Deutschland im VN-Sicherheitsrat - Zwischen Krisenmanagement und Strukturreform

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Deutschland im VN-Sicherheitsrat
 Zwischen Krisenmanagement und Strukturreform

                                                       MARIUS MÜLLER-HENNIG
                                                               November 2010

 n Am 12.10.2010 wurde die Bundesrepublik Deutschland für zwei Jahre in den
   Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gewählt. Die deutsche Bundesregierung
   sollte nun ein weitsichtiges Zwei-Jahresprogramm vorlegen, mit dem Impulse zur
   Bewältigung der globalen friedens- und sicherheitspolitischen Herausforderungen
   gesetzt und entsprechende Haushaltsmittel eingeplant werden.

 n Strukturell will die Bundesregierung die Verhandlungen um eine Reform des VN-
   Sicherheitsrates vorantreiben. Dieser müsste zwar um systemrelevante permanente
   Mitglieder erweitert werden, der Spielraum ist jedoch eng. Daher sollte Deutschland
   erwägen, den Anspruch auf einen ständigen Sitz vorerst zurückzustellen und diesen
   Verzicht als Trumpfkarte zu nutzen, um Reformwiderstände zu überwinden.

 n Bei den Instrumenten globaler Friedens- und Sicherheitspolitik sollte Deutschland
   sich für eine Stärkung der Peacekeeping-Architektur der VN einsetzen. Dabei geht
   es um die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Truppen, Polizisten und ziviler Experten
   sowie um realistische Mandate und starken politischen Rückhalt in den VN-
   Mitgliedstaaten.

 n Zudem sollte Deutschland die konzeptionellen Debatten um eine stärkere
   Verzahnung von Peacekeeping mit friedenskonsolidierenden Aktivitäten und
   langfristigen Entwicklungsbemühungen vorantreiben. Die Übernahme des Vorsitzes
   der VN-Kommission für Friedenskonsolidierung im Jahr 2010 war hierfür ein erster
   wichtiger Schritt.

 n Die starke Präsenz der Europäischen Union mit zwei ständigen und zwei nicht-
   ständigen Mitgliedern im Sicherheitsrat dürfte zum ersten umfassenden Test für
   die Gemeinsame Europäische Außen- und Sicherheitspolitik nach Lissabon und den
   neuen Europäischen Auswärtigen Dienst werden.
MARIUS MÜLLER-HENNIG | DEUTSCHLAND IM VN-SICHERHEITSRAT

         Welche konkreten Schwerpunkte                         erwarten, dass nun bald eine Agenda vorgelegt wird und
                will Deutschland setzen?                       die entsprechenden Vorbereitungen getroffen werden
                                                               um der Mitgliedschaft in diesem zentralen Gremium
Die deutsche Kandidatur um einen nicht-ständigen Sitz          gerecht zu werden. Denn die bisherigen Äußerungen
im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (VN-SR) verlief       und Weichenstellungen der politischen Führung der
weitestgehend unterhalb des Radars der deutschen               Bundesregierung zeugen noch nicht wirklich von einem
Öffentlichkeit. Aber auch auf UN-Ebene wurde sie nicht         Bewusstsein der Verantwortung die mit der neuen
vor dem Hintergrund einer prominent formulierten               Rolle einhergeht. Zwar gab es beispielsweise in der von
deutschen Strategie geführt. Aus den einschlägigen             Außenminister Guido Westerwelle gehaltenen Rede
Broschüren ergeben sich wenig substanzielle Einsichten,        auf der Botschafterkonferenz am 6.9.2010 in Berlin
mit welchen konkreten Anliegen die Bundesrepublik              allgemeine Bezüge zur angestrebten Mitgliedschaft im
diese Sicherheitsratsmitgliedschaft angestrebt hat.            VN-SR, jedoch blieb offen, was dies für Deutschlands
Und dies liegt nicht etwa daran, dass im Sicherheitsrat        Rolle in der Bewältigung akuter Konflikte konkret
derzeit wenig Konflikte und Themen auf der Agenda              bedeuten wird. Nach der erfolgreichen Wahl wurden von
stehen würden. Ganz im Gegenteil befindet sich der             Außenminister Westerwelle und Bundeskanzlerin Angela
Sicherheitsrat – aller berechtigten und bekannten              Merkel nur sehr vage allgemeine Schwerpunkte skizziert,
Kritik zum Trotz – im Zentrum vielfältiger friedens- und       u. a. in Bezug auf die Reform des Sicherheitsrates,
sicherheitspolitischer Herausforderungen. Gegenwärtig          die nukleare Abrüstung und den Klimawandel. Diese
ist der Rat für 16 Blauhelm-Missionen verantwortlich –         Themen sind durchaus von globaler sicherheitspolitischer
von Osttimor über den Sudan und die Demokratische              Relevanz, stehen aber nicht im eigentlichen Zentrum
Republik Kongo bis hin nach Haiti – sowie für zehn             der Arbeit des Sicherheitsrates. Seine Kernfunktion
so genannte politische Missionen der VN. Jede dieser           ist das globale Krisenmanagement, das die Sicherung
Missionen findet in einem hochkomplexen nationalen und         des Weltfriedens zum Ziel hat. Dies erfordert sowohl
internationalen Umfeld statt und bedarf einer kritischen       politisches Kapital als auch den verlässlichen Beitrag
und weitsichtigen Begleitung durch den Sicherheitsrat          eigener Ressourcen. In den ersten Statements nach der
und seine Mitglieder – von der Mandatierung über               Wahl gab es zwar allgemeine Bezüge zum deutschen
die Generierung der geeigneten finanziellen und                Bestreben, »nachhaltige Lösungen für Frieden und
personellen Ressourcen bis hin zum Einsatz des                 Sicherheit« zu unterstützen, doch auch hier blieb unklar,
vollen diplomatischen und politischen Gewichts der             was dies praktisch bedeuten wird.
Ratsmitglieder im Falle krisenhafter Zuspitzungen.
Neben diesen Missionen stehen noch weitere Punkte              Nimmt man indes die jüngsten Haushaltsverhandlungen
auf der Agenda: akute Krisen, wie im Falle Kirgisistan         für das Auswärtige Amt als konkreten Maßstab, ist
Mitte 2010; schwierige zwischenstaatliche Konflikte,           festzustellen, dass dieselbe Bundesregierung, die
wie zum Beispiel um die Atomprogramme im Iran und              am 12.10.2010 die »große Verantwortung« einer
in Nordkorea; oder nicht-traditionelle Bedrohungen, wie        Mitgliedschaft im Weltsicherheitsrat übernommen
durch den internationalen Terrorismus. Entsprechende           hat, massive Einsparungen auf wichtigen Feldern der
Resolutionen des Sicherheitsrates können in der                internationalen Friedens- und Sicherheitspolitik plant.
Konsequenz von der Verhängung von Sanktionen                   So sollen in den Bereichen Krisenprävention, Abrüstung
gegen einzelne Mitgliedsländer bis hin zu konkreter,           und humanitäre Hilfe im Jahr 2011 zwischen 15 und
rechtssetzender Einflussnahme auf die Gesamtheit der           30 Prozent der operativen Mittel eingespart werden;
Mitgliedstaaten reichen. Zudem werden im Rat konkrete          im Bereich des Menschenrechtsschutzes und der
thematische Debatten um die Zukunft von Peacekeeping           Demokratisierungsunterstützung ist gegenüber dem
und Peacebuilding geführt.                                     Vorjahr sogar eine Halbierung der Mittel vorgesehen.
                                                               Diese praktischen politischen Vorgaben stehen im
Nun ist das fehlende »Wahlprogramm« Berlins durchaus           eklatanten Widerspruch zu der eingegangenen
entschuldbar, da ein solches traditionell nicht zu den         Verantwortung einer Sicherheitsratsmitgliedschaft. Der
entscheidenden Erfolgsvoraussetzungen im Wettbewerb            Sicherheitsrat ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt
um die nicht-ständigen Sitze im Sicherheitsrat gehört.         internationaler Krisenprävention und -bewältigung.
Dennoch sollte man seitens der deutschen Regierung             Daher bedarf genau dieser Bereich am dringendsten

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MARIUS MÜLLER-HENNIG | DEUTSCHLAND IM VN-SICHERHEITSRAT

eines stärkeren deutschen und europäischen                       Spannungsfeld sollte die deutsche Außenpolitik ihre
Engagements mit globaler Reichweite. Doch nicht allein           Position zu einem ständigen Sitz für die Bundesrepublik
der Bedarf an finanziellen und personellen Ressourcen            grundsätzlich überdenken.
stellt die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik
vor eine große Herausforderung; besonders das                    Kernanliegen der deutschen Außenpolitik ist die
erforderliche politische Kapital für eine aktivere,              Stärkung der Legitimität und Effektivität der Vereinten
weitsichtigere und in vielerlei Hinsicht globalere               Nationen im Bereich internationaler Friedens- und
Friedens- und Sicherheitspolitik im Rahmen der VN ist            Sicherheitspolitik. Blickt man dementsprechend auf die
in Berlin traditionell schwer zu generieren.                     systemische Funktion des Rates als machtpolitisches
                                                                 Präsidium und dessen Legitimität im Sinne einer
                                                                 ausgewogenen Zusammensetzung, finden sich kaum
                     Neuer Anlauf zur Reform                     zwingende Gründe für eine baldige permanente
                      des VN-Sicherheitsrates                    Mitgliedschaft Deutschlands im Sicherheitsrat. Zwei
                                                                 westeuropäische Staaten sind bereits als ständige
Anlässlich der Wahl Deutschlands in den VN-                      Mitglieder vertreten, ein dritter ständiger Sitz würde
Sicherheitsrat haben sowohl Bundeskanzlerin Merkel               die Balance eher ungünstig beeinflussen. Sollte also
als auch Außenminister Westerwelle der Reform                    überhaupt eine Erweiterung um neue ständige Mitglieder
dieses Gremiums eine große Bedeutung beigemessen.                vorgesehen werden, müsste der Rat aus systemischer
Allerdings ist dieses Reformvorhaben nur indirekt von            Sicht vielmehr um Indien und Brasilien erweitert werden,
der deutschen Mitgliedschaft im Rat abhängig, da                 die als regional und global zunehmend relevante Staaten
eine Erweiterung des Gremiums ohnehin nur über eine              zu Recht in diesem Gremium vertreten sein sollten.
Änderung der VN-Charta möglich ist. Und für diese wird           Darüber hinaus wäre auch für die afrikanischen Staaten
eine Zwei-Drittel-Mehrheit aller 192 VN-Mitgliedstaaten          eine permanente Vertretung mit ein oder zwei Sitzen
in der Generalversammlung benötigt. Dementsprechend              angemessen, um die Ausgewogenheit im Rat weiter
wird ein Großteil der Reformverhandlungen auch weit              zu verbessern. Eine derart moderate erste Erweiterung,
über die Grenzen des Rates hinaus geführt. Dessen un-            um drei bis vier neue ständige Mitglieder – und ggf.
geachtet findet diese Debatte natürlich auch im Rat selbst       wenige weitere nicht-ständige Mitglieder –, wäre ein
Beachtung. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die            wesentlicher Fortschritt für die Vereinten Nationen. Eine
ständigen Mitglieder des Rates bei Charta-Änderungen             deutlich darüber hinausgehende Erweiterung würde
ein faktisches Vetorecht ausüben können, ist es durchaus         die Arbeit und Entscheidungsfindung im Rat unter den
sinnvoll, dieses Thema in 2011/12 von deutscher Seite            aktuellen Umständen indes zunehmend erschweren.
aufmerksam zu begleiten und voranzutreiben.                      Zudem würde ein Reformantrag für eine umfangreichere
                                                                 Erweiterung der permanenten Mitglieder das Risiko
Ohne auf die gesamte Komplexität einer Reform des                deutlich erhöhen, dass eines der jetzigen ständigen
Sicherheitsrates eingehen zu können, soll hier eine              Mitglieder ein Veto gegen solch eine Reform einlegt.
gerade für die deutsche Außenpolitik entscheidende
Dimension der Reformdiskussion beleuchtet werden,
die auch für die gesamte Reform des Sicherheitsrates             Kein Platz für einen ständigen
von zentraler Bedeutung ist. Ein Kernanliegen der                deutschen Sitz?
Reformbefürworter ist es, die Legitimität des Rates
über eine ausgewogenere Mitgliedschaft zu stärken                Bei einer ersten moderaten Erweiterung des
– gerade im Bereich der ständigen Mitglieder – und               Sicherheitsrates wäre für einen ständigen Sitz der
mehr Unterstützung für die Durchsetzung der von                  Bundesrepublik Deutschland somit kein Platz. Mit Blick
ihm verabschiedeten Resolutionen und Mandate zu                  auf die Funktionslogik des Rates wäre stattdessen ein
gewinnen. Umgekehrt betonen gerade einige der fünf               gemeinsamer europäischer Sitz – wie schon seit langem
ständigen Ratsmitglieder, dass auch die praktische               gefordert – wesentlich konsequenter. Bis Großbritannien
Arbeitsfähigkeit des Rates bei einer Zunahme der                 und Frankreich allerdings für eine solche außenpolitische
Mitglieder berücksichtigt werden und eine Erweiterung            Revolution bereit sind, kann Deutschland über eine
daher eher moderat ausfallen müsse. In diesem                    aktive Partnerschaft mit diesen beiden europäischen

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MARIUS MÜLLER-HENNIG | DEUTSCHLAND IM VN-SICHERHEITSRAT

Mitgliedern – die sich bereits in den E3+3-Verhandlungen          weitere grundlegende Reformen dieses zentralen
um das iranische Nuklearprogramm bewährt hat –                    weltpolitischen Gremiums folgen müssen. Im Rahmen
gezielt und effektiv Einfluss nehmen. Zudem kann Berlin           solcher weiterführenden Reformschritte sollte dann auch
seine Beiträge zur VN bereits jetzt in der Rolle der Soft         wieder die prinzipielle Bereitschaft zu einem ständigen
Power zur Geltung bringen und somit Glaubwürdigkeit               deutschen Engagement signalisiert werden, sofern eine
und breite Unterstützung anderer Mitgliedstaaten                  gemeinsame europäische Repräsentanz sich auch bis
gewinnen, wie es traditionell z. B. auch Kanada und               dahin als nicht realisierbar erweisen sollte.
Norwegen praktizieren. Beide Länder gelten als starke
Stützen und Aktivposten der Vereinten Nationen, ohne              Dieses wichtige strukturelle Reformanliegen darf
dass sie permanent im Sicherheitsrat vertreten wären.             jedoch – trotz aller berechtigten Diskussionen um
Veränderungen in der Arbeitsweise des Rates haben                 die Reform des Sicherheitsrates – die aktuelle Arbeit
darüber hinaus den Zugang für Staaten, die nicht direkt           Deutschlands in diesem Gremium nicht dominieren. Die
vertreten sind, sowie für nicht-staatliche Organisationen         Kernfunktion des Rates ist und bleibt die Bewältigung
bereits deutlich verbessert. Damit verliert auch die              akuter und latenter Gefährdungen und Bedrohungen
häufig erhobene Forderung nach permanenter                        des Weltfriedens, unter Rückgriff auf das volle
Repräsentanz von Staaten, die Truppen stellen und                 Spektrum der Instrumente, die ihm von präventiver
hohe Finanzierungsbeiträge leisten, an Dringlichkeit.             Diplomatie über die Verhängung von Sanktionen bis zur
Sie können ihre Interessen mittlerweile auch ohne                 Entsendung von zivilen und militärischen Missionen zur
Mitgliedschaft im Rat wirksam kommunizieren und an                Verfügung stehen.
besonders relevanten Prozessen der Mandatsgestaltung
internationaler Friedensmissionen aktiv mitwirken –
wobei hier noch viel Raum für Verbesserungen besteht.             Internationale Friedensmission:
Hierin liegt denn auch ein wichtiges Betätigungsfeld für          VN-geführt oder nur -mandatiert?
die deutsche Sicherheitsratsmitgliedschaft in 2011/12,
welches Potential für pragmatische Reformfortschritte             Den sichtbarsten Beitrag der Vereinten Nationen zu
bietet. Eine Reform der Arbeitsweise des Rates und                Frieden und Sicherheit bilden die vom VN-Sicherheitsrat
des Zugangs für Nicht-Mitglieder unterliegen nämlich              mandatierten und von der zuständigen Abteilung des
– im Gegensatz zu einer Änderung seiner Größe                     VN-Generalsekretariats geführten Friedensmissionen.
und Zusammensetzung – nicht den anspruchsvollen                   Im Frühjahr 2010 verzeichneten sie einen Personal-
Bedingungen für eine Änderung der VN-Charta.                      Höchststand von über 100.000 Peacekeepern. Die
                                                                  derzeit insgesamt 16 Friedensmissionen werden über ein
Ein     konsequenter        Schritt   zur    Reform     der       separates Budget finanziert, welches für den Zeitraum
Zusammensetzung des Sicherheitsrates wäre also die                von Juli 2010 bis Juni 2011 mit einer Höhe von über
Bereitschaft Deutschlands, auf einen eigenen ständigen            sieben Milliarden US-Dollar deutlich über dem regulären
Sitz vorerst zu verzichten, sofern dadurch eine erste             Budget der Vereinten Nationen liegt. Deutschland trägt
Erweiterungsrunde um systemisch relevante Mächte                  an diesen Kosten einen Anteil von gut acht Prozent
erleichtert werden kann. Gerade angesichts der jüngsten           und liegt damit nach den Vereinigten Staaten, Japan
Dynamik in den USA und in Großbritannien im Hinblick              und Großbritannien an vierter Stelle der Beitragszahler
auf eine Erweiterung des Sicherheitsrates um Indien und           für VN-Friedensmissionen. Die Beteiligung mit
Brasilien gilt es, das gegenwärtig vergleichsweise günstige       deutschem Personal (Truppen, Polizei, zivile Experten)
Klima für eine erste Erweiterungsrunde möglichst                  an VN-geführten Peacekeeping-Operationen verbleibt
bald zu nutzen. Wenn Deutschland verzichtet, aber                 hingegen mit zuletzt 293 Personen im September 2010
dennoch weiterhin für eine moderate Erweiterung um                auf einem vergleichsweise bescheidenen 44. Platz.
die systemisch relevanten Staaten Indien, Brasilien sowie
zwei weitere afrikanische Staaten wirbt, könnte dies zum          Neben diesen VN-geführten Friedensmissionen werden
Durchbruch in den Verhandlungen führen. Gleichzeitig              vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen aber auch
sollte die Bundesregierung klar kommunizieren, dass               andere Organisationen oder Staatengruppen mit
es sich bei einer solchen ersten Erweiterungsrunde nur            der Durchführung von militärischen Missionen zur
um einen ersten Schritt handeln kann, dem mittelfristig           Sicherung oder zur Wiederherstellung des Friedens in

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MARIUS MÜLLER-HENNIG | DEUTSCHLAND IM VN-SICHERHEITSRAT

bestimmten Konflikten betraut, wie bspw. im Falle der         in Afghanistan kurzfristig wohl nur begrenzter Raum
NATO-geführten Afghanistan-Schutztruppe ISAF, der             für ein substantielles Umsteuern vorhanden ist. Die
AU-geführten Friedensmissionen in Afrika oder der             Grundlagen für ein stärkeres Engagement im Rahmen der
EU-geführten Missionen auf dem Balkan. Dabei hat              VN-geführten Friedensmissionen in mittlerer und langer
sich im vergangenen Jahrzehnt ein Muster verfestigt,          Frist, können und sollten jedoch bereits jetzt gelegt
wonach westliche Staaten für die VN-geführten                 werden. Gleichzeitig muss das Verhältnis zwischen VN-
Friedensmissionen     weniger    personelle   Beiträge        geführten und VN-mandatierten Friedensmissionen
leisteten, dafür aber substanziell zur Kriegskoalition        grundlegend geprüft werden.
im Irak und zur UN-mandatierten NATO-Mission in
Afghanistan beitrugen. Die Masse des Personals in
VN-geführten Friedensmissionen wurde und wird                                         Herausforderungen im
hingegen von Staaten aus dem globalen Süden                                            Bereich Peacekeeping
gestellt, zuvorderst aus Südasien. So kamen Ende
Oktober 2010 allein aus Bangladesch, Indien, Nepal            Neben diesen grundlegenden Fragen sind zudem eine
und Pakistan ca. 35 Prozent der Soldaten und Polizisten       Reihe von konkreten Fragen und Herausforderungen
in VN-geführten Friedensmissionen mit insgesamt               anzugehen, die sich im Bereich der Friedensmissionen
knapp 35.000 Peacekeeping-Kräften. Von den derzeit            aufgestaut haben. So wurden im Rahmen von
in internationalen Einsätzen gebundenen ca. 7.000             Reformprozessen im VN-System bereits zahlreiche
Bundeswehrsoldaten sind im Vergleich dazu weniger             Einsichten gewonnen, doch müssen die entsprechenden
als fünf Prozent in VN-geführten Friedensmissionen im         Konsequenzen seitens der Mitgliedstaaten nun auch
Einsatz (Stand: Oktober 2010). Hiermit ist Deutschland        umgesetzt werden. Kernaspekte sind hierbei die
allerdings in »guter westlicher Gesellschaft«, und            schnelle Bereitstellung von Truppen im Rahmen neuer
so wird international zunehmend von einer Nord-               Friedensmissionen, die Bereitstellung von qualifiziertem
Süd-Arbeitsteilung im Bereich VN-Friedenssicherung            zivilem Personal und Polizeieinheiten in ausreichendem
gesprochen: Während der Norden weiterhin den                  Umfang sowie eine realistischere Planung von Mandaten
Löwenanteil der Finanzierung dieser VN-Missionen              und erforderlichen Kapazitäten. Insbesondere der
übernimmt, werden die Truppen vornehmlich von                 letzte Punkt wird zunehmend ein Problem. Zwar vergibt
Staaten des globalen Südens gestellt. Gleichzeitig            der Sicherheitsrat mittlerweile oft robuste Mandate,
haben westliche Staaten in den vergangenen Jahren             die auch den Einsatz von Gewalt zur Durchsetzung
zunehmend die eigene Durchführung VN-mandatierter             des Mandates ermöglichen, gleichzeitig wächst aber
Friedensmissionen übernommen. Letzteres mag                   auch die Komplexität der Mandate. Besonders kritisch
zwar in Einzelfällen alternativlos gewesen sein, die          ist dies beim Schutz von Zivilisten. Die Missionen sind
Gesamttendenz ist aber durchaus problematisch. Es             zunehmend berechtigt und angehalten, Zivilisten vor
bleibt der Eindruck, dass für Friedensmissionen, an           Übergriffen der Konfliktparteien auch unter Einsatz
denen westliche Staaten ein erhöhtes eigenes Interesse        von Gewalt zu schützen, doch fehlen ihnen dazu in den
haben, auf diese Weise sowohl politisches Kapital als         meisten Fällen ausreichende Ressourcen. So verbleibt
auch beachtliche Ressourcen bereitgestellt werden,            ein oft schier unüberwindbarer Graben zwischen den
die Einbeziehung der VN jenseits der völkerrechtlichen        in den zunehmend komplexen Mandaten formulierten
Mandatierung aber vergleichsweise gering bleibt.              Ansprüchen und der Realität in den Einsatzgebieten.
Umgekehrt werden eine Reihe von Konflikten                    Deutschland müsste also zum einen auf die
scheinbar den VN »überlassen«, ohne dass jenseits             Bereitstellung größerer Ressourcen für schwierige
der Pflichtbeiträge ein substanzielles Engagement des         Missionen hinwirken, und zum anderen auf die
Westens erfolgt. An dieser Stelle muss Deutschland in         Fokussierung der Mandate auf das realistischerweise
den kommenden beiden Jahren nachdrücklich ansetzen.           Leistbare. Allerdings ist angesichts der bereits
Die VN-geführten Missionen müssen verlässlicher               skizzierten Tendenzen in der Haushaltsentwicklung
und von einer breiteren Basis an Mitgliedstaaten              für 2011 zu befürchten, dass sich die Bundesregierung
personell und materiell ausgestattet werden, auch             vor allem auf die Beschränkung der Ansprüche an
wenn angesichts der derzeitigen Verpflichtungen               die Mandate konzentrieren und keine zusätzlichen
Deutschlands und weiterer potentieller Truppensteller         Ressourcen mobilisieren wird.

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MARIUS MÜLLER-HENNIG | DEUTSCHLAND IM VN-SICHERHEITSRAT

Im vergangenen Jahr gab es einen neuen Anstoß zur                Friedensprozesse längerfristig zu begleiten und zu
Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen,                 unterstützen, um einer Eskalation bzw. dem Rückfall in
denen sich die überlastete VN-Peacekeeping-                      organisierte Gewalt vorzubeugen. Hierzu entwickelten
Architektur gegenübersieht: den so genannten »New                die Vereinten Nationen neuere und weniger auffällige
Horizon«-Prozess für eine neue partnerschaftliche                Formen von Friedensmissionen, die größtenteils von
Peacekeeping-Agenda. Dieser bietet eine ganze Reihe              der Abteilung für politische Angelegenheiten (DPA)
von Ansatzpunkten für eine Stärkung des Systems, bleibt          des Sekretariats der Vereinten Nationen geführt
aber durchaus im Bereich des Realistischen. Leider finden        werden. Dieses wurde zwar auch bereits mit neuen
sich auch eine Reihe von lange bekannten Forderungen             dringend erforderlichen personellen Ressourcen
in diesem Katalog wieder – von der schnelleren                   ausgestattet, doch ist neben den materiellen und
Truppenbereitstellung und -entsendung über eine                  personellen Investitionen vor allem auch eine politische
Verbreiterung der Basis der truppenstellenden Staaten            Unterstützung der Arbeit des DPA durch die VN-
bis hin zur politischen Begleitung der Friedensmissionen.        Mitgliedstaaten erforderlich.
Neuere Forderungen verweisen auf die erforderliche
Qualität der bereitgestellten Ressourcen (Ausrüstung;            Darüber hinaus wurde auf dem Reformgipfel der
Material; kritische Fähigkeiten, bspw. im Lufttransport),        Vereinten Nationen im Jahre 2005 die Einrichtung
die Qualifikation des entsandten Personals sowie die             einer neuen Kommission für Friedenskonsolidierung
Betonung besonders kritischer Bedarfe, wie Polizeikräfte         (Peacebuilding Commission, PBC) beschlossen. Diese
oder zivile Experten. In einigen dieser Bereiche engagiert       ist erstmals sowohl dem Sicherheitsrat als auch der
sich Deutschland bereits sichtbar, bspw. über das                Generalversammlung zugeordnet und arbeitet bisher zu
Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF), das in        vier Postkonfliktstaaten: Burundi, Sierra Leone, Guinea-
Bezug auf die Rekrutierung ziviler Experten mittlerweile         Bissau und der Zentralafrikanischen Republik. Eine
internationales Renommee genießt. Allein der Umfang              Auseinandersetzung mit der Situation in Liberia wurde
dieses Engagements bleibt noch deutlich hinter dem               in 2010 neu auf die Agenda der Kommission gesetzt.
Potential und dem Anspruch Deutschlands als starker              Sowohl in dieser Kommission – in der Deutschland im
multilateraler Akteur zurück. Ein Bereich, in dem Berlin         Jahr 2010 den Vorsitz innehat – als auch im weiteren
sowohl in konzeptioneller Hinsicht als auch hinsichtlich         Institutionengefüge der Vereinten Nationen wird
der erforderlichen Kapazitäten eine Führungsrolle                intensiv an Konzepten und deren praktischer Umsetzung
einnehmen könnte, ist der Grenzbereich zwischen der              gearbeitet, um Friedensprozesse nachhaltiger und
militärischen Friedenssicherung und der überwiegend              effektiver zu begleiten. Dieses nachdrückliche Bemühen
zivilen Unterstützung von friedenskonsolidierenden               geht nicht zuletzt auf die Erfahrung zurück, dass in
Prozessen: das so genannte Peacebuilding. Dabei sollen           ca. 50 Prozent der Fälle begonnene Friedensprozesse
schon zu Beginn einer Peacekeeping-Mission mittel- bis           innerhalb der ersten fünf Jahre nach Beendigung des
langfristige Aspekte des Peacebuilding berücksichtigt            Konfliktes durch ein Wiederaufflammen der Gewalt
und die Grundlagen für diese friedenskonsolidierenden            zunichte gemacht werden.
Prozesse in einem frühen Stadium gelegt werden, um
den anschließenden Übergang von personalstarken                  Deutschland hat in diesem Bereich zuletzt durch die
Peacekeeping-Missionen zu stärker fokussierten,                  Übernahme des Vorsitzes der PBC im Jahr 2010 ein
weniger massiven Peacebuilding-Missionen so effektiv             besonderes Engagement gezeigt. Zudem fand in
und reibungslos wie möglich zu gestalten.                        diesem Jahr der erste Überprüfungsprozess dieser
                                                                 neuen Institution statt. Die Einsichten aus diesem
                                                                 Prozess weisen in eine vertraute Richtung: Zwar leistet
  Integration von Peacekeeping, Peace-                           die neue Kommission signifikante Beiträge, aber
  building und langfristiger Entwicklung                         die Beschränkung auf derzeit fünf länderspezifische
                                                                 Prozesse, die noch dazu bisher wenig politische
Neben den prominenten Peacekeeping-Missionen,                    Aufmerksamkeit erfahren haben, entfalten noch
in denen internationale Blauhelm-Truppen einen                   nicht die erforderliche kritische Masse, um eine
Friedensprozess militärisch absichern, sind die                  neue Dynamik im Bereich Peacebuilding zu initiieren.
Vereinten Nationen in zunehmendem Maße bemüht,                   Das der Kommission zugeordnete Unterstützungsbüro

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verfügt über vergleichsweise bescheidene Ressourcen,                                  Fazit und Ausblick:
und auch der Peacebuilding-Fund spielt noch nicht                Gemeinsame Europäische Außen- und
in der Größenordnung anderer finanzstarker bi- und               Sicherheitspolitik im VN-Sicherheitsrat?
multilateraler Geber. Die neue Länderkonfiguration
zur Begleitung des Friedenskonsolidierungsprozesses             Deutschland hat mit seiner Mitgliedschaft im
in Liberia wird zum Lackmustest dafür werden, ob die            Sicherheitsrat die wertvolle Möglichkeit, die globale
Mitgliedstaaten aus den Einsichten des diesjährigen             Friedens- und Sicherheitspolitik aktiv mitzugestalten
Überprüfungsprozesses die notwendigen Konsequenzen              und ihre Strukturen weiterzuentwickeln. Um jeden
ziehen und die PBC zu einem wirklich zentralen Akteur           Verdacht auszuräumen, die Mitgliedschaft könnte
weiterentwickeln. Deutschland sollte alles in seiner            nur aus Prestigegründen angestrebt worden sein,
Macht stehende tun, um dieses neue PBC-Engagement               sollte diese Gestaltungsmöglichkeit bewusst und aktiv
zu einem beispielhaften Erfolg zu machen.                       genutzt werden.

Die bisher noch beschränkte Wirksamkeit der Prozesse            Die Umstände der Wahl Deutschlands zum nicht-
zur Friedenskonsolidierung ist denn wohl auch                   ständigen Mitglied des VN-SR sprechen Bände über
mehr der mangelnden Koordinierung zuzuschreiben                 die Fortschritte im Bereich einer Gemeinsamen Außen-
als einem Mangel an Akteuren und Ressourcen.                    und Sicherheitspolitik der Europäischen Union. Dass
Mittlerweile     stellt    die   Friedenskonsolidierung         Deutschland mit Portugal (und Kanada) um zwei freie Sitze
sowie die Schaffung und Stärkung von staatlichen                im Sicherheitsrat konkurrierte, kann kaum im Sinne einer
Institutionen in fragilen Staaten einen zentralen Pfeiler       Gemeinsamen Außen- und Sicher-heitspolitik gewesen
der internationalen Entwicklungszusammenarbeit                  sein. Dass wider Erwarten beide EU-Kandidaten einen Sitz
von Regierungs- wie auch von nicht-staatlichen                  gewinnen konnten, ist entsprechend als vermeintlicher
Akteuren dar. Deutschland verfügt hier sowohl über              Glücksfall für die EU zu sehen. In den kommenden beiden
eine beachtliche Bandbreite an relevanten Akteuren              Jahren befinden sich mit Deutschland und Portugal
und Instrumenten als auch über einen wertvollen                 sowie den beiden ständigen Mitgliedern Frankreich und
Erfahrungsschatz, nicht zuletzt im Hinblick auf die             Großbritannien nun insgesamt vier Mitgliedstaaten der EU
Herausforderung der Geberkoordinierung. Neben den               im Sicherheitsrat. Damit wäre die EU optimal aufgestellt,
nationalen Akteuren sind aber auch supranationale               um gemäß der Formulierung in ihrer Sicherheitsstrategie
Akteure, wie die Europäische Union, und die großen              als »Force for Good« weltweit zu wirken – gerade auch
internationalen Finanzinstitutionen, IWF und Weltbank,          im Rahmen der transatlantischen Partnerschaft. Doch
sowie deren regionale Äquivalente in diesem Feld                birgt diese Chance zugleich ein Risiko, denn die finan-
aktiv. Der Bedarf an effektiver Koordinierung und               zielle Lage, die in Deutschland als Begründung für die
Harmonisierung, insbesondere zwischen staatlichen               oben beschriebenen Budgetkürzungen des Auswärtigen
und supranationalen Akteuren ist offensichtlich.                Amtes und die Strukturreform der Bundeswehr
Gleichzeitig erfordert eine Koordinierung dieser                angeführt wurden, spiegelt sich auch in abnehmenden
vielfältigen friedenskonsolidierenden Ansätze ein               Handlungsspielräumen anderer Europäischer Mitglieder
starkes politisches Engagement, da die konkurrierenden          im VN-SR: Portugal ist dem griechischen Schicksal
Akteure auch immer ihre eigenen institutionellen                nur knapp entgangen und Großbritannien sieht sich
Interessen verfolgen. Die Bundesrepublik sollte hier            massiven Sparzwängen im Gesamthaushalt gegenüber,
eine Vorreiterrolle übernehmen und auch im VN-                  die sich auch deutlich im Verteidigungshaushalt
Sicherheitsrat auf eine Stärkung der koordinierenden            auswirken werden. Dass es Europa also gelingen wird,
Funktion der PBC (die bisher auf eine beratende                 mittels seiner massiven Präsenz im VN-SR in den Jahren
Rolle beschränkt ist) hinwirken. Dies wäre ein                  2011/12 eine zentrale und konstruktive Rolle in der
entscheidender Beitrag, der aber ein beachtliches               internationalen Krisenbewältigung und der Sicherung
politisches Stehvermögen erfordern würde und                    des internationalen Friedens zu spielen, ist alles andere
angesichts der offen artikulierten Präferenz der                als ausgemacht. Dies bedarf eines abgestimmten und
derzeitigen Bundesregierung für bilaterale Formen der           kraftvollen Engagements aller vier Staaten und der EU
Entwicklungszusammenarbeit sehr unwahrscheinlich                insgesamt, um den eigenen hohen Ansprüchen gerecht
sein dürfte.                                                    zu werden.

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MARIUS MÜLLER-HENNIG | DEUTSCHLAND IM VN-SICHERHEITSRAT

Kernelemente einer deutschen und         europäischen            Die Bereitschaft zum vorläufigen Verzicht auf
Agenda im Sicherheitsrat sollten sein:                           einen ständigen Sitz Deutschlands zugunsten
                                                                 einer baldigen begrenzten Erweiterung, eine
   n    Eine Stärkung des Systems der internationalen            Verbesserung des Zugangs für Nicht-Mitglieds-
        Friedensmissionen, sowohl durch finanziel-               staaten und NGOs sowie eine Strategie für
        le als auch durch personelle Beiträge zu VN-             einen gemeinsamen europäischen Sitz im VN-
        geführten Friedensmissionen. Die in der Ver-             Sicherheitsrat wären mögliche Beiträge für
        gangenheit kritisierte Arbeitsteilung zwischen           dieses zentrale Reformprojekt.
        globalem Süden und Norden ist eine Gefahr
        für das Gesamtsystem und muss überwunden             n   Ergänzend sollte Deutschland auf eine kohä-
        werden.                                                  rente europäische VN-Politik hinwirken und
                                                                 einen eigenen zentralen Beitrag dazu leisten.
   n    Eine systematische Integration von Peace-                Hierfür muss die notwendige politische, finan-
        keeping, Peacebuilding und Entwicklungsar-               zielle und personelle Unterstützung generiert
        chitektur auf Ebene der Vereinten Nationen               werden – vor allem im deutschen Bundestag.
        sowie eine bessere Koordination der verschie-
        denen nationalen und regionalen Bemüh-               n   Schließlich muss die Arbeit des Sicherheitsrates
        ungen in diesen Bereichen. Diese integrierte             ebenso wie der deutsche Beitrag hierzu der
        Konfliktbewältigungs- und -nachsorgearchi-               deutschen Öffentlichkeit vermittelt werden.
        tektur müsste ergänzt werden durch eine                  Dies könnte mit der Entwicklung einer um-
        Stärkung der VN- sowie der deutschen und EU-             fassenden außen- und sicherheitspolitischen
        Kapazitäten im Bereich der Krisenprävention.             Gesamtstrategie verbunden werden, welche
                                                                 die mittlerweile überarbeitungsbedürftigen
   n    Ein Beitrag zur Reform des Sicherheitsrates,             Teilstrategien – den Aktionsplan Zivile Krisen-
        der allerdings die deutsche Agenda im Sicher-            prävention (2004) und das Weißbuch zur
        heitsrat nicht dominieren darf. Die Kern-                Sicherheitspolitik Deutschlands (2006) – aktua-
        aufgabe des Rates ist die Bewältigung der                lisiert und integriert. Nur so kann langfristig
        akuten und latenten Gefährdungen des Welt-               ausreichend politisches Kapital für eine weit-
        friedens. Die Reform des Sicherheitsrates muss           sichtige und erfolgreiche globale Friedens-
        parallel hierzu vorangetrieben werden.                   und Sicherheitspolitik generiert werden.

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Über den Autor                                                                       Impressum

Marius Müller-Hennig ist Referent für Globale Friedens- und                          Friedrich-Ebert-Stiftung | Referat Globale Politik und Entwicklung
Sicherheitspolitik im Referat Globale Politik und Entwicklung.                       Hiroshimastraße 28 | 10785 Berlin | Deutschland

                                                                                     Verantwortlich:
                                                                                     Jochen Steinhilber, Leiter, Referat Globale Politik und Entwicklung

                                                                                     Tel.: ++49-30-269-25-7510 | Fax: ++49-30-269-35-9246
                                                                                     http://www.fes.de/GPol

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Das     Referat        Globale     Politik        und    Entwicklung        der     Friedrich-Ebert-Stiftung        fördert     den    Dialog     zwischen
Nord    und      Süd     und     trägt   die      Debatten      zu   internationalen     Fragestellungen       in    die   deutsche    und      europäische
Öffentlichkeit und Politik. Es bietet eine Plattform für Diskussion und Beratung mit dem Ziel, das Bewusstsein
für    globale    Zusammenhänge              zu    stärken,     Szenarien     zu    entwickeln      und   politische       Handlungsempfehlungen        zu
formulieren.      Diese    Publikation       erscheint     im    Rahmen       der    Arbeitslinie   „Globale        Friedens-    und   Sicherheitspolitik“,
verantwortlich: Marius Müller-Hennig, Marius.Mueller-Hennig@fes.de.

Diese Publikation bildet den Auftakt einer neuen Publikationsserie
der Friedrich-Ebert-Stiftung, die wesentliche Themen auf der Agenda
des VN-Sicherheitsrates ebenso aufgreift wie seine Reform und
Einbettung in das Gesamtsystem der Vereinten Nationen.

Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten Ansichten                                                                     ISBN 978-3-86872-549-0
sind nicht notwendigerweise die der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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