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 Reformationstag. Martin Luther – hier rechts auf der Kanzel – stellte Jesus Christus wieder in den Mittelpunkt der kirchlichen
 Verkündigung. Das Bild gehört zum „Reformationsaltar“ in der Wittenberger Stadtkirche, den Lucas Cranach, der Ältere, mit
 seinem Sohn, Cranach, dem Jüngeren, gestaltete.
 Foto: pro/Jonathan Steinert

proKOMPAKT 44 19
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Liebe Leserin, lieber Leser!
                                                                                                                                                                 44 19
A
        m Montag dieser Woche hat die christliche                   von einer Zusammenarbeit mit Open Doors abgesehen zu
        Hilfsorganisation Open Doors in Berlin eine Studie          haben. Man wolle lieber diplomatisch vorgehen und weiterhin
        zur Lage von geflüchteten und in Deutschland zum            die Gesprächskultur mit dem BAMF pflegen, anstatt öffentlich
Christentum konvertierten Asylbewerbern vorgestellt (siehe          durch Studien Druck zu erzeugen. Zudem zweifle sie die
Seite 9). Immer seltener gilt die Konversion zum Christentum        Methodik der Erhebung an. Open Doors hingegen bedauert
den Behörden – vor allem dem Bundesamt für Migration                es, dass es selbst bei diesem Thema nicht gelinge, dass alle
und Flüchtlinge (BAMF) – als Grund, Flüchtlingen einen              Kirchen mit einer Stimme sprechen.
Schutzstatus zu gewähren, der sie vor Abschiebungen in                Nun mag der ein oder andere argumentieren, es liege
Länder wie den Iran oder Afghanistan bewahrt. Dort schweben         auch eine Stärke darin, dass alle genannten Organisationen              IMPRESSUM
sie nach Aussagen der Menschenrechtler nicht selten in              unterschiedliche Zugänge haben, um auf denselben Missstand
Lebensgefahr, sind mindestens aber starken Repressionen             hinzuweisen und auf eine Veränderung hinzuarbeiten. Die                 Herausgeber Christliche Medieninitiative pro
ausgesetzt.                                                         einen setzen sich als Lobbyisten im Hintergrund ein, die anderen        Charlotte-Bamberg-Straße 2 | 35578 Wetzlar
   Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die             suchen die Öffentlichkeit und erzeugen Druck, etwa durch Paten          Telefon 06441 5 66 77 00 | Telefax 06441 5 66 77 33
Deutsche Evangelische Allianz sind sich darin einig, dass dieser    wie CDU-Politiker Volker Kauder. Bisher hat beides seine Wirkung        kep.de | info@kep.de | pro-medienmagazin.de
Zustand unhaltbar ist. In der Vergangenheit sind Vertreter          verfehlt, die Lage der Konvertiten ist weit dramatischer als noch
beider Institutionen – also landeskirchliche Protestanten           vor drei Jahren. Wie kraftvoll aber wäre es, setzten sich trotz aller   Geschäftsführer Christoph Irion
und Evangelikale – an die Öffentlichkeit gegangen und               theologischer und inhaltlicher Differenzen landeskirchliche             Redaktionsleitung Stefanie Ramsperger
haben etwa die Anhörungen, die das BAMF durchführt,                 Protestanten, Freikirchler und sogar Katholiken an einen Tisch,
um das Glaubensleben der Konvertiten zu prüfen, scharf              suchten Gemeinsamkeiten und artikulierten diese als eine                proKOMPAKT ist ein Nachrichtenservice des
kritisiert. Ebenso wie die Verschärfungen bei den Regeln            christliche Stimme öffentlich? Es wäre nicht nur ein Schritt            Christlichen Medienmagazins pro. Wenn nichts
zum Kirchenasyl seitens des Bundesinnenministeriums. Der            zur Aussöhnung der verschiedenen Lager, zumindest da, wo                anderes vermerkt ist, liegen alle Rechte beim
Berliner Vertreter der EKD, Martin Dutzmann, wünschte sich          es noch gefühlte Gräben zu überwinden gibt. Es wäre auch ein            Christlichen Medienmagazin pro.
jüngst im Austausch mit pro mehr Verständnis der Behörden für       Hinweis an die Politik: Seht her, hier machen wir gemeinsame            Nachdruck und weitere Veröffentlichung nur auf
das Kirchenasyl und kritisierte immer häufigere Ablehnungen         Sache, denn es geht um Menschenleben. Es geht um jene, die              Anfrage bei der Redaktion.
von Härtefällen. Die Deutsche Evangelische Allianz fordert          in Deutschland und den Kirchen Schutz suchen. Egal welcher
gemeinsam mit Open Doors gar einen Abschiebestopp für               Denomination und
konvertierte Flüchtlinge in islamische Länder.                      Konfession          wir                                                 KONTAKT
   Doch obwohl EKD und Evangelische Allianz hier ein                angehören – wir
wichtiges Anliegen teilen – den Schutz jener, die sich trotz        werden sie nicht im                                                     Haben Sie Fragen an die Redaktion?
Gefahr für das eigene Leben dem Christentum zuwenden                Stich lassen!                                                           redaktion@pro-medienmagazin.de
–, kommen beide Gruppen nicht auf einen Nenner. Die                                                                                         Telefon 06441 5 66 77 00
Protestanten verweigerten eine Zusammenarbeit mit Open              Mit freundlichen
Doors und der Allianz bei der Erstellung der jüngst vorgestellten   Grüßen                                                                  Das Christliche Medienmagazin pro
Studie. Auf dem Podium bei der Pressekonferenz saßen                Ihre pro-Redaktion                                                      ist ein Arbeitsbereich der Christlichen
lediglich Vertreter aus dem Umfeld der Evangelischen Allianz        Anna Lutz                                                               Medieninitiative pro e.V.
– inklusive einem Pfarrer der Selbständigen Evangelisch-                                                                                    und lebt von Ihrer Spende.
Lutherischen Kirche (SELK). Auf Nachfrage bestätigt die EKD,                                                                                pro-medienmagazin.de/spenden

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Zitat

                   „Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allesamt Sünder
                   und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen,
                   und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch
                   die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“
                   Römer 3,22–24. Der Brief von Paulus an die Römer prägte Martin Luthers Theologie wesentlich.

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Foto: www.katrinseilbahn.com                         Foto: pro/Martina Blatt                               Foto: OEKT

    NEUE SEILBAHN IN BAD ISCHL                           WERTE                                                 2021

    Gondeln und Beichten                                 Bedford-Strohm:                                       „schaut hin“ ist Motto
    Bergwanderer im oberösterreichischen Bad Ischl
                                                         Menschenwürde auch im                                 des Ökumenischen
    können nun auch in einer Seilbahn die Beichte        Internet                                              Kirchentages
    ablegen. Das berichtet die österreichische
    Nachrichtenagentur Kathpress.                        Im Kampf gegen Antisemitismus fordert der             Der 3. Ökumenische Kirchentag 2021 in Frankfurt
                                                         Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in           am Main steht unter dem Motto „schaut hin!“.
                                                         Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, eine      Das gaben die Verantwortlichen am Samstag
                                                         Ausrichtung des Internets an Werten – nicht nur       bekannt. Das Leitwort soll sich in allen geplanten
                                                         am Kommerz. Die Menschenwürde müsse auch              Themenbereichen niederschlagen.
                                                         dort zum Tragen kommen.

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                                                                            Von Erfurt aus werden die politischen                                 „Vergeben kann nur, wer das Leid erlebt“
     THÜRINGEN                                                              Geschicke des Freistaates Thüringen gelenkt
                                                                                                                               Synagoge in Halle vor wenigen Wochen zeige, „wohin solche

     Ein Freistaat
                                                                            Foto: Nicole Kasper, flickr
                                                                                                                               Überzeugungen in einem Klima von gewaltsamer Sprache und
                                                                                                                               Hass führen können“.

     im Dilemma
                                                                                                                                  Uwe Heimowski, Politik-Beauftragter der Deutschen
                                                                                                                               Evangelischen Allianz, erkennt im Wahlergebnis ebenfalls
                                                                                                                               eine weitere Spaltung der Gesellschaft. Gleichzeitig zeigte
                                                                                                                               er sich erfreut über die Wahlbeteiligung von 65 Prozent:
                                                                                                                               „Politik interessiert die Bürger wieder“, schrieb er auf seiner
                                                                                                                               Facebookseite. Für CDU und SPD hält er eine inhaltliche
                                                                                                                               und personelle Neuausrichtung für nötig, wenn diese beiden
                                                                                                                               Parteien ihre Abwärtstrends beenden wollten. Mit Blick auf
                                                                                                                               die AfD erklärte er, man müsse sie einerseits als politischen
                                                                                                                               Akteur ernst nehmen und gleichzeitig allen rassistischen und
                                                                                                                               rechtsextremen Tendenzen deutlich widersprechen. Zudem
                                                                                                                               rief er dazu auf, „für die Obrigkeit zu beten. Umso mehr in
                                                                                                                               dieser schwierigen Situation.“
Die Landtagswahl in Thüringen hat ein Ergebnis hervorgebracht, in dem sich die Spaltung der                                       Für Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, ist
Gesellschaft widerspiegelt. Vertreter der Kirchen betonen den Wert des Kompromisses. Eine Regierung                            die hohe Zustimmung für die AfD nicht das Ergebnis einer
zu bilden, wird schwierig. Eine Analyse von Jonathan Steinert                                                                  Protestwahl. Gerade in Thüringen gebe es keinen Zweifel an
                                                                                                                               der rechtsnationalen Ausrichtung der Partei, sagte er laut
Jonathan Steinert
                                                                                                                               Deutscher Presse-Agentur (dpa). Viele Wähler hätten sich
                                                                                                                               „mit billiger rassistischer Stimmungsmache und Abwertung

D
        ie Landtagswahl in Thüringen hat in verschiedener         Im Wahlergebnis zeige sich, wie gespalten die thüringische   der regierenden Parteien einfangen lassen“. Und er betonte:
        Hinsicht ein bemerkenswertes Ergebnis hervorgebracht:   Gesellschaft sei, sagte der Bischof des Bistums Erfurt         „Wer AfD wählt, wählt den Weg in ein antidemokratisches
        Die Partei Die Linke mit ihrem Spitzenkandidaten Bodo   Ulrich Neymeyr, meldete der Evangelische Pressedienst.         Deutschland.“ Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke ließ
Ramelow hat mit 31 Prozent ihr bestes Ergebnis in Thüringen     „Den politischen Gegner zu achten, selbst wenn man             seinerseits verlauten, die AfD sei nach den Landtagswahlen in
und bei einer Landtagswahl überhaupt eingefahren. Die CDU       anderer Meinung ist, sollte selbstverständlich sein. Das       Brandenburg, Sachsen und Thüringen die neue Volkspartei im
wiederum hat in dem Freistaat noch nie so wenige Stimmen        hilft auch, der offensichtlichen Spaltung der Gesellschaft     Osten.
bekommen und landete mit knapp 22 Prozent hinter der AfD        entgegenzuarbeiten.“ Sein Bischofskollege Friedrich Kramer
(23,4 Prozent) auf Platz drei. Alle anderen Parteien blieben    von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland betonte:     Pragmatisch oder prinzipientreu?
einstellig. Mit der Linken und der AfD haben die beiden         „Wir werden den Kompromiss noch mehr als wichtige
Parteien die meisten Stimmen bekommen, die auf dem              Form der politischen Arbeit schätzen dürfen anstatt ihn          Die Regierungsbildung könnte indes schwierig werden.
politischen Spektrum am weitesten auseinanderliegen. Mehr       als Niederlage zu verstehen.“ Er warnte, dass das gute         Denn für das bisherige Bündnis aus der Linken, der SPD und
als die Hälfte der abgegebenen Stimmen entfielen auf eine der   Abschneiden der AfD mehr sei als die Äußerung von Protest
beiden. CDU-Spitzenkandidat Mike Mohring stellte angesichts     oder politische Unreife: „Es handelt sich hier um manifeste
                                                                                                                                                   online lesen | pro-medienmagazin.de
dessen fest: Die Mitte hat verloren.                            politische Grundüberzeugungen.“ Der Anschlag auf eine

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BUCH „UNERHÖRT“                                                                                                                  Worte sorgsam wählen

Diakoniechef Lilie: „Raus aus                                                                                                       Lilie wies auf die Wahlerfolge der AfD in von
                                                                                                                                 Flüchtlingsproblematiken betroffenen Wahlbezirken hin.

der Blase und wirklich zuhören“
                                                                                                                                 Die Partei gehe genau in dieses Vakuum hinein, indem sie
                                                                                                                                 suggeriere: „Wir kümmern uns.“ Man dürfe das Feld nicht den
                                                                                                                                 Populisten überlassen. Dass sie sich kümmern würden, das
                                                                                                                                 müssten die Menschen auch den Politikern der klassischen
Veränderung wächst aus dem Zuhören, diese Erfahrung hat Diakonie-Präsident Ulrich Lilie in seinem                                Volksparteien abspüren. „Populistische Parteien kümmern
Buch „Unerhört“ beschrieben. Mit Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus war sich Lilie am Mittwoch in                               sich nicht wirklich, sondern sie nehmen die Wut und sagen
Berlin darüber einig: Jeder Mensch muss in seinen Ängsten gesehen und ernstgenommen werden.                                      den Leuten: ‚Ihr müsst noch viel wütender sein!‘“, betonte
                                                                                                                                 Brinkhaus. „Ich habe bei populistischen Parteien noch nie
Christina Bachmann
                                                                                                                                 einen Lösungsansatz gesehen, der in irgendeiner Art und
                                                                                                                                 Weise halbwegs realistisch ist.“
                                                               von einfachen Menschen, „keine Fremdenhasser oder                    Er plädierte ebenfalls für einen ehrlichen Umgang: „Die
                                                               Rassisten“, sondern „enttäuscht und sauer“. Die politischen       Gesellschaft hat sich verändert, ihr werdet euch auch
                                                               Entscheidungen zur Flüchtlingsaufnahme und die anfängliche        verändern müssen – aber wir werden diesen Weg zusammen
                                                               Euphorie müssen sie nun ausbaden, so kommt es ihnen vor,          mit euch gehen.“ Das setze beidseitiges Zuhören voraus und
                                                               die konkreten Probleme im Alltag haben sie vor ihrer Haustür.     ebenso einen respektvollen Umgang miteinander. Auch mit
                                                                 Das Problem sei nicht, dass die Flüchtlinge gekommen            Hinweis auf die verhinderte Lesung von Ex-Innenminister
                                                               seien, sondern wie man damit umgegangen sei, betonte              Thomas de Maizière (CDU) in Göttingen sprach Brinkhaus
                                                               Unionsfraktionschef Ralph Brinhkaus beim anschließenden           von einer gewaltigen Empörungskultur, die durch die Sozialen
                                                               Gespräch mit Ulrich Lilie. Ein ehrlicher Umgang mit den           Medien noch stärker geworden sei.
                                                               Befürchtungen und Ängsten der Deutschen wäre besser                  „Wir müssen auch unsere Worte wählen“, mahnte der
                                                               gewesen, glaubt er. Stattdessen sei es genau andersherum          Unionsfraktionschef. „Wir haben diese Qualität in Teilen des
                                                               gelaufen: „Wer es überhaupt nur gewagt hat, mal darauf            Deutschen Bundestags verloren.“ Die AfD verschiebe ganz
                                                               hinzuweisen, dass das vielleicht auch Probleme mit sich           bewusst Sprachgrenzen, ergänzte Lilie, sie breche Tabus und
                                                               bringt, der ist aber so was von weggebasht worden, dass es        sage anschließend: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“
                                                               hinterher keiner mehr gesagt hat.“                                – „Nein, das darf man hier nicht sagen“, so Lilie, „wenn man zu
                                                                 Dahingehend habe auch die Kirche Fehler gemacht, räumte         diesem Gemeinwesen gehören möchte.“
Ulrich Lilie ist Präsident der Diakonie Deutschland und        Lilie ein. Es habe ein Fieber wie bei einer Fußball-WM gegeben:
Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Werkes für             „Das hat ein bisschen die ganze Sache zur Idylle gemacht.“        „Wir sind ein gutes Land“
Diakonie und Entwicklung                                       Von dieser Euphoriewelle hat sich seiner Meinung nach auch
Foto: Diakonie/Thomas Meyer                                    die Kirche mitreißen lassen. Auch wenn er die Entscheidung          Was können Einzelne tun? Sich zum Beispiel auf
                                                               der Kanzlerin zur Flüchtlingsaufnahme für richtig halte:          Kommunalebene politisch engagieren, meinte Brinkhaus und

„
    Wir haben diese Leute alleingelassen“, so der Titel        Zu wenig seien in der politischen Kommunikation die               lobte das Engagement von Bürgerinitiativen. Das sei allerdings
    eines Kapitels, das Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie   Herausforderungen angesprochen worden. Er wünsche sich
    Deutschland, für seine Lesung in der Buchhandlung          vielmehr, „dass wir benennen, was schwierig ist, und dass wir
                                                                                                                                                     online lesen | pro-medienmagazin.de
der Berliner Stadtmission ausgewählt hatte. Es handelt         die Sorgen von Menschen ernstnehmen.“

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ANTISEMITISMUS-STUDIE

                                                                   „Das Ausmaß wurde lange
                                                                   Zeit unterschätzt“
                                                                   Jeder vierte Deutsche hegt laut einer neuen Studie antisemitische Gedanken. 41 Prozent sind sogar
                                                                   der Meinung, Juden redeten zu viel über den Holocaust. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des
                                                                   Jüdischen Weltkongresses (JWC).
                                                                   Johannes Blöcher-Weil

                                                                   „Antisemitismus hat Krisenpunkt erreicht“                           wenn es um Antisemitismus geht, dann ist das Deutschland.“
                                                                                                                                         Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte sei das
                                                                      Der WJC ist eine Vereinigung, die jüdische Gemeinden             mangelnde Bewusstsein und das Versäumnis, jüdische
                                                                   und Organisationen in 100 Ländern vertritt. Präsident               Mitbürger effektiv zu schützen, inakzeptabel. Lauder
                                                                   Ronald S. Lauder sagte der Süddeutschen Zeitung, dass der           fordert eine „engagierte Kampagne zur Bekämpfung
Hat der Antisemitismus einen neuen Höhepunkt erreicht?             Antisemitismus in Deutschland einen Krisenpunkt erreicht            des Antisemitismus in Deutschland“. Diese müsse das
Eine Studie des Jüdischen Weltkongresses bringt                    habe. „Es ist an der Zeit, dass die gesamte deutsche Gesellschaft   Thema Bildung und die stärkere Vernetzung zwischen den
erschreckende Ergebnisse.                                          Position bezieht und Antisemitismus frontal bekämpft.“              Repräsentanten jüdischer Organisationen im Blick haben.
Foto: pro/Anna Lutz                                                   In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt Lauder,          Darüber hinaus müsse die Sicherheit vor Synagogen und
                                                                   dass das deutsch-jüdische Verhältnis immer kompliziert sein         jüdischen Einrichtung verbessert werden. Das Strafmaß für

A
       ntisemitisches Gedankengut ist in Deutschland               werde. Das Ausmaß des Antisemitismus sei lange unterschätzt         antisemitische Straftaten und andere Hassverbrechen sei
       verbreiteter als gedacht. Laut einer Studie des Jüdischen   worden. Bei den Ergebnissen frage er sich, ob Deutschland           zu niedrig. Alle Parteien sollten Antisemitismus aus ihrem
       Weltkongresses (WJC) hegt jeder vierte Befragte             sich wirklich von seiner schweren Vergangenheit gelöst habe.        Innenleben konsequent entfernen.
antisemitische Gedanken. 41 Prozent der Befragten finden,          Nur 75 Jahre nach dem Holocaust seien Juden wieder Ziel von           Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix
dass Juden zu viel über den Holocaust redeten, 26 Prozent          Übergriffen.                                                        Klein, äußert sich besorgt zu den Ergebnissen der Studie. Er
attestieren ihnen „zu viel Macht in der Weltpolitik“.                                                                                  beklagt einen „neuen Höhepunkt“ des Antisemitismus. Es
  Fast jeder zweite behauptete, Juden verhielten sich loyaler      „Vor allem Deutschland sollte sehr empfindsam                       habe ihn in bürgerlichen Kreisen schon immer gegeben, aber
zu Israel als zu Deutschland. Zwölf Prozent gaben an, Juden        sein“                                                               die Hemmschwelle sei gesunken. „Doch heute äußern sich
trügen die Verantwortung für die meisten Kriege auf der                                                                                die Menschen offener“, sagte er den Zeitungen der Funke
Welt. 22 Prozent sagen, Juden würden wegen ihres Verhaltens          Lauder sieht mehrere Faktoren für diese Ergebnisse. Es            Mediengruppe. Auch in der politischen Kultur sei der Umgang
gehasst. Zwei von drei Befragten nehmen einen wachsenden           gebe einerseits den neonazistischen Antisemitismus, der             rauer geworden, sagte Klein. Staat und Gesellschaft müssten
Antisemitismus wahr und bringen ihn mit dem Erfolg                 „den Juden“ für alles verantwortlich mache, andererseits            dem entgegenwirken und Gerichte Antisemitismus stärker
rechtsextremer Parteien in Verbindung. An der Studie, die          einen radikalen muslimischen Antizionismus. Zudem trage
vor zweieinhalb Monaten durchgeführt wurde, nahmen 1.300           mangelnde Bildung zum alarmierenden Anstieg bei: „Wenn es
                                                                                                                                                          online lesen | pro-medienmagazin.de
Befragte teil.                                                     ein Land auf der Erde gibt, das extrem empfindsam sein sollte,

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INTERRELIGIÖSE ERKLÄRUNG                                                                                                         zu beenden. Auch medizinisches Personal dürfe nicht dazu
                                                                                                                                 gedrängt werden, den Tod eines Patienten herbeizuführen

Christen, Juden und Muslime                                                                                                      oder ihn bei der Selbtstötung zu unterstützen – vor allem
                                                                                                                                 nicht, wenn es gegen die eigene religiöse Überzeugung sei.

stellen sich gegen Sterbehilfe
                                                                                                                                   Die Gesellschaft müsse sicherstellen, dass Patienten nicht
                                                                                                                                 den Tod wählen, weil sie anderen nicht zur Last zu fallen
                                                                                                                                 wollen. Auch die jeweiligen Glaubensgemeinschaften hätten
                                                                                                                                 die religiöse Pflicht, sich um ihre Patienten zu kümmern,
Vertreter von Judentum, Christentum und Islam haben am Montag im Vatikan gemeinsam eine                                          ihnen beizustehen und sie zum Beispiel durch Gebete zu
Erklärung gegen Sterbehilfe unterzeichnet. Statt Leben zu beenden, sollten sterbende Patienten                                   unterstützen. Eine von „Glaube und Hoffnung erfüllte
palliativmedizinisch betreut und auch geistlich unterstützt werden.                                                              Präsenz“ sei der größte Beitrag, den Pflegende und religiöse
                                                                                                                                 Menschen leisten können, um den Sterbeprozess menschlich
Jonathan Steinert
                                                                                                                                 zu gestalten. Auch aus palliativer Sicht sei das sehr wichtig,
                                                                                                                                 weil die physische, psychologische und geistliche Dimension
                                                                                              Palliative und geistliche          eines Menschen zusammenwirkten.
                                                                                              Betreuung Sterbender statt
                                                                                              lebensbeendende Maßnahmen          Auf Palliativmedizin spezialisieren
                                                                                              fordert eine interreligiöse
                                                                                              Erklärung                             Die Unterzeichner machten sich zudem für eine
                                                                                              Foto: vbaleha, fotolia             palliativmedizinische Betreuung am Ende des Lebens stark.
                                                                                                                                 Diese habe das Ziel, die beste Lebensqualität für Patienten zu
                                                                                                                                 erreichen, die an unheilbaren, fortschreitenden Krankheiten
                                                                                                                                 leiden. Darin drücke sich die „edle menschliche Hingabe“
                                                                                                                                 aus, füreinander zu sorgen. „Wir ermutigen Experten und
                                                                                                                                 Studenten, sich auf diesem Feld der Medizin zu spezialisieren.“
                                                                                                                                    Die Initiative für diese Erklärung ging vom israelischen
                                                                                                                                 Rabbiner Avraham Steinberg aus, der selbst Professor für
                                                                                                                                 Medizinethik und Co-Vorsitzender des Nationalen Rates
                                                                                                                                 für Bioethik ist. Er präsentierte die Idee Papst Franziskus,
                                                                                                                                 der wiederum die Päpstliche Akademie für das Leben damit
                                                                                                                                 beauftragte, eine Kommission zusammenzustellen und die
                                                                                                                                 Erklärung zu erarbeiten. Am Montag unterzeichneten unter

I
  n einer gemeinsamen Erklärung haben sich Vertreter            Wert des menschlichen Lebens. Deshalb ist es von Natur aus       anderem Vertreter des Vatikans, des Oberrabbinats von Israel
  von Judentum, Christentum und Islam gegen Sterbehilfe         und in der Konsequenz moralisch und religiös falsch“, heißt es   sowie einer muslimischen Organisation aus Indonesien das
  gewandt. Sie sprechen sich gegen „jede Form von               in der Erklärung. Die Unterzeichner fordern, Sterbehilfe und     interreligiöse Positionspapier.
Euthanasie“ wie auch gegen assistierten Suizid aus – also das   Euthanasie „ohne Ausnahmen“ zu verbieten. Gesetze sollten
„direkte, bewusste, zielgerichtete“ Herbeiführen des Todes      die Rechte und die Würde sterbender Patienten schützen,
oder die Unterstützung eines Patienten bei der Selbsttötung.    Euthanasie vorbeugen und Palliativmedizin fördern.
                                                                                                                                                     online lesen | pro-medienmagazin.de
Denn das widerspreche grundlegend „dem unveräußerlichen           Es sei abzulehnen, auf Patienten Druck auszuüben, ihr Leben

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STUDIE

Open Doors: Deutschland
schützt Konvertiten nicht
ausreichend
Geflüchtete, die in Deutschland einen Glaubenswechsel vom Islam zum Christentum vollziehen, werden
nicht ausreichend vor Abschiebungen geschützt. Das hat die Hilfsorganisation Open Doors am Montag
in Berlin kritisiert. Das Flüchtlingsamt ziehe den Glaubenswechsel oft in Zweifel – und das obwohl die
Konvertiten überdurchschnittlich in Kirchengemeinden engagiert seien.
Anna Lutz

D
       eutschland leistet mangelhaften Schutz für geflüchtete    im Sinne der Geflüchteten aus. Open Doors kritisiert hier mit       Geflüchtete, die sich in Deutschland dem Christentum
       Konvertiten. Obwohl ihnen in ihren Heimatländern Haft     Blick auf die unterschiedlichen Einschätzungen von BAMF             zuwenden, brauchen mehr Schutz. Das fordert die
       oder gar die Todesstrafe drohten, erhielten sie immer     und Gerichten ein Behördenchaos. Gleiches sei auch zwischen         Hilfsorganisation Open Doors.
häufiger keinen Flüchtlingsschutz. Das erklärte der Sprecher     den unterschiedlichen Bundesländern festzustellen. Denn die         Foto: Mike Wicklein
der Hilfsorganisation Open Doors, Ado Greve, am Montag in        Anerkennungsquoten durch die Gerichte unterschieden sich
Berlin. Open Doors fordert deshalb einen Abschiebestopp          auch erheblich von Land zu Land. Eine Einheitlichkeit oder
für Konvertiten etwa aus dem Iran oder anderen islamischen       Systematik der Behörden sei nicht erkennbar.
Ländern.                                                           Hinzu komme: Die Einschätzungen von Geistlichen                   kurios: Wer eine Taufbescheinigung einer Gemeinde vorlegte,
  Laut einer Studie der Hilfsorganisation unter rund 6.500       hinsichtlich der Konversion Geflüchteter hätten offenbar wenig      sei seltener erfolgreich gewesen als diejenigen, die das nicht
Konvertiten hat sich die Anzahl der positiven Bescheide          Einfluss auf die Entscheidungen des BAMF. Die Erhebung              taten. Jene Konvertiten, die in Freikirchen eingegliedert waren,
durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF),        zeigt: 88 Prozent der Geistlichen halten die Konversionen der       erhielten kaut der Studie seltener Schutz als diejenigen, die
bei denen Geflüchteten und Konvertierten ein Schutzstatus        Geflüchteten in ihren Gemeinden für glaubhaft. 75 Prozent der       in der Lutherischen Kirche aktiv waren. Pfarrer Gottfried
zuerkannt wurde, nach dem Jahr 2017 in etwa halbiert.            Konvertiten seien gut in lokale Gemeinden integriert, nähmen        Martens von der Dreieinigkeitskirche in Berlin-Steglitz
Zwischen 2018 und 2019 erhielten demnach noch knapp 38           etwa regelmäßig an Gottesdiensten teil und hätten einen             berichtete: „Wir bekommen in unserer Gemeinde selbst bei
Prozent einen Schutzstatus. Noch vor 2017 habe das BAMF          Taufunterricht besucht. Dennoch erhalte ein Großteil keinen         engagierten Christen nur noch ablehnende Bescheide.“ Über
nach Anhörungen in 68 Prozent der Fälle positiv entschieden.     Schutzstatus mehr durch das BAMF.                                   die Anhörungen vor Gericht, die er regelmäßig begleitet, sagte
                                                                                                                                     er: „Innerhalb von einer Stunde wird entschieden über Leben
Behörden- und Länderchaos                                        Feindseligkeit gegenüber Kirchengemeinden                           und Tod.“

 Im Gegensatz dazu gingen 63 Prozent der in der Regel auf eine     Greve von Open Doors kritisierte in Berlin eine „Feindseligkeit
                                                                                                                                                           online lesen | pro-medienmagazin.de
Ablehnung folgenden Klagen vor den Verwaltungsgerichten          von Behörden gegenüber Kirchengemeinden“. Besonders

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SEENOTRETTUNG                                                      Bedford-Strohm erklärte am 12. September, die Protestanten
                                                                   wollten in den kommenden Wochen einen Verein gründen

Es zählt, dass                                                     und gemeinsam mit einem breiten gesellschaftlichen
                                                                   Bündnis ein Seenotrettungsschiff kaufen. Dieses Bündnis

gerettet wird,
                                                                   solle aus verschiedenen Akteuren wie Kirchengemeinden,
                                                                   Kultureinrichtungen, Schulen, Unternehmen oder Vereinen
                                                                   bestehen.

nicht wie                                                            Dabei scheint das Projekt „Wir schicken ein Schiff“ mit
                                                                   einem Missverständnis begonnen zu haben. Ein Rückblick:
                                                                   Der Deutsche Evangelische Kirchentag hatte der EKD am
                                                                   20. Juni 2019, dem Weltflüchtlingstag, in einer Resolution
                                                                   einen deutlichen Auftrag gegeben: „Schickt selbst ein Schiff
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)                       in das tödlichste Gewässer der Welt.“ Grundlage dafür war
will einen Verein gründen, der Spenden für                         ein Statement von Mattea Weihe, Mitarbeiterin bei der
ein Schiff sammelt. Der Verein soll es dann                        Seenotrettungsorganisation Sea-Watch. Sie hatte auf dem
der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch                           Kirchentag in der Dortmundert Westfalenhalle gefordert:
übergeben. Warum fließt das Geld nicht direkt an                      „Weil keine Rettungsschiffe durch
Sea-Watch? Ein Kommentar von Nicolai Franz                            die Gewässer fahren, die Rettungen                          Die „Sea-Watch 2“ im März 2017
                                                                      durchführen, steigt die Todesrate                           Foto: Fabian Melber / Sea-Watch.org

                                                                      weiter, wenn wir nicht jetzt handeln.

E
     s ist gut, dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland      Wir brauchen wieder Schiffe, die                              „Wir als Sea-Watch“ – die Seenotrettungsorganisation wollte
     (EKD) mit einem „breiten gesellschaftlichen Bündnis“ an          Sorge tragen können, dass der nächste                       also eigentlich von Anfang an Teil des Projektes sein, das von
     der Seenotrettung beteiligen will. Natürlich gibt es auch                                                                    einem breiten gesellschaftlichen Bündnis getragen wird. Durch
Argumente dagegen: Die Kirche unterstütze damit das Geschäft          Weltflüchtlingstag gebührend gefeiert                       die Formulierung in der Resolution kam aber an: „Die Kirche
der Schlepper, außerdem zögen die Rettungsaktionen ja nur             werden kann. Wir als Sea-Watch wollen                       soll ein Schiff schicken.“ Damit hatte der Kirchentag der EKD
neue Massen von Menschen an, die sich ein besseres Leben in                                                                       eine Hypothek gegeben, die zwar gut gemeint ist, sie aber wie
Europa wünschen, monieren Kritiker. Doch selbst wenn das
                                                                      gemeinsam mit der Zivilgesellschaft,                        ein Korsett einschnürt. Denn von Anfang an war klar, dass die
so wäre, hätte EKD-Ratsmitglied Michael Diener Recht, wenn            den Städten und Kommunen, der                               EKD auf mehreren Ebenen damit überfordert wäre, selbst zum
er sagt, dass man Menschen nicht ertrinken lässt. Denn wer            Kirche und euch allen ein Zeichen                           Flüchtlingsretter zu werden. Dass sie nicht das Knowhow dazu
dagegen ist, dass Menschen vor dem Ertrinken gerettet werden                                                                      hat, gaben auch mehrere Ratsmitglieder an. Michael Diener
– egal aus welchen Gründen –, der muss es auch verantworten,
                                                                      setzen und ein Schiff in das tödlichste                     betonte im pro-Interview, die Kirche wolle keine Expertin für
dass Menschen sterben. Und solange die Europäische Union              Gewässer der Welt schicken. Ein Schiff                      Seenotrettung werden. Der Bischof der Evangelischen Kirche
keine funktionierende Lösung gefunden hat, müssen sich                                                                            Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge,
                                                                      der Gemeinschaft, der Solidarität und
eben private Organisationen darum kümmern, dass niemand                                                                           sagte laut Evangelischem Pressedienst (epd), die EKD sei nicht
ertrinkt.                                                             Nächstenliebe. Ein Schiff von uns, von
  Eine andere Frage ist, wie sich die Kirche am besten an der         euch, von allen."                                                                  online lesen | pro-medienmagazin.de
Seenotrettung beteiligen sollte. Der Ratsvorsitzende Heinrich

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VERFOLGTE CHRISTEN                                                die direkt im umkämpften Gebiet wohnen, in die größeren
                                                                  Städte, nach Damaskus, Aleppo, geflohen sind, weil ihre

Evangelische                                                      Häuser zerstört wurden“, erklärte Bosse-Huber.

Kirche ruft
                                                                  Alle Menschen in die Fürbitte einschließen

                                                                    Insgesamt herrsche große Verunsicherung in den

zum Gebet für                                                     christlichen Gemeinden. Zu oft hätten Christen in Syrien
                                                                  erlebt, dass der erhoffte Frieden nicht eingehalten wurde. „Alle

Syrien auf
                                                                  Menschen, ob Christen oder Muslime, sind gleichermaßen von
                                                                  diesem Krieg betroffen. Deshalb schließen wir sie in unsere
                                                                  Fürbitten ein“, sagte Bosse-Huber.
                                                                    Seit 2010 ruft die EKD Gemeinden dazu auf, am Sonntag
Christen sollen am Sonntag Reminiszere am                         Reminiszere in Gottesdiensten und Gebeten in besonderer
8. März 2020 für bedrängte und verfolgte                          Weise auf das Leiden von Christen in anderen Ländern
Glaubengeschwister beten. Zur Fürbitte für das                    aufmerksam zu machen und Anteil zu nehmen. Der Sonntag
Kriegsland Syrien hat die Evangelische Kirche in                  Reminiszere hat seinen Namen aus dem sechsten Vers des             Syrien rückt 2020 in den Fokus des Gebetstages für verfolgte
                                                                  Psalms 25: „Gedenke (lateinisch: reminiscere), Herr, an deine      Glaubengeschwister
Deutschland ein Materialheft veröffentlicht.
                                                                  Barmherzigkeit.“                                                   Foto: Piixabay
Norbert Schäfer

D
       ie Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ruft alle      Licht und Schatten                                                    Die Journalistin und Religionswissenschaftlerin Katja
       Kirchengemeinden dazu auf, im kommenden Jahr                                                                                  Dorothea Buck hat einige der Beiträge in dem Heft verfasst. Sie
       am zweiten Sonntag der Passionszeit, dem Sonntag             Das Begleitheft enthält neben diversen Interviews, Karten        schreibt unter anderem, dass in dem Land auch viele Christen
Reminiszere am 8. März, für bedrängte und verfolgte Christen      zur Veranschaulichung, Artikeln zur Geschichte, der Kultur und     mit dem Assad-Regime liebäugeln. „Seit Kriegsbeginn sorgen
weltweit zu beten. 2020 soll der Schwerpunkt auf dem              den christlichen Kirchen in dem Land, Gebeten zur Gestaltung       syrische Kirchenführer immer wieder für Kopfschütteln bei
Kriegsland Syrien liegen. Zur Vorbereitung und zur Vertiefung     des Gottesdienstes auch einen Beitrag vom Vorsitzenden des         hiesigen Christen, wenn jene wieder einmal demonstrativ
hat die EKD am Dienstag ein Materialheft veröffentlicht.          Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek. Der         die Nähe zu Assad suchen, ihn öffentlich den Beschützer
Darin sind neben Material für den Gottesdienst viele              Politologe wirft Europa unterlassene Hilfeleistung vor. „Es ist    des syrischen Volks nennen, ihm Ikonen schenken oder
Hintergrundinformationen zur Situation der Kirchen und            eine Binsenweisheit, dass, wenn an den EU-Außengrenzen             in Kirchen und Klöstern ein Forum bieten, sich als Vater
Christen in dem Land, aber auch zur Geschichte enthalten.         Frieden herrscht, es nachhaltig auch sicher im eigenen Land        der Nation zu präsentieren, der christlichen Schulkindern
   Die EKD-Auslandsbischöfin, Petra Bosse-Huber, äußerte          zugeht“, schreibt er in Bezug auf die Lage in Syrien, ungeachtet   liebevoll über den Kopf streichelt." Als Grund dafür führt
sich am Dienstag in einer EKD-Pressemeldung besorgt über die      dessen, dass die EU keine Außengrenze zu dem Kriegsland            Buck unter anderem an, dass angesichts des immer größer
Lage der Menschen in Syrien nach dem völkerrechtswidrigen         hat. Mazyek vertritt die Meinung, dass die Flüchtlingspolitik      werdenden Einflusses radikal-islamischen Gedankenguts in
Einmarsch türkischer Truppen. „Von unseren christlichen           der EU „wenig mit christlichen Maßstäben“ erfolgt sei,             der muslimischen Bevölkerung und der Gefahr für Leib und
Geschwistern aus Qamischli im Norden des Landes hören wir,        und beklagt die Verfolgung der Christen. Weil Christen und         Leben die Kirchenführer nicht „noch eine Front gegenüber
wie schwierig ihr Alltag ist: Sie berichten in diesen Tagen von   Muslime in dem Land gesellschaftlich eng miteinander               dem mächtigen Regime aufmachen wollen“.
Kämpfen und Explosionen in ihrer direkten Nachbarschaft,          verbunden seien, folgert Mazyek: „Eine implizite Vertreibung
von Lebensmittelknappheit und mangelnder Versorgung; von          der arabisch-syrischen Christen ist folglich nie ein syrisch-
                                                                                                                                                         online lesen | pro-medienmagazin.de
immensen Preissteigerungen und davon, dass viele Menschen,        syrisches Problem gewiesen." (sic!)

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MÜNCHENER MEDIENTAGE

„Kaum konservative Katholiken
in Redaktionen“
Im Rahmen der Münchener Medientage                                    Die Geschäftsführerin des Nachrichtensenders n-tv,
diskutierte die Fachwelt darüber, wie es Medien                     Tanit Koch, warf vielen Journalisten in Bezug auf die
gelingen kann, Vertrauen zurückzugewinnen.                          Berichterstattung     über   Ostdeutschland   „moralische
Tanit Koch, Geschäftsführerin von n-tv, kritisierte                 Überheblichkeit“ vor. Wenn eine ganze Region als politisch
                                                                    überwiegend rechts gebrandmarkt werde, „verwundert es
moralische Überheblichkeit unter Journalisten
                                                                    nicht, dass wir als Branche dort Probleme haben, Vertrauen
und forderte mehr Vielfalt in den Redaktionen.                      aufzubauen“.
Johannes Blöcher-Weil                                                                                                               Foto: GO Magazin
                                                                    Mit journalistischem Augenmaß handeln
                                                                                                                                    FINANZIERT DURCH CROWDFUNDING
                                                                      Sie vermisse in den deutschen Redaktionen die Vielfalt
                                                                    und die unterschiedlichen Biografien. „Einen konservativen      Christliches Magazin
                                                                    Katholiken in der Redaktion zu finden, ist schwer“,
                                                                    sagte die frühere Chefredakteurin der Bild-Zeitung. Der
                                                                                                                                    go liegt in Hotels beim
                                                                    Programmdirektor der ARD, Volker Herres, warb darum, in         Weltwirtschaftsforum
                                                                    der journalistischen Arbeit „mit Augenmaß zu handeln“ – und
                                                                    weniger aufgeregt. Die Verantwortung der Journalisten sei es,   aus
                                                                    den Dialog zu suchen, gerade wo es wehtue.
Vielen Redaktionen fehlt es an Vielfalt. Die frühere                  Die Debatte über den Lokaljournalismus verdeutlichte,         Das Managermagazin „go – take the
Chefreakteurin der Bild-Zeitung bemängelte im Rahmen                dass es auch darum gehe, den Leser besser zu verstehen.         lead“ hat erstmals eine englischsprachige
der Münchener Medientage, dass es schwerfalle, „einen               Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw)                Ausgabe produziert. Wie die Macher des
konservativen Katholiken in der Redaktion zu finden".               legte eine Studie zu digitalen Bezahlschranken vor. Sie         Magazins mitteilten, wird sie nun auch beim
Foto: Ralf Roletschek, Wikipedia                                    bilanziert, dass Zeitungsverlage in Datensammlung und           Weltwirtschaftsforum in Davos verteilt.
                                                                    -analyse investieren sollten, um Bezahlschranken optimal

I
  m Zuge der Münchener Medientage diskutierte die                   auszurichten und die Interessen der Kunden zu erfassen. Die
  Fachwelt drei Tage über Bezahlschranken auf Online-               Leiterin der Onlineredaktion der Aachener Zeitung, Nina
  Nachrichtenseiten, den Umgang mit Internetriesen wie              Leßenich betonte, dass guter und fundiert recherchierter
Google und Facebook und darüber, wie es gelingen kann, das          Lokaljournalismus besser funktioniere als Katzen-Videos.
Vertrauen der Leser wiederzugewinnen. Das Motto der Tagung                                                                                         online lesen | pro-medienmagazin.de
in diesem Jahr lautet: „Next digital level: Let's build the Media
                                                                                       online lesen | pro-medienmagazin.de
we want!“

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PERSONALMANGEL

Den Kirchen
gehen die
Pfarrer aus
Die Kirchen haben ein Personalproblem. Für
die jüngere Generation ist der Pfarrerberuf
nicht mehr attraktiv. Schuld ist vor allem die
Arbeitsbelastung.
                                                                    In Deutschland werden pro Jahr nur noch zwischen 60 und 70 Priester geweiht
                                                                    Foto: Josh Applegate

D
        ie Zahl der Kirchenmitglieder ist rückläufig. Eine Studie   Neues Finanzierungsmodell                                          2030 fehlen 14.000 Geistliche
        des Forschungszentrums Generationenverträge an der
        Albert-Ludwig-Universität Freiburg vom Mai dieses              Auch bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ist            Einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus vom
Jahres hat ergeben, dass die Kirchen bis 2060 49 Prozent            der Pfarrermangel am Mittwoch ein Thema. „In der römisch-          November 2018 zufolge werden den beiden Kirchen bis
ihrer Mitglieder verlieren werden. Aber auch um das Personal        katholischen Kirche kann von einer engmaschigen Versorgung         zum Jahr 2030 insgesamt rund 14.000 Geistliche fehlen. Der
ist es schlecht bestellt. Den Kirchen gehen die Pfarrer aus.        der Gemeinden aufgrund des Priestermangels schon längst            Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK),
Das berichtet der Nachrichtensender n-tv am Mittwoch.               keine Rede mehr sein", schreibt Reinhard Bingener unter dem        Thomas Sternberg, ging davon aus, dass bis 2030 etwa 7.000
Demnach sinkt die Zahl der Pfarrer und Priester seit Jahren.        Titel „Das gerissene Netz". Und weiter: „Das alte Ensemble aus     der aktuell rund 13.500 Priesterstellen in den katholischen
In Deutschland werden nach Angaben des Berichtes in                 Pfarrer, Kirchturm und tausend mehr oder minder frommen            Bistümern nicht mehr besetzt werden können. Ähnlich ist
Deutschland pro Jahr nur noch zwischen 60 und 70 Priester           Seelen findet man insbesondere im Osten Deutschlands               die Lage bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
geweiht. Das reiche nicht aus, um vakante Stellen – wegen           nirgends mehr."                                                    Der Pfarrerverband erwartet, dass von derzeit rund 21.000
Ruhestand und Tod – zu besetzen.                                       Bingener schildert am Beispiel der Stadt Bad Düben das          Pfarrstellen bis zum Jahr 2030 ebenfalls rund 7.000 Stellen
   Bei vielen jungen Katholiken sei der Zölibat ein „Knackpunkt“,   Schicksal vieler Kirchengemeinden. In dem Ort mit rund 8.000       nicht mehr besetzt werden können.
sich gegen das Priesteramt zu entscheiden. Jedoch werden dem        Einwohnern ist die evangelische Pfarrstelle verwaist. Um das
Bericht zufolge beide Kirchen von Nachwuchssorgen geplagt.          Pfarrhaus wieder mit Leben zu füllen, hat sich ein privater
Die EKD, dort können Männer und Frauen, verheiratet oder            Förderverein gebildet und sammelt Geld. Mit 100.000 Euro
nicht, Pfarrer werden, kämpft mit dem gleichen Problem. Als         will der Verein wenigstens für drei Jahre eine halbe Pfarrstelle
Grund führt n-tv in dem Bericht an, dass vor allem die hohe         finanzieren. 23.000 Euro hat der Verein dazu schon gesammelt,
                                                                                                                                                          online lesen | pro-medienmagazin.de
Arbeitsbelastung den Beruf unattraktiv macht.                       damit die Stadt wieder einen eigenen Pfarrer bekommt.

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FILM ÜBER PAPST BENEDIKT XVI.

Das System Ratzinger:
Machterhalt durch Schweigen
und Leugnen
Da ist ein Papst, der nur das Beste für seine Kirche will – und trotzdem hilflos mit zusah, wie sie in einen
Strudel aus sexuellem Missbrauch, Lügen und Vertuschung gerät. Der britisch-deutsche Filmemacher
Christoph Röhl analysiert in seiner Dokumentation „Verteidiger des Glaubens“ das System Papst
Benedikt XVI., das eigentlich vielmehr ein „System Katholische Kirche“ war. Eine Filmkritik von Jörn
Schumacher

Ü
         ber fünf Jahre forschte der Regisseur Christoph Röhl für      Laut Röhl handelt es sich bei der Katholischen Kirche um
         diesen Film. Ihm war aufgefallen, dass Joseph Ratzinger     ein „System, das für sich eine absolute Wahrheit in Anspruch
         einerseits als Kardinal der Erneuerung galt, andererseits   nimmt. Und wenn das dann dazu führt, dass alle anderen
später als Papst eine strikt erzkonservative Richtung vorgab.        Wahrheiten geleugnet werden, führt das zu Missbrauch“.
Wie passte das zusammen? In seinem Film „Verteidiger des             Er meint nicht nur den sexuellen Missbrauch, der so oft
Glaubens“ lässt Röhl zahlreiche Wegbegleiter, ehemalige              beschrieben, angeklagt und diskutiert, und dennoch von
Priester und Opfer von körperlichem oder seelischem                  den Kirchen-Oberen so oft und so dreist verschwiegen
Missbrauch zu Wort kommen. Sogar den Privatsekretär des              und verleugnet wurde. „Was passiert, wenn man andere
Papstes, Georg Gänswein, konnte Röhl für ein Gespräch                Wahrheiten abwertet?“, fragte Röhl bei der Filmvorführung          Die kritische, aber äußerst sehenswerte Dokumentation
gewinnen. Allerdings soll sich der als unzufrieden mit dem           mit anschließender Diskussion mit dem Publikum. Wenn               „Verteidiger des Glaubens“ startet am 31. Oktober 2019 in den
fertig geschnittenen Film gezeigt haben, berichtete Röhl bei         Opfer sich überwinden und endlich anfangen zu reden über           deutschen Kinos
einer Vorab-Präsentation am Mittwoch in Frankfurt.                   das Unrecht, das ihnen angetan wurde, fällt den „heiligen          Foto: Real Fiction Filmverleih e.K.
   Was zunächst wie eine Dokumentation nur über Joseph               Vätern“ der Kirche oft nichts Besseres ein, als zu relativieren,
Ratzinger und dessen steilen Aufstieg innerhalb der                  zu leugnen oder Anschuldigungen totzuschweigen. Manche             Missbrauchsopfer sind die geringste Sorge
Katholischen Kirche daherkommt, entpuppt sich mehr und               Opfer, wie eines, das im Film zu Wort kommt, mussten sich
mehr als eine messerscharfe Analyse eines ganzen Systems.            sogar gefallen lassen, selbst als Lügner diffamiert zu werden.       Röhl arbeitete von 1989 bis 1991 als Englisch-Tutor an der
Die Katholische Kirche kommt dem Betrachter des Films oft            Wie demütigend muss es sein, von einer Kirche nicht nur            Odenwaldschule. 2010 drehte er mit „Und wir sind nicht die
viel eher wie ein milliardenschweres Börsenunternehmen vor,          als Kind verletzt worden zu sein, sondern auch noch als            Einzigen“ einen Dokumentarfilm über die Missbrauchsfälle
das sich angesichts einer Image-Krise mit allen Mitteln selbst       Erwachsener in den Dreck gezogen zu werden, anstatt eine
zu schützen versucht. Der Glaube an Gott steht ganz hinten an        Entschuldigung zu hören?
                                                                                                                                                                 online lesen | pro-medienmagazin.de
– falls er überhaupt noch eine Rolle spielt.

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PROJEKT IN MANNHEIM

Escape Room in der Kirche
Der Escape Room ist eine Initiative der Mannheimer Jugendkirche Samuel. Die Kirche im Herzen von
Mannheim wird seit etlichen Jahren nicht mehr von einer Gemeinde genutzt. Das Bistum hat sie zur
Jugendkirche gemacht. Dort gibt es Jugendgottesdienste, weitere spirituelle Angebote und den Escape
Room. Wir haben den Spielraum besucht.
Jörn Schumacher

       Ein Escape Room in einer Kirche: Der Escape
       Room ist eine Initiative der Mannheimer
       Jugendkirche Samuel.Wir haben den                                                              Foto: pro/Jonathan Steinert
       Spielraum getestet.
       Foto: pro/Jörn Schumacher                                                                      TÜRKEI

                                                                                                      USA erkennen Genozid an
                                                                                                      Armeniern an
                                                                                                      Die USA haben den Völkermord an den Armeniern
                                                                                                      im Ersten Weltkrieg offiziell anerkannt. Das
                                                                                                      Repräsentantenhaus verabschiedete am Dienstag
                                                                                                      eine entsprechende Resolution. Die Türkei ist
                                                                                                      verärgert.

L
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„ORIGINAL PLAY“                                                                                                                in Deutschland (EKD) etwa teilte am Montag mit: „Wir
                                                                                                                               warnen, die Methode ‚Original Play‘ zu praktizieren, da es zu

Sexuelle Gewalt in                                                                                                             Grenzüberschreitungen im Umgang mit Nähe und Distanz
                                                                                                                               kommen könnte.“ Auf Nachfrage von pro stimmte auch die

evangelischen Kitas?
                                                                                                                               Evangelische Kirche in Berlin (EKBO) zu. Man teile die Sicht der
                                                                                                                               EKD, erklärte eine Sprecherin, nahm aber auch die betreffende
                                                                                                                               Kirchengemeinde in Kreuzberg in Schutz: „Original Play“ sei
                                                                                                                               nicht ständig gespielt worden, zudem in einem öffentlichen
Einem Bericht der Sendung „Kontraste“ zufolge soll es in evanglischen Kindertagesstätten zu sexuellen                          Raum. Jeder habe dazu kommen können, auch die Eltern. Der
Übergriffen gekommen sein. Das Konzept des „Original Play“, bei dem Kinder mit Erwachsenen auf                                 damals zuständige Gemeindepfarrer selbst war für pro am
Matten toben, steht nun in der Kritik. Die Evangelische Kirche in Deutschland warnt davor, die Vertreter                       Dienstag nicht zu erreichen.
der Methode verwehren sich gegen Kritik.                                                                                          In einer Mitteilung der EKBO von Freitag heißt es weiter,
                                                                                                                               die Kindertagesstätte habe „Original Play“ 2014 in sein
Anna Lutz
                                                                                                                               pädagogisches Konzept aufgenommen, die Eltern seien
                                                                                                                               informiert gewesen. Der Evangelische Kirchenkreisverband
                                                                                                                               für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord habe 2017 die
                                                                                                                               Trägerschaft für die Kita in Kreuzberg übernommen. Zuvor
                                                                                                                               war eine Kreuzberger Kirchengemeinde zuständig. Im Mai
                                                                                                                               2018 – also nach Bekanntwerden der Vorwürfe – strichen die
                                                                                                                               Verantwortlichen die Methode vom Kita-Plan. Seitdem werde
                                                                                                                               das Spiel in keiner Kindertagesstätte dieses Kitaverbandes
                                                                                                                               mehr gespielt. Wie es mit anderen Trägern und evangelischen
                                                                                                                               Kindertageseinrichtungen aussehe, sei nicht bekannt, teilte
                                                                                                                               die EKBO mit.
                                                                                                                                  Derweil warnte auch das Bezirksamt Neukölln vor „Original
                                                                                                                               Play“ und fordert ein Verbot. Laut Informationen des Spiegel
                                                                                                                               sieht die Berliner Kita-Aufsicht ebenfalls eine „Gefahr der
                                                                                                                               Grenzüberschreitung“. Der Sprecher des Bildungssenats,
Zwei Fälle aus dem Jahr 2018 sorgen derzeit für Aufsehen: In evangelischen Kitas wurde wegen Missbrauch ermittelt              Thorsten Metter, erklärte dazu: „Wir prüfen derzeit, ob ein
Foto: Craig Whitehead                                                                                                          Verbot möglich ist.“

I
  n der ARD-Sendung „Kontraste“ haben Eltern zweier               vergangenen Sommer Anzeige, hier wurde das Verfahren aus     Was es mit „Original Play“ auf sich hat
  evangelischer Kindertagesstätten aus Hamburg und                Mangel an Beweisen ebenfalls eingestellt.
  Berlin von Übergriffen auf ihre Kinder berichtet. Bei der                                                                      Was aber ist „Original Play“ eigentlich? Erfunden hat
Anwendung einer Methode namens „Original Play" soll es zu         Politik fordert Verbot                                       die Methode der US-Amerikaner Fred Donaldson. Er
sexuellem Missbrauch gekommen sein. Betroffen ist eine Kita                                                                    selbst hat mehrfach öffentlich erklärt, keine pädagogische
in Berlin-Kreuzberg, die Ermittlungen wurden aber bereits            Aufgerüttelt durch den Beitrag in der ARD distanzieren
2018 wegen Mangels an Beweisen eingestellt. Auch an einer         sich nun politische Instanzen, aber auch Pädagogen und
                                                                                                                                                   online lesen | pro-medienmagazin.de
evangelischen Kita in Hamburg erstattete eine Mutter im           die Kirche selbst von der Methode. Die Evangelische Kirche

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VERBREITUNG VON KINDERPORNOGRAFIE

„Soziale Netzwerke sind
Brandbeschleuniger“
Kinder und Jugendliche verbreiten – oft leichtfertig – über ihre Handys
kinderpornografisches Material weiter. Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt, dass es
sich dabei um eine Straftat handelt, und reagierte mit einer Großrazzia. Sabine Vogt
vom BKA sieht in der Verbreitung mittlerweile ein Massenphänomen und die sozialen
                                                                                                        Jugendlichen ist oft nicht klar, was sie anrichten, wenn sie bestimmte Inhalte über das
Netzwerke als Brandbeschleuniger.
                                                                                                        Internet weiterverbreiten
Johannes Blöcher-Weil                                                                                   Foto: JESHOOTS (Jan Vašek), Pixabay

D
       ie Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und       hin. Die sozialen Netzwerke sieht sie als Brandbeschleuniger.           schon einmal sexualisierte Bilder verschickt und bis zu 38
       das Bundeskriminalamt (BKA) beobachten in den letzten    Vogt appellierte an alle Internetnutzer, diese Dateien                  Prozent solche Bilder erhalten. Vogt wünscht sich, dass
       Monaten vermehrt, dass Videodateien mit eindeutigen      umgehend zu löschen und auf keinen Fall weiterzuleiten. Der             Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders durch ihre
kinderpornografischen Inhalten von jungen Erwachsenen,          Weiterleitung von Nacktbildern gehe die Polizei konsequent              Erziehungsberechtigten, aber auch durch Präventionsarbeit
Jugendlichen und Kindern über soziale Netzwerke im Internet     nach.                                                                   bewusst gemacht werde, „dass sie sich mit diesen Handlungen
– häufig sorglos – geteilt werden. Das BKA sieht darin ein        Gegenüber tagesschau.de erklärt Heidemarie Jung vom                   einer Strafverfolgung aussetzen“.
akutes Problem und laut eigener Pressemitteilung ein „Delikt    Verein „Dunkelziffer“, dass den Jugendlichen nicht klar sei,               Wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mitteilt,
von internationaler Dimension“.                                 „was sie damit anrichten“. Wer solche Bilder und Videos                 hat sie im Zuge einer Razzia am Freitag Wohnungen in elf
  In den vergangenen sechs Jahren habe es rapide Anstiege der   verbreitete, werde als mutig, das Tun aber werde nicht als              Bundesländern durchsucht. 21 Verdächtige im Alter zwischen
Hinweiszahlen gegeben. Das BKA warnt davor, die Straftaten      kriminelle Handlung angesehen. Die Kinderpsychologin,                   14 und 26 Jahren sollen Videodateien über soziale Netzwerke
zu bagatellisieren. Die Bekämpfung der Kinderpornografie        deren Verein sich für sexuell missbrauchte Jugendliche                  geteilt und verbreitet haben, die teils schwere sexuelle
habe einen hohen Stellenwert. Die Leiterin der Abteilung        einsetzt, möchte ein Bewusstsein schaffen, dass es sich hierbei         Gewalt gegen Kinder zeigen. Die Ermittler werten deren
für schwere und organisierte Kriminalität, Sabine Vogt,         um Straftaten handele.                                                  Smartphones, Tablets und Computer aus. 2010 hatte die
bilanzierte, dass vor allem Minderjährige solche Inhalte oft                                                                            Generalstaatsanwaltschaft die Zentralstelle zur Bekämpfung
verbreiteten, „ohne sich ausreichende Gedanken über den         Pflichtfach Medienkompetenz                                             der Internet-Kriminalität (ZIT) gegründet. Die Einrichtung
kinderpornografischen Charakter zu machen“.                                                                                             ist nach eigenen Aussagen erster Ansprechpartner des
                                                                  Unterdessen hat der Missbrauchsbeauftragte der                        Bundeskriminalamtes für Internetstraftaten bei noch
„Umgehend löschen und nicht weiterleiten“                       Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, gefordert, ein                 ungeklärter örtlicher Zuständigkeit in Deutschland oder bei
                                                                Pflichtfach „Medienkompetenz“ an Schulen einzuführen.                   Massenverfahren gegen eine Vielzahl von Tatverdächtigen
  Die Weiterleitung passiere nicht aus einer pädosexuellen      Dort sollten die Schüler lernen, dass grundlegende Werte                bundesweit.
Motivation heraus, sondern erfolge unreflektiert. In Klassen-   wie Menschlichkeit und Respekt auch in der digitalen Welt
Chats würden die Bilder oder Videos häufig noch mit lustigen    gelten. Laut früherer Studien haben zwölf Prozent von ihnen
                                                                                                                                                          online lesen | pro-medienmagazin.de
Emojis versehen. Für Vogt deutet das auf eine Verharmlosung

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„VOICE OF GERMANY“-TEILNEHMERIN NOEMI TREUDE

„Musik ist etwas
Heiliges für mich“
Die 25-jährige Noemi Treude kämpft gerade bei der Castingshow „The
Voice of Germany“ um den Sieg. Privat arbeitet sie als Erzieherin in
Marburg. Im Interview erklärt sie, wie ihr der Glaube hilft, sich nicht von
der Beurteilung anderer Menschen abhängig zu machen, und warum es
schwierig ist, als Sängerin kritisiert zu werden.
Swanhild Zacharias                                                                          Die 25-Jährige Marburgerin Noemi Treude ist Teilnehmerin der diesjährigen Staffel von „The Voice of
                                                                                            Germany“ bei Sat.1
                                                                                            Foto: pro/Swanhild Zacharias

pro: Wie kam es dazu, dass Sie bei „Voice of Germany“             die Juroren die Sänger zuerst nur hören und erst später sehen.    Wir haben uns dann zum Beispiel mal zum Beten getroffen.
mitmachen?                                                        Da haben Sie als Zugabe Ihren eigenen Song über Ihren Glauben     Man merkt, dass die Verbindung direkt da ist, weil man den
Noemi Treude: Ich habe Ende letzten Jahres gedacht, ich           gesungen. Wie waren die Reaktionen darauf?                        gleichen Glauben hat.
möchte mehr singen. Und ich habe mir vorgenommen, das zu          Im Netz waren die Reaktionen auf mein eigenes Lied viel
tun, was mir in den Weg kommt. Ich hatte im vergangenen Jahr      größer als auf den eigentlichen Song der Blind Auditions. Das     Sie sind in Spanien aufgewachsen, weil Ihr Vater dort Pastor
schon mal eine Initiativbewerbung zu „The Voice“ geschickt,       fand ich richtig heftig. Viele Leute haben mir geschrieben,       war. Wie kamen Sie nach Deutschland?
bin dann aber nicht zum Casting gegangen. Im Januar bekam         dass sie durch mein Lied berührt worden sind, und haben gar       Meine Eltern sind Missionare in Spanien und seit 32 Jahren
ich dann die Info, dass die Castings wieder anfangen. Da          nicht viel über das andere Lied gesagt.                           dort. Mein Papa ist mittlerweile in Rente und meine Mama ist
dachte ich, ich probiere es einfach mal, und ging zum Casting                                                                       interkultureller Coach in Valencia. Als Missionare gehörten
nach Frankfurt. Je weiter ich kam, umso mehr musste ich mich      Auch andere Teilnehmer bei der Castingshow sind gläubig.          sie zu der Marburger Mission. Meine Brüder haben an
darauf fokussieren, dass es jetzt auch ernst werden könnte. Als   Kommen Sie miteinander ins Gespräch?                              der Evangelischen Hochschule Tabor und am Marburger
der Anruf zu den Blind Auditions kam, war mir zum ersten Mal      Richtig kennengelernt haben wir Teilnehmer uns erst bei           Bibelseminar studiert. Ich bin seit über sechs Jahren in
klar: Wenn ich das gewinne, dann bin ich im Fernsehen. Im         den Battles (die zweite Runde, in der zwei Gesangspartner         Marburg.
Jahr davor war ich dazu noch nicht bereit, weil ich auch Angst    gegeneinander antreten, Anm. d. Red.). Und auch da ist man
hatte, kritisiert zu werde                                        zu achtzigst zusammen. Ganz zum Schluss habe ich dann             Eigentlich wollte ich eine Ausbildung in Spanien machen,
                                                                  aber über Gespräche rausgefunden, dass die Chiara Christ
Sie sind Christin, Ihnen ist der Glaube wichtig. Das haben Sie    ist (Chiara Authenriet, Anm. d. Red.) und die wusste dann
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zum Beispiel auch bei den Blind Auditions gezeigt, bei denen      wieder von anderen und auf einmal waren wir sechs Christen.

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