Die Zukunft der Volksparteien in Deutschland: totale PR-Konkurrenz oder eine gemäßigte Parteidemokratie?
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Maxim Gatskov Die Zukunft der Volksparteien in Deutschland: totale PR-Konkurrenz oder eine gemäßigte Parteidemokratie? Publikation Vorlage: Datei des Autors [www.hss.de/downloads/ 070704_Nachwuchsfoerderpreis_Gatskov.pdf] Eingestellt am 7. Juli 2007 Autor Maxim Gatskov Doktorand in Soziologie an der Universität Regensburg Gewinner des „Nachwuchsförderpreis für politische Publizistik 2006/07“ (3. Platz) Veranstaltung Nachwuchsförderpreis für politische Publizistik 2006/07 Konferenzzentrum München 7. Juli 2007 Empfohlene Zitierweise Beim Zitieren empfehlen wir hinter den Titel des Beitrags das Datum der Einstellung und nach der URL-Angabe das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse anzugeben. [Vorname Name: Titel. Untertitel (Datum der Einstellung). In: http://www.hss.de/...pdf (Datum Ihres letzten Besuches).]
Die Zukunft der Volksparteien in Deutschland: totale PR-Konkurrenz oder eine gemäßigte Parteidemokratie? Maxim Gatskov 1. Einführung "Übrigens werden nicht nur die Ober-Mandarine, sondern alle Kanzler, Mandarine, Gouverneure und so fort in dieser Weise gewählt, und nicht nur in Am-mei-ka, sondern in allen Ländern, die dieses System von dort übernommen haben ...; auch in Ba Yan".[1 Wie man an Ortsangaben wie "Amerika" und "Bayern" erkennen kann, handelt es sich bei dem Herrschaftssystem, das im zuvor angeführten Zitat gemeint ist, um westliche Demokratien, in denen die Regierungsbildung durch Wahlen erfolgt, zu welchen politische Parteien mit ihren Kandidaten antreten. Aus der wissenschaftlichen Perspektive könnte man behaupten, Parteientheorie beginne und ende mit der Organisationsfrage.[2 Ob eine Partei als Organisation in einer Gesellschaft dauerhaft funktionieren kann, ist der Systemtheorie zufolge die Frage der Entwicklung einer solchen operativen Komplexität des "sozialen Systems Partei", die der Umweltkomplexität gerecht wird.[3 Veränderungen in der Umwelt, insbesondere schnelle und ungünstige Veränderungen, setzten ein System unter Anpassungsdruck. In letzter Zeit gibt es immer mehr Indizien dafür, dass die Umwelt "deutsche Gesellschaft" sich auf die beiden großen Volksparteien CDU/CSU[4 und SPD zunehmend belastend auswirkt, so dass nicht bloß vom Florieren keine Rede sein kann – es mehren sich Befürchtungen, in einer solchen Ökologie würden die Verbreitungsareale der beiden Arten stark schrumpfen. Dies könnte das ökologische (in unserem Fall demokratische) Gleichgewicht womöglich bis zum Zusammenbruch hin beeinträchtigen. Jedenfalls vermag die noch vor fünf Jahren beruhigend wirkende Feststellung von K.-R. Korte[5, bislang sei regelmäßig auf eine Welle öffentlicher Kritik eine Phase ruhiger und gelassener Auseinandersetzungen gefolgt, was unter anderem darauf schließen lässt, dass die Parteidemokratie in Deutschland ein Stabilitätsanker für die jeweiligen Regierungen darstellte , nicht mehr als Stabilitätsgarantie für die Zukunft gelten. Und obwohl Elmar Wiesendahl sich in seiner kürzlich erschienenen Arbeit gegen den 1
Niedergangsdiskurs wendet, stellt auch er fest, dass sich im schrumpfenden Organisationsgrad der Parteien eine "gesellschaftliche Loslösungstendenz und die nachlassende Integrationsfähigkeit des Parteiensystems" zeigt, weshalb der anhaltende Mitgliederschwund als "Vorbote für den sich verstärkenden Wählerschwund und für eine allgemeine Klimaverschlechterung der Parteien zur Gesellschaft hin" gesehen werden kann.[6 So wie der Mensch für sich selbst als biologische Gattung mittlerweile zum größten Risikofaktor fortgeschritten ist, so besteht wohl die größte Gefahr der Demokratie ebenfalls darin, dass sie sich selbst abschafft. Diese Einsicht macht das systemtheoretische Modell der Anpassung zu einem zirkulären Unterfangen. Mit anderen Worten: Indem wir uns schon längst an die selbst verursachten Veränderungen anpassen, kämpfen wir mit dem eigenen Schatten. Dies zu erkennen, heißt nicht etwa zu moralisieren, während konkrete Lösungsvorschläge dringend benötigt werden. Es bedeutet eine Perspektive zu wählen, aus der man das eigentliche Problem erst formulieren kann: Wie verringert man den selbst verursachten Anpassungsdruck? 2. Das Beste von gestern "Mitnichten wird die Äußerst Verdienstvolle Sung-Dynastie ewig herrschen. Hier in der Zukunft von nur tausend Jahren – 'nur' gemessen an der Ewigkeit – ist überhaupt keine Rede mehr von der Sung-Dynastie, und selbst einem so gebildeten Mann ... haben die Namen unserer Kaiser nicht das Mindeste gesagt." Die Menschheitsgeschichte ist voll von einerseits nicht erfüllten Prophezeiungen und andererseits unerwarteten Wendungen. So machte auch der Parteibegriff eine lange semantische Karriere, indem er im 18. Jahrhundert zunächst eine negative Erscheinung gesellschaftlicher Zersplitterung bezeichnete, bevor er im 19. Jahrhundert zu einem zentralen Begriff moderner Demokratiekonzepte evolvierte. Ähnlich war das Aufkommen politischer Parteien ein unerwarteter und unerwünschter Nebeneffekt der politischen Liberalisierung und Demokratisierung in diesem Jahrhundert.[7 Für Deutschland war eine ablehnende Haltung gegenüber den Parteien besonders typisch. Nahezu totalitär klingt heute die Aussage vom berühmten Humanisten und kundigen Politiker Goethe, "die Fratze des Parteigeistes" sei ihm "mehr zuwider als irgendeine Karikatur".[8 2
Auch helle Köpfe können also einem schweren Irrtum verfallen, früher oder später korrigiert die Geschichte jedoch die meisten Irrtümer. Und – was man ebenfalls schon längst erkannt hat – dieser Prozess setzt sich als unendlicher Paradigmenwechsel (Th. Kuhn) fort. Geht man also, wie zuvor erwähnt, systemtheoretisch von der Anpassungsnotwendigkeit politischer Akteure an das Politikverständnis aus, stellt sich das Modell der Parteiendemokratie als das erfolgreichste Machtverteilungsmuster in damaligen und heutigen Verhältnissen dar. Geht man ferner davon aus, dass sich das Politikverständnis der Bevölkerung zusammen mit dem allumfassenden, sich beschleunigenden gesellschaftlichen Wandel weiterhin ändert, dürfte es nicht sonderlich überraschen, dass die Leistungen der gegenwärtigen Parteiendemokratie in Deutschland (oder sonst wo) das Interessengleichgewicht nicht mehr am effektivsten herstellen. Das gewandelte Politikverständnis erweist sich "zunehmend als punktuell, situativ, kontextabhängig, erlebnis- und betroffenheitsorientiert" und ist "nicht mehr primär institutionenbezogen zu verstehen"[9, ohne dass die Parteiendemokratie aber zum Auslaufmodell wird. Diskutable Alternativen, die gegebene Machtmechanismen ersetzen könnten, ein Paradigmenwechsel also, ist nicht in Sicht. Die offensichtliche Unumgänglichkeit von Änderungen bedeutet ja nicht notwendig das Ende der Parteien und Volksparteien als ihrer Erscheinungsform, sie bedeutet nur, dass die Geschichte weiter geht und dass sie aus geschichtlich früheren geschichtlich spätere Formen entstehen lässt. Eine der wichtigsten Aufgaben der politischen Wissenschaft bestünde demnach darin herauszufinden, wie man sich von einer beliebigen Variante auf der Strecke zwischen der absoluten Autokratie und dem Idealfall der Demokratie zum zweiten Pol hinbewegt. Oder wie man den Trend zur antidemokratischen Herrschafts- und Regierungsform zumindest stoppen kann, um ihn dann ins Positive umzukehren. Wenn die bewährten Organisationen und Verfahren sich darin weiterhin als effektiv erweisen, dann sollen sie gestärkt und für die Problemlösung konsequent herangezogen werden.[10 Sollten sich die herkömmlichen Verfahren als unzeitgemäß herausstellen, sind sie entsprechend zu verändern. Sind sie nicht veränderungsfähig oder -willig, dann werden sie vom Gang der Geschichte verworfen. Führen schließlich die vorzunehmenden Veränderungen nicht zur Anpassung oder stehen sie im Widerspruch zur Funktionslogik der bestehenden Organisationen, kann der Versuch in der gestern gemütlichen Form weiterzubestehen, nicht mehr als existenzberechtigt gelten. Ihnen wäre dann vorzuhalten, sie existierten nun eigentlich um eigener Existenz willen, und das hieße als Selbsthilfegruppen[11 die Macht und somit privilegierte Stellung ihrer Führungsetage erhalten. 3
Es wäre mit Ulrich von Alemann zu fragen, ob es denn tatsächlich ein Demokratieproblem sei, wenn die Großparteien abspecken müssen[12 oder einzig und allein das Problem von Groß- bzw. sogenannten Volksparteien, dass sie nicht damit einverstanden sind, Einflusspotenzial und -ressourcen einzubüßen. Wenn schon das Verfehlen der Kandidatur für einen Berufspolitiker meist gleichbedeutend mit Existenzvernichtung ist[13, dann könnte für sie die Existenzkrise der Parteiendemokratie dem Schließen der Textilfabrik im Marienthal[14 gleich kommen. Nicht anders, als die Verlierer des Arbeitsmarktwettbewerbs und sogar mit mehr Pep können die (Partei-) Politiker die Sache dabei so verkaufen, als wäre nun – diesmal ihre – Demokratie in Gefahr. Ihre Hilferufe überzeugen vor allem deswegen nicht, weil ihr Tun zu sehr nach Existenzkampf um die eigene Position aussieht. Wie ungemütlich eine solche Beschuldigung auch klingt, folgt die Notwendigkeit eines erbitterten Existenzkampfes aus der Logik der von wirtschaftlichen Imperativen beherrschten Konkurrenzgesellschaft:[15 Es gewinne der (die/das) Beste. Man möchte hinzufügen: der Beste von heute, nicht von gestern. 3. Hier und jetzt dabei bleiben " ... daher suchen die Boten im Land zu schreien, so laut es geht, und die anderen Boten zu überschreien, und noch größere Bilder ihrer Kandidaten an die Wände zu kleben, möglichst noch über die Bilder der Gegner ... ." Die Schönwetterdemokratie, die es in Deutschland in den 60- bis 90er-Jahre gab, scheint nun trotz der Unglaubwürdigkeit der politischen Angstmacherei und einigen gemäßigten Stimmen[16 tatsächlich in Gefahr zu sein. Wären die gelehrten sozialwissenschaftlichen Krisendebatten und medienwirksamen Reden bloß zur Unterhaltung da, könnte man unbeirrt einfach weitermachen. Doch ein ganzes Netz einander bestärkender Tendenzen, die in der einschlägigen Literatur mit ähnlichen Schlussfolgerungen immer vom Neuen beschrieben werden,[17 ist nicht nur auf der parteipolitischen Ebene zu beobachten, sondern es verfängt weitere wichtige Bereiche in der Parteienumwelt: Globalisierung der Sachzwänge, steigender Einfluss von Massenmedien, allgemeiner Wertewandel und Änderungen in Einstellungen gegenüber der Politik. 4
Bemerkenswerterweise suchen die Demokratie- und Parteiforscher fast allesamt Ursachen für die Parteienmisere und Politikverdrossenheit eben in diesen in ihrer Beschreibung nahezu natürlichen Tendenzen, ohne zu fragen, worin diese Tendenzen, außer in rein technischem Fortschritt, ihrerseits Ursachen hätten. So sprechen sie von Mediendominanz, die den politischen Prozessen ihre eigene Logik aufdränge,[18 die eine Theatralisierungslogik sei[19; von überhöhten Ansprüchen der Bürger an die Politik[20, die auch noch wesentlich unkalkulierbarer geworden seien[21; von Individualisierung und sonstigen Erscheinungen der postmodern und global gewordenen Realität. Abgesehen davon, dass diese Argumentation meistens einseitig bleibt, ist sie für die praktische Bewältigung der bestehenden Verhältnisse oft wenig brauchbar. Das Hantieren mit solchen Begriffen wie "Anspruchsfalle", "Partizipations-Effizienz-Dilemma", "Anpassungsspagat", "Interdependenzmanagement", "symbolische Placebo- bzw. Darstellungspolitik" ermöglicht zwar, komplizierte Zusammenhänge mithilfe von wenigen schlagwortartigen Ausdrücken zu erfassen, führt aber oft zur Verklärung bezüglich der Verantwortung von Akteuren, in deren Händen die Veränderungspotenziale liegen. Nicht dass die aktuellen Medientrends keine ungünstigen Faktoren für die Politik wären, doch "wer nicht schierer Konstruktivist ist, wird einräumen, dass es verdrängungsresistente Wirklichkeitsreste gibt, von denen politische Akteure auch in der Mediendemokratie eingeholt werden"[22. Pointiert bringt es K.-R. Korte zum Ausdruck: "Noch ersetzt die Talkshow nicht den Ortsverein"[23. Es soll hier nicht diskutiert werden, ob es eines Tages wirklich passieren könnte. Das normative Hauptanliegen dieses Aufsatzes besteht darin, klar zu stellen, dass es (auch) auf die bewusst verfolgten Strategien der Politiker ankommt, ob sie vom Ortsverein zur Talkshow wechseln wollen. Es wird z.Z. so oft betont, dass die Medienschaffenden gegenüber der Politik eine große Verantwortung haben[24, doch was ist mit umgekehrter Verantwortung? Nutzen die Politiker denn nicht bewusst die Medien, um ihre überstrahlende Präsenz möglichst weit möglichst aktuell zu halten? Es gibt mehrere Beispiele dazu, dass sie es tun, darunter viele von unlauterer Konkurrenz.[25 Dabei scheinen die Enthüllungen des Machtmissbrauchs die Politiker nicht rücksichtsvoller oder zumindest – wie amüsant es auch klingt – vorsichtiger werden zu lassen. Die ständigen Skandale machen schließlich nicht nur müde und abgestumpft den sensationstüchtigen Massenmedien gegenüber, viel schlimmer ist, dass zur Selbstverständlichkeit werdende Korruptionsgeschichten zu einer Stimmung führen, die eine gute Herrschaft 5
nicht erträgt: sie macht gleichgültig. Von einer vielbeschworenen Erneuerung der Parteiendemokratie wird wohl in einer solchen Situation kaum jemand leicht zu begeistern sein. Denn wer gestern lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er heute die Wahrheit spricht. Schlichte Wahrheiten sollte man auch in einer anspruchsvollen akademischen Diskussion nicht vergessen, z.B. die Tatsache, dass es Menschen sind, die Ziele setzen und Mittel suchen, diese Ziele zu erreichen. Demagogen, die das natürliche Medium Rhetorik ausnutzten, gab es schon im alten Rom. Auch spätere technische Medien waren früher nicht etwa demokratischer oder politisch korrekter. Sie waren bloß nicht so stark verbreitet und entwickelt, weshalb es für die Politik besonders wichtig war, diese möglichst für sich zu beanspruchen. Nichts anderes als Herrschaftsinteressen waren es, die die technischen Kommunikationsmöglichkeiten überhaupt ausbauen ließen und diese als erste für eigene Zwecke einsetzten (im Falle des Internets war das bekanntlich das Militär). Nun haben sich die Politiker in eine Situation manövriert, in der sie den eigenhändig erzeugten Zwängen Medientribut zahlen müssen.[26 Das die Medienpolitik beherrschende Ziel ist, politische Präsenz zu demonstrieren und das Präsenzübergewicht zu maximieren, um die eigene Macht kurzfristig zu stärken. Die herkömmliche Strategie, politische Sympathisanten über Parteistrukturen einzubinden, wird durch die Medienpräsenz ergänzt und zunehmend verdrängt. Doch es ist ein Irrtum zu meinen, es handle sich hierbei um eine quasi natürliche Folge der Übertragungskanal-Eigenschaft nach dem Rechtfertigungsprinzip von McLuhan "das Medium ist die Botschaft". Die Botschaft ist semiotisch gesehen eine symbolisch codierte, durch einen Kanal übertragene Information – und jetzt kommt das Wichtige – über (die Symbole beziehen sich ja immer auf etwas) die eigenen Interessen und Vorhaben, über die subjektive Sichtweise der jeweiligen Situation usw. Die Botschaft, die die Parteipolitiker heutzutage besonders oft und gern vermitteln, lautet: Wir wollen hier und jetzt regieren. Die Begründung erfolgt meistens im Einklang mit dem zuvor erwähnten Kampfprinzip: Weil wir die Besten sind. So übrigens fast wortwörtlich der Altkanzler in der Elefantenrunde nach dem Wahlergebnis im September 2005. 4. Übermorgen gut da stehen 6
" ... in der Regel bringt dieses System ... mit sich, dass nur Kandidaten erfolgreich sind, die zwei Voraussetzungen mitbringen: sie müssen von ihrer eigenen Bedeutung überzeugt sein und sie dürfen keinen eindeutigen Standpunkt haben. Denn ohne das eine ... hält es kein Mensch aus, so andauernd vom Wert seiner Person zu schreien, und ohne das andere ... eckt er notgedrungen bei der Mehrheit an." Politische Parteien werden allgemein durch zwei Merkmale definiert: erstens als Vereinigung von politisch Gleichgesinnten zur Artikulation gemeinsamer Interessen und zweitens als Organisationen, die politische Macht durch Wahlbeteiligung und sonstigen Tätigkeiten anstreben. Beide Merkmale müssen vorhanden sein, ihre praktische Ausprägung kann allerdings variieren.[27 Angesichts des sich seit Jahrzehnten abzeichnenden Trends zur Konvergenz politischer Programme der Volksparteien, die zur Verwischung politischer Profilschärfe führt, in einer Situation also, in der einerseits das politische System eine zufriedenstellende Input-Output-Leistung zu erbringen vermag und andererseits jede Volkspartei die Interessen möglichst breiter gesellschaftlicher Schichten zu vertreten versucht, werden das Machtstreben und organisatorischer Selbsterhaltungstrieb die eigentlichen Ziele großer Parteien. Möglichst viel dabei zu sein, aber auch in übersehbarer Zeit dabei zu bleiben, scheint längst das Motto moderner Volksparteien geworden zu sein. Somit wird das Mittel zum Zweck gemacht.[28 Macht-, Mitgliedschafts- und Wähleranteilverlust werden dann ähnlich wie Gewinnverluste bei Börsenspekulationen betrachtet. Nun ernten die Parteien sowie ihre Markenpolitiker die Früchte dieser Einstellung. Begnadete Imagemacher und teuere Identitätsmanager schaffen es nicht, eine Wende herbeizuführen. Doch was kann man von einer Hand voll geschickter Diskurs-Manipulatoren schon erwarten, wenn selbst totalitäre Regime mit ganzen Ministerien für Ideologie und Propaganda es nicht geschafft haben, auf Dauer an der Macht zu bleiben? Dabei konnten die Propaganda- Gurus bestimmte Erfolgsbilanzen, wenn auch meistens gefälschte, ungehindert für sich reklamieren. Das können die heutigen deutschen Volksparteien bei dem "reformlosen Wandel"[29 kaum. Dazu noch artet die demokratische Errungenschaft der Meinungsäußerungsfreiheit von der Anregung zur offenen Kritik zur zwanghaften strategischen Kleinmacherei des Gegners aus. Wie Kinder es sonst zu tun pflegen, schiebt man sich gegenseitig die Schuld für jegliche Not zu und ist nicht bereit, aufeinander offen zuzugehen.[30 7
Es ist nicht nur eine sozialpsychologisch erforschte Tatsache, sondern längst auch eine Volksweisheit: Demjenigen, der ständig schlecht von anderen spricht, begegnet man mit Misstrauen. Was erhoffen sich die Volksparteien an Wählergunst, wenn ihre Vertreter ständig am Schwarzmalen sind? Die Art und Weise, wie Politiker miteinander in Fernsehdebatten sprechen, lässt nicht bloß den Eindruck entstehen, sie wären Marktschreier. Man bekommt zu spüren, dass sie einander zutiefst verachten. Der russische Polit-Clown Wladimir Shirinowski ist zwar nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine Karikatur auf den modernen Kommunikationsstil der politischen Kultur moderner Demokratien. Populisten à la Oskar Lafontaine, die heute mit Wählerstimmen spekulieren, um morgen an die Macht zu kommen, sind ihre Extremausprägungen. Es ist eine wirtschaftliche Gesetzmäßigkeit, dass zu viel Spekulation an der Börse zum Börsencrash führen kann. Ein Stimmencrash nach übertriebener Stimmenspekulation heißt in der politikwissenschaftlichen Terminologie Legitimationsverlust. Es wäre zwar zu weit geschossen, von einer Legitimationskrise der deutschen Volksparteien zu sprechen, zweifellos ist aber Vertrauensschwund zu beobachten. "Der Machtkampf mit dem politischen Gegner, ob in der eigenen Partei oder gegenüber der anderen", der "alle anderen Aufgaben zu sehr beiseite drängt"31 zahlt sich in politischer Teilhaberschaft aus. Doch wenn mittelfristig eine starke politische Machtinflation zu erwarten ist, dann verlieren übermorgen alle mehr, als dass sie heute und morgen an Machtdividenden einstecken. 5. Immer dabei sein Zuerst die innere Haltung, dann die äußere Form. (Konfuzius). Die Existenzgrundlagen von Parteien und Transformationsimpulse der Parteiendemokratie gehen, so viel muss aus der bisherigen Argumentation klargeworden sein, über die reine Organisationsfrage hinaus. Welche Organisationsleistungen erbracht werden müssen, um sich an die neue Situation anzupassen, ist eine kurz- bis mittelfristige Überlebensfrage (A), die in der sozialwissenschaftlichen Diskussion am häufigsten gestellt wird. Die Antworten lauten dann sinngemäß: mehr PR für das mediengerechte Auftreten, Professionalisierung der Kommunikation nach Innen und Außen, die 8
Erweiterung des digitalen Informationsangebots, die Anwendung direktdemokratischer Verfahren in der Binnenorganisation u.Ä. Doch die Perspektive der Partei als Organisation mit eigenen Interessen reicht nicht aus, um die demokratische Politik auf Dauer zu sichern. Darüber hinaus und sogar vor allem muss die existenzielle Frage (B) für Parteien als tragende Akteure einer Demokratie lauten: Wie kann das demokratische Gleichgewicht zwischen den politischen Gewalten aufrechterhalten und der Sinn der Bevölkerung für Demokratie geschärft werden? Denn nur wenn sich die Demokratie im Gleichgewicht befindet, können auch ihre Akteure ihre Funktionen effektiv erfüllen. Dieser Schluss gilt aber nicht umgekehrt, weil das gesellschaftliche Gleichgewicht, während die Geschichte weitergeht, immer von neuem gefunden werden muss. Daher sind auch beim effektiven Funktionieren politischer Akteure Veränderungen vorprogrammiert. Die Organisationsperspektive (Frage A), aus der man sich an diese Veränderungen anzupassen versucht, darf aber die fundamentale Frage (B) nie aus den Augen verlieren. Welche der beiden Fragen (bzw. Spielarten einer und derselben Frage) sich den Volksparteien letztendlich stellt, hängt davon ab, was der Parteibasis, der Wählerschaft und insbesondere der Parteispitze wichtiger ist: kurz- und mittelfristige eigene Interessen oder mittel- bis langfristige Perspektiven der Demokratie. So gesehen wird jede demokratische Gesellschaft immer dabei sein, das Machbare an das Ideal näher heranzuführen. Ideale sollten vor allem die politischen Universalanbieter Volksparteien nicht vergessen. Wenn die Volksparteien in Deutschland weiterhin ihre Rolle als tragende Akteure spielen wollen, müssen sie Antworten auf beide Fragen finden. Selbstverständlich gibt es keinen Königsweg der Parteireform. "Klar ist eins: sie kann nicht auf Organisationskosmetik beschränkt bleiben."[32 6. Konsequenzen ziehen Nach einer kurzen Darstellung der vorherrschenden Umstände in der deutschen Parteienumwelt sowie einiger Argumentationsstränge in der deutschen Parteiendebatte sollen nun Lösungsvorschläge für das eingangs formulierte Problem der Reduktion des selbst verursachten Anpassungsdrucks unterbreitet werden. Eine ausführlichere Diskussion der nachfolgend vorgestellten fünf Ansatzpunkte ist leider in diesem Rahmen nicht möglich, wäre aber für die weitere praxisbezogene Diskussion unverzichtbar. 9
• Abspecken: Der Rückgang der Mitglieder- und sonstigen Zahlen ist nicht nur negativ zu sehen. Wenn sich die Massenparteien – "eigentlich angelegt als Transmissionsriemen zwischen Gesellschaft und politischem Institutionensystem" – in der beschleunigten Gesellschaft "zu einer systematischen Barriere zwischen Gesellschaft und politischer Macht" entwickeln[33, dann darf dieser Transmissionsriemen, wenn der moderne Mechanismus es erlaubt, etwas dünner werden. Wenn der Mechanismus es erfordert, muss er das sogar, sonst verfängt er sich im Getriebe. Es ist grundsätzlich zu fragen, ob der Aufwand, den man für die Erhaltung der früheren Größe aufbringt, sich überhaupt lohnt, und ob die wirtschaftlichen Anreize zur Mitgliedschaft mit Parteibonuscards u.Ä. nicht eine Zweckentfremdung sind. • Aufrichtig zusammen arbeiten: In einer Patt-Situation bei der Angebotsbreite des politischen Service und einer ablehnenden Haltung gegenüber der Politik benötigt die deutsche Gesellschaft dringend Erfolgserlebnisse und ihre widerspruchslose Kommunikation an die Öffentlichkeit, so dass nicht jede nicht lupenreine Erfolgsbilanz zu einer Übung in Republikuntergangsstimmung gemacht wird. Ein Zeichen der Müdigkeit vom politischen Gezänk ist das Umfrageergebnis der Studie "Deutschland im Wandel" von 2000, nach dem sich 61% der deutschen Bevölkerung wünschen, dass die Opposition die Regierung unterstützt. Viele Politologen fassen dieses Ergebnis stereotyp als mangelndes Demokratieverständnis auf. Man kann es aber auch anders deuten: Gewiss soll die Opposition Kritik ausüben, aber so, dass diese Kritik den Machthabenden hilft, ihre Macht besser, d.h. gerechter und sinnvoller einzusetzen. Zersetzende Kritik um der Kritik willen ist für einen gesunden Menschenverstand kein demokratischer Wert.[34 Um den politischen Diskurs etwas entspannter und höflicher zu gestalten, könnten die politischen Parteien eine gemeinsame Absichtserklärung zur "Nichtverbreitung von Schmutzkampagne-Waffen" abgeben und ein parteiübergreifendes Gremium ausrufen, das Medienauftritte von Politikern auswertet. Auf den ersten Blick klingt ein solcher Vorschlag utopisch, aber etwas utopischen Überschuss braucht jede wertorientierte Politik.[35 Aufrichtige Kooperation, die übrigens Konkurrenz keineswegs ausschließt, erbringt in einer Situation, die sehr stark an das Gefangenendilemma erinnert, die höchstmögliche Auszahlung für alle Akteure. • Von der Strategie "Geld+Slogan bekämpft Slogan+Geld" abrücken, bzw. sich nicht vom US-amerikanischen Vorbild leiten lassen: Die Beschwörungen der professionellen Berater, "Zukunftsjobs" durch den 10
Ausbau von PR-Abteilungen zu schaffen, weil man zum Wahlkampf "1. Geld; 2. Geld; 3. Geld" und ein Übergewicht der PR-Leute gegenüber den Journalisten braucht[36, erinnert an die Hetzerei der Rüstungsspirale im Kalten Krieg. Mehr denn je brauchen die politischen Parteien heute klare Zielsetzungen, die nicht im virtuellen Raum der Stimmenbörse stattfinden, sondern sich in konkreten Programmen, wenn nötig, auch mit scharfen Kanten, niederschlagen. • Verantwortungsbewusstsein stärken: Eigentlich sollte es diesen Punkt nicht geben, so selbstverständlich ist es, dass die Politik in Zeiten des Friedens mit der Vertrauensfrage beginnt und endet. Trotzdem ist es aktuell, darauf abermals hinzuweisen, dass, indem die Politiker zu gemütlich ("machtvergessen") oder zu spekulativ ("machtversessen") werden, sie eigenhändig den Ast absägen, auf dem sie sitzen. • Auf einer höheren bzw. tieferen Ebene ansetzen: Indem man gesellschaftliche Veränderungen als quasi natürlich ansieht, verzichtet man von vornherein auf die Option, nicht nur bei den Folgen des Wandels, sondern auch bei seinen Ursachen anzusetzen. Um unerwünschten Entwicklungen in einer globalen Welt effektiv entgegenzuwirken, sind heute gemeinsame Anstrengungen notwendig. Parteien aus unterschiedlichen Ländern sollten deswegen intensiver zusammenarbeiten. Die EU ist dafür eine gute Plattform (um z.B. auf gleicher Augenhöhe mit Medienkonzernen zu verhandeln). • Wie bereits zuvor argumentiert, könnten die Politiker einvernehmlich auf überflüssige Aggression zu verzichten versuchen; statt den Wählern überhöhte Ansprüche vorzuwerfen, eigene Ansprüche reflektieren. Ein sehr zeitgemäßer, obwohl ungewöhnlich klingender, Umgang mit beruflichem Stress, den Politiker als verantwortliche Repräsentanten und virtuelle Medienmenschen tagtäglich bewältigen müssen, wären periodische Kurse psychologischer Einzelberatung, um den Geist zu pflegen und zu stärken und um sich eigener Motive klarzuwerden, hilfreich. Alles in allem könnten die vorgeschlagenen Strategien die Konkurrenzsituation in der deutschen Parteienoligarchie durch den Druckabbau etwas entschärfen. Trotz der mittlerweile angesagten Anti-Parteiverdrossenheits-Rhetorik haben die Parteien noch viele Anpassungsschritte zu tun. Anmerkungen 1 Die am Anfang von den Abschnitten 1-4 angeführten Zitate stammen aus dem Roman von Rosendorfer, Herbert: Briefe in die chinesische Vergangenheit, München 1983. 2 So Wiesendahl, Elmar: Parteien in Perspektive. Theoretische Ansichten der Organisationswirklichkeit politischer Parteien, Wiesbaden 1998, S.25; vgl. auch Poguntke, 11
Thomas: Parteiorganisation im Wandel. Gesellschaftliche Verankerung und organisatorische Anpassung im europäischen Vergleich, Wiesbaden 2000. 3 Vgl. z.B. Lawrence Paul R./Lorsch, Jay W.: Organization and Environment, Boston 1967, S.186; Harmel, Robert/Janda, Kenneth: Parties and Their Environments: Limits to Reform?, New York u.a. 1982, S.11. 4 Einfachheitshalber wird hier von der Vereinigung CDU/CSU als quasi einer Volkspartei gesprochen. 5 Korte, Karl-Rudolf: Regieren, in: Karl-Rudolf Korte/Werner Weidenfeld (Hrsg.), Deutschland- TrendBuch. Fakten und Orientierungen, Bonn 2001, S.515-546, hier S.523. 6 Wiesendahl, Elmar: Mitgliederparteien am Ende? Eine Kritik der Niedergangsdiskussion, Wiesbaden 2006, S.175. 7 Scarrow, Simon E.: The nineteenth-century origins of modern political parties: the unwanted emergence of party-based politics, in: Robert S. Katz/William Crotty (Ed.), Party Politics, London, pp.16-24, here p.23. 8 Zit. nach Alemann von, Ulrich: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 2000, S.185; zur ablehnenden Haltung gegenüber den Parteien in Deutschland vgl. z.B. Wildenmann, Rudolf: Volksparteien: Ratlose Riesen? Eine Studie, Baden-Baden 1989, S.26ff. 9 Glaab, Manuela/Kießling, Andreas: Legitimation und Partizipation, in: Karl-Rudolf Korte/Werner Weidenfeld (Hrsg.), Deutschland-TrendBuch. Fakten und Orientierungen, Bonn 2001, S.515-546, hier S.574. 10 Vgl. das Plädoyer von Haungs, Peter: Plädoyer für die erneuerte Mitgliederpartei. Anmerkungen zur aktuellen Diskussion über die Zukunft der Volksparteien, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen. 1/94, S.108-115 sowie Dürr, Tobias: Zurück zur Provinz, in: Peter Siller/Gerhard Pitz (Hrsg.), Zukunft der Programmpartei. Politik zwischen Programmatik und Pragmatik, Baden-Baden, S.113-126. 11 Alemann von, Ulrich/Tönniesmann, W.: Die Dinosaurier werden immer trauriger: Ein kleiner Essay über große Parteien, in: Perspektiven DS, 1 1992, S.16. 12 Alemann von, U.: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland, S.185. 13 Scheuch, Erwin K./Scheuch, Ute: Cliquen, Klüngel und Karrieren. Über den Verfall der politischen Parteien – Eine Studie, Reinbeck 1992, S.116f. 14 Jahoda, Marie/Lazarsfeld, Paul F./Zeisel, Hans: Die Arbeitslosen von Marienthal, Frankfurt a.M. 1975. 15 Zur Diskussion über die Marktdemokratie zwischen Heiner Geißler, Richard Herzinger und Reinhard Bütikofer siehe Siller, Peter/Pitz, Gerhard (Hrsg.): Zukunft der Programmpartei. Politik zwischen Programmatik und Pragmatik, Baden-Baden 2002, Kapitel II. 16 So stellt z.B. Biel, Heiko: Parteimitglieder im Wandel. Partizipation und Repräsentation, Wiesbaden 2005, S.214, fest, dass in der wissenschaftlichen Literatur "eine negative Deutung der gegenwärtigen Situation der Parteien seit Anfang der 1990er-Jahre immer häufiger infrage gestellt" wird; vgl. auch Herzinger, Richard in: Peter Siller/Gerhard Pitz (Hrsg.), Zukunft der Programmpartei. Politik zwischen Programmatik und Pragmatik, Baden-Baden; Lösche, Peter: Parteienverdrossenheit ohne Ende? Polemik gegen das Lamentieren deutscher Politiker, Journalisten, Politikwissenschaftler und Staatsrechtler, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 1/95, S.149-159; Wiesendahl, E.: Mitgliederparteien am Ende?. 17 Eine Übersicht bietet Alemann von, U.: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland, S.183ff.; Glaab, Manuela/Kießling, Andreas: Legitimation und Partizipation; zu den Perspektiven der deutschen Parteien vgl. Zehetmair, Hans (Hrsg.): Das deutsche Parteiensystem. Perspektiven für das 21. Jahrhundert, Wiesbaden 2004. 18 Machnig, Matthias: Politische Kommunikation unter Modernisierungsdruck. Medien- und Gesellschaftswandel verlangen auch neue Medienstrategien der politischen Akteure, in: Forum. Medien. Politik (Hrsg.), Trends der politischen Kommunikation. Beiträge aus Theorie und Praxis, Münster 2004, S.19. 19 Meyer, Thomas: Inszenierte Politik und politische Rationalität, in: Karl-Rudolf Korte/Werner Weidenfeld (Hrsg.), Deutschland-TrendBuch. Fakten und Orientierungen, Bonn 2001, S.547- 570. 20 Klages, Helmuth: Der "schwierige Bürger" – Bedrohung oder Zukunftspersonal, in: Werner Weidenfeld (Hrsg.), Demokratie am Wendepunkt. Die demokratische Frage als Projekt des 21. Jahrhunderts, Berlin 1996, S.237. 21 Korte, K.-R.: Regieren, S.530. 22 Sarcinelli, Ulrich: Politische Kommunikation. Zwischen wissenschaftlichem Interesse und Politikum, in: Forum. Medien. Politik (Hrsg.): Trends der politischen Kommunikation. Beiträge aus Theorie und Praxis, Münster 2004, S.8-16. 12
23 Korte, K.-R.: Regieren, S.527. 24 Meyer, Th.: Inszenierte Politik und politische Rationalität, S.566.; vgl. auch Gurevitch, Michael/Blumler, Jay G.: Political communication systems and democratic values, in: Judith Lichtenberg, (Ed.), Democracy and the Mass media. A collection of essays, New York 1990, pp.270ff. 25 Exemplarisch dazu Meier-Walser, Reinhard C./Harth, Thilo (Hrsg.): Politikwelt Internet: Neue demokratische Beteiligungschancen mit dem Internet?, München 2001 über Internettricks der CDU in der Wahlkampagne; Feser, Andreas: SPD – Wettbewerbsvorsprung im Privatradio, in: Politische Studien 386, Nov./Dez. 2002, S.74-86, zum Wettbewerbsvorsprung von SPD durch Privatradio. 26 Vgl.: "Wer sich auf dem Nachrichten-Bazar Berlins behaupten will, muss entweder besonders laut schreien, oder die Aufmerksamkeit der 'Meute', wie das Pressecorps der Hauptstadt genannt wird, mit anspruchsvollen Alternativen auf sich ziehen", Jahn, Nico-Alexander/Neuner- Duttenhofer, Christian: Politik interessant vermitteln. Zum Erfolg der Jugendwählerkampagne 'die wahl-gang', in: Forum. Medien. Politik (Hrsg.), Trends der politischen Kommunikation. Beiträge aus Theorie und Praxis, Münster 2004 S.156. 27 Dementsprechend variiert auch die Akzentsetzung in Definitionen. So betont die Definition von Schmidt, Manfred G.: Wörterbuch zur Politik, Stuttgart 1995, S.696, das erste, die von Giddens, Anthony: Sociology, Cambridge, 4th edition, 2001, p.433, das zweite Merkmal. Das erste Merkmal heben ebenfalls die Definitionen von Edmund Burke, Ronald Reagan (siehe White, John K.: What is a political party?, in: R. S. Katz,/W. Crotty (Ed.), Party Politics, London 2006, p.6) hervor. Schmidt, M. G.: Wörterbuch zur Politik, 696f., unterscheidet drei definitorische Blickwinkel; die Kriterien der Unterscheidung bleiben allerdings unklar. Allen drei Definitionsgruppen scheint eine jeweils unterschiedliche Kombination von den zwei zuvor hervorgehobenen Merkmalen zugrunde zu liegen, die Blickwinkel selbst entsprechen vielmehr analytischer Akzentsetzung. 28 Etzioni, Amitai: Soziologie der Organisation, München 1967, S.15, beschrieb es sehr treffend aus der organisationssoziologischen Perspektive: "Manchmal gehen die Organisationen so weit, dass sie von ihren ursprünglichen Zielen (Primärzielen) vollständig abweichen und neue, mehr auf die Bedürfnisse des Organisationsapparates zugeschnittene Ziele (Sekundärziele) verfolgen. Diesen Tatbestand meinen wir, wenn wir sagen, dass das Primärziel, statt vorherrschend zu sein, zum untergeordneten Element wird." 29 Czada, Roland: Stabilität und Anpassung im politischen Akteurssystem der Bundesrepublik, in: Thomas Ellwein/Everhard Holtmannn (Hrsg.), 50 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Rahmenbedingungen, Entwicklung, Perspektiven, Opladen 1999. 30 Dazu Sinn, Hans-Werner: Ist Deutschland noch zu retten?, Berlin 2005, S.16, "Jeder schaut ängstlich auf die Wählerstimmen, und keiner wagt es, bei den nötigen Reformen in Vorlage zu treten, weil er Angst hat, dass der politische Gegner sogleich Kapital daraus schlägt, indem er das Volksgewissen für sich reklamiert. Wenn die SPD einmal einen zaghaften Bremsversuch beim Sozialstaat startet, wird sie sogleich von der CDU/CSU links überholt." 31 Alemann von, U.: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland, S.181. 32 Alemann von, Ulrich: Parteien in den Wechseljahren? Zum Wandel des deutschen Parteiensystems, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 6/96, S.8. 33 Meyer, Th.: Inszenierte Politik und politische Rationalität, S.558. 34 Geißler, Heiner: Anhängerschaft, Markt und Partizipation, in: Peter Siller/Gerhard Pitz (Hrsg.), Zukunft der Programmpartei. Politik zwischen Programmatik und Pragmatik, Baden-Baden 2002, S.36f., weist treffend darauf hin, dass es in der kommerziellen Werbung z.B. nicht erlaubt ist, über Konkurrenzprodukte schlecht zu reden. 35 Dürr, T.: Zurück zur Provinz, S.120. 36 Radunski, Peter/Wallrabenstein, Axel: Die Zukunft des Political Consultings. Politische Berater in Deutschland, in: Forum. Medien. Politik (Hrsg.), Trends der politischen Kommunikation. Beiträge aus Theorie und Praxis, Münster, S.120ff. 13
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