Die schöne Müllerin DI 20. JUL 2021, 19.30 UHR | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
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Die schöne Müllerin DI 20. JUL 2021, 19.30 UHR | KULTURPALAST
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PROGRAMM Franz Schubert (1797 – 1828) »Die schöne Müllerin« – Liederzyklus nach Texten von Wilhelm Müller (1823) Bearbeitung für Tenor und Streichtrio von Tobias Forster (* 1973) 1. Das Wandern (Mäßig geschwind) 2. Wohin? (Mäßig) 3. Halt! (Nicht zu geschwind) 4. Danksagung an den Bach (Etwas langsam) 5. Am Feierabend (Ziemlich geschwind) 6. Der Neugierige (Langsam) 7. Ungeduld (Etwas geschwind) 8. Morgengruß (Mäßig) 9. Des Müllers Blumen (Mäßig) 10. Tränenregen (Ziemlich langsam) 11. Mein! (Mäßig geschwind) 12. Pause (Ziemlich geschwind) 13. Mit dem grünen Lautenbande (Mäßig) 14. Der Jäger (Geschwind) 15. Eifersucht und Stolz (Geschwind) 16. Die liebe Farbe (Etwas langsam) 17. Die böse Farbe (Ziemlich geschwind) 18. Trockne Blumen (Ziemlich langsam) 19. Der Müller und der Bach (Mäßig) 20. Des Baches Wiegenlied (Mäßig) Bernhard Berchtold | Tenor Philharmonisches Streichtrio Dresden Heike Janicke | Violine Andreas Kuhlmann | Viola Ulf Prelle | Violoncello
JENS SCHUBBE Schuberts »Schöne Müllerin« freiungskriegen gegen die napoleonischen Truppen und besuchte in den Jahren danach in Berlin die literarischen Salons, darunter auch denjenigen von Friedrich August von Staegemann (1763 – 1840), einem reformorientierten preußischen Beamten und späteren Staatsrat. Hier Wilhelm Müller, Stich von Johann Friedrich Schröter hatte man sich im Herbst und Winter 1816/1817 die Aufgabe gestellt, ein Lieder- spiel zu erschaffen, das einen damals populären Stoff zum Gegenstand hatte: WERKGENESE »Rose, die schöne Müllerin, wird von dem Ähnlich wie Franz Schubert war dem aus Müller, dem Gärnterknaben und dem Dessau stammenden Dichter Wilhelm Jäger geliebt; leichten, fröhlichen Sinns Müller nur eine kurze Lebensspanne gibt sie dem letzteren den Vorzug, nicht zugemessen. 1794, also drei Jahre vor ohne früher den ersten begünstigt und zu Schubert als Sohn eines Schneiders Hoffnungen angeregt zu haben.« (Ludwig geboren, verstarb er gut ein Jahr vor Rellstab) In diesem Liederspiel fiel Wilhelm Schubert am 1. Oktober 1827. Müller hatte Müller naheliegender Weise die Rolle des 1812 ein Philologie-Studium in Berlin be- Müllers zu und war er beauftragt, fünf gonnen, beteiligte sich ab 1813 an den Be- Gedichte beizusteuern; die anderen Teil- 4
nehmer hatten je zwei zu verfassen. Der Band von Müllers »Sieben und siebzig Komponist Ludwig Berger sollte für die Gedichten«, der 1824 erschien, entnahm Vertonungen sorgen. Berger hat Wilhelm er später die Texte der »Winterreise«. »Die Müller später gebeten, aus dem unein- schöne Müllerin« entstammt einer Zeit, heitlichen in gemeinschaftlicher Autoren- die zu den dunkelsten Phasen in Schu- schaft entstandenen ursprünglichen berts Leben gehört. Er litt spätestens seit Werk ein homogenes Ganzes zu schaffen. Februar 1823 über Monate an den Folgen In dieser Neufassung verzichtete Müller einer syphilitischen Infektion, die einen auf den Gärtnerknaben, so dass nur noch zeitweisen Krankenhausaufenthalt nötig Müllergeselle und Jäger um die Gunst machte und war im Zweifel, ob er jemals der Müllerin werben. In die Konstellation wieder ganz genesen würde. Erst an spielte reales Erleben hinein. Tatsächlich der Jahreswende 1823/24 hellte sich die war Wilhelm Müller in die Darstellerin Situation etwas auf. Vom 24. Dezember der Müllerin im Liederspiel, die Dichterin datiert eine Nachricht von Moritz von Luise Hensel, unglücklich verliebt. Und Schwind an Schuberts Freund Joseph von auch hinter dem Nebenbuhler, dem Spaun: »Schubert ist besser, es wird nicht Jäger, verbirgt sich eine reale Person, lange dauern, so wird er wieder in seinen nämlich Clemes Brentano, der aber – und eigenen Haaren gehen, die wegen des das unterscheidet Dichtung und Wahr- Ausschlags geschoren werden mussten.« heit – ebenso wenig wie Müller von der In jener Zeit dürfte Schubert die »Schöne Angebeteten erhört wurde. Müllerin« fertiggestellt haben. 1821 veröffentlichte Wilhelm Müller die Neufassung der Gedichte im ersten Band der »Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten«. Diesen Band benutze Schubert und vertonte im November und Dezember 1823 zwanzig der darin veröffentlichten Gedichte. Dem zweiten 5
Lautenbande«). Kaum ist er seines Glückes gewiss, erscheint mit dem Jäger ein Rivale (Nr. 14 »Der Jäger«), dem sich die Müllerin in ihrem »leichten, losen, kleinen Flattersinn« zuwendet, wie der Müller dem Bach klagt (Nr. 15 »Eifersucht und Stolz«). Todessehnsucht bemächtigt sich des Müllers (16. »Die liebe Farbe«, 18. »Trockne Blumen«), die nur kurz von lei- denschaftlichem, wenngleich hoffnungs- Franz Schubert Brille losem Aufbegehren verdrängt wird (Nr. 17 »Die böse Farbe«). Trost spendet ihm einzig der Bach (Nr. 19 »Der Müller und der Bach«), in dessen Fluten der Müller schließlich von seinen Leiden erlöst wird (Nr. 20 »Baches Wiegenlied«). In der »Schönen Müllerin« scheinen EIN ROMANTISCHER LIEDERZYKLUS zentrale Motive der romantischen Kunst Erzählt wird die Geschichte eines Müller- auf: etwa das des Wanderers, der sich gesellen, der auf Wanderschaft ist zwar zunächst mit Lust hinaus ins Leben (Nr. 1 »Das Wandern«). Er gelangt an begibt, aber Zurückweisung erlebt und einen Bach, dessen geheimnisvolles Rau- zunehmend ein Getriebener ist. Natur schen ihn verführt, seinem Lauf zu folgen wird als das Gegenbild zur menschlichen (Nr. 2 »Der Bach«). So gelangt er zu einer Welt etabliert: Sie spendet jenen Trost, Mühle (Nr. 3 »Halt!«) und begegnet der der dort versagt blieb, sie bietet Zugänge Tochter des Müllers (Nr. 4 »Danksagung zu einer Sphäre jenseits der Oberfläche an den Bach«), für die er in Liebe ent- der Dinge und wird zum Hallraum für flammt (Nr. 5 »Am Feierabend«). Freilich das innere Erleben des Protagonisten. Die bleibt ungewiss, ob seine Zuneigung Konstellationen der »Schönen Müllerin« erwidert wird (Nr. 6 »Der Neugierige«, und der »Winterreise« sind verwandt, Nr. 7 »Ungeduld«, Nr. 8 »Morgengruß«, wobei sie in der »Winterreise« gleichsam Nr. 9 »Des Müllers Blumen«, Nr. 10 radikalisiert erscheinen. Beide Zyklen er- »Tränenregen«). Dann aber wähnt er sich zählen von einem unglücklichen Liebes- endlich am Ziel (Nr. 11 »Mein!«, Nr. 12 erlebnis des jeweiligen Helden. In der »Pause«, Nr. 13 »Mit dem grünen »Schönen Müllerin« wird es unmittel- 6
Erste Seite der Nr. 7 »Ungeduld« in Schuberts Handschrift bar nachvollzogen, in der »Winterreise« ANMERKUNGEN ZUR MUSIK liegt es in der Vergangenheit, entfremdete Die Gesänge der »Schönen Müllerin« es den Wanderer von der menschlichen vollziehen das Scheitern des Helden Gesellschaft, die er als kalt, verschlossen musikalisch höchst sinnfällig nach. Mit und abweisend erlebt. Trost und Frieden, dem ersten Lied wird in der Instrumen- die in der »Schönen Müllerin« der Bach talbegleitung ein Muster etabliert, das dem Müller wenigstens im Tode spendet, auf ostinaten, kreisenden Bewegungen werden in der »Winterreise« zwar ver- beruht. Hier sind sie zunächst mit der heißen (»Der Lindenbaum«), aber nicht Bewegung des Wandernden zu assoziie- eingelöst. Am Ende gewahrt der Wanderer ren. Dieser erste Gesang vermeidet alle den Leiermann in einer eisigen Land- Abgründe, ist schlicht als Strophenlied schaft ohne Hoffnung endlos seine Leier geformt, verströmt ungebrochen zu- drehend. packende Fröhlichkeit. Mit dem zweiten Gesang wandelt sich das Bild. Die etwas 7
kantige, fast schon polternde Bewegung werden feinste Nuancen des Ausdrucks des ersten Liedes wird zur geheimnis- durch die Harmonik erreicht. Schubert voll wogenden; der harmonische Raum vermag es wie kein zweiter Komponist weitet sich, die strophischen Strukturen seiner Zeit, durch das sublime Spiel mit werden aufgelöst in einer eher durch- den Tonarten, mit unerwarteten Aus- komponierten Form. Die ostinat kreisen- weichungen, Modulationen und den für den Bewegungen werden zur klanglichen ihn so ungemein typischen Eindunklun- Chiffre der Wellenbewegung des Baches, gen von Dur nach Moll in die Abgründe lassen sich später aber auch mit denen jenseits der Oberfläche der Worte zu der Mühlräder assoziieren. Bis hin zum leuchten. Das gilt beispielsweise für den sechsten Gesang bleibt diese Bewegung 12. Gesang, wenn der Müller zaghaft zu ein wichtiges Element – sie wird freilich zweifeln beginnt, ob seine Liebe wirk- modifiziert, in neue Kontexte gestellt lich erwidert wird und ihn Vorahnungen und kontrapunktiert, tendenziell ver- künftigen Leids beschleichen. langsamt und dominiert das musikalische Sein Gegner, der Jäger, hat seinen Auftritt Geschehen nicht mehr durchweg so stark mit einer standesgemäßen Musik: Der wie am Beginn. Im fünften Gesang ist sie Instrumentalsatz setzt in Fugenmanier beispielsweise eingebunden in ein fast ein. Die einander jagenden bzw. vorein- schon szenisches Geschehen, im sechsten ander fliehenden (fugare = fliehen) Stim- Gesang scheint sie im Hintergrund auf, men galten seit langem als musikalische wenn der Müller seine Worte an den Bach Chiffren für die Sphäre der Jagd. In den richtet. letzten Gesängen dominieren auffallend Im siebenten Lied ist das Wogen gänz- Klänge, die etwas Glockenartiges haben. lich von einer pulsierenden Bewegung In der Nr. 16 »Die liebe Farbe« ist es der suspendiert, über der sich emphatisch unausgesetzt repetierte Ton fis, der an und leidenschaftlich die Singstimme eine Totenglocke gemahnt, in der entfaltet. Dieser Gesang funktioniert als Nr. 18 »Trockne Blumen« sind die Glo- Scharnier zu den folgenden drei Liedern, ckenklänge zudem mit trauermarscharti- die den Blick nach innen, in die Seele des gen Rhythmen verschränkt. In Nr. 19 Protagonisten richten. Die Tempi sind begegnen sie den wogenden Figurationen gemäßigt, die Dynamik zurückgenommen, des Baches. Im abschließenden Gesang die Singstimme hat ariosen Duktus, ge- sekundieren sie Verlautbarungen, die legentlich scheint – zumal wenn im Text typisch für den Klang der Hörner sind, auf den Bach Bezug genommen wird – die vor deren Signalen der Bach den in wogende Bewegung in sanften Triolen seinen Fluten ruhenden Müller zu be- wieder auf. Nicht nur in diesen Gesängen hüten trachtet. Trauermarsch, Glocken- 8
Ein Schubert-Abend bei Joseph von Spaun, mit Franz Schubert am Klavier und direkt vor ihm Johann Michael Vogl. (Sepia-Zeichnung von Moritz von Schwind, 1868, lich verbundene Sänger Johann Michael Wien Museum) Vogl Lieder aus dem Zyklus in seinem Repertoire hatte. Wenigstens scheint es klang, Hornsignale, Naturlaute – das sind denkbar, dass der Zyklus als Ganzes vor musikalische Materialien, die durch die der offiziellen Wiener Uraufführung Kontexte, aus denen sie entstammen, mit schon im privaten oder halböffentlichen bestimmten Raum erklang. Assoziationen verbunden werden. Schu- bert ist einer der ersten, der solche Aus- DIE BEARBEITUNG FÜR TENOR druckswerte bewusst zu nutzen verstand. UND STREICHTRIO Jahrzehnte später werden sie die Klang- Werke, die über Jahrzehnte bzw. Jahr- landschaft Gustav Mahlers prägen, dessen hunderte im Musikleben präsent bleiben, Musik Schubert in manchen Aspekten weil es ihren Schöpfern gelang, grund- antizipiert. »Die schöne Müllerin« er- legende menschliche Erfahrungen in schien zu Schuberts Lebzeiten nicht als zeitloser Art und Weise zu artikulieren, Ganzes, sondern in jeweils vier der Lieder fordern die Interpreten immer wieder umfassenden Heften. Die erste nachweis- zur Auseinandersetzung heraus, und das bare öffentliche zyklische Aufführung der schließt die Bearbeitung ein. So gibt es »Schönen Müllerin« fand erst im Mai 1856 von der »Schönen Müllerin« Versionen in Wien mit dem Bariton Julius Stock- (des Zyklus oder einzelner Gesänge) für hausen (1826 – 1906) statt. Das bedeutet Singstimme und Kammerensemble, für aber nicht, dass die Lieder nicht schon Gitarre(n), für Orchester, darüber hinaus früher erklungen wären. Man weiß von Arrangements, in denen die Singstimme einer Aufführung der vier Lieder aus dem durch ein Instrument ersetzt wird, um nur ersten Heft in Breslau 1825, und ebenso ist einige zu nennen. Tobias Forster hat nun bekannt, dass der Schubert freundschaft- auf Bitten des Philharmonischen Streich- 9
trios eine Version vorgelegt, in der drei Artikulation und Dynamik eine textlich- Streichinstrumente anstelle des Klaviers inhaltliche Vertiefung möglich. Diese Art den Instrumentalsatz übernehmen: »Die von Variation habe ich in der Bearbeitung Hauptherausforderung ist die Reduzie- oftmals vorgeschlagen, aber letztendlich rung auf drei Einzelstimmen. Oftmals ist den Spielern zur Entscheidung über- der Klaviersatz groß-griffig akkordisch, lassen. Viele schöne Nuancen sind auch Begleitfiguren liegen dem Pianisten konkret bei den Proben mit dem Sänger bequem in der Hand, den Streichern oft entstanden.« nicht, wenn man sie eins zu eins übertra- gen würde. Natürlich verwende ich in den FRANZ SCHUBERT einzelnen Instrumenten oft auch Doppel- * 31. Januar 1797 in der Gemeinde griffe, aber das darf nicht überhandneh- Himmelpfortgrund, heute ein men – aus spieltechnisch-ökonomischen Stadtteil von Wien † 19. November 1828 in Wien Gründen. Die Kunst einer Bearbeitung liegt ja zu einem erheblichen Teil auch »Die schöne Müllerin« darin, instrumentengerecht zu schrei- ben und die Spieler nicht zu ›quälen‹. ENTSTEHUNG wahrscheinlich November/Dezember 1823 Im Großen und Ganzen habe ich mich URAUFFÜHRUNG weitestgehend an das Original gehalten Erste öffentliche Aufführung als Zyklus 1856 und versucht, mit möglichst wenigen in Wien mit Julius Stockhausen als Bariton. Änderungen dem ursprünglichen Kla- Aufführungen einzelner Gesänge sind ab 1825 nachweisbar. viersatz so nahe wie möglich zu bleiben. Bestimmte klaviertypische Spielfiguren ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER DRESDNER PHILHARMONIE wurden manchmal leicht umgewandelt Es mag verwundern, dass keine Aufführung des in dem Sinne, dass sie für Streicher gut Zyklus im Archiv der Dresdner Philharmonie klingen und gut spielbar sind, aber den verzeichnet ist. Einzig drei der Gesänge wurden in einer Orchesterbearbeitung am ursprünglichen Charakter beibehalten. 6. Dezember 1930 unter der Leitung von Carl Die Bearbeitung bietet große Chancen, Schuricht in Chemnitz gespielt. Die Abwesen- Nuancen herauszuarbeiten, vor allem heit des Werkes in den Spielplänen der Philharmonie lässt sich aber dadurch erklären, bei den Strophenliedern. Da sich der dass es schlicht nicht zu den Aufgaben eines Klaviersatz, abgesehen von den tieferen Orchesters gehörte, klavierbegleitete Lieder- Basstönen, hauptsächlich im mittleren zyklen zur Aufführung zu bringen. Erst seit 2017 zählt die Veranstaltung von Liederabenden Tonbereich bewegt, ist es möglich, dass mit zum Veranstaltungsspektrum der Dresdner die Instrumente ab und zu tauschen. Philharmonie. Dadurch entstehen neue Klangfarben. DAUER Des Weiteren ist durch Variationen in ca. 60 Minuten 10
DIE GESANGSTEXTE Wilhelm Müller »Die schöne Müllerin« 1. DAS WANDERN 2. WOHIN? Das Wandern ist des Müllers Lust, Ich hört’ ein Bächlein rauschen Das Wandern! Wohl aus dem Felsenquell, Das muss ein schlechter Müller sein, Hinab zum Thale rauschen Dem niemals fiel das Wandern ein, So frisch und wunderhell. Das Wandern. Ich weiß nicht, wie mir wurde, Vom Wasser haben wir’s gelernt, Nicht, wer den Rath mir gab, Vom Wasser! Ich musste auch hinunter Das hat nicht Rast bei Tag und Nacht, Mit meinem Wanderstab. Ist stets auf Wanderschaft bedacht, Das Wasser. Hinunter und immer weiter, Und immer dem Bache nach, Das sehn wir auch den Rädern ab, Und immer frischer rauschte, Den Rädern! Und immer heller der Bach. Die gar nicht gerne stille stehn, Die sich mein Tag nicht müde drehn, Ist das denn meine Straße? Die Räder. O Bächlein, sprich, wohin? Du hast mit deinem Rauschen Die Steine selbst, so schwer sie sind, Mir ganz berauscht den Sinn. Die Steine! Sie tanzen mit den muntern Reihn Was sag ich denn vom Rauschen? Und wollen gar noch schneller sein, Das kann kein Rauschen sein: Die Steine. Es singen wohl die Nixen tief unten ihren Reihn. O Wandern, Wandern, meine Lust, O Wandern! Lass singen, Gesell, lass rauschen, Herr Meister und Frau Meisterin, Und wandre fröhlich nach! Lasst mich in Frieden weiter ziehn Es gehn ja Mühlenräder Und wandern. In jedem klaren Bach. 11
3. HALT! 4. DANKSAGUNG AN DEN BACH Eine Mühle seh ich blinken War es also gemeint, Aus den Erlen heraus, Mein rauschender Freund, Durch Rauschen und Singen Dein Singen, dein Klingen, Bricht Rädergebraus. War es also gemeint? Ei willkommen, ei willkommen, Zur Müllerin hin! Süßer Mühlengesang! So lautet der Sinn. Und das Haus, wie so traulich! Gelt, hab’ ich’s verstanden? Und die Fenster, wie blank! Zur Müllerin hin! Und die Sonne, wie helle Hat sie dich geschickt? Vom Himmel sie scheint! Oder hast mich berückt? Ei, Bächlein, liebes Bächlein, Das möcht’ ich noch wissen, War es also gemeint? Ob sie dich geschickt. Nun wie’s auch mag sein, Ich gebe mich drein: Was ich such’, ist gefunden, Wie’s immer mag sein. Nach Arbeit ich frug, Nun hab ich genug, Für die Hände, für’s Herze Vollauf genug! 12
5. AM FEIERABEND 6. DER NEUGIERIGE Hätt ich tausend Ich frage keine Blume, Arme zu rühren! Ich frage keinen Stern, Könnt ich brausend Sie können mir alle nicht sagen, Die Räder führen! Was ich erführ so gern. Könnt ich wehen Durch alle Haine! Ich bin ja auch kein Gärtner, Könnt ich drehen Die Sterne stehn zu hoch; Alle Steine! Mein Bächlein will ich fragen, Dass die schöne Müllerin Ob mich mein Herz belog. Merkte meinen treuen Sinn! O Bächlein meiner Liebe, Ach, wie ist mein Arm so schwach! Wie bist du heut so stumm! Was ich hebe, was ich trage, Will ja nur Eines wissen, Was ich schneide, was ich schlage, Ein Wörtchen um und um. Jeder Knappe tut mir’s nach. Und da sitz ich in der großen Runde, Ja, heißt das eine Wörtchen, in der stillen kühlen Feierstunde, Das andre heißet Nein, Und der Meister spricht zu Allen: Die beiden Wörtchen schließen Euer Werk hat mir gefallen; Die ganze Welt mir ein. Und das liebe Mädchen sagt Allen eine gute Nacht. O Bächlein meiner Liebe, Was bist du wunderlich! Hätt ich tausend Wills ja nicht weitersagen, Arme zu rühren! Sag, Bächlein, liebt sie mich? Könnt ich brausend Die Räder führen! Könnt ich wehen Durch alle Haine! Könnt ich drehen Alle Steine! Dass die schöne Müllerin Merkte meinen treuen Sinn! 13
7. UNGEDULD 8. MORGENGRUSS Ich schnitt es gern in alle Rinden ein, Guten Morgen, schöne Müllerin! Ich grüb es gern in jeden Kieselstein, Wo steckst du gleich das Köpfchen hin, Ich möcht es sä’n auf jedes frische Beet Als wär dir was geschehen? Mit Kressensamen, der es schnell verrät, Verdrießt dich denn mein Gruß so schwer? Auf jeden weißen Zettel möcht ich’s schreiben: Verstört dich denn mein Blick so sehr? Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben. So muss ich wieder gehen. Ich möcht mir ziehen einen jungen Star, O lass mich nur von ferne stehn, Bis dass er spräch die Worte rein und klar, Nach deinem lieben Fenster sehn, Bis er sie spräch mit meines Mundes Klang, Von ferne, ganz von ferne! Mit meines Herzens vollem, heißen Drang; Du blondes Köpfchen, komm hervor! Dann säng’ er hell durch ihre Fensterscheiben: Hervor aus eurem runden Tor, Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben. Ihr blauen Morgensterne! Den Morgenwinden möcht ich’s hauchen ein, Ihr schlummertrunknen Äugelein, Ich möcht es säuseln durch den regen Hain; Ihr taubetrübten Blümelein, O, leuchtet es aus jedem Blumenstern! Was scheuet ihr die Sonne? Trüg es der Duft zu ihr von nah und fern! Hat es die Nacht so gut gemeint, Ihr Wogen, könnt ihr nichts als Räder treiben? Dass ihr euch schließt und bückt und weint Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben. Nach ihrer stillen Wonne? Ich meint, es müsst in meinen Augen stehn, Nun schüttelt ab der Träume Flor, Auf meinen Wangen müsst man’s brennen sehn, Und hebt euch frisch und frei empor Zu lesen wär’s auf meinem stummen Mund, In Gottes hellen Morgen! Ein jeder Atemzug gäb’s laut ihr kund; Die Lerche wirbelt in der Luft, Und sie merkt nichts von all dem bangen Treiben: Und aus dem tiefen Herzen ruft Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben. Die Liebe Leid und Sorgen. 14
9. DES MÜLLERS BLUMEN 10. TRÄNENREGEN Am Bach viel kleine Blumen stehn, Wir saßen so traulich beisammen Aus hellen blauen Augen sehn; Im kühlen Erlendach, Der Bach der ist des Müllers Freund, Wir schauten so traulich zusammen Und hellblau Liebchens Auge scheint, Hinab in den rieselnden Bach. Drum sind es meine Blumen. Der Mond war auch gekommen, Dicht unter ihrem Fensterlein Die Sternlein hinterdrein, Da will ich pflanzen die Blumen ein, Und schauten so traulich zusammen Da ruft ihr zu, wenn alles schweigt, In den silbernen Spiegel hinein. Wenn sich ihr Haupt zum Schlummer neigt, Ihr wisst ja, was ich meine. Ich sah nach keinem Monde, Nach keinem Sternenschein, Und wenn sie tät die Äuglein zu, Ich schaute nach ihrem Bilde, Und schläft in süßer, süßer Ruh, Nach ihren Augen allein. Dann lispelt als ein Traumgesicht Ihr zu: Vergiss, vergiss mein nicht! Und sahe sie nicken und blicken Das ist es, was ich meine. Herauf aus dem seligen Bach, Die Blümlein am Ufer, die blauen, Und schließt sie früh die Laden auf, Sie nickten und blickten ihr nach. Dann schaut mit Liebesblick hinauf: Der Tau in euren Äugelein, Und in den Bach versunken Das sollen meine Tränen sein, Der ganze Himmel schien, Die will ich auf euch weinen. Und wollte mich mit hinunter In seine Tiefe ziehn. Und über den Wolken und Sternen Da rieselte munter der Bach, Und rief mit Singen und Klingen: Geselle, Geselle, mir nach! Da gingen die Augen mir über, Da ward es im Spiegel so kraus; Sie sprach: Es kommt ein Regen, Ade, ich geh nach Haus. 15
11. MEIN! 12. PAUSE Bächlein, lass dein Rauschen sein! Meine Laute hab ich gehängt an die Wand, Räder, stellt euer Brausen ein! Hab sie umschlungen mit einem grünen Band - All ihr muntern Waldvögelein, Ich kann nicht mehr singen, mein Herz ist zu voll, Groß und klein, Weiß nicht, wie ich’s in Reime zwingen soll. Endet eure Melodein! Meiner Sehnsucht allerheißesten Schmerz Durch den Hain Durft ich aushauchen in Liederscherz, Aus und ein Und wie ich klagte so süß und fein, Schalle heut ein Reim allein: glaubt ich doch, mein Leiden wär nicht klein. Die geliebte Müllerin ist mein! Ei, wie groß ist wohl meines Glückes Last, Mein! Dass kein Klang auf Erden es in sich fasst? Frühling, sind das alle deine Blümelein? Sonne, hast du keinen hellern Schein? Nun, liebe Laute, ruh an dem Nagel hier! Ach, so muss ich ganz allein, Und weht ein Lüftchen über die Saiten dir, Mit dem seligen Worte mein, Und streift eine Biene mit ihren Flügeln dich, Unverstanden in der weiten Schöpfung sein! Da wird mir so bange und es durchschauert mich. Warum ließ ich das Band auch hängen so lang? Oft fliegt’s um die Saiten mit seufzendem Klang. Ist es der Nachklang meiner Liebespein? Soll es das Vorspiel neuer Lieder sein? 16
13. MIT DEM GRÜNEN LAUTENBANDE 14. DER JÄGER »Schad um das schöne grüne Band, Was sucht denn der Jäger am Mühlbach hier? Dass es verbleicht hier an der Wand, Bleib, trotziger Jäger, in deinem Revier! Ich hab das Grün so gern!« Hier gibt es kein Wild zu jagen für dich, So sprachst du, Liebchen, heut zu mir; Hier wohnt nur ein Rehlein, ein zahmes, für mich. Gleich knüpf ich’s ab und send es dir: Und willst du das zärtliche Rehlein sehn, Nun hab das Grüne gern! So lass deine Büchsen im Walde stehn, Und lass deine klaffenden Hunde zu Haus, Ist auch dein ganzer Liebster weiß, Und lass auf dem Horne den Saus und Braus, Soll Grün doch haben seinen Preis, Und scheere vom Kinne das struppige Haar, Und ich auch hab es gern. Sonst scheut sich im Garten das Rehlein fürwahr. Weil unsre Lieb ist immer grün, Weil grün der Hoffnung Fernen blühn, Doch besser, du bliebest im Walde dazu, Drum haben wir es gern. Und ließest die Mühlen und Müller in Ruh. Was taugen die Fischlein im grünen Gezweig? Nun schlinge in die Locken dein Was will denn das Eichhorn im bläulichen Teich? Das grüne Band gefällig ein, Drum bleibe, du trotziger Jäger, im Hain, Du hast ja’s Grün so gern. Und lass mich mit meinen drei Rädern allein; Dann weiß ich, wo die Hoffnung wohnt, Und willst meinem Schätzchen dich machen beliebt, Dann weiß ich, wo die Liebe thront, So wisse, mein Freund, was ihr Herzchen betrübt: Dann hab ich’s Grün erst gern. Die Eber, die kommen zu Nacht aus dem Hain, Und brechen in ihren Kohlgarten ein, Und treten und wühlen herum in dem Feld: Die Eber, die schieße, du Jägerheld! 17
15. EIFERSUCHT UND STOLZ 16. DIE LIEBE FARBE Wohin so schnell, so kraus, so wild, mein lieber Bach? In Grün will ich mich kleiden, Eilst du voll Zorn dem frechen Bruder Jäger nach? In grüne Tränenweiden, Kehr um, kehr um, und schilt erst deine Müllerin Mein Schatz hat’s Grün so gern. Für ihren leichten, losen, kleinen Flattersinn. Will suchen einen Zypressenhain, Sahst du sie gestern Abend nicht am Tore stehn, Eine Heide voll grünem Rosmarein: Mit langem Halse nach der großen Straße sehn? Mein Schatz hat‘s Grün so gern. Wenn von dem Fang der Jäger lustig zieht nach Haus, Da steckt kein sittsam Kind den Kopf zum Fenster ’naus. Wohlauf zum fröhlichen Jagen! Geh, Bächlein, hin und sag ihr das, doch sag ihr nicht, Wohlauf durch Heid’ und Hagen! Hörst du, kein Wort, von meinem traurigen Gesicht; Mein Schatz hat’s Jagen so gern. Sag ihr: Er schnitzt bei mir sich eine Pfeif aus Rohr, Das Wild, das ich jage, das ist der Tod, Und bläst den Kindern schöne Tänz’ und Lieder vor. Die Heide, die heiß ich die Liebesnot: Mein Schatz hat’s Jagen so gern. Grabt mir ein Grab im Wasen, Deckt mich mit grünem Rasen, Mein Schatz hat’s Grün so gern. Kein Kreuzlein schwarz, kein Blümlein bunt, Grün, Alles grün so rings und rund! Mein Schatz hat’s Grün so gern. 18
17. DIE BÖSE FARBE 18. TROCKNE BLUMEN Ich möchte ziehn in die Welt hinaus, Ihr Blümlein alle, Hinaus in die weite Welt, Die sie mir gab, Euch soll man legen Wenn’s nur so grün, so grün nicht wär Mit mir ins Grab. Da draußen in Wald und Feld! Wie seht ihr alle Ich möchte die grünen Blätter all Mich an so weh, Pflücken von jedem Zweig, Als ob ihr wüsstet, Wie mir gescheh? Ich möchte die grünen Gräser all Weinen ganz totenbleich. Ihr Blümlein alle, Wie welk, wie blass? Ach Grün, du böse Farbe du, Ihr Blümlein alle, Wovon so nass? Was siehst mich immer an, So stolz, so keck, so schadenfroh, Ach, Tränen machen Mich armen weißen Mann? Nicht maiengrün, Machen tote Liebe Ich möchte liegen vor ihrer Tür, Nicht wieder blühn. In Sturm und Regen und Schnee, Und Lenz wird kommen, Und singen ganz leise bei Tag und Nacht Und Winter wird gehn, Das eine Wörtchen Ade! Und Blümlein werden Im Grase stehn, Horch, wenn im Wald ein Jagdhorn schallt, Und Blümlein liegen Da klingt ihr Fensterlein, In meinem Grab, Und schaut sie auch nach mir nicht aus, Die Blümlein alle, Darf ich doch schauen hinein. Die sie mir gab. O binde von der Stirn dir ab Und wenn sie wandelt Am Hügel vorbei, Das grüne, grüne Band, Und denkt im Herzen: Ade, Ade! und reiche mir Der meint' es treu! Zum Abschied deine Hand! Dann Blümlein alle, Heraus, heraus! Der Mai ist kommen, Der Winter ist aus. 19
19. DER MÜLLER UND DER BACH DER MÜLLER. Und die Engelein schneiden Wo ein treues Herze Die Flügel sich ab, In Liebe vergeht, Und gehn alle Morgen Da welken die Lilien Zur Erde herab. Auf jedem Beet. DER MÜLLER. Da muss in die Wolken Ach, Bächlein, liebes Bächlein, Der Vollmond gehn, Du meinst es so gut: Damit seine Tränen Ach, Bächlein, aber weißt du, Die Menschen nicht sehn. Wie Liebe tut? Da halten die Englein Ach, unten, da unten, Die Augen sich zu, Die kühle Ruh! Und schluchzen und singen Ach, Bächlein, liebes Bächlein, Die Seele zur Ruh. So singe nur zu. DER BACH. Und wenn sich die Liebe Dem Schmerz entringt, Ein Sternlein, ein neues, Am Himmel erblinkt. Da springen drei Rosen, Halb rot und halb weiß, Die welken nicht wieder, Aus Dornenreis. 20
20. DES BACHES WIEGENLIED Gute Ruh, gute Ruh! Hinweg, hinweg Tu die Augen zu! Von dem Mühlensteg, Wandrer, du müder, du bist zu Haus. Böses Mägdlein, dass ihn dein Schatten Die Treu ist hier, nicht weckt! Sollst liegen bei mir, Wirf mir herein Bis das Meer will trinken die Bächlein aus. Dein Tüchlein fein, Dass ich die Augen ihm halte bedeckt! Will betten dich kühl, Auf weichen Pfühl, Gute Nacht, gute Nacht! In dem blauen kristallenen Kämmerlein. Bis Alles wacht, Heran, heran, Schlaf aus deine Freude, schlaf aus dein Was wiegen kann, Leid! Woget und wieget den Knaben mir ein! Der Vollmond steigt, Der Nebel weicht, Wenn ein Jagdhorn schallt Und der Himmel da oben, wie ist er so weit! Aus dem grünen Wald, Will ich sausen und brausen wohl um dich her. Blickt nicht herein, Blaue Blümelein! Ihr macht meinem Schläfer die Träume so schwer. 21
TENOR BERNHARD Berchtolds Stammbühne, wo er BERCHTOLD ein umfassendes Repertoire, von den Mozart-Partien wie Belmonte, Ferrando, Don Ottavio, Tamino und Idomeneo, bis Aschenbach in Brittens »Death in Venice« oder Adolar in Webers »Euryanthe«, aber auch schon Boris in Janáčeks »Katja Kabanowa« und Erik im »Fliegenden Holländer« pflegen konnte. Mit dem Henry in »Die schweigsame Frau« von Richard Strauss, inszeniert von Marco-Ar- turo Marelli, gab Bernhard Berch- told in der Spielzeit 2009/10 sein Debut am Teatro de la Maestranza Sevilla und an der Dresdner Sem- peroper. Weitere Gastengagements führten ihn unter anderem an das Teatro Comunale Bologna, das Teatro Carlo Felice Genova, Der österreichische Tenor Bern- an die Staatsopern Hannover und hard Berchtold studierte am Mo- München, die Opéra Lyon, die zarteum in Salzburg bei Horiana Mailänder Scala, an das Teatro Branisteanu und besuchte die Verdi Trieste und das Theater an Liedklasse von Hartmut Höll. Aus- der Wien sowie zu den Salzburger gezeichnet mit mehreren Preisen Festspielen. In Konzertsälen sang bei internationalen Gesangswett- Bernhard Berchtold mit Dirigen- bewerben, erhielt er eines seiner ten wie Howard Arman bei den ersten Engagements im Rahmen Händelfestspielen Halle, Christian der Händel Festspiele Karlsruhe. Arming auf Japantournée mit Ab der Saison 2003/04 war das dem New Japan Philharmonic Badische Staatstheater Bernhard Orchestra, Nikolaus Harnoncourt 22
im Rahmen der Styriarte Graz und Bernhard Berchtold auch in der dem Osterklang Wien, Ton Koop- Saison 2017/18 treu und übernahm man auf Tournée in Frankreich, zusätzlich zu seinen drei Mozart- Holland und Italien, Simon Rattle partien auch noch den Froh in der in der Berliner Philharmonie und Neuinszenierung von Wagners den Salzburger Osterfestspielen, »Rheingold«. In dieser Saison sang mit Helmuth Rilling bei der Bach- er neben der Johannespassion im akademie Stuttgart und den Stutt- Wiener Konzerthaus und diversen garter Musiktagen, mit Sebastian weiteren Konzerten, auch den Weigle im Rahmen der Frankfurter Adolar in Webers »Euryanthe« mit Museumskonzerte und mit Masaaki der Dresdner Philharmonie unter Suzuki in Europa, Südamerika und Marek Janowski, den Heinrich Japan die Matthäus Passion sowie in Spontinis »Agnes von Hohen- Bach-Kantaten. Nach seinem staufen« an der Oper Erfurt sowie Abschied aus dem Karlsruher den Caramello in Strauß’ »Nacht Ensemble sang Bernhard Berchtold in Venedig« in Lyon und am Royal in den folgenden Jahren Belmonte Opera House Muscat. und Tamino in Essen, Vasco da In der Saison 2018/19 standen Gama in der szenischen Erstauf- unter anderem wieder Froh und führung der Oper »L’Africaine« von Tamino an der Deutschen Oper am Giacomo Meyerbeer am Opern- Rhein, Froh an der Oper Chemnitz haus Chemnitz, Luzio in Wagners und Erik an der Opera di Firenze »Liebesverbot« bei den Bayreuther in Bernhard Berchtolds Termin- Festspielen, Max in Nizza, Tamino kalender. 2019/20 gab der Sänger am Teatro Lirico di Cagliari, neben Konzerten – wie etwa Belmonte am Staatstheater am Szenen aus Goethes Faust von Gärtnerplatz in München, Erik Schumann mit dem RSB unter an der Semperoper in Dresden John Storgåds in der Berliner und in Bonn, Belmonte am Teatro Philharmonie und Haydns Nelson- Comunale di Bologna, Tichon in Messe unter Kent Nagano in der Janáčeks »Katja Kabanova« an der Hamburger Elbphilharmonie – Hamburger Staatsoper, Idomeneo zwei ganz wichtige Rollendebuts, am Salzburger Landestheater nämlich als Florestan in Chemnitz sowie Don Ottavio, Belmonte und und die Titelpartie in Schostako- Tamino an der Deutschen Oper witschs »Nase« an der Staatsoper am Rhein. Diesem Hause blieb Hamburg. 23
PHILHARMONISCHES STREICHTRIO DRESDEN Seit nunmehr 20 Jahren ist das Philharmonische Streichtrio Dresden ein Botschafter seines international bekannten Orches- ters und seiner weltberühmten Kulturstadt. Es entstand 1996, als sich mit Heike Jannicke, Andreas Als international gefragte Solis- Kuhlmann und Ulf Prelle drei ten und Kammermusikpartner führende Musiker der Dresdner stellen sich die drei Musiker der Philharmonie zur gemeinsamen Herausforderung, im Streich- Probenarbeit zusammenfanden. trio – der vielleicht schwierigsten Seitdem konzertierte das Phil- Streicherformation zwischen harmonische Streichtrio in vielen Kammermusik und solistischem Städten, auf wichtigen Festivals Spiel – zu zeitgemäßen Interpreta- und mit hochkarätigen Kammer- tionen zu gelangen, indem sie die musikpartnern wie Peter Rösel, große Tradition der Sächsischen Martin Helmchen, dem Streich- Streicherschule mit neuen Ideen trio Berlin (Gaede-Trio), Barbara und vielfältigen musikalischen Steude und Shinja Koide. Inter- Anregungen verbinden. nationale Gastspiele führten das Philharmonische Streichtrio nach Japan und nach Südafrika, wo es 2011 Partner des Cape Classic Chamber Music Festivals war. 24
VIOLINE HEIKE JANICKE Seit 1995 ist Heike Janicke erste Konzertmeisterin der Dresdner Philharmonie. Sie studierte in ihrer Heimatstadt Dresden bei Prof. Heinz Rudolf und Prof. Gus- tav Schmahl. Es folgten Meister- kurse bei Josef Suk, Max Rostal und Yehudi Menuhin sowie das St.Martin-in-the-Fields zusam- Solistenexamen bei Wolfgang men. Konzerte als Solistin und Marschner. Kammermusikpartnerin führten Sie wurde Preisträgerin inter- sie in viele Länder Europas, nach nationaler Wettbewerbe, so beim Amerika und Asien. Heute widmet Musikwettbewerb in Genf 1985, sie sich neben der solistischen beim »Fritz Kreisler-Wettbewerb« Tätigkeit und dem Orchesterspiel in Graz 1987, bei den Wettbewer- besonders gern kammermusikali- ben »Georg Kulenkampff« in Köln, schen Aufgaben in verschiedenen »Carl Nielsen« in Odense sowie Ensembles auf internationalen »Zino Francescatti« in Marseille Festivals und gibt Meisterkurse. 1989. Von 1991 bis 1993 war Heike 1996 gründete sie mit zwei Kollegen Janicke Mitglied der Berliner das Dresdner Philharmonische Philharmoniker, ging 1993 zum Streichtrio, mit dem sie seither London Symphony Orchestra in Dresden und international viel (assistant leader) und arbeitete unterwegs ist. Heike Janicke spielt mit dem Chamber Orchestra of eine Violine von Giovanni Grancino Europe sowie der Academy of (Milano) aus dem Jahr 1722. 25
VIOLA ANDREAS KUHLMANN Andreas Kuhlmann begann das Viola-Studium an der Folkwang- Musikhochschule in Essen bei Prof. Konrad Grahe. Das Konzert- examen bei Prof. Emile Cantor in Trossingen und weitere Studien bei Prof. Serge Collot in Paris schlossen sich an. Als Bratschist des Werethina-Quartetts macht er seinen Kammermusikabschluss mit Auszeichnung. Nach weiteren Studien bei den Mitgliedern des Amadeus-Quartettes sowie bei Yf- Philharmonikern, sowie weitge- rah Neaman, Dmitry Sitkovetsky, fächerten kammermusikalischen György Kurtag und Sandor Devich und solistischen Aktivitäten wurde folgten Konzertreisen und Rund- er 1994 Mitglied der Dresdner funkaufnahmen in ganz Europa Philharmonie. Von 2007 bis 2013 (BBC, WDR, Hungarian Radio...). war er außerdem Mitglied des 1989 wurde Andreas Kuhlmann Festspielorchesters der Bayreuther Folkwang-Preisträger und gewann Festspiele. 1991 mit seinem Quartett den Andreas Kuhlmann ist Gründer Yehudi Menuhin-Award beim und Leiter des Carus Ensembles, ersten London International String Mitglied des Philharmonischen Quartet Competition. Streichtrios und Lehrbeauftragter Nach langjähriger Mitgliedschaft an der Hochschule für Musik Carl in der Jungen Deutschen Philhar- Maria von Weber für Viola, Orches- monie, Aushilfstätigkeit in vielen terstudien und Kammermusik. Orchestern, u. a. bei den Berliner 26
VIOLONCELLO ULF PRELLE Ulf Prelle begann sein Violoncello- Studium in den USA beim La Salle-Quartett und bei Zara Nel- sova. Weitere Studien führten ihn nach Basel zu Thomas Demenga Wagner-Gesellschaft Stuttgart. und nach Köln zu Boris Perga- Seit 1992 ist er Erster Solocellist menschikow. Anschließend war der Dresdner Philharmonie. Er er Stipendiat der Orchesterakade- ist Gründungsmitglied des Carus mie der Berliner Philharmoniker. Ensembles, Mitglied des Philhar- Mehrfach war er Erster Preisträger monischen Streichtrios und des von Hochschulwettbewerben und Collenbusch-Quartetts. trat solistisch mit so renommier- Als passionierter Pädagoge unter- ten Orchestern wie dem Cincin- richtet er als Lehrbeauftragter an nati Chamber Orchestra und der Hochschule für Musik Carl dem Sinfonieorchester Basel auf. Maria von Weber in Dresden. 2015 Intensive Kammermusiktätigkeit veröffentlichte er bei Schott das mit verschiedenen Partnern führte Studienbuch »Leichtigkeit: Eine ihn ins In- und Ausland. 1990 ergänzende Streichermethodik war er Preisträger des Siegfried zur Befreiung der rechten und der Barchet-Wettbewerbs der Richard linken Hand«. 27
KONZERTE ZUR SAISON- ERÖFFNUNG 10.-12. SEP 2021 BEETHOVEN MAREK JANOWSKI | Dirigent MARÍA DUEÑAS | Violine DRESDNER PHILHARMONIE 13.-15. SEP 2021 SCIARRINO (ek)statisch – Sciarrino im Kontext Skrjabin, Feldman, B. A. Zimmermann, Sciarrino Wege zu Sciarrino Schubert, Debussy, Ravel Uraufführung Auftragswerk ›150 Jahre Dresdner Philharmonie‹ Vanitas – Musikalisches Stillleben 18./19. SEP 2021 MAHLER STANISLAV KOCHANOVSKY | Dirigent DRESDNER PHILHARMONIE
UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN (AUSWAHL) MI 21. JUL 2021 | 19.30 Uhr KONZERTSAAL STUMMFILM UND LIVEMUSIK »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« (D 1926) Animationsfilm von Lotte Reiniger live begleitet mit der Originalmusik von Wolfgang Zeller (Bearbeitung für Kammerensemble von Jens Schubbe) Gerd Herklotz | Dirigent Philharmonisches Kammerorchester Dresden MI 1. SEP 2021 | 19.30 Uhr KONZERTSAAL ZEITREISEN Telemann: Quartett C-Dur für Flöte, Viola, Fagott und Cembalo Sciarrino: »Tre duetti con l’eco« für Flöte, Viola und Fagott Koetsier: Trio für Flöte, Fagott und Klavier Bloch: Concertino für Flöte, Viola und Klavier de Guise: »Trialog« für Flöte, Viola und Fagott Villa-Lobos: »Bachianas Brasileiras« Nr. 6 für Flöte und Fagott Carl Philipp Emmanuel Bach: Quartett D-Dur für Flöte, Viola, Fagott und Klavier Kathrin Bäz | Flöte Matan Gilitchensky | Viola Daniel Bäz | Fagott Melanie Bähr | Klavier und Cembalo DO 2. SEP 2021 | 19.30 Uhr NACHBARLAND TSCHECHIEN Mozart: Serenade für Bläser Es-Dur KV 375 Martinů: Concertino c-Moll für Violoncello, Bläser, Klavier und Schlagzeug Dvořák: Serenade d-Moll für zehn Bläser, Violoncello und Kontrabass Bruno Borralhinho | Dirigent Peter Bruns | Violoncello Mitglieder der Dresdner Philharmonie 30 Das aktuelle Konzertprogramm finden Sie online unter dresdnerphilharmonie.de
HERAUSGEBER TEXTE Wikimedia Commons: S. 4, 7, 9 Intendanz Jens Schubbe schubert-online.de: S. 6 der Dresdner Philharmonie Der Text von Jens Schubbe Studio_PR_Salzburg: S. 22 Schloßstraße 2 ist ein Originalbeitrag für Markenfotografie: 01067 Dresden dieses Heft; Abdruck nur mit S. 25, 26, 27 T +49 351 4866-282 ausdrücklicher Genehmi- dresdnerphilharmonie.de gung des Autors. MUSIKBIBLIOTHEK Die Musikabteilung der Jens Schubbe, geboren 1962 CHEFDIRIGENT UND Zentralbibliothek (2. OG) hält in der Mecklenburgischen KÜNSTLERISCHER LEITER zu den aktuellen Programmen Schweiz, arbeitet als Drama- der Philharmonie für Sie in Marek Janowski turg für die Dresdner Phil- einem speziellen Regal harmonie. Darüber hinaus ist Partituren, Bücher und CDs er als Autor bzw. beratend bereit. für diverse Institutionen tä- INTENDANTIN tig, u. a. Wiener Musikverein, Frauke Roth (V.i.S.d.P.) Konzerthaus Berlin, Schwet- zinger Festspiele, Wittener TICKETSERVICE Tage für neue Kammermusik. Zuvor Tätigkeiten für das Schloßstraße 2, 01067 Dresden REDAKTION Collegium Novum Zürich T +49 351 4866-866 Jens Schubbe (Künstlerischer Leiter/Ge- schäftsführer), das Konzert- Die aktuellen Öffnungszeiten haus Berlin (Dramaturg), entnehmen Sie bitte unserer die Berliner Kammeroper Homepage. (Dramaturg) und das Theater Vorpommern (Chorsänger ticket@ und Dramaturg). dresdnerphilharmonie.de BILDNACHWEISE
Bleiben Sie informiert: dresdnerphilharmonie.de kulturpalast-dresden.de Gesundheitspartner der Dresdner Philharmonie: Die Dresdner Philharmonie als Kultureinrichtung der Landes- hauptstadt Dresden (Kulturraum) wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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