Der gemeinsame Weg zur guten Mischung - Wohnungswirtschaft ...

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Der gemeinsame Weg zur guten Mischung - Wohnungswirtschaft ...
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                   Der gemeinsame Weg
                    zur guten Mischung

                                                                                                                                      Visualisierung: Martin Mathy
                                                                                                                               1

                                       A
     Wohnstraße, Schule oder gleich              ls Wien mit der Bauordnungs-         Anwälten anrücken, befürchteten Vertre-
                                                 novelle 2014 erstmals städtebauli-   ter der Architektenkammer. Noch dazu
     Quartiersentwicklung: Bauträger             che Verträge zwischen Gemeinde       seien diese Verträge wenig transparent,
     leisten immer öfter einen                   und Privaten ermöglichte, reich-     die gesetzlich vorgeschriebene Gleichbe-
                                       ten die Reaktionen von „Endlich!“ bis zu       handlung fraglich. Privatwirtschaftliche
     Beitrag zur Infrastruktur.        bedenklichem Stirnrunzeln. Endlich – weil      Geheimhaltung und demokratische Offen-
     Juristisch wird hier oftmals      alle anderen Bundesländer bereits ähnli-       legung sei schwer vereinbar. Eine Stadt-
     Neuland betreten, doch            che Regeln vorsehen, von Deutschland           planung, die sich auf projektweise verhan-
                                       und der Schweiz ganz zu schweigen. Auch        delte Einzelverträge verlässt, verliere nicht
     Koppelungen von Wohnbau           dass in Zeiten knapper Kassen und knap-        nur die Planungskompetenz, sondern
     und Infrastruktur sind in         pen Baulands private Widmungsgewin-            auch das große Ganze aus dem Blick.
                                       ne in Form von Infrastruktur wieder der            Nicht wenige gemeinnützige Bauträ-
     Österreich gang und gebe –        Allgemeinheit zugutekommen, ist an sich        ger sehen die Verträge ebenfalls skeptisch,
     nicht selten mit Erfolg           zu begrüßen. Das Denken in städtischem         weil sie zusätzlichen Planung- und Kosten-
                                       Maßstab, über das Baufeld hinaus, kommt        aufwand befürchten. Fraglich ist auch, wie
     für beide Seiten.                 zudem der Quartiersentwicklung zugute.         kompatibel diese Verträge mit dem Woh-
                                       Stirnrunzeln, weil vielen der „Ablasshan-      nungsgemeinnützigkeitsgesetz und dem
     MAIK NOVOTNY                      del“ nicht ganz geheuer war und ist.           Kostendeckungsgrundsatz sind. Der Ver-
                                             Deutliche Kritik an städtebaulichen      ein für Wohnbauförderung (vwbf) stellte
                                       Verträgen kam von Architektenseite. Städ-      2017 in seinem Bauland-Mobilisierungspa-
                                       tische Beamte seien möglicherweise ju-         ket die Forderung, „kostenverursachende
                                       ristisch überfordert, wenn Investoren bei      städtebauliche Verträge als Widmungsvor-
                                       Vertragsverhandlungen mit ihren gewieften      aussetzungen zurückzunehmen“.

10    WOHNENPLUS . 3|2018
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Andererseits führen die städtebaulichen                                                                          fläche entrichten. Da-
Verträge zu einem Mehr an gefördertem                                                                            rüber hinaus stellen
Wohnbau, wenn sie einem Projekt einen                                                                            die Investoren rund
gewissen Anteil leistbaren Wohnens vor-                                                                          64.000 Quadratmeter
schreiben. Dies ist in Wien bereits erfolgt,                                                                     Fläche für den Rei-
mal mit der Spezifizierung „nach den Be-                                                                         ninghaus-Park, den
stimmungen der Wiener Wohnbauinitia-                                                                             Bezirkssportplatz und
tive“, mal unter der Bedingung, dass ein                                                                         Grünflächen       sowie
gemeinnütziger Bauträger die Wohnun-                                                                             90.000 Quadratmeter
gen errichten müssen.                                                                                            künftiger Straßenflä-
     Angewendet wurden städtebauliche                                                                            chen      unentgeltlich
Verträge in Wien bisher etwa bei freifi-                                                                         zur Verfügung; die
nanzierten Großprojekten wie dem Hoch-                                                                           Bebauungspläne re-
haustrio Triiiple. Wien ist das letzte Bun-                                                                      geln die öffentliche
desland, das solche Verträge ermöglicht,                                                                         Durchgängigkeit zwi-
in allen anderen sind unterschiedliche                                                                           schen den Quartie-
Modelle der Vertragsraumordnung bereits                                                                          ren durch Geh- und
Usus. Grundsätzlich geht es dabei um die                                                                         Radwege. Die Basis
Abschöpfung von Wertsteigerung für die                                                                           für die Quartiersent-
Allgemeinheit und die Eindämmung der                                                                             wicklung bildet der
Bodenspekulation. Auch befristete Bau-                                                                           im Gemeinderat be-
landwidmung oder Widmungskategorien                                                                              schlossene Rahmen-
wie „geförderter Wohnbau“ werden als                                                                             plan, der jedoch le-
Instrumente angewendet oder zumindest                                                                            diglich als Richtlinie
diskutiert. Im Ausland werden solche In-                                                                         fungiert, ähnlich wie
strumente nicht selten schärfer und trans-                                                                       der      Stadtentwick-
parenter angewendet. In Köln etwa wer-                                                                           lungsplan (STEP) in
den bei Umwidmungen zwei Drittel des                                                                             Wien. Neben privat-

                                                                                                              Skizze: bogenfeld Architektur
Wertzuwachses zugunsten der Infrastruk-                                                                          rechtlichen Verträgen
tur abgeschöpft, in Basel werden 20 Pro-                                                                         mit den Investoren
zent des Mehrwerts abgeführt und fließen                                                                         soll die Qualität in der
in einen zweckgewidmeten Fonds für die                                                                           Umsetzung durch Ar-
                                                                                                          2 chitekturwettbewerbe
Schaffung oder Aufwertung öffentlicher
Grünräume. Andere Schweizer Kantone                                                                              garantiert werden.
führen sogar bis zu 50 Prozent des Mehr-       und Smart City. Nachdem der Ankauf der       Der Bau der ersten geförderten Wohnun-
werts ab. In München hat sich seit 1994        Reininghaus-Gründe durch die Stadt 2012      gen startete 2017. Die ENW errichtet im
das Modell der sozialgerechten Boden-          um 75 Millionen Euro in einer Volksab-       Reininghaus-Quartier 7 insgesamt 206
nutzung (SoBoN) im Bebauungsplanver-           stimmung mehrheitlich abgelehnt wurde,       Wohneinheiten in Holzbauweise inklusive

                                                      ”
fahren bewährt. Dabei werden Bauträger                                                      Kindergarten und Geschäftsflächen. Die
entweder direkt an Planungskosten betei-                                                    ENW kennt sich in Reininghaus bereits
ligt, treten unentgeltlich Flächen ab oder                  Unsere Vision                   aus; sie hat auf dem Areal der ehemaligen
beteiligen sich an sozialer Infrastruktur                                                   Hummelkaserne das Pflegeheim Peter Ro-
wie Schulen und Kindergärten. 46.250                 vom ersten Baufeld ist die             segger errichtet. Im April 2018 erfolgte der
                                                                                            Spatenstich für das Wohnbauprojekt „Rei-
Wohnungen konnten so bis 2016 geschaf-
fen werden, davon etwa 12.000 im geför-
                                                       eines Wohnzimmers:                   ninghaus Zehn“. Dort errichtet die Öster-
derten Wohnungsbau. 2017 wurde die                   ein großes, gemeinsames                reichische Siedlungswerk Gemeinnützige
SoBoN angesichts des verschärften Wohn-                                                     Wohnungsaktiengesellschaft (ÖSW AG)
raummangels angepasst. Eine Übernahme
                                                       Freiluft-Wohnzimmer                  bis zum Frühjahr 2020 als Generalüber-
                                                 mit engen Gassen, kleingliedrigen

                                                                                   „
des Münchener oder Basler Modells wird                                                      nehmer im Auftrag der BNP Paribas REIM
auch in Österreich immer wieder disku-                                                      155 Mietwohnungen. Für die ÖSW AG ist
tiert, ist aber laut Verfassungsrechtlern         Strukturen, Wäsche in der Luft            es der erste Wohnbau in der steirischen
nicht übertragbar, weil eine monetäre Ge-                und offenen Türen.                 Hauptstadt.
                                                                                                Bei der Smart City auf den Waag-
winnabschöpfung einer versteckten Steu-
er gleichkäme.                                          Architektin Birgit Kornmüller       ner-Biro-Gründen hinter dem Haupt-
                                                                                            bahnhof wurde mit den Entwicklern ver-
Smarte Kooperation                             ist die Kooperation mit Privaten hier oh-    einbart, welche Infrastruktur sie erbringen
Städtebauliche Verträge sind im steiri-        nehin alternativlos. Allein für die Infra-   und nach Fertigstellung an die Stadt über-
schen Raumordnungsgesetz seit 2010 vor-        struktur in Reininghaus hat die Stadt Graz   tragen müssen. Ein Bericht an den Grazer
gesehen, und auch in Graz greift man seit-     Investitionen von rund 120 Millionen Euro    Gemeinderat vom Dezember 2017 listet
her immer wieder auf dieses Instrument         errechnet, für deren Errichtung die Inves-   die Beiträge von öffentlicher und priva-
zurück, insbesondere bei den großen            toren einen Infrastrukturbeitrag von 30      ter Hand für die Quartiersentwicklung
Entwicklungsgebieten wie Reininghaus           Euro pro Quadratmeter Bruttogeschoß-         auf: Im Zeitraum von 2016 bis 2022 erhält

                                                                                                                                              WOHNENPLUS . 3|2018   11
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                                                                                                                                       3

     die Stadt finanzielle Beiträge zu Wettbe-     laufen schon die Planungen für Stufe 3:     Hier wurde im Juni 2018 das Ergebnis
     werbsverfahren und Kostenbeteiligungen        den Seebogen im Norden. Hier soll bei       des Bauträgerwettbewerbs für das nut-
     an Planung und Stadtteilmanagement in         der Auswahl der Projekte verstärkt de-      zungsoffene Stadthaus „Forum Am See-
     Höhe von rund 2.690.000 Euro. Die Flä-        ren Rolle im Quartier über das Baufeld      bogen“ am Baufeld H7A verkündet. Das
     chen für die städtische Infrastruktur, die    hinaus bewertet werden. Vorgesehen          Siegerprojekt der Familienwohnbau und
     von privaten Bauträgern erbracht und          ist ein Mix aus freifinanziertem Eigen-     dem Architektenteam heri & salli sieht
     nach Fertigstellung unentgeltlich der Stadt   tum, geförderten Miet- und Eigentums-
     übergeben werden, belaufen sich kosten-       objekten, einem Gewerbehof, einem
     mäßig auf rund 7.670.000 Euro. Zurzeit        Supermarkt, Geschäftslokalen, einem           Städtebauliche Verträge
     läuft die Planung, die Bebauung erfolgt       Bildungscampus, einer Bücherei, Kin-          Privatrechtliche Vereinbarungen zur
     in den kommenden Jahren von Süd nach          dergärten, einem Jugendzentrum sowie          Verwirklichung von städtischen Pla-
     Nord. Der Architekturwettbewerb für das       zahlreichen Vereins- und Multifunkti-         nungszielen zwischen Gemeinde
     Baufeld Nord mit knapp 500 Wohnungen          onsräumen. Um die Nutzungsmischung            und Privaten sind in Wien seit der
     und rund 10.000 Quadratmetern gewerb-         zu verstärken, ist hier ein Anteil von 20     Bauordnungsnovelle 2014 erlaubt.
     licher und kommerzieller Flächen wurde        Prozent Nicht-Wohnen pro Gebäude              Der §1a der Wiener Bauordnung re-
     im Frühjahr 2018 entschieden (Sieger:         vorgeschrieben. Eine besondere Her-           gelt seither den Inhalt solcher Verein-
     Nussmüller Architekten) und soll bis zum      ausforderung für manchen Bauträger.           barungen, erlaubt aber wegen des
     Jahr 2021 umgesetzt werden. Auf dem ge-           Neun Projekte haben im Quartier am        Koppelungsverbotes nicht, dass die
     samten Smart-City-Areal sollen bis 2024       Seebogen Kandidatenstatus für die IBA         Änderung von Flächenwidmungs-
     rund 3.800 Einwohner und 1.700 Be-            Wien 2022; sollten sie in der Umsetzung       plänen und die Erstellung von Bau-
     schäftigte die bisherige Industriebrache      die in den Bauträgerwettbewerben ver-         genehmigungen vom Abschluss ei-
     besiedeln.                                    sprochenen Ziele halten, werden sie in        nes solchen städtebaulichen Vertrags
                                                   den Status eines offiziellen IBA-Projekts     abhängig gemacht werden. Wien ist
     Mehr als ein Baufeld                          erhoben. Ob sie das schaffen, entschei-       das letzte Bundesland, das solche
     Über das einzelne Baufeld hinauszu-           det eine eigene Jury. Weiteres Upgrade        Verträge ermöglicht, in allen anderen
     denken und zu planen ist eines der            in der Quartiersentwicklung: Ein von der      sind unterschiedliche Modelle der
     wesentlichen Ziele bei der Weiterent-         Wien 3420 Aspern Development AG und           Vertragsraumordnung bereits Usus.
     wicklung der Seestadt Aspern in Wien.         der IBA eingesetzter Koordinator, der die     Grundsätzlich geht es dabei um die
     Hier scheint man aus den Lehren des           Abstimmung zwischen den unterschied-          Abschöpfung von Wertsteigerung für
     ersten Bauabschnittes gelernt zu haben,       lichen Baufeldern und ihren Bauträgern        die Allgemeinheit und die Eindäm-
     der zwar weitestgehend gut funktioniert       übernimmt. „Das ist enorm wichtig für         mung der Bodenspekulation. Auch
     und sich zu einem kohärenten Stück            die Quartiersentwicklung, Qualitätssi-        befristete Baulandwidmung oder
     Stadt entwickelt, der jedoch an man-          cherung und Kommunikation“, betont            Widmungskategorien wie „geförder-
     chen Ecken noch wie ein bezugsloses           IBA-Koordinator Kurt Hofstetter. „Eine        ter Wohnbau“ (siehe dazu auch den
     Nebeneinander von stückweise aufge-           solche Kümmerer-Funktion schon in der         Artikel auf S. 39) werden als Instru-
     füllten Baufeldern wirkt.                     Planungsphase gibt es sonst fast nie. Da-     mente angewendet oder zumindest
          Während mit dem Seeparkquartier          bei sind die Synergien enorm, und man         diskutiert.
     gerade der zweite Abschnitt in Bau ist,       spart viel Geld.“

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Der gemeinsame Weg zur guten Mischung - Wohnungswirtschaft ...
THEMA

auf rund 2.500 Quadratmeter BGF ne-
ben freifinanziertem Wohnen auch ein
nutzungsoffenes Erdgeschoss mit öf-
fentlichen Nutzungen vor. Konstruk-
tiv setzt man auf Modulbauweise, was
IBA-Koordinator Hofstetter besonders
freut: „Ich sehe in der Modulbauweise
im Wohnbau viel Zukunft. Der Kosten-
vorteil ist im konkreten Fall zwar auf-
grund der geringen Größe eher klein,
es geht aber eher um den Aufbau von
Knowhow und die Bereitschaft der Bau-
träger, sich einzulassen.“

Steuerung der Qualität
Dringender Wohnraumbedarf besteht
auch in Innsbruck, wo die Baulandre-
serven schon topographisch bedingt

                                                                                                                                     Visualisierung: ZOOMVP/heri&salli
äußerst knapp sind. Dennoch setzt man
in der Tiroler Landeshauptstadt nicht
auf Schnelligkeit und Masse, sondern
vor allem auf Qualität bei der Quartiers-
entwicklung. Für das Campagne-Areal
                                                                                                                               4
in der Innsbrucker Reichenau wur-
de im Oktober 2016 vom Gemeinderat          die Anregungen des Leitbilds. „Unsere        lobt Birgit Kornmüller. Diese Vorgangs-
ein städtebauliches Leitbild beschlos-      Vision vom ersten Baufeld ist die eines      weise soll auch für die künftigen bau-
sen, das aus einem kooperativen Pla-        Wohnzimmers: ein großes, gemeinsa-           künstlerischen Wettbewerbe und den
nungsverfahren hervorgegangen war.          mes Freiluft-Wohnzimmer mit Gassen,          Freiraum- und den Sportanlagenwettbe-
8,5 Hektar städtischer Grund werden in      kleingliedrigen Strukturen, Wäsche in        werb angewandt werden.
den kommenden Jahren stadtplanerisch        der Luft und offenen Türen“, erläutert
entwickelt.                                 Architektin Birgit Kornmüller. Der Bau-      Revitalisierung im Ortskern
    Die Entwicklung teilen sich die bei-    beginn ist für 2019 geplant.                 Doch auch abseits des Rampenlichts der
den Bauträger Neue Heimat Tirol und             Damit dies auch bis zum Ende so          Hauptstädte und ihrer Smart Cities und
Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG),   bleibt, wurde eine Steuerungsgruppe          Bauausstellungen werden Wohnbau und
die gemeinsam für rund 45 Mio. Euro         eingerichtet, bestehend aus Stadträ-         Infrastruktur, öffentlich und privat, an-
an die 300 geförderte Mietwohnungen         ten der Stadtressorts Wohnbau, Stadt-        einander gekoppelt. Zwar in kleinerem
errichten. Der Anteil der stadteigenen      planung, Verkehr, Soziales und Sport,        Maßstab, aber dafür oft mit größerer
IIG am Projekt beträgt 60 Prozent, die      den beiden Bauträgern, sowie Archi-          Wirkung für die Kommune. Ein Beispiel
übrigen 40 Prozent übernimmt die Neue       tekt Max Rieder, der auch beratend im        dafür ist Stanz im Mürztal: Eine kleine
Heimat Tirol, die zu je 50 Prozent der      Wettbewerb teilgenommen hat, und der         Gemeinde, die wie viele in der Ober-

                                             ”
Stadt Innsbruck und Land Tirol gehört.                                                   steiermark von Bevölkerungsverlust und
Das Grundstück wird von der Stadt an                                                     sich entleerenden Dorfzentren geplagt
die IIG und die NHT übertragen. Die
                                                   Die Steuerungsgruppe ist              ist. Um diese Entwicklung aufzuhalten,
                                                      eine sehr gute Idee.

                                                                                     „
Stadt behält aber ein unbeschränktes                                                     taten sich ein engagierter Bürgermeis-
Wohnungsvergaberecht bei. „Da beide                                                      ter und seine Gemeinde mit Soziologen,
Bauträger komplett in öffentlicher Hand             Das kann man anderen                 Architekten und der Siedlungsgenossen-
sind, bleiben die Wohnungen so auf                 Städten nur empfehlen.                schaft Ennstal zusammen.
Dauer der Spekulation entzogen“, er-                                                          Ergebnis: Aufgrund der Nachfrage
klärt Projektleiter Martin Franzmair von             Architektin Birgit Kornmüller       nach Kleinwohnungen entsteht hier ein
der IIG.                                                                                 Holzbau mit acht betreuten Wohneinhei-
    Ergänzend zum Wohnangebot wer-          Landschaftsplanerin Heike Langenbach         ten und acht Starterwohnungen mit 40
den in den Erdgeschossen unter an-          als Vertreterin des Innsbrucker Ge-          bis 55 Quadratmetern Wohnfläche, so-
derem ein Nahversorger, soziale Ein-        staltungsbeirats. Die Gruppe, die bei        wie einem Nahversorger im Erdgeschoß.
richtungen, eine Waschküche und ein         Bedarf etwa alle zwei bis drei Monate        Das Gemeindeamt wird gleich noch mit
Stadtteilbüro entstehen. Durch Nut-         zusammenkommt, soll die vorgesehe-           in die Ortskernbelebung mit einbezogen
zungsmischung und Dichte soll damit         nen Qualitäten des Leitbildes und des        und erfährt einen kundenfreundlichen
eine Gassen-Atmosphäre hervorgerufen        Wettbewerbsprojekts sicherstellen und        Umbau, der Gemeindesaal soll zum Mul-
werden, die Begegnungen fördert und         einfordern. Dazu gehören beispiels-          tifunktionsraum werden. Die Schaffung
die Nachbarschaft und Identität erzeugt.    weise die hochwertigen Freiräume und         von Wohnraum wird hier zum Motor für
Der aus dem Wettbewerb siegreich her-       begrünte Dachgärten. „Die Steuerungs-        die Rückgewinnung dörflichen Lebens
vorgegangene Entwurf von Bogenfeld          gruppe ist eine sehr gute Idee. Das kann     mit unterschiedlichsten Nutzungen an
Architektur (Linz) hält sich dabei eng an   man anderen Städten nur empfehlen“,          einem Ort. Die Siedlungsgenossenschaft

                                                                                                               WOHNENPLUS . 3|2018            13
Der gemeinsame Weg zur guten Mischung - Wohnungswirtschaft ...
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                                                                                                                                                         Foto: Bergland
                                                                                                                                                   5

     Ennstal wird die Liegenschaft im Bau-         meinderat Christoph Chorherr, der seit      Während der Umbau bei laufendem Be-
     recht übernehmen. Baubeginn ist 2018,         Jahren die Überbauung von eingeschossi-     trieb ohne größere Schwierigkeiten funk-
     die geplante Fertigstellung 2019.             gen Supermärkten als Mittel zur Nachver-    tionierte, war der planerische Aufwand
                                                   dichtung aktiv propagiert, freut sich und   erheblich. „Zeitlich hat uns das Projekt
     Wohnen auf dem Supermarkt                     kündigt Nachfolgeprojekte an.               durch die vielen Verhandlungen etwa
     Die Koppelung von Nahversorger und                                                        50 Prozent mehr in Anspruch genom-
     Wohnung funktioniert auch unter anderen       Aufwand mit Mehrwert                        men als konventionelle Wohnbauten“,
     Vorzeichen: nämlich, wenn ersterer schon      Grundstücksnot macht erfinderisch, das      sagt Radlegger. Die Bergland erwarb zu-
     vorhanden ist, und diese Handelsinfra-        gilt nicht nur in schnell wachsenden Met-   nächst ein Miteigentum an der Liegen-
     struktur mit einem Wohnbau erweitert          ropolen, sondern auch in alpinen Touris-    schaft, die dann parifiziert wurde, später
     wird. Ein Pionierprojekt in dieser Hinsicht   musgemeinden, in denen es keine „grü-       wurden die genauen Besitzverhältnisse
     war die Überbauung des Auhof-Centers in       nen Wiesen“ mehr gibt, auf denen man        nach Nutzwerten aufgeteilt. Ein recht-
     Wien im Jahr 2015. Dort wurden 47 Woh-        unkompliziert bauen kann. Eine Nach-        licher Aufwand, für den es noch keine
     nungen von der WBV-GPA in Form eines          verdichtung in Kombination mit einem        Präzedenzfälle gab. Noch dazu mussten
     Karrées auf dem Flachdach des Einkaufs-       Supermarkt realisierte die Wohnbau-Ge-      die bisherigen Bauleistungen und Errich-
     zentrums errichtet.                           nossenschaft Bergland aus Zell am See       tungskosten abgegolten werden, immer
          Eine Kopplung, die offensichtlich gut    in Saalbach-Hinterglemm; dort entstan-      mit einem Blick auf die Fördersätze. „Das
     funktioniert, und jetzt immer mehr Nach-      den 25 geförderte Mietwohnungen direkt      ist uns sehr gut gelungen. Unter dem
     folger findet. In der Zschokkegasse in        auf einem schon seit 2011 bestehenden       Strich steht eine Miete von 8,50 Euro
     Wien-Donaustadt wurde einem Discoun-          Supermarkt. „Der Eigentümer der Lie-        brutto warm, das ist unter dem Durch-
     ter der Grundstückskauf für die Errich-       genschaft, ein Baumeister, kam auf uns      schnittsniveau für geförderten Wohnbau
     tung einer Filiale nur unter der Bedingung    zu und fragte, ob wir interessiert wären,   in Salzburg“. Günstig wohnen, mit dem
     erlaubt, dass auf dem Supermarkt Woh-         den Supermarkt zu überbauen“, erinnert      Gemüseregal im selben Haus: Eine Mi-
     nungen entstehen. Eine Auflage, die an-       sich Bergland-Geschäftsführer Philipp       schung von Wohnen und Infrastruktur,
     gesichts der stets knapp kalkulierten und     Radlegger. „Ein wesentlicher Vorteil war,   von der alle profitieren, ein Aufwand mit
     in Serie hergestellten Supermarkt-Flach-      dass man beim Bau des Marktes schon         Mehrwert – der sich auch für gemeinnüt-
     bauten an weniger lukrativem Ort wohl         die statischen Erfordernisse für eine       zige Bauträger lohnt.
     mit „Nein, danke“ beantwortet würde.          Überbauung bedacht hatte, sonst hätte
     Hier stimmte der Discounter zu. Die EBG       es nicht funktioniert.“ Nutzungskonflikte
     errichtet 60 Wohnungen auf dem Super-         zwischen oben und unten gebe es keine,      1 / Ortskern-Revitalisierung durch Wohnbau in Stanz
     markt, der als Mieter fungiert. Die EBG       die Stellplätze sind strikt getrennt, und   2 / Städtisches Leben am Campage-Reiter-Areal Innsbruck
     wiederum kann dank dieser Partnerschaft       der Anlieferungsbereich für den Super-      3 / Wohnbau der ÖSW AG in Graz-Reininghaus
     günstigere Wohnungen anbieten. Der            markt wurde eingehaust, um die Geräu-       4 / Offenes Erdgeschoss im Seebogen der Seestadt Aspern
     Baubeginn ist noch für 2018 geplant. Ge-      sche am Morgen zu dämpfen.                  5 / Wohnen über dem Supermarkt in Saalbach-Hinterglemm

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