Digitale Assistenz- und Lernsysteme - Gestaltung lernförderlicher Systeme für die manuelle Montage - Industrie 4.0 Management

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Digitale Assistenz- und Lernsysteme - Gestaltung lernförderlicher Systeme für die manuelle Montage - Industrie 4.0 Management
Assistenzsysteme

           Digitale Assistenz- und Lernsysteme
                                Gestaltung lernförderlicher Systeme für die manuelle Montage
               Tina Haase, Dirk Berndt, Fraunhofer IFF Magdeburg, Wilhelm Termath und Michael Dick,
                                                          Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Die Autoren stellen einen methodischen Ansatz für die lernförderliche Gestal-
tung von Assistenzsystemen vor und leiten Anforderungen an deren Gestal-                   Digital Assistance and Learning Systems −
tung ab. Sie legen der Gestaltung dieser Systeme ein grundlegendes Verständ-               Design of Systems for Manual Assembly
nis der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine zugrunde, das Entschei-                     Conducive to Learning
dungen und Verantwortung auch weiterhin beim Menschen verortet.                            The authors present a methodological approach for
Abschließend zeigen die Autoren konkrete Erfordernisse und Maßnahmen                       designing assistance systems conducive to learning
eines partizipativen Gestaltungs- und Einführungsprozesses.                                and derive requirements for their design. They base
                                                                                           the design of these systems on a fundamental
                                                                                           understanding of the cooperation between humans
                                                                                           and machines, which still places decisions and re-
Digitale Assistenzsysteme unterstützen      wachenden und kontrollierenden                 sponsibility with humans. Finally, the authors show
den Mitarbeitenden in der betrieblichen     Funktion. Erfahrungen, die der Mitarbei-       concrete requirements and measures of a partici-
Praxis bereits in vielen Tätigkeitsberei-   tende früher bei der Bearbeitung kleiner       patory design and implementation process.
chen [1]. In der Instandhaltung ruft die    Störungen machen konnte, bleiben               Keywords:
Arbeitsperson aktuelle Zustandsdaten        heute weitgehend aus. Dennoch ist es           assistive technology, conducive to learning, learning
komplexer technischer Anlagen ab,           erforderlich, dass der Mitarbeitende in        in the work process, activity system
öffnet in der Arbeitssituation die aktu-    der Fehlersituation schnell, effizient und
ellsten Wartungsdokumente zu einer          richtig reagiert. Das Dilemma der Auto-
fehlerhaften Komponente und erhält          mation [4] macht deutlich, dass die
                                                                                         Dr.-Ing. Tina Haase leitet die Arbeitsgruppe Digitale Assistenz-
mit Bezug zu dieser Maschine die Infor-     Unterstützung für den Mitarbeitenden         und Lernsysteme in der Abteilung Fertigungsmesstechnik und
                                                                                         digitale Assistenzsysteme am Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb
mation, welcher Mitarbeitende dort          zwar zu einer Entlastung führt, ihm aber     und -automatisierung IFF in Magdeburg.
wann die letzte Wartung durchgeführt        auch Erfahrungen als Bedingung der
                                                                                         Dr.-Ing. Dirk Berndt ist stellvertretender Institutsleiter des Fraun-
hat [2].                                    Kompetenzentwicklung vorenthält, die         hofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in
                                                                                         Magdeburg und leitet dort die Abteilung Fertigungsmesstechnik
                                            durch neue Lerngelegenheiten kom-            und digitale Assistenzsysteme.
Digitale Assistenz- und                     pensiert werden könnten.
                                                                                         Wilhelm Termath ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl
Lernsysteme                                                                              Betriebspädagogik der Otto-von-Guericke-Universität Magde-
                                            Dequalifizierung                             burg.

In der manuellen Montage werden As-                                                      Prof. Dr. Michael Dick ist Arbeits- und Organisationspsychologe
                                                                                         und leitet den Lehrstuhl Betriebspädagogik an der Otto-von-Gue-
sistenzsysteme eingesetzt, um die Mon-      Insbesondere in standardisierten Pro-        ricke-Universität Magdeburg.
teure bei der Montage zunehmend             zessen und Tätigkeiten ist der Einsatz
variantenreicher Produkte zu unterstüt-     digitaler Assistenzsysteme mit dem Ri-
zen. Schritt-für-Schritt-Anleitungen auf    siko der Dequalifizierung verbunden.
einem arbeitsplatznah installierten         Das technische System liefert die erfor-
Display sind hier derzeit am weitesten      derlichen Informationen zur Bearbeitung
verbreitet [3]. Die Assistenzinhalte der    des nächsten Arbeitsschritts und der
Anwendungen sind ebenso heterogen           Mitarbeitende führt diese aus. Oft ist es
wie die verschiedenen Ausgabegeräte         nicht erforderlich, zu verstehen, warum
zu deren Anzeige. Aber auch über deren      die Durchführung in einer bestimmten
konkrete Gestaltung hinaus geht der         Weise erfolgen muss, oder welche alter-
Einsatz digitaler Assistenzsysteme mit      nativen Vorgehensweisen denkbar
verschiedenen Herausforderungen             wären. In diesem Szenario wird dem
einher:                                     Mitarbeitenden in der Zusammenarbeit
                                            von Mensch und Maschine die ausfüh-
Ironies of Automation                       rende Rolle zugewiesen. Es gibt Kons-
                                            tellationen, in denen dieses Szenario
Infolge der zunehmenden Vernetzung,         seine Berechtigung hat, beispielsweise
Automatisierung und Digitalisierung der     bei der beruflichen Rehabilitation und
Maschinen und Anlagen verändert sich        der Inklusion leistungsgewandelter           tina.haase@iff.fraunhofer.de
                                                                                         www.iff.fraunhofer.de/de/geschaeftsbereiche/
die Aufgabe des Menschen im Arbeits-        Mitarbeitender. Um Mitarbeitende aber        fertigungsmesstechnik-digitale-assistenzsyste-
system immer stärker hin zu einer über-     langfristig zu befähigen, in sich wan-       me.html

                                                          https://doi.org/10.30844/I40M_22-2_19-22                                                        19
Digitale Assistenz- und Lernsysteme - Gestaltung lernförderlicher Systeme für die manuelle Montage - Industrie 4.0 Management
Assistenzsysteme

                                                                                                                              einzelnen Operationen
                                                                                                                              realisiert wird (Bild 1).

                                                                                                                               Die Relevanz dieser Unter-
                                                                                                                               scheidung für die Gestal-
                                                                                                                               tung von Assistenzsyste-
                                                                                                                               men liegt darin, der Ar-
                                                                                                                               beitsperson einen Bezug
                                                                                                                               zum eigentlichen Gegen-
                                                                                                                               stand ihrer Arbeit als
                                                                                                                               sinnstiftendem und damit
                                                                                                                               motivierendem Element
                                                                                                                               zu ermöglichen. Die Arbeit
                                                                                                                               ist in einen gegenständli-
                                                                                                                               chen, sozialen und kultu-
Bild 1: Tätigkeitssystem und                      delnden und komplexen Arbeitssystemen sicher           rellen Rahmen eingebettet, der dem Individuum
Verortung des Assistenzsys-                       agieren und neue Problemlösungen aus vorhan-           das Potenzial zur Expansion eröffnet. In [9] be-
 tems (in Anlehnung an [8]).                      denen Erfahrungen generieren zu können, ist            schreiben die Autoren die Ableitung des Modells
                                                  hingegen eine ganzheitliche und lernförderliche        eines Lerntätigkeitssystems vor diesem theore-
                                                  Arbeitsgestaltung erforderlich.                        tischen Hintergrund.

                                                  Wir betrachten hier Assistenzsysteme für manu-         Ableitungen für den Gestaltungs- und
                                                  elle Montageprozesse. Diese sind häufig stark          Implementierungsprozess
                                                  arbeitsteilig und auf wenige Operationen redu-
                                                  ziert. Das Assistenzsystem soll aber als fähigkeits-   Mit diesem Anspruch werden im Folgenden
                                                  verstärkendes System ein Lernen im Prozess der         Überlegungen für den Gestaltungs- und Imple-
                                                  Arbeit ermöglichen, den Handlungsspielraum             mentierungsprozess lernförderlicher und arbeits-
                                                  der Monteure erweitern, sich an ihre Bedürfnisse       platzintegrierter Assistenzsysteme entwickelt.
                                                  und die Arbeitssituation anpassen und zur Qua-         Zunächst werden Einflussgrößen ermittelt, die
                                                  litätssicherung beitragen. Das bedeutet, dass nicht    die spätere Technologieauswahl und -gestaltung
                                                  nur die Ausführung, sondern auch die Planung           bestimmen. Dazu werden Verfahren der Arbeits-
                                                  und Evaluation einer Handlung ermöglicht und           und Anforderungsanalyse eingesetzt. Es werden
Literatur                                         unterstützt werden muss.                               dann konkrete Lernförderlichkeitsdimensionen
                                                                                                         eingeführt und mit dem Konzept des Tätigkeits-
[1]   Niehaus, J.: Mobile Assistenzsysteme
      für Industrie 4.0: Gestaltungsoptio-
                                                  Das Tätigkeitssystem als theoretischer                 systems verschränkt. Eine nachhaltige Nutzung
      nen zwischen Autonomie und                  Rahmen                                                 und Akzeptanz der entwickelten Lösung soll durch
      Kontrolle. Düsseldorf 2017.
[2]   Keller, A.; Haase, T.: Kognitive Assis-
                                                                                                         einen partizipativen Einführungs- und Gestal-
      tenzsysteme in der Prozessindustrie.        Die Einlösung des Anspruchs einer ganzheitli-          tungsprozess unterstützt werden. Abschließend
      Ergebnisse eines partizipativen
      Gestaltungsansatzes. In: Gesellschaft
                                                  chen, partizipativen Arbeitsgestaltung erfordert       werden wichtige Erkenntnisse dieses Prozesses
      für Arbeitswissenschaften (Hrsg.):          eine entsprechende theoretische Rahmung.               aus der praktischen Durchführung vorgestellt.
      Arbeit interdisziplinär analysieren
      - bewerten - gestalten. Dortmund
                                                  Diese kann sich am hierarchischen Modell
      2019.                                       menschlicher Arbeitstätigkeit [5] orientieren. Die     Parameter mit Einfluss auf die
[3]   Haase, T.; Radde, J.; Keller, A.; Berndt,
      D.; Dick, M.: Integrated Learning and
                                                  Operation als kleinste Einheit umfasst lediglich       Wirksamkeit des Assistenzsystems
      Assistive Systems for Manual Work           die Ausführung einzelner Handlungsschritte, die
      in Production-Proposal for a Syste-
      matic Approach to Technology
                                                  Handlung hingegen umfasst auch deren Ziele             In der Weiterentwicklung der bisher oft technik-
      Selection and Design. In Internati-         und Planung. Erst auf der Ebene der Tätigkeit          zentrierten Entwicklungsprozesse bedarf der
      onal Conference on Applied Human
      Factors and Ergonomics (S. 853-
                                                  aber werden individuelle Motive wirksam, die           wirksame Einsatz von Assistenzsystemen der
      859). Cham 2020.                            als Treiber bewusster und absichtlicher Lernpro-       Betrachtung vielschichtiger Einflussfaktoren.
[4]   Bainbridge, L.: Ironies of automation.
      In: Analysis, design and evaluation
                                                  zesse [6] erforderlich sind. Auf dieser Ebene          Diese wurden auf der Basis praktischer Erfah-
      of man–machine systems. Perga-              geraten auch die Rahmenbedingungen der                 rungen in der Gestaltung und Erprobung von
      mon 1983.
[5]   Hacker, Winfried u. Pierre Sachse:
                                                  Organisation und die Arbeitsgestaltung in den          Assistenzsystemen sowie von Literaturrecherchen
      Allgemeine Arbeitspsychologie.              Blick. Die aus Arbeiten der kulturhistorischen         ermittelt und in eine Morphologie überführt.
      Göttingen [u.a.]. 2014.
[6]   Volpert, Walter: Das Modell der hi-
                                                  Schule [7] entwickelte Tätigkeitstheorie [8] be-       Bild 2 zeigt einen Auszug dieser Morphologie.
      erarchisch-sequentiellen Hand-              trachtet Tätigkeiten in ihrem gegenständlichen         Die Auswahl der inhaltlichen Kriterien wird in
      lungsorganisation. In Hacker, W.,
      Volpert, W. & von Cranach, M. (Hg.):
                                                  Charakter als Verbindung zwischen dem Indivi-          [11] ausführlich beschrieben.
      Kognitive und motivationale Aspek-          duum und der Organisation bzw. der Gesell-
      te der Handlung. Berlin: Huber 1983.
      S. 38–58.
                                                  schaft. Sie repräsentieren ein materielles oder        Für die Nutzbarmachung dieser Morphologie
[7]   Kölbl, C.: Kulturhistorische Schule.        ideelles Motiv für das Individuum. Die Handlung        werden die Einflussfaktoren mit konkreten be-
      In: Mey, G.; Mruck, K. (Hrsg): Hand-
      buch Qualitative Forschung in der
                                                  ist dagegen auf das Ziel einer konkreten Aufga-        trieblichen Erfahrungsgeschichten verknüpft.
      Psychologie. Wiesbaden 2010.                be bezogen, die mit der Durchführung von               Ziel ist es, den Transfer theoretischer Gestal-

20                                                                                                             Industrie 4.0 Management 38 (2022) 21
Digitale Assistenz- und Lernsysteme - Gestaltung lernförderlicher Systeme für die manuelle Montage - Industrie 4.0 Management
Assistenzsysteme

tungsparameter in die Praxis zu fördern und          Beispiel wird erläutert, dass die erfahrenen           Bild 2: Auszug aus der
Unternehmen dafür ein unterstützendes System         Mitarbeitenden die Relevanz des Einsatzes eines        Systematik der Technologie-
an die Hand zu geben.                                interaktiven 3D-Modells aufgrund ihrer beruf-          auswahl und -gestaltung.
                                                     lichen Erfahrung besser beurteilen können.
Bild 3 zeigt die praktische Umsetzung der in-        Jüngere Mitarbeitende hingegen stellen höhe-
teraktiven Systematik. Sie wird webbasiert re-       re Anforderungen an die Visualisierung, weil
alisiert und ermöglicht zunächst das Erkunden        sie ähnliche Anwendungen im privaten Umfeld
der Gestaltungsdimensionen und der zugehö-           nutzen.
rigen Kategorien. So ist z. B. bei der Betrachtung
der Arbeitsperson die Altersstruktur ein Krite-      Die Erfahrungsgeschichten werden von be-
rium, das die Gestaltung der zukünftigen Lösung      trieblichen Erfahrungsträgern selbst formuliert
beeinflusst. Dazu kann der Anwender in der           („von der Praxis für die Praxis“), ggf. redaktionell
Systematik eine hinterlegte Erfahrungsgeschich-      bearbeitet und sind im System mit den zuge-
te der Firma A abrufen. Dort wird beispielhaft       hörigen Einflussgrößen und Gestaltungs-
die folgende Erfahrung beschrieben: das Un-          elementen verknüpft. Über die Angabe von
ternehmen A war bei der Einführung einer             Kontaktdaten können interessierte Anwen-
Virtual Reality-Anwendung für Instandhaltungs-       der*innen in Austausch mit den Erfahrungs-
monteure zunächst skeptisch, ob die älteren          trägern kommen.
Monteure dieses
Werkzeug akzep-
tieren und anwen-                                                                                            Bild 3: Navigation in der
den werden. In der                                                                                           Systematik und Auswahl
Erprobung beob-                                                                                              einer Erfahrungsgeschichte.
achtete das Unter-
nehmen dann je-
doch, dass eben
diese Monteure
mit großer Begeis-
terung dabei wa-
ren und die tech-
nischen Details
erkundet haben.
Die Erfahrungsge-
schichte gibt dafür
einen Erklärungs-
versuch und for-
muliert Take-Ho-
me-Messages. Im

                                                          https://doi.org/10.30844/I40M_22-2_19-22                                  21
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                                                   Lernförderliche arbeitsplatzintegrierte               tierende Veränderungen müssen frühzeitig
                                                   Lern- und Assistenzsysteme in der Montage             sichtbar und in ihren Auswirkungen erlebbar
                                                                                                         gemacht werden. Die Anwender stehen für die
                                                   Eine Vielzahl digitaler Assistenzsysteme, die in      Gültigkeit der Assistenzinhalte und für die
                                                   den letzten Jahren für die Unterstützung von          Relevanz der Aufgabe. Sie sind die Experten für
                                                   Montageprozessen entwickelt wurden, fokus-            ihren Arbeitsplatz, für die Organisation mit
                                                   sierten sich primär auf die Vorgabe richtiger         ihren Regeln, Normen und Werten, und sie sind
                                                   Handlungsabfolgen. Beispiele hierfür sind Pick-       Teil einer Community of Practice. Die Gestaltung
                                                   To-Light-Systeme oder Desktop-Anzeigen in der         eines digitalen Assistenzsystems erfordert
                                                   Automobilindustrie. Diese Art der gelenkten und       weiterhin eine technologische Perspektive und
                                                   alternativlosen Vorgabe richtiger Teiloperationen     Expertise. Technologieexperten kennen den
                                                   ohne Hintergrundinformationen und ohne die            technischen Möglichkeitsraum, können die
                                                   Möglichkeit der Exploration führt eher zu einer       neue Lösung in die vorhandene IT-Infrastruktur
                                                   Einschränkung von Lernprozessen und zur De-           integrieren und sind damit Impulsgeber für die
                                                   qualifizierung der Mitarbeitenden [10].               Technologieauswahl. Eine Lösung, die alle
                                                                                                         Perspektiven gleichermaßen widerspiegelt,
                                                   Eine Weiterentwicklung dieser Systeme zu lern-        erfordert von allen Beteiligten ein Bewusstsein
                                                   förderlichen Assistenzsystemen erfordert kon-         für diese Interdisziplinarität und die Bereitschaft,
                                                   krete Gestaltungskriterien [3], die einer lern- und   die Gestaltungsentscheidungen in diesem
                                                   motivationsförderlichen Arbeitsgestaltung [12-        Spannungsfeld kooperativ zu vollziehen.
                                                   14] verpflichtet sind. Mechanismen, die Neugier
                                                   entfachen und die Beschäftigung mit dem               Zusammenfassung und Ausblick
                                                   Lerngegenstand aufrechterhalten, können die-
                                                   se Prozesse unterstützen. Systemimmanente             Digitale Assistenzsysteme werden bei der Un-
[8]    Leontjew, A.: Tätigkeit, Bewußtsein,
                                                   Motivationsanreize, bspw. positive Verstärker         terstützung manueller Montageprozesse
       Persönlichkeit (Beiträge zur Psycho-        oder Feedbacks, dienen diesem Zweck.                  zunehmend zur Anwendung kommen. Neben
       logie, Bd. 1, 1. Auflage). Berlin 1979.                                                           der unmittelbaren Unterstützung bei der
[9]    Haase, T.; Termath, W.; Dick, M.;
       Berndt, D.; Schenk, M.: Workplace-in-       Die formulierten Kriterien sollen über die bloße      Durchführung der Tätigkeit können Assistenz-
       tegrated assistance systems con-            Anpassung an eine vorgegebene Abfolge von             systeme zukünftig auch einen wichtigen Beitrag
       ducive to learning designed for
       production. In: Sihn, W.; Schlund, S.       Montageschritten hinaus ein subjektives Expan-        zur menschgerechten Arbeit leisten. Erste
       (Hrsg): Competence development              sionspotenzial abdecken. Dieses kann z. B. darin      Erfahrungen in der industriellen Praxis zeigen,
       and learning assistance systems for
       the data-driven future. Berlin 2021.        bestehen, vorhandenes Wissen zu erweitern und         dass lernförderliche Inhalte zur Aufwertung
[10]   Frieling, E.; Müller, R. F.; Bernard, H.;   damit individuelle Ziele zu verbinden, oder sich      der eigenen Tätigkeit und damit zu einer Stär-
       Bigalk, D.: Lernen durch Arbeit.
       Münster 2006.                               in einen kollegialen Zusammenhang zu stellen          kung der Identifikation mit dem Unternehmen,
[11]   Schenk, M.; Haase, T.; Berndt, D.; Fi-      und an der Weiterentwicklung der Arbeitsprozes-       dem Produkt und der Tätigkeit beitragen
       scher, E.: Adaptive Assistenzsysteme
       als Antwort auf komplexe Produk-            se mitzuwirken. Den eigenen Beitrag an der Ge-        können. Mögliche Inhalte, wie z. B. die
       tionsprozesse und heterogene                samtleistung sichtbar zu machen, stiftet Sinn und     Funktionsweise des zu montierenden Bauteils,
       Belegschaften. In: Spath, D.; Span-
       ner-Ulmer, B. (Hrsg): Digitale Trans-       Identität [15]. Das Assistenzsystem könnte so im      entstehende Kosten oder der eigene Beitrag
       formation - Gutes Arbeiten und              Idealfall zum Symbol und Artefakt einer „commu-       zur Nachhaltigkeit des Unternehmens, ermög-
       Qualifizierung aktiv gestalten. Berlin
       2019.                                       nity of practice“ [16] werden.                        lichen dem Mitarbeitenden die eigene Tätig-
[12]   Franke, G.; Kleinschmitt, M.: Der                                                                 keit in den Unternehmenskontext einzuordnen.
       Lernort Arbeitsplatz. Berlin Köln
       1987.                                       Partizipativer Einführungsprozess                     So werden monotone Arbeitsfolgen durch-
[13]   Dehnbostel, P.: Lernen im Prozess                                                                 brochen und kann der Gefahr der Dequalifizie-
       der Arbeit. Münster 2007.
[14]   Franke, G.: Erfahrung und Kompe-            Die Wirksamkeit eines Assistenzsystems wird           rung entgegengewirkt werden. Dies erfordert
       tenzentwicklung. In: Dehnbostel, P.         maßgeblich von der Akzeptanz des Systems bei          einen Gestaltungsprozess, der von einer
       u. a. (Hrsg): Erfahrungslernen in der
       beruflichen Bildung – Beiträge zu           den Mitarbeitenden bestimmt.                          relevanten betrieblichen Fragestellung aus-
       einem kontroversen Konzept.                                                                       geht, einen systematischen Prozess der Tech-
       Neusäß 1999.
[15]   Wehner, T.; Clases, C.; Endres, E.: Si-     Akzeptanz, verbunden mit einer nachhaltigen           nologieauswahl und -gestaltung anschließt
       tuiertes Lernen und kooperatives            Nutzung und einer gemeinsamen Vision der Wirk-        und die Mitarbeitenden bereits früh im Prozess
       Handeln in Praxisgemeinschaften.
       In: Endres, E.; Wehner, T. (Hrsg):          samkeit des Systems, wird bereits in der frühen       beteiligt.
       Zwischenbetriebliche Kooperation.           Phase der Systemgestaltung durch einen Aushand-
       Die Gestaltung von Lieferbeziehun-
       gen. Beltz 1996.                            lungsprozess zwischen fachlicher, arbeitsgestal-      Der Beitrag entstand im Rahmen der Projekte „Le-
[16]   Wenger, E.: Communities of Practice.        tender und technologischer Perspektive geschaf-       ARn4Assembly“ (Förderkennzeichen 01PV18007A)
       Learning, Meaning, and Identity.
       Cambridge 1998.                             fen. Wenn es gelingt, das System zum selbstver-       und „MORPH-IT“ (Förderkennzeichen 01PJ21003A),
[17]   Fredrich, H.; Dick, M.; Haase, T.: Zur      ständlichen „Werkzeug“ der Mitarbeitenden zu          die vom Bundesministerium für Bildung und For-
       Passung von Arbeitsanforderungen
       und digitalen Assistenztechnologi-          machen, kann eine stetige Nutzung und damit           schung gefördert werden.
       en in handwerklichen und indust-            auch eine Aktualität der Inhalte ermöglicht werden.
       riellen Montageprozessen. In: AR-
       BEIT HUMAINE gestalten. 67. Früh-                                                                 Schlüsselwörter:
       jahrskongress der Gesellschaft für          Dieses Vorgehen hat vor allem die Arbeitsor-          Assistenzsysteme, lernförderlich, Lernen im Prozess
       Arbeitswissenschaft 2021. Dort-
       mund 2021.                                  ganisation des Unternehmens im Blick. Resul-          der Arbeit, Tätigkeitssystem

22                                                                                                             Industrie 4.0 Management 38 (2022) 21
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