Der Cash-to-Cash-Cycle: eine Top-Kennzahl (nicht nur) fürs Finanz-Controlling - Gerhard Radinger

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Der Cash-to-Cash-Cycle: eine Top-Kennzahl (nicht nur) fürs Finanz-Controlling - Gerhard Radinger
WORKING CAPITAL MANAGEMENT

                                     Der Cash-to-Cash-Cycle:
                                     eine Top-Kennzahl (nicht nur)
                                     fürs Finanz-Controlling
                                     Gerhard Radinger

1   Controller Magazin | Ausgabe 2
WORKING CAPITAL MANAGEMENT

Gerade in ökonomisch schwierigem Fahr­               Kehrwert). Die weiteren Ausführungen wer­             Diese Kennzahl ermöglicht einerseits
wasser ist der sparsame Umgang mit Liqui­            den aber zeigen, dass die Höhe des Umsat­             Schlussfolgerungen im Hinblick auf die Pla­
dität von größter Bedeutung. Liquidität, die         zes nicht alle Bestandteile des Working Ca­           nung und Steuerung des Cashflows, denn
oft unnötig im Working Capital ­eines Unter­         pitals direkt „treibt“ und die so ermittelten         sie wird im Wesentlichen (je nach genauer
nehmens gebunden ist. Über die verschiede­           Kennzahlen teilweise in die Irre führen. Au­          Definition) aus Bilanz- und GuV-Größen ab­
nen Definitionen von Working Capital ist             ßerdem kann eine Relation des Working Ca­             geleitet. Darauf soll in diesem Artikel der
schon viel geschrieben worden, siehe auch            pitals zum Umsatz Automatismen auslösen               Fokus liegen. Darüber hinaus ermöglicht sie
den Artikel auf S. 17 dieser Ausgabe1. Für die       wie: „Wenn wir mehr Umsatz machen, ist                uns den Einstieg in die operative Effizienz
Messung und Steuerung des Working Capi­              auch ein höheres Working Capital ok.“ Diese           und Ef fektivität von Prozessen, siehe auch
tals gibt es eine Reihe von Kennzahlen. Zu­          Denkweise steht unseres Erachtens in Kon­             den Artikel auf S. 10 dieser Ausgabe.
nächst einmal kann man es als absolute               f lik t z u r Na t u r d e s Wo r k in g
Zahl ausdrücken. Typischerweise fällt es al­         Capital Managements als Marathonlauf                  Herleitung des
lerdings schwer, diese zu beurteilen und zu          bzw. dauerhaft zu implementierende Philo­             Cash-to-Cash-Cycles
vergleichen, denn sie ist vor allem von der          sophie im Sinne eines Lean Managements.
Größe des Unternehmens abhängig. Ein wei­                                                                  Die Cash-to-Cash-Cycle-Zeit gibt an, wie lan­
terer einfacher Ansatz ist es, die Höhe des          Wir Trainer der CA controller akademie plä­           ge eine Organisation braucht, um das Geld,
Working Capitals in Relation zum Umsatz              dieren daher für die Steuerung des Working            das sie an ihre Lieferanten bezahlt hat,
auszudrücken („Working Capital Intensität“           Capitals über den Cash-to-Cash-Cycle (CCC;            durch die Einzahlungen ihrer Kunden zurück
bzw. „Working Capital Umschlag“ als deren            of t auch Cash Conversion Cycle ­genannt).            zu erhalten („operative Kapitalbindungs­

Abb. 1: Der CCC zeigt die Zeitspanne vom Cash-Out an die Lieferanten bis zum Cash-In von den Kunden (Quelle: CA Akademie AG)

dauer“). Im Einzelnen besteht der CCC aus            GuV-Positionen in Relation gesetzt und mit             kosten des Umsatzes (COGS – Cost of
der Lagerreichweite (hier als DIV – Days of          360 Tagen2 multipliziert. Der mathematische            Goods Sold) werden. Die Formel setzt in
Inventories Valued – bezeichnet) plus dem            Hintergrund sei am Beispiel der Forderungs­           ­aller Regel die Anwendung des Umsatzkos­
Kundenzahlungsziel (DSO – Day of Sales               reichweite DSO erläutert. Diese Formel ist            tenverfahrens voraus. Da die meisten deut­
Outstanding) abzüglich dem Lieferanten­              letztendlich der Quotient aus Forderungshö­           schen Unternehmen das Gesamtkosten­
zahlungsziel (DPO – Days of Payables Out­            he per Stichtag und durchschnittlichem Ta­            verfahren – in dem die Größe COGS nicht
standing). Abbildung 1 verdeutlicht das:             gesumsatz: (Forderungen aus LuL)/(Umsatz­              existiert – einsetzen, findet man im Nenner
                                                     erlöse/360). Damit gibt die Forderungsreich-           ersatzweise häufig die Größe Umsatz. Dies
Für die Ermittlung der einzelnen Komponen­           weite an, nach wie vielen Tagen die Kunden             vereinfacht die Berechnung. Allerdings
ten werden die in Abbildung 2 genannten              im Schnitt unsere Rechnungen bezahlen.                 führt das auch zu methodischen Fehlern.
Formeln zugrunde gelegt: Die drei Formeln                                                                   So erzeugt z. B. eine Erhöhung der Verkaufs­
haben im Zähler jeweils die zu steuernde Bi­         Die Lagerreichweite drückt aus, wie lange              preise in der Formel eine geringere Lager­
lanzgröße. Diese wird zu den „passenden“             es dauert, bis die Vorräte zu Herstellungs­            reichweite.
                                                                                                                                                           2
WORKING CAPITAL MANAGEMENT

    Abb. 2: Detaildefinitionen des CCC

    Die Verbindlichkeitenreichweite sagt aus,           analog zur DIV. Auch in diesem Fall bedingt      Cash-to-Cash-Zeit (z. B. im Handel oder bei
    wie lange wir uns mit der Begleichung von           die „Rechenmechanik“ der Formel uner­            reinen Auf tragsfertigern) heißt außerdem,
    eingehenden Lieferantenrechnungen Zeit              wünschte Nebeneffekte: Nachdem die Her­          dass die Lieferanten einen Beitrag zur Finan­
    lassen. Der Nenner in der obigen Formel ist         stellungskosten nicht nur die zugekauf ten       zierung des Anlagevermögens leisten und
    eine Hilfsgröße. Idealerweise stünde hier           Materialaufwände, sondern auch die eigene        verbessert so das Finanzergebnis. Das (Net)
    das komplette Einkaufsvolumen einer Perio­          Wertschöpfung in der Produktion beinhal­         Working Capital ist in solchen Fällen negativ.
    de, denn an dieses ist die Entstehung von           ten, bewirkt eine Kostensenkung im Bereich
    Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leis­         der Fertigung eine Verlängerung der DPO          Wer an dieser Stelle eine Benchmarkgröße
    tungen gekoppelt. Da dieser Wert nur um­            (Nenner wird kleiner).                           für sein eigenes Unternehmen sucht, der sei
    ständlich aus der Materialwirtschaft heraus                                                          auf den schon erwähnten Artikel von Dahl­
    zu ermitteln ist, stellt die Verwendung der         Um die Cash-to-Cash-Cycle-Zeit möglichst         hof f/Sander, siehe S. 17 bzw. auf entspre­
    GuV-Größen „Materialaufwand“ und „bezo­             gering zu halten gilt es, möglichst lange        chende Studien (z. B. PWC Annual Global
    gene Leistungen“ (Gesamtkostenverfahren!)           Zahlungsziele mit den eigenen Lieferanten        Working Capital Study) verwiesen. Auch
    eine akzeptable Notlösung dar. Dies gilt            und möglichst kurze Zahlungsziele mit den        wenn die Ergebnisse dieser Studien teilweise
    zumindest, wenn Einkaufsvolumen und                 Kunden zu verhandeln und auch durchzu­           voneinander abweichen – eine Tendenzaus­
    Verbrauch einigermaßen nah beieinander­             setzen sowie einen schnellen Lagerum-            sage lässt sich tref fen: Nur wenige Unter­
    liegen, also keine größeren Lagerbestands­          schlag zu erzielen. Je schneller dieser Zyklus   nehmen schaf fen es, dauerhaf t eine gute
    veränderungen stattfinden.                          durchlaufen wird, desto eher erhält das Un­      Working Capital Performance zu erbringen!
                                                        ternehmen das Geld zurück, das es in das         Eine solche Organisation ist etwa Walmart.
    Zur Berechnung der DPO wird immer wie­              operative Geschäft investiert hat. Eine nied-    Abbildung 3 zeigt, wie gut es dem Unterneh­
    der im Nenner die Größe Herstellungskos-            rige Cash-to-Cash-Zeit bedeutet auch nied-       men gelungen ist, den unternehmerischen
    ten des Umsatzes (COGS) herangezogen –              riges (Net) Working Capital. Eine negative       Erfolg (im Sinne von dauerhaf ten Umsatz­

    Abb. 3: Musterbeispiel – dauerhaf t gutes Working Capital Management bei Walmart

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Abb. 4: Eine kürzere CCC-Zeit sorgt für eine Erhöhung des operativen Cashflows
(Quelle: angelehnt an Heimo Losbichler, Fachseminar: "Working Capital Management" der CA Akademie AG)

steigerungen) mit konsequentem Working             Beispiel 1 – Verknüpfung mit                         Von Einzel- oder Pauschalwertberichtigun­
Capital Management zu verbinden: Der CCC           der Vertriebsplanung                                 gen wurde im Beispiel abgesehen. Außer­
bei Walmart nähert sich mittlerweile dem           Ein Unternehmen mit 190 Mio. Euro Umsatz             dem gilt die Prämisse, dass der Plan-Umsatz
Wert von null Tagen! Der exzellente CCC bei        weist zum Stichtag einen Forderungsbe­               im nächsten Jahr keinen saisonalen Schwan­
Walmart ist kein Zufall, sondern Ergebnis          stand von 21,1 Mio. Euro aus. Eingesetzt in          kungen unterliegt, sondern gleichverteilt
jahrzehntelanger cashorientierter Steue­           die obige Gleichung ergibt sich eine DSO-Zeit        anfällt. Ansonsten müsste die Rechnung
rung. Im Folgenden werden wir sehen, dass          von knapp 40 Tagen. Durch diverse Maßnah­            oben mit den monatsgenau geplanten Um­
und wie der CCC bei der Planung von Bilanz         men soll der Wert auf 30 Tage gesenkt wer­           sätzen gemacht werden. Das hieße bei 30
und Cashflow eingesetzt werden sollte.             den. Der Vertrieb plant für das nächste Ge­          Tagen DSO, dass die Umsätze von Januar bis
                                                   schäftsjahr einen Umsatz von 200 Mio. Euro.          November noch als Cash vereinnahmt und
Der CCC in der Bilanzplanung                                                                            die Dezember-Umsätze als Forderungsbe­
                                                   Es gilt: Ziel-DSO 30 Tage = (Ziel-Forderungs­        stand in die Bilanz wandern würden.
Abbildung 4 zeigt den Grundgedanken der            bestand x 360)/(200 ) bzw.
CCC-orientierten Bilanzplanung: Ausgangs­          Ziel-Forderungsbestand = 30/360 x 200 =              Beispiel 2 – Verknüpfung mit
punkt ist die Kapitalflussrechnung mit ihren       16,7 Mio.                                            der Beschaffungsplanung
drei vorgeschriebenen Cashflow-Kategorien                                                               Ein Unternehmen weist zum Stichtag einen
laufende Geschäftstätigkeit, Investitionstä­       Hier zeigt sich der Vorteil des Rechnens mit         Bestand an RHB-Stoffen von 2.000 Euro aus.
tigkeit und Finanzierungstätigkeit. Durch          360 Tagen in der Formel: Ein Zwölf tel des           Der korrespondierende Materialverbrauch
Einschieben der Zwischensumme „Cashflow            Jahresumsatzes wird zur Forderung (30 von            der Vorperiode betrug 5.350 Euro. Daraus
aus dem Ergebnis“ separieren wir die Wor­          360 Tagen), elf Zwölftel werden zu Cash.             ergibt sich eine Lagerreichweite von knapp
king Capital Bestandteile von nicht operativ                                                            135 Tagen5 ((2.000 x 360)/5.350). Für das
beeinflussbaren Positionen wie z. B. Ertrag­       Buchungssatz für die Plan-Bilanz:                    nächste Jahr ist in der GuV ein Materialver­
steuerzahlungen. Ziel ist es, durch die Ver­       Forderungen 16,7 und Kasse 183,3 an                  brauch von 5.500 Euro geplant. Ziel soll sein,
kürzung der CCC-Zeit den Cashflow aus der          Umsatzerlöse 2004                                    die Reichweite für das Rohstofflager auf 60
laufenden Geschäf tstätigkeit zu erhöhen.                                                               Tage zu senken. Daraus ergibt sich ein Ziel-
Ausgehend von den Istzuständen von DIV,            Der Forderungsbestand reduziert sich also            Lagerbestand von (60 x 5.500)/360 = 917
DSO und DPO werden (realistische) Ziele für        trotz des höheren Umsatzes um 4,4 Mio.               Euro. Damit beträgt der Lagerabbau 1.083
diese Größen formuliert und mit konkreten          Euro. Der Cashflow auf dem laufenden Ge­             Euro (2.000 Anfangsbestand abzüglich 917
Maßnahmen unterlegt3.                              schäf t erhöht sich um denselben Betrag.             Zielbestand). Wenn also 1.083 weniger zu

                                                                                                                            Controller Magazin | Ausgabe 2   4
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                                       beschaf fen als zu verbrauchen sind, plant der Einkauf            Rest in Höhe von 15 muss hier aus einer Erhöhung der
                                       mit einem zu beschaf fenden Volumen von 5.500 (Ver­               Bankschulden kommen, siehe Abbildung 6.
                                       brauch) abzüglich 1.083 (Abbau) gleich 4.417. Wir unter­
                                       stellen ein Kreditorenziel (DPO) von 60 Tagen.                    Die Variante 1b unterstellt einen identischen Wachstums­
                                                                                                         kurs. Allerdings versucht man hier, das absolute Working
                                       Buchungssatz für die Erstellung der Planbilanz :                  Capital auf dem Niveau der Ausgangssituation zu halten
                                       RHB-Lager 4.417 an Verbindlichkeiten aus LuL 736                  (60) und das Umsatzwachstum durch eine „Straffung“ der
                                       (60/360 von 4.417) und Kasse 3.681                                Bilanz bzw. einen geringeren CCC zu kompensieren. Un­
                                                                                                         terstellt ist, dass sich auch die Vorräte und Forderungen
    Dipl.-Kfm. Gerhard
         Radinger
                                       Verschiedene CCC-Szenarien in der Bilanzplanung                   um 25% erhöhen, die Aktivseite der Bilanz gestaltet sich
                                       Abbildung 5 beschreibt eine Ausgangsbilanz (Spalte Vor­           analog zu Variante 1a. Schafft man es also nicht, die La­
 ist Partner und Trainer bei           jahr) mit einem Working Capital von 60 (entsprechend              gerreichweite und das Debitorenziel zu verbessern und
    der CA Akademie AG.                15% vom Umsatz) und einem CCC von 58,5 Tagen. Zu se­              möchte man keine zusätzlichen Bankschulden aufneh­
     Seine Schwerpunkte                hen sind außerdem zwei aus möglichen Strategien abge­             men, zahlen die Zeche für den Wachstumskurs hier am
    sind wertorientiertes
                                       leitete Handlungsoptionen des Unternehmens. Einmal                Ende die Lieferanten in Form einer höheren DPO (+ 27
 Management, Investitions-
Controlling, Working Capital           die Option, im nächsten Jahr den Umsatz um 25% zu                 Tage im Vergleich zum Vorjahr). Im Artikel auf S. 10 wer­
    Management und die                 steigern. Der Einfachheit halber sollen auch die Herstel­         den wir eine besser ausgewogene Lösung diskutieren.
  Schnittstellen zwischen              lungskosten des Umsatzes (COGS) sowie auch das Mate­
Controlling und Rechnungs-
                                       rialeinkaufsvolumen um dieselbe Rate zunehmen.                    Die Variante 2 unterstellt kein Umsatz- und Kosten-
     legung (HGB, IFRS).
         g.radinger@                                                                                     wachstum, in der Realität z. B. während einer Konsolidie­
        ca-akademie.de                 In der Variante 1a lässt man das Working Capital in Pro­          rungsphase, in der die Unternehmensprozesse an ver­
                                       zent vom Umsatz sowie den CCC unverändert. Das abso­              gangene Umsatzsteigerungen angepasst werden müs­
                                       lute Working Capital wächst jedoch im selben Maße wie             sen. Die Darstellung konzentriert sich auf das Lagerma­
                                       die oben beschriebenen Ausgangsparameter, der Be­                 nagement, die Bestände sinken um 10 gegenüber der
                                       stand an liquiden Mitteln wird auf dem (unterstellt: nöti­        Ausgangssituation. Bei unveränderter DSO und DPO ist
                                       gen) Niveau des Vorjahres von 10 gehalten. Es ergibt sich         das Unternehmen in der Lage, den CCC deutlich zu sen­
                                       eine neue Aktivsumme von 222,5. Diese Erhöhung kann               ken und dadurch Bankschulden in Höhe von 10 zurück­
                                       nur zu einem Drittel durch eine Aufstockung der Liefe­            zuzahlen (vgl. Abbildung 6). Der Kapitaleinsatz in Form
                                       rantenverbindlichkeiten (+ 7,5) finanziert werden, der            der Bilanzsumme sinkt, ohne dass Kunden und Lieferan­

                                       Abb. 5: Verschiedene Varianten in der Bilanzplanung mit dem CCC (Quelle: CA Akademie AG)

5     Controller Magazin | Ausgabe 2
WORKING CAPITAL MANAGEMENT

Abb. 6: Auswirkungen von Working Capital Management in der Cashflow-Rechnung (Quelle: CA Akademie AG)

ten direkt finanziell involviert sind. Aller­     CCC vor dem Hintergrund                               dukte, die der Kunde dann aber auch bar
dings könnte ggf. die Lieferfähigkeit leiden.     der Strategie                                         oder mit Kreditkarte an der Kasse bezahlt.
Dies führt uns zu einer wichtigen Prämisse                                                              Es sollte also nicht nur darum gehen, den
im Working Capital-Management.                    Auch beim Working Capital Management                  CCC mit brachialen Methoden zu minimie­
                                                  sind – wie beinahe überall in der Unterneh­           ren, sondern zunächst im Unternehmen
                                                  menssteuerung – Zielkonflikte auszuba­                selbst und dann auch mit den Partnern in
                                                  lancieren. Besonders wichtig ist es, die fi­          der Wertschöpfungskette intelligente Lö­
                                                  nanzielle Performance des Unternehmens                sungen im Sinne von Win-Win-Situationen
                                                  (gemessen u. a. mit der Top-Kennzahl CCC)             zu generieren. ⬛
                                                  mit den Branchengepflogenheiten und der
    Summary                                       strategischen Ausrichtung des Unterneh­               Fußnoten
    Working Capital Management ist gerade         mens in Einklang zu bringen. Sehen wir uns            1 Vgl. hierzu auch den Artikel von Dahlhoff/Sander,
    in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein      noch einmal das Beispiel Walmart an. Der              Seite 17. Wir folgen hier der engen Definition: (Net)
    wichtiges Mittel zur Generierung von          CCC des Jahres 2019 (1,8 Tage) setzt sich wie         Working Capital = Lagerbestände + Forderungen aus
                                                                                                        Lieferungen und Leistungen – Verbindlichkeiten aus
    ­Liquidität. Im Gegensatz zu klassischen      folgt zusammen:
                                                                                                        Lieferungen und Leistungen.
     Kostensenkungsprogrammen geht dies                                                                 2
                                                                                                          Die Verwendung von 360 statt 365 (Jahres-)Tagen hat
     beim WCM nicht zu Lasten von Mitarbei-       DIV 41,9 + DSO 4,5 – DPO 44,6 = CCC 1,8.              den Vorteil, dass die klassischen Zahlungsziele wie 30, 60
     termotivation und zukünftigen Wachs-                                                               oder 90 Tage als Ganzes in die Formeln „hineinpassen“.
     tumschancen. Der Cash-to-Cash-Cycle ist      Die Marktmacht des Einzelhandelsriesen                Dazu später mehr.
     dabei eine auch für die Operativen intui-    mit über 500 Mrd. USD Umsatz zeigt sich in            3 Details und Beispiele hierzu finden sich im zweiten Teil
    tiv verständliche Kennzahl. Für den Con­      der Tatsache, dass die DPO größer ist als             dieses Artikels ab Seite 10 in diesem Hef t.
     troller fungiert er als Türöffner in Rich-                                                         4 Der Ansatz von Umsatz- bzw. Vorsteuer bleibt der
                                                  die DIV, die Lieferanten also die Lagerhal­
                                                                                                        Vereinfachung halber unberücksichtigt.
    tung einer nicht nur EBIT-getriebenen         tung komplett finanzieren (müssen). Die
                                                                                                        5 Diese Variante verfeinert für das RHB-Stofflager die
    Unternehmenssteuerung. Zu einem               hohen Bestände wiederum sind die Folge                anfangs dargestellte Formel für die Lagerreichweite DIV,
     ganzheitlichen Controlling gehören auch      des Geschäftsmodells. Ein vor allem statio­           da sie nur den tatsächlichen Abgang von RHB-Stoffen
     Cashflow-Größen!                             närer Händler lebt natürlich unter anderem            betrachtet, ohne – wie bei Verwendung der Herstellungs-
                                                  von der schnellen Verfügbarkeit seiner Pro­           kosten – die eigene Wertschöpfung miteinzubeziehen.

                                                                                                                                  Controller Magazin | Ausgabe 2     6
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