Die demografische Lage der Nation - Wie zukunftsfähig Deutschlands Regionen sind - Berlin-Institut für Bevölkerung ...
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Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung Die demografische Lage der Nation Wie zukunftsfähig Deutschlands Regionen sind en auf +++ anhaltender Zuzug in die Städte +++ Frauen bekommen wieder etwas mehr Kinder +++ süddeutsche Kreise weiterhin an der Spitze +++ neue ripherie verliert den Nachwuchs +++ Leipzig wächst am stärksten +++ Alterung verteuert Sozialsysteme +++ Erfolg ländlicher Regionen hängt am Engag
Über das Berlin-Institut Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V. Gründer und Ankeraktionär der GfK SE Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (zuvor „GfK globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Insti- Verein“) ist ein nichtkommerzielles und interdisziplinäres Ins- tut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat titut zur Erforschung von Konsum- und Marktentscheidungen die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel und Ankeraktionär der GfK SE. An der Schnittstelle zwischen zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in Wissenschaft und Praxis erforscht das NIM, wie sich Markt die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demogra entscheidungen auf Basis neuer Trends, neuer Technologien fischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten. und neuer Informationsquellen voraussichtlich ändern werden. Ziel ist es, sowohl die Entscheidungen von Verbrauchern als In seinen Studien, Diskussions- und Hintergrundpapieren auch die Entscheidungen von Marketingverantwortlichen bereitet das Berlin-Institut wissenschaftliche Informationen für besser zu verstehen und durch dieses Wissen auch dazu beizu- den politischen Entscheidungsprozess auf. tragen, die Qualität von Marktentscheidungen zu steigern. Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kosten Das Institut pflegt den Dialog und die Zusammenarbeit mit losen regelmäßigen Newsletter „Demos“ zu abonnieren, finden Experten aus Wissenschaft und Praxis, mit Innovatoren und Sie unter www.berlin-institut.org. Start-Ups, die am Thema Marktentscheidungen und Market Insights ein spezielles Interesse haben. Die Ergebnisse seiner Unterstützen Sie die unabhängige Arbeit des Forschung teilt und diskutiert das Nürnberg Institut für Markt Berlin-Instituts entscheidungen durch Publikationen, Konferenzen und Vor- träge mit seinen Mitgliedern, Interessenten und der fachlichen Das Berlin-Institut erhält keinerlei öffentliche institutionelle Öffentlichkeit. Weitere Informationen finden Sie unter Unterstützung. Projektförderungen, Forschungsaufträge, Spen- www.nim.org den und Zustiftungen ermöglichen die erfolgreiche Arbeit des Instituts. Das Berlin-Institut ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden und Zustiftungen sind steuerlich absetzbar. Im Förderkreis des Berlin-Instituts kommen interessierte und engagierte Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen zu- sammen, die bereit sind, das Berlin-Institut ideell und finanziell zu unterstützen. Informationen zum Förderkreis finden Sie unter http://www.berlin-institut.org/foerderkreis-des-berlin-in- stituts.html Bankverbindung: Bankhaus Hallbaum IBAN DE50 2506 0180 0020 2864 07 BIC/SWIFT HALLDE2H
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung Die demografische Lage der Nation Wie zukunftsfähig Deutschlands Regionen sind
Impressum Originalausgabe April 2019 © Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche, auch auszugs weise Verwertung bleibt vorbehalten. Herausgegeben von Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung Schillerstraße 59 10627 Berlin Telefon: (030) 22 32 48 45 Telefax: (030) 22 32 48 46 E-Mail: info@berlin-institut.org www.berlin-institut.org Das Berlin-Institut finden Sie auch bei Facebook und Twitter (@berlin_institut). Autoren: Manuel Slupina, Susanne Dähner, Lena Reibstein, Julia Amberger, Frederik Sixtus, Jennifer Grunwald, Reiner Klingholz Datenbank und Dokumentation: Theresa Damm, Lena Reibstein Regional-Prognose: CIMA Institut für Regionalwirtschaft, www.cima.de/Regionalwirtschaft Ansprechperson: Fabian Böttcher Die Hauptautoren: Für detaillierte Regionalprognosen steht die CIMA als Ansprechpartner zur Verfügung. Manuel Slupina, 1979, Diplom in Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln. Ressortleiter Demografie Deutschland Gestaltung: Jörg Scholz (www.traktorimnetz.de) am Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Druck: Laserline Berlin Susanne Dähner, 1976, Diplom in Geographie an der Humboldt- Universität zu Berlin. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Der überwiegende Teil der thematischen Landkarten wurde auf Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Grundlage des Programms EasyMap der Lutum+Tappert DV-Beratung GmbH, Bonn, erstellt. Lena Reibstein, 1992, Master of Science in Economic Growth, Population and Development an der Universität Lund. Die Studie wurde gefördert vom Nürnberg Institut für Markt Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Berlin-Institut für Bevölkerung entscheidungen. Des Weiteren dankt das Berlin-Institut der und Entwicklung. Körber-Stiftung, der Investitionsbank Berlin und seinem Förderkreis für die Unterstützung des Projektes. Dr. Reiner Klingholz, 1953, Promotion im Fachbereich Chemie an der Universität Hamburg, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung ISBN: 978-3-946332-45-9 und Entwicklung.
INHALT VORWORT...........................................................................................................................4 GESAMTBEWERTUNG.........................................................................................................6 BEVÖLKERUNGSPROGNOSE.............................................................................................14 DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE.......................................................................................22 1. ZUWANDERUNG UND INTEGRATION..............................................................................................22 2. TEILHABECHANCEN UND ENGAGEMENT.......................................................................................25 3. FAMILIENPOLITIK UND KINDERZAHLEN...................................................................................... 28 4. ALTERUNG UND SOZIALSYSTEME.................................................................................................30 5. GESUNDHEIT UND PFLEGE.............................................................................................................. 34 6. ARBEITSMARKT UND BESCHÄFTIGUNG........................................................................................37 7. DIGITALISIERUNG.............................................................................................................................40 DIE ENTWICKLUNG DER BUNDESLÄNDER........................................................................42 SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG........................................................................................... 42 NIEDERSACHSEN UND BREMEN.........................................................................................................46 MECKLENBURG-VORPOMMERN..........................................................................................................50 BRANDENBURG UND BERLIN...............................................................................................................53 SACHSEN..................................................................................................................................................57 THÜRINGEN............................................................................................................................................60 SACHSEN-ANHALT................................................................................................................................. 63 NORDRHEIN-WESTFALEN....................................................................................................................66 RHEINLAND-PFALZ UND SAARLAND................................................................................................. 70 HESSEN.....................................................................................................................................................74 BADEN-WÜRTTEMBERG........................................................................................................................77 BAYERN.....................................................................................................................................................81 WIE AUS DATEN BEWERTUNGEN WERDEN........................................................................87 QUELLEN…………………………………………………………………..................................................93
DIE BEVÖLKERUNGSPROGNOSE FUR DEUTSCHLAND IST SO INTERESSANT WIE BRISANT Dies ist seit 2004 unsere vierte Auflage Nun haben sich seither tatsächlich die Gebur- Doch mit diesen Verbesserungen ist der der „Demografischen Lage der Nation“. Die tenziffern leicht erhöht und die Zuwanderung demografische Wandel nicht aus der Welt. Studie ermittelt, wie gut Deutschlands Regio war stärker, als irgendjemand erwarten Dass sich die Gesamtbevölkerung Deutsch- nen für die Zukunft aufgestellt sind. In der konnte. Ob dahinter jeweils ein politischer lands vor allem dank der starken Zuwan- ersten Untersuchung ging es vor allem um die Wille oder gar ein Programm stand, lässt sich derung stabilisiert hat, kann nicht darüber erheblichen Verwerfungen zwischen Ost und schwer beantworten. Sicher aber ist, dass hinwegtäuschen, dass die eigentlichen West in den Jahren nach der Wiedervereini- Deutschlands Bevölkerung seit 2004 nicht Herausforderungen des Wandels unmittelbar gung und um die Befürchtung, dass Deutsch- geschrumpft, sondern sogar leicht gewach- bevorstehen. Diese betreffen sowohl das lands Bevölkerung bis 2050 um rund zehn sen ist und dass auch in den kommenden ganze Land, etwa in der Frage, wie sich die Millionen Einwohner schrumpfen könnte. Jahren kein Rückgang zu erwarten ist. alternde Gesellschaft finanzieren lässt, als auch die Regionen, die auf sehr unterschied Der Sinn von Vorhersagen dieser Art liegt Auch die enormen regionalen Unterschiede liche W eise mit Veränderungen in der Bevöl- weniger darin, die Zukunft möglichst genau in der demografischen Entwicklung zwi- kerungsstruktur zu kämpfen haben. zu prognostizieren, als vielmehr ein Szenario schen Ost und West sind zum Teil verflogen. zu skizzieren, das der Politik die Folgen eines Stand Ostdeutschland 2004 noch unter dem Um die Herausforderungen besser verstehen „Weiter so“ aufzeigt und damit auch einen Eindruck von 1,8 Millionen nach der Wende zu können, erstellt das Bundesamt für Bau- Handlungsbedarf beziehungsweise -spiel- Abgewanderten und dem massiven Ein- wesen und Raumordnung, eine dem Bundes- raum. Ziel derartiger Studien ist es, Empfeh- bruch der Geburtenziffern in den 1990ern, innenministerium nachgeordnete Behörde, lungen zu geben, mit welchen Mitteln sich so verliert der Osten heute im Saldo keine regelmäßig im Abstand von drei Jahren regio die Zukunft (zumindest teilweise) gestalten Menschen mehr Richtung Westen. Und die nale Bevölkerungsvorhersagen. Diese soge- lässt, beziehungsweise wie schädliche Ent- Kinderzahlen je Frau liegen wieder über nannten Raumordnungsprognosen haben wir wicklungen abzuwenden sind. Unter unseren Westniveau, ähnlich wie es zu DDR-Zeiten ge- in der Vergangenheit stets für unsere Studien Empfehlungen von 2004 waren beispiels- wesen war. Diese Trendwende ist sicher auch genutzt. Doch die letzte dieser Prognosen weise eine bessere Familienpolitik mit dem ein Erfolg der Zwei-Billionen-Euro-Förderung stammt aus dem Jahr 2015. Derzeit fehlt eine Ziel, die Kinderzahlen etwas zu steigern, und im Rahmen des Aufbaus Ost, die zumindest aktuelle Planungsgrundlage für Kommunen eine gesteuerte Einwanderung, um den natür punktuell für blühende Landschaften gesorgt und Bundesländer. Und das in einer Zeit, da lichen Bevölkerungsschwund auszugleichen hat und das Gebiet zwischen Ostsee und Erz- und einem Fachkräftemangel vorzubeugen. gebirge vielerorts erheblich aufgewertet hat. 4 Die demografische Lage der Nation
sich die geburtenstarken Jahrgänge langsam fehlt es heute an Studierenden, an jungen Sicher ist, dass weder der Begriff der Heimat ins Rentenalter verabschieden, viele der Fachkräften für den Arbeitsmarkt und an noch Geld allein demografisch schwer ange- attraktiven Städte einen enormen Zulauf an potenziellen Familiengründern. Weil zwei- schlagene Gebiete auf den Wachstumspfad neuen Mitbürgern verzeichnen, entlegene tens in den wirtschaftlichen Umbrüchen der zurückführen können. Dort ist es sinnvoller, Landstriche aber zusehends veröden. Nachwendezeit 1,8 Millionen Menschen aus das Schrumpfen zu gestalten und die Versor- dem Osten dem Ruf „Go West“ gefolgt sind, gung der meist schon stark gealterten Rest- Warum diese Prognose seit Jahren aussteht, tendenziell vom Typ jung, gut qualifiziert bevölkerung zu sichern. Die Politik sollte sich ist unbekannt. Eine offizielle Verlautbarung und weiblich, ist eine demografische Lücke vor falschen Versprechungen hüten, denn wo dazu gibt es nicht. Der Blick in die Zukunft entstanden, die sich im Nachhinein nicht sich keine Gleichwertigkeit erreichen lässt wäre aber extrem wichtig angesichts der mehr füllen lässt. Geburteneinbruch und (die ohnehin kein Politiker definieren wird, neuen Debatte um die Heimat und um eine Abwanderung haben zudem einen demo- weil sie dann einklagbar würde), können aus Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, grafischen Echoeffekt, so dass Alterung wie Versprechungen nur Enttäuschungen werden. Themen, die jeweils das Bundesinnenminis- auch Bevölkerungsschwund in bestimmten Der Frust gegen die Politik „von oben“ und terium verantwortet. Auch im Vorfeld der Regionen des Ostens ein extremes Ausmaß der Zulauf zu populistischen Parteien würden Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen erreichen werden. Hinzu kommt, dass durch sich dadurch noch verstärken. und Sachsen, in Bundesländern also, in de- den allgemeinen Aufschwung Ost durchweg nen der demografische Wandel besonders die größeren Städte – von Berlin über Leipzig Dies ist kein Thema, das auf Ostdeutschland starke Auswirkungen zeigt, wäre es hilfreich und Dresden bis nach Erfurt und Jena – pro- beschränkt ist. Diese Regionen sind nur als zu wissen, wie sich wo die Bevölkerungs- fitiert haben, aber weniger zentral gelegene Pioniere im demografischen Wandel zu ver- zahlen verändern und wie die Politik damit kleinere Städte und der ländliche Raum ver- stehen, denn auch im Westen gibt es längst umzugehen gedenkt. Schließlich wollen die lieren. Für letzteren gilt das vor allem dann, vergleichbare Gebiete, die auf Konzepte Menschen wissen, wie es um ihre Regionen wenn er ohnehin schon dünn besiedelt ist warten, wie man den Wandel zwar nicht rück- bestellt ist und ob sie sich mittelfristig besser und jenseits der Pendeldistanz zu attraktiven gängig machen, aber mit ihm leben kann. einen anderen Wohnort suchen. Arbeitsplätzen liegt. Zum konstruktiven Umgang mit dem demo- Deshalb hat das Berlin-Institut gemeinsam Ausgerechnet jene Gebiete der Republik, die grafischen Wandel gehören eine nüchterne mit dem CIMA Institut für Regionalwirtschaft oft heute schon als „abgehängt“ bezeichnet Analyse, das Akzeptieren unverrückbarer Ent- in Hannover eine eigene regionale Bevölke- werden und als Brutplätze für populistische wicklungen, Ziele, die sich mit den vorhan- rungsprognose erarbeitet, die als Grundlage Parteien gelten, werden es in Zukunft noch denen Mitteln und Möglichkeiten erreichen für diese Studie dient. Sie blickt bis ins Jahr viel schwerer haben. Für diese Regionen lassen, sowie neue, unkonventionelle Ideen 2035. Das ist ein relativ kurzer Prognosezeit- gibt es bislang kaum Konzepte, wie sie ihre zur Daseinsvorsorge, die es bis dato schwer raum, der aber eine relativ hohe Prognose Daseinsvorsorge regeln könnten oder wie sie haben, sich im Bürokratie-Dschungel der sicherheit erlaubt. Die Ergebnisse sind so wiederzubeleben wären. Vielleicht ist das Republik zu entfalten. interessant wie brisant. sogar schwierig bis unmöglich. So hat jüngst das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Die vorliegende Studie liefert Daten und Die vorliegende Prognose verdeutlicht die in Halle, das einzige Institut für Wirtschafts- Fakten, die eine gesellschaftliche Diskussion Entwicklungen, die seit rund 30 Jahren, also forschung im Osten, nach einer Analyse zu diesen zugegeben komplexen Themen seit der Wende, angelegt waren: Weil erstens empfohlen, in den ostdeutschen Ländern erleichtern sollen. die Geburtenziffern Ost in den 1990er Jah- bevorzugt Städte und Ballungsräume zu ren auf ein historisches Tief gefallen waren, unterstützen und auf dem Land nicht „auf Teufel komm raus Arbeitsplätze zu erhalten“. Berlin, im April 2019 Zudem sei auf dem Land Bildung zu fördern, was erfahrungsgemäß die Abwanderung Reiner Klingholz noch verstärkt. Im Klartext bedeutet diese Direktor rein ökonomisch begründete Empfehlung: Berlin-Institut für Bevölkerung Beschränkt Euch auf das Wesentliche und und Entwicklung fördert nur, was auch etwas bringt. Berlin-Institut 5
GESAMTBEWERTUNG Land der Vielfalt, nicht der Gleichwertigkeit Ob eine Region für Menschen aller Alters- Gesamtwertung spiegelt den Wettbewerb der Der Süden bleibt vorn klassen attraktiv ist und die Grundlage für Regionen wider, denn vor allem erfolgreiche ein gutes gesellschaftliches Zusammenleben Wirtschaftsstandorte ziehen gut ausgebildete Deutschlands Regionen sind, aus geogra- bietet, hängt von vielen Faktoren ab. Von Menschen an, die den Kommunen Steuer- und fischen, historischen und wirtschaftlichen Vorteil sind ein wirtschaftliches Umfeld, das Gebühreneinnahmen garantieren, womit sie Gründen, sehr unterschiedlich entwickelt. Die ausreichend und möglichst hochwertige, gut wiederum ihre Attraktivität erhalten bezie- Politik wünscht sich zwar eine „Gleichwertig- bezahlte Jobs bietet, sowie eine kommunale hungsweise verbessern können. Umgekehrt keit der Lebensverhältnisse“, doch die Rea- Verwaltung, die finanzielle Mittel und organi- leiden strukturschwache Regionen unter lität zeigt, dass wir es eher mit einer Vielfalt satorische Fähigkeiten besitzt, um die not- einem Fortzug vor allem junger und qualifi- der Lebensbedingungen zu tun haben. Das wendigen Infrastrukturen und Dienstleistun- zierter Menschen und können leicht in einen zeigt sich auch in den Gesamtnoten aus un- gen bereitzustellen. Bürgerinnen und Bürger Abwärtsstrudel aus Bevölkerungsschwund, serem Index, die von 2,32 für die bayerische brauchen Betreuungsmöglichkeiten für die finanziellen Problemen und erodierenden Landeshauptstadt München bis 4,71 für die Kleinen, gute Schulen, Unterstützungsdienste Versorgungsmöglichkeiten geraten. Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen reichen. Das für die Älteren, Mobilitäts- und Freizeitange- Ranking offenbart ein grundsätzliches Nord- bote und so weiter. Unternehmen benötigen Das Ranking in Sachen Zukunftsfähigkeit Süd-Gefälle, das schon in den Vorgänger gut qualifizierte Fachkräfte, um im Wettbe- soll keine Gewinner hochjubeln und keine studien zur demografischen Lage der Nation werb bestehen zu können. Verlierer abstempeln, sondern den Verant- deutlich wurde – es zeigt aber auch einige wortlichen in Politik und Wirtschaft eine interessante Veränderungen. All diese Rahmenbedingungen bestimmen, realistische Einschätzung der Möglichkeiten wie gut die Regionen für die Zukunft aufge- ihrer Regionen geben. Politik kann nicht Von den 20 am besten bewerteten Kreisen stellt sind, ob sie wirtschaftlich bestehen nach dem Wünsch-dir-was-Prinzip betrieben und kreisfreien Städten Deutschlands befin- und demografisch stabil bleiben können. Die werden, sondern nur im Rahmen der tatsäch- den sich zwölf in Bayern, sieben in Baden- vorliegende Studie untersucht, wie schon lichen Potenziale handeln. Nicht jeder Kreis Württemberg und eine in Sachsen. Den ihre Vorgänger aus den Jahren 2003, 2006 kann seinen Bewohnern ein Einkommen wie Spitzenplatz belegt die bayerische Landes- und 2011, wo in Deutschland, genau gesagt, im Landkreis Starnberg ermöglichen, nicht hauptstadt München, gefolgt von dem an- in welchen 401 Kreisen und kreisfreien Städ- überall gibt es so wenige Arbeitslose und grenzenden Landkreis gleichen Namens. Aus ten dies am besten gelingt und wo Probleme Sozialhilfeempfänger wie in den bayerischen Baden-Württemberg schaffen es vier Kreise bestehen, beziehungsweise sich abzeichnen. Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen an der mehr als in der Vorgängerstudie aus dem Jahr Um die „Zukunftsfähigkeit“ der Regionen Ilm oder Regensburg und in wenigen Kreisen 2011 unter die Top-20. Damals hatten die vergleichbar zu bewerten, hat das Berlin- haben die Beschäftigten eine so hohe Quali- Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise und Institut für Bevölkerung und Entwicklung 21 fikation wie in Erlangen, München oder Jena. ihre Auswirkung auf die stark exportabhängi- Indikatoren ausgewählt – aus den Bereichen Aber überall in Deutschland sollten die Men- ge Wirtschaft viele baden-württembergische Demografie, Wirtschaft, Bildung und Famili- schen mit grundsätzlichen Dienstleistungen Kreise zurückfallen lassen. Die Krise ist über- enfreundlichkeit (mehr zu den Indikatoren im versorgt werden und vergleichbare Chancen wunden und dieser Effekt lässt sich heute Methodenkapitel, Seite 87) – und in einem bekommen, ihr Humanvermögen zu ent nicht mehr beobachten. Index gebündelt. Für die Bewertung der ein- wickeln – unabhängig davon, wo sie es später zelnen Indikatoren wurden Schulnoten ver- einsetzen. Insofern zeigen die Ergebnisse geben, aus denen sich dann die Gesamtnote dieser Studie auch, wo Ausgleichs- und För- der einzelnen Kreise zusammensetzt. Die derprogramme die Regionen voranbringen können beziehungsweise wo derartige Mittel kaum effizient und sinnvoll einzusetzen sind, weil sich durch die Fördermittel gar keine Verbesserung der Lage erreichen lässt. 6 Die demografische Lage der Nation
Sylt Gesamtbewertung Flensburg NF SL Fehmarn 2,32 bis unter 2,5 Rügen 2,5 bis unter 3,0 RD VR 3,0 bis unter 3,5 Kiel PLÖ HRO HEI OH Usedom 3,5 bis unter 4,0 NMS Rostock 4,0 bis unter 4,5 IZ SE Lübeck LRO VG 4,5 bis 4,71 Cuxhaven NWM Wilhelms- Bremerhaven PI OD RZ Neubrandenburg haven CUX HH Schwerin SN AUR WTM STD Hamburg MSE Emden FRI BRA LUP LER OHZ ROW WL LG WST UM Bremen OPR PR Oldenburg DEL DAN OL VER HK Lüchow Neuruppin CLP UE OHV BAR EL VEC DH CE SAW SDL NI GF HVL MOL NOH OS H Wolfsburg Berlin BRB Osnabrück Potsdam FF MI SHG Hannover PE BS JL LOS ST HE PM HF BK HM SZ WF TF BOR Münster Hildesheim WF Magdeburg LDS Bielefeld LIP HI SPN COE GT HOL GS WAF SLK DE HZ WB KLE HX ABI RE NOM Cottbus WES HAM Paderborn EE OSL BOTGE UN GÖ TDO DuisburgOB HER Dortmund SO PB MSH Halle BO Göttingen NDH MH E KS KR EN HA EIC SK Leipzig BZ VI E ME KYF GR W MK HSK Kassel L MEI MGDüsseldorf SG RS ESW UH SÖ M BLK NE KB HS LEVGL GM OE Köln SI HR EA Dresden Siegen WE SHK ABG Chemnitz PIR AC DN BM HEF WAK GTH Erfurt AP Jena FG Aachen Bonn SU AK MR Gera Z IK GRZ LDK VB SLF Zwickau ERZ SM SOK WW GI Fulda SHL EU NR FD AW Koblenz LM HBN SON V FB NES MYK CO KC HO DAU EMS HG HO Wiesbaden HU KG Coburg COC BIT RÜD MTK OF LIF KU WUN SIM Frankfurt OF AB SW HAS WIL GG AB MSP SW BA BT TIR MainzMZ DA BA KH Darmstadt MIL Würzburg BT TR AZ KT NEW WEN TR BIR HP ERB ERH FO KIB WO WÜ KUS NEA ER MZG WND MannheimFT TBB LAU AS DÜW LU FÜ AM NK KL KL LU HD HP MOS FÜ Nürnberg SAD Saarbrücken SLS LD NW SP HD AN SC SB HOMZW CHA PS LD KÜN NM PS SÜW KA SHA AN RH HN HN Regensburg GER Karlsruhe WUG REG R SR PF LB RA KA PF WN EI SR FRG AA KEH DON DEG BAD Stuttgart CW BB Ingolstadt DGF ES GP HDH ND PAF PA DLG LA PA FDS TÜ LA PAN OG AIC FS RT Ulm UL A GZ DAH ED RW BL NU Augsburg München MÜ AÖ EM FFB VS BC EBE TUT MN LL STA M Freiburg SI G MM RO FR TS KF RO KN RV Kempten WM LÖ KonstanzFN OAL MB WT Garmisch- TÖL BGL LI OA Partenkirchen GAP Berlin-Institut 7
Auffällig ist, dass inzwischen mehr Groß sowie die größte sächsische Stadt Leipzig Städte deutschlandweit immer weiter zurück. städte als zuvor in der Topgruppe zu finden (Platz 92). Berlin selbst erreicht in der Ge- Gelsenkirchen nimmt nun den letzten Platz sind. Daran zeigt sich, trotz steigender samtwertung nur Platz 163, das klingt nach ein, den in der Vorgängerstudie noch der dünn Mieten und verbreiteter Verkehrsprobleme, Mittelmaß, ist aber immerhin 188 Plätze besiedelte, ländliche Kreis Uecker-Randow die immer noch wachsende Attraktivität besser als noch 2011. Gleichzeitig zeigt dies ganz im Osten Mecklenburg-Vorpommerns erfolgreicher Städte, die neben guten Jobs aber die anhaltenden Schwächen Berlins, innehatte. Auch mehrere Kreise in den und Hochschulen auch Kultur- und Freizeit die überwiegend auf dem Arbeitsmarkt zu Randlagen Niedersachsens, von Emden über angebote vorhalten, die es anderswo nicht finden sind. Die Arbeitslosigkeit ist trotz Wilhelmshaven und Lüchow-Dannenberg bis gibt. Besonders erfolgreich in diesem Sinne eines rasanten Aufholprozesses noch immer nach Holzminden gehören zu den Schlusslich- sind München, Erlangen und Ingolstadt in überdurchschnittlich hoch. Die Einkommen tern. Das macht Niedersachsen zu einem Land Bayern sowie Heidelberg, Ulm, Stuttgart und sind im Schnitt noch niedrig, so dass bisher starker Gegensätze, denn dort liegen mit dem Karlsruhe in Baden-Württemberg. nur ein Teil der Berliner Bewohner vom Boom Emsland, dem Oldenburger Münsterland im der Spreemetropole profitieren kann. Westen und Wolfsburg im Osten des Bundes- Während dies die schon aus anderen Stu- landes auch erfolgreiche Regionen aus dem dien bekannten üblichen Verdächtigen aus Stärker verändert hat sich die regionale oberen Drittel unseres Index. Süddeutschland sind, hat sich auch die Verteilung der 20 am schlechtesten bewer- sächsische Landeshauptstadt Dresden in die teten Kreise Deutschlands. In allen Vorgän- Die ehemalige, rheinland-pfälzische Schuh- Gruppe der Top-20 vorgearbeitet. In der Vor- gerstudien dominierten noch ostdeutsche metropole Pirmasens ist auf den vorletzten gängerstudie hatte sie noch Platz 71 belegt, Kreise diese Gruppe: 2006 lagen von den 20 Platz abgerutscht. Auch hier dauert die jetzt reicht es für Platz 15. Die Elbmetropole Schlusslichtern 19 zwischen Rügen und dem schwierige wirtschaftliche Lage an, die als Zentrum des „Silicon Saxony“, wo jeder Fichtelberg, 2011 waren es 14. In der aktu- einst durch den Zusammenbruch der Schuh zweite Mikroelektronik-Chip Europas produ- ellen Bewertung sind es nur noch 5. Daran industrie ausgelöst wurde. Mit dem Ende ziert wird, zieht junge und hochqualifizierte zeigen sich die Erfolge des sogenannten des Kalten Krieges fielen dann auch noch Menschen an. Gleichzeitig ist die Stadt Aufbaus Ost und die Tatsache, dass die jahr- Bundeswehr- und Nato-Standorte weg und sehr familienfreundlich und die Kinderzahl zehntelange Abwanderung von Ost nach West mit ihnen zahllose Jobs. Die Arbeitslosigkeit je Frau liegt mit 1,59 höher als in anderen gestoppt ist. Allerdings bedeutet der relative ist hoch und die Stadt mit fast 10.000 Euro Großstädten. Aufstieg ostdeutscher Kreise nicht, dass dort pro Einwohner deutschlandweit am stärksten flächendeckend die blühenden Landschaften verschuldet. Das hat auch Auswirkungen auf Zwei andere ostdeutsche Vertreter sind aus entstanden wären. Im Gegenteil: Noch immer die demografische Zukunft. Junge Menschen den Top-20 gegenüber 2011 zurückgefallen: schneiden viele Kreise auf dem Gebiet der suchen das Weite, die Bewohner sind schon Die brandenburgische Landeshauptstadt ehemaligen DDR mit einer Gesamtnote von 4 merklich gealtert und weil sich der soziale Potsdam sowie die thüringische Universitäts- und schlechter ab, vor allem in weiten Teilen Status auch auf die Gesundheit auswirkt, ist stadt Jena, die nun auf Platz 34 respektive 88 Sachsen-Anhalts, Vorpommerns und in den nirgendwo in Deutschland die Lebenserwar- liegen. Die Nachbarstadt Berlins entwickelt Brandenburger Gebieten fernab von Berlin. tung geringer. sich wirtschaftlich nicht so dynamisch wie die sächsische Metropole. Und Jena zieht Überraschend ist der drittletzte Platz, den der zwar nach wie vor viele junge Menschen zum Krisengebiete im Westen schleswig-holsteinische Kreis Dithmarschen Studieren an, kann aber danach längst nicht einnimmt und damit fast hundert Plätze seit allen eine Beschäftigung bieten und ist im Ähnlich problematisch sehen die demografi- dem letzten Ranking eingebüßt hat. Mit einem Vergleich zu Dresden weniger attraktiv für schen und wirtschaftlichen Zukunftsaussich- überdurchschnittlich hohen Anteil der Land- eine Familiengründung. ten in einigen westdeutschen Regionen aus. wirtschaft am wirtschaftlichen Geschehen, Dort stehen manche Gebiete vor ähnlichen geringen Beschäftigungsquoten und wenig Insgesamt finden sich unter den 100 besten Herausforderungen wie ostdeutsche Kreise hochqualifizierten Beschäftigten ist der Kreisen nur sechs aus dem Osten: Neben nach der Wiedervereinigung. Auch in den Küstenkreis besonders schlecht gerüstet für den bereits genannten sind dies die beiden alten Bundesländern hat der Strukturwan- die demografische Zukunft. Auch Schleswig- brandenburgischen Kreise Dahme-Spreewald del hier und da seine Spuren hinterlassen, Holstein insgesamt ist abgeschlagen. Im Ver- (Platz 40) und Potsdam-Mittelmark (Platz die Arbeitslosigkeit ist hoch, es mangelt an gleich der Bundesländer ist es vom ehemals 62), jeweils im Speckgürtel Berlins gelegen, erfolgreichen Unternehmen und vor allem siebten auf den zwölften Platz abgestiegen junge, besser qualifizierte Menschen haben und mit Nordrhein-Westfalen am stärksten diese Regionen verlassen. Im Ruhrgebiet zurückgefallen. und Teilen des Saarlands fallen einzelne 8 Die demografische Lage der Nation
Die besten Kreise und kreisfreien Städte Zwischenwertung Rang 1 2011 28 Kreis München (Bayern) Gesamtnote 2,32 Demografie 2 1 München, Landkreis (Bayern) 2,35 Die Lebensbedingungen einer Region, von 3 19 Ebersberg, Landkreis (Bayern) 2,38 Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten für 4 67 Heidelberg (Baden-Württemberg) 2,49 die Jüngsten über gute Arbeitsmöglichkeiten 5 34 Erlangen (Bayern) 2,53 für diejenigen im mittleren Alter bis hin zu 6 38 Dachau (Bayern) 2,54 Versorgungsangeboten für Ältere, prägen die 7 21 Ingolstadt (Bayern) 2,54 demografische Entwicklung. Die Menschen 8 2 Eichstätt (Bayern) 2,55 ziehen den Angeboten hinterher. Dort wo der 9 8 Erding (Bayern) 2,55 Wegzug dominiert, werden sich kaum zu- 10 43 Ulm (Baden-Württemberg) 2,58 kunftsträchtige Unternehmen ansiedeln oder 11 36 Böblingen (Baden-Württemberg) 2,58 ausgedünnte Infrastrukturangebote zu neuer 12 6 Freising (Bayern) 2,59 Blüte gelangen. 13 63 Donau-Ries (Bayern) 2,61 14 7 Bodenseekreis (Baden-Württemberg) 2,61 15 71 Dresden (Sachsen) 2,63 Städte bleiben die Magneten 16 12 Erlangen-Höchstadt (Bayern) 2,64 17 32 Pfaffenhofen a.d.Ilm (Bayern) 2,65 Meist sind es weiterhin Städte, die als Wohn- 18 51 Stuttgart (Baden-Württemberg) 2,66 orte besonders attraktiv erscheinen und sie 19 16 Ludwigsburg (Baden-Württemberg) 2,68 stellen somit auch die demografischen Ge- 20 79 Karlsruhe (Baden-Württemberg) 2,68 winner. Allein nach demografischen Kriterien betrachtet stehen ganz oben im Deutschland Die schlechtesten Kreise und kreisfreien Städte ranking die sieben Städte Heidelberg, Offen- bach, Frankfurt am Main, München, Pforz- Rang 2011 Kreis Gesamtnote heim, Münster und Regensburg sowie die drei 382 364 Holzminden (Niedersachsen) 4,29 Landkreise Vechta, Ebersberg und Eichstätt. 383 363 Bottrop (Nordrhein-Westfalen) 4,30 384 – Vorpommern-Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) 4,30 Die Zentren ziehen vor allem junge Menschen 385 407 Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen) 4,31 an. Viele kommen nach dem Schulabschluss, 386 321 Emden (Niedersachsen) 4,32 um ein Studium zu beginnen und auch den 387 294 Saarbrücken (Saarland) 4,33 Einstieg ins Berufsleben suchen die meisten 388 384 Lüchow-Dannenberg (Niedersachsen) 4,35 in den Metropolen. Entsprechend ist dort 389 386 Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) 4,36 die Bevölkerung noch vergleichsweise jung. 390 295 Merzig-Wadern (Saarland) 4,36 Fast die Hälfte der Bewohner Heidelbergs 391 390 Wilhelmshaven (Niedersachsen) 4,37 ist jünger als 35 Jahre. In manchen Regionen 392 367 Neunkirchen (Saarland) 4,39 am anderen Ende der demografischen Skala 393 391 Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) 4,42 stellt diese Altersgruppe nur rund ein Viertel 394 378 Duisburg (Nordrhein-Westfalen) 4,44 der Bevölkerung, etwa in den abgelegenen 395 410 Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) 4,44 brandenburgischen Landkreisen Spree-Neiße 396 404 Uckermark (Brandenburg) 4,47 oder Elbe-Elster. 397 400 Stendal (Sachsen-Anhalt) 4,50 398 402 Herne (Nordrhein-Westfalen) 4,50 Doch neben Städten, die gute Arbeits- und 399 304 Dithmarschen (Schleswig-Holstein) 4,51 Ausbildungsmöglichkeiten bieten, gibt es 400 385 Pirmasens (Rheinland-Pfalz) 4,54 weiterhin einige ländliche Regionen, die zu 401 412 Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) 4,71 den demografischen Gewinnern zählen. Auch im vorliegenden Ranking sticht dabei das Oldenburger Münsterland mit den Landkrei- Aufgrund von Kreisgebietsreformen in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sen Vechta und Cloppenburg im westlichen hat sich die Anzahl der Kreise von 413 (2008) auf 401 (2018) reduziert. Niedersachsen heraus. Im Gegensatz zu Berlin-Institut 9
Zwischennote Demografie Sylt Wo kaum eine demografische Erholung 1,97 bis unter 2,0 Flensburg zu erwarten ist Fehmarn Rügen 2,0 bis unter 2,5 Kiel Die demografischen Krisenregionen kon- 2,5 bis unter 3,0 Usedom Rostock zentrieren sich weiterhin in den östlichen 3,0 bis unter 3,5 Lübeck Cuxhaven Landesteilen. Mit der Ausnahme einiger 3,5 bis unter 4,0 Wilhelms- Bremerhaven Neubrandenburg haven Schwerin urbaner Leuchttürme, wie den sächsischen 4,0 bis unter 4,5 Hamburg Emden Metropolen Leipzig und Dresden, der bran- 4,5 bis unter 5,0 Bremen denburgischen Landeshauptstadt Potsdam Oldenburg 5,0 bis 5,28 Lüchow Neuruppin sowie Jena und Erfurt entlang der Thüringer Städtekette, gehen einem Großteil der ost- Osnabrück Wolfsburg Berlin Potsdam deutschen Regionen regelrecht die Menschen Hannover aus. Besonders auffällig ist ein dunkelrotes Hildesheim Münster Bielefeld Magdeburg Band, das sich vom Landkreis Spree-Neiße Cottbus im südöstlichen Brandenburg bis hin in den Paderborn Duisburg Dortmund Göttingen Halle Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt zieht. Kassel Leipzig Nimmt man die thüringischen Landkreise Düsseldorf Köln Gera Dresden Schmalkalden-Meinigen und Sonneberg Siegen Chemnitz Aachen Bonn Erfurt Jena sowie das benachbarte bayerische K ronach Fulda Zwickau hinzu, sind dies jene zehn Kreise, die nach Koblenz demografischen Kriterien mit Note fünf Wiesbaden Coburg und schlechter bewertet wurden. Viele Frankfurt Mainz Würzburg Jahre der Abwanderung haben die Bewoh- Darmstadt nerzahl nicht nur ausgedünnt, sondern die Mannheim Restbevölkerung auch stark altern lassen. Saarbrücken Nürnberg Zwar bekommen die Frauen inzwischen Regensburg Karlsruhe auch dort im Mittel wieder mehr Kinder, in Stuttgart vielen der genannten Kreise sogar mehr als Ingolstadt im deutschlandweiten Schnitt. Doch dieser Ulm Augsburg München kleine Geburtenanstieg reicht bei weitem nicht aus, um den Sterbeüberschuss auch nur Freiburg Kempten annähernd zu kompensieren. Die Landkreise Konstanz Garmisch- Elbe-Elster, Spree-Neiße in Brandenburg und Partenkirchen Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, die bereits stark an Bevölkerung verloren haben, dürften bis 2035 bis zu einem weiteren Vier- ebenfalls weit oben platzierten bayerischen In den demografisch gut aufgestellten Städ- tel ihrer Bewohnerschaft einbüßen. Landkreisen, die von der nahegelegene ten ist die Kinderzahl pro Frau dagegen oft Metropole München profitieren, liegen die unterdurchschnittlich. Trotzdem sind diese niedersächsischen Kreise fern der nächsten Städte relativ reich an Kindern. Das ist kein Großstadt. Im Oldenburger Münsterland gibt Widerspruch, sondern liegt daran, dass dort es einen starken Mittelstand, nahezu Voll- viele junge Frauen in dem Alter leben, in dem beschäftigung und weil die Menschen dort eine Familiengründung wahrscheinlich ist. vergleichsweise viele Kinder haben, ist die Deshalb verzeichnen deutschlandweit vor Bevölkerung noch immer jung. Daher dürfte allem Städte einen Überschuss der Geburten die Einwohnerzahl auch künftig zunehmen. über die Sterbefälle, obwohl die Kinderzahlen Unsere Vorausberechnung geht für Vechta je Frau weit unter dem Wert liegen, der für von einem Wachstum von fast neun Prozent eine stabile Bevölkerung nötig wäre. Diese bis 2035 aus, eine große Ausnahme im demo- Städte profitieren demografisch allein von grafischen Muster vieler peripher gelegener der Zuwanderung junger Menschen. Regionen Deutschlands. 10 Die demografische Lage der Nation
1996 2006 2016 OHA Der Norden und Osten wieder Durchschnittliche unter 1,00 Während sich unter den demografischen kinderreicher Kinderzahl je Frau in 1,00 bis unter 1,15 Gewinnern überwiegend prosperierende 1996, 2006 und 2016 Städte finden, sind die Regionen am Ende der 1,15 bis unter 1,30 Mitte der 1990er Jahre sanken in den ostdeutschen (Datengrundlage: 1,30 bis unter 1,45 Skala vor allem ländlich und abgelegen. Unter Ländern die Kinderzahlen je Frau flächendeckend auf BBSR, Statistisches Bundesamt1, eigene 1,45 bis unter 1,60 den 50 demografischen Schlusslichtern fin- historische Tiefstwerte. Die wirtschaftliche Verun sicherung und neue Freiheiten führten dazu, dass Berechnung) 1,60 bis unter 1,75 den sich gerade einmal fünf kreisfreie Städte: die Menschen eine Familiengründung erst einmal 1,75 und mehr Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt, Suhl in aufschoben oder gar keine Kinder bekamen. Zehn Thüringen, Frankfurt an der Oder und Bran- Jahre später hatten sich die Geburtenziffern in Ost- denburg an der Havel in Brandenburg sowie und Westdeutschland angeglichen: In vielen süd- als einziger westdeutscher Vertreter das deutschen Regionen bekamen Frauen nach und nach niedersächsische Wilhelmshaven. Auch sie weniger Kinder, während die ostdeutschen Frauen ihre Familiengründung nachholten. Im Jahr 2016 haben bereits massiv an Einwohnern verloren lag die Geburtenziffer deutschlandweit bei knapp und sind schon so stark gealtert wie viele 1,6 Kindern pro Frau, der höchste Wert seit Jahr- entlegene Landkreise. Selbst Hochschulen in zehnten, was sich auch die Familienpolitik als E rfolg einigen dieser Städte sorgen nicht dafür, dass verbuchen kann. Am meisten Nachwuchs je Frau gibt die Städte dauerhaft junge Menschen gewin- es heute in ostdeutschen und niedersächsischen nen, weil diese nach dem Studium anderswo Kreisen. ihren beruflichen Einstieg suchen. In Dessau- Roßlau sind über 17 Prozent der Bevölkerung 75 Jahre und älter, das sind mehr Hochaltrige, als in jedem anderen deutschen Kreis. Das thüringische Suhl hat seit der Jahrtausend- wende fast ein Viertel seiner Einwohner ver- loren, auch das ist Negativrekord.2 Berlin-Institut 11
Zwischenwertung inlandsprodukt oder guten Haushaltseinkom- men, sondern vor allem überdurchschnitt vativsten in Deutschland gilt. Entsprechend hoch sind Wertschöpfung und Einkommen.3 Wirtschaft lichen Beschäftigungsquoten. Spitzenreiter ist Baden-Württemberg stellt weitere acht Kreise hier der thüringische Kreis Hildburghausen. unter den Wirtschafts-Top-20. Die bis heute Zeigen sich in der demografischen Zwischen- Nirgendwo sonst in Deutschland sind anteilig zentrale Autoindustrie verhilft den Menschen wertung vor allem Unterschiede zwischen so viele Menschen sozialversicherungs- zu guten Jobs mit hohen Einkommen. Auf- Stadt und Land sowie zwischen ost- und west- pflichtig beschäftigt. Auch Frauen und ältere grund der starken Wirtschaftskraft haben die deutschen Regionen, ergibt die wirtschaft- Menschen stehen in vielen thüringischen und Kommunen kaum Schulden. liche Wertung ein weniger eindeutiges Bild. sächsischen Kreisen besonders häufig in Lohn Einige Kreise in Thüringen, aber auch sächsi- und Brot. Diese Regionen schaffen es damit In Bayern konzentriert sich der wirtschaft sche und hauptstadtnahe brandenburgische vergleichsweise gut, ihren Bewohnern einen liche Erfolg weiterhin in und um München. Kreise können gegenüber den erfolgreichen regulären Job zu bieten. Aber auch das im eher krisenhaften Oberfran- baden-württembergischen und bayerischen ken gelegene Coburg findet sich in der wirt- Gebieten aufschließen. Die ostdeutschen Dennoch liegen die besten 20 Kreise in der schaftlichen Spitzengruppe wieder. Die Stadt Regionen verdanken ihre gute wirtschaftliche Wirtschaftswertung weiterhin in Süddeutsch- im ehemaligen Zonenrandgebiet erwirtschaf- Position dabei nicht einem hohen Brutto land. Angeführt wird das Ranking vom Boden tet dank eines großen Versicherungskonzerns, seekreis, der mit zahlreiche Unternehmen eines Automobilzulieferers und eines starken der Spitzentechnologie als einer der inno- verarbeitenden Gewerbes das siebthöchste Zwischennote Wirtschaft Sylt Bruttoinlandsprodukt pro Kopf unter allen 1,96 bis unter 2,0 Flensburg 401 Kreisen und kreisfreien Städten. In wei- Fehmarn Rügen ten Teilen Bayerns gibt es zudem kaum noch 2,0 bis unter 2,5 Kiel Arbeitslose. Dort liegen 39 der bundesweit 2,5 bis unter 3,0 Usedom Rostock 50 Kreise mit weniger als drei Prozent Ar- 3,0 bis unter 3,5 Lübeck Cuxhaven beitslosen und Sozialhilfeempfängern. Doch 3,5 bis unter 4,0 Wilhelms- Bremerhaven Neubrandenburg haven Hamburg Schwerin mit diesem Erfolg stellt sich zwangsläufig die 4,0 bis unter 4,5 Emden Frage, woher die erfolgsverwöhnten Unter- 4,5 bis unter 5,0 Bremen nehmen künftig ihren Nachwuchs rekrutieren, Oldenburg 5,0 bis 5,45 Lüchow Neuruppin wenn sich bald schon die geburtenstarken Jahrgänge in großen Zahlen in den Ruhestand Osnabrück Wolfsburg Berlin Potsdam verabschieden. Hannover Hildesheim Münster Bielefeld Magdeburg Am anderen Ende des Wirtschaftsrankings Cottbus sind die letzten zwölf Plätze ausschließlich Paderborn Duisburg Dortmund Göttingen Halle von Ruhrgebietsstädten belegt. Allen Bemü- Kassel Leipzig hungen zum Trotz ist es nicht gelungen, die Düsseldorf Köln Gera Dresden Folgen des Niedergangs von Kohle und Stahl Siegen Chemnitz Aachen Bonn Erfurt Jena zu bewältigen. Selbst Städte wie Dortmund Fulda Zwickau und Essen, die sich demografisch langsam Koblenz erholen und aufgrund ihrer Hochschul- und Wiesbaden Coburg Forschungslandschaft auch junge Menschen Frankfurt Mainz Würzburg anziehen, gehören noch zu den wirtschaft- Darmstadt lichen Schlusslichtern. Denn die Beschäfti- Mannheim gungsquoten sind niedrig, vor allem gering Saarbrücken Nürnberg qualifizierte Arbeitslose finden nicht den Weg Regensburg Karlsruhe zurück in einen Job. In beiden Städten ist noch Stuttgart immer jeder Zehnte arbeitslos oder bezieht Ingolstadt Sozialhilfe. Ähnliche Probleme hat das Saar- Ulm Augsburg München land. Hier hat sich seit unserer letzten Studie die Situation weiter verschlechtert und das Freiburg Kempten kleinste Flächenland stellt 3 der 20 schlech- Konstanz Garmisch- testen Kreise im Wirtschaftsranking. Partenkirchen 12 Die demografische Lage der Nation
Wechsel in der Tabelle der mer noch keinen standesgemäßen Flughafen, ist aber beliebt bei jungen Unternehmen und die Problemregionen des Ruhrgebiets drü- cken ganz Nordrhein-Westfalen nach unten. Bundesländer Start-ups, vor allem aus der Informations- Zwischen Emscher und Ruhr verschwinden und Kommunikationsbranche. Die Zahl der weiterhin Arbeitsplätze, die Arbeitslosigkeit Das Indikatorensystem, das alle Kreise Beschäftigten steigt Jahr für Jahr stärker als hält sich hartnäckig, was sich in den bundes- und kreisfreien Städte bewertet, haben andernorts. Außerdem zieht die Metropole weit niedrigsten Einkommen widerspiegelt. wir auch auf die gesamten Bundesländer junge Menschen nicht nur aus Deutschland, Bottrop verzeichnet die niedrigste Brutto- angewandt. Damit ergibt sich ein weiteres sondern aus der ganzen Welt an. wertschöpfung pro Einwohner aller kreis Gesamtranking, das von Baden-Württemberg freien Städte. bis Sachsen-Anhalt reicht. Kurz nach dem Die anderen beiden Aufsteiger sind Thürin- Spitzenreiter folgen Hamburg und Bayern. gen, als bestes ostdeutsches Flächenland auf Auch Schleswig-Holstein ist abgestiegen, Das Bundesland im Norden hat das Land Platz 7, sowie Sachsen, das seinem Nachbar um fünf Plätze auf Rang 12. Nur die Umland- von Laptop und Lederhose gegenüber der dicht auf den Fersen folgt und um vier Plätze kreise von Hamburg profitieren vom demo- letzten Studie überholt, weil es eine sehr nach vorn gekommen ist. Hier sind es neben grafischen und wirtschaftlichen Aufschwung junge Bewohnerschaft hat und bis 2035 ein den hohen Beschäftigungsquoten vor allem der Hansestadt. Im Rest des Bundeslandes Bevölkerungswachstum von zehn Prozent das gute Abschneiden bei der Familien- finden sich kaum innovative, wachstumsstar- erwarten kann. Danach folgt auf dem vierten freundlichkeit, die beide Bundesländer nach ke Unternehmen. In keinem anderen Bun- Platz Hessen, das damit knapp vor Berlin vorne gebracht haben. desland gibt es weniger Jobs für Hochquali- bleibt, dem größten Aufsteiger in der Gesamt- fizierte. Die Beschäftigungsquoten, gerade wertung. Die Spreemetropole hat ihre demo- Durch den Aufholprozess Ost verschwimmt unter Älteren, sind niedriger als andernorts. grafische und wirtschaftliche Durststrecke das Gefälle zwischen den einst getrennten Weit zurückgefallen ist auch das Saarland, hinter sich gelassen und macht neun Plätze Landesteilen. Denn wo die einen aufstei- dass nun den vorletzten Platz einnimmt – vor gut. Berlin verdankt seinen Sprung nach vorn gen, müssen andere absteigen, und das Sachsen-Anhalt, das mehr als alle anderen einem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung gilt vor allem für Nordrhein-Westfalen, das Länder unter dem wendebedingten Struktur- – nirgendwo sonst wuchs das Bruttoinlands- bevölkerungsreichste Bundesland, das fünf wandel leidet und seither einen großen Teil produkt im jährlichen Durchschnitt zwischen Plätze eingebüßt hat. Zwar bleiben die Kreise seiner einstigen Bevölkerung verloren hat. 2013 und 2017 stärker. Die Stadt hat zwar im- entlang des Rheins und in Teilen Westfalens erfolgreich und demografisch stabil, aber Demografie Wirtschaft Bildung Familienfrdl. Arbeitsmarkt Ausländer Jugendarbeitslosigkeit Bruttoinlandsprodukt kommunale Schulden Frauenbeschäftigung Arbeitsl.+Sozialhilfe Altersbeschäftigung verf. Haushaltseink. Elterngeldbezieher Lebenserwartung Hochqualifizierte Kinderbetreuung Fremdenverkehr unter 35-Jährige über 74-Jährige ohne Abschluss Prognose 2035 Beschäftigung Zwischennote Zwischennote Zwischennote Zwischennote Wanderung Wohnraum Kinderzahl Trend Trend Bewertung der Bundesländer Gesamtnote 1 Baden-Württemberg 2,70 4 2 1 3 2 2 3,4 2,5 2 2 2 3 1 4 2 4 3 3,1 2,6 2 1 3 2,0 3 6 3 4,0 2 Hamburg 2,79 5 1 3 2 2 1 3,2 2,5 1 1 – 4 4 4 4 3 2 3,1 2,9 3 3 1 2,3 2 4 5 3,7 3 Bayern 2,85 5 3 2 3 2 2 4,0 3,0 2 2 3 2 1 3 3 3 3 3,5 2,5 2 1 3 2,0 3 5 4 4,0 4 Hessen 3,12 4 3 2 3 2 3 3,4 2,9 3 2 5 4 2 4 4 4 4 4,3 3,6 2 2 2 2,0 4 4 3 3,7 5 Berlin 3,28 5 2 3 1 2 1 3,2 2,5 5 3 – 6 6 5 6 2 1 2,4 4,0 5 5 1 3,7 1 3 5 3,0 6 Niedersachsen 3,41 2 3 4 3 3 3 3,4 3,1 4 4 4 3 3 4 4 3 5 2,8 3,7 2 3 5 3,3 4 6 1 3,7 7 Thüringen 3,47 2 5 4 6 5 5 4,0 4,4 5 5 2 2 3 2 1 4 3 2,8 3,0 4 3 4 3,7 3 1 3 2,3 8 Sachsen 3,48 2 5 3 4 6 5 3,8 4,1 5 5 2 2 4 1 1 4 5 2,6 3,2 5 4 3 4,0 2 1 4 2,3 9 Rheinland-Pfalz 3,51 4 3 3 4 3 3 3,2 3,3 3 4 5 4 1 4 4 4 3 5,1 3,7 3 2 5 3,3 5 4 2 3,7 10 Brandenburg 3,53 1 5 4 3 5 5 3,2 3,7 5 5 2 2 4 2 3 4 3 3,4 3,3 4 4 4 4,0 3 2 4 3,0 11 Nordrhein-Westfalen 3,83 3 3 4 4 3 3 3,6 3,4 3 3 5 5 4 5 5 5 5 4,4 4,4 2 3 4 3,0 4 5 4 4,3 12 Schleswig-Holstein 3,83 4 4 4 3 4 4 4,6 3,9 3 4 4 4 3 4 4 2 5 4,1 3,7 3 3 5 3,7 4 5 3 4,0 13 Bremen 3,89 3 2 5 2 3 2 2,2 2,7 4 2 – 6 6 6 5 5 3 4,3 4,6 3 6 3 4,0 4 5 5 4,7 14 Mecklenburg-Vorpommern 4,19 4 5 5 5 5 5 4,2 4,7 5 5 3 3 6 2 3 1 1 4,1 3,3 6 6 4 5,3 4 2 5 3,7 15 Saarland 4,24 6 4 5 4 4 4 3,8 4,4 4 4 5 5 3 4 6 5 5 3,9 4,5 4 3 5 4,0 6 4 1 3,7 16 Sachsen-Anhalt 4,25 3 5 6 6 6 6 3,8 5,1 5 5 3 2 6 2 2 5 3 3,5 3,7 6 6 4 5,3 4 1 3 2,7 Berlin-Institut 13
BEVÖLKERUNGSPROGNOSE: DEUTSCHLAND IM JAHR 2035 Die Bevölkerung der Bundesrepublik wird, Bis 2035 werden sich die verschiedenen Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer anders als lange vorhergesagt, in den kom- Altersgruppen höchst unterschiedlich regionalen Bevölkerungsprognose, die das menden Jahren nicht schrumpfen, sondern entwickeln. Interessanterweise ist bei den Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwick- weitgehend stabil bleiben. Hauptgrund dafür unter 20-Jährigen ein leichter Zuwachs zu lung für die vorliegende Studie hat berechnen ist die Zuwanderung. erwarten, wegen der hohen Zuwanderung lassen. und weil die Geburtenziffern jüngst ein wenig Allerdings werden sich die regionalen Unter- angestiegen sind. Davon profitieren aber vor schiede in der demografischen Entwicklung allem wirtschaftlich erfolgreiche Regionen, Zuwanderung sorgt für demografisches verschärfen. Alle fünf ostdeutschen Flächen in denen viele Menschen im potenziellen Zwischenhoch länder haben zum Teil mit erheblichen Familiengründungsalter wohnen. Bevölkerungsverlusten zu rechnen. Auch Heute leben in Deutschland rund 83 Millionen periphere ländliche Räume im Westen sowie Den stärksten demografischen Einbruch gibt Menschen – mehr als jemals zuvor. Nachdem strukturschwache ehemalige Industrie- es bundesweit bei den 20- bis 64-Jährigen, die Bevölkerung im Jahr 2002 ihr vorläu- standorte im Ruhrgebiet und im Saarland also bei der klassischen Erwerbsbevölkerung, figes Maximum erreicht und danach mit werden Einwohner verlieren. Die heute schon weil sich bis 2035 die Babyboomer in den dem Schrumpfen begonnen hatte, weil die attraktiven Städte in Ost und West hingegen, Ruhestand verabschieden werden. Nur einige Zahl der Sterbefälle die der Neugeborenen von Hamburg über Berlin, Leipzig, Frankfurt wenige wirtschaftsstarke Städte und ihre so stark überschritten hatte, dass auch Zu- am Main bis München, können sich auf Zuge- Umlandkreise können durch weiteren Zuzug wanderung die natürlichen Verluste nicht winne einstellen, insbesondere von jungen die Verrentung der geburtenstarken Jahrgän- mehr ausgleichen konnte, hat sich das Blatt Menschen und Berufseinsteigern. In den ost- ge kompensieren und auf mehr Arbeitskräfte seit 2011 gewendet. Unterm Strich kamen deutschen Bundesländern finden sich sowohl hoffen. deutlich mehr Menschen nach Deutschland die am stärksten schrumpfenden Kreise wie als Sterbeüberschüsse zu verzeichnen waren, auch die am schnellsten wachsende Stadt. Der größte Bevölkerungszugewinn wird zunächst vor allem aus anderen Ländern der folgerichtig in der Altersgruppe 65+ zu ver- EU und wenig später durch eine hohe Zahl an Während regionale Bevölkerungsverluste zeichnen sein. Im industriestarken Bayern Geflüchteten. Im Rekordjahr 2015 erzielte die früher vor allem entstanden, weil viele Men- gibt es zwölf Kreise, in denen die Kohorte, Republik einen Wanderungsgewinn von über schen abwanderten, wird das künftig daran die man heute als Ruheständler bezeichnet, 1,1 Millionen Menschen.1 liegen, dass mehr Menschen versterben bis 2035 um über 50 Prozent anwachsen als Kinder auf die Welt kommen. In einigen wird. Gleichzeitig macht sich in Regionen, die Doch die ungewöhnlich hohe Zuwanderung entlegenen ostdeutschen Gebieten gibt es bereits stark gealtert sind, eine Zunahme der hat längst wieder abgenommen. Im Jahr viele ältere Personen, aber nur noch wenige Sterbefälle bemerkbar. Vor allem im Osten 2017 zogen im Saldo nur noch rund 416.000 Menschen im Familiengründungsalter, womit Deutschlands bestimmt dann nicht mehr die Menschen zu.2 Unsere Prognose geht davon die demografische Entwicklung program- Abwanderung den Weg ins demografische aus, dass sich dieser Trend in abgeschwächter miert ist. Abgeschwächt gilt dies auch für Schrumpfen, sondern das natürliche Ende Form fortsetzt. Sie unterstellt, dass bis 2035 periphere Gebiete im Westen. Stabil bleiben des Lebens. Dadurch entstehen Lücken, die im Schnitt jährlich etwas mehr als 260.000 oder wachsen können nur Regionen, die sich selbst durch massive Zuwanderung nicht Menschen nach Deutschland ziehen. Das sind junge Menschen anziehen und Zuzüge von füllen lassen. deutlich weniger als zum Höhepunkt der so- Familiengründern verzeichnen. genannten Flüchtlingskrise, aber mehr als im Schnitt der Jahre zuvor. Dieses Wanderungs- plus sorgt dafür, dass die Bevölkerung noch 14 Die demografische Lage der Nation
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