Digitale Kulturstadt - Markenzeichen und Programm
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Digitale Kulturstadt – Markenzeichen und Programm Das ständige Wechselspiel der verschiede- nen Bausteine einer Stadt – und zuvorderst der Akteur*innen, die sie gestalten – ist ein Sinnbild für digitale Kultur: Datenströme fließen, Interaktion findet statt, Netzwerke Als Netzwerk der digitalen Kulturen in Dortmund bilden sich. In Dortmund organisieren wir kollaborieren zum Thema und im skizzierten Grund- das schon lange so. verständnis das Dortmunder U mit UZWEI und Digitalem Kulturlabor, der Hartware Medienkunst- Wir sprechen als Dortmunder Akteur*innen, die verein, das Storylabor kiU der FH Dortmund, die sich in den letzten Jahren zusammengefunden Akademie für Theater und Digitalität, das Medien- haben, um die digitale Transformation von Kunst werk NRW und die Einrichtungen der Kulturbe- und Kultur zu gestalten, zu befördern, aber auch triebe Dortmund. Wir sind davon überzeugt, dass in ihren ethischen und politischen Dimensionen die Kulturpolitik sich in vielen Perspektiven auf auszuleuchten. Wir sind davon überzeugt, dass die das digitale Zeitalter erweiternd einstellen muss, digitale Revolution grundlegende Veränderungen gewissermaßen eine augmented reality ihres Zu- in der künstlerischen und kulturellen Praxis der ständigkeitsbereichs mit ständiger Ausdehnung zu Gesellschaft längst eingeleitet hat: Da sind die ubi- akzeptieren hat. quitär gültigen binären digitalen Codes als Notati- on und Anweisung des Computers. Da finden sich Der Titel der „Digitalen Kulturstadt Dortmund“ die reversiblen Übergänge von Sprache und Ton beinhaltet mehr als eine Beschreibung, er ist zu- zum Bild und zum Dreidimensionalen. Da mutie- gleich Programm. Er konfrontiert mit Fakten und ren technische Apparate und Computer zu Medien Ambitionen. Die Stadt Dortmund kann diesen Titel oder Partnerinstanzen künstlerischen Ausdrucks- dank der intensiven und konsequent verfolgten willens. Neue Themen, Sujets und Ästhetiken digitalen Transformation im Kulturbereich für sich treten in die Arenen der digitalen Gesellschaften. reklamieren und nimmt mit ihrer postindustriell Und nicht zuletzt avancieren Darstellungsverfah- und postmigrantisch geprägten Innovationsfreude ren und kulturelle Produkte zu Beiträgen in einer eine Vorreiterrolle in der Region ein – vergleich- globalen Kommunikation, die zuerst technischer baren Pilotprojekten ist die Stadt dabei eng ver- Faszination und kapitalistischer Verwertung ge- bunden. Ausgehend von einer Miniaturgeschichte horcht, bevor sie ethische Frage überhaupt zulässt. der Stadtentwicklung und einer Vorstellung der Akteur*innen, beleuchtet dieses Papier die Verbin- dungen zwischen Kultur, Wirtschaft und Wissen- schaft. Darüber hinaus aber bezeichnet die Über- schrift die Selbstverpflichtung zu einem weiteren komplexen Ausbauprogramm, das zum Abschluss des Textes erläutert wird. 2
Das Dortmunder Modell einer Clusterstrategie Wille zum Wandel Mitten im Strukturwandel der 1950er Jahre legte Dortmund den Grundstein als IT- und Digitalstand- ort. So entstand 1957 das erste Software-System- haus Europas. Ein weiteres zukunftsweisendes 2018 wurde die Stadt Dortmund von der Stiftung Signal war die Gründung der Dortmunder Univer- Lebendige Stadt als „Digitalste Stadt“ ausgezeich- sität 1968, 1971 kam die Fachhochschule hinzu. net. Dortmund ist ein digitales Powerhouse in der In unmittelbarer Nähe des Campus ließen sich dezentralen und doch eng verbundenen Ruhrregi- das Fraunhofer Institut, das Technologie Zentrum on. Dortmund ist ein Labor, ein hochkonzentriertes Dortmund und der daraus gewachsene Technolo- Netzwerk, ein Mindset. Von hier aus strahlen Im- gie Park nieder. Informatik und Informationstech- pulse in die Region aus, hierhin führen zahlreiche nologie waren auch zentrale Säulen des dortmund- Fäden aus dem Umland, der Republik und weite- projects, einer Initiative von Stadt, Wirtschaft und ren Ländern. Eine der größten Stärken Dortmunds Wissenschaft. ist es, sich offen auf Wandel einzulassen und ihn aktiv zu gestalten. Das Projekt trug mit der Unterstützung von Un- ternehmensgründungen und der Einrichtung Der Übergang von der Schwerindustrie zum zen- interdisziplinärer Kompetenzzentren von 2000 tralen Technologiestandort hat eine große techni- bis 2010 erheblich zur Entwicklung Dortmunds sche Intelligenz mit sich gebracht. Dortmund ist als attraktivem Wirtschaftsstandort bei. Eng mit eine Stadt der Ingenieurskunst und der Wissen- der Wirtschaftsgeschichte verknüpft sind migran- schaft. Und zugleich eine Stadt der Kultur und der tische Bewegungen nach Dortmund, die mit den Künste. Denn parallel zum technischen Struktur- Anwerbeabkommen der 1950er und -60er Jahre wandel haben sich neue digitale Kunstformen her- entscheidend zum Aufschwung beitrugen. Heute ausgebildet, haben Medien und Kulturbetrieb ge- hat rund ein Drittel der Menschen in Dortmund meinsam Experimente gewagt. Dortmund hat die eine internationale Familiengeschichte. Der VMDO Bedeutung dieser neuen Strukturen früh erkannt (Verbund der sozialkulturellen Migrantenvereine und ihr Wachstum vorangetrieben. So haben sich in Dortmund) bündelt als erster herkunfts- und die Entwicklungen verschiedener Fachgebiete in kulturübergreifender Verbund in Deutschland viele Dortmund miteinander verknüpft und das trans- Initiativen zur Gestaltung von Vielfalt in Stadt und disziplinäre Netzwerk gebildet, in dem wir heute Quartier. Und auch das Dietrich-Keuning-Haus ist denken und arbeiten. mit rund 100 dort ansässigen Vereinen und Initia- tiven ein wichtiger transkultureller Knotenpunkt mit großer Besucher*innenresonanz. 3
Künste, Technologien und der Mensch im Mittelpunkt Die städtischen Akteur*innen aus Technologie, Bildung und Kultur schaffen in ihrer Vielfalt ge- meinsam neue Impulse für eine moderne plurale Stadtgesellschaft. Die Betrachtung gesellschaftli- cher Entwicklungen mit den Mitteln der Technolo- gie ist ein notwendiger und zukunftsweisender ers- ter Schritt. Um den sozialen und kulturellen Raum der Stadt wirklich in Gänze zu erfassen, braucht es allerdings noch mehr differenzierte Sichtweisen – insbesondere die von Kunst und Kultur, die den Menschen als handelndes Subjekt in den Mittel- punkt stellen und Möglichkeiten der Teilhabe erör- tern. Damit wird die Grundlage dafür gelegt, dass die Mitglieder der Stadtgesellschaft den Wandel mitgestalten und selbstermächtigt an der digita- len Wissensgesellschaft teilhaben können. Dieses Hotspot für übergeordnete Ziel ist nur erreichbar, wenn Wis- sensproduktionen und Verstetigung des Wissens- Medienkunst transfers verknüpft werden zu einem dauernden Wechselspiel zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst. Aus diesem Gedanken ist in Dortmund In den 1990er Jahren etablierte sich Nordrhein- ein einzigartiges Netzwerk digitaler Kompetenz Westfalen als der Standort für Medienkunst in entstanden. Postindustriell, postmigrantisch, zu- Deutschland. Der HMKV in Dortmund war mit der kunftsweisend: Dortmund ist eine Petrischale für Ausstellung „Reservate der Sehnsucht“ ganz vorne die Verbindung von technischer Intelligenz mit mit dabei. Mit der RUHR.2010 kam das Dort- kulturellen und medialen Entwicklungen. munder U als überregionales Zentrum für digitale Kunst und Kulturvermittlung hinzu. Seit einigen Jahren befindet sich dort auch das Intermedia- Archiv Hans Breders: Das Intermedia Program wurde 1968 von Hans Breder an der Universität Iowa gegründet. Er schuf damit ein Labor, in dem Künstler*innen, Studierende und Wissenschaft- ler*innen spartenübergreifend miteinander expe- rimentieren und die Möglichkeiten elektronischer Medien ausloten konnten. Sein Archiv wird ge- meinsam mit der TU Dortmund erschlossen und im Museum Ostwall ausgestellt. Schließlich treten das Storytelling-Labor kiU der FH Dortmund und die Akademie für Theater und Digitalität in Er- scheinung 4
lich aufzufassen, auch widerständige Perspektiven Kultur in neue abzubilden, andere Stimmen hörbar zu machen – das ist ein Antrieb für die Künstler*innen, ob sie Formen gießen beim HMKV ausstellen, ob sie storyLab kiU expe- rimentieren oder an der Akademie für Theater und Digitalität forschen. In einer postmigrantischen 1. Eine urbane Kultur, Gesellschaft ist diese Offenheit unerlässlich. die nah am Leben ist Die Verbindungen innerhalb der digitalen Kom- Kunst ist seit jeher ein Seismograph für gesell- petenzlandschaft Dortmunds produzieren keine schaftliche Entwicklungen – und zugleich eine Konkurrenzsituation, sondern befeuern im intelli- Impulsgeberin, um die Welt ganz neu zu denken. genten Schulterschluss kulturelle Innovationen. Kunst ist per se hybrid und interdisziplinär, erkennt verschiedene Perspektiven an und ermuntert Neu- anfänge und Entdeckungen. Ein guter Startpunkt, 2. Eine Landschaft der Wissenschaft um sich den kulturellen Perspektiven des digitalen Zeitalters zu nähern. Technikbejahend, aber vom Seit 2013 arbeiten Wissenschaft, Wirtschaft, Menschen aus gedacht. Stadtgesellschaft, Kultur, Politik und Verwaltung gemeinschaftlich am „Masterplan Wissenschaft“ – Neugierig, experimentell und ambiguitätstolerant. aktuell in der zweiten und abschließenden Phase. Ein Beispiel für den freien Blick der Kultur auf Die Einbindung der unterschiedlichsten Akteur*in- technische Entwicklungen ist der Schwerpunkt auf nen und der Bürger*innen-Dialog sind gute Bei- Gaming, den mehrere Akteur*innen setzen – er spiele für die holistische Herangehensweise, die in ist nicht nur in der Kulturellen Bildung, sondern Dortmund praktiziert wird. Im Wissenschafts- und mit einer AG auch in der Stadtverwaltung veran- Technologiecampus liegen Hochschulen, Wirt- kert. Oft noch als problematische Subkultur oder schaft und Forschungsinstitute eng beieinander. reine Kreativwirtschaft abgetan, wird Gaming in Die Technische Universität und die Fachhochschu- Dortmund als wichtiges Werkzeug der Partizipa- le mit ihren Stärken bei der Informatik fungieren tion begriffen, ob in Museen oder stadtpolitischen als stetiges Wissensreservoir, Innovator*innen und Prozessen. Kooperationspartner*innen auch für kulturelle Bil- dungs- und Gestaltungsprozesse am Ort. Zudem Partizipation und Anbindung an den Menschen mobilisieren die Hochschulen in den technischen befördern auch die kulturellen Akteur*innen in der Disziplinen sowie im Fachbereich Design viele Stadt – vom Angebot interaktiver Narrationen bis junge Menschen, welche die digitale Kulturstadt hin zum Ansatz, Betrachter*innen zum Produzieren eigener Inhalte zu befähigen. Teilhabe ganzheit- 6
aktiv gestalten. In diesen Kontext gehört ebenso in Fachschwerpunkten wie beim BioMedizinZen- das Studienangebot der WAM Medienakademie, trumDortmund, das jungen Unternehmen eine einer privaten Hochschule, die systematisch krea- Infrastruktur bietet und den Transfer zwischen tive Inhalte mit wirtschaftlicher Expertise kombi- Wissenschaft und Wirtschaft befördert. Mit die- niert. Ein weiterer zukunftsweisender Schwerpunkt sem gründungsfreundlichen Klima war Dortmund der TU und FH liegt auf der Robotik. Die Hoch- Wettbewerbsfinalistin für die Europäische Innova- schulen lehren und forschen nicht nur zu diesem tionshauptstadt 2019. Ein besonderer Fokus liegt Thema, sie sind auch gemeinsam mit u.a. zwei auf der digitalen Transformation. Initiativen wie In- Fraunhofer Instituten, dem Deutschen Forschungs- DieRegion Ruhr als Innovationsnetzwerk für Indus- zentrum für Künstliche Intelligenz und der Feuer- trie und Dienstleistung oder Digital.Verbunden als wehr Dortmund Verbundpartner*innen im Kompe- Innovations- und Kompetenznetzwerk für digitale tenzzentrum für Rettungsrobotik, das in Dortmund Kundenprozesse machen Dortmund zum Hub für entsteht. Die im Technologiezentrum bereits lang digitales Wachstum. Denn in einem gemeinschaft- erprobte Praxis eines zielorientierten Schulter- lichen Mindset finden Innovationen ideale Bedin- schlusses zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und gungen vor. kommunaler Politik als Garant eines erfolgreichen wirtschaftlich-technologischen Strukturwandels setzt sich in den Prozessen zur Ausformung der 4. Stadtentwicklung für digitalen Kulturstadt fort. mehr Lebensqualität Stadtplanung und Stadtentwicklung haben in 3. Wirtschaft – mindestens 2.0 Dortmund wegweisende Großprojekte für die Um- gestaltung der Stadt ausgerufen, die einen deut- Die Wissenschaftslandschaft und die Form der lichen digitalen Duktus haben. Dazu zählen die Wissensorganisation in Dortmund haben eine im- Unternehmensansiedlungen auf der Stadtkrone mense wirtschaftliche Bedeutung. Die lokal ansäs- Ost, das Gewerbegebiet Phoenix West, das Uni- sige Wirtschaft ist stark digital ausgerichtet, die onviertel mit dem Dortmunder U, der Ausbau des Ansiedlung von rund 1.000 IT-Unternehmen und Digitalhafens und die Zukunftsvorhaben smart city das Ranking des Wissenschafts- und Technolo- und smart rhino. Mit diesen Projekten und Investi- giecampus Dortmund unter den Top 5 High-Tech- tionen hat sich Dortmund zielstrebig auf das digi- Adressen in Europa sprechen für sich. Auch hier tale Zeitalter eingestellt. geht es uns aber nicht nur um Zahlen: Der Kreis der IT-Unternehmen mit seinen Tausenden von Der Übergang zur Smart City hat viele Bezugs- Beschäftigten bildet für digital-kulturelle Projekte punkte zum Alltagsleben der Dortmunder*innen. und Institutionen einen Rahmen für Kollaboratio- Bedarfsgesteuerte Straßenbeleuchtung,Ladein- nen und interdisziplinäre fachliche Kommunikation. Das 1984 gegründete TechnologieZentrumDort- mund ist die Keimzelle der heutigen IT-Community in Dortmund. Rund um das Zentrum hat sich der Wissenschafts- und Technologiecampus entwi- ckelt, der Technische Universität, Fachhochschule und Forschungseinrichtungen mit den angesiedel- ten Unternehmen zu einem großen Ganzen ver- bindet. Im Schüler*innen-Labor KITZ.do kann die Neugierde zu Innovationsfreude heranwachsen. Gemeinsam mit Inkubatoren wie dem e-port oder dem Gründungs- und Kompetenz-Zentrum für Logistik und Informations- technologie unterstützt das TechnologieZentrum auch junge Firmen und Start-Ups: beispielsweise 7
den kann, soll sich nach Möglichkeit zu einem neu- en dynamischen Ausstellungsformat bzw. einem Produktions- und Präsentationsraum quer durch die westliche Dortmunder Nordstadt entwickeln. Der Dortmunder Hafen rückt dabei als „Digital- hafen“ ganz neu in den Fokus. Zum einen wird der Hafen als Logistik-Drehscheibe hier neu mit der digitalen Wirtschaft verknüpft. Zum anderen entsteht ein urbanes Digitalquartier mit kreativen Arbeitsflächen und vielfältigen Freizeitangeboten. In einer lebendigen Umgebung mit eigenständigem Charakter sollen sich Räume ergeben, in denen sich etablierte Unternehmen und Forschungsein- richtungen mit Start-Ups, Tüftler*innen und Krea- tivschaffenden austauschen. Die Akademie für Theater und Digitalität wird hier ein eigenes Ge- bäude beziehen und transnationale kulturelle Im- pulse einbringen. Als Kunst- und Bildungsinstitut steht die Akademie geradezu programmatisch am frastruktur für Elektrofahrzeuge, smarte Heizungs- Beginn einer spektakulären Quartiersentwicklung: keller: Die „Allianz Smart City Dortmund“ setzt Medienhäuser, digitale Wirtschaft, das Dortmun- bewusst auf intelligent vernetzte Stadtentwick- der Systemhaus, Berufskollegs, Labore und Inno- lung. Informations- und Kommunikationsmöglich- vatorien geben sich künftig am Ort ein Stelldichein. keiten im Privaten kommen hier mit dem gesamt- Investitionen von wenigstens 300-400 Mio. € bis städtischen Kontext zusammen. Außerdem treffen zum Jahr 2028 sind jetzt absehbar in Vorbereitung wirtschaftliche & wissenschaftliche Akteur*innen für das Areal. aufeinander. Sie alle verfolgen gemeinsame Ziele wie den Erhalt bzw. die Verbesserung der Lebens- und Umweltqualität in den Quartieren, die Stär- 5. Zusammen wachsen kung des Wirtschaftsstandortes sowie eine effizi- ente, digitale und benutzer*innenfreundliche Ver- Die digitale Kulturstadt kann nur in einem offe- waltung. nen, international aufgeschlossenen, diversen, sozial inklusiven sozialen Klima reüssieren. Unter der Bedingung gelingender Teilhabe eröffnen sich Große Pläne sowohl in der Kultur als auch in der IT-Praxis und in der digitalen Wirtschaft Partizipations- und Auf- Die „Allianz Smart City Dortmund“ steht im Kon- stiegschancen für alle Aktiven mit entsprechender text zweier Projekte, dem „Masterplan Energie- Handlungskompetenz unabhängig von Ethnie, Ge- wende“ und dem 10-Jahres Projekt „nordwärts“. schlecht, Herkunft, religiöser Orientierung und „nordwärts“ setzt Maßnahmen zur Harmonisie- körperlicher Verfassung. Folgerichtig hat die Stadt rung der Lebensqualität in sozial prekären Stadt- Dortmund in den letzten Jahren massiv in Diversi- teilen Dortmunds um und geht städteplanerisch tät und Kreativität investiert, um diese Handlungs- der Frage nach, wie die Stadt smarter und lebens- kompetenzen zu ermöglichen und die gesellschaft- werter werden kann. Hier gibt es eine Schnittstelle lichen Voraussetzungen für Anerkennung und zu den kulturellen Akteur*innen, denn auch sie Teilhabe zu schaffen. denken in Richtung des Dortmunder Nordens: Die von HMKV, kiU und Akademie für Theater und Digitalität gemeinsam geplante „digitale Straße“ zwischen Dortmunder U und Hafen, die zahlreiche Akteur*innen entlang der Schützenstraße einbin- 8
ermöglicht die Entwicklung neuer Methoden der Verbindung von künstlerischem Denken und me- dialem Handeln von jungen Menschen. Die Knoten im Unter anderem widmen sich das DigitaleKulturLa- Dortmunder Netz bor und die UZWEI im Dortmunder U in ihrem Pro- gramm der Verknüpfung von Kulturellen Bildung und Digitalität. Ein vitales Netzwerk beschränkt sich nicht auf einen lokalen Rahmen. Es ist durchläs- Das DKL vermittelt jungen Menschen Media Li- sig, nimmt neue Impulse auf und gibt im teracy und fördert eine kreative Auseinanderset- Gegenzug Impulse nach außen: Vom Kno- zung mit der digitalen und analogen Realität. Ein tenpunkt Dortmund aus führen viele Ver- Schwerpunkt liegt auf der Vernetzung von Digitali- bindungen ins Ruhrgebiet, nach NRW, in tät, Musik, Gaming und Kultur. Das DKL die ganze Bundesrepublik und über deren stellt auch die Verbindung zum Dortmunder Netz- Grenzen hinaus. Den Ausgangspunkt bilden werk Medienkompetenz „DoNeM“ her, das mit die Verbindungen der Akteur*innen unter- gemeinsamen Positionen von der Medienbildung einander. bis hin zur Mediensuchtprävention Akzente im städtischen Dialog setzt. Die UZWEI im Dortmunder U ist ein Ort, der jun- Zeitgenössische gen Menschen Raum für einen künstlerischen und experimentellen Umgang mit Film, Fotografie, Ga- Kulturelle Bildung ming, 3D, vielen weiteren digitalen und analogen Medien sowie Mixed Media gibt. Über interdiszi- plinäre Ausstellungen und Workshops werden viel- Der Verschränkung von Kultureller Bildung und Di- fältige mediale ästhetische Erfahrungen erlebbar: gitalität wird in Dortmund ein besonderer Stellen- An sechs Tagen in der Woche ist die Etage bei wert eingeräumt. Hier werden durch eine Vielzahl freiem Eintritt geöffnet und bietet ein interaktives an kulturellen Einrichtungen unterschiedlichste und partizipatives Angebot. Die Besucher*innen Einblicke in Kultur, Medien, kreatives Schaffen und können wechselnde Ausstellungen, die jungen Ta- Aktivitäten mit Bezug zu Künsten, Gesellschaft lenten und Künstler*innen eine Plattform geben, und Politik, Lebenskultur und medialer Forschung erleben und aktiv mitgestalten. Junge Menschen ermöglicht. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit werden eingeladen die (digitale) Welt zu reflektie- zwischen Theater, Musik, Bildender Kunst, Tanz, ren, (gesellschaftliche) Zusammenhänge zu hinter- Literatur sowie neuen Medien, wie 3D, erweiter- fragen und digitale Medien anders zu nutzen, als te Realitäten, Programmieren, Gaming und mehr, sie es uns vorgeben.“ 10
Medien & Künste Ebenfalls im Dortmunder U verortet ist der Hart- ware MedienKunstVerein, der nicht nur selbst Ausstellungen im europäischen Ausland kuratiert, sondern mit Formaten wie „Afro Tech“ 2017 auch internationale Gäste und Aufmerksamkeit für Dort- mund gewinnt. Das charakteristische Herzstück ist die Auseinandersetzung mit neuen Themen, Me- dien und Technologien in einer sich radikal verän- dernden Gegenwart. Im Bereich digitaler Ausstellungsformate plant der HMKV eine Kooperation mit dem StoryLab kiU Feminismus. Das Museum versteht sich als offener der FH Dortmund und der Akademie für Theater Ort für alle und Kunst als selbstverständlichen Teil und Digitalität. Eine relevante Zusammenarbeit des Alltags. existiert auch mit dem Ludwig Forum Aachen im Rahmen des Forschungsprojektes „Training the Mit den neuen Erzählformen der digitalen Medien Archive“, das seit 2020 den Einsatz Künstlicher beschäftigt sich das storyLab kiU. Das Team aus Intelligenz im kuratorischen Bereich erforscht. wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen in den Berei- chen 3D Animation, VisualEffects, Coding und Pro- Über das am HMKV angesiedelte Büro medien- movent*innen und Studierenden aus den BA und werk.nrw bestehen wichtige Kontakte zu Institu- MA Studiengängen Film, Szenografie, Informatik tionen in NRW wie der KHM Köln, der Videonale und Sozialwissenschaften an der FH Dortmund Bonn oder PACT Zollverein Essen. Denn NRW hat untersuchen Formate, die das Publikum interak- eine bemerkenswerte Dichte von Akteur*innen, tiv ins Storytelling einbinden und eröffnen durch die sich mit Medienkunst und digitaler Kultur aus- Veranstaltungen und Interaktionsangebote neue einandersetzen. Im medienwerk.nrw sind viele von Verbindungen zu Kulturinstitutionen, Besucher*in- ihnen zusammengeschlossen, um das vorhandene nen und der Stadtgesellschaft. Im Kooperations- Wissen zu verknüpfen und dadurch zu stärken. projekt „page21“, das vom Ministerium für Kultur Das Büro des Netzwerks, angesiedelt beim HMKV, und Wissenschaft NRW unterstützt wird, entwi- betreut Förderprogramme, informiert über das ckelt das kiU gemeinsam mit Dortmunder Museen künstlerische Schaffen im Bereich Medienkunst digitale Narrationen für immersive Räume. und organisiert Veranstaltungen. Der Standort des Büros in Dortmund ist Ausdruck der Anerkennung Nicht zuletzt ist auch ecce im Dortmunder U behei- für die lokalen Gegebenheiten. matet, das die Kreativwirtschaft im ganzen Ruhr- gebiet zusammendenkt. Gemeinsam entwickeln Einen anderen Schwerpunkt setzt das Museum die verschiedenen Institutionen hier immer wieder Ostwall von Expressionismus und klassischer Mo- digitale Formate mit ressortübergreifender Wir- derne über Fluxus bis zur aktuellen Gegenwart: kung. Mit dem europäischen Audience Develop- Hier trifft die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts ment Projekt smARTplaces haben sieben europäi- auf aktuelle Themen wie Ökologie, Migration und sche Partnerinstitutionen unter der Federführung und Koordination des Dortmunder U erfolgreich eines der am besten bewerteten EU-Projekte im Rahmen der Förderung Creative Europe abge- schlossen. 11
An der Fachhochschule Dortmund verteilen sich rund 14.000 Studierende auf acht Fachberei- che. Neben der IT liegt ein Schwerpunkt auf dem Innovationsmotor Fachbereich Design mit ca. 1.000 Studierenden, von denen viele in Dortmund bleiben und Impulse Wissenschaft/ ins städtische Netzwerk aus Kultur und Wirtschaft geben. Auch das Institut für die Digitalisierung von Lehre/Design Arbeits- und Lebenswelten ist an der FH angesie- delt und trägt mit Einrichtungen wie dem Deut- schen Institut für Virtuelle Realitäten oder dem Die Technische Universität Dortmund steht für das Forschungsinstitut für Telekommunikation und Zusammenspiel eines Ensembles aus Natur- und Kooperation zu einer kreativen Forschungsland- Ingenieurwissenschaften sowie Gesellschafts- und schaft im Digitalen bei. Den Bogen zurück zur Kulturwissenschaften. Etwa 300 Professor*innen, Stadtgesellschaft schlägt die Hochschuletage im 6.500 Mitarbeiter*innen sowie über 34.000 Stu- Dortmunder U, die den hohen Stellenwert von dierende bringen an der TU technische Innovatio- Kunst, Kreativität und den damit verbundenen nen auf den Weg und gestalten den kulturellen Innovationen an der Hochschule deutlich sichtbar Wandel mit. Auch die erste und größte IT-Fakultät macht. in Deutschland findet sich hier. Das Fraunhofer-Institut ist mit zwei Schwerpunkten in der Stadt vertreten (Materialfluss und Logistik, Software und Systemtechnik) und hat mit weiteren Partner*innen das Leistungszentrum Logistik und IT eingerichtet. Die Fraunhofer-Institutsleiter*in- nen schaffen über ihre Lehrstühle an der TU enge Verknüpfungen im Grundlagenforschungsbereich. 12
bar durch Angebote der Kulturellen Bildung, einen innovativen digitalen Spielplan in Corona-Zeiten Kultur in der Stadt oder die performative, interdisziplinäre und diver- sitätssensible Öffnung des Schauspiels zur Stadt. Einen anderen Erlebnisraum bietet das 2016 eröff- An der Akademie für Theater und Digitalität, nete Binarium, ein Herzensprojekt des Software- einem Modellprojekt des Theater Dortmund, er- Entwicklers und IT-Trainers Christian Ullenboom. forschen internationale Stipendiat*innen die Das Museum für Computer und Spielekonsolen Schnittstelle von Darstellender Kunst und Technik. stellt eine Vielzahl von Exponaten aus und lädt Grenzübergreifende Impulsgeberin ist die Akade- zum Ausprobieren ein: von der Atari 2600 aus den mie nicht nur durch die Fort- und Weiterbildungen, 1970er Jahren bis zu modernen Konsolen von Sony sondern auch durch diskursive Beiträge wie dem und Nintendo. Die enge Verknüpfung von Industrie Vortragsformat Enjoy Complexity, der Zusammen- und Kultur, die in der Gaming-Branche besonders arbeit mit dem Berliner Theatertreffen seit 2020 ausgeprägt ist, lässt sich hier genauso nachvoll- sowie der Ausrichtung der Jahreskonferenz der ziehen wie die Entwicklungen hin zu immersiven Dramaturgischen Gesellschaft im Januar 2021. Die Erlebnissen. Stipendien werden international ausgeschrieben und schaffen so einen grenzüberschreitenden Aus- tauschraum. Bisherige Alumni kommen ebenso aus dem deutschsprachigen Theaterraum wie aus internationalem Kontext, etwa aus den USA, den Niederlanden, China und Italien. Dass das städtische Theater den Erfahrungsschatz einer langen Historie nutzt, um die Zeichen auf Zu- kunft zu stellen, zeigt aber nicht nur die Akademie, die als sechste Sparte die fünf klassischen Sparten Oper, Ballett, Schauspiel, Kinderund Jugendthea- ter sowie Philharmonie ergänzt. Die Zukunftsori- entierung am Theater Dortmund wird auch erleb- 13
tale Formate geschaffen, beispielsweise die Dort- munder Kulturkonferenz PROszenium, die 2021 zum ersten Mal rein digital durchgeführt wurde. Kulturbetriebe Dortmund Das Kulturbüro fungiert stadtweit als Projektpilot bei der Digitalisierung der Fördermitteldatenbank. Die Kund*innen der Stadt- und Landesbibliothek Die Dortmunder Kulturbetriebe bündeln die haben online Zugriff auf ein umfangreiches Ange- städtischen Angebote zu Kultur und Weiter- bot an digitalen Inhalten: von wissenschaftlichen bildung in Dortmund. In den Geschäftsbe- Zeitschriften und Büchern, Publikumszeitungen reichen Kulturbüro, Bibliotheken, Museen, und Zeitschriften über belletristische Unterhal- Musikschule, Dietrich-Keuning-Haus, Volks- tung und Online-Sprachkurse bis zu Hörbüchern, hochschule, Stadtarchiv und Dortmunder U Filmen, klassischer Musik und einer Bilderbuch- engagieren sich die Mitarbeiter*innen für App. An allen zehn Standorten im Stadtgebiet ein ausgewogenes Verhältnis von Spitzen- bieten die Bibliotheken einen hohen technischen und Breitenkultur, für die Förderung der Standard für die Nutzung als Lern- und Arbeitsort. etablierten Kultureinrichtungen und der Unterstützt wird das durch Angebote der Medien- freien Kulturarbeit sowie für zentrale An- kompetenzvermittlung für verschiedene Zielgrup- gebote in der Stadtmitte und dezentrale pen. Mit ihrem Angebot leisten die Bibliotheken Präsenz in den Stadtbezirken. einen wichtigen Beitrag zu digitaler Teilhabe an Kultur und Wissen. Das Kulturbüro der Stadt Dortmund ist Dienst- leister, Vermittler, Ansprech- und Kooperations- Die beiden wissenschaftlichen Institute, das Ins- partner der Dortmunder Kulturschaffenden und titut für Zeitungsforschung und das Fritz-Hüser- Akteur*innen der Freien Kulturszene. Die Digitali- Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, sierung wird hier in verschiedenen Schwerpunkten transformieren ihre kulturellen Überlieferungen in angegangen: Bereits existierende Programme oder die digitale Welt und wenden innovative digitale Formate werden durch die Erweiterung in den di- Vermittlungsverfahren an. gitalen Raum aufgewertet. In der Kulturellen Bil- dung werden Kitas und Schulen bei der Umset- Die Digitalisierung berührt alle klassischen Auf- zung digitaler Projekte unterstützt und qualifiziert. gabenbereiche der Dortmunder Museen: das Sam- Projekte der Freien Kulturszene profitieren 2021 meln, Bewahren und Erforschen der Kulturgüter von einem Digitalisierungsbonus, der die Überfüh- ebenso wie das Ausstellen und Vermitteln. Ziel ist rung bestehender Projekte in digitale Formate mit Fördermitteln, Infrastrukturhilfen und Wissensaus- tausch unterstützt. Gleichzeitig werden neue digi- 14
es, die Digitalisierung mit all diesen Aufgaben zu verbinden, um so die gesellschaftlich bedeutende Rolle von Museen hervorzuheben: als Gedächtnis- institution, aber auch als gesellschaftlicher Motor und Labor der Gegenwart und der Zukunft. Die Museen wollen ihr gesammeltes Wissen nicht aus- stellen, sondern auch virtuell präsentieren. Daten und Objekte sollen für die Forschung, aber auch Die Musikschule verfügt über einen Youtube-Ka- das Publikum im Internet frei zugänglich sein, of- nal mit Aufzeichnungen von Konzerten und Veran- fen für Bearbeitung oder Ergänzung und frei zum staltungen, Tutorials und Informationen. Hier fin- Weiterverarbeiten. den sich auch Dokumentationen von Workshops und Projekten digitaler Inhalte und Formate wie In der Vermittlung ist Digitalisierung ein effektives Music Production, Remix, DJing, Beatboxing und Instrument zur Interaktion mit dem Publikum und akustische Selfies. zur Inklusion. Sie fördert die mediale Experimen- tierfreude und hilft, die Ausstellungsinhalte einla- Unter dem Dach des House of Pop vereint die dend und für alle Besuchsgruppen gleichermaßen Musikschule die Pop School und die Glen Busch- verständlich zu gestalten. Das Naturmuseum Dort- mann Jazz Akademie. In Kooperation mit dem Di- mund plant aktuell Audio-Guides mit mehreren gitalenKulturLabor (DKL) entwickelt und betreibt Sprachen, Guides in Gebärdensprache und leich- das House of Pop die Plattform DoJamSession. ter Sprache sowie ein Feature für Menschen mit Auf dieser Plattform geht es zum einen darum, die Sehbehinderung. Für alle Museen werden virtuelle Möglichkeit des gemeinsamen Musizierens und Rundgänge, Zeitreisen sowie 360-Grad-Führun- Co-Workings im virtuellen Raum zu optimieren. gen erarbeitet, wie sie aktuell im Dortmunder U Zum anderen ermöglicht sie es der lokalen Musik- und im schauraum: comic+cartoon bereits zu er- szene, sich untereinander zu vernetzen und der leben sind. Jazz Akademie, mit ihren internationalen Partnern besser in Kontakt zu bleiben. Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte plant als Ergänzung der Dauerausstellung ein Stadtlabor Das Institut für Vokalmusik mit seinen beiden mit 3D-Druck sowie Angebote auf dem Gebiet der Teilbereichen – dem KLANGVOKAL Musikfesti- virtuellen Realität (immersiver Raum). Ziel ist es, val Dortmund und dem Vokalmusikzentrum NRW das Museum als offener und lebendiger Begeg- (VMZ) – hat viele Veranstaltungen in den digita- nungsort mit der Möglichkeit zu verbinden, digita- len Raum verlegt und seine digitale Infrastruktur le Kompetenzen zu erwerben. angepasst. Auch künftig wird das Institut Kurse und Workshops online oder als Hybrid-Formate Während der Pandemie konnte die Musikschule anbieten. Das Angebot reicht dabei von kosten- größte Teile des ständigen Unterrichtsangebots im losen Mitsingangeboten für Vorschulkinder per Distanzunterricht weiterführen und partizipiert als Videostream über digitale Chorproben fürs Wohn- Mitglied der RuhrMusikschulen am Angebot der Plattform Smartmusikschule mit Videotools und Austauschplattform sowie regelmäßigen Fortbil- dungen für die Lehrkräfte. 15
angebote (z.B. Apps, Lernspiele und -programme) oder die Gestaltung von modernen, mit digitalen Medien ausgestatteten Lernumgebungen zur För- derung des pädagogisch assistierten, selbstge- steuerten Lernens. Das Stadtarchiv Dortmund ist Gedächtnis und Er- innerungsspeicher der Stadt. Ein Teil des Stadtar- chivs ist die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, der zentrale Erinnerungsort an die NS-Verbrechen in Dortmund. Neben der analogen Speicherung des städtischen Wissens schreitet die digitale Sicherung der Be- zimmer bis zur Zusammenarbeit mit internationa- stände immer weiter voran. In Zusammenarbeit len Dozent*innen, die ihr Wissen in Online-Kursen mit dem Dortmunder Systemhaus wird die Über- teilweise auf zwei Kontinenten gleichzeitig weiter- nahme digitaler Unterlagen der Stadt Dortmund geben. intensiv betrieben, die Implementierung eines Sys- tems zur digitalen Langzeitarchivierung vorberei- Das Dietrich-Keuning-Haus, kurz Keuning.haus, ist tet, und es werden Standards für Anbietung und das größte (sozio-)kulturelle Zentrum in der Re- Löschung festgelegt. gion. Seine Ausstrahlung ist überregional – unter anderem durch das digitale Videoprogramm „Keu- Mit der gezielten Einwerbung von Fördermitteln ninghaus to Go“, das Kulturgenuss aller Sparten realisiert das Archiv aktuell den ersten Schritt zum bietet und gesellschaftspolitische Fragen zur Dis- Digitalisierungsprojekt „virtueller Lesesaal“. Zent- kussion stellt. Fast alle Veranstaltungen werden rale Bestände, etwa die Ratsverordnungen des 16. aufgezeichnet und sind über Youtube abrufbar. bis 19. Jahrhunderts oder die aktuellen Ratsnie- Zusammen mit dem stadtweit größten Breiten- derschriften, werden online zugänglich. sportverein, dem TSC Eintracht Dortmund, und dem Dortmund eSports e.V. wird das Keuning. Das Dortmunder U ist das Haus für zeitgenössi- haus im Rahmen eines Projektes der Sportjugend sche Kultur. Es vereint Projekte der Technischen NRW, gefördert durch das MKFFI, derzeit zu einem Universität und Fachhochschule Dortmund, die E-Sport-Zentrum ausgebaut. Geplant sind sowohl UZWEI als Etage für kulturelle Bildung, den HMKV E-Sport-Workshops als auch Live-Events. Hartware MedienKunstVerein, das Museum Ost- wall sowie eine Fläche für internationale und mul- Lernen ist das neue Arbeiten – so beschreibt die timediale Wechselausstellungen. Durch die enge VHS Dortmund die Rolle der Weiterbildung in der Zusammenarbeit der Institutionen im Haus unter- digitalen Transformation der Lebens- und Arbeits- einander sowie mit externen Kooperationsbetei- welt. Daher rückt die VHS Dortmund verstärkt die ligten werden immer wieder innovative, digitale Förderung der berufs- und lebensweltrelevanten Produktions- und Präsentationsformate vorange- Kompetenzentwicklung von Beschäftigten im Di- trieben. gitalisierungsprozess in den Fokus. Digitale Kultur ist Teil der Ausstellungen, des Bil- Die VHS wird die Menschen bei beruflichen Um- dungsprogramms und der Forschung im Dortmun- und Neuorientierungen im Rahmen der Digitali- der U. Das Haus steht für Interdisziplinarität, inno- sierung unterstützen und den Zugang zu digitalen vative Arbeitsweisen und neue Medien, für Kultur Angeboten erweitern. Dies betrifft den Einsatz di- im sich stetig wandelnden digitalen Zeitalter so- gitaler Medien in Präsenzformaten, aber auch die wie für gesellschaftliche Offenheit und diverse Erweiterung von Bildungs- und Lernangeboten im Zielgruppen. E-Learning (z.B. mit der vhs.cloud), die Entwick- lung niedrigschwelliger, flexibel nutzbarer Lern- 16
Roadmap in die Zukunft der Digitalen Kulturstadt
künstlerischen Ausdruck gehören ins Ausbildungs- programm. Eigentlich benötigt es Bürgerschulen der Digitalisierung in allen Stadtbezirken, wenn ergänzend zur Schule Qualifizierungen auf breiter Basis aufgebaut werden sollen. Aber auch Studierende erwarten zu Recht Studien- gänge, die sie fundiert in eine künstlerisch-kultu- Roadmap in die Zukunft relle digitale Praxis hineinleiten. Zukunftsweisende der Digitalen Studiengänge für digitale Szenographie, digitale Dramaturgie und digitales Storytelling werden von Kulturstadt der Akademie für Theater und Digitalität, dem kiU und der FH Dortmund in Abstimmung mit der Folkwang-Hochschule entwickelt. Die FH und TU Wenn die bisherige Entwicklung der digi- haben insgesamt rund 9.300 IT-Studierende, viele talen Kulturstadt als ein interdependenter davon aus anderen Ländern, und machen Dort- Prozess der oben angeführten Dimensio- mund damit zur Kaderschmiede für den Informa- nen und Konditionen interpretiert werden tikbereich und in der Verbindung zur Kunstausbil- muss, liegt es nahe, dass auch die zukünfti- dung in der TU oder zur Fakultät Design in der FH ge Perspektive für die kommenden 7 Jahre zu einer idealen Ausgangsstation für interdiszipli- mehrdimensional angelegt ist. Folglich be- näre Studienangebote zur digitalen künstlerischen nötigt es mehrere Kompetenzagenturen für Praxis. den angestrebten Erfolg: Gebraucht werden Masterstudiengänge, Sti- pendien- und internationale Austauschprogramme, 1. Den Nachwuchs befähigen Graduiertenkollegs, Stiftungsprofessuren, um als attraktiver Ausbildungsstandort konkurrenzfähig Ausbildung und die Vermittlung von Handlungs- zu bleiben. Ansiedlungsprojekte für Absolvent*in- wissen sollen auf unterschiedlichen Niveaus ins- nen der Studiengänge oder für Stipendiat*innen talliert sein. Heranwachsende müssen eine garan- ergänzen das Programm – startups finden Weg- tierte Entwicklung zur eigenen Medienkompetenz, begleitungen bei der kommunalen Wirtschafts- fundierter Urteilssicherheit, kritischer Reflexions- förderung. Die digitale Straße zwischen U und fähigkeit und ganz praktischer Beherrschung des Hafen kann als entsprechendes Ansiedlungsareal Erlernten erhalten. Für die erste Aufgabener- gelesen werden. füllung tragen die schulischen und außerschuli- schen kulturelle Bildungsinstitutionen/- angebote die Verantwortung. Das bedeutet, dass sich die UZWEI und das DKL auch zukünftig diesen Aufga- ben widmen werden. Mit spielerischer Vermittlung und der grundlegenden Arbeit von Akteur*innen wie Stadtbibliothek und Musikschule ist Dortmund also Spielwiese und Impulsgeberin zugleich - für die notwendige Selbstermächtigung junger Men- schen im digitalen Zeitalter. Gebraucht werden Ausbildungs- und Praxis- gänge für einen künftig souveränen Umgang mit digitalen Medien, Erprobungsräume, personelle Begleitung der außerschulischen Bildungsprozesse. Kreatives Training, Instrumente zur Anwendung und Kompetenzerwerb für Kommunikation und 18
3. Reale Räume schaffen Jenseits der Ausbildungssphären sollen künstle- risch-digitale Erprobungsräume und Labore auf- gebaut werden, die kostengünstige Produktions- möglichkeiten eröffnen. Als erstes kann auf 400 qm im Verwaltungsgebäude am Dortmunder U ein entsprechender Bereich eingerichtet werden. Per- spektivisch soll dann ab 2024 gegenüber der Aka- demie für Theater und Digitalität im Digitalhafen auf gut 500 Quadratmetern Lagerhausfläche ein weiterer Bereich entstehen. Gebraucht wird die Förderung für den Aufbau eines derartigen künstlerischen Produktionszent- rums – das gilt vor allem für die Einstellung des fachkundigen Personals und für die technische Grundausstattung. Die Startorganisation muss agil sein, annähernd 10 Plätze bieten, infrastrukturell als Verlängerung von kiU und Akademie fungieren 2. Das Netz enger knüpfen und hinsichtlich ihrer regionalen Erweiterbarkeit als Konzept überprüfbar bleiben. Ein Pilotlauf für Intelligente Kollaborationen mit Wirtschaft und ein Produktionszentrum erschließt Kenntnisse, die Wissenschaft für die künstlerische Praxis müssen regional übertragen und genutzt werden können. systematisch und auf Dauer angelegt entwickelt werden. Dafür benötigt es vor Ort belastbare Ko- operationsnetzwerke, um technologische digitale Innovationen zu finanzierbaren Bedingungen für künstlerische Gestaltungen aufzuschließen. Um- gekehrt lassen sich künstlerische Kreationen der wirtschaftlichen Verwertung oder der wissen- schaftlichen Nutzung zuführen. Gebraucht wird eine eigenständige Transferstel- le, die das Thema Startup-Betreuung im kulturell- digitalen Bereich managt, Verwertungsprojekte kompetent vermittelt und die Verbindungen in diesen Sektoren zwischen Künsten, Wissenschaft und Wirtschaft intensiv pflegt. 19
Die Digitale Kulturstadt bleibt ein ambitioniertes Projekt, das fest in Dortmund verankert und auf eine dauerhafte Fortführung angelegt ist. Dabei tauscht sich die Digitale Kulturstadt Dortmund wie jedes gute Netzwerkvorhaben intensiv in der Regi- on mit anderen Instanzen der digitalen Kunstpro- duktion und -vermittlung oder mit internationalen Partnerorganisationen aus. Bis 2028 beherrschen gezielte Schritte des infrastrukturellen Ausbaus das Programm – Akademieneubau, Produktions- zentren, Studiengang, Medienkompetenzbildung und Aufsehen erregende Vermittlungsinitiativen. In die Kontexte einer spezifischen Wissenschafts- und Wirtschaftstopographie eingebettet und mit- geformt durch tragende Stadtentwicklungsideen 4. Virtuelle Räume stärken – verkörpert die Digitale Kulturstadt Dortmund eine Präsentation/Inszenierung/Diskurs einladende Zukunftsprojektion, ohne Exklusivität beanspruchen zu müssen. Die Digitale Kulturstadt Zu den bekannten Dortmunder Präsentationsräu- Dortmund fungiert eher als Epizentrum einer breit men für digitale Kunstformen und die Kunst in der und notwendig angelegten digitalen Transformati- digitalen Gesellschaft wie dem HMKV oder den on der Kulturpraxis in der Metropole Ruhr. Zu ihrer Ausstellungsflächen im Dortmunder U sollen in Essenz gehören Kreativität und die Einladung zur absehbarer Zeit immersive Räume treten. Die Er- Mitwirkung. zähl- und Darstellungsverfahren für solche Instal- lationen – wie den bereits vorhandenen Fulldome im Dortmunder U, eine immersive Kuppel zur Prä- sentation von 360°-Installationen – müssen par- allel kreiert werden. Neben die erprobte Ausstel- lungspraxis stellt sich sukzessive eine sogenannte vireale Praxis, die ihre Möglichkeiten im Moment erst erahnen lässt. Dass jenseits der Präsentation ebenso Sammlungs- und Konservierungsfragen für digitale Kunstwerke methodisch zu bearbeiten sind, kann man für das Dortmunder U mit Bestimmtheit formulieren. Denn die Einrichtung mit dem Hans- Breder-Archiv und den Kunstinstallationen aus der Ausstellung „Vision Ruhr“ verfügt bereits jetzt über einen entsprechenden Sammlungsbestand. Gebraucht werden vireale Präsentationskonzep- te und selbstreflexive Diskursformate für die Dar- stellung und Behandlung digitaler Kunstprojekte, außerdem Vermittlungsangebote im Sinne einer digitalen Medienkunstdidaktik. 20
Impressum Herausgeber und Inhaltlich verantwortlich Stadt Dortmund, Dezernat für Kultur, Finanzen und Liegenschaften Südwall 2-4, 44139 Dortmund Bildrechte (IAR): Roland Baege, Annika Feuss Chris Franken, Björn Hickmann, Birgit Hupfeld, Dimitrios Karakatsanis, Lucas Maserski, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Jens Nieth, Sophia Paplowski, Jürgen Spiler Didi Stahlschmidt, Thelen Holding GmbH, UZWEI, Hannes Woidich Gestaltung/Layout: Stefan Mann
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