitswirtschaft, Luft- und Raumfahrt, Ener- Geistes-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gieforschung und Energietechnologien sowie Klima, sowie Innovationsförderung des Mittelstandes (siehe Umwelt und Nachhaltigkeit. Knapp dahinter folgen auch Abb. D-8, vgl. Tabelle 5). neben der Wehrwissenschaftlichen Forschung die Abb. D-8: Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung nach Förderbereichen 2020 (in Mio. Euro) 0 1.000 2.000 3.000 4.000 Gesundheitsforschung und Gesundheitswirtschaft 3.620,5 Luft- und Raumfahrt 1.969,6 Energieforschung und Energietechnologien 1.442,4 Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit 1.422,9 Wehrwissenschaftliche Forschung 1.422,6 Informations- und Kommunikationstechnologien 1.411,0 Großgeräte der Grundlagenforschung 1.408,6 Geisteswissenschaften; Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 1.342,1 Innovationsförderung des Mittelstandes 1.153,3 Innovationsrelevante Rahmenbedingungen und übrige Querschnittsaktivitäten 848,5 Nanotechnologien und Werkstofftechnologien 824,9 Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 821,9 Förderorganisationen, Umstrukturierung der Forschung im Beitrittsgebiet; 760,2 Hochschulbau und überwiegend hochschulbezogene Sonderprogramme Innovationen in der Bildung 562,0 Fahrzeug- und Verkehrstechnologien einschließlich maritimer Technologien 439,0 Bioökonomie 307,9 Produktionstechnologien 292,4 Optische Technologien 231,2 Zivile Sicherheitsforschung 151,0 Forschung und Entwicklung zur Verbesserung der 128,0 Arbeitsbedingungen und im Dienstleistungssektor Raumordnung und Stadtentwicklung; Bauforschung 123,5 Datenbasis: Datenband Tabelle 5; Datenportal des BMBF Tabelle 1.1.5
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 13 Eine Betrachtung nach Empfängergruppen zeigt, dass der Bundesmittel für FuE fließt ins Ausland, da FuE mehr als die Hälfte der FuE-Ausgaben des Bundes sich zunehmend international ausrichtet und in inter- auf die großen Wissenschaftsorganisationen, die nationalen Kooperationen stattfindet. Der größte Teil unter der Gruppenbezeichnung Organisationen ohne dieser Mittel entfällt auf Beiträge an internationale Erwerbszweck zusammengefasst werden, entfällt. wissenschaftliche Organisationen und an zwischen- Im Jahr 2020 waren es rund 52 % der Bundesmittel. staatliche Forschungseinrichtungen wie z. B. der Der überwiegende Anteil dieser Ausgaben fließt an Großforschungseinrichtung CERN, dem weltweit die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die größten Forschungszentrum im Bereich der Teilchen- Fraunhofer-Gesellschaft (Fraunhofer), die Helmholtz- physik (siehe auch Abb. D-9, vgl. Tabelle 8). Gemeinschaft (HGF), die Leibniz-Gemeinschaft und die Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Diese Gruppe Für die steuerliche FuE-Förderung geht die Bundesre- konnte in den vergangenen Jahren die größte Stei- gierung für das Jahr 2022 von einem Volumen von ca. gerung der Mittelzuflüsse des Bundes verzeichnen. 1,43 Mrd. Euro aus. Im Zeitraum 2022 bis 2024 wird Weitere große Empfängergruppen der FuE-Ausgaben für diese Förderung mit Ausgaben für Bund, Länder des Bundes sind mit 20 % Gebietskörperschaften – und Gemeinden (Steuermindereinnahmen) in Höhe Länder, Städte und Gemeinden – sowie Gesellschaften von insgesamt 4,4 Mrd. Euro gerechnet (siehe auch und Unternehmen der Wirtschaft (18 %). Ein Zehntel Infobox: Steuerliche FuE-Förderung). Abb. D-9: Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung nach Empfängergruppen (in Mio. Euro) 11.000 Organisationen ohne Erwerbszweck 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 Gebietskörperschaften 4.000 Gesellschaften Datenbasis: Datenband Tabelle 8; Datenportal und 1.1.8 des BMBF Tabelle Unternehmen der Wirtschaft 3.000 2.000 Ausland 1.000 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Datenbasis: Datenband Tabelle 8; Datenportal des BMBF Tabelle 1.1.8
14 DATEN UND FAKTEN ZUM DEUTSCHEN FORSCHUNGS- UND INNOVATIONSSYSTEM Steuerliche FuE-Förderung Mit dem Forschungszulagengesetz (FZulG) führte die Aufwendungen eines Wirtschaftsjahres fest. Die Be- Bundesregierung ab dem Jahr 2020 eine steuerliche antragung erfolgt damit erst nach Ablauf des Wirt- Förderung von Forschung und Entwicklung ein, die die schaftsjahres, in dem die Aufwendungen entstanden bestehende Projektförderung ergänzt. Auf Antrag kön- sind. Der Antrag auf FZul kann innerhalb einer Frist nen Unternehmen für begünstigte FuE-Vorhaben eine von 4 Jahren gestellt werden. Die Auszahlung der FZul Forschungszulage in Höhe von 25 % der förderfähigen erfolgt nach der Festsetzung durch das Finanzamt FuE-Personalkosten sowie der förderfähigen Kosten durch eine vollständige Anrechnung auf die nächste der Auftragsforschung erhalten. Die Forschungszulage erstmalig festgesetzte Steuer, sie mindert damit die (FZul) wird auf maximal 1 Mio. Euro je Wirtschaftsjahr Steuerzahllast des Unternehmens. Bei Überkompensa- begrenzt, wobei hiermit auch mehrere FuE-Vorhaben tion führt das dann zu einer Steuererstattung. Erstmals gefördert werden können. Das Verfahren zur Festset- wurde im Jahr 2021 die FZul für das Wirtschaftsjahr zung der FZul ist zweistufig: Zuerst prüft die Beschei- 2020 festgesetzt. Bis zum 31.12.2021 erfolgte in nigungsstelle Forschungszulage (BSFZ), ob ein Vor- 472 Fällen eine Festsetzung der FZul in Höhe von haben die Kriterien für FuE im Sinne des FZulG erfüllt insgesamt 31,35 Mio. Euro. Die größten Anteile und im zweiten Schritt setzt das zuständige Finanzamt an begünstigten FuE-Vorhaben entfallen auf den die Forschungszulage auf der Basis der förderfähigen Maschinenbau sowie den IT-Bereich. Länderausgaben für FuE Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern die größten prozentualen Steigerungen bei Im Jahr 2019 betrugen die Ausgaben der Länder für den staatlichen FuE-Ausgaben. In den sieben Ländern FuE 14,1 Mrd. Euro (ohne Gemeinden). Auch die Län- Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Niedersachsen, derausgaben haben sich in der vergangenen Dekade Hessen, Bremen und Sachsen investierten Staat und positiv entwickelt (siehe auch Abb. D-10). Wirtschaft 2019 zusammen mindestens 3 % des BIP in FuE. Die Länder führen – neben den Aktivitäten des Bun- des – eine Vielzahl landeseigener forschungs-, tech- Die gesamten Wissenschaftsausgaben summierten nologie- und innovationsorientierter Fördermaßnah- sich in Deutschland im Jahr 2019 auf 133,2 Mrd. Euro. men durch. Dabei werden räumliche Strukturen und Dies entsprach einem Anteil am Bruttoinlandspro- Besonderheiten berücksichtigt und spezifische Stär- dukt von 3,8 %. Die Wissenschaftsausgaben sind in ken der einzelnen Regionen hinsichtlich Technologie, den letzten Jahren – genauso wie die Ausgaben für Wirtschafts- und Innovationskompetenz aufgegriffen FuE – deutlich gestiegen. Mehr als die Hälfte der (siehe auch Online-Darstellung der Länder). Wissenschaftsausgaben der öffentlichen Hand wird von den Ländern getätigt (siehe auch Infobox: Wissen- Den größten absoluten Beitrag zu den FuE-Ausgaben schaftsausgaben). der Länder leisteten 2019 die Flächenländer Nord- rhein-Westfalen (22,0 %), Bayern (17,0 %) und Baden- Württemberg (13,1 %) (siehe auch Abb. D-11, vgl. Tabelle 15). Zwischen 2017 und 2019 verzeichneten
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 15 Abb. D-10: Ausgaben des Bundes und der Länder für Forschung und Entwicklung (in Mio. Euro) 20.000 18.748 18.000 17.250 16.000 16.629 15.615 15.012 14.000 14.275 14.189 14.137 13.420 13.420 13.286 12.765 12.719 12.000 12.379 11.973 11.345 10.945 10.925 10.000 10.238 10.191 10.146 10.140 9.746 9.570 9.300 9.028 9.002 8.000 8.121 8.054 7.915 6.000 4.000 2.000 A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 A Bund B Länder Datenbasis: Datenband Tabellen 4 und 15; Datenportal des BMBF Tabellen 1.1.4 und 1.2.4 Abb. D-11: Regionale Aufteilung der staatlichen FuE-Ausgaben der Länder 2019 (in Mio. Euro) 3.107 1.857 1.034 845 Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Hessen Berlin 724 430 423 Sachsen Schleswig- Hamburg Holstein 2.402 339 292 1.289 Bayern Thüringen Brandenburg Niedersachsen 259 475 Mecklenburg- Rheinland- 337 Vorpommern Pfalz Sachsen- 165 159 Anhalt Bremen Saar- land Datenbasis: Datenband Tabelle 15; Datenportal des BMBF Tabelle 1.2.4
16 DATEN UND FAKTEN ZUM DEUTSCHEN FORSCHUNGS- UND INNOVATIONSSYSTEM Wissenschaftsausgaben Die Wissenschaftsausgaben umfassen Ausgaben für Euro zur Verfügung. In den Jahren zwischen 2005 und FuE, für wissenschaftliche Lehre und Ausbildung sowie 2019 hat dabei der Bund die Wissenschaftsausgaben für sonstige verwandte wissenschaftliche und tech- stärker als die Länder steigern können. Im Jahr 2019 nologische Tätigkeiten. Die Wissenschaftsausgaben sahen die Länderhaushalte Ausgaben in Höhe von werden vom Wirtschaftssektor (57 %) und aus Haus- insgesamt 30,0 Mrd. Euro für die Wissenschaft vor. Die halten von Bund, Ländern und Gemeinden sowie wis- Wissenschaftsausgaben der Länder kommen haupt- senschaftlichen Organisationen ohne Erwerbszweck sächlich den Hochschulen zugute – sowohl in Form (43 %) finanziert. Mehr als die Hälfte der Wissen- von Grundmitteln für Forschung und Lehre als auch schaftsausgaben der öffentlichen Hand wird durch die in Form von Drittmitteln aus dem Länderanteil an der Länder aufgebracht. 2019 stellte der Bund 24,2 Mrd. Finanzierung der DFG und der Graduiertenförderung. Gemeinsame Förderung von Bund und FuE an Hochschulen Ländern Hochschulen nehmen eine tragende Rolle bei der Bund und Länder arbeiten bei der Förderung von Wis- Durchführung von FuE ein (siehe auch Hauptband II senschaft und Forschung insbesondere im Rahmen Das deutsche Forschungs- und Innovationssystem). der Gemeinschaftsaufgabe des Art. 91b Abs. 1 GG eng Bund und Länder finanzieren einen Großteil der FuE, zusammen (siehe auch Hauptband IV Die Zusammen- die an Universitäten und Fachhochschulen durchge- arbeit zwischen Bund und Ländern). Das Volumen führt wird.8 der gemeinsamen Förderung durch Bund und Länder auf der Grundlage von Art. 91b Abs. 1 GG betrug Die Gesamtausgaben der Hochschulen für Lehre und insgesamt 16,5 Mrd. Euro im Jahr 2021 (Soll). Diese Forschung lagen im Jahr 2019 bei 40,1 Mrd. Euro. Sie Ausgaben wurden zu mehr als zwei Dritteln vom werden überwiegend vom Staat finanziert. Auf Fach- Bund und zu knapp einem Drittel von den Ländern und Verwaltungsfachhochschulen entfallen knapp getragen. Seit 2005 ist das jährliche Gesamtvolumen 21 % der Ausgaben aller Hochschulen. Für FuE haben der gemeinsamen Förderung von Bund und Ländern die Hochschulen 19,2 Mrd. Euro verwendet – das sind um mehr als 11 Mrd. Euro gestiegen.7 rund 48 % der Gesamtausgaben (siehe auch Abb. D-13, vgl. Tabelle 12). Bei der Betrachtung nach Förderbereichen zeigt sich, dass der Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken Die FuE-Ausgaben der Hochschulen werden, in inklusive der auslaufenden Vorgängervereinbarung Abgrenzung zu Ausgaben für die Lehre, mithilfe von Hochschulpakt 2020 mit rund 3,8 Mrd. Euro den sogenannten FuE-Koeffizienten auf Basis der Gesamt- größten Anteil an der gemeinsamen Förderung von ausgaben der Hochschulen ermittelt. Die Berechnung Bund und Ländern im Jahr 2021 (Soll) ausmacht. der FuE-Koeffizienten basiert auf dem Zeitaufwand Die am Pakt für Forschung und Innovation beteilig- für Forschungstätigkeiten, der im Rahmen einer frei- ten Forschungs- und Wissenschaftsorganisationen willigen Erhebung durch das Statistische Bundesamt (DFG, Fraunhofer, HGF, Leibniz-Gemeinschaft, MPG) ermittelt wurde. 9 wurden mit 10,7 Mrd. Euro von Bund und Ländern unterstützt (siehe auch Abb. D-12, vgl. Tabelle 10). 7 GWK (2021): Gemeinsame Förderung von Wissenschaft und Forschung durch Bund und Länder. Finanzströme im Jahr 2019. gwk-bonn.de/filead- min/Redaktion/Dokumente/Papers/GWK-Heft_78_Finanzstroeme_2019_final_Homepage_Archiv.pdf 8 Nachfolgend wird insbesondere über die Durchführung von FuE berichtet. 9 Statistisches Bundesamt (2018): Forschung und Entwicklung an Hochschulen: Überprüfung der FuE-Koeffizienten 2017. destatis.de/DE/Themen/ Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Forschung-Entwicklung/Publikationen/Downloads-Forschung-Entwicklung/forschung-entwick- lung-hochschulen-5929101179004.pdf
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 17 Abb. D-12: Gemeinsame Forschungsförderung durch Bund und Länder 2021 (Soll in Mio. Euro) 1.318 Leibniz-Gemeinschaft* 1.193 Zukunftsvertrag 150,0 Innovation in der Hochschullehre „Studium und Lehre stärken“ 79,8 Berliner Institut für Gesundheitsforschung 1.872 MPG* 977 Fraunhofer* 75,0 Qualitätsoffensive Lehrerbildung 70,8 Akademienprogramm 633 Forschungsbauten, Großgeräte und NHR 61,7 Nationale Forschungsdateninfrastruktur 61,1 Förderinitiative „Innovative Hochschule“ 533 Exzellenzstrategie 40,0 Professorinnenprogramm 26,0 Programm zur Förderung der Gewinnung und Entwicklung von professoralem Gesamt: Personal an Fachhochschulen 16.458**** 19.590 2.617 25,0 Deutsche Allianz Meeresforschung Hoch- 20,4 Deutsche Akademie der Naturforscher schulpakt Leopoldina 2020*** 18,9 NAKO Gesundheitsstudie 11,1 Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung 3.691 HGF* 9,3 Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung 2.826 DFG** 7,4 Wissenschaftskolleg zu Berlin 3,8 acatech — Deutsche Akademie der Technikwissenschaften * Einschließlich Zuwachs gemäß Pakt für Forschung und Innovation ** Grundförderung und Programmpauschalen; einschließlich Zuwachs gemäß Pakt für Forschung und Innovation *** Zusätzliche Studienanfängerinnen und Studienanfänger **** Inklusive der Anteile des Bundes für einzelne programm- und projektbezogene Förderungen, z. B. Programm Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen, Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Qualitätspakt Lehre, Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschulen“ Datenbasis: GWK; Datenband Tabelle 10; Datenportal des BMBF Tabelle 1.2.6 Abb. D-13: Ausgaben der Hochschulen für Lehre und Forschung (in Mio. Euro) 45.000 40.000 35.000 30.000 25.000 B 20.000 B B B B B B B B B B B 15.000 B B B 10.000 5.000 A A A A A A A A A A A A A A A 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 A Ausgaben für die Lehre B Ausgaben für FuE Datenbasis: Datenband Tabelle 12; Datenportal des BMBF Tabelle 1.6.1
18 DATEN UND FAKTEN ZUM DEUTSCHEN FORSCHUNGS- UND INNOVATIONSSYSTEM FuE an Hochschulen wird sowohl aus der Grundaus- Im Durchschnitt aller Hochschulen warb im Jahr 2019 stattung, die insbesondere von den Ländern bereitge- jede Professur Drittmittel in Höhe von 195.700 Euro stellt wird, als auch über Drittmittel finanziert. Insge- ein (ohne Verwaltungsfachhochschulen). An den samt hat sich seit 2000 das Drittmittelaufkommen mehr Universitäten betrugen die durchschnittlichen Dritt- als verdoppelt und lag im Jahr 2019 bei 8,7 Mrd. Euro mitteleinnahmen je Professur 287.000 Euro (ohne (siehe auch Abb. D-14). FuE an Hochschulen wird so zu medizinische Einrichtungen/Gesundheitswissen- 45 % durch Drittmittel finanziert (siehe auch Infobox: schaften der Universitäten) und an Fachhochschulen Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft). 41.800 Euro (ohne Verwaltungsfachhochschulen). Die Fächergruppen mit den höchsten Drittmittelein- Die Verteilung der FuE-Ausgaben nach Wissen- nahmen je Professur waren im Jahr 2019 die Ingeni- schaftsbereichen hat sich im Vergleich zum Jahr 2000 eurwissenschaften (613.400 Euro), Humanmedizin/ nicht wesentlich verändert. Beständig fließen die Gesundheitswissenschaften (597.200 Euro) und die meisten Mittel in die Natur- und Ingenieurwissen- Fächergruppe Agrar-, Forst- und Ernährungswissen- schaften, auf die 2019 ca. 48 % der FuE-Ausgaben der schaften, Veterinärmedizin (369.800 Euro).10 Hochschulen entfielen. Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft Der Förderatlas der Deutschen Forschungsge- teleinnahmen 25 % und der Anteil der EU-Drittmittel meinschaft (DFG) stellt alle drei Jahre die aktuellen 7,5 %. Die Spannweite ist jedoch zwischen den einzel- Kennzahlen zur öffentlich finanzierten Forschung in nen Hochschulen und Mittelgebern groß. Weitere För- Deutschland bereit. Die Kennzahlen des Atlas zeigen dermittel kommen von Stiftungen und der Industrie. die fachlichen und forschungsfeldspezifischen Schwer- punktsetzungen von Hochschulen und außeruniversi- Die Hochschulen mit den meisten DFG-Bewilligungen tären Forschungseinrichtungen. So werden Profile der im Zeitraum 2017 bis 2019 sind die LMU München, die Wissenschaftseinrichtungen sowie der Bundesländer TU München, die Universität Heidelberg und die RWTH und ihrer Regionen deutlich. Aachen. In diesem Zeitraum wurden die meisten DFG-Bewilligungen in Nordrhein-Westfalen, Baden- Der Förderatlas zeigt für die 40 drittmittelaktivsten Württemberg, Bayern und Berlin getätigt. Im Förderat- Hochschulen die jeweiligen Anteile der Fördermittelge- las werden die Zahlen differenziert nach Fachgebieten ber auf. Der DFG-Anteil an den Drittmitteleinnahmen bzw. Wissenschaftsgebieten ausgewiesen. liegt für die betrachteten Hochschulen im Mittel bei ca. einem Drittel. Im Mittelwert beträgt der Anteil der Der Förderatlas 2021 der DFG ist zugänglich unter: Förderung durch den Bund an den gesamten Drittmit- dfg.de/foerderatlas 10 Statistisches Bundesamt (2021): Fachserie 11 Reihe 4.3.2
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 19 Abb. D-14: Ausgaben der Hochschulen für Forschung und Entwicklung nach Finanzierungsquellen (in Mio. Euro) 20.000 16.000 12.000 B B B B B 8.000 B B B B B B B B B B 4.000 A A A A A A A A A A A A A A A 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 A Ausgaben für FuE (ohne Drittmittel) B Drittmittel Datenbasis: Datenband Tabelle 17; Datenportal des BMBF Tabelle 1.6.1 FuE in der Wirtschaft zeigt sich, dass die forschenden Unternehmen intensiv in FuE-Kooperationen eingebunden sind. Die deutsche Wirtschaft investierte 2019 rund 75,8 Mrd. Euro in die eigene Forschung und Entwick- Der überwiegende Teil der FuE-Aktivitäten wird von lung. Nach der jüngsten Stichprobenerhebung des Stif- der Wirtschaft selbst finanziert (88 %). Darüber hinaus terverbands zu FuE der Wirtschaft summierten sich finanziert der Wirtschaftssektor einen Teil der FuE- die internen FuE-Aufwendungen 2020 auf 71,0 Mrd. Aktivitäten der Hochschulen bzw. der außeruniver- Euro.11 Damit sind die internen FuE-Aufwendungen sitären Forschung (siehe auch Infobox: Erhebung von im Vergleich zum Vorjahr um rund 4,8 Mrd. Euro bzw. Daten zu Forschung und Entwicklung der Wirtschaft 6,3 % gesunken. Interne FuE-Aufwendungen umfassen und Tabelle 1). die Mittel für FuE-Aktivitäten, die von den Unterneh- men selbst durchgeführt werden. Auch die externen FuE-Aufwendungen haben sich weiter positiv entwickelt. Hierunter werden For- schungsaufträge an andere Unternehmen, Hoch- schulen und Forschungsinstitute im In- und Ausland subsummiert. Der Wert der Forschungsaufträge, die die Unternehmen 2020 an andere Forschungspart- ner vergaben, erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 1 % auf etwa 22,9 Mrd. Euro. 2019 lagen die externen FuE-Aufwendungen bei 22,7 Mrd. Euro. Hier 11 Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (2022): Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft 2020. stifterverband.org/fue-facts-2020
20 DATEN UND FAKTEN ZUM DEUTSCHEN FORSCHUNGS- UND INNOVATIONSSYSTEM Erhebung von Daten zu Forschung und Entwicklung der Wirtschaft Im Auftrag des BMBF erhebt die Wissenschaftsstatistik Methodenbericht: GmbH, eine Tochtergesellschaft des Stifterverbands für stifterverband.org/forschung-und-entwicklung die Deutsche Wissenschaft e. V., jährlich unter Beach- tung der einheitlichen OECD-Vorgaben die Zahlen zu FuE-Analysen: FuE der Unternehmen des Wirtschaftssektors und der stifterverband.org/arendi-analysen_2021 Institutionen für Gemeinschaftsforschung. Die erhobe- nen Daten stellen für Unternehmen, Verbände, Politik FuE-Zahlenwerk: und Wissenschaft eine wichtige Entscheidungs- und stifterverband.org/arendi-zahlenwerk_2021 Planungsgrundlage dar. FuE-facts: Die FuE-Statistik ist ein Bestandteil der FuE-Berichter- stifterverband.org/fue-facts-2020 stattung des BMBF. Sie fließt in die offiziellen FuE-Mel- dungen Deutschlands an internationale Organisationen (Eurostat, OECD) ein und ist somit Basis für den inter- nationalen Vergleich der FuE-Tätigkeit der deutschen Wirtschaft. Die FuE-Aufwendungen sind 2020 in allen Unterneh- Die Automobilindustrie verzeichnete 2020 mit 24,4 Mrd. mensgrößenklassen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Euro einen Anteil von mehr als einem Drittel (34 %) an Besonders stark fiel der Rückgang bei Großunterneh- den internen FuE-Ausgaben der Wirtschaft. Die Kfz- men mit 250 oder mehr Beschäftigten aus. Dort gingen Hersteller und ihre Zulieferer verzeichneten im ersten die FuE-Aufwendungen um 6,8 % zurück. Die FuE- Jahr der Pandemie allerdings den stärksten Rückgang Aufwendungen der kleinen und mittleren Unterneh- der internen FuE-Aufwendungen (–13,6 %). Die Unter- men (KMU) mit weniger als 250 Beschäftigten sanken nehmen der Elektrotechnik sind mit 11,4 Mrd. Euro dagegen um nur 1,2 %. FuE im Wirtschaftssektor wird die zweitstärkste forschende Industriebranche in in Deutschland überwiegend von Großunternehmen fi- Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr konnten sie nanziert und durchgeführt. Großunternehmen bringen ihre internen FuE-Aufwendungen annähernd stabil knapp 91 % der gesamten internen FuE-Aufwendungen halten (–0,4 %). Die chemische und pharmazeutische auf. Auf KMU entfallen rund 9 % der gesamten internen Industrie reduzierte ihre internen FuE-Aufwendungen FuE-Aufwendungen (siehe auch Abb. D-15). auf 10,8 Mrd. Euro (–3,3 %). Von der Pandemie profitiert hat die IKT-Branche, die ihre internen FuE-Ausgaben Im Wirtschaftssektor konzentriert sich die Durch- um 5,2 % auf 4,5 Mrd. Euro gesteigert hat. Unterneh- führung von FuE traditionell auf die Industrie.12 mensnahe Dienstleister mit der größten Bedeutung für Das Verarbeitende Gewerbe zeichnet 2020 für 84 % FuE in der deutschen Wirtschaft sind Software-Ent- der internen FuE-Aufwendungen der Wirtschaft in wickler, Ingenieurbüros sowie wissenschaftliche und Deutschland verantwortlich. Der Fahrzeugbau, die technische Entwicklungslabore und Forschungsein- Elektroindustrie, die chemische und pharmazeutische richtungen. Sie steigerten ihre internen FuE-Ausgaben Industrie sowie der Maschinenbau sind besonders um 1,8 %. forschungsintensiv. Diese Branchen bringen rund drei Viertel der gesamten internen FuE-Ausgaben der Wirtschaft auf (siehe auch Abb. D-16, vgl. Tabelle 11). 12 Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (2021): Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft – Analysen 2021. stifterverband.org/arendi- analysen_2021
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung 21 Abb. D-15: Interne FuE-Aufwendungen der Unternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen (in Mio. Euro) 80.000 75.830 71.032 68.787 8,8 % 9,3 % B 8,3 % 91,2 % 60.952 60.000 91,7 % 90,7 % 8,6 % 53.566 50.804 91,4 % 9,7 % 44.983 10,5 % 90,3 % 10,5 % 89,5 % 40.000 89,5 % A 20.000 0 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2020 A 250 und mehr Beschäftigte B bis 249 Beschäftigte Datenbasis: Datenportal des BMBF Tabelle 1.5.2; Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (2022): Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft 2020 Abb. D-16: Interne FuE-Ausgaben im Wirtschaftssektor nach Branchen (in Mio. Euro) 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 A 24.417 Kraftwagen und Kraftwagenteile (C29) B 14.812 Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische A 11.369 Erzeugnisse; elektrische Ausrüstungen (C26, C27) B 7.340 Chemische und pharmazeutische Industrie; A 10.792 Gummi- und Kunststoffwaren (C20, C21, C22) B 7.694 A 6.934 Maschinenbau (C28) B 4.597 Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe A 5.801 (C10–C19, C23–25, C30–C33) B 5.799 Freiberufliche, wissenschaftliche und technische A 5.489 Dienstleistungen (M69–M75) B 3.035 A 4.519 Information und Kommunikation (J58–J63) B 2.652 A 1.708 Sonstige Wirtschaftsabschnitte B 1.002 A 2020 B 2010 Rundungsdifferenzen Datenbasis: Datenband Tabelle 11; Datenportal des BMBF Tabelle 1.5.1
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