Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH

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Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH
Diagnostik im Dialog
Ausgabe 47 • 08/ 2015

                                                         der Roche Diagnostics Deutschland GmbH

                        Hospital Acquired
                        Infections

                        Therapie bei                  Perioperatives         Elektronische               Anwendertreffen
                        Herzinsuffizienz              Gerinnungsmonitoring   Bestellabwicklung          „Roche Laborsysteme 2015“
                        NT-proBNP ein Zielparameter   Gute Gründe für eine   Auch für kleinere Labore    Praxisrelevante Antworten
                        zur optimierten Steuerung?    Zentralisierung        interessant                 zum Mitnehmen
Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH
Editorial | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,                                                             Alexander Fleming im Zuge seiner Ent-
                                                                                                       deckung des Penicillins gewarnt. Schutz
eigentlich unvorstellbar, dass sich im Zeitalter                                                       davor bietet nur die restriktive Antibiotika-
der Hightech-Medizin eine einfache Blasen-                                                             Exposition der Bakterien. Deshalb beinhalten
entzündung oder Wundinfektion zur lebens-                                                              alle nationalen und globalen Antibiotika-
bedrohlichen Komplikation entwickelt. Leider                                                           Resistenzstrategien eine Verschärfung der
handelt es sich nicht um ein apokalyptisches                                                           Verschreibungspflicht für Antibiotika und
Szenario, sondern um eine reale Bedrohung.                                                             fordern deren streng kontrollierten Gebrauch.
                                                                                                       Wenn man jedoch den flächendeckenden
 Die Einschätzungen und Stellungnahmen aus                                                             Antibiotikaeinsatz allein in der Tierhaltung
 den medizinischen und politischen Fachkrei-                                                           betrachtet, scheint diese Chance oft schon
 sen sind düster. Die WHO hat in 114 Län-                                                              vergeben. Deshalb muss auch nach neuen
 dern Daten zur antimikrobiellen Resistenz                                                             antibiotischen Wirkstoffen geforscht werden.
 erhoben.1 Das Ergebnis: Resistenzen gegen
Antibiotika inklusive Reserveantibiotika                                                               Seit Anfang dieses Jahres kooperiert Roche
existieren weltweit. Auch zeigten sich gra-           Dr. Thomas Schinecker                            mit zwei Partnern aus Japan (Meijak) und
vierende strukturelle Defizite bei der Über-          Geschäftsführer der                              Kanada (Fedora) bei der Entwicklung eines
wachung dieses Phänomens. Experten warn-              Roche Diagnostics Deutschland GmbH               so genannten Beta-Lactamase-Hemmers
ten auf der diesjährigen WHO-Jahrestagung                                                              (BLI), der die Verteidigungsstrategie häufiger
vor einer „post-antibiotischen Ära“. Bundes-       anderen Seite durch verantwortungsvol-              resistenter Keime unterläuft. Resistente Bak-
kanzlerin Merkel bewertete die Antibiotika-        len Einsatz von Antibiotika die Entstehung          terien bauen sog. Beta-Lactam-Antibiotika
resistenzen dort gar als „von ausschlagge-         neuer Resistenzen möglichst lange hinaus-           (über 65 % der weltweiten Verkäufe) mittels
bender Bedeutung für die Menschheit“. Vor          zögern. Zum ersten Aspekt zählen Fachleute          Beta-Lactamase ab. Phase-1-Ergebnisse zei-
wenigen Wochen ist in Zusammenarbeit mit           als wichtigste Maßnahme die gründliche              gen, dass der BLI sowohl die Wirksamkeit
­EurSafety Health-net, einer Stiftung zur Prä-     Händedesinfektion. Außerdem gehören das             herkömmlicher Antibiotika bewahrt als auch
vention von Krankenhausinfektionen und             konsequente Screening auf resistente Keime          selbst antibiotisch wirkt. Ein zweites Entwick-
Antibiotikaresistenzen in Europa, das 650          und die Isolierung von Risikopatienten              lungsprojekt in Phase 2 mit dem Schweizer
Seiten dicke Buch „Das Ende der Antibio-           dazu. In seinem Artikel ab Seite 4 beschreibt       Partner Polyphor prüft ein biotechnologisch
tika“ des Fachjournalisten Rinke van den           Dr. ­Ehrenschwender, wie die PCR-basierte           hergestelltes „Mimic“ eines bekannten anti-
Brink erschienen.2 Darin bespricht er neben        Diagnostik hierbei die Kultur medizinisch           mikrobiellen pflanzlichen Peptids, das in
 Patientenschicksalen auch mit internationa-       und ökonomisch sinnvoll ergänzen kann.              nativer Form zu viele Nebenwirkungen her-
 len Experten Strategien zur Abwehr eines          Eine wichtige Rolle spielt die Zeit bis zur         vorruft.
 postantibiotischen Zeitalters.                    Verfügbarkeit des Ergebnisses. Daher profi-
                                                   tieren Kliniker und Pflegepersonal in beson-        Nach Meinung der Fachleute sind in Anbe-
Das Bundesministerium für Gesundheit hat           derem Maße von automatisierten PCR-Tests            tracht der hochkomplexen Thematik weltweit
im April und Mai 2015 zwei Gesetzesiniti-          (z. B. auf dem System cobas® 4800) oder             aber zu wenige Antibiotika in der Entwick-
ativen verabschiedet: einen 10-Punkte-Plan         einfachen POC-Lösungen (z. B. mit dem               lung. Daher enthalten die vereinbarten Resis-
zur Bekämpfung resistenter Erreger und die         ­cobas® Liat Analyzer), wie auch Roche sie          tenz-Strategien auch Pläne für Public-Pri-
deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie 2020       anbietet bzw. entwickelt. Wichtig bei der öko-      vate-Partnership-Modelle, um die immensen
(Zusammenfassungen auf Seite 7 in die-             nomischen Bewertung von Screening-Konzep-           Entwicklungskosten für einen neuen pharma-
sem Heft). Das allein reicht natürlich nicht.      ten ist die Betrachtung des gesamten Patienten-     zeutischen Wirkstoff besser zu bewältigen. Es
Notwendig sind internationale Ansätze, wie         managements (z. B. Isolations- und stationäre       bleibt somit zu hoffen, dass sinnvolles und
der ebenfalls im Mai beschlossene globale           Aufenthaltsdauer, nachfolgender Ressourcen-        konsequentes (Nach-) Justieren vieler einzel-
Aktionsplan zu Antibiotika-Resistenzen der          einsatz, Start der zielgerichteten Therapie) und   ner Stellschrauben einen postantibiotischen
WHO und ein entsprechendes Abkommen                nicht die Fokussierung auf beispielsweise die       Albtraum verhindern kann.
beim G7-Gipfel in Elmau im Juni 2015.4             Kosten im Labor. Mit diesem Ansatz hat eine
                                                   aktuelle Studie die Kosteneffektivität moderner
                                                                                                       1)	http://www.euro.who.int/de/health-topics/disease-preven-
Wie lässt sich die Strategie gegen resistente      PCR-Methoden aufgezeigt.4                               tion/antimicrobial-resistance/antibiotic-resistance
Erreger grob skizzieren? Auf der einen Seite                                                           2)	Rinke van den Brink; ISBN-10: 3738608079
                                                                                                       3)	www.bmg.bund.de/ministerium/meldungen/2015/
müssen wir im Krankenhaus die Ausbrei-             Vor der Möglichkeit der Resistenzbil-                   abschluss-des-g7-gipfels in elmau
tung resistenter Keime eindämmen, auf der          dung gegen Antibiotika hatte 1928 bereits           4)	Patel et al: Am L Clin Pathol (2015); 143: 652–658
Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH
Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015 | Inhalt

                                                                       Medizin
                                                                  4 Strategien im Umgang mit Hospital Acquired Infections
                                                                10 NT-proBNP-gestützte Therapie der Herzinsuffizienz
               8–9
HPV-Primärscreening                                             14 Individualisierte Antikoagulationsdauer:
                                                                       Verbesserter Rezidivschutz

                                                                       Labororganisation
                                                                17 „Zentralisiertes“ periinterventionelles
                                                                       Gerinnungsmanagement

                                                                       Gesundheitspolitik
                                                                  7 Behandlungsassoziierte Infektionen
            10 – 13                                                    und Antibiotika-Resistenzen
      NT-proBNP zur                                               8 HPV-Testung in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge:
   Therapiesteuerung
                                                                       Meilenstein erreicht

                                                                       Produkte & Services
                                                                22 Bestellabwicklung:
                                                                       Sicher, schnell, zeitsparend – eben elektronisch
                                                                23 „Betriebsbereit im Laufe eines Vormittags“

                                                                25 Marker der ovariellen Funktionsreserve:
            22 – 24                                                    Elecsys® AMH bewährt sich in der klinischen Routine
       Elektronische                                            27 Monitoring Immunsuppression:
   Bestellabwicklung
                                                                       Komplettes Testmenü
                                                                28 Elecsys® Anti-HCV II Test
                                                                       Elecsys® Syphilis Test
                                                                29 Neu im Portfolio für Blutbanken:
                                                                       Simultane Parvo B19- und HAV-Testung
                                                                31 Produktnews

            32 – 34                                             32 Anwendertreffen:
     Anwendertreffen                                                   Brücke zwischen Theorie und Praxis
"Roche Laborsysteme"
                                                                       Veranstaltungen & Kongresse
                                                                35 Ausgewählte Kongresse & Veranstaltungen
                                                                       September bis Dezember 2015

                       Impressum

                       Herausgeber                             „Diagnostik im Dialog“ können Sie jederzeit über eine kurze Mitteilung per E-Mail abbestellen.
                                                               Es fallen selbstverständlich keine weiteren als die für Sie üblichen Online-Gebühren an. Nutzen
                       Roche Diagnostics Deutschland GmbH      Sie dafür, ebenso wie für mögliche Rückfragen, gerne folgende E-Mail-Adresse:
                       Geschäftsführer Dr. Thomas Schinecker   mannheim.diagnostik-im-dialog@roche.com
                       Sandhofer Straße 116
                       68305 Mannheim                          Die dargestellten Informationen geben die subjektive Einschätzung der Autoren wieder. Die
                                                               Roche Diagnostics Deutschland GmbH übernimmt keine Gewähr für die Richtig­keit der darge­
                                                               stellten Informationen. Die Weitergabe der Daten in jedweder Form bedarf der schriftlichen
                       V.i.S.d.P. (Chefredaktion)              Zustimmung der Roche ­Diagnostics Deutschland GmbH.

                       Ute Reimann, Kommunikation              © 2015 Roche Diagnostics. Alle Rechte vorbehalten.

                       COBAS, COBAS INTEGRA, CONSULAB, ELECSYS, MODULAR, MULTIPLATE sind Marken von Roche.
                       Andere Marken sind Marken der jeweiligen Eigentümer.

                                                                                                                                                            3
Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH
Medizin | Hospital Acquired Infections | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015

Strategien im Umgang mit Hospital Acquired Infections
Dr. med. Dr. rer. nat. Martin Ehrenschwender, Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene, Regensburg

                                                                                                               lationstage als auch nosokomial erworbene
                                                                                                               MRSA-Kolonisationen oder gar -Infektionen
                                                                                                               ökonomisch hochrelevant. Daher ist ein risi-
                                                                                                               koadaptiertes Screeningprogramm bei der
                                                                                                               Aufnahme empfehlenswert und in Deutsch-
                                                                                                               land bereits vielerorts implementiert.

                                                                                                               MRSA-Screeningprogramme konnten die
                                                                                                               Übertragungswahrscheinlichkeit deutlich
                                                                                                               reduzieren, bei den Infektionen wurde gar
                                                                                           corbis/Drew Myers

                                                                                                               eine Verringerung um bis zu 75 % beobach-
                                                                                                               tet. Aus eigener Erfahrung hat sich eine fest
                                                                                                               in der Klinik-EDV integrierte Abfrage von
                                                                                                               MRSA-Risikofaktoren (z. B. chronische Pfle-
                                                                                                               gebedürftigkeit oder Zuverlegung aus Län-
In (un)schöner Regelmäßigkeit landet das         MRSA: Adäquates Screening                                     dern mit hoher MRSA-Rate) bewährt, um
Thema „Krankenhausinfektionen“, Englisch:        Staphylococcus aureus (S. aureus) ist einer                   gleich bei der Aufnahme potenzielle MRSA-
„Hospital Acquired Infections“ (HAIs), auf den   der bedeutendsten Erreger von HAIs.                           Träger zu erfassen. Das Screening durch
Titelseiten der Medien. Es laufen Anstrengun-    Im Falle Methicillin-resistenter Stämme                       kulturelle Anzucht des Erregers ermöglicht
gen auf breiter Front, um HAIs zu vermeiden      (MRSA) ist der Umgang mit betroffenen                         eine phänotypische Resistenztestung und
beziehungsweise den Umgang damit zu verbes-      Patienten besonders kompliziert und res-                      ist relativ kostengünstig. Die zweifelsfreie
sern – vorrangig im Sinne einer optimierten      sourcenintensiv.                                              Identifizierung als MRSA erfordert jedoch
Patientenversorgung. Aber es lohnt auch der                                                                    oftmals einen separaten Arbeitsschritt, da
Blick auf andere Aspekte: HAIs beanspruchen      Ein erster, bedeutsamer Schritt ist, MRSA-                    beispielsweise Staphylococcus sciuri auf chro-
immense Ressourcen für Pflege, Therapie und      Träger schnell und zuverlässig zu identifi-                   mogenen Medien einen MRSA vortäuschen
krankenhaushygienische Maßnahmen. Die dar-       zieren. Zum einen ist die Implementierung                     kann. Somit beträgt die „Time-to-result“
aus resultierenden Kosten sind immens. Präven-   adäquater Hygienemaßnahmen für die Kli-                       mindestens 24 Stunden.
tion und Beherrschung der Krankenhauskeime       nikhygiene zeitkritisch, korreliert die Über-
erfordern ein interdisziplinäres Management.     tragungswahrscheinlichkeit doch mit der                       Die PCR-basierte Diagnostik bietet hier einen
Ein wesentlicher Baustein ist die gut struktu-   Liegedauer ohne Schutzmaßnahmen. Zum                          wichtigen Vorteil, denn deren Ergebnis liegt
rierte und zeitgemäß aufgestellte Diagnostik.    anderen beeinflusst der Trägerstatus mögli-                   in wenigen Stunden vor – im Idealfall noch
Nachfolgend werden am Beispiel wichtiger         cherweise die Substanzwahl des behandeln-                     vor Weiterverlegung der Patienten aus der
Erreger von HAIs neue Aspekte aus der PCR-       den Arztes bei einer antibiotischen Therapie                  Notaufnahme. Dies optimiert den nach-
basierten Diagnostik und deren Verbesserungen    im Rahmen eines Infektgeschehens. Und „last                   folgenden Ressourceneinsatz und rechtfer-
für das Patientenmanagement vorgestellt.         but not least“ sind sowohl (überzählige) Iso-                 tigt bei spezifischen Risikokollektiven die

4
Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH
Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015 | Hospital Acquired Infections | Medizin

                                                                                                   Bei spezifischen Risiko-
                                                                                                   kollektiven (z. B. chroni-
                                                                                                   sche Pflegebedürftigkeit)
                                                                                                   optimiert die primäre
                                                                                                   PCR-basierte Erregerdi-
                                                                                                   agnostik den nachfolgen-
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                                                                                                   den Ressourceneinsatz.

höheren Analysekosten. Unserer Erfahrung           Schwierigkeiten bereiten kann. Aufgrund der     Clostridium difficile
nach lohnt sich die PCR – auch ökonomisch          in unserem Umfeld momentan sehr niedrigen       Clostridium difficile (C. difficile) ist einer der
– besonders bei Zuverlegungen aus ande-            Prävalenz dieser MRSA-Klone halten wir dies     wichtigsten Erreger nosokomial erworbener
ren Krankenhäusern oder bei Patienten mit          für keine nennenswerte diagnostische Limita-    Durchfallerkrankungen. Hauptrisikofaktor
vorausgegangenem MRSA-Nachweis. Die                tion. Dies mag jedoch regional variieren und    ist eine vorausgegangene antibiotische The-
Bestätigung positiver MRSA-PCRs durch die          sich dann anders darstellen.                    rapie, welche die mikrobielle Darmflora aus
Kultur ist aber in jedem Falle empfehlenswert.                                                     dem Gleichgewicht gebracht hat. Die bloße
                                                   S. aureus / MRSA: Blutstrominfektionen          Anwesenheit von C. difficile im Darm ist
Das eingesandte Probenmaterial, im Regelfall       Bis zu 60 % der S. aureus Bakterämien sind      per se nicht problematisch. Einige Stämme
Abstriche aus Nasenvorhöfen und/oder Haut,         HAIs. Die Therapie von S. aureus unter-         allerdings produzieren Toxine, was die mit-
enthält physiologischerweise eine polymikro-       scheidet sich hinsichtlich Substanzwahl und     unter gravierenden Symptome auslöst. Aus
bielle Mischflora. Dies ist je nach eingesetzter   Dauer von anderen Blutstrominfektionen.         krankenhaushygienischer Sicht hat dieses
molekulardiagnostischer Methode zu berück-         Insofern ist die rasche und zuverlässige        Bakterium die unangenehme Eigenschaft,
sichtigen. Ein Beispiel: Der alleinige Nachweis    Identifizierung des Keims Voraussetzung         dass seine als Überdauerungsform gebil-
des Methicillin-Resistenz-vermittelnden            einer maximal effektiven Behandlung.            deten Sporen herkömmliche Desinfekti-
mecA-Gens aus einem Hautabstrich kann                                                              onsmaßnahmen überstehen und somit die
einerseits die physiologische Besiedlung mit       Bei positivem MRSA-Trägerstatus und             Gefahr der Verbreitung gegeben ist. Daher
sog. Koagulase-negativen Staphylokokken            mikroskopischem Nachweis Gram-posi-             unterstützt die schnelle und zuverlässige
bedeuten, welche zwar mehrheitlich Methi-          tiver Kokken in der Blutkultur können           Diagnostik Toxin-bildender C. difficile-
cillin-resistent, aber als Standortflora apatho-   PCR-Tests die therapierelevante Frage, ob       Stämme geeignete Hygienemaßnahmen.
gen sind. Andererseits kann dieses Ergebnis        eine S. aureus- oder MRSA-Sepsis vorliegt,
auch für eine MRSA-Besiedlung sprechen.            schnell klären (Bestätigung oder Ausschluss).   Der Verdacht auf C. difficile-assoziierte
Für die valide Befundinterpretation ist            Auch unabhängig vom MRSA-Trägerstatus           Diarrhoe (CDAD) begründet sich zumeist
somit die Zuordnung des Resistenzgens zum          ergänzt die PCR das klassische Verfahren        auf die Anamnese hinsichtlich vorangegan-
Erreger entscheidend. Kommerzielle PCR-            bei der Diagnostik nosokomial erworbener        gener Antibiotikaeinnahme und das kli-
basierte MRSA-Tests verzichten oftmals auf         Blutstrominfektionen. Aus unserer Sicht ist     nische Bild. Geformter Stuhl schließt eine
den direkten Nachweis von mecA und kon-            die molekulare S. aureus-/ MRSA-Diagnos-        CDAD im Vorfeld aus, eine Diagnostik
zentrieren sich auf die S. aureus-spezifische      tik bei Blutkulturen mit kurzer „Time-to-       bezüglich C. difficile ist hier nicht zielfüh-
Integrationsstelle der mecA enthaltenden           positivity“ und mikroskopisch nachgewie-        rend. Bislang war für die Labordiagnostik
SCCmec-Kassette (Staphylococcal Cassette           senen Gram-positiven Kokken sinnvoll, weil      einer CDAD folgender zweistufiger Ablauf
Chromosome). Die analytische Sensitivität          die Therapie frühzeitiger optimiert werden      üblich: Bei Nachweis von C. difficile in der
und Spezifität dieser Methoden sind im All-        kann. Dagegen bringt ein breit angelegter       Stuhlprobe (zumeist ein spezifisches Enzym)
gemeinen zufriedenstellend, wenngleich die         PCR-basierter Erregernachweis im Rahmen         erfolgte im nächsten Schritt mittels immu-
Detektion „exotischer“ SCCmec-Kassetten            der Sepsisdiagnostik keine Vorteile gegen-      nologischer Tests der Toxinnachweis direkt
(wie z. B. die mecC-tragende SCCmec Typ XI)        über der Blutkultur.1                           aus der Probe bzw. nach kultureller Anzucht.

                                                                                                                                                   5
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                                                                                                                  Fazit
                                                                                                                  Molekulare Testmethoden haben sich in den
        C. difficile – häufiger Erreger                                                                           letzten Jahren zu einer sinnvollen Ergänzung
              nosokomialer Durchfall-                                                                             für die Diagnostik von HAIs entwickelt und
    erkrankungen – kann herkömm-                                                                                  dazu beigetragen, das Management dieser
                                                                                                                  Infektionen zu optimieren. Mit Bedacht
     liche Desinfektionsmaßnahmen
                                                                                                                  eingesetzt kann gerade bei zeitkritischen
             überstehen. Die schnelle

                                                                                        fotolia/underdogstudios
                                                                                                                  Fragestellungen die Patientenversorgung
    Diagnostik unterstützt geeignete                                                                              profitieren.
                 Hygienemaßnahmen.
                                                                                                                  Literatur
                                                                                                                   1	Warhurst G et al.: Intensive Care Med (2015); 41(1):
                                                                                                                      86–93. doi: 10.1007/s00134-014-3551-x
                                                                                                                   2	Surawicz CM et al: Am J Gastroenterol (2013); 108:478–
Molekulare Verfahren beschleunigen auch         und vanB kann somit falsch-positive VRE-                              498. doi:10.1038/ajg.2013.4
                                                                                                                   3	Behnke M et al.: Dtsch. Ärzteblatt Int. (2013); 110(38):
diesen Prozess – beispielsweise ein PCR-        Befunde generieren.                                                   627–633. doi: 10.3238/arztebl.2013.0627
basierter Toxinnachweis als zweite Stufe.
Dieser ist den immunologischen Methoden         Multiresistente Gram-negative Erreger
darüber hinaus hinsichtlich Sensitivität und    Die ansteigende Rate an Antibiotikaresis-
Spezifität überlegen (eigene Erfahrungen, 2).   tenzen im Bereich Gram-negativer Keime
Bei entsprechender klinischer Symptomatik,      ist besorgniserregend. Gefürchtet sind vor
Anamnese und Risikofaktoren wurde auch          allem Stämme, welche durch Carbapene-
die alleinige PCR-Testung als Option für den    masen in der Lage sind, die breit wirksame                        Korrespondenzadresse
Nachweis einer CDAD diskutiert.                 Gruppe der Carbapenem-Antibiotika zu
                                                inaktivieren. Die dann erheblich einge-
Vancomycin-resistente Enterokokken              schränkten Therapieoptionen sind nur
Lange Zeit wurden Enterokokken als Aus-         eine Folge, darüber hinaus ist der Nach-
löser von HAIs unterschätzt. Mit Zunahme        weis von Carbapenemase-bildenden Isola-
der Infektionsraten jedoch zeigte sich das      ten auch für die Klinikhygiene von großer
pathogene Potenzial dieser Erreger. Mitt-       Bedeutung; Verbreitung und Übertragung
lerweise sind sie die dritthäufigste nachge-    müssen unbedingt vermieden werden. Die
wiesene Spezies nosokomialer Infektionen.3      Abklärung einer potenziellen Carbapenem-
                                                                                                                  Dr. med. Dr. rer. nat. Martin Ehrenschwender
Das steigende Aufkommen Vancomycin-             Resistenz ist daher sehr dringlich.                               Arbeitsgruppenleiter
resistenter Enterokokken (VRE), vor allem                                                                         Institut für Klinische Mikrobiologie
Enterococcus faecalis und Enterococcus fae-     Insbesondere bei zeitkritischen Befunden,                         und Hygiene
                                                                                                                  Universitätsklinikum Regensburg
cium, stellt viele Gesundheitseinrichtungen     wie Verdacht auf Carbapenem-resistente                            Franz-Josef-Strauß-Allee 11
derzeit vor große Herausforderungen –           Gram-negative Bakterien in der Blutkultur,                        93053 Regensburg
entsprechende Screeningprogramme sind           ergänzt die PCR die klassische Resistenz-                         martin.ehrenschwender@ukr.de
daher ein wichtiges Thema.                      testung sinnvoll. Neben selbstentwickelten
                                                Formaten sind auch vorkonfektionierte
Auch hier kann molekulare Diagnostik            Tests verfügbar, doch Vorsicht: Carbapen-
einen kulturbasierter Ansatz sinnvoll ergän-    emasen kommen in nahezu unüberschau-                                Laut einer Information des Bundesmi-
                                                                                                                    nisteriums für Gesundheit vom 5. Juni
zen. Bei verdächtigen Kolonien in der Kultur    barer Vielfalt vor! Zwar erfassen kommer-
                                                                                                                    2014 erkranken in Deutschland jähr-
erfolgt mittels PCR die Bestätigung über den    zielle PCR-basierte Assays die häufigsten,
                                                                                                                    lich 400 000 bis 600 000 Menschen an
Nachweis des vanA- oder vanB-Gens, welche       jedoch nicht alle vorkommenden Typen.
                                                                                                                    nosokomialen Infektionen und 10 000
für die Vancomycin-Resistenz kodieren. Die      Ein negatives Ergebnis in der molekularen
                                                                                                                    bis 15 000 Patienten sterben daran.1 Die
alternative, phänotypische Testung der Van-     Testung schließt somit eine Carbapenem-                             deutsche Gesellschaft für Krankenhaus-
comycin-Empfindlichkeit nimmt mehr Zeit         Resistenz nicht zwangsläufig aus. Bewährt                           hygiene schätzt deutlich höhere Zahlen:
in Anspruch. Umgekehrt sollte das moleku-       hat sich aus unserer Sicht die Testung auf                          jährlich 900 000 Infektionen und min-
lare VRE Screening immer durch ein Kul-         das Vorliegen der Typen KPC, NDM, VIM,                              destens 30 000 Todesfälle.2
turverfahren flankiert werden. Insbesondere     OXA-48 und IMP-1. Zur Bestätigung (und
vanB kommt nicht nur bei Enterokokken,          Qualitätssicherung) ist auch der Versand an                           1	www.bmg.bund.de/themen/praevention/kranken-
                                                                                                                         hausinfektionen/fragen-und-antworten.html
sondern auch bei Anaerobiern der Darm-          das Nationale Referenzzentrum für Gram-                               2	http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/58148/Zahl-
flora vor. Eine ausschließlich molekulare       negative Erreger in Bochum unbedingt                                     der-Krankenhausinfektionen-hoeher-als-vermutet

Testung auf das Vorhandensein von vanA          empfehlenswert.

6
Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH
Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015 | Behandlungsassoziierte Infektionen und Antibiotika-Resistenzen | Gesundheitspolitik

Behandlungsassoziierte Infektionen
und Antibiotika-Resistenzen

                                                                                                                                                       fotolia/Giso Bammel
10-Punkte-Plan als Gegenoffensive

Nachdem verschiedene gesundheitspolitische        jeweiligen hausinternen Hygienestandards        mazeutischer Industrie soll Hindernisse
Maßnahmen der vergangenen Jahre den               sollen Bestandteil der Qualitätsberichte von    bei der Forschung und Entwicklung neuar-
erhofften Erfolg schuldig blieben, veröffent-     Krankenhäusern sein.                            tiger antibiotischer Präparate identifizieren
lichte das Bundesministerium für Gesund-                                                          und überwinden helfen.
heit Ende März 2015 eine neue Initiative          4) Schärfere Meldepflichten: Gefährliche
zur Bekämpfung der medizinisch und öko-           resistente Erreger müssen künftig bereits       9) Deutsche Gesundheitspolitik zur
nomisch gravierenden Herausforderungen            beim ersten Nachweis gemeldet werden.           globalen Bekämpfung von Antibiotika-
durch resistente Keime in Krankenhäusern.1        Dadurch gewinnen Gesundheitsämter               Resistenzen nutzen: Die WHO erarbeitete
Der 10-Punkte-Plan soll die nationalen und        wertvolle Zeit zum Handeln und das RKI          einen globalen Aktionsplan, in den Erfah-
internationalen Anstrengungen verstärken          epidemiologische Daten für zielgenauere         rungen aus der Deutschen-Antibiotika-
und dem brisanten Dauerthema endlich              Bekämpfungsmaßnahmen.                           Resistenzstrategie wesentlich eingeflos-
zur notwendigen Priorisierung verhelfen.                                                          sen sind. In den kommenden fünf Jahren
Am 13. Mai 2015 hat das Bundeskabinett            5) Verpflichtende Fortbildungen: Medi-          unterstützt Deutschland Partnerländer bei
die „Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie      zinisches Personal im ambulanten und            der Entwicklung und Umsetzung nati-
(DART) 2020, beschlossen.2 Sie soll die bereits   stationären Bereich soll verpflichtende         onaler Bekämpfungsstrategien. Am 18.
2008 begonnenen Anstrengungen intensivie-         Hygienefortbildungen erhalten, da Wis-          Mai rief Bundeskanzlerin Angela Merkel
ren und darüber hinaus wichtige Anregungen        sensdefizite bei Diagnostik, rationaler         bei der WHO-Jahrestagung zum Kampf
für internationale Strategien liefern.            Antibiotika-Therapie und Infektionsver-         gegen den Antibiotika-Missbrauch auf. Sie
                                                  meidung wesentliche Ursachen der stei-          nannte das Thema „von ausschlaggebender
1) Ausbreitung multiresistenter Erreger           genden Resistenzraten sind.                     Bedeutung für die Menschheit. Die WHO
verhindern: Alle Krankenhäuser müssen                                                             selbst warnte vor einer „postantibioti-
konsequent Risikopatienten bei Aufnahme           6) Versorgungsforschung verbessern: Bei         schen Ära“, in der bisher gut behandelbare,
auf multiresistente Keime untersuchen und         den Bundesministerien für Gesundheit und        „harmlose“ Krankheiten wieder tödlich
bis zum Ausschluss einer Besiedlung iso-          für Bildung & Forschung soll eine gemein-       verlaufen könnten.
lieren. Entsprechende Screenings vor plan-        same „Task Force Antibiotikaforschung“
baren Krankenhausaufenthalten werden              eingerichtet werden, um versorgungsnahe         10) Kooperation innerhalb der G7:
derzeit modellhaft geprüft und könnten            Forschungsvorhaben zu den Themen noso-          Im Rahmen seiner G7-Präsidentschaft
zukünftig ebenfalls verbindlich werden.           komiale Infektionen und Antibiotikaresis-       betrachtet Deutschland das Thema „Anti-
                                                  tenz über die nächsten drei Jahre zu fördern.   biotika-Resistenz“ als einen seiner Schwer-
2) Hygienestandards weiter ausbauen:                                                              punkte, um die Entwicklung neuer Anti-
Bis 2016 bereitgestellte Fördermittel von         7) „One-health“-Gedanken stärken: Der           biotika, diagnostischer Testmethoden und
365 Millionen Euro unterstützen Kranken-          „One-Health“–Gedanke berücksichtigt die         alternativer Behandlungen in der Gemein-
häuser bei der Neueinstellung und Wei-            engen Verflechtungen und Wechselwir-            schaft voran zu bringen.
terbildung von qualifiziertem Personal für        kungen von Landwirtschaft, Veterinär- und
die Krankenhaushygiene. Die Einhaltung            Humanmedizin im Bereich resistenter Erre-
des Hygieneförderungsprogramms soll als           ger. Mit der Aktualisierung der nationalen
wesentliches Qualitätskriterium auch bei          Resistenzstrategie (DART 2020), wird die
                                                                                                  Quellen
der Landeskrankenhausplanung berück-              Zusammenarbeit dieser Bereiche gestärkt
                                                                                                   1	http://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministe-
sichtigt werden.                                  und strenger überwacht.                             rium/meldungen/2015/10-punkte-plan-zu-antibiotika-
                                                                                                      resistenzen.html
                                                                                                   2	http://www.bmg.bund.de/presse/pressemitteilungen/
3) Bessere Informationen zur Hygiene-             8) Pharmadialog: Der Dialog zwischen                pressemitteilungen-2015-02/bundeskabinett-beschlies-
qualität: Laientauglich formulierte Texte zu      Bundesregierung, Wissenschaft und phar-             st-dart-2020.html

                                                                                                                                                                             7
Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH
Gesundheitspolitik | HPV-Testung in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015

HPV-Testung in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge
Meilenstein erreicht

                                                                                         fotolia/Subbotina Anna

Es kommt Bewegung in die Gebärmutterhals-         abgestimmten Inhalte sollen umfassend                              der Optionen oder ein Wechsel vor
krebsvorsorge: Der Gemeinsame Bundesaus-          informieren über                                                   Ablauf des Screeningintervalls ist nicht
schuss (G-BA) bereitet die Einführung eines       O	Organisation und Ablauf des Screenings                          möglich.
organisierten Früherkennungsprogramms vor.        O	Nutzen/Risiken alternativer Screening-                       O	Übergangsphase bis zu einer endgültigen
Per Beschluss vom 19. März 2015 wird das             methoden (s. u.) inklusive Entschei-                            Regelung von mindestens sechs Jahren
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit         dungshilfen                                                     (begonnenes 2. Screeningintervall). Die
im Gesundheitswesen (IQWiG) mit der Erstel-       O	datenschutzrechtliche Aspekte.                                  bis dahin erhobenen Daten sind Basis
lung eines Einladungsschreibens und einer                                                                            der endgültigen Entscheidung, welche
Versicherteninformation beauftragt.1 In die-      Die Eckpunkte                                                      Screeningmethode den größten Erfolg
sem Kontext hat der G-BA auch Stellung zum        Zusammen mit seinem Auftrag hat der                                verspricht.
HPV-Primärscreening bezogen: „Perspekti-          G-BA zur Orientierung des IQWiG auch                            O	Frauen im Alter von 20–30 Jahren haben
visch wird ein organisiertes Früherkennungs-      die folgenden Eckpunkte zum geplanten                              in der Übergangsphase unverändert
programm mit einer HPV-Untersuchung alle          Früherkennungsprogramm veröffentlicht:                             Anspruch auf eine jährliche zytologi-
fünf Jahre bei Wegfall der zytologischen Scree-   O	Die (jährliche) klinische Untersuchung                          sche Untersuchung. Eventuell werden
ninguntersuchungen ermöglicht.“                      zur Früherkennung von Krebserkran-                              daraufhin und unter Berücksichtigung
                                                     kungen des Genitales und der Brust                              internationaler Empfehlungen auch für
Mit der Initiative zum Zervixkarzinom-               bleibt erhalten.                                                die Altersgruppe 20–30 Jahre Screening-
Screening soll allen GKV-versicherten             O	Versicherte im Alter von 20–60 Jahren                           intervall und -methode angepasst.
Frauen ein praktikables und qualitätsge-             werden alle fünf Jahre durch die Kran-                       O	Der G-BA entwickelt für die beschrie-
sichertes innovatives Versorgungskonzept             kenkassen über das Screening infor-                             benen Screeningstrategien ein Konzept
zur Verfügung stehen, das auch zukünftige            miert.                                                          zum Monitoring und zur datengestütz-
Entwicklungen in Folge der Einführung der         O	Frauen ab dem Alter von 30 Jahren                               ten Qualitätssicherung.
HPV-Impfung berücksichtigt.                          haben zunächst die freie Wahl zwischen
                                                     Primärtest HPV mit Zytologie-Triage                          Bekenntnis zum HPV-Primärscreening
Die im beauftragten Einladungsschreiben              oder dem klassischen jährlichen Pap-                         Die vorgegebenen Eckpunkte ermöglichen
und der Informationsschrift aufeinander              basierten Screening. Die Kombination                         perspektivisch ein organisiertes Früherken-

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Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH
Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 04/2015 | HPV-Testung in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge | Gesundheitspolitik

     Der G-BA bewertet ein HPV-
        Primärscreening auf Basis
     der verfügbaren Evidenz aus
          zahlreichen Studien und

                                                                                                                                                      fotolia/Tatiana Shepeleva
         aufgrund internationaler
       Empfehlungen als sinnvoll.
                                                                                            fotolia/edin

nungsprogramm mit einer HPV-Untersu-            Der G-BA schreibt weiterhin in seiner                      Gynäkologie und Geburtshilfe) und die zur-
chung alle fünf Jahre bei Wegfall der zyto-     Begründung, dass die Vorteile von HPV-                     zeit in der Überarbeitung befindlichen Sup-
logischen Screeninguntersuchungen.              Assays ein längeres Screeningintervall ver-                plements der europäischen Leitlinien eine
                                                tretbar machen könnten. Voraussetzung                      große Rolle spielen werden.
In einem 2014 aktualisierten IQWiG-Bericht      dafür aber sei eine umfassende Qualitätssi-
zur Nutzenbewertung von Studien mit HPV-        cherung und Evaluation der Testmethoden.
                                                                                                           Quelle
Tests hatten die Autoren bereits über Hin-      Die durch ein HPV-Screening oft befürch-
                                                                                                           1	https://www.g-ba.de/downloads/
weise berichtet, wonach die Verwendung sol-     tete hohe Anzahl von Abklärungsuntersu-                       39-261-2224/2015-03-19_IQWiG-Beauftra-
cher Assays im Primärscreening die Inzidenz     chungen ließe sich durch die Kombination                      gung_Einladung-Info-Zervixkarzinom-Sc.pdf

von Zervixkarzinomen weiter senken kann.        mit einer Zytologietriage zuverlässig mini-
Eine Empfehlung zum HPV-Screening oder          mieren.
zum Co-Screening HPV + Zytologie wurde
dort allerdings nicht ausgesprochen. Den-       Bis April 2016 hat der G-BA Zeit, die Details
noch berücksichtigt der G-BA die Strategie      zu Inhalten und zur Prozesssteuerung des
des HPV-Primärscreenings und begründete         Screenings unter Berücksichtigung der
dies mit folgenden drei Kernargumenten:         gesetzlichen Vorgaben des Krebsfrüher-
O	Verfügbare Evidenz und internationale        kennungs- und -registergesetzes (KFRG) in
   Empfehlungen                                 einer Richtlinie zu regeln. Die jetzt vorlie-
O	Entsprechende Ergebnisse zusätzlicher        genden Ausführungen enthalten noch keine
   Studien                                      Details zur Abklärung auffälliger HPV-
O	Ein HPV-Test ist gegenüber der Zytolo-       Screeningbefunde und zu Anforderungen
   gie nicht nur einfacher durchzuführen,       an HPV-Tests. Dies wird spätestens in der                                        Dr. Aribert Stief
                                                                                                                                 Director Medical und
   er liefert auch zuverlässigere Ergebnisse,   Früherkennungs-Richtlinie zu finden sein,                                        Scientific Affairs
   da er objektiver misst, über eine bessere    bei deren Gestaltung vermutlich die kurz                                         0621 759-3046
   Sensitivität und einen hohen negativen       vor der Veröffentlichung stehenden S3-Leit-                                      aribert.stief
                                                                                                                                 @roche.com
   prädiktiven Wert verfügt.                    linien der DGGG (Deutsche Gesellschaft für

                                                                                                                                                                  9
Diagnostik im Dialog der Roche Diagnostics Deutschland GmbH
Medizin | NT-proBNP-gestützte Therapie der Herzinsuffizienz | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015

NT-proBNP-gestützte Therapie der Herzinsuffizienz
PD Dr. med. Fabian Knebel, Med. Klinik m. S. Kardiologie und Angiologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin

                                                                                                  Die Therapiemöglich-
                                                                                                  keiten der chronischen
                                                                                                  Herzinsuffizienz haben
                                                                                                  sich in den letzten Jah-
                                                                                                  ren deutlich verbessert.
                                                                                                  Häufig aber erreichen
                                                                                                  die Patienten nicht die
                                                                                                  Ziel-Dosierungen.
fotolia/Robert Kneschke

Die chronische Herzinsuffizienz ist eine der      das hormonell inaktive NT-proBNP. Dieses        dass in der initialen Phase der Einstellung
häufigsten kardialen Erkrankungen. Sie führt      stabile Peptid lässt sich sicher und schnell    auf einen Betablocker NT-proBNP Spiegel
zu einem Verlust an Lebensqualität und ist        quantitativ bestimmen.                          ansteigen können.
mit einer deutlich erhöhten Sterblichkeit ver-
bunden. In den letzten Jahren haben sich die      Der kardiale Biomarker NT-proBNP ist in         Aktuelle Studienlage
Therapiemöglichkeiten der chronischen Herz-       den aktuellen Leitlinien der ESC (European      Während NT-proBNP für die Diagnosestel-
insuffizienz durch Betablocker, Inhibitoren       Society of Cardiology) zur Diagnose der         lung fest etabliert ist, gibt es für die Thera-
des Renin-Angiotensin-Systems und Device-         Herzinsuffizienz neben Klinik, EKG und          piesteuerung noch keine Empfehlungen oder
Therapie* deutlich verbessert. Häufig aber        Echokardiografie fest etabliert.1 Eine beson-   Angaben in den Leitlinien. Zur Beurteilung
erreichen die Patienten nicht die Ziel-Dosie-     dere Stärke der natriuretischen Peptide (NP)    des klinischen Stellenwerts müssen folgende
rungen der Medikation. Noch fehlt ein etablier-   ist ihr hoher negativ-prädiktiver Wert, d. h.   Gesichtspunkte diskutiert und beantwortet
ter objektiver Zielparameter zur optimierten      ein Ergebnis im Normalbereich schließt das      werden:
Therapiesteuerung. Könnte der Verlauf von         Vorliegen einer Herzinsuffizienz mit hoher      O	Welcher Zielwert für NT-proBNP ist
NT-proBNP ein solcher Marker sein? Aktuelle       Wahrscheinlichkeit aus.                            anzustreben?
Studiendaten belegen, dass sowohl stationäre                                                      O	Wie aggressiv sollte die initiale Therapie
als auch ambulante Patienten von seriellen        Die leitliniengerechte Therapie, bestehend         sein?
NT-proBNP-Bestimmungen profitieren.               aus Diuretika, Betablockern, ACE-Hemmern        O	Zeigen fallende NT-proBNP-Werte
                                                  (oder AT-1-Blockern), Mineral-Kortikoid-           zuverlässig an, dass es dem Patienten
Herzmuskelzellen setzen bei erhöhter Wand-        Rezeptor-Antagonisten (MRA) oder Ivabra-           besser geht?
spannung, aber auch bei Ischämie oder             din führt langfristig zu einer Abnahme der      O	B edeutet ein Abfall des NT-proBNP
Hypertrophie vermehrt das natriuretische          natriuretischen Peptide. Dies gilt auch für        auch weniger Endpunkte (Hospitalisie-
Peptid (BNP) frei. Das N-terminale Spalt-         die Device-Therapie mit kardialer Resyn-           rung, Tod) im Verlauf?
produkt des Vorläuferproteins (proBNP) ist        chronisation.2 Allerdings ist zu beachten,      O	Wie oft sollte gemessen werden?

10
Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015 | NT-proBNP-gestützte Therapie der Herzinsuffizienz | Medizin

Die aktuelle Datenlage macht Hoffnung, dass      bei > 70 Jahre). Der Beobachtungszeitraum                                 wurden in der Subgruppe der jüngeren
NT-proBNP-Bestimmungen herzinsuffizien-          betrug 18 Monate. In der „NT-proBNP-                                      Patienten (< 65 Jahre) die kardiovaskulä-
ten Patienten zu einer optimierten Therapie      Gruppe“ war das Ziel, den Marker unter                                    ren Endpunkte seltener erreicht.
verhelfen könnten. Für hospitalisierte Patien-   den altersabhängigen Grenzwert zu senken,
ten mit schwerer Herzinsuffizienz zeigten sich   d. h. auf < 400 pg/ml bei Patienten unter 75                            In der PROTECT Studie6 an 151 ambu-
repetitive Bestimmungen von NT-proBNP            Jahre bzw. auf < 800 pg/ml bei noch höhe-                               lanten Patienten (mittleres Alter 63 Jahre)
während des Krankenhausaufenthaltes als          rem Lebensalter. Die Ergebnisse lesen sich                              mit systolischer Herzinsuffizienz sollte in
prognostisch relevant: Patienten, bei denen      wie folgt:                                                              der Interventionsgruppe NT-proBNP auf
NT-proBNP innerhalb dieser Zeit auf über         O	Die Biomarker-gesteuerte Therapie                                    einen recht tiefen Zielwert von < 1000 pg/
30 % des Ausgangswertes stieg, hatten eine          führte nicht zu vermehrten Nebenwir-                                 ml titriert werden. Der Marker wurde hier
deutlich schlechtere Prognose.3                     kungen.                                                              alle drei Monate bestimmt und dieses Vor-
                                                 O	Die NT-proBNP-Gruppe erreichte                                       gehen mit der standardmäßig ausschließlich
In die NorthStar-Studie4 wurden 407 ambu-           höhere Dosierungen bei der Herzinsuffi-                              klinisch orientierten Einstellung der Herzin-
lante Patienten mit systolischer Herzinsuffi-       zienzmedikation.                                                     suffizienzmedikation verglichen.
zienz (mittleres Alter 73 Jahre, NT-proBNP       O	Der sekundäre Endpunkt (Überleben                                    O	Die aggressive Eindosierung der
> 1000 pg/ml) eingeschlossen und 2,5 Jahre          ohne Wiedereinweisungen ins Kran-                                       Medikation mit dem Ziel, den NT-
beobachtet. Die Therapiesteuerung erfolgte          kenhaus) war signifikant besser in der                                  proBNP-Spiegel zu senken, war sicher,
in der einen Subgruppe ohne (Standardvor-           ­NT-proBNP-gesteuerten Gruppe.                                          unerwünschte Hypotonien oder
gehen), in der anderen mit Kenntnis der NT-      O	In der gesamten NT-proBNP-Gruppe                                        Niereninsuffizienzen traten nicht
proBNP-Werte. Das Biomarker-Monitoring               zeigte sich keine signifikante Abnahme                                 häufiger auf.
hatte zwar keinen Vorteil in Bezug auf den           der Ereignisse, aber auch keine Zunahme                             O	Unter NT-proBNP-Steuerung waren
primären Endpunkt (Tod oder kardiovas-               wegen intensiverer Therapie. Allerdings                                die Lebensqualität und die myokardiale
kuläre Hospitalisierung). Aber eine interes-
sante Erkenntnis deckte die Studie auf: Bei
Patienten mit einen Anstieg des NT-proBNP
von > 30 % im Verlauf (immerhin ein Vier-                                          1.0

tel der Patienten!) war der Verlauf (Hospi-
talisierungen, Lebensqualität) signifikant
                                                                                   0.8
                                                        Ereignisfreies Überleben

schlechter. Daraus könnte sich ableiten, dass
insbesondere diese Patienten engmaschiger
kontrolliert und gegebenenfalls noch inten-                                        0.6
siver therapiert werden sollten.
                                                                                             Log rank P =.03
Die TIME-CHF* Studie 5 untersuchte in                                              0.4

zwei Vergleichsgruppen die Fragestellung,                                                             NT-proBNP (N=75)
ob eine intensivierte Biomarker-gesteuerte                                                            Standardvorgehen (N=76)
                                                                                   0.2
und eventuell aggressivere Therapie gerade
bei älteren, oft multimorbiden Patien-
ten zu unerwünschten Nebenwirkungen                                                0.0
führt. Das Kollektiv bildeten 495 Patienten                                              0            73        146         219         292         365
> 60 Jahre mit chronischer Herzinsuffizienz                                                                Tage ab Studienaufnahme
und einer Ejektionsfraktion (EF) < 45 % im
                                                 Abb. 1: Ereignisfreies Überleben von ambulanten Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz
Stadium NYHA* > II sowie erhöhtem NT-            über ein Jahr. In der Gruppe mit NT-proBNP-gesteuertem Therapiemonitoring waren kardiovaskuläre
pro BNP (> 400 pg/ml bzw. > 800 pg/ml            signifikant reduziert (mod. aus 6)

                                                                                                                                                                   11
Medizin | NT-proBNP-gestützte Therapie der Herzinsuffizienz | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015

                         Chronisch herzin-
                      suffiziente Patienten
                      haben eine schlechte
                      Prognose und sollten
                     engmaschig vom Arzt
                           gesehen werden.

                                                                                                                                                                  fotolia/Peter Maszlen
  Funktion signifikant besser und die               tieren wahrscheinlich von einer NP-gesteu-     fotolia/giorgiomtb   cher Kostenfaktor. Demgegenüber belegte
  kardiovaskulären Ereignisse signifikant           erte Therapie. Die Gesamtmortalität sinkt.7,8                       die Studie von Moertl,9 dass die Berück-
  reduziert (Abb. 1).                                                                                                   sichtigung von NT-proBNP lang fristig
                                                    Ist der Einsatz natriuretischer Peptide                             durch Reduktion von Hospitalisierungen
Zum Therapiemonitoring mittels natriureti-          kosteneffizient? Für das Therapiemonito-                            die Gesamtkosten beim Management der
scher Peptide (NP) liegen auch zwei Meta-           ring von Patienten mit Herzinsuffizienz ist                         Herzinsuffizienz senken kann.
analysen vor. Die Haupterkenntnis daraus            die Bestimmung der NP gegenüber dem
lautet: Jüngere Patienten (< 75 Jahre) profi-       Standardvorgehen zunächst ein zusätzli-                             Fallbeispiel
                                                                                                                        Der 57-jährige Patient (Abb. 2) wurde mit
                                                                                                                        kardialer Dekompensation auf unserer Inten-
                                                                                                                        sivstation aufgenommen. Ursache ist eine
                                                                                                                        nicht-ischämische Herzinsuffizienz auf dem
                                                                                                                        Boden einer Tachy-Kardiomyopathie. Das
                     12000                                                                                              NT-proBNP war bei > 10 000 pg/ml. Unter
                                                                                                                        intensivmedizinischer Rekompensation kam
  NT-proBNP (ng/l)

                     10000
                                                                                                                        es zu einer schnellen Halbierung des Wertes
                      8000                                                                                              (auf < 4000 pg/ml). Es begann eine orale
                      6000                                                                                              Herzinsuffizienz-Medikation, wobei die
                      4000
                                                                                                                        Maximaldosen von ACE-Hemmer, Betablo-
                                                                                                                        cker und MRA erreicht werden konnten. Dies
                      2000
                                                                                                                        reduzierte den NT-proBNP-Spiegel weiter auf
                         0                                                                                              ca. 1000 pg/ml. Der Patient verbesserte sich
                             Feb.               Nov.                       Juli Sept.                                   klinisch deutlich, hat dann aber leider seine
                             2013               2013                      2014 2014                                     orale Herzinsuffizienzmedikation abgesetzt.
                                                                                                                        Er stellte sich erneut kardial dekompensiert
Abb. 2: NT-proBNP-Verlauf unter adäquater bzw. inadäquater Herzinsuffizienztherapie bei                                 in der Notaufnahme vor, NT-proBNP lag
einem 57-jährigen Patienten (Quelle: Knebel)                                                                            wieder bei > 4000 pg/ml. Nach Wiederbeginn
Februar 2013: Kardiale Dekompensation, NYHA IV (Intensivstation), Beginn der Rekompensation, bei                        der Medikation erreichte der Marker inner-
Entlassung NYHA I-II
                                                                                                                        halb weniger Wochen den Ausgangswert (ca.
November 2013: Patient stabil, NYHA I, ausdosierte Herzinsuffizienztherapie, NT-proBNP < 1000
Juli 2014: Patient hat selbstständig die Medikation beendet, NYHA III, NT-proBNP > 4000
                                                                                                                        1000 pg/ml). Der Patient ist aktuell weitge-
September 2014: Patient nach Wiederbeginn der medikamentösen Therapie stabil und NYHA I, NT-                            hend beschwerdefrei und kann seinem Beruf
proBNP wieder unter 1000                                                                                                voll nachgehen.

12
Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015 | NT-proBNP-gestützte Therapie der Herzinsuffizienz | Medizin

        Gesteigerte körper-
  liche Aktivität lässt sich
  anhand eines günstigen
     NT-proBNP-Verlaufs
           dokumentieren.

                                                                                                                                                            fotolia/Robert Kneschke
Dieses Beispiel unterstreicht den Nutzen von   O	Ein sinnvoller Zielwert von NT-proBNP          Literatur
                                                                                                  1	McMurray JJ et al: European journal of heart failure
NT-proBNP sowohl beim Monitoring unter            könnte < 1000 pg/ml sein.                          (2012) Aug; 14(8): 803–869. PubMed PMID: 22828712
                                                                                                  2	Fruhwald FM et al: European heart journal (2007) Jul;
intensivmedizinischer Rekompensation           O	In der mehrmonatigen Einstellungsphase             28(13): 1592–1597. PubMed PMID: 17298973
                                                                                                  3	Bettencourt P et al: Circulation (2004) Oct 12; 110(15):
als auch unter oraler, maßgeschneiderter          scheinen Intervalle von drei Monaten               2168–2174. PubMed PMID: 15451800
Herzinsuffizienzmedikation. Dieser Patient        für Visiten und NT-proBNP-Messungen             4	Schou M et al: European journal of heart failure (2013)
                                                                                                     Jul; 15(7): 818–827. PubMed PMID: 23507787
möchte nun bei seinen Visiten stets seinen        sinnvoll. Das optimale Intervall für NT-        5	Sanders-van Wijk S et al: European journal of heart fai-
                                                                                                     lure (2013) Aug; 15(8): 910–918. PubMed PMID: 23666681
NT-proBNP-Wert erfahren. Unser Therapie-          proBNP-Bestimmungen ist allerdings              6	Januzzi JL et al: Journal of the American College of Car-
                                                                                                     diology (2011) Oct 25; 58(18): 1881–1889. PubMed PMID:
ziel ist ein Wert von unter 1000 pg/ml.           noch nicht final definiert. Hier fehlen            22018299
                                                  weitere Studien.                                7	Troughton RW et al: European heart journal (2014) Jun14;
                                                                                                     35(23): 1559–1567. PubMed PMID: 24603309. Pubmed
Zusammenfassung                                                                                      Central PMCID: 4057643.
                                                                                                  8	Balion C et al: Heart failure reviews (2014) Aug; 19(4):
Bisherige Studien und unsere eigenen           In unserem Haus ist die Bestimmung                    553–564. PubMed PMID: 25074674.
                                                                                                  9	Moertl D et al: International journal of technology assess-
Erfahrungen erlauben zur NP-gesteuerten        von NT-proBNP zur Diagnostik und zur                  ment in health care (2013) Jan; 29(1): 3–11. PubMed
Herzinsuffizienztherapie derzeit folgende      Abschätzung der Prognose bei Patienten                PMID: 23257208.

Ableitungen:                                   mit Verdacht auf Herzinsuffizienz eine feste
O	Patienten mit chronischer Herzinsuffizi-    Größe. Dies umfasst auch Patienten von
   enz haben eine schlechte Prognose und       nicht-kardiologischen Abteilungen. Patien-
   sollten intensiv und engmaschig vom         ten, die wir in unserer Ambulanz weiterbe-        Korrespondenzadresse
   Arzt gesehen werden.                        treuen, sowie diejenigen, die sich erneut mit
O	Ein Rückgang des NT-proBNP-Wertes           kardialer Dekompensation bei uns vorstel-
   unter Therapie ist grundsätzlich günstig.   len, erhalten ebenso eine Bestimmung ihres
O	Intensivierung der Medikation und gestei-   NT-proBNP-Wertes.
   gerte körperlichen Tätigkeit lassen sich
   anhand eines günstigen (d. h. fallenden)
   NT-proBNP-Verlaufs dokumentieren.
                                                   evice-Therapien: Implantierbarer Kardio-
                                               *- D
O	Ansteigende Werte (z. B. durch unzurei-         verter Defibrillator (ICD) und Kardiale
   chende Therapie oder Progression der            Resynchronisationstherapie (CRT) bzw.         PD Dr. med. Fabian Knebel
                                                   biventrikuläre Schrittmachertherapie.
   Grunderkrankung) weisen auf Hoch-                                                             Oberarzt
                                                - T IME-CHF Studie: Trial of Intensified        Medizinische Klinik m. S. Kardiologie
   Risiko-Patienten mit schlechter Prog-           (BNP-guided) versus standard (symptom-        und Angiologie
   nose hin.                                       guided) Medical therapy in Elderly patients
                                                                                                 Charité – Universitätsmedizin Berlin
                                                   with Congestive Heart Failure.
O	Bei jüngeren Patienten (< 75 Jahre)                                                           Campus Mitte
                                                   YHA-Klassifikation: Klassifikation der
                                                - N                                              10098 Berlin
   scheint eine NP-gesteuerte Therapie die         Herzinsuffizienz durch die New York Heart
                                                                                                 fabian.knebel@charite.de
   Gesamtmortalität zu verringern.                 Association

                                                                                                                                                            13
Medizin | Individualisierte Antikoagulationsdauer | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015

Individualisierte Antikoagulationsdauer
Verbesserter Rezidivschutz

                                                                                                 Bieten standardisierte
                                                                                                 Empfehlungen zur Anti-
                                                                                                 koagulationsdauer nach
                                                                                                 erster venöser Thrombo-
                                                                                                 embolie den bestmögli-
                                                                                                 chen Rezidivschutz?
fotolia/Кирилл Рыжов

Wie lange sollen Patienten nach einer ersten    Nach den derzeitigen Leitlinien-Empfehlun-       Thrombose – RVT). Darüber hinaus existie-
idiopathischen venösen Thromboembolie           gen werden insbesondere jüngere Patienten        ren eine Reihe weiterer, zum Teil kontrovers
antikoaguliert werden? Die nicht unerheb-       nach einer ersten venösen Thromboembolie         diskutierter Einflussfaktoren, die in ihrer
lichen Rezidivraten lassen Diskussionen         (VTE) in der Regel drei Monate antikoagu-        Kombination schließlich ein individuelles
darüber aufkommen, ob weitgehend stan-          liert, sofern keine dauerhaften thrombophi-      Rezidivrisiko generieren. Daher macht es
dardisierte Empfehlungen zur Antikoagula-       len Risikofaktoren bzw. prothrombotischen        Sinn, nach Ablauf einer initialen Antikoagu-
tionsdauer all diesen Patienten den bestmög-    Stimuli (z. B. aktives Krebsleiden) vorliegen.   lation die Patienten objektiv hinsichtlich die-
lichen Schutz bieten oder ob die zusätzliche    Die adäquate Gerinnungshemmung mit her-          ses spezifischen Risikos einem Monitoring
Evaluierung des individuellen Risikos nicht     kömmlichen Vitamin-K-Antagonisten oder           zu unterziehen und die Medikationsdauer
dazu beitragen könnte, die derzeitige Situa-    den neuen direkten oralen Antikoagulanzien       danach auszurichten.
tion zu optimieren. Die Fragestellung einer     erreicht in Studien einen 90 %-igen Schutz
individuellen Risikobewertung hat eine ita-     vor Rezidiven – allerdings nur, solange diese    Frühere Untersuchungen haben Hinweise
lienische Arbeitsgruppe in einer prospektiven   Präparate regelmäßig eingenommen wer-            dafür geliefert, dass „D-Dimer“ als Abbau-
multizentrischen Managementstudie aufge-        den. Unabhängig von der Dauer der initialen      produkt eines stabilen Fibringerinnsels und
griffen.1 Als Risikomarker diente der Para-     Behandlung kann sich nach dem Absetzen           somit indirekter Marker einer Gerinnungs-
meter „D-Dimer“. Die publizierten Ergebnisse    der Medikation erneut eine Gerinnungsak-         aktivierung nicht nur das Vorliegen einer
sind ermutigend: Nach dem Absetzen einer        tivierung entwickeln. Die kumulierte Rezi-       VTE ausschließen kann, sondern auch das
oralen Antikoagulation erfassen sensitive       divrate innerhalb von zehn Jahren beträgt        Risiko eines VTE-Rezidivs abzuschätzen
quantitative D-Dimer-Tests eine erneut auf-     20–50 %.                                         hilft.2 In diesem Kontext wurden D-Dimer-
tretende Gerinnungsaktivierung und können                                                        Ergebnisse in Studien als Bestandteil klini-
so Patienten mit höherem und niedrigem          Das Rezidivrisiko ist anerkanntermaßen           scher Scores genutzt.
Rezidivrisiko differenzieren. Die klinische     besonders ausgeprägt nach einer ersten
Ableitung daraus hieße, die Antikoagulati-      „unstimulierten“ (idiopathischen) VTE            Studiendesign
onsdauer nach den individuellen D-Dimer-        und/oder einer nicht vollständig aufgelösten     Die hier vorgestellte italienische DULCIS-
Konzentrationen auszurichten.                   initialen Thrombose (sog. residuale venöse       Studie (D-dimer and Ultrasonography in

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Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015 | Individualisierte Antikoagulationsdauer | Medizin

                                                                                                Studienfazit: Patienten mit
                                                                                                alters- und geschlechtsspezifi-
                                                                                                schen „normalen“ D-Dimer-
                                                                                                Werten nach erster VTE können
                                                                                                die Antikoagulation nach drei
                                                                                                Monaten sicher beenden.
fotolia/Diego Cervo

Combination Italian Study) bearbeitete         Stellen festgestelltes VTE-Rezidiv bzw. Tod      O	Wenn und solange der D-Dimer-Wert
folgende Fragestellung: Kann eine einfache     durch VTE. Die Patienten wurden über                unterhalb des festgelegten Cut-off-Werts
Prozedur mit serieller D-Dimer-Messung         maximal zwei Jahre nachverfolgt.                    liegt: Antikoagulation aussetzen und zu
diejenigen Patienten identifizieren, deren                                                         den definierten Zeitpunkten Messung
Rezidivrisiko ausreichend niedrig ist (≤ 5 %   Zum Einsatz kamen insgesamt fünf ver-               wiederholen lassen.
pro Jahr), um die Antikoagulation nach drei    schiedene quantitative D-Dimer-Tests (pro        O	Sobald der D-Dimer-Wert zu einem
Monaten mit hoher Sicherheit auszusetzen?      Zentrum der jeweilige Routinetest), deren           Messzeitpunkt wieder oberhalb des Cut-
                                               Sensitivität zum sicheren Ausschluss einer          off-Werts liegt: Antikoagulation sofort
Es handelte sich um eine prospektive, mul-     VTE in Studien belegt war. Für die aktuelle         wieder in gewohnter Weise aufnehmen.
tizentrische (18 Zentren) Kohortenstudie       Fragestellung zum Rezidivrisiko waren für        O	B eim Auftreten eventueller VTE-Symp-
an nicht-stationären Patienten (Männer         jeden Test vorab aus geeigneten tiefgefrore-        tome bzw. bei Blutungen sofort im Zent-
und Frauen ≥ 18 Jahre, außer Schwangere        nen Proben alters- und geschlechtsspezifische       rum melden.
und Frauen kurz nach der Entbindung)           Cut-off-Werte nach definierten Sensitivitäts-    O	Nach Abschluss der D-Dimer-Bestim-
mit einer ersten isolierten proximalen tie-    und Spezifitätskriterien ermittelt worden.          mungen weitere zwei Jahre alle drei bis
fen Beinvenenthrombose und/oder Lunge-                                                             sechs Monate vorstellen.
nembolie. Die initiale VTE war entweder        Kollektiv und Patientenmanagement
idiopathisch oder mit einem als schwach        Final ausgewertet wurden 1010 Patienten
definierten transienten Risikofaktor ver-      (davon 560 Männer), die sowohl alle Auf-          Zeitpunkt    Zeitraum nach Absetzen der
bunden (z. B. kleine Operation, geringes       nahmekriterien als auch die Verfolgbarkeit                     Antikoagulation
Trauma, eingeschränkte Mobilität). Zum         über zwei Jahre erfüllten. 771 Teilnehmer
                                                                                                 T0           unmittelbar vor Absetzen der
Studieneintritt waren alle Patienten über      (63 %) hatten eine erste idiopathische VTE,                    Antikoagulation
mindestens drei beziehungsweise zwölf          bei 239 (23,7 %) war das initiale Ereignis mit
                                                                                                 T15          15–18 Tage
Monate (bei bekannter RVT) adäquat oral        leichten Risikofaktoren verbunden.
antikoaguliert und zeigten mit etablierten                                                       T30          25–35 Tage
Verfahren keine Anzeichen einer akuten         Alle eingeschlossenen Patienten erhielten         T60          55–65 Tage
Thrombose/Lungenembolie.                       kurz vor dem Absetzen ihrer Antikoagula-
                                               tion und danach zu festgelegten Zeitpunkten       T90          85–95 Tage

Primärer Endpunkt war ein über definierte      eine D-Dimer-Bestimmung (Tab. 1) und fol-
                                                                                                Tab. 1: Zeitpunkte der seriellen D-Dimer-
Kriterien und durch studienunabhängige         gende Instruktionen:                             Bestimmungen

                                                                                                                                             15
Medizin | Individualisierte Antikoagulationsdauer | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 47 • 08/2015

Ergebnisse / Outcomes                              O	Der Instruktion, bei erstmalig positivem
                                                                                                   Zeitpunkt         Anteil
O	Die zum Rezidivausschluss definierten              D-Dimer-Ergebnis die Antikoagulation                           (bezogen auf gesamte Kohorte)
   geschlechts- und altersabhängigen Cut-             sofort wieder aufzunehmen (Subkollek-
                                                                                                   T0                4,7 %
   off-Werte unterschieden sich bei allen             tiv IIb), haben sich eher jüngere Patien-
   Tests von den Herstellerangaben für den            ten (< 70 Jahre) widersetzt.                 T15               20,8 %
   VTE-Ausschluss.                                 O	Die Rezidiv-Patienten der Subgruppe I        T30               13,1 %
O	Die Verteilung der D-Dimer-Werte, der              waren signifikant älter (> 70 Jahre) als
   daraus gezogenen Konsequenzen für die              der Gruppendurchschnitt (p=0,0008)           T60               6,6 %

   Antikoagulation sowie die gefundenen            O	Geschlechtsspezifische Unterschiede in       T90               3,6 %
   Rezidivraten zeigt Abb. 1.                         den Rezidivraten traten in keinem Sub-
O	Die Gruppe, bei der ein D-Dimer-Wert im            kollektiv auf.                              Tab. 2: Erstmaliges Auftreten von D-Dimer-
                                                                                                  Werten oberhalb der definierten Cut-off-
   Verlauf wieder oberhalb des (altersspezifi-     O	Die Rezidive im Subkollektiv IIa ereigne-   Werte nach Stopp der Antikoagulation (T0).
   schen) Cut-off-Werts lag (Subkollektiv II),        ten sich hauptsächlich im Kontext einer     T15-T90: Tage nach Antikoagulationsende
   war signifikant älter als die mit konstant         Antikoagulationsunterbrechung.
   negativem Wert (Subkollektiv I). Außer-         O	Im Subkollektiv IIa traten 14 größere          geschlechtsspezifischen Cut-off-Wer-
   dem waren hier hochsignifikant mehr                Blutungen (1 x fatal) auf (3,8 %).             ten kann nach einer ersten VTE (idio-
   idiopathische Erstereignisse vertreten.                                                           pathisch oder bedingt durch leichtes
O	Die zeitliche Verteilung erstmals posi-         Fazit für die Praxis                              passageres Risiko) die Patienten mit
   tiver D-Dimer-Werte nach Stopp der              O	Die serielle D-Dimer-Bestimmung                niedrigem Rezidivrisiko identifizieren.
   Antikoagulation zeigt Tab 2.                       mit sensitiven Tests sowie alters- und         Sie können nach der akuten Phase
                                                                                                     (drei Monate) die Antikoagulation
                                                                                                     sicher beenden. Darunter fielen in der
                                                                                                     vorliegenden Studie über 50 % aller
                                                                                                     Patienten.
                                 Gesamtkollektiv
                                  1010 Patienten
                                                                                                  O	Umgekehrt identifiziert das Monito-
                                                                                                     ring mit D-Dimer auch diejenigen mit
                                                                                                     höherem Rezidivrisiko. Patienten, die
                                                                                                     ihre antikoagulatorische Therapie trotz
         Subgruppe I                                                                                 positivem D-Dimer-Wert nicht wieder
                                                           Subgruppe II
       D-Dimer T0–T90
                                                      D-Dimer wurde zwischen                         aufnahmen, erlitten dreimal häufiger
       konstant negativ
 > keine Antikoagulation ab T0
                                                       T0–T90 erstmals positiv                       Rezidive.
                                                          n=482 (47,7 %)
        n=528 (53,3 %)                                                                            O	Differenzierte Cut-off-Werte beseitigen
                                                                                                     die bisher gefundenen geschlechts- und
                                                                                                     altersabhängigen Unterschiede bei den
                                          Subgruppe IIa                    Subgruppe IIb             Rezidivraten und erhöhen die Patien-
          Rezidive
                                        Wiederaufnahme der            Keine Wiederaufnahme der       tensicherheit: Einerseits konnten signi-
            n=25
                                       Antikoagulation nach              Antikoagulation nach
      4,7 % bezogen auf                                                                              fikant mehr über 70-Jährige die Antiko-
                                     erstem positivem D-Dimer             positivem D-Dimer
         Subgruppe I
                                              n=373                              n=109               agulation stoppen, andererseits wurden
                                                                                                     mehr Junge (besonders Männer) als
                                                                                                     Risiko erkannt. Wichtig ist, die Kliniker
                                            Rezidive                           Rezidive
                                                                                                     im richtigen Umgang mit unterschiedli-
                                              n=4                               n=15
                                        1,1 % bezogen auf                 13,8 % bezogen auf         chen Cut-off-Werten zu schulen.
                                          Subgruppe IIa                      Subgruppe IIb

                                                                                                  Literatur
                                                                                                   1	Palareti G et al.: Blood (2014); 124:196–203
Abb. 1: Rezidivhäufigkeit nach erster VTE in Abhängigkeit vom D-Dimer-Ergebnis und der             2	Palareti G: informahealthcare (2014); doi:
                                                                                                      10.1586/17474086.2015.975791
daraus abgeleiteten Therapiestrategie (mod. aus 1)

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