PHARMAZEUTIKA BIO & NEO - FORSCHUNG - ärztliches journal
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BIO & NEO PHARMAZEUTIKA FORSCHUNG COVID-19 DERMATOLOGIE CAR-T-Zelltherapie bei Die Biopharmazeutika-Therapie Von der Nischenindikation systemischem Lupus bedenkenlos fortsetzen? zum Innovationsmotor
ÜBERZEUGEND GEMACHT Die IL-17 Rezeptor-Blockade bei Psoriasis Wenn die IL-17A Inhibitoren versagen – Kyntheum® wirkt überzeugend effektiv* Effektiv Steuerbar Langanhaltend Wirtschaftlich KYN-MAT-46505-202009, Stand: Mai 2021 * Yeung et al., J Am Acad Dermatol, 2020. Kyntheum® 210 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze. | Zusammens.: Arzneilich wirksamer Bestandteil: Jede Fertigspritze enthält 210 mg Brodalumab in 1,5 ml Lösung.1 ml Lösung enthält 140 mg Brodalumab. Hilfsstoffe: Prolin, Glutamat, Polysorbat 20, Wasser für Injektionszwecke. Anwend.: Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque- Psoriasis bei erwachse- nen Patienten, für die eine systemische Therapie in Frage kommt. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gg. d. Wirkstoff od. einen d. sonstigen Bestandteile. Aktiver Morbus Crohn. Kl. bedeutende aktive Infektionen (z. B. aktive Tuberkulose). Nebenw.: Häufig: Grippe, Tinea- Infektionen (einschl. Tinea pedis, Tinea versicolor, Tinea cruris), Kopfschmerz, Schmerzen i. Oropharynx, Diarrhoe, Übelkeit, Arthralgie, Myalgie, Ermüdung, Reakt. a. d. Inj.stelle (einschl. Erythem, Schmerzen, Juckreiz, blauer Fleck, Blutung a. d. Inj.stelle). Gelegentlich: Candida- Infektionen (oral, genital u. Speiseröhre), Neutropenie, Konjunktivitis. Selten: Ana- phylaktische Reaktion. Im Zus. m. IL-17 Inh. wurde ü. Fälle neu aufgetretener od. sich verschlechternder entz. Darmerkrankungen berichtet. Daher nicht empf. bei Patienten m. entz. Darmer- krankung. Verschreibungspflichtig. Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Nicht verwenden wenn die Lösung trüb oderverfärbt ist oder Klümpchen, Flocken oder Partikel enthält. Pharmazeutischer Unternehmer: LEO Pharma A/S, Industriparken 55, DK-2750 Ballerup, Dänemark. Örtl. Vertreter: LEO Pharma GmbH, 63263 Neu-Isenburg. Stand: Juli 2020 / MAT-31956
VORNEWEG Grippeimpfung zur Die aktuelle Demenzprävention? Zahl 30,8% Biopharmazeutika erzielten 2020 mit einem Marktanteil von 30,8% einen neuen Spitzenwert im deutschen Mark (2019: 29,0%). „Deutschland kann sich gegenüber der internationalen Konkurrenz behaupten. Das zeigte sich im Pandemiejahr 2020 auf beeindruckende Weise bei Eine aktuelle Studie unterstützt eine span- der mRNA-Technologie und gilt auch insgesamt für die medizinische Biotechnologie“, kom- nende Hypothese: Demnach könnte die regel- mentiert Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa bio. mäßige Grippeimpfung zu einem geringeren Demenzrisiko führen. Quelle: vfa bio, Branchenreport „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2021“ Untersucht wurde eine Population bestehend aus über 120.000 US-Veteranen im Alter von durchschnittlich 75,5 Jahren. Analysiert wur- den die Krankenakten zwischen September 2009 und August 2019. Einschlusskriterium war, dass bei den Patienten, die in die Auswer- tung eingingen, zwei Jahre vor Studienbeginn sowie zum Zeitpunkt des Einschlusses in die Studie keine Demenzdiagnose vorlag. 15.933 Studienteilnehmende erkrankten während der Beobachtungsdauer neu an ei- ner Demenz. Die Analyse ergab, dass die In- Brückenantikörper mit Verstärker kann anspruchnahme von Grippeimpfungen mit einem geringeren Demenzrisiko einherging. Brustkrebszellen zerstören Allerdings kam der Effekt nur dann zum Tra- Titelbild: Adobe Stock/peterschreiber.media; Fotos: Colourbox (4)/ iCreative3D (1), Yvan Ryabokon (1), NorGal (1) und Syda Productions (1) gen, wenn insgesamt mehr als sechs Grippe Seit einigen Jahren bereichern bispezifische Forschern des DKFZ ist es zusammen mit impfungen innerhalb des Beobachtungszeit- Antikörper (BiMAb: bispecific monoclo- einer Arbeitsgruppe vom Nationalen Cen- raums verabreicht wurden. Damit wurde in nal antibodies) die Krebsimmuntherapie. trum für Tumorerkrankungen Heidelberg dieser Erhebung das Demenzrisiko durch die Sie besitzen zwei verschiedene Antigen gelungen, BiMAb zu entwickeln, die in Impfungen signifikant um 12% gesenkt (HR: bindestellen, mit denen sie an ein tumor- der Zellkulturschale gezielt die Immunab- 0,88). „Bei jährlich etwa 330.000 Demenz- spezifisches Molekül auf Krebszellen an- wehr aktivieren. Die Laborexperimente mit Neuerkrankungen in Deutschland könnten so- docken bzw. sich an ein Antigen, das auf Brustkrebs-Organoiden zeigten, dass die mit durch regelmäßige Grippeimpfungen fast der Oberfläche von Immunabwehrzellen Kombination aus Brücken- und Verstärker 40.000 Menschen jährlich vor der Diagnose lokalisiert ist, anheften. Durch die Brücken- antikörper in der Lage war, T-Zellen gezielt Demenz bewahrt werden“, so DGN-Demenz- funktion der BiMAb werden Krebs- und Ab- zu mobilisieren, und zwar nur in Proben, in experte Professor Richard Dodel, Essen. wehrzelle miteinander in physischen Kon- denen sich auch Krebszellen befanden, die Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) takt gebracht, so dass das Immunsystem das Tumorantigen trugen. Die neue Methode den Tumor gezielt angreifen kann und ihn im muss noch weiter erprobt werden, bevor sie Idealfall schließlich zerstört. in klinische Studien Eingang findet. Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Aktuell auf aerztliches-journal.de Lust auf vertiefende Einblicke? Dann besuchen Sie uns auf unserer Webseite: Das ärztliche journal nimmt ausgewählte Themengebiete für Sie gezielt ins Visier. Unter www.aerztliches-journal.de erwarten Sie in der Rubrik „Im Fokus“ umfangreiche Specials unter anderem zu Biopharmazeutika, Impfungen und Psoriasis sowie spannende dermatohistologische Kasuistiken. Interviews, Forschungs ergebnisse und aktuelle News – wir halten Sie auf dem Laufenden. 3|2021 ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA |03
INHALT Die Dermato-Immunologie ist zu einem wichtigen Schrittmacher für die Entwicklung innovativer Biopharmazeutika geworden. In der Pipeline dominieren SEITE derzeit vor allem die Antikörper mit einem steigenden Anteil von small molecules. 06 Supplement Bio & Neo Pharmazeutika Oktober 2021 * Für eine bessere Lesbarkeit verzichten wir auf m/w/d. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. LESEN SIE IN DIESER AUSGABE Dermatologie In der Hämatoonkologie Von der Nischenindikation wird die CAR-T-Zelltherapie zum Innovationsmotor 06 bereits bei verschiedenen Immuntherapie Indikationen mit vielverspre- CAR-T-Zelltherapie erstmals bei chenden Ergebnissen einge- systemischem Lupus erfolgreich 10 setzt. Neu ist die Anwendung Biosimilars 2.0 bei Autoimmunerkrankungen Biobetters und Value-added wie dem Lupus erythematodes. Medicines bieten Mehrwert Wir fragten nach bei SEITE im Vergleich zum Originator Interview 12 Prof. Georg Schett, Erlangen. 10 Fotos: Colourbox/Philipp Oscity (1), Colourbox/ #105053 (1), SIMOarts.com (1), Adobe Stock/Lubo Ivanko (1) Faszination Forschung 14 Report 16/18 SEITE Kann man Patienten, die wegen einer Hauterkrankung mit 08 Biologika behandelt werden, im Falle einer Infektion mit COVID-19 das Biologikum unbesorgt weitergeben? Ein Überblick über die Therapieerfahrungen mit Biologika bei Patienten mit COVID-19. IMPRESSUM Verlag (zugleich Anschrift der Verantwortlichen): Otto Hoffmanns Verlag GmbH, Arnulfstr. 10, 80335 München, Telefon (0 89) 54 58 45-0, Fax (0 89) 54 58 45-30, info@ohv-online.de Redaktion Cornelia Weber (Chefredaktion, ViSdP), Birgit Bok, Martha-Luise Storre, Frauke van der Beek Geschäftsführer Dr. med. Henning Große-Nordhaus Anzeigen Caroline Gerndt (verantwortlich), Anzeigenpreisliste Nr. 4 vom 1.1.2021 Herstellung und Druck L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien, Marktweg 42-50, 47608 Geldern 04| ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA 3|2021
Trazimera ® trastuzumab NUTZEN SIE DAS POTENZIAL DER BIOSIMILARS – MIT PFIZER Unser Versprechen: Ein breites Portfolio an wirtschaftlichen Biosimilars, mit dem Sie Ihren Patienten mehr Behandlungsoptionen anbieten können. Über 30 Jahre Biologika Know-How1 Produktion nach höchstem Qualitätsstandard2 Zahlreiche Rabattverträge für eine wirtschaftliche Verordnung3,4 1. EMA Genotropin® EPAR. https://www.ema.europa.eu/en/documents/referral/questions-answers-genotropin-associated- names-somatropin-injection_en.pdf. Zugriff am 10.02.2021. 2. Pfizer. Manufacturing of Biosimilars. https://www.pfizerbiosimilars. com/manufacturing-biosimilars. Zugriff am 10.02.2021. 3. Krankenkassenrabatte, Lauer-Taxe Stand 10.02.2021. 4. GKV-SV und KBV. Anlage 1 § 2 Rahmenvorgaben nach § 106b Abs. 2 SGB V für die Wirtschaftlichkeitsprüfung ärztlich verordneter Leistungen vom 01. Mai 2020. https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/ambulante_leistungen/ wirtschaftlichkeitspruefung/20200501_Rahmenvorgaben_106b_Wirtschaftlichkeitspruefungen_Korrektur_19.01.2021.pdf. Zugriff am 09.02.2021.
DERMATOLOGIE Von der Nischenindikation zum Innovationsmotor Die Dermato-Immunologie ist zu einem wichtigen Schrittmacher für die Entwicklung innovativer Biopharmazeutika geworden. In der Pipeline dominieren derzeit vor allem die Antikörper mit einem steigenden Anteil von small molecules. Ein Überblick Dr. Alexander Kretzschmar Psoriasis Die Plaque-Psoriasis gehört neben der ato- ständig erscheinungsfreie Haut (PASI 100) er- pischen Dermatitis (AD) zu den großen chro- reichten, deutlich gesteigert werden. Auch das nisch-entzündlichen Hauterkrankungen. Mit Therapieergebnis an kritischen und schwer be- > 90% stellt sie die häufigste Variante der Psoria- handelbaren Hautarealen wie Kopfhaut, Hände sis dar. Heute kann die Pathogenese der Plaque- oder Genitalbereich wurde im Psoriasis an mehreren unterschiedlichen Stadien Vergleich zu den konventio- unterbrochen werden. Mechanistisch lassen sich nellen Therapien wesent- die rekombinanten Antikör- lich verbessert1. per, welche die Entzün- Klinische Studien laufen dungsreaktionen hemmen, auch für Inhibitoren der in vier Gruppen einteilen: Januskinasen (JAK) und n T NF-α-Inhibitoren wie TYK2-Proteine. Sie kön- Adalimumab, Etaner- nen zelluläre Signalwege cept, Infliximab und aktivieren, wenn sie über Ober- Certolizumab pegol bin- flächenrezeptoren von IL-12 den und neutralisieren oder IL-23 aktiviert werden. Ein den Tumornekrose TYK2-Inhibitor als Kandidat für faktor alpha. diese Indikation ist das small Fotos: Fotolia/Design Cells (1); Colourbox/ #105053 (4); Adobe Stock/Nikkikii (1) n B imekizumab, Brodalumab, Ixekizumab und molecule BMS-986165. Secukinumab greifen in den Interleukin(IL)- Neben der Plaque-Psoriasis existieren seltenere 17-Signalweg ein, der ebenfalls an Formen wie die generalisierte pustulöse Psoriasis Entzündungsreaktionen im Körper beteiligt (GPP). GPP ist eine potenziell lebensbedrohliche ist. Erkrankung mit wiederkehrenden Ausbrüchen n G uselkumab, Tildrakizumab und Risan großflächiger pustulöser Hautausschläge. Bisher kizumab modulieren den IL-23-Signalweg. ist in der EU noch kein Medikament zur Behand- Interleukin-23 gehört ebenfalls zur Gruppe lung der GPP zugelassen. In einer Phase-I-Studie der entzündungsfördernden Botenstoffe. wurde bei Patienten mit akuter GPP mit Spesoli- n U stekinumab hemmt sowohl Interleukin-23 mab, einem Antikörper gegen den Interleukin- als auch Interleukin-12. 36-Rezeptor, eine rasche Verbesserung der Vor allem durch die Adressierung der IL-17- und Symptomatik nach einer einmaligen intravenösen IL-23-Signalwege konnte der Anteil der Patienten, Injektion erreicht. Spesolimab wird derzeit in die nach einem Jahr eine fast (PASI 90) oder voll- Phase-II-Studien untersucht2. n 06| ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA 3|2021
DERMATOLOGIE Atopische Dermatitis Bei der AD wurde mit dem IL-4/IL-13-Antikör- per Dupilumab vor wenigen Jahren ein erstes Biologikum zur Behandlung der mittelschweren bis schweren AD bei Jugendlichen und Erwach- senen zugelassen und erfolgreich etabliert. Im Juli 2021 folgte die Zulassung des selektiven anti-IL-13-Antikörpers Tralokinumab3. Der Anti- Neben körper erwies sich bei Erwachsenen mit mode- den Antikör- rater bis schwerer AD in Monotherapie und in pern erweitern Kombination mit topischen Kortikosteroiden in auch die oralen JAK-1/2-Inhibitoren die Thera- zwei Langzeitstudien über 52 Wochen als gut piemöglichkeiten für die Indikation. 2020 wurde wirksam4. Baricitinib für die Behandlung erwachsener Pati- Phase-III-Studien mit Patienten ab 12 Jahren mit enten mit mittelschwerer bis schwerer ato- mittel- bis schwergradiger AD laufen derzeit mit pischer Dermatitis zugelassen5, 2021 der JAK1- Nemolizumab (IL-31-Hemmer) und Lebrikizumab und JAK1/3-Inhibitor Upadacitinib. Klinische (IL-13-Hemmer). Bermekimab (IL-1-α-Hemmer) Studien mit anderen JAK-Inhibitoren wie Abroci- befindet sich in der Phase IIb. tinib laufen. n Fotos: Colourbox/Philipp Oscity (1); Wikimedia Commons/Dr. Thomas Brinkmeier (CC-BY 4.0) (1); Wikimedia Commons/James Heilman MD (CC BY-SA 3.0) (1) Acne inversa Bei der Acne inversa (Hidradenitis suppurativa) ist derzeit lediglich der TNF-α-Inhibitor Adalimumab als Originalpräparat sowie als Biosimilar zugelassen. Darüber hinaus werden einige Antikörper, darunter der IL-17A-Antikörper Secukinumab, in klinischen Studien mit Patienten über 18 Jahre untersucht. n Chronisch spontane Urtikaria Für die Therapie der chronisch spontanen Urtikaria ist der gegen Immunglobulin E (IgE) gerichtete Antikörper Omalizumab für Patienten ab 12 Jahren zugelassen, die trotz Einnahme von H1-Antihistaminika weiterhin unter den Symptomen wie Quaddeln, Angioödemen oder Juckreiz leiden. In der Phase III wird nach erfolgreich abgeschlossener Phase- IIb-Dosisfindungsstudie derzeit der humanisierte monoklonale IgG1-Antikörper Ligelizumab zur Behandlung der chronisch spontanen Urtikaria untersucht6. Er bindet und neutralisiert wie Omalizumab IgE. n 3|2021 ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA |07
DERMATOLOGIE Weitere Indikationen Im Juni 2021 wurde intravenöses Immunglobulin (IVIG) von der Eu- ropean Medicines Agency (EMA) zur Behandlung der Dermatomyosi- tis bei erwachsenen Patienten zuge lassen, die mit Immunsuppressiva einschließlich Kortikosteroiden behan- delt werden, oder bei Unverträglichkeiten Neue biopharmazeutische oder Kontraindikationen gegen diese Arznei Therapieoptionen gibt es mittel. zunehmend auch zur Behandlung dermatolo- Weitere Indikationen, in denen Biopharmazeuti- gischer Manifestationen systemischer oder ka untersucht werden, sind die mittel- bis Organerkrankungen und/oder Arzneimittel- schwergradige Alopecia areata (z.B. CTP-543), assoziierter unerwünschter Effekte. Die US- die mittel- bis schwergradige papulopustulöse Zulassungsbehörde FDA genehmigte die Marktein- Rosacea (Rifaximin), der Prurigo nodularis und führung des kappa Opioid-Rezeptor-Agonisten starker Juckreiz (Nemolizumab) oder das Difelikefalin zur Behandlung eines moderaten bis bullöse Pemphigoid (Benralizumab). schweren Pruritus bei Hämolyse-Patienten. n Fotos: Fotolia/Alex Papp (1); Wikimedia Commons/Elizabeth M. Dugan et al. (CC BY-SA 3.0) (1); Adobe Stock (2)/STEKLO KRD (1) und Lubo Ivanko (1) Biopharmazeutika und COVID-19 Mehrere retrospektive Auswertungen sis-Patienten mit Ciclosporin im Vergleich zu der Therapieerfahrungen mit Biologika Methotrexat ein erhöhtes Infektionsrisiko insge- bei Patienten mit COVID-19-Infektionen und samt (adjustierte RR 1,58; 95% KI 1,17–2,15) so- Hauterkrankungen, insbesondere Psoriasis, wie von schweren COVID-19-Verläufen (adju- Hidradenitis suppurativa und AD, unterstützen stierte RR 3,12; 95% KI 1,11–8,77)8. die Empfehlung, die Biologika im Regelfall nicht Eine retrospektive multizentrische Analyse des abzusetzen. Outcomes von 6.501 Patienten mit Plaque-Psoria- Ausschlaggebend ist eine individuelle Nutzen- sis in Norditalien in 2020 zeigt insgesamt keine Risiko-Bewertung, bei der insbesondere Komor- negativen Effekte einer Biologikatherapie bei die- biditäten wie Hypertonie, Diabetes und Adiposi- ser Patientenpopulation. Die SIR (Standardized tas sowie ein schlechter Allgemeinzustand als Incidence Ratio) für Hospitalisierung bzw. Tod bei Risikofaktoren für einen schweren Infektions- diesen Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevöl- verlauf gelten müssen7. Das spanische Biobada- kerung betrug 0,94 (95% KI 0,57–1,45; p=0,82) derm-Register zeigt für die Therapie von Psoria- bzw. 0,42 (95% KI 0,07–1,38; p=0,19)9. n Literatur: 1. Sbidian E et al. Cochrane Database Syst Rev 2020; 1: CD011535. 2. Choon SE et al. BMJ Open. 2021; 11(3): e043666. 3. Freitas E et al. Am J Clin Dermatol 2021; 22(5): 625-638. doi: 10.1007/s40257-021-00613-8. 4. Wollenberg A et al. Br J Dermatol 2021;184(3): 437-449. doi: 10.1111/bjd.19574. 5. Reich K et al. JAMA Dermatol 2020; 156: 1333–43. 6. Maurer M et al. N Engl J Med. 2019;381(14):1321–1332. 7. Patsatsi A et al. Clin Dermatol 2021; 39(1): 52-55. doi: 10.1016/j.clindermatol.2020.12.012. 8. Sadeghinia A et al. Dermatol Ther 2021; 34(1): e14498. doi: 10.1111/dth.14498. 9. Gisondi P et al. J Allergy Clin Immunol 2021; 147(2): 558-560.e1. doi: 10.1016/j.jaci.2020.10.032. 08| ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA 3|2021
GUT KOMBINIERT AYBINTIO®, ein Bevacizumab-Biosimilar von Organon Kombinationstherapien in der Onkologie werden immer wichtiger. Mit AYBINTIO® von Organon verfügen Sie über gute Voraussetzungen.* * Die Zulassung von AYBINTIO® erstreckt sich nicht auf die Kombination mit Paclitaxel bei Patienten mit einem ersten platinsensitiven Rezidiv eines epithelialen Ovarialkarzinoms, Eileiterkarzinoms oder primären Peritonealkarzinoms. © 2021 Organon group of companies. All rights reserved. Aybintio® penie; Thrombozytopenie. Anorexie; Hypomagnesiämie; Hyponatriämie. Periphere, sensorische Neuropathie; Dysarthrie; Kopfschm.; Dysgeusie. Augenerkrank.; erhöhter Tränenfluss. Hypertonie; (venöse) Thromboembolie. Dyspnoe; Rhinitis; Epis taxis; Husten. Rektalblutung; Stomatitis; Verstopfung; Diarrhö; Übelkeit; Erbrechen; Bauchschm. Wundheilungsstörungen; Aybintio 25 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. ® exfoliative Dermatitis; trockene Haut; Hautverfärbung. Arthralgie; Myalgie. Proteinurie. Ovarialinsuffizienz. Asthenie; Fatigue; Wirkstoff: Bevacizumab Zus.: Arzneil. wirks. Bestandt.: 1 Durchstechfl. (4 ml od. 16 ml) enth. 100 mg od. 400 mg Beva- Pyrexie; Schm.; Schleimhautentzündung. Gewichtsabnahme. Häufig: Sepsis; Abszess; Zellulitis; Infektion; Harnwegsinfekt. cizumab. 1 ml Konz. enth. 25 mg Bevacizumab. Sonst. Bestandt.: ά, ά-Trehalose 2 H2O, Natriumacetat-Trihydrat, Essigsäure, Anämie; Lymphopenie. Überempf.-keit; infusionsbed. Reakt. Dehydratation. Apoplex; Synkope; Schläfrigkeit. Kongestive Polysorbat 20, Wasser für Injekt.-zwecke. Anw.: In Komb. m. e. Chemother. auf Fluoropyrimidin-Basis zur Behandl. von Herzinsuffizienz; supraventrikuläre Tachykardie. (Arterielle) Thromboembolie; Blutungen; tiefe Venenthrombose. Lungenein- erw. Pat. m. metastasiertem Kolon- od. Rektumkarzinom. In Komb. m. Paclitaxel zur First-Line-Behandl. von erw. Pat. m. blutung/Bluthusten; Lungenembolie; Hypoxie; Dysphonie. Magen-Darm-Perforation; Darm-Perforation; Ileus; intestinale metastasiertem Mammakarzinom. Zu weit. Info. u. humanem epidermalem Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 (human epidermal Obstruktion; rektovaginale Fisteln; Erkrank. des Gastrointestinaltrakts; Proktalgie. Palmoplantares Erythrodysästhesie- growth factor receptor 2, HER2)-Status siehe FI. In Komb. m. Capecitabin zur First-Line-Behandl. von erw. Pat. m. metasta Syndrom. Fisteln; Muskelschwäche; Rückenschm. Schm. im Becken. Lethargie. Selten: Nekrotisierende Fasziitis. PRES. Sehr siertem Mammakarzinom, bei denen e. Behandl. m. and. Chemother.-Optionen, einschl. Taxanen od. Anthracyclinen, als nicht selten: Hypertensive Enzephalopathie. Häufigk. nicht bekannt: Renale thrombotische Mikroangiopathie; Aneurysmen u. Arte- geeignet angesehen wird. Pat., die innerhalb der letzten 12 Mon. Taxan- u. Anthracyclin-haltige Therapieregime im Rahmen riendissektionen. Pulmonale Hypertonie; Perforation der Nasenscheidewand. Magen-Darm-Ulzera. Gallenblasenperfora- der adjuvanten Behandl. erhalten haben, sollten nicht m. Aybintio in Komb. m. Capecitabin therapiert werden. Zu weit. tion. Kiefernekrose; nicht-mandibuläre Osteonekrose. Fetale Anomalien. Schwere NW nach Häufigk.: Sehr häufig: Febrile Info. u. HER2 Status siehe FI. Zusätzl. zu e. platinhalt. Chemother. zur First-Line-Behandl. von erw. Pat. m. inoperablem Neutropenie; Leukopenie; Neutropenie; Thrombozytopenie. Periphere sensorische Neuropathie. Hypertonie. Diarrhö; Übelkeit; fortgeschrittenem, metastasiertem od. rezidivierendem nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom, außer bei vorwiegender Erbrechen; Bauchschm. Asthenie; Fatigue. Häufig: Sepsis; Zellulitis; Abszess; Infektion; Harnwegsinfekt. Anämie; Lympho- Plattenepithel-Histologie. In Komb. m. Erlotinib zur First-Line-Behandl. von erw. Pat. m. inoperablem fortgeschrittenem, me- penie. Dehydratation; Hyponatriämie. Apoplex; Synkope; Somnolenz; Kopfschm. Kongestive Herzinsuffizienz; supraventri- tastasiertem od. rezidivierendem nicht kleinzelligem Nicht-Plattenepithel-Bronchialkarzinom m. Mutationen, die den epider- kuläre Tachykardie. (Arterielle) Thromboembolie; Blutungen; (venöse) Thromboembolie; tiefe Venenthrombose. Lungen malen Wachstumsfaktorrezeptor (epidermal growth factor receptor, EGFR) aktivieren. In Komb. m. Interferon alfa-2a zur einblutung/Bluthusten; Lungenembolie; Epistaxis; Dyspnoe; Hypoxie. Darm-Perforation; Ileus; intestinale Obstruktion; rekto- First-Line-Behandl. von erw. Pat. m. fortgeschrittenem u./od. metastasiertem Nierenzellkarzinom. In Komb. m. Carboplatin u. vaginale Fisteln; Erkrank. des Gastrointestinaltrakts; Stomatitis; Proktalgie. Wundheilungsstörungen; palmoplantares Paclitaxel zur Primärbehandl. von erw. Pat. m. fortgeschrittenem epithelialem Ovarialkarzinom, Eileiterkarzinom od. primä- Erythrodysästhesie-Syndrom. Fisteln; Myalgie; Arthralgie; Muskelschwäche; Rückenschm. Proteinurie. Schm. im Becken. rem Peritonealkarzinom in den International Federation of Gynecology and Obstetrics (FIGO)-Stadien IIIB, IIIC u. IV. In Komb. Schm.; Lethargie; Schleimhautentzündung. H äufigk. nicht bekannt: Nekrotisierende Fasziitis. Überempf.-keit; infusionsbed. m. Carboplatin u. Gemcitabin od. in Komb. m. Carboplatin u. Paclitaxel zur Behandl. von erw. Pat. m. e. ersten platinsensi- Reakt. PRES; hypertensive Enzephalopathie. Renale thrombotische Mikroangiopathie; Aneurysmen u. Arteriendissektionen. tiven Rezidiv e. epithelialen Ovarialkarzinoms, Eileiterkarzinoms od. primären Peritonealkarzinoms, die zuvor noch nicht m. Pulmonale Hypertonie; Perforation der Nasenscheidewand. Magen-Darm-Perforation; Magen-Darm-Ulzera; Rektal Bevacizumab od. m. and. vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (vascular endothelial growth factor, VEGF)-Inhibitoren blutungen. Gallenblasenperforation. Kiefernekrose. Ovarialinsuffizienz. Fetale Anomalien. NW nach Markteinf.: Häufig: bzw. auf den VEGF-Rezeptor zielenden Substanzen behandelt wurden. In Komb. m. Topotecan od. pegyliertem liposomalen Dysphonie. Selten: Nekrotisierende Fasziitis, gewöhnlich sekundär bei Wundheilungskomplikationen, Magen-Darm-Perfo- Doxorubicin zur Behandl. von erw. Pat. m. platinresistentem Rezidiv e. epithelialen Ovarialkarzinoms, Eileiterkarzinoms od. ration od. Fistelbildung. PRES. Sehr selten: Hypertensive Enzephalopathie. Häufigk. nicht bekannt: Überempf.-keits- u. primären Peritonealkarzinoms., die zuvor m. höchstens zwei Chemother. behandelt wurden u. die zuvor keine Ther. m. Infusionsreakt. m. den folg. mögl. Ko-Manifestationen: Dyspnoe/Atemnot, Flush/Rötung/Ausschlag, Hypotonie od. Hyper- Bevacizumab od. e. anderen VEGF-Inhibitor bzw. auf den VEGF-Rezeptor zielenden Substanzen erhalten haben. In Komb. tonie, vermind. Sauerstoffsättigung, Schm. im Brustkorb, Schüttelfrost u. Übelkeit/Erbrechen. Renale thrombotische Mik- m. Paclitaxel u. Cisplatin – od. alternativ m. Paclitaxel u. Topotecan bei Pat., die keine platinhaltige Ther. erhalten können roangiopathie, die sich m. od. ohne gleichz. Anw. von Sunitinib als Proteinurie klinisch manifestieren kann. Perforation der – zur Behandl. von erw. Pat. m. persistierendem, rezidivierendem od. metastasiertem Zervixkarzinom. Gegenanz.: Über- Nasenscheidewand; pulmonale Hypertonie. Magen-Darm-Ulzera. Gallenblasenperforation. Zusätzlich: Fälle von Kiefer- empf.-keit gg. d. Wirkstoff od. e. d. sonst. Bestandt. Überempf.-keit gg. CHO-Zellprodukte od. and. rekombinante humane nekrosen u. bei Kdr. u. Jugendl. Fälle von nicht-mandibulärer O steonekrose. Fälle von fetalen Anomalien bei Frauen be- od. humanisierte Antikörper. Schwangerschaft. Vorsicht bei: Nierenfunkt.-stör. Leberfunkt.-stör. Pat. m. Fisteln od. Risiko- obachtet, die m. Bevacizumab allein od. in Komb. m. bekannt embryotox. Chemotherapeutika behandelt wurden. Zusätzl.: fakt. für Fisteln (u.a. metastasiertes Kolon- od. Rektumkarzinom; persistierendes, rezidivierendes od. metastasiertes Zervix- Hinw. zu Abw. bei Laborwerten beachten. Warnhinw.: Nicht für die intravitreale Anwendung entwickelt. Zuverlässige karzinom u. vorangeg. Strahlenther). Vorbesteh. Hypertonie. Cisplatinhaltiger Chemother. u. Hypertonie. Posteriorem reversi- Verhütungsmethode b. Frauen im gebärf. Alter währ. Behandl. u. bis min. 6 Mon. nach letzter Dosis. Kann Fertilität beein- blem Enzephalopathie-Syndrom (PRES) in Anamnese. Komb. m. Chemother., insbes. bei Pat. m. anamnest. a rterieller trächtigen; mit Frauen im gebärf. Alter vor Beginn einer Behandl. üb. Maßnahmen zur Erhalt. der Fertilität sprechen. Thromboembolie, Diabetes od. > 65 J. Komb. m. Paclitaxel u. Cisplatin gg. persistierendes, rezidivierendes od. metasta- Stillende Frauen müssen währ. der Ther. das Stillen absetzen u. dürfen bis min. 6 Mon. nach der letzten Dosis nicht stillen. siertes Zervixkarzinom. Pat. m. unbehandelten ZNS-Metastasen. Pat. m. angeb. hämorrhagischen Diathesen, erworb. Ko Verschreibungspflichtig. Stand: 05/2021 DE-BEV-110000 agulopathie od. Pat., die zur Behandl. e. Thromboembolie vor Beginn der Bevacizumab-Ther. m. Antikoagulanzien in voller Dosishöhe behandelt wurden. Kürzlich aufgetretener Lungeneinblutung/Bluthusten (> 2,5 ml Blut) (Pat. dürfen nicht be- Bitte lesen Sie vor Verordnung von Aybintio® die Fachinformation! handelt werden). Risikofakt. wie Hypertonie od. Aneurysmen in der Vorgesch. Pat. m. klin. bedeutsamer kardiovaskulärer Pharmazeutischer Unternehmer: Samsung Bioepis NL B.V., Olof Palmestraat 10, 2616 LR Delft, Niederlande Erkrank. (wie vorbesteh. koronarer Herzkrankheit od. kongest. Herzinsuff.). Myelotox. Chemother. (insbes. Komb.-ther. m. bioepis.mi@medinformation.co.uk Platin od. Taxanen zur Behandl. des NSCLC u. metastas. Mammakarzinoms sowie b. Komb.-ther. m. Paclitaxel u. Topotecan zur Behandl. von persistierendem, rezidivierendem od. metastasiertem Zervixkarzinom.). Vorbehandl. od. Komb. m. Bisphos Lokaler Ansprechpartner: Organon Healthcare GmbH, Neuturmstr. 5, 80331 München phonaten. Nebenw.: Mit Kausalzusammenhang m. Bevacizumab: Sehr häufig: Febrile Neutropenie; Leukopenie; Neutro Tel.: 0800 3384 726, Fax: 0800 3384 726-0, E-Mail: dpoc.germany@organon.com
IMMUNTHERAPIE CAR-T-Zelltherapie erstmals bei systemischem Lupus erfolgreich in der Hämatoonkologie wird die CAR-T-Zelltherapie bereits bei verschiedenen Indikationen mit vielversprechenden Ergebnissen eingesetzt. Neu ist die Anwendung bei Autoimmunerkrankungen am Uniklinikum Erlangen-Nürnberg – Kasuistik Blandina Mangelkramer, Universität Erlangen-Nürnberg / cw Mit Gelenkschmerzen und einem roten Die Patientin erhielt unterschiedliche immun- Gesichtsausschlag fing es an: Die damals supprimierende Therapien, welche die Sympto 16-jährige Patientin hatte bereits mehrere ärzt- me aber nicht nachhaltig verbessern konnten. liche Untersuchungen in drei Städten hinter „Wir standen mit dem Rücken zur Wand“, sagt sich, als sie im Februar 2017 am Universitäts Prof. Gerhard Krönke. Alle Therapien, die darauf klinikum Erlangen die Diagnose erhielt: Syste- abzielten, das fehlgesteuerte Immunsystem der mischer Lupus erythematodes (SLE). jungen Patientin zu unterdrücken, scheiterten. Das Immunsystem unterscheidet in der Regel Aufgeben war für das behandelnde Team an der zwischen fremden und körpereigenen Zellen. Uni Erlangen-Nürnberg jedoch keine Option und Dabei wird das Eigene toleriert und das Fremde sie brachten die CAR-T-Zellen ins Spiel. angegriffen, um den Organismus beispielsweise vor Viren und Bakterien zu schützen. „Beim SLE T-Zellen mit künstlichem spielen Teile des Immunsystems verrückt und Rezeptor ausgestattet bilden Antikörper gegen die eigene Erbsubstanz, was unweigerlich zu schweren Entzündungs CAR steht für den ‚chimären Antigenrezeptor‘ reaktionen in den Organen führt”, sagt Prof. und bezeichnet einen künstlichen Rezeptor. Georg Schett. Zu den Gelenkschmerzen kamen T-Zellen der Patientin wurden im Labor mithilfe bei der Patientin auch Wassereinlagerungen eines gentechnischen Verfahrens mit dem CAR infolge einer Niereninsuffizienz, starkes Herz- ausgestattet. Dieser erkennt spezielle Antigene klopfen und Haarausfall. Besonders ausgeprägt auf der Oberfläche der Zielzellen und zerstört waren die Beschwerden jeweils nach einem diese. Im Falle der jungen SLE-Patientin wurde akuten Schub. den CAR-T-Zellen die Fähigkeit beigebracht, Nachgefragt bei Prof. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uni-Klinikums Erlangen Herr Prof. Schett, welche wissenschaftliche Rationale steckt dahinter, die CAR-T-Zell ? artig, aber trotzdem völlig „durchgedreht“ sind, haben wir uns gedacht, dass wir mit CAR-T-Zellen therapie auch bei einer Autoimmunerkran- auch diese entfernen können und dass damit die kung einzusetzen? Autoimmunerkrankung in sich zusammenbricht. Beim Lymphom ist ein wichtiges Prinzip der CAR- Das hat perfekt funktioniert. Foto: SIMOarts.com T-Zelltherapie, bösartige B-Zellen durch die CAR- Unterscheidet sich die von Ihnen angewandte T-Zellen zu vernichten. Da bei manchen Auto Therapie von den bereits zugelassenen CAR- immunerkrankungen die B-Zellen zwar nicht bös- T-Zell-Therapien? 10| ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA 3|2021
WEIL NASEN RIECHEN WOLLEN. Xolair® als Zusatztherapie bei schwerer chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP) zugelassen* Verbesserung der Lebensqualität2 Langjährig etabliertes Sicherheitsprofil1 eduktion der Polypengröße und der R nasalen Obstruktion2 durch den gezielten Ansatz am IgE1 schwere chronische schweres chronische Rhinosinusitis mit spontane IgE-vermitteltes Nasenpolypen Urtikaria Asthma * Xolair® ist angezeigt als Zusatztherapie zu intranasalen Kortikosteroiden (INCS) zur Behandlung von Erwachsenen (ab 18 Jahren) mit schwerer CRSwNP, bei denen durch eine Therapie mit INCS keine ausreichende Krankheitskontrolle erzielt wird. ** Xolair® ermöglicht eine klinisch relevante Verbesserung der Lebensqualität für Patienten mit schwerem allergischem Asthma, chronischer spontaner Urtikaria sowie schwerer chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen.2,3,4 1. Fachinformation Xolair. 2. Gevaert P et al. J Allergy Clin Immunol 2020 Jun 7;S0091-6749(20)30752-1. 3. Braunstahl GJ et al. Resp Med 2013; 107: 1141–51. 4. Finlay AY et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2017; 31(10): 1715–1721. Xolair® 75 mg/- 150 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze Wirkstoff: Omalizumab, humanisierter monoklonaler Antikörper (hergestellt durch rekombinante DNA-Technologie in e. Säugetier-Zelllinie aus d. Ovar d. chines. Hamsters [CHO]). Zus.setzung: Jede Fertigspritze mit 0,5 ml/1 ml Inj.-lösung enthält 75 mg/150 mg Omalizumab. Sonstige Bestandteile: L-Argininhydrochlorid, L-Histidinhydrochlorid, L-Histidin, Polysorbat 20, Wasser für Inj.-zwecke. Anwend.: Allerg. Asthma: Als Zusatztherapie zur verbesserten Asthmakontrolle bei Erw., Jugendl. u. Kdrn. (6 bis < 12 Jahre) mit schwerem persist. allerg. Asthma, d. einen positiven Hauttest od. In-vitro-Reaktivität gg. ein ganzjährig auftretendes Aeroallergen zeigen u. unter häufigen Sympt. während d. Tages od. nächtlichem Erwachen leiden u. trotz tgl. Ther. mit hoch dosierten inhalat. Kortikosteroiden u. einem lang wirkenden inhalat. Beta2-Agonisten mehrfach dokumentierte, schwere Asthma-Exazerbationen hatten. Erw. u. Jugendl. ab 12 Jahren müssen zusätzl. eine reduz. Lungenfunkt. (FEV1 < 80 %) aufweisen. Nur für Pat. mit IgE-vermitteltem Asthma. Chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP): Als Zusatztherapie zu intranasalen Kortikosteroiden (INCS) zur Behandl. von Erw. (ab 18 Jahren) mit schwerer CRSwNP, bei denen durch eine Ther. mit INCS keine ausreichende Krankheitskontrolle erzielt wird. Zusätzlich bei Xolair 150 mg Inj.-lösung: Chronische spontane Urtikaria (csU): Als Zusatztherapie für d. Behandl. der csU bei Erw. u. Jugendl. (ab 12 Jahren) mit unzureichendem Ansprechen auf eine Behandl. mit H1-Antihistaminika. Geg.-anz.: Überempfindl. gg. d. Wirkstoff od. einen d. sonst. Bestandteile. Xolair ist nicht angezeigt zur Behandl. von akuten Asthma-Exazerbationen, akuten Bronchospasmen od. eines Status asthmaticus, bei Hyper-Immunglobulin-E-Syndrom od. allerg. bronchopulm. Aspergillose od. zur Vorbeug. von anaphylakt. Reakt., einschl. durch Nahrungsmittelallerg., atop. Dermatitis od. allerg. Rhinitis ausgelöster Anaphylaxien. Bei klin. Notwendigkeit kann d. Anwendung von Xolair während d. Schwangerschaft u. während d. Stillzeit in Betracht gezogen werden. Nebenw.: Sehr häufig: Fieber. Kopfschmerzen (bei Kdrn. von 6-
IMMUNTHERAPIE Systemischer Lupus erythematodes: iejenigen B-Zellen unschädlich zu machen, die d Die wichtigsten Symptome Antikörper gegen körpereigene Zellen bilden. Gesicht: Neurologisch: Schnelle Besserung dank n S chmetterlings- n M üdigkeit CAR-T-Zellen erythem n A ppetitverlust Im März 2021 erhielt die mittlerweile 20-Jährige als weltweit erste Patientin mit SLE CAR-T-Zellen. Mund und Nase: n U lzerationen „Wir waren sehr überrascht, wie schnell sich ihr Muskulatur: Zustand unmittelbar nach der Zellinfusion bes- nM yalgien serte“, sagt Prof. Dimitrios Mougiakakos. „Die Lunge: CAR-T-Zellen haben ihre Aufgabe ausgezeichnet n P leuritis Nieren: erledigt und haben die krankheitsvermittelnden n N ephritis Perikard: B-Zellen rasch zerstört. Zusammen mit den Anti- n P erikarditis körpern gegen die eigene Erbsubstanz verschwan Gelenke: den auch alle Krankheitssymptome des SLE.“ Die n A rthritis Patientin konnte alle Immunsuppressiva inklusive Kortison absetzen. Seit einem halben Jahr ist die Frau vollkommen Systemisch: beschwerdefrei, bisher gibt es keine Anzeichen n F ieberschübe n P hotosensibilität Finger und Zehen: für ein erneutes Auftreten der Erkrankung. n R aynaud-Syndrom „Ich kann endlich wieder richtig atmen und durchschlafen, außerdem habe ich keine Was- sereinlagerungen mehr und die Rötungen im Gesicht sind verschwunden. Auch meine Haare Die seltene chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung betrifft vor wachsen schon deutlich dichter“, sagt die junge allem junge Frauen im gebärfähigen Alter. Dabei werden zwei Hauptformen Frau. Ihre Herzfunktion ist ebenfalls wieder im unterschieden: Kutaner Lupus erythematodes (CLE) und Systemischer Normalbereich. Lupus erythematodes (SLE). CLE betrifft nur die Haut mit typischen „Wir sehen dies als Meilenstein in der Therapie schmetterlingsförmigen Hautveränderungen an der Sonne ausgesetzten Körperstellen, vor allem um die Augen herum. SLE wirkt sich zusätzlich von Autoimmunerkrankungen“, so die beteilig auch auf innere Organe aus (z. B. Nierenentzündung, Gelenkschmerzen, ten Wissenschaftler. Sie planen nun eine klini Entzündungen von Lunge und Herz). In Einzelfällen kann die Krankheit sche Studie mit CAR-T-Zellen bei Patientinnen tödlich enden. Die Ursachen sind noch nicht völlig aufgeklärt. und Patienten mit Autoimmunerkrankungen. n Diese Therapie ist eine Eigenentwicklung durch Eine Alternative zu etablierten Medikamenten? uns in Zusammenarbeit mit der Firma Miltenyi. Im Falle von schweren, Therapie-resistenten Ver- Es gibt zugelassene CAR-T-Zelltherapien für Lym- läufen sind solche Therapien sehr wahrscheinlich phome, aber keine Erfahrung zu diesen bei lebensrettend. Eine Alternative sind sie derzeit Autoimmunerkrankungen. noch nicht, allein schon wegen der Kosten. Sollte Ist es denkbar, CAR-T-Zellen bei weiteren eine CAR-T-Zelltherapie allerdings langfristig die Abb.: iStock/lantapix (red. bearbeitet) Autoimmunerkrankungen einzusetzen? Autoimmunerkrankung heilen – was durchaus Ja klar; alle jenen Krankheiten, die durch B-Zellen wahrscheinlich ist –, kann das anders werden. verursacht werden und bei denen Autoantikörper Man muss bedenken, dass man dann durch eine im Blut nachweisbar sind. So etwas ist schweren einzige Infusion auf eine langfristige, oft auch Verläufen vorbehalten, bei denen Standardmedi- kostspielige Therapie verzichten könnte. Aber da kamente versagen. ist noch ein Weg zu gehen. n cw 3|2021 ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA |11
REPORT Biosimilars 2.0 Biobetters und Value-added Medicines bieten Mehrwert im Vergleich zum Originator Biosimilars haben sich bereits in der Biologikatherapie etabliert. Inzwischen gibt es Weiter entwicklungen: Value-added Medicines und Biobetters – aus der gleichen Klasse eines bereits existierenden Biologikums mit identischem Zielepitop – wurden modifiziert für einen Zusatz nutzen. Beispiele dafür sind subkutanes Infliximab oder volumenreduziertes Adalimumab. Roland Fath Bei dem vom Unternehmen Celltrion unter- milar sind sehr ähnlich, kleinere Unterschiede, stützten Symposium „Biosimilars 2.0“ während z.B. bei der Glykosylierung, sind aber aufgrund des Deutschen Rheumatologen-Kongresses des Herstellungsprozesses möglich2. Einen 2021 standen die technologischen Fortschritte technologischen Fortschritt stellen „Value-ad- vom Biosimilar hin zum Arzneimittel mit Zusatz- ded Medicines“ (VAM) – Arzneimittel mit Zusatz- nutzen im Blickpunkt. Das Konzept von Biosimi- nutzen – dar. Dazu gehören auch die sogenann- lars sei inzwischen gut etabliert, sagte Prof. ten Biobetters: Das sind rekombinante Proteine Rieke Alten, Rheumatologin an der Charité in derselben Klasse eines bereits existierenden Berlin. Durch die zunehmenden klinischen biologischen Arzneimittels, die auf dasselbe Epi- Daten und praktischen Erfahrungen hätten auch top abzielen, jedoch so verändert wurden, dass Wahrnehmung und Akzeptanz von Biosilimars sie spezifische Eigenschaften erhalten2,3,4. deutlich zugenommen. Dies zeige sich auch an ihrem wachsenden Stellenwert in Leitlinienemp- Relevante Veränderungen bieten fehlungen. In den aktuellen Empfehlungen der klinische Vorteile European League Against Rheumatism (EULAR) zum Management der Rheumatoiden Arthritis Relevante Veränderungen könnten eine neue (RA) aus dem Jahr 2019 werden Wirksamkeit der oder veränderte Applikationsform sein, die kli- verschiedenen biologischen Antirheumatika nische Vorteile biete oder auch einfacher zu (bDMARDs) inklusive der zugelassenen Biosimi- verabreichen sei, erklärte Alten, eine verlänger- lars laut den verfügbaren Evidenzen aus der te Halbwertszeit für ein verbessertes Dosie- Literatur als ähnlich bewertet. Hervorgehoben rungs-Regime oder eine verringerte Immunoge- wird gleichzeitig das hohe Potenzial von Biosimi- nität. Die Veränderungen sollen relevante Ver- lars für Einsparungen im Gesundheitswesen1. besserungen für Patienten, Angehörige der Gesundheitsberufe oder Kostenträger bringen. Value-added Medicines und Zum Beispiel können einfachere Anwendungen Biobetters mit spezifischen ein Selbstmanagement zuhause ermöglichen, so Eigenschaften dass seltener Praxis- oder Klinikbesuche not- wendig werden, was sowohl das ärztliche Perso- Biosimilars haben eine im Vergleich zum Origi- nal als auch die Patienten entlastet. Gerade nalpräparat identische Molekülstruktur, ver- während der COVID-19-Pandemie haben sich gleichbare Qualitätsmerkmale und Eigenschaf- solche Strategien als sehr wirksam in der Ver- ten und sind bioäquivalent, heißt: Es zeigten sich sorgung von Patienten mit chronisch-entzünd- in Vergleichsstudien keine klinisch relevanten lichen Erkrankungen erwiesen. Unterschiede bezüglich Sicherheit und Wirksam- Paradebeispiel für ein value-added Biosimilar ist keit. Auch die Reinheit von Originator und Biosi- die erste subkutane Infliximab-Formulierung, die 12| ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA 3|2021
Biosimilars Biobetters Valued-added Medicines Im Vergleich zum Originalpräparat: Ein rekombinantes Biologikum aus Medikamente mit einem Vom Originator n I dentische der gleichen Klasse mit dem iden- Zusatznutzen in den Bereichen n Gesundheitswesen (und deren über Biosimilars zu Molekülstruktur tischen Zielepitop, n V ergleichbare Qualitätsmerkmale Beschäftigte) Biobetters: Dank und Eigenschaften aber welches mit folgenden Zielen n P atientenversorgung des technologischen modifiziert wurde: n L eistungserbringer n K eine klinisch relevanten Unter- Fortschritts ist die schiede bezüglich Sicherheit, n n euer Applikationsweg Zusatznutzen kann erbracht Entwicklung von Reinheit und Wirksamkeit n v erbesserte Wirksamkeit werden bei Verbesserung von n v erbesserte Verträglichkeit verbesserten Ver n E benfalls lizensiert durch die n W irkung Zulassungsbehörde n r eduzierte Immunogenität n S icherheit sionen zugelassener n K leinere Unterschiede (z.B. n A pplikationsweg Biologika, d.h. Bio- Glykosylierung) aufgrund des oder similars, möglich Herstellungsprozesses möglich n n eue Indikation geworden. n n eue Patientenpopulation seit Anfang 2020 auf dem deutschen Markt ver- duktion der Krankheitsaktivität der Patienten, fügbar ist. Infliximab s.c. (Remsima®, 120 mg/ml) beurteilt mit dem DAS28-CRP, zeigten sich keine wird in der Erhaltungstherapie alle zwei Wochen signifikanten Unterschiede zwischen beiden per Pen oder Spritze appliziert5. Die häusliche Gruppen. Beide Präparate basierten auf dem Anwendung in fixer Dosis ist einfacher und wird gleichen Protein, nur unterschiedlich formuliert, von den meisten Patienten den Infusionen alle berichtete Meyer-Olson. Weitere Unterschiede acht Wochen in der Praxis vorgezogen. Beim gebe es beim verwendeten Puffer und dem Sta- Einsatz des gebrauchsfertigen Pens oder der bilisator. Spritze sei keine Vorbereitung von Medikamen- Auch bei Patienten mit chronisch-entzündlichen ten erforderlich und es bestehe ein geringeres Darmerkrankungen (CED) wurde in einer Studie Potenzial für Dosierungsfehler als bei der intra- die Gleichwertigkeit von Infliximab s.c. vs. einer venösen Anwendung, sagte Prof. Dirk Meyer- intravenösen Darreichungsform belegt. Darauf- Olson aus Bad Pyrmont. Zudem seien weniger hin wurde Infliximab s.c. von der europäischen Patientenbesuche im Krankenhaus oder im Infu- Zulassungsbehörde für alle weiteren Infliximab- sionszentrum notwendig, was Kosten- und Zei- Indikationen zugelassen (nach zweimaliger i.v. tersparnisse bedeute und gerade in Zeiten der Induktion), darunter Psoriasis-Arthritis und an- Corona-Pandemie Kontaktreduzierungen ermög- kylosierende Spondylitis, beschränkt allerdings liche. Als weiteres innovatives Biosimilar, das auf erwachsene Patienten5. Bei RA-Patienten höheren Komfort bei der Anwendung bietet, kann seit April 2021 auch die zweimalige Induk- nannte Meyer-Olson volumenreduziertes Adali- tionstherapie subkutan erfolgen. mumab. CT-P17 (Yuflyma®) ist hochkonzentriert Vorteil der subkutanen Formulierung ist neben (40 mg/0,4 ml), citratfrei und bis zu 30 Tage der einfacheren Anwendung auch ein opti- stabil bei Raumtemperatur6. miertes pharmakokinetisches Profil. Im Ver- gleich zur i.v.-Gabe wurden deutlich geringere Nichtunterlegenheit bei Cmax-Spiegel, gleichmäßigere Serumkonzentra RA- und CED-Patienten tionen und höhere Talspiegel erreicht 7,8. Zudem wurden im Verlauf auch weniger neutralisieren- In der Zulassungstudie der subkutanen Inflixi- de Antikörper gemessen7. Die Zahl der Pati- mab-Formulierung (CT-P13 SC) bei RA-Patienten enten mit neutralisierenden Antikörpern war wurde die Nicht-Unterlegenheit in Bezug auf unter CT-P13 SC numerisch geringer als unter Wirksamkeit und Unbedenklichkeit im Vergleich CT-P13 IV, berichtete Meyer-Olsen. Ob dies wie Mit freundlicher zu einer intravenösen Formulierung eines Inflixi- zu erwarten auch klinische Vorteile bringt, ist Unterstützung der mab-Biosimilars (CT-P13 IV) belegt7. Bei der Re- allerdings noch nicht belegt. n Celltrion Deutschland GmbH Quelle: Satelliten-Symposium von Celltrion „Biosimilars 2.0 – Chancen für eine bessere Patientenversorgung!“ am 16.09.2021 im Rahmen des DGRh-Kongresses Literatur: 1. Smolen JS et al. Ann Rheum Dis 2020; 79(6): 685-699. 2. Kim H, Alten R et al. mAbs 2021. 3. Kumar S et al. J Rationale Pharmacother Res 2018; 4: 13-19. 4. Sandeep V et al. Int J Drug Regul Aff 2016; 4: 3-20. 5. Fachinformation Remsima®. 6. Fachinformation Yuflyma®. 7. Westhovens R et al. Rheumatology 2021; 60(5): 2277-2287. 8. Schreiber S et al. Gastroenterology 2021; 160(7): 2340-2353; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33676969/ 3|2021 ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA |13
INTERVIEW Faszination Forschung Mit dem Anspruch, innovative Therapieoptionen in Indikationen mit hohem medizinischen Bedarf zu entwickeln, setzt das dänische Gesundheitsunternehmen LEO Pharma seit Jahren neue Impulse in der Dermatologie. Dr. Jörg Möller, Executive Vice President, Global Research & Development, LEO Pharma A/S, spricht im Interview über Hintergründe und Zukunftsvisionen. Interview: Dr. Kirsten Westphal Herr Dr. Möller, warum hat sich LEO Pharma Asthmas. In beiden Programmen laufen kli- auf die Dermatologie spezialisiert? nische Studien. Ein hervorragender Kandidat in Möller: Grundsätzlich beschäftigt sich LEO Phar- der frühen Pipeline ist unser IL-22 Antikörper, wo ma in hohem Maß mit der nicht zufriedenstel- wir vielversprechende Daten bei der atopischen lenden Situation von Patienten, die an einer Dermatitis haben. Die Proof-of-Concept Studie ist chronisch-entzündlichen Hauterkrankung leiden im Sommer dieses Jahres gestartet. Wenn wir und zudem mit Stigmatisierung zu kämpfen ha- diese frühen Daten bei größeren Patientenzahlen ben. LEO Pharma als Stiftungsunternehmen ver- reproduzieren können, bin ich überzeugt, dass IL- folgt ein Geschäftsmodell, bei dem die Haut 22 das Potenzial hat, ein neuer Therapiestandard gesundheit im Mittelpunkt steht. Das zeigt sich in der atopischen Dermatitis zu werden. Dr. Jörg Möller Executive Vice President, jetzt besonders in aktuellen Markteinführungen Global R+D, LEO Pharma. und ebenso in der Pipeline des Unternehmens. Eine lange Entwicklungszeit und eine unge wisse Ausbeute – wie begegnet LEO Pharma Welche Entwicklungen in der Pipeline sind der Herausforderung aller forschenden aus Ihrer Sicht derzeit am aufregendsten? Pharmaunternehmen? An erster Stelle steht die Weiterentwicklung un- LEO Pharma investiert im Branchenvergleich seres Antikörpers Tralokinumab, mit dem wir den überdurchschnittlich in seine Forschung und Ent- Botenstoff Interleukin 13 adressieren und Pati- wicklung, nämlich 21% des Umsatzes. Das spie- enten mit atopischer Dermatitis behandeln. Inter- gelt auch unsere Strategie und den Anspruch wi- leukin 13, kurz IL-13, ein Schlüsselzytokin der der, für unsere Patientinnen und Patienten Weg- atopischen Dermatitis, kann mit dem monoklo- bereiter für Innovationen zu sein. Wir sind nalen Antikörper Tralokinumab erstmals gezielt bestrebt, alle zwei bis drei Jahre ein neues Präpa- neutralisiert werden. Dies unterbricht den Kreis- rat zu launchen. Dies erfolgt unter der Prämisse, lauf aus Entzündungen und Störung der Hautbar- immer Erster bei der Einführung einer Wirkstoff- riere. Hier ist es gerade sehr spannend, als Teil klasse oder Bester innerhalb der Klasse zu sein. des Unternehmens auch die klinische Entwick- Im letzten Jahr haben wir deutlich über 300 lungsgeschichte einer innovativen Behandlungs- Millionen Euro in Forschung und Entwicklung strategie mitzuerleben. Tralokinumab ist in Euro- investiert. Weltweit werden über 300 Milliarden pa seit Juni dieses Jahres zugelassen, weitere Euro für die Biomedizin aufgewendet. Deshalb Märkte folgen in den nächsten Monaten. agieren wir inzwischen operativ zunehmend in Darüber hinaus haben wir mit Delgocitinib einen einem Netzwerk-Modell, da wir uns über zahl- topischen JAK-Inhibitor in der Phase-III-Entwick- reiche Partnerschaften zusammengeschlossen lung, den wir bei chronischem Handekzem ent- haben. Wir streben diese Partnerschaften zuneh- wickeln. In der Kooperation mit ONENess Bio mend früher an, idealerweise schon im prä haben wir ferner in der Phase II einen Anti klinischen Stadium, sodass die Grenzen zwi- Foto: Möller Mit freundlicher Unter stützung der LEO Pharma IgE+B-cell Antikörper für die Behandlung der schen einem „LEO“ oder „extern“ entwickelten GmbH, Neu-Isenburg atopischen Dermatitis und des allergischen Produkt zusehends verwischen. n 14| ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA 3|2021
REPORT Atopische Dermatitis: Erster JAK-Inhibitor zugelassen In einem umfangreichen Studienprogramm hat sich der orale selektive JAK-Inhibitor Upadacitinib durch eine sehr schnelle und hohe Wirksamkeit bei Patienten ab 12 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis ausgezeichnet. Auch den Head-to-Head-Vergleich zur etablierten Antikörper-Therapie muss er nicht scheuen. „Noch nie gab es für die Therapie der Monotherapie als auch in Kombination AD – Antikörper versus JAK – verglichen“, atopischen Dermatitis so viele gute Ent- mit topischen Kortikosteroiden im Ver- erläuterte Dr. Andreas Pinter, Frankfurt am wicklungen wie im Moment“, eröffnete gleich zu Placebo geprüft: Upadacitinib Main. Upadacitinib (UPA, 30 mg einmal Professor Stephan Weidinger, Kiel, sei- erreichte in allen Studien hohe Ansprech- täglich) zeigte sich gegenüber Dupilumab nen Vortrag. Denn neben monoklonalen raten im EASI 75, 90, 100 und vIGA 0/1. (DUP, 300 mg alle zwei Wochen) in Bezug Antikörpern steht nun mit Upadacitinib Die signifikanten Verbesserungen waren auf den primären Endpunkt EASI 75 in Wo- (Rinvoq®) erstmals auch ein JAK-Inhibitor bereits zwei Wochen nach Studienbeginn che 16 überlegen (UPA: 71,0% vs. DUP: für die systemische Therapie der mittel- zu verzeichnen. „Die überwiegende Zahl 61,1%). Der JAK-Inhibitor zeichnete sich schweren bis schweren atopischen Der- der Patienten erfuhr zudem eine extrem auch in dieser Studie durch ein sehr matitis (AD) zur Verfügung. schnelle und starke Verbesserung des schnelles Ansprechen sowie Die Zulassung des small molecules ba- Juckreizes, häufig schon in den ersten durch eine Verbesserung siert auf den drei Phase-III-Studien zwei Behandlungstagen“, so Weidinger. des NRS-Scores zum MEASURE UP 1 und 2 sowie AD UP bei In einer weiteren Phase-III-Studie (HEADS schlimmsten Pruritus von Erwachsenen und Jugendlichen mit mit- UP) erfolgte zudem ein Head-to-head Ver- ≥ 4 in Woche 1 (UPA: telschwerer bis schwerer AD. In den Stu- gleich mit Dupilumab. „In dieser Studie -31,4% vs. DUP: -8,8%) dien wurde sowohl die Anwendung als wurden erstmals beide modes of action bei aus. n mls Digitale Launch-Pressekonferenz von AbbVie „Innovative Wege aus der atopischen Dermatitis“ am 9. September 2021 JAK1-Protein CRSwNP: Wieder mehr Freiheit in der Nase Rund 7% aller Asthmatiker leiden unter einer manifesten CRSwNP, der Chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen. Als neue Option in der Behandlung schwerer Verläufe dieser chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut kann nunmehr auch Omalizumab eingesetzt werden. Die CRSwNP wird heute als multifakto- Omalizumab (Xolair®) richtet sich gegen und ohne Operationsvorgeschichte einge- rielle entzündliche Erkrankung der nasalen Immunoglobulin E (IgE). Mit der Zulassung schlossen, an POLYP 2 nahmen 127 Pati- und paranasalen Schleimhäute, der häufig im Juli 2020 ist dieses Biologikum indiziert enten teil. Gegenüber Placebo verbesserte eine T2-Inflammation zugrunde liegt, ange- als Add-On zu intranasalen Kortikosteroi- Omalizumab endoskopische, klinische und sehen. Die bisherige Therapie der CRSwNP den (INCS) bei erwachsenen Patienten mit patientenbezogene Endpunkte signifikant. stützt sich auf intranasale Kortikosteroide, schwer verlaufender CRSwNP. Vorausset- Das galt für den Nasenpolypen-Score als zusätzlich auf Nasenspülungen, Antibioti- zung ist, dass die Erkrankung mit INCS al- Maß für die Größe der Polypen, außerdem ka, systemische Kortikosteroide und chi- leine nicht ausreichend kontrolliert ist, be- für den nasalen Kongestions-Score und die rurgische Maßnahmen. Bei einer CRSwNP richtete Professor Boris Haxel, Villingen- krankheitsbezogene Lebensqualität. Darü- mit nachgewiesener Typ-2-Inflammation Schwenningen. ber hinaus konnte auch der Gebrauch an können nunmehr auch Biologika als zusätz- Wirksamkeit und Sicherheit von Oma- systemischen Steroiden relativ um 62,5% liche Therapieoption verordnet werden. lizumab bei Patienten mit CRSwNP und reduziert werden. Omalizumab erwies sich Abb: Adobe Stock/molekuul.be Bisher stehen dafür zwei Präparate mit un- nicht ausreichendem Ansprechen auf die in beiden Studien als gut verträglich, die terschiedlichen Ansatzpunkten innerhalb Standardtherapie mit INCS wurden in zwei Anzahl der unerwünschten Ereignisse be- der Entzündungskaskade zur Verfügung. Phase-III-Studien über 24 Wochen unter- wegte sich auf dem gleichen Niveau wie Der humanisierte monoklonale Antikörper sucht. In POLYP 1 waren 138 Patienten mit unter Placebo. n mb Virtuelles Symposium der Novartis Pharma GmbH „Anti-IgE als innovative Behandlungsmöglichkeit bei schwerer CRSwNP“ am 15. Mai 2021 16| ärztliches journal BIO & NEO PHARMAZEUTIKA 3|2021
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