Was wissen Sie über Ihre Uni? - Freie Universität Berlin
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wir Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin 2 – 2012 Was wissen Sie über Ihre Uni? Gehen Sie auf Rätselrundgang durch die Freie Universität – und machen Sie mit beim großen Alumni-Quiz Früh dran: ZDF-Morgenmann Wulf Schmiese blickt zurück auf sein Studium im Wende-Berlin Weit draußen: Was Alumni im Studentendorf Schlachtensee erlebten ISSN: 1618-8489
FUBiS Freie Universität Berlin Internationale Sommer- und Winteruniversität FUBiS, das intensive akademische Sommer- und Winterprogramm der Freien Universität Berlin, bietet Fachkurse zu verschiedenen Themengebieten sowie Deutsch-Sprachkurse auf bis zu fünf Niveaustufen. Studierende erhalten für ihre Leistungen ECTS-Credits, die sie sich an ihrer Heimatuniversität anrechnen lassen können. • Term I 2013: 5. Januar – 26. Januar 2013 (3 Wochen) • Term II 2013: 25. Mai – 6. Juli 2013 (6 Wochen) • Term III 2013: 13. Juli – 10. August 2013 (4 Wochen) www.fubis.org FUBiS – where the world meets to study
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin Grußwort_ Liebe wir-Leser, liebe Ehemalige und Freunde Wie es sich anfühlen kann, das Studium in Dah- der Freien Universität, lem in einer bewegten Zeit, darüber spricht Alumnus Wulf Schmiese im Interview, er ist Jour- natürlich weiß ich nicht, was Ihnen zuerst ein- nalist und Moderator: Er kam Ende der achtziger fällt, wenn Sie an Ihre Studienzeit zurückden- Jahre nach Berlin und erlebte hier den Mauerfall ken. Aber wahrscheinlich sind es nicht aus- und das Ende der DDR. „Geschichtsstudium live“ schließlich die Kommilitonen und Kollegen, an nennt er diese aufregende Zeit (Seite 20). 3 die Sie sich erinnern, nicht nur das Fachwissen Gestatten Sie mir zum Schluss ein persönliches und die großen, spannenden Ereignisse. Oft sind Wort: Vor wenigen Tagen verstarb nach kurzer es ja auch bestimmte Details, Eindrücke, Neben- schwerer Krankheit Werner Väth, Professor am sächlichkeiten, die man mit einem Ort und ei- Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft und ner Zeit verbindet. Der graue November in Dah- Vizepräsident der Freien Universität. Im Namen lem etwa, der einen friedlich stimmt, wenn man der Ernst-Reuter-Gesellschaft möchte ich seiner über den Campus spaziert und durch die klei- Familie und seinen Freunden unsere Anteilnah- nen Parks. Oder die Aufbruchsstimmung zu Be- me aussprechen. Die Universität und ihre Ehe- ginn eines jeden Semesters. Oder die kleinen maligen trauern mit Ihnen und werden sein An- Fakten, über die man stolpert, wenn man die Au- denken in Ehren halten. gen offenhält: Albert Einstein lebte hier einst? Konrad Adenauer war bei der Eröffnung des Sie, liebe wir-Leser, möchte ich wie gewohnt ein- Henry-Ford-Baus dabei? Umberto Eco bekam laden, unsere Arbeit und Ihre Vorteile als Mit- die Ehrendoktorwürde? glied kennenzulernen – besuchen Sie uns im In- In dieser wir-Ausgabe möchten wir solche Erin- ternet: nerungen wecken und Aha-Erlebnisse schaffen; wir möchten Ihnen Ihre Freie Universität auf www.fu-berlin.de/alumni/erg eine neue, ungewöhnliche Weise nahebringen: mit einem großen Ratespiel. In unserem Quiz (ab Seite 30) können Sie testen, wie gut Sie Ih- ren Campus kennen – und erfahren womöglich Wir freuen uns auf Sie, herzlich Ihr Spannendes, von dem Sie nicht wussten. Außer- dem verlosen wir einige Preise, vor allem aus dem UniShop, der in diesen Tagen das fünfjäh- rige Bestehen seines gläsernen Ladengeschäfts in der Silberlaube feiert. Ich möchte allen Mit- arbeitern und Kollegen danken, die beim Auf- bau und Betrieb mitgeholfen haben: Durch Ihre Foto: privat Arbeit verstärken Sie die Identifikation und die Walter Rasch Außenwirkung der Freien Universität. Vorsitzender des Vorstands der ERG wir 2-2012 ► Grußwort
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin Inhalt_ 20 26 Rückblick aus der Frühschicht Rückkehr in die alte Heimat 4 Als Redakteur im Hauptstadtstudio moderiert Wulf Schmiese, 45, das Chemie-Studentin Helga Wehrmann zog ins Studentendorf Schlach- ZDF-Morgenmagazin. Im Interview erzählt er, wie bewegt seine Stu- tensee, um für ihren Abschluss zu lernen. Gut 50 Jahre später feierten dienzeit im Wende-Berlin war – und wer ihn prägte. Seite 20 viele frühere Bewohner das Jubiläum ihres alten Zuhauses. Seite 26 Augenblicke – Das Semester in Bildern_ Neubau in Dahlem, Neue Runde der Ballett-Universität, Ehrendoktor für Harvard-Chemiker, „Krieg der Sterne“ im Audimax Seite 6 wir kurz_ Neues aus Dahlem und der Welt Seite 14 Willkommen_ Goldene Promotion, Rhetorikforschung, Netzwerk für Forscher-Alumni Seite 18 Gratulation_ Frühkindliche Bildung, Ausgezeichnete Arzneimittelforschung, Erste Einstein-Professorin Seite 19 Das wir-Interview_ Wulf Schmiese, 45, hat an der Freien Universität studiert, als gerade die Mauer fiel: Fotos: privat (links), USIS/Press Unit, Photos (rechts) Geschichtsstudium live. Nach Promotion und Journalistenausbildung startete er seine Karriere bei der „Welt“, ging zur „Frankfurter Allgemeinen“, jetzt ist er beim ZDF. Ein Gespräch über Aufbrüche Seite 20 Kolumne_ Jugend forsch: Ein Zwischenruf von Stefanie Kutschmann, Präsidentin des Internationalen Clubs Seite 25 Rückblick_ Was frühere Bewohner in ihrer Zeit im Studentendorf Schlachtensee erlebten Seite 26 wir 2-2012 ► Inhalt
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin 30 38 Rate-Tour über den Campus Rastloses Engagement Spielerische Entdeckungreise: Wie gut kennen Sie die Freie Universität, Er promovierte an der Freien Universität und arbeitete nie länger als 5 an der Sie studiert oder gearbeitet haben? Finden Sie es heraus und ein paar Jahre am selben Ort. Reinhard Yoav Freiberg kämpfte in machen Sie mit beim großen Alumni-Quiz! Seite 30 aller Welt für die Rechte von Kindern und Jugendlichen. Seite 38 Titel_ Großes Alumni-Quiz: Wagen Sie die Campus-Knobelei Testen Sie Ihr Wissen über Ihre Hochschule beim Rate-Rundgang durch die Freie Universität. Und lassen Sie sich mit attraktiven Preisen belohnen! Seite 30 In der Welt zuhause_ Wie Alumnus Reinhard Yoav Freiberg sein Arbeitsleben in den Dienst von Unicef stellte Seite 38 Spitzenforscher_ Welche wissenschaftlichen Rätsel die Ernst-Reuter-Preisträger 2012 entschlüsseln Seite 42 Begehrte Tickets_ Wie ERG-Mitglieder von der Kooperation mit der Freien Volksbühne Berlin profitieren Seite 43 Nachruf_ Zum Tod von Werner Väth, Vizepräsident der Freien Universität Berlin Seite 44 wir lesen_ Bücher von Ehemaligen der Freien Universität Berlin Seite 45 Fotos: Bernd Wannenmacher Berühmte Alumni_ Das Internet über Katharina Wagner, Deutschlands werbewirksamste Wagnerianerin Seite 46 wir 2-2012 ► Inhalt
Neubauprojekt „Holzlaube“ Große Grube, kleine Fächer Sand, Zement und Gerüste: Östlich der Rost- und Silberlaube wächst ein Neubau aus dem Boden, der zweierlei beherbergen soll: Zum einen will die Freie Universität hier die sogenannten kleinen Fächer aus Geschichts- und Kulturwissenschaften bündeln. So bekommen Forscher und Studenten der Gebiete Altertum, Vorderer Orient, Ostasien und Religion gemeinsame Lehrräume und eine Bibliothek. Zum anderen entsteht hier eine naturwissenschaftliche Bibliothek. Für die geplanten gut 12.000 Quadratmeter Nutzfläche musste zwar das „Obstbaugelände“ weichen, doch plant das zuständige Münchner Architektenbüro Florian Nagel einen Ersatz für die Grünfläche: Dort, wo bislang ein Parkplatz war, entsteht ein Zierkirschgarten mit Sitzbänken. Der Neubau orientiert sich architektonisch an der Silberlaube, mit zwei bis drei Geschossen und mehreren Innenhöfen. Glas und Holz sollen dominieren, die Gebäude sollen möglichst viel Energie sparen und komplett barrierefrei sein. Gesamtkosten: gut 51 Millionen Euro. Foto: Bernd Wannenmacher
Zweite Auflage der „Ballett-Universität“ Vortrags-Reigen In Reih und Glied, in strenger choreografischer Ordnung, tanzen die Damen in Tschaikowskis „Schwanensee“. Die anmutigen Be- wegungen des Schwans sind nicht die einzigen aus Tier- und Pflanzenwelt, von denen sich Choreografen haben inspirieren lassen – von Balz- und Schwänzeltänzen, von wogenden Ähren, von Blüten, die sich öffnen und schließen. Die zweite Runde der „Ballett- Universität“, der gemeinsamen Vortragsreihe der Freien Universität und des Staatsballetts Berlin, spürt dem tierischen und pflanz- lichen Einfluss auf Tanz, Ballett und Choreografien nach: In insgesamt neun Veranstaltungen sprechen die Dozenten über Schwäne und Schnecken, Tiger und Lilien, untersuchen klassische und moderne Stücke sowie Tanzfilme auf Flora und Fauna. Die Reihe ist mit dem Wintersemester bereits gestartet, die Vorträge finden entweder am Institut für Theaterwissenschaft oder im „Foyer de la Danse“ des Staatsballetts statt und beginnen immer um 19 Uhr. Foto: Staatsballet Berlin
Ehrendoktorwürde für Chemiker George M. Whitesides Doktor Nano Ob George M. Whitesides sein Labor extra mitgebracht hat, lässt sich nicht erkennen – vielleicht steckt es noch in der Tasche des Harvard-Chemikers. Hineinpassen würde sein „Westentaschen-Labor“ jedenfalls. Kaum größer als eine Briefmarke, erkennt es Er- reger und Krankheiten wie Hepatitis, Malaria oder HIV schon mithilfe winziger Bluts- oder Urintropfen. Für diese Erfindung – ein bahnbrechendes Ergebnis seiner Forschungen in der Mikro- und Nanotechnologie – hat die Freie Universität dem 73-Jährigen die Ehrendoktorwürde verliehen. Das „Westentaschen-Labor“ ist viel billiger und einfacher als aufwändige Testreihen und könnte damit etwa in Entwicklungsländern zum Einsatz kommen und damit genau den Zweck erfüllen, den Whitesides sich für jede For- schung wünscht: Am Ende sollte ein praktisches, nützliches Ergebnis stehen. Das Labor für unterwegs ist nur eins davon: Insgesamt 120 Patente gehen auf Whitesides zurück. Foto: Bernd Wannenmacher
Wissenschaft trifft Science Fiction Das Imperium lauscht entzückt Die Helme blank poliert, die Uniformen herausgeputzt, den Blick nach vorn, so sitzen Darth Vader und seine imperialen Sturm- truppen im Henry-Ford-Bau. Ganz friedlich teilen sie sich die Bank mit einem feindlichen Jedi-Ritter, dessen Lichtschwert auf dem Schoß ruht. Keine Neuauflage von „Krieg der Sterne“ in Dahlem also, sondern eine Vorlesung in Grundlagenphysik: Der promovier- te Elektrotechniker Hubert Zitt von der Fachhochschule Kaiserslautern ist an die Freie Universität gekommen, um über „Zeitreisen und temporale Logik“ zu sprechen. Er mischt Ausführungen zu Einsteins Relativitätstheorie mit Szenen aus „Star Trek“ und „Zurück in die Zukunft“ – und fasziniert damit das Publikum, von denen viele in Kostümen und Uniformen gekommen sind, darunter v iele Nicht-Physiker. „Gedankenspiele wie in Science-Fiction-Werken interessieren mich besonders, weil sie Wissenschaft und F iktion zusammenbringen“, sagt der Dozent, bevor er seine Fans in die unendlichen Weiten seines Vortrages b eamt. Energie! Foto: Bernd Wannenmacher
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin wir kurz | Neues aus Dahlem und der Welt Neue Ausgabe von fundiert und damit einen Einblick in das eigene sie unter anderem fluorierte Schadstoffe erschienen Schaffen an. Teilnehmen können Stu- unschädlich machen. Der Schering-Preis Keine Angst vor Zahlen! Mit dieser De- denten der Berliner und Brandenburger ist mit einem Preisgeld von 5.000 Euro vise haben sich die Macher des Wissen- Universitäten. Offiziell geehrt wird Bär- verbunden. p schaftsmagazins fundiert der Mathe- fuss bei einer Feierstunde am 27. Februar matik an der Freien Universität Berlin 2013 im Roten Rathaus. p angenommen. Wie Gemeinsam stark: Universitäten vielfältig diese ist, Berliner Institut für Gesund- bilden neuen Verband f u n d ie r t sität Berlin 02 / 2012 zeigt das neue Heft: heitsforschung gegründet Die technischen Universitäten haben es Wissenschaftler be- Medizinische Erkenntnisse sollen Pa- vorgemacht, nun ziehen die Freie Uni- Freien Univer haf tsmagazi n der Das Wissensc Rechenheft schäftigen sich mit tienten künftig schneller zugute kom- versität und 14 weitere große Volluni- den Ursprüngen men – dank eines bundesweit einmaligen versitäten nach. Sie haben sich zu dem von Maßeinheiten Projekts. Der Bund und das Land Berlin Verband „German U 15“ zusammenge- und Zählsystemen gründen im nächsten Jahr das „Berliner schlossen. Als solcher wollen die Insti- ebenso wie mit der Institut für Gesundheitsforschung“. In tutionen ihre Interessen gegenüber der verflixten Sieben der Einrichtung, kurz BIG genannt, wer- Politik in Zukunft gemeinsam vertre- ISSN: 16165241 08.10.12 19:54 fundiert 2-2012.indd 1 oder dem Einsatz den Wissenschaftler der Charité und des ten und dadurch die Bedingungen für mathematischer Methoden für wirksa- Max-Delbrück-Centrums für Molekula- mere Medikamente. Nicht zuletzt stellt re Medizin (MDC) Grundlagenforschung 14 das Magazin Projekte des Berliner For- und klinische Forschung zusammen- schungszentrums MATHEON vor, das bringen. Neue Therapieformen und Mo- in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubi- delle für die Ausbildung sollen dadurch läum feierte. Das „Rechenheft“ zeigt au- auf den Weg gebracht werden. Mehr als ßerdem, wie sich Mathematiker gemein- 300 Millionen Euro an Fördergeldern sam mit Didaktikern der Freien Univer- haben Bund und Land bis 2018 zuge- sität für besseren Unterricht an Schulen sagt. Zusätzlich investiert die Bad Hom- einsetzen und damit die Brücke von der burger Unternehmerin und Stifterin der Wissenschaft, Forschung und Lehre in Forschung in den Alltag schlagen. p Stiftung Charité, Johanna Quandt, in den Deutschland verbessern. Alle Verbands- kommenden zehn Jahren 40 Millionen mitglieder erfüllen Mindestzahlen bei Lukas Bärfuss neuer Euro in die Arbeit des BIG. p Studenten und Professuren, führen das Heiner-Müller-Gastprofessor Fach Medizin und betreiben Grundla- Er schreibe über „die Freaks und Träu- Schering-Preis für Dissertation genforschung. Einer der beiden Vorsit- mer, die Schlafwandler und Fremdlin- der Freien Universität zenden ist der Präsident der Freien Uni- ge“, erklärte die Jury. Sie würdigte die- Seine Arbeit über Fluor-Verbindungen versität, Peter-André Alt. Vertreten sind se Charaktere im Werk des Schweizer war 2011 die beste Chemie-Promotion außerdem die Humboldt-Universität, die Autors Lukas Bärfuss als wertvollen Bei- an den Berliner Universitäten: Zu die- Universitäten Bonn, Frankfurt, Freiburg, trag zur Entwicklung der deutschen Ge- sem Urteil kommt die Schering-Stiftung Göttingen, Hamburg, Heidelberg, Köln, genwartsliteratur: Er erhält den Berliner Berlin angesichts der Dissertation von Leipzig, Mainz, München, Münster, Tü- Literaturpreis 2013 der Stiftung Preu- Moritz F. Kuehnel, die er an der Freien bingen und Würzburg. p ßische Seehandlung. Damit verbunden Universität vorlegte. Die Verbindungen Fotos: Freie Universität Berlin (links), Bernd Wannenmacher (rechts) sind nicht nur 30.000 Euro Preisgeld: zwischen Fluor und Kohlenstoff, mit de- Der Schriftsteller und Dramaturg wird nen sich der Chemiker auseinandersetzt, Berliner Wetterkarte feiert auch auf die Heiner-Müller-Gastprofes- gelten als besonders stark: Sie sorgen für 60-jährigen Geburtstag sur für deutschsprachige Poetik an der die hohe Widerstandskraft von Materi- Wie das Wetter wird, dokumentieren sie Freien Universität berufen. Er tritt in die alien wie Teflon, ins Negative verkehrt schon seit 60 Jahren ganz genau. Der Ver- Fußstapfen namhafter ehemaliger Gast- sich diese Eigenschaft jedoch bei Um- ein Berliner Wetterkarte erstellt bereits professoren wie Sibylle Lewitscharoff, weltgiften. Für die Wissenschaftler in seit dem 31. Oktober 1952 täglich eine Rainald Goetz und Herta Müller. In Dah- der Metallorganischen Chemie besteht Wetterzeitung, die im Wetterturm der lem bieten die Autoren stets im Som- die Herausforderung darin, solche Bin- Freien Universität in Steglitz entsteht. mersemester ein Seminar für Textarbeit dungen gezielt zu spalten. Dann könnten Die Zusammenstellung von Karten, me- wir 2-2012 ► wir kurz
wir brauchen Sie! rw irw irw irw irw ir w i Magaz in für die Eh em aligen der Freien Un für die Ehem Magazinrlin iversität Be eration en aligen der Freien Unive 1 – 201 0 Magazin für die Ehemalige rsität Berlin n der Freien Universitä DadfsorDa Deutschlan r m- Qu art ett hle sche Wa s w übeW issen r Iirhrg e eUw Sie Innen Magazin für die Ehemalige t Berlin 2 – 2010 Magazin für n der Freien Universitä t Berlin die Ehemaligen der Freien Unive Magazin 1 – 2011 für die rsität Berlin Eh 2 – 2011 emalig en der Freien Unive rsität 1 – 2012 Berlin 2 – 201 2 ni? der Freien Universität er Gen Wie ,fünf Absolventen ät erkunden n Universit – um die Macht in Star ke kämpfen Berlin Frauen: Wie Gehen er an der Freie zusammenwachsen d mmen Kunst bew Wissenschaftl Abso Sie tinn Treffen menko die Fre lvenau egt langsam ht, f Räen m und West nur sie Stacheldra ie Unive tseder lrundFreie gangnduUniv ersit ät Karr t zusa warum Ost berichten, wie Einheit erlebten Sie mi undrsi iversitä und Alumni Mauerbau und t beim tät –he welc unHind d mach rch ernis iere machen – eien Un eiten große n Alumn en se sie über wind en müs der Fr vorber i-Quiz sen Jung an aufs Altern Wie Ehemalige der Freien ie Al t und ch af t ETT tKarriere machen ART BERL INUniversität W lls ei in der Kulturbranche -QU TÄT e Gese er ERSI LEM UNIV Wow – DAH EN FREI und di aus und was sie antreibt DER ▪ Kl n) i: in Berli Parte 1953 ber SPD 1. 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Dezembe Vern s: sexam tisch 55 (geboren hlus von: , chao g Absc tes Staat ervt htern im Bundesta Zwei gern ertöc Amt: -Chefin Uni Fraktions der en Bürg An sfern leben Status: in mit Chancen ät: Angreifer Universit Freien an der Studium g): Jura schätzun Studierei fer (Selbstein r eye Fleißig T LIN s: ET BER hM Abschlus men RT TÄT Staatsexa UA RSI Zweites -Q op von: IVE Uni gernervt DA EM UN An der ominanz HL HL n) rist IEN Männerd DER EM DA FRE use FRE -Q R gha Ch IEN UA DE klin RT ▪ UNI Rec VER ET T 5 in Fran ▪ SITÄ T BER 197 s ust hau kH Part LIN tei: Aug ten CDU ei: Par P 30. dne T Alte 47 r: enke FD er: Alt (gebor en am im Abg eor ät: DAHLEM-QUARTET DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN Am Frak t: (geb oren am l 35 t: ns- Am ktio Ch ef Un ive rsit ): tion 16. ien ung Nov Fra : er Fre ätz Stat s-C ▪ Harald Wolf emb tus Ang us: hef im er Sta lnehm an der sch reif Abg 196 Tei m tein Stu er eord 3 in diu lbs mit (Se Jour dium Auß nete Ber lin) Stu a er nali an ens nha Jur reif n Partei: Stu smu der eite us die me : Die Linke Ziel diereife s Frei rcha Stu ht so : exa von stre en nce Ge uss ats vt Uni n chl s Sta Alter: Abs big r (Sel vers ner 1956 in Offenbach) bste Abs eite i ger 54 (geboren am 25. August Lic. chlu insc ität : Zw Un Co rer. ss: hätz der Amt: und FrauenAn der publ. ung An a und für Wirtschaft, Technologie Feh ): Bürgermeister, Senator lend Uni Ast en gerner Status: Büc hern vt von Titelverteidiger : Universität: Studium an der Freien Politikwissenschaft Studiereifer (Selbsteinschätzung): Zurückhaltend Abschluss: Dipl. pol. An der Uni gernervt vom: frühen Aufstehen Ansagen machen: Wie Schöpfer von Früh dra erfolgreic Alumnus Robert Skuppin „Liebhster ling Kreuz Vorleser berg“ n: ZDbegann in Dahlem ndsnicht Es war vom SFB-Putzmann : Wie sichF-M sdau er Evers Engagiert seine89Karriere e Muslima: als Deutschla alles echt: Wie Weit zum draChef von orgen Chris 1618-8489 tinema „radioeins Schluffigk ngsverbeund e AuWie SED-Staat eit: Horst 1618-84 Wie die Studentin Betül zyklopädie pflegt Alum ISSN: ußen : Was Beck “ aufstieg nn erWuum Aufrichtig vom Forschu eigen ISSN:Martin m verrädie t größte Online-En Ulusoy den Kampf der nus Andreas Kulturen Aluigmn den Nachlass lf Sch d seine Miriam Müller ner: Wie Student gte Zeit in DahleRulsch 8489 Ludw bekämpft i im Alltag DDR- ISSN: miese bli ihres Mann es Jurek kümm Schroeder, ker un Wikipedia Jochen Stadt, Fleißiger rdien st bewe ISSN: 1618- Stude skult ntend 1618-8489 ur doku ckt zurück ert e Politi Heiden ihre Foto: Klaus wir 2-20 Wechtteüber wir 2-2011.indd tauschte wir 1-2012.indd 1 orf Schmentiert ihrer Eltern auf sei 12.indd enrei kgrat“:los n die Pflege 1 23.05.11 16:13 rücachen Was ElkeDe utsch gege 1 10 19:4 1:29 Uhr lachte nsee erl n StuISSN dium: 1618-8489 üb zum er Aufw beim Karri ere 5.20 im We „Eine rden Uni schWie Ilse Biberti ihre 28.0 11:21:33 Uhr ebten nde-B r Ha llervo lfg mein an e g Kue“: Weis 1 01.12.2010 29.11.11 11:41 erlin : Diete r auf 1-2011.indd n Wo wir „Altevo ich e Worte e Ka rriere Deutl fs: Di 29.05.12 12:23 ISSN: und Tie 1618-8 Hochs 489 1 ndd wir 2-2010.i 26.11.12 1 13:29 dd wir 1-2010.in 3 Sie lesen das Magazin wir für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin und haben Gefallen daran gefunden? 3 wir informieren neue Absolventen über Möglichkeiten der Netzwerkbildung. 3 wir berichten über Absolventen der Freien Universität und helfen dabei, Kontakte von früher wiederaufzubauen. 3 Darüber freuen wir uns sehr und versprechen Ihnen weiterhin, unser Bestes zu geben. 3 Um Ihre Alma Mater tatkräftig zu unterstützen, können Sie Gutes tun und mit Ihrer Spende das Erscheinen des wir-Magazins sichern. 3 Für Ihre wir-Spende an die Ernst-Reuter-Gesellschaft erhalten Sie eine Spendenbestätigung. wir danken Ihnen! ✂ Überweisung/Zahlschein Konto-Nr. des Auftraggebers (Name und Sitz des überweisenden Kreditinstituts) (Bankleitzahl) Empfänger (max. 27 Stellen) Beleg/Quittung E R N S T - R E U T E R - G E S E L L S C H A F T für den Kontoinhaber Konto-Nr. des Empfängers Bankleitzahl 1 0 1 0 0 1 0 1 1 1 1 0 0 5 0 0 0 0 Empfänger ERNST-REUTER- Kreditinstitut des Begünstigten GESELLSCHAFT e.V. 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Die ausgefüllte Einzugsermächtigung senden Sie bitte an die Ernst-Reuter-Gesellschaft e.V. Kaiserswerther Straße 16 – 18, 14195 Berlin oder per Fax an 030 – 838 5 3078. Einzugsermächtigung Ich ermächtige die Ernst-Reuter-Gesellschaft widerruflich, einmal jährlich eine Spende von dem unten ge- nannten Konto im Lastschriftverfahren abzubuchen. Die Bedingungen der Teilnahme am Lastschriftverfah- ren erkenne ich an. Betrag: Verwendungszweck: wir-Spende Name, Vorname, Firma: Adresse: E-Mail: Name des Geldinstituts: Bankleitzahl: Kontonummer: Datum, Unterschrift des Kontoinhabers: ✗ ✂ Kennen Sie die Ernst-Reuter-Gesellschaft? Immer wieder hat sich Ernst Reuter während seiner Amtszeit als Regierender Bürgermeister von Berlin für die Gründung einer FU-Fördergesellschaft eingesetzt. Sein Wunsch wurde nach seinem Tod am 29. Septem- ber 1953 als Vermächtnis verstanden, und am 27. Januar 1954 wurde die Ernst-Reuter-Gesellschaft (ERG) ge- gründet. Die ERG unterstützt und fördert die Freie Universität Berlin ideell und materiell, um sie als Ort geistiger Auseinandersetzung, demokratischer Kultur und innovativer Ideen zu erhalten und auszubauen. Die ERG ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Spenden an die ERG sind steuerlich absetzbar. Mehr über die Aktivitäten der ERG und ein Antragsformular für die Mitgliedschaft finden Sie im aktuellen wir-Magazin und im Internet unter www.fu-berlin.de/alumni/erg. Herzlichen Dank! Sie unterstützen mit Ihrer Spende die Freie Universität Berlin. Nach dem Freistellungs bescheid des Finanzamtes für Körperschaften I in 13347 Berlin (Steuer-Nr. 640/55022) vom 30. September 2009 nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG sind wir von der Körperschaftssteuer befreit und als gemeinnützig anerkannt. Ihre Spende ist steuerab- zugsfähig. Dieser Abschnitt dient in Verbindung mit dem Kontoauszug bis 100,00 EUR als Spendenquittung. Auf Wunsch stellen wir g erne eine separate Spenden bestätigung aus.
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin wir kurz | Neues aus Dahlem und der Welt teorologischen Messwerten und Vorher- ker der Freien Universität um Professor sche Spitzenforschung sind bislang rar. sagen für Berlin, Deutschland und an- Raúl Rojas, denn Zuses Notizen bezie- Künftig steht Ziegler der AMS beratend dere Länder ist weltweit einzigartig. Ins hen sich vor allem auf seine Rechenma- zur Seite und darf selbst weitere Fellows Leben gerufen hatte das Projekt einst Ri- schinen, die als Vorläufer heutiger Com- wählen. Der Mathematiker ist besonders chard Scherhag, Meteorologie-Profes- puter gelten. Die unleserliche Schrift, für die Breite seiner Arbeit, für unge- sor der Freien Universität. Er wollte da- Durchstreichungen und eine eigene Ab- wöhnliche Lösungsansätze, aber auch für mit das Verständnis für die „verwickelten kürzungssystematik hatten sie bislang populärwissenschaftliche Vorträge und Wettervorgänge“ fördern, aber auch ei- schwer zugänglich gemacht. Nun bietet Bücher anerkannt. p ne engere Zu- das Konrad-Zuse-Archiv im Internet ei- sammenar- nen Einblick in die Arbeit und das Den- Bundesverdienstkreuz für beit zwischen ken des Wissenschaftlers. p Brunnberg und Gabriel Forschung, Zwei Wissenschaftler und Hochschul- Lehre und Ehrung für Günter M. Ziegler lehrer der Freien Universität haben das Wetterdienst aus den USA Bundesverdienstkreuz am Bande erhal- anstoßen. Der tägliche Bericht wird Er ist einer der Frontmänner der Berli- ten: Zum einen wurde der Dekan der heute von Hobby-Meteorologen ebenso ner Mathematik. Nun wurden die wis- Veterinärmedizin und Leiter der Klein- abonniert wie von Versicherungen. p senschaftlichen Leistungen von Gün- tierklinik in Düppel, Leo Brunnberg, ter M. Ziegler auch von amerikanischen ausgezeichnet – nicht, weil er bei ortho- Online-Archiv für Konrad Zuses Fachkollegen honoriert: Die American pädischen Problemen von Hunden und Nachlass veröffentlicht Mathematical Society (AMS) hat den Katzen Rat weiß, sondern wegen seiner 17 Eine detektivische Höchstleistung ist 49-jährigen zahlreichen Publikationen, seines Einsat- vollbracht. Wissenschaftler der Frei- Mathematik- zes für Doktoranden und seiner gesell- en Universität und Archiv-Mitarbeiter Professor der schaftlichen Verdienste. Zum anderen be- des Deutschen Museums München ha- Freien Uni- kam den Orden der Physik-Professor und ben den Nachlass des Computerpio- versität zum frühere Uni-Vizepräsident Helmut Gab- niers Konrad Zuse digitalisiert. Rund Fellow beru- riel. Neben seinem Engagement und sei- 90.000 Seiten mit Notizen wurden da- fen. Universitätspräsident Peter-André nen vielen Ämtern, seinen wissenschaft- bei in den vergangenen zwei Jahren ge- Alt gratulierte zu der „hohen internati- lichen Leistungen gilt die Auszeichnung sichtet, geordnet und digital archiviert. onalen Auszeichnung“. Genau als solche auch Gabriels „großem Beitrag zur Ge- Analyse und technische Zuordnung der will die Vereinigung ihre Fellowships staltung der Forschungslandschaft nach Aufzeichnungen übernahmen Informati- etablieren, denn Preise für mathemati- der Wiedervereinigung“. p Drei Fragen aus Dahlem ... ... an Julia Richter, 23, Studentin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Fotos: Bernd Wannenmacher (oben); Ulrich Dahl (Mitte) / Olympischer Sportbund (Kasten) Berlin, die mit ihrem Ruder-Doppelvierer bei den Olympischen Spielen in London die Silbermedaille holte. Frau Richter, was ist das Besondere an einer Olympiamedaille? Die WM und die EM finden jedes Jahr statt, die Olympischen Spiele nur alle vier Jahre. Man arbeitet über einen so langen Zeitraum auf diesen Finaltag hin, das macht es so besonders. Um sich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten, haben Sie an der Uni pausiert – werden Sie im Wintersemester weiterstudieren? Ja, seit Oktober bin ich wieder an der Uni, dann steht der Sport erstmal nicht im Vordergrund. Denken Sie schon über London hinaus? Was sind Ihre nächsten Ziele? Ich muss von Jahr zu Jahr denken, denn man muss sich ja immer wieder individuell beweisen, um sich für die Nationalmann- schaft zu qualifizieren. Vor allem muss man gesund bleiben, um Höchstleistungen bringen zu können. Ich werde auf jeden Fall weiterrudern, es macht mir wahnsinnig viel Spaß. Und: Das war noch nicht alles! p wir 2-2012 ► wir kurz
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin Willkommen_ Promovend Keutel: Freudiges Wiedersehen Wahlkämpfer Obama: Rhetorik des Siegers Engagierte Forscher: Bindekraft erhöhen Kleine Anatomiestunde: Wissenschaftler untersuchen: Netzwerke ausbauen: 18 Promovendenfeier von 1962 Wie redet Barack Obama? „Forscher-Alumni“ binden Die Jubilare der diesjährigen Goldenen Ob rhetorische Kniffe im Wahlkampf Eigentlich sind sie Türöffner im inter- Promotion zeigten sich beeindruckt, als Stimmen bringen, können Forscher nationalen Wissenschaftsbetrieb: Jedes sie bei einem Campusrundgang in der nicht sagen. Doch wie die rhetorischen Semester kommen ausländische Wis- Philologischen Bibliothek Halt machten: Tricks wirken, mit denen schon die al- senschaftler mit Forschungsfragen im Das Gebäude ist architektonisch einem ten Griechen ihr Publikum in den Bann Gepäck an den Campus der Freien Uni- menschlichen Gehirn nachempfunden, zogen, haben Wissenschaftler am For- versität, bevor sie ihre Laufbahn in der es trägt den Spitznamen „Berlin Brain“. schungsbereich „Languages of Emoti- Heimat fortsetzen. Solche Forscher- Der im Jahr 2005 eröffnete Bau des bri- on“ nun untersucht. Im Labor sollten Alumni will die Hochschule künftig en- tischen Star-Architekten Norman Foster Muttersprachler eine Obama-Rede von ger an sich binden. Für ihr Konzept wur- war für die 57 Ehemaligen allerdings nur 2008 lesen – Persönlichkeit und Emoti- de sie nun bei einem Ideenwettbewerb eine von vielen Veränderungem auf dem onalität des Parteitages blieben außen der Alexander-von-Humboldt-Stiftung Gelände der Freien Universität Berlin. vor. Um die Wirkung sprachlicher Mit- ausgezeichnet. Bis zu 130.000 Euro er- Aus diesem Grund widmete sich der Prä- tel wie etwa Gleichklänge und Wortwie- hält die Freie Universität, um ihre Pläne sident Peter-André Alt in seiner Anspra- derholungen zu untersuchen, erhielten in die Tat umzusetzen: So können sich che der jüngeren Universitätsgeschich- manche Testpersonen auch eine um die- etwa die Focus Areas, zuständig für das te – etwa der Auszeichnung in der zwei- se Eigenschaften bereinigte Version. Alle Bilden von Netzwerken und Arbeitsplatt- ten Runde der Exzellenzinitiative. Von Probanden mussten den Text während formen, vom kommenden Jahr an für die Erfolgen auf dem Gebiet der Kinderrech- des Lesens kontinuierlich bewerten, so- Finanzierung von Fachworkshops mit Fotos: Bernd Wannenmacher (links, rechts), istockphoto/EdStock (Mitte) te berichtete der Festredner Reinhard dass sich eine Kurve der rhetorischen Forscher-Alumni bewerben. Auch Sti- Yoav Freiberg, der seit seiner Promotion Wirkungen ergab. Gleichzeitig prüften pendien für die Nachwuchswissenschaft- für das Kinderhilfswerk Unicef arbeite- die Forscher unbewusste Effekte anhand ler der Alumni werden in mehreren Run- te. Als einer der wenigen Geisteswissen- körperlicher Reaktionen, wie dem Haut- den ausgeschrieben. Umgekehrt sollen schaftler unter den Jubilaren sah er sich leitwiderstand und feinsten Bewegungen dem Nachwuchs der Freien Universität einem Gros von Absolventen der medi- der Gesichtsmuskulatur. In Wahlkampf ebenso Austauschmöglichkeiten offen- zinischen Fakultät gegenüber, darunter von 2012 sei Obamas Rhetorik deutlich stehen. Weitere Informationen gibt es Jürgen B. Keutel, der in seinem Vortrag nüchterner ausgefallen, beobachteten auf der Internetseite des Alumni-Büros „Damals wars“ an die Studienbedingun- die Wissenschaftler. Sich nicht nur als (www.fu-berlin.de/alumni). Wenn Gast- gen zu Zeiten des Berliner Mauerbaus er- Mann schöner Worte zu geben: Auch das wissenschaftler künftig abreisen, steht innerte. p ist ein probater Wahlkampftrick. p eine neue Tür also fast schon offen. p wir 2-2012 ► Willkommen
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin Gratulation_ Alt und Hamm: Koopertaion mit Boschstiftung Chemiker Ritter: Beeindruckende Präsentation Mathematikerin Esnault: Liebe zu Zahlen Früher starten: Neues Zentrum Ausgezeichnete Hélène Esnault wird erste für frühkindliche Bildung Arzneimittelforschung Einstein-Professorin in Dahlem 19 In der Grundschule sind viele Bildungs- Von Langeweile keine Spur: Schon der Für Hélène Esnault war es Liebe: „Man karrieren bereits vorgezeichnet. „Die schwungvolle Vortrag von Tobias Ritter entdeckt immer wieder neue Aspekte ei- Weichen für die Bildung unserer Kinder lässt erahnen, dass der Wissenschaft- nes Bereichs, neue Fragen, das Geheim- werden bereits vor der Schule gestellt“, ler seit Jahren in den Vereinigten Staa- nis bewegt sich immer.“ Wahrschein- sagt Ingrid Hamm. Die Geschäftsführe- ten forscht und lehrt, wo es bekannt- lich ist es genau diese Leidenschaft für rin der Robert-Bosch-Stiftung und die lich etwas lockerer zugeht. In seiner Prä- die abstrakte Mathematik, die Hélène Freie Universität Berlin wollen aus die- sentation als frisch gekürter Träger des Esnault zu der Frau gemacht hat, die sie sem Grund den Fokus der Bildungsfor- Klung-Wilhelmy-Weberbank-Preises ist: Die 59-Jährige gilt als eine der wich- schung auf jüngere Kinder richten. Ge- 2012 veranschaulicht der Chemiker die tigsten Mathematikerinnen der Welt. meinsam planen die Institutionen ein Reaktionen, die er sonst im Labor her- Anfang Oktober übernahm sie nun die Zentrum für frühkindliche Bildung. beiführt: Kombiniert Tobias Ritter zum erste Einstein-Professur an der Freien Es soll wissenschaftliche Grundlagen Beispiel Arzneimittelbestandteile mit Universität Berlin, die von der Einstein- schaffen, die Politik beraten und dem Fluor-Teilchen, sind die Medikamente Stiftung Berlin gefördert wird. Am hie- Vorbild von Ländern folgen, in denen später im Körper wirksamer. Dieses Ver- sigen Mathematikstandort füllt H élène es bereits eine lange Forschungstradi- fahren wird zudem angewandt, um neue Esnault künftig eine Lücke: Mit ihrer tion zu diesem Thema gibt. Dort seien Materialien als Biomarker für die Krebs- Forschung zur Zahlentheorie knüpft die Wissenschaft und Praxis eng verzahnt, diagnostik zu entwickeln. Der 37-jähri- Französin an die langjährige Mathema- sagte Universitätspräsident Peter-André ge Harvard-Professor erhielt für seine tiktradition im Osten Berlins an. Seit Alt. Rund 430.000 Euro lässt sich die Forschung 75.000 Euro, und damit ei- Mitte der achtziger Jahre war sie mehr- Fotos: Bernd Wannenmacher (links, rechts), Rose Lincoln (Mitte) Freie Universität das neue Forschungs- ne der höchstdotierten privat finanzier- mals Gastwissenschaftlerin in Deutsch- zentrum kosten, außerdem stellt sie die ten Auszeichnungen für Nachwuchswis- land, lernte ihren Mann Eckart Viehweg Räume. Rund eine Million Euro gibt die senschaftler in Chemie und Physik. Stif- kennen – ebenfalls ein Mathematiker. Robert-Bosch-Stiftung in den nächsten ter sind die Otto-Klung-Stiftung an der Die gemeinsame Arbeit verlief – wie so fünf Jahren für das Projekt hinzu. Und Freien Universität Berlin, die Dr. Wil- oft im Leben Hélène Esnaults – preisge- vielleicht wird dann auch eines Tages In- helmy-Stiftung und die Weberbank- krönt: 2003 erhielt das Paar den wich- grid Hamms Hoffnung hierzulande Rea- Stiftung. Die Feierstunde im Audimax tigsten deutschen Wissenschaftspreis, lität: Dass Kinder im Vorschulalter nicht des Henry-Ford-Baus klang aus mit Fo- den Leibniz-Preis der Deutschen For- mehr nur betreut, sondern qualifiziert towünschen von Studenten, wie es sich schungsgemeinschaft. Das Erfolgsrezept gefördert werden. p gehört für Stars aus den USA. p war offenbar auch hier: die Liebe. p wir 2-2012 ► Gratulation
Als er für das Studium nach Berlin kam, fiel die Mauer. Als er für den Job zurückkehrte, begann die Berliner Republik: Wulf Schmiese, 45, verfolgt und kommentiert das politische Geschehen genau, erst als Student, dann als Journalist. Der Redakteur im Hauptstadtstudio moderiert das Z DF-Morgen magazin. Ein Gespräch über persönliche Aufbrüche und große Zeitenwenden. Früher wach, früher dran Abwechslungsreicher Tagesbeginn: Alumnus Wulf Schmiese spricht im ZDF-Morgenmagazin mit Bundesministern und Sterneköchen, mit Opositionspolitikern und Orkanforschern Foto: ZDF/Juergen Detmers
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin wir: Herr Schmiese, Sie begannen Ihr Ge- wir: Na, das war Live-Studium. Meine Fächer schichts-Studium an der Freien Universität zum waren Geschichte, Politikwissenschaften und denkbar spannendsten Zeitpunkt. Nordamerikastudien. Kein akademisches Se- minar hätte mehr bringen können. Für mich Wulf Schmiese: Wohl wahr! Zum Wintersemes- war es wie eine Entdeckungsreise: Wir fuhren ter 1989 zog ich von Münster ins eingemauer- in die untergehende DDR, wir haben Ost-Ber- te West-Berlin, in eine Neuköllner Ein-Zimmer- lins Kellerklubs kommen und gehen sehen, wir Wohnung mit Ofenheizung, das Klo auf hal- haben verfolgt, wie die Einheit auf den Weg ge- ber Treppe. Alles armselig studentisch und irre bracht wurde. Wir haben deutsch-deutsche Ge- spannend. Was ich nicht ahnen konnte im Sep- schichte gelebt. tember 89: Der Zeitpunkt war eine Punktlan- dung. Acht Wochen später fiel die Mauer. wir: Wir war die Stimmung an der Freien Uni- versität in dieser Zeit? wir: Können Sie sich noch an die Nacht am 9. November erinnern? Schmiese: Alles wurde überlagert von dem, was politisch in der Stadt und dem ganzen Land pas- Schmiese: Meine Mutter rief mich zu Hause an, sierte. Vielleicht gab es mal einen Studenten- nach der „Tagesschau“, es gab ja noch keine Han- streik oder einen hochschulpolitischen Streit, „Mauerfall und Wende, dys und kein Internet. Sie sagte, der Schwabow- aber das ging unter in dieser Zeit. ski habe in den Nachrichten angekündigt, die das war Live-Studium“ Mauer solle wohl auf sein. Ich bin dann hinge- wir: Sie kamen aus Münster nach Berlin – eine fahren und habe es mir angeguckt. Erst war da große Umstellung? gar nichts, dann wurde es die politisch span- nendste Nacht meines Lebens Schmiese: Münster ist eine der größten Univer- sitätsstädte, ich kannte volle Hörsäle und Se- wir: Was haben Sie erlebt? minarräume. Natürlich war die Stadt viel über- 22 schaubarer als Berlin. Doch auf dem Campus in Schmiese: Am Checkpoint Charlie war zunächst Dahlem lagen meine Fachbereiche fußläufig bei- nichts los, also habe ich mich erstmal in Schö- einander. Weit rausfahren musste ich von Neu- neberg mit Freunden im „Café M“ getroffen. Als kölln und später Kreuzberg, aber in Dahlem war ich dann nach Hause radelte durch die diesige dann alles Uni – ein sehr amerikanisches Kon- Novemberabend, knatterten massenweise Trabis zept. Mir gefiel es gut. und Wartburgs über den Hermannplatz. Aus ei- ner Telefonzelle rief ich meine besten Freunde wir: Man hört immer wieder, die Gebäude da- an, die zum Teil schon schliefen, und wir haben mals waren ziemlich marode. uns dann am Übergang Prinzenstraße getroffen. Da stand eine Jukebox vor einer Kneipe, es lief Schmiese: Manche Bauten waren dermaßen al- die ganze Zeit „Voyage, Voyage“, ein Hit aus den terschwach, dass sie das Wasser nicht mehr hiel- Achtzigern – und die Leute aus der DDR ström- ten und uns mit Asbest berieselten. Dennoch ten herüber. mochte ich den Modernismus von Rost- und Sil- berlaube. Die Gartenanlagen auf den Dächern, wir: Zeitgeschichte pur. die studentischen Cafés in Seminarräumen – in all dem Chaos fühlte ich mich wohl. Alumnus Schmiese: Schmiese: Mir lief ein Schauer über den Rücken Im manchmal chaotischen bei dieser Begegnung: Da kam ein Mädchen, so wir: Sie haben an der Uni auch gearbeitet. Dahlem der Neunziger alt wie wir damals, Anfang 20, die ganz zaghaft fühlte er sich wohl frage: „Is dit hier schon der Westen?“ Ja, freu‘ Schmiese: Als wissenschaftliche Hilfskraft, so Dich doch, sagte ich und nahm sie in den Arm. nannte sich das, am Lehrstuhl für Zeitgeschichte Da weinte sie los und schluchzte fassungslos: und Internationale Beziehungen des Friedrich- „Das war alles? Die paar Meter?“ Meine Freun- Meinecke-Instituts, den Arnulf Baring innehatte. de und ich fuhren in den Tagen darauf immer wieder an die Mauer, ans Brandenburger Tor, wir: Ein bekannter wie auch umstrittener Autor begrüßten die Trabis und feierten mit den Ost- und Wissenschaftler. deutschen und West-Berlinern. Schmiese: Ich habe ihn als im positiven Sinne wir: War da ans Studium überhaupt noch zu streitbaren Professor erlebt, mit dem man sich denken? gut und heftig auseinandersetzen konnte. Ba- wir 2-2012 ► Das wir-Interview
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin ring war ja ein großer Verehrer Willy Brandts, nisch geprägt war – obwohl er die Regierungspo- mit dem er noch Kontakt hielt. Das faszinierte litik der USA stets kritisierte. uns Studenten natürlich, wie uns all seine Kon- takte zu Politkern und Staatsmännern faszinier- wir: Sie gingen dann selbst in die USA. ten. Nicht, weil er mit großen Namen um sich warf, sondern weil er Politiker, Berater und Di- Schmiese: Genau erklären kann ich mein Ame- plomaten einlud – und es schaffte, dass sie auch rika-Interesse nicht, es war einfach schon sehr wirklich kamen. lange da. Schon nach dem Abitur war ich das erste mal drüben – in Boston, später für jour- wir: Wie lief das ab? nalistische Praktika wieder an der Ostküste und noch später dann für einen Forschungsaufent- Schmiese: Es gab einen Kreis von Kollegen, Stu- halt während meiner Promotion über deutsch- denten und früheren Mitarbeitern, ein gutes amerikanische Beziehungen in New York. Historiker Schmiese: „Die Orte, Dutzend, das Baring seine FU-milie nannte. Ein- mit denen wir uns beschäfti- mal in der Woche trafen wir uns abends in sei- wir: Das Amerika-Bild in Berlin war ja durchaus gen, muss man auch gesehen nem Büro, es gab Brot, Käse und Wein, und er gespalten… haben“, riet sein Doktorvater besprach mit uns die Weltlage. Plötzlich saßen da auf dem kleinen Sofa in Dahlem Menschen, Schmiese: So habe ich es auch erlebt, und das die wir nur aus dem Fernsehen und der Zeitung ausgerechnet an der FU, die ja ohne die Hilfe kannten: Hans Apel etwa, der langjährige Finanz- der Amerikaner so nicht gegründet worden wä- und Verteidigungsminister, der einstige „Kron- re als politisch „freie“ Universität. Die USA wur- prinz von Helmut Schmidt“, wie Baring ihn den einerseits als Schutzmacht geschätzt, auch pries. Apel erzählte uns, wie er zum Beispiel den in West-Deutschland, andererseits gab es diese Streit um den Nato-Doppelbeschluss erlebt hat- Ami-Go-Home-Stimmung und Straßenschlacht- te. Oder Günter Schabowski kam zu uns, der eben Demonstrationen, wenn US-Präsidenten zum noch gefeiertes Politbüromitglied war, bis er so Staatsbesuch kamen. Mir war das radikale Ge- radebrechend die Maueröffnung verkündete. tue, die a-priori-Ablehnung immer zu platt und 23 einseitig. Natürlich waren auch wir damals ge- wir: Inwiefern hat Baring Sie geprägt? gen manches, was Reagan zu verkörpern schien. Aber er war 1987 seiner Zeit – und vor allem vie- Schmiese: Baring sagte immer: Die Orte, mit de- len von uns Jugendlichen – weit voraus, als er in nen wir uns beschäftigen, muss man auch mal Berlin forderte: „Mister Gorbatschow, tear down gesehen haben. Wer eine Seminararbeit über die this wall.“ Zukunft der Nato schrieb, sollte möglichst ein- mal im Hauptquartier in Brüssel gewesen sein. wir: Wenn man Texte aus Ihrer Zeit an der Uni Wer über die Politik der USA schrieb, sollte Wa- und in den USA liest, fällt auf, dass sie auch für shington und den Kongress kennen. Wer sich akademische Laien verständlich sind, fast jour- mit dem Spanischen Bürgerkrieg befasste, sollte nalistisch geschrieben. nach Madrid und Barcelona reisen. Diese prak- tische, anschauliche Herangehensweise und die Schmiese: Es machte mir Freude, den oft ver- Gespräche mit den zeitgeschichtlichen Persön- knoteten akademischen Duktus zu entwirren lichkeiten, die er an den Lehrstuhl holte, beides und ich war bemüht, eigene Sätze nicht unnö- hat mich geprägt. Das war ja ein journalistischer tig ineinander zu verflechten und zu winden. Es Ansatz, der mir heute sehr nutzt. gab – und gibt wahrscheinlich immer noch – ein Vorurteil in der Wissenschaft gegenüber dem „Den verknoteten wir: Gab es noch andere Professoren, die Ihnen journalistischem Schreibstil. Anstrengend! Ich akademischen wichtig waren? finde, der Sekundärtext muss in der Regel nicht Duktus entwirren“ komplizierter sein als die Originalquelle. Und Schmiese: Einige. Am Otto-Suhr-Institut wie an verständlicher Sprache leidet die Tiefe der auch am John-F.-Kennedy-Institut. Da war ne- Analyse nicht, im Gegenteil: Je klarer formuliert, ben dem Juristen Knud Krakau auch Ekkehart desto weiter kann man in die Materie eindrin- Krippendorf, mit dem Baring befreundet war, gen. Das ist im politischen Journalismus, den obwohl sie sich politisch überhaupt nicht nahe- ich mir als Beruf ausgesucht habe, genauso. standen. Krippendorf war einer der engen Weg- gefährten Rudi Dutschkes gewesen, noch immer wir: Eine Frage, die sich viele Studenten heute überzeugter Linker, der Achtundsechzig verkör- noch stellen: Wie gelingt der Sprung von der Uni perte, und dessen Arbeit zugleich sehr amerika- in den Journalismus? wir 2-2012 ► Das wir-Interview
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin Schmiese: Während des Studiums verdien- werden, wieder als Parlamentskorrespondent. te ich mir Geld und Bücher als Rezensent für Erst war ich für die Grünen zuständig, dann den „Tagesspiegel“, die „Süddeutsche“ und die für die FDP, später die SPD und schließlich für „Das Fernsehen F.A.Z. Nach dem Studium besuchte ich die Hen- die Union. Ab 2007 schrieb ich für die tägliche ri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg. F.A.Z. zudem über das Außenministerium. Bis musste ich komplett Den ersten Job bot mir Mathias Döpfner an, der auf die Linke habe ich über alle Parteien be- neu lernen“ heute Vorstandsvorsitzender des Axel-Sprin- richtet. ger-Verlags ist. Damals übernahm er gerade die Chefredaktion der „Welt“ und wollte mich dort- wir: Dann wagten Sie etwas vollkommen Neu- hin holen. es, den Schritt ins Fernsehen – und wurden da- mit selbst zur öffentlichen Figur, die auch einem wir: Was reizte Sie ausgerechnet an der „Welt“, ganz anderen Maß an Kritik ausgesetzt ist. Auf wo andere Nannen-Schüler zum „Spiegel“, zur einmal gibt es einen Wikipedia-Eintrag über Sie, „Zeit“ und zum „Stern“ gingen? die Google-Trefferliste explodiert. Schmiese: Mathias Döpfner versprach: „Wir wer- Schmiese: Lob gibt´s auch jede Menge. Kritik den die ‚Welt‘ neu erfinden.“ Er bot mir außer- gehört ebenso dazu, na und? Wir Journalisten dem an, als Parlamentskorrespondent nach kritisieren ja auch andauernd. Klar, das war eine Bonn zu gehen – so habe ich über die letzten große Umstellung. Print und TV, das ist für mich Monate der Regierung Kohl berichtet, über die beides Journalismus im selben Terrain, aber da- Bundestagswahl 1998, über den Start von Rot- bei so unterschiedlich wie Wasserball und Turm- Grün und den Hauptstadt-Umzug nach Berlin. springen. Ich dachte anfangs: Beides findet doch im selben Becken statt. Tatsächlich musste ich wir: Und wieder zogen sie in ein Berlin des Um- eine Sportart komplett neu lernen, noch dazu bruchs? vor aller Augen. Training gab´s so gut wie keins. Vorher habe ich eher für eine politisch inter- 24 Schmiese: Da schloss sich für mich ein Kreis: essierte Elite geschrieben, da zählte der Inhalt. Mein Studium hatte mit dem Ende der DDR be- Jetzt zählt auch die Kopfhaltung und die Farbe gonnen, mein Arbeitsleben begann mit dem En- des Hemds. de der Bonner und dem Anfang der Berliner Re- publik. Wir: TV ist seichter? wir: Sie blieben nicht lange bei der „Welt“. Schmiese: Es ist mehr breit als tief. Was es schwieriger macht, wenn der Anspruch dersel- Schmiese: Nur zwei Jahre. Mathias Döpfner be geblieben ist, nämlich verständlich und prä- wechselte in den Zeitungsvorstand und ich be- zise zu sein. Nun ist als Ziel hinzu gekommen, kam ein Angebot, Gründungsredakteur der drei bis vier Millionen Zuschauer sowohl zu „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zu unterhalten als auch zu informieren. Abwechs- lungsreicher ist die Arbeit im Morgenmagazin insofern, dass ich da in den zwei Stunden mit so vielen verschiedenen Themen und so unter- Der Morgenmann schiedlichen Menschen zu tun habe – vom Bun- desminister bis zur Sterneköchin, und vom Op- Wulf Schmiese, 45, moderiert als Redakteur und politischer Anchorman seit positionsführer bis zum Orkanforscher. 2010 das „ZDF-Morgenmagazin“, eine der längsten Live-Sendungen des deutschen Fernsehens. Er stammt aus Münster und zog 1989 nach Ber- wir: Sie mischen jetzt seit über zehn Jahren im lin: An der Freien Universität studierte er Geschichte, Politikwissenschaf- Hauptstadtjournalismus mit, wie hat sich Ihre ten und Nordamerikastudien, arbeitete am Lehrstuhl für Zeitgeschichte und Arbeit und die Ihrer Kollegen verändert, jenseits promovierte in Geschichte über die deutsch-amerikanischen Beziehungen. vom Wechsel zum Fernsehen? Zeitweise lebte und arbeitete er in den USA. In Hamburg absolvierte er die Henri-Nannen-Journalistenschule. Danach wurde er Politischer Korrespon- Schmiese: Es ist alles noch schneller geworden dent der „Welt“, bald darauf für ein Jahrzehnt Hauptstadtkorrespondent der bei steigender Konkurrenz – und zwar auf bei- „Frankfurter Allgemeinen“, zuletzt war er dort für Außenpolitik und die Uni- den Seiten, der Politik und dem Journalismus. onsparteien zuständig. Auch nach seinem Wechsel zum Fernsehen schreibt Politiker müssen sich ständig fragen: In welche er noch, unter anderem als Kolumnist für „Cicero.de“. Schmiese lebt mit sei- Sendung gehen? Wem ein Interview geben – und ner Familie in Berlin, er ist verheiratet und hat drei Kinder. wem besser keins? Wo müssen wir drin stehen? Wo kann das Netz schaden? Manchmal wirken wir 2-2012 ► Das wir-Interview
wir | Magazin für die Ehemaligen der Freien Universität Berlin einige Politiker und Wirtschaftsvertreter fast verzweifelt im Wettlauf, überhaupt noch vorzu- kommen. Kolumne_ Jugend forsch wir: Welchen Anteil haben die Medien daran und die Journalisten? Schmiese: Das Internet hat vieles verändert – und tut es noch. Immer mehr Nachrichten und Kommentare erscheinen online während der Was sich heutige Studenten von den Ehemaligen wünschen: Politiker noch redet. Der Druck, etwas früher Ein Zwischenruf von Stefanie Kutschmann, 22, Präsidentin zu haben als die Konkurrenz, hat zugenommen des Internationalen Clubs der Freien Universität Berlin und die Deutungs- und Meinungsvielfalt ge- mindert. Bachelor, Master, Bolognareform, Internatio- wir: Wie ist das mit den sozialen Medien im nalisierung, Netzwerkpflege, Mobilität – diese Netz: Nutzen Sie beispielsweise Twitter für Ih- Schlagworte bestimmen unseren Hochschulall- ren Job? tag. Längst gibt es zwei Arten von Studenten: diejenigen, Schmiese: Als ich zur Präsidentschaftswahl in die mit Turbo studieren, und den USA geschickt wurde, habe ich Tweets als solche, die erstmal leben wol- ZDF-Reporter abgesetzt. Da kam auch einiges len. Welcher Weg der richtige zurück, es ist eine neue Art, mit dem Zuschauer ist? Sagt es uns, liebe Alumni. Was uns alle eint, in direktem Kontakt zu stehen, die Spaß macht. ist die Ungewissheit, die alles überragende Fra- ge: Was kommt nach dem Abschluss? wir: Wie haben Sie die steigende Geschwindig- Es ist ja nicht so, dass uns niemand Ratschläge keit und den Druck empfunden? geben würde. Achte auf deine Noten, lerne Spra- 25 chen, knüpfe Kontakte, mach Praktika, bringe Schmiese: Durchaus als Ansporn. Die F.A.Z war vielleicht auch einen Auslandsaufenthalt unter, eigentlich immer vergleichsweise gelassen, die dann wird das schon klappen mit der Karriere Redaktion rennt nicht jeder Sau hinterher. Sie nach dem Abschluss. Alles nützliche Tipps, die setzt eigene Schwerpunkte. Das macht die Auto- Ungewissheit bleibt. rität der Zeitung für Deutschland aus. Aber auch Die Annahme, dass Studenten von euch direkt dort haben die Kollegen und ich natürlich ver- mit Jobangeboten überhäuft werden, gehört der sucht, relevante Nachrichten oder Zitate exklusiv Stephanie Kutschmann, 22, Vergangenheit an. Dafür gibt es einfach zu viele zu haben und schneller zu sein als andere. Noch studiert Nordamerikastudien von uns, die jedes Jahr abschließen. Das verste- beim Fernsehen merke ich, dass die Tageszei- und Geschichte an der Freien hen wir. Aber wir sehen euch in der Pflicht, uns tung nicht nur zur Analyse wichtig ist, sondern Universität. Sie engagiert sich zu begleiten, während und nach dem Studium. nach wie vor ein wesentlicher Lieferant auf dem seit Beginn ihres Studiums für Ihr sollt uns nicht permanent über die Schulter Nachrichtenmarkt. den Internationalen Club, ei- schauen, dazu habt ihr sowieso keine Zeit, aber ner Organisation von Studen- ihr solltet uns doch das Gefühl geben, dass ihr wir: Zwei große Zeitungen stehen gerade vor ten für Studenten. Seit April unseren Weg verfolgt, selbst wenn es nur auf ei- dem Aus, die „Frankfurter Rundschau“ und die 2012 ist sie dort Präsidentin. ner einzigen Veranstaltung im Jahr ist. „Finacial Times Deutschland“. Langfristig strebt Sie eine Ja, wir studieren an einer sogenannten Massen- Referententätigkeit in der Bil- Uni und fühlen uns manchmal wie eine Num- Schmiese: Das ist traurig für die gekannte Viel- dungspolitik oder den Interna- mer. Was an der Freien Universität mit ihren falt und bitter für so viele Kollegen. Der Zeiten- tionalen Beziehungen an. rund 28.000 Studenten manchmal fehlt, ist das wandel im Journalismus gewinnt an Tempo. Vor Foto: privat Gefühl der Zusammengehörigkeit. Im Sinne über 100 Jahren wurden die Kutschen allmäh- der Netzwerkuniversität sollten wir daher zu- lich von Autos abgelöst – und kein Kutschenbau- erst einmal versuchen, näher zusammenrücken. er fasste Fuß auf dem neuen Markt. Zeitungen Ihr habt euch bewusst dafür entschieden, immer versuchen längst, ihre eigene Transformation noch Teil der Hochschule zu sein, liebe Ehema- ins Digitale zu schaffen. Wie immer das ausgeht: lige. Geht also mit positivem Beispiel voran, seid Qualitätsjournalismus wird es weiter geben, ge- etwas präsenter, auch für die jüngeren Semester, druckt wie online, im Radio wie im Fernsehen – sodass auch wir uns entscheiden, nach unserem oder eines Tages in einem gänzlich neuen For- Abschluss Studenten auf ihrem Weg zu begleiten mat, das wir alle noch nicht kennen. p (und aktive Alumni zu werden). p wir 2-2012 ► Jugend forsch
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