Die Streetchurch schöpft Zuversicht - SOZIALBERATUNG - UND AUSSERDEM: Kunst als Türöffner zum Glauben - Bildung bewegt - Wie Zwingli auf den ...
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Nr. 6 Juli_August 2020
Zeitschrift für die Mitarbeitenden der
Zürcher Landeskirche
SOZIALBERATUNG
Die Streetchurch schöpft Zuversicht
UND AUSSERDEM:
Kunst als Türöffner zum Glauben — Bildung bewegt — Wie Zwingli auf den Sockel zurückfand
2 EDITORIAL
3
AKTUELL
Nachrichten
5
BLOG
Vom Umgang mit
menschlicher Schwäche
MADELEINE STÄUBLI-RODUNER
Redaktorin «notabene»
6
SCHWERPUNKTE
Liebe Leserin, lieber Leser Kunst als Türöffner zum
Kürzlich liess ein bekannter Journalist öffent-
lich verlauten, er wünschte sich ernsthaft
Glauben: Matthias
den «Lockdown» zurück, um Ruhe zu haben Müller Kuhn
und von Menschen verschont zu bleiben.
Soweit gut, doch seine Prioritäten geben mir
zu denken. Er hat vermutlich keine verein- 10
samte Verwandte in einem Alterszentrum, die
sich nach menschlicher Nähe sehnt. Er
Die Streetchurch rüstet
musste wohl kaum «auf Distanz» Abschied sich für den Anstieg von
nehmen von einer sterbenden Freundin. Und
er ist bestimmt nicht in Kurzarbeit, auf Stel-
Hilfesuchenden
lensuche oder existenziell bedroht.
Der übergrosse Fokus auf die eigenen Be-
findlichkeiten ist meiner Ansicht nach symp-
12
tomatisch für eine hierzulande verbreitete Themen und Termine
Ich-Orientierung. Viele geben sich gern
weltoffen und nachhaltig, sind aber gleich-
zeitig reichlich selbstbezogen und einem 15
Lifestyle des Habens verhaftet. Wohlstand
wird mit verdientem Glück gleichgesetzt und
PORTRÄT
die Realität bedürftiger oder benachteiligter Dem Monument Zwingli
Menschen weitgehend ausgeblendet.
Dem Streben nach Eigennutz steht das
auf die Beine geholfen
gemeinnützige Wirken der Streetchurch
gegenüber. Ihre Mitarbeitenden wenden ihre
Aufmerksamkeit eben jenen zu, die ihr Leben
16
nicht einfach «chillen» können, sondern in IMPRESSUM &
ihren Nöten notwendige Unterstützung
suchen. Arbeit, Ausbildung, Wohnen, Delin-
CARTOON
quenz, Sucht, Beziehung – in vielerlei Her-
ausforderungen ist das Engagement der
Streetchurch gefragt. Nun hat sich unter
ihrem Dach ein kirchliches Kompetenzzent-
rum für Sozialberatung gebildet. Es steht
bereit für die aktuell stark zunehmende
Nachfrage. Das Interview mit Street-
church-Geschäftsführer Philipp Nussbaumer
finden Sie auf Seite 10.
AKTUELL 3
JAHRESBERICHT JAHRESRECHNUNG
—Reformation verbindet —5,2 Millionen Franken im
KOM. Der diesjährige Jahresbericht steht unter dem
Titel «Reformation verbindet Menschen». Das
Plus
500-Jahr-Jubiläum der Zürcher Reformation wurde SCH. Die Jahresrechnung der Zentralkasse der Lan-
dank zahlreichen Fest- und Gedenkanlässen zu ei- deskirche schliesst 2019 mit einem satten Plus von
nem Festreigen, der die Menschen zusammenbrach- rund 5,2 Millionen Franken. Budgetiert war ein
te und verband: über konfessionelle Grenzen und Aufwandüberschuss von knapp 1,4 Millionen Fran-
weit über Generationen-, Sprach- und Landesgren- ken. Hauptsächlich führten Unterschreitungen beim
zen hinaus. Bezeichnend dafür etwa der ökumeni- Personalaufwand (1,9 Mio. Fr), bei den Sachkosten
sche Auftaktgottesdienst im Grossmünster oder die (1,36 Mio. Fr.) und bei den Beiträgen (0,86 Mio.
Versammlung der Weltgemeinschaft der Reformier- Fr.) auf der Aufwandseite sowie ein besseres Ergeb-
ten Kirchen in Horgen und Zürich im Mai des letz- nis bei den betrieblichen Erlösen und Rückerstat-
ten Jahres. Dass die Zürcher Landeskirche mit ihren tungen (1,36 Mio. Fr.) sowie (unrealisierte) Wert-
Kirchgemeinden während des ganzen Jahres darauf schriftengewinne und Finanzerträge zum guten
hinwirkt, dass sich Menschen immer wieder neu be- Ergebnis. Die Kirchensynode genehmigt die Jahres-
gegnen, zeigt der Jahresbericht mit grösseren und rechnung an ihrer Sitzung vom 7. Juli (nach Redak-
kleineren Geschichten und Porträts. tionsschluss).
Der Jahresbericht 2019 erscheint erstmals in Der Ertragsüberschuss soll gemäss Antrag des
zwei Ausgaben: in einer elektronischen Gesamtaus- Kirchenrates hauptsächlich dem Eigenkapital zuge-
gabe mit allen Berichten der Gremien und detaillier- schrieben werden. Stimmt die Kirchensynode am 7.
ter Jahresrechnung; und in einer schlankeren, maga- Juli diesem Antrag zu, wächst das Eigenkapital auf
zinartig aufgebauten gedruckten Ausgabe, die sich 57,53 Millionen Franken.
auch dazu eignet, einer breiteren Öffentlichkeit zu
zeigen, wie vielfältig sich die reformierte Kirche im
Kanton Zürich einbringt und engagiert.
Den Jahresbericht downloaden oder als Printausgabe
bestellen auf: www.zhref.ch/jahresbericht
KIRCHENSYNODE
—Kirchenparlament tagt
erstmals in Bülach
SCH. Nach der Absage der Versammlungen im März
und Juni tagt die Kirchensynode am 7. Juli wieder
– allerdings nicht wie üblich im Zürcher Rathaus,
sondern in der Stadthalle Bülach. Um die Abstands-
regeln und Hygienemassnahmen zur Verhinderung
der Ausbreitung der Corona-Pandemie einhalten zu
können, brauchen die 123 Synodalen und der sie-
benköpfige Kirchenrat mehr Platz, als der eng
bestuhlte historische Rathaussaal in Zürich hergibt.
Dass sich das reformierte Kirchenparlament für re-
guläre Sitzungen ausserhalb des Rathauses versam-
melt, ist äusserst selten. Selbst als 1974 im Rathaus
Umbauarbeiten durchgeführt wurden, konnte man
am Tagungsort festhalten. Eine Verlegung ausser-
halb der Stadt ist abgesehen von Aussprachesyno-
den nicht bekannt.
Wegen der dieses Jahr ausgefallenen Versamm-
lungen ist die Traktandenliste voll und die Sitzungs-
dauer bis nach 18 Uhr terminiert. Die Synode ver-
abschiedet unter anderem den Jahresbericht 2019
und die Jahresrechnung der Zentralkasse (siehe se-
parate Meldung). Die Versammlung in Bülach ist
ausnahmsweise nicht öffentlich.
4 AKTUELL
BETTAG
—Versöhnung fördern im Kurz und
Südsudan
KOM. Nach jahrelangem Bürgerkrieg hoffen die
Menschen im Südsudan auf Frieden und Stabilität.
Knapp
Das junge Land hätte es bitter nötig. Die Zürcher Feiern mit Abstand
Landeskirche will mit der Bettagskollekte einen
Beitrag dazu leisten, die humanitäre Not zu lindern.
Berichte des Uno-Menschenrechtsrates sprechen
von 1,4 Millionen Südsudanesinnen und Südsuda-
Foto: V. Schwizer
nesen, die als intern Vertriebene im ostafrikanischen
Land leben, und von 2,2 Millionen, die ins Ausland
fliehen mussten. Knapp 400 000 Menschen fielen
dem Bürgerkrieg zum Opfer. 6,5 Millionen Men-
schen sind von Hunger bedroht – mehr als die Hälf- Seit Pfingsten werden wieder Gottesdienste
te der Bevölkerung. mit Besucherinnen und Besuchern gefeiert;
Da die südsudanesische Regierung schwach ist seit dem 22. Juni auch jenseits der ehmals
und kaum Mittel hat, um den Frieden zu fördern, geltenden Obergrenze von 300 Teilnehmen-
spielen die Kirchen im Versöhnungsprozess eine be- den. Veranstaltungen mit bis zu 1000 Perso-
sondere Rolle. Die Presbyterianische Kirche ist die nen sind wieder erlaubt. Es muss aber
drittgrösste Kirche im Südsudan und Partnerkirche sichergestellt werden, dass bei der Nachver-
von Mission 21. Sie unterstützt zusammen mit dem folgung von Kontakten nicht mehr als 300
Südsudanesischen Kirchenbund die Friedens- und Personen kontaktiert werden müssen. Wei-
Versöhnungsarbeit. terhin gilt, dass öffentlich zugängliche Orte
www.zhref.ch/bettag über ein Schutzkonzept verfügen müssen.
Dokumente unter «Pandemie-Downloads für
Kirchgemeinden» auf: www.zhref.ch
Ostern an Pfingsten
Die Wiederaufnahme der Gottesdienste
führte laut Kirchenratspräsident Michel
Müller zu einer theologischen Pointe:
«Pfingsten waren dieses Jahr an Ostern und
umgekehrt. Die leibliche Auferstehung Christi
wurde für einmal an Pfingsten, in der Ge-
meinschaft, gefeiert. An Ostern war es
umgekehrt, die Gemeinschaft war rein geisti-
DIAKONIE SCHWEIZ ger Natur», sagte Michel Müller gegenüber
—Diakonische Initiativen «reformiert.»
sichtbar machen
ROD. Die Schweizer Stiftung fondia fördert diakoni- Singen mit Zurückhaltung
sche Initiativen in der Evangelischen Kirche Das Singen im Gottesdienst ist unter Einhal-
Schweiz, in deren Mitgliedskirchen und naheste- tung der Abstandsregel und der im Schutz-
henden Organisationen. Im Fokus stehen dabei häu- konzept beschriebenen Massnahmen wieder
fig Menschen aus dem Asyl- und Migrationsbereich, möglich. Der Kirchenrat empfiehlt dennoch,
die etwa durch das Netz staatlicher Angebote fallen, Zurückhaltung zu üben.
da sie beispielsweise keinen geregelten Aufenthalts-
status haben.
Die von fondia unterstützten Projekte sind seit Lager finden statt
Ende Mai auf der Plattform www.diakonie.ch zu Reisen und Lager können seit 6. Juni unter
finden, mit der die Stiftung kooperiert. Projekte, die Einhaltung der Schutzvorschriften wieder
den fondia-Stiftungsrat besonders überzeugt haben, durchgeführt werden. Es liegen dafür eine
werden neu im Magazin von www.diakonie.ch vor- Vorlage für ein Schutzkonzept sowie eine
gestellt. Diese Informationsquellen bieten sich als Checkliste vor, die auf den Schutzkonzepten
Inspiration und Möglichkeit an, mit den Projektver- der Jugendverbände basieren. Alle Unterlagen
antwortlichen in Kontakt zu treten. auf www.zhref.ch.
www.fondia.ch
AKTUELL 5
REFORMIERTES LABOR
—RefLab mit Blogs und
Blog
Podcasts nah am Zeit
geschehen
SCH. Seit Mitte Januar ist das RefLab, das reformier-
te Labor der Zürcher Landeskirche auf Sendung.
Mit einer Fülle von unterschiedlichen Formaten,
Blog- und Audiobeiträgen nehmen sich die Autorin-
nen und Autoren von RefLab aktuelle Themen vor:
Corona-Krise, Antirassismusbewegung, Geschlech- EVELYNE BAUMBERGER
terdebatten, Gebetskultur und Glaubensfragen wer- Journalistin, Theologiestudentin
den verhandelt. Kontrovers, witzig, provokativ aber
auch mit theologischem Tiefgang werden die ge- Neuanfang
sprochenen oder geschriebenen Beiträge erarbeitet Nach fast 30 km Bergwandern und einem Tag
und haben in der Zwischenzeit eine beträchtliche voller Glücksmomente hatten wir einen schö-
Gefolgschaft. Das Format «Ausgeglaubt», produ- nen Platz zum Übernachten gefunden. Es
ziert von Stephan Jütte und Manuel Schmid, zählt duftete nach Minze und Bärlauch. Nach dem
mittlerweile über 2000 Abonnenten. An Beachtung Abendessen warfen wir einen Blick auf den
zugelegt haben in jüngster Zeit auch die Blogbeiträ- Wetterradar. Es kündigte sich für mitten in der
ge, berichtet das RefLab-Team in seinem Newslet- Nacht Regen an. Und so bauten wir im Däm-
ter. In Zeiten des Lockdowns war Lesestoff, ge- merlicht ein Notzelt auf. Ich konnte mich kaum
schrieben aus persönlicher Warte, gefragter, mehr auf den Beinen halten. Eine Grenzerfah-
während Podcasts (ein oft von Pendlern genutztes rung.
Format) etwas weniger genutzt wurden. Ausschnitte Die beschriebene habe ich gemeistert. Bei
aus den Beiträgen von RefLab finden Sie auch re- einer anderen bin ich phänomenal gescheitert:
gelmässig im «notabene». Am Morgen vor einem weiteren Ausflug wollte
Mehr lesen und hören auf: www.reflab.ch ich einkaufen, doch wegen einer Panne war
wieder einmal keine Zahlung mit Postkarte
möglich. Ich war frustriert und verhielt mich
der Verkäuferin gegenüber unhöflich. Auf dem
SIHLTAL Weg zurück ins Haus schämte ich mich: Wie
peinlich, als angehende Pfarrerin so die Ner-
—Engagiert für Kinder und ven zu verlieren! Wahrscheinlich war ich immer
Familien noch erschöpft. So analysierte und erklärte ich
mir mein Verhalten. Aber das schlechte Gefühl
SCH. Die reformierte Kirchgemeinde Sihltal hat die- verschwand nicht. Ich war enttäuscht von mir
sen Frühling gemeinsam mit der Stadt Adliswil und selber.
der katholischen Kirche Adliswil den «Verein Spiel- Normalerweise habe ich Mühe mit der bibli-
gruppen und Frühförderung Adliswil» gegründet. schen Ansicht, dass jeder Mensch ein Sünder
Damit werden zukunftsfähige Strukturen geschaffen sei. Ich sehe lieber das Gute in jedem. Doch in
für ein Kinder- und Familienprojekt, das bereits seit Momenten, in denen es mir schwerfällt, gnädig
Jahrzehnten erfolgreich läuft. Die Spielgruppe Ku- mit mir selber zu sein, erkenne ich meine
ckuck in Adliswil blickt schon auf eine über 40-jäh- Schwäche. Der Apostel Paulus setzt der
rige Zusammenarbeit mit der reformierten Kirche Grundnatur des Menschen, die zum Schlech-
zurück, welche die Räume des Kirchgemeindehau- ten neige, die unendliche Vergebung Gottes
ses für die Kinder und deren Frühförderung zur Ver- entgegen. Doch wenn ich andere Menschen
fügung stellt. verletzt habe, ist es ein schwacher Trost, dass
Die Eltern der Spielgruppenkinder kochen übri- ich bei Gott Vergebung finde.
gens als Gegenleistung ein ökumenisches Essen für Schliesslich ging ich mit Bargeld zurück in den
die Senioren der Gemeinde. Damit wird auch ein Laden. Unterwegs atmete ich tief ein und aus
sozialer Austausch unter den Generationen gepflegt. und sprach ein Kurzgebet: «Du in mir – ich in
Infos: www.refsihltal.ch und www.spielgruppekuckuck.ch dir.» Diese Worte begleiten mich oft. Ich spüre
darin die Gegenwart Gottes, die mich trägt.
Ich entschuldigte mich bei der Verkäuferin.
Auch die Nacht in den Bergen ging übrigens
gut aus. Es regnete nicht. Und als ich am
Morgen meine nackten Füsse aus dem Schlaf-
sack und in die Wiese streckte, zwitscherten
die Vögel. Ein neuer Anfang ...
Ausschnitte aus einem Blog auf: www.reflab.ch
6
Matthias Müller Kuhn kombiniert Wort und Bild – inspiriert von einem Motiv von Vincent van Gogh.
VOM UMGANG DER REFORMIERTEN MIT KUNST
Mehr Kunst
Kunst ist ein Türöffner zum Glauben, sagt Matthias
Müller Kuhn. Der Zürcher Pfarrer und Leiter der
Gehörlosenseelsorge, schreibt Gedichte, malt
Ikonen und plädiert für mehr Engagement der
Reformierten im Kunstbereich.
Von Christian Schenk
SCHWERPUNKT KUNST
Man kann den Engel an der Wand nicht übersehen.
Nicht wegen seiner Grösse. Es ist die Leuchtkraft
des sonnengelben Hintergrund vor dem das Him-
melswesen seine Flügel ausbreitet, das jeden Blick
sofort anzieht. Das Bild verleiht dem Gemein- «Das Licht der
schaftsraum im Gehörlosenpfarramt in Oerlikon
auch bei spärlicher Beleuchtung einen besonderen Auferstehung
Schein und warmen Glanz. durchdringt alles –
Haikus und Hoffnung auch das Leiden.»
Licht, das Hoffnung ausstrahlt; ausgebreitete
Flügel, die Schutz und Geborgenheit vermitteln: Es
sind diese Botschaften, die besonders in diesen Zei-
ten jedem Betrachter sofort einleuchten. Worte zur
Erklärung brauche es dazu nicht, sagt Matthias
Müller Kuhn, Pfarrer und Schöpfer dieses ikonenar-
tig gestalteten Bildes. Entstanden sei es zu Beginn
der Corona-Krise, als die ausbrechende Pandemie
überall Verunsicherung und Angst auslöste. «Da
habe ich Pinsel und Farbe hervorgenommen und –
nach mehrjähriger Pause – einfach wieder zu malen
begonnen.»
Entstanden sind neben dem Engel auch eine
Reihe weiterer Bilder, die die Verletzlichkeit der
Menschen und ihre Sehnsucht nach Halt und Zuver-
sicht thematisieren. Einige der Bilder sind mit drei-
zeiligen Kurzgedichten nach japanischer Tradition
– sogenannten Haikus – überschrieben. «Säen wir
Hoffnung / in die Furchen einer / unsicheren Zu-
kunft» steht in Handschrift über einer kargen, zer-
furchten Landschaft, die ein Bauer durchschreitet.
Das Motiv erinnert an ein Werk von Van Gogh, trägt
aber die Handschrift des Künstlerpfarrers. Und auch
hier spielt das Licht eine entscheidende Rolle: Die
am Horizont aufgehende Sonne überstrahlt das
Düstere bei weitem. Pfarrer, Lyriker und Ikonenmaler: Matthias Müller Kuhn.
Lyrik und Ikonen
Wenn Matthias Müller Kuhn in seinen jüngsten
Werken Worte und Bilder verknüpft, verbindet er
zwei lange gepflegte Stränge seiner künstlerischen
Adern. «Als Lyriker wirke ich schon seit meinem «Ob man es
16. Altersjahr», sagt der heute 57-Jährige. Der
künstlerische Umgang mit Worten habe ihn immer
wahrhaben will
schon fasziniert und ihn wohl auch in den refor- oder nicht:
mierten Pfarrberuf geführt. Mit dem Malen habe er
erst viel später begonnen. Heute schätzt und pflegt das Bild dringt von
er dieses Kunsthandwerk wieder ganz besonders. allen Seiten
Seine Bilder – oft inspiriert von religiösen Symbo-
len und Figuren der orthodoxen Ikonentradition – in die Kirche.»
lassen auch seine Glaubenshaltung durchscheinen.
«Ich bin Auferstehungstheologe.»
Eben deshalb fasziniere ihn das Bilduniversum
der Ikonenmalerei, aus dem er seinen eigenen, ex-
pressionistischen Malstil entwickelt habe. «Das
Licht der Auferstehung durchdringt alles – auch das
Leiden.» Die dunklen Seiten, die Unsicherheit, der
Schmerz, sind sehr wohl auf den Bildern präsent
und in Kontrastfarben gemalt. «Aber alles steht in
einem grösseren Zusammenhang, im Licht der Auf-
erstehung – darin sind wir eingebettet und das hält
8 SCHWERPUNKT KUNST
uns auch», beschreibt Matthias Müller seine Glau-
benshaltung, die seine Kunst durchdringt. «Ich kann Wo man Kunst in Kir-
gar nicht anders malen, das ist so tief in mir drin.»
chen erleben kann
«Sprache ist Bild» • Kirchgemeinde Zürich Witikon:
Ein Künstlerpfarrer mit hoher Wertschätzung Die Kommission «Kunst und
für das Bild, muss sich in der reformierten Kirche Kirche» bringt mit Ausstellun-
manchmal etwas einsam vorkommen. «In diesem gen Kunstschaffende und
Bereich leide ich schon etwas an unserer Kirche», Kunstinteressierte zusammen
sagt Matthias Müller Kuhn zur Ablehnung der Bil- und begleitet die Auseinander-
der in reformierten Kirchen. Man habe sich damit setzung durch thematische
während der Reformationszeit vor allem von der Veranstaltungen.
katholischen Kirche abgrenzen wollen. Aber: «Für www.ref-witikon.ch
mich ist diese Haltung heute nicht mehr verständ- • Die Ökumenische EPI Kirche:
lich.» Worte, die den Reformierten so wichtig sind, Der Raum wird neben Gottes-
schafften doch immer auch Bilder, argumentiert der diensten auch für Kunstprojekte
Pfarrer und Lyriker. und Ausstellungen genutzt.
www.swissepi.ch
Das Bild dringt in die Kirche • Oberwinterthur: Im Kirchge-
Weshalb also Festhalten an der Hemmung für meindehaus finden Ausstellun-
gemalte Bilder in der Kirche? Diese Spannung müs- gen mit Künstlerinnen und
se er als Künstler und Pfarrer aushalten. Gleichzei- Künstlern aus der Region statt
tig sei ihm das reformierte Bildvakuum auch ein und sorgen für einen befruch
kreativer Impuls: «Ich musste mich nicht besetzen tenden Austausch zwischen
lassen durch vorgegebene Bildtradition und fixe Ge- Kunst und Kirche.
staltungsregeln, wie sie zum Beispiel in orthodoxen www.refkircheoberi.ch
Kirchen starr vorgegeben sind.»
Gleichwohl, findet Matthias Müller Kuhn, es sei
höchste Zeit, in der reformierten Kirche den Um- Wer sich für Kunst
gang mit dem Bild zu überdenken. «Ob man es stark macht
wahrhaben will oder nicht. Das Bild dringt von al-
len Seiten in die Kirche.» Das beobachte er überall, Die Schweizerische St. Lukasge-
in zahlreichen Kirchgemeinden würden die Leute sellschaft für Kunst und Kirche ist
aktiv, um ihre Kirchenräume zu gestalten – manch- ein Netzwerk für Architektinnen,
mal auch überbordend und ohne viel Verständnis. Kunstschaffende, Theologen,
Deshalb brauche es eine Diskussion über die Krite- Kunsthistorikerinnen und weitere
rien und die Qualität religiöser Kunst in der refor- Fachleute. Ihre Mitglieder pflegen
mierten Kirche. Matthias Müller Kuhn vermisst, und fördern den Diskurs im
dass die Kirche im Kunstbereich investiert, Gefässe Bereich Zeitgenössische Kunst,
entwickelt, Wettbewerbe und Ausstellungen mit re- Architektur, Kirchen, Spiritualität
ligiöser Kunst anstösst. Christliche Kunst werde und Religionen in der modernen
heute generell kaum mehr gefördert. Auch darum Gesellschaft. Vorstandspräsident
sei ein grösseres kulturelles Engagement der Refor- ist mit Matthias Berger ein Pfarrer
mierten wichtig und angezeigt. «Kirche hat schon der Zürcher Landeskirche.
immer Kunst geschaffen, Kirche war schon immer www.lukasgesellschaft.ch
Kunstraum.» Auch bei den Reformierten.●
Haiku for hope
Mit «haiku for hope» setzte
Matthias Müller Kuhn mit
der schlichten Form der
Haiku-Poesie ein Zeichen
gegen Ängste und Ein-
schränkungen in der Zeit
der Corona-Krise. Sie wirkt
darüber hinaus. Mehr
sehen und mehr lesen auf:
www.wortbaum.ch
WEITERBILDUNG 9
Beruflich in
Bewegung bleiben
Das neue Bildungsangebot der Landeskirche geht online.
SM. In der Zürcher Kirche arbeiten Menschen mit
ganz unterschiedlichen Berufsprofilen zusammen
und engagieren sich für eine Kirche der Zukunft.
Dieses Engagement macht unsere Kirche aus! Das
Bildungsangebot 2021, das seit kurzem online ver-
fügbar ist, unterstützt dieses professionelle Handeln
und richtet sich an alle Mitarbeitenden, Behörden-
mitglieder und Freiwilligen der Kirchgemeinden
und der Gesamtkirchlichen Dienste.
Umweltbewusst, sorgsam, innovativ
Auch die Legislaturziele 2020 – 24 orientieren
sich an einer «Kirche der Zukunft – sorgsam und
innovativ». Das Bildungsangebot, das von der Zür-
cher Landeskirche bereitgestellt wird, fokussiert
insbesondere auf drei Schwerpunkte der in diesem
Frühling präsentierten Legislaturziele: «Umweltbe-
wusst handeln», «Sorge tragen» und «Innovation
fördern». Neben den neuen Schwerpunkten sind
wiederum bekannte Angebote im Themenbereich Bildung buchen:
Kommunikation, Gemeindeaufbau und Leitung so-
wie die berufsgruppenspezifischen Aus- und Wei- zhref.ch/kurse
terbildungen zu finden. Das Bildungsangebot der Zür-
cher Landeskirche wird zukünftig
nicht mehr mit dem einmal jähr-
Auf mich zugeschnitten lich erscheinenden Gesamtheft
Auch die Formen der Weiterbildungen sind präsentiert, sondern mit einer
vielfältig: Es gibt die klassischen Weiterbildungen neuen Bildungswebsite und
mit fixen Terminen sowie die massgeschneiderten einem zwei Mal jährlich versen-
Angebote, die bedarfsorientiert in den Kirchge- deten Bildungsticker. Damit kann
meinden durchgeführt werden. Dabei steht eine aktueller und flexibler auf neue
Vielzahl an Fachleuten für gezielte Beratungen zur Bildungsangebote reagiert sowie
Verfügung. Ziel ist es, dass sich alle beruflich wei- zeitnah kommuniziert werden.
terentwickeln können, sprich in Bewegung bleiben
– persönlich als Mitarbeitende oder Führungsper-
son, als Team wie als Kirchgemeinde. Das Bil- bildungkirche.ch
dungsangebot soll vielfältige Kompetenzen, neue Weitere Angebote hält das ge-
Handlungsmöglichkeiten und frische Perspektiven samtschweizerische Bildungspor-
fördern, die inner- wie ausserhalb der Kirchgemein- tal «bildungkirche.ch» bereit.
den wirken. Auch dessen Kursprogramm
Neu sind auf der Website zhref.ch/kurse auch 2021 ist jetzt buchbar. Die Ange-
andere Bildungsanbieter verlinkt, wo ebenfalls bote richten sich hauptsächlich
spannende Weiterbildungsmöglichkeiten zu finden an Pfarrerinnen und Pfarrer sowie
sind. Zudem gibt es für diejenigen, die noch un- an Sozialdiakoninnen und Sozial-
schlüssig sind oder Fragen haben, die Möglichkeit diakone. Es finden sich jedoch
einer beruflichen Standortbestimmung. Dies ist ein auch Kurse für Behördenmitglie-
kostenloses Angebot der Personalentwicklung der der und weitere kirchliche Mitar-
Zürcher Kirche.● beitende. Foto: zhref/flickr
Bei Fragen für Sie da: Susana Méndez, Personalentwicklung
Zürcher Kirche, susana.mendez@zhref.ch10 FOKUS
SOZIALBERATUNG DER KIRCHGEMEINDE ZÜRICH
Da sein für
Menschen in Not
Die Streetchurch ist in Zeiten wie diesen besonders ge-
fragt. Sie rüstet sich für den Anstieg von Hilfesuchen-
den und entwickelt sich gleichzeitig zum Kompetenz-
zentrum für Sozialberatung der
Kirchgemeinde Zürich.
Von Madeleine Stäubli-Roduner
Wie ist das Kompetenzzentrum aufgestellt?
Das Angebot «Kirchliche Sozialberatung»
wird fester Bestandteil der Streetchurch
werden. Diese engagiert sich insbesondere für
Menschen aus dem Grossraum Zürich, die in
unterschiedlichen Lebenssituationen mit
verschiedenen Herausforderungen konfrontiert
sind: Arbeit, Ausbildung, Wohnen, Delin-
quenz, Sucht, Beziehung und vieles mehr.
Dabei setzt sie sich zum Ziel, dass Menschen
PHILIPP NUSSBAUMER mit und ohne Bezug zur Kirche im Leben
Geschäftsführer Streetchurch gestärkt werden. Sie sollen neue Kraft,
Orientierung und Hoffnung finden, indem sie
sich auf sich selbst und ihr Gegenüber einlas-
Die Streetchurch führt seit Anfang Mai ein sen. Das Angebot der Sozialberatung legt
neues Kompetenzzentrum für Sozialbera- dabei den Fokus insbesondere auf die sozialar-
tung. Was ist neu daran? beiterische Begleitung und Beratung der
Die Streetchurch betreibt seit ihrer Gründung Menschen. Ihre individuelle Situation wird
im Jahr 2003 eine niederschwellige Anlauf- erfasst und lösungsorientiert werden erste
stelle für Jugendliche und junge Erwachsene, Schritte auf dem Weg zu einem gelingenderen
die sich über die Jahre zur anerkannten Leben in Angriff genommen.
Sozialberatung weiterentwickelt hatte. Im
Rahmen der Reform der Kirchgemeinde Wie kooperieren Sie mit Sozialdiakonie in
Zürich wurde die Eingliederung der Sozialbe- Kirchgemeinden und anderen Behörden?
ratung der «Stiftung Kirchlicher Sozialdienst Bereits heute ist das Angebot gut vernetzt in
Zürich» in die Kirchgemeinde beschlossen. Es der Kirchgemeinde der Stadt Zürich und mit
bot sich an, die beiden Angebote nahe zuein- anderen Behörden oder Amtsstellen. Diese
ander zu führen, weshalb nun per 1. Mai 2020 Vernetzung soll weiter gefördert werden. So
die Eingliederung in die Streetchurch erfolgt wird zum Beispiel die Mitwirkung im Projekt
ist. So entsteht nun ein kirchliches Kompe- «Moneythek», einer niederschwelligen
tenzzentrum für die Sozialberatung. Dieses Budgetberatung, bewusst weitergeführt.
wird insbesondere die sozialdiakonische Insbesondere in der Zusammenarbeit mit den
Arbeit in den Kirchenkreisen der Kirchge- Kirchenkreisen der Kirchgemeinde vor Ort
meinde Stadt Zürich ergänzen und unterstüt- sollen neue Wege gesucht und gefunden
zen. werden. Unter anderem steht die Idee einer
Sprechstunde vor Ort im Raum.11
Besprechung mit einer Sozialberaterin der Streetchurch. Fotos: Streetchurch
Bleiben die dezentralen Angebote der städti-
schen Kirchenkreise bestehen?
Ja. Das zentrale Angebot der Sozialberatung
war auch vorher im Rahmen der «Stiftung
Kirchlicher Sozialdienst Zürich» ein Angebot,
das die Angebote der Kirchenkreise vor Ort
ergänzen sollte. Daran ändert sich mit der
Eingliederung nichts. Vielmehr soll durch die
Eingliederung die Nähe zu den dezentralen
Angeboten gestärkt werden, so dass die
Ressourcen optimal eingesetzt und das
Knowhow breit gestreut werden kann. Streetchurch –
Wie entwickelt sich aktuell die Nachfrage Diakoniekirche
von Menschen in schwierigen Lebenslagen? Die Streetchurch, gegründet
Wir erleben aktuell eine starke Zunahme der 2003, ist Teil der Reformierten
Nachfrage. Ob das bereits auf die sozialen und Kirche Zürich. Das Team mit über
wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19- 35 Mitarbeitenden arbeitet im
Krise zurückzuführen ist, können wir noch urbanen und multikulturellen
nicht abschliessend beurteilen. Wir gehen Umfeld an der Badenerstrasse 69
jedoch davon aus, dass in den kommenden in der Stadt Zürich. Ihre Angebo-
Monaten mit einer weiteren starken Zunahme te richten sich insbesondere an
der Nachfrage zu rechnen ist. Nach der Menschen aus dem Grossraum
erfolgten Eingliederung der «Kirchlichen Zürich, die in unterschiedlichen
Sozialberatung» gilt es deshalb nun schnell Lebenssituationen mit verschie-
ein schlagkräftiges Team von Sozialarbeiten- denen Herausforderungen kon-
den aufzubauen. Im Mai 2020 haben bereits frontiert sind: Arbeit, Ausbildung,
neue Mitarbeitende ihre Arbeit aufgenommen; Wohnen, Delinquenz, Sucht,
weitere folgen im Juli. Daher sind wir über- Beziehung. Hilfesuchende wer-
zeugt, mittelfristig gut gerüstet zu sein und mit den befähigt, sich individuell zu
einem motivierten Team den Nöten der entfalten und in der Gesellschaft
Menschen – gerade auch in der aktuell heraus- ihren Platz einzunehmen.
fordernden Zeit – begegnen zu können.● streetchurch.ch12
Themen & Godly Play
22. AUGUST
Termine
Gott spielerisch entdecken und einen
neuen Zugang zum Reden über Gott
finden – darum geht es bei «Godly
Play». Im Zentrum stehen die Begeg-
nung mit biblischen Geschichten und
das gemeinsame Theologisieren
anhand von Ergründungsfragen.
Theologiekurs SHIVA begegnet «Godly Play» eignet sich für die Arbeit
mit allen Altersstufen – von Kindern bis
jetzt anmelden SUVA ins hohe Alter. Die Methode wird unter
dem Begriff «Gott im Spiel» im
deutschsprachigen Raum laufend
AB AUGUST AB 10. AUGUST weiterentwickelt. Der Kurstag gibt
Theologie denkt über den Glauben Religion und Staat im Alltag. Was tun, Einblick in die Arbeit mit «Godly Play»,
nach. Dieses Nachdenken ist umso wenn jahrhundertealte hinduistische vermittelt die Grundlagen und ermög-
spannender, je mehr Wissen vorhan- Traditionen des Tempelbaus mit der licht erste Erfahrungen mit Materialien
den ist. Der neue Lehrgang startet Helmtragevorschrift der SUVA und Geschichten. Der Kennenlerntag
nach den Sommerferien und dauert kollidieren? In unserem Alltag gibt es berechtigt zu einer späteren Teilnahme
drei Jahre. Anmeldung: verschiedenste Situationen, wo an einem zertifizierten «Godly Play»-Er-
044 258 92 46, regula.tanner@zhref.ch religiöse Vorstellungen und staatliche zählkurs.
zhref.ch, Stichwort: Evangelischer Regelungen aufeinandertreffen: die 9.15 bis 16.15 Uhr. Relimedia,
Theologiekurs Weihnachtslieder in der Schule, der Gemeindestrasse 11, Zürich. Anmel-
Platz auf dem Friedhof oder eben die dung: relimedia.ch/veranstaltung/
Die Bibel auf dem Arbeitssicherheit beim Tempelbau. kennenlerntag-godly-play/
Die Ausstellung stellt sieben konkrete
Bierdeckel
Berührungspunkte vor und zeigt die
vielen pragmatischen Lösungen im Lesung mit Franz
9. JULI
Digitaler Kursabend zum 1. Makkabäer
Alltag.
Ausstellung im Politforum Bern,
Marktgasse 67, Bern
Hohler
Buch aus den Deuterokanonischen polit-forum-bern.ch 28. AUGUST 2020
Schriften. Thema: Clash of Cultures! Lassen Sie sich von seinen aktuellen
Anmeldung: info@fokustheologieref.ch Kurzgeschichten verzaubern. Nutzen
fokustheologieref.ch Sie die Gelegenheit, den grossen
Schweizer Schriftsteller persönlich zu
Elternbildung
treffen. Das Gespräch führt Pfarrer
Martin Rüsch. Eine Veranstaltung des
«Freundeskreis Grossmünster».
1. / 15. SEPTEMBER 19 Uhr, Wasserkirche, Zürich. Türöff-
Elternbildung ist Teil der Erwachsenen- nung: 18.30 Uhr
bildung. Sie umfasst Bildungsangebote
für verschiedene Phasen des Familien-
lebens und richtet sich an alle Formen
Sozialberatung
von Familie. Elternbildung bietet ein
weiteres Aufgabenfeld in der katecheti-
schen und sozialdiakonischen Praxis.
Diese Weiterbildung ermutigt und
befähigt katechetisch und sozialdiako-
in Kirchgemeinde
nisch Mitarbeitende zu ersten Schritten 18. AUGUST, 8. SEPTEMBER
in der Elternbildung. Einführung und Grundlagen in zentrale
Jeweils 9 bis 12.30 Uhr. Hirschengra- Themen der Sozialberatung.
ben 50, Zürich. Anmeldung: zhref.ch/ Die Komplexität der Themen in
intern/kurse/2020/grundlagen-und- Beratungsgesprächen ist hoch.
knowhow-fuer-elternbildung Sozialhilfe, Sozialversicherungsfragen,
Palliativ Care:
und finanzielle Themen sind nicht in
Frau und Mann bei allen Kirchgemeinden Alltagsgeschäft
Sterbenarrative
und Teil des Kompetenzrucksackes der
Paulus – Die Frau Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone.
Grundkenntnisse helfen Ihnen, sich in
schweige? diesen Themen zurechtzufinden und
mit den Hilfesuchenden mögliche
9. SEPTEMBER
Nationale ökumenische Tagung über
Schritte einzuleiten. Leitung: Angela
7. SEPTEMBER Lagler, Uwe Koch.
die Bedeutung für die Seelsorge in
Palliative Care. Es gehört zu den
Mann und Frau bei Paulus. Gemein- 18. August, 13.30 bis 17 Uhr Kernaufgaben der Seelsorge, Men-
sam auf ganzheitliche Weise geht die 8. September, 13.30 bis 17Uhr schen in Todesnähe zu begleiten.
Gruppe den Bibel-Zitaten nach, in Blaufahnenstrasse 10, Zürich Wertschätzung des Gelebten als
denen Paulus sich zu Genderthemen Anmeldung: 044 258 92 37 verborgenes Sinnpotential gilt es zu
äussert. Das überlieferte Paulusbild monika.hein@zhref.ch entdecken und zu würdigen.
wird gemeinsam hinterfragt. Es gilt, zhref.ch/intern/kurse/2020/ Die Tagung beleuchtet am Vormittag
neue Perspektiven zu entdecken, Sterbenarrative aus theologischer und
Paulus in seinem Ringen um die neue kommunikationstheoretischer Sicht
Wirklichkeit ernst zu nehmen. und gibt am Nachmittag Einblick in
ursleitung. Leitung: Angela Wäffler-Bo- Methoden der Narration, welche in der
veland, Projektleitung Fokus Theologie. Seelsorge erprobt worden sind oder
18 bis 20 Uhr. Hirschengraben 50, sich als Möglichkeiten anbieten.
Zürich. Anmeldung: 44 258 92 17 9.15 bis 15.45 Uhr im Le Cap, Bern
doris.ring@zhref.ch Anmdeldung: evref.ch/palliative-care/RUBRIK 13
Grossmünster-
Gespräch «Persön-
lich»
7. SEPTEMBER
Pfarrer Christoph Sigrist unterhält sich
mit Daniel Koch, Bundesamt für
Gesundheit (BAG), über Gott und die
Welt. Eine Veranstaltung des «Freun-
deskreis Grossmünster».
18.30 Uhr, Grossmünster, Zürich
Türöffnung: 18 Uhr. Anschliessend
Apéro im Kreuzgang
Gott im Grünen auf
Bilderbuchtag der Spur
Relimedia Das Waldbaden gehört in Japan
zur Gesundheitsvorsorge. Die
23. SEPTEMBER ätherischen Öle der Bäume
Rebecca Forster (relimedia) und Oliver stärken das Immunsystem.
Wupper-Schweers stellen eine Waldbaden ist ein langsames
Auswahl der neuen Kamishibais,
Bilderbücher und Bilderbuchkinos vor. und angeleitetes, aufmerksa-
9 bis 11 Uhr, 19 bis 21 Uhr. Relimedia. mes Gehen im Wald. «Es gibt
Gemeindestrasse 11, Zürich. Anmel- Foto: Shutterstock
eine Kraft aus der Ewigkeit, und
dung: relimedia.ch/veranstaltung/
bilderbuchtag-2020/ diese ist grün», sagt die Mysti-
kerin Hildegard von Bingen.
Erholen im Dieser «Grünkraft» zu vertrauen,
die Gott in die Pflanzenwelt
Kloster gelegt hat und ihr auf einem
spirituellen Weg nachzuspüren,
SOMMER-ANGEBOT Klezmer in der darum geht es an diesem Tag.
Klosterkirche
Das Kloster Kappel ist eine ideale
Ferienunterkunft für einen Kurz- oder Leitung: Pfr. Michael Schaar,
Wanderurlaub und bietet sich an zur Dr. theol. Monika Fander.
persönlichen Einkehr und Stille. Das 30. AUGUST Mitbringen: Tagesrucksack, gefüllt mit
Seminarhotel und Bildungshaus Ein «Techtelmechtel» mit der rein Getränken und Picknick, Kugelschreiber,
offeriert seinen Gästen ein Som- weiblichen Klezmerband Jomtov. Die Notzbuch. Treffpunkt: Bahnhof Kreuzlin-
mer-Angebot zu Spezialpreisen. Zuhörenden erwartet ein poetischer, gen. 12. September. 9.30 bis 16 Uhr.
Informationen finden Sie auf der leidenschaftlicher Abend. Musizieren, Anmeldung: 044 242 89 86 pilgerzent-
Webseite des Klosters Kappel. singen und erzählen von der ersten rum@reformiert-zuerich.ch
klosterkappel.ch grossen Liebe, von heimlichen citykirche.ch/meditation-yoga-tanz/
Liebschaften, von langjähriger waldbaden
glücklicher Ehe, vom Leid der verlasse-
«Auf den Spuren nen Geliebten.
17.15 Uhr. Kloster Kappel
der Zisterzienser»
28. / 29. AUGUST
Die Klosterkirche im Kerzenlicht – Sin- ST E L
gen – Feiern – Bernhard von Clairvaux, LEN
Offen IM W
der Mystiker – Vigilien – Stille – Im
in de e Pfarrste EB
Klostergarten. Die beiden konzertanten
Teile (23 Uhr / 2 Uhr) werden von Liv
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Lange (Sopran), Raimund Wiederkehr Dien Gesamt len, Stel
(Tenor) und Jasmine Vollmer (Orgel &
geme sten und kirchlich len
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www nden find en Kirch n
Cembalo) gestaltet. Klosternacht von
20 bis 6.30 Uhr, Detailprogramm auf
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offen .ch/ange e auf:
klosterkappel.ch
e-ste b
llen ote/14 TIPPS
BUCHTIPP BILDUNGSTIPP
— Wie andere Kulturen die —Kurzfilme für Unterricht
Bibel sehen und Gemeinde
ROD. Ein Holzschnitt aus Peru, der EB. Kurzfilme eignen sich
in elementarer Symbolik die Em- hervorragend zur Bearbei-
maus-Jünger zeigt. Ein indisches tung in Unterricht, Er-
Mandala mit dem brennenden wachsenenbildung und
Dornbusch. Die Heilung des Ge- Gottesdienst. Der Kurs
lähmten als Fresko aus einer syri- «Kurzfilme für Unterricht
schen Hauskirche. Anhand von und Gemeinde» bietet
70 Kunstwerken aus aller Welt Grundlagen für die Arbeit mit Filmen und plädiert
legt Christian Weber dar, wie bib- für den Einsatz von Kurzfilmen im Unterricht, in
lische Geschichten weltweit in- der Erwachsenenbildung und im Gottesdienst. Aus-
terpretiert werden. Sein Praxis- gehend von einer kurzen Einführung in die Ge-
buch im Grossformat erörtert mittels sechs schichte und Ästhetik des Kurzfilms werden ausge-
Zugängen, wie Lebensumstände unsere Wahrneh- wählte Streifen filmsprachlich untersucht und
mung beeinflussen, was Begriffe und Symbole in verschiedene Gestaltungsmittel des Mediums Film
biblischer Zeit bedeuten und wie Künstlerinnen und aufgezeigt. Zudem werden die Teilnehmenden ne-
Künstler aus unterschiedlichen Kulturen Bibeltexte ben grundsätzlichen Überlegungen zum Umgang
verstehen. Das reich bebilderte und ausserordnet- mit Kurzfilmen als Kunstwerken eine breite Palette
lich schön gestaltete Werk eignet sich auch für die von Arbeitsformen und Methoden kennenlernen
Jugendarbeit oder im interreligiösen Kontext, be- und gemeinsam erproben. Und: Die Teilnehmenden
legt es doch eindrücklich und vielschichtig die per- können an einem Workshop eigene praktische Ent-
sönliche Erfahrung des Autors im Kongo: «Die Bi- würfe miteinander entwickeln, erproben und disku-
bel ist interkulturell». tieren.
Christian Weber, Wie andere Kulturen die Bibel sehen. Ein «Kurzfilme für Unterricht und Gemeinde».
Praxisbuch mit 70 Kunstwerken aus 33 Ländern, mit 19. bis 21. Oktober. Institut für Weiterbildung und Medienbil-
Begleit-DVD. TVZ 2020. 260 Seiten, Fr. 32.80 dung der PHBern. Anmelden bis 15.9.2020:
www.bildungskirche.ch/kurse
BUCHTIPPS ZUR DEBATTE
—Was es bedeutet, in den
USA schwarz zu sein
MB. Wenn in den USA Schwarze Bewusstwerdung afro-amerikanischer Geschichte.
von Polizisten getötet werden, ist Diese ist geprägt von der Angst vor institutioneller
das nicht nur ein Problem von in- Gewalt, die dem schwarzen Körper eingeschrieben
dividueller Verfehlung, denn ras- ist und mündet in der Frage, wie man in einem
sistische Gewalt ist – wie die schwarzen Körper frei leben kann.
überproportional häufige Tötung Formal lehnt sich Between the World and Me an
von Afroamerikanern durch wei- James Baldwins The Fire Next Time von 1963 an, in
sse Polizisten zeigt – eingewoben dem in einem ähnlichen Impetus die Selbststilisie-
in die US-amerikanische Identi- rung der USA als Führerin der freien Welt nach au-
tät. Rassismus ist in den Augen ssen und die Gleichgültigkeit gegenüber dem ‹Alb-
von Ta-Nehisi Coates nicht der traum der Rassenfrage› im eigenen Land
Fehler, sondern – die Grundlage angeprangert wird. Gerade aber weil die USA die
des Staates, der die schwarze Be- Demokratie vergöttlichten, müssten sie sich, so Co-
völkerung über mehr als drei ates, die Frage nach dem Umgang mit ihr mehr als
Jahrhunderte ausgebeutet und alle anderen gefallen lassen.
versklavt hat. Ta-Nehisi Coates, Between the World and Me. Deutsche
Der 1975 in West-Baltimore Ausgabe: Zwischen mir und der Welt. Hanser-Verlag, 2016.
geborene und aufgewachsene 240 Seiten, Fr. 23.90
Schriftsteller befasst sich in sei- James Baldwin, The Fire Next Time. Deutsche Ausgabe:
Nach der Flut das Feuer. DTV, 2019. 128 Seiten, 24.90.
nem Werk mit Formen des alltäg-
lichen Rassismus und der Diskriminierung. In sei-
nem 2015 erschienenen Buch Between the World
and Me thematisiert er die Frage, was es bedeutet,
in den Vereinigten Staaten schwarz zu sein. In drei
als Briefe an seinen Sohn Samori gestalteten Auf-
sätzen schildert Coates seine Bildungsbiografie als15
ALEX RITTER
Architekt ETH
Als Projektleiter Fachstelle
Kunst und Bau, Amt für
Hochbauten Stadt Zürich,
sorgte er für die Restaurie-
rung der Zwinglistatue. Zur Reparatur in St. Gallen, jetzt zurück in Zürich.
Foto: Fachstelle Kunst und Bau, Stadt Zürich
Steh auf Zwingli
Wie Alex Ritter dem Monument auf die Beine half
Man hätte meinen können, ein 800-Kilo-Koloss sei Was die Priorisierung kostet, wie die Reinigung ge-
nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Doch als währleistet werden kann, wie Publikum und Eigen-
man das Zwinglimonument am Vorabend des Züri- tümer reagieren, all das muss er aber im Blick behal-
fäschts 2019 aus der Verankerung löste und zur Ein- ten. Das braucht neben dem künstlerischen und
richtung eines Selfie-Points von seinem Sockel technischen Knowhow auch Fingerspitzengefühl.
hievte, bemerkten Alex Ritter und seine Fachleute, Alex Ritter, seit bald zehn Jahren in dieser Aufgabe
dass 135 Jahre Wind und Wetter auch einer mächti- tätig und neben Zwingli für rund 900 Kunst- und
gen Heldengestalt zusetzen. Das Eisenkorsett, das Bauwerke der Stadt zuständig, hat sich letzteres an-
die Figur im Innern zusammenhält, war vom Rost trainieren müssen. «Am Anfang kam ich manchmal
zerfressen. Alex Ritter, Spezialist für Unterhalt und als der arrogante Kunstkenner daher und musste ler-
Restaurierungen bei der Fachstelle Kunst und Bau nen, auch die Anliegen derer ernst zu nehmen, die
des Amts für Hochbauten der Stadt Zürich, ordnete für den Unterhalt der Werke sorgen», erzählt der
daraufhin die Überführung des Denkmals in eine 62-Jährige freimütig. Alle Beteiligten mit einbezie-
Kunstgiesserei in St. Gallen an. Dort sollten dessen hen, sie für die Kunst zu gewinnen, sei eine Heraus-
Bauch und Innenleben durchleuchtet und Schäden forderung – aber auch eine interessante Aufgabe.
behoben werden. Auch beim Zwinglidenkmal bedarf es dieser
Vermittlungsaufgabe. Der gestrenge, mit Bibel und
Ästhetik und Tauben Schwert bewaffnete Kirchenmann sorgt nicht nur
Der Auftrag ist mittlerweile ausgeführt, die Sta- für Beachtung – sondern auch für Kritik. «Das Mo-
tue stabil (und wenn dieser Artikel erscheint – schon nument ist typisch für das 19. Jahrhundert, in dieser
wieder an Ort und Stelle). Es sind nur noch De- Zeit wurden überall solche Helden aufgestellt», er-
tailfragen zu klären. Etwa jene, ob man in Kauf neh- klärt Alex Ritter den martialischen Auftritt Zwinglis
men will, dass auch Tauben den herausgeputzten und den Zeitgeist, in dem er geschaffen wurde.
Zwingli von nahe begutachten und auf dessen Hut Da man nun weiss, dass auch ein solch protziger
Platz nehmen dürfen. Sie dürfen, findet der Kunst- Held der Pflege bedarf, dass in seinem Bauch eine
spezialist, als man ihn wegen dieser Frage auf sein filigrane Konstruktion dafür sorgt, dass er nicht
Handy anruft. Womöglich sei eine häufigere Reini- vom Sockel fällt, bringt dem Reformator vielleicht
gung angezeigt, was nicht so sehr ins Gewicht falle, sogar ein paar Sympathiepunkte ein. Ein schöner
wie die Verunstaltung des Werks durch den Tauben- Nebeneffekt, den das Restauratoren-Team ebenfalls
schutz. Alex Ritter gibt der Ästhetik den Vorzug. für sich verbuchen kann.●CH-8001 Zürich
P. P. / Journal
Post CH AG
notabene
AZB
8024 Zürich, notabene@zhref.ch
Hirschengraben 7, Postfach 673,
Kommunikation
Evang.-ref. Landeskirche,
Adressberichtigung an:
Hirschengraben 7, 8024 Zürich
Kantons Zürich
Evang.-ref. Landeskirche des
Absender: notabene
Mehr zur nicht ganz problemfreien Beziehung
zwischen Kunst und Kirche lesen Sie ab Seite 6.
IMPRESSUM DRUCK UND DESIGN
«notabene» ist die Zeitschrift aller, die Robert Hürlimann AG, Zürich
beruflich, ehrenamtlich oder regel Raffinerie AG, Zürich
mässig freiwillig als Mitglieder in der
Zürcher Landeskirche mitarbeiten. AUFLAGE
6500 Exemplare. Erscheint monatlich
HERAUSGEBERIN mit Doppelnummern im Juli und
Evangelisch-reformierte Landeskirche Dezember.
des Kantons Zürich. Abteilung
Kommunikation (KOM), NÄCHSTE AUSGABE
Hirschengraben 7, 8024 Zürich
Nr. 7 / 2020 (September)
REDAKTION UND
NOTABENE IM WEB
GESTALTUNG
www.zhref.ch / notabene
Christian Schenk (SCH),
Madeleine Stäubli-Roduner (ROD)
Tel. 044 258 92 97, notabene@zhref.ch TITELBILD
Redaktionssekretariat: Themenbild
franziska.schellenberg@zhref.ch Foto: streetchurch
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AUTORINNEN
Esther Derendinger (ED), Susana
Méndez (SM), Marc Bundi (MB)Sie können auch lesen
