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DESY Kompakt DESY Kompakt Inhalt Vorwort 7 Forschung Teilchenphysik 11 Forschung mit Photonen 25 Übersicht Beschleuniger 37 Organigramm 40 Personal und Finanzen 41 Organe der Stiftung und weitere Gremien 45 Nationale und Internationale Zusammenarbeit 49 5
Vorwort Abbildung 1: Festrede des DESY-Direktors, Helmut Dosch, im Hamburger Rathaus zum Anlass des 50-jährigen Gründungstages des Deutschen Elektronen-Synchrotrons DESY. 6
Vorwort Vorwort 2009 war für DESY ein ungewöhnliches Jahr. Das Schavan eigens ans DESY kam. Die umfangreichen Forschungszentrum feierte 50 Jahre Forschung an der Baumaßnahmen auf dem DESY-Gelände, an der Os- Weltspitze, ein guter Grund für einen stolzen Blick zu- dorfer Born und in Schenefeld schreiten zügig voran. rück in die DESY-History. Im März fand die Stabüber- Im September fand die sogenannte Übersetzerkonfe- gabe von Albrecht Wagner auf Helmut Dosch statt. Im renz im Hamburger Rathaus statt, bei der 12 Länder die Feierjahr begannen auch die Baumaßnahmen für den XFEL Konvention unterzeichnet haben. Ende Oktober Europäischen Röntgenlasers XFEL. Zur feierlichen In- wurde die XFEL GmbH in einem Hamburger Notariat betriebnahme der brilliantesten Synchrotronstrahlungs- gegründet. 2014 werden wir die ersten Röntgenlaser- quelle der Welt, PETRA III, kam die Bundesministe- blitze sehen, die von der auf supraleitender Beschleu- rin ans Forschungszentrum. Ada Yonath erhielt den nigertechnologie basierten Anlage erzeugt werden. Die Chemie-Nobelpreis für Ihre Synchrotronstrahlungs- Protagonisten dieses internationalen Projektes sind sich Experimente, die sie von 1986 bis 2004 am DORIS sicher, dass dies dann die weltbeste Anlage seiner Art Speicherring durchgeführt hat. Das Jahr 2009 sah also sein wird. ein DESY in Feierlaune, mitten im Umbruch und im Aufbruch in eine neue Zukunft. Viel Lob hat DESY für seine neue Synchrotronstrah- lungsquelle PETRA III geerntet, die am 19.9.2009 Für die Sicherung der notwendigen Ressourcen für die von Bundesministerin Schavan feierlich in Betrieb Forschung der nächsten fünf Jahre war die hervorra- genommen wurde. Das 340 Mio. Euro teure Groß- gende Begutachtung der bisherigen DESY-Forschung projekt konnte im vorgegebenen finanziellen und zeit- und der künftigen DESY-Forschungsstrategie im Rah- lichen Rahmen realisiert werden und liefert die hoch- men der sogenannten Programmorientierten Förderung brillianten Röntgenstrahlen, die versprochen wurden. durch eine internationale Kommission von großer Be- Mit seinen hochenergetischen Röntgen-Nanostrahlen deutung. DESY’s weltweit sichtbare Rolle in der Erfor- und den hochmodernen Experimentierstationen wird schung der Struktur und der Funktion der Materie wur- PETRA III die Erforschung der kondensierten Materie de sehr eindrucksvoll bestätigt. Dieser großartige Er- revolutionieren und neue Einblicke in Hochleistungs- folg DESY’s wäre nicht möglich ohne die vielen hoch- Nanomaterialien und biologischen Proben ermögli- kompetenten und hochmotivierten Mitarbeiter in Ham- chen. Während die 14 Experimentierstationen jetzt Zug burg und Zeuthen, auf die man zu Recht stolz sein kann. um Zug in Betrieb gehen, plant DESY bereits den nächsten Schritt, die beiden PETRA III-Erweiterungs- Mit dem Bau des Europäischen Röntgenlaser XFEL in hallen Nord und Ost, die einen Teil der Messtechniken Hamburg entsteht ein internationales Großforschungs- übernehmen, welche durch die geplante Abschaltung projekt mit einzigartigem Entdeckungspotential und von DORIS III dann den Nutzern fehlen werden, aber mit DESY in einer Schlüsselrolle. DESY ist für den auch die zusätzlichen Experimentier-Stationen für in- Bau und die Inbetriebnahme des supraleitenden Be- ternationale Kooperationen, wie mit Indien, Schweden schleunigers verantwortlich. Für die aufwändigen Tests und Russland, unterbringen sollen. ist eigens eine riesige Halle auf dem DESY-Gelände entstanden, die AMTF-Halle, zu dessen Grundstein- Während PETRA III nun den analytischen Schritt in die legung am 21. Juli die Bundesministerin Prof. Anette Untersuchung von Nanomaterialien unter umwelt- und 7
Vorwort anwendungsrelevanten Bedingungen ermöglicht, also gerforschung. Bis 2012 wird diese weltweit sichtbare aktuelle Probleme angeht, stehen die Freie Elektronen strategische Allianz über den Impuls-und Vernetzungs- Laser bei DESY für die Welt von übermorgen. Das fonds des Helmholtz-Präsidenten finanziert, die Her- Flaggschiff ist der XFEL. Daneben betreibt DESY die ausforderung ist deshalb, Mittel und Wege zu finden, FLASH-Anlage, die in 2009 überragende Ergebnisse um dieses clevere Instrument in der Teilchenforschung erzielt hat. Der Erfolg dieser Anlage ist der professio- dauerhaft zu installieren. nellen Beschleuniger-Mannschaft zu verdanken, aber Am Standort Zeuthen kristallisiert sich immer kla- auch den cleveren Wissenschaftlern, die hier völlig rer ein neuer Forschungsschwerpunkt des DESY her- neuartige Experimente wagen. Mit dem Forschungs- aus, Astroteilchenforschung. Dieser noch junge For- Konsortium CFEL, das von DESY, der Max-Planck- schungszweig passt hervorragend in die DESY Mission Gesellschaft und der Universität Hamburg getragen, hat und verspricht viele aufregende Entdeckungen. Zeuthen Hamburg einen internationalen Leuchtturm in Photon hat entschieden, sich auf hochenergetische Neutrinos Science geschaffen. 2009 hat sich Prof. Dwayne Miller und Gammastrahlung zu konzentrieren. Diese Teilchen von Toronto diesem Zentrum angeschlossen. Die CFEL sind Botschafter von sehr virulenten astronomischen Wissenschaftler machen auch mit herausragenden Ex- Quellen und geben deshalb einen sehr direkten Auf- perimenten an der amerikanischen Röntgenlaserquelle schluss über die Entwicklung des Universums. Die ge- LC LS Furore. waltige Detektoranordnung ICECUBE ist mittlerweile In der Teilchenforschung fokussiert sich DESY auf die vollständig in das Eis am Südpol eingelassen worden zügige Auswertung der HERA-Daten, die innerhalb der und arbeitet problemlos. Hier ist Zeuthen international kommenden POF-Periode abgeschlossen werden soll. hoch sichtbar. Zeuthen bereitet sich nun darauf vor, Die HERA-Daten liefern die höchstaufgelöste Bilder zum einen in der Datenernte von Icecube mitzuspielen von der inneren Struktur des Protons und bilden eine und zum anderen ein maßgeblicher Partner im interna- unabdingbare Grundlage für das Verständnis der künf- tionalen Cerenkov Telescope Array (CTA) Projekt zu tigen Ergebnisse aus den LHC Experimenten. werden. Die Aussichten sind da sehr gut. Seit Anfang 2009 steht das CERN unter der Leitung Zeuthen betreibt daneben das PITZ-Experimentierlabor, von Rolf Heuer. Er hat den derzeit wichtigsten Job das sich mit der Elektronenkanonen-Entwicklung für in der Teilchenforschung, denn von den Ergebnissen Freie Elektronen-Laser, insbesondere für den Euro- dieses Experimentes werden alle künftigen Entschei- päischen XFEL beschäftigt. Diese Arbeiten sind ein un- dungen auf der sogenannten Energy Frontier abhängen. verzichtbarer Bestandteil der FEL-Strategie von DESY. Mit den ersten belastbaren Daten ist ab 2012/13 zu DESY pflegt eine intensive Zusammenarbeit mit der rechnen. DESY ist an den beiden großen Detektoren Universität Hamburg. Diese Zusammenarbeit soll in CMS und ATLAS beteiligt. Bereits jetzt beginnen die Zukunft noch intensiviert und in eine neue strategische Überlegungen für die nächste Detektoren-Generation Partnerschaft geführt werden, die auf Köpfe und Ideen für den LHC-Strom-Upgrade (sLHC), hier will DESY setzt und neue Akzente in der Forschung, in der Lehre eine wichtige Rolle spielen. und im Wissenstransfer setzt. Der wird fieberhaft am Rahmenvertrag gearbeitet, der bürokratische Barrieren Zu einer entscheidenden Säule in der Teilchenfor- abbauen und neue Brücken aufbauen soll. Offizieller schungs-Strategie von DESY ist die Helmholtz-Al- Start dieses Hamburger Zukunftsprojektes wird voraus- lianz „Physics at the Terascale“ geworden, die von sichtlich Herbst 2010 sein. DESY ins Leben gerufen und koordiniert wird. Ne- ben DESY ist das KIT und 17 Universitäten sowie Nationale und Internationale Kooperationen werden das Max-Planck-Institut in München beteiligt. Die Al- auch in Zukunft ein wichtiger Eckpfeiler in der DESY lianz koordiniert die Daten-Analyse, die Detektoren- Strategie bleiben. Wir haben beste Erfahrungen mit Entwicklung, das Grid-Computing und Beschleuni- unseren Partnern vom EMBL, der Max-Planck-Gesell- 8
Vorwort schaft und der GKSS, die fast schon traditionell bei Ich sehe also eine brilliante Zukunft für DESY, das sich DESY Außenstellen haben. Mit der stärkeren Inter- mit seinen zukunftsorientierten Großgeräten hervorra- nationalisierung der Großforschung werden derartige gend für den internationalen Wettbewerb positioniert Kooperationen mit Sicherheit weiter zunehmen. Dies hat. Diese Einsicht ist aber kein Anlass, sich bequem bedarf einer professionellen Koordination, bietet aber zurückzulehnen, sondern vielmehr Ansporn, mit al- enorme Chancen für unsere Wissenschaftler und vor ler Kraftanstrengung am Ausbau der DESY-Forschung allem auch für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs. weiterzuarbeiten. 9
Forschung Teilchenphysik Abbildung 2: Die größte internationale Konferenz der Teilchenphysik, das Lepton Photon Symposium, fand 2009 in Hamburg statt. 10
Forschung Teilchenphysik Forschung Teilchenphysik Überblick die Teilchenphysik an Experimenten bei höchsten Kol- lisionsenergien betreiben: 18 Universitäten, das Max- Planck-Institut München und das Forschungszentrum Das Jahr 2009 war wegweisend für die weitere Ent- Karlsruhe. Die Allianz ist das wichtigste Instrument wicklung der Teilchen- und Astroteilchenphysik bei zur zukünftigen Strukturierung der Teilchenphysik in DESY. Im Februar fand die Evaluierung der Pro- Deutschland und wurde zur Halbzeit ihrer ursprüng- grammvorschläge für die zweite Periode (2010–14) der lich genehmigten Projektdauer von einem international Programmorientierten Forschung (PoF) innerhalb der hochkarätig besetzten Gremium mit großem Erfolg Helmholtz-Gemeinschaft statt, welche die Entwicklung begutachtet. Die Notwendigkeit eines solchen Instru- unseres wissenschaftlichen Programms für die nächs- mentes in Deutschland wurde eindrucksvoll bestätigt, ten fünf Jahre und darüber hinaus entscheidend mit- ebenso der bisherige Erfolg bei der Implementierung bestimmt. In allen Evaluationen haben DESY-Projekte des Programms. Die Gutachter empfehlen nachdrück- sehr gute Beurteilungen erzielt und wurden nachdrück- lich die Weiterführung der Allianz auch nach dem lich von den international bestückten Gutachtergremien Auslaufen der dafür genehmigten Helmholtz-Mittel in unterstützt. Dies unterstreicht die Wertschätzung unse- 2012. rer Arbeit und Pläne für die Zukunft. Das sehr positive Resultat dieses Evaluierungsprozes- Ein großer Erfolg ist auch der Forschungscluster Con- ses gibt uns damit eine stabile Basis für die nächsten necting Particles with the Cosmos, den wir zusammen Jahre. Es bestätigt die langfristige DESY-Strategie, mit unseren Partnern von der Universität Hamburg im deren Kernpunkte die reiche wissenschaftliche Ernte Rahmen der Hamburger Landesexzellenzinitiative ein- des HERA-Programms, eine starke Beteiligung an den geworben haben. Dieses Projekt startete im Sommer LHC-Experimenten ATLAS und CMS und Vorberei- 2009 und wird die Zusammenarbeit in der Teilchen- tung des International Linear Colliders (ILC) sind. physik zwischen Universität und DESY weiter stärken. Dieses experimentelle Programm wird ergänzt durch Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit der Univer- eine starke und thematisch breit aufgestellte Theorie- sität eine neue Professur an der Schnittstelle zwischen gruppe, die insbesondere von großer Bedeutung für die Beschleuniger, Experiment und Theorie eingerichtet. Ausbildung junger Theoretiker in Deutschland und weit Die Position des leitenden DESY Wissenschaftlers in darüber hinaus ist. Eine ebenso zentrale und internatio- der Phänomenologie wurde besetzt, der ebenfalls sehr nal wichtige Rolle spielt die Infrastruktur, die DESY eng mit Kollegen der Universität zusammenarbeitet. großen Experimenten bieten kann: vom Entwurf, über Die Analyse der einzigartigen HERA-Daten ist plan- den Bau und Test großer Detektoren bis hin zur Analyse mäßig fortgesetzt worden. Besonders durch die Kom- der Experimente. bination der Experimente konnte die Präzision bei der Ein wichtiges Element für die Zukunft der Teilchen- Aufklärung der Struktur des Protons weiter gesteigert physik am DESY ist die Helmholtz Allianz Physics at werden. Unsere internationalen Partner sind weiterhin the Terascale, die 2007 gegründet wurde und von der sehr in den Kollaborationen engagiert. Weitere Fort- Helmholtz-Gemeinschaft unterstützt wird. Sie vereinigt schritte wurden auch bei der Vorbereitung in Richtung unter der Führung von DESY alle deutschen Gruppen, ILC erreicht. Wichtige Experimente bei FLASH konn- 11
Forschung Teilchenphysik ten entscheidende Parameter für den XFEL und ILC sie im Antrag entwickelt worden waren, weitgehend erfolgreich testen. Eine internationale Expertengruppe Realität geworden. Im November fand das dritte Jah- hat das ILD-Detektorkonzept, zu dem Wissenschaft- restreffen der Allianz bei DESY statt, das von fast 300 ler, Ingenieure und Techniker von DESY maßgeblich Mitgliedern der Allianz besucht wurde. beitragen, validiert und die Kollaboration aufgefordert es weiter zu entwickeln. Diese Entscheidung war einer Ende 2009 wurde die Allianz von einem international der Höhepunkte des Lepton-Photon Symposiums, der und hochkarätig besetzten Panel unter der Leitung von wichtigsten internationalen Konferenz in 2009 auf dem Prof. Dr. Jos Engelen evaluiert. Das Ergebnis dieser Be- Gebiet der Teilchenphysik, das in Hamburg von DESY gutachtung ist außerordentlich positiv ausgefallen. Die und der Universität ausgerichtet wurde. Gutachter empfehlen nachdrücklich die Strukturen der Allianz auch dem deren offiziellem Ende nach dem Jahr Erfolgreich ist das Jahr 2009 auch für die Astroteil- 2012 weiter zu führen. In den letzten Monaten hat in- chenphysik bei DESY verlaufen. Die IceCube Kollabo- nerhalb Deutschlands eine breit aufgestellte Diskussion ration konnte weitere 19 Strings am Südpol installieren, begonnen, wie eine solche Verstetigung der Allianz aus- so dass der Detektor im Sommer 2010/11 komplettiert sehen kann und soll. Breite Einigkeit besteht, dass die werden kann. Mit der Beteiligung am Cerenkov Tele- wesentlichen Elemente gut arbeiten und erhalten blei- scope Array (CTA) hat DESY auch ein Zukunftsprojekt ben sollen. Offen ist allerdings die Frage der Finanzie- begonnen. rung, insbesondere für die nicht bei DESY angesiedel- Das wichtigste Ereignis für die Teilchenphysik weltweit ten Aktivitäten. Lediglich das DESY-basierte Personal war sicherlich der Start des LHC am CERN mit ersten wurde im Rahmen der PoF-Evaluation für eine Verste- Kollisionen bei 900 GeV und über 2 TeV. Die Experi- tigung berücksichtigt. Die Finanzierung nach 2012 für mente waren sehr gut darauf vorbereitet und konnten alle weiteren Maßnahmen und Strukturen der Allianz, bereits nach kurzer Zeit erste Ergebnisse präsentieren. bei DESY und bei den Universitäten, ist weiterhin of- Die DESY-Gruppen bei ATLAS und CMS haben dazu fen. an vielen Stellen beigetragen. Der LHC ist das zentrale Die vier Säulen der Allianz waren auch im Jahr 2009 Projekt der Teilchenphysik weltweit und wird die Zu- sehr aktiv und haben vielfältige Aktivitäten durchge- kunft des Forschungsfeldes bestimmen und damit auch führt. Für die Detektorentwicklungsaktivitäten wur- großen Einfluss auf die weitere Entwicklung bei DESY den neue Laborräume aufgebaut und bezogen (Ab- haben. bildung 3). Im Sommer wurden aus Geldern, die an Die Höhepunkte der Teilchen- und Astroteilchenphy- sik bei DESY im Jahre 2009 wurden erstmals in einer illustrierten, englischsprachigen Broschüre beschrieben (siehe CD). Helmholtz-Allianz Die Helmholtz-Allianz Physics at the Terascale, in der DESY, das Karlsruhe Institute of Technology (KIT), das MPI München und alle am LHC und ILC beteiligten deutschen Universitätsgruppen eingegliedert sind, hat im Jahre 2009 weitere Fortschritte gemacht. Zur Halbzeit des Projektes, 2 1/2 Jahre nach ihrer Grün- Abbildung 3: Das neue Detektorlabor in der Nähe des dung, sind Ende 2009 die Strukturen der Allianz, wie HERA-B-Detektors. 12
Forschung Teilchenphysik anderer Stelle in der Allianz eingespart werden konn- HERA ten, neue Projekte ausgeschrieben. Diese Ausschrei- bung fand eine breite Resonanz und resultierte in etwa Die Datenanalyse der HERA-Experimente hat im Jahr zehn neuen Projekten, die von der Allianz gefördert 2009 sehr gute Fortschritte gemacht. Viele neue Resul- werden. Diese Projekte wurden daraufhin ausgewählt, tate konnten auf den Konferenzen vorgestellt und publi- dass sie die Ziele der Allianz, gerade im Hinblick auf ziert werden. eine weitere Vernetzung zwischen den Partnern und die Nutzung der Allianz Infrastrukturen, besonders beto- Die Neu-Rekonstruktion der umfangreichen Daten von nen. In mehreren Bereichen konnten Projekte gefördert H1 und ZEUS mit optimierter Kalibration wurden weit- werden, die neue Themen aufgreifen und untersuchen gehend abgeschlossen, so dass nun homogene Daten- wollen. sätze mit höchster Datenqualität und großer Statistik für die Analysen zur Verfügung stehen. Neben den in- Ein wichtiger Teil der Allianz ist ein Analyse-Zentrum dividuellen Analysen der Kollaborationen, die auf al- der Allianz, angesiedelt bei DESY. Im Laufe des Jahres len Themen des breiten Forschungsbereichs mit Hoch- konnte das Analyse-Zentrum personell komplettiert druck vorangetrieben werden, konnte auf einigen Ge- werden. Vier Themenbereiche wurden identifiziert, bieten durch Kombination der Resultate von H1 und in denen das Analyse-Zentrum in der nahen Zukunft ZEUS eine weitere Erhöhung der Genauigkeit erzielt seinen Schwerpunkt setzen will. Wesentliche Fort- werden. In vielen Fällen kann durch diese Kombination schritte konnten bereits beider Optimierung von Monte nicht nur der statistische, sondern auch der systemati- Carlo Programmen für den LHC von Mitgliedern des sche Fehler der Messergebnisse durch die wechselsei- Analyse-Zentrums gemacht werden. tige Kalibration der unterschiedlichen Detektoren redu- ziert werden. Die erste gemeinsame Analyse auf dem Ausbildung von Physikern ist ein wichtiger Teil der Al- lianz. Auch im Jahre 2009 sind viele Schulen und spezi- elle Seminaren durchgeführt worden. Nach wie vor sind H1 and ZEUS 1 diese Veranstaltungen sehr gut besucht. Das erste Mal xf Q2 = 10 GeV2 fand im Jahr 2009 die Beschleuniger-Schule der Alli- anz nicht bei DESY statt, sondern wurde vom Allianz- 0.8 HERAPDF1.0 exp. uncert. Partner Dortmund ausgerichtet. model uncert. parametrization uncert. xuv Wissenschaftlich haben Mitglieder an der Vorbereitung 0.6 xg (× 0.05) der Datennahme am LHC, sowohl auf der experimen- tellen als auch auf der theoretischen Seite, intensiv mit- 0.4 gearbeitet. Die Allianz konnte hier an mehreren Stellen, xdv z. B. durch die Entsendung von Personen ans CERN, für xS (× 0.05) die Übernahme wichtiger Funktionen sorgen. Mitglie- 0.2 der der Allianz waren an zentraler Stelle an der Erstel- lung des Letter of Intents für einen Detektor am Linear Collider beteiligt. Auch hier war die Unterstützung von -4 -3 -2 -1 10 10 10 10 x 1 Gruppen durch die Allianz von zentraler Bedeutung und half, den Beitrag der deutschen Community zu stärken. Abbildung 4: Parton Dichteverteilungen (PDF) im Die im Folgenden beschriebenen Aktivitäten von DESY Proton, die aus kombinierten Messungen von H1 und in der Teilchenphysik sind in die Allianz eingebun- ZEUS extrahiert wurden, dargestellt bei einem virtuel- den. len Q2 = 10 GeV2 . 13
Forschung Teilchenphysik Gebiet der Suche nach neuer Physik befasst sich mit organisatorische und technologische Fragen und daraus der Suche nach Ereignissen mit mehreren Leptonen, die resultierende Anforderungen diskutiert wurden. Die einen hohen Transversalimpuls aufweisen. Im Rahmen erarbeiteten Ergebnisse wurden in einem Dokument der Statistik stimmt die Zahl der beobachteten Ereig- zusammengefasst und dem International Committee nisse mit den Erwartungen des Standardmodells über- for Future Accelerators (ICFA) zur Begutachtung vor- ein. gelegt. Weitere kombinierte Analysen befassen sich mit in- Ein wichtiges Feld für das HERMES-Experiment sind klusiven Streuquerschnitten und die davon abgeleitete harte exklusive Prozessen, die einen Zugang zu den QCD-Analyse bzw. Extraktion der Partondichten und so genannten Generalisierten Parton-Verteilungen er- haben international großes Interesse gefunden, da die öffnen. Diese ermöglichen eine drei-dimensionale Be- erzielte Genauigkeit alle bisherigen entsprechenden schreibung der Struktur des Nukleons auf dem Niveau Analysen übertrifft (Abbildung 4). Eine möglichst ge- von Partonen, indem sie den Anteil eines Partons am naue Bestimmung der Partondichteverteilungen im Pro- longitudinalen Impuls des Nukleons mit seiner trans- ton ist unter anderem für die Interpretation der zukünf- versalen Position im Nukleon korrelieren. Ihre Mes- tigen LHC-Daten von großer Bedeutung (Abbildung 5). sung hat insbesondere das Ziel, den Gesamtdrehimpuls der Quarks und – unter Verwendung der existieren- Die von den HERA-Experimenten angeregte Initia- den Information über den Beitrag der Quarkspins zum tive zur langfristigen Speicherung von Daten in der Spin des Nukleons – ihren Bahndrehimpuls in einem Hochenergiephysik wurde inzwischen von allen we- polarisierten Nukleon direkt zu bestimmen. sentlichen auf diesem Gebiet tätigen Laboren aufge- griffen. Es hat sich eine experimentübergreifende Ar- Weitere wichtige Arbeiten der HERMES-Kollaboration beitsgruppe gebildet, die bereits mehrere internationale in 2009 sind die erstmalige Messung einer von Null ver- Workshops zu diesem Thema sowohl bei DESY als schiedenen Sivers-Verteilungsfunktion in der tief-un- auch im Ausland veranstaltet hat, auf denen inhaltliche, elastischen Elektron-Nukleon-Streuung (Abbildung 6), deren Existenz von Null verschiedene Bahndrehim- Abbildung 5: Vorhersage für den Produktionswikungs- querschnitt einzelner W + -Bosonen am LHC bei Ener- Abbildung 6: Modelvorhersage der Sivers-Verteilung gien von 14 TeV. Die untere Abbildung zeigt den ent- von u-Quarks. Für ein rechts polarisiertes Proton be- sprechenden Fehler, der aus der Unsicherheit der von wegen sich mehr Quarks nach unten (d. h. mit negati- H1 und ZEUS bestimmten PDF stammt. vem Impuls in y-Richtung) als nach oben. 14
Forschung Teilchenphysik pulse der Quarks voraussetzt, und die Suche nach ei- nem Beitrag des Zwei-Photonen-Austauschs in der tief- unelastischen Streuung an einem transversal polarisier- ten Wasserstofftarget durch Messung einer Asymmetrie in der azimutalen Winkelverteilung der gestreuten Elek- tronen. Innerhalb der experimentellen Genauigkeit von 10−3 wurde kein derartiger Beitrag zum Wirkungsquer- schnitt beobachtet. Die Kalibration des Rückstoß-Detektors und das interne Alignment der einzelnen Detektorkomponenten wurden weitgehend abgeschlossen und die Analyse der mit die- sem Detektor in den Jahren 2006–2007 aufgezeichneten Daten ist weit fortgeschritten. Abbildung 7: Kontrollhistogramm des ATLAS Trigger- LHC systems. Gezeigt ist die räumliche Verteilung der Kol- lisionspunkte in der Ebene transversal zur Strahlrich- Bei den LHC-Experimenten war das Jahr 2009 geprägt tung. durch Vorbereitungen auf die ersten Kollisionen, die dann bei 900 GeV und 2.36 TeV ab November erreicht wurden. Nach Analyse einer großen Anzahl kosmischer Eine weitere Aktivität der ATLAS-Gruppe ist der Bau Myonen konnten die Experimente sehr gut kalibriert des Luminositätsdetektors ALFA. Dabei hat die Gruppe und die einzelnen Komponenten zueinander ausgerich- die Präzisionsvermessung der szintillierenden Fasern, tet werden. Als großer Erfolg ist zu werten, dass die Ex- den Bau des Triggerdetektors, die Beschaffung der perimente von ersten Tag an voll funktionsfähig waren Photomultiplier und den Bau der Hochspannungsver- und in vielen Bereichen sehr schnell nahe an ihre volle sorgung übernommen. Die Detektoren werden zurzeit Leistungsfähigkeit heran gekommen sind. Die Zeit bis gebaut und sollen in der Wartungsphase 2010/2011 in zum Start des LHC wurde auch intensiv genutzt, um ATLAS eingebaut werden. Parallel dazu fanden unter Verbesserungen an den Experimenten zu verwirklichen Leitung eines DESY-Mitarbeiters Teststrahlmessungen und noch fehlende, kleinere Komponenten einzubauen. statt. DESY ist am Aufbau, Betrieb und Optimierung des DESY beteiligt sich an Physik-Analysen in ATLAS, ATLAS Triggersystems beteiligt, in enger Zusam- insbesondere im Hinblick auf Messungen der Top- menarbeit mit deutschen und internationalen Partnern. Quark-Produktion, der Suche nach Supersymmetrie Auf verschiedenen Gebieten wurden entscheidende und der Produktion von W- und Z-Bosonen. Die Gruppe Beiträge geliefert und Gruppenmitglieder konnten an hat Verantwortung in der Rekonstruktion von Tau- zentralen Stellen Verantwortung übernehmen. Neben Leptonen übernommen und stellt einen Koordinator Arbeiten an der Verarbeitungssoftware der Triggerin- der ATLAS-Monte-Carlo-Gruppe. DESY spielt eine formation lag der Fokus der DESY-Arbeiten auf dem führende Rolle bei der Definition und Produktion von Aufbau von wichtigen Komponenten zum Betrieb, der Datensätzen und stellt hier einen Koordinator sowie die Konfiguration und der Überwachung des Triggersys- Verantwortlichen für Elektronen, Tau-Leptonen und tems (Abbildung 7). DESY beteiligt sich aktiv am Top-Physik. DESY hat weiterhin die Verantwortung für Betrieb des Triggersystems während der Datennahme. die Implementierung von Ereignisgeneratoren in die 15
Forschung Teilchenphysik ATLAS-Simulation und liefert wichtige Beiträge auf alle Morgenschichten für die Datenqualitätssicherung dem Gebiet der schnellen Schauersimulation. übernommen Die Beiträge der DESY-CMS-Gruppe zum Detektor Die geplante Erhöhung der Luminosität (Hochlumino- liegen beim Beam Condition Monitor (BCM) und dem sitätsphase) ab ca. 2020 wird einen Komplettaustausch CASTOR-Kalorimeter. Der BCM dient zum Schutz der Spurdetektoren der Experimente mit sich ziehen. des empfindlichen CMS-Spurendetektors vor Strahlen- Dazu ist es notwendig, bereits jetzt mit den Entwick- schäden durch ungünstige Strahlbedingungen. Nach lungsarbeiten für schnellere und strahlenhärtere Detek- dem Öffnen des CMS-Detektors Anfang 2009 wurde toren zu beginnen. Die DESY-ATLAS-Gruppe hat Ent- das System wieder eingebaut und erfolgreich in Be- wicklungsarbeiten zur Spannungsversorgung der Spur- trieb genommen. Von den ersten Kollisionen an spielt detektoren sowie zur Simulation eines neuen Pixelde- dieses System eine wichtige Rolle im CMS Online- tektors begonnen. Aufgrund der hohen Strahlenbelas- System. In 2009 ist es auch gelungen, das CASTOR- tung muss bereits 2014 die innerste Lage des ATLAS Kalorimeter fertig zu stellen, in den CMS-Detektor Pixeldetektors ersetzt werden. Hier beteiligt sich DESY einzubauen (Abbildung 8) und in Betrieb zu nehmen. an der Entwicklung der Spannungsversorgung und der Für die DESY-Gruppe ist besonders die Datennahme optischen Auslese sowie durch Teststrahlstudien neuer in den ersten Jahren am LHC bei noch relativ geringen Sensoren. Luminositäten interessant, weil sich hier interessante Verbindungen zu Physik bei HERA ergeben. An dem Upgrade des CMS-Experiments beteiligt sich DESY vorrangig an den R&D-Studien für einen neuen DESY ist auch maßgeblich am Alignment, der exakten Spurdetektor. Ein Fokus der Aktivitäten auf Studien Ausrichtung der Komponenten, des CMS-Spurdetektors zu den Sensor-Eigenschaften, der andere Fokus auf und der Qualitätsüberwachung der Daten beteiligt und dem Bau von den Detektor-Modulen, für die Finite- hat hier wichtige Koordinationsaufgaben übernommen. Elemente-Rechnungen für die mechanische Stabilität Diese Arbeiten haben entscheidend dazu eingetragen, und die erforderliche Kühlung durchgeführt und mit dass erste Resultate bereits kurz nach der Datennahme entsprechenden Testständen überprüft werden sollen. veröffentlicht werden konnten. Wie auch schon in der Vergangenheit, haben CMS-Mitglieder von DESY und der Universität Hamburg vom CMS Remote Center aus ILC Die Pläne zur Realisierung des International Linear Collider (ILC), ein e+ e− Linearbeschleuniger mit Schwerpunktsenergien von 500 bis 1 000 GeV, wur- den in 2009 weiterhin global vorangetrieben. Die tech- nische Design-Phase ist bis 2012 geplant; das Projekt durchlief im April bei einem Treffen in Tsukuba, Japan, den ersten großen internen Review nach Veröffentli- chung des Reference Design Reports im Jahr 2007 (Abbildung 9). Die Arbeiten während dieser Phase konzentrieren sich auf die zwei kritischen Herausforde- rungen: Erreichen der höchsten Gradienten für supralei- tende Resonatoren und Überwinden des electron-cloud Abbildung 8: Das CASTOR Kalorimeter während des Effekts in Positron-Dämpfungsringen, der den Maxi- Einbaus im CMS Detektor. malstrom begrenzen kann. 16
Forschung Teilchenphysik ist wesentlich an der Entwicklung und dem Unterhalt der international genutzten ILC-Software beteiligt. In- zwischen wird diese Software auch vom CLIC-Projekt am CERN benutzt, mit dem eine enge Zusammenarbeit etabliert worden ist. Die Arbeiten im Bereich der Detektorentwicklung ge- hen gut voran und sind national eingebunden in die Helmholtz-Allianz und international in mehreren R&D- Kollaborationen sowie auf europäischer Ebene durch die EU gefördert im Rahmen des EUDET-Projekts. Im Abbildung 9: Dreidimensionale Beschleuniger-Visua- Rahmen von EUDET ist am DESY ein hochauflösendes lisierung als DESY-Beitrag zum ILC. Strahlteleskop aufgebaut worden, welches am DESY und am CERN zum Einsatz kommt. Im Sommer des Große Fortschritte gab es im Hochgradienten-Programm Jahres 2009 war das Teleskop für mehrere Monate am für die supraleitenden Resonatoren. Dieses Programm, CERN im Einsatz und wurde dort sowohl im Rahmen das europäische Förderung (ILC-HiGrade) und För- von ILC als auch im Rahmen von ATLAS-Projekten für derung durch die Helmholtz-Allianz erfährt, nutzt die Upgrade-Studien verwendet. Der große TPC-Prototyp Ausschreibung für den europäischen XFEL, um für die wurde im Jahre 2009 fast kontinuierlich von Gruppen standardisierten Produktionsverfahren für die Resona- aus Frankreich, den Niederlanden, Deutschland, Japan toren durch bessere Präparation und Diagnose höhere und Kanada verwendet um verschiedene Technologien Gradienten, wie für den ILC erwünscht, zu erreichen. im Strahl zu erproben. Ab 2010 werden alle wesent- Diese Option ist weltweit einzigartig. Einen Vorge- lichen Komponenten einschließlich 10 000 Auslese- schmack auf den Betriebsmodus der ILC-Resonatoren kanälen verfügbar sein und eine Fülle grundlegender gaben die Experimente bei FLASH. Im Herbst 2009 Untersuchungen ermöglichen (Abbildung 10). wurde ein dediziertes Experimentierprogramm am FLASH durchlaufen, in dem maximaler Strom, maxi- Nach dem Abschluss der Teststrahlkampagne des ha- male Pulslänge und maximaler Gradient erprobt wurde. dronischen Kalorimeters am Fermilab im Herbst 2008 Dieser Betriebsmodus ist sowohl für den Europäischen XFEL als auch für ILC von ausschlaggebender Bedeu- tung und fand große internationale Beachtung. Die Weiterentwicklung der Experimente für einen Li- nearbeschleuniger wurde international und bei DESY in 2009 mit Nachdruck betrieben. Die Experimente sind in Konzept-Gruppen organisiert. Nachdem Ende März die Letter of Intents fertig gestellt worden sind – DESY ist zentral am ILD-Detektor-Konzept beteiligt – wurden diese im Laufe des Sommers von einer internationalen Expertenkommission begutachtet. Das ILD-Konzept konnte aus dieser Begutachtung mit sehr guten Noten hervorgehen, und hat jetzt offiziell das Mandat bekom- men, einen Vorschlag für einen der zwei Detektoren am ILC zu entwickeln. Eine sehr wichtige Rolle bei den Studien spielt die Software-Entwicklung. DESY hat Abbildung 10: Rekonstruktion eines niederenergeti- hier an zentraler Stelle wichtige Beiträge geleistet und schen Teilchens, nachgewiesen im TPC-Prototyp. 17
Forschung Teilchenphysik konzentrierten sich die Aktivitäten hier auf die Ana- Gleich in der sich anschließenden Woche vom 4. zum lyse der Daten, und die Entwicklung der nächsten 9. Oktober 2009 fand in den Räumen der Berlin- Prototyp-Generation. Ausführliche Studien über den Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die mechanischen Aufbau der geplanten Module wurden Internationale Konferenz QCD: The Modern View of durchgeführt, um eine optimierte Struktur entwickeln the Strong Interactions statt, an welcher 100 Teilneh- zu können. Die Instrumentierung der Vorwärts Region mer aus 12 Ländern teilnahmen, darunter auch drei am ILC stellt besondere Herausforderungen an die Nobelpreisträger. Die Konferenz wurde gemeinsam Strahlenhärte und Auslesegeschwindigkeit der Detek- von DESY, LMU München und MPI für Physik Mün- toren. Im Rahmen der FCAL Kollaboration gehen die chen organisiert (J. Blümlein, H. Fritzsch, D. Lüst). In Entwicklungsarbeiten planmäßig voran. Technologien, ca. 45 Vorträgen wurden zum einen Übersichten über die im Rahmen des FCAL Projektes entwickelt wurden, verschiede moderne Entwicklungen auf dem Gebiet finden inzwischen eine Anwendung für Instrumentie- der Quanten Chromodynamik gegeben, zum anderen rung der Strahlüberwachung im CMS Experiment. wurden insbesondere durch junge Nachwuchswissen- schaftler wichtige neue Einzelergebnisse vorgestellt. M. Veltman (Ann Arbor) gab einen öffentlichen Abend- vortrag über Challenges at Particle Accelerators: Past, Theorie Present, and Future. Seit dem 1. Oktober 2009 ist Herr Prof. Georg Weiglein Das Jahr 2009 war aus Sicht der DESY Theoriegruppe (ex. IPPP Durham) als Leitender Wissenschaftler in der durch mehrere große wissenschaftliche Veranstaltun- Theoriegruppe beschäftigt. Diese Stelle war seit der gen geprägt. Im Juli kamen Teilnehmer aus aller Welt am DESY für eine Konferenz über Particles, Strings Emeritierung von Herrn Prof. P. Zerwas im Frühjahr and Cosmology (PASCOS 2009) zusammen. Die hoch- 2007 vakant gewesen. Mit dem Eintreffen von Herrn karätig besetzte Sprecherliste und sehr anspruchsvolle Prof. Weiglein kann nun die Arbeitsgruppe Collider Parallelsitzungen inspirierten mehr als 200 Wissen- Phenommenology bei DESY Standort Hamburg wieder neu aufgebaut werden. schaftler zu einem angeregten und sehr interdiszipli- nären Gedankenaustausch. Eingebettet in diesen Rah- Im Rahmen einer gemeinsamen Berufung von DESY men hielt der renommierte Kosmologe Prof. J. Silk und der Universität Hamburg wurde Frau Prof. Gu- (Oxford) die Heinrich-Hertz-Lecture mit dem Titel drid Moortgart-Pick als W2-Professorin berufen. Sie Dark matters. nimmt ebenfalls zum 1. Oktober 2009 ihre Arbeit auf dem Gebiet der Phänomenologie an der Schnittstelle Ebenfalls im Juli fand im Rahmen des HISS-Programms zu Collider-Experimenten auf. Diese Professur ist ins- (Helmholtz Internatioal Summer Schools) der Helmholtz- besondere auf die Zukunftsprojekte von DESY in der Gemeinschaft in JINR/Dubna/Russland die 10-tägige Teilchenphysik ausgerichtet. Schule CALC – 2009 Calculations for Modern and Fu- ture Colliders statt, die gemeinsam von DESY und dem In der Arbeitsgruppe Stringtheorie wurden im Berichts- Theorie-Labor des JINR organisiert wird. Insgesamt zeitraum große Fortschritte gemacht bei der Anwen- gab es über 100 Teilnehmer aus mehreren Ländern. dung stringtheoretischer Methoden auf die Eichtheorie. Insbesondere ist es Mitarbeitern der Gruppe so zum Der diesjährige Theorieworkshop war der Collider Phe- ersten Male gelungen, die annomalen Dimensionen ei- nomenology gewidmet. Unter der Leitung von W. Hol- ner wechselwirkenden 4-dimensionalen Eichtheorie als lik (MPI München) hatte das Organisationskomitee Funktion der Eichkopplung exakt zu berechnen, ein ein interessantes und thematisch weit gefächertes Pro- Ergebnis, das weltweit große Beachtung gefunden hat. gramm zusammengestellt. In 20 Plenar- und 35 Par- allelvorträgen kamen zahlreiche aktuelle Themen der Schwerpunkte der Forschung in der Arbeitsgruppe Teil- Teilchenphänomenologie zur Sprache. chenkosmologie waren zum einen die Stabilität von Va- 18
Forschung Teilchenphysik tigstellung des Experiments wird daher wie vorgesehen 1 PAMELA 08 im Jahr 2011 erfolgen können (Abbildung 12). HEAT 94/95/00 In der Datenanalyse wurde eine Winkelauflösung von besser als 1◦ durch den Nachweis des Mondschattens Positron fraction e+/(e++ e−) demonstriert. In der Winkelverteilung der geladenen 0.1 kosmischen Strahlung konnte eine vom Nordhimmel her bekannte Anisotropie von der Größenordnung ei- niger zehntel Prozent erstmals auch am Südhimmel gemessen werden. Diese Beobachtungen werden jetzt mit Modellvorstellungen zu großräumigen galaktischen 0.01 Magnetfeldern bzw. kosmischen Einzelquellen kon- 1 10 100 1000 E [GeV] frontiert. Die Neutrino-Analysen haben zu wesentlich verbesserten oberen Grenzen für Neutrino-Quellen ge- führt. Dabei gelang es, die Suche von dem in Neu- Abbildung 11: Der gemessene Anteil kosmischer Po- trinos für IceCube am besten sichtbaren Nordhimmel sitronen bei hohen Energien übersteigt die Erwartung auch auf den Südhimmel auszudehnen. Die Aktivitä- aus dem Zerfall primärer kosmischer Strahlung aus der ten in Zeuthen sind zunehmend auf die Analysen und Milchstraße (abfallende gestrichelte Linie). Dieser An- „Physikernte“ konzentriert. In diesem Zusammenhang stieg könnte aus dem Zerfall von Gravitinos mit ei- baut DESY seine Rolle als europäisches Daten- und ner Masse von ∼ 600 GeV und einer Zerfallsdauer von Analyse-Zentrum für IceCube aus. ∼ 1. 5× 1026 s stammen (ansteigende gepunktete Linie). Das MAGIC Experiment hat ein zweites Teleskop mit 17 m Durchmesser in Betrieb genommen und da- kua in Theorien mit zusätzlichen Raumdimensionen. Es mit das physikalische Potential deutlich erhöht. Die wurde gezeigt, dass die Existenz skalarer Teilchen mit DESY-Gruppe hat für Multimessenger-Analysen ein Massen unterhalb der Gravitinomasse eine generische Programm initiiert, bei dem IceCube Trigger-Signale Eigenschaft ist. Zum anderen wurden Vorhersagen von dunkler Materie aus Gravitinos für die hochenergeti- sche kosmische Strahlung von Positronen, Antiproto- nen und Photonen untersucht (Abbildung 11). Die Aktivitäten auf dem Gebiet der Gittereichtheorie wurden neu strukturiert und die langfristigen Planungen überarbeitet. Insbesondere sind nun alle „DESY Lat- tice Physiker“ in einer Gruppe zusammengefasst, die auch die DESY-Forschergruppe am Neumann-Institut for Computing (NIC) bildet. Astroteilchenphysik Die weitere Komplementierung des IceCube-Experi- Abbildung 12: Ansicht der IceCube Bohrstation mit ments ist erfolgreich vorangeschritten. In der Saison Heizgeräten, Pumpen und der Bohrhütte im Vorder- 08/09 wurden 19 Strings installiert. Damit waren in grund. Im Hintergrund ein Radioteleskop und der Süd- Summe 59 von insgesamt 86 Strings im Eis. Die Fer- pol. 19
Forschung Teilchenphysik zur Steuerung des MAGIC-Gamma-Teleskops auf La und Zuverlässigkeit im internationalen Vergleich aus, Palma verwendet werden. Außerdem ist die Gruppe dieses wird durch regelmäßige Testprogramme inner- in die Analyse von Aktiven Galaktischen Kernen in- halb des weltweiten LHC-Computings extern überprüft. volviert. Ein Teil der Daten wurde in einer Multi- Gleichzeitig nimmt DESY mit einem etwa 70% Nut- Wellenlängen-Kampagne mit Röntgendaten und nie- zungsanteil seine internationale Verpflichtung wahr. derenergetischen Gamma-Strahlen verwandt. Das Tier-2 für CMS wird seit langem in einer Födera- tion mit der RWTH Aachen betrieben. Für das ATLAS Das CTA Experiment (Cerenkov Telescope Array) be- Tier-2 Zentrum wurde eine ebensolche Föderation mit findet sich in der R&D und Prototyp Phase und erhält der Universität Göttingen aufgesetzt. Föderation be- große Unterstützung durch den ASPERA Call in des- deutet dabei eine Koordination der (IT-) Services und sen Fokus die Förderung des CTA Experiments und eine Vertretung in LHC-Gremien, die von DESY wahr- von Dark Matter Searches stehen. Das Konsortium genommen werden. ist auf 105 Instituten aus 22 Ländern angewachsen. DESY arbeitet an folgenden Aufgaben: Entwicklung Zusätzlich unterstützt DESY eine Vielzahl von weite- eines Teleskop-Prototyps mit einem 12 Meter großen ren Experimenten, im Grid als virtuelle Organisationen Spiegelträger, Optimierung des CTA-Arrays, Produk- (VO) zusammengefasst. Hierzu gehören wesentlich die tion simulierter Daten mit Grid-Software, Vorschlag HERA-Experimente, ILC und IceCube, aber auch erste einer digitalen Trigger-Elektronik, Entwicklung der Communities auf der Forschung mit Photonen. Hochspannungs-Versorgung für die Photoröhren der Der Aufbau der National Analysis Facitilty (NAF) im Kamera und Design des Array Control Centers. Diese Rahmen der HGF-Allianz Physics at the Terascale wie- Arbeiten werden zum Teil in enger Kollaboration mit derum an beiden Standorten konnte auch dank einer der Universität Erlangen, der HU Berlin, dem MPI Hei- großzügigen Anschubfinanzierung durch das BMBF er- delberg und dem ANL durchgeführt. Eine Nachwuchs- folgreich durchgeführt werden. Das System ist seit län- gruppe der Helmholtz-Gemeinschaft wird ab 2010 ihre gerem betriebsbereit und wird intensiv und überwie- Arbeit aufnehmen. Damit werden die DESY-Beiträge gend von externen nationalen Nutzergruppen benutzt. zur physikalischen Analyse- und Daten-Rekonstruktion Es wurde ein Nutzerausschuss eingesetzt, in dem Be- wesentlich verstärkt. trieb und weiterer Ausbau mit den Experimenten abge- In der Astroteilchentheorie hat Prof. Martin Pohl am stimmt wird. 01.10.2009 seine Position als Leitender Wissenschaft- Im Rahmen der nationalen Grid-Initiative D-Grid (www. ler bei DESY und als Professor an der Potsdamer Uni- d-grid.de) konnte wiederum erfolgreich ein Aufsto- versität angetreten. Seine Gruppe wird eine Klammer ckungsantrag in beträchtlichem Umfang für Investitio- zum AIP Potsdam herstellen. nen im Hardwarebereich für das Grid-Computing ge- stellt werden. Gleichzeitig gelang es, in der D-Grid In- itiative sowie im EU-Projekt EGEE III Folgeanträge er- DESY Grid Center folgreich zu platzieren. Weiterhin hat das dCache Projekt (www.dcache.org) Das gemeinsame DESY Tier-2 an den beiden Stand- als eine insbesondere von DESY entwickelte und orten Hamburg und Zeuthen für die LHC-Experimente für die LHC-Datenspeicherung weltweit sehr zen- ATLAS und CMS wurde in 2009 entsprechend der trale Komponente die umfangreichen Grid-Aktivitäten Ausbaupläne weiterentwickelt. Neu hinzugekommen (siehe auch http://grid.desy.de) geprägt. DESY ist der Aufbau eines Tier-2 Zentrums für das LHCb- hat hier eine sehr hohe Sichtbarkeit und Verpflichtung, Experiment, der durch eine Anschubfinanzierung durch denn etwa 70% der LHC-Daten außerhalb von CERN das BMBF ermöglicht wurde. Das DESY Tier-2 insge- werden von dieser verteilt installierten Software ver- samt zeichnet sich durch eine sehr hohe Verfügbarkeit waltet. 20
Forschung Teilchenphysik Daneben wird intensiv an der Inbetriebnahme der Computing-Infrastruktur für das offline-Computing an PETRA III gearbeitet. Gleichzeitig berät die IT-Gruppe den XFEL in der Erstellung eines Computing Technical Design Reports (CTDR). Bei DESY werden Vorkeh- rungen getroffen, um den XFEL mit Standard-DV- Leistungen zu unterstützen. Diese Dienste können auf der Basis einer Kosten-Leistungsrechnung gegenüber der XFEL-GmbH abgerechnet werden, entsprechende Basis-Vereinbarungen wurden dazu vorbereitet. Im Rahmen der nationalen Grid-Initiative D-Grid (www. d-grid.de) konnte wiederum ein Projektantrag erfolg- reich zum Thema Datenmanagement in Zusammenar- beit mit anderen Forschungseinrichtungen gestellt wer- den. An der Fortführung des europäischen Projektes EGEE in einer neuen europäischen Gesamtstruktur EGI wird derzeit gearbeitet. Dazu ist DESY Mitglied der Gauß-Allianz geworden, einem Verein mit den wesent- lichen nationalen großen Rechenzentren als Mitglieder. Ziel ist, die nationale Grid-Strategie mit zu gestalten und die Interessen der deutschen Teilchenphysik zu vertreten. Weitere Projekte ALPS Abbildung 13: Ausschlussgrenzen für pseudoskalare Zur Suche nach bisher unbekannten sehr leichten und (oben) und skalare (unten) Axion-ähnliche Teilchen von extrem schwach wechselwirkenden Teilchen mit dem ALPS und anderen Experimenten. Experiment ALPS (Any Light Particle Search) wird ein hochintensiver Laserstrahl durch die Hälfte eines ses wichtige Ergebnis inzwischen veröffentlicht worden HERA-Dipolmagneten bis zu einer Wand geführt und (Abbildung 13). untersucht, ob in der zweiten Magnethälfte hinter der Der Erfolg von ALPS beruht ganz wesentlich auf den Wand Licht neu entsteht. Im Jahr 2009 konnte das Experimentiermöglichkeiten bei DESY sowie der Zu- Projekt erfolgreich abgeschlossen werden. In einer sammenarbeit von Hochenergiephysikern und Experten Kollaboration aus vier deutschen Instituten wurden zum Bau und Betrieb großer Laserinterferometer zum die weltweit empfindlichsten Messungen in diesem Nachweis von Gravitationswellen. Die an ALPS betei- Forschungsbereich durchgeführt. Dies gelang durch ligten Institute haben ihre grundsätzliche Bereitschaft Steigerung der effektiven kontinuierlichen Laserleis- zur Fortführung der Zusammenarbeit erklärt. tung von 34 W auf bis zu 1300 W und dem Einsatz einer neuen empfindlicheren CCD-Kamera. Damit hat In den kommenden zwei Jahren sollen Voruntersuchun- ALPS die ursprünglichen Projektziele deutlich über- gen über ein mögliches verbessertes Folgeexperiment troffen. Neben zahlreichen Konferenzbeiträgen ist die- durchgeführt werden. 21
Forschung Teilchenphysik OLYMPUS Aus der Hadron- und Kernphysik wurde unter Fe- derführung des Massachusetts Institute of Techno- logy (MIT) ein Vorschlag zur genauen Vermessung der e+ p/e− p Wirkungsquerschnitte bei DORIS als OLYMPUS-Experiment eingereicht. Für das Verständ- nis des Aufbaus des Protons ist die Bestimmung der elektrischen (GE) und magnetischen (GM) Formfak- toren von besonderem Interesse. Diese Formfaktoren beschreiben die Verteilung von Ladung und Magne- tismus im Proton. Die seit über 50 Jahren durchge- führten elastischen Elektron-Proton-Streuexperimente besagen, dass das Verhältnis GE/GM als Funktion des Impulsübertrags konstant ist. Neue Messungen mit Po- larisation am Jefferson Laboratory zeigen dagegen eine Abbildung 14: Schematischer Aufbau des OLYMPUS- signifikante Abweichung: das Verhältnis GE/GM fällt Detektors: In der Mitte die Target-Kammer und das als Funktion des Impulsübertrags ab. Es wird vermutet, Strahlrohr, umgeben vom GEM Spurdetektor (hellblau), dass dieses durch den Austausch von zwei Photonen Driftkammern (gelb) und Driftzeit-Detektoren (grau). bei der Wechselwirkung verursacht wird. Das bishe- Die Spulen an der Unterseite sind blau dargestellt. rige Verständnis des Protons basiert dagegen auf dem Austausch von nur einem Photon bei der elastischen Streuung. ARGUS-Wechselwirkungszone bei DORIS umgebaut Eine präzise Bestimmung des Zwei-Photonaustausches werden. soll nun mit dem OLYMPUS-Experiment bei DORIS durchgeführt werden. Es handelt sich dabei um die erste Der Vorschlag für das OLYMPUS-Experiment wurde Messung dieser Art überhaupt. Der Zwei-Photonaus- im Herbst 2008 eingereicht (Abbildung 14) und im tausch lässt sich relativ einfach bestimmen, indem die September 2009 fand eine umfangreiche technische Streumessungen sowohl mit Elektronen als auch mit Begutachtung mit externen Gutachtern statt. Das Pro- Positronen durchgeführt werden. Bei bisherigen Mes- jekt wurde daraufhin vom DESY Direktorium geneh- sungen sind nur Elektronen verwendet worden. DORIS migt. zeichnet sich dadurch aus, dass es der weltweit einzige Der Zeitplan sieht vor, den BLAST-Detektor Anfang Speicherring ist, der in dem gewünschten Energiebe- 2010 bei MIT zu demontieren, im Mai zu DESY zu reich ein schnelles Umschalten von Elektron- auf Po- transportieren und anschließend in der DORIS-Halle, sitronbetrieb mit hohen Strahlströmen ermöglicht. unterhalb der Strahlposition, aufzubauen. Die DORIS- Wechselwirkungszone soll im Winter 2010/11 umge- Für das neue Experiment soll der Bates Large Ac- baut werden, so dass im Sommer 2011 der Detektor ceptance Spectrometer Toroid (BLAST) verwendet in die Strahlposition gefahren werden kann. Die Da- werden, mit dem am Bates-Beschleuniger des MIT tennahme ist für Januar–Februar 2012 (ein Monat) und in den USA Messungen durchgeführt wurden. Der Oktober–Dezember 2012 (zwei Monate) vorgesehen. BLAST/OLYMPUS-Detektor soll dafür in den USA Dieser Zeitplan ist abgestimmt mit dem Betrieb der demontiert, zu DESY transportiert und wieder aufge- DESY-Synchrotronstrahlungsquellen. baut werden. Der Detektor ist im Vergleich zu den HERA-Experimenten relativ klein und einfach struktu- Die OLYMPUS-Kollaboration besteht zurzeit aus 57 riert. Für den Aufbau am DESY muss dazu die frühere Physikern und Ingenieuren aus 16 Instituten aus den 22
Forschung Teilchenphysik USA, Deutschland, Italien, Russland, Schottland und von Projektwochen und Praktika besucht. Dabei wur- Armenien. Das Experiment bietet eine einzigartige den auch langfristigere Arbeiten betreut: vier Schüler Möglichkeit, eine für das Verständnis des Protons wich- aus Cottbus arbeiten für zwei Jahre im Projekt mit, zwei tige Messung mit relativ geringem Aufwand durchzu- Schüler machen ihre 5. Prüfungskomponente für das führen. Sowohl der Beschleuniger als auch der Detektor Abitur in dem Projekt existieren bereits. Der Aufwand für die Modifikation von DORIS ist relativ gering. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Schülerlabor Das Jahr 2009 stand für DESY ganz im Zeichen des 50-jährigen Bestehens des Forschungszentrums. Viele Das DESY-Schülerlabor physik.begreifen am Stand- Veranstaltungen und Attraktionen begleiteten das Jubi- ort Hamburg bietet Schulklassen von der 4. bis zur läumsjahr. 13. Klasse eintägige Praktika zu unterschiedlichen The- menbereichen der Physik an. Die Praktika sind so ge- Es begann am 2. März 2009 mit einer großen Auftakt- staltet, dass die Kinder und Jugendlichen in kleinen veranstaltung, die zugleich die feierliche Amtübergabe Forscherteams möglichst eigenständig experimentie- des Vorsitzes des DESY-Direktoriums von Albrecht ren und durch eigenes Überlegen oder mit Hilfe von Wagner an Helmut Dosch darstellte. Regelmäßige öf- Informationsmappen die beobachteten physikalischen fentliche Abendveranstaltungen mit Vorträgen und Vor- Phänomene erklären können. Die Schülerinnen und führungen begleiten durch das Jubiläumsjahr. Im März Schüler werden bei ihrer Arbeit von fachlich und päd- lud DESY zum Science Photo Walk, bei dem rund 100 agogisch qualifizierten Studenten unterstützt. Das Ziel Fotografen Gelegenheit hatten, bei DESY „Forschung dieser Veranstaltungen ist es, das Interesse der Jugend- live“ zu portraitieren. Die besten Bilder wurden prä- lichen an Naturwissenschaften, insbesondere an Physik, miert und in einer Ausstellung im Hamburger Levan- zu wecken und zu fördern. Über die positiven Erfah- tehaus in der Mönckebergstraße präsentiert. Auch auf rungen im Schülerlabor lassen sich die Schülerinnen dem 820. Hamburger Hafengeburtstag mit Partnerland und Schüler schnell für Physik begeistern und sind Schweiz präsentierte DESY publikumswirksam eine sehr viel aufgeschlossener gegenüber dieser „harten Ausstellung zur Weltmaschine LHC am CERN in Genf Wissenschaft“. sowie Vorträge zum Thema Urknall. Eine große Veran- staltung mit Bundesforschungsministerin Schavan gab Die Nachfrage für Veranstaltungen bei physik.be- es am 21. Juli 2009 anlässlich der Grundsteinlegung greifen ist sehr groß. Binnen weniger Stunden sind für die Beschleunigermodul-Testhalle AMTF für den meist alle angebotenen Termine für Schulklassen und Röntgenlaser European XFEL. auch die Ferienaktionen ausgebucht. Der Schülerla- borpavillon wird in den kommenden Monaten aufge- Am 7. November 2009 folgte ein breit gefächertes stockt. Die Baumaßnahmen werden mit Geldern aus Programm zur Nacht des Wissens in Hamburg, an der dem Konjunkturpaket II finanziert, die uns über die sich DESY beteiligt, und zusätzlich einen Tag der of- Wissenschaftsbehörde in Hamburg zur Verfügung ge- fenen Tür mit verlängerten Öffnungszeiten anbietet. stellt wurden. Am 16. November folgte als weiterer Höhepunkt die Inauguration der neuen Lichtquelle PETRA III. Das Experimentierangebot im Vakuumlabor in Zeuthen wurde in 2009 von ca. 2500 Schülerinnen und Schü- Am 13. Juni 2009 beteiligte sich DESY wieder gemein- lern aus 112 Klassen genutzt. Auch das Cosmic-Lab sam mit der Humboldt-Universität an der Langen Nacht wurde von zahlreichen Jugendlichen zur Durchführung der Wissenschaften in Berlin. 23
Forschung mit Photonen Abbildung 15: Ada Yonath erhielt den Nobelpreis für Chemie 2009 (Fotos: Arbeitsgruppe Ribosomenstruktur der Max-Planck-Gesellschaft). 24
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