DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus - Projektdokumentation DOSB l Sport bewegt!

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DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus - Projektdokumentation DOSB l Sport bewegt!
DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus
             Projektdokumentation

                   DOSB l Sport bewegt!
DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus - Projektdokumentation DOSB l Sport bewegt!
Impressum

Titel: DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus
Herausgeber: Deutscher Olympischer SportBund l Geschäftsbereich Sportentwicklung l Ressort Chancengleichheit & Diversity
Otto-Fleck-Schneise 12 I 60528 Frankfurt am Main l Tel. +49 (0) 69 / 67 00 0 l Fax +49 (0) 69 / 67 49 06
E-Mail latzel@dosb.de l www.dosb.de

Texte: Michaela Rose, Michael Höhn

Redaktion: Ute Blessing-Kapelke, Michael Höhn

Bildnachweise: BMFSFJ/L.Chaperon (Seite 5) l Deutscher Olympischer Sportbund (Seite 4) l LSB Nordrhein-Westfalen/A. Bowinkelmann (Seite 1, 7, 8, 9,
10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 20, 21, 24, 27, 28, 31, 34, 39, 40, 43, 45, 46, 49, 52, 58, 59, 60, 61, 62, 64, 66) l Deutscher Turner-Bund (Seite 22, 25)
Badischer Sportbund Nord (Seite 63)

Gestaltung/Layout: B2 Design I Nordring 82 a I 63067 Offenbach I info@b2design.info

Produktion: Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG

1. Auflage: 6.000 Stück I April 2012

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DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus - Projektdokumentation DOSB l Sport bewegt!
Inhalt

Grußworte............................................................................................ 4

1. Sport und Bewegung als Altersvorsorge.. ............................................. 6

2. Netzwerkarbeit im Sport.................................................................. 12

3. Ausgezeichnete Vereinsbeispiele....................................................... 18

4. Netzwerkarbeit konkret! – eine Gebrauchsanweisung......................... 22

   I Projekt „Aktiv bis 100“
			 Deutscher Turner-Bund................................................................................. 22

		 I Projekt „Bewegungs-Starthelfer“
			 LSB Hessen.. ................................................................................................. 28

		 I Projekt „Gewinnung älterer Migrantinnen und Migranten“
			 Badischer Sportbund Nord............................................................................. 34

		 I Projekt „Jung und Alt – gemeinsam sportlich aktiv“
			 LSB Nordrhein-Westfalen.. ............................................................................. 40

		 I Projekt „Strategieentwicklung zum Ausbau kommunaler Netzwerke“
			 LSB Niedersachsen........................................................................................ 46

		 I Projekt „Strukturentwicklung zum Aufbau regionaler Netzwerke“
			 LSB Thüringen.............................................................................................. 52

5. Die wichtigsten Erkenntnisse zum Netzwerkmanagement.................... 58

Kontakte der Projektpartner ................................................................ 64

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DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus - Projektdokumentation DOSB l Sport bewegt!
Grußworte

            Thomas Bach
            DOSB-Präsident und Olympiasieger im Fechten 1976

            Die Lebensentwürfe von älteren Menschen sind heute so vielfältig wie
            nie zuvor. Sie pflegen einen aktiven Lebensstil und erfreuen sich an Sport
            und Bewegung mit Gleichgesinnten. Unsere Sportvereine unterstützen
            diese Entwicklung mit attraktiven und adäquaten Angeboten. Damit die
            Vereine in Zukunft noch mehr Ältere für Sport und Bewegung gewin-
            nen, kommt der Zusammenarbeit mit kommunalen Partnern eine große
            Bedeutung zu. Ob Netzwerk, Partnerschaft oder Kooperation – von einer
            Zusammenarbeit verschiedener Organisationen können alle Partner profi-
            tieren – vor allem die Sportvereine.

            Mit dem Projekt „Bewegungsnetzwerk 50 plus“ haben wir diese Thema-
            tik aufgegriffen und können nach knapp drei Jahren erfolgreiche Modelle
            von Netzwerkarbeit im Sport aufzeigen. Gemeinsam mit verschiedenen
            Landessportbünden und dem Deutschen Turner-Bund wurden dazu
            unterschiedliche Schwerpunkte der Netzwerkarbeit mit Partnern bear-
            beitet – ob für Hochaltrige, für Ältere mit Migrationshintergrund oder für
            generationenübergreifende Aktionen.

            Auf den folgenden Seiten finden Sie anschauliche Beispiele, wie nachhal-
            tige Kooperationen für mehr Bewegung und Gesundheit im Alter zwi-
            schen dem Sport und Senioren-, Sozial- und Gesundheitsorganisationen
            gelingen können. Mein besonderer Dank gilt dem Bundesministerium für
            Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die Förderung dieses Projektes.

            Mit freundlichen Grüßen

            Thomas Bach

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DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus - Projektdokumentation DOSB l Sport bewegt!
Dr. Kristina Schröder
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

„Wer den Körper bewegt, bewegt das Leben“: Besser als eine 80jährige
Teilnehmerin des „Bewegungsnetzwerks 50 plus“ es mit diesen Worten
gesagt hat, kann man das Sportprojekt, das vom Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und vom Deutschen
Olympischen Sportbund organisiert wird, kaum beschreiben.

Ziel des Netzwerkes ist es, im Sport Angebote für ältere Menschen zu
entwickeln, die sie ansprechen und ihren besonderen Bedürfnissen
gerecht werden. Damit wollen wir die Grundlage dafür schaffen, dass
noch mehr Menschen bis ins hohe Alter fit und aktiv bleiben und sich
in den Sportvereinen engagieren. Denn eines steht fest: Unsere Gesell-
schaft braucht das Engagement der Älteren – und dazu brauchen ältere
Menschen attraktive Möglichkeiten, sich einzubringen und solange wie
möglich eigenständig zu leben.

Kommunen, Sportvereine, potentielle Partner aus dem Sozial- und Ge-
sundheitswesen sowie alle Interessierten erhalten mit dieser Broschüre
viele Anregungen, um noch mehr Ältere für Sport und Bewegung zu
begeistern. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine inspirierende
Lektüre und hoffe auf viele sportliche Ideen, die in den Städten und
Gemeinden das Zusammenleben bewegen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Kristina Schröder

                                                                         l5
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1   Sport ist die beste Altersvorsorge
    Warum ist Bewegung im Alter so wichtig?

    Bis 40 läuft alles noch ganz gut. Dabei hapert’s oftmals in punkto Fitness schon ab ei-
    nem Alter von etwa 30 Jahren. Wir merken es nur kaum, denn Fitness und Belastbar-
    keit gehen nur peu à peu verloren. Mit Training nur sehr langsam, ohne Sport deutlich
    schneller. Und ab 50 können wir es meist nicht mehr übersehen: Je älter wir werden,
    umso kraftloser, kurzatmiger, unbeweglicher und unbeholfener werden wir, wenn wir
    nichts dagegen tun.

                                                              Keine guten Aussichten:
                                                              Etwa ab dem 45. Geburtstag verlieren wir pro Lebens-
                                                              Dekade bis zu 15 Prozent unserer Muskelmasse. Das macht
      Studien zeigen, dass regelmäßiges                       bis zum 80. Geburtstag glatt die Hälfte unserer Kraft aus,
      Sportreiben ...                                         die wir mit 30 noch locker zur Verfügung hatten. Auch die
                                                              Ausdauer lässt nach - ab dem 30. Lebensjahr gehen alle
      I ... das Risiko für Krebserkrankungen vermindert,      zehn Jahre bis zu einem Zehntel unserer Leistungsfähigkeit
                                                              flöten. Und unsere Koordination trifft es noch früher – ab
      l ... das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung     35 müssen wir pro Dekade auf zehn Prozent unserer Ge-
            halbiert,                                         schicklichkeit, Balance & Co. verzichten.

      l ... die Sterblichkeit bei Herzkrankheiten ebenfalls
                                                              Die gute Nachricht:
            um 50 Prozent senkt,
                                                              Das Minus im Alter können wir durch ein sportives Plus
      l ... gegen Bluthochdruck, Arteriosklerose,
                                                              insbesondere in jüngeren Jahren mindern. Denn wer
            Diabetes, Knochenschwund, Muskelatrophie,
                                                              früh mit dem Sport anfängt und sich regelmäßig fit hält,
            Fettleibigkeit und Übergewicht vorbeugt,
                                                              startet mit einer anderen Ausgangsbilanz. Bleiben wir
      l ... das Immunsystem stabilisiert,                     dazu auch im mittleren und höheren Alter sportlich aktiv,
                                                              können wir den Alterungsprozess zwar nicht aufhalten,
      l ... Angst und Depressionen verringert,
                                                              aber deutlich verlangsamen. Prima: Defizite können wir in
      l ... dank Kraft- und Balancetraining Stürze            jedem Alter durch regelmäßiges Training ausgleichen.
            verhindert,
                                                              Ergo:
      l ... die geistige Fitness verbessert und das
            Demenzrisiko mindert.                             Mit Sport lassen sich nicht nur Alterungsprozesse heraus-
                                                              zögern, sondern auch Krankheiten verhindern. Das funkti-
                                                              oniert selbst bei älteren und untrainierten Menschen – es
                                                              ist nie zu spät, für die eigene Gesundheit aktiv zu werden.

    6 l Sport und Bewegung als Altersvorsorge
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Die 60-plus-Generation auf der Überholspur
Wie aktiv sind Ältere in Bewegung und Sport?

In Turnhallen und auf Sportplätzen sind die Älteren in der Minderheit –
aber sie holen rasant auf.
                                                              Das bedeutet:
Die „Alten“ sind in den Sportvereinen Deutschlands            Im Alter zwischen 41 und 60 ist fast jeder dritte Mann
eindeutig auf der Überholspur: In den letzten 20 Jahren       und jede fünfte Frau Mitglied in einem Sportverein. Ab
haben sich die Mitgliedszahlen bei den über 60jährigen        60 Jahren sinkt das sportliche Engagement im Verein
mehr als verdreifacht. Und obwohl der DOSB in keiner          rapide – in dieser Altersgruppe ist nur noch jeder vierte
anderen Altersgruppe so viele „Neuzugänge“ – vor al-          Mann und jede siebte Frau aktiv. Die Drop-out-Quote
lem bei den weiblichen Mitgliedern – verzeichnen kann,        ist im Alter trotz der erfreulichen Zuwachsraten immer
sind Sportlerinnen und Sportler der 60-plus-Generation        noch beträchtlich.
im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil in Turnhallen und
auf Sportplätzen (noch) rar gesät.                            Studien zeigen:
                                                              Ob Mitte 50 oder hoch betagt – Training macht uns in
Die Fakten:
                                                              jeder Dekade unseres Lebens fit, hält gesund und verzö-
Insgesamt 27,6 Millionen Mitglieder verzeichnet der DOSB      gert den Alterungsprozess. Wir leben immer länger und
in seinen rund 91.000 Sportvereinen. 6,4 Millionen davon      Sport ist kein Privileg der Jüngeren. Der 60jährige hat
sind zwischen 41 und 60 Jahren alt (3,9 Millionen Männer      heute im Durchschnitt noch rund 21, die 60jährige sogar
und 2,5 Millionen Frauen), 3,9 Millionen sind über 60 Jahre   noch gut 25 Lebensjahre vor sich. Grund genug, um in
alt (2,4 Mio. Männer und 1,5 Mio. Frauen).                    Bewegung zu bleiben.

                                                                            Sport und Bewegung als Altersvorsorge l 7
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1   Je oller, desto doller?
    Hemmnisse und Barrieren zum Sporttreiben

    Warum ältere Sportlerinnen und Sportler zugleich Sieger und
    Verlierer in den Sportvereinen sind.

    Fakt ist:
    Je oller, desto doller. Oder anders ausgedrückt: Im        suchen Ältere beim Training bevorzugt Ihresgleichen –
    Mitglieder-Ranking des DOSB stehen ältere Sportlerinnen    daher ist das gesellige Angebot neben dem Sport in den
    und Sportler auf dem Siegertreppchen ganz oben – wenn      Vereinen besonders wichtig.
    man die Zuwachsraten betrachtet (vgl. Seite 7: Wie aktiv
    sind Ältere in Bewegung und Sport?).                       Ein zweiter Grund:
                                                               Je älter, desto anspruchsvoller. Seniorensport ist
    Allerdings gilt auch:
                                                               ganz einfach zu organisieren? Pustekuchen, in keiner an-
    Je älter, desto inaktiver. Zumindest im organisierten      deren Altersgruppe sind Bedürfnisse und Fitnesslevels so
    Sport. Zwar melden sich immer mehr Ältere in den Sport-    unterschiedlich! Für die eine ist das Sportabzeichen die
    vereinen an, aber prozentual gesehen sind sie eine Min-    Ziellinie, für die andere der Marathon. Mancher ist bei
    derheit. Denn in der 60-plus-Generation trimmt sich nur    der Fitnessgymnastik überfordert, auf dem Tennisplatz
    jeder vierte Mann und jede siebte Frau im Sportverein.     aber unterfordert.

    Ein Grund:                                                 Die Lösung:
    Je älter, desto unternehmungslustiger. Ältere              Je differenzierter, desto besser. Gefragt sind ab-
    haben immer viel zu tun und wollen flexibel bleiben. So    wechslungsreiche Kurse mit unterschiedlichen Leistungs-
    existieren neben den Vereinsgruppen weitere Formen         niveaus. Auf den folgenden Seiten gibt es Anregungen,
    des Sporttreibens: selbstorganisiert, im Fitness-Studio    wie Vereine ihre Angebote auch für Ältere attraktiver
    oder bei Trägern wie den Volkshochschulen. Außerdem        machen können.

    8 l Inhaltsbeschreibung (optional)
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Auf die richtige Mischung kommt es an
Wie gewinnt man Ältere für Sport und Bewegung?

Das Modellprojekt „Richtig fit ab 50“ nahm das Sportreiben von
Älteren unter die Lupe. Das Ergebnis: Zwölf Strategien, mit denen
Vereine auch bei der 50-plus-Generation punkten können.

Strategie 1:                                               Strategie 2:
PR in eigener Sache                                        Vielfalt lockt
Auf die richtige Ansprache kommt es an! Dabei ist der      Mit einer altbackenen Hockergymnastik lockt man die
Begriff „Seniorensport“ bei der Akquise neuer Ver-         ältere Zielgruppe nicht in die Vereine – erwünscht ist
einsmitglieder nicht unbedingt so gut geeignet. Bei der    Abwechslung und Vielfalt. Dabei ist alles erlaubt, was
Zielgruppe kann man deutlich besser landen: Frauen         gefällt und gesundheitlich möglich ist. Die Palette sollte
möchten vor allem etwas für ihre Gesundheit tun und        deshalb neben den Sportarten-Klassikern wie Laufen,
Männer wollen sehen, dass für sie noch etwas geht.         Schwimmen oder Rad fahren auch moderne Fitnessan-
Informieren über das Angebot kann man z.B. mit Pres-       gebote, Krafttraining und Entspannungsübungen um-
semitteilungen in Zeitungen, aber auch per Flyer oder      fassen, die sowohl Neu- und Wiedereinsteiger als auch
Plakat sowie Infoveranstaltungen vor Kursbeginn. Am        Leistungsorientierte in Bewegung bringen.
besten in Kooperation mit einem Arzt oder einer Ärztin:
Hebt ein Mediziner oder eine Medizinerin die gesund-
heitliche Relevanz des Sports hervor, sind deutlich mehr
Menschen dabei.

                                                                         Sport und Bewegung als Altersvorsorge l 9
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1
    Strategie 3:
    Kompetente Betreuung gewünscht
    Ältere Sporttreibende sind anspruchsvolle Kunden, sie
    wünschen sich eine qualifizierte Betreuung, persönliche
    Motivation sowie ein Mitspracherecht beim Training.
    Trainer und Trainerinnen brauchen daher eine gute
    Ausbildung und sollten mindestens über eine Übungslei-       Strategie 5:
    terlizenz der ersten Stufe verfügen. Spezielle Fortbildun-
    gen z.B. im Präventionssport werden von den Sportver-
                                                                 Lorbeeren dank Leistung
    bänden angeboten und gewährleisten, dass nach den            Fit, fitter, am fittesten – insbesondere ältere Männer
    neuesten Erkenntnissen trainiert wird.                       möchten ihre Leistungsfortschritte sehen und sich auch
                                                                 schon mal mit anderen vergleichen. Persönliche Leis-
    Strategie 4:                                                 tungsmessungen sowie vereinsinterne Turniere, Wett-
                                                                 kämpfe oder auch das Sportabzeichen sind Motivation
    Gesundheit ist der größte Benefit
                                                                 fürs Dranbleiben.
    Die eigene Gesundheit ist der beste Motivator – ab
    einem Alter von 40 wollen immer mehr Menschen                Strategie 6:
    dafür aktiv werden. Mit diesem Argument können
                                                                 Über den sportlichen Tellerrand
    Vereine also punkten. Notwendig dafür ist allerdings ein
    regelmäßiges und langfristiges Training, um nachhalti-       hinaus schauen
    ge Fortschritte verzeichnen zu können. Darauf sollten        Bewegung bildet, Sport unterstützt nicht nur die
    die neuen Vereinsmitglieder hingewiesen werden, um           geistige Fitness, auch das Körpergefühl wird gefördert.
    unnötigen Frust zu vermeiden.                                Über das Sporttreiben erfährt man viel zur persönlichen
                                                                 Gesundheitsvorsorge – gerade Ältere sind leicht für
                                                                 Infoveranstaltungen und Fortbildungsangebote rund um
                                                                 Training, Gesundheit und Ernährung zu begeistern.

                                                                 Strategie 7:
                                                                 Nach dem Sport ist nicht nur vor dem Sport
                                                                 Im Vereins-Miteinander zählt vor allem auch das Drum-
                                                                 herum: Hier knüpft man soziale Kontakte und lernt neue
                                                                 Freunde kennen. Beliebt sind deshalb auch Aktivitäten
                                                                 außerhalb von Sportplatz oder Turnhalle wie ein ge-
                                                                 meinsames Frühstück, Feiern oder Fahrrad-Touren.
Strategie 8:
Sport vor der Haustür
                                                                  Einen ausführlichen Leitfaden zur Gewinnung von
Je kürzer der Weg zum Sport, desto eher geht man hin.
Mit Kooperationen lassen sich neue Räume unabhängig               älteren Sportlerinnen und Sportlern für die Vereine
vom Vereinsgelände eröffnen: Da turnen Ältere abends im           finden Sie in unserer Broschüre „Richtig fit ab 50“,
Kindergarten, im Rathaus wird getanzt, in der Seniorenfrei-
                                                                  die Sie unter www.richtigfit-ab50.de
zeitstätte gibt es einen Fitnessraum und im Krankenhaus
stehen die Therapiebecken für Aqua-Kurse parat.                   herunterladen können.

Strategie 9:
Sport goes Wellness
Auch aufs Wohlfühl-Ambiente möchten ältere Sport-             sowie Kurz- oder Nur-Kurs-Mitgliedschaften erleichtern
treibende nicht verzichten – helle Farben, lesbare Be-        bereits in vielen Vereinen den Einstieg in den Vereins-
schriftungen, gute Akustik, Beleuchtung und Gerüche           sport. Toll sind auch sogenannte Kleeblatt-Karten, die
sowie großzügige Umkleidekabinen sind Pluspunkte für          die Mitgliedschaft in mehreren Vereinen ermöglichen.
jeden Verein.
                                                              Strategie 12:
Strategie 10:                                                 Netzwerken
Alles möglich machen
                                                              Zusammen mit anderen arbeitet es sich meist leichter –
Flexible Ältere möchten möglichst flexibel Sporttreiben.      neue Zielgruppen lassen sich auch durch Kooperationen
Neben den typischen Montags-und-Mittwochs-Turn-               erschließen. Für Sportvereine sind kommunale Stellen,
kursen als feste Gruppentermine, in denen man mit             Seniorenorganisationen, Kirchengemeinden und andere
Freunden regelmäßig aktiv ist, finden ältere Sportler-        Träger von Altenarbeit, aber auch andere Sportvereine,
innen und Sportler zunehmend Gefallen an flexiblen            das Gesundheitswesen und die Wirtschaft potenzielle
Programmen, unverbindlichen Bewegungstreffs oder              Partner für eine Win-Win-Situation, von der beide Par-
Personal-Trainer-Stunden.                                     teien profitieren.

Strategie 11:
Schnuppern erlauben
Auch bezüglich der Mitgliedschaften hat ein Umdenken
in den Vereinen stattgefunden. Schnupperangebote und
Zehnerkarten, Generationen- oder Paarmitgliedschaften

                                                                           Sport und Bewegung als Altersvorsorge l 11
2   Über Vereins-Grenzen hinweg
    Warum Netzwerkarbeit?

    Teamwork bringt’s! Ob Netzwerk, Partnerschaft oder Kooperation –
    von einer Zusammenarbeit verschiedener Organisationen profitieren
    alle Beteiligten.

    Ein Schritt nach vorne:
    Vernetzung ist DIE Zukunfts-Strategie für Sportvereine und     ergeben sich Optionen, die ein Verein alleine nicht hätte
    -verbände, die auch künftig erfolgreich arbeiten wollen. Ein   stemmen können. Und je mehr passende Angebote
    Beispiel: Die Zusammenarbeit mit kommunalen Organisati-        durch Kooperationen geschaffen werden können, umso
    onen sichert den örtlichen Vereinen ihr Dasein, bereichert     eher bringt man Menschen in Bewegung.
    aber auch die Städte um Sport- und Bewegungsangebote.
    Eine typische Win-Win-Situation – das gegenseitige Geben       Der Schritt aufeinander zu:
    und Nehmen bringt sowohl die Sportvereine und -verbän-
                                                                   Unabdingbar für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind
    de als auch die Kommune vorwärts.
                                                                   gemeinsame Ziele und die dazugehörigen Strategien,
                                                                   damit alle Beteiligten vom Netzwerk profitieren. Der
    Der entscheidende Schritt:                                     Mehrwert sollte für alle klar ersichtlich sein. Ohne Win-
    Denkt man einmal über die eigenen Vereinsgrenzen hin-          Win-Situation läuft nichts! Im Idealfall ergänzen sich
    weg, ergeben sich schnell zahlreiche Kooperationsmög-          die Partner, haben auch die Interessen der anderen im
    lichkeiten mit kommunalen, karitativen oder wirtschaft-        Fokus und unterstützen sich gegenseitig. Dann bringt
    lichen Einrichtungen, die neue Möglichkeiten, Lösungen         Teamwork deutlich mehr als man per Allein-Kämpfer-
    und auch Zielgruppen eröffnen. Wovon letztendlich              tum jemals erreichen könnte.
    auch unsere Zielgruppe – also die älteren Sportreiben-
    den – besonders profitiert. Denn per Netzwerkarbeit
Die richtigen Mitspieler finden
Wer eignet sich als Partner für Sportvereine?

Einmal umschauen bitte! Im kommunalen Umfeld gibt es viele
potenzielle Partner für das sportive Netzwerken.

Sportorganisationen                                            Seniorenorganisationen
Explizit sportliches Know-how gibt’s bei Fachverbänden,        Mit Seniorenbegegnungsstätten und -zentren, Wohn-
Landes-, Kreis- und Stadtsportbünden, Sportkreisen oder        heimen und dem Seniorenbeirat oder -büro lassen sich
Turngauen, aber auch in anderen Sportvereinen.                 zielgruppengenaue Aktivitäten planen.
Das bringt’s: Beratung, Aus- und Fortbildung, Förder-          Das bringt’s: gemeinsame Sportveranstaltungen, au-
mittel, Angebotserweiterung, Erfahrungsaustausch.              ßersportliche Aktivitäten, gegenseitige Ergänzung der
                                                               Angebote, Werbung für Vereinsangebote.
Kommunale Stellen
Idealer Netzwerkpartner sind städtische Einrichtungen wie      Wohlfahrtsverbände und -vereine
Stadtverwaltung oder Gemeinde, Sport- und Sozialamt.           Auch mit sozialen Einrichtungen wie Familienzentren,
Das bringt’s: Veranstaltungs-Organisation, Übungsräu-          AWO, Freiwilligenagenturen, Kulturvereinen oder
me, Öffentlichkeitsarbeit.                                     Migranten-Organisationen lassen sich neue Zielgrup-
                                                               pen erschließen.
Gesundheitseinrichtungen                                       Das bringt’s: Werbung für Vereinsangebote, Räum-
                                                               lichkeiten, Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbei-
Ärzte, Pflegedienste, Gesundheitsorganisationen und Kran-
                                                               tern, Veranstaltungs-Organisation.
kenkassen informieren über Gesundheits-Sportangebote.
Das bringt’s: Ansprache neuer Zielgruppen, Öffentlich-
keitsarbeit, Info-Veranstaltungen, Vorträge, Räumlichkeiten.

                                                                                          Netzwerkarbeit im Sport l 13
2
    Kirchengemeinden und Träger                                  Partner aus der Wirtschaft
    von Altenarbeit                                              Unternehmen, Betriebe und Banken sind ebenfalls gern
                                                                 gesehene Kooperationspartner.
    Auf offene Ohren in punkto Sport für Ältere stößt man
                                                                 Das bringt’s: Sponsoring, Werbung für Vereinsangebo-
    häufig bei Diakonie, Caritas oder „Altenclubs“.
                                                                 te, Veranstaltungs-Organisation.
    Das bringt’s: Kontakt zu neuen Zielgruppen, Multipli-
    katoren und Werbung für Vereinsangebote, Austausch
    von Kapazitäten und Referenten.
                                                                    Und:
    Bildungseinrichtungen und -träger
                                                                    Es lohnt sich auch bei anderen Organisa-
    Auch eine Zusammenarbeit mit Familienbildungsstätten,
                                                                    tionen, wie z.B. Tourismus-Organisa-
    Kindergärten oder Schulen kann sich für die Sportverei-
    ne lohnen.                                                      tionen, Wohnungsbau-Gesellschaften,
    Das bringt’s: Kontakt zu neuen Zielgruppen, Austausch           Zirkus- oder Zauberschulen oder einem
    von Referenten, Räumlichkeiten.
                                                                    Veranstaltungs-Service in punkto Netz-
    Politische Entscheidungsträger                                  werkarbeit nachzufragen.
    und Experten
    Sportvereine sollten mit an den runden Tischen in den
    Kommunen sitzen, um ihre Interessen zu vertreten.
    Das bringt’s: politische Teilhabe, Multiplikatoren für die
    Öffentlichkeit, Stärkung des Netzwerks, Erlangen von         Erfahren Sie mehr zur
    Fachwissen.                                                  Netzwerkarbeit im Sport
                                                                 in der gleichnamigen
                                                                 DOSB-Broschüre.

    14 l Inhaltsbeschreibung (optional)
1 plus 1 macht mehr als nur 2
Kooperationen von Sportvereinen und Seniorenbüros

Wenn zwei sich zusammentun, kann daraus deutlich mehr als nur
die Summe zweier Partner werden – Sportvereine und Senioren-
büros sind Kooperationspartner mit Mehrwert.

In die gleiche Richtung:
Sportvereine und Seniorenbüros ziehen gemeinsam an
einem Strang – beide bieten älteren Menschen attraktive
Angebote und bereichern das kommunale Gemeinwe-
sen. Sie sind Orte der Begegnung und Daseinsvorsorge,
sie fördern eine gesellschaftliche Teilhabe, die Selbstor-
ganisation und das freiwillige Engagement älterer Men-
schen. Die Konsequenz: Sportvereine und Seniorenbüros
sind ideale Kooperationspartner, da sich ihre Arbeitsge-
biete überschneiden und ergänzen. So profitieren beide
Organisationen von einer gemeinsamen Öffentlichkeits-
arbeit, der Vermittlung von ehrenamtlichen Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeitern sowie einem Bündnis auf der          Mehrwert für alle:
politischen Ebene.
                                                             Deshalb unterstützten der DOSB und die Bundesar-
                                                             beitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, ausge-
Die Win-Win-Situation im Detail:
                                                             hend vom Projekt „Bewegungsnetzwerk 50 plus“, die
Seniorenbüros kennen ihre Zielgruppe, ihre Wünsche           Kooperation von Sportvereinen und Seniorenbüros mit
und Bedürfnisse genau und haben auch den direkten            einer Workshop-Reihe. Sportvereine und Seniorenbüros
Draht zu älteren Menschen. Sportvereine können ihre          sollten einander kennenlernen, gemeinsame Ziele und
Angebote an die Bedürfnisse anpassen und über den            Interessen herausarbeiten und den Einsatz gemeinsa-
Kanal der Seniorenbüros kommunizieren. Die Senio-            mer Ressourcen überlegen. Dazu wurden Kenntnisse
renbüros können im Gegenzug ihr Angebot um eine              zum Netzwerkmanagement vermittelt und Beteili-
sportliche Facette in Kooperation mit den Sportvereinen      gungsmöglichkeiten für die Zielgruppe aufgezeigt.
erweitern und zudem freiwillige Ältere als Ehrenamtliche     Der Erfolg: Die Teilnehmenden konnten ihre Erfahrun-
an die Sportvereine vermitteln. Das Fazit: Beide Organi-     gen in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre
sationen steuern ihr Know-how und ihre Ressourcen bei        austauschen, Vorurteile abbauen und erste Schritte zu
und profitieren von der Zusammenarbeit.                      Kooperationen planen. Damit haben die Workshops
                                                             einen wichtigen Grundstein zur kommunalen Vernet-
                                                             zung gelegt.
                                                                                           Weitere Informationen unter

                                                                                     www.seniorenbueros.org

                                                                                       Netzwerkarbeit im Sport l 15
2   Hand in Hand und Schulter an Schulter
    Kooperationen des Sports mit Freiwilligenagenturen

    Sie begeistern, ermutigen und beraten Menschen, sich mit ihren vielfältigen Fähigkeiten
    für die Gesellschaft zu engagieren – Freiwilligenagenturen mobilisieren Ehrenamtliche
    und Freiwillige. Für den Sport und die Freiwilligenagenturen eine lohnende Kooperation.

    Hand in Hand:
    Vom Wunschgroßelterndienst, über Aktivitäten im              Landes- und kommunaler Ebene liefert ideale Rahmen-
    Sportverein bis zur Nachbarschaftshilfe für ältere Men-      bedingungen, unterstützt die Freiwilligenkultur und
    schen – die Palette der freiwilligen Dienstleistungen ist    verbessert Anerkennungsstrukturen.
    groß. Als Brücke zwischen engagierten Menschen, die
    unentgeltlich Hilfe leisten möchten und Einrichtungen, die   Schulter an Schulter:
    sich dank der freiwilligen Hilfeleistungen fürs Gemeinwohl
                                                                 Eine Partnerschaft zwischen Sport und Freiwilligenagentu-
    einsetzen können, vermitteln bundesweit Freiwilligenagen-
                                                                 ren erscheint logisch – und wurde im Rahmen des Projek-
    turen – auch als Freiwilligenzentren, Ehrenamtsbörsen oder
                                                                 tes „Bewegungsnetzwerk 50 plus“ einem Praxistest unter-
    -büros bekannt, die unter dem Dach der Bundesarbeitsge-
                                                                 zogen. In Workshops lernten die Teilnehmenden beider
    meinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) agieren.
                                                                 Organisationen ihre jeweiligen Tätigkeitsfelder, Interessen
                                                                 und Ziele kennen. Im Fokus: eine konstruktive Zusammen-
    Auf Augenhöhe:
                                                                 arbeit in punkto Freiwilligenmanagement, Organisations-
    Für Sportvereine und -verbände bietet die Kooperati-         und Personalentwicklung sowie die gemeinsame Nutzung
    on mit den Freiwilligenagenturen eine große Chance,          vorhandener Ressourcen und Potentiale. Das Ergebnis:
    ehrenamtliche und freiwillig engagierte Mitarbeiterinnen     Sportvereine und Freiwilligenagenturen gehören zusam-
    und Mitarbeiter zu gewinnen. Dabei ist der Sport kein        men – alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen sich
    Bittsteller: Als größter Anbieter von bürgerschaftlichem     für eine engere Kooperation stark machen.
    Engagement in Deutschland offeriert er vielfältige
                                                                                                  Weitere Informationen unter
    Möglichkeiten für Interessierte. Eine Zusammenarbeit
    mit den Freiwilligenagenturen sowohl auf Bundes-,                                                   www.bagfa.de

    16 l Netzwerkarbeit im Sport
Die Zielgruppe im Visier
Mehrwert für den Sport und kommunale Partner

Netzwerkarbeit hat viele Vorteile – wir nennen Ihnen die sieben
wichtigsten Pluspunkte mit garantiertem Mehrwert.

An die Zielgruppe andocken:                                 Der Mehr-Sport-Wert:
Per Netzwerkarbeit erreichen Sportvereine ihre Zielgrup-    Dank Unterstützung anderer Teamplayer lassen sich
pe direkter, schneller oder auch in größerem Umfang.        spezielle und differenzierte Sportangebote für ältere
Dadurch können Sport- und Bewegungsangebote ziel-           Sportlerinnen und Sportler effizient und bedarfsgerecht
genauer adressiert werden und erreichen Mitbürger der       realisieren.
50-plus-Generationen besser.

                                                            Sportverein goes Politik:
Mehr persönlicher Kontakt:
                                                            Wer gemeinsame Strategien entwickelt und Ziele mitei-
Über Netzwerkpartner kann ein enger Kontakt zur             nander durchsetzt, bekommt auf politischer Ebene mehr
Zielgruppe entstehen. Das hilft die Bedürfnisse und         Mitspracherecht und Durchschlagskraft.
Interessen der Älteren besser zu verstehen. Zudem kann
ein vertrauensvoller Umgang Hemmungen und Barrieren
                                                            Hand in Hand:
zum Sporttreiben abbauen.
                                                            Im Idealfall lassen sich das Wissen um kommunale
                                                            Strukturen und die Ressourcen der Netzwerkpartner im
Mehr Mitspracherecht:
                                                            Austausch nutzen und die Arbeit inhaltlich, methodisch
Durch den direkten Draht können ältere Sporttreibende       und organisatorisch bündeln.
und Bewegungswillige gezielt angesprochen und an den
Angeboten beteiligt werden.
                                                            Langfristig planen:
                                                            Eine nachhaltige „Denke“ bei der Koordination sichert
Auf allen Kanälen:
                                                            den Erfolg des Netzwerkes und erleichtert zukünftige
Ein bisschen PR muss schon sein – ansonsten bleiben die     Kooperationen.
tollsten Angebote ungenutzt. Über Kooperationspartner
lassen sich Informationen z.B. per Newsletter, Flyer oder
Plakat öffentlichkeitswirksam an die Frau und den Mann
bringen.
3   Ausgezeichnete Vereinsbeispiele

    DOSB-Vereinswettbewerb „Bewegungsnetzwerk 50 plus”
    Vernetzung lohnt sich! Ziel des Wettbewerbs war es, gute Kooperationen zwischen
    dem Sport und kommunalen Partnern auszuzeichnen und tolle Praxisbeispiele zum
    Sport der Älteren zu präsentieren. Den ersten Platz belegte der TSV Berlin-Wittenau,
    gefolgt vom TV Weißendorf und vom SFL Bremerhaven. Den Sonderpreis für eine
    externe Organisation gewann die Leitstelle „Älter werden in Ahlen“.

                         TSV Berlin-Wittenau

    Eine Trabantenstadt hält ihre Senioren auf Trab
    Der TSV Berlin-Wittenau hat sich den Sport der Älteren          Von den Netzwerkpartnern werden ständig innovative
    als Schwerpunkt gesetzt. In der Trabantenstadt „Märki-          Ideen eingebracht. So wurde ein Senioren-Stadtplan für
    sches Viertel“ im Berliner Norden werden Bewegung und           das Märkische Viertel entwickelt. Aufgezeigt werden
    Gesundheit mit viel Spaß und Motivation vermittelt. Durch       darin Infos zu Parkbänken, Toiletten, seniorenfreundli-
    die Kooperation mit einer Wohnungsbaugesellschaft und           chen Geschäften und der Weg in die Turnhalle. Aktuel-
    einem Pflegeheim können wohnortnah über 70 attrak-              les Projekt des Vereins ist ein Scheckheft mit Coupons
    tive Sport- und Bewegungsgruppen angeboten werden,              aus den verschiedensten Bereichen für Senioren. Damit
    die schon mehr als 800 Teilnehmer nutzen. Gemeinsam             können die Seniorinnen und Senioren zum Beispiel den
    mit dem Bezirksamt Reinickendorf betreibt der Verein            städtischen Senioren-Menü-Bringdienst oder einen
    sogar einen Outdoor-Senioren-Fitnessplatz. Das Netzwerk         Computer-Kurs ausprobieren. Unter dem Motto „Wir
    beschreibt sich selbst als Familie der Senioren. Im Stadtteil   schenken uns gemeinsame Zeit“ will man auch wei-
    tauscht man sich ständig über Planungen und Aktionen            terhin der Einsamkeit von Seniorinnen und Senioren
    aus. Der Verein ist ein wichtiger Akteur in diesem Netzwerk.    entgegen wirken.

    Bereits zum dritten Mal wurde ein Sturzpräventionstag
    veranstaltet. Durch viele kulturelle Aktionen wie Kräuter-
    wanderungen, Theaterbesuche, Basteln, Rad fahren und
    Spielen wächst die Mitgliederzahl des Vereins um jährlich
                                                                                                   Weitere Informationen unter
    zehn Prozent.
                                                                                       www.tsv-berlin-wittenau.de

    18 l Ausgezeichnete Vereinsbeispiele
Leitstelle »Älter werden in Ahlen«
Das macht SINN
Schon seit 1990 betreibt die Stadt Ahlen mit der Leitstelle   So konnten die Seniorinnen und Senioren zum Beispiel
„Älter werden in Ahlen“ eine intensive Sozialplanung          mit dem „Gesundheitspass“ zwölf ausgewählte Schnup-
für ältere Menschen. Sie bietet den Rahmen für eine           per-Bewegungs-Angebote ausprobieren. Aus diesem
reibungslose Absicherung und Verbesserung der Lebens-         Programm wurde das Bewegungsangebot „Im Einklang
qualität von Seniorinnen und Senioren mit zusätzlichen        von Körper, Seele und Geist“ entwickelt. Seit April 2011
Angeboten für hilfs- und pflegebedürftige Menschen und        gibt es mit „Aktif im Alter“ ein neues Angebot. Die
ihre Angehörigen. Im SINN-Netzwerk „Senioren in neuen         türkische Schreibweise von „Aktiv“ steht für die inter-
Netzwerken“ werden Informationen ausgetauscht, Projek-        kulturelle Öffnung des Seniorensports. Alle Sport- und
te geplant und immer wieder neue Kooperationspartner          Bewegungsangebote schließen die soziale Komponente
aufgenommen, die gleichberechtigt zusammen arbeiten.          ein, bieten Austausch und Geselligkeit und sind mit der
                                                              örtlichen Seniorenarbeit verknüpft. Die Beteiligung der
Dabei entstanden auch ganzheitliche Sport- und Erleb-         Seniorinnen und Senioren an den Programmen ist hoch.
nisangebote für Ältere in Zusammenarbeit mit über             Eine SINN-Konferenz lädt zweimal jährlich alle Bürgerin-
25 Sport- und Seniorenorganisationen. Bereits 2009            nen und Bürger der Stadt Ahlen ein, sich auszutauschen
wurden erstmals konkrete Ansprechpersonen für Seni-           und neue Ideen zu entwickeln.
orinnen und Senioren in den Sportvereinen benannt,
die bis heute unter der Koordination des Stadtsportver-
bandes zusammen agieren. Über das Netzwerk wurden
                                                                                             Weitere Informationen unter
auch Angebote für Zielgruppen entwickelt, die nicht
dem organisierten Sport angehören.                                                    www.senioren-ahlen.de

                                                                                 Ausgezeichnete Vereinsbeispiele l 19
3   Ausgezeichnete Vereinsbeispiele

                       Turnverein Weißendorf e.V.

    Ein kleiner Verein mit großen Zielen
    Mit seinen 248 Mitgliedern ist der TV Weißendorf im        Gemeinsam mit einer Praxis für Ernährungsberatung
    Thüringer Vogtland eher ein kleiner Verein. Dennoch        gibt es Sport- und Ernährungsprogramme zur Gewichts-
    hegt man große Pläne: Die Vernetzung des Sport-,           reduktion und mit dem Förderverein „Talsperre Zeulen-
    Wirtschafts- und Gesundheitssystems mit regionalen         roda erleben“ werden Bewegungsprogramme als Teil
    und kommunalen Partnern soll die Entwicklung der           der Tourismus-Entwicklung eingesetzt.
    gesamten Gesundheitsregion anstoßen. Das „Gesund-
    heitsnetzwerk Thüringer Vogtland“ wurde vom Verein         Dank der Netzwerkarbeit hat der TV Weißendorf neue
    gegründet und koordiniert. Ziel ist die Bewältigung des    Zielgruppen insbesondere für sein Gesundheits- und
    demografischen Wandels in der Region, das Aktivieren       Rehabilitationsangebot gewonnen. An den Kursen des
    sportferner älterer Menschen und die nachhaltige Ge-       Gesundheitsnetzwerks Thüringer Vogtland beteiligen
    sundheitsförderung der Bevölkerung.                        sich jährlich über 200 Interessenten und auch die Mit-
                                                               gliederzahlen steigen stetig. Das vorbildlich arbeitende
    Ein gutes Beispiel für gelungene Netzwerkarbeit ist das    Gesundheitsnetzwerk bietet neue Möglichkeiten für alle
    Aqua-Fitness-Programm. Die Badewelt „Waikiki“ stellt die   Beteiligten.
    Räumlichkeiten, der Turnverein die Übungsleiter und die
    örtlichen Krankenkassen informieren über das Kursange-
                                                                                              Weitere Informationen unter
    bot. Auch die Kommune sowie lokale Ärzte und Physio-
    therapeuten empfehlen die Gesundheits-Sport-Angebote.                               www.tvweissendorf.de

    20 l Ausgezeichnete Vereinsbeispiele
SFL Bremerhaven e.V.

Von wegen Ebbe
Im hohen Norden weht bei rauem Wind die Fahne des          Auch außerhalb des Vereinsgeländes werden Bewe-
SFL Bremerhaven e.V. – mit seinen rund 2.000 Mitglie-      gungs-Angebote vom Vereinsbeirat 50 plus koordiniert.
dern einer der größten Vereine der Stadt. Das Kürzel       Der SFL organisiert Mitglieder, die mit Hochaltrigen
SFL steht hier für Sport und Freizeit in Leherheide, dem   direkt im Altersheim oder in der Kirchengemeinde aktiv
Bremerhavener Stadtteil. Der Verein betreibt ein eigenes   werden. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei fin-
Fitness-Studio und ein Dojo – einen Übungsraum für         det ein jährliches Seminar zum Thema „Sicher leben im
japanische Kampfkünste.                                    Alter“ und ein Selbstbehauptungstraining im Dojo statt.
                                                           Ortsansässige Rechtsanwälte beraten zum Thema Patien-
Auch kulturell bietet der Verein einiges. Neben den        tenverfügung und Patientenvollmacht. Einen generations-
15 Abteilungen des allgemeinen Sports und vielfältigen     übergreifenden Computer-Kurs gibt es an einer Schule
Angeboten im Gesundheitssport erfreuen sich beispiels-     – die Älteren werden dort durch Schüler fit gemacht.
weise eine Spiele-Familie und ein maritimer Männerchor
                                                                                          Weitere Informationen unter
großer Beliebtheit. Besonders aufmerksam betreut der
SFL auch ältere Menschen – zusammen mit Partnern                                 www.sfl-bremerhaven.de
und als Mitglied im Städtischen Seniorenbeirat. Das
Qualitäts-Management übernehmen die Seniorinnen
und Senioren mit der Aktion „Generationenfreundli-
ches Leherheide“ selbst. Sie testen und beurteilen die
Bewegungs-Angebote in ihrem Stadtteil.

                                                                                                                   l 21
4   Projekt „Aktiv bis 100” – Deutscher Turner Bund
    Sport kennt keine Altersgrenze

    Hochaltrige in der Turnhalle – in Frankfurt und Achern nicht undenkbar. Mit dem
    Projekt „Aktiv bis 100“ legte sich der DTB mächtig ins Zeug, um Menschen der
    80-plus-Generation zum Sport zu bewegen.

    Betagt aber bewegt:
    Es soll Marathonläufer geben, die jenseits der 80 noch   Denn regelmäßiges Training hält auch in diesem Alter fit
    die Ziellinie überqueren. Die Regel ist das nicht, nur   und macht mobil. Sport schützt vor Stürzen, hilft beim
    wenige der Ü-80er sind sportlich (noch) aktiv. Dabei     Treppen steigen und ermöglicht ein selbstständiges Leben.
    sind sie durchaus trainierbar – das haben sportwis-      Im Projekt-Fokus waren deswegen vor allem Frauen und
    senschaftliche Studien eindeutig gezeigt. Deshalb will   Männer über 80, die noch im eigenen Haushalt lebten und
    der Deutsche Turner-Bund mit dem Projekt „Aktiv bis      in deren bisherigem Leben der Sport keine Rolle spielte. Als
    100“ die Hochaltrigen zwar nicht auf die Marathon-       Modellregionen wurden die Großstadt Frankfurt am Main
    strecke schicken, aber in Bewegung bringen.              und die ländliche Region Achern in Baden-Württemberg
                                                             ausgewählt.

    22 l Netzwerkarbeit konkret – eine Gebrauchsanweisung
Schwierig aber lösbar:                                     STATEMENT AUS DEM
Für die Projektveranstalter war es eine große Aufgabe,     MODELLPROJEKT
die inaktiven Hochbetagten anzusprechen und sie auf
ein neues Terrain zu bewegen. Das konnten die Sport-
vereine nicht alleine stemmen. Die Lösung: eine Netz-
                                                           Koordiniertes WIR-Gefühl
werkkoalition von örtlichen Turn- und Sportvereinen,
                                                           Die Netzwerke „Aktiv bis 100“ in Frankfurt
kommunalen Einrichtungen sowie Kooperationspart-
nern aus Gesundheits-, Sozial- und Seniorenverbän-         und Achern haben sich zu regelmäßigen
den bzw. -institutionen. In diesem sozialen Netzwerk
                                                           Netzwerksitzungen getroffen. Um die not-
wurden die Aufgabengebiete geteilt und gemeinsam
Strategien entwickelt, wie hochaltrige Menschen anzu-      wendigen Arbeitsgrundlagen zu schaffen,
sprechen und zu gewinnen sind.
                                                           wurden Arbeitsstrukturen vereinbart, Abläufe
Die erforderliche Öffentlichkeitsarbeit wurde von allen    festgelegt, Aufgaben verteilt und Aufga-
Beteiligten geleistet. Das Ergebnis konnte sich sehen
                                                           benpläne erstellt. Auftauchende Probleme
lassen: Pressegespräche und über 50 Artikel in kommu-
nalen, regionalen, landes-, bundes- und sogar euro-        konnten so gemeinsam gelöst werden. Es
paweiten Medien informierten über die Hochaltrigen
                                                           war wichtig, innerhalb der Netzwerke ein
und das Projekt. Dazu gab's „Aktiv bis 100“-Plakate
und -Flyer in Arztpraxen, Apotheken, Geschäften, auf       Gemeinschaftsgefühl, eine gemeinsame
öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Einrichtungen.
                                                           Identität zu schaffen und sich gemeinsam
Viel entscheidender als die „PR-Klassiker“ aber war die
persönliche Ansprache durch die Netzwerkpartner – die      für eine gute Sache einzusetzen. Nachdem
Klientel der Hochaltrigen konnte ausschliesslich über
                                                           dies gelungen war, hat sich jeder Partner im
direkte Gespräche zum Mitmachen motiviert werden.
                                                           Rahmen seiner Möglichkeiten für den Erfolg
Aktiv aber freiwillig:                                     des Projektes eingesetzt. Es ist deutlich
Die Netzwerkpartner ermöglichten durch eine Anschub-
                                                           geworden, dass erfolgreiche Netzwerkarbeit
finanzierung die kostenlose Teilnahme für die ersten
sechs Monate. Die Turn- und Sportvereine organisierten     einen hauptverantwortlichen Koordinator
die Bewegungsangebote durch kompetente Übungslei-
                                                           braucht, der gleichzeitig Motivator, Impuls-
ter. So wurde z.B. eigens für russische Zuwanderer eine
russisch-sprechende Übungsleiterin eingesetzt. Durch ei-   geber, Strukturgeber, Konfliktbereiniger und
nen ehrenamtlichen Hol- und Bringdienst konnten auch
                                                           Controller ist. Ohne einen solchen Kümmerer
                                                           hätte die Netzwerkarbeit nicht funktioniert.

                                                           Petra Regelin, Projektleiterin „Aktiv bis 100“(optional) l 23
                                                                                Inhaltsbeschreibung
4
                                       »Wir sind fast alle alleine –
                   in Gesellschaft ist es schon besser. Man kann auch mal
                               lachen und ein paar Worte wechseln.
                                      Es entsteht Wärme im Ort.«
                                                     Teilnehmerin

                                                             Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewonnen werden,
                                                             die es alleine nicht in die Bewegungsgruppen geschafft
                                                             hätten. Zudem wurden geeignete barrierefreie Räum-
                                                             lichkeiten organisiert.

                                                             Trotzdem blieb ein Problem: Ältere Menschen begin-
                                                             nen ungern etwas Neues - und schon gar nicht, wenn
                                                             sie sich dabei an ein Angebot binden müssen. Ängste
                                                             und Hemmungen sind Hindernisse für eine länger-
                                                             fristige, verpflichtende Vereinsmitgliedschaft. Daher
                                                             konzipierte der DTB eine vierstufige Vereins-Bindungs-
                                                             Strategie. Durch persönliche Ansprache über Vertrau-
                                                             enspersonen sollten erste Hemmschwellen abgebaut
                                                             und über unverbindliche Schnuppertermine beseitigt
                                                             werden. Ein halbjähriger Kurs mit Einsteiger-Übungen
                                                             sollte Trainingsfortschritte spürbar machen und län-
                                                             gerfristig motivieren. Nach den ersten sechs Monaten
                                                             wurde den Hochaltrigen eine Vereins-Mitgliedschaft
                                                             mit sofortiger Kündigungsoption eingeräumt. Der
                                                             Erfolg: Konkret konnten über 120 begeisterte Turnver-
                                                             eins-Mitglieder jenseits der 80 gewonnen werden, die
                                                             nie zuvor sportlich aktiv waren.

    24 l Netzwerkarbeit konkret – eine Gebrauchsanweisung
KOOPERATIONSPARTNER

Das Frankfurter Netzwerk
„Aktiv bis 100“                                 Erfolgreich UND nachhaltig:
I Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt        Ursprünglich war an beiden Modellstandorten je eine
I Amt für Multikulturelle Angelegenheiten       Gruppe geplant – mittlerweile sind es insgesamt acht.
  der Stadt Frankfurt                           Sowohl in Achern als auch in Frankfurt sind die Bewe-
l AWO Frankfurt                                 gungsgruppen fester Bestandteil der Vereinsangebote
l Frankfurter Turnvereine                       geworden. Dank des großen Erfolges hat das Frank-
l Frankfurter Verband                           furter Netzwerk „Aktiv bis 100“ den Sportpreis der
                                                Stadt Frankfurt „Sport kennt keine Grenzen“ gewon-
l Caritas-Verband Frankfurt
                                                nen. Das Amt für Gesundheit sicherte Unterstützung
l VDK Sindlingen
                                                für weitere fünf Jahre zu, das Sportamt und das De-
l Bürgerinstitut Frankfurt
                                                zernat für Soziales und Senioren der Stadt Frankfurt
l Sportamt der Stadt Frankfurt                  finanzieren den flächendeckenden Aufbau weiterer
l Dezernat für Soziales, Senioren, Jugend und   Gruppen. Das nachhaltige Ziel: Jedem Menschen
  Recht der Stadt Frankfurt                     über 80 die Teilnahme in einer Bewegungsgruppe zu
l Turngau Frankfurt                             ermöglichen.
l Hessischer Turnverband
l Deutscher Turner-Bund

Das Acherner Netzwerk
„Aktiv bis 100“
l Turnverein 1861 Achern e.V.
l Ambulante Pflege/Betreutes Wohnen
  Sibylle Schreiner
l Turngau Ortenau
l Badischer Turnerbund
l Deutscher Turner-Bund

                                                                    Inhaltsbeschreibung (optional) l 25
4
                                     »Es gibt eine Riesenresonanz,
                   die Erwartungen wurden noch übertroffen, die Leute
                        freuen sich. Wir hatten so viele, dass jetzt zwei
                                      Gruppen gebildet werden.«
                                             Sportexterner Netzwerkpartner

    STATEMENT DER WISSENSCHAFTLICHEN BEGLEITUNG

    Geselligkeit vs. Isolation
                                                            körperlich zu betätigen, wenn ihnen dies in einer
    Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg des Projekts     Gruppe von Gleichaltrigen angeboten wird. Der
    „Aktiv bis 100“ ist der große Bedarf an Angeboten       Wunsch nach Geselligkeit ist dabei ein sehr starkes
    für die Zielgruppe hochaltriger Menschen. Diese         Motiv, an dem angeknüpft werden kann. Mit
    Zielgruppe wurde in den bisherigen Bewegungs-           diesem Angebot wird nicht nur die Gesundheit
    angeboten im organisierten Sport vernachlässigt.        hochaltriger Menschen gefördert, sondern auch
    Hochaltrige Menschen sind in viel höherem Maße          ein Beitrag zur Bekämpfung ihrer sozialen Isolation
    als bisher angenommen daran interessiert, sich          geleistet.

                                                            Erfahren Sie mehr zum
                                                            Projekt in der Dokumentation
                                                            „Aktiv bis 100“.

    26 l Netzwerkarbeit konkret – eine Gebrauchsanweisung
Weitere Vereinsbeispiele

                                                            TuS Brauweiler 1951 e.V.
                                                            Sporthochschule für Ältere
                                                            Einen abwechslungsreichen Alltag mit geistiger und kör-
                                                            perlicher Bewegung gibt’s im Brauweiler Johanniter-Stift
                                                            unter dem Motto „Bewegt und gesund älter werden“.
                                                            Die Kooperation mit dem ansässigen Verein liefert den
                                                            Bewohnern dank eines zuverlässigen und kompeten-
                                                            ten Trainerteams einen Mehrwert an Lebensqualität.
                                                            Zum sportlichen Angebot gehören Entspannungskurse,
                                                            Rückengymnastik sowie Sport für Demenzkranke. Das
                                                            Sportprogramm hat sich mittlerweile sogar als Dachmar-
                                                            ke etabliert und wird scherzhaft „Sporthochschule der
                                                            Hochaltrigen“ genannt.
                                                                                           Weitere Informationen unter

                                                                                    www.tus-brauweiler.de

Turnbezirk Schwaben – Sixtyfit
Bewegen und begegnen
                                                            TV Werther 04
                                                            Bewegung mit Mehrwert
Zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Selbst-
ständigkeit für die Zeit nach dem Arbeitsleben bilden       Die Gesundheitsförderung von Menschen ab 50 wird
der Turnbezirk Schwaben, die katholische Altenseel-         in Gütersloh groß geschrieben – mit maßgeschnei-
sorge und der katholische Sportbund DJK im Bistum           derten Angeboten soll Bewegung in die Lebenswelt
Augsburg ein Netzwerk. Das Ziel: die Menschen vor           der Älteren integriert werden. Mit dabei im Netzwerk
der sozialen Vereinsamung im Alter bewahren. Auf            mehrWERTher: ein Sportverein, eine Kirchengemein-
dem Plan stehen kulturelle Veranstaltungen sowie            de, die Diakonie und der Kreissportbund. Gemeinsam
Angebote zu Kommunikation und Alltagskompetenz.             wurden bedarfsgerechte Bewegungsangebote für ältere
Dadurch soll bei den älteren Frauen und Männern das         Menschen geschaffen. Das sinnvolle Zusammenführen
Interesse für neue Aufgaben und den Einsatz für das         der Kompetenzen aus den verschiedenen Fachbereichen
Gemeinwohl geweckt werden.                                  eröffnete neue Zugangswege.

                              Weitere Informationen unter                                  Weitere Informationen unter

              www.turnbezirk-schwaben.com                                                www.tv-werther.de

                                                                                       Weitere Vereinsbeispiele l 27
4   Projekt „Bewegungs-Starthelfer” – LSB Hessen
    Sportmotivator gegen den Schweinehund

    In Hessen hat der innere Schweinehund in der 50-plus-Generation keine Chance –
    per Bewegungs-Starthelfer werden selbst sportferne Bürgerinnen und Bürger
    motiviert und mobilisiert.

    Es ist kein Geheimnis:
    Unsere Gesellschaft wird in den nächsten Jahren               Landessportbund Hessen zum einen auf bürgerschaft-
    immer älter und die gewonnenen Jahre wollen genutzt           liches Engagement und zum anderen auf inaktive
    werden. Ein gesunder Lebensstil inklusive Bewegung            Bürgerinnen und Bürger zwischen 50 und 70 Jahren
    macht das möglich und erhält die Lebensqualität auch          und die Sensibilisierung für das Bewegungs-Thema in
    bis ins hohe Alter. Doch trotz dieser Erkenntnis gibt es      dieser Altersgruppe. Der Clou: Die Bewegungs-Start-
    noch immer zu viele Sport-Abstinenzler. Pfiffige Ideen        helfer sollten nicht nur zum Sport motivieren, sondern
    sind gefragt, um diese träge Masse zu mobilisieren.           die Menschen auf ihrem Weg in ein bewegteres Leben
    Mit dem Projekt „Bewegungs-Starthelfer“ zielte der            beraten und begleiten.

    Umsetzung des Projektes »Bewegungs-Starthelfer«
      1. Anbindung an die    2. Projektauftakt       3. Gewinnung der        4. Qualifizierung       5. Ansprache und
         Netzwerke Sport        in den Modell-          »Bewegungs-             der »Bewegungs-         Begleitung der
         und Gesundheit         regionen                Starthelfer«            Starthelfer«            »Nicht-Beweger«

      l Erweiterung der      l Informations-         l Anforderungsprofil    l Qualifizierung        l Kontaktaufnahme
        Netzwerke              veranstaltungen       l Ausschreibung         l Erfahrungsaustausch   l Beratung, Beglei-
      l Auswahl der          l Bewegtes                                                                tung, Integration
        Modellregionen         Pressegespräch                                                        l Gute Praxis-Beispiele

                                    6. Projektbegleitung durch den Landessportbund Hessen

    28 l Netzwerkarbeit konkret – eine Gebrauchsanweisung
STATEMENT AUS DEM                                  »
   MODELLPROJEKT                                      »Der LSB Hessen verfolgt schon seit längerem das
                                                      Ziel, die große Gruppe der „Nicht-Beweger” anzu-
                                                      sprechen, sie für gezielte Bewegung zu sensibilisie-
   Per Lotse zur Bewegung
                                                      ren und zum regelmäßigen Bewegen zu motivieren.
   „Unsere Initiative ,Gesundheitsregion’ sieht       Das Bewegungs-Starthelfer-Projekt ermöglichte hier
   in diesem Projekt die Chance auf das bereits       eine weitere Verdichtung verschiedener Netzwerk-
                                                      strukturen auf kommunaler Ebene. Zum einen ver-
   gut funktionierende Netzwerk im Bewe-
                                                      folgt der organisierte Sport mit seinen Angeboten
   gungsbereich aufzubauen und sportfremde            das Ziel konkreter Daseinsfürsorge, sei es unter dem
   Menschen mit Hilfe der ehrenamtlichen              Aspekt der Gesundheitspflege durch Bewegung,

   Bewegungs-Starthelfer zu den Bewegungs-            sei es das Entgegenwirken gegen Vereinzelung und
                                                      Anonymisierung durch (neue) soziale Kontakte in
   angeboten zu lotsen. Für die Gesundheitsre-
                                                      Sportgruppen und Vereinen. Zum anderen bietet
   gion hat das Projekt im Bereich der Präventi-      sich Engagierten, die sich freiwillig zum Wohle der
   on einen hohen Stellenwert.“                       Bevölkerung betätigen möchten, ein konkretes
                                                      Handlungsfeld, in ihrer Gemeinde, im Orts- oder
   Robert Fischbach,
                                                      Stadtteil als Bewegungs-Starthelfer die Vielfalt des
   Landrat des Landkreises Marburg-Biedenkopf
                                                      Sports zu transportieren oder den Startschuss für
                                                      den richtigen Weg in die Vielfalt der Sportangebote
                                                      nicht nur auszulösen, sondern als Wegbegleiter zur
                                                      Verfügung zu stehen. In Anbetracht der demogra-
                                                      phischen Veränderungen allein in der Altersstruktur
Es ist eigentlich ganz einfach:
                                                      oder hinsichtlich der Zuwanderungen in unserer
Sportbegeisterte Menschen begeistern andere für       Gesellschaft haben Bewegungs-Starthelfer sowohl
den Sport. Im Fokus: die Nicht-Beweger der 50-plus-
                                                      quantitativ wie qualitativ noch große Aufgaben vor
Generation. Dafür suchte der LSB sportaffine Mitar-
                                                      sich, die sich am besten in enger Kooperation mit
beiterinnen und Mitarbeiter, die sich zum ehrenamt-
lichen Bewegungs-Starthelfer ausbilden ließen. Mit    den kommunalen Schnittstellen bewältigen lassen
insgesamt 37 qualifizierten Starthelfer/innen wurde   werden.«
das Projekt in den Modellregionen Stadt und Kreis
                                                      Ralf-Rainer Klatt, Vizepräsident des LSB Hessen
Offenbach und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf
durchgeführt.
                                                                                                        «
                                                      Netzwerkarbeit konkret – eine Gebrauchsanweisung l 29
4
    Es ist eine knifflige Angelegenheit:
    Die perfekte Sportart, der richtige Kurs, eine sympathische      Für Jede/n wurde das passende Angebot gesucht –
    Trainerin – nicht jeder Berufstätige hat die Zeit, sich durch    abgestimmt auf Wünsche, Fitnesslevel und Möglich-
    die Sport- und Bewegungspalette seiner Stadt hindurch            keiten im Umfeld der Bewegungswilligen. Auf Wunsch
    zu probieren. Zudem fehlt gerade langjährigen Sport-Ver-         begleiteten die Bewegungs-Starthelfer ihre Klientinnen
    weigerern die Erfahrung, um das passende Angebot zu              und Klienten zum Training oder leiteten das erste
    finden. An dieser Stelle kamen die Bewegungs-Starthelfer         Schnupper-Workout gleich selber an (insofern sie selbst
    mit dem Motto „Bevor Sie schlapp machen“ ins Spiel: Sie          Übungsleiter/innen waren, was nicht als zwingende
    integrierten sportferne Menschen in eine bestehende oder         Voraussetzung galt). Toll daran: Diese Beratungsleis-
    neue Gruppe und sensibilisierten die Nicht-Beweger für           tung war kostenlos und beinhaltete oft auch mehrere
    einen gesunden und aktiven Lebensstil.                           Schnupperangebote. Nicht umsonst fanden zahlrei-
                                                                     che Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen neuen
                                                                     Lieblingssport.

    »
    Wer den Körper bewegt, bewegt auch etwas im Leben

    »Als ich von dem Projekt erfuhr, fühlte ich mich direkt angesprochen. Menschen in Bewegung zu bringen
    ist mir schon lange eine Herzensangelegenheit, nur wusste ich nicht, wie ich das anstellen könnte. Durch
    die Qualifizierungsmaßnahme und die Unterstützung des Landessportbundes und meiner Ansprechpartner
    vor Ort wurden mir viele Türen geöffnet, um mit sportfernen Menschen in Kontakt zu kommen und sie mit
    meiner Begeisterung anzustecken und mitzunehmen.«
    Bewegungs-Starthelferin

    »Ich war regelmäßig sportlich aktiv, bevor Alltag und Berufstätigkeit meinen Elan jahrelang schluckten.
    Einerseits wollte ich schon lange wieder etwas in der Gruppe machen, wusste aber nicht was. Ich habe
    keine Zeit, die vielen verschiedenen Institutionen in der Stadt abzuklappern – und hierbei half mir die
    Bewegungs-Starthelferin. Ich habe mit ihrer Hilfe eine nette Gruppe mit einer warmherzigen Übungsleite-
    rin gefunden und bin seitdem wesentlich ausgeglichener. Ich habe mich bei ihr sehr gut betreut gefühlt.
    Wer den Körper bewegt, bewegt auch etwas im Leben.«
    53-jährige berufstätige Teilnehmerin

                                                                                                                         «
                                                  Erfahren Sie mehr über das
                                                  Projekt in der Dokumentation
                                                  „Bewegungs-Starthelfer“.

    30 l Netzwerkarbeit konkret – eine Gebrauchsanweisung
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