Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

Die Seite wird erstellt Nils Schubert
 
WEITER LESEN
Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Bildungsoffensive für die digitale
Wissensgesellschaft
Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
1

Inhaltsverzeichnis
1. Einführung: Bildungspolitische Herausforderungen
   einer vernetzten Welt                                                                                                                        2

2. Arbeit und Gesellschaft im Wandel                                                                                                            6

3. Der Bildungsbegriff im digitalen Zeitalter                                                                                                   7

4. Digitale Bildung                                                                                                                             8

5. Ausgangslage                                                                                                                               10

6. Strategischer Handlungsrahmen                                                                                                              11

7. Handlungsfelder                                                                                                                            12

7.1. Digitale Bildung vermitteln................................................................................................................ 12

7.2. Leistungsfähige digitale Infrastrukturen ausbauen...................................................................... 20

7.3. Zeitgemäßen Rechtsrahmen schaffen............................................................................................. 23

7.4. Strategische Organisationsentwicklung unterstützen ................................................................. 25

7.5. Potenziale der Internationalisierung nutzen.................................................................................. 27

8. Ausblick                                                                                                                                   29

Impressum                                                                                                                                     33
Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
2                                          STRATEGIE „BILDUNGSOFFENSIVE FÜR DIE DIGITALE WISSENSGESELLSCHAFT“

1. Einführung: Bildungspolitische Herausforderungen
   einer vernetzten Welt
Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft.        Bildung generell: Sie soll den Menschen helfen, sich
Sie ist Top-Thema in Politik, Wissenschaft und            als selbstbestimmte Persönlichkeiten in einer sich
Wirtschaft: Die Bundesregierung setzt die „Digitale       beständig verändernden Gesellschaft zurechtzufinden
Agenda 2014–2017“ um, Unternehmen transformie-            und verantwortungsvoll ihre eigenen Lebensentwürfe
ren ihre Geschäftsmodelle und digitalisieren ihre         zu verfolgen.
Produktionsabläufe und Dienstleistungen. Arbeits-
plätze werden flexibilisiert, Informationsprozesse        Digitales Verständnis und Wissen stärken
beschleunigt und die Kommunikationsaktivitäten            Deutschland ist technologisch und wirtschaftlich gut
enorm gesteigert. Rechtsgebiete wie Datenschutz oder      aufgestellt. Doch die digitale Entwicklung und der
Urheberrecht verlangen nach neuen, internationalen        internationale Wettbewerb um Innovationen sowie
Regeln. Informations- und Bildungsangebote entste-        um Fach- und Spitzenkräfte sind schneller als die
hen in neuer Vielfalt, in der Wissenschaft führt der      Veränderungen im Bildungssystem. Wir wollen die
digitale Wandel zu neuen Formen der Zusammenar-           Menschen dabei unterstützen, Neuem aufgeschlossen
beit über die Grenzen von Organisationen, Orten und       gegenüberzutreten, sich für Zukunftstechnologien zu
Disziplinen hinweg.                                       begeistern, aber zugleich reflektiert damit umgehen
                                                          zu können. Deshalb ist es notwendig, den Erwerb die-
Chancen ergreifen und Risiken abwägen                     ser Kompetenzen flächendeckend in Bildung, Ausbil-
Diese Durchdringung aller Lebensbereiche mit              dung und Fortbildung zu verankern.
Informations- und Kommunikationstechnologien
eröffnet große Chancen für Wachstum, Wohlstand            Dabei sprechen wir Menschen in allen Altersgruppen
und Lebensqualität. Sie verhilft zu wissenschaftlichen    und Lebenslagen an. Denn das Verständnis für die
Durchbrüchen und innovativen Lösungen. Intelli-           digitalen Technologien und das Wissen, wie man sie
gente Produktion, digitale Mobilität, individualisierte   sinnvoll für sich nutzen und adaptieren kann, wird
Medizin und vieles mehr können dazu beitragen, die        zunehmend zur Grundlage für aktive soziale Teilhabe.
Herausforderungen unserer Zeit zu meistern.
                                                          Lernen und Lehren neu gestalten
Zugleich bergen digitale Technologien auch Risi-          Gerade Jugendliche greifen technische Innovationen
ken: Neue Freiheiten schaffen neue Abhängigkeiten.        besonders schnell auf und integrieren diese in das
Datentracking, Internetkriminalität oder Cybermob-        eigene Leben. Das Bildungssystem steht in der Verant-
bing sind Phänomene des digitalen Zeitalters, mit         wortung, die strukturellen Möglichkeiten zu schaffen,
denen jeder Mensch konfrontiert werden kann. Neue         um Heranwachsenden den kompetenten Umgang mit
soziale Netzwerke, Informationsflut, die räumliche        digitalen Medien zu vermitteln. Denn nur, wenn digi-
und zeitliche Entgrenzung von Arbeit und Privatem,        tale Endgeräte nicht allein zur Unterhaltung, sondern
die Weiterverwendung von persönlichen Daten durch         auch für die eigene Aus- und Weiterbildung genutzt
Dritte sind Phänomene, die das Leben eines jeden          werden, lässt sich eine digitale Spaltung vermeiden.
Menschen stark beeinflussen können – und er muss
lernen, damit umzugehen.                                  Den Schulfächern Mathematik, Informatik, Natur-
                                                          wissenschaften und Technik (MINT) kommt dabei
Es bedarf einer guten Bildung und vor allem ausge-        eine große Bedeutung zu. Sie sollen den Schülerinnen
prägter Reflexionsfähigkeit, um Chancen und Risiken       und Schülern Zugang zu den veränderten Anfor-
gegeneinander abwägen zu können. Grundlegende             derungen vermitteln – und auch in andere Fächer
Kenntnisse von Hard- und Software sowie Erfah-            positiv hineinwirken. Zugleich werden Fähigkeiten
rungen im Umgang mit digitalen Medien sind in den         wie logisches und analytisches Denken, strukturier-
meisten Berufen sowie im privaten Leben erfor-            tes Arbeiten, sorgfältiges Abwägen und Einordnen
derlich. Die Beherrschung von Informations- und           nicht unwichtiger, sondern noch bedeutsamer. Dem
Kommunikationstechnologien ergänzt die Kultur-            Schulfach Deutsch und den sozialkundlichen Fächern
techniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Das Ziel          kommt hier eine besondere Verantwortung zu.
digitaler Bildung ist im Kern kein anderes als das von
Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
EINFÜHRUNG: BILDUNGSPOLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN IN EINER VERNETZTEN WELT                                    3

Dieser Bedarf, Bildungsinhalte und Kompetenzen          Bildung einsetzen, die tatsächlich zu besseren Lerner-
zu vernetzen, spiegelt sich in den Lehrplänen der       folgen führt.
Länder, in der Ausbildung der Lehrkräfte und auch
in der infrastrukturellen Ausstattung von Schulen       Gemeinsam nach praktikablen Wegen der
in Deutschland oft noch nicht hinreichend wider. So     Umsetzung suchen
erklärt sich auch das nur durchschnittliche Abschnei-   Auch bei digitaler Bildung ist es wichtig, eine nüch-
den deutscher Schülerinnen und Schüler in der Schul-    terne Debatte über praktikable und nachhaltige
leistungsstudie ICILS 2013. Das Bundesministerium       Wege zur Nutzbarmachung zu führen. Das föderale
für Bildung und Forschung (BMBF) fördert zahlreiche     Bildungssystem in Deutschland hat sich bewährt. Es
Projekte, Initiativen und Wettbewerbe zur Stärkung      muss nicht revolutioniert werden, aber strategisch
der digitalen und MINT-orientierten Kompetenzen.        und klug auf die neuen Herausforderungen reagieren,
Dies kann aber die Vermittlung dieses Wissens im        um die Potenziale des digital gestützten Lehrens und
Schulunterricht nur ergänzen, nicht ersetzen.           Lernens voll zu erschließen. Für gute digitale Bildung
                                                        sind zwei Prämissen wichtig:
Unbestritten ist, dass digitale Technologien, Anwen-
dungen und Programme Wege für einen flexiblen,          Primat der Pädagogik
zeit- und ortsunabhängigen Bildungserwerb eröff-        Erstens, im Mittelpunkt des staatlichen Bildungsauf-
nen. Sie können individualisiertes und kooperatives     trags muss auch in Zeiten des digitalen Wandels der
Lernen erleichtern und helfen, Inklusion zu verwirk-    Mensch stehen, der Lehrende und der Lernende. Dabei
lichen. Angesichts der oft wenig erprobten Vielfalt     gilt das Primat der Pädagogik; sie muss den Einsatz
an Angeboten und Möglichkeiten bedürfen sie aber        digitaler Technik bestimmen, nicht umgekehrt. Ohne
einer intensiven Begleitung und Evaluierung. Es         passende Inhalte und Konzepte wird digitale Bildung
muss sichergestellt sein, dass die Lehrenden und ihre   nicht das leisten können, was wir zu Recht von ihr
Bildungseinrichtungen ihre Zeit, ihre Ressourcen,       erwarten. Das Entscheidende ist, pädagogische Ziele
ihr Engagement und ihre Kreativität für eine digitale   und Standards in der digitalen Bildung festzulegen
Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
4                                         STRATEGIE „BILDUNGSOFFENSIVE FÜR DIE DIGITALE WISSENSGESELLSCHAFT“

und die Lehrkräfte dahingehend zu qualifizieren, dass    infrastruktur (interne Dateninfrastruktur und Server)
sie einen modernen Unterricht mit digitalen Medien       aufgebaut werden.
gestalten können.
                                                         Ein solches Angebot des Bundes stellt ein Investitions-
Digitale Bildung: differenzieren und selbst              programm für den Auf- und Ausbau der digitalen
verantworten                                             Infrastruktur dar, mit gleichzeitiger Verpflichtung der
Zweitens, nicht Vereinheitlichung, sondern bedarfs-      Länder, ihrerseits die Digitalisierung des Bildungs-
orientierte Differenzierung und Vielfalt sind die        systems voranzutreiben, insbesondere den laufenden
richtige Antwort auf große Herausforderungen. Wer        Betrieb, die Wartung der Infrastruktur und eine
Schülerinnen und Schülern die bestmögliche Bildung       sichere Lernumgebung zu finanzieren, gemeinsame
mit auf den Weg geben will, muss differenzieren und      technische Standards zu entwickeln, pädagogische
auch Wettbewerb der Bildungseinrichtungen unterei-       Konzepte für die digitale Bildung flächendeckend zu
nander zulassen. Es ist weder Ziel, dass die Länder im   implementieren und die Lehrkräfte für das Lehren
Bereich Schule Kompetenzen an den Bund abgeben,          mit digitalen Medien aus- und fortzubilden.
noch dass die Bildungseinrichtungen von ihrer Selbst-
verantwortung entbunden werden. Vielmehr wachsen         Dabei müssen die technischen Voraussetzungen
mit der Digitalisierung auch die Erwartungen an die      geschaffen werden, unter denen die Wahrung von
Träger und Leitungen von Schulen, sich strategisch,      Persönlichkeitsrechten und Datensicherheit gewähr-
organisatorisch und infrastrukturell neu aufzustellen.   leistet ist.
Es ist Aufgabe des Staates, die Bildungseinrichtungen
in diesem Modernisierungsprozess zu unterstützen.        Berufliche Bildung auf Digitalisierung ausrichten
                                                         Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt massiv.
Die Einführung digitaler Techniken und Dienstleis-       Tätigkeiten werden automatisiert, neue Technologien
tungen in das Bildungswesen wird eine größere Rolle      wie 3D-Drucker oder Datenbrille greifen Raum, wie
von privaten Anbietern bei Ausstattung, Betrieb und      auch selbstfahrende Autos, Roboter als Altenpfleger
Lehrmaterialien mit sich bringen. Das Bundesmi-          oder Drohnen als Paketzusteller. Die Menschen wer-
nisterium für Bildung und Forschung befürwortet          den zunehmend digital kompetent und anpassungsfä-
solche neuen Formen der Kooperation. Gleichzeitig        hig sein müssen, um den gestiegenen Anforderungen
darf dies nicht zu einer Einschränkung des staatlichen   gerecht zu werden, aber auch, um die sich bietenden
Bildungsauftrags führen. Dem Staat werden bei der        Chancen ergreifen zu können.
Frage, wie eine digitale Infrastruktur im deutschen
Bildungswesen verlässlich datengeschützt und dis-        Um Berufsbilder zu modernisieren, die Ausstattung
kriminierungsfrei zugänglich errichtet werden kann,      der Überbetrieblichen Bildungsstätten (ÜBS) zu stär-
sogar neue Aufgaben zuwachsen.                           ken und den Einsatz digitaler Medien in der beruf-
                                                         lichen Bildung zu befördern, haben wir die Initiative
„DigitalPakt#D“ zwischen Bund und Ländern                „Berufsbildung 4.0“ gestartet. Die duale Ausbildung in
Die Voraussetzungen für die digitale Bildung müssen      Deutschland bietet eine hervorragende Ausgangslage,
überall in Deutschland gleich gut sein. Dafür bedarf     um den Wandel zu meistern und neue Arbeitsplätze
es einer leistungsfähigen Infrastruktur. Daher schlägt   zu schaffen wie auch bestehende Arbeitsplätze zu er-
das Bundesministerium für Bildung und Forschung          halten. Denn Digitalisierung erfordert nicht nur eine
einen digitalen Infrastrukturpakt zwischen Bund und      gute Ausbildung, sondern ebenso gute Weiterbildung
Ländern für die nächsten fünf Jahre vor, um gezielt      und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen.
Schulen (Grundschulen und weiterführende allge-
meinbildende Schulen sowie Berufsschulen) und die        Potenziale der Lernenden und
Schulträger flächendeckend im Digitalisierungspro-       Lehrenden stärken
zess zu unterstützen. Damit könnte der Netzanschluss     Wir haben in Deutschland ein vergleichsweise hohes
(Breitbandanbindung, W-LAN-Ausleuchtung) von             Bildungsniveau erreicht und sind auf einem guten
Schulen sichergestellt und eine verlässliche Rahmen-     Weg hin zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Die Kopplung
Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
EINFÜHRUNG: BILDUNGSPOLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN IN EINER VERNETZTEN WELT                                       5

zwischen dem sozialen Status der Eltern und dem           Handlungsrahmen vor, um die digitale Transformati-
Bildungsniveau nimmt ab. Zwischen den verschie-           on des Bildungssystems voranzutreiben. Dabei greifen
denen Bildungswegen ist das System durchlässiger          wir wichtige Empfehlungen der Enquete-Kommission
geworden. Mit Blick auf steigende Bildungsanforde-        des Deutschen Bundestages „Internet und Digitale
rungen auf dem Arbeitsmarkt und eine verstärkte           Gesellschaft“ (2013) auf und setzen die Maßgaben der
Zuwanderung sind aber weitere Anstrengungen               Digitalen Agenda um. Die Anstrengungen von Bund
notwendig. Digitale Bildung bietet hier vielverspre-      und Ländern weisen große inhaltliche Übereinstim-
chende Möglichkeiten. Durch digital unterstützte          mungen auf und ergänzen einander. Es gilt, die Syner-
Lehr- und Lernkonzepte können Menschen individu-          gien zwischen der Bundesstrategie „Bildungsoffensive
eller gefördert werden. Über digitale Bildungsangebo-     für die digitale Wissensgesellschaft“ und der Strategie
te können sich Menschen kostengünstig und flexibel        „Bildung in der digitalen Welt“, die die Kultusminis-
zusätzliches Wissen aneignen – von Lern-Apps über         terkonferenz derzeit erarbeitet, bestmöglich zu nutzen
Online-Nachhilfe bis zu Massive Open Online Courses       und Ressourcen gemäß der föderalen Kompetenzver-
(MOOCs). Bei der Integration von Geflüchteten erwei-      teilung einzusetzen.
sen sich digitale Lerntools und Lerntutorials ebenfalls
als große Unterstützung.

Viele Lehrkräfte haben ein großes Interesse, digitale
Medien bei der Bildungsvermittlung einzusetzen,
wenn sich dadurch die Qualität von Bildung und
die Chancengerechtigkeit verbessern lassen. Dieses
Interesse wollen wir stärken, denn kompetente und
engagierte Lehrkräfte werden auch in der Aus-, Fort-
und Weiterbildung von morgen eine entscheidende
Rolle einnehmen.

Deshalb fördern wir im Rahmen der „Qualitätsoffen-
sive Lehrerbildung“ die medienpädagogische Kom-
petenz von Lehrerinnen und Lehrern und lassen die
Umsetzung von digitaler Bildung in Schule, Hoch-
schule und Ausbildung wissenschaftlich begleiten.

Auf diese Weise kann digitale Bildung wesentlich dazu
beitragen, den Bildungserfolg für alle zu ermöglichen.

Strategie „Bildungsoffensive für die digitale
Wissensgesellschaft“
In der „Digitalen Agenda 2014–2017“ hat die Bundes-
regierung eine neue Bildungsoffensive angekündigt,
um die Menschen in Deutschland auf die gestiegenen
Anforderungen der digitalen Arbeitswelt und Wis-
sensgesellschaft noch besser vorzubereiten. Daran
arbeitet das Bundesministerium für Bildung und
Forschung gemeinsam mit den Ländern und weiteren
Akteuren aus dem Bildungsbereich.

Mit der Strategie „Bildungsoffensive für die digitale
Wissensgesellschaft“ legen wir einen systematischen
Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
6                                          STRATEGIE „BILDUNGSOFFENSIVE FÜR DIE DIGITALE WISSENSGESELLSCHAFT“

2. Arbeit und Gesellschaft im Wandel

Digitale Medien führen zu einem tiefgreifenden Wan-           Menschen werden, lassen sich neue Nachwuchs-
del in der Mediennutzung: Zum einen sind digitale             potenziale erschließen. Zugleich kann die Repu-
Medien in Form bzw. auf Basis mobiler Endgeräte               tation dieser Berufe erhöht und – perspektivisch –
mittlerweile allgegenwärtig und werden jederzeit und          auch die Attraktivität insbesondere der beruf-
überall genutzt. Zugleich verändern sie die Art der           lichen Bildung insgesamt verbessert werden.
Mediennutzung.
                                                          •   Die Kommunikation mittels digitaler Medien
Digitale Medien                                               erlaubt neue Kooperationsformen und ermöglicht
                                                              den Abbau von Hierarchien und die Flexibilisie-
•   bieten einen hohen Grad an Interaktivität.                rung von Arbeitszeiten.

•   ermöglichen die schnelle Suche von Informatio-
    nen.

•   machen es leicht, Informationen praktisch unbe-
    grenzt zu speichern und weiterzuverarbeiten.

•   ermöglichen eine flexible, orts- und zeitunabhän-
    gige Vernetzung der Nutzenden untereinander.

•   führen dazu, dass sich Privates und Öffentliches
    immer stärker miteinander verschränken.

•   bringen eine Flut an Informationen mit sich,
    deren Quelle und Vertrauenswürdigkeit schwerer
    einzuschätzen ist als bei traditionellen Medien.
    Außerdem ist bei der Nutzung digitaler Medien
    schwer einzuschätzen, in welchem Kontext und
    mit welchem Zweck die eigenen preisgegebenen
    Daten verwendet werden.

In der Arbeitswelt führt der Einsatz digitaler Medien –
im Wechselspiel mit gesellschaftlichen Entwicklun-
gen und sich wandelnden Anforderungen an soziale
Kompetenzen – zu neuen Qualifikationsanforde-
rungen:

•   Viele Qualifikationsprofile wandeln sich grund-
    legend, während andere Tätigkeiten durch intel-
    ligente Systeme zunehmend entbehrlich werden.
    Das erfordert die Anpassung von Ausbildungs-
    inhalten und gegebenenfalls auch die Schaffung
    neuer Berufsbilder.

•   Auch in traditionell eher medienfernen Berufs-
    bildern wird Mediennutzung zu einem integra-
    len Bestandteil der beruflichen Tätigkeit. Indem
    solche Berufe attraktiver für medienaffine junge
Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft - Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
DER BILDUNGSBEGRIFF IM DIGITALEN ZEITALTER                                                                     7

3. Der Bildungsbegriff im digitalen Zeitalter

Ungeachtet der Veränderungen in Mediennutzung            •   Aus-, Fort- und Weiterbildung müssen die Inno-
und Arbeitswelt muss Bildung nach wie vor die be-            vations- und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts
kannten Herausforderungen adressieren:                       Deutschland sichern.

•   Jugendliche wie Erwachsene müssen selbstbe-          Junge Menschen müssen auch weiterhin über einen
    stimmt und verantwortungsbewusst handeln             Grundstock an Wissen und über klassische Kompe-
    können.                                              tenzen wie Urteilskraft, Problemlösungsfähigkeit
                                                         oder Teamfähigkeit verfügen. Außerdem nimmt in
•   Sie müssen fortlaufend die Qualifikationen erwer-    dem Maße, in dem Routinetätigkeiten automatisiert
    ben, die für eine sich wandelnde Arbeitswelt nötig   werden können, die Bedeutung kreativer und sozialer
    sind.                                                Fertigkeiten sogar zu.
8                                          STRATEGIE „BILDUNGSOFFENSIVE FÜR DIE DIGITALE WISSENSGESELLSCHAFT“

4. Digitale Bildung

Bildung wird auch weiterhin in klassischer analoger       Lernzielen. Sie tragen damit auch zu mehr Bildungs-
Form stattfinden und klassische Inhalte vermitteln.       gerechtigkeit bei.
Daneben verlangen die Herausforderungen des digi-
talen Wandels allerdings auch nach einer spezifisch       Die Erhebung und statistische Auswertung lehr- und
digitalen Bildung. Digitale Bildung beinhaltet nach       lernbezogener Daten (learning analytics) vermitteln
unserem Verständnis sowohl die Vermittlung digita-        neue Erkenntnisse über Lehr- und Lernprozesse.
ler Kompetenz, d. h. der Fähigkeit zur fachkundigen       Smart-Data-Technologien ermöglichen die Verarbei-
und verantwortungsvollen Nutzung digitaler Medien         tung großer Datenmengen und können zur Verbesse-
(digitale Bildung als Lehr- und Lerninhalt) als auch      rung der Lehrqualität beitragen. Zugleich gilt es, den
das Lernen mit digitalen Medien (digitale Bildung als     mit learning analytics verbundenen Risiken bezüglich
Instrument).                                              der Datensicherheit und des Datenschutzes angemes-
                                                          sen zu begegnen.
Digitale Kompetenz bedeutet die Fähigkeit, Infor-
mationen zielgerichtet zu suchen, zu bewerten und         Die Ablösung herkömmlicher durch digitale Bil-
eigene Inhalte in digitaler Form für andere Nutzer zur    dungsmedien wirft neue rechtliche Fragen auf (z. B.
Verfügung zu stellen (suchen – bewerten – verbreiten).    mit Blick auf das Urheberrecht). Lehrkräfte wie auch
Anstelle von Wissensvermittlung rückt die Vermitt-        die Leiterinnen und Leiter von Bildungseinrichtungen
lung von Kompetenz zum selbsttätigen Lernen in            bedürfen der Unterstützung, um rechtssicher handeln
den Vordergrund. Sie umfasst auch ein technisches         und die Potenziale digitaler Medien voll ausschöpfen
Grundverständnis, das über die Bedienung aktueller        zu können.
Geräte hinausgeht und Grundkenntnisse über ihre
Funktionsweise und diejenige digitaler Medien, über       Die Voraussetzungen für die Umsetzung digitaler Bil-
die Software-Entwicklung und Algorithmik, über            dung in Deutschland sind günstig: Zum einen ist die
Netzwerktechnologien und IT-Sicherheit bzw. Daten-        Nutzung digitaler Medien bereits heute weit verbrei-
schutz beinhalten muss. Dazu zählen nicht zuletzt         tet. Zum anderen ist die Bereitschaft zur Investition
Grundfertigkeiten im Programmieren („coding“).            in die eigene Bildungsbiografie so hoch wie nie zuvor
Digitale Kompetenz als im besten Sinne integraler         und wird durch den gesellschaftlichen Trend zur
Bestandteil einer zeitgemäßen Allgemeinbildung            Höherqualifizierung gestützt.
muss bereits früh vermittelt werden. Sie umfasst
auch Medienkompetenz als Fähigkeit, Medien kon-           Auch mit digitaler Bildung verfolgen wir klassische
text- und zielgruppenspezifisch auszuwählen, For-         bildungspolitische Ziele:
mate und Inhalte zu bewerten und für die eigenen
Arbeits- und Kommunikationsprozesse zu nutzen.            •   Digitale Bildung vermittelt Schlüsselkompetenzen
                                                              für das selbstbestimmte Handeln in der digital
Das Lehren und Lernen mit digitalen Medien unter-             geprägten Welt und schafft die Voraussetzungen
scheidet sich erheblich von traditionellen Lernfor-           für gesellschaftliche Teilhabe.
men: Digital gestützte Bildungsangebote bieten die
Chance, flexibel zeit- und ortsunabhängig zu lernen.      •   Digitale Bildung bereitet auf die Qualifikations-
Die Möglichkeiten der Interaktion zwischen Lehren-            anforderungen der digital geprägten Arbeitswelt
den und Lernenden, aber auch der Lernenden unter-             vor.
einander (kollaboratives Lernen) sind viel größer. Die
Inhalte digitaler Medien können – digitale Kompe-         •   Digitale Bildung basiert auf dem gleichberechtig-
tenz der Lehrenden und entsprechende rechtliche               ten Zugang zu Bildung und zielt darauf ab, eine
Rahmenbedingungen vorausgesetzt – laufend an die              digitale Spaltung (digital divide) der Lernenden
individuellen Bedürfnisse der Lernenden angepasst             zu verhindern. Digitale Bildung kann somit auch
werden. Individualisierte, digital gestützte Lernfor-         einen wichtigen Beitrag zu mehr Bildungsgerech-
men und -strategien ermöglichen schnelles Feedback            tigkeit leisten.
und gezielte individuelle Förderung bei gemeinsamen
DIGITALE BILDUNG                                                                                                 9

Diese mit digitaler Bildung verbundenen Entwicklun-      •   Viele eingespielte Verfahren und Institutionen
gen bringen neue Chancen und Herausforderungen               staatlicher und privater Bildungsakteure müssen
für die Bildungspolitik und die Bildungsverwaltung           sich der digital geprägten Bildungswelt stellen,
mit sich:                                                    um weiterhin optimale Rahmenbedingungen für
                                                             Lerninhalte, Ausstattung und Qualität zu bieten
•   Digitale Bildung birgt erhebliche Potenziale im          (z. B. für die Qualitätssicherung offener Lernma-
    Hinblick auf die vielfältigen aktuellen Heraus-          terialien, die keinem klassischen Lektorat unter-
    forderungen, vor allem den Umgang mit der                liegen).
    wachsenden Heterogenität unter den Lernenden
    (Umsetzung der Inklusion, Integration von Zu-        •   Digitale Bildung darf nicht als Vorwand genom-
    wanderern).                                              men werden, um Bildungsinvestitionen oder
                                                             Bildungszeiten zu reduzieren.
•   Im Takt mit der digital geprägten und globalisier-
    ten Welt werden Lerninhalte zukünftig in deutlich
    kürzeren Zyklen aktualisiert werden müssen. Dazu
    kann sich die staatliche Bildungsverwaltung, die
    für die Erfüllung des Bildungsauftrages verant-
    wortlich zeichnet, verstärkt der Dienstleistungen
    Privater bedienen oder die Möglichkeit neuer
    Kooperationsformen nutzen.
10                                         STRATEGIE „BILDUNGSOFFENSIVE FÜR DIE DIGITALE WISSENSGESELLSCHAFT“

5. Ausgangslage

Deutschland ist in vielen Bereichen bereits gut aufge-    hinaus zeigt dieselbe Studie, dass das Potenzial leis-
stellt: Informatikunterricht wird in zahlreichen Schu-    tungsstarker und digitalaffiner Jugendlicher nur un-
len in der Sekundarstufe I als Wahlfach angeboten         genügend genutzt wird. Die Befunde liefern zugleich
und die Vermittlung von (allgemeiner) Medienkompe-        Hinweise auf eine sich abzeichnende digitale Spaltung
tenz ist flächendeckend Bestandteil der Lernzielkata-     der Schülerschaft. Auch die IT-Ausstattung deutscher
loge. Auch die Fähigkeit zum selbstständigen Lernen       Schulen und die IT-Kompetenzen der Lehrkräfte
stellt – zumindest in analogen Lernsettings – ein         sind nach dieser Studie im internationalen Vergleich
zentrales Ziel der Allgemeinbildung dar.                  unterdurchschnittlich.

Im Hinblick auf Maßnahmen zur Umsetzung digitaler         Diese Befunde werden im Übrigen auch von den Lehr-
Bildung ist die deutsche Bildungslandschaft aller-        kräften geteilt: Mehr als die Hälfte der Lehrer in der
dings bisher weitestgehend von Einzelinitiativen und      Sekundarstufe I wünscht sich nach einer Befragung
Insellösungen geprägt.                                    der Telekom-Stiftung von 2015 mehr Unterstützung
                                                          für den Einsatz von Computern/digitalen Medien
Außerdem schließen deutsche Schülerinnen und              im Unterricht; insbesondere Fortbildungsangebote
Schüler bei internationalen Vergleichen, wie zuletzt      und lehrplanbasierte Unterrichtsmaterialien stehen
im Rahmen der ICILS-Studie 2013, allenfalls mittel-       auf der Wunschliste. Fast die Hälfte glaubt allerdings
mäßig ab: Fast ein Drittel erreichte bei den computer-    auch, dass der Einsatz von Computern zu schlechte-
und informationsbezogenen Kompetenzen nur die             ren Schreibfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler
unteren beiden von fünf Kompetenzstufen. Darüber          führe.
STRATEGISCHER HANDLUNGSRAHMEN                                                                                 11

6. Strategischer Handlungsrahmen

Um die Potenziale digitaler Medien beim Lehren          und transparenten Rechtsrahmen, eine angemesse-
und Lernen systematisch auszuschöpfen, müssen           ne technische Ausstattung bzw. Infrastruktur sowie
Lehrende befähigt werden, digitale Kompetenzen          eine Unterstützung bei der erforderlichen Organisa-
zu vermitteln und dabei auf passgenaue didaktische      tionsentwicklung. Der Einsatz digitaler Medien ist
Konzepte zum Lernen mit digitalen Medien zurück-        kein Selbstzweck, entscheidend ist das pädagogische
greifen können. Darüber hinaus braucht es förderliche   Konzept.
Rahmenbedingungen: einen nutzerfreundlichen

  Bildungswelt digital 2030

  Digitale Bildung vermitteln

  Leistungsfähige digitale Infrastrukturen ausbauen

  Zeitgemäßen Rechtsrahmen schaffen

  Strategische Organisationsentwicklung unterstützen

  Potenziale der Internationalisierung nutzen
12                                           STRATEGIE „BILDUNGSOFFENSIVE FÜR DIE DIGITALE WISSENSGESELLSCHAFT“

7. Handlungsfelder

Die Strategie „Bildungsoffensive für die digitale Wis-      Handlungsfeld werden konkrete Zielszenarien der „Bil-
sensgesellschaft“ ist ein umfassender Handlungsrah-         dungswelt digital 2030“ benannt, ein Überblick über
men zur Förderung digitaler Bildung in Deutschland.         laufende und neue Aktivitäten gegeben und darüber
In bildungsbereichsübergreifender Herangehensweise          hinaus bestehende Handlungsbedarfe formuliert.
systematisiert sie fünf Handlungsfelder. Für jedes

 Bildungswelt digital 2030

 Wir wollen die Potenziale digitaler Bildung in allen       Dazu wollen wir die entsprechenden Infrastrukturen
 Bildungsbereichen optimal ausschöpfen, indem               etablieren, einen zeitgemäßen Rechtsrahmen schaffen,
 wir die Vermittlung digitaler Kompetenz fördern            die strategische Organisationsentwicklung vorantrei-
 und das Lernen mit digitalen Medien in der Breite          ben und die Internationalisierung deutscher Bildungs-
 verankern.                                                 angebote mithilfe digitaler Medien befördern.

7.1. Digitale Bildung vermitteln

 Bildungswelt digital 2030

 Alle Lernenden nutzen kompetent digitale Medien und        • Qualitätsgesicherte Open Educational Resources
 sind in der Lage, selbstbestimmt und verantwortungs-         (OER) bereichern didaktisch anspruchsvoll gestaltete
 bewusst an der digital geprägten Welt teilzuhaben.           und passgenau konzipierte Bildungsangebote. Nut-
                                                              zer können auf eine umfangreiche OER-Infrastruk-
 • Alle Bildungsteilnehmer nutzen digitale Medien             tur zurückgreifen und sind über den bestehenden
   selbstverständlich auch zu Bildungszwecken.                Rechtsrahmen informiert.
 • Beruflich relevante digitale Kompetenzen werden im       • Pädagoginnen und Pädagogen nutzen in verantwor-
   Rahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildung erwor-            tungsbewusster Weise digitale Lernplattformen, um
   ben und kontinuierlich aufgefrischt.                       systematisierte Informationen zum Lernfortschritt
 • Alle Lehrkräfte verfügen über digitale Kompetenzen         der Bildungsteilnehmer zu erhalten, und zur besten
   und können diese vermitteln.                               individuellen Förderung.
 • Digitale Bildungsangebote werden laufend aktuali-        • Die berufliche Bildung hat durch die Integration
   siert.                                                     digitaler Bildungsangebote weiter an Attraktivität
 • Abschlüsse digital gestützter Lernangebote sind ent-       gewonnen.
   sprechenden Präsenzveranstaltungen gleichgestellt.
 • Die Qualität digitaler Bildungsangebote ist sicherge-
   stellt und für die Nutzer leicht nachzuvollziehen,
   z. B. durch entsprechende Qualitätssiegel oder
   Signets.
HANDLUNGSFELDER                                                                                                                                        13

Wir wollen mit der Vermittlung digitaler Kompetenz                               Ein wichtiges Instrument für maßgeschneiderte
die Grundvoraussetzung dafür schaffen, dass sich alle                            Bildungsangebote sind Open Educational Resources
Menschen in Deutschland in der digitalen Welt sicher                             (OER) – Lehr- und Lernmittel, die bei entsprechender
und verantwortungsbewusst bewegen, erfolgreich                                   Lizenzierung prinzipiell ohne Beschränkung genutzt,
in der digital geprägten Arbeitswelt handeln und am                              verändert und weiterverbreitet werden können und
gesellschaftlichen und politischen Leben teilhaben.                              für das Lernen mit digitalen Medien von besonderer
                                                                                 Relevanz sind. Wir sind überzeugt davon, dass der Fun-
Wir wollen ermöglichen, dass die Menschen in                                     dus an Lehrmaterialien durch OER erheblich erweitert
Deutschland Computer, Tablets und Smartphones                                    werden kann. Dazu bedarf es einer OER-förderlichen
nicht nur zu Unterhaltungszwecken, sondern auch für                              Infrastruktur mit einer sinnvollen Kombination von
die eigene Aus- und Weiterbildung nutzen können, um                              Repositorien1, Referatorien2 und den entsprechenden
eine digitale Spaltung zu vermeiden („Second Level                               Metadatendiensten und Metadatenstandards3, Rechts-
Digital Divide“). Dies ist auch eine Frage der Bildungs-                         sicherheit (in Bezug auf Nutzung, Kombinierbarkeit
gerechtigkeit.                                                                   und Weiterentwicklung), nutzerfreundlicher Lizenzie-
                                                                                 rungssysteme, fundierter didaktischer Konzepte und
Um in Zukunft als Nation von Gestaltern – und nicht                              passender Geschäftsmodelle.
allein als Anwender – die digitale Wirtschaft und
Gesellschaft mitzuprägen, müssen wir sowohl digitale                             Um das Lernen mit digitalen Medien in der Breite zu
Kompetenzvermittlung in der Breite fördern als auch                              verankern, bedarf es eines starken politischen wie
leistungsstarke IT-Talente unterstützen – von der früh-                          finanziellen Impulses. Die Etablierung von Hardware
kindlichen Bildung an und über die gesamte Bildungs-                             wie auch die Erstellung von Content muss eine Priorität
biografie hinweg.                                                                in den Budgets der Sachaufwandsträger erhalten.

Wir brauchen dafür vor allem digital kompetente pä-                              Das Bundesministerium für Bildung und Forschung
dagogische Fachkräfte, die sich im Rahmen ihrer Aus-,                            fördert digitale Bildung mit vielfältigen Maßnahmen in
Fort- und Weiterbildung die Fähigkeit aneignen, digita-                          allen Bildungsbereichen:
le Kompetenzen in geeigneter Weise zu vermitteln.
                                                                                 Frühkindliche Bildung
Dazu wollen wir die Anpassung der Curricula der be-                              •    Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische
ruflichen und akademischen Bildung mit Blick auf die                                  Fachkräfte WiFF: Mit dieser Initiative unterstützt
Anforderungen des digitalen Zeitalters unterstützen und                               das BMBF die Verbreitung handlungsorientierten
zu diesem Zweck die Modernisierung von Ausbildungs-                                   Fachwissens für Elementarpädagoginnen und
ordnungen und Studiengängen aktiv vorantreiben.                                       -pädagogen.

Auch in der digitalen Bildungswelt gilt das Primat der                           •    „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“: Zwei
Pädagogik: Der Einsatz digitaler Bildungsmedien ist                                   der mehr als 30 Partner des BMBF-Programms zur
kein Selbstzweck, denn mehr IT-Nutzung führt weder                                    Förderung der kulturellen Bildung von bildungs-
automatisch zu besseren Leistungen noch zu mehr                                       benachteiligten Kindern und Jugendlichen, der
Chancengerechtigkeit. Digital gestützte Bildungsan-                                   Deutsche Bibliotheksverband und die Stiftung
gebote müssen daher auf passgenauen didaktischen                                      Digitale Chancen, nutzen gezielt das Interesse
Konzepten basieren. Zu diesem Zweck gilt es, digitale                                 und die alltägliche Mediennutzung von Kindern
Medien aus dem Informatikunterricht heraus auch in                                    und Jugendlichen, um sie auf diesem Wege an das
den Fachunterricht zu integrieren.                                                    Lesen heranzuführen.

1
    Repositorien sind voneinander unabhängige (u. U. themenspezifische) Datenbanken, in denen OER vorgehalten werden.
2
    Referatorien sind (u. U. themenspezifische) Verweisserver, die auf die Inhalte bestehender Repositorien verlinken.
3
    Metadaten enthalten Informationen über die Merkmale anderer Daten, z. B. zu Autor oder Erstellungsdatum von OER oder zum Bildungsbereich, für den
    diese primär gedacht sind. Um OER auf Grundlage dieser Metadaten finden zu können, bedarf es einheitlicher Metadatenstandards und einer entsprechenden
    Software zur Suche des sogenannten Metadatendienstes.
14                                          STRATEGIE „BILDUNGSOFFENSIVE FÜR DIE DIGITALE WISSENSGESELLSCHAFT“

Schule                                                     •   BMBF-Förderbekanntmachung „Erfahrbares Ler-
•    Qualitätsoffensive Lehrerbildung: Bund und                nen“: Damit wird die Entwicklung realitätsnaher
     Länder fördern im Rahmen der Qualitätsoffensive           Lernumgebungen und interaktiver Lernangebote
     Lehrerbildung die medienpädagogische Kompe-               für den individuellen Wissenserwerb gefördert,
     tenz von Lehrerinnen und Lehrern. Wir wollen              die anschließend im Sekundarschulbereich zum
     diese Förderung in der zweiten Förderphase ab             Einsatz kommen.
     dem Jahr 2019 weiter verstärken.
                                                           Berufliche Bildung
•    Informatik-Biber: Der Wettbewerb für die Klassen-     •   Bestandsanalyse zum Einsatz digitaler Medien
     stufen 3 bis 13 zeigt anhand spannender Aufgaben,         in der beruflichen Bildung: Im Auftrag des BMBF
     wie vielseitig und alltagsrelevant Informatik ist.        hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
                                                               gemeinsam mit TNS Infratest 3.000 Betriebe in
•    Bundeswettbewerb Informatik: Das BMBF unter-              Deutschland zur Nutzung digitaler Medien be-
     stützt begabte Schülerinnen und Schüler, die sich         fragt. Laut dieser im Sommer 2016 veröffentlich-
     frühzeitig mit anspruchsvollen Aufgabenstellun-           ten Studie „Digitale Medien in Betrieben – heute
     gen aus der Informatik beschäftigen wollen.               und morgen. Eine repräsentative Bestandsanalyse“
                                                               verfügen die Betriebe zwar über eine gute tech-
•    Internationale Informatik-Olympiade: Schüler-             nische Ausstattung, digitale Lern- und Medien-
     innen und Schüler aus 80 Ländern messen sich im           formate werden hingegen in der Ausbildung noch
     Informatik-Wettstreit.                                    sehr zurückhaltend eingesetzt. Zugleich erwarten
                                                               die befragten Betriebe einen Bedeutungszuwachs
•    „Invent a chip“: Das BMBF und der Verband der             digitaler Endgeräte bei allen betrieblichen Tä-
     Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik             tigkeiten, während die digitale Kompetenz der
     e.V. (VDE) prämieren von Schülerinnen und Schü-           Auszubildenden kritisch eingeschätzt wird.
     lern selbst entwickelte Mikrochips.
HANDLUNGSFELDER                                                                                                          15

    BMBF-Dachinitiative „Berufsbildung 4.0“

    Das BMBF hat im Sommer 2016 die Dachinitiative „Berufsbildung 4.0“ für eine zukunftsfeste, attraktive und wettbe-
    werbsfähige Berufsausbildung gestartet. Sie systematisiert und bündelt verschiedene BMBF-Maßnahmen.

    • Förderprogramm „Digitale Medien in der Beruflichen Bildung“: Das BMBF stärkt die berufliche Bildung, indem
      das Lernen mit digitalen Medien in der beruflichen Bildung gezielt verankert wird. Zugleich werden flankierende
      Konzepte zur Stärkung der Medienkompetenz von Ausbildern und Beschäftigten entwickelt. Das Programm läuft
      von 2012 bis 2019. Die zentrale Maßnahme in den nächsten Jahren wird der Förderschwerpunkt „Transfernetz-
      werke Digitales Lernen in der Beruflichen Bildung“ (DigiNet) sein. Ziel ist es, in Unternehmen und insbesondere in
      KMU, zur Schaffung von Strukturen für die Implementierung digitalen Lernens beizutragen.

    • Sonderprogramm zur Förderung der Digitalisierung in Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS) und Kom-
      petenzzentren: Über das Sonderprogramm wird die Anschaffung ausgewählter Ausstattung der ÜBS im Bereich
      der Digitalisierung gefördert, beispielsweise CNC-Maschinen oder 3D-Drucker. Darüber hinaus werden Pilotpro-
      jekte in Kompetenzzentren für die Weiterentwicklung von Lehr- und Lernprozessen für die Ausbildung umge-
      setzt. Mit dem Sonderprogramm investiert das BMBF – zusätzlich zur Grundfinanzierung in Höhe von jährlich
      mindestens 40 Millionen Euro – weitere 74 Millionen Euro in die infrastrukturelle und inhaltliche Modernisierung
      der Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten.

    • Initiative „Facharbeiterqualifikation und Kompetenzen für die digitalisierte Arbeit von morgen“: Mit dieser
      Initiative beschreitet das BMBF mit dem BIBB neue Wege in der Modernisierung der Ausbildungsberufe. Frühzei-
      tig sollen im Dialog mit den Unternehmen veränderte Anforderungen an die Qualifikation der Facharbeiter und
      Facharbeiterinnen erkannt, die quantitativen und qualitativen Auswirkungen erfasst und abgeschätzt werden.

•     Dachinitiative „Berufsbildung 4.0“: Mit der Dach-         •   Forschungsprojekt „Medien anwenden und produ-
      initiative bündelt das BMBF seine Aktivitäten zur             zieren – Entwicklung von Medienkompetenz in der
      Digitalisierung in der Berufsbildung (siehe Info-             Berufsausbildung“: Die für ein erfolgreiches Berufs-
      kasten).                                                      leben notwendigen Aspekte von Medienkompetenz
                                                                    hat das BIBB identifiziert und eine darauf basieren-
•     Modernisierung der dualen IT-Berufe: Im Rahmen                de Checkliste erarbeitet (siehe Infobox am Ende des
      der Neuordnungsverfahren werden neue Anforde-                 Kapitels 7.1., Seite 19).
      rungen an die Ausbildungsberufe IT-Systemelek-
      troniker/in; Fachinformatiker/in; IT-Systemkauf-          •   FuE-Programm „Zukunft der Arbeit“: Infolge des
      mann/-frau; Informatikkaufmann/-frau definiert.               digitalen Wandels in der Arbeitswelt verbinden sich
                                                                    Arbeiten und Lernen in zunehmendem Maße. Das
•     „Medienqualifizierung pädagogischer Fachkräfte“:              BMBF untersucht und fördert die Kompetenzent-
      Das BMBF stärkt die digitalen und medienpädago-               wicklung für die digitale Arbeitswelt der Zukunft
      gischen Kompetenzen des pädagogischen Perso-                  im Rahmen des Dachprogramms „Innovationen
      nals und fördert die dauerhafte Verankerung von               für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von
      Medienkompetenz im betrieblichen Ausbildungs-                 morgen“ (siehe Infokasten Seite 16).
      prozess im Rahmen des BMBF-Förderprogramms
      „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ (siehe
      Infobox am Ende des Kapitels 7.1., Seite 19).
16                                             STRATEGIE „BILDUNGSOFFENSIVE FÜR DIE DIGITALE WISSENSGESELLSCHAFT“

    FuE-Programm „Zukunft der Arbeit“

    Technisierung, Automatisierung und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt rasant. Damit Deutschland eine der
    weltweit führenden Wirtschafts- und Exportnationen bleibt, unterstützt das Dachprogramm „Innovationen für die
    Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ die Suche nach Lösungen, die technischen und sozialen Fort-
    schritt verknüpfen. Das BMBF investiert hierfür von 2014 bis 2020 ca. eine Milliarde Euro.

    Das neue, speziell auf soziale Innovationen ausgerichtete Forschungsprogramm „Zukunft der Arbeit“ komplettiert
    das Dachprogramm als dritte Säule. Gefördert werden Vorhaben, die Herausforderungen, Chancen und Folgewir-
    kungen der Digitalisierung der Arbeitswelt in drei thematischen FuE-Bereichen adressieren (vgl. https://www.bmbf.
    de/foerderungen/bekanntmachung.php?B=1017):

    1. Digitalisierung der Arbeit als soziale Innovationschance: Im Fokus steht die Frage, wie aus den digitalen Möglich-
       keiten ein ausgeglichener nachhaltiger Mehrwert für Menschen und Unternehmen in der Arbeitswelt abgeleitet
       werden kann, der Fehlbeanspruchungen minimiert, Kompetenzentwicklung begünstigt und der Autonomie von
       Beschäftigten förderlich ist.

    2. Sharing Economy, Mobile und Cloud Computing als Auslöser für Arbeitsinnovationen: Mit Blick auf die nahezu
       allgegenwärtige Verfügbarkeit von Informationen besteht Forschungsbedarf unter anderem zu den neuen Mög-
       lichkeiten der Teilung von Arbeitsprozessen und der gemeinschaftlichen Lösung komplexer Aufgaben. Vor dem
       Hintergrund der Sharing Economy gilt es, Fragen der Erschließung kollektiven Wissens und des gemeinschaftli-
       chen Nutzens zu untersuchen und dabei den Umgang mit Eigentumsrechten geistiger Erzeugnisse zu adressieren.

    3. Ergonomische und gesundheitsförderliche Arbeitssystemgestaltung im digitalen Zeitalter: Mit Blick auf die un-
       mittelbaren Schnittstellen zwischen Mensch und Technik besteht Bedarf an Gestaltungslösungen für die nachhal-
       tige Sicherung von Arbeitsqualität aus ergonomischer und gesundheitsbezogener Perspektive. Diese gilt es, durch
       die Weiterentwicklung bestehender Fort- und Weiterbildungskonzepte zu flankieren.

Hochschulbildung                                                 •   Qualitätspakt Lehre: Mehr als die Hälfte der im
•     Hochschulforum Digitalisierung: Das vom BMBF                   Rahmen des Qualitätspakts Lehre geförderten
      geförderte und vom Stifterverband der deutschen                Hochschulen treibt die Digitalisierung der Hoch-
      Wissenschaft gemeinsam mit dem Centrum für                     schullehre aktiv voran, beispielsweise mit dem
      Hochschulentwicklung (CHE) und der Hochschul-                  Studium vorgeschalteten Online-Assessments
      rektorenkonferenz (HRK) getragene Hochschulfo-                 oder Formaten von E-Learning beziehungsweise
      rum Digitalisierung analysiert den durch digitale              Blended Learning. Auch werden verschiedene
      Bildung bedingten Wandel in den Kompetenzpro-                  Lernmanagementsysteme, Lernportale, techni-
      filen von Studierenden, Lehrenden und Mitarbei-                sche Schnittstellen und andere Organisationshil-
      tern der Hochschulverwaltung. In den verschie-                 fen entwickelt.
      denen Themengruppen erarbeiten Expertinnen
      und Experten Empfehlungen zur strategischen                •   „Forschung zur digitalen Hochschulbildung“: Im
      Ausrichtung der Digitalisierung an den Hochschu-               Rahmen dieser BMBF-Förderrichtlinie können
      len, die von der Gestaltung der Curricula über die             Projekte von Hochschulen gefördert werden,
      Anpassung von Lern- und Prüfszenarien bis hin zu               die learning analytics, intelligent tutoring oder
      Fragen der Governance reichen.                                 Online-Self-Assessment-Systeme als Schwerpunkt
HANDLUNGSFELDER                                                                                                 17

    haben. So sollen die Wirksamkeit und Wirkungen       Bildungsbereichsübergreifend
    aktueller Ansätze und Formate untersucht und         •   Rahmenprogramm „Digitale Medien in der Bil-
    Erkenntnisse zu Trends und neuen Paradigmen in           dung“: Wir wollen das Förderprogramm des BMBF
    Didaktik und Technik gewonnen werden.                    „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ zu
                                                             einem bildungsbereichsübergreifenden Rah-
•   Weiterentwicklung von Studiengängen: Akade-              menprogramm „Digitale Medien in der Bildung“
    miker aller Fachrichtungen benötigen umfangrei-          ausbauen.
    chere und tiefergehende digitale Kompetenzen als
    bisher, beispielsweise im Hinblick auf die digital   •   Aufnahme in die Bildungsberichterstattung: Das
    gestützte Analyse großer Datenmengen. Das                BMBF wird sich dafür einsetzen, dass sich der
    BMBF plant, diesen veränderten Anforderungen             Nationale Bildungsbericht 2020 in seinem Schwer-
    Rechnung zu tragen, indem es die Hochschulen             punkt dem Thema „Digitalisierung in der Bildung“
    übergreifend bei der Weiterentwicklung ihrer             widmet. Gleichzeitig soll der digitale Wandel in der
    Studiengänge unterstützt.                                Bildungsberichterstattung von Bund und Ländern
                                                             aufgegriffen werden. Dazu bedarf es einer vor-
Weiterbildung                                                laufenden Forschung insbesondere mit Blick auf
•   „Innovative Ansätze zukunftsorientierter beruf-          die Entwicklung stabiler Indikatoren für diesen
    licher Weiterbildung“: Das BMBF beleuchtet die           Bereich.
    veränderten Qualifikationsanforderungen und
    Weiterbildungserfordernisse in der Wirtschaft und    •   Bundespreis Digitale Bildung: Das BMBF wird
    untersucht mittels Betriebsfallstudien die Kompe-        einen Bundespreis zur digitalen Bildung mit ver-
    tenzentwicklung im Digitalisierungsprozess.              schiedenen Kategorien ausrichten.

•   Förderbekanntmachung „Medienbildung 2“: Das          •   Open Educational Resources: Die OER-Arbeits-
    BMBF unterstützt Einrichtungen der beruflichen           gruppe der Länder und des Bundes hat Vorschlä-
    Weiterbildung dabei, Medienkompetenz struktu-            ge für OER-Recherchemöglichkeiten und zur
    rell zu verankern.                                       rechtssicheren Lizenzierung von OER entwickelt.
                                                             Darüber hinaus positioniert sie Deutschland im
•   „Innovative Ansätze zukunftsorientierter beruf-          europäischen und internationalen Raum hinsicht-
    licher Weiterbildung“: Das BMBF untersucht im            lich des Einsatzes von OER unter pädagogischen,
    Rahmen dieser Förderinitiative auch die Poten-           organisatorisch-institutionellen, technischen, ju-
    ziale digitaler Medien beim selbstorganisierten          ristischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten.
    Lernen Erwachsener.
                                                             Die Wikimedia-Stiftung Deutschland hat im
•   „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“: Mit        Rahmen eines BMBF-geförderten Projekts die
    dem Bund-Länder-Wettbewerb werden bedarfsge-             OER-Landschaft in Deutschland kartografiert. Der
    rechte hochschulische Weiterbildungsangebote für         daraus abgeleitete Praxisrahmen enthält Empfeh-
    unterschiedliche Zielgruppen auf- und ausgebaut.         lungen zu vier Themenbereichen: Lizenzierung
    Als digital gestützte Bildungsangebote kommen            und Rechtssicherheit, Qualitätssicherung, Qualifi-
    dabei Online-Lernmaterialien mit unterschied-            zierungsmodelle für Multiplikatoren/innen sowie
    lichen Graden an Multimedialität/Interaktivität,         Finanzierungs- und Geschäftsmodelle.
    MOOCs, virtuelle Klassenräume, virtuelle Semi-
    nare und Online-Foren zum Einsatz. Der Schwer-           Im Auftrag des BMBF hat der Deutsche Bildungs-
    punkt liegt in der Regel auf Blended-Learning-An-        server (DBS) des Deutschen Instituts für Inter-
    geboten, also der sinnvollen Verknüpfung von             nationale Pädagogische Forschung (DIPF) eine
    Präsenz- und virtueller Lehre. Daneben werden            Machbarkeitsstudie zum Aufbau und Betrieb von
    auch Online-Prüfungsformate oder onlinegestütz-          OER-Infrastrukturen in der Bildung durchgeführt.
    te Selbstbewertungen genutzt.                            Empfohlen werden die Etablierung einer vernetz-
18                                                      STRATEGIE „BILDUNGSOFFENSIVE FÜR DIE DIGITALE WISSENSGESELLSCHAFT“

     ten OER-Infrastruktur von Repositorien und Refe-                          •   die Anreizstrukturen in der Weiterbildung spe-
     ratorien sowie ein Metadaten-Austausch-Service.                               zifisch auf die Aneignung digitaler Kompetenzen
                                                                                   auszurichten.
•    „Förderbekanntmachung zu Open Educational Re-
     sources“: BMBF hat eine Förderbekanntmachung                              •   die Qualität digitaler Bildungsangebote (inklusive
     zu OER veröffentlicht, in deren Rahmen noch im                                OER) sicherzustellen, z. B. durch Kriterien für
     Jahr 2016 die ersten Projekte gefördert werden                                Qualitätsbeurteilung, und Transparenz- und Aner-
     sollen (siehe Infokasten Seite 19).                                           kennungsverfahren für digital gestützte Lernan-
                                                                                   gebote zu entwickeln (Aus- und Weiterbildung,
Über die bereits ergriffenen vielfältigen Aktivitäten                              Hochschulen),
und Maßnahmen hinaus stehen die Bildungsver-
antwortlichen in Bund und Ländern entsprechend                                 •   eine OER-förderliche Infrastruktur mit einer sinn-
ihrer kompetenzrechtlichen Zuständigkeiten vor der                                 vollen Kombination von Repositorien4, Referatorien5
Aufgabe,                                                                           und den entsprechenden Metadatendiensten6 und
                                                                                   Metadatenstandards aufzubauen,
•    ländergemeinsame Bildungsstandards für den
     Erwerb digitaler Kompetenz in den schulischen                             •   passgenaue didaktische Konzepte für das Lernen
     Lehrplänen zu verankern und digitale Kompetenz                                mit digitalen Medien und hier insbesondere für
     als fächerübergreifenden Bestandteil der Lehrer-                              den Einsatz von OER und deren sinnvolle Ver-
     bildung einzuführen,                                                          knüpfung mit klassischen Bildungsmedien zu
                                                                                   entwickeln,
•    die Modernisierung von Ausbildungsordnungen
     und Studiengängen aktiv voranzutreiben,                                   •   Investitionen in digitale Medien Priorität zu geben.

•    digitale Angebote für die Schnittstellen zwi-
     schen den Bildungsbereichen bereitzustellen,
     z. B. onlinegestützte Studien- und Berufsberatung,
     Online-Self-Assessments oder onlinegestützte
     Qualifizierungsangebote zur Abrundung bzw.
     Ergänzung des individuellen Kompetenzprofils an
     den Übergängen von Schule und Berufsbildung
     bzw. Hochschule,

•    flächendeckend zeitgemäßen Informatikunter-
     richt zu realisieren und gezielt Begabtenförde-
     rung auszubauen, z. B. durch die Einrichtung von
     Schwerpunktschulen,

4
  Repositorien sind voneinander unabhängige (u. U. themenspezifische) Datenbanken, in denen OER vorgehalten werden.
5
  Referatorien sind (u. U. themenspezifische) Verweisserver, die auf die Inhalte bestehender Repositorien verlinken.
6
  Metadaten enthalten Informationen über die Merkmale anderer Daten, z. B. zu Autor oder Erstellungsdatum von OER oder zum Bildungsbereich, für den
  diese primär gedacht sind. Um OER auf Grundlage dieser Metadaten finden zu können, bedarf es einheitlicher Metadatenstandards und einer entsprechenden
  Software zur Suche des sogenannten Metadatendienstes.
HANDLUNGSFELDER                                                                                                         19

 Beispiele der BMBF-Förderung digitaler Bildung

 Förderung der Medienqualifizierung von betrieblichen Ausbildern
 Betriebliche Ausbilder, gerade in KMU, verfügen nicht immer über medienpädagogische und digitale Kompetenzen. Mit
 der Bekanntmachung „Medienqualifizierung pädagogischer Fachkräfte“ fördert das BMBF die Medienkompetenz und
 medienpädagogische Kompetenz von berufspädagogischen Fachkräften in Unternehmen, auch im Kontext von Lern-
 ortkooperationen. Konkrete Projekte sind in nahezu allen Wirtschaftsbereichen angesiedelt:
 • Industrie (u. a. Automobilindustrie)
 • Handel
 • Handwerk
 • Garten- und Landschaftsbau

 Die Projekte zielen auf die dauerhafte Verankerung von Medienkompetenz im betrieblichen Ausbildungsprozess ab und
 lösen über die Zielgruppe der Ausbilderinnen und Ausbilder einen signifikanten Multiplikatoreneffekt bei betrieblich
 qualifizierten Fachkräften aus.

 Forschungsprojekt „Medien anwenden und produzieren – Entwicklung von Medienkompetenz in der
 Berufsausbildung“
 Digitale Kompetenz weist gerade in der Berufsbildung verschiedene Dimensionen auf. Mit diesem Forschungsprojekt
 wurden diejenigen zentralen Aspekte von Medienkompetenz identifiziert, über die junge Menschen für ein erfolgreiches
 Berufsleben verfügen müssen:
 • Medien zielgerichtet nutzen: Auszubildende können aufgabenbezogen Medien auswählen und/oder entsprechende
    Hard- und Software bedienen. Sie können in verschiedenen Medien recherchieren und Arbeitsergebnisse gestalten
    und/oder dokumentieren.
 • Selbstständig lernen: Auszubildende erkennen neue Entwicklungen und ihren daraus resultierenden Lernbedarf. Sie
    können selbstständig und zielgerichtet lernen.
 • Rechtliche, ethische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Mediennutzung berücksichtigen: Auszubildende
    kennen die rechtlichen und ethischen Grundlagen der Mediennutzung. Sie achten bei der Mediennutzung auch auf
    wirtschaftliche Aspekte.
 • Verantwortungsvoll zusammenarbeiten: Auszubildende können Medien zum Austausch mit anderen und zur Zu-
    sammenarbeit nutzen. Sie bringen sich aktiv in den Austausch ein und treiben diesen voran. Dabei achten sie darauf,
    andere zu respektieren und niemandem zu schaden.
 • Sprache zielgerichtet nutzen: Auszubildende können sich mündlich und schriftlich situationsbezogen ausdrücken
    und berücksichtigen dabei die gängigen Regeln. Sie können Informationen bewerten und beurteilen, ob diese für
    die Aufgabenstellung wichtig sind.
 • Innovationen aufgreifen und vorantreiben: Auszubildende gehen technische Neuerungen aktiv an. Sie können neue
    Medienanwendungen umsetzen und während der Ausbildung Anwendungen entwickeln und gestalten.

 Förderbekanntmachung zu Open Educational Resources
 Um OER nachhaltig in allen Bildungsbereichen zu verankern, richtet das BMBF eine Informationsstelle ein, die Infor-
 mationen zu OER bündelt und bereitstellt. Darüber hinaus wird der Kompetenzaufbau zum Thema OER in Organi-
 sationen der Fort- und Weiterbildung gefördert. Ziel ist die Sensibilisierung und Qualifizierung des pädagogischen
 Personals.
Sie können auch lesen