"Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los." - Touristifizierung der Stadt Luzern: Zwischen Anpassung und Widerstand
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„Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.“ Touristifizierung der Stadt Luzern: Zwischen Anpassung und Widerstand Florian Eggli und Mathis Stock, Universität Lausanne
Fragestellung • Wie manifestieren sich touristisch ausgelöste Transformationsprozesse im urbanen Raum? • Welche Aktionen, Gegenaktionen und Interaktionen werden durch den Tourismus evoziert? • Wie wirken sich diese Praktiken auf das Zusammenleben in der Stadt aus?
Wie kann der Tourismus in Luzern gefasst werden? • Touristische Praktiken werden als multi-sensual, mobil, materiell, verkörpert und performativ angesehen. • Tourismus ist kein binäres Konzept (Tourist/Gastgeber, fremd/zuhause, Freizeit/Arbeit, etc.) • Tourismus umfasst wirtschaftliche, soziale, ökologische und politische Dimensionen und betrifft somit alle Lebensbereiche.
Auswirkungen auf das methodische Vorgehen Diese Fragestellung und theoretische Verständnis des Tourismus verlangt nach entsprechenden Erhebungsmethoden: • Mobile Methods (Monika Büscher et al., 2011): Interdisziplinärer Ansatz zum Erfassen einer von Mobilitäten geprägten sozialen Welt. • Go-Along Interviews (Margarethe Kusenbach, 2003): Street phenomenology als ethnografische Forschungsmethode. • Parcours Commentés (Jean-Paul Thibaud, 2001): Qualitative Interviewtechnik zum Erfassen der räumlichen Dimension.
Analyse-Rahmen Touristisch induzierte Praktiken können sich wie folgt manifesteren: (1) Adaption (2) Unterstützung (3) Gleichgültigkeit (4) Nostalgie (5) Kritische Reflektion (6) Ironie (7) Protest und Widerstand
Praktiken der Adaption «Viele Uhrenläden nutzen asiatische Modells für ihre Werbung.” (M.-A. Roth, 21 Mai 2019)
Praktiken der Adaption Souvenir-Shops bietet heisses und kaltes Trinkwasser den Touristen kostenlos an.
Praktiken der Adaption Schweinefüsse an Chinesischer Kräutersauce werden durch überproportionale goldene Werbe-Stelen beworben.
Praktiken der Unterstützung Mozart, Vivaldi und Beethoven wohnen neben Hostettler, Gibson und Ivisic.
Praktiken der Unterstützung Wohnen mit Touristen: Die frisch renovierten Apartments von Mozart, Vivaldi and Beethoven von aussen.
Praktiken der Unterstützung “Kürzlich habe ich einem Paar geholfen, den Weg ins Hotel zu finden, das war auch eine schöne Erfahrung für mich” (Parcour commenté mit Monika S., 22. Jan, 2019)
Praktiken der Gleichgültigkeit
Praktiken der Gleichgültigkeit “Die Touristen sind mir grundsätzlich egal. Ich gehe einfach vorbei.” (Lukas H., 14.02.2019)
Praktiken der Nostalgie
Praktiken der Nostalgie Gegenüberstellung des Malers Robert Zünd (1827 - 1909) und des Fotografen Tobias Madörin (*1965) im Kunstmuseum Luzern.
Praktiken der Nostalgie Hochleben des britischen Malers J.M.W. Turner mit einer Sonderausstellung zum 200-Jahre-Jubiläums des Kunstvereins Luzern.
Praktiken der Nostalgie Theatertournee des Historischen Museums «Unterwegs mit Queen Victoria». Bild: Priska Ketterer / Historisches Museum Luzern
Praktiken der kritischen Reflexion
Praktiken der kritischen Reflexion Schauspieler des Theater-Stücks ‘Visit Pyöngyang’ posieren für Plakat vor Reisegruppe und Bussen.
Praktiken der kritischen Reflexion Kritisches Editorial im Kulturmagazin 041.
Praktiken der Ironie
Praktiken der Ironie “And now for something completely different” – der Satz von Monty Python’s Flying Circus gibt Hinweis auf eine satirische und ironische Haltung.
Praktiken der Ironie Verkauf von regulärem Leitungswasser als «best Swiss Lion Monument tap water».
Praktiken der Ironie Kreide auf Gehsteig zur Trennung von «Locals» und «Tourists» ©Photo by Timo Ohnmacht, 2018
Praktiken von Protest und Widerstand
Praktiken von Protest und Widerstand «KOMMT HIER AUCH NOCHMALS EIN UHRENLADEN HIN?»
Praktiken von Protest und Widerstand Rückeroberung des öffentlichen Raums durch das ‘Invictis Pax Minifestival’
Praktiken von Protest und Widerstand Touristen müssen sich den Weg durch die Einheimischen bahnen – ansonsten ist es umgekehrt.
Praktiken von Protest und Widerstand Fight for your street! Gegen eine Hotelüberbauung an der Steinenstrasse.
Praktiken von Protest und Widerstand Akte des Widerstands
Fazit • Die Transformation des urbanen Raums manifestiert sich durch verschiedene soziale Praktiken, zwischen Anpassung und Widerstand. • Diese Praktiken produzieren den Ort, co-konstituieren das Zusammenleben und verkörpern die Haltung der verschiedenen urbanen Akteure. • Die Ursachen, Gründe und Motiven dieser sozialen Praktiken gilt es nun weiter zu erforschen, zu interpretieren und in einen grösseren Zusammenhang zu stellen, um das Phänomen Tourismus in Luzern besser zu verstehen.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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