Das kommt von rechter Hetze: Bombendrohung gegen Ida-Ehre-Schule - Volksverpetzer

Die Seite wird erstellt Hortensia-Solange Hofmann
 
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Das kommt von rechter Hetze: Bombendrohung gegen Ida-Ehre-Schule - Volksverpetzer
Das kommt von rechter Hetze:
Bombendrohung gegen Ida-Ehre-
Schule

Ist das euer ernst?
Ja, diese bösen, gewaltbereiten Linken immer. Versteht mich
nicht falsch, mit „ACAB“ und Steinewerfen habe ich absolut
nichts am Hut. Ich verurteile selbstverständlich derartige
Gewalt aufs Schärfste. Aber wie viele große Medien sich vor
den Karren von faschistischen Kräften in der Politik spannen
lassen ist unerträglich. Es gibt keine „die Antifa“ und
Antifaschismus ist nicht nur nichts verwerfliches, sondern
demokratische Bürgerpflicht.

 Selbsttest: 6 Anzeichen, dass du zur ANTIFA gehörst

Unser Grundgesetz ist antifaschistisch. Und Medien, die
pauschal „Antifa“ mit irgendwelchen vermummten Gewalttätern
gleichsetzen, bereiten den Boden für rechtsextreme Gewalt und
der Akzeptanz von faschistischen Ideen. Und das ist keine
grundlose Hysterie. Sobald Antifaschismus genau so schlimm ist
wie Faschismus, wird Kritik an Rassismus unmöglich. Um bloß
nicht zur „Antifa“ zur gehören muss man Nazis tolerieren. Und
wie das endet, wissen wir alle. Doch zum konkreten Fall.
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Antifa-Sticker an der Ida-Ehre-Schule
An einer Pinnwand in einer Hamburger Schule hingen ein paar
Sticker mit Aufschriften wie „Antifaschistische Aktion“,
„Jugend gegen rechte Hetze“ oder „Antifa Altona Ost“ und
ähnliche. Was das mit „Gewalt“ zu tun haben soll, müsste mir
allerdings noch erklärt werden. Nach Hinweisen ausgerechnet
über das Hamburger AfD Petz-Portal (Mehr dazu) sprach die AfD
gar von einem „linksextremen Netzwerk“ an der Schule – wegen
ein paar Anti-Nazi-Stickern. Doch das ist gar nicht einmal das
Schlimme.

Die Schulaufsicht hat sich nämlich sogleich zum Helfershelfer
der teilweise vom Verfassungsschutz zum Verdachtsfall
eingestuften Partei gemacht und die Sticker sofort entfernen
lassen. Das muss man sich einmal vor Augen halten. Auf
Beschwerde   einer  rechtsextremen,  teilweise            vom
Verfassungsschutz beobachteten Partei (!), die            ein
datenschutzrechtlich bedenkliches Petz-Portal unterhält,
werden Sticker gegen Hetze und Faschismus entfernt. Und
darüber hinaus als „extremistisch“, „kriminell“ und sogar
„gewalttätig“ dargestellt.

Antifa Altona Ost ist friedlich
Die „Antifa Altona Ost“, deren Sticker an der Wand hingen,
meldete sich dann auch auf Facebook zum Vorfall.

 „Antifaschismus sollte, gerade in Deutschland, eine
 Selbstverständlichkeit sein. Es ist für uns völlig
 unverständlich, wie man den Kampf gegen ein totalitäres und
 menschenfeindliches Weltbild kriminalisieren und in einen
 Generalverdacht der Gewaltbereitschaft stellen kann. Wir
 setzen uns gegen Faschismus und für eine solidarische Welt
 ein. Darüber, inwiefern unsere Sticker und Plakate, mit
 denen wir diese Meinungen kundtun, „Gewaltpropaganda“
 darstellen, bleiben uns diverse Medienvertreter eine
 Erklärung schuldig.“
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Mit Gewalt habe die Gruppe auch nichts am Hut, dazu zitiert
sie auch eine schriftliche Anfrage der AfD (Quelle) zu ihrer
Gruppe. Die AfD wollte wissen, ob Gewalttaten der „Antifa
Altona Ost“ bekannt seien. Die Antwort lautete: „Dem LfV
Hamburg liegen bislang keine konkreten Informationen im Sinne
der Fragestellung vor“. Ja, die Schulen sollten neutral sein.
Das heißt nicht, das sie unkritisch sein sollen. Und wenn
einige Schüler*innen ein paar Sticker an der Wand kleben
haben, die nichts (!) mit Gewalt zu tun haben und mit dem
Grundgesetz im Einklang sind, sollte das kein Skandal sein.

Ida Ehre war übrigens auch Antifaschistin
Die Schule wehrt sich auch gegen die Vorwürfe (Quelle). Die
öffentliche Berichterstattung hat den Eindruck entstehen
lassen, dass Schüler*innen kriminell seien oder Lehrkräfte
naiv oder gar „linksextrem“. Was soll daran „kriminell“,
„linksextrem“ oder gar „links“ sein, gegen Faschismus zu sein?
Die Schule sei entsetzt, dass die Sichtweise der AfD von
einigen übernommen worden sei, ohne die Darstellung der Schule
zu berücksichtigen, die sich hinter die Lehrkräfte und
Schüler*innen stellt.

Und ich möchte darüber hinaus erwähnen, dass die
Schauspielerin Ida Ehre, nach der die Schule benannt worden
ist, sich bei der ganzen Sache im Grab umdrehen würde. Geboren
1900 wurde die jüdische Schauspielerin von den Nazis zuerst
mit einem Berufsverbot belegt und dann von der Gestapo
verhaftet und ins KZ Fuhlsbüttel gebracht. Natürlich ist die
Schule eine „Antifa-Area“. Alles andere wäre eine Schande für
eine Schule, die nach Ida Ehre benannt worden ist.

Umso bedauerlicher ist die tendenziöse Berichterstattung
verschiedener Zeitungen wie der „MoPo“, die „Unterricht in
der „Antifa Area“ – Streit um linksradikale Gruppe an
Hamburger Schule“ titelte (Quelle). Die BILD spricht gar von
„Antifa in Altona Linke Gewalt-Propaganda an Hamburger
Schule“. Auch andere Medien verteufeln die Sticker völlig
Das kommt von rechter Hetze: Bombendrohung gegen Ida-Ehre-Schule - Volksverpetzer
unnötig und bringen sie mit Gewalt in Zusammenhang. Nochmal:
Weder die Schüler*innen noch die Antifa Altona Ost haben sich
etwas zu Schulden kommen lassen. Und jetzt das:

Rechtsextremistisch                          motivierte
Bombendrohung
Heute erreichte die Schule eine Bombendrohung. Nach
Informationen der Linke-Abgeordneten Schneider handelte es
sich bei dem Schreiben um eine mit rechtsextremistischen
Forderungen und Parolen gespickte Nachricht. Der Form und den
Forderungen nach zu Urteilen ist sie von der gleichen Person,
die in den letzten Monaten bereits E-Mails an zahlreiche
Politiker*innen, das Hotel „Atlantic“ und sogar Helene Fischer
verschickt hatte.

 Der Nazi, der seit längerem mit Bombendrohungen terrorisiert,
 hat heute auch die #IdaEhreSchule bedroht. #noafd #nonazis

 — Christiane Schneider (@ChristianeSchn2) March 28, 2019

Also halten wir fest: Ein paar Sticker sind ein großer Skandal
und lösen eine große Debatte aus. Aber nicht nur haben wir ein
Denunziations-Portal einer Partei, die zum Teil schon vom
Verfassungsschutz beobachtet wird, nein auch noch
Rechtsextreme, die mit Bombendrohungen Schüler*innen und
Politiker*innen terrorisieren möchten. Natürlich war das
höchstwahrscheinlich eine leere Drohung, da heute sowieso kein
Unterricht stattfand. Aber ich frage deutlich: Wo kann man
hier eher „Gewalt-Propaganda“ erkennen? Das ist doch pervers.

Es macht mich so wütend, auch jetzt, wenn die ersten Meldungen
zur Bombendrohung zum Beispiel im Hamburger Abendblatt
(Quelle) lauten: „Die Aufregung um die Aktivität der
linksradikalen Gruppe „Antifa Altona Ost“ hat weitere Folgen“.
Man möchte fast den Eindruck bekommen, die Schüler*innen seien
selbst Schuld. Es gab keine Bombendrohung wegen Antifa-
Das kommt von rechter Hetze: Bombendrohung gegen Ida-Ehre-Schule - Volksverpetzer
Stickern, sondern wegen rechter Hetze gegen die Schule! Hier
haben unschuldige Kinder eine Gewaltdrohung von Nazis
bekommen. Das dürfen wir nicht anders sagen.

Lasst nicht rechtsextreme den diskurs
bestimmen
Es ist die alte Leier, die ich alle paar Wochen wiederholen
muss: Ja, Bilder von steinewerfenden Schüler*innen mögen gute
Presse machen. Aber sie sind falsch und gefährlich. Die AfD
möchte, dass die Menschen Angst vor einer ominösen „Antifa“
haben. Einmal um gewaltfreien und verfassungstreuen Widerstand
gegen den Faschismus in ihrer Partei zu diskreditieren. Und
zum anderen um sich selbst als einzige Partei darzustellen,
die die vermeintliche Gefahr benennt. Natürlich, weil es diese
„Gefahr“ nicht gibt.

Ja klar gibt es autonome Gruppen und Krawalltouristen oder
dergleichen. Die findet auch niemand in Ordnung, aber die
haben kein Monopol auf Antifaschismus. Sie haben kein
Netzwerke im Bundestag (Quelle), in der Bundeswehr oder der
Polizei (Quelle), die den Umsturz unserer Demokratie planen.
Sie sind nicht die extremistische Gruppe, die die meisten
Morde und Gewalttaten begeht. Das sind Rechtsextreme!

Lasst euch nicht zum Helfershelfer von Faschisten machen. Und
nein, nicht die ganze AfD ist faschistisch. Aber die
Faschisten sind der stärkste Flügel in der Partei und
dementsprechend      schon   ein   Verdachtsfall     für   den
Verfassungsschutz. Sie sitzen in führenden Positionen und
wichtigen Organen. Und die anderen AfDler lassen sie gewähren.
Deren Hetze führt letztlich zu Bombendrohungen gegen
unschuldige Schüler*innen. Und genau darin liegt das Problem.
Wenn wir so darüber reden, verlieren wir die wahre Gefahr, die
wahre Gewalt und die wahre Propaganda aus den Augen.

Artikelbild: Dirtsc, CC BY-SA 3.0
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Als die AfD selbst zugab,
dass ihre Wähler Nazis &
Rassisten sind

Kein kölsch für nazis
Als die ultrarechte Stadtratsfraktion „Pro Köln“ 2008 einen
„Anti-Islamisierungskongress“ ankündigte, ließen viele Kölner
Gastwirte Bierdeckel mit der Aufschrift „Kein Kölsch für
Nazis“ bedrucken. Das war 5 Jahre, bevor es die AfD überhaupt
gab.   Damals,    als   realitätsferne    Spinnereien     wie
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„Islamisierung“ nur von rechtsextremen Randgruppen verbreitet
wurde. Am Ende nahmen 450 Kneipen an der Aktion teil.

Quelle: http://keinkoelschfuernazis.cologne/die-kampagne/

Im April 2017 fand also der AfD-Parteitag in Köln statt. Das
nahmen die Kölner Kneipen zum Anlass, über neue Auflagen für
die Bierdeckel gegen Rassismus und Faschismus zu demonstrieren
und unter anderem für „Jugendclub Courage Köln e.V.“, „Kein
Mensch ist illegal Köln“ und „Köln gegen Rechts“ zu spenden.

AfD fühlte sich angesprochen
 Immerhin sieht das die AfD auch so, dass die Worte „gegen
 Rassismus“ und kein Bier für Nazis „gezielt AfD-Wähler
 diskriminiert“. pic.twitter.com/AIMET2Egay

 — Zentrum für Politische Schönheit (@politicalbeauty) March
 22, 2019

Offenbar hat sich die AfD bei einer Aktion gegen Nazis und
Rassismus angesprochen gefühlt. Dabei behaupten diese doch
stets, das sie gar keine Nazis seien? Der Moment, wenn die AfD
ihre Wähler aus Versehen als Nazis bezeichnet. (Das sagen sie
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auch noch ganz offen). Ja klar, es war anlässlich eines AfD-
Parteitages. Aber Faschisten gibt es unbestreitbar in der AfD
(Mehr dazu), weshalb die AfD im besten Fall ein Sprungbrett
für Nazis ist. Dass die AfD meint, damit seien alle ihre
Wähler*innen gemeint – Das hat sie versehentlich selbst
gesagt.

Weitere Blamagen der AfD
 „Speer-Müll“, peinliches Eigenlob & mehr: Die Blamagen der
 AfD

Artikelbild:   Mark   Nazh,   shutterstock.com,   Screenshot
twitter.com

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Mordrohungen:   So   dämlich
reagieren     Rechte     auf
Verkehrssenatorin Günther

Wie Grüne zum neuen hassobjekt für
rechte avancieren
Nachdem sich offensichtlich das bisher so beliebte Feindbild
der Rechten, der Flüchtling, inzwischen überholt hat, sind sie
auf der Suche nach einer neuen Gruppe, die sie blindlings
hassen können. Anfang des Jahres versuchte es die AfD im Zuge
des Angriffs auf Frank Magnitz zeitweise mit „der Antifa“,
doch als ihnen ihre Lügengeschichte zur Tat um die Ohren flog,
hat sich das als nicht mehrheitsfähiges Feindbild erwiesen.

 Fall Magnitz: Helfender Handwerker widerspricht der AfD-
 Darstellung

Was vielleicht vor allem daran liegen mag, dass die AfD
versuchte, unter „Antifa“ alles, von gewalttätigen Autonomen
bis zum SPD-Bundesminister unterzubringen, was niemand außer
ihrer kleinen rechtsextremen Minderheit ernst nehmen kann
(Mehr dazu). Doch neben internen Richtungsstreitereien (Mehr
dazu)   und   der   drohenden    Beobachtung     durch   den
Verfassungsschutz (Mehr dazu) hat das Agenda-Setting der
Rechten vor allem eine Sache bedroht: Greta Thunberg.
Das kommt von rechter Hetze: Bombendrohung gegen Ida-Ehre-Schule - Volksverpetzer
Die grünen sind die größte gefahr für die
rechten
Greta Thunberg und die zehntausende SchülerInnen, die bei den
#FridaysForFuture-Demos mitmachen, haben es nach jahrelanger
Dauerbeschallung zu Asyl geschafft, den Fokus der Medien
wieder auf das wirkliche Problem für unsere Gesellschaft und
die Welt zu lenken: Die Klimakrise. Jetzt wird über Feinstaub,
Autos und Verkehrspolitik diskutiert, was der AfD, die laut
einer Studie zu den klimafeindlichsten Parteien Europas
gehört, überhaupt nicht passt (Mehr dazu).

Und während die AfD in Umfragen abgesunken ist und jetzt
stagniert, erlebten die Grünen einen Höhenflug, auf dem sie
sich immer noch befinden, mit aktuellen Umfragewerten zwischen
17 und 20% (Quelle). Die Grünen, die vielerorts
Regierungsbeteiligung haben, sind gerade erfolgreich dabei,
mit großem Rückhalt in der Bevölkerung, klimafreundliche
politische Maßnahmen umzusetzen. Und das auch ohne
Fahrverbote, wie beispielsweise Wiesbaden gezeigt hat, in
welchem    ausgerechnet      grüne   Verkehrspolitik       ein
Dieselfahrverbot verhinderte (Mehr dazu).

„Wir möchten, dass die Menschen ihr Auto
abschaffen“
Deswegen wird in rechten Gruppen vermehrt Stimmung gegen
„Grüne“ (im weitesten Sinne) gemacht, wie die Recherchegruppe
#DieInsider bemerkt hat. Dass dabei kein bisschen inhaltlich
argumentiert wird, fällt wohl niemandem auf. Stattdessen wird
auf klassische grüne Klischees und Gerüchte zurückgegriffen
und natürlich auf etablierte Hass-Methoden, die sich bei der
rechten Stimmungsmache gegen Merkel (Mehr dazu) und
Flüchtlinge (Mehr dazu) so „bewährt“ hatten.

Dabei spielt auch gar keine Rolle, dass die Vorschläge und
Personen, gegen die gehetzt wird, teilweise absolut vernünftig
sind. Im Tagesspiegel wurde über die Pläne der parteilosen
Verkehrssenatorin Berlins, Regine Günther, berichtet. Günther,
die für die Grünen im Senat sitzt, möchte die Menschen dazu
ermutigen, öfter mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad
oder Car-Sharing zu fahren.

 „Je weniger Autos auf der Straße, desto mehr Platz für jene,
 die wirklich auf das Auto angewiesen sind“, sagte Günther.

Dabei fiel auch der Satz, den viele Medien, unter anderem
Welt, die BZ, T-Online und der Tagesspiegel für den Aufhänger
ihrer Berichte verwendeten: „Wir möchten, dass die Menschen
ihr Auto abschaffen“. Nüchtern betrachtet ist der Ansatz der
Freiwilligkeit und der verbesserten Angebote absolut
vernünftig. Hier haben wir niemanden, der Fahrverbote fordert,
der jemanden zu etwas zwingen will oder sonstiges, was den
Grünen oft nachgesagt wird. Im Gegenteil, es ist sogar eine
sehr autofreundliche Politik, wenn die Straßen entlastet
werden sollen.

Doch Rechte werden von                     „Auto“        und
„Abschaffen“ getriggert
Kudos an Frau Günther, denn diesen Satz hat sie sicherlich
nicht versehentlich verwendet. In jedem Fall hat dieser Satz
sie und damit ihre Pläne zur Verkehrspolitik, die unter
anderem den Ausbau des ÖPNV vorsehen, ins bundesweite Gespräch
gebracht. Und das ohne in das klischeebehaftete Kerbholz des
Grünen zu schlagen, der das Auto verbieten will. Oder besser
gesagt, „abschaffen“. Doch den rechten Hetzern in den Gruppen
ist das egal.
Screenshot #DieInsider

Ahja, diese bösen Grünen. Wollen, dass die Menschen freiwillig
aufgrund attraktiverer Anreize ihr Auto stehen lassen, damit
diejenigen, die mehr darauf angewiesen sind, freiere Straßen
haben. Da sollte man einen schon zur Ermüdung ausgelutschten
halb-witzigen Spruch bringen, der körperliche Gewalt androht,
um seiner Verärgerung Ausdruck zu verleihen.

Screenshot #DieInsider

Getriggert? Es geht gegen das ideell erhöhte Auto, und
irgendwas mit „abschaffen“ – Also muss man mit Hass reagieren.
Die Grünen abschaffen? Bis zu einem Fünftel aller WählerInnen
würden ihnen aktuell die Stimme geben, ich will sehen, wie du
das toppen kannst. Und für „komplett unfähig“ halte ich eher
diejenigen, die aufgrund eines einzigen Satzes, den sie
darüber hinaus auch nicht einmal verstanden haben, gleich
irgendwelchen niederen Reflexen nachgeben.

Morddrohungen und Gewaltfantasien
Screenshot #DieInsider

Ok, wow. Übrigens findet man in den rechten Hassgruppen nichts
harmloseres als das. Beleidigungen sind das HARMLOSESTE, wozu
die Rechten als Reaktion auf so ein Zitat fähig sind
anscheinend. Mit euch Anlegen? Bekloppt? Weil sie den ÖPNV
ausbauen will? Man sieht, wie zuerst eine politische Position
auf einen Satz herunter gebrochen wird und wie dann, ausgehend
von diesem Satz, die wahnwitzigsten Schlussfolgerungen gezogen
werden. Das hat nichts mehr mit Politik zu tun. Und auch erst
Recht nicht das:

Screenshot #DieInsider

Oh ja, ihr seid ja total edgy und lustig. Als ob die Senatorin
verdammte Morddrohungen und Gewaltfantasien verdient hätte,
selbst wenn sie das sofortige Verbot von Autos gefordert
hätte! Was sie nicht einmal tat. Köpfen, erschießen und „an
die Wand stellen“. Ihr seid ja solche Maulhelden. Was hat das
noch mit Politik zu tun? Rein gar nichts. Aber es sind die
gleichen Methoden, wie man Hass gegen Flüchtlinge und
Migranten erzeugte. Und was zu unzähligen Angriffen und
Anschlägen auf Flüchtlingsheime geführt hat.
Screenshot #DieInsider

Apropos, da sind die Migranten auch wieder. Rechte Fake News,
die nicht nur völlig hirnrissig sind, sondern nicht einmal
irgendwie Sinn ergeben. Ganz klar, man möchte „Autos
abschaffen“, aber schenkt Flüchtlingen – aus welchen Gründen
auch immer – so viel Geld, dass sie sich gleich ein Dutzend
Autos kaufen. Alles klar. Hört ihr euch noch selbst zu?

Die Rechten sehen natürlich schon, dass das absolut
schwachsinnig ist. Aber anstatt festzustellen, dass so ein
Schwachsinn nicht wahr sein kann, halten sie das für umso
unfairer. Das kommt davon, wenn man seine vermeintlichen
politischen Gegner zu lächerlichen Karikaturen stilisiert.
Schwachsinnige Vorstellungen werden als Beweis für die
Dummheit der Gegner angesehen. Dabei ist es nur der Beweis für
die eigene Naivität.

Von einem aus dem kontext gerissenen Satz
zur „Öko-Diktatur“
Und schwupps, da ist es auch schon. „Öko-Diktatur“ der Grünen.
Mitsamt Grafik eines rechtsextremen Magazins. Nein, natürlich
ist das alles noch ein sachlicher Diskurs, was denn sonst.
Eine parteilose Senatorin investiert in den ÖPNV – Genau so
habe ich mir eine Diktatur vorgestellt. Wisst ihr noch, als
Hitler die SA eingesetzt hat, um freiwillige Anreize zu
schaffen, die Demokratie abzuschaffen? Sagen diejenigen, die
buchstäblich einen Satz davor davon geschwärmt haben,
diejenigen „an die Wand zu stellen“, die nicht ihrer Meinung
sind!

Und äh, ja. Ok, diese Person und drei weitere halten das
irgendwie für einen sinnvollen Beitrag zur Diskussion. Es ist
eine degradierende Unterstellung für meinen politischen
Gegner, also muss es gut sein! Ich habe nicht einmal den aus
dem Zusammenhang gerissenen Satz verstanden, geschweige denn,
wie der politische Beitrag der Senatorin aussieht, aber dieser
Fäkalhumor ist genau das, was wir jetzt brauchen!

Es ist ermüdend, dass sogar durchaus vernünftige politische
Vorschläge zuerst auf einen pseudo-provokanten Satz herunter
gebrochen werden, um dann zur einfachen Unterhaltung in einem
orwellschen Zwei-Minuten-Hass zur gegenseitigen Bestätigung
seiner politischen Position mit Gewaltfantasien bombardiert zu
werden.

Als Aufhänger mag das vielleicht für politisch Interessierte
funktionieren, aber unsere politischen Diskurse sind teilweise
einfach nur noch verwahrlost und völlig verroht. Sowas können
und sollten wir einfach nicht mehr ernst nehmen. Politische
Auseinandersetzung ja, aber reine Petri-Schalen für Hass und
Hetze zerstören das Fundament unserer Demokratie.

Artikelbild: Regine Günther Heinrich Böll Stiftung, CC BY-SA
2.0

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Ich hab‘ keinen Bock mehr auf
Flüchtlinge

Ich hab es einfach satt, immer noch
mit Rechten zu diskutieren
Jetzt geht das vierte Jahr ins Land, in dem wir über
Flüchtlinge diskutieren. Spätestens seit der so genannten
Flüchtlingskrise von 2015 ging es in der Öffentlichkeit nie so
lange und konsequent um das Asylrecht und Schutzsuchende. Nach
der Aufnahme von 800.000 Menschen 2015 und den
Schwierigkeiten, die damit einhergingen, verstehe ich das ja
noch. Aber dann begannen viele Medien – manche versehentlich,
und andere, wie die BILD mit Absicht – pausenlos regelrecht
fremdenfeindliche Untergangsszenarien zu malen.

Mit rassistischen Grenzüberschreitungen mobilisierte vor allem
die AfD den Teil der Bevölkerung, der für diese Aussagen
empfänglich war und radikalisierte sich und sie. Jede Meldung
einer echten oder erfundenen Straftat eines Schutzsuchenden
wurde durch die Presse gejagt, und das zu einer Zeit, in der
es in Deutschland so wenig Straftaten gab wie seit 1992 nicht
mehr (Mehr dazu).

Als Folge der eskalierenden Fremdenfeindlichkeit wurde genau
wie vor 25 Jahren das Asylrecht zwei mal noch weiter
verschärft (Mehr dazu), auf europäischer Ebene wurde die
Rettung von Schiffbrüchigen durch die Regierung zuerst
eingestellt, und dann die private Seenotrettung mit
rechtlichen Tricks behindert (Mehr dazu). Inzwischen kommen
kaum noch Schutzsuchende in Deutschland und der EU an (Mehr
dazu). Was nicht heißt, dass nicht noch Menschen auf der
Flucht sind. Weltweit sind das fast 70 Millionen Menschen, so
viele wie niemals zuvor (Quelle).
Mir steht die debatte bis zum hals
Und ich kann es nicht mehr hören. Ein kleiner Anteil der
Bevölkerung hatte schon immer ein geschlossen rechtsextremes
Weltbild, und die Anzahl an Menschen, die fremdenfeindliche
Einstellungen haben, lag schon immer circa zwischen 20 und 25%
(Extremismus-Studien). Die halten Flüchtlinge jetzt halt für
den Untergang Deutschlands und Frau Merkel für die
Antichristin. Und wählen zur Hälfte AfD. Warum der ganze Rest
Deutschlands sich mit diesem rechten Steckenpferd beschäftigen
muss, bleibt mir aber ein Rätsel.

Flüchtlinge und „der Islam“. Jeder dritte Deutsche hat
Vorurteile gegenüber Muslimen (Quelle). Meine Güte, wir haben
6% Muslime im Land. Ungefähr genau so viele wie Nazis
übrigens. Mir ist eigentlich völlig egal, ob Islamisten ihren
Terror mit ihrer Religion begründen und wie legitim das ist
und so weiter. Das ist keine Diskussion, die wir als
Gesellschaft führen müssen. Meinen Alltag betrifft das Null.
Die Burka sieht man hierzulande eigentlich gar nicht. Außer
auf der Titelseite der BILD. Und entgegen der krassen
Fehleinschätzung vieler Menschen aufgrund der Über-
Berichterstattung ist auch islamistischer Terror kein wirklich
akutes Problem für Deutschland. Irak, Afghanistan und Nigeria
lachen uns quasi aus (Mehr dazu).

Legitime Religionskritik hin oder her, diese Diskussion haben
Muslime und mehrheitlich muslimische Staaten zu führen. Haben
wir in Deutschland nichts wichtigeres zu tun, als uns über
polarisierenden Schlagzeilen in Leitmedien die Köpfe
einzuschlagen und die x-te Talkshow darüber zu bringen (Mehr
dazu)? Vor allem, da es am Ende doch sowieso meistens nur um
Fremdenfeindlichkeit geht. Können wir endlich als Gesellschaft
einsehen, dass diese bescheuerte Hysterie nichts weiter ist
als das und weiterziehen? Ich meine, natürlich soll auch
darüber geredet werden, aber ist das echt das größte Problem?!
EU und Marktradikaler Kapitalismus
Ich will endlich über Themen reden, die wirklich für mich
relevant sind. Lasst uns über die Zukunft der EU reden. Wir
haben demnächst Wahlen, bei welchen voraussichtlich ein großer
Teil an Leuten gewählt wird, die dieses Parlament abschaffen
wollen. Wie können wir in Europa besser zusammenarbeiten, um
Steuerflucht, wachsende Ungleichheit und ja, vielleicht auch
das Problem von fliehenden Menschen zu lösen? Bisher arbeiten
rechtsextreme Kräfte von innen und außen lediglich nur hart
daran, dieses wichtige Instrument zu zerstören. Der Brexit
dienedien prominentestes Beispiel.

Können wir über die immer weiter wachsende Ungleichheit reden?
Fast jeder 5. Deutsche ist von Armut bedroht (Quelle), die
Mieten explodieren (Quelle) und die Realeinkommen der
arbeitenden Deutschen sind in den letzte 25 Jahren quasi nicht
gestiegen (Quelle). Währenddessen besitzen die 45 reichsten
Deutschen mehr Vermögen als die Hälfte der übrigen Bevölkerung
und ist die Zahl der Millionäre in den letzten zehn Jahren um
fast 60 Prozent gestiegen (Quelle).

Und unsere von ungehemmtem Lobbyismus zerfressene Demokratie
ist dabei, die Steuern für Reiche immer weiter zu senken und
gleichzeitig den Sozialstaat immer weiter abzubauen. Dabei ist
der Mythos vom völlig deregulierten Markt genau so eine
Fantasie wie der Kommunismus, die beide an der Gier des
Menschen scheitern. Wir haben nicht einmal ein Lobbyregister
dank der Groko. (Mit Jamaika hätte es das gegeben.)

Und natürlich die verdammte klimakrise
Ich möchte über klimaneutrale Innovationen reden, über Anreize
von Autos, Kohle und Fleisch wegzukommen. Ich möchte darüber
reden, wie wir jetzt drastische Maßnahmen gegen Emissionen
umsetzen können, am besten nicht auf Kosten der Verbraucher.
Und am besten nicht dabei von milliardenschweren Unternehmen
behindert zu werden, die Fortschritt ausbremsen oder sich
durch schwachsinnige Subventionen und „Entschädigungen“ die
notwendigen Maßnahmen bezahlen lassen.

Auf unserem Blog haben wir jetzt quasi vier Jahre lang über
Flüchtlinge reden müssen. Und zwar nicht, weil wir dabei so
viel Spaß hatten, sondern weil die ganze Gesellschaft um uns
verrückt geworden ist und irgendwelchen rechten Hirngespinsten
hinterhergejagt ist, die jede sinnvolle Diskussion auf immer
das gleiche Thema lenkte. Oh, Altersarmut? Bestimmt
Flüchtlinge schuld! Oh, Arbeitslose? Flüchtlinge nehmen uns
die Jobs weg! Oh, Fachkräftemangel? Flüchtlinge! Egal, wie
widersprüchlich das rechte Gesamtbild am Ende war.

Wir müssen über die Zukunft reden
Wir haben jetzt fast 4 Jahre das Unkraut dieses Schwachsinns
herausreißen müssen. Die AfD zerstört sich gerade über ihrer
immer weiter ausufernden Spendenaffäre, sowie den inneren
Richtungsstreits über ihre Faschisten in ihren Reihen (Mehr
dazu) selbst. Das sollten wir nutzen und heimlich den Diskurs
weiterbewegen. Greta Thunberg und die #FridaysForFuture-Demos
haben damit schon angefangen (Mehr dazu).

Die Deutschen mögen Stabilität, deswegen gibt es heute Kinder,
die aufs Gymnasium kommen, die nie eine andere Kanzlerin als
Merkel erlebt haben. Aber die gefühlt hundertste Groko
verwaltet ein Deutschland, das nicht einmal für die
gegenwärtigen Probleme gewappnet ist, geschweige denn für die
nächsten 20 Jahre. Kein Wunder, dass es so viel Frust in der
Bevölkerung gibt.

Es wird Zeit, dass wir anfangen, in dem Beet des öffentlichen
Diskurses endlich eigene Blumen zu pflanzen. Dass wir unsere
Themen nicht mehr von rechten Spinnern diktieren lassen. Dass
wir   aufhören,    auf   fremdenfeindliche      Idioten    und
Klimawandelleugner zu hören und ihnen keine Bühne mehr bieten.
Kümmern wir uns um unsere Wohnungen, um die Klimakrise, unsere
Löhne, unsere Bildung und unsere Gesundheit und Renten. Und
nicht mehr um Flüchtlinge.

Artikelbild: pixabay.com, CC0

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Fliehen       wegen       der
Flüchtlinge:     Immer   mehr
„Patrioten“ wollen auswandern

Fliehen wegen der Flüchtlinge
Es ist in einer absurden Weise eine gute Nachricht: Die
Internet-Faschisten sind verzweifelt. Seit inzwischen Jahren
hetzen sie gegen „Gutmenschen“, Flüchtlinge, die Medien,
Merkel und die Realität, aber irgendwie ist die Revolution
irgendwo zwischen Gelber Weste und Erzgebirge versandet. Die
AfD steckt in der Krise und verliert weiter in den Umfragen
(Mehr dazu). Einige denken jetzt (zum Glück) ans Aufgeben.

Denn ihr wisst ja, mit historisch niedriger Kriminalität
(Quelle), nur noch wenigen Flüchtlingen, die nach Deutschland
und Europa kommen (Quelle) und ganzen knapp 6% Muslimen
(Quelle) ist ja offensichtlich, dass Deutschland islamisiert
ist und in Verbrechen versinkt. Nicht. Dass die rechten
Internet-Helden nicht in der Realität leben ist aber nichts
Neues. Dass jetzt immer öfter übers Auswandern diskutiert
wird, allerdings schon.

„Nazis raus“ wirkt anscheinend
Wie Mitglieder der Recherchegruppe #DieInsider berichten, wird
in rechten Facebook-Gruppen und Discord-Servern das Auswandern
heiß diskutiert. Und die Ironie der ganzen Debatte entgeht
leider der ganzen niedlichen Truppe. Weil Menschen vor Krieg
nach Deutschland geflohen sind müssen die Hetzer, die bei
jedem Foto von Frau Merkel großspurig Gewaltfantasien
formulieren, die Flucht ergreifen?

 Mordfantasien: So widerlich reagieren Rechte auf Merkel beim
 Einkaufen

So sieht das dann aus, wenn die „Patrioten“ das ach so tolle
Deutschland dann plötzlich nicht mehr so toll finden:
Es ist so niedlich. Mit Altersarmut und Wohnkosten      sind sie
schon beinahe auf dem richtigen Weg, aber dann landen   sie eben
ruck-zuck wieder bei Flüchtlingen und dem Islam.         Schade,
Potential war da. Es wäre lustig, wenn diese Leute      nicht so
eine Gefahr für unsere Demokratie darstellen würden. Aber was
will man von einer Ideologie erwarten, die vollständig auf
Gruppenzwang und Angst aufgebaut ist? Und einer gehörigen
Portion Realitätsverweigerung.

Doch es kommt auch viel Gegenwind
Doch viele „Patrioten“ und Wehrmachtsnostalgiker sind gegen
das Auswandern. Man soll „kämpfen!“ Äh, ja, gegen wen
eigentlich?

Ah ja, „Kämpfen bis zum Tod“. Der Klassiker unter
Vorpubertierenden. Ein Deutscher denkt „überhaubt“ nicht ans
Auswandern. Außer auf Vox bei „Goodbye Deutschland“.
Vielleicht möchten die Behörden bei einigen, die sich schon
„versorgt“ haben, vorbei schauen? Und oh ho, „defätistisch“,
da packen sie die ganz schweren verbalen Geschütze auf. Leute,
ihr seid die einzigen, die „kämpfen“ und „sterben“ wollen. Der
Rest von uns hat weder Lust dazu, noch sieht er eine
Notwendigkeit. Wenn ihr so geil darauf seid, dann kämpft doch
gegeneinander. Wir halten euch nicht auf.

Dann wären wir alle glücklicher. Wann schnallt ihr es endlich,
dass ihr nur eine kleine Gruppe paranoider Spinner seid?
Größenwahnsinnige Fantasien, die noch dazu auf absurdem
Geschichtsverständnis und Fake News basieren. Ach, Hitler ging
nach Argentinien? Klasse. Daran zu erinnern, als das letzte
Mal so eine bescheuerte Einstellung dazu geführt hat, dass 60
Millionen Menschen gestorben sind und Deutschland in Schutt
und Asche lag, tut kaum einer. Außer die hier:

„Dummes Zeug“ – bestes Argument. Fun fact: Das letzte Mal, als
die Deutschen „bis zum Tod“ gekämpft haben, hatte das zur
Folge, dass 14 Millionen Deutsche wirklich fliehen mussten
(Quelle). Und so schließt sich der Kreis. Nehme ich an. Also
wandert aus, sterbt, wenn ihr so geil darauf seid, aber wir
hatten den ganzen Scheiß schon einmal. Und würden uns viel
lieber um ernste Katastrophen kümmern, wie die Klimakrise.
Also: Wandert aus! Wir tun das, was wir eurer Meinung nach eh
am besten können: Applaudieren euch am Bahnhof.

Artikelbild:    Screenshot   facebook.com,   ShotPrime
Studio,    shutterstock.com,    changes   were   made,
Screenshots #DieInsider
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Broder: Die Weidel-Umarmung
war ein Fehler, mit der AfD
reden nicht

Darf man             mit      Schmuddelkindern
reden?
Man muss es sogar! Hendryk M. Broder war schon immer ein
streitsüchtiger und polarisierender Autor. Ich habe ihn mal
geschätzt, ja fast geliebt. Habe ihm jeden Freitag bei
RadioEins an den Lippen gehangen, dem klugen, alten bösen,
jüdischen Mann.

Dann begann er in rechtspopulistische Gefilde abzurutschen,
leugnet den menschengemachten Klimawandel gegen alle
Wissenschaft, obwohl er Wetter und Klima nicht mal auseinander
halten kann.
Und nun, nun lässt er sich von Alice Weidel umarmen und redet
vor der AfD.

Der Tiefpunkt unserer Beziehung? Jain!
Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren habe ich seine Rede
gelesen und auch wenn ich nicht seiner Meinung bin – in vielen
Dingen! – so hat er der AfD doch in vielem einen Spiegel
vorgehalten. Er hat über die „political correctness“
geredet. „Man legt die Füße nicht auf den Tisch, man rülpst
nicht beim Essen, und man nennt die zwölf schlimmsten Jahre
der deutschen Geschichte nicht einen ‚Vogelschiss'“. Richtig!

 „Das ist nicht nur aus der Sicht der Nazi-Opfer – der Juden,
 der Zigeuner, der Homosexuellen, der Widerstandskämpfer, der
 Deserteure – eine schwere Sünde. Es muss auch ein No-Go für
 jeden Deutschen sein, der kein Jude, kein Zigeuner, nicht
 schwul ist und keine Angehörigen hat, die von den Nazis
 verfolgt wurden.“

Er hat sich nicht gescheut, auszusprechen, für was er die AfD
hält. Und das direkt ins Gesicht..

 „Ein Besuch bei Ihnen stand nicht auf meiner Liste, ich habe
 die Einladung trotzdem gerne angenommen, wann bekommt ein
 Jude schon die Gelegenheit, in einem Raum voller Nazis, Neo-
 Nazis, Krypto-Nazis und Para-Nazis aufzutreten?“
Nachtrag/Anm. d. Red.: Broder scheint diesen Satz jedoch
ironisch gemeint zu haben, die AfD-Mitglieder lachten und
applaudierten dem Satz.

Vielleicht ist Broder sogar der richtige,
mit der AfD zu reden
Bevor man sich über den Besuch Broders bei der AfD aufregt,
sollte man sich darüber einigen, ob es nicht genau das ist,
was man tun sollte. Und zwar miteinander reden, statt
übereinander. Und vielleicht ist der Jude Broder für diesen
Dialog gar nicht so die falsche Wahl. Denn er ist selber in
einigen Dingen Populist, Leugner und rechtslastiger Grantler.

Aber er ist auch Demokrat und das kann ihm niemand absprechen.
Er wird deshalb vielleicht gerade deswegen gehört, in dieser
aufgeheizten Stimmung der unüberbrückbaren Differenzen. Ein
Paria auf beiden Seiten. Und dafür vielleicht echt die
richtige Wahl, oder wie er in seiner Rede sagte:

 „Hinzu kommt noch: Ich mache nur das, was uns allen der
 Bundespräsident vor Kurzem geraten hat. Wir sollten
 aufeinander zugehen, uns besser kennenlernen, uns miteinander
 unterhalten, um den Zusammenhalt dieser Gesellschaft zu
 stärken.“

Der „Brückenbauer“?
Ich will hier gar nicht auf seine fragwürdigen Thesen zum
Klimawandel und die unsägliche Debatte über Greta Thunberg
eingehen (Mehr dazu) und über seine Theorien zum “Genderwahn“
in Schutz nehmen. Aber er hat sich in einer Sache ganz klar
auf eine Seite geschlagen. Auf die Seite der Demokratie. Und
in der müssen wir unterschiedliche Meinungen aushalten,
solange diese den Boden des Grundgesetzes nicht verlassen.

 „Ich bin ein Brückenbauer, ein Versöhner, ich trete für eine
bunte, offene und tolerante Gesellschaft ein, in der niemand
 ausgegrenzt wird. Ich beurteile die Menschen in meiner
 Umgebung nicht nach Herkunft, Hautfarbe oder Religion,
 sondern danach, ob sie – grob gesprochen – auch andere
 Meinungen als die eigenen gelten lassen.“

 Allerdings: Dieser Raum des Sagbaren und Machbaren unterliegt
 einem ständigen Wandel. Ich halte es für gut und richtig,
 dass Homosexualität entkriminalisiert und Vergewaltigung in
 der Ehe von einem Privileg des Ehemannes zu einer Straftat
 degradiert wurde. Ich halte es für gut und richtig, dass
 Kinderehen verboten bleiben, ohne Rücksicht auf den
 kulturellen Hintergrund der beteiligten Familien. Und ich bin
 für eine Verschärfung des Tatbestands „Kindesmissbrauch“, um
 auch solche Fälle verfolgen zu können wie den der bereits
 erwähnten Greta aus Schweden, die von den Klimarettern zur
 Ikone ihrer Bewegung erkoren wurde.“

Broder hält die umarmung selbst für einen
fehler
Und was diese Umarmung betrifft, hat er selber eine sehr
eigene Meinung dazu und eine Entschuldigung:

 „Vor meiner Rede ist ein Foto entstanden, auf dem zu sehen
 ist,    wie   Alice    Weidel,   Vorsitzende     der   AfD-
 Bundestagsfraktion, mich umarmt. Dieses Bild ist von der AfD
 in den sozialen Medien verbreitet worden. Es wäre richtig
 gewesen, sich der Umarmung zu entziehen. Als Journalist
 sollte man auf Distanz zu Politikern und Politikerinnen
 achten. Es gibt freilich keinen Grund, aus dieser Umarmung
 weiter gehende Schlüsse zu ziehen. Ich bitte um
 Entschuldigung und gelobe, bei der nächsten Gelegenheit
 vorsichtiger zu sein.“

Also, wenn ich nach der Rede, die ich im Wortlaut gelesen
habe, ein klein wenig näher zurück zu Broder gekommen bin,
dann deshalb, weil er etwas Kluges getan hat. Er hat mit den
„Nazis, Neo-Nazis, Krypto-Nazis und Para-Nazis “ gesprochen.
Und zwar ohne ihnen nachzugeben.

Vielleicht sollte man die Entrüstung warten lassen, bis man
Kontext und Redebeitrag kennt. Auch ich war ob des Fotos erst
maßlos erbost und ein „Wie tief kann er noch sinken“ entrang
sich meiner Seele. Nun mit Hintergrund bin ich gnädiger. Das
Foto war ein Fehler, die Einladung der AfD anzunehmen und mit
ihr zu reden mit Sicherheit nicht.

Aber: Dennoch Kritikwürdig
Allerdings bestärkt er die AfD in ihrem falschen Opfermythos
und bestätigt sie in der „Ungerechtigkeit“, die man ihr
angeblich antut.

 „Ich bin hier aus zwei Gründen. Erstens bin ich für Fair
 Play. Und der Umgang mit Ihrer Partei ist alles andere als
 fair. Als Ihr Bremer Kollege Magnitz niedergeschlagen wurde –
 weiß jemand, wie weit die Suche nach den Tätern inzwischen
 ist? –, haben zwar alle die Tat verurteilt, in manchen der
 Distanzierungen wurde aber auch darauf hingewiesen, dass
 diejenigen, die Wind säen, damit rechnen müssen, Sturm zu
 ernten. Wie Frauen, die eine gewisse Mitschuld haben, wenn
 sie sexuell belästigt werden, weil sie zu kurze Röcke
 tragen.“

Das ist faktisch und sachlich falsch, denn die AfD hat den
Angriff eindeutig falsch und verzerrt dargestellt und sich
ausschließlich als Opfer zelebriert (Mehr dazu). Was natürlich
angesichts der Hetze dieser Partei völlig geheuchelt ist. Aber
vielleicht ist das genau einer der Gründe, warum er die AfD
erreichen kann.

Hier seine Rede im Gesamttext nachzulesen.
Zum Thema: Wie die AfD Broder mit dem Foto
instrumentalisiert hat
 Wieder mit gestelltem        Foto:   Wie    die   AfD   Broder
 instrumentalisiert

Artikelbild: Screenshot Alice Weidel, Bildzitat

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Rückblick:                  Die          8         besten
Tweets zu #NazisRaus
#NAZISRAUS
Alles fing mit diesem Tweet an:

 Nazis raus.

 — Nicole Diekmann (@nicolediekmann) January 1, 2019

Es ist lächerlich und absurd, dass so eine Aussage überhaupt
irgendeine Aufregung erzeugt hat. Leute, das ist Konsens. Das
steht (mit ein wenig anderen Worten) so in unserem
Grundgesetz! Es ist eine Variante von „Nie wieder Faschismus“
und eine direkte Reaktion auf das bei eben jenen Neonazis
beliebten „Ausländer raus“. (Und das ist ok, oder wie?) Oder
weniger offensichtlich faschistischen Forderungen.

 Mir ist gerade klar geworden, dass anscheinend einige Leute
 denken, hinter #Nazisraus stehe die Forderung, Rechtsextreme
 abzuschieben. Ähm, dann wäre der Spruch genauso blöd & nicht
 anders als "Ausländer raus", oder? Er steht für "Nie wieder
 Faschismus" & ist eine Riposte.

 — Volksverpetzer (@Volksverpetzer) January 10, 2019

Auf die Frage, wen sie denn für Nazis halte, reagierte
Diekmann ironisch mit „Alle, die nicht die Grünen wählen“. Sie
wollte sich eben über jene übertriebene Parteilichkeit lustig
machen und dieses Vorurteil. Doch „besorgte Bürger“ stürzten
sich darauf und rissen die Aussage aus dem Kontext.

Doch nicht nur rechte Trolle und Blogs missverstanden die
Aussage absichtlich falsch oder fühlten sich angesprochen.
Auch die WELT dachte, sie würde irgendeinen sinnvollen Beitrag
dazu leisten, wenn sie feststellte, dass die Forderung
„wörtlich genommen“ verfassungswidrig sei.

 Die WELT meint, "wörtlich genommen" sei #NazisRaus
 verfassungswidrig. Also ich dachte, Nazis seien
 verfassungswidrig, aber was weiß ich schon.

 — Volksverpetzer (@Volksverpetzer) January 11, 2019

Die besten Reaktionen
Wer noch etwas Nachhilfe zu #NazisRaus braucht, kann sich die
besten Tweets zu diesem Hashtag in unserem Rückblick noch
einmal durch lesen. Oder neu entdecken, wenn er oder sie sie
übersehen hat. Viel Spaß!

1) Verdächtig ist es ja schon
 Wer mit #NazisRaus ein Problem hat, entlarvt sich ja mal
 schön selbst.

 — Monty Brogan (@MrMontyBrogan) January 7, 2019

2) Und zur klarstellung
 Für alle, die nicht wissen woraus:

 Aus   Ämtern!
 Aus   Parlamenten!
 Aus   der Polizei!
 Aus   dem Angelverein!
 Aus   dem Freundeskreis!
 Aus   der Kneipe!#NazisRaus

 — ndrs vrgs (@ihasouts) January 7, 2019
3) Was ist „Hetze“?
 Gefährlicher Slogan in Deutschland:
   #NazisRaus

 Interessante, Talkshow-würdige Meinung in Deutschland:
 ✅ "Das Geschwür am Volkskörper endgültig loswerden"
 (Poggenburg)
 ✅ Integrationsbeauftragte "in Anatolien entsorgen" (Gauland)
 ✅ "Wir werden sie jagen" (Gauland)

 Kapiert?

 — Robert Fietzke (@robert_fietzke) January 10, 2019

4) Guten Appetit!
 spätes      Essen,     aber           hauptsache#NazisRaus
 pic.twitter.com/k11SAShDqo

 — kristin (@iLsepupiLse) January 7, 2019

5) Poggenburg verlässt die AfD…
 Hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet #Poggenburg sich dem
 #NazisRaus-Trend anschließt

 — Robert Fietzke (@robert_fietzke) January 10, 2019

6) …Und gründet die…
 „Aufbruch deutscher Patrioten“ ist ja auch nur gestelzt für
 „Nazis raus“

 — Sophie Paßmann (@SophiePassmann) January 11, 2019
7) So ungefähr
 Nazis raus. #nazisraus pic.twitter.com/9sRdYpBJ1x

 — extra3 (@extra3) January 7, 2019

8) Und ganz wichtig:
 Als Kind musste ich mir jeden Tag von Nachbarn "Deutschland
 den Deutschen, Ausländer raus!" anhören. "Nazis raus!"
 entstand als REAKTION darauf. Nie vergessen!

 Wenn #NazisRaus Verrohung ist, impliziert           das,   dass
 "Ausländer raus" nicht roh & ok war.

 90s Ausländer kids remember.

 — Melina Borčak Ⓥ    (@MelinaBorcak) January 10, 2019

Artikelbild: twitter.com

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Jetzt fragen diese Idioten
bereits nach der Herkunft von
Unfallverursachern!

Euer Ernst?

Es ist schon schlimm genug, dass es bei Terroranschlägen oder
schweren Straftaten niemanden mehr interessiert, wie es den
Opfern geht oder ob jemand verletzt wurde. Und alle nur wissen
wollen: Wars jetzt wieder ein Ausländer? Dürfen wir wieder
unseren Hass in die sozialen Netzwerke kotzen? Oder kehren wir
das Thema schnell wieder unter den Teppich, wie bei der
Amokfahrt von Münster oder erst kürzlich beim Messerstecher
von Nürnberg? (Mehr dazu)

Was ich heute bei einem Tweet der Polizei NRW sehen musste hat
mich einfach nur gewaltig irritiert. In Recklinghausen hat
sich ein schwerer Verkehrsunfall ereignet. (Quelle) Mehrere
Personen wurden verletzt, eine Person wurde tödlich verletzt.
Furchtbar, mein Beileid den Angehörigen. Aber diese Reaktion
eines Hetz-Accounts hat mich nur noch verstört.
What. The. Fuck

Name und Religion würden Klarheit ins Dunkle bringen? Klarheit
worüber? Was für ein rassistisches Arschloch du bist? Ob es
sich lohnt, die Sache für euren ekelerregenden Hass
auszuschlachten? What the fuck. Ich bin entsetzt. Was soll man
dazu sagen. Was ist los mit den Menschen, dass ihr erster
Gedanke bei einem Verkehrstoten ist: Oh, vielleicht kann ich
das ausschlachten, um gegen meine Feindbilder zu hetzen.
Pervers!
Und es wird noch schlimmer: Gleich im Anschluss kam er mit
verrückten Verschwörungstheorien an! Nicht nur, dass diese
verrückte Nazi ernsthaft gerade wissen will, welche
Nationalität ein Unfallbeteiligter hat, um seinen Hass-Ständer
zu befriedigen, wenn die Polizei selbstverständlich noch keine
genaueren Auskünfte machen kann, dann ist es gleich eine
„politisch korrekte“ Vertuschung. Alter.

Wenn du glaubst, du hast schon jede Form von Hass und rechten
Wahnsinn in diesem Land gesehen. Da gibt es eine rechtsextreme
Zelle in der Polizei, eine in der Bundeswehr, über 400
untergetauchte verurteilte Neonazis und tausende Vollidioten
die überall nur kriminelle Ausländer sehen, obwohl die Anzahl
an Tatverdächtigen so niedrig ist wie seit 1992 nicht mehr.

Normalerweise wäre so ein Troll-Account nicht den Ärger wert.
Blocken und gut ist. Aber diese Absurdität. Diese Anmaßung!
Diese Nazis drehen alle inzwischen durch. Zu viele Fake News
bekommen auf Dauer einfach nicht gut.

Artikelbild: Paranamir, shutterstock.com

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„Premium-Cola“ im Interview:
„Von mir aus kann die AfD
komplett verdursten!“

„Ich bin kein Linksextremist, nur
weil ich kein Bock auf Nazis habe!“
Zum #ColaGate der AfD haben wir mit einem der Gründer von
„Premium-Cola“ gesprochen. Hier könnt ihr die Ganze Blamage
der AfD nochmal nachlesen:

 Colagate: Alle Peinlichkeiten der AfD & alle Distanzierungen
 der Cola-Marken
Das Interview führte Andreas Bergholz mit Miguel Martinez von
Premium-Cola.

Wie kommt es eigentlich, dass noch kein AfD
Politiker ein Foto mit eurer Cola Marke gemacht
hat?
Uns gibt es in 200 Städten in Deutschland/Schweiz/Österreich,
aber wir sind meistens in kleinen und alternativen Läden zu
finden. In diesen kleinen Läden geht anscheinend die AFD nicht
hin, weil sie entweder einen schlechten Geschmack haben oder
keine coolen Freunde. Das wäre eine Erklärung, aber vielleicht
haben sie auf unserer Instagram Seite geguckt, wie wir ticken
und gesehen, dass wir uns u.a. mit einen tollen Bild des
Künstlers Stefan Marx von Nazis distanziert haben:

https://www.instagram.com/p/BnRTmbghyfB/?utm_source=ig_web_cop
y_link

Und wir tun es auch immer wieder und wir werden es immer
wieder tun. Nazis braucht niemand.

Wie bewerten Sie das Verhalten einiger AfD Akteure
in Bezug auf die verschiedenen Cola-Marken, die
sich bereits distanziert haben?
Manch AfDler geht die Sache genauso ran, wie sie an die
Politik rangehen: Mit sehr wenig Analyse und Inhalt. Das
erinnert an das Sommerinterview vom Typen mit dem Schlips. Von
nichts eine Ahnung, aber ordentlich Rassismus! Ich habe den
Eindruck, dass einige AfDler in den Getränkemarkt gerannt sind
und irgendein Produkt gesucht haben, das sich noch nicht
distanziert hatte. Und sie haben sich dabei überhaupt nicht
mit Inhalten auseinandergesetzt. Na gut, die eine oder andere
Marke war ja nie besonders politisch und andere Marken sind
über die Vorlage froh und können jetzt ganz einfach Profil
zeigen und für sich werben.

Geht der AfD langsam die Cola Hersteller aus, die
Sie für sich vereinnahmen können?
Von mir aus können sie komplett verdursten!

Aber es wäre auch nicht falsch, wenn sie dieses Theater weiter
treiben und den kompletten Lebensmittel- und Getränkemarkt
abklappern würden. Wir würden dann schnell sehen, wer sich wie
distanziert, wir würden sehen welche Marken Anstand haben und
welche nicht.

Was für eine        Haltung     hat    Premium-Cola      als
Unternehmen?
Wir sind Kollektiv organisiert und entscheiden alles im
Konsens. Das einzige, was nicht zur Diskussion steht, ist
unser Zentralwert, die Gleichwürdigkeit aller Menschen. Denn
nur mit einer Gleichwürdigkeit von allen lässt sich eine echte
Konsensentscheidung treffen. Bei uns gibt es keinen Chef und
niemand hat mehr Macht als andere, ganz egal welche Position,
Herkunft, Nationalität, Geschlecht, Hautfarbe, Religion, oder
wie lange man in dem Land lebt. Mit dieser Basis versuchen wir
ein neues Wirtschaftsmodell zu leben, das mehr auf Mensch und
Natur achtet. Und das Verrückte daran, das machen wir u.a. mit
einer Cola, das Symbol von Kapitalismus und Konsum!

Die AfD (Teile der CSU auch) nutzt geschickt demokratische
Strukturen, um darauf hinzuarbeiten, sie für andere Menschen
abzuschaffen. Wer anderen Menschen ihre Grundrechte abschaffen
will, braucht sich selbst auch nicht auf deren Schutz zu
berufen. Also wäre ein „punch nazis in the face“ legitimiert.
Unser Zentralwert ist übrigens auch im Grundgesetz verankert.
Wer sich daran nicht hält, sollte keine gesellschaftliche
Relevanz haben. Deswegen gibt es bei uns eine klare Kante
gegen AfD und sonstige Nazis.
Wäre es Ihrer Meinung nach angebracht, dass sich
die Cola Hersteller geschlossen gegen eine
Instrumentalisierung ihrer Marken von der AfD
aussprechen?
Um die Instrumentalisierung geht es mir weniger. Zugegeben, es
ist schon ekelhaft, wenn dein Produkt mit solchen Gestalten
assoziiert wird. Aber ich wünsche mir eher eine
grundsätzlichere Haltung gegen die AfD. Auch von Unternehmen,
die noch nicht von einer AfD-Instrumentalisierung bedroht
waren.

Es gibt tatsächlich schon die Überlegung, mit anderen
alternativen Getränkemarken eine gemeinsame Erklärung
rauszugeben, aber die Idee ist noch nicht ganz reif. Wir
haben, ehrlich gesagt, mit den Getränkemarken, die sich bis
jetzt geäußert haben nicht viel gemeinsam, weil sie in einer
ganz anderen Liga als wir spielen. Uns gibt es kaum in
Tankstellen, Supermärkten und großen Ketten, wir sind eher in
kleinen Läden vertreten.

Aber die Haltung sollte über die Cola- und Getränkehersteller
hinaus gehen. Wir brauchen eine klare Haltung gegen die AfD in
der Gesellschaft. Ich glaube Antifaschismus muss raus aus der
linksextremen Ecke und in der Mitte der Gesellschaft verankert
werden. Es sollte eine absolute Selbstverständlichkeit sein,
in Deutschland Antifaschist zu sein. Ich bin kein
Linksextremist, nur weil ich kein Bock auf Nazis habe!

Abseits von Cola Herstellern: Müssten ihrer
Meinung nach nicht mehr Unternehmen Stellung gegen
Rassismus und Rechtspopulismus beziehen?
Ja. Zu viele verstecken sich hinter einer vermeintlichen
Neutralität. Leider lässt Neutralität immer eine Tür nach
rechts offen. Ich bin mir sicher, dass es die eine oder andere
Marke gibt, die Angst hat, Opfer so einer Instrumentalisierung
zu sein, weil sie sich dann Äußern müsste. Und viele wollen
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