ARBEITSORGANISATION UND ARBEITSEFFIZIENZ - AM LANDWIRTSCHAFTLICHEN BETRIEB LFI Österreich
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VORWORT OPTIMALE BEDINGUNGEN FÜR BETRIEB UND MENSCH SCHAFFEN Die Arbeit gut organisieren und die Zeit konsequent nutzen – das sind Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Produktion auf dem zukunftsgerichteten Landwirtschaftsbetrieb. Ein auf den Betrieb und die darin wirtschaftenden und lebenden Menschen abgestimmtes Arbeits- und Zeitmanagement ist mitent- scheidend sowohl für den wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes als auch für die Lebensqualität der Bäuerinnen und Bauern. Mit einem Arbeits- und Zeitmanagement lassen sich Arbeit und Zeit nicht nur optimal erfassen, planen, organisieren und verbessern. Da- mit kann es auch gelingen, die Zeit für den Betrieb, die Familie und die sozialen Kontakte in ein optimales Gleichgewicht zu bringen. Diese Broschüre soll einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse zu Arbeitszeit- und Arbeitsorganisationsmodellen geben. Die Un- terlage ist als Nachschlagewerk für die 3 größten Ansatzpunkte/ Potenziale zur Arbeitseffizienzsteigerung unter Berücksichtigung wesentlicher Abweichungen für die Betriebszweige Rind/Schwein/ Weinbau gedacht und dient zur Optimierung der Arbeitsorganisa- tion am Betrieb. Wir wünschen ausreichend Zeit und viel Spaß beim Lesen und Wei- terbilden. Abbildung 1: Arbeitsorganisation im Mittelpunkt, C: Andrik Langfield/Unsplash IMPRESSUM HINWEIS Herausgeber Alle Inhalte vorbehaltlich Druck- und Satzfehler. LFI Österreich, Schauflergasse 6, 1015 Wien www.meinBetrieb-meineZukunft.at Alle Angaben in dieser Broschüre erfolgen trotz sorgfältiger Bear- Erste Auflage: März 2020, Eigenverlag beitung ohne Gewähr, jegliche Haftung für eventuelle fehlerhafte Angaben und deren Folgen des Herausgebers und der Autoren ist Redaktion / Mitwirkende ausgeschlossen. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Unterlage darf DI Gerald Biedermann, Landwirtschaftskammer Niederösterreich in irgendeiner Form ohne Genehmigung des Herausgebers und der DI Wilfried Freytag, Landwirtschaftskammer Steiermark Autoren reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme DI Stephan Scheffknecht, BEd, Landwirtschaftskammer Burgenland verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. DI Lisa Piller, BSc, LFI Österreich DI Gertrude Freudenberger, Landwirtschaftskammer Steiermark Hinweis im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes: Aufgrund der leich- DI Martina Gerner, Landwirtschaftskammer Niederösterreich teren Lesbarkeit sind die verwendeten Begriffe und Bezeichnungen Karolin Humer, M.Sc,. LK Steiermark zum Teil nur in einer geschlechtsspezifischen Form ausgeführt, stehen Dr. Juliana Mačuhová, LFL Bayern aber für beide Geschlechter. Franz Strasser, ABL, Landwirtschaftskammer Oberösterreich Mag. Irene Unterkofler, selbständige Beraterin Unterstützung von weiteren Kolleginnen und Kollegen der Landwirt- schaftskammern und Ländlichen Fortbildungsinstituten Fotos, soweit nicht anders angegeben: stock.adobe.com 2
INHALTS- VERZEICHNIS ARBEITSORGANISATIONSPRINZIPIEN/ INNENWIRTSCHAFT ARBEIT UND ZEIT ERFASSEN UND BE“WERT“EN 4 Arbeitszeitbedarf im Betrieb 4 Arbeitszeit und Arbeitsproduktivität 8 Arbeitszeit in der Vollkostenrechnung 8 Hilfsmittel für die Erfassung und Be“wert“ung von Arbeit und Zeit 9 ARBEIT UND ZEIT PLANEN UND ORGANISIEREN 13 Ziele setzen 13 Prioritäten festlegen 13 Pläne für Arbeit und Zeit erstellen 14 Arbeitsanweisungen ausarbeiten 14 Exkurs Büroorganisation 15 Hilfsmittel für die Planung und Organisation von Arbeit und Zeit 17 ARBEIT UND ZEIT KONTROLLIEREN UND OPTIMIEREN 24 Arbeit und Zeit analysieren und vergleichen 24 Arbeit und Zeit verbessern 25 „Lean Farming“ 25 Hilfsmittel für die Kontrolle und Optimierung von Arbeit und Zeit 26 ERFOLGSFAKTOREN AUF EINEN BLICK 31 Die 10 Planungsregeln 31 ARBEITSWIRTSCHAFT IN DER RINDERHALTUNG Tägliche Arbeiten im Griff (Freudenberger) 32 Rinderhaltung – Degressionseffekte (Freytag) 33 Melken (Mačuhová, Biedermann) 35 Fütterung (Biedermann) 38 ARBEITSORGANISATION IN DER SCHWEINEHALTUNG Arbeitszeit in der Schweinemast einsparen 42 Einstallen: Einstallrhythmus 42 Ausstallen: Vorsortieren und Verladen 42 Sauenhaltung – mehr Freizeit durch organisatorische Änderungen 44 Praxisbeispiel aus den Arbeitskreisen Schweine- haltung – Beispiel Mahl- und Mischtechnik 48 ARBEITSORGANISATION IM WEINBAU Arbeitszeiten im Weinbau 50 Quellenverzeichnis 59 3
ARBEITSORGANISATIONSPRINZIPIEN/ INNENWIRTSCHAFT AUTOREN: DI Stephan Scheffknecht, Landwirtschaftskammer Burgenland; Mag. Irene Unterkofler ARBEIT UND ZEIT ERFASSEN UND BE“WERT“EN Das Erfassen und Be“wert“en aller mit dem Betrieb in Zusammenhang BETRIEBSFÜHRUNGSARBEITEN stehenden Tätigkeiten und deren Zeitbedarf ist (neben betriebswirt- Die Arbeitszeit, die LandwirtInnen für Betriebsführungsarbeiten schaftlichen Aspekten) nicht nur für eine bestmögliche Planung und aufwenden, nimmt einen ständig größer werdenden Anteil an der Organisation von Arbeit und Zeit Voraussetzung. Es ist auch wesentlich Gesamtarbeitszeit im Betrieb ein. Die LandwirtInnen verbringen für das Erkennen und Optimieren von Schwachstellen. immer mehr Zeit im Büro und immer weniger auf dem Feld oder im Stall. Zurückzuführen ist dies u. a. auf die fortschreitende Tech- nisierung und Automatisation sowie den zunehmenden administ- » ARBEITSZEITBEDARF IM BETRIEB rativen Aufwand. Die Technisierung und Automatisierung der Landwirtschaft hat den Für eine umfassende Arbeits- und Zeitplanung gilt es daher, auch auf Arbeitsbedarf in den letzten Jahrzehnten pro Einheit (ha, Milchkuh, arbeitswirtschaftliche Daten zur Betriebsführung zurückzugreifen, die Mastplatz, …) stark sinken lassen. Seit 1970 hat sich die Zahl der in Qualität und Quantität mit denen für die produktionsbezogenen Ar- landwirtschaftlichen Betriebe mehr als halbiert. Im Gegenzug dazu beiten (wie Melken oder Pflügen) vergleichbar sind. sind die landwirtschaftlichen Betriebe gewachsen, wodurch sich der Arbeitsanfall pro Betrieb selbst nicht wesentlich verändert hat. Ar- Denn erst der Miteinbezug von Kennzahlen zur Betriebsführung er- beitsbelastung kann daher nach wie vor zu einem erstzunehmenden möglicht eine Aussage über den Gesamtarbeitszeitbedarf in einzelnen Thema werden. Produktionszweigen und im Gesamtbetrieb. Tipp: Zur Unterstützung von Bäuerinnen und Bauern bei besonde- Zu den Betriebsführungsarbeiten zählen im Detail: ren Lebenssituationen wurde die Initiative „Lebensqualität Bauern- • Planung und Organisation, ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N hof“ (www.lebensqualitaet-bauernhof.at) gegründet. Unter der • Kontrolle, Nummer des Bäuerlichen Sorgentelefons (0810/676 810) können die • Aufzeichnungen, Themen Arbeitsbelastung, Überlastung und Lebensqualität („Work- • Antragswesen, Life-Balance“) mit professionellen AnsprechpartnerInnen anonym be- • Einkauf, sprochen werden. • Verkauf, • Geldverkehr und Finanzen, Im landwirtschaftlichen Betrieb fallen im Wesentlichen folgende Ar- • Buchführung, beiten an: • Information und Weiterbildung, • Beratung. • Produktionsbezogene Arbeiten in der Innen- und Außenwirt- schaft (Tätigkeiten zur Führung, Verwaltung und Kontrolle eines Ein Vergleich von Milchviehwirtschaft und Ackerbau zeigt in den Produktionsverfahrens; direkt einem Produktionsverfahren zuor- nächsten Diagrammen, dass der Arbeitszeitbedarf für einzelne Arbei- denbar) ten der Betriebsführung sowohl im Ackerbau als auch in der Milch- • Sonderarbeiten (unregelmäßig anfallende, sowohl termingebun- viehhaltung mit dem Umfang des Betriebszweiges steigt. Allerdings dene als auch nicht termingebundene Tätigkeiten wie Reparaturen, nehmen im Ackerbau Planung und Organisation den größten Raum Wartung, Reinigung etc.; direkt einem Produktionsverfahren oder ein, im Milchviehbetrieb hingegen halten sich diese mit den Kontroll- dem Betrieb zuordenbar) arbeiten weitgehend die Waage. • Betriebsführungsarbeiten (siehe nächste Absätze) 4
Arbeitszeitbedarf für die Betriebsführung im Ackerbaubetrieb Arbeitszeitbedarf für die Betriebsführung im Ackerbaubetrieb 2000 8.0 1800 Beratung 7.0 Arbeitszeitbedarf je Betrieb und Jahr (Akh) Arbeitszeitbedarf je Betrieb und Jahr (Akh) Information und Weiterbildung Arbeitszeitbedarf je ha und Jahr (Akh) 1600 Buchführung 6.0 1400 Geldverkehr und Finanzen Verkauf 5.0 1200 Einkauf 1000 4.0 Antragswesen Aufzeichnungen 800 3.0 Kontrolle 600 Planung und Organisation 2.0 400 1.0 200 0 0.0 50 100 150 200 250 500 1000 1500 2000 50 100 150 200 250 500 1000 1500 2000 Ackerfläche (ha) Ackerfläche (ha) Abbildung 2: Abbildung 3: Arbeitszeitbedarf für die Betriebsführung im Ackerbaubetrieb je nach Betriebsgröße Arbeitszeitbedarf für die einzelnen Betriebsführungsarbeiten im Ackerbaubetrieb Arbeitszeitbedarf für die Betriebsführung im Milchviehbetrieb Arbeitszeitbedarf für die Betriebsführung im Ackerbaubetrieb 2500.0 25.0 Beratung Arbeitszeitbedarf je Betrieb und Jahr (Akh) Arbeitszeitbedarf je Betrieb und Jahr (Akh) Information und Weiterbildung Arbeitszeitbedarf je Kuh und Jahr (Akh) 2000.0 20.0 Buchführung Geldverkehr und Finanzen Verkauf 1500.0 15.0 Einkauf Antragswesen Aufzeichnungen 1000.0 10.0 Kontrolle Planung und Organisation 500.0 5.0 0.0 0.0 30 40 50 60 80 100 120 160 200 30 40 50 60 80 100 120 160 200 Anzahl Kühe (n) Anzahl Kühe (n) Abbildung 4: Abbildung 5: Arbeitszeitbedarf für die Betriebsführung im Milchviehbetrieb je nach Betriebsgröße Arbeitszeitbedarf für die einzelnen Betriebsführungsarbeiten im Milchviehbetrieb (Quelle: Christoph Moriz und Ulrike Klöble, „Arbeitszeitbedarf für die Betriebsführung“, Fachartikel KTBL 2010) » ARBEITSZEITERFASSUNG Für die Erfassung der benötigten Arbeitszeit der verschiedenen Tätig- beitsablaufschritte (und damit der Genauigkeit und dem Zeitaufwand keiten in der Landwirtschaft (IST-Zeiten) stehen der arbeitswirtschaft- für die Erfassung) sowie der Zielsetzung der Erhebung. lichen Forschung und den LandwirtInnen diverse Hilfsmittel sowohl off- als auch online zur Verfügung. Die Erhebungsarten unterscheiden Beispiele für Erhebungsmethoden sind in folgender Tabelle darge- sich nach der Methode, dem Detailierungsgrad der gemessenen Ar- stellt und beschrieben: METHODE BEFRAGUNG/ ARBEITS- ARBEITS- ARBEITS- ARBEITS- INTERVIEW TAGEBUCH ZEITKARTE BEOBACHTUNG VERSUCH Erklärung am Telefon, durch In chronologischer Der Arbeitszeitbe- Die Arbeitszeit- Unter laborähnli- ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N einen Onlinefrage- Reihenfolge werden darf je Arbeitskraft messung mittels chen Bedingungen bogen oder Face- täglich diverse wird manuell in eine Beobachtung und werden unter to-Face werden den arbeitswirtschaft- Tabelle eingetragen. einer Stoppuhr ist Beobachtung oder LandwirtInnen Fra- liche Angaben wie Wie beim Arbeits- eine der häufigs- mittels eines an- gen zur Arbeitswirt- Arbeitskräfteeinsatz, tagebuch und der ten angewandten gelegten Versuchs schaft (Arbeitskräfte- Arbeitsvorgänge Befragung werden Methoden in der Ar- Arbeitsplätze und einsatz, geschätzter oder eingesetzte Be- die Arbeitszeiten beitszeitforschung. Situationen und Arbeitszeitbedarf, triebs- und Arbeits- geschätzt. Ziele Auch Videoaufnah- gestaltet und Zeiten Betriebsausstattung) mittel schriftlich sind vor allem die men von konkreten gemessen. Diese gestellt. festgehalten. Betriebskontrolle Arbeitstätigkeiten Methoden wer- und der Betriebsver- können dabei zur den gerne für die gleich. Dokumentation Planzeiterstellung eingesetzt werden. herangezogen. Detailgrad * ** ** ** *** 5
ARBEITSZEITERFASSUNGS-APPS Apps können die manuelle Zeiterfassung und auch die Auswertung Suchmöglichkeiten sowie Datenexportmöglichkeiten und statistische wesentlich erleichtern. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Apps sind Auswertungen oder Lokalisierungsfunktionen (etwa über Google- derzeit auf dem Markt, die neben der Zeiterfassung auch Sortier- und Maps) ermöglichen. APP WEBSITE ATIMELOGGER2 www.atimelogger.com Erfassung von Zeitaufwand von alltäglichen Aktivitäten, Tages-, Wochen-, Monatsstatistik, Berichte in Form von Diagrammen, weniger geeignet zur Arbeitszeiterfassung im beruflichen Sinn, eher zur privaten Nutzung für Per- sonen mit wenig Freizeit und straffem Terminplan CLOCKODO www.clockodo.com Stoppuhr regelt Zeiterfassung, flexible Auswertung, genaue Nachvollziehbarkeit, gute Bedienbarkeit EOMAGIS www.eomagis.com Monats- und Jahresberichte, Exportmöglichkeiten, Projektüberwachung, Zeiterfassung, spezielle Tage, einfache Bedienbarkeit, guter Support, Tagesübersichten, individuelle Zeitmodelle, Adminrechte Vergabe, Serverstandort Deutschland, hohe Sicherheit GLEEO TIME TRACKER www.gleeo.com mehrere Aktivitäten gleichzeitig möglich, Zeitblöcke erfassbar, animierte Zeitachse, automatisierte Backups für Google Drive, schnelle Übersicht, werbefrei HARVEST www.getharvest.com Tagesansicht, Wochenansicht, sehr detailierte Aufzeichnung möglich, Integration von Apps, die schon in Verwen- dung sind, Überarbeitungsalarm, Kapazitätenrechner, Abrechnung, kostenfreie Testversion, direkt von der Home- page runterladbar, einfache Verwendung, fortschrittliche Erfassung, visueller Bericht über erledigte Aufgaben in bestimmtem Zeitraum HOURS TIME TRACKING www.hourstimetra- Für jede Aktivität ein extra Bericht möglich, macht Organisation von Projekten leichter, visuelle Zeitleiste zur cking.com Veranschaulichung HUBSTAFF www.hubstaff.com für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen geeignet, Gehaltsberechnungen, hauptsächlich von Unter- nehmen eingesetzt, Abrechnungssystem, Integration mit weiteren Management-Apps, Produktivitätsmonitor, Berichte, GPS, Zeitpläne, Bezahlung ohne Kreditkarte möglich NEUNZEIT www.neunzeit.de online Zeiterfassung, Software und Webversion, keine App, gute und übersichtliche Features, deutsches Unter- nehmen PAYMO www.paymoapp.com ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N beliebige Anzahl an Usern integrierbar, einfache Ressourcenplanung, Alarmfunktion für wichtige Ereignis- se, Projektvorlagen, "all in one-screen", Kommentar-Funktion, Abhängigkeiten aufzeigen, Zeitbudget, Pri- oritätenliste, Urlaub- und Ressourcenplanung, Management für "unscheduled work", Finanzmanagement, Teamarbeitsplanung, Desktop Apps, EmailFunktion, Bezahlfunktion QLAQS www.qlaqs.de verschiedene Produkte des Unternehmens, aufgabenbasierte Zeiterfassung für kleine Unternehmen, Erfassung nach Projekt oder Tätigkeit, Synchronisationen auf allen Geräten, Verwaltung von Umsatz und Budget, Web- Center, Kalender, Schüttelfunktion, Archivierung, Datensicherung, GPS, Geheimzahlsperre, Email, integrierter Pausenabzug SAGE DPW MOBIL www.sagedpw.at einfache Bedienung, DPW Mobil in DPW Software integriert, kein Datenverlust bei Synchronisierung, Mitarbei- ter- und Manager-Paket, Urlaubsanträge stellen, Krankmeldungen vom Arzt aus senden, Reisekostenabrech- nung möglich, Gehaltszettel-Archiv 6
SMART TIME MOBILE VON NOVACHRON www.novachron.com mobile Zeiterfassung, Verknüpfung mit Standortdaten (GPS), Anzeige von Resturlaub und Buchungen, Wochen- übersicht, Statustableau für anwesende und abwesende Mitarbeiter, Abwesenheitsanträge, Korrekturbuchun- gen, Zeiterfassung auf Projekte und Kostenstellen, Verknüpfungen der Buchungen mit Abwesenheitsgründen, Buchungsabfragen; vollständiger Funktionsumfang nur bei smart time 8 plus TAPTILE www.taptileapps.de nur Apple TIMEMOTO® CLOUD (PLUS) BY SAFESCAN www.safescan.com 25 Benutzer, Echtzeitüberblick, Dienstplan, Überstunden-Berechnung, mobiles An- und Abmelden, von mehreren Arbeitsplätzen aus verwendbar TIMEORG www.zimco.com nur Apple, hauptsächlich für Minus- und Plusstunden, nicht für die Stundenaufzeichnung in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen TIMETAC www.timetac.com Arbeitszeit- und Projektzeiterfassung, Standortdaten via GPS- ortsbezogener Nachweis der Leistungserbringung, Möglichkeit zur Nutzung von NFC (Near Field Communication), Transponder überall montierbar, offline fähig TIMR www.timr.com Erstellung Arbeitszeitmodell, Festlegung Sollstunden, Zeitausgleich/ Urlaub/ Krankenstand verbuchbar, Pro- jektzeiterfassung, Fahrtenbuch, GPS-Positionserfassung, Stundennachweis als pdf, Abrechnung nach Tag/ Woche/ Monat möglich, Feiertagskalender, automatische Stunden-und Urlaubssalden im Zeitkonto, Verwal- tung durch Webanwendung, CloudBackup, zentrale Verwaltung, DSGVO konform, beliebig viele User, offline- fähig, korrekte Zeitbuchung über Zeitzonen hinweg TOGGL www.toggl.com einfache Bedienung, erstellter Bericht hängt von Genauigkeit der Eingabe ab und richtet sich nach den vom User ausgewählten Aspekten, Basic Features und Advanced Features, Kalender-Integration, Zeiterfassung auch für priva- te Aktivitäten wie Sport möglich, individualisierte Version zusammenstellbar (ohne Preisangabe) TYME 2 www.tyme-app.com synchronisierbar mit allen Apple-Geräten, für Teams und Einzelpersonen, Kalender, Stundenzettel, Erinnerun- gen, GPS, Fahrtkosten TSHEETS BY QUICKBOOKS www.tsheets.com hohe Genauigkeit, alle Zeiterfassungen und Planungen können mit allen Teilnehmern in der App geteilt werden, Überstunden-Alarm, Berichte, kostenfreier Verbraucher-Service per Telefon, GPS, auch die kosten- freie Version gestattet Zugang zu allen Features WORKINGHOURS www.timopartl.com in OneDrive oder Cloud speicherbar, Steuerbar via Widget ohne Öffnen der App, NFC, GPS, Kalenderintegration ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N ZEP www.zep.de Offline fähig, Erkennung von Reisen, Erfassung von Belegen, Einfach QR-Code Anmeldung, webbasierte Version notwendig, mehr für Projekte als für gesamte Zeiterfassung, Erfassung von pdf- und Bildanhängen, Buchung aus Kalender, Erfassung von Mahlzeiten, von Start bis Stopp Verwendung von GPS, auch wenn App nur im Hinter- grund läuft, reduziert also Batterielaufzeit, App allein ist keine eigenständige Zeiterfassungs-Anwendung 30/30 www.3030.binaryham- nur für Apple Geräte, Eingabe erfolgt über Icons/Bilder, direkte Verknüpfung zur iCloud, Konzept: 30 Minuten mer.com arbeiten, 30 Minuten Pause machen Manche Apps bieten auch die Möglichkeit, Prozessdaten (etwa von die Arbeitsgänge vorab in der Vergleichsgruppe genau zu definieren, einer Maschine) automatisch zu erfassen und zu dokumentieren und damit die Vergleichbarkeit gewährleistet werden kann. ggf. mit betriebswirtschaftlichen Daten und Softwareprogrammen zu verknüpfen. Es wird davon ausgegangen, dass das Angebot in diesem Methoden zur Ermittlung des planmäßigen Arbeitszeitbedarfs (SOLL- Bereich in Zukunft noch weiter ausgebaut wird. Werden Zeiterfas- Zeiten) sind in den nächsten Kapiteln dargestellt. sungs-Apps zum Betriebsvergleich genutzt ist es besonders wichtig, 7
» DER EIGENEN ARBEITSZEIT EINEN WERT GEBEN ARBEITSZEIT UND ARBEITSPRODUKTIVITÄT ARBEITSZEIT IN DER VOLLKOSTENRECHNUNG Die menschliche Arbeit ist neben dem Boden und dem Kapital der Autor: Gerald Biedermann, Landwirtschaftskammer Niederösterreich wichtigste Produktionsfaktor auf dem landwirtschaftlichen Betrieb. Der Einsatz des Produktionsfaktors Arbeit ist grundlegende Voraus- In betriebswirtschaftlichen Aufzeichnungen sind die von der bäuer- setzung für Produktion und für Produktivität in der Landwirtschaft. lichen Familie bereitgestellten Produktionsfaktoren (wie die Arbeits- leistung der Familienmitglieder) nicht als Aufwand erfasst. Dennoch Als Maß für arbeitswirtschaftliche Überlegungen in der Landwirt- stellt die von familieneigenen Arbeitskräften geleistete Arbeitszeit (in schaft werden Arbeitskrafteinheiten (AK) verwendet. Abhängigkeit der Betriebsausrichtung) häufig einen sehr großen (Kos- ten-)Faktor dar. 1,0 AK entspricht einer Person, deren Erwerbsfähigkeit nicht gemin- dert ist und die mindestens 270 Tage zu je 8 Stunden im Jahr arbeitet. Für den Produktionsfaktor Arbeit sind daher nicht nur die Lohnkosten Eine Person wird auch bei mehr als 270 Arbeitstagen nur als 1,0 AK für saisonale oder fix angestellte Arbeitskräfte und für die vergebenen gerechnet. Bei Arbeitskräften, welche nicht voll leistungsfähig sind, Lohnarbeiten (z. B. Mähdrusch, Bauarbeiten etc.) zu berücksichtigen, erfolgt eine Reduktion. Bei mindestens 270 Arbeitstagen gilt in Ab- sondern auch jene, die in Form des Lohnansatzes für die familieneige- hängigkeit vom Alter der Arbeitskräfte: nen Arbeitskräfte im landwirtschaftlichen Betrieb anfallen. • bis 15 Jahre 0,0 AK In der Vollkostenrechnung werden die Kosten für den Produktionsfak- • 15 bis 18 Jahre 0,7 AK tor Arbeit möglichst genau erfasst und in der Folge auf die bestehen- • 18 bis 65 Jahre 1,0 AK den Betriebszweige aufgeteilt, um Aussagen zu deren Wirtschaftlich- • 65 bis 70 Jahre 0,7 AK keit treffen zu können. • ab 70 Jahre 0,3 AK Konkret wird die ermittelte Arbeitszeit mit einem Lohnansatz pro Die Arbeitsproduktivität gibt dabei das Verhältnis zwischen Output Stunde multipliziert, der dem gewünschten Nettoverdienst pro Stun- (z. B. Milchmenge in kg) und Input (z. B. Arbeitsstunden in AKh) inner- de entspricht. Daraus ergeben sich die Kosten für die eigene Arbeits- halb eines Produktionsprozesses wieder. Wichtig ist dabei, dass alle zeit, die um die im jeweiligen Betriebszweig anfallenden Sozialversi- Arbeiten, tägliche und nichttägliche wie auch die Betriebsführungs- cherungsbeiträge und die Kosten für entlohnte Arbeitskräfte erweitert arbeiten, mitbetrachtet werden. Erst dann kann die Arbeitsprodukti- die Faktorkosten für die Arbeit ergeben. vität (z. B. kg Milch je Arbeitskraftstunde) korrekt berechnet werden. Eine gute Arbeitsorganisation ermöglicht es, das Verhältnis zwischen „ARBEITSERTRAG“ ALS WESENTLICHE KENNZAHL DER Output und Input in der Arbeitsproduktivität zu optimieren. Von Be- ARBEITSPRODUKTIVITÄT deutung für den Betrieb ist dabei auch, ein Gleichgewicht zwischen Zentrale Kennzahl aus der Betriebszweigabrechnung im Zusammen- Arbeitsproduktivität und Arbeitsbelastung zu schaffen. Dazu gehört hang mit der eigenen Arbeitszeit ist der Arbeitsertrag. Dieser drückt nicht nur „Die Dinge richtig zu tun“, sondern auch „Die richtigen Din- aus, welcher Betrag bei Bewertung aller übrigen eingesetzten Fakto- ge zu tun“. ren für die nicht entlohnten Arbeitsstunden erwirtschaftet wird. Er er- rechnet sich, indem zum kalkulatorischen Betriebszweigergebnis der Lohnansatz dazu gezählt wird. Der Arbeitsertrag pro Stunde kann durch Division des Arbeitsertrages durch die nicht entlohnten Arbeitskraftstunden (nAKh) ermittelt wer- den. Würde als Lohnansatz der ermittelte Arbeitsertrag des jeweiligen Betriebszweiges angesetzt, würde das kalkulatorische Betriebszweig- ergebnis Null sein. ARBEITSERTRAG GESAMT UND ARBEITSERTRAG PRO nAKh DES BETRIEBES UND PRO BETRIEBSZWEIG IN EURO Betriebszweig ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N Milch- Kennzahl Betrieb Ackerbau produktion Rindermast Sonstiges Kalkulatorisches -2.326 1.631 195 -2.212 -1.941 Betriebszweigergebnis + Lohnansatz 35.547 1.489 27.855 4.738 1.465 = Arbeitsertrag 33.221 3.120 28.050 2.526 -476 Nichtentlohnte AKh 3.202 134 2.509 427 132 Arbeitsertrag pro Stunde 10 23 11 6 Negativ Abbildung 5: Arbeitsertrag gesamt und pro nAKh bei Beispielsbetrieb, BMLFUW 2018 8
POTENZIALE IM BEREICH DER ARBEITSEFFIZIENZ Die Erfahrungen mit der Ermittlung des Arbeitszeitbedarfes zeigen, zu rechnen sind. So werden im Melkstand vielfach auch private Ange- dass die täglichen Arbeiten der Innenwirtschaft vom Zeitbedarf her legenheiten besprochen. Die Effizienz, mit der der Produktionsfaktor tendenziell überschätzt werden. Bei den täglichen Arbeiten fällt viel- Arbeit genutzt wird, hängt wie bei den anderen Produktionsfaktoren fach die Unterscheidung betrieblich – privat schwer. So würden gewis- von der Verfügbarkeit ab. Demnach gilt als Leitsatz, dass verfügbare se Tätigkeiten, die Haus und Hof betreffen, auch ohne landwirtschaftli- Arbeitszeit verbraucht wird, egal wie effizient der Einsatz ist. chen Betrieb anfallen (z. B. Rasenmähen, Instandhaltungsarbeiten ums Wohnhaus, Müllmanagement). Die Außenwirtschaft hingegen wird Zentrale Erfahrung ist, dass die nicht entlohnte Arbeitszeit durch Be- arbeitszeittechnisch häufig unterschätzt. Neben der reinen Feldarbeit wertung mit einem Lohnansatz pro Stunde greifbar wird und sozusa- sind Rüstzeiten, Wegzeiten, Zeiten für Wartung und Instandhaltung, gen einen Wert erhält. In einer gewissen Weise gilt im Zusammenhang aber auch Warte- und Stillstandzeiten zu berücksichtigen. Hilfestel- mit der Arbeitszeit der Spruch „Was nichts kostet ist nichts wert“. Die lung bei der Arbeitszeitermittlung liefern die ablesbaren Traktor- und Bewertung der Arbeitszeit gibt dem Faktor Mensch einen angemesse- Maschinenstunden, die jedenfalls als Arbeitszeit anfallen. Bei effizient nen Wert, was in der Folge zu Arbeitseffizienz führt und mehr Freizeit arbeitenden Ackerbaubetrieben fallen nach Auswertungen des Be- zulässt. Wenn die eigene Arbeitskraft und -zeit den betriebswirtschaft- ratungsbüros Göttingen pro Traktorstunde weniger als 2,5 Gesamt- lichen Wert bekommt, der ihr zusteht, ist es nicht mehr so wichtig, dass arbeitsstunden an. Demnach beträgt im Ackerbau die betriebliche den ganzen Tag gearbeitet wurde, sondern was in der jeweiligen Zeit Arbeitszeit zumindest das Doppelte der gefahrenen Traktorstunden. erledigt werden konnte. Vielfach wirft die Beschäftigung mit dem Thema Arbeitszeit auch Die Hilfsmittel zur Erfassung und Bewertung der Arbeitszeit sind im grundsätzliche Fragen auf. Wenn beispielsweise die Stallarbeit von nächsten Kapitel angeführt und genauer erklärt. zwei Personen in der gleichen Zeit wie von in der Regel betrauten drei Personen gemacht werden kann, stellt sich die Frage, ob die Zeiten voll » HILFSMITTEL FÜR DIE ERFASSUNG UND BEWERTUNG VON ARBEIT UND ZEIT EXCEL-Tabellenblatt „Arbeitszeitbedarf – Vollkostenrechnung“ zur Ermittlung der Arbeitszeit in der Vollkostenrechnung (BMLFUW) Bei der Vollkostenrechnung ist es erforderlich, die Kosten für den Pro- Für die Ermittlung der nicht entlohnten Arbeitszeit steht das Tabellen- duktionsfaktor Arbeit möglichst genau zu erfassen und in der Folge blatt „Arbeitszeitbedarf“ zur Verfügung. Mit dessen Hilfe kann die ge- auf die bestehenden Betriebszweige aufzuteilen, um Aussagen zu samte Arbeitszeit erfasst und den jeweiligen Kostenstellen zugeordnet deren Wirtschaftlichkeit treffen zu können. Die Vollkostenrechnung werden. Diese Arbeitszeit dient als Grundlage für die Berechnung des wird in einigen Bundesländern im Rahmen von Arbeitskreisen und der Lohnansatzes in den einzelnen Kostenstellen. Dabei geht es weniger Meisterausbildung durch die Landwirtschaftskammern angeboten. um eine minutengenaue Erfassung als um eine möglichst umfassende Erhebung des Arbeitsbedarfes des Betriebes. Die folgende Anleitung zeigt, wie der Arbeitsbedarf eines land- und forstwirtschaftlichen Be- triebes ermittelt werden kann. Morgen Zwischen- Management, Arbeitszeit Anpassungs- Tage in Stunden Futter- Milch- Stier- Kalbinnen- Forst, Innenwirtschaft mahlzeiten Mittag Abend Futterbereitung je Tag faktor Periode gesamt getreide kühe mast aufzucht sonstiges Stallarbeitszeit Winter Akh (Arbeitskraftstunden) Aufteilung in % Betriebsleiter 2,10 0,25 2,00 0,30 4,65 1,00 180 837 70% 15% 15% Gattin 0,15 1,00 1,15 1,00 130 150 100% Familienarbeitskraft (Opa, Oma) 0,00 1,00 - Sohn 1,50 1,50 3,00 1,00 30 90 60% 15% 25% Schwiegertochter 1,00 1,00 2,00 1,00 80 160 100% Nicht entlohnte Arbeitskraft 0,00 1,00 - Nicht entlohnte Nachbarschaft 0,00 1,00 - ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N Nicht entlohnte Nachbarschaft 0,00 1,00 - Summe Wintertag 10,80 1 237 Stallarbeitszeit Sommer Betriebsleiter 2,10 0,25 2,00 0,30 4,65 1,00 185 860 70% 15% 15% Gattin 0,15 1,00 1,15 1,00 135 155 100% Familienarbeitskraft (Opa, Oma) 0,00 1,00 - Sohn 1,50 1,50 3,00 1,00 60 180 60% 15% 25% Schwiegertochter 1,00 1,00 2,00 1,00 50 100 100% Nicht entlohnte Arbeitskraft 0,00 1,00 - Nicht entlohnte Nachbarschaft 0,00 1,00 - Nicht entlohnte Nachbarschaft 0,00 1,00 - Summe Sommertag 10,80 1 296 Sonstige Arbeitszeit Akh Bedarf je Anzahl / Futter- Milch- Stier- Kalbinnen- Forst, Akh/Jahr Anpassung Maßnahme Jahr getreide kühe mast aufzucht sonstiges Klauenpflege 15,00 2,00 30,00 1,00 30 100% Stalldesinfektion 5,00 4,00 20,00 1,00 20 60% 30% 10% Mahlen und Mischen 0,50 26,00 13,00 1,00 13 75% 20% 5% Viehversteigerungen 8,00 4,00 32,00 1,00 32 100% Viehausstellungen 0,00 1,00 - Almwirtschaft (z.B. Zäunen) 0,00 1,00 - 0,00 1,00 - Abbildung 6: Auszug aus dem Tabellenblatt „Arbeitszeitbedarf“ 9
Das Tabellenblatt ist in fünf Arbeitszeitblöcke gegliedert: • Arbeitszeit für tägliche Arbeiten der Innenwirtschaft • Arbeitszeit für Tätigkeiten der Flächenbewirtschaftung Es wird die tägliche Arbeitszeit der am Betrieb tätigen Personen erfasst Auch hier genügt es, nur jene Arbeitszeit zu erfassen, die von nicht und über die Arbeitstage (Tage in Periode) wird der Arbeitszeitbedarf pro entlohnten Arbeitskräften erbracht wird. Für die einzelnen Arbeits- Jahr ermittelt. Wenn sich die Zeit für die Stallarbeit zwischen Sommer und gänge sind die Anzahl, der Umfang pro Einheit (z. B. ha, Schnitt) Winter deutlich unterscheidet, sind getrennte Zeitangaben für Winter und sowie die Dauer pro Einheit einzugeben. Daraus wird der gesamte Sommer möglich. Besteht kein oder nur geringer Unterschied, genügt es, Arbeitszeitbedarf pro Jahr für diese Maßnahme errechnet. Dieser die Tabelle Winterarbeitszeit mit 365 Tagen auszufüllen. Zusätzlich ist eine ist anschließend wieder prozentuell den Kostenstellen zuzuordnen. Zuteilung der Arbeitszeit auf die Kostenstellen in Prozent notwendig. Diese Erfassung ist für jede Tätigkeit in der Außenwirtschaft zu ma- • Arbeitszeit für periodische Tätigkeiten in der Innenwirtschaft chen. Werden ausgelagerte Tätigkeiten auch erfasst (z. B. wenn eine Der Arbeitszeitbedarf pro Maßnahme (z. B. Klauenpflege, Stallreini- Abgrenzung schwierig ist), sind diese in der Spalte „Bezahlte Fremd- gung, Kraftfutter mahlen und mischen) wird erfasst und mit der Anzahl leistungen“ prozentuell zu kürzen. der Durchführung pro Jahr ergänzt. Die jährliche Arbeitszeit ist sodann wieder in Prozent auf die Kostenstellen aufzuteilen. • Zuschlag für sonstige Arbeitszeit Am unteren Ende des Tabellenblatts erfolgt ein prozentueller Zu- • Arbeitszeit für die Wirtschaftsdüngerausbringung schlag für Organisation, Reparatur, Weiterbildung etc. in den einzel- Aus der Tierliste wird der Wirtschaftsdüngeranfall, getrennt nach Gülle/ nen Kostenstellen. Betriebszweige mit geringer Technisierung und ho- Jauche und Festmist, errechnet. Mit dem Verdünnungsfaktor, dem Fas- hem Arbeitseinsatz haben in der Regel einen geringen prozentuellen sungsvermögen des Transportgerätes (Güllefass, Miststreuer) und dem Zuschlag (5 bis 10 %). Hoch technisierte Betriebszweige mit niedrigem durchschnittlichen Zeitbedarf pro Fuhre wird der Jahresarbeitszeitbe- Arbeitseinsatz haben in der Regel einen höheren Prozentsatz (10 bis darf für diese Tätigkeit hochgerechnet. Tätigkeiten, die ausgelagert sind, 30 %). werden über die Spalte „Bezahlte Fremdleistungen“ abgezogen. Beispiel Onlineanwendung: „Arbeitsvoranschlag“ zur Abschätzung der Arbeitszeit in Land- und Hauswirtschaft (ART) Mit Hilfe der Online-Anwendung „Arbeitsvoranschlag“ der Eidge- Durch Eingabe der Flächenanzahl und -größe für Feldarbeiten, der nössischen Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) Tierzahlen für Stallarbeiten und der im Haushalt lebenden Perso- lässt sich der Arbeitszeitbedarf sowohl der betrieblichen als auch der nen für die Hauswirtschaft werden einzelbetriebliche Berechnungen hauswirtschaftlichen Tätigkeiten berechnen. Erreichbar ist die Online- durchgeführt. Außerdem kann der Anwender aus einer Liste von Ar- Anwendung unter www.arbeitsvoranschlag.ch. beitsverfahren diejenigen auswählen, die am besten zur Mechanisie- rung des eigenen Betriebs passen und so sein Produktionsverfahren Die Anwendung deckt verschiedene Betriebszweige der Landwirt- individuell zusammenstellen. schaft (einschließlich der Betriebsführung und von Sonderarbeiten) Zudem sind arbeitswirtschaftliche Kennzahlen für Feld- und Stallar- sowie die Bereiche Haus- und Familienarbeit ab. beiten sowie für Tätigkeiten im bäuerlichen Haushalt enthalten. Damit kann der Arbeitszeitbedarf für ausgewählte Verfahrensvarianten und Größenklassen miteinander verglichen werden. PRODUKTIONSVERFAHREN EINHEIT (E) AKH/E TH/E UMFANG AKH TOTAL TH TOTAL Milchkühe Tiere 116.64 23.00 2682,7 davon Betriebsführungs- und Sonderarbeiten 20.19 464.4 Kälber Plätze 124.48 3.00 373.4 davon Betriebsführungs- und Sonderarbeiten 3.93 11.8 Aufzuchtrinder Tiere 24.41 16.00 390.5 ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N davon Betriebsführungs- und Sonderarbeiten 7.81 125.0 Mastschweine Plätze 2.62 100.00 262.3 davon Betriebsführungs- und Sonderarbeiten 1.3 130.1 Naturwiesen bis 18 % ha 15.8 7.00 110.6 davon Betriebsführungs- und Sonderarbeiten 7.54 52.8 Kunstwiesen ha 21.51 4.25 91.4 davon Betriebsführungs- und Sonderarbeiten 11.12 47.3 Ökowiesen ha 10.17 2.00 20.3 davon Betriebsführungs- und Sonderarbeiten 0 0.0 Herbstzwischenfutter 2 Schnitte ha 12.27 2.50 30.7 davon Betriebsführungs- und Sonderarbeiten 0 0.0 Winterweizen ha 14.2 8.50 120.7 davon Betriebsführungs- und Sonderarbeiten 3.88 33.0 Abbildung 7: Auszug Detaillierter Arbeitsvoranschlag – Zusammenfassung 10
Beispiel Onlineanwendung: „Verfahrensrechner Pflanzenbau“ zur Abschätzung der Arbeitszeit in einem Ackerbaubetrieb (KTBL) Die Online-Anwendung „Verfahrensrechner Pflanze“ des Kuratoriums Für die Bereiche Feldarbeit, Düngung und Tierhaltung wurden Stan- für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) stellt ein Hilfs- dardverfahren mit einer entsprechenden Standardmechanisierung mittel zur Berechnung des Arbeitszeitbedarfes in einem Ackerbaube- festgelegt. Den Standardverfahren wurden für jeden einzelnen Ar- trieb dar. Erreichbar ist der Verfahrensrechner unter folgendem Link: beitsschritt entsprechende Arbeitszeiten zugeordnet. Durch Aufsum- https://www.ktbl.de/webanwendungen/pflanzenbauverfahren/. mierung der Arbeitszeiten der einzelnen Arbeitsschritte werden dann die Standardarbeitszeiten je ha und Jahr berechnet. Diese Standard- Der „Verfahrensrechner Pflanze“ ermöglicht dem Benutzer, die Schlag- arbeitszeiten können zur Ermittlung des Standardarbeitszeitbedarfes größe, die Feld-Hof-Entfernung, das Ertragsniveau und die Mechani- je Betrieb herangezogen werden. Im folgenden Beispiel erfolgt die sierung entsprechend den betrieblichen Gegebenheiten anzupassen. Arbeitszeitermittlung mit dem Verfahrensrechner für einen Ackerbau- Zudem lassen sich Arbeitsgänge austauschen bzw. ergänzen. betrieb mit Getreide-, Soja- und Kartoffelanbau. Verfahrensrechner Pflanze Winterweizen - wendend, gezogene Saatbettbereitung, Schlaggröße 2 ha, Ertragsniveau mittel, 102-kW-Mechanisierung, Hof-Feld-Entfernung 2 km Arbeitsvorgänge Häufig- Zeit- Arbeitsvorgang Menge Arbeitsz Diesel- Maschinenkosten keit raum eit- bedarf bedarf Ab- schrei- Zins- Sonsti- Repara- Betriebs- bung kosten ges turen stoffe .../ha h/ha l/ha €/ha 1 JUN1 Pflanzenschutzmaßnahme 300,00 l FA Anbaupflanzenschutzspritze, 24 m, 1.500 l; 67 kW 0,20 1,03 4,27 1,01 0,30 1,91 0,77 1 AUG1 Mähdrusch 8,00 t FA Mähdrescher, 10.500 l, 275 kW; Schneidwerk, 6 m 0,89 25,06 81,10 18,25 5,29 20,43 18,80 1 AUG1 Korntransport 8,00 t TR Doppelzug je 14 t, Dreiseitenkippanhänger; 67 kW 0,24 1,13 4,30 1,37 1,16 3,21 0,85 1 AUG1 Lagern und Trocknen 8,00 t Winterweizen; Lagerraum 2650 m³; Annahmeleistung TL 40 t/h 0,99 0,00 65,84 16,53 0,00 12,08 25,10 0,33 AUG2 Kalk ab Feld streuen 3,00 t BLA Radlader, 67 kW; Mineraldüngerschaufel, 1,4 m³ 0,03 0,25 0,28 0,07 0,02 0,17 0,19 FA Anhängeschleuderstreuer, 6 m³; 67 kW 0,05 0,58 1,99 0,46 0,21 0,62 0,43 1 AUG2 Stoppelbearbeitung, flach, schräg (30°) FA 3 m; 102 kW 0,70 7,18 10,11 2,93 1,59 10,44 5,39 1 SEP2 Stoppelbearbeitung, tief, schräg (30°) FA 3 m; 102 kW 0,76 8,11 10,61 3,07 1,66 10,93 6,08 Zinskosten (3 %, 3 Monate) 0,83 0,68 Summe 8,55 86,41 240,23 59,78 17,07 111,07 91,58 Abbildung 8: Detaillierter Arbeitsvoranschlag – Zusammenfassung ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N 11
Neben der Abschätzung des erforderlichen Zeitraumes für die Arbeit Bei einem Ackerbaubetrieb mit 66 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche erfolgt eine Beschreibung der eingesetzten Mechanisierung, der erfor- errechnet sich ein Arbeitsbedarf für die Außenwirtschaft im Ausmaß derlichen Betriebsmittel und des Dieselbedarfes. Der Arbeitszeitbedarf von zum Beispiel 720 Arbeitsstunden. Die Betriebsführung schlägt wird ebenfalls ausgewiesen. Zusätzlich kann der Verfahrensrechner zum Beispiel mit 7,2 Stunden zu Buche (KTBL, 2010), wodurch sich ein die durchschnittlichen Maschinenkosten ermitteln. Arbeitsbedarf von ca. 1.200 Arbeitsstunden pro Jahr errechnet. Marktfruchtbetrieb mit 66ha Ausdehnung auf 110ha ha Akh/ha Akh ges ha Akh ges Speisekartoffel 10 27,61 276 14 387 Qualitätsweizen 20 8,55 171 42 359 Winterraps 10 7,01 70 19 133 Körnermais 10 7,98 80 16 128 Sojabohnen 12 6,77 81 12 81 Herbstbegrünung 20 1,94 39 30 58 Biodiversitätsfläche 4 0,66 3 7 5 Summe Außenwirtschaft 66 720 110 1151 Stunden Betriebsführung 7,2 475 4,75 523 Summe Betrieb 1195 1673 Abbildung 9: Arbeitszeitbedarf in einem Ackerbaubetrieb vor und nach einem Entwicklungsschritt Würde dieser Betrieb die Fläche um 44 ha auf 110 ha ausdehnen, so Kann die zusätzliche Fläche mit den vorhandenen Ressourcen (Ar- würde der Arbeitsbedarf in der Außenwirtschaft auf ca. 1.150 h stei- beitskräfte, Maschinen) erledigt werden, hat das Betriebswachstum gen (+ 430 Arbeitsstunden). Herausfordernd ist, dass der zusätzliche eine bessere Effizienz und bessere Rentabilität zur Folge. Gerade in Arbeitsbedarf vor allem in Zeiten mit Arbeitsspitzen auftritt, so beträgt Jahren mit Wetterextremen kann die Betriebsausdehnung jedoch z. B. der zusätzliche Zeitbedarf für die Getreideernte 1,3 Stunden pro dazu führen, dass nicht termingerecht geerntet werden kann und das Hektar, was bei 31 ha Raps und Weizen zusätzlich ca. 37 Stunden er- erzielbare Einkommen durch Ernteausfälle gemindert wird. Risikovor- gibt. Ist die vorhandene Arbeitskraft im Bereich der Ernte bereits völlig sorge in Folge von Versicherungen und Reserven bei Maschinen und ausgelastet, müssten diese 37 Arbeitsstunden zugekauft werden. Arbeitskräften sind daher notwendig. Neben der notwendigen Arbeitskraft ergibt sich ein zusätzlicher Be- darf an Druschkapazität und Abfuhrgespannen. Es können daher ein größerer Mähdrescher und zusätzliche Transportfahrzeuge notwen- dig werden. Auch die verfügbaren Feldarbeitstage für die Ernte sind in die Überlegungen miteinzubeziehen. ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N 12
» PRIORITÄTEN FESTLEGEN Arbeits- und Zeitplanung ist immer auch Prioritätenplanung. Durch richtige Prioritätensetzung kann die zur Verfügung stehende Zeit besser und effektiver genutzt und Zeitverschwendung durch „einfa- ches Drauflosarbeiten“ minimiert werden. Um Prioritäten richtig zu setzen, können verschiedene Methoden he- rangezogen werden. ABC-METHODE Mit der ABC-Methode werden die Arbeiten nach Wichtigkeit und Dringlichkeit in die drei Kategorien A, B und C eingeteilt: • A-Arbeiten: hohe Priorität, wichtig und dringend – sofort selbst erledigen • B-Arbeiten: mittlere Priorität, durchschnittlich wichtig – eventuell delegieren • C-Arbeiten: niedrige Priorität, wenig wichtig – schnell und effizient erledigen ARBEIT UND ZEIT Wichtigkeit B-Aufgaben A-Aufgaben PLANEN UND ORGANISIEREN Eine Arbeits- und Zeitplanung legt im Wesentlichen fest, welche Ar- TERMINIEREN SOFORT TUN beiten wann durchgeführt werden. Damit lässt sich sicherstellen, dass die Arbeiten im landwirtschaftlichen Betrieb fristgerecht und vor allem In Zeitplanung Ohne Aufschub ohne Zeitdruck erledigt sowie mit den sozialen Kontakten und der Fami- aufnehmen erledigen lie unter einen Hut gebracht werden können. Eine schriftliche Arbeits- und Zeitplanung kostet zwar Zeit und wird ger- ne als Zeitvergeudung angesehen. Sie hilft aber, Ziele einzuhalten, Zeit zu sparen und so letztendlich die Arbeitszufriedenheit zu steigern. Zu- Nein sagen C-Aufgaben dem lässt sich durch die schriftliche Planung der Kopf für wesentlichere Dinge freihalten. Zu welchem Organisationstyp Sie gehören, können Sie mit dem Selbst- Papierkorb DELEGIEREN test im Kapitel B.6 herausfinden. Unwichtig Aufgaben anderen übertragen » ZIELE SETZEN Dringlichkeit Bevor die Arbeiten im Betrieb und die dafür erforderlichen Zeiten im Detail geplant werden, sind zunächst konkrete und realistische Ziele Abbildung 10: ABC Methode Quelle: Teachsam.de für Arbeit und Zeit festzulegen. Dann kann über den Weg dorthin entschieden werden. A-Arbeiten sollten rund 60 % der Arbeitszeit umfassen, Um den Zeithorizont vom einzelnen Arbeitstag bis hin zur Positio- B– und C–Arbeiten jeweils rund 20 %. nierung des Betriebes in der Zukunft abdecken zu können, sollte die Planung mehrstufig erfolgen. Dazu werden die Ziele in „operativ“, EISENHOWER-PRINZIP „taktisch“ und „strategisch“ unterteilt. Bei der Prioritätensetzung nach dem Eisenhower-Prinzip werden die Arbeiten in der sogenannten Eisenhower-Matrix je nach Dringlich- • Operative Ziele beziehen sich auf den Arbeitsalltag und dienen der keit und Wichtigkeit kategorisiert. Sind die Arbeiten wichtig oder un- kurzfristigen Planung. wichtig? Und sind sie dringend oder nicht dringend? Davon ausge- • Taktische Ziele beziehen sich auf Arbeitswochen und Arbeitsmona- hend lassen sich die Arbeiten vier Gruppen (Quadranten) zuordnen. ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N te und dienen der mittelfristigen Planung. • Strategische Ziele beziehen sich auf Arbeitsjahre und dienen der • Quadrant 1: wichtig und dringend – sofort selbst erledigen langfristigen Planung. • Quadrant 2: wichtig und nicht dringend – terminieren und selbst erledigen Die Ziele, die für Arbeit und Zeit jeweils gesetzt werden, sollen mög- • Quadrant 3: nicht wichtig und dringend – wenn möglich delegieren lichst „SMART“, das heißt v. a. konkret, messbar und machbar sein. • Quadrant 4: nicht wichtig und nicht dringend – „in den Papierkorb“ Unklare und unrealistische Ziele demotivieren und bringen nicht den gewünschten Erfolg. Entscheidend ist es, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterschei- den. Viele Arbeiten werden weniger wegen ihrer Wichtigkeit, sondern Spezifisch – Ziele müssen eindeutig definiert sein. aufgrund von Vorlieben, äußerlichem Druck oder anderen Zufällen er- Messbar – Ziele müssen messbar sein. ledigt. Erfolgversprechend ist es für den Landwirtschaftsbetrieb aber, Attraktiv – Ziele müssen für die Person ansprechend bzw. die wirklich wichtigen Dinge zuerst zu erledigen und die eiligen, aber erstrebenswert sein. eigentlich unwichtigen Aufgaben zu einem späteren Zeitpunkt ande- Realistisch – Das gesteckte Ziel muss möglich und realisierbar sein. ren zu übertragen oder einfach in den Papierkorb zu werfen. Terminiert – Das Ziel muss mit einem fixen Datum festgelegt werden können. 13
Veranschaulichen soll dies das Pareto-Prinzip: WOCHEN- UND MONATSPLÄNE Das Pareto-Prinzip sagt aus, dass oft eine kleine Anzahl von Arbeits- Die mittelfristige Arbeits- und Zeitplanung, die Wochen- und Monats- gängen sehr viel und der überwiegende Teil der Arbeitsgänge nur sehr planung, baut auf den mittelfristigen, taktischen Zielen auf. wenig zum Gesamtwert der Arbeit beiträgt. Mit Wochen- oder Monatsplänen bleibt auch der Überblick über die Es ist auch als 80/20-Prinzip bekannt: Mit 20 % des Zeitaufwands lässt mittelfristig anfallenden Arbeiten gewährt. sich oft bereits 80 % des Ergebnisses erzielen. Die letzten 20 % für Qua- lität/Perfektion brauchen 80 % der Restzeit. Wenn es gelingt, die Arbeitsaufgaben in eine realistisch bewertete JAHRESPLÄNE Reihenfolge zu bringen und damit zu priorisieren, dann ergeben die Der langfristigen Arbeits- und Zeitplanung, der Jahresplanung oder wichtigsten 20 % der Aufgaben bereits 80 % des Gesamtergebnisses. auch Lebensplanung, liegen die langfristigen, strategischen Ziele zu- grunde. Diese Arbeits- und Zeitplanung ist für die langfristige Betriebsentwick- 20 % lung unabdingbar und bildet ein wesentliches Element für die Siche- 80 % rung des Betriebserfolges. der Bei der Arbeits- und Zeitplanung sollte darauf geachtet werden, dass aufgewen- sie immer auch realistisch ist. Ansonsten besteht die Gefahr, sich zu deten en viel vorzunehmen und bei Nichterreichung der gesteckten Ziele frus- ng Zeit bri 80 % triert zu sein. der Ergebnisse FREIRÄUME 20 % Zentral bei der Planung von Arbeit und Zeit ist es auch, genügend Abbildung 11 Freiraum für Unerwartetes und Unvorhergesehenes einzuplanen. Da- Quelle: https://docplayer.org/74043012-Methoden-der-information-kommunikation- her sollen gemäß der 40-60-Regel maximal 60 % der verfügbaren Zeit und-planung-mikp.html verplant werden. Die restlichen 40 % sollen als Zeitpuffer reserviert werden. Beispiele für das Pareteo-Prinzip sind: Diese Freiräume sind nicht nur aufgrund der stark witterungsabhän- • 80 % des Umsatzes von Unternehmen werden meist mit 20 % der gigen Außenwirtschaft unumgänglich. Freiräume ermöglichen den Produkte erzielt. LandwirtInnen auch, sich besser „abzuschirmen“, indem sie Zeiten ein- • 80 % des Umsatzes von Unternehmen werden oft von 20 % der Kun- planen, in denen sie nicht mehr für alle erreichbar sind oder indem sie den erzielt. Zeiten vorsehen, in denen sie einen Termin mit sich selbst vereinbaren • 80 % der Anrufe führt man mit 20 % seiner gespeicherten Kontakte. und nutzen. So kann man das Pareto-Prinzip selbst ausprobieren: • Eine Liste mit 10 Arbeitsaufgaben anlegen. ABSTIMMUNG MIT FAMILIE UND SOZIALEM UMFELD • Den Arbeitsaufwand und das Ergebnis von jeder der 10 Aufgaben Nicht zuletzt sollte die Planung von Arbeit und Zeit mit der Familie schätzen. und dem sozialen Umfeld abgestimmt werden. Dadurch lassen sich • Aufgaben markieren, bei denen man den Einsatz verkleinern möchte zwischenmenschliche Konflikte frühzeitig vermeiden. Um dies sicher- und in den nächsten Tagen damit experimentieren. zustellen, sind in der Planung die Bereiche „Betrieb“, „Familie“ und „So- ziales“ langfristig ausgeglichen zu berücksichtigen. » PRIORITÄTEN FESTLEGEN Verschiedene Beispiele und Vorlagen für die Erstellung von Arbeits- und Zeitplänen finden sich in Kapitel B.6. Ausgehend von den gesteckten Zielen und den erwählten Prioritäten werden Arbeits- und Zeitpläne erstellt, die sich über unterschiedliche Zeithorizonte erstrecken. » ARBEITSANWEISUNGEN AUSARBEITEN TAGESPLÄNE Besonders wenn betriebseigene Arbeitskräfte ausfallen oder betriebs- Die kurzfristige Arbeits- und Zeitplanung, die Tagesplanung, leitet sich fremde Personen aushelfen, sind Arbeitsanweisungen sehr hilfreich von den kurzfristigen, operativen Zielen ab. Sie legt Zeitpunkt und um sicherzustellen, dass Arbeiten wie erforderlich und gewünscht er- Zeitdauer der im jeweiligen Tagesverlauf anfallenden Arbeiten nach ledigt und Fehler vermieden werden. deren Priorität fest. Mit einfachen Protokollen und Listen kann auch im Familienbetrieb ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N Eine Möglichkeit, sich die Tagesplanung zu erleichtern, bietet die so- gewährleistet werden, dass bei Ausfällen von betriebseigenen Arbeits- genannte ALPEN-Methode: kräften beispielsweise durch Krankheit oder Unfall, bei urlaubsbeding- A – Aufgaben notieren und festlegen (Tätigkeiten und Termine ten Abwesenheiten oder bei Anstellung betriebsfremder Arbeitskräfte aufschreiben) die einzelnen Arbeitsschritte und deren Ablauf bekannt sind. Damit L – Länge schätzen (Zeitaufwand für jede Tätigkeit schätzen) kann sichergestellt werden, dass die Qualität der Arbeit und der Ar- P – Pufferzeiten einplanen (nur 60 % der täglichen Arbeitszeit beitsabläufe fehlerfrei erhalten bleibt. Zudem lässt sich damit die Ar- verplanen) beitszeit oft auch noch besser nutzen. E – Entscheidungen treffen (Prioritäten setzen, siehe Kapitel B.2.) N – Nachkontrolle (Ergebnisse kontrollieren) Arbeitsanweisungen können bestehen aus: • Erläuterungen der verschiedenen Arbeitsschritte, Wenn Sie die Arbeitsergebnisse schriftlich festhalten und kontrollie- • einfachen verständlichen Bebilderungen und ren, kann es zu einem Erfolgstagebuch werden – das bestärkt in einer • kurzen erläuternden Texten. guten Arbeitswirtschaft. Idealerweise werden die Tagespläne für alle im Betrieb Mitarbeiten- Für die Ausarbeitung von Arbeitsanweisungen stehen in Kapitel B.6. den gut einsehbar zur Verfügung gestellt, beispielsweise in den Ar- Beispiele zur Verfügung. beits- oder Gemeinschaftsräumen aufgehängt oder mittels digitaler Agenda. Damit wird sichergestellt, dass alle Beteiligten zu jeder Zeit wissen, was, wo, von wem und wann zu erledigen ist. Was geschafft wurde, kann genussvoll weggestrichen werden. 14
» EXKURS BÜROORGANISATION Ratgeber Die Büroarbeit ist ein zentraler und verantwortlicher Bereich im land- • Produktkataloge Standardsoftware • Schadbilder wirtschaftlichen Betrieb. Im Büro laufen alle Fäden zusammen. Dazu • Textverarbeitung • u. a. gehören Buchführung, Dokumentation, Mitarbeiterverwaltung und • Tabellenkalkulation Kommunikation der Bereich der betrieblichen Fördermaßnahmen. • Datenbank • E-Mail • Grafik • Telefonie (VoIP) Zunehmende Qualitätssicherung und rechtliche Auflagen sowie An- • Internet träge etc. gehen mit mehr Aufzeichnungen und Kontrollen und damit • u. a. mit mehr Büroarbeit einher. Überwachung und Auch aufgrund der steigenden Technisierung und Digitalisierung Kontrolle müssen immer mehr Arbeiten ins Büro verlegt werden. Dies betrifft • Außenställe Branchensoftware nicht nur die Milchwirtschaft mit den automatisierten Melksystemen • Solaranlagen • Ackerschlagkartei oder der automatischen Fütterung, sondern auch den Bereich des • usw. • Flurstücksverwaltung Garten- und Weinbaues und die Ackerbaubetriebe mit den compu- • Buchführung terunterstützten Maschinen, welche Ernte-, Düngemengen etc. auto- • Sauenplanung matisch ins Büro übermitteln oder mittels USB-Stick auf den Laptop Informations- • Kuhplaner beschaffung • Mastkontrolle geladen werden können. • Wetterdaten • Geflügelhaltung Dies ist Grund genug, das Büro gut auszustatten und effizient zu or- • Marktdaten • Futteroptimierung ganisieren. • Angebote • u. a. • u. a. Obwohl viele wissen, wie Büroarbeit funktioniert, werden viele Aufga- ben oft zur Seite geschoben, viel zu spät oder gar nicht erledigt. Die Folge davon ist, dass wichtige Dokumente bei Betriebsprüfungen oder Prozessrechnerkopplung • Abruffütterung Datenaustausch Kontrollen fehlen oder einfach nicht auffindbar sind. Daraus resul- • Beratungsorganisationen • Milchmengenmessung tiert, dass Fristen und Termine verpasst und Organisationsaufgaben • Bordcomputer • Kontrollverbände schlecht oder gar nicht erledigt werden. Gerade wichtige Aufgaben, • Wetterstation • Erzeugergemeinschaften die die Buchhaltung betreffen, wirken sich dann nachteilig auf den • Klimarechner • Schlachbetriebe • Agrarverwaltung Betrieb aus, weil am Ende Geld „verschenkt“ wird und die persönliche • Buchstellen Unzufriedenheit steigt. • Banken Wie gut das eigene Büro organisiert und gestaltet ist, lässt sich mit ei- nem einfachen Test feststellen: Abbildung 12 Quelle: www.aid.de IST-ZUSTAND JA NEIN Unser Schreibtisch ist meistens mit Papieren, Akten und anderen Dingen überhäuft. Wenn wir den Schreibtisch sehen, haben wir meistens ein unzufriedenes Gefühl. Unser Büro ist nicht sehr schön. Es ist etwas dunkel, ungünstig gelegen und außerdem noch Abstellraum. Beim Telefonieren müssen wir häufiger nach Papier und Stift suchen. Meistens müssen wir erst Platz schaffen, bevor wir mit der eigentlichen Büroarbeit beginnen können. Wir haben nur einen Schreibtisch, den wir gemeinsam nutzen müssen. Das führt nicht selten zu Ärger, da jeder eine andere Arbeitsweise hat. Es kommt häufiger vor, dass wir Dokumente nicht wiederfinden, die ein anderer abgelegt oder gespeichert hat. ARBE ITS ORGANIS ATION SP RIN ZIP IE N Es fehlen richtige Strukturen im Büro. Vieles wird unsystematisch abgelegt. Wenn wir mehrere Stunden am Schreibtisch sitzen, haben wir anschließend Rücken- oder Kopfschmerzen. In unserem PC sammeln sich lange Listen von E-Mails, die wir bearbeiten oder beantworten müssen. Wir haben schon ein paar Monate keine Daten mehr gesichert. Wir fangen beim Schreiben eines Briefes am PC immer wieder mit einem leeren Blatt an. Wir schreiben Adressen und Termine an verschiedenen Stellen auf. Wir arbeiten alle mit dem gleichen Profil und Kennung am PC. Wir hatten in letzter Zeit öfter Schadsoftware auf unserem PC. Abbildung 13 15
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