Corona - Das Simulieren der Pandemie - Welche Berechnungen und Abschätzungen sind möglich? - LBBW
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25.02.2021 Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter LBBW Research Dr. Thomas Meißner, Leiter Strategy Research Autor: Martin Güth, CQF, Senior Economist Corona – Das Simulieren der Pandemie Welche Berechnungen und Abschätzungen sind möglich? ERSTELLT AM: 25.02.2021 08:57 ERSTMALIGE WEITERGABE: 25.02.2021 09:07
Motivation Den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie einzuschätzen, ist mit einer Vielzahl von Unsicherheiten und Unwägbarkeiten verbunden. Im Folgenden wollen wir aufzeigen, mit welchen Methoden dennoch gewisse Leitplanken abgeleitet werden können und welche Schlussfolgerungen sich daraus mit noch nachvollziehbaren mathematischen Methoden ziehen lassen. Dies stellt einen Balanceakt dar zwischen dem Treffen von notwendigen Annahmen und Vereinfachungen einerseits und der Inkaufnahme zu großer Ungenauigkeiten andererseits. Die Darstellung der Herleitung der Ergebnisse soll es dabei ermöglichen, darauf aufbauende individuelle Abwägungen anzustellen. Wir wollen im Folgenden insbesondere den Fragen nachgehen, welche Effekte sich durch das voranschreitende Impfen der Bevölkerung auf die Sterbefälle und die Auslastung von Intensivkapazitäten einstellen dürften und wie ansteckendere Virusvarianten das Infektionsgeschehen beeinflussen dürften. Hinsichtlich der Schlussfolgerungen für Wirtschaft und Politik verweisen wir auf den heute veröffentlichten Blickpunkt „Mit falschen Zahlen zur richtigen Politik?“. 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 2
Wie schnell reduziert das Impfen die Sterbefälle? – Teil 1 Bevölkerungsstruktur Deutschland: Altersstruktur Regression der altersabhängigen Sterberate Anzahl je Jahrgang in Tsd. (Projektion zum 31.12.20) in %, log10(IFR) = -3,27 + 0,0524 * Alter 1600 90 1400 80 Anzahl Menschen (in Tsd.) 70 1200 60 1000 50 800 40 600 30 400 20 200 10 0 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Alter in Jahre Sterberate • Eine umfangreiche Metastudie zur Infektionssterblichkeit (IFR) liefert folgende Gleichung: log10(IFR) = -3,27 + 0,0524 * Alter • Zur Definition: Die Infektionssterblichkeit setzt die Zahl der Verstorbenen ins Verhältnis zu den tatsächlich Infizierten, wobei deren Anzahl unbekannt ist und mittels Antikörperstudien geschätzt wird. Die Fallsterblichkeit setzt die Sterbefälle in Relation zu den registrierten Infizierten. • Die linke Grafik zeigt die Altersstruktur in Deutschland. Würden sich alle Altersgruppen mit der gleichen Inzidenz infizieren, läge gemäß Formel die Sterblichkeit bei insgesamt 1,85%. U.E. überschätzt die Formel die Infektionssterblichkeit. Ihre Ergebnisse liegen für Deutschland relativ nahe an der Fallsterblichkeit (vgl. Seite 7). Auch deuten andere Datenquellen nicht auf eine derart hohe Infektionssterblichkeit. • Eine deutliche Abhängigkeit der Sterblichkeit vom Alter des erkrankten Menschen scheint derweil unstrittig, so dass wir im Folgenden mit besagter Formel weiterarbeiten wollen. Sie dürfte eine Art „obere Abschätzung“ darstellen. Quelle: Destatis, https://link.springer.com/article/10.1007/s10654-020-00698-1, LBBW Research 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 3
Wie schnell reduziert das Impfen die Sterbefälle? – Teil 2 Wie viele Menschen sterben je Kohorte, falls sich alle infizieren? Sterbefälle in jeder einzelnen Altersgruppe in Tsd. 80 • Die linke Grafik resultiert, wenn man für jede Altersgruppe die Werte der beiden Grafiken der 70 vorangegangenen Seite miteinander multipliziert. 60 • Dieses Gedankenspiel, dass sich die gesamte Bevölkerung 50 infizieren würde, lässt sich übertragen auf die Betrachtung, dass sich alle Altersgruppen in 40 gleichem Umfang infizieren würden. Die Verteilung der Sterbefälle wäre die gleiche, 30 lediglich die absolute Anzahl würde sich entsprechend nach 20 unten skalieren. • Der Altersmedian der 10 Verstorbenen läge gemäß diesem Ansatz bei 82 Jahren und ist damit identisch zu den 0 Angaben des RKI (vgl. 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 https://www.rki.de/DE/Content/I nfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus /Steckbrief.html). Quelle: LBBW Research 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 4
Wie schnell reduziert das Impfen die Sterbefälle? – Teil 3 Reduktion der Sterbefälle durch das Impfen alter Menschen Reduktion der Verstorbenen, wenn 80% der Menschen ab X Jahre und älter geimpft wären in % 100% • Um den Effekt des Impfens von Risikogruppen abzuschätzen, haben hier betrachtet, wie stark 90% sich gemäß unserer angestellten altersabhängigen 80% Betrachtung die Zahl der Sterbefälle reduzieren würde, 70% wenn die Menschen älter als X Jahre geimpft wären. 60% • Als Impfquote haben wir pauschal 80% unterstellt. 50% Tatsächlich könnte sie für sehr alte Menschen noch höher 40% ausfallen (Großbritannien berichtete jüngst, dass mehr als 30% 90% der über 70-jährigen Briten sich bereits haben impfen lassen). Zudem haben wir 20% angenommen, dass geimpfte Menschen eine um 95% 10% geringere Wahrscheinlichkeit haben, an Covid-19 zu sterben. 0% 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 • Ergebnis: Ist Ü80 geimpft, halbieren sich die Sterbefälle, Quelle: LBBW Research die Gruppe jünger als 60 hat keinen großen Einfluss mehr. 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 5
Die Infektionswelle seit dem Herbst hat vor allem die Gruppe Ü80 getroffen, daher die besonders hohe Sterberate 7-Tage-Inzidenz der COVID-19-Fälle in Deutschland nach Altersgruppe und Meldewoche 727 130 Noch immer ist die Inzidenz bei den sehr alten Menschen überdurchschnittlich Quelle: RKI, LBBW Research 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 6
Exkurs: Die hohen Inzidenzen bei den sehr Alten haben maßgeblich zu den hohen Sterbefallzahlen beigetragen! Auf den Inzidenzen basierende Schätzung der künftigen Sterberate vs. Ist Beobachtete Sterberate auf unterer X-Achse, Schätzung auf oberer X-Achse • Aus der Formel für die Sterbewahrscheinlichkeit im Falle einer KW10 KW13 KW16 KW19 KW22 KW25 KW28 KW31 KW34 KW37 KW40 KW43 KW46 KW49 KW52 KW2 KW5 Covid-19-Erkrankung sowie der vom RKI wöchentlich gemeldeten Altersstruktur der Neuinfektionen (vgl. vorangegangene Seite) 5,0% 5,0% haben wir eine Schätzung vorgenommen, welche Sterberate in vermutlich erhöhte Dunkelziffer bei den jeder Woche zu erwarten ist allein aufgrund der Altersstruktur der 4,0% 4,0% Neuinfektionen Menschen, die in dieser Woche als Neuinfizierte registriert wurden (grüne Linie in der Grafik, abgetragen auf der oberen X-Achse). 3,0% 3,0% • Dagegen haben wir die tatsächlich zu beobachtende 2,0% 2,0% Fallsterblichkeit gelegt (graue Linie, zeitverschoben abgetragen auf der unteren X-Achse, berechnet aus Anzahl der Sterbefälle geteilt 1,0% 1,0% durch die Neuinfektionen 16 Tage zuvor, jeweils 28-Tage-Summen). • Die in den vergangenen zwei Monaten zu beobachtende hohe 0,0% 0,0% Fallsterblichkeit kann zum Großteil dadurch erklärt werden, dass sich in dieser starken zweiten Welle alte und sehr alte Menschen deutlich überproportional ansteckten. • Würde sich jede Alterskohorte mit dem gleichen Prozentsatz anstecken, so läge laut Formel die zu erwartende Sterberate bei Beobachtete Sterberate 1,85%. Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Altersstruktur der Schätzung altersabhängige Sterberate Inzidenzen zeigt die Formel eine Sterberate von 2,63% an. 1.85% • Die bedeutet: Hätten sich im Zeitraum KW10 2020 bis KW7 2021 alle Altersgruppen gleichmäßig angesteckt, wäre eine um 30% geringere Zahl an Sterbefällen zu erwarten gewesen als unter Berücksichtigung der tatsächlichen Altersstruktur. Tatsächlich sind in Deutschland bislang 2,84% aller registrierten Infizierten an Quelle: RKI, Bloomberg, LBBW Research oder mit Covid-19 gestorben. 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 7
Exkurs: Auch im internationalen Vergleich ist die hohe Rate an Corona-Toten in Deutschland auffällig Sterberaten im internationalen Vergleich im Zeitablauf Anzahl der Sterbefälle in einem rollierenden 28-Tage-Zeitfenster geteilt durch die Anzahl der Neuinfektionen in einem 28-Tage-Fenster 16 Tage zuvor • Die hier betrachteten Zeitreihen 14% machen für viele Länder erst ab dem vergangenen Sommer oder Herbst Sinn, da zuvor die 12% Dunkelziffer an unentdeckten Infektionen sowie die Qualität 10% der Statistiken noch mangelhaft war. 8% • Unter den hier betrachteten Ländern lag Deutschland mit 6% seiner Sterberate in den vergangenen Wochen an der 4% traurigen Spitze. • Das untermauert u.E. das Bild, 2% dass von der zurückliegenden Infektionswelle in Deutschland 0% ungewöhnlich viele alte 01.04.20 01.05.20 01.06.20 01.07.20 01.08.20 01.09.20 01.10.20 01.11.20 01.12.20 01.01.21 01.02.21 Menschen betroffen waren und Global Germany Spain Sweden Deutschland deshalb – gemessen am Ireland Netherlands Italy France Infektionsgeschehen – United Kingdom Switzerland Austria United States ungewöhnlich viele Sterbefälle zu beklagen hat. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 8
Entlastung für die Intensivstationen durch das Impfen deutlich langsamer als bzgl. der Sterbefälle Neuinfektionen und Intensivpatienten in Altersverteilung von Intensivpatienten Deutschland Studie aus der Lombardei vom April 2020, 1591 Fälle 30000 8000 7000 25000 6000 20000 5000 15000 4000 3000 10000 2000 5000 1000 0 0 Neuinfektionen, 7-Tage-Durchschnitt Patienten auf ITS, Lag 14 Tage • Hinsichtlich der Gesundheitsversorgung stellen die Kapazitäten zur intensivmedizinischen Versorgung von Patienten die entscheidende Grenze dar. Die zurückliegende Infektionswelle hatte auf lokaler Ebene bereits zu Engpässen geführt. • Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) berechnet eine Vorwarnzeit bis Erreichen der Kapazitätsgrenze der Intensivversorgung. Es unterstellt dabei eine Quote von 1,12% für Unter-60-Jährige, 8,39% für 60-bis-79-Jährige, sowie 15,83% für Über-80- Jährige, die aufgrund einer Erkrankung an Covid-19 intensivmedizinisch behandelt werden müssen. • Das Impfen der Risikogruppen sollte nach vorn blickend das Risiko eines starken Ansteigens der Zahl der Intensivpatienten reduzieren. Der dämpfende Effekt dürfte aber deutlich geringer ausfallen als hinsichtlich der Reduktion der Sterbequote, da der Anteil jüngerer Menschen auf den Intensivstationen größer ist. Die rechte Grafik zeigt die Altersverteilung von Intensivpatienten während der ersten Corona-Welle. Der Altersmedian lag bei 63 Jahren. Im Gegensatz dazu beziffert das RKI den Altersmedian der Verstorbenen mit 82 Jahren. Quelle: Bloomberg, www.intensivregister.de, https://www.zidatasciencelab.de/covid19dashboard/Start, https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2764365, LBBW Research 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 9
Wie reduziert das Impfen das Infektionsgeschehen? Deutliche Effekte erst im Laufe des zweiten Quartals R0, wenn X% der Bevölkerung immun sind R0 für Impfentwicklung, wie auf Seite 9 Reproduktionsrate ohne Eindämmungsmaßnahmen dargestellt (mittleres Szenario) 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 10% 15% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 95% 20% 55% 90% 100% 0% 5% R0=3,3 R0=3,8 R0=5,25 R0=3,3 R0=3,8 R0=5,25 • Das RKI veranschlagt die Reproduktionsrate des „Wildtypen“ für den Fall, dass keinerlei Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus getroffen werden, auf 3,3 bis 3,8. D.h. 100 infizierte Personen würden im Durchschnitt 330 bis 380 weitere Personen anstecken. • Die Virusvariante B.1.1.7 ist deutlich ansteckender. Studien deuten darauf hin, dass sie um bis zu 50% bis 60% ansteckender sein könnte. Rechnet man mit einem 50%-igen Aufschlag auf ein mittleres R von 3,5 für den „Wildtyp“, so läge die Basisreproduktionsrate von B.1.1.7 im Bereich von 5,25. Bzgl. des Effekts der Immunität auf die Reproduktionsrate unterstellen wir eine sogenannte „sterilisierende Immunität“ (weder erkrankt die Person, noch gibt sie das Virus weiter). Die rechte Grafik illustriert, wie das voranschreitende Impfen die Reproduktionsrate im Zeitablauf reduzieren könnte. Immunität aufgrund von durchstandener Covid-19-Erkrankung ist hierbei nicht berücksichtigt. • An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass regionale Aspekte, Netzwerkeffekte usw. bzgl. der Ausbreitung des Virus in dieser Betrachtung unberücksichtigt bleiben. Sie spielen tatsächlich aber natürlich eine nennenswerte Rolle. Quelle: https://www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/covid-19-risk-assessment-variants-vaccine-fourteenth-update-february-2021, LBBW Research 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 10
Abschätzung der Herdenimmunität aufgrund von Infektionen – In Deutschland vermutlich noch kein großer Effekt Schätzung des Anteils bereits Infizierter an der Bevölkerung in % 45% • Unter den hier betrachteten Ländern weist Deutschland den geringsten 40% Anteil (2,9%) an registrierten Infizierten an der Bevölkerung auf. 35% Tatsächlich dürfte es aber eine 30% erhebliche Dunkelziffer an nicht entdeckten Infektionen in allen 25% Ländern geben. Eine aktuelle Studie des RKI hatte zum Ergebnis, dass 20% 2,2 mal so viele Menschen Antikörper aufwiesen als es 15% gemeldete Infektionen gab. (https://www.rki.de/DE/Content/Gesu 10% ndheitsmonitoring/Studien/cml- 5% studie/Factsheet_Berlin-Mitte.html) Frühere Studien hatten noch deutlich 0% höhere Dunkelziffern zum Ergebnis. • Alternativ kann man eine Annahme über die Sterberate treffen und aus den registrierten Sterbefällen auf die Schätzung auf Basis der Anzahl an Todesfällen / 0,8% Anteil der registrierten Infizierten Infektionsfälle zurückschließen. Auch dies ist aber nur ein sehr grobes Maß, da die Sterberate u.a. mit dem Alter der Infizierten variiert. Quelle: Bloomberg, LBBW Research • Wir haben hier 0,8% als Sterberate angenommen. 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 11
Mutanten in Deutschland auf dem Vormarsch – sowohl relativ als auch absolut Variants of Concern (VOC): Anzahl und Anteil Geschätzte Fallzahl pro KW sowie ihr Anteil an allen nachgetesteten Positivproben • Anhand von Daten des 30% 14.000 wöchentlichen Berichts zum Vorkommen von „Variants of 12.000 Concern“ (VOCs) in SARS- 25% CoV-2-positiven Proben im Rahmen der RKI-Testzahl- R=1,37 10.000 erfassung sowie der jeweiligen 20% Anzahl an registrierten Neuinfektionen extrapolieren 8.000 wir die absolute Anzahl der 15% durch neue Virusvarianten R=1,38 6.000 bedingten Neuinfektionen. Neue Daten für 10% KW 7 stehen • Es zeigt sich, dass der Anteil noch aus 4.000 ansteckenderer Varianten (B.1.1.7, B.1.351 und andere) 5% an den gesamten Neuinfektio- 2.000 nen zuletzt gestiegen ist. Auch ist die absolute Anzahl der 0% 0 durch sie bedingten Neuinfek- tionen in den vergangenen vier KW4 KW5 KW6 KW7 KW8 Wochen gestiegen, und zwar mit einer hohen Reproduktions- Schätzung Fallzahl VOC (rechte Skala) Anteil alle VOC (linke Skala) rate von rund 1,37. Quelle: RKI, LBBW Research 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 12
B.1.1.7 auf kurze Sicht ein Game Changer – Fallzahlen werden vermutlich vorerst wieder steigen Neuinfektionszahlen pro 100 Tsd. Einwohner, Simulation Summe der jeweils zurückliegenden sieben Tage • In den Inzidenzen war die 500 Ausbreitung der Virusvarianten 450 B.1.1.7 und auch B.1.351 in den vergangenen Wochen bis 400 vor Kurzem kaum 350 wahrnehmbar, da die Inzidenzwerte von einem 300 starken Rückgang des 250 „Wildtyps“ in Deutschland überlagert wurden. 200 • Wir haben in der Grafik 150 simuliert, wie sich die Inzidenz 100 entwickelt, wenn der Wildtyp für den gesamten Zeitraum eine 50 Reproduktionsrate von 0,84 0 aufweist. Für die Varianten 31.12.2020 31.01.2021 28.02.2021 31.03.2021 haben wir zum 28.01.2021 (KW4) einen Anteil von 5,1% an Inzidenz Wildtyp (R=0,84) Inzidenz VOC (R um 50% erhöht) den Neuinfektionen angenommen und zudem eine Inzidenz historisch um 50% höhere Infektiosität unterstellt. Mit den hier getroffenen Annahmen resultiert ein R-Wert für die Virusvarianten („Variants of Concern“, VOC) von 1,26. Quelle: Bloomberg, https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/DESH/Berichte-VOC-tab.html, LBBW Research 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 13
Die Dynamik der Pandemie: Aufgrund des exponentiellen Wachstums wäre selbst ein R-Wert von 1,2 nicht verkraftbar Simulation der Infektionswelle bei konstanter Reproduktionsrate Anzahl tägliche Neuinfektionszahlen für Deutschland nach X Tagen 1.600.000 • Die Grafik zeigt die Anzahl täglicher Neuinfektionen für eine Bevölkerung von 83,2 Mio. im Zeitablauf. Die Anzahl an Menschen, 1.400.000 die eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt 1.200.000 (Reproduktionsrate R), wurde dabei einmal gleich 1,2 und einmal gleich 1,5 gesetzt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt, dass 1.000.000 ohne Eindämmungsmaßnahmen R0 bei 3,3 bis 3,8 läge. 800.000 • Regionale Aspekte, Netzwerkeffekte usw. bleiben in dieser Betrachtung unberücksichtigt, spielen tatsächlich aber eine Rolle. 600.000 • Anfangs zeigt sich ein nahezu exponentielles Wachstum. Dies wird 400.000 dadurch abgebremst, dass mit der Zeit ein immer größerer Bevölkerungsteil bereits infiziert war und (als Annahme) sich nicht 200.000 nochmals infiziert und das Virus nicht mehr weiter verbreitet. R sinkt 0 genau um den prozentualen Anteil an der Bevölkerung, der sich 0 28 56 84 112 140 168 196 224 252 280 bereits angesteckt hat. Neuinfizierte (für R0=1,2) Neuinfizierte (für R0=1,5) • Daneben hängt die Dynamik davon ab, nach wie viel Tagen eine infizierte Person die Infektion weitergibt. Das RKI schätzt, dass dies im Durchschnitt nach 4 Tagen geschieht. Dies haben wir hier wie auch sonst in dieser Studie unterstellt. Der Wert ist aber unsicher und zudem abhängig von Maßnahmen der Kontaktbeschränkung. • Die Simulation verdeutlicht, dass selbst bei einem anfänglichen R von 1,2 ohne weitere Maßnahmen vermutlich die Kapazitäten des Unsere Simulation startet am Tag 0 mit 100 aktiv infizierten Personen. Gesundheitssystems gesprengt würden. • Sie verdeutlicht zudem, dass aufgrund der exponentiellen Dynamik Quelle: LBBW Research rasches Reagieren ausgesprochen wichtig ist. 25.02.2021 LBBW Blickpunkt: Corona - Das Simulieren der Pandemie 14
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