Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster

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Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
SoSe 2017

Transfer 2020

   HIGH POTENTIAL S   TR ANSFER IN DIE GESELLSCHAFT    D I G I TA L I S I E R U N G

 Karriereturbo                  Du.                      Fabrik
für Studierende                Nicht.                 der Zukunft
Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
↖ Titelbild: Prof. Tina Glückselig vor dem
  „Smart Mirror“. Lesen Sie mehr
   über das Projekt auf den Seiten 22/23.
   Foto Anna Biskupic
Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
Wo geht die
                                       Editorial

          Reise hin?
                              Auf diese salopp gestellte Frage eine Antwort zu
                              finden – das haben wir uns nicht leicht ge-
                              macht. Auch dank der maßgeblichen Mitarbeit
                              aus den Fachbereichen konnten wir für die
                              nächsten Jahre sechs Entwicklungsfelder defi-
                              nieren und im Hochschulentwicklungsplan
                              vorstellen. Eines davon: Transfer 2020. Hier fassen
                              wir zusammen, wie wir Bereiche wie den
                              Übergang vom Studium in den Beruf, Weiterbil-
                              dung, Beratung ausländischer Hochschulen
                              und Verwertung von Wissen gestalten wollen.
   Kontakt
Prof. Dr. Ute von Lojewski    Darunter finden sich Schlagwörter wie High
                              Potentials oder Transfer in die Gesellschaft sowie
praesidentin@fh-muenster.de

  Foto Thorsten Arendt        Prozesse, mit denen wir der Verantwortung
                              für unseren Lebens-, Wirtschafts- und Studien-
                              standort gerecht werden wollen. Dies gelingt
                              uns natürlich besonders mit Projekten und den
                              Menschen dahinter – lesen Sie von ihnen in
                              dieser Ausgabe unseres Hochschulmagazins.

                              Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen

                              Prof. Dr. Ute von Lojewski
                              Präsidentin der FH Münster

                                            3
Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
↗ 34

       ↗ 08

↗ 26   ↗ 24

              fhocus Ausgabe 30
Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
Inhaltsverzeichnis

                                                            SoSe 2017
                                                          Schwerpunkt
                                                          Transfer 2020

                               Editorial                                  Ausgründung                                    Berufungen

                     03	Wo geht die Reise hin?                    18	Kein Tag war Routine                       36	Willkommen an der
                                                                                                                      FH Münster
                               Entwicklungsfeld                   20     Das Internet zieht ein                         Prof. Dr. Kathrin Aghamiri
                               Transfer 2020
                                                                                                                         Prof. Dr. Claus Backhaus
                     06	Zukunft gemeinsam                                Transfer in die Gesellschaft
                                                                                                                         Prof. Dr. Norman Lahme-Hütig
                         gestalten                                 22	„Spieglein, Spieglein an
                                                                                                                         Prof. Dr. Manuel Rupprecht
                                                                       der Wand …“
                               High Potentials                                                                           Prof. Dr. Marc Krüger
                     08	Karriereturbo für                         24     Du. Nicht.
                                                                                                                  38     FH Münster im Profil
                         Studierende
                                                                   26	Ist Prof. Dr. Hans
                                                                                                                  39     FH-Storys
                     12	„Die Kooperation                              Hermann Wickel …
                         klappt quasi blind”
                                                                   28	Unser Ort soll stärker
                               Hochschul-                             werden
                                Unternehmenskooperationen

                     14	Partnerschaften als                              Digitalisierung

                         Innovationsmotor                          30     Drucken in der dritten
                                                                          Dimension
                               Patentierung und Lizenzierung

                     16        Der Win-win-Weg                     32	Fabrik der Zukunft

                                                                          Weiterbildung

                                                                   34	Immer komplexer

  Hinweis zur geschlechter­-                                                           Impressum
  gerechten Sprache
                                                                                       fhocus Ausgabe 30
                                                                                       www.fh-muenster.de
   Die Gleichberechtigung von Frauen
und Männern in allen Bereichen ist
im Leitbild der FH Münster verankert.                                              Herausgeber Die Präsidentin der FH Münster
Nach Möglichkeit verwenden wir                                                     Redaktion Pressestelle der FH Münster: Katharina Kipp (V. i . S. d. P.), Anne Holtkötter
geschlechtsneutrale Formulierungen.                                                Gestaltung BOK + Gärtner GmbH, Münster, www.bokundgaertner.de
Wo sich dies nicht umsetzen lässt,                                                 Korrektorat www.lektorat-schreibweise.de
benutzen wir aus Gründen der besseren                                              Druck Bonifatius GmbH, Paderborn
Lesbarkeit das generische Masku-                                                   Papier Umschlag MultiOffset 190 g/m², Innenteil MultiOffset 100 g/m²
linum. Selbstverständlich sind dabei                                               Auflage 1.600 Stück
Frauen eingeschlossen.                                                             ISSN 1610-2592

                                                                                   5
Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
↗ Frank Dellmann
                   ist Vizepräsident
                   für Bildung und In-
                   ternationales un-
                   serer Hochschule.

Zukunft
gemeinsam
gestalten
                                                            ↖ Carsten
                                                            Schröder ist Vize-
                                                            präsident für
                                                            Forschungsma-
                                                            nagement
                                                            und Transfer so-
                                                            wie Geschäfts-
                                                            führer der TAFH
                                                            Münster GmbH.

Spürbare Veränderungen rollen auch auf das Münsterland zu –
da ist sich Carsten Schröder sicher. Agieren statt reagieren
ist das Motto der Hochschule und ihrer TAFH Münster GmbH.
Sie erweitern daher ihre Dienstleistungsangebote im Kern-
prozess Transfer.
Interview Katharina Kipp  Fotos     Thorsten Arendt

                                                      6   fhocus Ausgabe 30
Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
Entwicklungsfeld Transfer 2020

                                                „Auch wir als Hochschule haben ganz
                                                  klar eine Zukunftsverantwortung
                                                 für unseren Lebens-, Wirtschafts-
                                                        und Studienstandort.“
                                                                                   Carsten Schröder

                        Info
                                         Transfer 2020 ist der Titel eines Entwicklungs-        Ziel. Dabei greifen wir auch veränderte Qualifi-
                     Die TAFH Müns-
                     ter GmbH            feldes, das 2016 gestartet ist und im jüngs-           zierungsbedarfe gezielt frühzeitig auf. So arbeiten
                     bringt Experten     ten Hochschulentwicklungsplan (HEP) verankert          wir gerade unter anderem an neuen Angeboten,
                     aus Wissen-
                     schaft und Praxis   wurde. Im Interview skizzieren Carsten Schröder,       um Beschäftigte in kleinen und mittelständischen
                     zusammen,           Vize­präsident für Forschungsmanagement und            Unternehmen in Bezug auf die digitale Transfor-
                     um gemeinsam
                     innovations-        Trans­fer sowie Geschäftsführer der TAFH Müns-         mation weiterzubilden.
                     fördernde Pro-      ter GmbH, und Prof. Dr. Frank Dellmann, ­Vize-              fhocus: Welche weiteren konkreten Maßnah-
                     jekte umzu-
                     setzen – zum Bei-   präsident für Bildung und Internationales, was         men gibt es bislang?
                     spiel in For-       es damit auf sich hat.                                      Dellmann: Im Sinne des Fachkräftebedarfs
                     schung, Entwick-
                     lung, Weiter-                                                              überlegen wir zum Beispiel, wie wir Studierende
                     bildung und Exis-       fhocus:  Transfer ist neben Bildung und For-       frühzeitig an Unternehmen binden oder gemein-
                     tenzgründung.
                                         schung einer von drei Kernprozessen an der             same Personalentwicklung vorantreiben können.
                                         FH Münster. Worum genau geht es bei Trans-                  fhocus: Dazu zählt unter anderem, dass wir neue

                                         fer 2020?                                              Kooperations- und Stipendienmodelle erarbeiten …
   Info                                       Schröder: Auch wir als Hochschule haben ganz           Schröder: … und möglichst noch mehr Unterneh-
Unternehmen                              klar eine Zukunftsverantwortung für unseren            men für das Deutschlandstipendium gewinnen. Im
und Institutionen,
die mit der                              Lebens-, Wirtschafts- und Studienstandort. Das         letzten Jahr haben rund 100 Studierende unserer
FH Münster und                           heißt: Wir müssen uns mit ihm und für ihn konti-       Hochschule ein solches Stipendium erhalten – ein
der TAFH
Münster GmbH                             nuierlich weiterentwickeln. Dazu zählt eben auch,      gutes Ergebnis, aber wir wollen noch mehr er-
zusammen-                                dass wir die gesellschaftlichen Trends konsequent      reichen. Eine mittelständisch geprägte Region
arbeiten möchten,
wenden sich                              im Blick haben und unsere Strategien und Maß-          benötigt übrigens auch dringend Unternehmer-
an agentur@                              nahmen immer wieder proaktiv anpassen.                 persönlichkeiten. „Stimulierung der Praxispartner
ta.fh-muenster.de
                                              Dellmann: Nehmen wir zum Beispiel den Be-         von morgen“ bündelt daher unsere verstärkten
                                         reich Internationalisierung: Wir haben festgestellt,   Aktivitäten im Gründungsbereich. Es gibt somit
                                         dass der Anteil internationaler Absolventen, die       noch viel zu tun bis Ende 2020. Erfreulicherweise
                                         erfolgreich in den regionalen Arbeitsmarkt ein-        hat unsere Hochschule viele langjährige Partner
                                         steigen, schlicht geringer ist als der nationaler      und Unterstützer in der Region – packen wir es
                                         Absolventen. Um den Zugang zu optimieren, bieten       gemeinsam an.
                                         wir daher nun Bewerbungstrainings und Sprach-               fhocus: Vielen Dank für das Gespräch! •

                                         kurse an und versuchen letztlich auch, direkte
                                         Kontakte zu Unternehmen zu vermitteln. Auch
                                         das ist Transfer 2020.
                                              fhocus: Welche Rolle übernimmt dabei die

                                         TAFH Münster GmbH?
                                              Schröder: Die TAFH ist in vielerlei Hinsicht

                                         Motor unserer Transferprozesse. Denn sie ist die
                                         zentrale Innovationsförderungs- und Projektent-
                                         wicklungsgesellschaft der FH Münster. Gemein-
                                                                                                                       Kontakt
                                         sam mit Praktikern deren Bedarfe aufzugreifen
                                                                                                                    Carsten Schröder
                                         und beispielsweise auf Basis neuer Forschungser-                           schroeder@fh-muenster.de
                                         gebnisse innovative Lösungsansätze zu initiieren,                          Prof. Dr. Frank Dellmann
                                                                                                                    dellmann@fh-muenster.de
                                         sozusagen Hand in Hand arbeiten – das ist unser

                                                                         7
Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
„Vieles, was ich während des
Masters gelernt habe,
möchte ich heute im Berufsleben
nicht missen.“
Alexander Röllig

                   8      fhocus Ausgabe 30
Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
High Potentials

                    Karriereturbo
                    für Studierende
Durch das Deutschlandstipendium knüpfte
Alexander Röllig bereits früh berufliche Kontakte.
Heute hat er eine verantwortungsvolle Position
inne bei jenem Unternehmen, das ihn zu Studien-
zeiten förderte.
Text Katharina Urbaniak  Fotos Marek Michalewicz, Seite 11 unten BASF

↖ Im Bereich der    Lehrer wollte er werden oder vielleicht Astro-                             Pflege seiner Großeltern mit an. Andere Studie-
Ausbildung ist
Alexander Röllig    naut – schon im Kindesalter hat sich Alexander                             rende ermutigt er, sich ebenfalls zu bewerben,
auch Ansprech-      Röllig hohe Ziele gesetzt. Sein beruflicher Werde-                         auch wenn sie keinen perfekten Lebenslauf vor-
partner und Aus-
bildungsbetreuer.   gang entwickelte sich zwar in eine andere, jedoch                          zuweisen haben: „Die wenigsten bewerben sich
                    nicht weniger ambitionierte Richtung: Der 29-Jäh-                          darauf, weil sie denken, sie hätten eh keine Chance.
                    rige arbeitet seit Mai 2015 beim Unternehmens-                             Dabei zählt so viel mehr als nur gute Noten.“ Denn
                    bereich Coatings der BASF in Münster. Dort ist                             neben akademischen Leistungen würdigt das
                    er verantwortlich für den Bereich Marketing und                            Deutschlandstipendium vor allem auch hochschul-
                    Kommunikation einer Premium-Lackmarke – und                                politisches und soziales Engagement der Bewerber.
                    das in 23 Ländern.
                                                                                               Rölligs Karriere nahm auf dem zweiten Bildungs-
                    Seinen Master in Wirtschaftsingenieurwesen                 Info            weg richtig Fahrt auf. Nach dem Realschulab-
                                                                            Alexander Röllig
                    absolvierte Röllig am Institut für Technische Be-       spricht fließend
                                                                                               schluss absolvierte er das Fachabitur mit einer
                    triebswirtschaft (ITB) unserer Hochschule, als Ver-     Englisch, etwas    schulischen Ausbildung im Bereich Medien, bevor
                                                                            Italienisch und
                    tiefungsrichtung wählte er Maschinenbau. Gleich         ein paar Brocken
                                                                                               er ein Wirtschaftsgymnasium besuchte. Anschlie-
                    zwei Mal hat er während des Master­studiums ein         Mandarin.          ßend begann er in Trier ein Bachelorstudium im
                    Deutschlandstipendium in Kooperation mit der                               Fach Wirtschaftsingenieurwesen: „Medien fand
                    BASF in Münster erhalten. Stipendiaten sichern                             ich schon immer spannend, aber ich wollte un-
                    sich dadurch eine finanzielle Unterstützung von                            bedingt eine technische Komponente integrieren.
                    monatlich 300 Euro. Doch dies war für Röllig                               Ich komme ja quasi vom Nürburgring und bin
                    nicht der ausschlaggebende Grund, sich um ein                              mit Motorsport aufgewachsen!“ So lag es dann
                    Stipendium zu bewerben: „Viel wichtiger ist es,                            auch nahe, während des Bachelors ein Praktikum
                    Kontakte zu Unternehmen herzustellen und sich                              bei der Daimler AG zu absolvieren und dort auch
                    frühzeitig eine Jobperspektive zu sichern.“ Er                             gleich die Abschlussarbeit zu schreiben. Bei der
                    selbst war als Student fleißig, fungierte als Se-                          Suche nach dem passenden Masterstudiengang
                    mestersprecher und setzte sich in Gremien ein.                             ließ er sich Zeit – und landete schließlich am ITB
                    Auch privat engagierte er sich ehrenamtlich als                            in Steinfurt. Wieso er sich für diesen Studiengang
                    Kassenwart im Fußballverein und packte bei der                             entschieden hat? Überzeugt haben ihn die ↘

                                                                        9
Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
hohe Praxisrelevanz, die kleinen Lerngruppen,
                                           der enge Kontakt zu den Lehrenden und die interna-
                                           tionale Ausrichtung des Masters. Vieles davon helfe
                                           ihm auch heute noch bei seinem Beruf.

                                                Das Deutschlandstipendium öffnete ihm
                                                viele Türen
                                           Als die Zusage für das Stipendium kam, fragte er
                                           initiativ nach einer Stelle als Werkstudent und
                                           erhielt prompt eine Zusage. Während des zweiten
                                           Stipendiums schrieb er seine Masterarbeit im Un-
                                           ternehmensbereich Coatings der BASF und baute
                                           dort eine neue Lackmarke mit dem Fokus auf das
                                           Thema Digitalisierung auf.

                                           Durch diese Erfahrungen hat er bereits früh Ein-
↗ Alexander                                blicke in das Unternehmen erhalten und aktiv am
Röllig (l.) im
Gespräch mit                               Geschehen mitgewirkt. Dies, so glaubt Röllig, habe
Global Trai-                               ihm einen Direkteinstieg überhaupt ermöglicht:
ner Markus
Schubert                                  „Ich habe kein Traineeprogramm absolviert, son-
                                           dern wurde im Grunde komplett ins kalte Wasser
                   „Dabei zählt            geschmissen. Man muss seinen Weg erst finden,
                   so viel mehr als nur    aber dafür hatte ich auch von Anfang an viel Ver-
                                           antwortung und werde mit einem echt spannenden
                   gute Noten.“            und abwechslungsreichen Job belohnt.“ •

                   Alexander Röllig

                   ↗ Alexander
                   Röllig (l.)
                   und Global Trai-
                   ner Markus
                   Schubert wäh-
                   len den pas-
                   senden Farbton
                   für den Pro-
                   zess der Auto-
                   reparatur-
                   lackierung aus.

   Kontakt
Alexander Röllig
alexander.roellig@basf.com

                                          10                                                     fhocus Ausgabe 30
High Potentials

Drei Fragen an ...
 … Wolfram Schier, Personalchef bei BASF Coatings.

                                                                 „Wir ermöglichen
                                                                 Einblicke in unser
                                           ↖ Der Unter-
                                           nehmens-
                                                                  Unternehmen.“
                                           bereich Coatings
                                           stellt Fahrzeug-
                                           und Autoreparatur-
                                                                                  Wolfram Schier
                                           lacke sowie
                                           Bautenanstrich-
                                           mittel her.

                                           ↖ Trainings- und
                                           Schulungs-
                                           bereich im Glasurit
                                           Automotive
                                           Refinish Trainings-
                                           zentrum Münster

                                                 fhocus   Welche Ansprüche stellen Sie an die Stipendiaten?

                                                     Die Stipendiaten des Unternehmensbereichs Coatings kommen von
                                                 Schier

                                          der FH Münster, der WWU oder der Hochschule Esslingen. Die Stipendiaten
                                          sind engagiert und zeigen hervorragende Studienleistungen, darüber hinaus
                                          ist es uns wichtig, Leidenschaft und Interesse für die verschiedenen Aufgaben­
                                          bereiche mitzubringen.

                                                   Ist das Deutschlandstipendium auch eine Form
                                                 fhocus

                                          des Recruitings?

                                               Schier Die Unterstützung über das Deutschlandstipendium geht über das

 ↗ Wolfram Schier,                        Finanzielle hinaus. Wir ermöglichen Einblicke in unser Unternehmen und
 BASF Coatings
                                          bieten Studierenden Anknüpfungspunkte, um ihr Wissen direkt einzubringen
                                          und sich ein Netzwerk aufzubauen. Im besten Fall finden über das Stipendium
                                          künftige Nachwuchskräfte den Weg zur BASF.

                                                 fhocus   Was zeichnet die Absolventen der FH Münster aus?

                                                    Sie bringen wertvolle Praxiserfahrung mit, die sie bereits in ihrer
                                                 Schier

                                          Laufbahn gesammelt haben. Während ihres Studiums stehen sie im Austausch
                                          mit unterschiedlichen Unternehmen und erhalten im Rahmen ihrer Praktika,
                                          Werkstudententätigkeiten und Abschlussarbeiten einen Einblick in die Praxis
                                          und interessante Projekte.

                                                           11
„Die Kooperation
          klappt
           quasi blind”

                                                                                                             ↖ Prof. Dr.
                                                                                                             Thomas Jüstel hat
                                                                                                             mit seinem
                                                                                                             Projektteam im
                                                                                                             Labor die
                                                                                                             Leuchtstoffe ent-
                                                                                                             wickelt, die Dr.

Wer seine Abschlussarbeit in einem Unternehmen schreibt,                                                     Benjamin Herden
                                                                                                             weiterverarbeitet.

der hat dort einen Fuß in der Tür – oder sogar zwei.
Prof. Dr. Thomas Jüstel und Dr. Benjamin Herden berichten.
Text Theresa Gerks  Fotos Robert Rieger (links), Natali Dick (rechts oben), Theresa Gerks (rechts unten)

                                                                                   12                      fhocus Ausgabe 30
High Potentials

     Kontakt
                                                                    „Ich weiß einfach, welche Möglichkeiten
  Prof. Dr. Thomas Jüstel
  tj@fh-muenster.de
                                                                          an der FH Münster bestehen.
  Dr. Benjamin Herden                                               Und andersherum: Prof. Jüstel kennt unser
  Herden@Berger-GmbH.de
                                                                          Unternehmen auch sehr gut.“
                                                                                          Dr. Benjamin Herden

                                                                    ↙ Dr. Benjamin
                                                                    Herden misst
                                                                    die Lichtstärke
                                                                    des Prototyps
                                                                    im Labor bei der
                                                                    Berger GmbH
                                                                    & Co. KG.

„Es liegt mir schon am Herzen, dass meine Ab-                                           Projekt Mitte 2013 auslief, blieb es dabei, es gab
 solventen nach ihrem Abschluss eine gute Stelle                                        zunächst keine weitere Entwicklung.
 bekommen.“ Prof. Dr. Thomas Jüstel ist Dekan des
 Fachbereichs Chemieingenieurwesen und seit 2004                                        Doch nach seiner Promotion und einem Arbeits-
 an unserer Hochschule. „Wer wirklich Interesse am                                      jahr in der Schweiz stieg Herden bei Berger ein –
 Fach hat, ernsthaft studiert und dabei bleibt – der                                    und greift das Projekt jetzt wieder auf. „Es soll
 hat keine Probleme, eine Stelle zu bekommen. Ich                                       nicht beim Prototyp bleiben – wir wollen noch
 will nicht sagen, dass es für alle eine Jobgarantie                                    anwendungsorientierter arbeiten“, erklärt er. Ge-
 gibt. Aber das Fachwissen eines Chemieingenieurs                                       rade geht es konkret um ihre Verwendung als
 wird gebraucht – Verfahrenstechnik gibt es überall    „Das Fachwissen                  Sonnenbanklampen im Solarium. „Wir versuchen,
 im Leben!“ Die „gigantische Breite“ an möglichen                                       direkt in diesen Markt ein Produkt zu platzieren.“
 Arbeitsfeldern wird ihm immer wieder klar, wenn
                                                         eines Chemie-                  Und dafür möchte sich Herden Unterstützung vom
 er überlegt, wo seine ehemaligen Projektmitar-         ingenieurs wird                 Steinfurter Campus holen. Gemeinsam mit Jüstel
 beiter und Absolventen mittlerweile arbeiten:            gebraucht –                   hat er bereits einige Projektanträge geschrieben,
 von der Lacktechnik über die Kunststoffbranche        Verfahrenstechnik                um mit den finanziellen Mitteln die Forschungen
 und Lichttechnik bis hin zur Metallverarbeitung.                                       vorantreiben zu können. „Ich weiß einfach, welche
 Tailorlux GmbH in Münster-Roxel, Merck KGaA
                                                          gibt es über-                 Möglichkeiten an der FH Münster bestehen“, macht
 in Darmstadt, Dr. Paul Lohmann GmbH KG in               all im Leben!“                 sich Herden für die zweite Runde der Zusammen-
 Emmerthal, Hochschulen in Vilnius, Utrecht                                             arbeit stark, „und andersherum: Prof. Jüstel kennt
 oder Krakau, das Max-Planck-Institut für Kohle-       Prof. Dr. Thomas Jüstel          unser Unternehmen auch sehr gut. Die Koopera-
 forschung – dies ist nur eine Auswahl der aktuellen                                    tion klappt quasi blind.“ Praktisch sind dabei auch
 Unternehmen und Einrichtungen. Der Großteil                                            die Multiplikatoren, die beide mit an den Tisch
 ist über gemeinsame Projekte oder kooperative                                          bringen. „Durch unsere vielen Kontakte haben
 Abschlussarbeiten in das Berufsleben gerutscht.                                        wir schnell einige interessierte Leute mit im Boot.“
 So war es auch bei Dr. Benjamin Herden, der seit
 eineinhalb Jahren bei der Berger GmbH & Co. KG                                              Projektpartner Runde zwei
 in Kamp-Lintfort arbeitet.                                                             Jetzt heißt es: warten auf Rückmeldungen. Falls
                                                                                        die Zusammenarbeit erneut klappen sollte, möchte
      Projekte als beruflicher Türöffner                                                Herden kooperative Bachelor- und Masterarbeiten
„Wir forschten damals in einem öffentlich geför-                                        ermöglichen: „Wer seine Abschlussarbeiten in
 derten Projekt, einem ZIM-Projekt“, erinnert sich                  ↖ Dieser grüne      Unternehmen schreibt, für den ist es meistens
 Herden, „es ging vereinfacht gesagt um alternative,                LED-Leucht-         leichter, ins Berufsleben zu finden. Projektmitar-
                                                                    stoff wird an un-
 quecksilberfreie UV-Lampen.“ So kam er das erste                   serer Hoch-         beiter werden oft und gerne übernommen, da sie an
                                                                    schule dazu ver-
 Mal in Kontakt mit Berger. „Es lief damals schon                   wendet, weiße       einer aktuellen Herausforderung forschen und in
 gut, der Prototyp konnte realisiert werden.“ Die                   LEDs herzustel-     ein spezielles Themenfeld eingearbeitet sind.“ •
                                                                    len. Gemein-
 Leuchtstoffe stellten die FH-Projektmitarbeiter                    sam mit roten
                                                                    und blauen
 her, das Unternehmen nahm diese als Grundlage                      Leuchtstoffen
 und entwickelte die Lampen, die wiederum an                        bildet er den
                                                                    Farbraum des
 der Hochschule charakterisiert wurden. Als das                     Lichts nach.

                                                               13
Partnerschaften

               als
               Innovations-
               motor
                                                                                    ↖ Thorsten
                                                                                    Kliewe (l.) und
                                                                                    Prof. Dr. Thomas
                                                                                    Baaken beim
                                                                                    Online-Coaching
                                                                                    von Lina Landinez
                                                                                    aus Kolumbien

                            Damit Volkswirtschaften wettbewerbsfähig bleiben,
                            müssen Wissenschaft und Wirtschaft
                            künftig noch enger zusammenarbeiten. Die dafür
                            erforderlichen Instrumente erforscht ein
                            Institut unserer Hochschule.
   Kontakt
Prof. Dr. Thomas Baaken
baaken@fh-muenster.de
www.science-marketing.com
                             Text Stefanie Gosejohann  Foto Stefanie Gosejohann

                                                                  14              fhocus Ausgabe 30
Hochschul-Unternehmenskooperationen

Vor 15 Jahren gründete Prof. Dr.
Thomas Baaken vom Fachbe-
                                    Ländern aus? Welche Potenziale
                                    gibt es? Was sind Erfolgsfak-
                                                                          „Einseitiger Transfer von
reich Wirtschaft, damals Prorek-    toren, Treiber und Barrieren?                Hochschulen
tor für Forschung und Entwick-
lung, das Science-to-Business
                                    Welche politischen Handlungs-
                                    empfehlungen ergeben sich auf
                                                                           in die Unternehmen war
Marketing Research Centre           regionaler, nationaler und eu-             gestern, partner-
(S2BMRC). Es untersucht, wel-
che Transferinstrumente erfor-
                                    ropäischer Ebene und für die
                                    Hochschulen selbst?
                                                                          schaftliche Kooperationen
derlich sind, damit Wissen aus                                                 sind die Zukunft.“
den Hochschulen tatsächlich          Das S2BMRC im Technologie-
für Wirtschaft und Gesellschaft      park am Johann-Krane-Weg er-                   Prof. Dr. Thomas Baaken
nutzbar wird. „Wir sind die ein-     forscht aber nicht nur, wie sich
zige Hochschule in Deutschland,      innovatives Wissen am effek-
die über ein Kompetenzzen­          tivsten in die Praxis tragen lässt,
trum zum Thema Wissenstrans-        sondern tut dies auch selbst.
fer und Hochschul-­Wirtschafts-      Einerseits hochschulintern –
Zusammenarbeit verfügt“, sagt       die FH Münster gehört nicht              Info             storminginstrument. Hierdurch
                                                                          Prof. Dr. Thomas
Baaken. Die von ihm geleiteten      zuletzt dank der Arbeit des           Baaken legt
                                                                                              habe es mehr Kooperations-
Forschungs- und Beratungspro-        Forschungsinstituts schon seit       bei seinem Team     projekte realisiert und die von
                                                                          Wert auf inter-
jekte nehmen einzelne Schwer-        Langem zu den Fachhochschu-          nationale Zusam-
                                                                                              Unternehmen eingeworbenen
punkte wie Partnerschaften,          len mit der besten Drittmittel-      menarbeit.          Drittmittel erhöht.
                                                                          Aktuell arbeiten
Unternehmergeist oder Nach-          Professoren-­Relation. Anderer-      am S2BMRC
frageorientierung im Transfer       seits auch hochschul­extern im        circa 20 Mitar-     In Anlehnung an dieses DAAD-
                                                                          beiter aus
in den Fokus. Die wichtigste        In- und Ausland: So coachte das       acht Nationen,
                                                                                              Projekt beschloss das Präsi-
Erkenntnis seiner langjährigen      ­S2BMRC-Team in einem Projekt         darunter neun       dium der FH Münster, als
                                                                          Promovenden.
Forschungstätigkeit bringt der       für den Deutschen Akademi-                               neues Geschäftsfeld ein „Pro-
Marketingexperte so auf den         schen Austauschdienst (DAAD)                              fessional Development Pro-
Punkt: „Einseitiger Transfer         und die Hochschulrektorenkon-                            gramme“ aufzusetzen und Wei-
von Hochschulen in die Unter-        ferenz (HRK) Transfermanager,                            terbildungsangebote für auslän-
nehmen war gestern, partner-        Wissenschaftler und Präsidi-                              dische Hochschulen zu konzi-
schaftliche Kooperationen sind       umsmitglieder aus Hochschulen                            pieren. Das erste zum Thema
die Zukunft.“                        in Mexiko und Costa Rica zum                            „University Transfer 3.0“ startete
                                    Thema Wissenstransfer. ­Neben                             an der Universidad de Santiago
 Das aktuelle „Flaggschiffpro-       Seminaren vor Ort gab es                                 de Chile. Auch hier war die Ex-
 jekt“ des S2BMRC, die bereits      regelmäßiges Online- ­Coaching                            pertise des S2BMRC gefragt –
 zweite Studie „University-Busi-     und -Feedback. „Jeder Teilneh-                           sowohl beim Angebot und bei
 ness Cooperation in Europe“ für    mer brachte ein konkretes                                 der Planung als auch bei der
 die Europäische Kommission,        Transferprojekt ein, das auf                              Durchführung: Zu den Dozen-
 stellt genau diesen Kooperati-      Leitungsebene abgestimmt und                             ten gehört Dr. Thorsten Kliewe,
 onsprozess in den Mittelpunkt.      unterzeichnet war“, erläutert                            langjähriger Mitarbeiter des
„Dies ist mit 17.431 realisierten    Baaken das Seminarkonzept.                               Forschungsinstituts, der dort
 Interviews in 27 Sprachen und       Durch dieses Commitment von                              auch promoviert hat. •
 33 Ländern die weltweit größte     oben sei es schon während der
 Studie hinsichtlich Wissen-         Projektlaufzeit gelungen, die
 schafts-Wirtschafts-Koopera-       von den Teilnehmern geplanten
 tionen“, so Baaken. Sie soll       Transfermaßnahmen tatsäch-
 folgende Forschungsfragen           lich umzusetzen. So verwende
 klären: Wie sieht die Situation    das Instituto Technológico de
 der Zusammenarbeit zwischen         Costa Rica erfolgreich die ­„Busi-
 Hochschulen und Wirtschaft         ness Potential CanvasTM“, ein
 in den einzelnen europäischen      am S2BMRC entwickeltes Brain-

                                                 15
„Wir haben unsere Technologie an
        TEDIMA lizenziert
  und können unsere Forschung
       weiter vorantreiben.“
        Prof. Dr. Alexander Riedl

                                    16   fhocus Ausgabe 30
Patentierung und Lizenzierung

 Der Win-win-Weg                                                                                  Punktewolke wieder zum Flansch bilden. „So ist
                                                                                                  wirklich jede Unebenheit erkennbar und messbar“,
                                                                                                  erklärt Lambertz. Die Rohdaten gilt es dann so
                                                                                                  aufzubereiten, dass eine 3D-Dichtung, zum Beispiel
Prof. Dr. Alexander Riedl hat eine Tech-                                                          aus modifiziertem Polytetrafluoräthylen – kurz
                                                                                                  PTFE –, auf einer Spezialfräsmaschine gefertigt
nologie entwickelt, mit der sich                                                                  werden kann.

passgenaue Dichtungen für industrielle                                                              Und diese Maschine steht in der Entwicklungs-

Anlagen herstellen lassen. Das ver-                                                                 phase bei der TEDIMA GmbH in Krefeld. „Wir
                                                                                                    haben unsere Technologie an TEDIMA lizenziert“,
hindert den Austritt gefährlicher Stoffe                                                            freut sich Riedl, „mit dem so eingenommenen Geld
                                                                                                    können wir unsere Forschung weiter vorantreiben.“
und erhöht die Betriebssicherheit.                                                                  Patentiert ist die Idee auch bereits. Riedl hofft,
                                                                                                    die Technologie schon bald zusammen mit dem
 Text Theresa Gerks  Foto Theresa Gerks                                                             Unternehmen auf den Markt bringen zu können.
                                                                                                    Hilfe gibt es durch Preise und Projekte: Riedl ge-
                                                                                                    wann im September 2015 im Hochschulwettbewerb
                                                                                                  ­„ZukunftErfindenNRW“ in der Kategorie „Fort-
                                                                                                    schritt durch Transfer“. TEDIMA hat im Mai 2016
                                                                                                    den Technology Award für verfahrenstechnische
                      Die Alltagsdichtung bei Einmachgläsern: Man               Info
                                                                                                    Apparate und Komponenten mit der Lizenzierung
                                                                             Das Zentrale
                      nehme einen Gummiring, lege ihn zwischen De-           Innovationspro-        gewonnen – auf der Powtech, einer Leitmesse für
                      ckel und Glas, drücke mit Kraft die Einkochklam-       gramm Mittel-
                                                                                                    mechanische Verfahrenstechnik. Aktuell wird die
                                                                             stand (ZIM) för­-
                      mer herunter – fertig. Da läuft nicht mal was aus,     dert Mittel-           3D-Dichtung mit Hilfe eines ZIM-Projekts – Zen­
                      wenn das Glas auf dem Kopf steht. Wenn sich aber       standsunterneh-
                                                                                                    trales Innovationsprogramm Mittelstand – zusam-
                                                                             men und mit
                      statt Marmelade chemisch aggressive Substan-           ihnen zusam-           men mit TEDIMA zur Marktreife weiterentwickelt.
                      zen unter hohem Druck in Behältern, Apparaten          menarbeitende
                                                                                                    ZIM-Projekte werden durch das Bundesministe-
                                                                             Forschungs-
                      und Reaktoren befinden, dann ist das nicht ganz        einrichtungen,         rium für Wirtschaft und Energie bei hohem tech-
 ↖ Alles dicht:       so einfach mit der Dichtung. Dies ist zum Bei-         um die Inno-
                                                                                                    nologischen Innovationsgehalt gefördert, wenn
 Mit der richtigen                                                           vationskraft der
 Schraubenkraft       spiel bei Flanschverbindungen der Fall, an denen       Unternehmen            dem Risiko gute Marktchancen gegenüberstehen.
 treten inzwischen    Prof. Dr. Alexander Riedl vom Fachbereich Phy-         nachhaltig zu
 keine Leckagen
                                                                             unterstützen.
 mehr auf.            sikalische Technik gerade forscht. „Eine Flansch-                                 3D-Dichtung 2.0
                      verbindung ist oftmals ein rundes Maschinenele-                             Die Gelder fließen in die Weiterentwicklung der
                      ment, mit dem zum Beispiel Rohrstücke dicht                                 Idee. „Wir haben schon die 3D-Dichtung 2.0 im
                      miteinander verbunden und auch wieder geöffnet                              Hinterkopf“, sagt Riedl. „Hier geht es vor allem
                      werden können“, erklärt Riedl. Solche Flanschver-                           darum, 3D-Dichtungen für spezielle Temperatur­
                      bindungen weisen herstellungsbedingt mehr oder                              einsatzbereiche zu designen, damit sie dort ihr
                      minder große Unebenheiten auf, die durch das                                ganzes Potenzial ausspielen.“ Das Kriechen der
                      Dichtelement auszugleichen sind. Besonders für                              Dichtungen – also der Kraftverlust bedingt durch
                      große Abweichungen von ideal ebenen Flächen                                 ein Dünnerwerden der Dichtung –, oftmals gefolgt
                      gab es bislang nur unzureichende Dichtungsmög-                              von ungewollten Leckagen, würde damit auf ein
    Info
                      lichkeiten. Dafür musste sich eine Lösung finden.                           Minimum reduziert. In spätestens einem Jahr
„ZukunftErfinden-     Und die hat Riedl in seinem Labor Dichtungs­                                möchte das Team mit der Arbeit so weit fertig
 NRW“ ist ein
 Hochschulwett-
                      technik entwickelt.                                                         sein, dass TEDIMA in die Produktion übergehen
 bewerb, der                                                                                      und die 3D-Dichtung kommerzialisieren kann. •
 exzellente Hoch-          „Jede Unebenheit erkennbar“
 schularbeiten
 mit Preisgeldern     „Wir forschen hier gerade an einem Zahnersatz
 von insgesamt                                                                  Info
 30.000 Euro in den
                       für einen Flansch“, erklärt Riedl bildlich. Es geht   Auf der Powtech
 Kategorien            darum, eine Dichtung individuell für einen ver-       werden jähr-
„Lebenswissen-                                                               lich Technology
 schaften“,
                       formten Flansch herzustellen, die sich perfekt an     Awards ver-
„Ingenieur- und        die verzogenen Teile anschmiegt. Mit 3D-Laserscan-    geben. Eine wich-
 angewandte                                                                  tige Rolle                                   Kontakt
 Naturwissenschaf-
                       nern und digitalen Abstandsmessern tragen Riedl       spielen die Bewer-                        Prof. Dr. Alexander Riedl
 ten“ sowie            und Bachelorstudent Philipp Lambertz Daten im         tungskriterien                            ariedl@fh-muenster.de
„Fortschritt durch                                                           Innovationsgrad,                          Dietmar Siebler
 Transfer“
                       Labor zusammen, genauer gesagt Millionen von          Marktreife                                d.siebler@tedima.de
 auszeichnet.          x-y-z-Koordinaten, die sich am Computer als riesige   und Effizienz.

                                                                        17
Kontakt
  Nora Dawin
  Miriam Altenhöfer
  post@vebitosolution.com

Kein Tag
war Routine
                                                Gut sitzende Schuhe sind für Diabetiker oder
                                                Rheumatiker ein absolutes Muss. Mit einer spe-
                                                ziellen Messsohle ist es möglich, mehrdimensi-
                                                onale Belastungen, die auf den Fuß wirken, zu
                                                messen. Bisherige Verfahren ermitteln nur den
                                                Druck. Beim Laufen treten aber auch Biege- und
                                                Torsionsmomente auf. Die vebito-Sohle erfasst
                                                diese und überträgt die Daten an einen Computer
                                                für die Überprüfung der Wirkung von orthopä-
                                                dischen Schuhen oder Einlagen. Um diese ein-

Über ein Gründerstipendium                      zigartige Sohle zu vermarkten, gründeten Nora
                                                Dawin und Miriam Altenhöfer das Unternehmen

zum eigenen Unternehmen:                        vebitosolution.

Nora Dawin und Miriam                                Die Idee
                                               „Eigentlich hatte ich nach dem Studium den Schritt
Altenhöfer haben es geschafft.                  in die Selbstständigkeit strikt ausgeschlossen“,
                                                erklärt Dawin. Die Masterabsolventin der Biome-
Text   Martina Weiland    Foto Theresa Gerks    dizinischen Technik arbeitete zunächst in Dritt-

                                               18                                                   fhocus Ausgabe 30
Ausgründung

                   mittelprojekten für Prof. Dr. Klaus Peikenkamp                                      Das Unternehmen
                   im Labor für Biomechanik. Dort erlebte sie die                                 Mittlerweile sind die beiden ein gut eingespiel-
                   Entwicklung der vebito-Sohle durch den Dokto-                                  tes Team: Während sich Altenhöfer um das
                   randen Thomas Stief sowie die anschließende Pa-                                Marketing, betriebswirtschaftliche Fragen und
                   tentanmeldung hautnah mit. Dawin ließ sich vom                                 Marktanalysen kümmert, ist Dawin für die Wei-
                   Entwickler der Sohle, der eine wissenschaftliche                               terentwicklung der Sohle zuständig, dazu besteht
                   Laufbahn anstrebte, überzeugen, welches Poten-                                 ein enger Kontakt zu den Erfindern Stief und
                   zial in der Vermarktung dieser Sohle steckt. Nach                              Peikenkamp. Die Entwicklung der Software für
                   und nach reifte die Idee, sich mit einem Kommili-                              die vebito-Sohle hat „MERECS“ – ein ebenfalls
                   tonen, Markus Seeßle, der mittlerweile nicht mehr                              über ein EXIST-Gründerstipendium entstandenes
                   zum Team gehört, und der Diplom-Betriebswirtin                                 Unternehmen – übernommen.
                   Miriam Altenhöfer selbstständig zu machen.
                                                                                  Info            Rückblickend sind sich die beiden jungen Frauen
                         Der Start                                            Das EXIST-Grün-
                                                                              derstipendium
                                                                                                  sicher, dass dieser Weg genau der richtige für
                   Im Februar 2014 wagte das Team über ein                    unterstützt Stu-    sie war. „Wir haben uns durch die vielen neuen
                                                                              dierende, Ab-
                   EXIST-Gründerstipendium den Weg in die Selbst-             solventen sowie
                                                                                                  Herausforderungen weiterentwickelt, dadurch
                   ständigkeit. Hierfür stellt unsere Hochschule kos-         Wissenschaft-       war bisher kein Tag Routine“, sagt Dawin. Auch
                                                                              ler aus Hochschu-
                   tenfrei ein Büro mit Infrastruktur zur Verfügung.          len, die ihre
                                                                                                  wenn es eine kleine Durststrecke gegeben habe,
↖ Die vebito-
Sohle ermittelt    Außerdem steht den Gründern ein Gründungs-                 Gründungsidee       bis die Finanzierung stand, hätten sie zu keinem
auf den Fuß                                                                   realisieren
                   coach zur Seite, der sie bei Fragen und dem För-           möchten.
                                                                                                  Zeitpunkt aufgeben wollen. Ganz im Gegenteil.
wirkende Kräfte
beim Laufen.       derantrag unterstützt.                                                         Die Geschäftsführerinnen sind sich einig: „Der
                                                                              Nähere Infor-
                                                                              mationen unter:
                                                                                                  Rhythmus der Selbstständigkeit passt besser zu
                  „Das Stipendium hilft, die Selbstständigkeit aus-           www.exist.de.       uns als der im Angestelltenverhältnis.“ •
                   zuprobieren, ohne gleich finanziell komplett auf
                   eigenen Füßen zu stehen. Wenn es nicht klappt,
                   hat man keinen Schuldenberg“, sagt Dawin. Das
                   Team nutzte die Zeit, um aus dem Prototyp der
                   vebito-Sohle ein marktfähiges Produkt zu ent-
                   wickeln, unternahm Marktrecherchen und er-
                   mittelte die Kosten. Und sie waren erfolgreich.

                                                                               Eine Frage an ...
                  „Wenn wir erst einmal einen Kunden gewon-
                   nen haben, kommt er in der Regel ein zweites
                   Mal wieder.“

                         Die Finanzierung                                         … Sandra Fuchs. Sie ist Gründungscoach an
                   Die größte Hürde nach dem Stipendium war es,                 unserer Hochschule.
                   eine Bank zu finden, die die weitere Finanzierung
                                                                                    fhocus Welche Hürde gibt es auf dem Weg in
                   übernimmt. „Wir mussten an viele Türen klopfen,
                   weil unser Unternehmen in keine gängige Branche              die Selbstständigkeit?
                   passt“, erklärt Altenhöfer. Einerseits sei es innovativ,
                   andererseits aber bedient es einen Nischenmarkt.                  Fuchs Ich glaube nicht, dass es die eine Hürde gibt, sondern
                  „Da sind wir bei vielen Banken durch ein Raster               dass jeder auf seinem Weg individuelle Wegmarken hat, de-
                   gefallen.“ Mit Unterstützung der Wirtschaftsförde-           ren Überwindung vielleicht nicht so leicht fällt. Meine lösungs-
                   rung des Kreises Steinfurt (WESt) gelang es dann             und ressourcenorientierte Beratung hilft Gründungsinteres-
                   doch, eine Bank von der innovativen Geschäftsidee            sierten, den nächsten Schritt oder gleich mehrere zu erkennen
                   zu überzeugen.                                               und zu meistern.

                                                                         19
Das Internet
      zieht ein

                                                         ↖ Die wibutler-­
                                                         Zentrale
                                                         agiert als smar-

  Intelligentes Wohnen hält immer mehr Einzug            ter Übersetzer
                                                         und vernetzt Pro-
                                                         dukte unter-

  in unsere Lebenswelt. Einer, der damit                 schiedlicher Her-
                                                         steller und
                                                         Funkstandards.

  tagtäglich zu tun hat, ist Arne Feldmeier, Gründer
  und Geschäftsführer der iEXERGY GmbH.
  Text Katharina Kipp  Fotos iEXERGY GmbH

                                            20         fhocus Ausgabe 30
Ausgründung

„Im Prinzip bricht
eine neue Ära an.“
Arne Feldmeier                                                                                     ↗ Arne Feldmeier
                                                                                                   ist Gründer
                                                                                                   und Geschäfts-
                                                                                                   führer der
                                                                                                   iEXERGY GmbH.

                          Info
                                           Wenn alle Jalousien mit einem Knopfdruck gleich-        Technologie zu erleichtern. Die Heizung wird zum
                       Sandra Fuchs,
                       Gründungscoach      zeitig herunterfahren, die Heizung von unterwegs        Beispiel angepasst an den Bewohner geregelt und
                      der FH Münster,
                                           eingeschaltet und das Licht von überall gesteuert       spart trotz Wohlfühltemperatur Energie. Licht-
                      und ­Stefan Adam,
                      Transferbera-        werden kann oder wenn sich eine Schublade öffnet        schalter werden kabellos und ohne die Wände
                      ter der TAFH Müns-
                                           und ein Sound ertönt – dann wurde die Wohnung           aufzustemmen einfach nachträglich positionier-
                      ­ter GmbH,
                       unterstützen, in-   oder das Haus aufgerüstet und zu einem „Smart           bar, und die optimale Lichtsteuerung erzeugt ein
                      dem sie etwa
                                           Home“ gemacht. Die Technik sorgt für allerlei           passendes Ambiente. Das Ganze können Nutzer
                      Anträge prüfen,
                       Erfahrungs-         Spielerei, aber vor allem dafür, das Leben der          bequem durch einen unserer Handwerkspartner
                       werte einfließen
                                           Bewohner komfortabler zu gestalten. Doch ob             fachgerecht installieren lassen.“
                       lassen und
                       sich um Forma-      Lichtanlage, Jalousien oder Heizung – viele Pro-
                       litäten inner-                                                                    iEXERGY wächst weiter
                                           dukte sprechen je nach Hersteller eine andere
                       halb der Hoch-
                      schule kümmern.      Sprache, für jedes sind also meist andere Apps           Die iEXERGY GmbH wartet mit einer Erfolgsge-
                                           und smarte Zentralen notwendig.                          schichte auf, die ihre Anfänge an unserer Hoch-
                                                                                                    schule genommen hat: Feldmeier hat am Fach­
   Info
EXIST Forschungs-
                                                Eine neue Ära bricht an                             bereich Energie · Gebäude · Umwelt studiert – und
transfer heißt                             Das muss nicht sein, dachte sich Arne Feldmeier,         während des dreijährigen Forschungsprojekts
das bundesweite
Förderprogramm                             Absolvent unserer Hochschule. Er erfand den so-          EGAtech entwickelten er und sein Team die Idee
des Bundesminis-                           genannten wibutler, eine kleine Zentrale, die so         zu wibutler. Das Kürzel steht für Energieeffizienz-
teriums für Wirt-
schaft und Energie.                        smart ist, dass sie die Produkte vieler verschiedener    steigerung von Gebäuden durch Automatisierungs-
Es hat zum Ziel,                           Hersteller miteinander verbindet. „Der wibutler          technik. Mit Unterstützung der TAFH Münster
die Zahl der beson-
ders anspruchs-                             kommuniziert per Funk und übersetzt die un-             GmbH und einem EXIST-Gründerstipendium hatte
vollen technologie-                        terschiedlichen Sprachen der Geräte. So können           Feldmeier dann den Weg in die Selbstständig-
orientierten
Unternehmens-                              Nutzer Produkte unterschiedlicher Hersteller             keit gewagt. Bis heute ist die FH Münster an dem
gründungen                                 verknüpfen und benötigen zur Bedienung nur               Unternehmen beteiligt, das inzwischen knapp
aus Hochschulen
zu steigern.                               eine einzige App und den wibutler.“ Intelligentes       ­50 Festangestellte beschäftigt. „Wir wachsen wei-
                                           Wohnen ist schon seit vielen Jahren ein Thema.           ter und suchen deshalb vor allem Programmierer,
                                           Doch erst jetzt seien die Technik und das Preis-Leis-    die bei uns arbeiten oder ihre Abschlussarbeit
                                           tungs-Verhältnis stimmig. „Smart Home hält nun           schreiben möchten.“ •
                                           auch in der breiten Bevölkerung Einzug und wird
                                           in naher Zukunft aus unser aller Alltag nicht mehr
                                           wegzudenken sein“, sagt Feldmeier. „Im Prinzip
                                            bricht eine neue Ära an: Nach Kommunikation
                                           und Entertainment ist das Wohnen der nächste
                                           Bereich, in den das Internet einzieht.“ Dass dabei
                                           Komfort eine wichtige Rolle spielt, ist für den
                                           ­iEXERGY-Gründer selbstverständlich. „Aus un-
                                           serer Sicht ist das ein ganz wichtiger Aspekt: Die                            Kontakt
                                           Menschen wollen komfortabler leben. Wir schaf-                              Arne Feldmeier
                                                                                                                       af@iexergy.com
                                            fen Möglichkeiten, ihnen den Alltag durch unsere

                                                                           21
„Spieglein, Spieglein an der Wand …“
                                                                                                                                      Info
                                                                                                                                   Das Projekt
                                                                                                                                  „Smart Mirror“ ist
                                                                                                                                   ein wichtiger
                                                                                                                                   Aspekt des sich
                                                                                                                                   gerade in
                                                                                                                                   der Gründung
                                                                                                                                   befindlichen
                                                                                                                                   Forschungsinsti-
                                                                                                                                   tuts der
                                                                                                                                   FH Münster
                                                                                                                                  „GUD –
                                                                                                                                   Gesellschaft und
                                                                                                                                   Digitales“.

                                                                                                                                   Hier wird unter-
                                                                                                                                   sucht, wie
                                                                                                                                   digitale Medien
                                                                                                                                   bei der Lösung
                                                                                                                                   gesellschaftlich
                                                                                                                                   relevanter
                                                                                                                                   Fragestellungen
                                                                                                                                   helfen können.

                                                                                                                                   ↖ Der „Smart
                                                                                                                                   Mirror“ wird
                                                                                                                                   etwas kleiner
                                                                                                                                   sein.

Nein, es geht hier nicht um Märchen, sondern um Tatsachen:
Ozeane, die mit Mikroplastik verunreinigt sind, und
Spiegel, die zeigen, wie wir mit unserem Konsumverhalten
an der Verschmutzung beteiligt sind.
Text Anne Holtkötter    Fotos Anna Biskupic

                   Kleidungsstücke, egal ob neu gekauft oder lange              Rückwärtsschauen und Verhalten ändern
                   getragen, haben eine Geschichte, die Spuren in          Ein Jahr lang hat das Team mit Prof. Glückselig,
                   unseren Weltmeeren und letztendlich in uns Men-         Carina Eckes, Regina Hoffmann und Jonas Rose
                   schen hinterlässt. „Diese Spuren soll der ‚Smart        Zeit, das Projekt umzusetzen. Ende 2017 sollen die
                   Mirror‘, ein ‚intelligenter‘ Spiegel, zeigen und zum   „Smart Mirrors“ im Einsatz sein. „Menschen, die in
                   Nachdenken anregen“, so Prof. Tina Glückselig vom       diesen Spiegel schauen, sehen zunächst sich selbst,
                   Fachbereich Design. Neben der Entwicklung des           aber im nächsten Augenblick Rückwärtsgeschich-
                  „Smart Mirrors“ entsteht die App „Plastic Level“,        ten von Produkten, die Mikroplastik enthalten.
                   die konkrete Handlungsalternativen vorschlägt.          Die gezeigten Informationen können sie genauer
                                                                           betrachten, und der Spiegel wird zur bedien-
                   Das Projektvorhaben „Smart Mirror – Bewusst-            baren Oberfläche“, erklärt Glückselig. So kann der
                   sein schaffen für die unsichtbare Gefahr von Mi-        Betrachter nachempfinden, welche Stationen der
                   kroplastik“ hat beim Hochschulwettbewerb „Im            gern getragene Pullover oder das täglich genutzte
                   Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane“           Shampoo bereits hinter sich haben und welche Aus-
                   ein Preisgeld von 10.000 Euro gewonnen und              wirkungen dies auf die Mikroplastik-Verschmut-
                   wird vom Bundesministerium für Bildung und              zung der Ozeane und das eigene Leben hat. „Jeder
                   Forschung gefördert.                                    Mensch trägt inzwischen nachweisbar Plastik im

                                                                          22                                                     fhocus Ausgabe 30
Transfer in die Gesellschaft

                      Blut. Der Spiegel veranschaulicht dies und schafft                                  Sprecher vom Forschungsschwerpunkt „Gesell-
                      den direkten Bezug zum davor verweilenden Men-                                      schaft und Digitales“ und Wissenschaftler am
                      schen. Mit diesem Wissen wird die Person auch ihr                                   Fachbereich Elektrotechnik und Informatik. „Die
                      Verhalten ändern“, hofft Eckes. Sie selbst habe seit                                kniffligste Aufgabe ist, dass der Spiegel äußerliche
                      der ersten Recherche zum Thema Mikroplastik ihr                                     Merkmale der Personen erkennt, um die richtige
                      Bewusstsein hierfür geschärft. „Und als Designerin                                  Auswahl an Rückwärtsgeschichten zu zeigen“, er-
                      habe ich die Chance, noch viele andere Menschen                                     klärt Teammitglied Matthias Seuter, der gerade
                      für das Thema zu sensibilisieren.“                                                  zur Mensch-Computer-Interaktion promoviert.

                      Das glaubt auch Regina Hoffmann. Sie konzipiert                 Info                Bedürfnisse und Herausforderungen ermitteln,
                                                                                   Dass Plastikab-
                      in ihrer Bachelorarbeit die App „Plastic Level“. Mit         fälle eine
                                                                                                          analysieren und interpretieren. Konzept und
                      ihr können Nutzer ihr Wissen über Mikroplastik               große Belastung        Gestaltungslösungen erarbeiten. Prototypen
                                                                                   für die Meere
                      testen und ihr Handeln reflektieren. Sie werden              sind, ist schon lan-
                                                                                                          entwickeln und im Nutzungskontext testen. „Die
                      motiviert, Herausforderungen zu bewältigen, wie              ge bekannt,            Produktentwicklung ist ein klar strukturierter
                                                                                   dass die Gefahr
                      zum Beispiel, eine Woche ohne Plastiktüten auszu-            durch Mikro-
                                                                                                          und kreativer Prozess“, berichtet Glückselig. „Das
                      kommen oder Alternativen für Kosmetikprodukte                plastik auch für       Konzept verbessern wir so lange, bis ein optimales,
                                                                                   Fische be-
                      mit Mikroplastik zu finden.                                  steht, erst seit
                                                                                                          nutzerorientiertes Ergebnis entsteht.“ Ohne die
                                                                                   einiger Zeit.          Zusammenarbeit mit den Kollegen im Forschungs-
                                                                                   Die Rückstände
                           Ein komplexes interdisziplinäres                                               schwerpunkt sei ein solch komplexes Vorhaben
                                                                                   stammen
                           Unterfangen                                             unter anderem          nicht machbar, so die Hochschullehrerin für Me-
                                                                                   aus den Kon-
                      Bei der technischen Umsetzung des Projektvor-                sumgütern des
                                                                                                          diendesign. Und auch nicht ohne das Herzblut, mit
                      habens hilft das Team von Prof. Dr. Gernot Bauer,            Menschen.              dem alle Beteiligten von Anfang an dabei seien. •

   Info
Beim Wäsche-
waschen scheu­-
ert die Ma-
schine Fasern
von Synthe-                                                  ↘ Carina Eckes,
tikbekleidung ab,                                              Regina Hoffmann,
einige Dusch-                                                  Prof. Tina Glück-
gels, Peelings und                                           ­­selig, Jonas Rose
                                                             (v. l.)
Zahncremes
enthalten Mikro-
plastik.

Kläranlagen kön-
nen die win-
zigen Kügelchen
nicht heraus-
filtern, sie gelan-
gen über Flüsse
ins Meer und von
dort aus
wieder zu uns.

                                         ↖ Der Spiegel
                                         zeigt, wie
                                         viele Partikel
                                         wir wieder
                                         aufnehmen.

     Kontakt
  Prof. Tina Glückselig
  glueckselig@fh-muenster.de
  www.wissenschaft-im-dialog.de

                                                                             23
Du.Weil du zu alt bist, weil du krank bist,
   du eine Behinderung hast.
   Das Gegenteil verfolgt der Forschungs-
   schwerpunkt TeWoGe.
   Text Anne Holtkötter  Foto Anne Holtkötter

Nicht.             24                           fhocus Ausgabe 30
Transfer in die Gesellschaft

                                                                                               Fähigkeiten gemeint. Magers: „Wir orientieren uns
                                                                                               nun im Projekt an der Beschreibung der Deutschen
                                                                                               Vereinigung für Rehabilitation.“ Die DVfR definiert
                                                                                               Teilhabe in Anlehnung an die Weltgesundheits-
                                                                                               organisation WHO als „das Einbezogensein in
                                                                                               eine Lebenssituation“. Und die könne sehr unter-
                                                                                               schiedlich sein, es sei also egal wo – ob in Fami-
                                                                                               lie, Kindergarten, Schule, Betrieb, Straßenbahn,
                                                                                               Theater, Fußballstadion, Stadtrat – und egal wer,
                                                                                               denn Menschen seien verschieden hinsichtlich
                                                                                               ihres Lebensalters, kulturellen Hintergrunds, ihrer
                                                                                               Interessen und Fähigkeiten. „Das Thema Teilhabe
                                                                                               betrifft somit alle Bevölkerungsgruppen: Junge
                                                                                               wie Alte, Männer wie Frauen, Menschen mit und
                                                                           ↖ Diplom-
                                                                           Pflegepädagogin     ohne Behinderungen“, so die DVfR laut WHO.
                                                                           Britta Magers
                                                                           ist wissenschaft-
                                                                           liche Mitarbei-      Auf dieser Grundlage basierte der nächste Ar-
                                                                           terin in der For-
                                                                           schungslinie         beitsschritt des Teams, grundständige und wei-
                                                                          „Curriculumsent-
                                                                           wicklung“.
                                                                                                terführende Studiengänge und -module aus
                                                                                                verschiedenen Studienbereichen und -feldern zu
   Info             TeWoGe steht für „Teilhabe und Wohlbefinden                                 identifizieren. Dafür hat Magers die Studiengänge
Bis zur Halbzeit    in einer sich wandelnden Gesellschaft – Gestal-                             und -module berücksichtigt, die den Teilhabe­
des zunächst
                    tung von Lebenswelten und gesundheitlicher                                  aspekt aufnehmen und verschiedene Professionen
vierjährigen Vor-
habens för-         Versorgung“. Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann                                 im Umgang mit Teilhabe und deren Förderung
dert das Minis-
                    vom Fachbereich Gesundheit leitet die Forschungs-                           qualifizieren. 876 Studiengänge hat sie gesichtet
terium für
Innovation, Wis-    gruppe. „Aber diese ist interdisziplinär angelegt“,                         und ausgewertet. Das Ergebnis: 112 behandeln
senschaft
                    das betont die Rehabilitationswissenschaftlerin                             den Teilhabegedanken entsprechend der Defi-
und Forschung
des Landes          immer wieder. Mit im Boot sind neben dem Fach-                              nition. „Dies geschieht allerdings nur vereinzelt
den Schwerpunkt
                    bereich Gesundheit auch Oecotrophologie · Facility                          diszi­plinenübergreifend und mitunter nur punk-
finanziell.
Danach über-        Management, Sozialwesen, Physikalische Technik,          Info               tuell“, ergänzt Magers. „Dementsprechend gelingt
nehmen
                    Architektur und Wirtschaft.                           Der Hochschul-        es den Angeboten noch nicht ausreichend, die
dies das Präsi-
                                                                          kompass,
dium und
                                                                          ein Portal der
                                                                                                Teilnehmenden für die konkrete Förderung von
der Fachbereich
                    Neben der Gestaltung von Lebenswelten und             Hochschul-            Teilhabe zu qualifizieren.“ Diese Erkenntnis bildet
Gesundheit.
                                                                          rektorenkon-
                    gesundheitlicher Versorgung gehört als dritte         ferenz, bil-
                                                                                                den Hintergrund für das nächste ehrgeizige Ziel im
                    Forschungslinie die Curriculumsentwicklung            dete mit seinen       Forschungsschwerpunkt: an der Hochschule neue
                                                                          umfangrei-
                    dazu. „Um unter anderem Fachpersonen für              chen Informati-
                                                                                                Bildungsangebote zu entwickeln, die zu einer teil-
                    die Gestaltung von Lebenswelten und für die           onen über             habefördernden Gesellschaft beitragen. Vorstellbar
                                                                          Studiengänge
                    gesundheitsbezogene Versorgung zu qualifizie-         in Deutsch-
                                                                                                wären fachbereichsübergreifende Veranstaltungen.
                    ren, müssen wir teilhabe- und wohlbefindens-          land die Grund-      „Hier aber ist für die Ideenfindung noch sehr viel
                                                                          lage für
                    bezogene Inhalte in Studiengängen und außer-          Britta Magers
                                                                                                Spielraum“, so Magers. Um die voranzubringen,
                    hochschulischen Bildungsangeboten verankern“,         Recherche.            plant die Projektgruppe nun Diskussionsgruppen
                    sagt Prof. Dr. ­Friederike Störkel, Sprecherin der                          und Workshops. •
                    Forschungslinie. Zu Beginn habe sich jedoch he-
                    rauskristallisiert, dass die im Forschungsschwer-
                    punkt Mitwirkenden ein unterschiedliches Ver-
                    ständnis vom Teilhabebegriff hatten. „Es galt also
                    zunächst, eine Arbeitsdefinition zu finden“, so
                    Britta ­Magers, wissenschaftliche Mitarbeiterin in
                    der Forschungslinie.

                    Also startete eine umfassende Recherche zu die-
                    sem Begriff. „Eingebundensein in die Gesellschaft“
                    etwa beziehe sich überwiegend auf behinderte
                                                                                                                       Kontakt
                    oder von Behinderung bedrohte Menschen. Mit                                                     Britta Magers
                    Teilhabe sei jedoch das Recht aller Menschen                                                    tewoge.koordination
                                                                                                                    @fh-muenster.de
                    unabhängig ihrer persönlichen Merkmale und

                                                                     25
Ist Prof. Dr.
Hans Hermann Wickel …

↗ Prof. Dr.
Hans Hermann
Wickel hat
den Masterstu-
diengang
Kulturgeragogik
maßgeblich
initiiert, um zur
                     … Musiker? Pädagoge mit Ambitionen?
Professionali-
sierung in einem
zukunftsorien-
                      Wissenschaftler? Einer, der für Ältere
tierten Berufsfeld
beizutragen.            etwas tun möchte?
                      Text Anne Holtkötter  Fotos Wilfried Gerharz (links), Josef Sñobel (rechts)

                                                           26                                       fhocus Ausgabe 30
Transfer in die Gesellschaft

                 ↗ Auch für
                 Theaterpädago-
                 gen erschlie-
                 ßen sich mit die-
                 sem Master
                 neue berufliche
                 Chancen,
                 ebenso für Kunst-,
                 Museums-,
                 Musik- und Tanz-
                 pädagogen.

Von allem etwas. Und vor allem ein Visionär, der                           ter. Ältere Menschen sind heute bedeutend ak-
den Tatendrang hat, die Ideen auch umzusetzen.                             tiver. Neue angepasste Angebote sind gefragt
Ihm ist zu verdanken, dass es an unserem Fach-                             und vor allem Konzepte, diese auch jenen zu
bereich Sozialwesen die Weiterbildung Musik-                               eröffnen, denen sie aufgrund des Wohnortes, des
geragogik gibt. War es anfangs nur eine unter                              Gesundheitszustandes oder mangelnder sozialer
vielen, hat sie sich im Laufe der Jahre zu einem                           Kontakte verwehrt bleiben. Darüber hinaus sind
Zertifikatskurs gemausert, der weit über Münsters                          differenziertere Angebote erforderlich: Während
Grenzen hinaus bekannt ist. Genauso wie der                                das „junge Alter“ geprägt sein kann von Aktivität
Hochschullehrer für Musik in der Sozialen Arbeit                           und Selbstverwirklichung, ist das „alte Alter“,
selbst. Inzwischen ist er gut vernetzt in dieser                           das „vierte Lebensalter“, eher gekennzeichnet
Szene, nicht zuletzt durch die Gesellschaft für                            von stärkerem Rückzug und Beeinträchtigungen
Musikgeragogik, die er mit gegründet hat und                               bis hin zu Pflegebedarf. Zudem sind kulturelle
dessen Vorsitzender er ist.                                                Bedürfnisse abhängig von Faktoren wie Herkunft,
                                                                           Erziehung, Schichtenzugehörigkeit, Religion und
Die Teilnehmer der 20. Auflage werden den Mu-                              finanzieller Situation. Für alle gleichermaßen
sikgeragogikkurs im Sommer beenden. Insgesamt                              aber gilt, dass „kulturelle Bildung heißt, sich in
sind es dann 300, die ihn abgeschlossen haben,                             einer Lebensphase zu entwickeln, die zumeist in
berufsbegleitend neben ihrer Tätigkeit als Fach-                           Verlustkategorien gedacht wird“, so Sporket. Und
kräfte in der Sozialen Altenarbeit, in der Pflege                          mehr noch: Sie ist auch eine Chance zu sozialer
oder der Musikgeragogik. „Professor Wickel hat                             Teilhabe und leiste damit einen wesentlichen
mit seinem Engagement und seinem enormen                                   Beitrag zur Förderung der Lebensqualität im Alter.
Wissen diesem Angebot seinen Stempel aufge-
drückt“, sagt Prof. Dr. Stefan Gesmann, Geschäfts-        Info             „Entsprechende künstlerisch-kulturelle Angebote
                                                       Der Stellenwert
führer des Referats Weiterbildung am Fachbereich       von Weiter-
                                                                            auf der Basis einer geragogisch orientierten Di-
Sozialwesen. Nun fließt der Inhalt des Kurses          bildung ist am       daktik und Methodik stehen aber bislang nur sehr
                                                       Fachbereich
in den weiterbildenden Masterstudiengang Kul-          Sozialwesen sehr
                                                                            eingeschränkt zur Verfügung“, erklärt Wickel.
turgeragogik mit ein, der zum Wintersemester           hoch. Bereits        Diese zu entwickeln und anzubieten – damit
                                                       seit 30 Jahren
2017 starten wird.                                     bietet er Ver-
                                                                            würde sich für Absolventen der Studiengänge
                                                       anstaltungen an,     Soziale Arbeit, Pflege und Gerontologie ein weites
                                                       mittlerweile
Auch das ist Wickels Verdienst: Gemeinsam mit          mit jährlich rund
                                                                            und innovatives Berufsfeld eröffnen. Die speziel-
Prof. Dr. Mirko Sporket hat er das Konzept auf         120 Angeboten        len kulturgeragogischen Kompetenzen wird der
                                                       und etwa 1.300
die Beine gestellt. Präsenzphasen, Blended Lear-       Teilnehmern.
                                                                            neue Studiengang vermitteln. Die Anmeldungen
ning, Projekte vor Ort werden das Teilzeitstu-                              dafür laufen bereits.
dium ausmachen. „Auf dem stabilen Fundament
der bisherigen Weiterbildungsveranstaltungen                               „Das wird mein letztes ‚Baby‘ an der Hochschule“,
und -studiengänge bauen wir auch zukünftig auf“,                            sagt Wickel und lächelt dabei verschmitzt. Dass es
so Fachbereichsdekan Prof. Dr. Stephan Barth.                               erwachsen wird, daran zweifelt niemand hier. •
Einen weiteren wichtigen Schritt bilde dieser
neue Studiengang.

Deutschlandweit einzigartig ist er sowieso. Aber
umso notwendiger. Für die neue Generation                                                          Kontakt
                                                                                                Prof. Dr. Hans Hermann Wickel
60plus bedeutet kulturelle Mitwirkung längst                                                    wickel@fh-muenster.de
mehr als klassische Konzerte, Oper und Thea-

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Unser
                 Ort soll
                  stärker
                 werden
Kleine Gemeinden stehen vor großen Herausforderungen:
Die Jungen wandern in die Städte ab, weil sie sich
dort mehr Lebensqualität versprechen. Insgesamt wird die
Bevölkerung immer älter, damit verändert sich das
Risikoprofil chronischer Erkrankungen. Gleichzeitig nehmen
die lebensstilabhängigen Krankheiten stark zu.
Text Dzemila Muratovic  Foto Dzemila Muratovic

                                                 28          fhocus Ausgabe 30
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