Diplomatie für Nachhaltigkeit - Bericht des Auswärtigen Amtes zur Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der Ziele für nachhaltige ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Diplomatie für Nachhaltigkeit Bericht des Auswärtigen Amtes zur Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) diplo.de
Diplomatie für Nachhaltigkeit Bericht des Auswärtigen Amtes zur Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs)
I n h a lt Inhalt Einführung: Die Bedeutung der Agenda 2030 für nachhaltige E ntwicklung für die deutsche Außenpolitik.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1 Ganzheitliche Umsetzung der Agenda 2030 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2 Steuerung im Auswärtigen Amt – Ressortkoordinatorin und Nachhaltigkeitsreferat OR03. . . . . 8 3 Umsetzung durch das Auswärtige Amt – das Auswärtige Amt als Akteur nachhaltiger Außenpolitik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3.1 Frieden, Sicherheit und starke Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3.2 Deutsche EU-Ratspräsidentschaft 2020. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3.3 Unmittelbare Unterstützung während der Covid-19-Pandemie.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.4 Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.5 Strategische Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.6 Analyse, wissenschaftliche B egleitung und Wissenschaftskooperation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4 Umsetzung mit dem Auswärtigen Amt – das Auswärtige Amt als Partner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.1 Neue Partnerschaften für die Agenda 2030: SDG 17 und Multilateralismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.2 Partnerschaft mit EU und OSZE für Stabilisierung und Frieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.3 Der weltweite gemeinsame Kampf gegen die Covid-19-Pandemie.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.4 Europa als nachhaltiger Kontinent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.5 Klimadialog mit unseren Partnern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.6 Diplomatie für Nachhaltigkeit im Rahmen der „European Sustainable Development Week“. . . . . . . . . . . . . . 20 4.7 Nationaler Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 5 Nachhaltigkeit im Auswärtigen Amt – das Ministerium auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. . . . . . 22 5.1 Gebäude des Auswärtigen Amtes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5.2 Dienstwagen, Dienstreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5.3 Gründung des Bundesamtes für Auswärtige Angelegenheiten (BfAA). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5.4 Weitere Aspekte der Nachhaltigkeit innerhalb des Auswärtigen Amtes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 6 Ausblick.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 4
E infü h rung Einführung: Die Bedeutung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung für die deutsche Außenpolitik Die erfolgreiche Umsetzung der Agenda 2030 mit aber auch als Partner der Ressorts und anderer Akteure ihren 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sus- bei Aktivitäten im Ausland an. Die Agenda 2030 und tainable Development Goals, SDGs) erfordert nicht nur insbesondere SDG 161 (Frieden, Gerechtigkeit und starke entschiedenes Handeln der Staaten nach innen, sondern Institutionen) bilden den zentralen Handlungsrahmen für auch eine an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtete Au- das außenpolitische Engagement der Bundesregierung. ßenpolitik, die Aspekte wie Friedenssicherung, nachhal- Es ist unser Anspruch, in diesem Zusammenhang aktiv tige Entwicklung und soziale Gerechtigkeit miteinander Schwerpunkte, Interessen und Ziele deutscher Politik verbindet. Diesem Anspruch ist auch die deutsche Außen- zu formulieren und diese früh, schnell, entschieden und politik verpflichtet. Die Nachhaltigkeitsziele spiegeln das substanziell im Rahmen des EU-Außenhandelns und deutsche Interesse, eine friedliche, stabile und gerechte innerhalb internationaler Organisationen zu verankern. internationale Ordnung mitzugestalten und zu konsoli- Koordinierung und Kohärenz sind hierbei wichtige Vor- dieren. Zu den Handlungsfeldern mit besonderer außen- aussetzungen für die Wirksamkeit einer ganzheitlichen politischer Relevanz gehören u. a. Energie, Klima, Umwelt, und vernetzten Herangehensweise der Bundesregierung. Krisenprävention, Stabilisierung und Friedensförderung, Daher hat das Auswärtige Amt unter Einbeziehung der Menschenrechte, Migration sowie Kultur und Bildung. Ressorts verschiedene regionale Strategien entwickelt, Entscheidend für die deutsche Außenpolitik ist dabei ein z. B. 2019 die Fortschreibung der Afrikapolitischen Leit- multilateraler Ansatz, den Deutschland in seinem Enga- linien der Bundesregierung sowie die Leitlinien deutscher gement in und für die Vereinten Nationen, in zahlreichen Arktispolitik und 2020 die Indo-Pazifik-Leitlinien der anderen multilateralen Foren und Organisationen sowie Bundesregierung. mit der vor zwei Jahren von Außenminister Maas mitiniti- ierten „Allianz für den Multilateralismus“ verfolgt. Nach- Die Covid-19-Pandemie hat massive Auswirkungen haltigkeit ist damit ein elementarer Bestandteil deutscher sowohl auf die Erreichbarkeit der SDGs weltweit als auch Außen- und Europapolitik. auf die Außenpolitik. Das Auswärtige Amt hat auf die Herausforderungen reagiert, um in Zeiten von Reise- und Dieser Anspruch erfordert auch immer wieder neue Kontaktbeschränkungen außenpolitisches Handeln auch Antworten auf grundlegende Fragen zu finden. Wie auf neuen Wegen sicherzustellen. Die Pandemie trifft das können wir noch mehr Bereiche unseres außenpolitischen Auswärtige Amt nicht nur als außenpolitischer Akteur, Handelns an der Agenda 2030 ausrichten? Wie können wir sondern hat unmittelbare Auswirkungen auf unseren die langfristigen Ziele der Agenda mit „klassischer Diplo- Arbeitsalltag. Mit dem massiven Ausbau der IT-Ausstattung matie“, die häufig kurzfristig auf Entwicklungen reagiert, im Auswärtigen Amt konnten wir eine Infrastruktur schaf- verknüpfen und erreichen? Antworten auf diese und wei- fen, die es uns ermöglicht, auch unter erschwerten Be- tere Fragen sollen durch eine umfassende und kontinuier- dingungen zusammen mit den europäischen und globalen liche Debatte im Auswärtigen Amt und im Dialog mit der Partnern kontinuierlich weiter an gemeinsamen Lösungen Öffentlichkeit gefunden werden. globaler Herausforderungen zu arbeiten und zugleich einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit unseres eigenen Unter dem Motto „Das Auswärtige Amt als Partner“ setzt Handelns zu leisten, indem z. B. durch verstärkte Nutzung das Auswärtige Amt auf Kooperationen mit Wirtschaft, virtueller Formate Dienstreisen vermieden und dadurch Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft, um eine ambitio- weniger Treibhausgasemissionen verursacht werden. nierte Umsetzung der SDGs zu unterstützen. Es bietet sich 1 Eine Übersicht über die SDGs findet sich u. a. unter www.dieglorreichen17.de 5
G anz h ei t l ic h e U mse t zung der A genda 2030 1 Ganzheitliche Umsetzung der Agenda 2030 „Nachhaltige Außenpolitik – das heißt langer Atem, Durchhaltevermögen, Dranbleiben. Vor allem aber heißt das: verlässlich zusammenzuarbeiten“2. Das Auswärtige Amt nimmt bei der Umsetzung der durch Gewalt, Konflikt und Fragilität geprägt sind, daher Agenda 2030 eine doppelte Rolle ein. Im Zentrum steht an internationalen Qualitätsstandards und bewährten die politische Flankierung nachhaltigen internationalen Handlungsprinzipien aus, wie sie durch die Organisation Handelns (Diplomatie für Nachhaltigkeit), wie sie ins- für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und besondere im Rahmen der deutschen Mitgliedschaft im die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (VN) 2019/2020 Entwicklung (OECD) definiert werden. So handeln wir ins- durch Schwerpunktsetzungen im u. a. Bereich Klima und besondere nach der Maßgabe des Do-No-Harm-Prinzips: Sicherheit realisiert wurde. Die Agenda 2030 und die SDGs nicht beabsichtigte konfliktverschärfende Wirkungen sol- sind ebenfalls Schwerpunkte der deutschen EU-Ratspräsi- len vermieden und friedensfördernde Wirkungen interna- dentschaft 2020. Hinzu tritt die eigenständige gestaltende tionaler Unterstützungsleistungen sollen gestärkt werden. Rolle des Auswärtigen Amtes, insbesondere um Fortschrit- Wir handeln im klaren Bewusstsein, dass jeder Eingriff te bei SDG 16 zu erreichen. im Kontext von Konflikten eine Bedeutung und Wirkung für die Menschen in den betroffenen Gebieten hat. Wer Zwischen der politischen Dimension der Agenda 2030 und kontextsensibel agiert, erhöht zudem die Akzeptanz und deren einzelnen Handlungsfeldern, wie zum Beispiel der Glaubwürdigkeit seiner Arbeit vor Ort – und damit die Wirtschaft und der Umwelt, bestehen positive Wechsel- Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Engagements. wirkungen, aber auch Zielkonflikte, die für eine ganzheit- liche Umsetzung der SDGs strategisch bearbeitet werden Ein entschlossenes Engagement in fragilem und unsiche- müssen. Das Auswärtige Amt ist sich der Zielkonflikte, rem Umfeld muss Risiken in Kauf nehmen und zugleich Wechselwirkungen und Risiken bewusst, besonders bei bestrebt sein, diese zu minimieren. Nicht rechtzeitig oder der Konfliktbearbeitung in fragilen Kontexten (SDG 16). nicht entschlossen genug zu handeln, hat oftmals gravie- Die Leitlinien der Bundesregierung „Krisen verhindern, rende Folgen. Das Auswärtige Amt ist sich bewusst, dass es Konflikte bewältigen, Frieden fördern“3 aus dem Jahr 2017 unter den sich ständig verändernden Rahmenbedingungen sind dafür handlungsleitend. fragiler Kontexte keine Erfolgsgarantien gibt und die Ein- wirkungsmöglichkeiten externer Akteure begrenzt sind. Es Das Engagement der Bundesregierung in Krisen und unternimmt alle Anstrengungen, um Risiken und Wirkun- Konflikten geschieht in einem volatilen Umfeld, das gen seines Handelns besser zu antizipieren, zu erkennen Risiken erhöht und Folgeabschätzungen erschwert. Wir und zu steuern. Dazu gehören systematische Analyse, kon- richten unser Engagement in Ländern und Regionen, die 2 R ede von Außenminister Maas in der Generaldebatte der 74. Generalversammlung der Vereinten Nationen, 25.09.2019, abrufbar unter https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-generalversammlung/2249828 3 Abrufbar unter https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/krisenpraevention/-/217444 6
G anz h ei t l ic h e U mse t zung der A genda 2 0 3 0 tinuierliches Monitoring vor Ort sowie gezielte Evaluierung In der internationalen Wasserpolitik (SDG 6) entstehen von Programmen und Projekten, um sowohl Nachsteue- synergetische Effekte insbesondere durch die Verknüpfung rung als auch institutionelles Lernen zu ermöglichen. mit SDG 7 (bezahlbare und saubere Energie), da eine stabile Wasserversorgung für die Bevölkerung und die Energieer- Das Auswärtige Amt will aktiv eine globale Politik mit- zeugung durch Wasserkraft bei der Umsetzung nachhaltiger gestalten, die dazu beitragen soll, künftigen Konflikten Entwicklung eng verbunden sind, aber auch in Konkurrenz nachhaltig vorzubeugen. Dies ist nur dann erfolgsver- treten können. Politische Konflikte beim grenzüberschrei- sprechend, wenn wir die Wechselwirkungen mit ande- tenden Wassermanagement von Flusssystemen können die ren Politikfeldern im Blick haben. Dazu zählt auch die Erreichung des SDG 6 erschweren und bedürfen außen- internationale Wirtschafts-, Finanz- und Handelspolitik. politischer Flankierung. Deutschland engagiert sich daher Wir setzen uns für globale Abrüstung und Rüstungskont- für dieses Thema in verschiedenen internationalen Foren, rolle ein. Als Vorreiter in der globalen Politik zur Begren- bspw. im Rahmen der Wasserdiplomatie im Nilbecken im zung des Klimawandels und zum Schutz der natürlichen Zusammenhang mit der Nile Basin Initiative. Lebensgrundlagen (SDG 13, 14, 15: Klimaschutz und Mee- res- und Landökosysteme) arbeiten wir daran, konflikt- Aus der thematischen Breite der Maßnahmen im Na- verschärfende Faktoren zu reduzieren. Dies gilt besonders tionalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte für die destabilisierende Wirkung der Covid-19-Pandemie (NAP) und der Vielzahl involvierter Akteure innerhalb und die dadurch zu erwartenden negativen sozio-ökono- und außerhalb der Bundesregierung ergeben sich zahl- mischen Sekundäreffekte in fragilen Staaten. reiche Wechselwirkungen. Vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) geleitete Branchendialogen in Durch unser Engagement beim Thema Klima und Sicher- Multi-Stakeholderformaten, an denen auch das Auswär- heit, insbesondere im Rahmen unserer Mitgliedschaft tige Amt beteiligt ist, erarbeiten praktische Handlungs- im VN-Sicherheitsrat 2019/20, verknüpfen wir die SDGs möglichkeiten für Unternehmen zur Umsetzung ihrer 13 und 16. Ziel von Klima-Außenpolitik ist es, die Sicher- Sorgfaltspflichten. Über seine Auslandsvertretungen trägt heitsrisiken, die mit dem Klimawandel einhergehen, zu das Auswärtige Amt mit Informationen und der Verknüp- verstehen, Konflikte wo dies möglich ist zu verhindern fung zu lokalen Akteuren im Ausland zur Realisierung der und falls dies nicht möglich ist zu begrenzen. Dadurch Zielstellungen des NAP bei. Bei einem weiteren NAP-The- tragen wir zu Frieden und Stabilität bei. Besonders hervor- ma mit starkem Querschnittscharakter, der Förderung von zuheben ist in diesem Zusammenhang die 2020 gestartete Menschenrechten im Rahmen der öffentlichen Beschaf- Initiative des Auswärtigen Amtes Green Central Asia, die fung, hat das Auswärtige Amt frühzeitig eine Schulung einen hochrangigen politischen Dialog zu Klima und der Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung (KNB) Sicherheit in Zentralasien und Afghanistan initiiert, der zu Menschenrechten im Kontext von Beschaffungen im durch wissenschaftliche Kooperation unterfüttert wird. Auswärtigen Amt durchgeführt. In diesem Projekt ist auch die Verknüpfung mit SDG 6 (Wasser und sanitäre Infrastruktur) vorgesehen, da es an das umfangreiche Engagement des Auswärtigen Amtes bei der Förderung regionaler Wasserkooperation in Zentral- asien anknüpft. 7
S t euerung im A uswä rt igen A m t 2 Steuerung im Auswärtigen Amt – Ressortkoordinatorin und Nachhaltigkeitsreferat OR03 Die Ressortkoordinatorin für nachhaltige Entwick- lung im Auswärtigen Amt ist die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen im Zusammenhang mit der Umsetzung der Agenda 2030 und der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) im, mit und durch das Auswärtige Amt. Im Zu- sammenwirken mit den fachlich zuständigen Referaten/ Abteilungen koordiniert sie u. a. die Festlegung von Priori- täten, Aufgaben und Themen zur Umsetzung der DNS; die Prüfung von Strategien und Programmen auf Kohärenz mit der DNS; die Umsetzung des „Maßnahmenprogramms Nachhaltigkeit“ der Bundesregierung durch das Auswärti- ge Amt sowie die Erarbeitung der Ressortberichte an den Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung. 2019 wurden die Zuständigkeiten für die Umsetzung der Agenda 2030 und der DNS im Referat OR03 „Interna- tionale Zusammenarbeit für Nachhaltige Entwicklung“ zusammengeführt. Das Referat unterstützt die Ressort- koordinatorin bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben und ist Ansprechpartner im Auswärtigen Amt für alle über- geordneten Aspekte der Agenda 2030 sowie die Ressort- koordinierung. 8
U mse t zung durc h das A uswä rt ige A m t 3 Umsetzung durch das Auswärtige Amt – das Auswärtige Amt als Akteur nachhaltiger Außenpolitik „Es ist Zeit, von Nachhaltigkeit nicht nur zu reden. Es ist Zeit nachhaltig zu handeln – auch in der Außen- und Sicherheitspolitik.“4 Das Auswärtige Amt trägt mit einem Großteil Auswärtige Amt den ersten Klima-Sicherheitsberater der VN seiner Aktivitäten und Maßnahmen zur Umsetzung der für Somalia. Ebenso hat das Auswärtige Amt einen umfassen- SDGs bei – von der Krisenprävention, Stabilisierung und den Vorausschaubericht zu Klima-Sicherheitsrisiken initiiert, Friedensförderung über Abrüstung und die Klima- und der von einem internationalen Konsortium erstellt und 2023 Energieaußenpolitik bis hin zur Auswärtigen Kultur- veröffentlicht wird. Deutschland wird den Vorsitz der Freun- und B ildungspolitik. desgruppe „Klima und Sicherheit“ auch 2021 fortführen. Das Auswärtige Amt setzt sich für kohärentes Arbeiten innerhalb der Bundesregierung und eine intensive Zu- sammenarbeit mit internationalen Organisationen zu 3.1 Frieden, Sicherheit und starke Friedenssicherung und Konfliktprävention ein. Unter Fe- derführung des Auswärtigen Amtes beschloss die Bundes- Institutionen regierung im Juni 2017 die Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“5. Zusammen mit Die Agenda 2030 ist der maßgebliche Referenzrahmen für dem Weißbuch 2016 „Zur Sicherheitspolitik und zur Zu- das Friedensengagement der Bundesregierung. Für die kunft der Bundeswehr“ und dem Entwicklungspolitischen Arbeit des Auswärtigen Amtes hat SDG 16 eine zentrale Bericht der Bundesregierung 2017 sind sie die Grundlage Bedeutung. Die Unterziele zu Frieden, Sicherheit, starken für das friedenspolitische Handeln der Bundesregierung. Institutionen und guter Regierungsführung sind für das Sie werden ergänzt durch die 2019 von der Bundesregie- Krisenengagement von besonderer Relevanz. rung verabschiedeten Strategien zu Rechtsstaatsförderung, Sicherheitssektorreform sowie Vergangenheitsarbeit und Das Thema Klima und Sicherheit ist einer der Schwer- Versöhnung in fragilen Kontexten. Hierzu wurde auch punkte der deutschen Mitgliedschaft im VN-Sicherheitsrat eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe eingerichtet. 2019/2020. Die Bundesregierung wird hier von einer sehr großen Mehrheit der VN-Mitgliedsstaaten unterstützt. Ge- Nachhaltige Friedenskonsolidierung ist nur erfolgreich, meinsam treten wir dafür ein, die VN bei diesem Thema zu wenn alle Akteure, Zivilgesellschaft und Bevölkerungs- stärken, Klima-Sicherheitsrisiken besser zu erkennen und gruppen, die traditionell aus diesem Politikfeld aus- Partner gezielt z. B. beim Aufbau von Frühwarnsystemen zu geschlossen sind, einbezogen werden. Das Engagement unterstützen. Im Rahmen eines Pilotprojekts finanziert das für Frauen, Frieden und Sicherheit auf Grundlage des 4 Rede von Außenminister Maas in der Generaldebatte der 74. Generalversammlung der Vereinten Nationen, 25.09.2019, abrufbar unter https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-generalversammlung/2249828 5 Abrufbar unter: https://www.auswaertiges-amt.de/blob/1213498/d98437ca3ba49c0ec6a461570f56211f/krisen-verhindern-data.pdf 9
U mse t zung durc h das A uswä rt ige A m t „Aktionsplans der Bundesregierung zur Umsetzung von der Menschen in den Grenzregionen und sorgt für Resolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit des grenzüberschreitende Kooperation; Sicherheitsrats der VN für den Zeitraum 2017 bis 2020“6 leistet hierzu einen zentralen Beitrag. ⋅⋅ Polizeiprojekte in Palästina, Afghanistan und auf dem westlichen Balkan (OSZE) stärken die Zivilpolizei Folgende weitere Maßnahmen, die das Auswärtige Amt und somit die individuelle Sicherheit; bilateral, aber auch mit verschiedenen Partnern durch- führt, tragen zur Erreichung von SDG 16 bei: ⋅⋅ Vielfältige Aktivitäten zur Kontrolle von Kleinwaffen in fragilen Kontexten weltweit: u. a. auf dem Westbalkan ⋅⋅ Beiträge zur Konfliktlösung und -management im (u. a. Roadmap-Prozess gemeinsam mit der EU OSZE-Raum mit Schwerpunkten Russland-Ukraine und Frankreich), in West- und Ostafrika sowie in (Grenzmonitoring durch die Sonderbeobachtermission; der Sahel-Region, in der Karibik, in Lateinamerika, Zusammenarbeit in der Trilateralen Kontaktgruppe) dem OSZE-Raum, im Irak und Afghanistan und und Moldau/Transnistrien sowie enge Begleitung der bei Friedensmissionen der Vereinten Nationen. OSZE-Beiträge zur Konfliktlösung Russland/Georgien Gesamtbudget ca. 19 Mio. Euro; und Berg-Karabach; ⋅⋅ Initiierung des überregionalen „Netzwerks ⋅⋅ Unterstützung für den Friedensprozess in Kolumbien, für gleichberechtigte Kleinwaffenkontrolle“ u. a. durch das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut (Gender Equality Network for Small Arms Control, (CAPAZ) in Bogotá, seit 2016 vom Auswärtigen Amt GENSAC) im Rahmen der SDG 16 Pathfinders7 über den Deutschen Akademischen Austauschdienst sowie weitere gendersensible Maßnahmen zur (DAAD) gefördert. CAPAZ leistet durch interdisziplinäre besseren Teilhabe von Frauen in Rüstungskontroll- wissenschaftliche Begleitung und politische Beratung und Abrüstungsmaßnahmen. Dies stärkt den einen Beitrag zur Konsolidierung des Friedens und Sicherheitssektor nachhaltig durch Verzahnung der konzentriert sich auf die Themen Aussöhnung der SDGs 16 und 17 (internationale Partnerschaft) und 5 Gesellschaft, Stärkung des Rechtsstaatsprinzips, (Gleichstellung der Geschlechter); Konfliktprävention und Peacebuilding; ⋅⋅ Unterstützung der Beteiligung und Teilhabe von ⋅⋅ Unterstützung von Gemeinschaftsinitiativen zur Frauenorganisationen in der Krisenprävention, Prävention von religiösem Extremismus in Westafrika; Friedensförderung sowie im humanitären Bereich, z. B. über die Finanzierung des Women’s Peace and ⋅⋅ Unterstützung des Programms der Afrikanischen Humanitarian Fund der VN sowie im OSZE-Rahmen. Union zur Vermeidung von Grenzstreitigkeiten; ⋅⋅ Menschenrechtsprojekte der deutschen ⋅⋅ Das Pakistan-Afghanistan-Tadschikistan Auslandsvertretungen vor allem in fragilen Kontexten, Regional Integration Programme (PATRIP) u. a. zur Stärkung von Frauen in Friedensprozessen, zur verbessert in Zusammenarbeit mit lokalen Vorbeugung vor gewalttätigem Extremismus und zur Nichtregierungsorganisationen die Lebensumstände Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt. 6 Abrufbar unter: https://www.bundesregierung.de/Content/Infomaterial/AA/Aktionsplan1325_2017-2020_216940.html 7 Mehr zum Netzwerk der Pathfinders for Peaceful, Just and Inclusive Societies, zu dem auch Deutschland gehört, unter www.sdg16.plus 10
U mse t zung durc h das A uswä rt ige A m t 3.2 Deutsche EU-Ratspräsidentschaft Auch für die Veranstaltungen der deutschen EU-Ratsprä- 2020 sidentschaft ist das Thema Nachhaltigkeit von Bedeutung. Der Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung vereinbarte 2019, Veranstaltungen klimaneutral auszu- Nachhaltige Politik ist ein Schwerpunktthema der deut- richten. Die Definition und Evaluierung von Maßnahmen schen EU-Ratspräsidentschaft 2020. Die Bundesregierung zur nachhaltigen Organisation von Veranstaltungen setzt sich dafür ein, dass die Europäische Union und ihre erfolgte in enger Abstimmung im Ressortkreis unter Fe- Mitgliedstaaten international als ehrgeizige und aktive derführung des Auswärtigen Amtes und des Bundesminis- Akteure für Klimadiplomatie, Nachhaltigkeit und euro- teriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit päische Werte auftreten. Schwerpunkte sind eine ambitio- (BMU). Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft hat neue nierte Klima-, Umwelt- und Biodiversitätsschutzpolitik, Standards u. a. durch den Verzicht auf Kleingeschenke, die die Ausrichtung an der Agenda 2030 und eine nachhaltige Beschaffung von nachhaltigen Konferenzartikeln und die europäische Landwirtschaft. Ein zentrales Anliegen der umweltfreundliche Verpflegung und Unterbringung der Bundesregierung ist es, die wirtschaftlichen und gesell- Teilnehmer gesetzt. schaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie umfassend und inklusiv zu bewältigen und dabei den Übergang zu Mit der COVID-19-Pandemie ergaben sich weitreichende einer nachhaltigen Wirtschaft mit zu gestalten. Auswirkungen auch auf die Vorbereitung und Durch- führung der Veranstaltungen der EU-Ratspräsidentschaft. Die Bundesregierung setzt sich insbesondere dafür ein, Fast alle Veranstaltungen mussten angepasst und die Art, dass das angekündigte Konzept der EU-Kommission für wie wir arbeiten, kommunizieren und wirtschaften, neu die umfassende Umsetzung der Agenda 2030 vorgelegt, justiert bzw. umgestellt werden. Die Akzentverschiebung mit regelmäßigen Fortschrittsberichten zur Erreichung der in Richtung hybrider oder virtueller Konferenzformate SDG verbunden und zugleich aufgezeigt wird, in welchen hat zu einer erheblichen Einsparung an Emissionen und Bereichen zusätzliche politische Maßnahmen erforderlich Ressourcen geführt. Künftig wollen wir prüfen, wo und sind. Die kulturelle Dimension nachhaltiger Entwicklung wann Konferenzen mit physischer Präsenz durch digitale wird im Kontext der Zusammenhänge zwischen Klima- Alternativen ergänzt oder ersetzt werden können. Die Er- wandel (SDG 13) und Kulturerbeschutz (SDG 4: hoch- fahrungen werden ausgewertet und genutzt, um Nachhal- wertige Bildung) adressiert, da durch die Förderung von tigkeit im Auswärtigen Amt weiter zu stärken. inklusiver Bildung auch ein Beitrag zum Kulturgüterschutz im Sinne eines verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgangs mit dem Kulturerbe geleistet wird. In der EU-Menschenrechtspolitik hat das Auswärtige Amt einen Impuls zur Stärkung der kohärenten Umsetzung der VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte auf europäischer Ebene gesetzt. Im Verbund mit weiteren Ressorts der Bundesregierung setzt es sich für einen neuen umfassenden EU-Strategierahmen für verantwortungs- volles Unternehmenshandeln ein. Dazu hat das Auswär- tige Amt mehrere Präsidentschaftsveranstaltungen mit Bezug zu Wirtschaft und Menschenrechten organisiert und mitgestaltet. 11
U mse t zung durc h das A uswä rt ige A m t 3.3 Unmittelbare Unterstützung 3.4 Bildung während der Covid-19-Pandemie Bildung ist ein elementares Menschenrecht. Qualifizierte Das Auswärtige Amt koordiniert die internationale Ant- Bildung befähigt Menschen, ihre politische, soziale, kul- wort auf die Covid-19-Pandemie. Für humanitäre Hilfe turelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation zu mit Covid-19-Bezug hat das Auswärtige Amt 450 Mio. verbessern und mitzugestalten. SDG 4 mit dem Fokus auf Euro bereitgestellt (SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen). hochwertige Bildung fordert inklusive, chancengerechte Darüber hinaus wurden die Mittel für Kleinstprojekte der und hochwertige Bildung sowie die Möglichkeit zu lebens- Auslandsvertretungen auf 12 Mio. Euro verdoppelt, um langem Lernen für alle Menschen. Die Initiativen und schnell und flexibel auf Hilfeersuchen zum Schutz und der Programme des Auswärtige Amts im Rahmen der Auswär- Unterstützung besonders vulnerabler Bevölkerungsgrup- tigen Kultur- und Bildungspolitik dienen der Erreichung pen in Entwicklungs- und Schwellenländern reagieren zu von SDG 4 und damit verbundener SDGs. können (SDG 10: weniger Ungleichheiten). Das Auswärtige Amt koordiniert innerhalb der Bundesregierung die Be- antwortung von bilateralen Hilfsanfragen. Aus überschüs- UNESCO sigen Beständen des Bundesministeriums für Gesundheit Die VN-Sonderorganisation für Bildung, Wissenschaft (BMG) an Beatmungsgeräten, Schutzmasken und weite- und Kultur (UNESCO) hat die Aufgabe, die Umsetzung von rem medizinischem Material sowie unter Einsatz dafür SDG 4 global zu koordinieren. Neben dem Mitgliedsbeitrag vorgesehener Haushaltsmittel des Auswärtigen Amtes, des an die UNESCO (2020 ca. 20 Mio. Euro) stärkt das Auswär- Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit tige Amt die Arbeit und die Sichtbarkeit der Organisation und Entwicklung (BMZ) und weiterer Ressorts bemüht über die Förderung der Deutschen UNESCO Kommission sich die Bundesregierung, diesen Anfragen unter Be- (DUK), der UNESCO-Netzwerke der UNESCO-Projekt- rücksichtigung des deutschen und europäischen Bedarfs schulen, der UNESCO-Lehrstühle und der UNESCO nachzukommen. Global Geoparks sowie des UNESCO Institute for Lifelong Learning in Hamburg. Die an der DUK angesiedelten Frei- Des Weiteren fördert das Auswärtige Amt Maßnahmen zur willigendienste des Auswärtigen Amts „kulturweit“ und Bewältigung der COVID-19-Pandemie gezielt dort, wo sie „naturweit“ transportieren die Ziele der Agenda 2030 über der politischen Stabilisierung bzw. Krisenprävention die- SDG 4 hinaus. Gleiches gilt für das Welterbeprogramm der nen (SDG 16). Dabei soll der durch die Pandemie drohende UNESCO. Der Beitrag zur Unterstützung des Fachbereichs Ansehens- bzw. Legitimitätsverlust von Regierungen oder Welterbe bei der DUK fördert insbesondere die Nach- Regierungsinstitutionen entgegenwirkt bzw. die Arbeitsfä- haltigkeitsziele im Bereich Bildung sowie internationale higkeit solcher Institutionen auch in Zeiten der Pandemie Zusammenarbeit und Vernetzung (SDG 17). gesichert werden. Hier gilt es, einem destabilisierenden Narrativ demokratiefeindlicher Gruppen entgegenzu- wirken und die durch die Pandemie eingeschränkte oder bedrohte Arbeitsfähigkeit zivilgesellschaftlicher Organisa- tionen zu erhalten. 12
U mse t zung durc h das A uswä rt ige A m t Hochschulzusammenarbeit interdisziplinären, akademischen Ausbildung zusätzliche Im Hochschulbereich führen Mittlerorganisationen wie Angebote in den Bereichen gute Regierungsführung, Ver- der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die waltung, Soft Skills sowie deutsche Sprache und Kultur weltgrößte Studentenaustausch- und Hochschulkoopera- an und verfügen über Stipendienprogramme für Master- tionsorganisation, und die Alexander von Humboldt-Stif- und/oder Postdoktoranden-Studiengänge. Diese Fachzen- tung (AvH), ein Aushängeschild wissenschaftlicher tren bilden zudem den Kern des „Deutsch-Afrikanisches Exzellenz, im Auftrag des Auswärtigen Amtes umfangrei- Netzwerk für Synergien in Forschung, Transfer und Inno- che Mobilitätsprogramme durch. Sie vergeben Stipendien vation“, das im Rahmen der Strategie der Bundesregierung an Nachwuchskräfte sowie Wissenschaftlerinnen und zur Internationalisierung von Bildung, Wissenschaft und Wissenschaftler, fördern Hochschulkooperationen und Forschung unter Vorsitz des Auswärtigen Amtes und des schaffen so neue Perspektiven in Wissenschaft und Be- Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ruf. 2019 hat der DAAD über 145.600 Studierende sowie innerhalb des Schwerpunktthemas „Perspektiven schaffen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert in Afrika“ erarbeitet wurde. sowie Stipendienprogramme der Politischen Stiftungen, der Deutsch-Amerikanischen Fulbright-Kommission Dabei berücksichtigt das Auswärtige Amt die Bedeutung sowie Brot für die Welt, der Katholische Akademische von Bildung in Konflikt- und Krisenkontexten (SDG 4 und Austauschdienst (KAAD), das Ernst Ludwig Ehrlich Stu- 16). 2016 bis 2019 setzte der DAAD drei Sur-Place-Stipen- dienwerk (ELES) und das Avicenna Studienwerk fördern dienprogramme für syrische Flüchtlinge auf, um diesen Bildungsbiographien im Ausland. ein Studium an einer transnationalen Bildungseinrich- tung in der MENA-Region (Nahost und Nordafrika) zu er- Ein offener Zugang zu Hochschulbildung ist ein wesentli- möglichen. Mit Hilfe des Leadership for Syria-Programms, cher Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit (SDG 10). Die- das vom DAAD verwaltet wird, studieren seit Herbst 2015 sem Ziel hat sich z. B. der DAAD in seiner neuen Strategie zudem 200 Syrerinnen und Syrer an über 60 deutschen 2025 verpflichtet. So soll die Partizipation bisher weniger Hochschulen in Bachelor-, Master- oder Promotions- repräsentierter gesellschaftlicher Gruppen an seinen Pro- programmen. Das Auswärtige Amt hat 2015 die Phil- grammen kontinuierlich erhöht werden, denn Diversität ipp-Schwartz-Initiative (PSI) ins Leben gerufen, die von und Inklusion kennzeichnen Wissenschaftssysteme, die der AvH im Auftrag des Auswärtigen Amtes durchgeführt besonders leistungsfähig sind. wird. Die Initiative war zum Zeitpunkt der Einführung das erste Sonderprogramm in Deutschland für die Aufnahme Das Auswärtige Amt fördert seit 2009 fünf DAAD-Exzel- und Integration gefährdeter Wissenschaftlerinnen und lenzzentren in Chile, Kolumbien, Thailand und Russland Wissenschaftler an deutschen Universitäten und For- als Leuchttürme der deutschen Wissenschaft im Ausland. schungseinrichtungen. Nach wie vor ist es weltweit das Mit den Exzellenzzentren wird die internationale Ver- größte seiner Art. Bisher wurden 250 Stipendien vergeben. netzung insbesondere im Bereich der Nachwuchsaus- PSI ist darüber hinaus inzwischen zu einer viel beachte- bildung vorangetrieben. Auch fördert das Auswärtige Amt ten Plattform für den Austausch zu Wissenschaftsfreiheit seit 1991 interdisziplinäre Zentren für Deutschland- und geworden – auf nationaler, europäischer und internatio- Europastudien an herausragenden ausländischen Hoch- naler Ebene. Zudem fungiert die AvH als Sekretariat der schulen (2019: 20 in zwölf Ländern). Daneben fördert das deutschen Sektion des Scholars at Risk Networks. Auswärtige Amt mit dem Fachzentren-Programm Afrika durch nachhaltige Strukturen die Ausbildung zukünftiger Führungskräfte für Gesellschaft und Wissenschaft. Alle zehn DAAD-Fachzentren bieten neben der größtenteils 13
U mse t zung durc h das A uswä rt ige A m t Deutschland nimmt mit seinem Engagement für die Das durch das Auswärtige Amt finanzierte Programm Hochschulbildung von Flüchtlingen international eine „Globale Zentren für Klima und Umwelt“ wurde 2020 Vorreiterrolle ein. Seit 1992 hat das Auswärtige Amt über ausgeschrieben und soll auch im Sinne von SDG 13 die Deutsche Akademische Flüchtlingsinitiative (DAFI) den strukturellen Aufbau von zunächst vier Zentren in beim VN-Hochkommissar für Flüchtlinge (UNHCR) mehr Schwellen- und Entwicklungsländern aller Weltregionen als 18.000 Flüchtlingen weltweit ein Hochschulstudium fördern. Die Zentren sollen sich aus unterschiedlichen oder eine Ausbildung an einer äquivalenten Institution fachlichen und transnationalen Perspektiven mit klima- ermöglicht. Bis heute ist ein DAFI-Stipendium in vielen und umweltrelevanten Themenstellungen beschäftigen. Ländern die einzige Möglichkeit für Flüchtlinge, einen Schwerpunkte sind hierbei u. a. die Reduktion klimaschäd- Studienplatz an einer Hochschule zu erhalten. 2019 stu- licher Treibhausgase (Mitigation), und die Förderung einer dierten über 8.000 junge Menschen in 54 Ländern. Über klimafreundlichen Wirtschaft, Maßnahmen zur Anpas- dieses Programm unterstützt Deutschland den UNHCR sung an die Folgen des Klimawandels (Adaptation). bei der Erreichung des Ziels, 15 % aller jungen Flüchtlinge ein Hochschulstudium zu ermöglichen. Derzeit haben Um hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs für nur ca. 3 % junger Flüchtlinge diese Chance. 2019 wurde den Wissenschaftsstandort Deutschland zu gewinnen und das Programm im Rahmen des ersten Globalen Flücht- die fachwissenschaftliche und disziplinäre Vielfalt sowie lingsforums, welches im Dezember 2019 in Genf stattfand, die internationale Zusammenarbeit zu stärken, vergibt für andere bilaterale Geber geöffnet und mit Dänemark das Deutsche Archäologische Institut (DAI) seit 1859 Sti- wurde im Berichtszeitraum ein erster Partner gewonnen. pendien zur Förderung des Gelehrtennachwuchses in der Somit wird die Finanzierung des DAFI Programms lang- Archäologie und ihren Nachbarwissenschaften. Dazu ge- fristig nachhaltiger gestaltet. hören aktuell das Reisestipendium, das Forschungsstipen- dium sowie aus privaten Stiftungen finanzierte Stipendien Das durch das Auswärtige Amt 2020 ausgeschriebene wie z. B. das „Wülfing-Stipendium“. Das Archaeological DAAD-Programm „Globale Zentren für Gesundheit Heritage Network (ArcHerNet) wurde 2016 auf Initiative und Pandemievorsorge“ soll auch im Sinne von SDG 3 des DAI als Expertennetzwerk für Kulturerhalt gegründet. den strukturellen Aufbau von zunächst vier Zentren in Seitdem bündelt es in Deutschland vorhandene Expertise Schwellen- und Entwicklungsländern aller Weltregionen zu Kulturerhalt und Denkmalpflege. Es ist Träger der Pro- fördern. Dazu sollen international vernetzte Vorhaben grammlinie „Stunde Null“, der Teil des gesamtpolitischen aufgesetzt werden, um das gegenseitige Lernen zwischen Ansatzes zur Stabilisierung von Krisenregionen ist. Mit Wissenschaft (Lehre, Forschung, Entwicklung) und an- Capacity Building Maßnahmen, der Vergabe von Stipen- deren Akteuren (Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft) zu dien an syrische Flüchtlinge in den Anrainerstaaten Sy- befördern und den direkten Weg der neuen Erkenntnisse riens, Beiträgen zu städtebaulichen Konzepten für Aleppo in die Anwendung sicherzustellen. Die Zentren sollen sich (SDG 11: nachhaltige Städte) bis hin zum Aufbau digitaler vorrangig mit der Prävention und Behandlung übertrag- Denkmalregister wird so entschieden auf zentrale, aktuelle barer Krankheiten einschließlich der Krisenvorsorge, Herausforderungen durch internationale Entwicklungen -reaktion und -nachsorge befassen. im Kontext von Krise, Flucht und Migration reagiert. 14
U mse t zung durc h das A uswä rt ige A m t Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ 3.5 Strategische Kommunikation Das Erlernen der deutschen Sprache verbessert den Zu- gang zu inklusiver, gerechter und hochwertiger Bildung und eröffnet Entwicklungschancen: im eigenen Land, Die Außenkommunikation des Auswärtigen Amtes zu aber auch in Deutschland (SDG 4 in Verbindung mit den den SDGs über die Deutschland-Plattform www.deutsch- SDGs 10 und 17). Die 2008 vom Auswärtigen Amt ins land.de wird durch die Darstellung von exemplarischen Leben gerufene Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ außenpolitischen Projekten greifbarer gestaltet und die (PASCH) trägt mit ihrem internationalen Netzwerk von Sichtbarkeit dieser Maßnahmen erhöht, beispielsweise zu 1.800 Schulen in über 120 Partnerländern, an denen Themen wie Ressourcen und Nachhaltigkeit, Energie und etwa 600.000 Schülerinnen und Schülern lernen, gezielt Technologie sowie das deutsche Engagement in bilate- zur UNESCO-Kampagne „Bildung für nachhaltige Ent- ralen Energiepartnerschaften aber auch zur Deutschen wicklung“ (BNE) bei. Nachhaltigkeit und Umweltschutz Akademischen FIüchtlingsinitiative DAFI (SDG 4) oder der gehören zu den im PASCH-Netzwerk vermittelten Werten Unterstützung des globalen Aktionsplans für nachhaltige und Inhalten. Wichtiger Bestandteil des PASCH-Netz- Energielösungen in Vertreibungssituationen (SDG 7). werks sind die 140 von der Zentralstelle für das Auslands- schulwesen (ZfA) betreuten Deutschen Auslandsschulen. Umweltbewusstsein wird dort über Unterrichtsinhalte und Projekte vermittelt. Einen festen Platz hat das Thema Umwelt auch im Schul- und Prüfungsprogramm des 3.6 Analyse, wissenschaftliche Deutschen Sprachdiploms (DSD) der Kultusminister- konferenz (KMK), das an rund 1.100 PASCH-Schulen von Begleitung und Wissenschafts der ZfA umgesetzt wird. Die über 670 vom Goethe-Ins- kooperation titut betreuten sog. Fit-Schulen sind ebenso zu kreativer Projektarbeit zu Umweltfragen aufgerufen. Beispielsweise Das Auswärtige Amt hat eine Reihe von Forschungspro- wurden im Sommer 2020 rund 1.300 Stipendiatinnen jekten zur Entwicklung von innovativen Politikansätzen und Stipendiaten zu den Digitalen PASCH-Jugendcamps und langfristigen außenpolitischen Strategien initiiert #VisionenFürDieZukunft eingeladen. Im Vordergrund und gefördert, die auch zur Umsetzung des SDGs beitra- stehen Themen der nachhaltigen Entwicklung auch gen. Hierzu gehört u. a. eine mit dem „Berlin Institut für bei den durch den Pädagogischen Austauschdienst der Bevölkerung und Entwicklung“ durchgeführte Studie zu Kultusministerkonferenz betreuten PASCH-Schulpart- den Auswirkungen von Bildung auf die Bevölkerungspoli- nerschaften zwischen Schulen in Deutschland und der tik in Afrika (SDGs 4 und 10: hochwertiger Bildung und ganzen Welt. Bemerkenswert ist das zunehmende Inte- weniger Ungleichheit sowie SDGs 1 und 2: keine Armut/ resse an Studiengängen mit den Schwerpunkten Nach- kein Hunger) sowie eine Studie über die deutsche Politik haltigkeit und Umwelt unter den vom DAAD geförderten zur Unterstützung der Rolle von Frauen bei Konflikt- PASCH-Abiturientinnen und -Abiturienten. Auf der vom bewältigung und Friedensförderung (SDG 5). Daneben DAAD betreuten PASCH-Alumni-Plattform wurde im Jahr unterstützt das Auswärtige Amt das Center for Feminist 2019 ein erfolgreicher Videowettbewerb zu Umwelt und Foreign Policy, das eine öffentlich zugängliche Datenbank Klimawandel anlässlich des 250. Geburtstags Alexander zur Förderung der Beteiligung von außen- und sicher- von Humboldts durchgeführt. heitspolitischen Expertinnen bei wissenschaftlichen Konferenzen und Veranstaltungen erstellt hat. 15
U mse t zung durc h das A uswä rt ige A m t Vielfältig ist die wissenschaftliche Begleitung und Analyse im Bereich des SDG 16, z. B. zu Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle mit dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) oder bei Forschungen und Projekten zum Thema Multilateralismus. Hier förderte das Auswärtige Amt im Berichtszeitraum u. a. eine Umfrage der Körber-Stiftung zur öffentlichen Wahrnehmung und Unterstützung multilateraler Außenpolitik sowie ver- schiedene Projekte etwa mit dem Global Public Policy Institute (GPPI). Im April 2019 wurde die im Auftrag des Auswärtigen Amtes von adelphi erstellte Studie zu nachhaltiger Außenpolitik und der Agenda 2030 vorgestellt8. Die Studie fokussiert auf die Frage, wie Außenpolitik zu Nachhaltigkeit beitragen kann und welche neuen Handlungsfelder und Werkzeuge dafür besetzt und ausgebaut werden müssen. Im Bereich der Rechtsstaatlichkeit (SDG 16) besteht eine Wissenschaftskooperation mit der Freien Universität Berlin, in deren Rahmen Wissenschaftler in die Abteilung S (Krisenprävention, Stabilisierung, Konfliktnachsorge und Humanitäre Hilfe) des Auswärtigen Amts entsandt werden und dort zu Fragen der Rechtsstaatsförderung in Stabilisierungskontexten beraten. 8 Driving Transformative Change: Foreign Affairs and the 2030 Agenda, abrufbar unter https://www.adelphi.de/de/publikation/driving-transformati- ve-change-foreign-affairs-and-2030-agenda 16
U mse t zung mi t dem Auswä rt igen A m t 4 Umsetzung mit dem Auswärtigen Amt – das Auswärtige Amt als Partner „Zusammenarbeiten. Kompromisse finden. Unsere gemeinsamen Regeln und Institutionen verteidigen. Das ist es, was wir außenpolitisch unter Nachhaltigkeit verstehen.“9 Das Auswärtige Amt kooperiert im Zuge eines star- lung gegenseitig bedingen (SDG 16). Deutsche Außenpoli- ken Multilateralismus mit internationalen Partnern zur tik ist nachhaltig, weil sie auf dauerhafte Konfliktlösungen Umsetzung und Erreichung gemeinsamer Ziele, auch und unter Einbindung aller Akteure setzt. Dazu gehört auch der gerade im Bereich Nachhaltigkeit. Darüber hinaus erfolgt enge Austausch mit Partnern in bilateralen Gesprächen im Rahmen der Agenda 2030 eine verstärkte Kooperation und strategischen Dialogen. Das Auswärtige Amt will mit mit der Wirtschaft, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft diesen Leitlinien und während der deutschen Mitglied- als Partner für die Erreichung der SDGs. schaft im VN-Sicherheitsrat noch stärker auf Prävention setzen. Dieser nachhaltige Ansatz nimmt die Ursachen möglicher zukünftiger Konflikte in den Blick, beispielswei- se beim Thema Klima und Sicherheit. Die Einbeziehung aller Akteure ist eine wesentliche Voraussetzung für einen 4.1 Neue Partnerschaften für nachhaltigen Frieden. Das gilt sowohl für die Beteiligung von Frauen an Krisenpräventions- und Friedensprozessen die Agenda 2030: SDG 17 und als auch für die Einbindung der Jugend in diese Prozesse. Multilateralismus Dies hat Deutschland u. a. mit der Resolution 2535 die Agenda „Jugend, Frieden und Sicherheit“ bekräftigt. Die Agenda 2030 steht exemplarisch dafür, was die Welt- gemeinschaft gemeinsam erreichen kann und muss. Das Auswärtige Amt setzt sich dafür ein, SDG 17 „Neue Ihr holistischer Ansatz betont die Querverbindungen Partnerschaften für die Agenda 2030 und die globale nach- zwischen allen Nachhaltigkeitszielen. Außenpolitik muss haltige Entwicklung“, mit Leben zu füllen. Deutschland diesen ganzheitlichen Ansatz aufnehmen und außenpoli- engagiert sich dafür in multilateralen Organisationen tisch flankieren bzw. gezielt fördern. Es geht darum, eine und internationalen Foren wie den VN, der EU, der G20 Diplomatie für Nachhaltigkeit zu stärken und weiterzu- oder der G7. Wie kaum ein anderes Land hat Deutschland entwickeln. In diesem Sinne ist die Agenda 2030 eine glo- von einer relativ stabilen, regelbasierten internationalen bale Resilienzagenda für eine nachhaltige Außenpolitik, Ordnung profitiert. Frieden, Wohlstand, eine offene Welt die wir gemeinsam mit unseren Partnern umsetzen. nach außen und eine offene Gesellschaft nach innen sind untrennbar mit einem regelbasierten, globalen Miteinan- Die Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, der verbunden. Eine der wichtigsten Aufgaben deutscher Frieden fördern“ als Richtschnur deutscher Außenpolitik Außenpolitik ist es daher, zum Erhalt dieser Ordnung stellen heraus, dass sich Frieden, Sicherheit und Entwick- beizutragen, sie gemeinsam mit gleichgesinnten Partnern 9 Rede von Außenminister Maas in der Generaldebatte der 74. Generalversammlung der Vereinten Nationen, 25.09.2019, abrufbar unter https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-generalversammlung/2249828 17
U mse t zung mi t dem A uswä rt igen A m t weiter zu entwickeln und multilaterale Zusammenarbeit haltigere Basis gestellt und die Zersplitterung durch zu zu fördern. Die auf Initiative des Auswärtigen Amtes im starke Zweckbindung überwunden werden. Deutschland September 2019 ins Leben gerufene „Allianz für den Mul- hat sich an der Reform auch finanziell beteiligt. tilateralismus“ setzt sich für partnerschaftliche Lösungen für globale Probleme ein (s. Kapitel 3.1 und 3.4). 2021 wird sich Deutschland mit seinem zweiten freiwilli- gen nationalen Umsetzungsbericht (Voluntary National Auch in den bilateralen Beziehungen und der regionalen Review, VNR) auf dem „Hochrangigen Politischen Forum Zusammenarbeit werden Maßnahmen für die Implemen- zu nachhaltiger Entwicklung“ (High Level Political tierung der SDGs ergriffen. So unterstützt das Auswärtige Forum, HLPF) präsentieren. Das Auswärtige Amt wird zum Amt in Westafrika und im Nahen Osten die Prävention VNR insbesondere im Hinblick auf die Erreichung der von religiösem Extremismus. In enger Zusammenarbeit SDGs 16 und 17, aber auch den anderen in diesem Bericht mit der Afrikanischen Union (AU) wird der Aufbau der genannten Bereichen beitragen. afrikanischen Friedens- und Sicherheitsarchitektur und damit einer eigenständigen afrikanischen Friedenspolitik Die Bundesregierung sieht den Europarat als unver- gestärkt. Ergänzt wird dies durch den strategischen Dialog zichtbare Institution zur Förderung von Menschenrech- und ständigen Austausch auch zu Nachhaltigkeit mit ten, Rechtstaatlichkeit und Demokratie in ganz Europa befreundeten westlichen Staaten. Exemplarisch sei der und damit als wichtiger Partner für die Umsetzung von deutsch-französische Vertrag von Aachen von Januar 2019 SDG 16. Deutschland übernimmt mit dem Vorsitz im genannt, der die verstärkte Abstimmung in der Umset- Ministerkomitee von November 2020 bis Mai 2021 zusätz- zung der Agenda 2030 und weitere Nachhaltigkeitsaspekte liche Verantwortung im Europarat. in einem eigenen Kapitel behandelt10. Das Auswärtige Amt stärkt internationale Kooperation Darüber hinaus setzt sich das Auswärtige Amt im VN- und durch die internationale Diplomatenausbildung. Jährlich sonstigen multilateralen Kontext konsequent dafür ein, werden ca. 300 junge ausländische Diplomatinnen und Di dass die Agenda 2030 als Bezugsrahmen in relevanten plomaten, oft aus jungen Demokratien oder fragilen Staaten, Texten und Resolutionen im Wirtschafts- und Entwick- für Fortbildungen nach Deutschland eingeladen. So schafft lungsbereich verankert wird. Es prüft zu erarbeitende Tex- das Auswärtige Amt berufliche Kooperationsnetzwerke und te an den Prinzipien der Agenda 2030 und achtet darauf, pflegt sie mit Alumniprogrammen. Ergänzend bietet das dass sich keine Widersprüche zu ihren Aussagen ergeben. Global Diplomacy Lab eine Austauschplattform zwischen Ein besonders wichtiges Vorhaben in diesem Zusammen- Diplomaten, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft, hang ist die 2018 begonnene Reform des Entwicklungs- ebenfalls zur Stärkung internationaler Kooperation. systems der VN, welche eine effizientere und kohärentere Umsetzung der Agenda 2030 durch die VN gewährleisten soll. Kernpunkt der Reform ist die Neuaufstellung des Sys- tems der VN-Länderkoordinatoren einschließlich neuer Finanzierungsmodalitäten. Auch sollen die freiwilligen Leistungen an das VN-Entwicklungssystem auf eine nach- 10 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration vom 22.1.2019, abrufbar unter https://www.bundesregierung.de/resource/blob/997532/1570126/c720a7f2e1a0128050baaa- 6a16b760f7/2019-01-19-vertrag-von-aachen-data.pdf?download=1 18
U mse t zung mi t dem Auswä rt igen A m t 4.2 Partnerschaft mit EU und OSZE multilateraler Kooperation bei der Bekämpfung von Ter- für Stabilisierung und Frieden rorismus und organisierter Kriminalität. Das Auswärtige Amt fördert über alle drei Dimensionen (politisch-mili- tärisch, wirtschaftlich/ökologisch, menschlich) konkrete Die Europäische Union unterstützt mit ihrem Stabili- OSZE-Projekte vor allem auf dem Westlichen Balkan täts- und Friedensinstrument weltweit Maßnahmen im (s. a. Kapitel 3.1). Darüber hinaus unterstützt es auch Bereich Stabilisierung, Krisenprävention und Konflikt- OSZE-Projekte zur Korruptionsbekämpfung auch durch nachsorge, die vom Engagement des Auswärtigen Amtes innovative digitale Instrumente, zum Konnex von Klima in diesem Bereich ergänzt werden. Mithilfe des Nachbar- und Sicherheit wie auch zur nachhaltigen Konnektivität. schaftsinstruments fördert die EU die Grundsätze guter Weitere Schwerpunkte sind die Inklusion der Zivilgesell- Regierungsführung, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und schaft im Menschenrechtsdialog, die Bekämpfung von Menschenrechte in den Ländern der östlichen und der Antisemitismus und von Hassrede. südlichen Nachbarschaftsregion. Im Fokus steht dabei auch die Stärkung lokaler Verwaltungen und der Zivil- gesellschaft in den Partnerländern, um aktive demokrati- sche Teilhabe stetig auszubauen (SDG 16). Weiterhin setzt die EU ihre Zusammenarbeit mit Partnerländern fort, 4.3 Der weltweite gemeinsame Kampf um alle Formen der Ungleichheit und Fluchtursachen anzugehen (SDG 10). In diesem Zusammenhang werden gegen die Covid-19-Pandemie aus der EU-Fazilität für Flüchtlinge in der Türkei, für die das Auswärtige Amt die deutschen nationalen Beiträge Die COVID-19-Pandemie kann nur besiegt werden, koordiniert, sowohl Flüchtlinge als auch Aufnahme- wenn sie weltweit unter Kontrolle gebracht wird: Nie- gemeinschaften unterstützt. Aus Mitteln des Heran- mand ist sicher, bis alle sicher sind. Impfstoffe müssen führungsinstruments fördert die EU Maßnahmen in der daher weltweit zugänglich und bezahlbar sein. Diesem Erweiterungsregion, die die Sozialsysteme verbessern, Ziel hat sich die COVAX-Fazilität unter der Führung der hochwertige öffentliche Dienstleistungen zugänglicher Impfallianz GAVI, der WHO und der Forschungsallianz machen und Diskriminierung bekämpfen. In der Westbal- CEPI verschrieben. Mit maßgeblicher Unterstützung des kanstrategie erarbeiten die EU und die Länder der Region Auswärtigen Amtes ist Deutschland COVAX über die EU Maßnahmen, die unabhängige und effiziente Gerichte beigetreten und unterstützt mit einem nationalen Beitrag sowie weitere Institutionen stärken, um einen Beitrag zum den ACT-Accelerator, der auch Mechanismen für den gesellschaftlichen Wandel zu leisten. Dazu fördert die EU weltweiten Zugang zu Medikamenten gegen Covid-19 und die regionale Kooperation der Westbalkanländer unter- Diagnostik entwickelt und Gesundheitssysteme stärkt. einander. Das Auswärtige Amt vertritt Deutschland im Steuerungs- gremium der COVAX-Fazilität. Damit leistet Deutschland Auch in der OSZE setzt sich Deutschland für die Umset- auch einen Beitrag zur Erreichung von SDG 3. zung von SDG 16 ein. In dieser Organisation unterstützt das Auswärtige Amt kooperative Sicherheitspolitik in Die Covid-19-Pandemie hat die Erreichung der Nach- Europa insbesondere durch den strukturierten Dialog und haltigkeitsziele erschwert und Ungleichheiten verstärkt. eine Modernisierung des Wiener Dokuments zur ver- Sie bedeutet für das VN-System einen echten Stresstest. besserten Implementierung der bestehenden Rüstungs- Ziel ist nun, die Krise als Chance für einen grüneren kontrollregime, vertrauensbildender Maßnahmen im und nachhaltigeren Wiederaufbau zu nutzen. Um die Bereich Open Skies und Cybersicherheit sowie Stärkung Entwicklungsfinanzierung in Zeiten von Covid-19 zu 19
Sie können auch lesen