DER BOTE AUS LISSABON - Zeitschrift für evangelische Christen - Deutsche Evangelische Kirchengemeinde Lissabon
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59. JAHRGANG DEZEMBER - FEBRUAR N°4 / 2021 DER BOTE AUS LISSABON u f rö hlic h e O d Zeitschrift für evangelische Christen deutscher Sprache in Portugal Lissabon • Porto • Madeira • Algarve Pilgerstatue am Ende des Jakobsweges am Kap Finisterre (Galizien)
EDITORIAL Frohes neues Jahr! Liebe Leserinnen und Leser, nachtsliedern (S. 14) und natürlich informieren wir über die besonderen im Namen des Redaktionsteams wün- Gottesdienste und Veranstaltungen sche ich Ihnen einen guten Start und in der Advents- und Weihnachtszeit (S. Gottes Segen für das neue Jahr. 15). Das Weihnachtsfest und alles, was dazugehört, wird aber auch kritisch reflek- Vielleicht wundern Sie sich, weil Sie den tiert – zum Beispiel im Hinblick auf die heilige Boten möglicherweise Anfang Dezember in den oder eilige oder gar unheilige Zeit (S. 10) oder auf Händen halten und die Wünsche für das neue Jahr der Suche nach der richtigen Formulierung für die eigentlich erst im Januar oder im Zusammenhang Weihnachtskarten (S. 9). Und nicht zuletzt klären mit den Weihnachtsgrüßen ausgesprochen werden. wir in dieser Ausgabe, wer eigentlich alles zur Krip- Aber die Kirche tickt ja manchmal ein bisschen an- pe gehört bzw. dort hin kommen darf (S. 4 und S. 11). ders – und der Kirchenjahreswechsel ist etwa einen Monat früher. Das Kirchenjahr beginnt nämlich Nicht zuletzt ist auch diese Ausgabe gefüllt mit In- schon am 1. Advent! Der Anfang des Kirchenjahres formationen und Veranstaltungshinweisen aus den ist geprägt von der Erwartung und Vorfreude auf einzelnen Gemeinden sowie dankbaren Erinnerun- das Weihnachtsfest, an dem wir das Wunder feiern, gen an besondere Erlebnisse. dass sich Gott vollkommen auf uns Menschen ein- lässt, quasi mit Leib und Seele, dass er uns in Jesus Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel auf Augenhöhe begegnen will. Freude an den Texten und Bildern dieses Boten und – ob nun im Advent oder im Januar: Ein frohes und Mit diesem Wunder von Weihnachten, das alle Jahre gesegnetes neues Jahr! wieder unsere Kirchen am Heiligen Abend füllt, be- schäftigen wir uns in dieser Ausgabe des Boten. Un- Für das Redaktionsteam sere Gemeindemitglieder erzählen von besonderen Weihnachtsfesten (S. 6) und ihren Lieblingsweih- Pfarrerin Christina Gelhaar Editorial 3 Geistliches Wort 4 INDEX Hauptthema „O du fröhliche“ 6 Lieblingslieder 14 Besondere Gottesdienste in der Advents- und Weihnachtszeit 15 Gottesdienste und Veranstaltungen 16 Freud und Leid 18 Kalender 2022 19 Nachtrag Herbstzeit 20 Porto: Rückblick auf die Gemeindetagung 22 Madeira: Informationen 24 Lissabon: Ausblick und Rückblick 25 Kinderseite 28 Jugend: Bericht über einen Konfi-Tag 29 Kontakt und Impressum 30 Autoren/Verantwortliche: AR – Angelika Richter CS – Carina Börris Serra SL – Stephan Lorenz SH – Svenja Hasenpusch TG – Tim Gelhaar BM – Beate Hoffmann Mendonça IB – Ilse Everlien Berardo PS – Petra Steglich SR – Susanne Rösch TM – Tanja Mutert Barros CG – Christina Gelhaar ME – Martina Emonts SB – Susanne Burger STS – Stefanie Seimetz DER BOTE AUS LISSABON 3
GEISTLICHES WORT BEI GOTT HAT SEINE STELLE DAS MENSCHLICHE GESCHLECHT (J. S. Bach) 4 DER BOTE AUS LISSABON
GEISTLICHES WORT O nkel Alfonso, so erzählt Luciano de Cre- ten einen Hirten mit dem Spitznamen Pasqualino scenzo in seinen Kindheitserinnerun- Passaguai, der im Verlauf der Jahre achtzig Pro- gen „Sembra ieri“, Onkel Alfonso hatte zent seiner Körperteile verloren hatte, genauer: in Krippenkunde promoviert. Er wusste beide Arme, beide Beine und den größten Teil des alles über die Tradition der Rumpfes. Nun, Onkel Alfonso stellte ihn hinter ein Weihnachtskrippen, angefangen von der ersten Krip- Fenster dergestalt, dass er mit dem Kopf durch das pe, die Girolamo im 5. Jahrhundert hergestellt hatte, Fenster schaute. Pasqualino Passaguai lautet sein über jenen hölzernen Futtertrog, den Franziskus von Spitzname Familienname: Passaguai von ‚passare‘ Assisi 1232 im Wald von Greccio aufgebaut haben = ‚durchmachen‘ und ‚guai‘ = ‚Unglück‘. Ein Un- soll, um in Gegenwart von Ochs und Esel seine Weih- glücksrabe. Taufname: Pasqualino, der kleine Pas- nachtspredigt zu halten, bis hin zu Constanza di quale, von ‚pasqua‘ = ‚Passa/Ostern‘.“ Aragona, die einem 1567 erstellten Inventar der Pic- (Aus: Luciano de Crescenzo, Sembra ieri, Milano colimini-Burg in Amalfi zufolge 116 Krippenfiguren 1999, S. 52f (Übersetzung aus dem Italienischen). besessen haben soll, mit denen sie die Geburt Christi, die Anbetung der Hirten und die aus dem Morgen- land herbeieilenden Könige aufbauen konnte. Für Onkel Alfonso war die Via San Gregorio Arme- no, jene Straße im Herzen Neapels, deren Handwer- ker bis heute von der Herstellung der Krippenfigu- ren leben, ein heiliger Ort von gleicher Würde wie der Petersdom. „Der magische Augenblick“, so erin- nert sich Luciano de Creszeno, „war die Öffnung der großen Schachtel. Am 24. Dezember nahm Onkel Alfonso morgens vom Wäscheschrank in seinem Schlafzimmer eine riesige Schachtel herunter, die sämtliche Krippenfiguren enthielt. Dann stellte er die kostbare Last auf den Esstisch und eröffnete die ‚Präsentation‘ vor versammelter Familie. Ei- ner nach dem andern wurden die Hirten von ihrem Einwickelpapier befreit, um dann feierlich vor al- lem uns Kindern vorgestellt zu werden, die wir uns extra zu dieser Zeremonie eingefunden hatten. ‚Der da ist Benino, der keine Lust zu arbeiten hat und immer schläft. Der dagegen ist Beninos Vater, Wir alle, wirklich alle haben unseren Platz an der der die Schafe weidet, und das da sind die Schafe. Krippe: Arbeitsscheue und Arbeitslose, Überlas- Das hier ist der Priester, der in seiner Bibel liest tete, Jäger, sogar Pfarrer, Gläubige und Zweifler, und der da ist der Jäger mit seiner Flinte. Und, Spötter und vor allem: die vielen beschädigten schaut gut her, hier ist der ‚Hirte des Wunders‘. Menschen. Kommt her zu mir alle, die ihr mühse- Kinder, ihr müsst wissen, dass, als Jesus geboren lig und beladen seid! wurde, die ganze Welt für eine Minute stillstand. Damals geschahen unglaubliche Dinge: die Vögel Der fleißige Bibelleser und exzellente Lutherken- blieben im Flug stehen, die Schneeflocken verharr- ner Johann Sebastian Bach lässt sein Weihnachts- ten zwischen Himmel und Erde, das Wasser der oratorium mit einer Choralstrophe enden, deren Flüsse hielt in seinem Lauf inne, und ‚der Hirte letzte Zeile in wenigen Worten die Quintessenz der des Wunders‘ blieb stehen mit offenem Mund und Menschwerdung Gottes zur Sprache bringt: ausgebreiteten Armen, um das Jesuskind anzu- schauen.‘ Nun seid ihr wohl gerochen (=gerächt) an eurer Feinde Schar, Denn Christus hat zerbrochen, was euch zuwider war. Und auch wir standen mit offenem Mund und Tod, Teufel, Sünd‘ und Hölle, sind ganz und gar geschwächt; bestaunten die Hirten, die Onkel Alfonso aus Bei Gott hat seine Stelle das menschliche Geschlecht. der Schachtel zog. Neben allem andern, waren sie praktisch unsterblich: auch wenn sie von Bei Gott hat seine Stelle das menschliche Ge- einem Jahr zum andern einige Körperteile verloren, schlecht: Wir haben unseren ewig unkündbaren so fuhren sie doch fort, ihre ureigene Pflicht an der Platz bei Gott. Mögen uns hier auf Erden manche Krippe zu tun. Ein Hirte mit nur einem Bein wurde Menschen unseren Platz streitig machen und im- strategisch hinter einem mer wieder aufkündigen, wenn wir ihren Ansprü- Busch platziert, und jener einarmige verbarg sei- chen nicht genügen. Wir haben unseren ewigen ne beschädigte Seite hinter einem Baum. Wir hat- Platz im Wesen Gottes. [ Stefan Lorenz, Algarve ] DER BOTE AUS LISSABON 5
O DU FRÖHLICHE MEIN BESONDERES WEIHNACHTEN „Von drauß' vom Walde komm ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!“ A ltbekannte Texte, der Duft nach Plätz- Ein Zeichen, dass sie endlich ins Wohnzimmer chen, der Klang vertrauter Lieder, und darf! Christa staunt erst mal den großen Christ- „allüberall auf den Tannenspitzen sah baum an. „Komm, setz dich, wir wollen einige Lie- ich goldene Lichtlein sitzen“, ja, die vie- der singen und alles anschauen“, sagt ihre Mutter. len Lichter – das alles gehört für viele von uns zu Advent und Weihnachten dazu. Wenn Das Besondere war, dass ich mich jedes Jahr über es um Weihnachten geht, kann jede und jeder von die gleichen Geschenke freute und schon wuss- uns mitreden. Unzählige Bilder und Erinnerungen te, was auf mich wartet. Ein wunderschönes altes steigen in uns auf. Manches ist alle Jahre wieder Puppenhaus, wie man es in Nürnberg im Spiel- gleich, andere Erlebnisse verbinden wir mit einem zeugmuseum besichtigen kann. Es hatte Wohn- besonderen Weihnachtsfest. Die Mitglieder des Re- und Schlafzimmer, mit Vater, Mutter und Kind. daktionsteams haben einmal nachgefragt, an wel- Das hübscheste war eine große Küche, mit Herd ches Weihnachtsfest sich unsere Gemeindemit- und vielen kleinen Pfannen und Töpfchen, gefüll- glieder besonders erinnern. Die Antworten stellen ten Schubladen und einer Köchin, die Regie führte. wir hier chronologisch vor: Vier Wochen nach Weihnachten, wenn mein In- teresse daran nachließ, war das Puppenhaus ver- schwunden, um im nächsten Weihnachten wieder NACHKRIEGSWEIHNACHTEN unversehrt neben dem Tannenbaum zu stehen. Machen wir uns auf die Reise, in ein kleines Dorf, Mönchsroth bei Dinkelsbühl, wo ein kleines Mäd- Die einzige Puppe meiner Kindheit, mit der schon chen mit seinen Eltern wohnte. Es ist Nachkriegs- meine Mutter gespielt hatte, lag frisch angezogen zeit. Christa, so heißt sie, zählt schon die Tage bis in ihrem Kinderwagen und lockte mich wieder mir endlich der Heilige Abend da ist. Zuerst geht sie mit ihr zu spielen. den Eltern in die schöne große Dorfkirche. Heimge- kommen schleicht sie immer wieder an die Wohn- Etwas Besonderes, das es nur an Weihnachten gab, zimmertüre: „Wann läutet endlich das Glöcklein?“ waren Mandarinen auf dem Plätzchenteller. Eine 6 DER BOTE AUS LISSABON
O DU FRÖHLICHE 1990 – CHRISTKIND „Es ist über die Zeit“, sagte der Arzt. „Gehen Sie mal auf den Weihnachtsmarkt und trinken Sie einen Glühwein.“ Das war das Rezept zum Entspannen für mich als Hochschwangere. Vier Tage vor Weih- nachten! Am 24. Dezember war es dann doch soweit: das ehrwürdige alte Gemäuer der Frauenklinik schön geschmückt, in den Fensternischen brann- ten Kerzen… Und dann ging es auf einmal ganz schnell: Aufnahme, Wehen, der Arzt wurde aus der Weihnachtsfeier bei seiner Familie gerufen, mehr Wehen… Mein Körper wusste, was er tun musste und ich konnte es nur geschehen lassen. Ich erinnere mich an das unbegreiflich perfekte Zusammenspiel von den Schmerzen hin zu dem Mütze oder ein warmer Schal, von Mama gestrickt, Wunder der Geburt, des neuen Lebens. lagen auch unter dem Tannenbaum. Am Abend des Heiligen Abends. Ein Mädchen! Mein Mädchen! Gesund und vital lag Die Erinnerungen an diese Nachkriegsweihnach- es auf meiner Haut, ließ mich ein eigenständiges ten in ihrer Bescheidenheit sind für mich beson- Lebewesen spüren und erfüllte mich mit Liebe. ders schön und wertvoll. [ CE, Porto ] Jemand sagte mit verklärter Stimme: „Das Kind muss Christa heißen!“ – Das allerdings war anders STUTENKERLE geplant. Mein Christkind heißt Susanne; denn fast Kurz vor Weihnachten bin ich als kleiner Bub am überall auf der Welt kennt man diesen Namen. Abend mit der Milchkanne in der Hand zu unserem Milchmann gegangen. In der Geburtsanzeige der Weihnachtsausga- be vor 30 Jahren stand: Stolz, mit einer Pfeife aus Ton von einem Stuten- Du kannst den Menschen nicht ändern, – alles, was kerl im Mund. In der Stube beim Milchmann, saß Du tun kannst, ist, ihn lieben. (J. Irving) ein alter Mann mit Vollbart und einer riesengroßen Und: Pfeife. Er schaute mich an und sagte, in deiner Pfei- Wir haben unser Päckchen ausgepackt! fe ist doch kein Tabak und auch kein Feuer, gib mal (24.12.1990) [ Traute Finken, Algarve ] her. Er stopfte meine Pfeife voll mit starken Tabak und brannte sie auch an. Gab sie mir und sagte, jetzt bist du ein richtiger Mann. Natürlich ging ich dann mit geschwellter Brust, der Pfeife im Mund und der Milchkanne in der Hand den kurzen Weg nach Hause. Dort angekommen wurde mir aber so übel, dass ich gleich ins Bett musste, um mich auszukurieren. Das Positive dieser Geschichte: Seither habe ich nie wieder ein Verlangen gehabt zu Rauchen! Anmerkung: Stutenkerle gab es früher zum Niko- laus geschenkt, diese waren aus Brezenteig geba- cken mit einer Tonpfeife im Mund. [ HDW, Porto ] 1952 Als überall die Auswirkungen der Nachkriegszeit noch zu spüren waren, kam mein Onkel zu uns und brachte mir, 8 Jahre alt, die erste Tafel Schokolade aus der Schweiz mit, nur für mich, unglaublich und 1991 unvergessen. [ Knut Steglich, Madeira ] Kurz vor meiner Scheidung, wo den Heiligen Abend verbringen? Zu den Eltern wollte ich nicht. Im Ge- 1984 spräch mit einer Kollegin, deren Tochter erstmals Am 20. Dezember, ging mein Papa von uns. Nach mit ihrem Freund feiern wollte, ergab sich, dass es einem langen schweren Kampf gegen den Krebs. noch mehr Frauen in unserer Lage gab. Wir trafen Die Gefühle für das Weihnachtsfest waren eine uns zum Abendessen in der Wohnung der Kolle- Achterbahn, von Trauer über den Verlust zu Er- gin, haben erzählt und gelacht. Kein Ersatz für leichterung wegen der Erlösung, alles, aber keine Familienweihnachten, aber keine von uns kam ins „Frohe Weihnachten“. [ Petra Steglich, Madeira ] Grübeln. [ Stefanie Seimetz, Madeira ] DER BOTE AUS LISSABON 7
O DU FRÖHLICHE besetzt! Hunderte Menschen hatten sich mitten in der Nacht bei diesem Wetter auf den Weg gemacht, um dem Geheimnis der Heiligen Nacht nachzuspü- ren. Gottseidank konnten wir uns noch ein Plätz- chen auf einer Kniebank ergattern, von wo aus wir die mehrstündige Messe inklusive Krippenlegung (der Priester legte zu einem bestimmten Zeitpunkt das Jesus-Kind liebevoll in die Krippe, die bis zu diesem Zeitpunkt noch leer war) mitfeiern konn- ten! [ Christina Gelhaar, Lissabon ] 2009 Es war das Jahr, in dem wir die Auswirkungen der Wirtschaftskrise heftig zu spüren bekamen. Meine Tochter kam zum ersten Mal aus ihrem Studienort, um mit Mama Weihnachten zu feiern und nahm mich mit auf die „Noite do Mercado”, die traditions- reiche „Marktnacht” von Madeira am 23. Dezem- ber. Der Höhepunkt ist jedes Jahr das große Weih- nachtssingen in der Fischhalle des „Mercado dos Lavradores”, in der um 23 Uhr hunderte Menschen unterschiedlichster Herkunft das Jesuskind in ver- schiedenen Sprachen singend begrüßen. Das war der Moment, in dem ich den tiefen Sinn des Weih- nachtsfestes endlich verstand. [ Madeira ] WEIHNACHTSZAUBER Weihnachten ist ein Gefühl, ein Gefühl geprägt von unseren Kindheitserinnerungen und davon, wie es doch meistens war! Weihnachten in einer ande- ren Umgebung fühlt sich einfach anders an. Auch wenn es in Deutschland kaum noch weiße Weih- nachten gibt, macht das Wetter einen Unterschied, wenn es in Portugal gefühlt warm und hell draußen ist statt kalt und dunkel! Um so wichtiger für mich, dass ich mit den Kindern das Haus schmücke und dekoriere und mit ihnen und für sie ihre Kindheits- erinnerungen neu schreibe. Wir holen die Kiste mit den Weihnachtsbüchern 2001 aus dem Keller. Wir lesen Geschichten und singen Es war ein Weihnachtstag, wie er im Buche steht. Lieder. Nikolaus darf nicht fehlen, ebenso wie ein Mein Mann (damals noch Freund) war in diesem Adventskalender, ein Adventskranz und schöne Jahr aus der WG in seine erste eigene Wohnung ge- Zweige in der Vase, Sterne basteln, Plätzchen ba- zogen, in der wir gemeinsam den Heiligen Abend cken, Nürnberger Lebkuchen und Engel aus dem feiern wollten. Sogar einen ziemlich kleinen Weih- Erzgebirge sammeln. Das schönste sind die fun- nachtsbaum hatten wir! Wir bereiteten alles für kelnden Kinderaugen und wenn der Große schon den Heiligen Abend vor, was ein wenig in Stress im Oktober auf den Nikolaus wartet! Sehr vermis- ausartete, und bevor es richtig feierlich wurde, se ich aber auch, mit meiner Kantorei in Berlin- machten wir einen Spaziergang durch die Würz- Friedenau das Weihnachtsoratorium von Bach zu burger Weinberge. Und gerade da fing es sanft singen. Dieses Konzert in der Adventszeit mit Mu- an zu schneien. Um Mitternacht wollten wir die sikern der Staatskapelle Berlin war immer etwas Christmette im Käpelle besuchen, einer wunder- ganz Besonderes und diese Musik Weihnachtszau- schönen Rokoko-Kirche auf einem Berg auf der an- ber pur! Jauchzet, frohlocket! [ JK, Porto ] deren Main-Seite. In der Zwischenzeit war die gan- ze Stadt regelrecht eingeschneit und wir fragten DAS BESONDERE GESCHENK uns bang, ob die Christmette überhaupt stattfin- Ein besonderes Erlebnis war für mich ein Heilig- den würde, ob sich denn bei dem Wetter überhaupt abend. Wir packten wie gewohnt abwechselnd Menschen aus der Stadt herauswagen würden. Un- die Geschenke aus. Bei einem kleinen viereckigen terhalb der Kapelle angekommen bemerkten wir Päckchen konnte ich mir gar nicht vorstellen, was die vielen Fußspuren auf den Treppenstufen. Aber das drin sein konnte. Und dann hatte ich zwei win- als wir dann relativ pünktlich die Kapelle betraten, zige Söckchen in der Hand. Sofort bin ich aufge- trauten wir unseren Augen kaum: Die verhältnis- sprungen vor Freude: Wir werden Großeltern! mäßig große Kirche war bis auf den letzten Platz [ AR, Porto ] 8 DER BOTE AUS LISSABON
O DU FRÖHLICHE Wie Wei schr hna man eeibt Waschtskar ine so te? schr ll man eibe n? FESTTAGSGRÜSSE I m vorigen Jahr hörte ich, man solle beim Menschen dieselbe Karte schicken. Im privaten Schreiben der Karten darauf achten, wer die Rahmen ist der Text auf meiner Karte aber auch Karte bekommt. Der Empfänger sei womöglich eine Art Bekenntnis, zumindest eine Aussage über Moslem oder Jude oder gar nicht religiös, und mich selbst: Wenn ich „Frohe Weihnachten“ wün- da sei es unangemessen, „ein gesegnetes Christ- sche, dann drücke ich damit meine Überzeugung fest!“ zu wünschen. Besser sei es, ganz allgemein aus, dass Weihnachten ein Frohes Fest für mich auf „Frohe Feiertage“ oder „Besinnliche Festtage“ wird. Der Grund, warum in der westlichen Welt der umzusteigen. 25. Dezember ein Feiertag ist, die Arbeit ruht und gefeiert wird, ist ein absolut christlicher Grund. Dieses Anliegen verstehe ich wohl. Selbstverständ- Gott wird Mensch, dieses Menschlein in der Krip- lich wünsche ich meinen jüdischen Freunden pe wird später der Christus genannt, der Retter der nicht „Frohe Weihnachten“. Doch fast alle meine Welt. Wieviel haben wir von Rettung gesprochen, Weihnachtsgrüße gehen an Menschen, die getauft auf Rettung gehofft, in diesem zweiten Jahr der sind – wie gläubig sie sind oder nicht, das kann ich Pandemie. nicht beurteilen. Darum habe ich mir vorgenom- men, die Warnung nicht ernst zu nehmen. Für gro- Und nun kann ich schreiben: Christ, der Retter ist ße Firmen mag das gelten, die an mehrere hundert da! [ Stefanie Seimetz, Madeira ] DER BOTE AUS LISSABON 9
O DU FRÖHLICHE WEIHNACHTSZEIT – (UN)HEILIGE ZEIT EINE BETRACHTUNG ANDERER ART „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“ – und das offenbar immer früher! 10. Oktober, ein rat an diversen Weihnachtsspezialitäten zulegen – Sommertag man kann ja nie wissen, ob nicht im Dezember Man- in Portu- gelware herrscht, so wie bei den bedauernswerten gal – es ist Briten, die aufgrund der derzeitigen Versorgungs- weiterhin angenehm warm engpässe die Läden leergeräumt haben, damit und der Himmel azurblau. es zumindest an den Feiertagen an kulinarischen Weihnachten scheint noch Köstlichkeiten nicht fehlt. Das ist verständlich! in weiter Ferne zu liegen, Tische müssen sich unter der Last der Speisen bie- oder nicht? gen, sonst ist das kein richtiges Weihnachten! Beim Eintritt in ein größe- In den nächsten Tagen dürfen sich auch die Kinder res Geschäft in einem Shop- freuen – da kommen die ersten Kataloge und Re- ping-Center hält es mich erst einmal fest: Da stehen klameblättchen mit Spielzeug der neuesten Mode bereits, gleich am Eingang, lange Regale, soweit da ins Haus geflattert, und die lieben Kleinen betteln, Auge reicht, gut gefüllt mit weihnachtlicher Plas- drängeln, reklamieren, was ihnen das Christkind tikdekoration, Kerzen, Krippen aller Größen inklusi- unbedingt alles zu bringen hat. Im Gegenzug ver- ve Maria, Josef, Jesuskind und Anhang drumherum sprechen sie, sich von nun an immer gut zu beneh- – ein Augenschmaus, so könnte man meinen! men und regelmäßig aufzuräumen. Davon profitie- ren dann wiederum die Eltern, so dass Weihnachten Doch das ist ja erst der Vorgeschmack dessen, was also auch unter diesem Aspekt als lohnendes Ge- die Liebhaber weihnachtlichen Konsums in den schäft angesehen werden kann! nächsten Wochen erwarten dürfen! Beim Gang durch den Laden geht mir durch den Kopf „Freuet Euch – es weihnachtet sehr!“ Beim nachfol- – weil das Christkind ja nun immer früher kommt –, genden Gang durch einen deutschen Discounter ist dass möglicherweise in absehbarer Zeit schon im die Stimmung ebenfalls schon deutlich auf die erst August die Strandverkäufer Schokoladennikoläuse in stark zehn Wochen anstehenden Festtage ausge- anstatt oder zusätzlich zu den Bolas de Berlim an- richtet. bieten. Man darf davon ausgehen, dass ein reißen- der Absatz garantiert ist! „Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch“: Spe- kulatius, Lebkuchen, Marzipanstollen, Schokola- Dass es allmählich auf den Höhepunkt der Festi- denweihnachtsmänner – absolut appetitanregend, vitäten zugeht, merkt man ab ca. Mitte November, und allen guten Vorsätzen zum Trotz, weihnachtli- mit steigender Tendenz über den Monat Dezember ches Gebäck nicht vor dem eigentlichen Termin an- hinweg. Die Welt befindet sich im Kaufrausch: Men- zurühren, gönne ich mir dann doch ein Paket Speku- schenaufläufe in den Einkaufszentren, geschäftiges latius, denn eigentlich kann ja nichts Verwerfliches Drängeln, Schubsen, ein wenig aufgeregte Schreie- daran sein, diese Leckerei bereits im Vorfeld des rei hier und da, die Qual der Wahl – all das scheint großen Ereignisses zu probieren. Vielleicht sollte wahrlich die schönste Sache auf Erden! Dazu ein- ich mir auch besser jetzt schon einen größeren Vor- stimmende Weisen à la Oh Christmas Tree, die spä- 10 DER BOTE AUS LISSABON
O DU FRÖHLICHE testens jetzt den letzten dem vorweihnachtlichen Trubel noch Abgeneigten in den Festtagsmodus versetzen! Ein bisschen Stress lässt sich natürlich dennoch nicht vermeiden, aber das gehört nun mal dazu und wird angesichts der Tatsache, dass man die Feste unbedingt so feiern soll, wie sie fallen und dafür keine Mühe scheuen sollte, gerne in Kauf ge- nommen. Es gibt jedoch auch diejenigen mit der charmanten Eigenschaft, die Dinge langsam und ganz in Ruhe angehen zu lassen und die Einkäufe auf die aller- letzte Minute zu verschieben. In diesem Fall kann es vorkommen, dass der Eilbedürftigkeit wegen die Geschenke nicht unbedingt auf den Geschmack des Empfängers zugeschnitten sind und zudem ein bisschen teurer ausfallen, als ursprünglich vorge- sehen – Hauptsache ist doch, man steht nicht mit leeren Händen da! Ab 24. Dezember ist es dann endlich soweit, Weih- nachten ist da, seit langem erwartet und mit Hin- gabe vorbereitet! Mit Familie und Freunden dürfen wir uns an diesen Tagen in hoffentlich harmoni- scher Eintracht bei erlesenen Speisen und Geträn- ken zusammenfinden, Gaben austauschen, feiern und fröhlich sein. Und wenn wir uns bei dieser Gelegenheit zu- sätzlich noch daran erinnern, welches Wunder einst geschah und welches die wahre, tiefe Be- deutung von WEIHNACHTEN ist – dann hat das “Fest der Liebe” tatsächlich begonnen! [ Beate Hoffmann Mendonça, Lissabon ] RUDOLPH kommt zur Krippe 25 Grad im Schatten, ich komme gerade Land und sogar in jedem Haus wird es anders gefei- vom Schwimmen im Meer, es ist Sep- ert, mal besinnlich und tief ernst, mal laut und bunt, tember, aber vom Herbst ist auf Madei- mal musikalisch, mal alkoholisch, mal kulinarisch. ra noch nicht viel zu spüren. Da zaubert Dass Gott ein Kind wird, das wollen wir feiern so ein Klarinettenton aus dem benachbarten Konserva- gut wir es vermögen. Kind Sein, das konnten wir alle torium durchaus virtuos ein graubraunes springendes einmal oder können es noch. Im Moment der Geburt Rentier in meinen Kopf, noch dazu mit einer leuchtend zumindest hat wohl jeder von uns in das dankbare roten Nase. Rudolph, the Red-Nosed Reindeer ist es, Gesicht seiner Mutter geblickt: das Kind ist da! der fröhliche Weihnachtshit für Schlagersänger, Blas- kapellen und Jugendmusikgruppen jeder Couleur, der Die Geschichte des Rentiers mit der ungewöhn- der Stillen Nacht den Rang abzulaufen droht. lichen Nase passt tatsächlich genau in die Weih- nachtsgeschichte. Von den anderen Rentieren ge- Als ich Pfarrerin Gelhaar aus Lissabon mein Leid mobbt, wird es schließlich in nebliger Nacht zum klagte – längst nicht alle Versuche, dieses Lied zu Retter des Weihnachtsmannes. (Darf der Weih- spielen, sind virtuos, und ein Weihnachtsohrwurm nachtsmann auch zur Krippe kommen, Frau Gel- über drei Monate ist wirklich eine Herausforde- haar? Muss ja wohl...). Ob mit roter Nase oder ob mit rung! – antwortete sie mir lapidar: Jeder kann zur anderen „Fehlern“, die man an sich selbst entdecken Krippe kommen, auch Rudolph. mag: Jede und jeder soll kommen und sich anstrah- len lassen vom Kind, von der Mutter, vom Stern. Ein Stimmt. Ich ergebe mich. Wer und was ist nicht im Rentier an der Krippe, sowas haben die Hirten auch Laufe der Jahrhunderte zu unserem heutigen Weih- noch nicht erlebt… Rudolph, auf nach Bethlehem! nachtsfest alles zusammengewachsen. In jedem [ Stefanie Seimetz, Madeira ] DER BOTE AUS LISSABON 11
O DU FRÖHLICHE O DU FRÖHLICHE ODER DIR ERSCHALL EIN JUBELLIED Weihnachten und Chanukka D as jüdische Das jüdische Lichter- Chanukka-Fest fest Chanukka ist viel und das christliche älter. Es richtet sich nach Weihnachtsfest haben dem jüdischen Mondkalender theologisch nichts miteinander zu tun und fällt immer in die Zeit zwischen und doch einiges gemeinsam. Um die Winter- Ende November und Anfang Januar. In diesem sonnenwende haben Menschen schon immer Jahr wird es vom 28. November bis 6. Dezember Feste gefeiert. Der Dunkelheit wird das Licht gefeiert. Das Wort Chanukka bedeutet Einwei- entgegengesetzt. Wenn die Sonne fehlt, ver- hung und erinnert an die Wiedereinweihung mitteln wenigstens Kerzen Geborgenheit des Altars im Jerusalemer Tempel nach dem und Hoffnung. Aufstand der Makkabäer im Jahr 164 v. Chr. gegen die Hellenisierung der jüdischen Re- Das christliche Weihnachtsfest ist seit ligion und des Tempels unter dem Seleu- 336 in Rom belegt. Es hat das Fest des kidenkönig Antiochus Epiphanes IV. Der „Sol invictus“, des römischen Sonnengot- Tempel war dem Zeus geweiht worden, die tes verdrängt. Christus wird als die wahre Beschneidung und Ausübung der jüdischen Sonne gefeiert. Religion verboten. Die Legende erzählt, dass bei Aufräumarbeiten im Tempel ein versie- 12 DER BOTE AUS LISSABON
O DU FRÖHLICHE gelter Krug mit geweihtem Öl für die gro- Dass bei Gottesdiensten und religiösen ße Menorah gefunden wurde. Es reichte Festen gesungen wird, haben wir Chris- gerade aus, um den Leuchter einen Tag ten von unseren jüdischen Glaubensvor- lang am Brennen zu halten. Auf wun- fahren übernommen. Das bekannteste dersame Weise aber reichte das Öl acht ist das Chanukka-Lied heißt „Maos zur“ Tage lang. Acht Tage werden benötigt, um – Fels meiner Rettung. Es entstand im 13. neues Öl herzustellen. In der Art, wie Cha- Jahrhundert vor dem Hintergrund von Po- nukka heute gefeiert wird, verschmelzen diese gromen und Kreuzzügen. Es ist ein Trostlied Versionen: Juden feiern acht Tage lang die Tempel- für die Bedrängten und ein Jubellied, das den Sieg weihe und tun dies durch das tägliche Anzünden des Lebens über Tod und Zerstörung besingt – ge- von Lichtern an einem speziellen Leuchter, der Cha- nau wie das beliebte Weihnachtslied „O du fröhli- nukkia. Jeden Tag wird ein Licht angezündet. che“, in dem es heißt: „Welt ging verloren, Christ ward geboren!“ [ Stephan Lorenz, Algarve ] Wer dabei an unseren Adventskranz denken muss, liegt nicht ganz falsch. Umgekehrt geht es auch. Als sich im 19. Jahrhundert das Weihnachtsfest von seinen christlichen Wurzeln zu lösen begann, fin- STICHWORT: gen liberale jüdische Familien an, christliche Bräu- che zu übernehmen. Orthodoxe Juden verspotteten ADVENTSKRANZ dies als „Weihnukka“. Aber selbst Theodor Herzl I schlug seinen Kindern den Tannenbaum nicht ab: n Wohnstuben, Schulzimmern, Kirchen- „Meinetwegen soll's der Chanukka-Baum heißen“, räumen und Supermärkten hängen und soll er gesagt haben, und schlug damit eine Brücke stehen sie, die nach Tannengrün duften- zum jüdischen Lichterfest. Statt Lebkuchen und den oder in Porzellan und Plastik trendig Christstollen gab es Lattkes, das sind Kartoffelpuf- verfremdeten Kränze mit ihren Kerzen in al- fer. Und natürlich gibt es auch Geschenke. len Farben. Wer die Symbolik nicht mehr ver- steht, zündet alle vier Kerzen auf einmal an, Die Bräuche von Chanukka und Weihnachten ha- sobald der November zur Neige geht. Was aber ben sich selbst bei Muslimen durchgesetzt. Für viele die meisten Freunde schöner Bräuche nicht muslimische Kinder, die in Deutschland leben, ist es wissen: Erfunden wurde der Adventskranz längst selbstverständlich, dass sie in der Vorweih- erst 1839 im protestantischen Norddeutsch- nachtszeit einen Adventskalender bekommen. Nicht land; die katholischen Milieus übernahmen wenige von ihnen sitzen am Heiligen Abend dann ihn knapp hundert Jahre später. sogar vor einem Tannenbaum und warten auf die Geschenke. Mit ihrer eigenen Religion haben diese Der Vater der protestantischen Diakonie, Jo- Bräuche nichts zu tun, übernommen werden sie ger- hann Hinrich Wichern, war vermutlich der ne. Die Kommerzialisierung des „Weihnukka“ treibt erste, der in Hamburg einen Kronleuchter manchmal seltsame Blüten. Es gibt Schachspiele, in – nach anderen Quellen ein Wagenrad – zum denen sich Weihnachtsmänner und Rabbiner gegen- Adventskranz umfunktionierte. überstehen, Kopfbedeckungen, die wie Kippa und Die kleinen Waisen und Streuner, denen er Nikolausmütze aussehen, und geschnitzte Rentiere, in seinem „Rauen Haus“ Heimat und Ausbil- die als Chanukka-Leuchter herhalten müssen. Und dung gab, hatten ihn ständig gefragt, wann hätten Sie es gedacht, dass der Weihnachtsschlager denn nun endlich Weihnachten sei. Um ihre „White Christmas“ von Irving Berlin, einem orthodo- Frage zu beantworten, aber auch um ihnen xen Juden aus New York, komponiert wurde? das Zählen beizubringen, brachte er auf dem Kronleuchter so viele Kerzen an, wie es Tage vom ersten Adventssonntag bis zum Heiligen MAOS ZUR Abend waren. [ Christian Feldmann, Gemein- – FELS MEINER RETTUNG debrief evangelisch ] Schirm und Schutz in Sturm und Graus, Dir erschall‘ ein Jubellied, schützt‘ o Herr, dein heilig Haus drin dir Lob und Preis erblüht; Doch wenn einst verstummt der Feind, dem dein Volk ein Spott erscheint, dann erschall allüberall der Sang der uns, o Herr vereint. QR-CODE SCANNEN, UM DAS Heilig Land du nahmst uns auf, LIED ZU HÖREN. doch nur kurz war unser Rast; Dränger scharten sich zu Hauf strafend unseres Abfalls Hast. Doch wie groß der Sündenzahl, nicht erlosch dein Gnadenstrahl; siebzig Jahr‘, und dein Altar erstand, O Herr ein zweites Mal. DER BOTE AUS LISSABON 13
O DU FRÖHLICHE MEIN LIEBLINGS- WEIHNACHTSLIED „O du fröhliche, o du selige, in etwas Positives zu verwandeln für die Kinder in seinem „Rettungshaus für verwahrloste Kinder“. gnadenbringende Weihnachtszeit! Später kamen die Strophen 2 und 3 im selben Duk- Welt ging verloren, Christ ist geboren: tus durch Heinrich Holzschuher hinzu. Die Musik Freue, freue dich, o Christenheit!" zu diesen Worten kam von fern, man staune, aus dem Land, „wo die Zitronen blühn“: Italien. Gen- augenommen aus Sizilien, wo es als lateinische J edes Jahr aufs Neue ruft uns dieses be- Hymne „O sanctissima“ von den Seeleuten zu Eh- kannte Weihnachtslied ins Gedächtnis: ren ihrer Schutzpatronin Maria gesungen wurde. Freue, freue dich, o Christenheit! Viele unterschiedliche Menschen haben dieses Wie aus einem Guss erscheint uns der Glaubenslied durch Wort und Melodie mit Herz- Weckruf des Wortes und der emotional blut geprägt. eindringliche Laut des Klanges. Sprache und Musik verbinden sich zu einem strahlenden Bekenntnis Lassen wir uns mit hineinnehmen in diese christ- zum Weihnachtsfest als dem Geburtsfest Christi. liche Freude, damit uns Weihnachten zu einer fröhlichen, seligen und gnadenbringenden Zeit ge- Wenn wir das Lied einmal laut lesen und auf die je- deihe für uns und für die, die uns anvertraut sind. weiligen Ausrufezeichen achten, spüren wir sofort, [ Ilse Everlien Berardo, Madeira ] wie uns ein starkes Christusbekenntnis über die Lippen kommt. Alle drei Strophen enden mit dem ES KOMMT EIN SCHIFF GELADEN - dieses eindringlichen Ruf: Weihnachtslied hat für mich vor zwei Jahren eine neue Bedeutung gewonnen. Früher fand ich es eher Freue, freue dich, o Christenheit! langweilig, aber dann haben wir es im Chor einge- übt: Jazz mit stimmungsvoller und beeindrucken- Und genau diese Erinnerung, dass Christus die der Abwechslung. Zu Beginn klangen die Strophen Mitte des Weihnachtsfests ist, schenkt die notwen- geheimnisvoll und dann steigerte sich die Musik dige Freude gegen alle Hektik, Melancholie und in Tempo und Dramatik zum Höhepunkt der Ge- Sinnleere an. „Freue, freue dich o Christenheit“ ist burt Christi. Seit dem Zeitpunkt berührt und be- das Trotzdem des christlichen Glaubens besonders lebt mich dieses Weihnachtslied. [ AK, Porto ] in Zeiten, die nicht zum Besten stehen. O DU FRÖHLICHE, O DU SELIGE - für mich das Der Kirchenlieddichter Johannes Daniel Falk wichtigste Weihnachtslied, weil uns der Heiland schieb 1816 die erste Strophe um sein eigenes Leid geboren wurde. [ MW, Porto ] 14 DER BOTE AUS LISSABON
BESONDERE GOTTESDIENSTE WIR FEIERN ADVENT UND WEIHNACHTEN! IN DER HOFFNUNG, DASS UNS DIE PANDEMIEENTWICKLUNG KEINEN STRICH DURCH DIE RECHNUNG MACHT, HABEN DIE VIER GEMEINDEN FOLGENDE BESONDERE GOTTESDIENSTE UND VERANSTALTUNGEN FÜR DIE ADVENTS- UND WEIHNACHTSZEIT GEPLANT LISSABON PORTO Adventskonzert am 3. Advent Heiligabend, 24.12.2021 12.12.2021 um 17 Uhr in der Martin-Luther-Kirche 16 Uhr Heiligabendgottesdienst (Ort wird noch be- mit den Chören JubiLis unter der Leitung von Mar- kannt gegeben) cos Cerejo und Cantabile unter der Leitung von Ve- rena Barroso, der Sopranistin Marta Livmane, ALGARVE den Organistinnen Rute Martins und Marta Cruz sowie der Capela Sacra Heiligabend, 24.12.2021 anschließend geselliges Beisammensein im Kirch- 15 Uhr Heiligabendgottesdienst hof bei Feuerschale und Glühwein 1. Sonntag nach Weihnachten, 26.12.2021 Heiligabend, 24.12.2021 11 Uhr Gottesdienst 16 Uhr Familienchristvesper mit Krippenspiel – mit Anmeldung! MADEIRA 18 Uhr Christvesper – mit Anmeldung! Adventssingen in Caniço de Baixo Weihnachten, 25.12.2021 am 2. Advent (05.12.2021) und am 4. Advent 18 Uhr Weihnachtsgottesdienst mit Abendmahl (19.12.2021) um 15.30 Uhr Silvester, 31.12.2021 Heiligabend, 24.12.2021 18 Uhr Jahresschlussgottesdienst mit der Mög- 16 Uhr Christvesper lichkeit, sich persönlich segnen zu lassen Herzliche Einladung zum Gottesdienst zur Jahreslosung und anschließendem Neujahrsempfang in der Deutschen Evangelischen Kirche in Lissabon am Sonntag, den 16. Januar 2022 um 11 Uhr! DER BOTE AUS LISSABON 15
UNSERE GOTTESDIENSTE LISSABON PORTO ALGARVE MADEIRA Jeden Sonntag um 11 Uhr Jeden Sonntag um 11 Uhr In der Regel an zwei Jeden 2. und 4. Sonntag in der Martin-Luther- in der Capela de Nossa Sonntagen im Monat im Monat um 10.30 Uhr Kirche, parallel dazu Senhora da Encarnação um 16 Uhr in der Igreja im Haus der Begegnung Kindergottesdienst in Carvoeiro Presbiteriana 15.30 Uhr So., 5. Dezember Gottesdienst Gottesdienst Adventssingen 2. Advent mit Abendmahl mit Abendmahl Caniço de Baixo So., 12. Dezember 17 Uhr Gottesdienst Gottesdienst 3. Advent Adventskonzert mit Abendmahl 15.30 Uhr So., 19. Dezember Gottesdienst Gottesdienst Adventssingen 4. Advent mit Abendmahl Caniço de Baixo 16 Uhr Familien- 16 Uhr Fr., 24. Dezember christvesper mit Heiligabendgottesdienst 15 Uhr 16 Uhr Heiligabend Krippenspiel (Ort wird noch bekannt- Heiligabendgottesdienst Christvesper 18 Uhr Christvesper gegeben) 18 Uhr Sa., 25. Dezember Gottesdienst Christfest mit Abendmahl So., 26. Dezember KEIN GOTTESDIENST! Gottesdienst 1. So. n. d. Christfest 18 Uhr 17 Uhr Fr., 31. Dezember Gottesdienst zum Andacht zum Altjahrsabend Jahresschluss Jahresschluss So., 2. Januar Gottesdienst Gottesdienst 2. So. n. d. Christfest mit Abendmahl mit Abendmahl So., 9. Januar Gottesdienst Gottesdienst 1. So. n. Epiphanias So., 16. Januar Gottesdienst + Gottesdienst Gottesdienst 2. So. n. Epiphanias Neujahrsempfang mit Abendmahl mit Abendmahl So., 23. Januar Gottesdienst Gottesdienst Gottesdienst 3. So. n. Epiphanias So., 30. Januar Gottesdienst Gottesdienst Gottesdienst Letzter So. n. Epiph. mit Abendmahl So., 6. Februar Gottesdienst Gottesdienst Gottesdienst 4. So. v. Passion mit Abendmahl So., 13. Februar Gottesdienst Gottesdienst Gottesdienst Septuagesimae mit Abendmahl So., 20. Februar Vorstellungsgottesdienst Gottesdienst Gottesdienst Sexagesimae der Konfis So., 27. Februar Gottesdienst Gottesdienst Gottesdienst Estomihi mit Abendmahl Fr., 4. März (Verschoben 11 Uhr Weltgebetstag auf 11. März!) Weltgebetstag Gottesdienst So., 6. März Gottesdienst Gottesdienst mit Pfr’in Berardo Invocavit und Pfr’in Gelhaar Das Autosymbol markiert die Gottesdienste, zu denen ein Fahrdienst für Menschen angeboten wird, die an der Linha Cascais wohnen. Bitte beachten Sie für kurzfristige Änderungen die aktuellen Hinweise der Gemeinden auf der jeweiligen Homepage: www.dekl.org (Lissabon), https://dekporto.blogspot.com/ (Porto), www.deka-algarve.com (Algarve), www.dekma- deira.de (Madeira), sowie weitere Informationskanäle der Gemeinden wie Newsletter oder die WhatsApp-Nachrich- ten-Gruppe. 16 DER BOTE AUS LISSABON
VERANSTALTUNGEN LISSABON So., 12.12.2021 17 Uhr Adventskonzert Frauen-Bibel-Kreis in der Martin-Luther-Kirche, anschließend In der Regel zwei Mal im Monat an einem Achtung: Bitte beachten Sie kurzfristige Beisammensein bei Glühwein und Feuer- Dienstagnachmittag um 14.30 Uhr im Ge- Terminänderungen und weitere Angebote schale; mit Fahrdienst meindezentrum. auf unserer Webseite unter www.dekl.org. Di., 14.12.2021 20 Uhr Bibelteilen online: Nächster Termin: 14.12. um 15 Uhr! Aktuelle Informationen erhalten Sie auch In der Reihe „Was ist der Mensch...” sind wir RegenbogenTreff in unserem Newsletter oder in der DEKL- immer noch ziemlich am Anfang. In Gen 4 Aktuelle Termine findet Ihr auf der Home- WhatsApp-Gruppe. Senden Sie uns eine erfahren wir, dass der Mensch zu allem fä- page und im Newsletter! Mail an info@dekl.org, wenn Sie diesen hig ist... Veranstaltungen und besondere Got- Dienst beziehen möchten. Fr., 17.12.2021 19 Uhr Ökumenisches tesdienste Taizé-Gebet in der Martin-Luther-Kirche Sa., 04.12.2021 16 Uhr und 19 Uhr: Gi- REGELMÄSSIGE TERMINE So., 19.12.2021 11 Uhr Krippenspielpro- tarrenkonzerte des Baltar Cassola Guitar Gottesdienst be im Gemeindehaus Duo. Hommage an Carlos Paredes, der die Jeden Sonntag um 11 Uhr in der Martin- Do., 23.12.2021 15 Uhr Krippenspielpro- Portugiesische Gitarre berühmt gemacht Luther-Kirche. Ausnahme: 12. Dezember be und Generalprobe in der Kirche hat, nicht zuletzt aufgrund seiner Kompo- – statt des Gottesdienstes am Vormittag fin- Fr., 24.12.2021 16 Uhr Familienchrist- sitionen für die Fado-Sängerin Amália Rod- det um 17 Uhr unser Adventskonzert statt! vesper mit Krippenspiel in der Martin-Lu- rigues. Mit Eduardo Baltar Soares (Guitarra Kindergottesdienst ther-Kirche, ggf. Audio-Übertragung in den Pourguguesa) und Tiago Cassola Marques Jeden Sonntag um 11 Uhr. Beginn in der Kirchhof – zu diesem Gottesdienst bitte an- (Guitarra Clássica) Kirche bzw. im Kirchgarten mit den Großen, melden! Di., 14.12.2021 15 Uhr Frauen-Bibel- dann *nur für Kinder* im Gemeindehaus Fr., 24.12.2021 18 Uhr Christvesper mit Kreis zu den „Kleinen Propheten“ mit Kaf- bzw. im Kirchhof. Nach dem Gottesdienst feierlicher Musik in der Martin-Luther-Kir- feetrinken treffen sich Kinder und Erwachsene beim che, ggf. Audio-Übertragung in den Kirch- Fr., 24.12.2021 16 Uhr Gottesdienst zum Kirchencafé wieder. hof – zu diesem Gottesdienst bitte anmel- Heiligen Abend (Ort wird noch bekannt ge- Chor JubiLis den! Mit Fahrdienst geben) Proben immer mittwochs, 19-20.30 Uhr im Fr., 31.12.2021 18 Uhr Jahresabschluss- Fr., 31.12.2021 17 Uhr Andacht zum Jah- Gemeindehaus (außer Ferien/Feiertage). Gottesdienst mit der Möglichkeit für eine resschluss im Gemeindezentrum Neue Sängerinnen und Sänger sind stets persönliche Segnung Di., 18.01.2022 14.30 Uhr Frauen-Bibel- willkommen und können gerne dazukom- Di.,11.01.2022 19 Uhr GKR-Sitzung Kreis men! Do., 13.01.2022 19 Uhr Literaturkreis Di., 01.02.2022 14.30 Uhr Frauen-Bibel- Offene Tür im Gemeindehaus / Sprech- So., 16.01.2022 11 Uhr Gottesdienst zur Kreis stunde der Pfarrerin Jahreslosung, anschließend Neujahrsemp- Di., 15.02.2022 14.30 Uhr Frauen-Bibel- Donnerstags 16.30-18 Uhr fang; mit Fahrdienst Kreis Neu! Taizé-Gebet Di., 18.01.2022 20 Uhr Bibelteilen Fr., 04.03.2022 11 Uhr Weltgebetstag im In der Regel am dritten Freitag im Monat Fr., 21.01.2022 19 Uhr Ökumenisches Gemeindezentrum um 19 Uhr in der Martin-Luther-Kirche. Taizé-Gebet in der Martin-Luther-Kirche Nächster Termin: 17. Dezember. Sa., 22.01.2022 15 Uhr Konfi-Tag: Abfei- ALGARVE Frühstückskreis ern in der Kirche?! In der Regel am letzten Donnerstag im Mo- Do., 27.01.2022 10.30 Uhr Frühstücks- Gottesdienste nat, 10.30-12.30 Uhr, in der Kirche oder im kreis im Gemeindehaus: Wer zu mir jeden Sonntag um 11 Uhr in der Kapelle Kirchgarten. Nächster Termin: Donnerstag, kommt, den werde ich nicht abweisen – die in Carvoeiro. Am ersten und dritten mit 27. Januar. Jahreslosung 2022 Abendmahl. Bibelteilen Fr., 28.01.2022 19 Uhr Männer unter Kirchenchor Einmal im Monat an einem Dienstagabend sich in der Regel am 2. und 4. Donnerstag im um 20 Uhr im Gemeindehaus oder online. Di., 08.02.2022 19 Uhr GKR-Sitzung Monat Nächster Termin: Dienstag, 14. Dezember Do., 10.02.2022 19 Uhr Literaturkreis Gesprächskreis online. 11.-13.02.2022 Konfi-Freizeit auf der in der Regel am ersten und dritten Donners- Männer unter sich Quinta de São Pedro tag im Monat um 15.30 Uhr im Pfarrhaus Einmal im Monat an einem Freitagabend Di., 15.02.2022 20 Uhr Bibelteilen Sesmarias, Lote 84 um 19 Uhr im Gemeindehaus. Nächster Fr., 18.02.2022 19 Uhr Ökumenisches Termin: 10. Dezember. Taizé-Gebet in der Martin-Luther-Kirche MADEIRA Literaturkreis So., 20.02.2022 11 Uhr Vorstellungsgot- Einmal im Monat an einem Donners- tesdienst der Konfirmandinnen und Kon- Gottesdienste tagabend um 19 Uhr im Gemeindehaus. firmanden; mit Fahrdienst In der Regel an zwei Sonntagen im Monat Nächster Termin: 9. Dezember. Do., 24.02.2022 10.30 Uhr Frühstücks- um 16 Uhr in der Igreja Presbiteriana. kreis im Gemeindehaus: Zukunftsplan: So., 05.12.2021 15.30 Uhr Adventssingen VERANSTALTUNGEN Hoffnung – Der Weltgebetstag aus England, in Caniço de Baixo So., 05.12.2021 11 Uhr Krippenspielpro- Wales und Nordirland So., 19.12.2021 15.30 Uhr Adventssingen be im Gemeindehaus Fr., 25.02.2022 19 Uhr Männer unter in Caniço de Baixo Di., 07.12.2021 19 Uhr GKR-Sitzung sich Fr., 24.12.2021 16 Uhr Christvesper Do., 09.12.2021 19 Uhr Literaturkreis Gesprächskreis unterwegs Fr., 10.12.2021 19 Uhr Männer unter PORTO Der Gesprächskreis unterwegs soll ab Janu- sich ar wieder stattfinden. Sa., 11.11.2021 15 Uhr Krippenspielpro- Gottesdienste Termine bitte der Homepage entnehmen. be in Kirche und Gemeindehaus In der Regel am 2. und am 4. Sonntag im So., 12.12.2021 11 Uhr Konfi-Tag: Ganz Monat um 10.30 Uhr im Haus der Begeg- neu anfangen! nung. DER BOTE AUS LISSABON 17
KALENDER 2022 KALENDER 2022 NEUE PREISE D ie Fotos in diesem Kalender sind ein Querschnitt durch die Schönheit Por- tugals und geben Momentaufnahmen, 1 Kalender: 8€ Stimmungen, kleine und 2 Kalender: 15€ große Augenblicke, Na- türliches und Menschengemachtes 3 Kalender: 20€ wieder – und sind ein Lobpreis der Schöpfung Gottes, die in diesen Bil- dern zum Ausdruck kommt. In Verbin- dung mit einem Bibelspruch, einem Gesangbuchvers oder einem anderen denkwürdigen Wort mögen die Bilder und Worte Sie jeweils durch einen Monat des Jahres 2022 begleiten. Das Kalendarium enthält die Namen der Sonntage im Kirchenjahr sowie deutsche und portugiesische Feier- tage. Mit dem Kauf unterstützen Sie die deutschsprachigen evangelischen Gemeinden in Portugal. Sie können den Kalender im Gemeindebüro oder nach den Gottesdiensten er- werben oder telefonisch oder per E-Mail bestellen (info@dekl.org). Die Kalender können auch per Post versendet werden, auch ins Ausland. DER BOTE AUS LISSABON 19
NACHTRAG HERBSTZEIT WIE UNS DAS LEBEN NACH PORTUGAL GEFÜHRT HAT ODER WIE DER ZUFALL DEM SCHICKSAL MANCHMAL AUF DIE SPRÜNGE HILFT E s war im Frühjahr 2019. Unsere Toch- ser Haus über den Winter mieten?“ boten sie ter hatte ihr Studium von Würzburg aufgrund unserer interessierten Fragen an. Richtung Polarkreis verlagert und Ein kurzer Augenkontakt zwischen uns und war nach Kiel gezogen. Vom Boden- wir schlugen ein. Ab November würden wir see aus gesehen dieselbe Strecke für 6 Monate Portugal-Migranten sein, was wie an die französische Mittelmeerküste. Wir für ein Zu-Fall. Dass uns die Pandemie noch ¼ waren mehr sonnen- denn sprottenhungrig, Jahr zusätzlich bescheren würde war noch in packten unser Wohnmobil und den Hund und weiter Ferne, aber das „Portugal-Virus“ hat- machten uns auf den Weg Richtung Südwes- te uns gepackt und bis heute nicht mehr los- ten mit dem Ziel Portugal, von dem wir viel gelassen. Da hilft keine Impfung, da hilft nur Gutes gehört hatten, im dritten Anlauf zu er- „πάντα ῥεῖ“ (panta rhei), das Leben fließen zu reichen. Und: Es klappte. Entlang der Mittel- lassen und sich seinem wohlwollenden Plan meerroute vorbei an Gibraltar erreichten wir nicht in den Weg zu stellen. So verlebten wir den Osten des Algarve. Wir hatten vom „El- neun herrliche Monate in Luz, Lagos (Novem- liptical House“ des portugiesischen Starar- ber 2019 bis Juni 2020), lernten wunderbare chitekten Mário Martins gelesen. Da mussten Menschen kennen, nahmen an tollen loka- wir – als Rundhausfans – natürlich unbedingt len Festen und Kulturveranstaltungen teil, hin. Und nun reihte sich Zu-Fall an Zu-Fall. Die reisten ein bisschen herum, hörten und lasen Suche nach dem „Elliptical House“ führte uns bemerkenswerte Predigten vorwiegend in/ zu-fällig nach Praia da Luz und ebenso ans aus Carvoeiro aber auch in und aus Lissabon gesuchte elliptische Ziel. Beschwingt von un- (danke für berührende Online-Gottesdiens- serem Erfolg und der tollen Villa überm Meer te in der begegnungsfreien Zeit), sangen ge- sahen wir ein Auto mit deutschem Kennzei- meinsam Lieder, fanden magische Orte mit chen aus dem gerade Einkäufe entladen wur- unglaublicher spiritueller Ausstrahlung, kurz: den und sprachen die Leute an, um uns über liebten und genossen unser Leben und wa- Luz, das Leben und ihre Erfahrungen in Por- ren selbst in den Zeiten des Lockdowns (diese tugal etc. zu unterhalten. „Wollt ihr nicht un- Vokabel gab's bis vor Kurzem im Deutschen 20 DER BOTE AUS LISSABON
NACHTRAG HERBSTZEIT NACHTRAG ZUM THEMA DES LETZTEN BOTEN LESERBRIEFE UND ZUSCHRIF- Die letzte Ausgabe des Boten hat TEN ZUM BOTEN N°3 / 2021 das Thema Herbstzeit in seiner Vielschichtigkeit und insbesondere LESERBRIEF VON in Blick auf den Herbst des Lebens aufgegriffen und betrachtet. Von unseren HANNELORE AMARO Gemeindemitgliedern haben wir so viele I m letzten Boten waren zwei Beiträge, die Texte dazu bekommen, dass wir gar nicht mir besonders gefallen haben. Der Nachruf alles im letzten Boten abdrucken konnten. von Susanne Burger für unsere liebe Freun- Wie angekündigt veröffentlichen wir din Uschi Jagemann, deren plötzlicher Tod im- an dieser Stelle noch einen weiteren mer noch sehr schmerzt, und ihr ansteckender Bericht über das Leben im Ruhestand Elan fehlt uns allen. Die strahlende Uschi auf von Gemeindemitgliedern am Algarve. dem Foto spricht für sich. Außerdem veröffentlichen wir hier Rückmeldungen, die uns zum letzten Und der Beitrag „Komm, wir feiern“ hat mich Boten erreicht haben. sehr berührt. Ich bin 84, mein Mann 91 Jah- re alt. In 60 Jahren Ehe in Angola, Brasilien und Portugal ging es auf und ab, der „dank- auch nicht) und der harten Einschnitte froh, bare Blick auf die erlebte Fülle“ ist uns erhal- in Portugal sein zu dürfen! Am 1. Juli wurde ten geblieben, wir hoffen beide auf weiterhin die Grenze nach Spanien wieder geöffnet und Gesundheit und Kraft für Gelassenheit, wenn die Rückreise zum Bodensee war möglich. diese peu-à-peu schwächer wird. Aber bereits viele Wochen vorher hatte uns wieder der Zu-Fall ein neuerliches Geschenk Ihr Bote war diesmal ganz besonders reich zugespült. Die freundlichen Eigentümer des und lesenswert. Danke. Häuschens gegenüber setzten unserer Suche nach einem neuen Domizil für Herbst/Win- ter/Frühjahr 2020/21 ein glückliches Ende. Sie ZUSENDUNG VON WALTRAUD UND bezogen ihr neues Haus auf den Klippen und OSKAR (ALGARVE) boten uns an, ihr „altes“ Haus von Oktober bis Juni zu mieten. „Eines fügt sich doch zum an- dern“ singt Konstantin Wecker in seinem Lied „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“ und für uns hat sich das bewahrheitet. Auch von Oktober diesen Jahres bis Juni des kommen- den werden wir – so alles nach Plan (siehe un- ten) läuft und uns Covid19 nicht in die Suppe (die es fantastischerweise überall in Portugal zu essen gibt) spuckt – eben dort Gäste in die- sem wunderbaren, gastfreundlichen Land, dieser freundlich-gelassenen Menschen sein, wie schön. Und es bestehen gute Aussichten, dass sich für uns das Wunder (... „gibt es im- mer wieder, wenn sie dir begegnen, musst du sie auch sehen“ – Katja Ebstein) darüber hin- aus fortsetzt und vielleicht ergibt sich ja dar- aus etwas Neues, Zukunftsweisendes, Alters- Großartig – der neue Gemeindebrief! adäquates, Wunderbares. Wir sind offen und Cartoon von groupszu7etztge7acht2_2020 auf Kekeme- freuen uns, bald wieder da zu sein. So ist der mes, s. https://kekememes.de/picture/man-kann-nicht- Plan, aber wie lässt schon Berthold Brecht verhindern-alt-zu-werden-aber-man-kann-pt1099Ur7 in der Dreigroschenoper in der „Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens“ NACHRICHT VON EVA MICHEL, (von Kurt Weil kongenial in Töne umgesetzt) Peachum singen: PASTORIN IN DER IGREJA „Ja, mach nur einen Plan METODISTA IN TELHEIRAS sei nur ein großes Licht H und mach dann noch 'nen zweiten Plan erzlichen Dank für den neuen Boten aus gehn tun sie beide nicht.“ Lissabon. Und ich möchte Ihnen ein- fach gratulieren zu dieser besonders Also bleibt es dabei, sei offen, sieh die Wun- gut gelungenen Nummer; vor allem die vielen der, es gibt so viele und stelle dich nicht ge- persönlichen Zeugnisse zum Thema, aus den gen den Fluss des Lebens („πάντα ῥεῖ“)! verschiedenen Orten, machen diese Nummer zu etwas Besonderem, Interessanten, Lesens- [ Oskar & Waltraud & Praia da Luz, Lagos (Al- werten! Vielen Dank! garve) ] DER BOTE AUS LISSABON 21
PORTO den drei Tagen, sei es das festliche Abendessen am Freitagabend, die interessante Vortragsreihe am Samstag oder die Wanderung und das Ausflugs- programm am Jakobsweg am Sonntag. Der Gottes- dienst in der beeindruckenden Igreja de Arcos war ein würdevoller Abschluss der Tagung und ließ uns mit vielen neuen Eindrücken und Impulsen in un- seren Alltag zurückkehren. EINE HERAUSFORDERUNG: DAS THEMA PILGERN D abei war Pilgern als Thema unserer Ta- gung bestimmt für viele gewöhnungs- bedürftig. Wir in Porto werden einfach stärker als andere Gemeinden in Portu- gal mit diesem Phänomen konfrontiert, liegt unsere Gemeinde doch nahe am Jakobsweg, der in den letzten Jahren bei Pilgern zunehmend beliebt ist – insbesondere aus Deutschland. Schon sehr früh hat unsere Vorsitzende Susanne Rösch ihre Fühler in Richtung eines möglichen Referen- ten für diese Tagung ausgestreckt, lange vor der Pandemie und mit Hilfe unseres damaligen Pfar- rers Michael Decker. Nur so war es möglich, Pilger- pastor Bernd Lohse aus Hamburg als Referenten zu gewinnen und eine Lücke in seinem stark ge- füllten Terminkalender zu finden. Neben den Mitglie- RÜCKBLICH AUF DIE dern der vier Deut- schen Ev. Kirchenge- meinden in Portugal GEMEINDETAGUNG fanden wir erstmals für unsere Tagung IN PORTO auch Teilnehmende über die Gemeinde- grenzen hinaus, da sie sich besonders vom Thema ange- UNSERE HERZEN SIND sprochen fühlten. Der Erfahrungsaustausch mit „ diesen Pilgergästen aus Portugal und Deutschland VOLL NACH DREI TAGEN gab der Tagung eine ganz besondere Note und dar- UNTERWEGS SEIN über hinaus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ein erstes Pilger-Netzwerk aufzubauen. Wie schön, sich wieder zu treffen” – das war FOTOS SAGEN MEHR ALS wohl der meistgehörte Satz während unserer Tagung in Porto zum Thema TAUSEND WORTE W PILGERN vom 1. bis 3. Okto- ir laden alle ein, auf ber 2021! Gerade die Vorsit- S. 2 und auf unserer zenden und PfarrerInnen unserer HIER GEHT Homepage dekporto. Schwestergemeinden haben dies ES ZU DEN blogspot.com die Fo- in ihren Grußworten mit sehr viel FOTOS VON DER tos der Tagung an- GEMEINDETAGUNG Herzlichkeit rübergebracht. Für uns zusehen, denn Bilder sagen so viel als Gastgeber war es ein großes Ge- mehr als tausend Worte. Herzlichen schenk, die sechzig Teilnehmenden Dank an alle fürs Mitmachen und im Gemeindezentrum begrüßen zu Dabeisein und ganz besonders an dürfen, denn es war die erste große Pastor Bernd Lohse für die leben- Veranstaltung unserer Gemeinde digen Einblicke in die Welt des Pil- seit Beginn der Pandemie. gerns. Wir sind sicher, der Funke ist übergesprungen, und bestimmt ma- So sind unsere Herzen voll nach den chen sich einige von uns demnächst vielen intensiven Erlebnissen an auf den Weg! 22 DER BOTE AUS LISSABON
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