Transfer 2020 - Fabrik - FH Münster
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SoSe 2017 Transfer 2020 HIGH POTENTIAL S TR ANSFER IN DIE GESELLSCHAFT D I G I TA L I S I E R U N G Karriereturbo Du. Fabrik für Studierende Nicht. der Zukunft
↖ Titelbild: Prof. Tina Glückselig vor dem „Smart Mirror“. Lesen Sie mehr über das Projekt auf den Seiten 22/23. Foto Anna Biskupic
Wo geht die Editorial Reise hin? Auf diese salopp gestellte Frage eine Antwort zu finden – das haben wir uns nicht leicht ge- macht. Auch dank der maßgeblichen Mitarbeit aus den Fachbereichen konnten wir für die nächsten Jahre sechs Entwicklungsfelder defi- nieren und im Hochschulentwicklungsplan vorstellen. Eines davon: Transfer 2020. Hier fassen wir zusammen, wie wir Bereiche wie den Übergang vom Studium in den Beruf, Weiterbil- dung, Beratung ausländischer Hochschulen und Verwertung von Wissen gestalten wollen. Kontakt Prof. Dr. Ute von Lojewski Darunter finden sich Schlagwörter wie High Potentials oder Transfer in die Gesellschaft sowie praesidentin@fh-muenster.de Foto Thorsten Arendt Prozesse, mit denen wir der Verantwortung für unseren Lebens-, Wirtschafts- und Studien- standort gerecht werden wollen. Dies gelingt uns natürlich besonders mit Projekten und den Menschen dahinter – lesen Sie von ihnen in dieser Ausgabe unseres Hochschulmagazins. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Prof. Dr. Ute von Lojewski Präsidentin der FH Münster 3
Inhaltsverzeichnis SoSe 2017 Schwerpunkt Transfer 2020 Editorial Ausgründung Berufungen 03 Wo geht die Reise hin? 18 Kein Tag war Routine 36 Willkommen an der FH Münster Entwicklungsfeld 20 Das Internet zieht ein Prof. Dr. Kathrin Aghamiri Transfer 2020 Prof. Dr. Claus Backhaus 06 Zukunft gemeinsam Transfer in die Gesellschaft Prof. Dr. Norman Lahme-Hütig gestalten 22 „Spieglein, Spieglein an Prof. Dr. Manuel Rupprecht der Wand …“ High Potentials Prof. Dr. Marc Krüger 08 Karriereturbo für 24 Du. Nicht. 38 FH Münster im Profil Studierende 26 Ist Prof. Dr. Hans 39 FH-Storys 12 „Die Kooperation Hermann Wickel … klappt quasi blind” 28 Unser Ort soll stärker Hochschul- werden Unternehmenskooperationen 14 Partnerschaften als Digitalisierung Innovationsmotor 30 Drucken in der dritten Dimension Patentierung und Lizenzierung 16 Der Win-win-Weg 32 Fabrik der Zukunft Weiterbildung 34 Immer komplexer Hinweis zur geschlechter- Impressum gerechten Sprache fhocus Ausgabe 30 www.fh-muenster.de Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen Bereichen ist im Leitbild der FH Münster verankert. Herausgeber Die Präsidentin der FH Münster Nach Möglichkeit verwenden wir Redaktion Pressestelle der FH Münster: Katharina Kipp (V. i . S. d. P.), Anne Holtkötter geschlechtsneutrale Formulierungen. Gestaltung BOK + Gärtner GmbH, Münster, www.bokundgaertner.de Wo sich dies nicht umsetzen lässt, Korrektorat www.lektorat-schreibweise.de benutzen wir aus Gründen der besseren Druck Bonifatius GmbH, Paderborn Lesbarkeit das generische Masku- Papier Umschlag MultiOffset 190 g/m², Innenteil MultiOffset 100 g/m² linum. Selbstverständlich sind dabei Auflage 1.600 Stück Frauen eingeschlossen. ISSN 1610-2592 5
↗ Frank Dellmann ist Vizepräsident für Bildung und In- ternationales un- serer Hochschule. Zukunft gemeinsam gestalten ↖ Carsten Schröder ist Vize- präsident für Forschungsma- nagement und Transfer so- wie Geschäfts- führer der TAFH Münster GmbH. Spürbare Veränderungen rollen auch auf das Münsterland zu – da ist sich Carsten Schröder sicher. Agieren statt reagieren ist das Motto der Hochschule und ihrer TAFH Münster GmbH. Sie erweitern daher ihre Dienstleistungsangebote im Kern- prozess Transfer. Interview Katharina Kipp Fotos Thorsten Arendt 6 fhocus Ausgabe 30
Entwicklungsfeld Transfer 2020 „Auch wir als Hochschule haben ganz klar eine Zukunftsverantwortung für unseren Lebens-, Wirtschafts- und Studienstandort.“ Carsten Schröder Info Transfer 2020 ist der Titel eines Entwicklungs- Ziel. Dabei greifen wir auch veränderte Qualifi- Die TAFH Müns- ter GmbH feldes, das 2016 gestartet ist und im jüngs- zierungsbedarfe gezielt frühzeitig auf. So arbeiten bringt Experten ten Hochschulentwicklungsplan (HEP) verankert wir gerade unter anderem an neuen Angeboten, aus Wissen- schaft und Praxis wurde. Im Interview skizzieren Carsten Schröder, um Beschäftigte in kleinen und mittelständischen zusammen, Vizepräsident für Forschungsmanagement und Unternehmen in Bezug auf die digitale Transfor- um gemeinsam innovations- Transfer sowie Geschäftsführer der TAFH Müns- mation weiterzubilden. fördernde Pro- ter GmbH, und Prof. Dr. Frank Dellmann, Vize- fhocus: Welche weiteren konkreten Maßnah- jekte umzu- setzen – zum Bei- präsident für Bildung und Internationales, was men gibt es bislang? spiel in For- es damit auf sich hat. Dellmann: Im Sinne des Fachkräftebedarfs schung, Entwick- lung, Weiter- überlegen wir zum Beispiel, wie wir Studierende bildung und Exis- fhocus: Transfer ist neben Bildung und For- frühzeitig an Unternehmen binden oder gemein- tenzgründung. schung einer von drei Kernprozessen an der same Personalentwicklung vorantreiben können. FH Münster. Worum genau geht es bei Trans- fhocus: Dazu zählt unter anderem, dass wir neue fer 2020? Kooperations- und Stipendienmodelle erarbeiten … Info Schröder: Auch wir als Hochschule haben ganz Schröder: … und möglichst noch mehr Unterneh- Unternehmen klar eine Zukunftsverantwortung für unseren men für das Deutschlandstipendium gewinnen. Im und Institutionen, die mit der Lebens-, Wirtschafts- und Studienstandort. Das letzten Jahr haben rund 100 Studierende unserer FH Münster und heißt: Wir müssen uns mit ihm und für ihn konti- Hochschule ein solches Stipendium erhalten – ein der TAFH Münster GmbH nuierlich weiterentwickeln. Dazu zählt eben auch, gutes Ergebnis, aber wir wollen noch mehr er- zusammen- dass wir die gesellschaftlichen Trends konsequent reichen. Eine mittelständisch geprägte Region arbeiten möchten, wenden sich im Blick haben und unsere Strategien und Maß- benötigt übrigens auch dringend Unternehmer- an agentur@ nahmen immer wieder proaktiv anpassen. persönlichkeiten. „Stimulierung der Praxispartner ta.fh-muenster.de Dellmann: Nehmen wir zum Beispiel den Be- von morgen“ bündelt daher unsere verstärkten reich Internationalisierung: Wir haben festgestellt, Aktivitäten im Gründungsbereich. Es gibt somit dass der Anteil internationaler Absolventen, die noch viel zu tun bis Ende 2020. Erfreulicherweise erfolgreich in den regionalen Arbeitsmarkt ein- hat unsere Hochschule viele langjährige Partner steigen, schlicht geringer ist als der nationaler und Unterstützer in der Region – packen wir es Absolventen. Um den Zugang zu optimieren, bieten gemeinsam an. wir daher nun Bewerbungstrainings und Sprach- fhocus: Vielen Dank für das Gespräch! • kurse an und versuchen letztlich auch, direkte Kontakte zu Unternehmen zu vermitteln. Auch das ist Transfer 2020. fhocus: Welche Rolle übernimmt dabei die TAFH Münster GmbH? Schröder: Die TAFH ist in vielerlei Hinsicht Motor unserer Transferprozesse. Denn sie ist die zentrale Innovationsförderungs- und Projektent- wicklungsgesellschaft der FH Münster. Gemein- Kontakt sam mit Praktikern deren Bedarfe aufzugreifen Carsten Schröder und beispielsweise auf Basis neuer Forschungser- schroeder@fh-muenster.de gebnisse innovative Lösungsansätze zu initiieren, Prof. Dr. Frank Dellmann dellmann@fh-muenster.de sozusagen Hand in Hand arbeiten – das ist unser 7
„Vieles, was ich während des Masters gelernt habe, möchte ich heute im Berufsleben nicht missen.“ Alexander Röllig 8 fhocus Ausgabe 30
High Potentials Karriereturbo für Studierende Durch das Deutschlandstipendium knüpfte Alexander Röllig bereits früh berufliche Kontakte. Heute hat er eine verantwortungsvolle Position inne bei jenem Unternehmen, das ihn zu Studien- zeiten förderte. Text Katharina Urbaniak Fotos Marek Michalewicz, Seite 11 unten BASF ↖ Im Bereich der Lehrer wollte er werden oder vielleicht Astro- Pflege seiner Großeltern mit an. Andere Studie- Ausbildung ist Alexander Röllig naut – schon im Kindesalter hat sich Alexander rende ermutigt er, sich ebenfalls zu bewerben, auch Ansprech- Röllig hohe Ziele gesetzt. Sein beruflicher Werde- auch wenn sie keinen perfekten Lebenslauf vor- partner und Aus- bildungsbetreuer. gang entwickelte sich zwar in eine andere, jedoch zuweisen haben: „Die wenigsten bewerben sich nicht weniger ambitionierte Richtung: Der 29-Jäh- darauf, weil sie denken, sie hätten eh keine Chance. rige arbeitet seit Mai 2015 beim Unternehmens- Dabei zählt so viel mehr als nur gute Noten.“ Denn bereich Coatings der BASF in Münster. Dort ist neben akademischen Leistungen würdigt das er verantwortlich für den Bereich Marketing und Deutschlandstipendium vor allem auch hochschul- Kommunikation einer Premium-Lackmarke – und politisches und soziales Engagement der Bewerber. das in 23 Ländern. Rölligs Karriere nahm auf dem zweiten Bildungs- Seinen Master in Wirtschaftsingenieurwesen Info weg richtig Fahrt auf. Nach dem Realschulab- Alexander Röllig absolvierte Röllig am Institut für Technische Be- spricht fließend schluss absolvierte er das Fachabitur mit einer triebswirtschaft (ITB) unserer Hochschule, als Ver- Englisch, etwas schulischen Ausbildung im Bereich Medien, bevor Italienisch und tiefungsrichtung wählte er Maschinenbau. Gleich ein paar Brocken er ein Wirtschaftsgymnasium besuchte. Anschlie- zwei Mal hat er während des Masterstudiums ein Mandarin. ßend begann er in Trier ein Bachelorstudium im Deutschlandstipendium in Kooperation mit der Fach Wirtschaftsingenieurwesen: „Medien fand BASF in Münster erhalten. Stipendiaten sichern ich schon immer spannend, aber ich wollte un- sich dadurch eine finanzielle Unterstützung von bedingt eine technische Komponente integrieren. monatlich 300 Euro. Doch dies war für Röllig Ich komme ja quasi vom Nürburgring und bin nicht der ausschlaggebende Grund, sich um ein mit Motorsport aufgewachsen!“ So lag es dann Stipendium zu bewerben: „Viel wichtiger ist es, auch nahe, während des Bachelors ein Praktikum Kontakte zu Unternehmen herzustellen und sich bei der Daimler AG zu absolvieren und dort auch frühzeitig eine Jobperspektive zu sichern.“ Er gleich die Abschlussarbeit zu schreiben. Bei der selbst war als Student fleißig, fungierte als Se- Suche nach dem passenden Masterstudiengang mestersprecher und setzte sich in Gremien ein. ließ er sich Zeit – und landete schließlich am ITB Auch privat engagierte er sich ehrenamtlich als in Steinfurt. Wieso er sich für diesen Studiengang Kassenwart im Fußballverein und packte bei der entschieden hat? Überzeugt haben ihn die ↘ 9
hohe Praxisrelevanz, die kleinen Lerngruppen, der enge Kontakt zu den Lehrenden und die interna- tionale Ausrichtung des Masters. Vieles davon helfe ihm auch heute noch bei seinem Beruf. Das Deutschlandstipendium öffnete ihm viele Türen Als die Zusage für das Stipendium kam, fragte er initiativ nach einer Stelle als Werkstudent und erhielt prompt eine Zusage. Während des zweiten Stipendiums schrieb er seine Masterarbeit im Un- ternehmensbereich Coatings der BASF und baute dort eine neue Lackmarke mit dem Fokus auf das Thema Digitalisierung auf. Durch diese Erfahrungen hat er bereits früh Ein- ↗ Alexander blicke in das Unternehmen erhalten und aktiv am Röllig (l.) im Gespräch mit Geschehen mitgewirkt. Dies, so glaubt Röllig, habe Global Trai- ihm einen Direkteinstieg überhaupt ermöglicht: ner Markus Schubert „Ich habe kein Traineeprogramm absolviert, son- dern wurde im Grunde komplett ins kalte Wasser „Dabei zählt geschmissen. Man muss seinen Weg erst finden, so viel mehr als nur aber dafür hatte ich auch von Anfang an viel Ver- antwortung und werde mit einem echt spannenden gute Noten.“ und abwechslungsreichen Job belohnt.“ • Alexander Röllig ↗ Alexander Röllig (l.) und Global Trai- ner Markus Schubert wäh- len den pas- senden Farbton für den Pro- zess der Auto- reparatur- lackierung aus. Kontakt Alexander Röllig alexander.roellig@basf.com 10 fhocus Ausgabe 30
High Potentials Drei Fragen an ... … Wolfram Schier, Personalchef bei BASF Coatings. „Wir ermöglichen Einblicke in unser ↖ Der Unter- nehmens- Unternehmen.“ bereich Coatings stellt Fahrzeug- und Autoreparatur- Wolfram Schier lacke sowie Bautenanstrich- mittel her. ↖ Trainings- und Schulungs- bereich im Glasurit Automotive Refinish Trainings- zentrum Münster fhocus Welche Ansprüche stellen Sie an die Stipendiaten? Die Stipendiaten des Unternehmensbereichs Coatings kommen von Schier der FH Münster, der WWU oder der Hochschule Esslingen. Die Stipendiaten sind engagiert und zeigen hervorragende Studienleistungen, darüber hinaus ist es uns wichtig, Leidenschaft und Interesse für die verschiedenen Aufgaben bereiche mitzubringen. Ist das Deutschlandstipendium auch eine Form fhocus des Recruitings? Schier Die Unterstützung über das Deutschlandstipendium geht über das ↗ Wolfram Schier, Finanzielle hinaus. Wir ermöglichen Einblicke in unser Unternehmen und BASF Coatings bieten Studierenden Anknüpfungspunkte, um ihr Wissen direkt einzubringen und sich ein Netzwerk aufzubauen. Im besten Fall finden über das Stipendium künftige Nachwuchskräfte den Weg zur BASF. fhocus Was zeichnet die Absolventen der FH Münster aus? Sie bringen wertvolle Praxiserfahrung mit, die sie bereits in ihrer Schier Laufbahn gesammelt haben. Während ihres Studiums stehen sie im Austausch mit unterschiedlichen Unternehmen und erhalten im Rahmen ihrer Praktika, Werkstudententätigkeiten und Abschlussarbeiten einen Einblick in die Praxis und interessante Projekte. 11
„Die Kooperation klappt quasi blind” ↖ Prof. Dr. Thomas Jüstel hat mit seinem Projektteam im Labor die Leuchtstoffe ent- wickelt, die Dr. Wer seine Abschlussarbeit in einem Unternehmen schreibt, Benjamin Herden weiterverarbeitet. der hat dort einen Fuß in der Tür – oder sogar zwei. Prof. Dr. Thomas Jüstel und Dr. Benjamin Herden berichten. Text Theresa Gerks Fotos Robert Rieger (links), Natali Dick (rechts oben), Theresa Gerks (rechts unten) 12 fhocus Ausgabe 30
High Potentials Kontakt „Ich weiß einfach, welche Möglichkeiten Prof. Dr. Thomas Jüstel tj@fh-muenster.de an der FH Münster bestehen. Dr. Benjamin Herden Und andersherum: Prof. Jüstel kennt unser Herden@Berger-GmbH.de Unternehmen auch sehr gut.“ Dr. Benjamin Herden ↙ Dr. Benjamin Herden misst die Lichtstärke des Prototyps im Labor bei der Berger GmbH & Co. KG. „Es liegt mir schon am Herzen, dass meine Ab- Projekt Mitte 2013 auslief, blieb es dabei, es gab solventen nach ihrem Abschluss eine gute Stelle zunächst keine weitere Entwicklung. bekommen.“ Prof. Dr. Thomas Jüstel ist Dekan des Fachbereichs Chemieingenieurwesen und seit 2004 Doch nach seiner Promotion und einem Arbeits- an unserer Hochschule. „Wer wirklich Interesse am jahr in der Schweiz stieg Herden bei Berger ein – Fach hat, ernsthaft studiert und dabei bleibt – der und greift das Projekt jetzt wieder auf. „Es soll hat keine Probleme, eine Stelle zu bekommen. Ich nicht beim Prototyp bleiben – wir wollen noch will nicht sagen, dass es für alle eine Jobgarantie anwendungsorientierter arbeiten“, erklärt er. Ge- gibt. Aber das Fachwissen eines Chemieingenieurs rade geht es konkret um ihre Verwendung als wird gebraucht – Verfahrenstechnik gibt es überall „Das Fachwissen Sonnenbanklampen im Solarium. „Wir versuchen, im Leben!“ Die „gigantische Breite“ an möglichen direkt in diesen Markt ein Produkt zu platzieren.“ Arbeitsfeldern wird ihm immer wieder klar, wenn eines Chemie- Und dafür möchte sich Herden Unterstützung vom er überlegt, wo seine ehemaligen Projektmitar- ingenieurs wird Steinfurter Campus holen. Gemeinsam mit Jüstel beiter und Absolventen mittlerweile arbeiten: gebraucht – hat er bereits einige Projektanträge geschrieben, von der Lacktechnik über die Kunststoffbranche Verfahrenstechnik um mit den finanziellen Mitteln die Forschungen und Lichttechnik bis hin zur Metallverarbeitung. vorantreiben zu können. „Ich weiß einfach, welche Tailorlux GmbH in Münster-Roxel, Merck KGaA gibt es über- Möglichkeiten an der FH Münster bestehen“, macht in Darmstadt, Dr. Paul Lohmann GmbH KG in all im Leben!“ sich Herden für die zweite Runde der Zusammen- Emmerthal, Hochschulen in Vilnius, Utrecht arbeit stark, „und andersherum: Prof. Jüstel kennt oder Krakau, das Max-Planck-Institut für Kohle- Prof. Dr. Thomas Jüstel unser Unternehmen auch sehr gut. Die Koopera- forschung – dies ist nur eine Auswahl der aktuellen tion klappt quasi blind.“ Praktisch sind dabei auch Unternehmen und Einrichtungen. Der Großteil die Multiplikatoren, die beide mit an den Tisch ist über gemeinsame Projekte oder kooperative bringen. „Durch unsere vielen Kontakte haben Abschlussarbeiten in das Berufsleben gerutscht. wir schnell einige interessierte Leute mit im Boot.“ So war es auch bei Dr. Benjamin Herden, der seit eineinhalb Jahren bei der Berger GmbH & Co. KG Projektpartner Runde zwei in Kamp-Lintfort arbeitet. Jetzt heißt es: warten auf Rückmeldungen. Falls die Zusammenarbeit erneut klappen sollte, möchte Projekte als beruflicher Türöffner Herden kooperative Bachelor- und Masterarbeiten „Wir forschten damals in einem öffentlich geför- ermöglichen: „Wer seine Abschlussarbeiten in derten Projekt, einem ZIM-Projekt“, erinnert sich ↖ Dieser grüne Unternehmen schreibt, für den ist es meistens Herden, „es ging vereinfacht gesagt um alternative, LED-Leucht- leichter, ins Berufsleben zu finden. Projektmitar- stoff wird an un- quecksilberfreie UV-Lampen.“ So kam er das erste serer Hoch- beiter werden oft und gerne übernommen, da sie an schule dazu ver- Mal in Kontakt mit Berger. „Es lief damals schon wendet, weiße einer aktuellen Herausforderung forschen und in gut, der Prototyp konnte realisiert werden.“ Die LEDs herzustel- ein spezielles Themenfeld eingearbeitet sind.“ • len. Gemein- Leuchtstoffe stellten die FH-Projektmitarbeiter sam mit roten und blauen her, das Unternehmen nahm diese als Grundlage Leuchtstoffen und entwickelte die Lampen, die wiederum an bildet er den Farbraum des der Hochschule charakterisiert wurden. Als das Lichts nach. 13
Partnerschaften als Innovations- motor ↖ Thorsten Kliewe (l.) und Prof. Dr. Thomas Baaken beim Online-Coaching von Lina Landinez aus Kolumbien Damit Volkswirtschaften wettbewerbsfähig bleiben, müssen Wissenschaft und Wirtschaft künftig noch enger zusammenarbeiten. Die dafür erforderlichen Instrumente erforscht ein Institut unserer Hochschule. Kontakt Prof. Dr. Thomas Baaken baaken@fh-muenster.de www.science-marketing.com Text Stefanie Gosejohann Foto Stefanie Gosejohann 14 fhocus Ausgabe 30
Hochschul-Unternehmenskooperationen Vor 15 Jahren gründete Prof. Dr. Thomas Baaken vom Fachbe- Ländern aus? Welche Potenziale gibt es? Was sind Erfolgsfak- „Einseitiger Transfer von reich Wirtschaft, damals Prorek- toren, Treiber und Barrieren? Hochschulen tor für Forschung und Entwick- lung, das Science-to-Business Welche politischen Handlungs- empfehlungen ergeben sich auf in die Unternehmen war Marketing Research Centre regionaler, nationaler und eu- gestern, partner- (S2BMRC). Es untersucht, wel- che Transferinstrumente erfor- ropäischer Ebene und für die Hochschulen selbst? schaftliche Kooperationen derlich sind, damit Wissen aus sind die Zukunft.“ den Hochschulen tatsächlich Das S2BMRC im Technologie- für Wirtschaft und Gesellschaft park am Johann-Krane-Weg er- Prof. Dr. Thomas Baaken nutzbar wird. „Wir sind die ein- forscht aber nicht nur, wie sich zige Hochschule in Deutschland, innovatives Wissen am effek- die über ein Kompetenzzen tivsten in die Praxis tragen lässt, trum zum Thema Wissenstrans- sondern tut dies auch selbst. fer und Hochschul-Wirtschafts- Einerseits hochschulintern – Zusammenarbeit verfügt“, sagt die FH Münster gehört nicht Info storminginstrument. Hierdurch Prof. Dr. Thomas Baaken. Die von ihm geleiteten zuletzt dank der Arbeit des Baaken legt habe es mehr Kooperations- Forschungs- und Beratungspro- Forschungsinstituts schon seit bei seinem Team projekte realisiert und die von Wert auf inter- jekte nehmen einzelne Schwer- Langem zu den Fachhochschu- nationale Zusam- Unternehmen eingeworbenen punkte wie Partnerschaften, len mit der besten Drittmittel- menarbeit. Drittmittel erhöht. Aktuell arbeiten Unternehmergeist oder Nach- Professoren-Relation. Anderer- am S2BMRC frageorientierung im Transfer seits auch hochschulextern im circa 20 Mitar- In Anlehnung an dieses DAAD- beiter aus in den Fokus. Die wichtigste In- und Ausland: So coachte das acht Nationen, Projekt beschloss das Präsi- Erkenntnis seiner langjährigen S2BMRC-Team in einem Projekt darunter neun dium der FH Münster, als Promovenden. Forschungstätigkeit bringt der für den Deutschen Akademi- neues Geschäftsfeld ein „Pro- Marketingexperte so auf den schen Austauschdienst (DAAD) fessional Development Pro- Punkt: „Einseitiger Transfer und die Hochschulrektorenkon- gramme“ aufzusetzen und Wei- von Hochschulen in die Unter- ferenz (HRK) Transfermanager, terbildungsangebote für auslän- nehmen war gestern, partner- Wissenschaftler und Präsidi- dische Hochschulen zu konzi- schaftliche Kooperationen sind umsmitglieder aus Hochschulen pieren. Das erste zum Thema die Zukunft.“ in Mexiko und Costa Rica zum „University Transfer 3.0“ startete Thema Wissenstransfer. Neben an der Universidad de Santiago Das aktuelle „Flaggschiffpro- Seminaren vor Ort gab es de Chile. Auch hier war die Ex- jekt“ des S2BMRC, die bereits regelmäßiges Online- Coaching pertise des S2BMRC gefragt – zweite Studie „University-Busi- und -Feedback. „Jeder Teilneh- sowohl beim Angebot und bei ness Cooperation in Europe“ für mer brachte ein konkretes der Planung als auch bei der die Europäische Kommission, Transferprojekt ein, das auf Durchführung: Zu den Dozen- stellt genau diesen Kooperati- Leitungsebene abgestimmt und ten gehört Dr. Thorsten Kliewe, onsprozess in den Mittelpunkt. unterzeichnet war“, erläutert langjähriger Mitarbeiter des „Dies ist mit 17.431 realisierten Baaken das Seminarkonzept. Forschungsinstituts, der dort Interviews in 27 Sprachen und Durch dieses Commitment von auch promoviert hat. • 33 Ländern die weltweit größte oben sei es schon während der Studie hinsichtlich Wissen- Projektlaufzeit gelungen, die schafts-Wirtschafts-Koopera- von den Teilnehmern geplanten tionen“, so Baaken. Sie soll Transfermaßnahmen tatsäch- folgende Forschungsfragen lich umzusetzen. So verwende klären: Wie sieht die Situation das Instituto Technológico de der Zusammenarbeit zwischen Costa Rica erfolgreich die „Busi- Hochschulen und Wirtschaft ness Potential CanvasTM“, ein in den einzelnen europäischen am S2BMRC entwickeltes Brain- 15
„Wir haben unsere Technologie an TEDIMA lizenziert und können unsere Forschung weiter vorantreiben.“ Prof. Dr. Alexander Riedl 16 fhocus Ausgabe 30
Patentierung und Lizenzierung Der Win-win-Weg Punktewolke wieder zum Flansch bilden. „So ist wirklich jede Unebenheit erkennbar und messbar“, erklärt Lambertz. Die Rohdaten gilt es dann so aufzubereiten, dass eine 3D-Dichtung, zum Beispiel Prof. Dr. Alexander Riedl hat eine Tech- aus modifiziertem Polytetrafluoräthylen – kurz PTFE –, auf einer Spezialfräsmaschine gefertigt nologie entwickelt, mit der sich werden kann. passgenaue Dichtungen für industrielle Und diese Maschine steht in der Entwicklungs- Anlagen herstellen lassen. Das ver- phase bei der TEDIMA GmbH in Krefeld. „Wir haben unsere Technologie an TEDIMA lizenziert“, hindert den Austritt gefährlicher Stoffe freut sich Riedl, „mit dem so eingenommenen Geld können wir unsere Forschung weiter vorantreiben.“ und erhöht die Betriebssicherheit. Patentiert ist die Idee auch bereits. Riedl hofft, die Technologie schon bald zusammen mit dem Text Theresa Gerks Foto Theresa Gerks Unternehmen auf den Markt bringen zu können. Hilfe gibt es durch Preise und Projekte: Riedl ge- wann im September 2015 im Hochschulwettbewerb „ZukunftErfindenNRW“ in der Kategorie „Fort- schritt durch Transfer“. TEDIMA hat im Mai 2016 den Technology Award für verfahrenstechnische Die Alltagsdichtung bei Einmachgläsern: Man Info Apparate und Komponenten mit der Lizenzierung Das Zentrale nehme einen Gummiring, lege ihn zwischen De- Innovationspro- gewonnen – auf der Powtech, einer Leitmesse für ckel und Glas, drücke mit Kraft die Einkochklam- gramm Mittel- mechanische Verfahrenstechnik. Aktuell wird die stand (ZIM) för- mer herunter – fertig. Da läuft nicht mal was aus, dert Mittel- 3D-Dichtung mit Hilfe eines ZIM-Projekts – Zen wenn das Glas auf dem Kopf steht. Wenn sich aber standsunterneh- trales Innovationsprogramm Mittelstand – zusam- men und mit statt Marmelade chemisch aggressive Substan- ihnen zusam- men mit TEDIMA zur Marktreife weiterentwickelt. zen unter hohem Druck in Behältern, Apparaten menarbeitende ZIM-Projekte werden durch das Bundesministe- Forschungs- und Reaktoren befinden, dann ist das nicht ganz einrichtungen, rium für Wirtschaft und Energie bei hohem tech- ↖ Alles dicht: so einfach mit der Dichtung. Dies ist zum Bei- um die Inno- nologischen Innovationsgehalt gefördert, wenn Mit der richtigen vationskraft der Schraubenkraft spiel bei Flanschverbindungen der Fall, an denen Unternehmen dem Risiko gute Marktchancen gegenüberstehen. treten inzwischen Prof. Dr. Alexander Riedl vom Fachbereich Phy- nachhaltig zu keine Leckagen unterstützen. mehr auf. sikalische Technik gerade forscht. „Eine Flansch- 3D-Dichtung 2.0 verbindung ist oftmals ein rundes Maschinenele- Die Gelder fließen in die Weiterentwicklung der ment, mit dem zum Beispiel Rohrstücke dicht Idee. „Wir haben schon die 3D-Dichtung 2.0 im miteinander verbunden und auch wieder geöffnet Hinterkopf“, sagt Riedl. „Hier geht es vor allem werden können“, erklärt Riedl. Solche Flanschver- darum, 3D-Dichtungen für spezielle Temperatur bindungen weisen herstellungsbedingt mehr oder einsatzbereiche zu designen, damit sie dort ihr minder große Unebenheiten auf, die durch das ganzes Potenzial ausspielen.“ Das Kriechen der Dichtelement auszugleichen sind. Besonders für Dichtungen – also der Kraftverlust bedingt durch große Abweichungen von ideal ebenen Flächen ein Dünnerwerden der Dichtung –, oftmals gefolgt gab es bislang nur unzureichende Dichtungsmög- von ungewollten Leckagen, würde damit auf ein Info lichkeiten. Dafür musste sich eine Lösung finden. Minimum reduziert. In spätestens einem Jahr „ZukunftErfinden- Und die hat Riedl in seinem Labor Dichtungs möchte das Team mit der Arbeit so weit fertig NRW“ ist ein Hochschulwett- technik entwickelt. sein, dass TEDIMA in die Produktion übergehen bewerb, der und die 3D-Dichtung kommerzialisieren kann. • exzellente Hoch- „Jede Unebenheit erkennbar“ schularbeiten mit Preisgeldern „Wir forschen hier gerade an einem Zahnersatz von insgesamt Info 30.000 Euro in den für einen Flansch“, erklärt Riedl bildlich. Es geht Auf der Powtech Kategorien darum, eine Dichtung individuell für einen ver- werden jähr- „Lebenswissen- lich Technology schaften“, formten Flansch herzustellen, die sich perfekt an Awards ver- „Ingenieur- und die verzogenen Teile anschmiegt. Mit 3D-Laserscan- geben. Eine wich- angewandte tige Rolle Kontakt Naturwissenschaf- nern und digitalen Abstandsmessern tragen Riedl spielen die Bewer- Prof. Dr. Alexander Riedl ten“ sowie und Bachelorstudent Philipp Lambertz Daten im tungskriterien ariedl@fh-muenster.de „Fortschritt durch Innovationsgrad, Dietmar Siebler Transfer“ Labor zusammen, genauer gesagt Millionen von Marktreife d.siebler@tedima.de auszeichnet. x-y-z-Koordinaten, die sich am Computer als riesige und Effizienz. 17
Kontakt Nora Dawin Miriam Altenhöfer post@vebitosolution.com Kein Tag war Routine Gut sitzende Schuhe sind für Diabetiker oder Rheumatiker ein absolutes Muss. Mit einer spe- ziellen Messsohle ist es möglich, mehrdimensi- onale Belastungen, die auf den Fuß wirken, zu messen. Bisherige Verfahren ermitteln nur den Druck. Beim Laufen treten aber auch Biege- und Torsionsmomente auf. Die vebito-Sohle erfasst diese und überträgt die Daten an einen Computer für die Überprüfung der Wirkung von orthopä- dischen Schuhen oder Einlagen. Um diese ein- Über ein Gründerstipendium zigartige Sohle zu vermarkten, gründeten Nora Dawin und Miriam Altenhöfer das Unternehmen zum eigenen Unternehmen: vebitosolution. Nora Dawin und Miriam Die Idee „Eigentlich hatte ich nach dem Studium den Schritt Altenhöfer haben es geschafft. in die Selbstständigkeit strikt ausgeschlossen“, erklärt Dawin. Die Masterabsolventin der Biome- Text Martina Weiland Foto Theresa Gerks dizinischen Technik arbeitete zunächst in Dritt- 18 fhocus Ausgabe 30
Ausgründung mittelprojekten für Prof. Dr. Klaus Peikenkamp Das Unternehmen im Labor für Biomechanik. Dort erlebte sie die Mittlerweile sind die beiden ein gut eingespiel- Entwicklung der vebito-Sohle durch den Dokto- tes Team: Während sich Altenhöfer um das randen Thomas Stief sowie die anschließende Pa- Marketing, betriebswirtschaftliche Fragen und tentanmeldung hautnah mit. Dawin ließ sich vom Marktanalysen kümmert, ist Dawin für die Wei- Entwickler der Sohle, der eine wissenschaftliche terentwicklung der Sohle zuständig, dazu besteht Laufbahn anstrebte, überzeugen, welches Poten- ein enger Kontakt zu den Erfindern Stief und zial in der Vermarktung dieser Sohle steckt. Nach Peikenkamp. Die Entwicklung der Software für und nach reifte die Idee, sich mit einem Kommili- die vebito-Sohle hat „MERECS“ – ein ebenfalls tonen, Markus Seeßle, der mittlerweile nicht mehr über ein EXIST-Gründerstipendium entstandenes zum Team gehört, und der Diplom-Betriebswirtin Unternehmen – übernommen. Miriam Altenhöfer selbstständig zu machen. Info Rückblickend sind sich die beiden jungen Frauen Der Start Das EXIST-Grün- derstipendium sicher, dass dieser Weg genau der richtige für Im Februar 2014 wagte das Team über ein unterstützt Stu- sie war. „Wir haben uns durch die vielen neuen dierende, Ab- EXIST-Gründerstipendium den Weg in die Selbst- solventen sowie Herausforderungen weiterentwickelt, dadurch ständigkeit. Hierfür stellt unsere Hochschule kos- Wissenschaft- war bisher kein Tag Routine“, sagt Dawin. Auch ler aus Hochschu- tenfrei ein Büro mit Infrastruktur zur Verfügung. len, die ihre wenn es eine kleine Durststrecke gegeben habe, ↖ Die vebito- Sohle ermittelt Außerdem steht den Gründern ein Gründungs- Gründungsidee bis die Finanzierung stand, hätten sie zu keinem auf den Fuß realisieren coach zur Seite, der sie bei Fragen und dem För- möchten. Zeitpunkt aufgeben wollen. Ganz im Gegenteil. wirkende Kräfte beim Laufen. derantrag unterstützt. Die Geschäftsführerinnen sind sich einig: „Der Nähere Infor- mationen unter: Rhythmus der Selbstständigkeit passt besser zu „Das Stipendium hilft, die Selbstständigkeit aus- www.exist.de. uns als der im Angestelltenverhältnis.“ • zuprobieren, ohne gleich finanziell komplett auf eigenen Füßen zu stehen. Wenn es nicht klappt, hat man keinen Schuldenberg“, sagt Dawin. Das Team nutzte die Zeit, um aus dem Prototyp der vebito-Sohle ein marktfähiges Produkt zu ent- wickeln, unternahm Marktrecherchen und er- mittelte die Kosten. Und sie waren erfolgreich. Eine Frage an ... „Wenn wir erst einmal einen Kunden gewon- nen haben, kommt er in der Regel ein zweites Mal wieder.“ Die Finanzierung … Sandra Fuchs. Sie ist Gründungscoach an Die größte Hürde nach dem Stipendium war es, unserer Hochschule. eine Bank zu finden, die die weitere Finanzierung fhocus Welche Hürde gibt es auf dem Weg in übernimmt. „Wir mussten an viele Türen klopfen, weil unser Unternehmen in keine gängige Branche die Selbstständigkeit? passt“, erklärt Altenhöfer. Einerseits sei es innovativ, andererseits aber bedient es einen Nischenmarkt. Fuchs Ich glaube nicht, dass es die eine Hürde gibt, sondern „Da sind wir bei vielen Banken durch ein Raster dass jeder auf seinem Weg individuelle Wegmarken hat, de- gefallen.“ Mit Unterstützung der Wirtschaftsförde- ren Überwindung vielleicht nicht so leicht fällt. Meine lösungs- rung des Kreises Steinfurt (WESt) gelang es dann und ressourcenorientierte Beratung hilft Gründungsinteres- doch, eine Bank von der innovativen Geschäftsidee sierten, den nächsten Schritt oder gleich mehrere zu erkennen zu überzeugen. und zu meistern. 19
Das Internet zieht ein ↖ Die wibutler- Zentrale agiert als smar- Intelligentes Wohnen hält immer mehr Einzug ter Übersetzer und vernetzt Pro- dukte unter- in unsere Lebenswelt. Einer, der damit schiedlicher Her- steller und Funkstandards. tagtäglich zu tun hat, ist Arne Feldmeier, Gründer und Geschäftsführer der iEXERGY GmbH. Text Katharina Kipp Fotos iEXERGY GmbH 20 fhocus Ausgabe 30
Ausgründung „Im Prinzip bricht eine neue Ära an.“ Arne Feldmeier ↗ Arne Feldmeier ist Gründer und Geschäfts- führer der iEXERGY GmbH. Info Wenn alle Jalousien mit einem Knopfdruck gleich- Technologie zu erleichtern. Die Heizung wird zum Sandra Fuchs, Gründungscoach zeitig herunterfahren, die Heizung von unterwegs Beispiel angepasst an den Bewohner geregelt und der FH Münster, eingeschaltet und das Licht von überall gesteuert spart trotz Wohlfühltemperatur Energie. Licht- und Stefan Adam, Transferbera- werden kann oder wenn sich eine Schublade öffnet schalter werden kabellos und ohne die Wände ter der TAFH Müns- und ein Sound ertönt – dann wurde die Wohnung aufzustemmen einfach nachträglich positionier- ter GmbH, unterstützen, in- oder das Haus aufgerüstet und zu einem „Smart bar, und die optimale Lichtsteuerung erzeugt ein dem sie etwa Home“ gemacht. Die Technik sorgt für allerlei passendes Ambiente. Das Ganze können Nutzer Anträge prüfen, Erfahrungs- Spielerei, aber vor allem dafür, das Leben der bequem durch einen unserer Handwerkspartner werte einfließen Bewohner komfortabler zu gestalten. Doch ob fachgerecht installieren lassen.“ lassen und sich um Forma- Lichtanlage, Jalousien oder Heizung – viele Pro- litäten inner- iEXERGY wächst weiter dukte sprechen je nach Hersteller eine andere halb der Hoch- schule kümmern. Sprache, für jedes sind also meist andere Apps Die iEXERGY GmbH wartet mit einer Erfolgsge- und smarte Zentralen notwendig. schichte auf, die ihre Anfänge an unserer Hoch- schule genommen hat: Feldmeier hat am Fach Info EXIST Forschungs- Eine neue Ära bricht an bereich Energie · Gebäude · Umwelt studiert – und transfer heißt Das muss nicht sein, dachte sich Arne Feldmeier, während des dreijährigen Forschungsprojekts das bundesweite Förderprogramm Absolvent unserer Hochschule. Er erfand den so- EGAtech entwickelten er und sein Team die Idee des Bundesminis- genannten wibutler, eine kleine Zentrale, die so zu wibutler. Das Kürzel steht für Energieeffizienz- teriums für Wirt- schaft und Energie. smart ist, dass sie die Produkte vieler verschiedener steigerung von Gebäuden durch Automatisierungs- Es hat zum Ziel, Hersteller miteinander verbindet. „Der wibutler technik. Mit Unterstützung der TAFH Münster die Zahl der beson- ders anspruchs- kommuniziert per Funk und übersetzt die un- GmbH und einem EXIST-Gründerstipendium hatte vollen technologie- terschiedlichen Sprachen der Geräte. So können Feldmeier dann den Weg in die Selbstständig- orientierten Unternehmens- Nutzer Produkte unterschiedlicher Hersteller keit gewagt. Bis heute ist die FH Münster an dem gründungen verknüpfen und benötigen zur Bedienung nur Unternehmen beteiligt, das inzwischen knapp aus Hochschulen zu steigern. eine einzige App und den wibutler.“ Intelligentes 50 Festangestellte beschäftigt. „Wir wachsen wei- Wohnen ist schon seit vielen Jahren ein Thema. ter und suchen deshalb vor allem Programmierer, Doch erst jetzt seien die Technik und das Preis-Leis- die bei uns arbeiten oder ihre Abschlussarbeit tungs-Verhältnis stimmig. „Smart Home hält nun schreiben möchten.“ • auch in der breiten Bevölkerung Einzug und wird in naher Zukunft aus unser aller Alltag nicht mehr wegzudenken sein“, sagt Feldmeier. „Im Prinzip bricht eine neue Ära an: Nach Kommunikation und Entertainment ist das Wohnen der nächste Bereich, in den das Internet einzieht.“ Dass dabei Komfort eine wichtige Rolle spielt, ist für den iEXERGY-Gründer selbstverständlich. „Aus un- serer Sicht ist das ein ganz wichtiger Aspekt: Die Kontakt Menschen wollen komfortabler leben. Wir schaf- Arne Feldmeier af@iexergy.com fen Möglichkeiten, ihnen den Alltag durch unsere 21
„Spieglein, Spieglein an der Wand …“ Info Das Projekt „Smart Mirror“ ist ein wichtiger Aspekt des sich gerade in der Gründung befindlichen Forschungsinsti- tuts der FH Münster „GUD – Gesellschaft und Digitales“. Hier wird unter- sucht, wie digitale Medien bei der Lösung gesellschaftlich relevanter Fragestellungen helfen können. ↖ Der „Smart Mirror“ wird etwas kleiner sein. Nein, es geht hier nicht um Märchen, sondern um Tatsachen: Ozeane, die mit Mikroplastik verunreinigt sind, und Spiegel, die zeigen, wie wir mit unserem Konsumverhalten an der Verschmutzung beteiligt sind. Text Anne Holtkötter Fotos Anna Biskupic Kleidungsstücke, egal ob neu gekauft oder lange Rückwärtsschauen und Verhalten ändern getragen, haben eine Geschichte, die Spuren in Ein Jahr lang hat das Team mit Prof. Glückselig, unseren Weltmeeren und letztendlich in uns Men- Carina Eckes, Regina Hoffmann und Jonas Rose schen hinterlässt. „Diese Spuren soll der ‚Smart Zeit, das Projekt umzusetzen. Ende 2017 sollen die Mirror‘, ein ‚intelligenter‘ Spiegel, zeigen und zum „Smart Mirrors“ im Einsatz sein. „Menschen, die in Nachdenken anregen“, so Prof. Tina Glückselig vom diesen Spiegel schauen, sehen zunächst sich selbst, Fachbereich Design. Neben der Entwicklung des aber im nächsten Augenblick Rückwärtsgeschich- „Smart Mirrors“ entsteht die App „Plastic Level“, ten von Produkten, die Mikroplastik enthalten. die konkrete Handlungsalternativen vorschlägt. Die gezeigten Informationen können sie genauer betrachten, und der Spiegel wird zur bedien- Das Projektvorhaben „Smart Mirror – Bewusst- baren Oberfläche“, erklärt Glückselig. So kann der sein schaffen für die unsichtbare Gefahr von Mi- Betrachter nachempfinden, welche Stationen der kroplastik“ hat beim Hochschulwettbewerb „Im gern getragene Pullover oder das täglich genutzte Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane“ Shampoo bereits hinter sich haben und welche Aus- ein Preisgeld von 10.000 Euro gewonnen und wirkungen dies auf die Mikroplastik-Verschmut- wird vom Bundesministerium für Bildung und zung der Ozeane und das eigene Leben hat. „Jeder Forschung gefördert. Mensch trägt inzwischen nachweisbar Plastik im 22 fhocus Ausgabe 30
Transfer in die Gesellschaft Blut. Der Spiegel veranschaulicht dies und schafft Sprecher vom Forschungsschwerpunkt „Gesell- den direkten Bezug zum davor verweilenden Men- schaft und Digitales“ und Wissenschaftler am schen. Mit diesem Wissen wird die Person auch ihr Fachbereich Elektrotechnik und Informatik. „Die Verhalten ändern“, hofft Eckes. Sie selbst habe seit kniffligste Aufgabe ist, dass der Spiegel äußerliche der ersten Recherche zum Thema Mikroplastik ihr Merkmale der Personen erkennt, um die richtige Bewusstsein hierfür geschärft. „Und als Designerin Auswahl an Rückwärtsgeschichten zu zeigen“, er- habe ich die Chance, noch viele andere Menschen klärt Teammitglied Matthias Seuter, der gerade für das Thema zu sensibilisieren.“ zur Mensch-Computer-Interaktion promoviert. Das glaubt auch Regina Hoffmann. Sie konzipiert Info Bedürfnisse und Herausforderungen ermitteln, Dass Plastikab- in ihrer Bachelorarbeit die App „Plastic Level“. Mit fälle eine analysieren und interpretieren. Konzept und ihr können Nutzer ihr Wissen über Mikroplastik große Belastung Gestaltungslösungen erarbeiten. Prototypen für die Meere testen und ihr Handeln reflektieren. Sie werden sind, ist schon lan- entwickeln und im Nutzungskontext testen. „Die motiviert, Herausforderungen zu bewältigen, wie ge bekannt, Produktentwicklung ist ein klar strukturierter dass die Gefahr zum Beispiel, eine Woche ohne Plastiktüten auszu- durch Mikro- und kreativer Prozess“, berichtet Glückselig. „Das kommen oder Alternativen für Kosmetikprodukte plastik auch für Konzept verbessern wir so lange, bis ein optimales, Fische be- mit Mikroplastik zu finden. steht, erst seit nutzerorientiertes Ergebnis entsteht.“ Ohne die einiger Zeit. Zusammenarbeit mit den Kollegen im Forschungs- Die Rückstände Ein komplexes interdisziplinäres schwerpunkt sei ein solch komplexes Vorhaben stammen Unterfangen unter anderem nicht machbar, so die Hochschullehrerin für Me- aus den Kon- Bei der technischen Umsetzung des Projektvor- sumgütern des diendesign. Und auch nicht ohne das Herzblut, mit habens hilft das Team von Prof. Dr. Gernot Bauer, Menschen. dem alle Beteiligten von Anfang an dabei seien. • Info Beim Wäsche- waschen scheu- ert die Ma- schine Fasern von Synthe- ↘ Carina Eckes, tikbekleidung ab, Regina Hoffmann, einige Dusch- Prof. Tina Glück- gels, Peelings und selig, Jonas Rose (v. l.) Zahncremes enthalten Mikro- plastik. Kläranlagen kön- nen die win- zigen Kügelchen nicht heraus- filtern, sie gelan- gen über Flüsse ins Meer und von dort aus wieder zu uns. ↖ Der Spiegel zeigt, wie viele Partikel wir wieder aufnehmen. Kontakt Prof. Tina Glückselig glueckselig@fh-muenster.de www.wissenschaft-im-dialog.de 23
Du.Weil du zu alt bist, weil du krank bist, du eine Behinderung hast. Das Gegenteil verfolgt der Forschungs- schwerpunkt TeWoGe. Text Anne Holtkötter Foto Anne Holtkötter Nicht. 24 fhocus Ausgabe 30
Transfer in die Gesellschaft Fähigkeiten gemeint. Magers: „Wir orientieren uns nun im Projekt an der Beschreibung der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation.“ Die DVfR definiert Teilhabe in Anlehnung an die Weltgesundheits- organisation WHO als „das Einbezogensein in eine Lebenssituation“. Und die könne sehr unter- schiedlich sein, es sei also egal wo – ob in Fami- lie, Kindergarten, Schule, Betrieb, Straßenbahn, Theater, Fußballstadion, Stadtrat – und egal wer, denn Menschen seien verschieden hinsichtlich ihres Lebensalters, kulturellen Hintergrunds, ihrer Interessen und Fähigkeiten. „Das Thema Teilhabe betrifft somit alle Bevölkerungsgruppen: Junge wie Alte, Männer wie Frauen, Menschen mit und ↖ Diplom- Pflegepädagogin ohne Behinderungen“, so die DVfR laut WHO. Britta Magers ist wissenschaft- liche Mitarbei- Auf dieser Grundlage basierte der nächste Ar- terin in der For- schungslinie beitsschritt des Teams, grundständige und wei- „Curriculumsent- wicklung“. terführende Studiengänge und -module aus verschiedenen Studienbereichen und -feldern zu Info TeWoGe steht für „Teilhabe und Wohlbefinden identifizieren. Dafür hat Magers die Studiengänge Bis zur Halbzeit in einer sich wandelnden Gesellschaft – Gestal- und -module berücksichtigt, die den Teilhabe des zunächst tung von Lebenswelten und gesundheitlicher aspekt aufnehmen und verschiedene Professionen vierjährigen Vor- habens för- Versorgung“. Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann im Umgang mit Teilhabe und deren Förderung dert das Minis- vom Fachbereich Gesundheit leitet die Forschungs- qualifizieren. 876 Studiengänge hat sie gesichtet terium für Innovation, Wis- gruppe. „Aber diese ist interdisziplinär angelegt“, und ausgewertet. Das Ergebnis: 112 behandeln senschaft das betont die Rehabilitationswissenschaftlerin den Teilhabegedanken entsprechend der Defi- und Forschung des Landes immer wieder. Mit im Boot sind neben dem Fach- nition. „Dies geschieht allerdings nur vereinzelt den Schwerpunkt bereich Gesundheit auch Oecotrophologie · Facility disziplinenübergreifend und mitunter nur punk- finanziell. Danach über- Management, Sozialwesen, Physikalische Technik, Info tuell“, ergänzt Magers. „Dementsprechend gelingt nehmen Architektur und Wirtschaft. Der Hochschul- es den Angeboten noch nicht ausreichend, die dies das Präsi- kompass, dium und ein Portal der Teilnehmenden für die konkrete Förderung von der Fachbereich Neben der Gestaltung von Lebenswelten und Hochschul- Teilhabe zu qualifizieren.“ Diese Erkenntnis bildet Gesundheit. rektorenkon- gesundheitlicher Versorgung gehört als dritte ferenz, bil- den Hintergrund für das nächste ehrgeizige Ziel im Forschungslinie die Curriculumsentwicklung dete mit seinen Forschungsschwerpunkt: an der Hochschule neue umfangrei- dazu. „Um unter anderem Fachpersonen für chen Informati- Bildungsangebote zu entwickeln, die zu einer teil- die Gestaltung von Lebenswelten und für die onen über habefördernden Gesellschaft beitragen. Vorstellbar Studiengänge gesundheitsbezogene Versorgung zu qualifizie- in Deutsch- wären fachbereichsübergreifende Veranstaltungen. ren, müssen wir teilhabe- und wohlbefindens- land die Grund- „Hier aber ist für die Ideenfindung noch sehr viel lage für bezogene Inhalte in Studiengängen und außer- Britta Magers Spielraum“, so Magers. Um die voranzubringen, hochschulischen Bildungsangeboten verankern“, Recherche. plant die Projektgruppe nun Diskussionsgruppen sagt Prof. Dr. Friederike Störkel, Sprecherin der und Workshops. • Forschungslinie. Zu Beginn habe sich jedoch he- rauskristallisiert, dass die im Forschungsschwer- punkt Mitwirkenden ein unterschiedliches Ver- ständnis vom Teilhabebegriff hatten. „Es galt also zunächst, eine Arbeitsdefinition zu finden“, so Britta Magers, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungslinie. Also startete eine umfassende Recherche zu die- sem Begriff. „Eingebundensein in die Gesellschaft“ etwa beziehe sich überwiegend auf behinderte Kontakt oder von Behinderung bedrohte Menschen. Mit Britta Magers Teilhabe sei jedoch das Recht aller Menschen tewoge.koordination @fh-muenster.de unabhängig ihrer persönlichen Merkmale und 25
Ist Prof. Dr. Hans Hermann Wickel … ↗ Prof. Dr. Hans Hermann Wickel hat den Masterstu- diengang Kulturgeragogik maßgeblich initiiert, um zur … Musiker? Pädagoge mit Ambitionen? Professionali- sierung in einem zukunftsorien- Wissenschaftler? Einer, der für Ältere tierten Berufsfeld beizutragen. etwas tun möchte? Text Anne Holtkötter Fotos Wilfried Gerharz (links), Josef Sñobel (rechts) 26 fhocus Ausgabe 30
Transfer in die Gesellschaft ↗ Auch für Theaterpädago- gen erschlie- ßen sich mit die- sem Master neue berufliche Chancen, ebenso für Kunst-, Museums-, Musik- und Tanz- pädagogen. Von allem etwas. Und vor allem ein Visionär, der ter. Ältere Menschen sind heute bedeutend ak- den Tatendrang hat, die Ideen auch umzusetzen. tiver. Neue angepasste Angebote sind gefragt Ihm ist zu verdanken, dass es an unserem Fach- und vor allem Konzepte, diese auch jenen zu bereich Sozialwesen die Weiterbildung Musik- eröffnen, denen sie aufgrund des Wohnortes, des geragogik gibt. War es anfangs nur eine unter Gesundheitszustandes oder mangelnder sozialer vielen, hat sie sich im Laufe der Jahre zu einem Kontakte verwehrt bleiben. Darüber hinaus sind Zertifikatskurs gemausert, der weit über Münsters differenziertere Angebote erforderlich: Während Grenzen hinaus bekannt ist. Genauso wie der das „junge Alter“ geprägt sein kann von Aktivität Hochschullehrer für Musik in der Sozialen Arbeit und Selbstverwirklichung, ist das „alte Alter“, selbst. Inzwischen ist er gut vernetzt in dieser das „vierte Lebensalter“, eher gekennzeichnet Szene, nicht zuletzt durch die Gesellschaft für von stärkerem Rückzug und Beeinträchtigungen Musikgeragogik, die er mit gegründet hat und bis hin zu Pflegebedarf. Zudem sind kulturelle dessen Vorsitzender er ist. Bedürfnisse abhängig von Faktoren wie Herkunft, Erziehung, Schichtenzugehörigkeit, Religion und Die Teilnehmer der 20. Auflage werden den Mu- finanzieller Situation. Für alle gleichermaßen sikgeragogikkurs im Sommer beenden. Insgesamt aber gilt, dass „kulturelle Bildung heißt, sich in sind es dann 300, die ihn abgeschlossen haben, einer Lebensphase zu entwickeln, die zumeist in berufsbegleitend neben ihrer Tätigkeit als Fach- Verlustkategorien gedacht wird“, so Sporket. Und kräfte in der Sozialen Altenarbeit, in der Pflege mehr noch: Sie ist auch eine Chance zu sozialer oder der Musikgeragogik. „Professor Wickel hat Teilhabe und leiste damit einen wesentlichen mit seinem Engagement und seinem enormen Beitrag zur Förderung der Lebensqualität im Alter. Wissen diesem Angebot seinen Stempel aufge- drückt“, sagt Prof. Dr. Stefan Gesmann, Geschäfts- Info „Entsprechende künstlerisch-kulturelle Angebote Der Stellenwert führer des Referats Weiterbildung am Fachbereich von Weiter- auf der Basis einer geragogisch orientierten Di- Sozialwesen. Nun fließt der Inhalt des Kurses bildung ist am daktik und Methodik stehen aber bislang nur sehr Fachbereich in den weiterbildenden Masterstudiengang Kul- Sozialwesen sehr eingeschränkt zur Verfügung“, erklärt Wickel. turgeragogik mit ein, der zum Wintersemester hoch. Bereits Diese zu entwickeln und anzubieten – damit seit 30 Jahren 2017 starten wird. bietet er Ver- würde sich für Absolventen der Studiengänge anstaltungen an, Soziale Arbeit, Pflege und Gerontologie ein weites mittlerweile Auch das ist Wickels Verdienst: Gemeinsam mit mit jährlich rund und innovatives Berufsfeld eröffnen. Die speziel- Prof. Dr. Mirko Sporket hat er das Konzept auf 120 Angeboten len kulturgeragogischen Kompetenzen wird der und etwa 1.300 die Beine gestellt. Präsenzphasen, Blended Lear- Teilnehmern. neue Studiengang vermitteln. Die Anmeldungen ning, Projekte vor Ort werden das Teilzeitstu- dafür laufen bereits. dium ausmachen. „Auf dem stabilen Fundament der bisherigen Weiterbildungsveranstaltungen „Das wird mein letztes ‚Baby‘ an der Hochschule“, und -studiengänge bauen wir auch zukünftig auf“, sagt Wickel und lächelt dabei verschmitzt. Dass es so Fachbereichsdekan Prof. Dr. Stephan Barth. erwachsen wird, daran zweifelt niemand hier. • Einen weiteren wichtigen Schritt bilde dieser neue Studiengang. Deutschlandweit einzigartig ist er sowieso. Aber umso notwendiger. Für die neue Generation Kontakt Prof. Dr. Hans Hermann Wickel 60plus bedeutet kulturelle Mitwirkung längst wickel@fh-muenster.de mehr als klassische Konzerte, Oper und Thea- 27
Unser Ort soll stärker werden Kleine Gemeinden stehen vor großen Herausforderungen: Die Jungen wandern in die Städte ab, weil sie sich dort mehr Lebensqualität versprechen. Insgesamt wird die Bevölkerung immer älter, damit verändert sich das Risikoprofil chronischer Erkrankungen. Gleichzeitig nehmen die lebensstilabhängigen Krankheiten stark zu. Text Dzemila Muratovic Foto Dzemila Muratovic 28 fhocus Ausgabe 30
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