DIE ROLLE DES ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN RUNDFUNKS (ÖRR) IN DER HEUTIGEN MEDIENLANDSCHAFT - SEPTEMBER 2017 - MCKINSEY & COMPANY
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Die Rolle des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) in der heutigen Medienlandschaft September 2017
Vorwort Veränderungen in Industrien, Wettbewerb und Konsumentenverhalten aufzuzeigen ist ein wichtiger Bestandteil der Tätigkeit von McKinsey. Die in dieser unabhängigen Studie analysierten Inhalte und Datenpunkte sollen dement- sprechend einen Beitrag zu einem faktenbasierten Diskurs über Aufstellung und Leistungs- erbringung des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) in Deutschland leisten. Hintergrund und Anlass dafür ist die substanzielle Veränderung der Medienlandschaft in den vergangenen Jahren – sowohl hinsichtlich des Angebots als auch der Nachfrage. Zur vergleichenden Analyse des ÖRR in Europa werden zehn Länder betrachtet: Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Norwegen, Schweden und Spanien. Diese Auswahl soll ein breites Spektrum an ÖRR-Angebotsformen in Europa abdecken. Sämtliche vergleichende Betrachtungen und Rangfolgen in diesem Dokument beziehen sich dabei ausschließlich auf diese Länderauswahl. Dieser Bericht wurde von McKinsey ausschließlich auf der Basis öffentlich zugänglicher Informationen erstellt. Zusätzlich wurden Gespräche mit Vertretern Öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunkanstalten in Deutschland und Europa sowie mit Verlagshäusern und Bundes- verbänden geführt. Des Weiteren wurden Medienexperten in allen betrachteten Ländern involviert. Der Bericht wurde nicht durch Dritte finanziert oder gefördert. Er stellt keine Wertung oder Empfehlung dar. McKinsey & Company 2
Inhaltsverzeichnis Entwicklung und Gegenwart des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) Die veränderte heutige Medienlandschaft (Angebot und Nachfrage) Der deutsche Öffentlich-rechtliche Rundfunk im europäischen Vergleich QUELLE: Quelle McKinsey & Company 3
Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) in seiner heutigen Form entsteht im historischen Umfeld Nachkriegsdeutschlands und bildete den Beginn des modernen Rundfunks Deutschland 1950 … … und seine damalige Medienlandschaft Jahre nach Gründung der ersten Jahre nach Ende des Zweiten 5 Weltkriegs und der NS-Diktatur 28 Öffentlich-rechtlichen Rundfunk- anstalt BBC Jahr vor Ausstrahlung des ersten Jahr nach Gründung der BRD und 1 DDR 1 regelmäßigen Fernsehprogramms der Nachkriegszeit1 Jahre nach erstem Röhrenradio und Millionen verkaufte Tageszeitungen 26 31 Jahre seit dem ersten industriell 11 als wesentliches Informations- gefertigten Schwarz-Weiß-Fernseher medium Landesrundfunkanstalten und RIAS % aller Deutschen nur haben Zugang 6 Berlin (mit beratender Stimme) 45 zu Rundfunk2, 75% zu Printmedien gründen die ARD 1 Ab 1951 Ausstrahlung durch Werkssender der Firma Grundig, ab 1952 regelmäßige Ausstrahlung des Programms des NWDR 2 Etwa 7,3 Mio. Teilnehmer in der BRD bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 3 Personen 3 Schätzung auf Basis von BDZV-Zahlen, ca. 12,5 Mio. verkaufte Tageszeitungen QUELLE: ARD, BDZV McKinsey & Company 4
Der ÖRR entsteht mit klarem Gründungsstatut rund um Sicherung der unabhängigen, vielfältigen Meinungsbildung Die Idee und Entstehung des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks ▪ Gründung von Rundfunkanstalten durch die westlichen Besatzungsmächte mit leicht unterschiedlichen Rundfunkanstalten dürfen nicht unmittelbar durch Satzungen1 Gesetze seitens des Bundes beeinflusst oder ▪ NWDR im Zuge der Demokratisierung nach britischem reguliert werden Bundesverfassungsgericht, Vorbild (BBC) gegründet, als Gegenentwurf zum 1. Rundfunkurteil 1961 zentralistisch organisierten Staatsfunk der NS-Diktatur ▪ 1950 Zusammenschluss der 6 Rundfunkanstalten zur ARD Besonderer Kulturbezug des Öffentlich-rechtlichen mit dem Ziel der "Wahrnehmung gemeinsamer Interessen Rundfunks "kulturelles Phänomen" sowie der Zusammenarbeit bei der Herstellung und dem Bundesverfassungsgericht, Austausch von Programmen" 1. Rundfunkurteil 1961 Primäre Aufgabe, eine freie und umfassende Meinungsbildung in der Gesellschaft […] zu gewährleisten ARD 1950 ZDF 1963 Rundfunkstaatsvertrag, 1986 1 Ab 1945 NWDR in der britischen Zone, ab 1947 BR, HR, SDR und RB in der amerikanischen Zone, ab 1948 SWF in der französischen Zone QUELLE: BVerfGE 12, 205 - 264 (1. Rundfunkurteil vom 28.02.1961), Deutsches Rundfunkarchiv, Frankfurt/M., ARD, Bundestag McKinsey & Company 5
Bis heute unterliegt das Angebot des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland 3 wesentlichen Grundaufträgen Politische und wirtschaftliche Grundversorgungsauftrag Gesetzlich definierter Programmauftrag Unabhängigkeit ▪ Versorgung der gesamten Bevöl- ▪ Sicherstellung eines vielfältigen, ▪ Prinzip der staatsfern zu kerung mit Rundfunkprogrammen umfassenden und ausgewogenen erfolgenden Finanzierung medialen Angebots im Interesse ▪ Veranstaltung eines Vollpro- von Informationsfreiheit und ▪ Erhebung einer allgemeinen gramms ("ein Programmangebot, Demokratie Rundfunkgebühr/eines das im Laufe des Tages die allgemeinen Rundfunkbeitrags unterschiedlichsten Zielgruppen ▪ Herstellung und Verbreitung von mit allen möglichen Themen und Hörfunk- und Fernsehpro- ▪ Damit Wahrung des gesetzlich Formen bedient") grammen als Medium und Faktor definierten Auftrags zur Grund- des Prozesses freier individueller versorgung bei gleichzeitiger ▪ Gewährleistung der Meinungs- und öffentlicher Meinungsbildung wirtschaftlicher und politischer vielfalt innerhalb des Programms Unabhängigkeit ▪ Vom Bundesverfassungsgericht seit 1950 in 13 Rundfunkurteilen bestätigt QUELLE: Rundfunkstaatsvertrag (RStV), BVerfG, Urteil vom 06.10.1992, BVerfGE 87, 181, 198 McKinsey & Company 6
In 13 Urteilen des Bundesverfassungsgerichts wurden seit 1950 die wesentlichen Grundaufträge des Angebots des ÖRR in Deutschland bestätigt 13 Rundfunkurteile des Bundesverfassungsgerichts seit 1950 1 Regierungstreues 3 Grundlage für 5 Vollversorgung, 7 Werbeverbot 10 Sicherung der 12 Bestätigung der Deutschland-Fern- duale Rund- Vollprogramm, grundsätzlich Pluralität der Infor- Entwicklungs- sehen untersagt funkordnung Meinungsvielfalt zulässig mationsquellen garantie (1962) (1981) (1987) (1992) (1998) (2007) 2 Rundfunk ist 4 Sicherstellung einer "uner- 11 Der Programmgestalter öffentliche lässlichen Grundversorgung" besitzt selbst die Aufgabe (1971) (Reaktion auf Privatfernsehen) Programmfreiheit (1986) (1998) 6 Entwicklungsgarantie 9 Bund vertritt Länder 13 Beteiligung von für eine Angebots- gegenüber der europäi- Parteien an Rund- erweiterung schen Gemeinschaft funkveranstaltern ist (1991) (1995) einschränkbar (2008) 8 Gebührenfestsetzung muss politisch unabhängig erfolgen (1994) QUELLE: Bundesverfassungsgericht McKinsey & Company 7
Seit 2007 regelt der Rundfunkstaatsvertrag erstmals auch den Handlungsspielraum der Online- Angebote des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks Rundfunkstaatsvertrag - Regelung des Online-Auftritts (Mediatheken) des ÖRR Verbot der Verbreitung Keine Lokal- angekaufter Inhalte Zeitliche Befristung Werbungsangebot fokussierung Verbreitung abhängig von Abrufbarkeit abhängig von Verbot aller Werbegattungen Verbot von Regionalisierung Inhaltskategorien Inhaltskategorien ▪ Unzulässigkeit von Werbung ▪ Unzulässigkeit einer ▪ Verbreitungsverbot für ▪ Sportliche Großereignisse, ▪ Unzulässigkeit von flächendeckenden, regio- angekaufte Spielfilme z.B. WM: 25 Std. Sponsoring in Telemedien nalen Berichterstattung (Kinofilme) ▪ Tägliche (wöchentliche) ▪ Verbreitungserlaubnis für Serien, teilweise Filme: ▪ Koproduktionen 7 Tage ▪ Livestream ▪ Eigene Filme, Ko-Pro- duktionen: 7 Tage ▪ Dokumentationen und Infos: 12 Monate ▪ Kulturelle Beiträge: 5 Jahre ADS QUELLE: Rundfunkstaatsvertrag (RStV), ARD McKinsey & Company 8
Mit der Gründung des ÖRR in seiner heutigen Form wird eine Rundfunkgebühr1 erhoben, die bis 2010 kontinuierlich gestiegen ist Rundfunkgebühr/-beitrag pro Gerät/Haushalt in EUR Schätzung Bedarf lt. KEF2 ab 2021 2013: Umstellung auf haushalts- 2015: Senkung des Beitrags bezogene Erhebung eines > 18,50 17,98 Beitrags 17,50 17,03 16,15 14,44 12,17 Rundfunkgebühr zur Sicherstellung der politischen und wirtschaftlichen 9,71 Unabhängigkeit des ÖRR 8,31 8,49 6,65 5,37 4,35 3,58 1,02 1950 55 60 65 70 75 80 85 90 95 2000 05 10 15 20 2025 1 Seit 2013: Rundfunkbeitrag 2 Dr. Heinz Fischer-Heidlberger, Vorsitzender der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, gegenüber MDR AKTUELL im Mai 2017: „Zahlen kann man erst abgeben, wenn man weiß, was 2019/2020 auf dem Tisch liegt. Aber ich gehe davon aus, dass das auf jeden Fall über einem Euro Zusatzbeitrag liegen wird.“ QUELLE: KEF, MDR McKinsey & Company 9
Die jährlichen Einnahmen des deutschen ÖRR haben sich seit 1990 mehr als verdoppelt, der Anteil aus Gebühren/Beiträgen hat dabei zugenommen Jährliche Einnahmen des ÖRR in Deutschland Aufteilung in Mrd. EUR in Prozent Ab 1992 inkl. Rundfunk- 1990 gebühr für neue Bundesländer 9,2 9,4 und Ost-Berlin 8,9 8,4 Sonstige Erträge 8,4 7,3 6,1 Finanzanlagen 4,2 Sponsoring 7,7 7,8 7,4 6,9 (83%) (84%) (83%) 5,8 (83%) 4,7 (79%) Werbung1 (76%) 2,7 (65%) Erträge aus Rundfunk- gebühren/-beiträgen 1990 95 2000 05 10 15 20172 1 Enthaltene Werbeeinnahmen der ARD ab 2005 beziehen sich auf Nettowerbeumsätze für TV und Radio 2 Werte beziehen sich teilweise auf die Anmeldungen der Rundfunkanstalten zum 20. KEF-Bericht QUELLE: KEF-Berichte seit 1990 McKinsey & Company 10
Das aus den Einnahmen gespeiste Angebot des ÖRR ist ein Portfolio aus insgesamt über 200 TV-, Radio- und Digitalangeboten x Anzahl Angebote Hauptsender1 Regionalsender1 Nischensender1 Radiosender2 Desktop3 Mobile4 1 9 4 63 9 91 4 4 2 1 2 4 6 3 5 1 Hinweis: Logos ausgewählter Beispiele 1 Beinhaltet Vollprogramme, nicht jedoch HD-Versionen und Regionalfenster 2 Beinhaltet Vollprogramme, nicht jedoch Regionalfenster 3 ÖRR-eigene Webseiten 4 ÖRR-eigene Apps, keine Doppelzählung verschiedener Betriebssysteme QUELLE: Webseiten der Öffentlich-rechtlichen Rundfunksender, App-Stores McKinsey & Company 11
Bis zum Jahr 2000 hat der Öffentlich-rechtliche Rundfunk sein Angebot im Fernsehen und Radio ausgebaut, danach insbesondere im Bereich Digital Jährliche Steigerungsrate Gesamtzahl der Angebote der ÖRR-Anstalten in Prozent 209 1990 - 00 2000 - 10 2010 - 17 100 Mobile1 K.A. K.A. 58 148 50 95 K.A. 17 15 91 22 Desktop2 83 5 1 9 6 75 1 22 22 21 21 Fernsehen3 11 0 0 13 21 50 8 62 61 64 67 67 66 Radio4 4 1 0 42 1990 95 2000 05 10 15 2017 Bis 2000 Nach 2000 1 ÖRR-eigene Apps, keine Doppelzählung verschiedener Betriebssysteme 2 ÖRR-eigene Webseiten 3 Beinhaltet Vollprogramme, nicht jedoch HD-Versionen und Regionalfenster 4 Beinhaltet Vollprogramme, nicht jedoch Regionalfenster; inklusive digitaler Radiosender (z.B. 12 im Jahr 2017) QUELLE: KEK, bpb, Die Medienanstalten, Webseiten der ÖRR-Sender, App-Stores, ARD-Werbung Sales & Services, Statista McKinsey & Company 12
TV/Radio – seit 2000 wurden neben Zuschaltung neuer Angebote auch gleichermaßen Sender abgeschaltet oder zusammengelegt Tagesschau24 (einsExtra) ONE (Einsfestival) Neue Angebote Info und Nachrichten Spielfilme, Musik U30 ZDFinfo (ZDFinfokanal) 2012 2016 RadioBremen TV Dokumentationen Regionalsender 2011 ZDFdokukanal (ARD-alpha) 2016 2005 Dokumentationen ZDFneo (ZDFdokukanal) 2014 RBB Fernsehen (ORB/SFB1) ÖR-Alternative 25 - 49 Funk (Medienangebot) Regionalsender 2009 Online 14 - 29 2004 2000 2017 2011 2009 2003 ZDFtheaterkanal 2016 ZDFdokukanal Darstellende Kunst Dokumentationen ORB-Fernsehen 2012 2016 2004 EinsPlus (EinsMuXx) Regionalsender 2011 Ratgeber, Service 2016 Tagesschau24 Einsfestival Sender Freies Berlin Info und Nachrichten Spielfilme, Musik U30 Regionalsender ZDFinfokanal ZDF Kultur (Theaterkanal) Beendete Angebote Dokumentationen Kultur 20 - 40 QUELLE: KEK, Webseiten der ÖRR-Sender McKinsey & Company 13
Digital – der ÖRR in Deutschland hat seine Angebote in den vergangenen Jahren merklich ausgebaut Relevante neue Digitalangebote des ÖRR seit 1997 ARD Audiothek Funk App ARD Desktop rbb Mediathek (ab Sept. 2017) ZDF heute Mobil Mobil Mobil Tatort 2017 You FM Bremen 1 Mobil ZDF-Tivi Mobil Mobil Mobil 2016 HR1 Mobil 2013 2015 Op Platt Mobil 2014 ARD Quiz Mobil NRD Radio Tagesschau Mobil Ankommen Mobil 2012 MDR Aktuell Mobil Mobil ZDF mediathek 2011 SR1 Desktop 2008 Mobil 2010 Bayern 2 Mobil Die Maus Mobil Sportschau 1996 Mobil 2001 ARD mediathek, DasErste mediathek N-Joy Mobil SWR Apfelblüten Mobil Desktop spielend lernen ARD.de Mobil Desktop QUELLE: Webseiten der ÖRR-Sender McKinsey & Company 14
Mit Einnahmen- und Angebotsausweitung geht eine kontinuierliche Steigerung der Aufwendungen zur Erbringung der Leistungen des ÖRR einher Gesamtaufwendungen des ÖRR1 Jährliche Steigerungsrate in Mio. EUR in Prozent 1990 - 00 2000 - 10 Seit 2010 8,9 8,6 8,2 0,6 Investitionen 1 4 3 0,6 0,5 1,3 Sachaufwand 6 5 0 7,0 1,3 1,3 0,3 6,3 0,8 5,6 0,3 Personal- 0,8 2,6 4 3 4 0,4 2,1 2,6 kosten 0,6 2,2 1,6 3,5 2,1 0,3 2,5 0,4 0,2 Programm- 0,2 1,1 4,3 4,1 4,4 8 2 0 3,7 kosten 3,5 0,9 2,5 1,6 1,1 1985 90 95 2000 05 10 15 2016 1 Inkl. Verstärkungsmitteln 2 Enthält u.a. Personalaufwendungen, die mit Programmerstellung zusammenhängen, und Aufwendungen der Altersversorgung QUELLE: KEF-Berichte McKinsey & Company 15
Kontinuierliche Kostensteigerungen ergeben sich gleichermaßen in allen vier Öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Anteil an Gesamt- aufwendungen in Prozent Gesamtaufwendungen der ÖRR-Anstalten in Mio. EUR 1 78 72 72 22 24 24 0 2 3 0 2 2 6.421 +4% p.a. 4.515 +4% p.a. 2.104 1.926 1.481 +3% p.a. +1% p.a. 556 145 233 147 160 0 0 1985 2000 2016 1985 2000 2016 1985 2000 2016 1985 2000 2016 1 Deutscher Anteil QUELLE: KEF-Berichte McKinsey & Company 16
Die Aufwendungen für den Digitalbereich des ÖRR sind zuletzt 6% pro Jahr INKREMENTELL OHNE PROGRAMM- KOSTEN AUS TV-VERWERTUNG gestiegen und entsprechen ca. 2,2% der ÖRR-Gesamtaufwendungen 2017 Digitale Aufwendungen1 der ÖRR-Anstalten in Mio. EUR Anteil an Gesamtauf- 1,6 1,9 1,9 1,8 2,0 2,1 2,2 2,2 2,2 2,3 2,3 2,3 wendungen in Prozent +3% p.a. 222 210 215 9 197 201 9 8 +6% p.a. 9 8 189 8 7 180 8 6 171 8 6 48 8 5 46 160 157 5 45 154 5 7 41 43 3 3 3 4 40 2 134 3 3 38 37 2 3 39 41 36 33 149 152 157 136 141 144 122 129 110 114 113 96 2009 10 11 12 13 14 15 16 17E 18E 19E 2020E 1 Personal- und Sachaufwand sowie Bereitstellungsaufwendungen für Webseiten, Mediatheken, Apps, HbbTV-Plattformen sowie Podcasts und Videotext; nicht: Livestreaming, Webchannels 2 Deutscher Anteil QUELLE: KEF-Berichte McKinsey & Company 17
Vor dem Hintergrund der heutigen Medienlandschaft ist die Positionierung des ÖRR und seines Grundversorgungsauftrags in der Diskussion Elemente des Grundversorgungs- und Programmauftrags Situation vor 1950 Heutige Medienlandschaft ▪ Regionale, durch Besatzungsmächte ▪ Große Vielfalt an ganztägigen Radio- und TV- kontrollierte Anstalten Angeboten Versorgung der gesamten ▪ Geringe Verbreitung von Radio in ▪ Landesweite Abdeckung mit öffentlichen und Bevölkerung mit Hörfunk- und ländlichen Regionen privaten Medien Fernsehprogramm ▪ Kein Fernsehprogramm ▪ Weitreichende Internetangebote und steigender ▪ Kein privater Rundfunk On-Demand-Zugang Sendung eines umfangreichen ▪ Eingeschränkte Unterhaltungs- und ▪ Diversifizierte Medienangebote durch Haupt- Vollprogramms1 Kulturangebote und Nischenprogramme ▪ Erste Ansätze eines von den Alliierten ▪ Breite Unterhaltungs- und Kulturangebote geprägten Vollprogramms durch zahlreiche Medienhäuser sowie Unterhaltungsinfrastruktur darüber hinaus Sicherstellung der Meinungs- ▪ Gelenkte öffentliche Meinungsbildung ▪ Überlappung in der Ausstrahlung unabhängiger vielfalt unabhängig vom Staat geprägt von Erfahrungen aus der NS- Informationsangebote (Staatsferne) Zeit ▪ Freier Zugang zum gesamten Meinungs- ▪ Teils begrenzte inhaltliche Breite spektrum durch Rundfunk, Printmedien und ▪ Eingeschränkte Sendekapazität Internet ▪ Fast unbeschränkte Kapazität in der Verbreitung von Medieninhalten 1 Information, Bildung, Beratung, Kultur, Unterhaltung und Sport QUELLE: ARD, Rundfunkurteile, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 18
Inhaltsverzeichnis Entwicklung und Gegenwart des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) Die veränderte heutige Medienlandschaft (Angebot und Nachfrage) Der deutsche Öffentlich-rechtliche Rundfunk im europäischen Vergleich QUELLE: Quelle McKinsey & Company 19
10 grundlegende Veränderungen bei Angebot und Nachfrage in der heutigen Medienlandschaft Substanziell veränderte Nachfragemuster … … und eine neue Angebotsrealität Mediennachfrage – tendenzielle Stagnation des Gesamt- Angebotsüberhang – substanzielle Erhöhung der Medien- 1 medienkonsums bei Verschiebung der Nachfrage insbesondere jüngerer Altersgruppen hin zu digitalen bzw. 6 und Anbietervielfalt; ein Vielfaches über die Entwicklung des Medienkonsums hinaus mobilen Kanälen Nachfragedemographie – Anstieg des Anteils einer älteren Angebotsfragmentierung – Zunahme der Fragmentierung 2 und zunehmend konsumstarken "Best Ager"-Generation an TV- und Digitalkonsum 7 der TV-Sendelandschaft mit mehr Nischenangeboten und steigenden Grenzkosten Zahlungsbereitschaft – mit wachsendem nicht-linearem Angebotsverschmelzung – Zunahme der Verschmelzung 3 Konsum Anstieg von Toleranz und Nutzung von Bezahl- inhalten in TV und Online, jedoch nur geringfügig für 8 von TV- und Digitalangeboten wie auch der dahinterlie- genden Geschäftsmodelle Nachrichten Konsumkonzentration Online – Erhöhung der Konzen- Ertragspoolverschiebungen – Verschiebung von 4 tration der Online-Aktivitäten auf Angebote weniger, insb. globaler Anbieter (Facebook, Google) 9 Ertragspools hin zu digitalen Kanälen mit Möglichkeiten kundensegment-spezifischer Ansprache Nachrichtenkonsum – Zunahme der Erwartung schneller Angebotslandschaft Online – Verschiebung zu Video- 5 Informationsversorgung und des Online-Nachrichten- konsums, insb. über soziale Netzwerke; unmittelbarere 10 inhalten (z.B. Catch-up, Pay VoD1) und steigende Relevanz globaler plattform-basierter Wettbewerber Meinungsbildung (Netflix, YouTube) 1 Video on Demand QUELLE: McKinsey-Analyse McKinsey & Company 20
NACHFRAGE – MEDIENNACHFRAGE 1 Der Medienkonsum in Deutschland ist bis ca. 2005 gestiegen und seitdem weitestgehend stabil bei Verschiebungen hin zu digitalen Kanälen Nutzung je Mediengattung1 im Zeitverlauf Jährliche Steigerungen in Minuten pro Tag in Prozent 1980 - 2000 2000 - 10 2010 - 16 606 591 585 580 2 1 1 44 28 83 128 Internet 0 20 7 507 107 13 23 30 87 Tageszeitungen -1 -3 0 23 23 69 Zeitschriften, 68 54 54 392 Bücher, Video, 2 0 -4 28 Musik2 346 47 38 221 187 173 178 Radio 2 -1 -1 48 206 170 135 211 223 223 223 Fernsehen3 2 2 0 190 125 147 1980 1990 2000 2005 10 15 2016 1 Mediengattung nach traditioneller Definition, z.B. TV-Nutzung durch traditionelle Rundfunkkanäle; ohne Kino, Außenmedien und Konsum von Speichermedien (CD, DVD) 2 Nicht digitale Medien (CDs, Kassetten, DVDs etc.) 3 Ab 1990 Daten von AGF/GfK und TV Scope. Teilweise Veränderungen in Messverfahren und -grundgesamtheit über die Zeit QUELLE: AGF/GfK, ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation 2010, 2015, TV Scope, Media Analyse Radio, ARD/ZDF-Onlinestudie (2016) McKinsey & Company 21
NACHFRAGE – MEDIENNACHFRAGE 1 Im europäischen Vergleich weist Deutschland den zweithöchsten Gesamtmedienkonsum und höchsten Radio- und TV-Medienkonsum auf Nutzung je Mediengattung1 im europäischen Vergleich, 2016 in Minuten pro Tag 606 565 48 Bücher/Video/Musik2 547 Internet 153 128 480 461 444 213 421 23 105 Tageszeitungen 20 6 388 379 24 142 Zeitschriften 10 170 131 29 48 178 3 18 13 Radio 133 25 158 40 105 13 33 98 32 25 96 13 21 14 89 30 91 73 Fernsehen 236 232 253 223 216 184 138 146 113 FR DE GB ES NO FI SE DK IT 1 Mediengattung nach traditioneller Definition, z.B. TV-Nutzung durch traditionelle Rundfunkkanäle; ohne Kino, Außenmedien und Konsum von Speichermedien (CD, DVD) 2 Mediennutzung für nicht digitale Bücher/Videos/Musik nur für Deutschland verfügbar QUELLE: Zenith Medienkonsum 2016, AGF für Deutschland McKinsey & Company 22
NACHFRAGE – MEDIENNACHFRAGE 1 Während TV insgesamt das führende Medium ist, nutzt die Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen überwiegend digitale Medienformate Ab 14 Jahren 14 - 29 Jahre Nutzungsdauer der Medien1, 2015/2016 in Minuten pro Tag 239 Heranwachsen einer digitalen Generation Fernsehen ▪ Fernsehnutzungsdauer bei den über 50- 119 Jährigen mit 311 Minuten am höchsten, 173 bei Kindern von Radio 3 - 13 Jahren mit 70 Minuten am geringsten 137 ▪ Internetnutzungsdauer bei den 30- bis 49- 128 Jährigen bei 148 Minuten, bei den 50- bis Internet 65-Jährigen sogar nur bei 85 Minuten 245 24 Sich verändernde Sehgewohnheiten CD/MC/LP/MP3 Selbstbestimmung von Programm und Zeit 51 wesentlicher Treiber der Medienauswahl 23 Verdopplung VoD-Abonnements seit 2015 Tageszeitungen (Amazon Prime/Netflix) 9 Starker Anstieg der Short-Form-Video- 19 Nutzung über alle Alters-gruppen hinweg Bücher 22 6 Zeitschriften 1 6 Video/DVD 9 1 Mediengattung nach traditioneller Definition, z.B. TV-Nutzung durch traditionelle Rundfunkkanäle; ohne Kino, Außenmedien und Konsum von Speichermedien (CD, DVD) QUELLE: AGF/GfK, TV Scope, ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation 2015, Zeit, Deloitte Media Consumer Survey, McKinsey Global Media Report McKinsey & Company 23
NACHFRAGE – NACHFRAGEDEMOGRAPHIE 2 Bei fast allen Fernsehsendern steigt der Altersdurchschnitt des Publikums über den demographischen Wandel hinaus Veränderung Durchschnittliches Alter des Publikums nach Sendern Ø-Alter seit 2001 in Jahren 2016 in Jahren Alter 65 ZDF ÖRR 62 +4,5 60 Das Erste 55 Sat.1 50 RTL VOX 45 kabel eins Privat 46 +4,0 RTL II 40 35 ProSieben 30 Gesamt- 2001 08 2016 44 +3,2 bevölkerung QUELLE: Statista, tagesspiegel.de McKinsey & Company 24
NACHFRAGE – NACHFRAGEDEMOGRAPHIE 2 Ältere Medienkonsumenten nutzen auch das Internet zunehmend aktiv und machen heute fast 40% der Gesamtnutzer aus Anteil an Konsumenten je Altersgruppe, die aktiv das Internet nutzen Anteil an Nutzern Internet vs. Fernsehen in Prozent in Prozent vom Gesamt, Mai - Juli 2017 Alter Internet 2000 100 14 - 29 Jahre 14 - 19 Jahre 2016 100 25 ≥ 50 Jahre 38 98 20 - 29 Jahre 98 36 90 +8% 30 - 39 Jahre 30 - 49 Jahre 97 82 +19% 40 - 49 Jahre Fernsehen1 14 - 29 Jahre 97 18 69 +30% 50 - 59 Jahre ≥ 50 Jahre 49 89 30 - 49 Jahre 33 28 +101% ≥ 60 Jahre 57 1 Traditionelle Definition QUELLE: GfK Media Research, AGF, Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF) McKinsey & Company 25
NACHFRAGE – ZAHLUNGSBEREITSCHAFT 3 Die Akzeptanz und Nutzung von bezahlpflichtigen Fernsehleistungen wie Pay-TV oder IPTV hat sich in den letzten Jahren erhöht Ist-Werte Prognose Anzahl Abonnenten für bezahlpflichtige Signal- oder Programminhaltsleistungen in Deutschland1 Monatliche Ausgaben für Pay-TV pro Haushalt in Mio. in EUR +207% +21% seit 2006 2010 - 16 13,7 8,67 8,32 11,9 7,78 7,32 7,07 6,41 9,7 6,6 4,5 4,3 2006 08 10 12 14 2016 2010 12 14 16 18 2020 1 Pay-TV- und IPTV-Abonnenten von Sky, Vodafone/Kabel Deutschland, Unitymedia KabelBW, HD+, Telekom, Tele Columbus QUELLE: ALM, Goldmedia (id71833), McKinsey Global Media Report McKinsey & Company 26
NACHFRAGE – ZAHLUNGSBEREITSCHAFT 3 Die Zahlungsbereitschaft für Internetinhalte steigt in Deutschland, bei jedoch weiterhin geringer Bereitschaft, für Nachrichten zu bezahlen Entwicklung der Zahlungsbereitschaft für Internet-inhalte in Deutschland Anteil der Bevölkerung je Land, die für Digitalinhalte bezahlt haben, 2016 in Prozent in Prozent Nicht zahlungsbereit ? Unentschieden Zahlungsbereit Video (z.B. Netflix) Audio (z.B. Spotify) Nachrichten 40 8,7 NO 31 26 23,9 23,1 34 DK 21 16,9 15 34 SE 35 49,9 20 33 19,3 US 22 21,6 74% FI 14 16 16 31 der Internetnutzer 30 sind heute bereit, CA 17 für kostenpflichtige 8 16,7 28 Online-Inhalte zu IE 16 74,4 9 zahlen 26 AUS 20 54,5 57,6 13 25 GB 18 33,4 6 20 ES 12 9 18 2011: 5% haben für Online- DE 13 7 Nachrichten gezahlt 2001 05 10 2015 QUELLE: Fittkau & Maaß 2016, Reuters Institute Digital News Report 2012, 2017 McKinsey & Company 27
NACHFRAGE – KONSUMKONZENTRATION ONLINE 4 Insgesamt ist eine hohe Konzentration der Online-Aktivitäten auf die Angebote weniger, insbesondere globaler Anbieter zu beobachten Deutschland Vergleich: GB Marktanteil Marktanteil Verweildauer in Prozent Verweildauer in Prozent Rang Unternehmen in Mio. Std. pro Monat der Zeit Rang Unternehmen in Mio. Std. pro Monat der Zeit 1 Google 411 21,9 1 Google 857 28,3 2 YouTube (Google) 305 16,3 2 YouTube (Google) 430 14,2 3 Facebook 135 7,2 3 Facebook 286 9,4 4 eBay 57 3,0 4 eBay 69 2,3 5 Amazon 53 2,8 5 Amazon 54 1,8 6 Wikipedia 18 0,9 6 BBC 49 1,6 7 t-online 16 0,8 7 Twitter 43 1,4 8 web.de 13 0,7 8 Yahoo 35 1.1 9 Bild 11 0,6 9 reddit 24 0,8 10 GMX 8 0,4 10 Wikipedia 21 0,7 ∑ Top 3 = 45,4% ∑ Top 3 = 51,6% QUELLE: SimilarWeb Juli 2016 - Juli 2017 McKinsey & Company 28
NACHFRAGE – NACHRICHTENNACHFRAGE 5 Konsumenten sind heute unmittelbarer in ihrer Meinungsbildung, oft schon vor objektivierbaren Informationen durch tradierte Medienformate Prozess der öffentlichen Meinungsbildung (illustrativ) Heute. Meinungsbildung oft unmittelbar Früher. Höhepunkt der allgemeinen und schon vor redaktionellen Berichten Meinungsbildung mit Berichterstattung basierend auf nicht immer objektivierbaren in den traditionellen Medien und Informationen (z.B. in Social Media) Formaten (z.B. Tagesschau) Umfang der Meinungsbildung Meinungsbildung früher Meinungsbildung heute Erste Social- Erste Agentur- Erste Rund- Zeit nach Ereignis Ereignis Media-Berichte berichte funkberichte QUELLE: Experteninterviews, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 29
NACHFRAGE – NACHRICHTENNACHFRAGE 5 Die Relevanz von TV-Nachrichten ist weiterhin hoch - jedoch steigt der unmittelbare Online- Nachrichtenkonsum, insb. über soziale Netzwerke 2014 2015 2016 Regelmäßig genutzte Quellen für Nachrichtenkonsum in Prozent 84 Fernsehen 75 -14% 72 52 Radio 50 46 23 Soziale Netzwerke 25 +35% 31 44 Tageszeitungen 38 29 21 Nachrichtenmagazine (online) 24 +19% 25 19 TV/Radioanbieter (online) 19 21 20 Zeitschriften 20 17 19 Andere (online) 17 16 QUELLE: Reuters Institute Digital News Survey 2016, Hans-Bredow-Institut McKinsey & Company 30
NACHFRAGE – NACHRICHTENNACHFRAGE 5 Während die Rundfunkformate die höchste traditionelle Nachrichtenrelevanz aufweisen, sind im Internet Nachrichtenaggregatoren führend Rundfunkformat Nutzung von Nachrichtenquellen offline Nutzung von Nachrichtenquellen online Wöchentliche Nutzung in Prozent, 2016 Nutzungsdauer in Mio. Stunden pro Monat, Juli 2016 - 2017 TV, Radio und Print Wöchentliche Nutzung > 3 Tage pro Woche Online ARD-Nachrichten 57 t-online 15,5 42 ZDF-Nachrichten 46 Google 10,9 29 Regional-/Lokalzeitung 38 23 Yahoo 9,0 RTL aktuell 32 20 Bild online 7,9 N24 27 Spiegel Online 7,3 15 n-tv 26 16 msn 6,4 Regionale TV-Nachrichten 21 Focus online 3,1 11 Öffentliche Radiosender 19 11 Welt online 3,0 Sat.1-Nachrichten 16 wetteronline 2,0 8 Private Radiosender 16 9 n-tv 2,0 Bild (und Bild am Sonntag) 11 5 Zeit online 1,8 Der Spiegel 9 Heise 1,8 3 Stern 8 computerbild 1,7 3 Focus 8 3 tagesschau.de 1,5 ProSieben-Nachrichten 7 wetter.com 1,5 3 Süddeutsche Zeitung 5 1 kicker 1,5 QUELLE: Reuters Institute Digital News Report 2017, SimilarWeb McKinsey & Company 31
NACHFRAGE – NACHRICHTENNACHFRAGE 5 Unter den meistgenutzten Apps mit TV-Bezug in Deutschland befinden sich 4 Informations- bzw. Sportnachrichtenangebote des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks ÖRR-Angebot Privatangebot App Ranking nach Nutzungshäufigkeit und Downloads - gesamt1 App Ranking - innerhalb der App-Kategorie1 SimilarWeb-Ranking der Apps in Deutschland, August 2016 - Juli 2017 SimilarWeb-Ranking der Apps in Deutschland, August 2016 - Juli 2017 App-Kategorie 1 SPORT1 179 5 Sport 2 Tagesschau2 298 13 Nachrichten 3 ZDFheute 518 23 Nachrichten 4 ZDFmediathek 584 12 Video Players 5 TV NOW PLUS 870 27 Entertainment 6 ARD Mediathek 1.104 21 Video Players 7 Köln 50667 1.321 49 Entertainment 8 Berlin TN 1.675 60 Entertainment 9 SPORTSCHAU 1.844 55 Sport 10 Sat.1 2.091 79 Entertainment 1 Android-Nutzer 2 Seit November 2016. Im September 2017 liegt die Tagesschau-App auf Platz 2 im Bereich Nachrichten QUELLE: SimilarWeb, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 32
NACHFRAGE – NACHRICHTENNACHFRAGE 5 Jüngere Nutzer weisen eine deutlich höhere Affinität zu Online-Video-Inhalten auf, unter denen Nachrichten noch einen geringen Anteil haben in Prozent Nutzung von Online-Videos (Websites/Apps) Anteil der Nutzer von Online-Video Seiten 14 - 19 Jahre 92 20 - 29 Jahre 90 Andere Webseite/App 30 - 39 Jahre 79 Nachrichten/Zeitschriften 2 Webseite 7 40 - 49 Jahre 67 Catch-up 50 - 59 Jahre 55 11 TV Online 41 60 Jahre und älter Video-Seite/ 57 App Nutzungsdauer von Online-Video Seiten nach Genre (YouTube) Musikvideos 40 Soziales 22 Netzwerk YouTuber/ Webstars 21 Nachrichten/Dokus/Sport 12 Serien/Spielfilme/TV-Sendungen 10 Private Videos 6 Sonstiges 12 QUELLE: Consumer Barometer 2015, TNS Infratest, Faktenkontor; IMWF 2016, SevenOne Media, Forsa 2016 McKinsey & Company 33
10 grundlegende Veränderungen bei Angebot und Nachfrage in der heutigen Medienlandschaft Substanziell veränderte Nachfragemuster … … und eine neue Angebotsrealität Mediennachfrage – tendenzielle Stagnation des Gesamt- Angebotsüberhang – substanzielle Erhöhung der Medien- 1 medienkonsums bei Verschiebung der Nachfrage insbesondere jüngerer Altersgruppen hin zu digitalen bzw. 6 und Anbietervielfalt; ein Vielfaches über die Entwicklung des Medienkonsums hinaus mobilen Kanälen Nachfragedemographie – Anstieg des Anteils einer älteren Angebotsfragmentierung – Zunahme der Fragmentierung 2 und zunehmend konsumstarken "Best Ager"-Generation an TV- und Digitalkonsum 7 der TV-Sendelandschaft mit mehr Nischenangeboten und steigenden Grenzkosten Zahlungsbereitschaft – mit wachsendem nicht-linearem Angebotsverschmelzung – Zunahme der Verschmelzung 3 Konsum Anstieg von Toleranz und Nutzung von Bezahl- inhalten in TV und Online, jedoch nur geringfügig für 8 von TV- und Digitalangeboten wie auch der dahinterlie- genden Geschäftsmodelle Nachrichten Konsumkonzentration Online – Erhöhung der Konzen- Ertragspoolverschiebungen – Verschiebung von 4 tration der Online-Aktivitäten auf Angebote weniger, insb. globaler Anbieter (Facebook, Google) 9 Ertragspools hin zu digitalen Kanälen mit Möglichkeiten kundensegment-spezifischer Ansprache Nachrichtenkonsum – Zunahme der Erwartung schneller Angebotslandschaft Online – Verschiebung zu Video- 5 Informationsversorgung und des Online-Nachrichten- konsums, insb. über soziale Netzwerke; unmittelbarere 10 inhalten (z.B. Catch-up, Pay VoD1) und steigende Relevanz globaler plattform-basierter Wettbewerber Meinungsbildung (Netflix, YouTube) 1 Video on Demand QUELLE: McKinsey-Analyse McKinsey & Company 34
ANGEBOT – ANGEBOTSÜBERHANG 6 Seit Gründung des ÖRR in seiner heutigen Form hat sich die Medien- und Anbietervielfalt in Deutschland substanziell erhöht Heute Hoch Fragmentierung und Digitalisierung Streaming-Boom, Internationalisierung der Medien Digitalisierung Internet als Informationsmedium, aller Medien- 2010 formate Rückgang der Printmedien 2000 Internet führendes Medium, Entstehung des Bezahlfernsehens (Premiere), Mobile- und App-Boom Integration der DDR-Medienlandschaft, Kampf um Medienrechte 1990 Privatfernsehen ab 1984 zunehmend populär Medienvielfalt Kommerzialisierung 1980 BVerfG-Urteil und Satellittechnik ermöglichen private Senderfrequenzen Speichermedien für Musik und Film (Kassette), Wochenzeitschriften werden populär Entstehung 1970 Gründung 1960 ÖRR Fernsehboom, Hochzeit der Tageszeitungen, Gründung ZDF und Hörfunk wird zum Unterhaltungs- 1950 Dritte programm Gering Gering Hoch Anbietervielfalt QUELLE: Bundeszentrale für politische Bildung, Media Perspektiven 1/2011, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 35
ANGEBOT – ANGEBOTSÜBERHANG 6 Das Medienangebot ist seit 1990 bedingt durch Privatsender, Pay-TV und Internet etwa 6- bis 7-mal so stark gestiegen wie die Nachfrage Medienangebot und -nachfrage seit 1950 Index 1990 = 100% Mediennachfrage 153 159 Nutzung nach Medium 132 Internet 91 100 Print 58 Radio 31 20 TV 51 42 42 35 100 Medienangebot1 Angebot nach Medium TV 390 Radio Print Internet 949 1.048 Faktor 2,3x 1,3x 0,7x 0,4x 1,0x 3,0x 6,2x 6,6x 1950 60 70 80 90 2000 10 2016 1 TV und Radioangebot gemessen an Sendeminuten, Print gemessen an veröffentlichten Zeitungen und Zeitschriften, Internet gemessen an verfügbarer Datenmenge (Index 2000) QUELLE: ARD/ZDF-Langzeitstudie, BDZV, IVW (Stichtagssammlungen des Pressestatistikers Walter J. Schütz), Denic, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 36
ANGEBOT – ANGEBOTSÜBERHANG 6 Die Medienlandschaft hat sich seit 2000 vor allem bei Digital- und Bezahlangeboten erheblich ausgeweitet Medienlandschaft 2000 (exemplarisch) Medienlandschaft 2016 (exemplarisch) Medium1 Medium (ab 1994) Internet/ Internet/ Mobil Mobil ZDF Apps Tagesschau App (ab 1996) App TV TV Radio Radio Print Print Gebühren- Werbefinanziert Bezahl- Erlös- Beitragsfinanziert Werbefinanziert Bezahl- Erlös- finanziert inhalte modell inhalte modell 1 Unternehmen/Sender bei gemischten Medienangeboten dem Hauptmedium zugeordnet QUELLE: Webseiten der Anbieter, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 37
ANGEBOT – ANGEBOTSFRAGMENTIERUNG 7 Bis 2015 ist eine zunehmende Fragmentierung der privaten Senderlandschaft zu beobachten, während der ÖRR v.a. vor 2000 diversifizierte Anzahl der Fernseh- und Radiosender in Deutschland Steigerung pro Jahr, in Prozent ÖRR-Anteil, in Prozent 1990 - 2000 2000 - 10 2010 - 17 40 38 33 22 17 17 19 7 5 0 611 22 538 67 536 22 21 ÖRR TV 11 0 0 449 67 66 ÖRR Radio1 4 1 0 21 179 64 152 152 Privat TV 29 11 0 335 21 97 270 61 13 62 53 175 12 8 343 42 297 297 Privat Radio 5 4 0 4 267 183 200 121 1990 95 2000 05 10 15 2017 1 Inklusive digitaler Radiosender (z.B. 12 im Jahr 2017) QUELLE: Webseiten der Anbieter, KEF-Berichte, VPRT, Die Medienanstalten, ARD, bpb, UKWTV, ARD-Werbung Sales & Services, Statista McKinsey & Company 38
ANGEBOT – ANGEBOTSVERSCHMELZUNG 8 Zunehmend verschmelzen TV- und Digitalangebote wie auch die dahinterliegenden BEISPIEL PROSIEBENSAT.1 Geschäftsmodelle Inhaltliche Angebote über Plattformen hinweg … … auf allen Endgeräten … … mit allen Geschäftsmodellen … Lineares Fernsehen Endgerätübergreifend Werbung Örtlich unabhängig Digital Bezahlinhalte … um der gesamten Bandbreite der Zuschauerkonsummuster gerecht zu werden1 Lineares TV Pay-TV Catch-up SVoD/TVoD UGC/SPC Zurücklehnen/ Werbefreies Erlebnis/ Am Ball bleiben/ US-getrieben/Bequemlichkeit/ Neue Angebotserfahrung/ Familienerlebnis Zurücklehnen Selbstbestimmtes Unabhängigkeit/Zahlungsbereitschaft "Snacking"/kurzformatgetrieben Timing statt Werbung/Kostenersparnis 1 SVoD = Subscription Video on Demand; TVoD = Transactional Video on Demand, UGC = User Generated Content; SPC = Semi-Professional Content QUELLE: ProSiebenSat.1 McKinsey & Company 39
ANGEBOT – ERTRAGSPOOLVERSCHIEBUNGEN 9 Der Gesamtertragspool für Medienangebote hat sich seit 2000 hin zu nutzerspezifischerer Ansprache verschoben, insb. im Digitalkanal Ertragspool nach Mediensegment in Deutschland in Mrd. EUR Print TV QUELLE: McKinsey-Analyse McKinsey & Company 40
ANGEBOT – ERTRAGSPOOLVERSCHIEBUNGEN 9 Unter den insgesamt gewachsenen Ertragsquellen finanzieren zunehmend Werbung und Bezahlinhalte die digitalen Medien Ertragsquellen und Mediensegmentzufluss in Deutschland in Mrd. EUR Digitale Inhalte Digitale Inhalte Pay-TV 14,1 Pay-TV Beiträge Ertragsquellen 2000 2016 Ertragsquellen Ertragspools QUELLE: McKinsey-Analyse McKinsey & Company 41
ANGEBOT – ERTRAGSPOOLVERSCHIEBUNGEN 9 Auflage und Umsätze der Printmedien insgesamt in Deutschland sind anhaltend rückläufig Tages- und Sonntagszeitungen Publikumszeitschriften Entwicklung verkaufte Auflage deutscher Printangebote Entwicklung Gesamtumsätze deutscher Printangebote in Mio. Exemplaren in Mrd. EUR Prognose 124 8,6 123 7,9 7,8 7,6 110 5,8 5,4 5,4 98 5,1 93 28 25 22 19 17 2000 05 10 15 2016 2010 15 16 2020E QUELLE: Media Perspektiven, IVW, PWC German Entertainment and Media Outlook: 2016 - 20 McKinsey & Company 42
ANGEBOT – ERTRAGSPOOLVERSCHIEBUNGEN 9 Printverlage kompensieren Umsatzverluste im traditionellen Geschäft zunehmend - jedoch unvollständig - durch Digitalumsätze Jährliches Entwicklung der Gesamtumsätze nach Segment im deutschen Zeitungsmarkt Wachstum in Mrd. EUR in Prozent Prognose 8,7 8,7 0 0,2 0 0,2 8,5 0 0,2 8,1 8,1 0,1 8,0 8,0 8,0 0,1 7,9 0,2 0,2 7,9 7,8 0,3 Summe -1 0,3 0,4 0,3 0,5 0,5 3,9 3,8 0,3 0,5 Vertrieb Digital 43 3,5 0,3 3,1 0,4 3,0 0,4 2,8 0,4 Werbung Digital 9 2,7 2,6 2,5 2,4 Werbung Print -5 2,3 4,6 4,7 4,7 4,7 4,7 4,7 4,7 4,7 4,6 4,6 4,5 Vertrieb Print 0 2010 11 12 13 14 15 16 17 18 19 2020 QUELLE: PWC German Entertainment and Media Outlook: 2016 - 20 McKinsey & Company 43
ANGEBOT – ANGEBOTSLANDSCHAFT ONLINE 10 Im Bereich der digitalen Nutzung von Bewegtbildern existiert heute eine Bandbreite verschiedener Geschäftsmodelle, insb. Video-on-Demand Überblick der wichtigsten Akteure (Beispiele) Premiuminhalte Transactional (tVoD)2 Download to Own (DtO) Inhaltliche Ausrichtung Hybride Ge- schäftsmodelle1 Subscription (sVoD)/Abo Advertising (aVoD) Nicht-premium- inhalte Werbeeinnahmen Abonnenten-/Konsumenteneinnahmen 1 Mischung aus aVoD, sVoD, tVoD; verschiedene Gebührenmodelle Geschäftsmodell 2 Einzelinhalte (z.B. Filme, Sportevents); Pay-per-View QUELLE: IHS, Jahresberichte der Unternehmen, Experteninterviews, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 44
ANGEBOT – ANGEBOTSLANDSCHAFT ONLINE 10 Der Video-on-Demand-Markt ist zuletzt stark gewachsen bei Verschiebungen hin zu abonnementbasierten Modellen wie Netflix VoD-Markt1 in Deutschland Marktanteile der VoD-Geschäftsmodelle, 2014 in Mio. EUR in Prozent Subscription Transactional (sVoD) (tVoD) 26 26 +24% p.a. 1.373 Download to 20 1.122 Own (DtO) 28 623 Ad-based 892 (aVoD) 509 717 Marktanteile der VoD-Geschäftsmodelle, 2019 Aktualisierte Daten- 405 in Prozent quelle2 (2016 - 19) 325 tVoD 324 750 11 +69% p.a. 273 613 DtO 11 163 487 124 392 43 78 1 1 2 3 8 21 51 2004 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17E 18E 2019E 27 Der Boom in der deutschen Video-on-Demand-Branche aVoD sVoD setzte 2007 mit einem Wachstum von über 100% p.a. ein 1 Video-on-Demand-Markt 2 Werte bis 2016 auf Basis Goldmedia, ab 2016 Bitkom-Projektion und eigene Berechnungen QUELLE: Statista, Goldmedia McKinsey & Company 45
ANGEBOT – ANGEBOTSLANDSCHAFT ONLINE 10 Die Relevanz globaler, plattformbasierter Wettbewerber für alternative Programminhalte hat auch in Deutschland deutlich zugenommen Geschätzte Investitionen in Programminhalte in Mrd. EUR1 Anteil an VoD-Nutzern in Deutschland 2014 2016 in Prozent3 Sky 2,9 5,7 Sonstige 10 Amazon iTunes Instant ÖRR (DE)2 3,9 3,9 8 Video 32 Google Play 10 Netflix 2,4 3,2 11 HBO 1,7 1,8 maxdome 17 12 Netflix Sky Amazon 0,9 1,7 1 Wechselkurs August 2017 2 ÖRR Investitionen in TV Programmkosten 3 April 2016 QUELLE: KEF, Geschäftsberichte der Unternehmen, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 46
Inhaltsverzeichnis Entwicklung und Gegenwart des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) Die veränderte heutige Medienlandschaft (Angebot und Nachfrage) Der deutsche Öffentlich-rechtliche Rundfunk im europäischen Vergleich QUELLE: Quelle McKinsey & Company 47
ANALYSEHINTERGRUND Unsere Analyse des deutschen Öffentlich-rechtlichen Rundfunks im europäischen Vergleich beleuchtet 5 Kernbereiche Deutschland Frankreich 1 Beitragsleistung Großbritannien Italien 2 ÖRR-Angebot und Zuschauerrelevanz Norwegen 10 ÖRR in Europa Dänemark 3 Programmausrichtung Schweden 4 Ausbringungsaufwendungen Finnland Niederlande 5 Digitalangebot Spanien QUELLE: McKinsey-Analyse McKinsey & Company 48
ANALYSEHINTERGRUND Die Leistungen der ÖRR-Anstalten in Europa basieren auf vergleichsweise einheitlichen Selbstverpflichtungsstatuten Selbstverpflichtungen – Beispiele […] für alle in Schweden da. […] eine Programm- auswahl zu bieten, die anregt, unterhält und […] im öffentlichen Interesse zu handeln und jedes bereichert – für alle Altersgruppen und Interessen. Publikum zu bedienen durch objektive, qualitativ […] zu einem Schweden beitragen, in dem jeder hochwertige und unverwechselbare Beiträge, die neugierig und vertraut ist. […] unabhängig von informieren, bilden und unterhalten. politischen, wirtschaftlichen und anderen Interes- sen betrieben und durch einen TV-Beitrag finanziert. […] zu informieren, bilden und die demokratische Debatte anzuregen – auf nationaler ebenso wie auf lokaler und internationaler Ebene. […] eine große […] Freiheit, Pluralität, Objektivität, Vollständigkeit, Auswahl an qualitativ hochwertigem Kulturprog- Unparteilichkeit und Ehrlichkeit in der Information ramm, ebenso wie große Ereignisse des Sports, sicherzustellen; gesellschaftliches Wachstum und der Kultur und der Kunst. sozialen Fortschritt voranzubringen; Kultur, Bildung und die italienische Sprache zu fördern; […] die Vorteile neuer Nachrichtentechnologien der Öffen- tlichkeit zu gewähren; ein ausgewogenes, vielfäl- tiges Programm zu senden, das ihm ein ausrei- chend großes Publikum sichert, um seine Rolle zu […] gründliche, unabhängige und vielfältige Informationen und qualitativ hochwertige Unterhaltung erfüllen […]. […], um Debatten, Innovationen und Gestaltung zu fördern und die Verbreitung von Kunst, Wissenschaft und Kultur zu unterstützen. […] in ihrem gesellschaftlichen Auftrag Effizienz, Qualität und öffentlicher Anerkennung verpflichtet. QUELLE: BBC, Broadcasting Royal Charter, RTVE, France Television, Rai, SVT, McKinsey Analyse McKinsey & Company 49
ANALYSEHINTERGRUND Gleichzeitig unterscheiden sich die Finanzierungssysteme der ÖRR-Anstalten im europäischen Vergleich merklich DE FR GB1 IT NO DK SE FI NL ES Rundfunkbeitrag pro Jahr 210 138 163 90 316 324 234 1402 K.A. K.A. in EUR Einzugsbasis Haushalt, Haushalt Haushalt, Haushalt, Haushalt Haushalt Haushalt, Steuerzahler, Unterneh- Unternehmen Unternehmen (Partner, (Partner, Unternehmen Unternehmen men Kinder ohne Kinder ohne Einkommen) Einkommen) Abhängigkeit von Eigentum Empfangsgerät Einzugsorgan Beitragsser- Finanzamt, TV Licen- Energiever- NRK Licen- Betalings- Radiotjänst, Finanzamt, und -weg vice, viertel-/ jährliche sing, wöchen- sorger, 10 sing Depart- service, monatliche jährliche halb-/jährli- Zahlung mit tliche bis jähr- monatliche ment, halb- monatliche/ bis jährliche Zahlung als che Zahlung Wohnungs- liche Zahlung Zahlungen jährliche halbjährliche Zahlung Steuer steuer zusammen Zahlung Zahlung mit Strom- rechnung Andere Ein- Werbung, Rechtever- Rechtever- Werbung, Sponsoring, Rechtever- Sponsoring, Rechtever- Staatliches Staatliches nahmequellen Sponsoring, wertung wertung Sponsoring, Rechtever- wertung Rechtever- wertung Budget, Budget, Abgabe Rechtever- Rechtever- wertung wertung Rechtever- der TV- und wertung wertung wertung Telekom-Unter- nehmen, Rechte- verwertung 1 Nur BBC; S4C durch BBC und Staat finanziert, Channel 4 werbefinanziert 2 Durchschnittlicher ÖRR-Beitrag als Teil der Einkommenssteuer QUELLE: www.tvlicensing.co.uk, www.radiotjanst.se, www.dr.dk, www.nrk.no, www.abbonamenti.rai.it, yle.fi, www.service-public.fr McKinsey & Company 50
BEITRAGSLEISTUNG 1 Der Beitrag für den deutschen ÖRR pro Haushalt liegt auf Platz 4, unter den bevölkerungsreichen Ländern auf Platz 1 Zusätzliche Einnahmen aus Ist-Wert ÖRR-Beitrag pro Monat und Haushalt, 2016 Werbung und Sponsoring Preisparität-normierter Wert1 in EUR 27,0 26,3 21,6 ÖRR steuerfinanziert ohne 18,9 19,5 dezidierte Aus-weisung 17,5 17,5 Beitragshöhe 16,0 13,6 NL 575 Mio. EUR 12,5 11,7 11,5 11,1 (rd. 6 EUR pro HH/Monat) 10,0 8,3 9,0 ES 532 Mio. EUR (rd. 2 EUR pro HH/ Monat)4 DK NO SE DE GB FI2 FR IT3 NL ES 5 5 6 1 Adjustiert auf deutsches Preisniveau, basierend auf Eurostat-Preisleveldaten 2 Durchschnittlicher ÖRR-Beitrag als Teil der Einkommenssteuer 3 Hier abgebildet Wert von 2016; Beitrag 2017 auf 90 EUR pro Jahr gesenkt, dies entspricht 7,5 EUR unnormiert/8,1 EUR Preisparität normiert pro Monat 4 Zzgl. Einnahmen aus Rundfunksteuer von TV- und Telekommunikationsunternehmen 5 Begrenztes Sponsoring 6 Werbeverbot gilt nur für BBC UK QUELLE: www.tvlicensing.co.uk, www.radiotjanst.se, www.dr.dk, RAI, Eurodata TV Worldwide/TNS GALLUP TV-METER, EAIS, IfM McKinsey & Company 51
BEITRAGSLEISTUNG 1 Das aus Beiträgen gespeiste öffentliche Budget des ÖRR in Deutschland liegt absolut im europäischen Vergleich auf Platz 1 – Beispiel TV-Budget Ist-Wert Öffentliche TV-Budgets verschiedener ÖRR in Europa, 2016 Preisparität-normierter Wert1 in Mrd. EUR 6,22 6,22 4,7 4,3 2,7 2,6 1,5 1,6 1,63 1,43 0,6 0,6 0,6 0,5 0,5 0,4 0,4 0,4 DE GB FR IT ES NO NL DK SE 1 Adjustiert auf deutsches Preisniveau, basierend auf Eurostat-Preisleveldaten 2 Beitragseinnahmen ohne Deutschlandradio und Radioanteil ARD 3 Staatliche Subventionierung inklusive des Pflichtbeitrags der privaten Fernsehsender (3% der Umsätze für Free-TV und 1,5% für Pay-TV) für RTVE und autonome Sender QUELLE: IHS, KEF, UN, DigitalTVeurope, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 52
BEITRAGSLEISTUNG 1 In fast allen Ländern sind die dem ÖRR zur Verfügung stehenden Budgets kontinuierlich gestiegen – Beispiel TV-Budget Öffentliches TV-Budget (z.B. aus Rundfunkbeiträgen, Steuern) pro Haushalt und Monat1, Jährliche Steigerungsrate in EUR in Prozent 25 2000 - 10 2010 - 17 NO 3,5 0,6 20 DK 0,6 1,6 DE 2,0 0,5 FI 1,4 2,5 15 GB -0,2 1,5 SE -0,1 4,1 10 FR 5,3 0,3 NL 3,8 -1,0 5 IT 1,3 -1,3 ES2 21,3 -11,3 0 2000 2005 2010 2015 2017 1 Abweichung von nominellem Beitrag pro Haushalt und Monat durch beitragsfreie Haushalte, nicht berücksichtigten Radioanteil und approximierte Rohdaten 2 Staatliche Subventionierung ohne Pflichtbeitrag der privaten Fernsehsender (3% der Umsätze für Free-TV und 1,5% für Pay-TV) QUELLE: IHS, UNECE, IfM, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 53
BEITRAGSLEISTUNG 1 Die Gebühren-/Beitragseinnahmen des ÖRR sind in Deutschland insbesondere bis 2005 über allgemeine und medienspezifische Teuerung gestiegen Entwicklung von Beitrag, Einnahmen und Ausgaben des ÖRR in Deutschland, Jährliche Steigerungsrate Index, 1990 = 100 in Prozent 1990 - 2016: starker Zuwachs an 2013: Umstellung auf haushalts- 1990 - 2010 2010 - 16 Haushalten und Empfangsgeräten bezogene Erhebung (Beitrag) 300 Gebühren-/Beitrags- +5 +1 280 einnahmen (gesamt) 260 +4 +1 Gesamtausgaben 240 Gesamteinnahmen +4 +1 220 Ab 1992 inkl. neuer Bundesländer und 200 Ost-Berlin 180 Verbraucherpreis- +2 +1 160 index 140 Gebühr/Beitrag +2 0 (pro Haushalt)1 120 Medienspezifischer Inflationsindex2, 3 03 +14 100 80 1990 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 10 12 14 2016 1 Indexierte Entwicklung von nomineller GEZ-Gebühr/Rundfunkbeitrag 2 Entwicklung der ISIC-Sektoren 59 (Produktion von Bewegtbildern, unterstützende Aktivitäten wie Filmeditierung und -schnitt, Rechtevertrieb, Tonaufnahme, etc.) und 60 (Produktion, Vertrieb und Ausstrahlung von Rundfunkinhalten, etc.) 3 Wert von 1991 für 1990 wegen Datenverfügbarkeit 4 2010-2015 wegen Datenverfügbarkeit QUELLE: KEF-Bericht, Statistisches Bundesamt, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 54
BEITRAGSLEISTUNG 1 An den Privatausgaben für Medienkonsum hat der Rundfunkbeitrag in Deutschland im internationalen Vergleich einen hohen Anteil Anteil der Rundfunkbeiträge an den monatlichen Ausgaben für Medien pro Haushalt1, 2016 in Prozent und EUR 100% = 39 24 58 86 65 84 38 66 39 12 Digitale Medien2 6% 4% 7% 6% 11% 11% 15% 11% 12% 10% 21% Print3 33% 24% 24% 32% 16% 35% 24% 40% 43% 38% Pay-TV 20% 31% 32% 30% 42% 33% 43% 48% 47% Rundfunkbeitrag 42% 37% 35% 33% 31% 27% 26% 22% DE IT SE DK FI NO FR GB NL ES Öffentliches Rundfunkbudget Öffentliches Rundfunkbudget steuerfinanziert (575 Mio. EUR, steuerfinanziert (532 Mio. EUR, 1 Ohne Bücher (Print und Digital) und nicht-digitale Unterhaltungsmedien rd. 6 EUR pro Haushalt und Monat) rd. 2 EUR pro Haushalt und Monat)4 2 Nachrichten, VoD 3 Zeitungen, Zeitschriften 4 Zzgl. Einnahmen aus Rundfunksteuer von TV- und Telekommunikationsunternehmen QUELLE: McKinsey Global Media Report McKinsey & Company 55
ÖRR-ANGEBOT UND ZUSCHAUERRELEVANZ 2 Deutschland weist im europäischen Vergleich das breiteste Öffentlich-rechtliche Senderangebot nach Anzahl der Sender (nicht pro Kopf) auf Rundfunkangebote des ÖRR in Europa, 2017 Anzahl Sender pro Mio. Ein- 0,9 0,8 4,0 6,4 6,3 5,6 1,1 1,3 1,4 1,7 wohner 87 84 TV-Sender 21 25 66 62 9 35 46 39 16 35 5 33 32 Radiosender 66 3 29 59 4 53 7 9 31 30 34 32 29 25 20 DE GB1 ES FR IT SE FI NO DK NL2 1 Ohne 255 öffentliche Community Radio Stations 2 Ohne regionale und lokale Radiosender finanziert durch Stiftungen QUELLE: Webseiten der Betreiber, UKWTV, MAVISE, Eurostat McKinsey & Company 56
ÖRR-ANGEBOT UND ZUSCHAUERRELEVANZ 2 Unter den bevölkerungsreichen Ländern liegt der deutsche ÖRR beim TV-Angebotsspektrum für Regional/Nachrichten/Kultur auf Platz 1 oder 2 DE ES IT GB FR Allgemein/ 3 1 2 4 1 Hauptsender 1 Regionalsender 9 >20 4 3 Nischen- Unter- 1 4 1 sender haltung Kinder 1 1 2 2 News 3 1 1 2 Sport 1 1 Kultur 4 2 1 2 4 2 2 Hinweis: Für kleinere Kanäle Auswahl aus Gesamtlandschaft 1 Auslandssender außerhalb des Beitragsservicesystems mit Verortung bei der Bundesregierung 2 In Kooperation zwischen Frankreich und Deutschland QUELLE: Webseiten der TV-Sender, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 57
ÖRR-ANGEBOT UND ZUSCHAUERRELEVANZ 2 In der Abdeckung Deutschlands durch ÖRR-Radiosender lassen sich in mehreren Bundesländern Überlappungen feststellen Verhältnis Radiosender/Einwohner, in Mio. 4 Vollprogramm Information und Kultur Jugend Sparte oder Musiknische Anzahl verfügbarer ÖRR-Sender je Genre und Region Beispielhafte Überlappungen der Radiosender 1 Vollprogramme (Brandenburg 4, Berlin 5, Niedersachsen 4) Antenne Brandenburg Bremen Vier Bremen COSMO NDR 1 Niedersachsen Radio Berlin 88,8 NDR 2 Radio Eins NDR Blue 1 3 2 Spartensender (Sachsen 3, Bayern 3) MDR Klassik Bayern plus MDR Schlagerwelt BR Heimat Sorbischer Rundfunk BR Klassik 2 3 Infoprogramme (Nordrhein-Westfalen 5, Niedersachsen 4) WDR 2 Bremen Zwei WDR 3 NDR Info WDR 5 NDR Info Spezial WDR Event NDR Kultur WDR VERA Hinweis: Sendegebietsdefinitionen der Radiosender üblicherweise nach Bundesländern auch wenn tatsächliche Empfangsgebiete teilweise abweichen QUELLE: Internetseiten der Radiosender McKinsey & Company 58
ÖRR-ANGEBOT UND ZUSCHAUERRELEVANZ 2 Im europäischen Vergleich ist der Anteil des deutschen ÖRR an der Nutzung von TV-Angeboten insgesamt stabil mit ca. 43-44% auf Platz 2 oder 3 Marktanteil ÖRR-Angebote vs. Nicht-ÖRR-Angebote bei allen Altersgruppen1 in Prozent 30 Privat2 37 57 56 56 55 57 59 59 59 63 60 60 63 64 65 65 67 69 76 70 ÖRR 63 43 44 44 45 43 41 41 41 37 40 40 37 36 35 35 33 31 24 2010 15 10 15 10 15 10 15 10 15 10 15 10 15 10 15 10 15 10 2015 DK DE GB FI NO IT NL SE FR3 ES 1 Definiert als alle Zuschauer im Alter von 3+ bzw. 4+ Jahren (landesspezifische Definition) 2 Inkl. ausländischer und regionaler Sender 3 Ungewichteter Durchschnitt französischer und flämischer Programme QUELLE: Eurodata TV Worldwide/TNS GALLUP TV-METER, Europäische Audiovisuelle Informationsstelle, mediacontrol; Barlovento McKinsey & Company 59
ÖRR-ANGEBOT UND ZUSCHAUERRELEVANZ 2 Im europäischen Vergleich lässt sich eine leichte Korrelation zwischen Höhe des Budgets und Zuschauerrelevanz der ÖRR feststellen Korrelation zwischen öffentlichem ÖRR-Budget pro Einwohner und Marktanteilen Marktanteil 70 in Prozent 20151 65 60 55 50 45 2 40 35 30 25 0 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115 120 Öffentliches ÖRR-Budget pro Einwohner in EUR, 2016 1 Auf Grund von Datenverfügbarkeit 2 Trendlinie ohne Ausreißer Dänemark QUELLE: Eurodata TV Worldwide/TNS GALLUP TV-METER, Europäische Audiovisuelle Informationsstelle, mediacontrol, IHS, UN, McKinsey-Analyse McKinsey & Company 60
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