Die Zukunft der Ernährungswirtschaft - Wie essen wir 2030? - Cluster Ernährung
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Die Zukunft der Ernährungswirtschaft Wie essen wir 2030?
Herausgeber: Cluster Ernährung am Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn), Kulmbach 2017 Hofer Straße 20, 95326 Kulmbach E-Mail: ernaehrungscluster@kern.bayern.de Homepage: www.cluster-bayern-ernaehrung.de Redaktion: Dr. Simon Reitmeier, Geschäftsführer des Cluster Ernährung am Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn), Kulmbach, sowie Nora Börger Autoren: ScMI AG, Paderborn 2017 www.scmi.de Dr. Alexander Fink, Mitglied des Vorstands der ScMI AG, Paderborn, sowie Christian Michl Gestaltung: Cube Werbeagentur GmbH, München 2017 Druck: Ernst Vögel GmbH, Stamsried Auflage: 1. Auflage, Oktober 2017 © Cluster Ernährung 2017 02
Die Themen im Überblick Vorwort 04 Szenarioteam 05 „Landkarte der Zukunft“ 06 „Landkarte der Zukunft“: Szenarien 10 Das Effizienz-Szenario 12 Szenario 1 Das Disruptions-Szenario 16 Szenario 2 Das Digitalisierungs-Szenario 20 Szenario 3 Das Export-Szenario 24 Szenario 4 Das Global & Fair-Szenario 28 Szenario 5 Das Regionale Vielfalts-Szenario 32 Szenario 6 Das Verzichts-Szenario 36 Szenario 7 Das Versorgungs-Szenario 40 Szenario 8 Szenariobewertung 44 03
___ Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, Vorhersagen, Vorausschauen und Vorausdenken sind von Grund auf unterschiedliche Heran- gehensweisen. Viele fragen nach der Zukunft, aber keiner kann mit Bestimmtheit sagen, was kommen mag. Ich maße mir nicht an, die Zukunft vorherzusagen. Und dennoch bin ich mir sicher, dass es ratsam ist, über die Zukunft nachzudenken. Trends verursachen Gegentrends. Zur Zeit „stehen die Sterne gut“ für regionale und qualitativ hochwertige Produkte, aber wird das auch langfristig so bleiben? Umbrüche charakterisieren eine unsichere Welt und nichts scheint von Dauer. Um zukünftig am Ball zu bleiben, müssen richtungsweisende Entscheidungen früh durchdacht und konsequent vorbereitet werden. Da- her habe ich für die „Zukunftstage Lebensmittel“ den Cluster Ernährung und das Kompetenz- zentrum für Ernährung (KErn) mit der Besetzung eines 17-köpfigen Expertengremiums be- auftragt, sich mit der Zukunft unserer Ernährungswirtschaft zu befassen. Dabei ging es mir nicht um die Entwicklung von Vorhersagen. Als Ernährungsminister möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, die Ernährungswirtschaft Bayerns in ihrer Zukunftsplanung zu unterstützen. Denn was sind die Auslöser zukünftiger Entwicklungen und wie verwendet man Zukunftsszenarien in der strategischen Planung? Mit unserer Arbeit zeigen wir Ihnen die Hintergründe, beleuchten Schlüsselfaktoren und analy- sieren Zusammenhänge. Die vorgestellten Szenarien sind daher eine strategische Vorausschau zu möglichen Zukünf- ten der Ernährungswirtschaft im Jahr 2030 – ein wirkungsvolles Werkzeug für Ihr Risiko- und Erfolgsmanagement im Unternehmen. Denken Sie mit mir in neuen Wegen. So gestalten Sie schon heute Ihre Zukunft. Ihr Helmut Brunner Bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 04
Szenarioteam ___ Das Szenarioteam Im Szenarioteam arbeiteten 14 Partnerunternehmen unter der methodischen Leitung der ScMI AG zusammen. Nachfolgend sind die Unternehmen mit den beteiligten Personen genannt. Bayerisches Staatsministerium Kulmbacher Brauerei AG für Ernährung, Landwirtschaft Andreas Eßer und Forsten Leiter Marketing Kulmbacher Gruppe Prof. Dr. Richard Balling Leitung Referat Markt und Qualitätspolitik, Molkerei Gropper Pflanzliche Märkte Christian Oppitz Dr. Wolfram Schaecke Geschäftsführer Marketing & Vertrieb Leitung Referat Ressortforschung, Innovationen Heike Zeller Landmetzgerei und Expertin für Regionalität und Eventhalle Strobel Landwirtschaftskommunikation Rüdiger Strobel Geschäftsführer Develey Senf&Feinkost Aurelia Anschütz Schweisfurth Stiftung Leitung Zentrale Entwicklung R&D Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald Geschäftsführer Crusta Nova Fabian Riedel Raps GmbH & Co.KG Geschäftsführer Frank Kühne Vorsitzender des Stiftungsvorstands ScMI AG der Adalbert-Raps-Stiftung Dr. Alexander Fink Mitglied des Vorstands BESO & Partner Christian Michl Stephan Becker-Sonnenschein Senior Berater Geschäftsführer PEMA AFC Consulting Group Jürgen Ruckdeschel Dr. Volker Ebert Prokurist, Produktionsleitung Direktor Cluster Ernährung / KErn Max Rubner-Institut Dr. Simon Reitmeier Dr. Dagmar Brüggemann Geschäftsführer Leitung Institut für Sicherheit und Nora Börger Qualität bei Fleisch Projektmanager 05
___ Landkarte der Zukunft Die Landkarte Szenarien sind Beschreibungen möglicher Entwicklungen. Sie bieten einen Überblick, wie die Zukunft aussehen könnte. Daher lassen sie sich gut in einer „Landkarte der Zukunft“ abbilden. Die Landkarte dient der Orientie- rung auf dem Weg in die Zukunft. Die vorliegende Zukunftslandkarte zeigt acht Szenarien, die jeweils auf 21 Schlüsselfaktoren aufsetzen, deren Entwicklungsmöglichkeiten jeweils noch durch zwei oder mehr Dimensionen ausgedrückt wurden. Durch die Analyse dieses komplexen Netzwerks wurden zunächst zwei Hauptachsen identifi- ziert, die sich anhand von zwei Kernfragen erklären lassen. Kernfrage 1: Kernfrage 2: ? ? Wie stark greift die Politik in Wie innovativ ist die Lebens- das Lebensmittelumfeld ein? mittelwirtschaft? Unterschieden werden dabei Dabei weisen fünf Szenarien zwei Seiten: Der untere Bereich auf der rechten Seite der Landkar- der Landkarte enthält Szenarien mit te einen hohen Innovationsgrad auf, einer geringen Bedeutung globa- verbunden mit hoher Bedeutung ler Umwelt- und Klimapolitik, einer neuer Forschungsergebnisse, einem geringen Regulierung der Agrar- starken Einfluss der Digitalisierung wirtschaft sowie einem weiter ge- und einer zumindest ausgewogenen stiegenen Verarbeitungsgrad der Darstellung von Lebensmitteln in Lebensmittelprodukte. Im oberen den Medien. Dem stehen auf der lin- Bereich haben Umwelt- und Klima- ken Seite drei Zukunftsbilder gegen- fragen deutlich an Gewicht gewon- über, in denen verschiedene Inno- nen, die Agrarwirtschaft ist stärker vationsblockaden vorliegen – bspw. reguliert und weniger verarbeitete kritische Verbraucher und Medien Lebensmittel haben einen stärkeren oder mangelnde Umsetzung wissen- Stellenwert gewonnen. schaftlicher Erkenntnisse. 06
Landkarte der Zukunft ___ der Zukunft Aus der Verknüpfung dieser beiden Hauptachsen ergeben sich vier Quadran- ten: Das Szenario 1 (unten links) beschreibt eine deregulierte Welt ohne sig- nifikante Innovationen. Dem stehen rechts unten die Szenarien 2, 3 und 4 ge- genüber, in denen ein dereguliertes Umfeld neue Entwicklungen ermöglicht. In den Szenarien 5 und 6 (oben rechts) innoviert die Lebensmittelwirtschaft innerhalb eines von der Politik stärker gestalteten Umfelds. Die Szenarien 7 und 8 beschreiben schließlich Welten, in denen stärkere Regulierung und geringerer Innovationsgrad Hand in Hand gehen. REGULIERUNG R IR 06 07 05 08 INNOVATIONS- INNOVATION BREMSE 04 01 03 D 02 ID DEREGULIERUNG 01 05 R Effizienz-Szenario Global & Fair-Szenario Regulierung als Innovations- und Automatisierungsbremse 02 06 D Kurzfristiges Gewinndenken verhindert Innovation im deregulierten Umfeld Disruptions-Szenario Regionales Vielfalts-Szenario IR Innovation und Automatisierung im stärker regulierten Umfeld 03 07 Digitalisierungs-Szenario Verzichts-Szenario ID Innovation und Automatisierung im deregulierten Umfeld 04 Export-Szenario 08 Versorgungs-Szenario 07
___ Landkarte der Zukunft WIE KÖNNTE EIN STÄRKER REGULIERTES UMFELD AUSSEHEN? Sieht man sich den Zukunftsraum näher an, lassen sich zwei weitere Kernfragen identifizieren: Kernfrage 3: Kernfrage 4: ? ? Wie stark prägen globaler Freihandel und Digita- Welche Bedeutung haben zukünftige Werte, Regio- lisierung die Lebensmittelwirtschaft? nalität und Qualität in der Lebensmittelwirtschaft? Hier sind es die Szenarien 1 bis 5, die einerseits Hier weisen vor allem die Szenarien 5 bis 7 ein durch Freihandel und eine hohe Bedeutung internatio- steigendes Verantwortungsbewusstsein der Bürger, naler Warenströme und andererseits durch einen hohen eine hohe Wertgebundenheit des Kaufverhaltens und Automatisierungsgrad und eine starke Digitalisierung eine hohe Bedeutung regionaler Produkte auf – ver- geprägt sind. Hinzu kommt in der Konsequenz eine hohe bunden mit viel Zeit für Ernährung und höheren Her- Bedeutung des Exports für die deutsche Lebensmittel- stellungskosten für Lebensmittel, also einer hohen wirtschaft. Dem stehen mit den Szenarien 6 bis 8 eher Wertigkeit und Qualität. eingegrenzte und nur moderat digitalisierte Zukunfts- bilder gegenüber. Vollständig R IR regionalisierte Strukturen 06 07 Nationale und regionale Branchen- 05 strukturen in einem protektion- istischen Umfeld 08 Moralisch geprägter Konsum und regionale Produkte in einem globalen und digitali- 01 sierten Umfeld Effizienz-Szenario 02 Disruptions-Szenario 04 03 01 03 04 Digitalisierungs-Szenario Export-Szenario 05 Vollständige Global & Fair-Szenario Globalisierung D ID 06 Regionales Vielfalts-Szenario 02 07 Verzichts-Szenario 08 Versorgungs-Szenario Auf der Zukunftslandkarte ergeben sich durch Kombination der Kernfragen 3 und 4 vier neue Bereiche, mit denen sich die Innovationsprozesse in der Lebensmittelwirtschaft charakterisie- ren lassen: Die Szenarien 1 bis 4 sind – wie zuvor beschrieben – die Zukünfte mit einer hohen Deregulierung und einer durchgängig globalisierten Lebensmittelwirtschaft. Was aber geschieht in den vier anderen Welten? Vollständig regionalisierte Strukturen liefern die Szenarien 6 und 7 – allerdings mit einem sehr unterschiedlichen Innovationsgrad. Im Szenario 5 hingegen setzen sich moralisch-geprägter Konsum und regionale Produkte auch in einem globalen und digitalisierten Umfeld durch. Dem steht mit dem Szenario 8 eine protektionistische Welt gegenüber, in der ein hoher politischer Einfluss vor allem mit macht- und interessenpolitischen Überlegungen zusam- mengeht, und in der sich nationale Branchenstrukturen erhalten oder neu ausprägen. 08
Landkarte der Zukunft ___ WIE KÖNNTE INNOVATION IN DER LEBENSMITTELWIRTSCHAFT AUSSEHEN? Die beiden weiteren Kernfragen befassen sich in ihrem Kern mit der Frage, wie und in welcher Richtung die Innovationen im Lebensmittelbereich erfolgen: Kernfrage 5: Kernfrage 6: ? ? In welchem Umfang führt individuelles Kunden- In welchem Umfang kann die Lebensmittelbranche verhalten zu marktgetriebener Innovation? Innovationen aus sich heraus vorantreiben? Die Szenarien 3 bis 6 sind von stark individuellen Die Szenarien 2 bis 5 weisen starke Innovationen Kundenbedürfnissen geprägt. Hier trägt Ernährung in auf, die direkt von der Ernährungswirtschaft getrieben starkem Umfang zur Persönlichkeitsentwicklung bei, wo- werden – verbunden mit neuen Erfolgsfaktoren in einer durch sich ein pluralistisches Kundenverhalten ausprägt. weitgehend digitalisierten Branche. In der Folge kommt es zu stark marktgetriebenen Innova- tionen und einer Vielfalt von Lebensmittelprodukten. R 07 06 Verbraucher- und markt- IR getriebene Innovation und 05 Digitalisierungs-Nischen 08 Moderate Breite Innovation 01 Innovation und mit disruptiver Effizienz-Szenario Digitalisierung Digitalisierung 02 Disruptions-Szenario 04 03 01 03 04 Digitalisierungs-Szenario Export-Szenario Branchengetriebene 05 Innovation mit geringer Global & Fair-Szenario Rücksicht auf Kunden D ID 06 Regionales Vielfalts-Szenario 02 07 Verzichts-Szenario 08 Versorgungs-Szenario Auf der Zukunftslandkarte ergeben sich durch Kombination der Kernfragen 5 und 6 wiederum vier Bereiche, mit denen sich die Innovationsprozesse in der Lebensmittelwirtschaft charakterisieren lassen: Die Szenarien 1, 7 und 8 sind – wie zuvor beschrieben – die Zukünfte mit einem modera- ten Innovationsgrad. Dem stehen mit den Szenarien 3, 4 und 5 drei Welten mit breiter Innovation und disruptiver Digitalisierung gegenüber. Besondere Beachtung verdienen die beiden auf diese Weise erkannten Sonderfälle: Das Szenario 2 beschreibt eine von Forschung und Industrie geprägte Innovation mit wenig Rücksicht auf individuelle Kundenbedürfnisse, und das Szena- rio 6 beschreibt eine Verbraucher- und marktgetriebene Innovation jenseits des Digitalisie- rungs-Hypes. 09
___ Landkarte der Zukunft 8 Szenarien zur Zukunft der Ernährungswirtschaft Schließlich ergibt sich durch Kombination der sechs Kernfragen – ergänzt um die weiteren Schlüsselfakto- Export-Szenario ren und Zukunftsprojektionen – eine Zukunftslandkarte Regionale mit acht deutlich voneinander abgrenzbaren Szenarien. Innovations-Champions in einer vernetzten Welt Neue Chancen für den Mittelstand Kleine und mittelstän- Disruptions-Szenario dische Unternehmen Globale Brancheninno nutzen ihre Flexibilität vationen für rationale und setzen sich auf den Ernährungsfortschritte globalen Märkten vielfach Effizienz-Szenario Kein Schnick-Schnack gegen Große durch. Kurzfristiges Gewinn- Künstliche Lebensmittel streben befördert globale setzen sich in der Breite durch – Rationale Argumente Vereinheitlichung vor emotionalem Denken. 04 Mit verbesserter Rezeptur Milking the cow – Langfristige Innovationen unterbleiben. 02 01 03 Digitalisierungs-Szenario Globaler Wandel der Märkte führt zu gefühlter Vielfalt Individuelle Vielfalt Die globalen Lebensmittelkonzerne setzen immer neue „Innovationen“ am Markt durch – Verbrauchern erschließt sich eine neue Vielfalt bis hin zu individualisierten Nahrungsmitteln. 10
Landkarte der Zukunft ___ Versorgungs-Szenario Das Ende von Erlebnis- und Werteorientierung Regressives Umfeld Global & Fair-Szenario Versorungssicherheit wird Globale Warenströme zum zentralen Thema – Erlebnis hinter regionalen und und Werteorientierung rücken werthaltigen Produkten in den Hintergrund. Globale Wahrheiten Der Verbraucher bewegt sich in einer an Regionalität und 08 Werten orientierten Welt – die allerdings von globaler Logistik gesteuert wird. 07 05 Verzichts-Szenario Konsumverweigerung führt zu Vereinfachung Kollektive Moral 06 vor individueller Vielfalt Kritische Verbraucher setzen auf Direktvermarktung und Selbstversorgung – Vielfalt Regionales Vielfalts-Szenario und globale Innovationen Wertebewusste Verbraucher verlieren an Bedeutung. treiben regionalisierte Angebote Das „neue Alte“ Wiederentdeckung der traditionellen Werte und Lebensmittel führt zu einer neuen Vielfalt jenseits der Globalisierung. 11
___ Effizienz-Szenario 01 Das Effizienz-Szenario Kurzfristiges Gewinnstreben befördert globale Vereinheitlichung 2030. Die globale Lebensmittelwirt- einem hohem Grad verarbeitet – Herkunft schaft ist geprägt von überregionalen, und Regionalität spielen eine untergeordnete überwiegend global agierenden Kon- Rolle. Die Konsumenten agieren häufig unre- zernen mit starker Effizienz- und Gewinnori- flektiert und beeinflussbar durch sensations- entierung. In diesen Strukturen mit stabilen getriebene Medien, wobei das Vertrauen in Rohstoffpreisen kommt es zu einer starken Lebensmittel zwar grundsätzlich gering ist Vereinheitlichung der weltweiten Lebensmit- – dies aber kaum zu Verhaltensänderungen tel und somit zu einer Reduktion der globalen führt. Sowohl Verbraucher als auch Ernäh- Vielfalt von Rohstoffen und Produkten. Signifi- rungswirtschaft präferieren den „Status Quo“. kante Einschränkungen aus dem Bereich der Umwelt- und Klimapolitik sind nicht zu er Die deutsche Lebensmittelwirt- warten – die gewinnorientierten Konzerne dik- schaft ist geprägt durch eine hohe tieren weitgehend die Regeln. Konzentration in nahezu allen Stu- fen der Wertschöpfungskette sowie eine Auch die Gesellschaft orientiert sich in starke Exportorientierung. In der Agrarwirt- immer stärkerem Umfang an globalen schaft führt dies – unterstützt durch eine Standards und vor allem am Effizienz- marktwirtschaftlich orientierte Agrarpolitik – denken, was mit einer hohen Arbeitsbelastung zu einer massiven Verringerung der Anzahl und einer zunehmenden Mobilität verbunden landwirtschaftlicher Betriebe. Lebensmittel- ist. Dies lässt wenig Freiraum zur Entfal- produktion erfolgt zunehmend in Konzern- tung von Persönlichkeit und sorgt für ein strukturen, über die sich Marktmacht aus- angleichendes und primär preisgetriebenes üben lässt und die Exportmöglichkeiten ver- Konsumverhalten. Nahrungsaufnahme erfolgt bessern. Im globalen Effizienzwettbewerb häufig nebenbei und außer Haus, so dass bleibt kaum noch Raum für wirkliche, struk- Kochen kein soziales Element mehr ist, son- turelle Innovationen – Forschung und Wis- dern vielfach auf die „Energiezufuhr“ reduziert senschaft bleibt vielfach ohne Wirkung auf wird. Im Lebensmittelhandel dominieren die die reale Branchenent wicklung. Dies zeigt klassischen stationären Akteure, die sich auf sich auch im Produktionsumfeld, wo Digitali- eine hocheffiziente Logistik stützen, um mög- sierung und Automatisierung zwar zu erheb- lichst einfache Einkaufsprozesse zu gestalten, lichen Effizienzgewinnen führen, sich neue die durchaus digital begleitet sein können. Geschäftsmodelle aber nur in einzelnen Nischen durchsetzen können. Digitale Ser- Die Wahl der Produktionsorte von vices werden zu einer Selbstverständlich- Lebensmitteln orientiert sich vor allem keit, ohne dass sich damit individuelle Wett- an Kriterien wie Kosten und Prozess- bewerbsvorteile erschließen lassen. Arbeits- effizienz in einer globalen Wertschöpfungs kräfte stehen in der globalen Welt ausreichend kette. Eine Vielzahl der Lebensmittel ist zu zur Verfügung. 12
Effizienz-Szenario ___ Mit verbesserter Rezeptur Milking the cash cow – Langfristige Innovationen unterbleiben Szenario tritt ein, wenn kurzfristiges Gewinnstreben dominiert. 13
___ Effizienz-Szenario 01 Das Effizienz-Szenario Kurzfristiges Gewinnstreben befördert globale Vereinheitlichung Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 1 Umwelt- & Klimapolitik / Geringe Bedeutung der globalen Umwelt- und Ressourcen & Rohstoffe Klimapolitik bei schwankenden Rohstoffpreisen 2 Lebensstile & Werteentwicklung Die Lebensstile und das damit einhergehende Konsumverhalten in der Gesellschaft gleicht sich an wobei Werte die Kaufentscheidung nicht maß- geblich beeinflussen 3 Mobilität & Freizeit Mobilität zunehmend Freizeitanteil kann sowohl gering als auch hoch sein 4 Innovation & Digitalisierung Insgesamt moderate Digitalisierung der Ernährungs- wirtschaft – kaum Möglichkeiten zur Differenzierung 5 Essverhalten / Ernährungsgewohnheiten Geringer Zeiteinsatz für Ernährung ( = „Schmecken und Satt machen“) 6 Kochgewohnheiten in privaten Haushalten / Selbst zubereitete Nahrungsmittel werden Außer-Haus-Versorgung und Gastronomie zunehmend außer Haus konsumiert 7 Einkaufsverhalten der privaten Haushalte Primär einfache Einkaufsprozesse bei geringer Transparenz 8 Verantwortungsbewusstsein der Geringer Bedarf zur Veränderung von Nachhaltig- Konsumenten / Fair Trade keitsstandards bei geringem Grad individueller Bedürfnisse 9 Regionalität / Bedeutung der Herkunft Geringe Bedeutung von Regionalität der Lebensmittel 10 Qualität von Lebensmitteln / Lebens- Vergebliche Suche nach qualitativer Orientierung mittelsicherheit / -kontrolle führt zu geringem Vertrauen in Lebensmittel (-sicherheit) 11 Lebensmittelpreise / Zahlungsbereitschaft Günstige Preise für Standard-Lebensmittel für Lebensmittel 14
Effizienz-Szenario ___ Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 12 Lebensmittel in den Medien Medien haben Interesse an sensationsgetriebenen Nachrichten 13 Globale Lebensmittel-Wertschöpfungskette Gloable Lebensmittelwirtschaft führt zur Vereinheitli- chung und reduziert so die Vielfalt von Lebensmitteln 14 Investitionsverhalten der Akteure in der Globale Konzerne konzentrieren sich auf kurzfristige globalen Lebensmittelwirtschaft Dividenden – langfristige Innovationen werden eher abgeblockt 15 Rolle & Struktur des Lebensmittelhandels Dominante Rolle des klassischen stationären Lebens- mittelhandels 16 Forschung und Wissenschaft bezüglich Insgesamt geringe Veränderung der Ernährungswirt- Lebensmittel schaft durch neue Forschungsergebnisse 17 Innovationen / Technologische Verfahren Gering innovatives Umfeld – Verbraucher und Ernäh- in der Lebensmittel-Herstellung rungswirtschaft sperren sich gegen Innovationen 18 Produkte der Lebensmittelindustrie Geringe Produktvielfalt bei hohem Grad der Verar- beitung der Produkte 19 Struktur der deutschen Lebensmittel- Zunehmend konzentrierte Lebensmittelbranche mit wirtschaft hohen Exportanteil 20 Automatisierung der Arbeitskräfte in Automatisierungsgrad der deutschen Lebensmittel- der Lebensmittelwirtschaft wirtschaft moderat Verfügbarkeit von benötigten Arbeitskräften kann sowohl eingeschränkt als auch hoch sein 21 Agrarwirtschaft in Deutschland Geringe Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe bei geringem Grad der Regulierung Charakteristische Projektion (kommt nur in diesem Szenario vor) Teilcharakteristische Projektion (kommt in dieser Stärke nur in diesem Szenario vor) 15
___ Disruptions-Szenario 02 Das Disruptions-Szenario Globale Brancheninnovationen für rationale Ernährungsfortschritte 2030. Die globale Lebensmittelwirtschaft ist geprägt von disruptiven Technologien und neuen Geschäftsmodellen, mit denen international vernetzte, kapital- und dividendenge- triebene Konzerne massive Veränderungen in der Branche vorantreiben. Dabei spielen regionale Marktspezifika oder nationale Regulierungen eine immer geringere Rolle, so dass es zu einer starken Vereinheitlichung der weltweiten Lebensmittel und einem Rückgang der Pro- duktvielfalt kommt – auch in Deutschland. Signifikante Einschränkungen aus dem Bereich der Umwelt- und Klimapolitik sind nicht zu erwarten, auch weil die globalen Konzerne die Vorteile der „neo-grünen Revolution“ herausstreichen und letztlich die globalen Regeln diktieren. Auch in der Gesellschaft haben Geschwindigkeit und Veränderungsdruck massiv zuge- nommen, was mit einer hohen Arbeitsbelastung und einer zunehmenden Mobilität ver- bunden ist. Dies lässt wenig Freiraum zur Entfaltung von Persönlichkeit und sorgt für ein angleichendes und primär preisgetriebenes Konsumverhalten. Nahrungsaufnahme erfolgt häufig nebenbei und außer Haus, so dass Kochen kein soziales Element mehr ist, sondern von den rati- onal denkenden Verbrauchern vielfach auf die „Energiezufuhr“ reduziert wird. So verlagert sich der Schwerpunkt vieler Innovationsprozesse vom Marketing zu neuen Technologien, die auf Basis massiver Fortschritte in Forschung und Wissenschaft erschlossen werden. Dies wird auch da- durch unterstützt, dass viele Medien Innovationen zunächst positiv gegenüberstehen und insofern einen ergebnisoffenen Dialog über Lebensmittel ermöglichen. Die Standortentscheidungen der Konzerne orientieren sich neben Kriterien wie Kos- ten (bei schwankenden Rohstoffpreisen) und Prozesseffizienz in einer globalen Wert- schöpfungskette auch an den Rahmenbedingungen für Innovation – also vor allem den Möglichkeiten, neue Technologien zu entwickeln. Viele Lebensmittel sind ohnehin zu einem hohen Grad verarbeitet, und disruptive Innovationen setzen diesen Trend weiter fort. Herkunft und Regionalität von Lebensmitteln spielen eine untergeordnete Rolle. Die Konsumenten haben zwar nur ein begrenztes Vertrauen in die messbaren Kriterien der Lebensmittelsicherheit – sehen aber vor allem die Vorteile der Neuerungen. Auch im Lebensmittelhandel setzen sich im Sinne solcher Vereinfachungsstrategien klassische und einheitliche Bedürfnisse durch. Dies nutzen stationäre Händler aus und sichern mit neuen Lieferservices ihre Marktposition ab. Die deutsche Lebensmittelwirtschaft ist geprägt durch eine hohe Automatisierung ebenso wie durch eine zunehmende Konzentration in nahezu allen Stufen der Wert- schöpfungskette und eine starke Exportorientierung. In der Agrarwirtschaft führt dies – unterstützt durch eine marktwirtschaftlich orientierte Agrarpolitik – zu einer massiven Ver- ringerung der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe. Lebensmittelproduktion erfolgt zunehmend in Konzernstrukturen, die umfassender auf die neuen Innovationen reagieren oder diese selbst vorantreiben können. 16
Disruptions-Szenario ___ Kein Schnick-Schnack Künstliche Lebensmittel setzen sich in der Breite durch – Rationale Argumente vor emotionalem Denken Szenario tritt ein, wenn die Art des Essens sich grundsätzlich ändert. 17
___ Disruptions-Szenario 02 Das Disruptions-Szenario Globale Brancheninnovationen für rationale Ernährungsfortschritte Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 1 Umwelt- & Klimapolitik / Geringe Bedeutung der globalen Umwelt- und Ressourcen & Rohstoffe Klimapolitik bei schwankenden Rohstoffpreisen 2 Lebensstile & Werteentwicklung Die Lebensstile und das damit einhergehende Konsum- verhalten in der Gesellschaft gleichen sich an wobei Wer- te die Kaufentscheidung nicht maßgeblich beeinflussen 3 Mobilität & Freizeit Geringer Freizeitanteil in der Gesellschaft bei zunehmender Mobilität 4 Innovation & Digitalisierung Weitgehende Digitalisierung der Ernährungswirtschaft lässt wenig Raum für Differenzierung - Wettbewerbs- vorteile entstehen in anderen Bereichen 5 Essverhalten / Ernährungsgewohnheiten Geringer Zeiteinsatz für Ernährung ( = “Schmecken und Satt machen“) 6 Kochgewohnheiten in privaten Haushalten / Starke Verlagerung des Ernährungsprozesses in Außer-Haus-Versorgung und Gastronomie den öffentlichen Raum 7 Einkaufsverhalten der privaten Haushalte Primär einfach Einkaufsprozesse bei geringer Transparenz 8 Verantwortungsbewusstsein der Geringer Bedarf zur Veränderung von Nachhaltigkeits- Konsumenten / Fair Trade standards bei geringem Grad individueller Bedürfnisse 9 Regionalität / Bedeutung der Herkunft Geringe Bedeutung von Regionalität der Lebensmittel 10 Qualität von Lebensmitteln / Lebens- Messbare Kriterien schaffen keine Orientierung mittelsicherheit / -kontrolle und führen zu geringem Vertrauen in Lebensmittel (-sicherheit) 11 Lebensmittelpreise / Zahlungsbereitschaft Günstige Preise für Standard-Lebensmittel für Lebensmittel 18
Disruptions-Szenario ___ Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 12 Lebensmittel in den Medien Medien tragen zum intensiven ergebnisoffenen Dialog über Lebensmittel bei 13 Globale Lebensmittel-Wertschöpfungskette Gloable Lebensmittel-Wirtschaft führt zur Vereinheitlichung und reduziert so die Vielfalt von Lebensmitteln 14 Investitionsverhalten der Akteure in der Globale Kapital- und Dividendengetriebene globalen Lebensmittelwirtschaft Konzerne treiben Innovationen in der Lebensmittelwirtschaft 15 Rolle & Struktur des Lebensmittelhandels Dominante Rolle des klassischen stationären Lebensmittelhandels 16 Forschung und Wissenschaft bezüglich Massive Fortschritte der Forschung werden im Lebensmittel Dialog mit rationalen Verbrauchern erschlossen 17 Innovationen / Technologische Verfahren Erhährungswirtschaft treibt Innovationen im in der Lebensmittel-Herstellung Ernährungsumfeld (angebotsgetrieben) 18 Produkte der Lebensmittelindustrie Geringe Produktvielfalt bei hohem Grad der Verarbeitung der Produkte 19 Struktur der deutschen Lebensmittel- Zunehmend konzentrierte Lebensmittelbranche wirtschaft mit hohen Exportanteil 20 Automatisierung der Arbeitskräfte in Hoch automatisierter Lebensmittelwirtschaft stehen der Lebensmittelwirtschaft ausreichend Fachkräfte zur Verfügung 21 Agrarwirtschaft in Deutschland Geringe Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe bei geringem Grad der Regulierung Charakteristische Projektion (kommt nur in diesem Szenario vor) Teilcharakteristische Projektion (kommt in dieser Stärke nur in diesem Szenario vor) 19
___ Digitalisierungs-Szenario 03 Das Digitalisierungs-Szenario Globaler Wandel der Märkte führt zu gefühlter Vielfalt 2030. Digitale Transformation ist zum haltigkeitsstandards und ohne eine höhere Leitmotiv der Wirtschaft geworden. Bedeutung von Herkunft und Regionalität der Dabei ist die globale Lebensmittelwirt- Lebensmittel. schaft geprägt von international vernetzten, kapital- und dividendengetriebenen Konzer- Produziert werden die Lebensmittel nen, die – vielfach mit neuen Geschäftsmo- in einem globalen und hoch vernetz- dellen – die Veränderungen in der Branche ten System. Digitale Innovationen prä- vorantreiben. Signifikante Einschränkungen gen alle Stufen der Wertschöpfungskette – von Seiten der Umwelt- und Klimapolitik sind von der Steuerung der Landwirtschaft über nicht zu erwarten, denn die globalen Akteu- hocheffizientes Prozessmanagement in der re geben weitgehend die Regeln vor. Insge- Lebensmittel-Herstellung bis zur breiten Ab samt ermöglicht die Digitalisierung nicht nur lösung des stationären Lebensmitteleinzel- massive Effizienzsprünge, sondern auch die handels durch Online-Angebote. Ein weiterer Berücksichtigung der spezifischen Anforde- Treiber sind massive Fortschritte der For- rungen immer kleinerer Kundengruppen bis schung, die von der Ernährungswirtschaft um- zur Losgröße 1, also individueller Nahrungs- gesetzt werden. Dabei entwickeln die vielfälti- mittel. Hohe Vielfalt sowie ein hoher Verarbei- gen und weitgehend emotionalen Konsumen- tungsgrad der Produkte prägen die Branche. ten nur begrenztes Vertrauen in Lebensmittel, verschließen sich aber dennoch den Versu- Die Digitalisierung hat auch in der chungen der „bunten Erlebniswelten“ nicht. vielfältigen und schnelllebigen Ge- sellschaft zu deutlichen Veränderun- Die deutsche Lebensmittelwirt- gen geführt: Lebensstile sind immer weiter schaft ist geprägt durch eine hohe aus einandergedriftet, wobei sich die unter Automatisierung und damit auch schiedlichen Wertvorstellungen und Konsum- durch eine Aufweichung der traditionellen muster innerhalb der einzelnen Milieus eher Stufen der Wertschöpfungskette: die Grenzen verstetigen, wozu eine stark zerteilte Medi- zwischen Agrarwirtschaft und Lebensmittel- enlandschaft erheblich beiträgt. Statussym- produktion werden unschärfer und die klas- bole gewinnen nochmals an Bedeutung. Auch sischen Handelsstufen verlieren mit dem Ernährung dient dazu, seiner Persönlichkeit Online-Boom an Bedeutung. Während derart Ausdruck zu verleihen und sich abzugrenzen. vertikal integrierte Konzerne im globalen Dies erfolgt zunehmend auch durch selbst Wettbewerb mithalten und erhebliche Ex- „zubereitete“ Nahrungsmittel, die dann außer portpotenziale erschließen, haben kleinere Haus konsumiert werden. Allerdings bleibt die Akteure in der Agrar- und Lebensmittel- neue, bunte Lebensmittelwelt eher oberfläch- wirtschaft nur selten eine Chance, sich attrak- lich und Lifestyleorientiert, also ohne eine tive Nischen zu sichern. breite Veränderung von Qualitäts- und Nach- 20
Digitalisierungs-Szenario ___ EU UK USA Individuelle Vielfalt Die globalen Lebensmittelkonzerne setzen immer neue „Innovationen“ am Markt durch – Verbrauchern erschließt sich eine neue Vielfalt bis hin zu individualisierten Nahrungsmitteln Szenario tritt ein, wenn jeder sein eigenes Essen komponiert. 21
___ Digitalisierungs-Szenario 03 Das Digitalisierungs-Szenario Globaler Wandel der Märkte führt zu gefühlter Vielfalt Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 1 Umwelt- & Klimapolitik / Geringe Bedeutung der globalen Umwelt- und Ressourcen & Rohstoffe Klimapolitik bei schwankenden Rohstoffpreisen 2 Lebensstile & Werteentwicklung Das Auseinanderdriften der Lebensstile und das damit einhergehenden Konsumverhalten in der Gesellschaft verstetigen sich wobei Werte die Kaufentscheidung nicht maßgeblich beeinflussen 3 Mobilität & Freizeit Mobilität zunehmend Freizeitanteil kann sowohl gering als auch hoch sein 4 Innovation & Digitalisierung Neue Erfolgsfaktoren in einer weitgehend digitalisierten Ernährungswirtschaft 5 Essverhalten / Ernährungsgewohnheiten Ernährung dient in hohem Umfang der Persönlich- keitsbildung – allerdings bei geringem Zeiteinsatz 6 Kochgewohnheiten in privaten Haushalten / Selbst zubereitete Nahrungsmittel werden Außer-Haus-Versorgung und Gastronomie zunehmend außer Haus konsumiert 7 Einkaufsverhalten der privaten Haushalte Einfachheit des Einkaufsprozesses gering Transparenz beim Einkauf kann sowohl gering als auch hoch sein 8 Verantwortungsbewusstsein der Befriedigung individueller Bedürfnisse ohne breiten Konsumenten / Fair Trade Bedarf zur massiven Veränderung von Nachhaltig- keitsstandards 9 Regionalität / Bedeutung der Herkunft Geringe Bedeutung von Regionalität der Lebensmittel 10 Qualität von Lebensmitteln / Lebens- Vergebliche Suche nach qualitativer Orientierung führt mittelsicherheit / -kontrolle zu geringem Vertrauen in Lebensmittel (-sicherheit) 11 Lebensmittelpreise / Zahlungsbereitschaft Herstellungskosten für Lebensmittel (= Wertigkeit / für Lebensmittel Qualität von Lebensmitteln) gering Preisniveau sowie Zahlungsbereitschaft für Lebens- mittel können sowohl gering als auch hoch sein 22
Digitalisierungs-Szenario ___ Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 12 Lebensmittel in den Medien Starke Fragmentierung der Medienlandschaft 13 Globale Lebensmittel-Wertschöpfungskette Gloable Lebensmittel-Wirtschaft erhöht die Vielfalt von Lebensmitteln 14 Investitionsverhalten der Akteure in der Globale Kapital- und Dividendengetriebene globalen Lebensmittelwirtschaft Konzerne treiben Innovationen in der Lebens- mittelwirtschaft 15 Rolle & Struktur des Lebensmittelhandels Breite Ablösung des stationären Handels durch alternative Handelsformate (inkl. Online-Handel) 16 Forschung und Wissenschaft bezüglich Massive Fortschritte der Forschung Lebensmittel werden von der Ernährungswirtschaft erschlossen – Kunden reagieren lediglich emotional drauf 17 Innovationen / Technologische Verfahren Erhährungswirtschaftsgetriebene Innovation hoch in der Lebensmittel-Herstellung Marktgetriebene Innovation kann sowohl gering als auch hoch sein 18 Produkte der Lebensmittelindustrie Hohe Produktvielfalt bei hohem Grad der Verarbeitung der Produkte 19 Struktur der deutschen Lebensmittel- Zunehmend konzentrierte Lebensmittelbranche wirtschaft mit hohen Exportanteil 20 Automatisierung der Arbeitskräfte in Hoch automatisierter Lebensmittelwirtschaft der Lebensmittelwirtschaft stehen ausreichend Fachkräfte zur Verfügung 21 Agrarwirtschaft in Deutschland Geringe Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe bei geringem Grad der Regulierung Teilcharakteristische Projektion (kommt in dieser Stärke nur in diesem Szenario vor) 23
___ Export-Szenario 04 Das Export-Szenario Nationale Innovations-Champions in einer vernetzten Welt 2030. Deregulierung und digitale ein Minimum reduziert und ein immer größerer Transformation prägen weite Teile des Teil des Ernährungsprozesses verlagert sich ökonomischen Umfeldes – so auch die in den öffentlichen Raum, beispielsweise in globale Lebensmittelwirtschaft. Dabei hat sich die boomende Erlebnisgastronomie. Herkunft allerdings gezeigt, dass Veränderungen nicht und Regionalität von Lebensmittel spielen zwingend von globalen Konzernen getrieben allerdings nur für einzelne Bereiche eine grö- werden müssen. Vielfach ist es kleinen und ßere Rolle – insgesamt branchenwirksam sind innovativen Mittelständlern gelungen, neue sie nicht. Geschäftsmodelle durchzusetzen oder sich lukrative Nischen zu sichern. Vorteilhaft ist Produziert werden die nicht selten für sie die immer stärkere Aufsplitterung der hochpreisigen Standard-Lebensmit- Märkte, so dass sie sich auf einzelne globale tel in einem globalen und hoch ver- Segmente konzentrieren und diese über ex- netzten System. Die Produzenten sind meist portorientierte Modelle erschließen können. lokal verortet oder spezialisierte Akteure wie Signifikante Einschränkungen sind weder von kleine, landwirtschaftliche Betriebe, stark Seiten der Umwelt- und Klimapolitik noch für handwerklich beziehungsweise mittelstän- den globalen Freihandel zu erwarten. disch geprägte Produzenten oder speziali- sierte Online-Anbieter. All diese Akteure sind In der Gesellschaft haben Geschwindig- marktnah aufgestellt, verstehen die zukünfti- keit und Veränderungsdruck ebenso zu- gen Kundenanforderungen und können diese genommen wie Individualisierung und mit den Ergebnissen aus Forschung und Wis- Konsumorientierung. Vielfalt und die perma- senschaft verknüpfen. Insofern werden Inno- nente Veränderung von Lebensstilen, Wertvor- vationen von Verbrauchern und Ernährungs- stellungen und Konsummustern führen zu im- wirtschaft gemeinsam vorangetrieben. mer neuen Trends, die von einer fragmentierten Medienlandschaft befeuert werden und die sich Die deutsche Lebensmittelwirtschaft auch auf Ess- und Kochgewohnheiten auswir- wird – ähnlich wie andere Branchen ken. Ein großer Teil der von Lifestyle geprägten – von einer mittelständischen Struk- Gesellschaft nutzt das Essen, um seiner Per- tur geprägt und gilt global als „Exportwelt- sönlichkeit Ausdruck zu verleihen und um sich meister“. Während andere Volkswirtschaften von Anderen abzugrenzen. Dafür sind mehr und auf Zentralisierung und Skalenvorteile gesetzt mehr Menschen bereit zu investieren – auch in haben, konnten deutsche „Hidden Champions“ qualitativ hochwertige Lebensmittel. Allerdings immer mehr Segmente erobern und die insge- wird der eigene Zeiteinsatz für das Kochen auf samt starke Wettbewerbsposition absichern. 24
Export-Szenario ___ Neue Chancen für den Mittelstand Kleine und mittelständische Unternehmen nutzen ihre Flexibilität und setzen sich auf den globalen Märkten vielfach gegen Große durch Szenario tritt ein, wenn Flexibilität und Agilität vor Größe geht. 25
___ Export-Szenario 04 Das Export-Szenario Nationale Innovations-Champions in einer vernetzten Welt Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 1 Umwelt- & Klimapolitik / Geringe Bedeutung der globalen Umwelt- und Ressourcen & Rohstoffe Klimapolitik bei schwankenden Rohstoffpreisen 2 Lebensstile & Werteentwicklung Das Auseinanderdriften der Lebensstile und des damit einhergehenden Konsumverhalten in der Gesellschaft verstetigt sich wobei Werte die Kaufentscheidung nicht maßgeblich beeinflussen 3 Mobilität & Freizeit Geringer Freizeitanteil in der Gesellschaft bei zunehmender Mobilität 4 Innovation & Digitalisierung Neue Erfolgsfaktoren in einer weitgehend digitalisierten Ernährungswirtschaft 5 Essverhalten / Ernährungsgewohnheiten Ernährung dient in hohem Umfang der Persönlich- keitsbildung – allerdings bei geringem Zeiteinsatz 6 Kochgewohnheiten in privaten Haushalten / Starke Verlagerung des Ernährungsprozesses in den Außer-Haus-Versorgung und Gastronomie öffentlichen Raum 7 Einkaufsverhalten der privaten Haushalte Primär komplexe Einkaufsprozesse bei hoher Transparenz 8 Verantwortungsbewusstsein der Befriedigung individueller Bedürfnisse ohne breiten Konsumenten / Fair Trade Bedarf zur massiven Veränderung von Nachhaltig- keitsstandards 9 Regionalität / Bedeutung der Herkunft Geringe Bedeutung von Regionalität der Lebensmittel 10 Qualität von Lebensmitteln / Lebens- Vertrauen in Lebensmittelsicherheit hoch mittelsicherheit / -kontrolle Qualitätskriterien von Lebensmitteln können sowohl eher quantitativ (hart) als auch qualitativ (weich) sein 11 Lebensmittelpreise / Zahlungsbereitschaft Akzeptanz hoher Preise für Standard-Lebensmittel für Lebensmittel 26
Export-Szenario ___ Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 12 Lebensmittel in den Medien Starke Fragmentierung der Medienlandschaft 13 Globale Lebensmittel-Wertschöpfungskette Globale Lebensmittelwirtschaft erhöht die Vielfalt von Lebensmitteln 14 Investitionsverhalten der Akteure in der Lokal und national verankerte Akteure treiben globalen Lebensmittelwirtschaft Innovationen in der Lebensmittelwirtschaft 15 Rolle & Struktur des Lebensmittelhandels Breite Ablösung des stationären Handels durch alternative Handelsformate (inkl. Online-Handel) 16 Forschung und Wissenschaft bezüglich Grad der Veränderung der Ernährungswirtschaft auf Lebensmittel Basis neuer Forschungsergebnisse hoch Verständnis und Wahrnehmung von Forschung und Wissenschaft durch die Verbraucher kann sowohl rational als auch emotional sein 17 Innovationen / Technologische Verfahren Hoch innovatives Umfeld – Verbraucher und in der Lebensmittel-Herstellung Ernährungswirtschaft treiben Innovationen 18 Produkte der Lebensmittelindustrie Hohe Produktvielfalt bei hohem Grad der Verarbeitung der Produkte 19 Struktur der deutschen Lebensmittel- Stark handwerklich / mittelständisch geprägte wirtschaft Branche mit hohem Exportanteil 20 Automatisierung der Arbeitskräfte in Hoch automatisierter Lebensmittelwirtschaft der Lebensmittelwirtschaft stehen ausreichend Fachkräfte zur Verfügung 21 Agrarwirtschaft in Deutschland Hohe Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe bei gerinem Grad der Regulierung Charakteristische Projektion (kommt nur in diesem Szenario vor) Teilcharakteristische Projektion (kommt in dieser Stärke nur in diesem Szenario vor) 27
___ Global&Fair-Szenario 05 Das Global & Fair-Szenario Globale Warenströme hinter regionalen und werthaltigen Produkten 2030. Das globale Umfeld ist geprägt Der Verarbeitungsgrad der Lebens- von einer Auflösung der Grenzen und mittel steigt nicht mehr weiter an. einem starken Austausch von Waren Ursprünglichkeit spielt für die Kon- und Dienstleistungen, von Wissen und Kapital sumenten zwar eine große Rolle, dennoch wer- sowie von Personenfreizügigkeit. Daher wird den globale Warenströme hinter regionalen die globale Lebensmittelwirtschaft zuneh- Produkten akzeptiert. Dies liegt vor allem an mend von multinationalen Konzernen geprägt. der Sicherstellung hoher Qualitätsstandards Gleichzeitig haben Belange des Allgemein- zu günstigen Preisen durch die Lebensmittel- wohls wie Umwelt- und Klimaschutz oder die wirtschaft – und an der nachhaltigen Gestal- Bekämpfung von Hunger und Armut auf glo- tung der Mobilitätssysteme. Ermöglicht wird baler Ebene deutlich an Gewicht gewonnen. diese Veränderung durch ein hochinnovatives Insofern orientieren sich die Konzerne bei ih- Umfeld, in dem die massiven Fortschritte aus rem Handeln nicht allein an kurzfristigem Ge- Forschung und Wissenschaft von der Ernäh- winnstreben, sondern stellen langfristig und rungswirtschaft erschlossen und den dafür of- gesellschaftlich wirksame Innovationen in den fenen Konsumenten emotional nahegebracht Mittelpunkt. werden. Der stationäre Einzelhandel über- nimmt zunehmend die Rolle eines „Guides“, Individualität sowie Werteorientierung der die Konsumenten bei ihren komplexen sind in der modernen Gesellschaft kei- Einkaufsprozessen unterstützt. Daher spielen ne Gegensätze mehr. So entsteht eine für ihn Wertorientierung, Glaubwürdigkeit und Vielfalt von Lebensstilen, Wertvorstellungen Transparenz eine große Rolle – unter Einbezug und Konsummustern, die in der überwiegen- eigener, digitaler Angebote und Services. den Mehrzahl von einem „Wir-Denken“ und hohem Verantwortungsbewusstsein geprägt Die deutsche Lebensmittelwirt- sind. Unterschiedliche Lebensstile werden schaft ist zunächst direkt von der gemeinhin als positiv wahrgenommen – was zunehmenden Regulierung betrof- sich auch auf den Bereich der Ernährung fen – also von neuen Standards in Umwelt- überträgt. Die meisten Menschen sehen im und Verbraucherschutz. Diese Vorgaben der Essen weit mehr als die reine Nahrungsauf- öffentlichen Hand sind allerdings so angelegt, nahme: der Zeiteinsatz für Beschaffung, Zube- dass sie traditionelle Strukturen nicht fest- reitung und Verzehr ist hoch, Mahlzeiten wer- legen, sondern gesellschaftlich gewünschte den weiterhin gemeinschaftlich im engeren Veränderungen stimulieren. Dabei kommt es Lebensumfeld eingenommen, und gleichzeitig sowohl in der Agrarwirtschaft als auch bei wird das Essen genutzt, um eigener Individua- der Lebensmittelproduktion zu erheblichen lität und Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen. Konzentrationsprozessen. Parallel werden die Gefördert wird diese Entwicklung von Medien, Möglichkeiten der Automatisierung in der Le- die konstruktiv zu einem ergebnisoffenen Dia- bensmittelwirtschaft konsequent genutzt. log über Lebensmittel beitragen. 28
Global&Fair-Szenario ___ FA I R - TRADE BIO Globale Wahrheiten Der Verbraucher bewegt sich in einer an Regionalität und Werten orientierten Welt – die allerdings von globaler Logistik gesteuert wird Szenario tritt ein, wenn Moral und Individualisierung zusammentreffen. 29
___ Global&Fair-Szenario 05 Das Global&Fair-Szenario Globale Warenströme hinter regionalen und werthaltigen Produkten Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 1 Umwelt- & Klimapolitik / Hohe Bedeutung der globalen Umwelt- und Klima- Ressourcen & Rohstoffe politik bei schwankenden Rohstoffpreisen 2 Lebensstile & Werteentwicklung Das Auseinanderdriften der Lebensstile und des damit einhergehenden Konsumverhalten in der Gesellschaft verstetigt sich verbunden mit einer starken Integration von Werten in Kaufentscheidungen 3 Mobilität & Freizeit Hoher Freizeitanteil in der Gesellschaft bei abnehmender Mobilität 4 Innovation & Digitalisierung Neue Erfolgsfaktoren in einer weitgehend digitalisierten Ernährungswirtschaft 5 Essverhalten / Ernährungsgewohnheiten Umfangreicher Zeiteinsatz für Ernährung zur Persönlichkeitsbildung 6 Kochgewohnheiten in privaten Haushalten / Dominanz des klassischen Zubereitens und Essens Außer-Haus-Versorgung und Gastronomie zu Hause 7 Einkaufsverhalten der privaten Haushalte Primär komplexe Einkaufsprozesse bei hoher Transparenz 8 Verantwortungsbewusstsein der Stark steigender Anteil der Konsumenten setzt auf Konsumenten / Fair Trade nachhalitge Entwicklung bei gleichzeitiger Befriedi- gung individueller Bedrüfnisse 9 Regionalität / Bedeutung der Herkunft Globale Warenströme hinter regionalen Produkten der Lebensmittel 10 Qualität von Lebensmitteln / Lebens- Qualitative Kriterien schaffen hohes Vertrauen in mittelsicherheit / -kontrolle Lebensmittel(-sicherheit) 11 Lebensmittelpreise / Zahlungsbereitschaft Günstige Preise für qualitativ hochwertige, für Lebensmittel wertgeschätzte Lebensmittel 30
Global&Fair-Szenario ___ Schlüsselfaktor Szenario-Elemente 12 Lebensmittel in den Medien Medien tragen zum intensiven ergebnisoffenen Dialog über Lebensmittel bei 13 Globale Lebensmittel-Wertschöpfungskette Globale Lebensmittelwirtschaft erhöht die Vielfalt von Lebensmitteln 14 Investitionsverhalten der Akteure in der Globale Kapital- und Dividendengetriebene Konzerne globalen Lebensmittelwirtschaft treiben Innovationen in der Lebensmittelwirtschaft 15 Rolle & Struktur des Lebensmittelhandels Dominante Rolle des klassischen stationären Lebens- mittelhandels 16 Forschung und Wissenschaft bezüglich Massive Fortschritte der Forschung werden von Lebensmittel der Ernährungswirtschaft erschlossen – Kunden reagieren lediglich emotional darauf 17 Innovationen / Technologische Verfahren Hoch innovatives Umfeld – Verbraucher und in der Lebensmittel-Herstellung Ernährungswirtschaft treiben Innovationen 18 Produkte der Lebensmittelindustrie Produktvielfalt hoch Grad der Verarbeitung der Produkte und Anteil von Convenience können sowohl hoch als auch gering sein 19 Struktur der deutschen Lebensmittel- Zunehemend konzentrierte Lebensmittelbranche wirtschaft mit hohem Exportanteil 20 Automatisierung der Arbeitskräfte in Hoch automatisierter Lebensmittelwirtschaft der Lebensmittelwirtschaft stehen ausreichend Fachkräfte zur Verfügung 21 Agrarwirtschaft in Deutschland Geringe Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe bei hohem Grad der Regulierung Charakteristische Projektion (kommt nur in diesem Szenario vor) Teilcharakteristische Projektion (kommt in dieser Stärke nur in diesem Szenario vor) 31
___ Regionales Vielfalts-Szenario 06 Das regionale Vielfalts-Szenario Wertebewusste Verbraucher treiben regionalisierte Angebote 2030. Die auf Deregulierung und Auf Die Verbraucher sind bereit, für hoch- lösung der Grenzen basierende Glo wertige und regionale Lebensmittel balisierung ist nicht mehr alternativ mehr zu bezahlen. Gleichzeitig wün- los. Zwar besteht weiterhin und sogar noch schen sie sich einen direkten Bezug zu Rohstof- verstärkt eine internationale Zu sammenar- fen und Herstellern, so dass der Verarbeitungs- beit – beispielsweise im Umwelt- und Klima- grad der Lebensmittel eher rückläufig ist und schutz – aber gleichzeitig setzen sich protek- sich vielerorts regionale oder lokale Logistiknet- tionistische Tendenzen durch und es etab- ze entwickeln. In diesem Umfeld hat es die (glo- lieren sich immer mehr regionale und lokale bale) Ernährungswirtschaft schwer, übergrei- Wirtschaftsnetzwerke. Lokale Verbraucher mit fende Neuerungen durchzusetzen. Stattdessen ihren individuellen Bedürfnissen führen zu treiben die lokalen Verbraucher über ihre Be- einer regionalisierten Lebensmittelwirtschaft dürfnisse die Branchenentwicklung an. Diesem sowie zu einer Abkehr von globalen Standards Umfeld hat sich auch die Ernährungsforschung – und geben letztlich den Weg frei für eine angepasst, in dem sie sich auf den Transfer „neue alte Vielfalt“. übergeordneter wissenschaftlicher Erkennt- nisse in marktnahe Innovationen konzentriert. In der von Vielfalt geprägten Gesell- Der stationäre Einzelhandel setzt ebenfalls auf schaft setzen sich Echtheit und Nach- regionale Konzepte und profitiert von der hohen haltigkeit als Leit motive durch. Es Bedeutung der kleinen, regionalen Anbieter. entsteht eine Fülle von Lebensstilen, Wert- vorstellungen und Konsummustern, die in der Die stark handwerklich und mittel- überwiegenden Mehrzahl von einem „Wir-Den- ständisch geprägte deutsche Lebens- ken“ und hohem Verantwortungsbewusstsein mittelwirtschaft konzentriert sich auf geprägt sind. Entsprechende Entwicklungen den nationalen Markt – Im- und Exporte spielen finden sich auch in der Ernährung, wo „Regi- eine geringere Rolle als früher. Insgesamt ist onal als das neue Bio“ gilt. Die meisten Men- die Veränderungsgeschwindigkeit allerdings be- schen sehen im Essen weit mehr als die reine grenzt, traditionelle Strukturen der Agrar- und Nahrungsaufnahme: der Zeiteinsatz für Be- Lebensmittelwirtschaft können sich in dem re- schaffung, Zubereitung und Verzehr ist hoch, lativ geschützten Umfeld festigen. Digitalisie- Mahlzeiten werden weiterhin gemeinsam ein- rung und Automatisierung sind zwar Bestandteil genommen, und gleichzeitig wird das Essen dieser Entwicklung, aber ohne starken Einfluss genutzt, um eigener Individualität und Persön- auf den Alltag. Wettbewerbsvorteile können nur lichkeit Ausdruck zu verleihen. Gefördert wird einzelne Nischenanbieter erschließen. Außerdem diese Entwicklung durch Medien, die lokale Ge- führt die Rückbesinnung auf nationale und regi- gebenheiten aufgreifen und konstruktiv zu ei- onale Wirtschaftsräume dazu, dass der Ernäh- nem ergebnisoffenen Dialog über Lebensmittel rungswirtschaft die benötigten Arbeitskräfte nicht beitragen. in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. 32
Regionales Vielfalts-Szenario ___ Das „neue Alte“ Wiederentdeckung der traditionellen Werte und Lebensmittel führen zu einer neuen Vielfalt jenseits der Globalisierung Szenario tritt ein, wenn Verbraucher auf regionale Produkte setzen. 33
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