Die Wiedervereinigung der Netze in Europa, Deutschland und Thüringen - (Strom, Bahn, Gas, und Telekommunikation)
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1 Die Wiedervereinigung der Netze in Europa, Deutschland und Thüringen (Strom, Bahn, Gas, und Telekommunikation)
2 Die Wiedervereinigung der Netze in Europa, Deutschland und Thüringen (Strom, Bahn, Gas, und Telekommunikation)
2 3 Inhaltsverzeichnis 5 0 Einführung 102 5 Das Gastnetz in der DDR und die Entwicklung mit der Wende 102 Gasversorgung Thüringen im Zeichen der Wiedervereinigung 7 1 Trennung des Deutschen Verbundnetzes und die Zeit bis zur 102 Für Thüringen ist die Gasversorgung des Raumes Sonneberg Wiedervereinigung von Interesse 7 Beginn des Verbundnetzes 103 1990 – Jetzt kommt Erdgas! 10 Trennung des Verbundnetzes in Ost und West 106 Erdgasleitung Hessen (Vitzeroda)–Thüringen–Sachsen 13 Stromlieferung von Ost nach West 107 STEGAL (Sächsisch-Thüringische Erdgasleitung) 25 Elektrische Wiedervereinigung 107 Regionale Erdgasleitungen 34 Quellenverzeichnis 108 Strukturelle Änderungen in der Gasversorgung 109 Erdgasumstellung 38 2 Netztechnische Maßnahmen zur Wiedervereinigung des 110 Quellenverzeichnis Verbundnetzes in Deutschland 38 Ohne Trennung keine Wiedervereinigung – ein kurzer Überblick 114 6 Die kommunikationstechnische Wiedervereinigung 40 „Elektrische Annäherung“ in der 2. Hälfte der 1980er Jahre Deutschlands 44 Netztechnische Vorbereitungen zum DVG/UCPTE-Anschluss ab 114 Einführung und Konzeption 1990 118 Die Nachrichtenanlagen der DDR Ende 1989: auf dem Niveau 47 Realisierung der Kuppelleitungen bis 1995 eines Entwicklungslandes 48 Schaltfolge der Elektrischen Wiedervereinigung am 13. September 130 Das Vereinigungswerk startete bereits vor der politischen Wieder- 1995 ... vereinigung 48 ... und die „Ost-Erweiterung des UCPTE-Netzes“ am 18. Oktober 140 Das Programm „Aufbau Ost“ 1995 161 „Aufbau Ost“: Technologie-Treiber für den Westen 50 Zusammenfassung 163 Zusammenfassung 53 Quellenverzeichnis 165 Quellenverzeichnis 56 3 Die Wiedervereinigung des Deutschen Verbundnetzes 174 Autorenverzeichnis 74 Quellenverzeichnis 78 4 Entwicklung des Bahnstromnetzes in Deutschland 78 Die Entwicklung des elektrischen Streckennetzes 82 Die Netzentwicklung bis 1945 86 Der Neuanfang nach Kriegsende 1945 89 Demontagen im Netz 89 Neubeginn in der DDR nach 1950 94 Energieerzeugung im Ostnetz bis 1990 94 Das dezentrale Bahnenergienetz der DR 95 Das Zusammenwachsen der getrennten Netze 99 Quellenverzeichnis
4 5 Einführung Axel-Rainer Porsch und Walter Schossig, AK Stromgeschichte Thüringens der TEAG Thüringer Energie, VDE Thüringen Am 13.09.1995 kam es nach einer über Auch ist dieses Umspannwerk für das 40-jährigen Trennung des Verbundnetzes 110-kV-Netz der TEAG Thüringer Energie sowie bereits am 14.03.1995 nach einer AG ein wichtiger Knotenpunkt. Durch 50-jährigen Trennung des Bahnnetzes den Ausbau der fluktuierenden Energien zur Elektrischen Wiedervereinigung (Wind, Photovoltaik) nimmt die Bedeutung Deutschlands. ständig zu. Dies veranlasste die TEAG als kommunaler Dieses Umspannwerk ist eine Basis für Stromversorger Thüringens – dem Land mit die TEAG Thüringer Energie AG, um eine dem größten Anteil an der Grenze DDR/ sichere und stabile Energieversorgung BRD – zur Erarbeitung dieser Broschüre. in Thüringen zu gewährleisten. In einer virtuellen Veranstaltung des VDE- Ausschusses Geschichte der Elektrotechnik berichten am 17.12.2020 Zeitzeugen der Betreiber vom Verbund-, Verteilungs- und Bahnnetz über Beginn, Trennung und Wiedervereinigung, ergänzt durch einen Beitrag über die Kommunikationstechnik. Nach einem Überblick über die Entstehung des Verbundnetzes in Deutschland, der Trennung des Netzes und die Entwicklung in West- und Osteuropa werden die Aktivi- täten zur Wiedervereinigung in Erinnerung gebracht. Der Vorgang der Netzparallel- schaltung und des Kommunikationsnetzes nach der Wende werden dargestellt. Thüringen spielt bei der Wiedervereini- gung der Netze zwischen den beiden deutschen Staaten und Europa keine unwesentliche Rolle, denn im Umspann- werk Erfurt-Vieselbach kreuzen sich zwei transeuropäische Höchstspannungs- Verbundleitungen (von Nord nach Süd 110-kV-Leitung Wolkramshausen (Thüringen)–Neuhof (Niedersachsen) und von Ost nach West).
6 7 Trennung des Deutschen Verbundnetzes und die Zeit bis zur Wiedervereinigung Walter Schossig, AK Stromgeschichte Thüringens der TEAG Thüringer Energie, VDE Thüringen Abstract 1995 kam es nach einer 40-jährigen Tren- nung des Verbundnetzes sowie nach einer 50-jährigen Trennung des Bahnnetzes zur Elektrischen Wiedervereinigung. Erinnert wird an die Entstehung des Verbund netzes, die Abtrennung Westberlins und der Verbindungsleitungen DDR–BRD, die Entwicklung in Ost und West sowie die Parallelschaltung. Schlüsselwörter Wiedervereinigung, Verbundnetz, Bahn- netz, Stromexport Beginn des Verbundnetzes Die Entwicklung von der ortsgebundenen Versorgung zur Überlandversorgung – sie fiel in die Zeit etwa von der Jahrhundert- Oskar von Miller (1855–1934) wende bis zum Beginn des Ersten Welt- krieges – war durch die staatliche Zerris- senheit gehemmt. Nach der Errichtung der Gesellschaft AG (ThELG), Gotha und der Mittelspannungsnetze machte sich nach Preußischen Elektrizitätswerk A.-G. kam es dem Ersten Weltkrieg deren Verknüpfung 1925 zum Bau einer 60-kV-Kuppelleitung durch Hochspannungsleitungen dringend zwischen dem KW Breitungen (Thüringen) notwendig. Dem diente das Reichsgesetz und dem KW Borken (Hessen). Ein Jahr von 1919, welches das Reich ermächtigte, später erfolgt mit der Inbetriebnahme der das Eigentum oder das Recht der Ausnut- 100-kV-Leitung Jena–Zeitz–Böhlen die An- zung von Anlagen, welche zur Fortleitung bindung Thüringens an Sachsen. In Berlin mit 50 kV und mehr bzw. Erzeugung mit wurden 1930 durch Oskar von Miller, dem Leistungen von 5 MW und mehr, zu über- Gründer des Bayernwerkes und des Deut- nehmen. schen Museums in München, in einem von der Reichsregierung in Auftrag gegebenen Gemäß einem Vertrag von 1924 zwischen Gutachten erste Pläne für ein europäisches Aufteilung Deutschlands in die Besatzungszonen, 1945 der Thüringer Elektrizitäts-Lieferungs- Verbundnetz vorgelegt. Am 17. April 1930
8 9 Inbetriebnahme der 110-kV-Leitung Neuhaus–Kulmbach den Stromaustausch zwischen Thüringen und Bayern. Verhand- lungen im Jahre 1939 zwischen der Elek- trowerke A.-G. Berlin (EWAG) und der BAG über den künftigen Strombezug gingen davon aus, dass aus einer voraussichtlich im Oktober 1940 fertig gestellten 220-kV- Leitung Dieskau (bei Halle)–Ludersheim (bei Nürnberg)–Linz (Oberösterreich) Strom für die BAG bereitgestellt wird. Im Oktober 1939 schlugen die Elektro- werke A.-G. in einer Denkschrift vor, in Deutschland ein reichseigenes 220-kV- Hochspannungs-Freileitungsnetz aufzu- bauen. Planmäßig ging dann auch 1940 die 220-kV-Leitung Dieskau–Rempten- dorf–Ludersheim bei Nürnberg bis zur Bild 1: 220-kV-Reichssammelschiene, 1941 österreichischen Grenze nach St. Peter bei Braunau am Inn als 220-kV-Reichs sammelschiene in Betrieb. fahren nach dem Konzept „Verbundwirt- schaft“ von Arthur Koepchen, RWE, die Ab April 1941 bezog die BAG Braun- Steinkohlenkraftwerke im Ruhrgebiet, die kohlenstrom der Elektrowerke A.-G. über Braunkohlenkraftwerke im Kölner Raum, die 220-kV-Doppelleitung Remptendorf darunter das Goldenbergwerk, 500 MW, (Thüringen)–Ludersheim (Bayern). Im und die Wasserkraftwerke im Schwarzwald darauffolgenden Dezember ist durch diese am Hochrhein sowie in den Alpen, zu- 220-kV-Nord-Süd-Leitung das mittel- sammen 230 MW, zum ersten Mal parallel. deutsche Braunkohlengebiet mit den Über eine 800 km lange 220-kV-Leitung des bayrischen und österreichischen Wasser- RWE ist das rheinisch-westfälische Indus- kraftwerken verbunden (Bild 1). triegebiet mit den Voralpen verbunden [1]. 1943 wird die Verbindung Mitteldeutsch- Nachdem 1936 ein Übereinkommen der land im Raum Magdeburg gebaut. Bild 2 Bayernwerk A.-G. (BAG) mit der Thürin- zeigt das 220/110-kV-Netz von Mitglieds- genwerk A.-G. über eine gegenseitige unternehmen der im Jahre 1948 als ein- Stromlieferungshilfe getroffen wurde, getragener Verein gegründeten Deutschen ermöglichte bereits ein Jahr später die Verbundgesellschaft (DVG) [6]. Bild 2: 220/110-kV-Netz Deutschland, 1948
10 11 Die Grenze zwischen Ostzone und West- zone verläuft mitten durch das Versor- gungsgebiet. In der Zeit nach 1950 wird das Verhältnis der beiden Teile Deutsch- lands immer schlechter, die Differenzen verschärfen sich – von ostdeutscher Sei- te kommt es zu einer folgenreichen und desaströsen Aktion. Es ist der 27. Mai 1952. Bis jetzt erhält die Landeselektrizität Fallersleben ihren Strom vorwiegend aus dem ostseits der SMAD verhängt eine Blockade aller Landverbindungen über Straßen, Schienen- und Wasser- Zonengrenze gelegenen Kraftwerk Harbke. wege von und zu den drei Westsektoren Berlins, 24.06.1948 An diesem Dienstag, mitten in der Nacht um 2:30 Uhr, werden die per Vertrag garantierten Stromlieferungen aus Mittel- deutschland eingestellt, ohne Vorwarnung. Trennung des Verbundnetzes Am 5. März 1952 veranlasst die DDR- Karte und Zeitzeugenbericht, 1952 Als erstes schaltet man die Anlagen ab. in Ost und West Regierung die Abtrennung Westberlins In den folgenden Stunden werden von innerhalb von wenigen Stunden sowie östlicher Seite entlang der niedersächsi- Mit der Kapitulation des Deutschen die Unterbrechung der Elektroenergie schen Grenze 36 Hoch- und Mittel Reiches und dem Wirksamwerden des lieferung aus dem KW Breitungen zum werden von östlicher Seite entlang der spannungsfreileitungen durchtrennt Potsdamer Abkommens beginnt die Überlandwerk Rhön (ÜWR) ohne Vor- niedersächsischen Grenze 36 Freileitun- und demontiert. 120 Ortschaften sind unterschiedliche Entwicklung in den ein- ankündigung. Auch die Landeselektrizität gen durchtrennt und demontiert, sodass ohne Strom. zelnen Besatzungszonen [2]. Dies führt Fallersleben bezog vorwiegend ihren 120 Ortschaften ohne Strom sind [12]. im April 1946 im UW Remptendorf Strom vom ostseits der Zonengrenze (Thüringen) zur Demontage der Abgänge gelegenen KW Harbke. Am Dienstag, 1954 erfolgt die Trennung des DDR- Haupt- und Regeltransformator 1 und 27. Mai 1952, wird um 2:30 Uhr ebenfalls Verbundnetzes vom BRD-Netz, indem der Leitung 298 nach Dieskau im Rahmen ohne Vorwarnung die Stromlieferung die 110-kV-Leitung Hagenow–Boizen- der Reparationsleistungen. eingestellt. In den folgenden Stunden burg–Bleckede vor der Elbkreuzung
12 13 Bild 3: Auszug aus der „HNA“, 18.04.1984 urchschnitten und die 110-kV-Leitung d aus dem Steinkohlenkraftwerk Dolna KW Harbke–UW Helmstedt sowie die Odra südlich von Stettin (PL) und dem 220-kV-Leitung Magdeburg–Helmstedt Kernkraftwerk Kaliningrad (Königsberg jeweils vor der Grenze unterbrochen UdSSR), die vermutlich auch für die wurden. Außerdem wurde die „220-kV- DDR-Wirtschaft von großem Nutzen Reichssammelschiene“ beim UW Rempten- gewesen wären, scheiterten an der dorf getrennt. Das BRD-Netz wurde 1951 Regierung der DDR. So kam es schließ- Bestandteil der Union für die Koordinie- lich durch Winterauswirkungen am rung der Erzeugung und des Transportes Neujahrstag 1979 um 15:04 Uhr zur elektrischer Energie (UCPTE) und das DDR- „Schwarzschaltung“ Thüringens. Netz 1962 Teil der Vereinigten Energie systeme (VES) „Frieden“ des Ostblockes. Stromlieferung von Ost nach West Im Gegensatz zu dieser großen Linie Zwei zwischenzeitliche Projekte aus wurde die Stromlieferung von Thüringen dem Jahre 1973 und 1974 über den in die damalige BRD nie ganz unterbro- Strombezug Westberlins und der BRD chen (Bild 3) [8]. Deutsches Hochspannungsnetz, 1950
14 15 Inbetriebnahme 2 x 4 MVA 30/10-kV-UW UW Katharinenberg Wanfried Zeitungsartikel vom 21.10.1980 Zurückzuführen ist dies auf einen Vertrag genommen werden, blieben diese Leitun- des Herrn von Scharfenberg aus dem Jahre gen für den „Energieexport“ bestehen. 1913 über Lieferung von Strom von den Wasserkraftwerken Falken (Thüringen) und Durch das Energiekombinat Erfurt (EKE) Wanfried (Hessen) zur ÜLZ Mühlhausen. wurden 1970 und 1980 zwei 30-kV-Leitun- Daraus wurde später ein Liefer- und gen vom UW Katharinenberg (Thüringen) Rückliefervertrag mit den „Werramühlen zum EW Wanfried (Hessen) errichtet Wanfried“. Die Überlandzentrale (ÜLZ) (Bild 4). Mühlhausen betrieb über die Landes grenzen Thüringen–Hessen die 10-kV- Im Harz versorgte die EV Bleicherode die Leitungen Döringsdorf–Spinnhütte– Licht- und Kraftwerke Harz (LKH) und Wanfried sowie Großburschla–Alten- das Stadtwerk Bad Sachsa. Diese waren burschla und das Elektrizitätswerk (EW) ebenfalls schon vor 1945 Kunden der Wanfried die 10-kV-Leitung Wanfried– ÜLZ Bleicherode. Die Versorgung erfolgte Bild 4: Falken–Mihla. nun vom UW Klettenberg (Bild 6 zeigt Distanzschutz RD10, EAW, den Schutzrelaisplan) und vom EW Ellrich UW Katharinenberg, Als 1952/53 die grenzüberschreitenden über 10 bzw. 15 und später 20 kV. Im 30-kV-Leitung Wanfried Stromversorgungsleitungen außer Betrieb EW Ellrich wird 1983 zur Verbesserung
16 17 Bild 7: 110-kV-Doppelleitung Wolkramshausen–Neuhof Bild 8: UW Wolkramshausen, 110-kV-Schaltfeld Neuhof 1 der Spannungsverhältnisse (Bild 5) extra Typ 1TT6328, 10 kV und 1494 U/min, der Roteshütte (Thüringen) nach Hessen und aben und zum anderen war wegen der h ein 23,24…20…16,76/20-kV-Regeltrans Firma Siemens (Bild 9), aufgestellt, um die von der Station Wustung bei Liebau (der für die DDR sehr wichtigen Devisen eine formator, Typ TDL 2 500, TuR, 10 MVA, Frequenzschwankungen (s. Bild 10) des Ort Liebau wurde 1975 im Rahmen der hohe Versorgungszuverlässigkeit gefor- Ya0(d), zur Speisung von Röseberg (BRD) osteuropäischen Netzes auszugleichen. „Grenzsicherung“ liquidiert) nach Bayern dert. Die über das BRD-Gebiet verlaufende in Betrieb genommen. Für den Endausbau waren insgesamt sowie von Potsdam zu einer Pumpstation 110-kV-Doppelleitung vom UW Rempten- 5 Umformer geplant. in Westberlin. dorf (Thüringen) nach Neuhaus/Schier- Mit steigender Leistung wurde zusätzlich schnitz (Thüringen) musste stillgelegt vom UW Wolkramshausen (Thüringen) Darüber hinaus ist lediglich noch bekannt, Diese sogenannte „Westversorgung“ besaß und durch eine neu zu bauende 110-kV- zum UW Neuhof (Niedersachsen) im Jahre dass eine aus der Vorkriegszeit stammen- für die DDR-Wirtschaft eine hohe Priorität. Doppelleitung Taubenbach–Sonneberg 1985 eine 110-kV-Doppelleitung errichtet de 15-(später 20-)kV-Leitung im Harz von 1980 ersetzt werden. Zur Verbesserung (Bild 7 und 8) und beim LKH in Neuhof ein Benneckenstein, Energiekombinat Magde Zum einen durften Fehler im BRD-Netz der Versorgung wurde automatische Frequenzumrichter, bestehend aus zwei burg, nach Hohegeiß (LKH) in Niedersach- keine Auswirkungen auf das DDR-Netz Spannungsregelung SR166 und Umschalt Asynchronmotoren 5,2 MW, Typ 1TF6328 sen speiste. Des Weiteren gab es noch und Asynchrongeneratoren von je 5 MW, einige 0,4-kV-Verbindungen, wie von nächste Seite Bild 6: Schutzrelaisplan Westversorgung Klettenberg/Bad Sachsa
18 19 1974 1974 Inbetriebnahme Inbetriebnahme 3030 Klettenberg Klettenberg zur zur sog sog „Westversorgung“ „Westversorgung“ vv Sachsa Sachsa Page 64 Page 64
20 21 UCPTE-Frequenz VES-Frequenz Karte Grenzgebiet mit EW Ellrich Bild 10: Tagesdiagramm des Frequenzverlaufs aus dem Jahr 1993 automatik RUmN+Rü, BRA, im UW Kletten- Jahr Energielieferung berg und Spannungsregler SR180, BRA, im 1951 ca. 38 GWh EW Ellrich eingebaut. 1952 ca. 15 GWh Da Material in der DDR immer einen Eng- 1955 ca.15 GWh pass darstellte, wurde extra eine Stör 1960 ca. 20 GWh reserve für die Westversorgung vorge 1970 ca. 34 GWh halten. Die Entwicklung der Energieliefe- rungen vom Energiekombinat Erfurt (EKE) 1980 ca. 70 GWh in die Bundesrepublik Deutschland von 1986 ca. 170 GWh 1951 bis 1989 zeigt Tabelle 1. 1989 ca. 175 GWh Tabelle 1: Lieferung EKE an BRD Bild 5: Typenschild, Regeltrafo EW Ellrich nächste Seite Bild 9: Übersichtsschaltplan Frequenzumformer 1, UW Neuhof
22 23 PREAG-Netz 60 kV DDR-Netz 20 kV LKH-Netz 20 kV
24 25 HGK Geplante Hochspannungs-Gleichstrom-Kupplung Wolmirstedt, Verbundnetz Elt (VNE) Elektrische Wiedervereinigung Während die Hochspannungs-Gleich- Am 7. März 1988 wurde eine „Vereinba- strom-Kupplung (HGK) durch die Wende rung zur Regelung grundsätzlicher Fragen gegenstandslos und dessen Bau abge- zur Lieferung und zur Übertragung von brochen wurde, stellte die 380-kV-Leitung Elektroenergie sowie zur Schaffung der eine wichtige Verbindung für die Ankop- dafür notwendigen technischen Voraus- pelung des DDR-Netzes und später auch setzungen“ abgeschlossen. PreussenElek- des Netzes der CENTREL-Staaten (Polen, tra, BEWAG und die DDR-Außenhandels- Tschechien, Slowakei, Ungarn) an das gesellschaft INTRAC unterzeichneten am UCPTE-Netz dar. 21. April 1988 den Vertrag über den Bau einer 380-kV-Leitung Helmstedt–Wolmir- Als erster Teilabschnitt des im März 1988 stedt bei Magdeburg–Berlin (West) und geschlossenen Vertrages geht am 3. Okto der Einrichtung einer Hochspannungs- ber 1989 die 380-kV-Leitung Helmstedt– Gleichstrom-Kupplung in Wolmirstedt zur Wolmirstedt zunächst mit 220 kV für einen Kupplung mit dem 220-kV-Netz der DDR. Richtbetrieb aus der BRD in die DDR in Bild 11: Deutsches Verbundnetz, 50 Hz, Stand 01.01.1996 (Quelle DVG, mod.)
26 27 Bild 12: Leitungen der Wiedervereinigung, Nähe Gotha, 380 kV, 50 Hz und 110 kV, 16 ⅔ Hz Betrieb. Nach den 1989 und 1990 eingetre- DVG/UCPTE-Netz“ aus [3][7]. 1992 erfolgt tenen Veränderungen war elektrische Leis- die Inbetriebnahme des neuen Leistungs- tung im VEAG-Netz frei und diese Leitung Frequenz-Reglers Simatic-S5-Konfigu- wurde unter Einbeziehung eines Systems ration mit Bedien- und Anzeigesystem der 380-kV-Leitung Ragow–Wolmirstedt Coros [10] und im Dezember 1993 sind die für einen 220-kV-Richtbetrieb von Blöcken Voraussetzungen in den Kraftwerken der des KW Lübbenau in Richtung Helmstedt VEAG, so u. a. Regelfähigkeit nach UCPTE- benutzt. Dabei wurden die beiden Syste- Anforderungen und 520 MW Primär- und me der Leitung Ragow–Wolmirstedt mit 380 MW Sekundärregelleistung, für die unterschiedlichen Frequenzverläufen be- Parallelfahrweise mit dem UCPTE-Netz trieben und es konnten Schwebungen auf abgeschlossen. dem 220-kV-System festgestellt werden. Das VES-Netz zerfällt 1993 durch ungenü- Im August 1990 wurde der Stromvertrag genden und unkontrollierten Leistungs- zwischen der DDR, der Treuhandanstalt, ausgleich in drei Teile, das Verbundsystem der PreussenElektra, der RWE und der von Ungarn, Polen, Rumänien, Slowakei, BAG abgeschlossen. Bereits im Oktober/ Tschechien und Teilnetz der Westukraine November 1990 arbeitet die VEAG ein (Burshtyn Island) sowie der VEAG, das Ver- „Arbeitsprogramm zur Vorbereitung und bundsystem von Bulgarien, der Ukraine Aufnahme des Verbundbetriebs mit dem und einem Teil Russlands und das Vereinig- 380-kV-Leitung Helmstedt–Wolmirstedt
28 29 Am Mittwoch, dem 13. September 1995, wird um 9:31 Uhr die Inselschaltung des VEAG-Netzes hergestellt. Um 9:34 Uhr wird die Parallelschaltung über die 380-kV- Leitung Helmstedt–Wolmirstedt im UW Helmstedt durch Einschaltung des 380-kV- Kuppelschalters mit dem UCPTE-Netz vorgenommen. (Am 01.07.1999 wurde das UCPTE-Netz in das UCTE-Netz umbenannt und ist heute Bestandteil des ENTSO-E- Netzes.) Danach erfolgte die Einschaltung der 380-kV-Verbindung Mecklar–Viesel- bach und der mit 220 kV betriebenen 380-kV-Leitung Redwitz–Remptendorf. Bild 13: VEAG-Steuerstelle in Berlin Somit war die „Elektrische Wiederver- einigung Deutschlands“ vollzogen. Bild 13 zeigt die zentrale Steuerstelle der VEAG in Berlin und Bild 14 die Schutztafeln im UW te Verbundsystem von Russland mit einem und umfangreichen Regelversuchen sowie Remptendorf, 220(380)-kV-Abgang Red- Teil der Ukraine. Am 01.02.1995 erfolgt die Nachrüstung von Frequenzsteuereinrich- Offizielle Beendigung des 40-jährigen witz 253 und 254. Aufnahme des Dauerbetriebes des Projek- tungen in den Kraftwerken der Vereinigten Inselbetriebes von Westberlin; tes „Wartenkomplex HSL“ und „Meldebild“ Energiewerke AG (jetzt Lausitz Energie v. l. Prof. Dr. Dietmar Winje, Dr. Klaus Fünf Wochen später folgen die CENTREL- bei der VEAG, Berlin [9]. Kraftwerke AG) waren die Voraussetzungen Bechthold und Regierender Bürgermeister Staaten. Vorausgegangen waren am 29./ für die Parallelschaltung gegeben (Bild 11). von Berlin Eberhard Diepgen 30.09.1993 Testversuche zum Parallelbe- Auf den Tag genau 51 Jahre nach der Die Leitung Siems–Göries im Norden war trieb und im Mai 1994 eine durchgängige ersten Leitung zwischen Bayern und für später geplant und ist inzwischen am Inbetriebnahme der Primärregelung in Mitteldeutschland geht schließlich am 18.12.2012 als 380-kV-Nordleitung zwi- UW Reuter–UW Teufelsbruch (BEWAG)– den Kraftwerken von CENTREL und VEAG. 20.12.1991 die 380-kV-Verbindung schen Schwerin und Hamburg in Betrieb UW Wolmirstedt (VEAG) eine stabile Ver- In der Sitzung der UCPTE-Ad-hoc-Gruppe Redwitz–Remptendorf (zunächst nur gegangen. bindung in Betrieb genommen. Damit war Ost/West-Verbundbetrieb („Exekutivkreis“) mit 220 kV) in Betrieb. der über 40 Jahre dauernde Inselbetrieb zu Fragen des Anschlusses des CENTREL- Am 01.12.1992 wurde in Berlin über 110-kV- von West-Berlin ohne Kupplung zum VE- an das UCPTE-Netz am 13.05.1994 wird Mit der Fertigstellung der drei Kabel vom UW Jägerstraße (Otto-Nuschke- AG-Netz offiziell beendet. als Ziel der Parallelschaltung noch das 380-kV-Verbindungsleitungen Straße) zum UW Mitte eine Verbindung Jahr 1997 angestrebt. Vom 15.–29.09.1995 • Helmstedt (Niedersachsen)– zwischen Ost- und Westberlin geschaffen. Der Bau der 380-kV-Leitung Mecklar– führen die CENTREL-Partner erfolgreich Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) Damit wurde der 40 Jahre dauernde Insel- Vieselbach hatte sich auf hessischem Ge- den mit der UCPTE vereinbarten Be- • Mecklar (Hessen)–Vieselbach betrieb Westberlins aufgehoben und eine biet erheblich verzögert. Am 08.09.1995 triebsversuch „Inselbetrieb“ durch. Die (Thüringen) und Kupplung mit dem osteuropäischen Netz konnte schließlich das unter Spannung Vollversammlung der UCPTE stimmt am • Redwitz (Bayern)–Remptendorf geschaffen. Am 07.12.1994 wurde dann setzen dieser Leitung mit Prüfung der 28.09.1995 dem Anschluss des CENTREL- (Thüringen) über die fertiggestellte 380-kV-Leitung Phasengleichheit erfolgen. Netzes zu. Bereits am 18.10.1995 um
30 31 Bild 14: Schutz UW Remptendorf, Abg. Redwitz 253/254, Hauptschutz Distanzrelais PD551 mit AWE-Zusatz RM1-80, AEG und Reserveschutz Leitungsdiff. 7SD512 mit Signalübertra- gungsgerät SWT2000D, Siemens 12:30 Uhr wird eine probeweise Parallel- ost-Europa-Netzzone im Jahr 2004 ein schaltung des CENTREL-Netzes mit dem synchrones 50-Hz-System, dem heutigen UCPTE-Netz über die 380-kV-Leitungen Verbundnetz Regional Group Continental Röhrsdorf, VEAG–Hradec, CEZ (CZ) und Europe, RG CE, der ENTSO-E betrieben. Kiesdorf–Mikulowa (PL) sowie die 220-kV- Des Weiteren gehören dazu die Netze von Leitungen Vierraden–Krajnik (PL) und spä- Marokko, Algerien und Libyen (1997) und ter Umgehungsschiene GKK Etzenricht mit Türkei (2010) als weit über die Grenzen Zuschaltung in Hradec (CZ) vorgenommen. der ENTSO-E hinausgehender synchroner Somit wird von Spanien bis Polen und nach Frequenzbereich (Trans European Synchro- der Resynchronisierung der UCTE-Süd- nously Interconnected System/TESIS). 18.12.2012 Vollendung der Elektrischen Wiedervereinigung Deutschlands mit der Inbetriebnahme der 380-kV-Nordleitung zwischen Schwerin und Hamburg
32 33 Als weitere Stütze dienen die HGÜ-Ver- zwischen alten und neuen Bundeslän- bindungen zur skandinavischen RG Nordic dern die Versorgungszuverlässigkeit im „BALTIC CABLE“ (D–S), „KONTEK“ (D–DK), 110-kV-Bahnnetz weiter gesteigert. Bei „SKAGERRAK“ (DK–N) und „SWEPOL“ der Trassenauswahl wurde dem Prinzip (S–PL) sowie die Ärmelkanalverbindung entsprochen, Energieversorgungslei- (F–UK) zur RG UK. Die bisher dem Ener- tungen zu bündeln. Die 110-kV-Bahn- gieaustausch Ost–West dienenden GKK stromleitungen verlaufen – soweit mög- Etzenricht (D–CZ), Dürnrohr (A–CZ) und lich – parallel zur 380-kV-Drehstromlei- Wien-Südost (A–H) gingen außer Betrieb. tung (Bild 12) und an der Landesgrenze Hessen–Thüringen sogar auf einem ge- Die beiden deutschen Bahnverwaltungen meinsamen Gestänge. Mit dem Verbund vereinbarten am 30.03./26.04.1990 in kür- der Österreichischen Bundesbahnen stellt zester Zeit Verbindungen zwischen beiden das 110-kV-Netz DB/ÖBB auf Grund der 110-kV-Bahnstromnetzen zu schaffen [11]. Stromkreislänge von 21.000 km und der flächenmäßigen Ausdehnung das größte, Die Parallelschaltung der 110-kV-16 ⅔ - gelöscht betriebene Hochspannungsnetz Hz-Bahnnetze der ehemaligen Deutschen der Welt dar. Bundesbahn (BRD), DB und der ehemali- gen Deutschen Reichsbahn (DDR), DR, Ein sicherer und zuverlässiger Betrieb war schon am 14.03.1995 um 15:06 Uhr eines Verbundnetzes ist vom korrekten über die Leitung Lehrte (Niedersachsen)– und konformen Zusammenspiel aller Heeren (Sachsen-Anhalt) erfolgt. Der Übertragungsnetzbetreiber abhängig. erste Synchronisierversuch war bereits Spezielle Vorkehrungen, Spielregeln und um 13:28 Uhr gelungen [4][5]. Schutzmechanismen dienen dazu, dass eine K askadierung von Großstörungen Damit waren erstmalig nach ebenfalls vermieden wird. Der ENTSO-E-Verbund 50 Jahren der Trennung die 110-kV-Bahn- ermöglicht einen wirtschaftlichen Netz energienetze wieder verbunden (Bild 15). betrieb und bildet somit das Rückgrat Die Inbetriebnahme der Bahnstromlei- für eine zuverlässige Versorgung. Die tung von der thüringischen Landesgrenze Deutschen Übertragungsnetzbetreiber bei Eisenach bis nach Bebra erfolgte am sind zusammen mit ihren europäischen 29.02.1996 und am 23.06.2001 wurde Partnern der Garant dafür. mit der dritten Leitung Saalfeld–Weimar Bild 15: 110-kV-Bahnnetz, 16 ⅔ Hz, Stand 01.09.1996 [5]
34 35 Quellenverzeichnis [1] Schnug, A.; Fleischer, L.: Bausteine für Stromeuropa. Eine Chronik des elektrischen Verbunds in Deutschland. 50 Jahre Deutsche Verbundgesellschaft. Deutsche Verbundgesellschaft e. V., Heidelberg 1999 [2] Wessel, H.A. (Hrsg.), Glaunsinger, W.; Elsner, M.; Döring, P.; Horstmann, T.; Trocka-Hülsken, I.; Herzig, T.; Seifert, P.; Pundt, H.; Swietly,cE.A. u. a.: Demontage, Enteignung, Wiederaufbau. Teil 2, Ausg. 2002, Band 17, Geschichte der Elektrotechnik, VDE Verlag GmbH, Berlin Offenbach [3] Tillmann, H.-B.: Anschluß des VEAG-Netzes sowie des CENTREL-Netzes an das UCPTE-Verbundnetz. VDI Berichte Nr. 1245 (1996), S. 317–329 [4] Jergas, E.; Schaarschmidt,J.: Bahnenergie-Hochspannungsnetz der Deutschen Bahn. Elektrische Bahnen eb 93(1995)9/10,300–302 [5] Nießen, M.; Schaarschmidt,J.: Elektrischer Betrieb bei der Deutschen Bahn im Jahre 1996. Elektrische Bahnen eb 95(1997)1/2,3–11 [6] Lehmhaus, F.: Von Miesbach-München 1882 zum Strom-Verbundnetz. Deutsches Museum Abhandlungen und Berichte 51(1983)3, R. Oldenburg Verlag, München 1983 [7] VEAG verbindet: Elektrische Wiedervereinigung 1995. VEAG Vereinigte Energie werke AG, Berlin, VEAG II/95 [8] Neuhaus, S.; Rauchhaus, H.; Schossig, W.: Die Rolle Thüringens bei der elektrischen Vereinigung, Trennung und Wiedervereinigung Deutschlands. In: Strom ohne Grenzen, S. 123–197, Reihe Geschichte der Elektrotechnik, Bd.23, Berlin • Offenbach, VDE VERLAG, 2008 [9] Berndt, D.; Fährmann, G.; Benke, H.-W.; Specht, B.; Scheibner, G.; Röllinger, H.; Blotevogel, K.; Monschau, H.; Zwerschke, F.: Erneuerte Leittechnik der Veag- Hauptschaltleitung/Lastverteilung im Dauerbetrieb. Elektrizitätswirtschaft 95(1996)21, S. 1385–1397 [10] Berndt, D.; Penner, W.: Neuer Leistungs-Frequenz-Regler beim ÜNB Vattenfall Europa Transmission. ew 104(2005)7, S. 20–25 [11] Baselt, U.; Dolniczek, P.; Grimmrath, H.; Gruner, W.; Höregott, D.; Hubrich, W.: Bahnstromleitungen für den Zusammenschluß der beiden deutschen Bahnstrom- netze. Elektrische Bahnen 93(1995)9/10, 303–314 [12] 1906 • 1972 • 2012: IMMER VOLLER ENERGIE! FEAG – FALLERSLEBER ELEKTRIZITÄTS-AKTIENGESELLSCHAFT, Wolfsburg 2012, https://www.feag-fallersleben.de/chronik.html
36 37 380/110-kV-Umspannwerk Altenfeld, 50Hertz/TEAG, u. a. Einspeisepunkt vom PSW Goldisthal
38 39 Netztechnische Maßnahmen zur Wiedervereinigung In den 1970er Jahren erfolgte ein ver- des Verbundnetzes in Deutschland stärkter 380-kV-Netzausbau. Damit konnte ein weiträumiger Leistungstransport Textfassung des Vortrages von Dr. Frank Berger und Harald Radtke anlässlich von Kraftwerken (KW) an den Braunkohle- der virtuellen VDE-Jubiläums-Veranstaltung am 17.12.2020 lagerstätten zu den entfernten Industrie- gebieten realisiert werden. Das 220-kV- Abstract den geneigten Leser nachfolgend zu Netz trug allerdings unverändert die Haupt- Skizziert werden durchgeführte Unter- einem kleinen historischen Spaziergang last der regionalen „Versorgung“ über die suchungen und daraufhin eingeleitete ein. Dazu wurden sieben Meilensteine zur Doppelumspannung von 380/220 kV zur netztechnische Maßnahmen in der öffent- gemeinsamen Erkundung ausgewählt. 220/110 kV; erst ab 1977 erfolgte die erste lichen Stromversorgung, um die in den 380/110-kV-Direktabspannung. 1950er Jahren in Deutschland entstandenen Ohne Trennung keine Wieder- drei, voneinander getrennten 50-Hertz- vereinigung – ein kurzer Netzrückblick In den 1980er Jahren wurde die zuneh- Synchrongebiete mit jeweils unterschied- Wer die historische Dimension der vor mende Mangelverwaltung gerade auch in licher Philosophie der Frequenzregelung einem Vierteljahrhundert stattgefundenen der Stromwirtschaft deutlich sichtbar: wieder zu vereinen. Wiedervereinigung im öffentlichen Strom- Bild 1: 220-kV-Reichssammelschiene der Stagnation des KW-Ausbaus, insbesondere versorgungsnetz Deutschlands erfassen Elektrowerke mit Trennstellen von 1954 durch zeitlichen Verzug beim Ausbau Beschrieben wird auch, wie sich in den und nachvollziehen möchte, sollte sich des Kernkraftwerks (KKW) in Lubmin und 1980er Jahren weiter verschärfende Eng- zunächst mit der diesem Prozess voraus- beim KKW-Neubau in Stendal sowie stark pässe in der Stromerzeugung förderlich gegangenen Trennung der Netze und den 220-kV-Netzes infolge stark wachsender rückläufige Neubau-km beim Freileitungs- auf die politische Bereitschaft Ostdeutsch- sich anschließenden unterschiedlichen Stromnachfrage, beginnendem Ausbaus zubau. Ende 1989 existierten schließlich lands auswirkten, eine gewisse „elektrische Entwicklungen befassen. von Kraftwerksleistung mit Blockgrößen rd. 4.310 km 380-kV- und rd. 6.415 km Annäherung“ zum Westen zuzulassen und ab 50 MW und der Vorbereitung des inter- 220-kV-Stromkreise (davon rd. 680 km so bereits vor dem Mauerfall – natürlich So bildete die in den 1930er Jahren schritt- nationalen Verbundbetriebs. 380-kV-Stromkreise mit 220-kV-Betrieb). ungewollt – einen Baustein zur elektrischen weise entstandene 220-kV-Reichssammel- Wiedervereinigung beizutragen. schiene einen Grundstein für das ostdeut- 1960 startete der Verbundbetrieb zu den Erzeugungsseitig wurden u. a. folgende sche Übertragungsnetz und „markierte“ östlichen Nachbarn mit Inbetriebnahme „Westimporte“ getätigt, um den Erzeu- Und ferner wird gezeigt, dass die Über- bereits zwei der heutigen Kuppelleitungen der 220-kV-Kuppelleitungen Zwönitz– gungsmangel abzumildern: 1987 Inbetrieb- tragungsnetzbetreiber in Deutschland fest zwischen Ost und West. Die Herausbildung Vyskow (ab 1963 Hradec, Tschechien) und nahme Gasturbinen-KW (GTKW) Thyrow I im Verbund mit den europäischen Nach- eines ostdeutschen Verbundnetzes startete Berzdorf (Hagenwerder)–Mikulowa (Polen). (4x 37 MW), 1989 GTKW Thyrow II (4x barn stehen. nach 1945 mit lediglich 245 Trassen-km Ende der 1960er Jahre war der 220-kV- 38 MW) und 1990/91 GTKW Ahrensfelde 220-kV-Leitungen von Magdeburg bis Netzausbau weitgehend abgeschlossen (4x 38 MW) – als heute unvorstellbare Schlüsselwörter Remptendorf. 1954 verlor dieser Leitungs- und es hatte sich ein „echtes“, vermaschtes Besonderheit alle drei in Eigentum und Zusammenführung von Frequenzgebieten, zug mit der elektrischen Trennung zwischen Verbundnetz herausgebildet. Mit großer Regie des damaligen Verbundnetzes! netztechnische Maßnahmen in Verbund- Ost und West gänzlich seine Verbund- Weitsicht wurden in den 1960er Jahren netzen, Vorbereitung auf Synchronan- fähigkeit (Bild 1). Überdies war das Strom- neue Leitungen bereits teilweise für den Und am 3. Oktober 1989, genau ein Jahr schluss netz Westberlins bereits 1952 von ost- 380-kV-Betrieb ausgelegt und zunächst vor der politischen Wiedervereinigung deutscher Seite aus getrennt worden. mit 220 kV betrieben, um so auf höhere Deutschlands, wurde mit einem 220-kV- Gern laden die Autoren, als Zeitzeugen Transportaufgaben, resultierend aus der Richtbetrieb, d. h. die gerichtete Aufschal- und Mitwirkende an der Vorbereitung der Ab Mitte der 1950er Jahre erfolgte dann Einbindung größerer Kraftwerksblöcke tung von im Netz A galvanisch getrennter elektrischen Wiedervereinigung beteiligt, ein stärkerer Ausbau des ostdeutschen (210 MW und 500 MW), vorbereitet zu sein. KW-Leistung auf ein zum Netz A nicht
40 41 frequenzsynchrones Netz B über ebenfalls besuch von Erich Honecker bei Helmut Voraussetzungen“ und am 21. April 1988 lieferungen zur Abmilderung der separierte Stromkreise, die neu errichtete Kohl in Bonn war offenbar der Boden dafür ein „Vertrag über die Errichtung einer chronischen Energieknappheit und 380-kV-Leitung Helmstedt (BRD)–Wolmir- bereitet worden, dass es zu Verhandlun- Elektroenergieübertragungseinrichtung“ Einnahme von Devisen für den Strom- stedt (DDR) in Betrieb genommen (siehe gen zwischen der PreussenElektra Aktien- (EEÜE), ein „Vertrag über die Lieferung und transit BRD–Westberlin, nächster Abschnitt). gesellschaft (PE), der Berliner Kraft- und die Übertragung von Elektroenergie“ und • Bewag: Beendigung der seit 1952 Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft und dem ein „Vertrag über die Instandhaltung der bestehenden „Strominsel Westberlin“ „Elektrische Annäherung“ in der Kombinat Verbundnetze Energie (KVE) Elektroenergieübertragungseinrichtung (verbunden mit hohen Kosten inkl. der 2. Hälfte der 1980er Jahre kommen konnte. Damit das sogenannte und die Betriebsführung bei der Lieferung damals höchsten Strompreise im Bundes- Vorstehend beschriebene Erzeugungseng- „staatliche Außenhandelsmonopol“ ein- und bei der Übertragung von Elektro- gebiet und Vermeidung des notwendi- pässe im Osten einerseits, der dem West- gehalten wurde, fungierte jedoch nicht das energie“ geschlossen. gen Retrofits alter bzw. des Baus neuer berliner Inselbetrieb innewohnende Bedarf KVE, sondern die DDR-Außenhandelsge- KW (inkl. Smog-Reduzierung)). nach schnell aktivierbarer Regelleistung sellschaft Intrac als Vertragspartner. Dieses Vertragspaket (Bild 2) umfasste: und freie Erzeugungskapazitäten im Westen 1. Bau, Betrieb und Instandhaltung einer Geplante Kosten und avisierte Inbetrieb- andererseits führten zu der Überlegung, So wurde am 7. März 1988 eine „Verein- 380-kV-Doppelleitung von Helmstedt nahme: ob denn daraus, wie es heute heißt, eine barung zur Regelung grundsätzlicher (BRD) über Wolmirstedt (DDR) nach • über 300 Mio. DM für „die neue 200 km win-win-Situation für alle Partner entwickelt Fragen zur Lieferung und zur Übertragung Teufelsbruch (Westberlin), lange Stromtrasse von Helmstedt über werden kann. Mit dem im September 1987 von Elektroenergie sowie zur Schaffung 2. Bau, Betrieb und Instandhaltung einer Magdeburg nach West-Berlin“ stattgefundenen innerdeutschen Staats- der dafür notwendigen technischen Hochspannungs-Gleichstrom-Kupplung (© Der Spiegel, Nr. 5/1988), (HGK) in Wolmirstedt zur Kopplung mit • rund 80 Mio. DM für die 380-kV-Frei- dem asynchronen 220-kV-Netz der DDR leitung Teufelsbruch–Reuter der Bewag inkl. (© Prof. D. Winje, Elektrizitätswirtschaft, 3. Stromlieferungen an die DDR. Jg. 93 (1994)) und • geplante Inbetriebnahme 1991/92. Welche Ziele bzw. Vorteile hatten die Vertragspartner bzw. „Betroffenen“ Doch die Umsetzung dieses Vertragspake- im Blick? tes sollte sich – glücklicherweise – anders • PE: Absatz von Überkapazitäten im gestalten; die Ereignisse des 9. November Erzeugungsbereich, 1989 und des 3. Oktober 1990 zeigten • DDR: Sicherung zusätzlicher Strom- nachhaltige Wirkungen (Bild 3): Bild 2: Übersicht über die Elektroenergieübertragungseinrichtung EEÜE Bild 3: 380-kV-Leitung Helmstedt–Wolmirstedt und bilaterale 220-kV-Richtbetriebe (Netz- kartendarstellung in Rot: 380 kV, Grün: 220 kV, Rot/Grün: 220-kV-Betrieb)
42 43 Am 3.10.1989 erfolgte die Inbetriebnah- einer „elektrischen“ Wiedervereinigung me der 380-kV-Leitung Helmstedt–Wol- ausgeräumt und eine Gleichstrom-Kurz- mirstedt, die den 220-kV-Richtbetrieb kupplung somit obsolet. West–Ost nach Wolmirstedt ermöglichte (1). Ab dem 2.11.1990 folgte bis 1995 der Zum Zeitpunkt des Baustopps war die einsystemige 220-kV-Richtbetrieb Ost– Stromrichterhalle im Rohbau fertiggestellt. West über rd. 260 km mit bis zu 500 MW Die Anlagenteile – ohne die Stromrichter- aus dem KW Lübbenau II über Ragow und transformatoren (Einphaseneinheiten)– Wolmirstedt nach Helmstedt (2+1). wurden zum Aufbau der Gleichstrom- Kurzkupplung (GKK) Etzenricht (Bayern- Mit der am 1. Juli 1990 in Kraft getretenen werk AG) für die Kopplung mit dem Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zunächst noch asynchronen tschechischen wurde auch auf ostdeutscher Seite der Netz verwendet (Bild 4). Weg für einen Baustopp der 600-MW-HGK Bild 5: Prinzipbild des Bewag-Verbundanschlusses 1994 Wolmirstedt freigemacht. Mit der nun Westberlin musste aber auf seinen absehbaren politischen Wiedervereinigung leistungsstarken Anschluss noch etwas Deutschlands wurden letzte Zweifel an warten, weil genehmigungsrechtliche Auflagen zur Verkabelung im weiter- Beendigung des seit dem 5. März 1952 führenden Leitungszug von Teufelsbruch bestehenden „elektrischen Inselnetz- nach Reuter zur Verzögerung und damit betriebes“ von (West-)Berlin (Bild 6). zu Kostensteigerungen um 385 Mio. DM Zugleich wurde damit die ab dem 1. De- gegenüber der o. g. ursprünglichen Frei- zember 1992 bestehende 110-kV-Not- leitungsplanung führten (Bild 5). verbindung (300 MW) zwischen dem ehe- maligen Ost- und Westteil von Berlin – Am 7. Dezember 1994 erfolgte schließlich durch diese war der ehem. Westteil Berlins die Inbetriebnahme der rd. 140 km langen übrigens ab diesem Tag frequenzsynchron 380-kV-Leitung Wolmirstedt–Teufels- mit dem VEAG- und CENTREL-Netz ver- bruch und damit die formale und offizielle bunden – abgelöst. Bild. 4: Gleichstrom-Kurzkupplung Etzenricht Bild 6: Das Ende der Strominsel (West-)Berlin/Bewag am 7. Dezember 1994
44 45 Netztechnische Vorbereitungen zum gesprächen kam, wie viele Kuppelleitungen DVG/UCPTE-Anschluss ab 1990 es für eine elektrische Wiedervereinigung Bei diesem Meilenstein wollen wir keines- wohl bräuchte und welche Umspannwerke wegs das gesamte „Arbeitsprogramm zur damit zu verbinden wären. So traf man Vorbereitung und Aufnahme des Verbund- sich am 27. Dezember 1989 im damaligen betriebes mit dem (DVG)/UCPTE-Netz“ der Ostberliner Palasthotel, um solche Fragen VENAG vom Okt./Nov. 1990 (Bild 7) behan- zu erörtern. Im Ergebnis dieses Termins deln, sondern uns ausschließlich mit den lag somit bereits Ende Dezember 1989 unter dem dort aufgeführten Cluster (3) ein eher „erfahrungs- als leistungsfluss- „Schaffung der netztechnischen Vorausset- basierter“ Masterplan mit insgesamt vier zungen im (VENAG) VEAG-Netz zur Auf- Ost-West-Kuppelleitungen (Bild 8), nahme des DVG/UCPTE-Verbundbetriebes“ jeweils in Ausführung als 380-kV-Doppel- zusammengefassten Aufgaben befassen. freileitung, vor: Unmittelbar betroffen vom „Ost-West- 1. (Krümmel (PE)–) Lübeck/Siems (PE) Strombrückenschlag“ waren die benach- –Görries (KVE)–Güstrow (KVE), barten und geografisch angrenzenden 2. Helmstedt (PE)–Wolmirstedt (KVE) Unternehmen PE, Bayernwerk AG (BAG), (–Teufelsbruch (Bewag)), Bewag und KVE bzw. (VENAG) VEAG. 3. Mecklar (PE)–Vieselbach (KVE) und 4. Redwitz (BAG)–Remptendorf (KVE). Aufgrund des im vorangegangenen Kapitel skizzierten Projekts EEÜE verwundert es Mit diesem Masterplan im Kopf, wurde in wohl nicht, dass es angesichts der sich das Jahr 1990 gestartet. Es wurde auch dabei herausgebildeten Arbeitskontakte schnell klar, dass ein solcher Synchron- zwischen PE, Bewag und KVE alsbald nach anschluss nicht überdimensioniert sein dem Mauerfall zu ersten Sondierungs- dürfte (Bild 9). Bild 8: Kuppelleitungsprojekte der elektrischen Wiedervereinigung Bild 7: Arbeitsprogramm der elektrischen Wiedervereinigung
46 47 Unter dem koordinierenden Dach der • Untersucht wurden dabei der Wirk- und Varianten der Anschaltung des VEAG- Deutschen Verbundgesellschaft (DVG) – Blindleistungsaustausch und Spannungs- Netzes an das DVG-Netz (z. B. kurzfristig da vorgenannte Verbundunternehmen haltung/Blindleistungshaushalt. möglicher 220-kV-Betrieb der Kuppel- allesamt Mitgliedsunternehmen der DVG Im Ergebnis wurden Netzausbaumaß- leitung Redwitz–Remptendorf und waren – konnten nun gemeinsame netz- nahmen identifiziert, u. a. erst mittelfristig darstellbarer 380-kV- technische Analysen mit Expertengruppen → Einsatz von Blindleistungskompen- Betrieb). Dabei wurden definierte Netz- sationsspulen insbesondere im last- lasten für das VEAG- (13 GW) und DVG- schwachen nördlichen Bereich des Gebiet (60 GW) mit Null-Austauschsaldo VEAG-Netzes zur anteiligen Kompen- zwischen beiden sowie Bewag-Bezug sation der kapazitiven Ladeleistung des von DVG (0,25 GW) angesetzt. 380/220-kV-Netzes (ca. 5.000 Mvar) • Als kritischer Fehlerfall wurde ein aufgrund der besonders kritischen 3-poliger Kurzschluss auf einem 380-kV- Spannungshaltung in Schwachlastzeiten, Stromkreis Preilack–Streumen unmittel- Bild 10: Ergebnisse der Stabilitätsanalysen → massiver Ausbau der (wirksamen) bar vor dem UW Streumen (vgl. Bild 8) Kompensationsleistung von rd. 320 Mvar mit einer Fehlerklärungszeit von 180 ms (1990) auf rd. 1.600 Mvar (1995), was (für die Stabilität ungünstig lange Zeit- und einer Steigerung des Kompensations- dauer – bedingt durch den technischen 2. die für 380 kV errichtete und seit Dezem- grades auf rd. 35 % (1995) entspricht. Stand der Schalter und des Schutzes) ber 1991 mit 220-kV-Richtbetrieb nutz- identifiziert. bare Kuppelleitung Remptendorf– Kurzschluss • Die Ergebnisse der Stabilitätsuntersuch- Redwitz. • Stationäre Analysen für unterschiedliche ungen, die das Vorhandensein der 380- Szenarien der Erzeugungsentwicklung in kV-Doppelleitung Mecklar–Vieselbach Nach vielfältigen Erörterungen im Kreise perspektivisch geplanten Ausbauständen. als Dreh- und Angelpunkt der elekt- der Mitglieder der DVG und unter Ein- • Untersucht wurden die Auswirkungen rischen Wiedervereinigung eindeutig beziehung von externem Sachverstand Bild. 9: Kuppelleitungen VEAG 1990: erhöhter Kurzschlussstrombeanspru- herausstellen, sind in Bild 10 dargestellt; (insbesondere RWTH Aachen) zeichnete Bestand nach PL und CZ (Nr. I - V) sowie chung auf die Kurzschlussfestigkeit der oben ohne (= Instabilität) und unten sich ab, Planung (Nr. 1 - 4) Schaltanlagen in den direkt betroffenen mit Doppelleitung Mecklar–Vieselbach • dass mit diesen zwei Kuppelleitungen Kuppelpunkten und denen im „elektri- (= Stabilität). allein keine elektrische Wiedervereini- schen“ Nahbereich. Im Ergebnis wurde gung vollzogen werden konnte, aus den Häusern PE, BAG und (VENAG) keine Überschreitung der Kurzschluss- Realisierung der Kuppelleitungen • dass die dritte Kuppelleitung Mecklar – VEAG verabredet und durchgeführt werden. festigkeit in den relevanten Schalt- bis 1995 Vieselbach dafür unabdingbar ist und Folgende Untersuchungen standen dabei anlagen festgestellt. Wie stellte sich die Situation ab Ende auch nur unter der Voraussetzung aus- insbesondere im Fokus. 1991 dar? reichend ist, Stabilität • dass die CENTREL-Länder (Polen, Tsche- Leistungsfluss • Dynamische Analysen zur Ermittlung der Es waren zunächst nur zwei der vier chien, Slowakei und Ungarn) ebenfalls • Stationäre Analysen für verschiedene Ausgleichsvorgänge im Netz der VEAG geplanten Doppelleitungen potenziell an das UCPTE-Netz angeschlossen Austauschszenarien auf den Kuppel- und in den Netzen der Nachbarn (Erwei- verfügbar (Bild 11): werden. Die ansonsten nötige vierte leitungen infolge unterschiedlicher terung der Expertengruppe um die 1. Die für 380 kV errichtete und seit Oktober Kuppelleitung wird in diesem Fall quasi Last- und Erzeugungsentwicklung in RWTH Aachen, Prof. Haubrich). 1989 mit 220-kV-Richtbetrieb nutzbare durch das synchronisierende Moment perspektivisch geplanten Ausbau- • Analyse 3-poliger Kurzschlüsse an ver- Kuppelleitung Helmstedt–Wolmirstedt der CENTREL-Netzanbindung ersetzt. ständen, als (n-0)- und (n-1)-Analysen. schiedenen Fehlerorten für verschiedene
48 49 Schaltfolge der Elektrischen Wieder- vereinigung am 13. September 1995 … Nachfolgend zeigt Bild 13 die Abfolge der Schalthandlungen am Tag der elektrischen Wiedervereinigung von der Trennung vom CENTREL-Verbund (oberes Bild) über den kurzzeitigen und für das VEAG-Netz erst- maligen Inselbetrieb (mittleres Bild) zum DVG/UCPTE-Verbund (unteres Bild). Die Basis für die unmittelbare Ausführung der elektrischen Wiedervereinigung bildete dabei das „Technische(s) Programm zur Aufnahme des Verbundbetriebes mit dem DVG/UCPTE-Netz“. Bild 11: Verfügbare Kuppelleitungen … und die „Ost-Erweiterung des UCPTE- VEAG–DVG Ende 1991 Netzes“ am 18. Oktober 1995 Diese Erweiterung wurde technisch und organisatorisch ab 1992 vorbereitet. Nachfolgend wird auf die weiteren Schritte Die CENTREL-Gründung erfolgte am zur Realisierung der Kuppelleitungen, von 2. Oktober 1992 mit dem Ziel der Heraus- denen, neben den beiden gemäß Bild 11, lösung der Netze aus dem VES-Verbund bis 1995 nur noch die Leitung Mecklar– (UPS/IPS) und dem Synchronanschluss an Vieselbach (Bild 12 oben) fertiggestellt werden konnte, nicht näher eingegangen. Die Leitung Krümmel–Lübeck/Siems– Güstrow (Bild 12 unten) wurde nach Um- planung erst Ende 2012 im Abschnitt Görries–Krümmel in Betrieb genommen, was im Abschnitt Güstrow–Görries bereits 1996 erfolgte. Es bleibt aber jetzt schon einmal festzustellen, dass es fünf Jahre dauerte, bis die elektrische Wiedervereini- gung der politischen Wiedervereinigung folgen konnte. Das waren zwar drei Jahre Bild 13: Abfolge der Schalthandlungen am 13. September 1995 mehr als ursprünglich geplant, aber an- gesichts heutiger langwieriger Genehmi- gungsverfahren jedoch immer noch ein Bild 12: Kuppelleitung Mecklar – Vieselbach recht sportliches und erfolgreich abge- und Leitung Görries – Krümmel schlossenes Unterfangen.
50 51 Bild 14: Verbundanschluss von CENTREL an UCPTE Bild 15: VEAG – 1995 an der Nahtstelle europäischer Verbundsysteme das UCPTE-Netz (Bild 14). Zunächst wurde Der Maßnahmenkatalog wurde mit und die Realisierungsdauer der durchzufüh- von den Übertragungsnetzbetreibern in renden Maßnahmen mit ≥ 1997 einge- Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn tung der elektrischen Wiedervereinigung. Transmission befindet sich in zentraler schätzt. Der Umfang dieser Maßnahmen zügig abgearbeitet, sodass bereits fünf Die bekannten Vorteile eines elektrischen Lage im ENTSO-E-Verbund in den Regio- resultierte aus dem Maßnahmenkatalog Wochen nach dem VEAG-Verbundan- Verbundbetriebes dokumentierten sich in nalgruppen "Baltic Sea" und "Continental für die Vorbereitung des Synchronan- schluss an das UCPTE-Netz auch der CEN- der jeweiligen Zusammenarbeit der Ver- Central East". schlusses („Catalogue of Measures“) und TREL-Verbundanschluss am 18. Oktober bundunternehmen in Ost (VES/IPS) und sah zusammengefasst folgende Aktivi- 1995 erfolgen konnte. West (UCPTE). Mit den politischen Umwäl- … by the way: täten vor: zungen der 1990er Jahre änderte sich auch Und das UW Wolmirstedt wird mit • Machbarkeitsstudie, Zusammenfassung die Zusammensetzung der europäischen dem AC/DC-Konverter für die geplante • verbundübergreifende Stabilitätsstudie Der Vortrag spannte über mehrere Jahr- Verbundsysteme. 2.000-MW-HGÜ-Verbindung „SuedOst- (unter Obhut der DVG in Heidelberg), zehnte einen weiten Bogen vom Ende Link“ nach Isar (Landshut) in 2025 – nach • Studie im Rahmen PHARE-C zur Vorbe- des innerdeutschen Verbundbetriebes als Die europäische Einbindung des ostdeut- mehr als 30 Jahren – nun endlich seine reitung des CENTREL-Anschlusses durch Folge der politisch vollzogenen Ost-West- schen Verbundnetzes der ehem. VEAG Drehstrom-Gleichstrom-Umwandlungs- BAG, PE, Verbundplan (AT) und VEAG, Teilung bis zur elektrischen Wiedervereini- zum Zeitpunkt der elektrischen Wiederver- station erhalten! • Lastverteilerschulungen, gung in Folge der politischen Wiederver- einigung zeigt Bild 15. Die heutige 50Hertz • Inselbetriebsversuch und einigung Deutschlands. Den Schwerpunkt • versuchsweiser Probebetrieb. bildete dabei die netztechnische Vorberei- Nachtrag für Interessierte: 1) Elektrische Wiedervereinigung – VEAG verbindet, Video 9:53 min https://www.youtube.com/watch?v=E7aT7kRPza8 2) The Power Island (Bewag), Video 14:59 min https://www.youtube.com/watch?v=v2DrazDwweI
52 53 Quellenverzeichnis Bild- und Textmaterial 50Hertz Transmission Bild 16: Regional Groups der ENTSO-E
54 55 220/110-kV-UW Erfurt-Nord, VEAG/TEAG
56 57 Die Wiedervereinigung des Deutschen Verbundnetzes Hans-Bernd Tillmann So begann es vor vielen, vielen Jahren ... darauf zurückzuführen, dass man die elek- trischen Lasten der Verbraucher auf die Oskar von Miller (1855–1935) kann man vorhandenen elektrischen Erzeuger (Kraft- als einen der Erfinder der Lastverteilung werke) über ein Übertragungs-Verteilungs- bezeichnen. Er war ein Vertreter einer netz verteilte. flächendeckenden Stromversorgung zu rentablen und verbraucherfreundlichen Den dem Bayernwerk zugrunde liegenden Preisen. Miller beschäftigte sich insbeson- Gedanken eines Energieverbundes auf dere mit Fragen der Erzeugung, Übertra- Länderebene entwickelte v. Miller 1930 in gung und Verteilung von Elektroenergie. einem von der Reichsregierung in Auftrag Die Gründung der Lastverteilung in Karls- gegebenen Gutachten zu einer einheit- feld ging insbesondere auf seine Initiative lichen Elektrizitätsversorgung des Deut- zurück. Der Begriff „Lastverteilung“ ist schen Reiches weiter. Bild 2: Band 1 der Reihe „Musterbetriebe deutscher Wirtschaft“ (1928; 1. Ausgabe) Autor: Dr.-Ing. R. Hamburger Die leitungsgebundene Stromversorgung Länge rd. 50 km und damit die Aufgaben der Lastverteilung • die 1928 erfolgte Gründung der Aktien- haben sich seit dieser Zeit territorial, natio- gesellschaft für deutsche Elektrizitäts- nal und international in großen Schritten wirtschaft durch die EWAG, Preussen- weiterentwickelt. Aufgabe der Lastvertei- Elektra und das Bayernwerk (München) lung wurde es auch, die Netze zu überwa- mit Sitz Berlin. Sie wird als Vorläufer der chen und zu steuern. bis 2001 bestehenden Deutschen Ver- Die Entwicklung wurde u. a. geprägt durch: bundgesellschaft betrachtet. • die 1892 erfolgte Gründung der Elektro- • die 1923 erfolgte Inbetriebnahme der werke A.G. (später BEWAG) ersten in Deutschland mit 220 kV betrie- • die 1912 erfolgte Inbetriebnahme der bene Freileitung von Ronsdorf nach Let- ersten europäischen 110-kV-Leitung mathe (Verbindung der mitteldeutschen Bild 1: ost- und mitteldeutsches 110-kV-Netz im Jahr 1928 von Lauchhammer nach Riesa (Sachsen), und niederrheinischen Braunkohle)
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