Der Usus soll entscheiden - Milutin Michael Nickl

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Milutin Michael NICKL                                                   4.4.21
https://nickl.eu.com

Der Usus soll entscheiden
Im transnationalen Gegenwartsdeutschen koexistieren selbst-
regulative Hypoformen und Dialektformen mit der normativ-
präskriptiv dekretierten Kanonischen Form. Das Binnen-I in
Paarform-Wortkreuzung generiert ein Genus Commune. Der
Diversitäts-Asterisk als Infix-Graphem evoziert ein semantisch
motiviertes Genus Dubium oder Diversimodum

Eine kommunikationssoziologische oder kommunikationspolitische Grammatik
der deutschen Gegenwartssprache, erstellt mit sozialwissenschaftlichem
Methoden-Tableau, existiert nicht. Mit areallinguistisch verzweigtem Inventar
an dialektgeprägten Formen der Sprachkompetenz und Performanz (jeweils mit
spezieller Grammatik, Soziophonetik, Semantik, Pragmatik) samt ‚recurrent
arrangements of form and meaning‘, polylektaler Sprecher-Hörer-Kompetenz,
rhetorischer Interaktions-, Kontext- und Standardsituationstheorie,
Generationentypik, Rollen-Variabilität, Soziolekt- und Sprechakttypik,
austariertem Relationsgefüge zwischen rhetorischen Repräsentations- und
Textdomänen, konkretisiert hinsichtlich idiolektaler Kommunikatorperformanz,
müßte eine graduell offene, logisch-mehrwertige, für sozialkommunikative und
politische Phänomene passende, zuordnungstheoretisch bizarre und komplexe
Grammatik riesige Ausmaße aufweisen und zig Bände umfassen. Auch eine
Gewerkschaftsgrammatik des Gegenwartsdeutschen gibt es nicht. Wie man es
auch dreht und wendet: Bukof-Ad-hoc-Vorschläge sind nicht aus einem
kommunikationssoziologischen Grammatiksystem-Zusammenhang evaluierbar.

Die freieste Veranstaltung im Gegenwartsdeutschen heißt Wortbildung und
nicht etwa ‚Genderisierung‘. Beim Genus geht es zuallererst um Mengen, was
der Rhetoriker Nizolius erkannte (1553, lib.II cap.1) und danach sogar Leibniz
1670 beeindruckte. Doch kein sprachliches Terrain erscheint unsicherer als das
Genus, was der spanische Hellenist und Humanist Francisco de Vergara schon
1537 postuliert hatte.
Grammatisches Genus, humanbiologisches Genus und soziale Genus-
Impressionen und Realitätskonstruktionen sind im Gegenwartsdeutschen nicht
generell kongruent: die Backbencher, das Büblein, das Frauchen, die
Gendergerechten, die Geschwister, die Gottheit, die Gruppe, die Kanaille, das
Kind, die Kindheit, die LGBT-Leute, die Mannsperson, das Mädel/Mädchen,
das Mägdchen, die Memme, die Schildwache/Schildwacht, das Töchterchen, das
Weib, der Zwilling (etc.).

Abgesehen von einigen Ableitungssuffixen/Wortendungen und ausgewählten
Personen- und Tierbezeichnungen sowie Sachgruppen gibt es kein hinreichend
sicheres transformationsgrammatisches System, womit das Substantivgenus im
Gegenwartsdeutschen in allen Fällen eindeutig zweifelsfrei oder
widerspruchsfrei generiert werden kann. Optimistischere Auffassungen dazu
(z.B. Eisenberg 1989: 170) sollen nicht verschwiegen werden.

Affektneutral betrachtet wird in manch aktuellen Diskussionsbeiträgen die
Genus-Festigkeit und Genus-Eindeutigkeit personenbezogener Substantiva,
in diversen Fällen sicherlich nicht zuunrecht, beispielsweise aus LGBT-
Blickwinkeln kritisch angegangen und in Frage gestellt. Es mag noch so
praktisch (gewesen) sein, althergebrachterweise und kulturtechnisch routiniert
von 3 Genera im Deutschen auszugehen. Dahinter steckt natürlich das
vermeintliche Bemühen, die Sache möglichst widerspruchsfrei zu halten. In der
DaF-Didaktik und Grundschuldidaktik nach wie vor gut vertretbar, um
möglichst rasch und angemessen portioniert zu effektiven Fortschritten in der
Lehrvermittlung zu kommen. Exemplarischer Schulmeister-Spruch (Duden-
Grammatik 2005: 153, 2009: 152, 2016: 156): „im Deutschen gibt es drei
Genera: Maskulinum, Feminum und Neutrum“. Gemäß Duden-
Selbstverständnis die ‚maßgebliche‘ Auffassung und longe lateque vorgeführte
Genera-Darstellung. Von der Hochschulgermanistik routiniert wiedergekäut, im
Bildungssystem weitverbreitet und doktrinär didaktisiert, kann sich auf solch
spröder Folie freilich weder ein sprachkommunikativ suffizientes, noch ein
sozialkommunikativ flexibles Genus-Bewußtsein, geschweige denn ein
ausbalancierbares, facettenreiches, kommunikationspragmatisch akzeptables
Gender-Problembewußtsein bilden.

Übrigens dürfte die drastische Reduktion auf 3 Genera im Deutschen wohl kaum
aus der verwickelten Entwicklungsphasen-, Sprachkontakt- und Transferenz-
Analyse historisch nachgestalteter Sprachstufen des Deutschen mit seinen
Nachbarsprachen stammen. Fraglich bleibt ebenso, ob sich die 3-Genera-
Festsetzung des überregionalen Neuhochdeutschen aus der auffallend kreativen
Grammatikographie des Mittelhochdeutschen (allzusehr optimierte Mhd.-
Grammatik-Nachdichtungen auf fragiler, schmaler Datenbasis im
19.Jahrhundert) herauspräparieren läßt. Die Drei-Genera-Einteilung in
deutschen Sprachstufen resultiert auch keinesfalls aus der über ein Jahrtausend
andauernden, transfersprachlichen Latein-Dominanz (dann müßten es
wenigstens 5 Genera sein), die man seit der Neuzeit, nicht etwa erst seit der
Lingua Tertii Imperii, zu bekämpfen begann und seit Ende des 18.Jahrhunderts
unverhohlen als „undeutsch“ brandmarkte. Eher schon könnte sie aus trüber
Protagoras-Überlieferung im Corpus Aristotelicum (Rhetorik, Buch III, 1407b7-
8: Protagoras` Unterteilung der Geschlechter der Nomen in männlich, weiblich
und sächlich, ed. Rapp, WBG 2002: 137) herstammen.

Mutmaßlich (Hypothese) wurde diese aus zweiter Hand nach Protagoras
referierte 3-Genera-Auffassung der deutschen Sprachlehre aufgepfropft, was
etwas mit der Griechen-Begeisterung des 18./19.Jahrhunderts zu tun haben
könnte. Einiges spricht dafür. Kausal beweisbar ist es nicht. Zwingend ist diese
3-Genera-Lehre im Gegenwartsdeutschen jedenfalls nicht.

► Das grammatische Genus masculinum ist nicht identisch mit dem Genus
commune (allgemeines, gemeinsames Genus, z.B. Berufsbezeichnungen), z.B.
in den 1980ern in der DDR-Germanistik noch regulär angewandt:
„Redaktionssekretär Ingrid Stahl“(Fleischer et al.1983, p.4; oder p.155: „Frau
Professor Müller ist Prorektor für Forschung“).

Auch sind Commune und Genus epicoenon (das zweigeschlechtige Genus: der
die Azubi, der die Auszubildende, der die Betroffene, der die Gemeinte, der die
Gendergerechte, der das Kasperle, das der Mannequin) nicht dasselbe.

Das Genus masculinum repräsentiert eine grammatische, sprachkommunikative
Genus-Dimensionierung und bestimmte Valenz-Verhältnisse. Dort, wo Genus
und Sexus parallel referieren oder motiviert sind, treten so gut wie keine
Rezeptionsprobleme auf.
…“Olga wußte nicht, daß ihr Mann eigentlich Ophthalmologe werden wollte“.

Gut wär`s, wenn soweit Einigkeit bestünde. Obzwar das grammatisches Genus
und die realempirische Kommunikatorrepräsentanz im Satz keiner ideologisch
verdächtig angehauchten (marxistischen) Widerspiegelungstheorie folgen, eher
schon einer intuitiven Zuordnungstheorie oder spontan entwickelten Casual
Theory der Kongruenz. Aber selbst dort, wo beim Femininum und Maskulin
jeweils kongruent sexussymmetrische, lexikalische Relationen vorgegeben sind,
wäre der Schluß auf so etwas wie das Vorhandensein von fairer, gendergerechter
Gleichberechtigung in gesellschaftspolitischer Hinsicht verfehlt. Auch dies
dürfte unstrittig sein.
An egalitärer Flexionsendungs-Innovation geht bei der Genus-Generierung und
Substantiv-Valenz (hier: Nomina agentis, patientis; Beziehungs-
/Verwandtschafts-Bezeichnungen) in den nhd. Standardvarietäten leider relativ
wenig. Durch das Genus femininum wird kein Teil des Universums feminin
portioniert. Analog verhält es sich beim Maskulin, wodurch der Kosmos nicht
etwa maskulin durchstrukturiert wird. Wobei sich die Genus-Flexionsendungen
des deutschsprachigen Maskulins nicht immer auf Personen beziehen müssen
(Kalk, Kern, Schraubenzieher, Seufzer, Schmerz).
…“Beim Satirologen rieselt der Kalk in den Gelenken“.

Und durchs grammatische Neutrum wird ‚das Kind‘, ‚das Kleine‘, ‚das
Kindchen‘ humanbiologisch nicht etwa als geschlechtsneutral diminuiert und
definiert. Mit Gendergerechtigkeit oder Gender-Ungerechtigkeit hat das wirklich
nichts zu tun.

► Das Genus Commune (in den vergangenen Jahrzehnten überwiegend als
sogenanntes ‚generisches Maskulin‘ hergeleitet und zu restriktiv bis tendenziös
interpretiert), sowie das Epicoenon zählen meiner Auffassung nach gleichfalls
zu den gegenwartsdeutschen, grammatischen Genera. Allerdings wurden sie
innerhalb der europäischen wie EU-externen und überseeischen Deutsch-
Didaktik viele Jahrzehnte hindurch insuffizient vermittelt und in riesige
Staubwolken von schwankendem Genus und Zweifelsfällen abgedrängt. Siehe
„Wechsel und Schwanken des Genus“ in diversen Duden-Mischgrammatiken,
1973: 158-164, 1984: 208-212, 1995: 204-209, 1998: 207-212, 2005: 169-171;
vgl. auch „Varianz, Differenz“ und „wichtige Zweifelsfälle aus dem Bereich
Substantiv“ in 2009: 222-248 und 2016: 220-246.

► Commune, Epicoenum und Dubium oder Genus diversimodum sind
komplexe grammatische Genera, die darstellungstechnisch kaum glatt und
schneidig zelebrierbar sein dürften. Das Genera-Inventar der gesprochenen und
geschriebenen deutschen Sprache sollte nicht unterschätzt werden. Derlei leicht
marginalisierbare Mini-Topics bedürfen einer kommunikationslinguistisch und
sozialkommunikativ fairen und flexiblen, hinterfragbaren, umsichtigen
Lehrvermittlung. 5 Genera im Gegenwartsdeutschen plus ein Genus dubium
(manchmal schwankendes, unsicheres, zweifelhaftes Genus: der das die
Mündel), oder aber ein dezidiertes Genus diversimodum, wenn entsprechende
humanbiologische Hermaphroditismus- oder Transgender-Voraussetzungen
vorliegen). Davon abgesehen läßt sich ein klassisches, grammatisches Dubium
oft schon am pluralischen Personalpronomen ablesen und nachvollziehen.
Ein pronominal fokussiertes Satzbeispiel dazu:
… Daß wir uns vergriffen, war inbegriffen.
Besagt: unsichere, zweifelhafte „wir“-Genus-Zuordnung; welche und wieviele
Diversitäts-Genera pronominal inkorporiert sind, erscheint unsicher, strittig.
Und das ist nicht nur etwas Exotisches im Deutschen.

► Im Gegenwartsdeutschen (Contemporary German) wie im Lateinischen
(klassische Latinität/Mittel- und Neulatein) lassen sich 6 grammatische Genera
diskriminieren und identifizieren: drei feste und drei flexible. Womit nichts
Neues geltend gemacht wird. Wir sollten die intensiven, nachhaltig wirkenden,
diachronisch-linguistischen Transferenz- und Sprachkontaktphänomene des
Mittellateinischen als Administrations-, Bildungs-, Diplomatie-, Wirtschafts-
und Verkehrssprache des Mittelalters und der frühen Neuzeit aufs Mittel- und
Frühneuhochdeutsche neben einflußreichen weiteren romanischen
Sprachgruppen nicht bloß als ‚alte Zöpfe‘ marginalisieren, oder den seit der
frühen Neuzeit herrührenden Kampf „gegen undeutsche Tendenzen“ quasi im
neuen, progressiven Design weiterführen. Was keine Grammatik-Parallelität von
Deutsch und Latein bedeutet. Aber beim Genera-Sujet der Substantive verhält es
sich ähnlich.

6 Genera unterscheidet auch Thomas von Erfurt, der erste europaweit
einflußreiche, deutschstämmige, konstruktivistische Grammatiktheoretiker mit
einem gewissen Wissenschaftlichkeitsanspruch. Im XVI. Kapitel seiner um
1300 angefertigten Modi Significandi noviter compilati differenziert
er masculinum, foemininum, commune, neutrum, epicoenum und dubium; vgl.
eine Pergamenthandschrift aus dem ersten Viertel des 14.Jhts, den Münchner
Codex Clm 22294: folio 176 verso/Blatt-Rückseite und f. 177
recte/Blattvorderseite (Nickl 2004: 239/240).

Cave: Nicht nur feminin–maskulin, auch commune–neutrum stehen in
grammatischer Opposition, was in Genderisierungsdebatten oder betreffenden
Streitgesprächen oft übergangen wird. Zudem ließe sich dafürhalten, daß das
Dubium in Opposition zu den fester fixierbaren grammatischen Genera steht.

► Egalisierungskampagnen zur vermeintlichen Kongruenzherstellung von
grammatischem Genus, humanbiologischem Genus und Social Gender basieren
auf einer zwar genderfokussiert motivierten, gleichwohl undurchführbaren
Wissensform. In der Transnational German Communication (Nickl 2007/13/16)
soll der Usus entscheiden. Was sich in der TGC durchsetzt, ist die Norm. Gilt
für segmentierbare, bedeutungsrelevante, diskriminierbare und identifizierbare
Features aller meßbaren, sprachkommunikativen Empirien der TGC.
► Das Binnen-I in Paarbildungen/Paarformen/Mengenbezeichnungen
erscheint wortbildungsadäquat, dient als Kurzform der
Redundanzreduzierung im Schrifttum, weist also über ein bloßes Quentchen
Symbolsprachkosmetik hinaus und läßt sich in der Kanonischen Form, wie in
Hypoformen des transnationalen Gegenwartsdeutschen problemlos einpassen:
StudentInnen. Irgendeine gesellschaftspolitische Sprengkraft kann ich darin
nicht erkennen.
Anders verhält es sich mit dem Binnen-I in der Sprechsprache. In der
gesprochenen Sprache sollten die Paarformen lieber wie traditionell üblich
artikuliert werden (Kommilitoninnen und Kommilitonen, Studentinnen und
Studenten). Beim Binnen-I wie allgemein beim [i] dominiert der zweite
Formant, deshalb klingt es so hoch. Würde das Binnen-[´i] beim Sprechen mit
entsprechendem Emphatic Stress Pattern realisiert, dürfte eine unfreiwillige
Situationskomik entstehen. Was einer Verschlimmbesserung gleichkäme. Ob
das dann zu mehr Gendergerechtigkeit beitragen könnte, ist zu bezweifeln.

► Zum Herausstellungsmerkmal des Binnen-Asterisks:
Er scheint mißverständlich und nicht gerade unkompliziert gelagert zu sein.
Dieses sogenannte Gender-Asterisk-Infixgraphem  wird als Hervorhebungs-
und Solidarisierungszeichen für mehr Gendergerechtigkeit bei mutierendem
Genus kommunikationspolitisch engagiert beworben (Gender-Diversität).

Wie aber soll das Gender-Asterisk-Infixgraphem 
in Wortphonetik, Sätzen, satzwertigen Einheiten
oder auf Connected Speech Level in makrosegmental zusammenhängenden
Phrasierungseinheiten gesprochen, oder wie paraphrasiert werden?
Mit Glottal Stop/Knacklaut als bedeutungsdifferenzierendem neuen Phonem
(bzw. dessen Allophon-Varianten) im Gegenwartsdeutschen? In Infix-Position
mit minimaler aber verdeutlichender stimmloser Häsitation und daraufhin (via
voice onset time) phasenverschobener oder doch simultan einsetzender
Phonation? Die Promotoren und Verteidigerinnen dieses Gender-Asterisk-
Infixes können diese Frage samt offenkundiger, sprechsprachlicher
Realisationsschwierigkeiten bislang nicht suffizient beantworten.

Bisher wurde das Sternchen-Graphem in einigen disparaten, logisch
voneinander unabhängigen Anwendungs- und Bedeutungsfeldern der
Schriftsprache polysem gebraucht. Einerseits wird  synonym für
‚geb.‘/‘geboren am‘ benutzt. In der Fremdsprachendidaktik und Grammatik-
Deskription steht das  nicht selten in warnender Affix- bzw. Präfix-Position
vor irregulär gebildeten Phrasierungseinheiten, Redeteilen und Satz- oder
Wortfragmenten. Zum andern ist es für Wort- oder Text-Korruptele, fragwürdig
überlieferte oder falsche und verderbte Druckstellen gebräuchlich. Diesen
Kontext reflektiert auch die Duden-Grammatik 2009, p.1246 worin der Asterisk
beispielhaft „für nicht grammatischen Sprachgebrauch“ verwendet wird. Ebenso
in der intelligenten Engelschen Dependenzgrammatik des Deutschen 2009, p.20:
„* das Beispiel ist ungrammatisch“ und „(*) das Beispiel ist tendenziell
ungrammatisch“; zudem auf p.467 (Asterisk als Hinweis auf fehlerhaften
Sprachgebrauch und Grammatikverstoß). In der Duden-Grammatik 2016,
p.1204 andererseits bedeutet das  eine „kurze Pause (bis max. 0,5
Sekunden)“. Jedenfalls erscheint das  als nicht ohne weiteres
zuordnungssicheres, kommunikationspragmatisch gesehen relativ leicht
mißverständliches, polysemes und tückisches Graphem.

►  muß pro Print oder Digitalisat definiert werden. Davon abgesehen ist
nicht auszuschließen, daß durch die genderisierungspolitische Verwendung des
Asterisk-Infixgraphems  ein artifizielles Diversitäts-Dubium oder ein Genus
Diversimodum in jede dergestalt addressierte Paarform lanciert werden könnte.

Ohne maßgeschneiderte Wahrnehmungs- und Wirkungsforschung bzw.
Begleitforschung zu Gendergerechtigkeitskampagnen läßt sich von diesem
engagiert genderpolitisch inspirierten Asterisk-Input – dem Gender-Asterisk-
Infix – innerhalb zusammenhängend generierter Paarformen nicht sagen, wie es
in verschiedenen Populationssegmenten ankommt: ob als kognitiv-
dissonanzprovokanter Funktionärsjargon, oder als Häsitationssymbol oder
Gendergap-Variante, Modeerscheinung, mißglückte Genderei, unfreiwillige
Karikatur, LGBT-Propaganda, Stolpersignal oder tatsächlich als effektives
Solidarisierungssignal pro Gender-Diversität? Die Kernfrage bleibt: wann und in
welchem Setting erscheint das Asterisk-Infixgraphem  qua Diversitäts-
Dubium bzw. Genus Diversimodum glaubwürdig und zutreffend? Generell wohl
kaum, allenfalls in speziellen Kontexten/Umgebungen.

Alternativ das „m/w/d“: es ist gut verständlich und wird hinzuformuliert,
wenn`s erforderlich ist, so bei Stellenausschreibungen in passender
Aufmerksamkeits- und Hervorhebungsposition:
… Aushilfskraft für Editorials gesucht (m/w/d).

Ein genereller, inflationistischer Gebrauch des Gender-Asterisks in jedweder
Anrede dürfte den erwünschten Signaleffekt als Solidarisierungs-Zeichen für
mehr Gendergerechtigkeit bei mutierendem Genus überall dort ad absurdum
führen, wo die humanbiologischen Diversitäts-Voraussetzungen für diesen
Diversitäts-Asterisk als Herausstellungs- und Hervorhebungssymbol in
Wahrheit gar nicht vorliegen. Ob`s dann noch glaubwürdig ausschaut?

► Ad hoc ist vom Gender-Asterisk-Infix in Paarformen abzuraten, weil
das Sexus-Egalisierungsproblem dadurch mißverständlich adressiert und
nicht gelöst wird, weder im Schrifttum noch in der gesprochenen Sprache.
Ad hoc leistet es nicht mehr als ein bißchen graphematische oder
symbolsprachliche Kosmetik. Was kein abschließendes Urteil insinuieren soll.
Wenn sich das Gender-Asterisk-Infix im Usus durchsetzen sollte, könnte es zur
Norm werden.

Der hier vertretene, interdisziplinäre Standpunkt behauptet nicht, für die
Kommunikations- und Publizistikwissenschaft repräsentativ zu sein. Hierzu eine
asketische Skizze: Aus eklektischer KW/ZW-Sicht stellt Sprachkommunikation
(Nickl 1974/81/87, 2011/14) einen intermediären Objektbereich der
uneinheitlichen Kommunikationswissenschaften dar. Sprachkommunikation als
Teil der Human Communication rangiert zwischen Anthropologie und
Linguistik (Speechlanguage Production, Comprehension, Interpersonale und
kaschierte Kommunikation, Journalistik, Rhetorik, Phonetik und
kommunikationsrelevante Signalverarbeitung, Syllogistik, Suasion, Persuasion,
Reasoning from Incomplete Knowledge, cf. Nickl 1983) bleibt
ergänzungsbedürftig, logisch nicht binär, nicht widerspruchsfrei sondern
mehrwertig konstituiert, mehrdeutig, phasenverschoben, redundant, bedarf der
sinnbezogenen Respezifikation. Viele Features und Segmente sind sinnbezogen,
sinnerheblich dechiffrierbar, manche sind keine Bedeutungsträger und machen
keinen Sinn. Das im Vollzug trivial gegebene sprachkommunikative
Oberflächenverhalten repräsentiert nicht die Komplexität der zugrundeliegenden
Funktionsschleifen und Prozesse. Allein akustische Daten der Sprachlichen
Kommunikation können derzeit restlos zerlegt und exhaustiv dargestellt werden
(Fourier-Analyse, Spektrogramme). In asymmetrisch-humaner
Sprachkommunikation existieren so gut wie keine autochthonen Qualitäten, so
gut wie keine sprachproduktiv-apperzeptive Chancengleichheit, keine reinen
Sinustöne, jedoch kaschierte Kohärenzen, Verarbeitungs- sowie
Syntheseprozeduren und jede Menge maskierter Effekte. Sonst würden wir beim
Sprechen und Hören bizarre klangfarbenreiche Tongemische wahrnehmen, aber
keine Silben, Wörter, Wortgruppen, ‚Sätze‘, Argumente und Argumentationen.
Was die KW-Modulationsbreite angeht, sind Language Communication und
Rhetorik-Systeme (nach meiner Rezeptionslage) in angloamerikanischen
Ansätzen zur Human Communication traditionell besser eingepaßt als in
deutschsprachigen KW-Elaboraten, vgl. Powers 1995 oder ComAbstracts.
Drei kontextuell verwendete Komposita darf ich kurz erläutern:
Transnationalsprache ist ein medienrhetorisch und publizistisch geprägter
Terminus der Sprachlich-Öffentlichen Kommunikation, kein historisch-sozial
akzentuierter, europazentrierter oder nationalphilologischer Begriff (Nickl
2007). Das durch Ausgangspartner, Vermittlungspartner, Zielpartner und
Rezipienten unmittelbar repräsentierte und mehrfach vermittelte global
uneinheitlich situierte Gegenwartsdeutsche umfasst alle interpersonalen und
transnationalen deutschen Partnerversammlungen und SprachteilhaberInnen in
ihren dislozierten und weitverzweigten Verbreitungsgebieten und
Gesprächsverfassungen. Gegenwartsdeutsch bildet eine empirisch uneinheitliche
Menge an Äußerungen, Notationen und Varietäten. Ebenso uneinheitlich fixiert
erscheint die Standard-Staffelung: Niederdeutsch, Mitteldeutsch, Oberdeutsch,
Lëtzebuergesch, Schweizer Hochdeutsch, samt Dialekten, Regiolekten, vage
eingrenzbaren Umgangssprachen und teils floatenden, teils hyperkritisch
kodifizierten Varietäten, nicht zu vergessen dem „richtigen“ Behördendeutsch
mit seiner dekretierten Kodifizierung: die heutige Kanzleisprache des
Gegenwartsdeutschen, eine Minderheiten-Sprache. Kodifizierungs-Etappen am
Meißnischen, Prager und oder Hannoveraner Hochdeutsch können wir hier nicht
erörtern. Das hinsichtlich der Prosodik zusammenhängender Rede
Modulationsbreite, Genrespezifik, Textgrammatik, Wortschatz- Entwicklung
und symbolsprachlichen Notationskonventionen bis zu einem gewissen Grad
eher asymmetrisch komponierte Global German existiert als adaptives,
interpersonales, natürlichsprachliches, humanbiologosch selbstreguliertes
System: die künftige Leitvarietät des Gegenwartsdeutschen.

Von der Hypoform, oder von Hypoformen dieses transnationalen
Gegenwartsdeutschen zu sprechen, läßt sich begründen. Hypoformen des
Gegenwartsdeutschen manifestieren sich heterogen-attraktiv, komplementär-
kooperativ, informell, wenngleich nicht konfliktfrei, bezogen auf
unterschiedliche Level oder Repräsentationsniveaus sprachstil- und
varietätenkonvergent in technisch mediatisierten Social-Media-Foren und
Gesprächsöffentlichkeiten bzw. „Tagungsräumen“. Nicht ohne informelle
Normvorstellungen tendieren diese Hypoformen dazu, sich auf einer inhaltlich-
semiotischen Modulationsbreite (Vermittlungs-Toleranzbreite) von
Vielpersonen-Umgebungen orthoepisch wie orthografisch einzupendeln.

Die kommunikatorzentriert flexible und normativ floatende Hypoform des
Gegenwartsdeutschen rangiert als interpersonal und gruppenkommunikativ
selbstregulatives Varietäten-System. Weder von dekretierenden Staatsbeamten
aus den Relationsarealen der Kulturhoheit-der-Länder, noch von gesponserten,
privat veranstalteten Duden-Editoren läßt sich die Hypoform kontrollieren.
Transnationale Medien-Publika und Social Media sind auf aktive wie passive,
anonyme und persönliche, transversal unstete Kommunikationsrollen mit
Rollenvariabilität ihrer Akteure und Rezipienten angewiesen. Diese sind
territorial und volksgruppenrelational zu verorten, je nach
Digitalisierungsqualität, Reichweite und weiteren (hier ausgesparten)
Bestimmungsstücken und Kriterien der sozialen und intellektuellen
Zeitkommunikation. Hypoformen brauchen nur situationssuffizient zu sein,
weder perfekt artikuliert noch druckreif rundformuliert:

► Wer Gegenwartsdeutsch nicht nur im Schriftdeutsch, auch gesprächsweise
permanent in einer kanonisch vorbildlichen Ideal-Form produziert und
reproduziert – z.B. ohne Ellipsen, Anakoluthe oder Embolalia
(Äußerungsfragmente, Satzabbrüche, satzwertige Kontaminationen
satzgliedwertige Rumpfgebilde), zudem mit hyperkinetischer
Artikulationsschärfe sowie kontinuierlich mit etwa im Dudenstil
mischgrammatisch korrekten Hypotaxen und Parataxen samt rundformulierter
Morphologie – riskiert, sich als Kommunikationspartnerin oder
Kommunikationspartner zu disqualifizieren.

Streiflichter zur Problematisierung dreier Statements
(1) Rudolf Stöber: Genderstern und Binnen-I. Zu falscher Symbolpolitik in Zeiten eines
zunehmenden Illiberalismus, in: PUBLIZISTIK/Vierteljahreshefte für
Kommunikationsforschung, 66.Jg. Heft 1, Feb.2021: 11-20;
https://www.dgpuk.de//sites/default/files/fg_attachments/1612425932-
Sto%CC%88ber2020_Article_GendersternUndBinnen-I.pdf
und im Forum Open Access 16.Dez.2020
https://link.springer.com/article/10.1007/s11616-020-00625-0

(2) Helmut Glück: Wissenschaftsfremder Übergriff auf die deutsche Sprache.
In: Forschung & Lehre, Rubrik Sprachkritik 12/2020: 994/5
http://wh2xhc1p6.homepage.t-online.de/.cm4all/uproc.php/0/forschung-und-
lehre_12_2020.pdf?cdp=a&_=1761843f643

sowie (3), ein Offener Appell von weit über 300 DGPuK-Mitgliedern und zahlreicher
Follower in digitalisierter ‘Briefform’ an den DGPuK-Vorstand
– ein „Offener Brief“ – halbfett betitelt, Open Access verfügbar:
„Versagen wissenschaftlicher Qualitätssicherung und redaktioneller Verantwortung in der
Publizistik: Beitrag von Rudolf Stöber in der Publizistik von Januar 2021“ [gemeint war
wohl Februar 2021] http://dgpuk-genderstern.de/cbxpetition/offener-brief-an-den-vorstand-
der-deutschen-gesellschaft-fuer-publizistik-und-kommunikationswissenschaft-dgpuk/ Darin
eingeschlossen die Option, sich dieser ‚Petition‘ via Link & Signature anzuschließen [10.3.21:
received 336 Signatures].
Appellstruktur und Tonart von (3) machen es zulässig zu sagen: bei (3) handelt es sich um
eine Art Pranger-Brief an den DGPuK-Vorstand auf http://dgpuk-genderstern.de/ In der
DGPuK hierzulande zwar nichts Alltägliches, in nordamerikanischen Communication-
Associations dagegen nichts unbedingt Außergewöhnliches.

Der Initialbeitrag ‚Genderstern und Binnen-I. Zu falscher Symbolpolitik in
Zeiten eines zunehmenden Illiberalismus‘ von Rudolf Stöber (1) stellt ein
interfachliches Statement innerhalb der PUBLIZISTIK-Rubrik ‚Forum‘ dar. Dieses
Forum unterliegt nicht der strengeren Kriteriologie und den stilistischen
Restriktionen eines dezidierten Ut-doceat-Publizistik-Fachartikels, worin
kommunikations- und publizistikwissenschaftliche Betrachtungsweise,
Befundermittlung und Traktierung (in consideratione scientifica) dominieren. Das
PUBLIZISTIK-Forum ist als heuristisch-kritisches, kontroverspublizistisches
Forum konzipiert, eine medienrhetorische, sprachlich-öffentliche Domäne und
Tribüne mit zunächst vereinsöffentlichem Quodlibet-Charakter. Freilich gilt in der
rhetorischen Kommunikation generell: Intention und Perzeption fügen sich meist
nicht deckungsgleich zusammen: was nur eine der konstituierenden Asymmetrien
unsrer Humankommunikation benennt.

ME wurde Stöbers Statement (1) sowohl darstellungstechnisch wie gemäß
Objektbereich von der Publizistik-Redaktion im Forum völlig plausibel situiert.
Genderstern und Binnen-I stellen prima facie symbolsprachliche Notationspartikel
innerhalb der Schriftsprache dar. Orthography is by no means a science. Bei
eingependelten oder strittigen Rechtschreibkonventionen und vorgeschlagenen
Neuerungen geht es hauptsächlich um Bis-auf-Widerruf-Konsens-Etappen, modo
resolutionis generiert und dekretiert von Ex-officio-Gremien.

Stöbers Statement (1) liefert einen offenen, ungeschützten Straight-Forward-
Kommentar in der o.g. Forum-Rubrik, motiviert aus teilnehmender Beobachtung
und gemischten Diskussionserfahrungen in eigenen Lehrveranstaltungen. Hoc est
bonum. Stöbers Statement ist keineswegs mit einem facheinschlägigen oder
interdisziplinären Beitrag in der Rubrik ‚Aufsätze‘ der PUBLIZISTIK zu
verwechseln. Der Open Access bereitgestellte, provokante Text will eine
Diskussion über weit ausgreifende Dimensionierungen von Binnen-I, Genderstern
und zunehmendem Illiberalismus hervorrufen. Ein bewußt angreifbar produziertes,
zur Diskussion ermunterndes und wie auch immer von der Rezeptionslage her in
manchen Punkten zu ergänzendes Statement (1) sollte man nicht argwöhnisch wie
ein klandestin bestelltes Gutachten behandeln.

(1) argumentiert frank und frei, ganz und gar nicht weichgespült, unverklausuliert
und enthält zweifellos einige saloppe, oberfränkische „Schlenkerer“, quasi nach
dem Motto: Deine Rede sei kurz, beinahe gendergerecht, aber verletzend! Ist
streckenweise erfrischend kurzweilig zu lesen, aber halt auch Mentalitätssache und
vor allem nicht allzu tragisch zu nehmen. „Gender refers to words; as a synonym
for sex it is jocular and archaic”(Partridge 1981: 129).
(2) stellt gleichfalls ein angefietschertes, räsonierendes Statement dar, publiziert in
einem mehr oder weniger standespolitischen Periodikum (Forschung & Lehre,
Rubrik Sprachkritik 12/2020: 994/5), hochschulgermanistisch mit normativ-
präskriptivem Drive und verlautbarungsjournalistischem Duktus formuliert. Jede
erfahrene Redakteurin oder Redakteur weiß derlei Elaborate einzuordnen und
einzuschätzen, manchmal augenzwinkernd. Der Autor insinuiert und postuliert
bereits in der Artikelüberschrift einen „wissenschaftsfremden Übergriff auf die
deutsche Sprache“(2). Inhaltlich unhaltbar, aber beamtenlinguistisch
nachvollziehbar. Die Argumenationsgegner und Opponentinnen werden
phantomhaft überzeichnet. Tatsächlich existiert bis dato keinerlei
„wissenschaftsfremder Übergriff“ auf „die deutsche Sprache“. Das kann es
überhaupt nicht geben. Diesen Punkt sehe ich ähnlich wie in der
Argumentationsfolie etlicher Hochschulgermanisten und Linguistinnen auf
https://t1p.de/aedf skizziert: https://docs.google.com/document/d/1XKofHun-
RSkUfB2aE53szwN4I1Mk2l0f3crIPTO6OT0/edit .

Die deutsche Sprache ist kein Eigentum irgendeiner
funktionalkommunikativen oder feministischen Administrationselite und
steht nicht unter der Obödienz germanistischer Beamtenlinguistik.

► Deutsch als Schriftsprache und Sprechsprache ist gesetzlich nicht geschützt, im
Gegensatz zum Französischen (FAZ, 2.7.1994). Jeder Sprachteilhaber, jede Sprachteilhaberin
hat das Recht, beliebig viele Neologismen, Diakritika, Hervorhebungs-Signale und
Tendenziale in die deutsche Gegenwartssprache einzubringen. Ob es
„Handlungsempfehlungen der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten
an Hochschulen“(BFGB) sind oder was anderes, das ist egal. Weitgehend entscheidet der
Usus via Transnational German Communication (TGC), ob was oder ob was nicht in
welchem Wortklassen-Konnex oder in welchem phraseologischen Design innerhalb welcher
Etappen in den festen Sprachbestand übernommen wird. Nicht selten wird freilich versucht,
etwas normativ-präskriptiv kraft Ex-officio-Gremien zu dekretieren und dann
schulmeisterlich zu erzwingen. In der Hierarchie nachgeordneter Behörden kann sowas eine
unbestimmte Zeit lang funktionieren.
Rational begründbare, kommunikationsdidaktische und medienpädagogische Desiderata
angesichts von (1)(2)(3) wären derzeit:

► eine evidenzbasierte Aufklärungskampagne zur Unterscheidung von Social-Gender-
Comprehension, sprachimmanent generierten grammatischen Genera und humanbiologischem
Genus samt Genus-Varietäten.

► Und die angemessene Didaktisierung der im Gegenwartsdeutschen de facto
nachweisbaren 5 bis 6 grammatischen Genera: Femininum, Masculinum, Commune,
Neutrum, Epicoenum und ggf. Dubium bzw. Diversimodum. Angewandt-
sprachwissenschaftlich ausgereifte, seriöse Versuche, das Genus commune wieder
angemessen oder wenigstens stärker ins Blickfeld zu rücken und die grammatische Genus-
Problematik des generischen Maskulins unverdächtig affektneutral vorzuführen, gibt es seit
Jahrzehnten, vgl. die vorzügliche Ausarbeitung von Gerhard Stickel 1988 (in der ZGL 16.3);
leider blieb sie von durchschlagender Wirkungslosigkeit.

(1)(2)und (3) liefern einen facettenreichen Aspekten-Cocktail über Genus-Dimensionierung,
Hervorhebungszeichen und Liberalisierungserwägungen im Zusammenhang mit dem
Transnationalen Gegenwartsdeutschen, wobei die labile Situierung des Gegenwartsdeutschen
rasch aus dem Blickfeld gerät:

Notizen zur labilen Web-Situierung der Transnational German
Communication (brief sketch)
Angesichts der Kontroverspublizistik von Binnen-I, Gender-Asterisk undbekannten
Flexionsendungspräzisierungs-Regelungen sowie weiterer Substantivsuffix-
Verkomplizierungs-Varianten sollten wir eines nicht ausblenden:

Wir reden über einen ad hoc 2%-Anteil (!) innerhalb der Top Ten Websprachen auf dem
zehnten Platz. Gegenwartsdeutsch ist darin grad noch so gelistet: Tendenz eher ‚absteigend‘.
Trotz wohlmeinender Deskriptionen:

https://hausderdeutschensprache.eu/2019/12/deutsch-ist-weltweit-verbreitet/

Und innerhalb dieses 2%-Sektors über einen Minimalsektor an normativ-präskriptiv
dekretierter Kanonischer Form, wie er von administrativen, ökonomischen und akademischen
Funktionseliten benutzt wird, in Behörden, Bildungseinrichtungen, auf Beipackzetteln und
Bedienungsanleitungen.

Internet Top Ten Languages 2020 https://www.internetworldstats.com/stats7.htm
The most spoken languages in Europe http://languageknowledge.eu/
Hier die mitteleuropäische German Speaking Internet Users & Population Statistics: countries
and regions with German Speaking Internet Users 2019:
https://www.internetworldstats.com/stats18.htm

Betrachtet man nur die europäische Sprachensituation, schaut`s fürs Gegenwartsdeutsche
zwar bei den Native Speakern (Mother Tongue-Visualisierungstabelle
http://languageknowledge.eu/ ) angesichts der Spitzenposition günstig aus, aber aufgrund der
knapp 94%igen Penetration innerhalb der geschätzten Grundgesamtheit der Deutsch-
Muttersprachler sind quantitativ absehbar nur noch ein paar hauchdünne Zugewinne möglich.

Exkurs: Vor zwanzig Jahren sah die sprachpolitische Situation fürs Gegenwartsdeutsche
nennenswert besser aus: Web-Situierung des Gegenwartsdeutschen basierend auf
primärsprachlichen Nutzer-Zahlen: Kurze Rückblende auf ›Muttersprachliche Deutsch-
Webnutzer 1999-2003‹. (Quelle: Global Reach nach Media Perspektiven 3: 2003: 394).
Danach hielt Deutsch als Websprache zur Jahrtausendwende noch einen mittleren 5. Platz
innerhalb der Top Ten Internetsprachen. Was wohl den technologischen Fortschritt der
German-Primär-User reflektierte. Weitere Schätzzahlen & Situierungen nach
internetworldstats.com diachronisch: Deutsch als Top-Ten-Internet-Sprache hielt von 1999
bis Mitte 2007 kontinuierlich den 5. Platz, Ende 2007 den 6. Platz parallel zu Französisch.
Und von 2008 bis Mitte 2011 lag Deutsch als Websprache auf dem 7. Platz nach
Portugiesisch. Ende 2013 fiel es auf den 8. Platz knapp hinter Russisch. Angesichts der
annähernd viermal so großen Gesamtheit französischsprechender Primärsprachler weltweit
(Realempirie und Relikt der Kolonialzeit), rangiert Deutsch im Rahmen der Top-Ten-
Websprachen seither hinter Französisch, zudem nach dem südostasiatischen
Sprachenaggregat, das wir als Malaiisch zusammenfassen. Seit Jahresmitte 2016 – nach
internetworldstats.com (Top Ten Languages Used in the Web, Stichtag 30. Juni 2016) – hält
das transnationale Gegenwartsdeutsche im Leitmedium Internet noch den 10. Platz innerhalb
der Top-Ten-Websprachen (Stichtag 31.März 2020).

Gegenwartsdeutsch ist innerhalb der Europäischen Union im Beobachtungszeitraum 1999-
2015 kontinuierlich die Websprache Nummer 1 geblieben. In diesem Kontext nicht zu
unterschätzen: der German Mobile Market ist der größte in Europa. Betrachtet man die
Situierung von https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Sprache Deutsch als Websprache im
Kontext von rund 6900 bis 7100 lebenden Sprachen, je nach Kriteriologie (23.Aufl. von
Ethnologue https://www.ethnologue.com), dann erscheint all dies nicht nur akademisch
relevant und wahrlich sehr kommentierungswürdig.

Deutsch als Wissenschaftssprache wurde seit Gründung der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften 1759 „zu Nutz und Ehr“ von Kurfürst Maximilian III. Joseph verwendet.
Heute ist Deutsch als Wissenschaftssprache wiederum eine Minderheitensprache. ► Die
verbliebene Wissenschaftssprachsituation hat Reservat-Charakter, nicht nur exklusiv fürs
Gegenwartsdeutsche. Ergo: „Wissenschaftssprache Deutsch“? Dazu gibt es längst keine
Entscheidungssituation mehr.

Kodifizierungsfragen des muttersprachlichen, zweit- und drittsprachlichen
Gegenwartsdeutsch waren und sind so gut wie permanent umstritten. Dabei werden doch bloß
symbolsprachlich alphabetisierte Notationsgepflogenheiten thematisiert. Ein Trivialitäten-
Zirkus. Seit dem „Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Konrad Duden
(1880; auf Vorläufer zurück bis ins 16.Jahrhundert ist hier nicht einzugehen) sind der
deutschen Regelungswut in Sachen Rechtschreibreform kaum Grenzen gesetzt. Die
28.Auflage des Rechtschreib-Dudens ist 2020 erschienen. Seit 1880 durchschnittlich alle fünf
Jahre neue oder modifizierte Orthographie-Konventionen (!), meist philologisch, manchmal
etwas sprachpragmatisch, nicht selten schulmeisterlich, hauptsächlich aber normativ-
präskriptiv dekretierend indoktrinierend und wohl auch ein bißchen merkantil motiviert.
Gegenwartsdeutsche Mischgrammatiken und Stilwörterbücher sind weitere Gebiete der
Auseinandersetzung über normative Geltungsfragen. Lediglich über Streitfragen der
phonetischen Transkription und ihre sozialen Grenzen und Restriktionen – gerade darin läßt
sich die Kategorie der Differenz drastisch bis zur kompletten Nichtnachvollziehbarkeit
deskriptiv radikalisieren – erfährt man in den Mainstreammedien so gut wie gar nichts.

DGPuK-Diskursgemeinschaft und Streitkultur
Die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft DGPuK ist in
erster Linie eine interfachliche Diskursgemeinschaft, eine interdisziplinär-
kommunikationswissenschaftliche und publizistische Diskursgemeinschaft. Es ist nicht völlig
auszuschließen, daß diese Diskursgemeinschaft durch (3) lädiert werden könnte. Denn (3)
impliziert eine vorschnelle Mobilisierungs- und oder Skandalisierungsstrategie. In (3) wird
meiner Meinung nach versucht, den Argumentationsopponenten (1) repressiv sanktionierend
anzugehen, weil er es gewagt hat, die mit der Political Correctness-Keule majorisierend
auftretenden Genderisierungsansprüche in einigen Punkten massiv zu kritisieren und sich
offen davon zu distanzieren.

Einerseits wird im o.g. Offenen Appell (3) zahlreicher DGPuK-Mitglieder und
Follower ausgesprochen affirmativ ad rem argumentiert,
„Vielfalt und eine lebendige Debattenkultur halten wir für essentiell“.
Danach wird in (3) versucht zu suggerieren, daß potentiell jeder einzelne in jener
Publizistik-Zeitschrift veröffentlichte Beitrag (egal wo, wann und in welcher Rubrik)
das repräsentative Selbstverständnis „des Fachs“ angemessen zu spiegeln habe und das
in Rede stehende Item (1) dies eben nicht leiste: „Dieser Text leistet keinen Beitrag
dazu, das Selbstverständnis des Fachs zu spiegeln.“

Das erscheint deshalb problematisch, weil damit eine viel zu enge Elle, eine schier
unerfüllbare Repräsentativitäts-Forderung an jeden beliebigen Fachartikel, jede Info,
jede Rezension und jedes beliebige im Publizistik-Forum veröffentlichte Statement
herangetragen wird. ME geht es in der dortigen Forum-Rubrik um medienrhetorische
Darstellungsformen und Disputatorik-Formate mit KW-Quodlibetalia-Charakter, die
der Ut-doceat-moveat-et-delectet-Freiheit zugeordnet werden dürfen, (vgl. Quintilian
III,5,2).

Andererseits wird in (3) vehement ad personam moniert,
„Der Beitrag von Rudolf Stöber sucht jedoch nicht die Debatte, sondern verlässt die
Ebene einer sachlichen Argumentation. Er ist über weite Strecken unwissenschaftlich,
polemisierend und diffamierend geschrieben. Dies stellt eine grobe Missachtung der
Regeln wissenschaftlichen Diskurses und wissenschaftlicher Qualitätsstandards in
einer Fachzeitschrift dar.“
Dies ohne eine entsprechende Kriteriologie und Meßmethodik für gerade diese
Unwissenschaftlichkeit, diese Polemik und genau diese angeblichen Diffamierungs-
Aspektierungen en detail für segmentierte Äußerungsabschnitte, Argumente und
Argumentationskonnexe vorzuführen, wenngleich beiherspielend aus (1) zitiert wird.
„Der Beitrag diskreditiert geschlechtergerechte Sprachformen als „Marotte zur
Spaltung der Gesellschaft“ (S. 8) und erklärt, sie seien ein „Zeichen von
Halbbildung“ (S. 3), oder „magisches Denken, das auf einem Irrtum beruht“ (S. 5) und
aus Unkenntnis entstanden (S. 7). Er stellt Diskussion und Befürwortung der
Verwendung von Gender-Star und Binnen-I in Kontexte von „Gedankenpolizei“ (S.
3), Manipulation (S. 4), „Sprachen- und Gedankenmanipulateure[n]“ (S. 4),
Gleichschaltung (S. 4) oder „billige[r] Symbolpolitik“, die „indoktrinieren“ und
„polarisieren“ (S. 4) will. Verwendung von Gender-Star und Binnen-I werden nicht
nur als Ausdruck von „‘Neusprech‘ (George Orwell)“ (S. 5) interpretiert, sondern auch
in die Nähe „zu Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus“ (S. 4) gerückt.
Der Eingriff in die Form der Sprache erinnert den Autor an „Goebbels, Hitler,
Rosenberg und Konsorten“ und unter Hinweis auf „Äbte im Leipziger Roten
Kloster“ schließt er: „Das endet in der Regel mit der Aufrichtung von Guillotinen.“
Welche wie angewandten, kommunikationswissenschaftlich standhaltenden
Methodologien, Objektivierungs-Modelle, Hypothesenbildungen,
Indikatoren-Verknüpfungen, Parametrisierungen, Variablen-Identifizierung, -
Selektion und Validierung führten schnurstracks zu derlei
„Unwissenschaftlichkeits-Befunden“ und Evaluierungen?

Rhetorische oder sprachlich-öffentlich bearbeitbare
Segmentierungsprobleme, Diskriminierung und Identifikation von
Polemiksegmentierung scheint für (3) samt vieler Follower (336 Signatures
received: 10.3.21) keine Rolle zu spielen. Argumentativer Bildgebrauch,
referierend selektierte zeitgeschichtliche Ereignisse, Episoden,
kontextkontrastive Erwartungsbrüche, Non-segmental Features,
Aspektierungen und Konnotationsübertragungen aus dem Arsenal der
Intellektuellen und Sozialen Zeitkommunikation auf Connected Speech Level
oder Paragraph-Level scheinen bei (1) wie (3) jedoch inkorporiert und
persuasionsrelevant vorausgesetzt zu sein. (1) und (3) argumentieren vom
aktuellen, informierten Erfahrungs- und Gesprächsbasiswissen her.

Zudem wird in (3) die Publizistik-Redaktion behauptungslogisch attackiert:
„Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, daß dieser Beitrag in der
Publizistik veröffentlicht wurde. Ein solcher Text beschädigt die Zeitschrift und das
Fach Kommunikationswissenschaft.“ Daraufhin wird Publizistik-Redaktion wird dann
„redaktionelles Versagen“ unterstellt.

Entgegen der in (3) inkorporierten, engagiert und modo resolutionis vorgetragenen
Auffassung handelt es sich bei (1) – Stöbers Statement – um durchaus bearbeitbare,
kritikwürdige, zumutbare & weiterführende Diskussionsimpulse. Dafür spricht ja
eindeutig die positive Entscheidung der DGPuK-Vorstandschaft und der
PUBLIZISTIK-Herausgeberinnen und Herausgeber, „dieser Debatte Raum zu geben“.

Die in (1) vorgeführten Argumente und Argumentationsschritte dürften von
Free Speech und Meinungsfreiheit gedeckt sein. Auch scheint die in (1)
involvierte und in (3) phasenweise diagnostizierte & heftig monierte Polemik-
Portionierung innerhalb des o.g. Forums hinreichend verträglich zu sein.

Womit ein meßtheoretisches Problem benannt ist. Wie soll ‚Polemik‘ auf
kommunikationswissenschaftlich vertrauenerweckende Weise segmentiert,
diskriminiert, identifiziert, kategorisiert, sortiert und daraufhin gemessen
werden? Es gibt kein „Polem“ als kleinste Einheit der Polemik. Rhetorische
Polemik stellt eher ein topisch-dialektisches Argumentations-Syndrom dar.

 Im Vorspann zur „Debatte über diskriminierungsfreie Sprache“ (im Februar 2021) macht sich
die DGPuK-Vorstandschaft postwendend die Asterisk-Infixgraphem-Auffassung zu eigen,
… „Liebe Kolleg*innen, wir im Vorstand verwenden den Genderstern und werden das auch
weiterhin tun. Weder mit totalitärem Anspruch noch aus Konformitätsdruck
(…)“ möglicherweise, um eine gewisse Vorbildfunktion in Sachen gendersensitive
Symbolsprachverwendung zu signalisieren. Womit die DGPuK-Vorstandschaft einfach
prärogativ in die Konklusion gesprungen ist, im Stil einer hektischen Vorwärtsverteidigung
angesichts von (3), leider ohne die gleichzeitig promulgierte, klärende, innovativ-kontroverse
Mitglieder-Diskussion abzuwarten.

Gefragt werden darf: Was sollen die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für
Publizistik- und Kommunikationswissenschaft noch entscheidungsrelevant
diskutieren dürfen, wenn`s eh schon entschieden ist?, quasi decision-making-
approachmäßig, wie der Franke sagt.
Und bei dieser Gelegenheit hat die DGPuK-Vorstandschaft leider auch nichts
darüber verlauten lassen, wie denn das „Liebe Kolleg*innen“ mit dem Gender-
Asterisk-Infixgraphem bitte gesprochen werden soll.

Wenn es plausibel erscheint, daß der erwünschte symbolsprachliche Signaleffekt
des Diversitäts-Asterisks – mehr Gender-Gerechtigkeit bei mutierendem Genus –
nicht unerheblich mit von den adressierten humanbiologischen Diversitäts-
Voraussetzungen abhängt (sonst hätte derlei Symbolik keine manifeste Basis), dann
darf sicherlich gefragt werden, ob gerade diese Voraussetzungen konkret im
Innenverhältnis oder Außenverhältnis der DGPuK-Vorstandschaft wirklich
vorliegen. Anders formuliert: wie viele Hermaphroditen, LGBT- und oder
Transgender-Personen sind denn tatsächlich im DGPuK-Vorstand inkludiert?
Lautet die Antwort „gar keine“, wird sofort klar, daß das Asterisk-Infix  bloß
showtimemäßig verwendet wird. Und daß es in der o.g. Verlautbarung offenbar
eher um eine Reverenz gegenüber genderpolitisch engagierten
KommunikationsfunktionärInnen geht, oder um ein beschwichtigendes, markantes
Entgegenkommen angesichts der angeschwollenen Follower-Zahl von (3), die im
Februar 2021 über 300 Unterschriften eingesammelt hatten. Dennoch war der
prärogative Schachzug weder notwendig, noch dürfte er von der konkreten,
humanbiologischen Situierung der DGPuK-Vorstandschaft geboten gewesen sein.
Oder wie darf man diesen prärogativen Schritt verstehen?

Unter Downloads wird auf eine „Liste aktueller einschlägiger
Publikationen“ verwiesen, die reklamiert, den Forschungsstand
Geschlechtergerechte Sprache/Gender Fair Language zu repräsentieren:
sie enthält einige Items, die der ideologisierten Sprach- und Diversity-Auffassung
entsprechen.
https://www.dgpuk.de/sites/default/files/Literaturliste_Forschungsstand_GGS.pdf

Es erheben sich berechtigte Zweifel, ob diese einseitig selektierte Liste „den
Forschungsstand“ für dieses spezielle Diversity-Genre repräsentiert.
Gerade in der aufklärerisch-kritisch, kommunikationssoziologisch und topisch-
dialektisch inspirierten DGPuK sollte die Lust an der Kontrolle (3) nicht
überwiegen, um Free Speech und Meinungsfreiheit in the long run womöglich
zu lädieren. Die bewußt kritisch intendierte Open-Access-Rubrik „Forum“ in der
PUBLIZISTIK/Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung weist (noch)
vergleichsweise große Artikulations- und Freiheitsgrade auf, selbstverständlich
stilistisch graduell differenziert je nach darstellungstechnisch gewählter
Präsentations- und Vermittlungsform: Trotz des Hinweises auf und der nicht nur
kokettierenden Respektierung einer nicht-diskriminierenden Sprachverwendung,
die sicherlich nicht dazu intendiert ist, der DGPuK-Mitgliederkommunikation
gewisse Daumenschrauben anzulegen. Andernfalls wär`s fatal für die
traditionsreiche DGPuK. Kommunikationskultur ohne freie Rede und garantierte
Artikulations-, Info- und Meinungsfreiheit, wenngleich nirgendwo schrankenlos
gewährt (dies bleibt konzediert), ohne komplementäre Rhetoriktraditionen und
ggf. ohne antithetische bis inkommensurable Statements, solcherlei vereinseigen
reduzierte Kommunikationskultur hätte kaum noch europäische
Bodenverankerung.

Ohne ihr Selbstverständnis zu strapazieren, sollte die DGPuK im Kontext von
(1) und (3) zur aufgeklärten, faktenbasierten, szientifisch-kritischen
Deeskalation andringender Konfliktstrategien beitragen. Weder normativ-
präskriptive Schulmeisterei noch schnelle Soziologisiererei, promulgiert durch
politisch ambitionierte Ex-officio-Gremien, sollten befeuert werden. In der
Humankommunikationsforschung wie im Social Cognition Research sollten
Epistemologie, Forschungsfreiheit, Free Speech und Lehrvermittlung
unmißverständlich und signifikant vor politischem Engagement und vor
jedweder Activity & Movement Mobilization rangieren.

Literatur
Alexandra Y. Aikhenvald: Classifiers: a Typology of Noun Categorization Devices. Oxford
2000

Ulrich Ammon/Hans Bickel/Jakob Ebner/Ruth Esterhammer/Markus Gasser/Lorenz
Hofer/Birte Kellermeier-Rehbein et al.: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die
Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein,
Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol, sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen.
Berlin 2004; vollständig neu bearbeitete, erweiterte und aktualisierte zweite Auflage, Berlin
2016
Asteriskus/asteriscus https://de.wikipedia.org/wiki/Asteriscus
https://de.wikipedia.org/wiki/Sternchen_(Schriftzeichen)
https://en.wikipedia.org/wiki/Asterisk

Otto Behagel: Brauchen wir eine Akademie der deutschen Sprache? In: Wiss. Beihefte zur
Zeitschrift des allgem. deutschen Sprachvereins, 3.Reihe, Heft 20, Berlin 1901; Ders.: Ein
Reichsamt für deutsche Sprache. Wiss. Beihefte zur Zeitschrift des allgem. deutschen
Sprachvereins, 4.Reihe, Heft 23/24. Berlin 1903

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gleichstellung-und-teilhabe/strategie-
gender-mainstreaming mit Anlagen und externen Links

Andrea Bender/Sieghard Beller/Karl Cristoph Klauer: Grammatical gender in German: A case
for linguistic relativity? In: Quarterly Journal of Experimental Psychology, Vol.64, 9, 2011:
1821-1835

Regula Bühlmann: Ehefrau Vreni haucht ihm ins Ohr… Untersuchung zur
geschlechtergerechten Sprache und zur Darstellung von Frauen in Deutschschweizer
Tageszeitungen. In: Linguistik Online 11(2) 2002: https://bop.unibe.ch/linguistik-
online/article/view/918/1600

Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof):
Antidiskriminierung – Diversity in der geschlechterpolitischen Arbeit
https://bukof.de/themen-liste/antidiskriminierungdiversitaet/

Dies.: Handlungsempfehlungen für Geschlechtervielfalt an Hochschulen
https://bukof.de/service/handlungsempfehlungen-fuer-geschlechtervielfalt-an-hochschulen/

Karl-Dieter Bünting/Ramona Karatas et al.: Deutsches Wörterbuch. (Kommentare zur neuen
amtlichen Rechtschreibung in Zusammenarbeit mit Wolfgang Eichler). Chur/Pößneck 1996

ComAbstracts ed.Timothy Stephen: http://www.cios.org/www/aboutcomabstracts.htm

David Crystal (ed. 1980): A First Dictionary of Linguistics and Phonetics. 2.Aufl. Worcester
and London/UK1983; Ders. A Dictionary of Linguistics and Phonetics, 6th Edition 2008

DGPuK-Vorstand Lars Rinsdorf/Daniela Schlütz/Klaus Meier/Anna Schnauber-Stockmann
https://www.dgpuk.de/de/debatte-%C3%BCber-diskriminierungsfreie-sprache.html

Ursula Doleschal: Das generische Maskulinum im Deutschen. Ein historischer Spaziergang
durch die deutsche Grammatikschreibung von der Renaissance bis zur Postmoderne. In:
Linguistik Online 11(2), 2002
https://bop.unibe.ch/linguistik-online/article/view/915/1594

DUDEN-Bd.1: Orthographisches Wörterbuch, ed. Konrad Duden, Leipzig 1880; 10.Aufl.
1929 Der große Duden – Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter;
DUDEN-Rechtschreibung. 13.Auflage Leipzig 1947; getrennte Ausgaben; Leipzig 1951 bis
1985 und Mannheim 1954 bis 1986; Einheitsduden ab 20.Aufl. 1991; 28., völlig neu bearb.
und erweiterte Aufl. Berlin 2020
siehe: https://www.duden.de/ueber_duden/auflagengeschichte
https://de.wikipedia.org/wiki/Duden
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