DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus - Projektdokumentation DOSB l Sport bewegt!
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Impressum Titel: DOSB l Bewegungsnetzwerk 50 plus Herausgeber: Deutscher Olympischer SportBund l Geschäftsbereich Sportentwicklung l Ressort Chancengleichheit & Diversity Otto-Fleck-Schneise 12 I 60528 Frankfurt am Main l Tel. +49 (0) 69 / 67 00 0 l Fax +49 (0) 69 / 67 49 06 E-Mail latzel@dosb.de l www.dosb.de Texte: Michaela Rose, Michael Höhn Redaktion: Ute Blessing-Kapelke, Michael Höhn Bildnachweise: BMFSFJ/L.Chaperon (Seite 5) l Deutscher Olympischer Sportbund (Seite 4) l LSB Nordrhein-Westfalen/A. Bowinkelmann (Seite 1, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 20, 21, 24, 27, 28, 31, 34, 39, 40, 43, 45, 46, 49, 52, 58, 59, 60, 61, 62, 64, 66) l Deutscher Turner-Bund (Seite 22, 25) Badischer Sportbund Nord (Seite 63) Gestaltung/Layout: B2 Design I Nordring 82 a I 63067 Offenbach I info@b2design.info Produktion: Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG 1. Auflage: 6.000 Stück I April 2012 2l
Inhalt
Grußworte............................................................................................ 4
1. Sport und Bewegung als Altersvorsorge.. ............................................. 6
2. Netzwerkarbeit im Sport.................................................................. 12
3. Ausgezeichnete Vereinsbeispiele....................................................... 18
4. Netzwerkarbeit konkret! – eine Gebrauchsanweisung......................... 22
I Projekt „Aktiv bis 100“
Deutscher Turner-Bund................................................................................. 22
I Projekt „Bewegungs-Starthelfer“
LSB Hessen.. ................................................................................................. 28
I Projekt „Gewinnung älterer Migrantinnen und Migranten“
Badischer Sportbund Nord............................................................................. 34
I Projekt „Jung und Alt – gemeinsam sportlich aktiv“
LSB Nordrhein-Westfalen.. ............................................................................. 40
I Projekt „Strategieentwicklung zum Ausbau kommunaler Netzwerke“
LSB Niedersachsen........................................................................................ 46
I Projekt „Strukturentwicklung zum Aufbau regionaler Netzwerke“
LSB Thüringen.............................................................................................. 52
5. Die wichtigsten Erkenntnisse zum Netzwerkmanagement.................... 58
Kontakte der Projektpartner ................................................................ 64
l3Grußworte
Thomas Bach
DOSB-Präsident und Olympiasieger im Fechten 1976
Die Lebensentwürfe von älteren Menschen sind heute so vielfältig wie
nie zuvor. Sie pflegen einen aktiven Lebensstil und erfreuen sich an Sport
und Bewegung mit Gleichgesinnten. Unsere Sportvereine unterstützen
diese Entwicklung mit attraktiven und adäquaten Angeboten. Damit die
Vereine in Zukunft noch mehr Ältere für Sport und Bewegung gewin-
nen, kommt der Zusammenarbeit mit kommunalen Partnern eine große
Bedeutung zu. Ob Netzwerk, Partnerschaft oder Kooperation – von einer
Zusammenarbeit verschiedener Organisationen können alle Partner profi-
tieren – vor allem die Sportvereine.
Mit dem Projekt „Bewegungsnetzwerk 50 plus“ haben wir diese Thema-
tik aufgegriffen und können nach knapp drei Jahren erfolgreiche Modelle
von Netzwerkarbeit im Sport aufzeigen. Gemeinsam mit verschiedenen
Landessportbünden und dem Deutschen Turner-Bund wurden dazu
unterschiedliche Schwerpunkte der Netzwerkarbeit mit Partnern bear-
beitet – ob für Hochaltrige, für Ältere mit Migrationshintergrund oder für
generationenübergreifende Aktionen.
Auf den folgenden Seiten finden Sie anschauliche Beispiele, wie nachhal-
tige Kooperationen für mehr Bewegung und Gesundheit im Alter zwi-
schen dem Sport und Senioren-, Sozial- und Gesundheitsorganisationen
gelingen können. Mein besonderer Dank gilt dem Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die Förderung dieses Projektes.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Bach
4lDr. Kristina Schröder
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
„Wer den Körper bewegt, bewegt das Leben“: Besser als eine 80jährige
Teilnehmerin des „Bewegungsnetzwerks 50 plus“ es mit diesen Worten
gesagt hat, kann man das Sportprojekt, das vom Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und vom Deutschen
Olympischen Sportbund organisiert wird, kaum beschreiben.
Ziel des Netzwerkes ist es, im Sport Angebote für ältere Menschen zu
entwickeln, die sie ansprechen und ihren besonderen Bedürfnissen
gerecht werden. Damit wollen wir die Grundlage dafür schaffen, dass
noch mehr Menschen bis ins hohe Alter fit und aktiv bleiben und sich
in den Sportvereinen engagieren. Denn eines steht fest: Unsere Gesell-
schaft braucht das Engagement der Älteren – und dazu brauchen ältere
Menschen attraktive Möglichkeiten, sich einzubringen und solange wie
möglich eigenständig zu leben.
Kommunen, Sportvereine, potentielle Partner aus dem Sozial- und Ge-
sundheitswesen sowie alle Interessierten erhalten mit dieser Broschüre
viele Anregungen, um noch mehr Ältere für Sport und Bewegung zu
begeistern. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine inspirierende
Lektüre und hoffe auf viele sportliche Ideen, die in den Städten und
Gemeinden das Zusammenleben bewegen!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Kristina Schröder
l51 Sport ist die beste Altersvorsorge
Warum ist Bewegung im Alter so wichtig?
Bis 40 läuft alles noch ganz gut. Dabei hapert’s oftmals in punkto Fitness schon ab ei-
nem Alter von etwa 30 Jahren. Wir merken es nur kaum, denn Fitness und Belastbar-
keit gehen nur peu à peu verloren. Mit Training nur sehr langsam, ohne Sport deutlich
schneller. Und ab 50 können wir es meist nicht mehr übersehen: Je älter wir werden,
umso kraftloser, kurzatmiger, unbeweglicher und unbeholfener werden wir, wenn wir
nichts dagegen tun.
Keine guten Aussichten:
Etwa ab dem 45. Geburtstag verlieren wir pro Lebens-
Dekade bis zu 15 Prozent unserer Muskelmasse. Das macht
Studien zeigen, dass regelmäßiges bis zum 80. Geburtstag glatt die Hälfte unserer Kraft aus,
Sportreiben ... die wir mit 30 noch locker zur Verfügung hatten. Auch die
Ausdauer lässt nach - ab dem 30. Lebensjahr gehen alle
I ... das Risiko für Krebserkrankungen vermindert, zehn Jahre bis zu einem Zehntel unserer Leistungsfähigkeit
flöten. Und unsere Koordination trifft es noch früher – ab
l ... das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung 35 müssen wir pro Dekade auf zehn Prozent unserer Ge-
halbiert, schicklichkeit, Balance & Co. verzichten.
l ... die Sterblichkeit bei Herzkrankheiten ebenfalls
Die gute Nachricht:
um 50 Prozent senkt,
Das Minus im Alter können wir durch ein sportives Plus
l ... gegen Bluthochdruck, Arteriosklerose,
insbesondere in jüngeren Jahren mindern. Denn wer
Diabetes, Knochenschwund, Muskelatrophie,
früh mit dem Sport anfängt und sich regelmäßig fit hält,
Fettleibigkeit und Übergewicht vorbeugt,
startet mit einer anderen Ausgangsbilanz. Bleiben wir
l ... das Immunsystem stabilisiert, dazu auch im mittleren und höheren Alter sportlich aktiv,
können wir den Alterungsprozess zwar nicht aufhalten,
l ... Angst und Depressionen verringert,
aber deutlich verlangsamen. Prima: Defizite können wir in
l ... dank Kraft- und Balancetraining Stürze jedem Alter durch regelmäßiges Training ausgleichen.
verhindert,
Ergo:
l ... die geistige Fitness verbessert und das
Demenzrisiko mindert. Mit Sport lassen sich nicht nur Alterungsprozesse heraus-
zögern, sondern auch Krankheiten verhindern. Das funkti-
oniert selbst bei älteren und untrainierten Menschen – es
ist nie zu spät, für die eigene Gesundheit aktiv zu werden.
6 l Sport und Bewegung als AltersvorsorgeDie 60-plus-Generation auf der Überholspur
Wie aktiv sind Ältere in Bewegung und Sport?
In Turnhallen und auf Sportplätzen sind die Älteren in der Minderheit –
aber sie holen rasant auf.
Das bedeutet:
Die „Alten“ sind in den Sportvereinen Deutschlands Im Alter zwischen 41 und 60 ist fast jeder dritte Mann
eindeutig auf der Überholspur: In den letzten 20 Jahren und jede fünfte Frau Mitglied in einem Sportverein. Ab
haben sich die Mitgliedszahlen bei den über 60jährigen 60 Jahren sinkt das sportliche Engagement im Verein
mehr als verdreifacht. Und obwohl der DOSB in keiner rapide – in dieser Altersgruppe ist nur noch jeder vierte
anderen Altersgruppe so viele „Neuzugänge“ – vor al- Mann und jede siebte Frau aktiv. Die Drop-out-Quote
lem bei den weiblichen Mitgliedern – verzeichnen kann, ist im Alter trotz der erfreulichen Zuwachsraten immer
sind Sportlerinnen und Sportler der 60-plus-Generation noch beträchtlich.
im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil in Turnhallen und
auf Sportplätzen (noch) rar gesät. Studien zeigen:
Ob Mitte 50 oder hoch betagt – Training macht uns in
Die Fakten:
jeder Dekade unseres Lebens fit, hält gesund und verzö-
Insgesamt 27,6 Millionen Mitglieder verzeichnet der DOSB gert den Alterungsprozess. Wir leben immer länger und
in seinen rund 91.000 Sportvereinen. 6,4 Millionen davon Sport ist kein Privileg der Jüngeren. Der 60jährige hat
sind zwischen 41 und 60 Jahren alt (3,9 Millionen Männer heute im Durchschnitt noch rund 21, die 60jährige sogar
und 2,5 Millionen Frauen), 3,9 Millionen sind über 60 Jahre noch gut 25 Lebensjahre vor sich. Grund genug, um in
alt (2,4 Mio. Männer und 1,5 Mio. Frauen). Bewegung zu bleiben.
Sport und Bewegung als Altersvorsorge l 71 Je oller, desto doller?
Hemmnisse und Barrieren zum Sporttreiben
Warum ältere Sportlerinnen und Sportler zugleich Sieger und
Verlierer in den Sportvereinen sind.
Fakt ist:
Je oller, desto doller. Oder anders ausgedrückt: Im suchen Ältere beim Training bevorzugt Ihresgleichen –
Mitglieder-Ranking des DOSB stehen ältere Sportlerinnen daher ist das gesellige Angebot neben dem Sport in den
und Sportler auf dem Siegertreppchen ganz oben – wenn Vereinen besonders wichtig.
man die Zuwachsraten betrachtet (vgl. Seite 7: Wie aktiv
sind Ältere in Bewegung und Sport?). Ein zweiter Grund:
Je älter, desto anspruchsvoller. Seniorensport ist
Allerdings gilt auch:
ganz einfach zu organisieren? Pustekuchen, in keiner an-
Je älter, desto inaktiver. Zumindest im organisierten deren Altersgruppe sind Bedürfnisse und Fitnesslevels so
Sport. Zwar melden sich immer mehr Ältere in den Sport- unterschiedlich! Für die eine ist das Sportabzeichen die
vereinen an, aber prozentual gesehen sind sie eine Min- Ziellinie, für die andere der Marathon. Mancher ist bei
derheit. Denn in der 60-plus-Generation trimmt sich nur der Fitnessgymnastik überfordert, auf dem Tennisplatz
jeder vierte Mann und jede siebte Frau im Sportverein. aber unterfordert.
Ein Grund: Die Lösung:
Je älter, desto unternehmungslustiger. Ältere Je differenzierter, desto besser. Gefragt sind ab-
haben immer viel zu tun und wollen flexibel bleiben. So wechslungsreiche Kurse mit unterschiedlichen Leistungs-
existieren neben den Vereinsgruppen weitere Formen niveaus. Auf den folgenden Seiten gibt es Anregungen,
des Sporttreibens: selbstorganisiert, im Fitness-Studio wie Vereine ihre Angebote auch für Ältere attraktiver
oder bei Trägern wie den Volkshochschulen. Außerdem machen können.
8 l Inhaltsbeschreibung (optional)Auf die richtige Mischung kommt es an
Wie gewinnt man Ältere für Sport und Bewegung?
Das Modellprojekt „Richtig fit ab 50“ nahm das Sportreiben von
Älteren unter die Lupe. Das Ergebnis: Zwölf Strategien, mit denen
Vereine auch bei der 50-plus-Generation punkten können.
Strategie 1: Strategie 2:
PR in eigener Sache Vielfalt lockt
Auf die richtige Ansprache kommt es an! Dabei ist der Mit einer altbackenen Hockergymnastik lockt man die
Begriff „Seniorensport“ bei der Akquise neuer Ver- ältere Zielgruppe nicht in die Vereine – erwünscht ist
einsmitglieder nicht unbedingt so gut geeignet. Bei der Abwechslung und Vielfalt. Dabei ist alles erlaubt, was
Zielgruppe kann man deutlich besser landen: Frauen gefällt und gesundheitlich möglich ist. Die Palette sollte
möchten vor allem etwas für ihre Gesundheit tun und deshalb neben den Sportarten-Klassikern wie Laufen,
Männer wollen sehen, dass für sie noch etwas geht. Schwimmen oder Rad fahren auch moderne Fitnessan-
Informieren über das Angebot kann man z.B. mit Pres- gebote, Krafttraining und Entspannungsübungen um-
semitteilungen in Zeitungen, aber auch per Flyer oder fassen, die sowohl Neu- und Wiedereinsteiger als auch
Plakat sowie Infoveranstaltungen vor Kursbeginn. Am Leistungsorientierte in Bewegung bringen.
besten in Kooperation mit einem Arzt oder einer Ärztin:
Hebt ein Mediziner oder eine Medizinerin die gesund-
heitliche Relevanz des Sports hervor, sind deutlich mehr
Menschen dabei.
Sport und Bewegung als Altersvorsorge l 91
Strategie 3:
Kompetente Betreuung gewünscht
Ältere Sporttreibende sind anspruchsvolle Kunden, sie
wünschen sich eine qualifizierte Betreuung, persönliche
Motivation sowie ein Mitspracherecht beim Training.
Trainer und Trainerinnen brauchen daher eine gute
Ausbildung und sollten mindestens über eine Übungslei- Strategie 5:
terlizenz der ersten Stufe verfügen. Spezielle Fortbildun-
gen z.B. im Präventionssport werden von den Sportver-
Lorbeeren dank Leistung
bänden angeboten und gewährleisten, dass nach den Fit, fitter, am fittesten – insbesondere ältere Männer
neuesten Erkenntnissen trainiert wird. möchten ihre Leistungsfortschritte sehen und sich auch
schon mal mit anderen vergleichen. Persönliche Leis-
Strategie 4: tungsmessungen sowie vereinsinterne Turniere, Wett-
kämpfe oder auch das Sportabzeichen sind Motivation
Gesundheit ist der größte Benefit
fürs Dranbleiben.
Die eigene Gesundheit ist der beste Motivator – ab
einem Alter von 40 wollen immer mehr Menschen Strategie 6:
dafür aktiv werden. Mit diesem Argument können
Über den sportlichen Tellerrand
Vereine also punkten. Notwendig dafür ist allerdings ein
regelmäßiges und langfristiges Training, um nachhalti- hinaus schauen
ge Fortschritte verzeichnen zu können. Darauf sollten Bewegung bildet, Sport unterstützt nicht nur die
die neuen Vereinsmitglieder hingewiesen werden, um geistige Fitness, auch das Körpergefühl wird gefördert.
unnötigen Frust zu vermeiden. Über das Sporttreiben erfährt man viel zur persönlichen
Gesundheitsvorsorge – gerade Ältere sind leicht für
Infoveranstaltungen und Fortbildungsangebote rund um
Training, Gesundheit und Ernährung zu begeistern.
Strategie 7:
Nach dem Sport ist nicht nur vor dem Sport
Im Vereins-Miteinander zählt vor allem auch das Drum-
herum: Hier knüpft man soziale Kontakte und lernt neue
Freunde kennen. Beliebt sind deshalb auch Aktivitäten
außerhalb von Sportplatz oder Turnhalle wie ein ge-
meinsames Frühstück, Feiern oder Fahrrad-Touren.Strategie 8:
Sport vor der Haustür
Einen ausführlichen Leitfaden zur Gewinnung von
Je kürzer der Weg zum Sport, desto eher geht man hin.
Mit Kooperationen lassen sich neue Räume unabhängig älteren Sportlerinnen und Sportlern für die Vereine
vom Vereinsgelände eröffnen: Da turnen Ältere abends im finden Sie in unserer Broschüre „Richtig fit ab 50“,
Kindergarten, im Rathaus wird getanzt, in der Seniorenfrei-
die Sie unter www.richtigfit-ab50.de
zeitstätte gibt es einen Fitnessraum und im Krankenhaus
stehen die Therapiebecken für Aqua-Kurse parat. herunterladen können.
Strategie 9:
Sport goes Wellness
Auch aufs Wohlfühl-Ambiente möchten ältere Sport- sowie Kurz- oder Nur-Kurs-Mitgliedschaften erleichtern
treibende nicht verzichten – helle Farben, lesbare Be- bereits in vielen Vereinen den Einstieg in den Vereins-
schriftungen, gute Akustik, Beleuchtung und Gerüche sport. Toll sind auch sogenannte Kleeblatt-Karten, die
sowie großzügige Umkleidekabinen sind Pluspunkte für die Mitgliedschaft in mehreren Vereinen ermöglichen.
jeden Verein.
Strategie 12:
Strategie 10: Netzwerken
Alles möglich machen
Zusammen mit anderen arbeitet es sich meist leichter –
Flexible Ältere möchten möglichst flexibel Sporttreiben. neue Zielgruppen lassen sich auch durch Kooperationen
Neben den typischen Montags-und-Mittwochs-Turn- erschließen. Für Sportvereine sind kommunale Stellen,
kursen als feste Gruppentermine, in denen man mit Seniorenorganisationen, Kirchengemeinden und andere
Freunden regelmäßig aktiv ist, finden ältere Sportler- Träger von Altenarbeit, aber auch andere Sportvereine,
innen und Sportler zunehmend Gefallen an flexiblen das Gesundheitswesen und die Wirtschaft potenzielle
Programmen, unverbindlichen Bewegungstreffs oder Partner für eine Win-Win-Situation, von der beide Par-
Personal-Trainer-Stunden. teien profitieren.
Strategie 11:
Schnuppern erlauben
Auch bezüglich der Mitgliedschaften hat ein Umdenken
in den Vereinen stattgefunden. Schnupperangebote und
Zehnerkarten, Generationen- oder Paarmitgliedschaften
Sport und Bewegung als Altersvorsorge l 112 Über Vereins-Grenzen hinweg
Warum Netzwerkarbeit?
Teamwork bringt’s! Ob Netzwerk, Partnerschaft oder Kooperation –
von einer Zusammenarbeit verschiedener Organisationen profitieren
alle Beteiligten.
Ein Schritt nach vorne:
Vernetzung ist DIE Zukunfts-Strategie für Sportvereine und ergeben sich Optionen, die ein Verein alleine nicht hätte
-verbände, die auch künftig erfolgreich arbeiten wollen. Ein stemmen können. Und je mehr passende Angebote
Beispiel: Die Zusammenarbeit mit kommunalen Organisati- durch Kooperationen geschaffen werden können, umso
onen sichert den örtlichen Vereinen ihr Dasein, bereichert eher bringt man Menschen in Bewegung.
aber auch die Städte um Sport- und Bewegungsangebote.
Eine typische Win-Win-Situation – das gegenseitige Geben Der Schritt aufeinander zu:
und Nehmen bringt sowohl die Sportvereine und -verbän-
Unabdingbar für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind
de als auch die Kommune vorwärts.
gemeinsame Ziele und die dazugehörigen Strategien,
damit alle Beteiligten vom Netzwerk profitieren. Der
Der entscheidende Schritt: Mehrwert sollte für alle klar ersichtlich sein. Ohne Win-
Denkt man einmal über die eigenen Vereinsgrenzen hin- Win-Situation läuft nichts! Im Idealfall ergänzen sich
weg, ergeben sich schnell zahlreiche Kooperationsmög- die Partner, haben auch die Interessen der anderen im
lichkeiten mit kommunalen, karitativen oder wirtschaft- Fokus und unterstützen sich gegenseitig. Dann bringt
lichen Einrichtungen, die neue Möglichkeiten, Lösungen Teamwork deutlich mehr als man per Allein-Kämpfer-
und auch Zielgruppen eröffnen. Wovon letztendlich tum jemals erreichen könnte.
auch unsere Zielgruppe – also die älteren Sportreiben-
den – besonders profitiert. Denn per NetzwerkarbeitDie richtigen Mitspieler finden
Wer eignet sich als Partner für Sportvereine?
Einmal umschauen bitte! Im kommunalen Umfeld gibt es viele
potenzielle Partner für das sportive Netzwerken.
Sportorganisationen Seniorenorganisationen
Explizit sportliches Know-how gibt’s bei Fachverbänden, Mit Seniorenbegegnungsstätten und -zentren, Wohn-
Landes-, Kreis- und Stadtsportbünden, Sportkreisen oder heimen und dem Seniorenbeirat oder -büro lassen sich
Turngauen, aber auch in anderen Sportvereinen. zielgruppengenaue Aktivitäten planen.
Das bringt’s: Beratung, Aus- und Fortbildung, Förder- Das bringt’s: gemeinsame Sportveranstaltungen, au-
mittel, Angebotserweiterung, Erfahrungsaustausch. ßersportliche Aktivitäten, gegenseitige Ergänzung der
Angebote, Werbung für Vereinsangebote.
Kommunale Stellen
Idealer Netzwerkpartner sind städtische Einrichtungen wie Wohlfahrtsverbände und -vereine
Stadtverwaltung oder Gemeinde, Sport- und Sozialamt. Auch mit sozialen Einrichtungen wie Familienzentren,
Das bringt’s: Veranstaltungs-Organisation, Übungsräu- AWO, Freiwilligenagenturen, Kulturvereinen oder
me, Öffentlichkeitsarbeit. Migranten-Organisationen lassen sich neue Zielgrup-
pen erschließen.
Gesundheitseinrichtungen Das bringt’s: Werbung für Vereinsangebote, Räum-
lichkeiten, Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbei-
Ärzte, Pflegedienste, Gesundheitsorganisationen und Kran-
tern, Veranstaltungs-Organisation.
kenkassen informieren über Gesundheits-Sportangebote.
Das bringt’s: Ansprache neuer Zielgruppen, Öffentlich-
keitsarbeit, Info-Veranstaltungen, Vorträge, Räumlichkeiten.
Netzwerkarbeit im Sport l 132
Kirchengemeinden und Träger Partner aus der Wirtschaft
von Altenarbeit Unternehmen, Betriebe und Banken sind ebenfalls gern
gesehene Kooperationspartner.
Auf offene Ohren in punkto Sport für Ältere stößt man
Das bringt’s: Sponsoring, Werbung für Vereinsangebo-
häufig bei Diakonie, Caritas oder „Altenclubs“.
te, Veranstaltungs-Organisation.
Das bringt’s: Kontakt zu neuen Zielgruppen, Multipli-
katoren und Werbung für Vereinsangebote, Austausch
von Kapazitäten und Referenten.
Und:
Bildungseinrichtungen und -träger
Es lohnt sich auch bei anderen Organisa-
Auch eine Zusammenarbeit mit Familienbildungsstätten,
tionen, wie z.B. Tourismus-Organisa-
Kindergärten oder Schulen kann sich für die Sportverei-
ne lohnen. tionen, Wohnungsbau-Gesellschaften,
Das bringt’s: Kontakt zu neuen Zielgruppen, Austausch Zirkus- oder Zauberschulen oder einem
von Referenten, Räumlichkeiten.
Veranstaltungs-Service in punkto Netz-
Politische Entscheidungsträger werkarbeit nachzufragen.
und Experten
Sportvereine sollten mit an den runden Tischen in den
Kommunen sitzen, um ihre Interessen zu vertreten.
Das bringt’s: politische Teilhabe, Multiplikatoren für die
Öffentlichkeit, Stärkung des Netzwerks, Erlangen von Erfahren Sie mehr zur
Fachwissen. Netzwerkarbeit im Sport
in der gleichnamigen
DOSB-Broschüre.
14 l Inhaltsbeschreibung (optional)1 plus 1 macht mehr als nur 2
Kooperationen von Sportvereinen und Seniorenbüros
Wenn zwei sich zusammentun, kann daraus deutlich mehr als nur
die Summe zweier Partner werden – Sportvereine und Senioren-
büros sind Kooperationspartner mit Mehrwert.
In die gleiche Richtung:
Sportvereine und Seniorenbüros ziehen gemeinsam an
einem Strang – beide bieten älteren Menschen attraktive
Angebote und bereichern das kommunale Gemeinwe-
sen. Sie sind Orte der Begegnung und Daseinsvorsorge,
sie fördern eine gesellschaftliche Teilhabe, die Selbstor-
ganisation und das freiwillige Engagement älterer Men-
schen. Die Konsequenz: Sportvereine und Seniorenbüros
sind ideale Kooperationspartner, da sich ihre Arbeitsge-
biete überschneiden und ergänzen. So profitieren beide
Organisationen von einer gemeinsamen Öffentlichkeits-
arbeit, der Vermittlung von ehrenamtlichen Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeitern sowie einem Bündnis auf der Mehrwert für alle:
politischen Ebene.
Deshalb unterstützten der DOSB und die Bundesar-
beitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, ausge-
Die Win-Win-Situation im Detail:
hend vom Projekt „Bewegungsnetzwerk 50 plus“, die
Seniorenbüros kennen ihre Zielgruppe, ihre Wünsche Kooperation von Sportvereinen und Seniorenbüros mit
und Bedürfnisse genau und haben auch den direkten einer Workshop-Reihe. Sportvereine und Seniorenbüros
Draht zu älteren Menschen. Sportvereine können ihre sollten einander kennenlernen, gemeinsame Ziele und
Angebote an die Bedürfnisse anpassen und über den Interessen herausarbeiten und den Einsatz gemeinsa-
Kanal der Seniorenbüros kommunizieren. Die Senio- mer Ressourcen überlegen. Dazu wurden Kenntnisse
renbüros können im Gegenzug ihr Angebot um eine zum Netzwerkmanagement vermittelt und Beteili-
sportliche Facette in Kooperation mit den Sportvereinen gungsmöglichkeiten für die Zielgruppe aufgezeigt.
erweitern und zudem freiwillige Ältere als Ehrenamtliche Der Erfolg: Die Teilnehmenden konnten ihre Erfahrun-
an die Sportvereine vermitteln. Das Fazit: Beide Organi- gen in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre
sationen steuern ihr Know-how und ihre Ressourcen bei austauschen, Vorurteile abbauen und erste Schritte zu
und profitieren von der Zusammenarbeit. Kooperationen planen. Damit haben die Workshops
einen wichtigen Grundstein zur kommunalen Vernet-
zung gelegt.
Weitere Informationen unter
www.seniorenbueros.org
Netzwerkarbeit im Sport l 152 Hand in Hand und Schulter an Schulter
Kooperationen des Sports mit Freiwilligenagenturen
Sie begeistern, ermutigen und beraten Menschen, sich mit ihren vielfältigen Fähigkeiten
für die Gesellschaft zu engagieren – Freiwilligenagenturen mobilisieren Ehrenamtliche
und Freiwillige. Für den Sport und die Freiwilligenagenturen eine lohnende Kooperation.
Hand in Hand:
Vom Wunschgroßelterndienst, über Aktivitäten im Landes- und kommunaler Ebene liefert ideale Rahmen-
Sportverein bis zur Nachbarschaftshilfe für ältere Men- bedingungen, unterstützt die Freiwilligenkultur und
schen – die Palette der freiwilligen Dienstleistungen ist verbessert Anerkennungsstrukturen.
groß. Als Brücke zwischen engagierten Menschen, die
unentgeltlich Hilfe leisten möchten und Einrichtungen, die Schulter an Schulter:
sich dank der freiwilligen Hilfeleistungen fürs Gemeinwohl
Eine Partnerschaft zwischen Sport und Freiwilligenagentu-
einsetzen können, vermitteln bundesweit Freiwilligenagen-
ren erscheint logisch – und wurde im Rahmen des Projek-
turen – auch als Freiwilligenzentren, Ehrenamtsbörsen oder
tes „Bewegungsnetzwerk 50 plus“ einem Praxistest unter-
-büros bekannt, die unter dem Dach der Bundesarbeitsge-
zogen. In Workshops lernten die Teilnehmenden beider
meinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) agieren.
Organisationen ihre jeweiligen Tätigkeitsfelder, Interessen
und Ziele kennen. Im Fokus: eine konstruktive Zusammen-
Auf Augenhöhe:
arbeit in punkto Freiwilligenmanagement, Organisations-
Für Sportvereine und -verbände bietet die Kooperati- und Personalentwicklung sowie die gemeinsame Nutzung
on mit den Freiwilligenagenturen eine große Chance, vorhandener Ressourcen und Potentiale. Das Ergebnis:
ehrenamtliche und freiwillig engagierte Mitarbeiterinnen Sportvereine und Freiwilligenagenturen gehören zusam-
und Mitarbeiter zu gewinnen. Dabei ist der Sport kein men – alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen sich
Bittsteller: Als größter Anbieter von bürgerschaftlichem für eine engere Kooperation stark machen.
Engagement in Deutschland offeriert er vielfältige
Weitere Informationen unter
Möglichkeiten für Interessierte. Eine Zusammenarbeit
mit den Freiwilligenagenturen sowohl auf Bundes-, www.bagfa.de
16 l Netzwerkarbeit im SportDie Zielgruppe im Visier
Mehrwert für den Sport und kommunale Partner
Netzwerkarbeit hat viele Vorteile – wir nennen Ihnen die sieben
wichtigsten Pluspunkte mit garantiertem Mehrwert.
An die Zielgruppe andocken: Der Mehr-Sport-Wert:
Per Netzwerkarbeit erreichen Sportvereine ihre Zielgrup- Dank Unterstützung anderer Teamplayer lassen sich
pe direkter, schneller oder auch in größerem Umfang. spezielle und differenzierte Sportangebote für ältere
Dadurch können Sport- und Bewegungsangebote ziel- Sportlerinnen und Sportler effizient und bedarfsgerecht
genauer adressiert werden und erreichen Mitbürger der realisieren.
50-plus-Generationen besser.
Sportverein goes Politik:
Mehr persönlicher Kontakt:
Wer gemeinsame Strategien entwickelt und Ziele mitei-
Über Netzwerkpartner kann ein enger Kontakt zur nander durchsetzt, bekommt auf politischer Ebene mehr
Zielgruppe entstehen. Das hilft die Bedürfnisse und Mitspracherecht und Durchschlagskraft.
Interessen der Älteren besser zu verstehen. Zudem kann
ein vertrauensvoller Umgang Hemmungen und Barrieren
Hand in Hand:
zum Sporttreiben abbauen.
Im Idealfall lassen sich das Wissen um kommunale
Strukturen und die Ressourcen der Netzwerkpartner im
Mehr Mitspracherecht:
Austausch nutzen und die Arbeit inhaltlich, methodisch
Durch den direkten Draht können ältere Sporttreibende und organisatorisch bündeln.
und Bewegungswillige gezielt angesprochen und an den
Angeboten beteiligt werden.
Langfristig planen:
Eine nachhaltige „Denke“ bei der Koordination sichert
Auf allen Kanälen:
den Erfolg des Netzwerkes und erleichtert zukünftige
Ein bisschen PR muss schon sein – ansonsten bleiben die Kooperationen.
tollsten Angebote ungenutzt. Über Kooperationspartner
lassen sich Informationen z.B. per Newsletter, Flyer oder
Plakat öffentlichkeitswirksam an die Frau und den Mann
bringen.3 Ausgezeichnete Vereinsbeispiele
DOSB-Vereinswettbewerb „Bewegungsnetzwerk 50 plus”
Vernetzung lohnt sich! Ziel des Wettbewerbs war es, gute Kooperationen zwischen
dem Sport und kommunalen Partnern auszuzeichnen und tolle Praxisbeispiele zum
Sport der Älteren zu präsentieren. Den ersten Platz belegte der TSV Berlin-Wittenau,
gefolgt vom TV Weißendorf und vom SFL Bremerhaven. Den Sonderpreis für eine
externe Organisation gewann die Leitstelle „Älter werden in Ahlen“.
TSV Berlin-Wittenau
Eine Trabantenstadt hält ihre Senioren auf Trab
Der TSV Berlin-Wittenau hat sich den Sport der Älteren Von den Netzwerkpartnern werden ständig innovative
als Schwerpunkt gesetzt. In der Trabantenstadt „Märki- Ideen eingebracht. So wurde ein Senioren-Stadtplan für
sches Viertel“ im Berliner Norden werden Bewegung und das Märkische Viertel entwickelt. Aufgezeigt werden
Gesundheit mit viel Spaß und Motivation vermittelt. Durch darin Infos zu Parkbänken, Toiletten, seniorenfreundli-
die Kooperation mit einer Wohnungsbaugesellschaft und chen Geschäften und der Weg in die Turnhalle. Aktuel-
einem Pflegeheim können wohnortnah über 70 attrak- les Projekt des Vereins ist ein Scheckheft mit Coupons
tive Sport- und Bewegungsgruppen angeboten werden, aus den verschiedensten Bereichen für Senioren. Damit
die schon mehr als 800 Teilnehmer nutzen. Gemeinsam können die Seniorinnen und Senioren zum Beispiel den
mit dem Bezirksamt Reinickendorf betreibt der Verein städtischen Senioren-Menü-Bringdienst oder einen
sogar einen Outdoor-Senioren-Fitnessplatz. Das Netzwerk Computer-Kurs ausprobieren. Unter dem Motto „Wir
beschreibt sich selbst als Familie der Senioren. Im Stadtteil schenken uns gemeinsame Zeit“ will man auch wei-
tauscht man sich ständig über Planungen und Aktionen terhin der Einsamkeit von Seniorinnen und Senioren
aus. Der Verein ist ein wichtiger Akteur in diesem Netzwerk. entgegen wirken.
Bereits zum dritten Mal wurde ein Sturzpräventionstag
veranstaltet. Durch viele kulturelle Aktionen wie Kräuter-
wanderungen, Theaterbesuche, Basteln, Rad fahren und
Spielen wächst die Mitgliederzahl des Vereins um jährlich
Weitere Informationen unter
zehn Prozent.
www.tsv-berlin-wittenau.de
18 l Ausgezeichnete VereinsbeispieleLeitstelle »Älter werden in Ahlen«
Das macht SINN
Schon seit 1990 betreibt die Stadt Ahlen mit der Leitstelle So konnten die Seniorinnen und Senioren zum Beispiel
„Älter werden in Ahlen“ eine intensive Sozialplanung mit dem „Gesundheitspass“ zwölf ausgewählte Schnup-
für ältere Menschen. Sie bietet den Rahmen für eine per-Bewegungs-Angebote ausprobieren. Aus diesem
reibungslose Absicherung und Verbesserung der Lebens- Programm wurde das Bewegungsangebot „Im Einklang
qualität von Seniorinnen und Senioren mit zusätzlichen von Körper, Seele und Geist“ entwickelt. Seit April 2011
Angeboten für hilfs- und pflegebedürftige Menschen und gibt es mit „Aktif im Alter“ ein neues Angebot. Die
ihre Angehörigen. Im SINN-Netzwerk „Senioren in neuen türkische Schreibweise von „Aktiv“ steht für die inter-
Netzwerken“ werden Informationen ausgetauscht, Projek- kulturelle Öffnung des Seniorensports. Alle Sport- und
te geplant und immer wieder neue Kooperationspartner Bewegungsangebote schließen die soziale Komponente
aufgenommen, die gleichberechtigt zusammen arbeiten. ein, bieten Austausch und Geselligkeit und sind mit der
örtlichen Seniorenarbeit verknüpft. Die Beteiligung der
Dabei entstanden auch ganzheitliche Sport- und Erleb- Seniorinnen und Senioren an den Programmen ist hoch.
nisangebote für Ältere in Zusammenarbeit mit über Eine SINN-Konferenz lädt zweimal jährlich alle Bürgerin-
25 Sport- und Seniorenorganisationen. Bereits 2009 nen und Bürger der Stadt Ahlen ein, sich auszutauschen
wurden erstmals konkrete Ansprechpersonen für Seni- und neue Ideen zu entwickeln.
orinnen und Senioren in den Sportvereinen benannt,
die bis heute unter der Koordination des Stadtsportver-
bandes zusammen agieren. Über das Netzwerk wurden
Weitere Informationen unter
auch Angebote für Zielgruppen entwickelt, die nicht
dem organisierten Sport angehören. www.senioren-ahlen.de
Ausgezeichnete Vereinsbeispiele l 193 Ausgezeichnete Vereinsbeispiele
Turnverein Weißendorf e.V.
Ein kleiner Verein mit großen Zielen
Mit seinen 248 Mitgliedern ist der TV Weißendorf im Gemeinsam mit einer Praxis für Ernährungsberatung
Thüringer Vogtland eher ein kleiner Verein. Dennoch gibt es Sport- und Ernährungsprogramme zur Gewichts-
hegt man große Pläne: Die Vernetzung des Sport-, reduktion und mit dem Förderverein „Talsperre Zeulen-
Wirtschafts- und Gesundheitssystems mit regionalen roda erleben“ werden Bewegungsprogramme als Teil
und kommunalen Partnern soll die Entwicklung der der Tourismus-Entwicklung eingesetzt.
gesamten Gesundheitsregion anstoßen. Das „Gesund-
heitsnetzwerk Thüringer Vogtland“ wurde vom Verein Dank der Netzwerkarbeit hat der TV Weißendorf neue
gegründet und koordiniert. Ziel ist die Bewältigung des Zielgruppen insbesondere für sein Gesundheits- und
demografischen Wandels in der Region, das Aktivieren Rehabilitationsangebot gewonnen. An den Kursen des
sportferner älterer Menschen und die nachhaltige Ge- Gesundheitsnetzwerks Thüringer Vogtland beteiligen
sundheitsförderung der Bevölkerung. sich jährlich über 200 Interessenten und auch die Mit-
gliederzahlen steigen stetig. Das vorbildlich arbeitende
Ein gutes Beispiel für gelungene Netzwerkarbeit ist das Gesundheitsnetzwerk bietet neue Möglichkeiten für alle
Aqua-Fitness-Programm. Die Badewelt „Waikiki“ stellt die Beteiligten.
Räumlichkeiten, der Turnverein die Übungsleiter und die
örtlichen Krankenkassen informieren über das Kursange-
Weitere Informationen unter
bot. Auch die Kommune sowie lokale Ärzte und Physio-
therapeuten empfehlen die Gesundheits-Sport-Angebote. www.tvweissendorf.de
20 l Ausgezeichnete VereinsbeispieleSFL Bremerhaven e.V.
Von wegen Ebbe
Im hohen Norden weht bei rauem Wind die Fahne des Auch außerhalb des Vereinsgeländes werden Bewe-
SFL Bremerhaven e.V. – mit seinen rund 2.000 Mitglie- gungs-Angebote vom Vereinsbeirat 50 plus koordiniert.
dern einer der größten Vereine der Stadt. Das Kürzel Der SFL organisiert Mitglieder, die mit Hochaltrigen
SFL steht hier für Sport und Freizeit in Leherheide, dem direkt im Altersheim oder in der Kirchengemeinde aktiv
Bremerhavener Stadtteil. Der Verein betreibt ein eigenes werden. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei fin-
Fitness-Studio und ein Dojo – einen Übungsraum für det ein jährliches Seminar zum Thema „Sicher leben im
japanische Kampfkünste. Alter“ und ein Selbstbehauptungstraining im Dojo statt.
Ortsansässige Rechtsanwälte beraten zum Thema Patien-
Auch kulturell bietet der Verein einiges. Neben den tenverfügung und Patientenvollmacht. Einen generations-
15 Abteilungen des allgemeinen Sports und vielfältigen übergreifenden Computer-Kurs gibt es an einer Schule
Angeboten im Gesundheitssport erfreuen sich beispiels- – die Älteren werden dort durch Schüler fit gemacht.
weise eine Spiele-Familie und ein maritimer Männerchor
Weitere Informationen unter
großer Beliebtheit. Besonders aufmerksam betreut der
SFL auch ältere Menschen – zusammen mit Partnern www.sfl-bremerhaven.de
und als Mitglied im Städtischen Seniorenbeirat. Das
Qualitäts-Management übernehmen die Seniorinnen
und Senioren mit der Aktion „Generationenfreundli-
ches Leherheide“ selbst. Sie testen und beurteilen die
Bewegungs-Angebote in ihrem Stadtteil.
l 214 Projekt „Aktiv bis 100” – Deutscher Turner Bund
Sport kennt keine Altersgrenze
Hochaltrige in der Turnhalle – in Frankfurt und Achern nicht undenkbar. Mit dem
Projekt „Aktiv bis 100“ legte sich der DTB mächtig ins Zeug, um Menschen der
80-plus-Generation zum Sport zu bewegen.
Betagt aber bewegt:
Es soll Marathonläufer geben, die jenseits der 80 noch Denn regelmäßiges Training hält auch in diesem Alter fit
die Ziellinie überqueren. Die Regel ist das nicht, nur und macht mobil. Sport schützt vor Stürzen, hilft beim
wenige der Ü-80er sind sportlich (noch) aktiv. Dabei Treppen steigen und ermöglicht ein selbstständiges Leben.
sind sie durchaus trainierbar – das haben sportwis- Im Projekt-Fokus waren deswegen vor allem Frauen und
senschaftliche Studien eindeutig gezeigt. Deshalb will Männer über 80, die noch im eigenen Haushalt lebten und
der Deutsche Turner-Bund mit dem Projekt „Aktiv bis in deren bisherigem Leben der Sport keine Rolle spielte. Als
100“ die Hochaltrigen zwar nicht auf die Marathon- Modellregionen wurden die Großstadt Frankfurt am Main
strecke schicken, aber in Bewegung bringen. und die ländliche Region Achern in Baden-Württemberg
ausgewählt.
22 l Netzwerkarbeit konkret – eine GebrauchsanweisungSchwierig aber lösbar: STATEMENT AUS DEM
Für die Projektveranstalter war es eine große Aufgabe, MODELLPROJEKT
die inaktiven Hochbetagten anzusprechen und sie auf
ein neues Terrain zu bewegen. Das konnten die Sport-
vereine nicht alleine stemmen. Die Lösung: eine Netz-
Koordiniertes WIR-Gefühl
werkkoalition von örtlichen Turn- und Sportvereinen,
Die Netzwerke „Aktiv bis 100“ in Frankfurt
kommunalen Einrichtungen sowie Kooperationspart-
nern aus Gesundheits-, Sozial- und Seniorenverbän- und Achern haben sich zu regelmäßigen
den bzw. -institutionen. In diesem sozialen Netzwerk
Netzwerksitzungen getroffen. Um die not-
wurden die Aufgabengebiete geteilt und gemeinsam
Strategien entwickelt, wie hochaltrige Menschen anzu- wendigen Arbeitsgrundlagen zu schaffen,
sprechen und zu gewinnen sind.
wurden Arbeitsstrukturen vereinbart, Abläufe
Die erforderliche Öffentlichkeitsarbeit wurde von allen festgelegt, Aufgaben verteilt und Aufga-
Beteiligten geleistet. Das Ergebnis konnte sich sehen
benpläne erstellt. Auftauchende Probleme
lassen: Pressegespräche und über 50 Artikel in kommu-
nalen, regionalen, landes-, bundes- und sogar euro- konnten so gemeinsam gelöst werden. Es
paweiten Medien informierten über die Hochaltrigen
war wichtig, innerhalb der Netzwerke ein
und das Projekt. Dazu gab's „Aktiv bis 100“-Plakate
und -Flyer in Arztpraxen, Apotheken, Geschäften, auf Gemeinschaftsgefühl, eine gemeinsame
öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Einrichtungen.
Identität zu schaffen und sich gemeinsam
Viel entscheidender als die „PR-Klassiker“ aber war die
persönliche Ansprache durch die Netzwerkpartner – die für eine gute Sache einzusetzen. Nachdem
Klientel der Hochaltrigen konnte ausschliesslich über
dies gelungen war, hat sich jeder Partner im
direkte Gespräche zum Mitmachen motiviert werden.
Rahmen seiner Möglichkeiten für den Erfolg
Aktiv aber freiwillig: des Projektes eingesetzt. Es ist deutlich
Die Netzwerkpartner ermöglichten durch eine Anschub-
geworden, dass erfolgreiche Netzwerkarbeit
finanzierung die kostenlose Teilnahme für die ersten
sechs Monate. Die Turn- und Sportvereine organisierten einen hauptverantwortlichen Koordinator
die Bewegungsangebote durch kompetente Übungslei-
braucht, der gleichzeitig Motivator, Impuls-
ter. So wurde z.B. eigens für russische Zuwanderer eine
russisch-sprechende Übungsleiterin eingesetzt. Durch ei- geber, Strukturgeber, Konfliktbereiniger und
nen ehrenamtlichen Hol- und Bringdienst konnten auch
Controller ist. Ohne einen solchen Kümmerer
hätte die Netzwerkarbeit nicht funktioniert.
Petra Regelin, Projektleiterin „Aktiv bis 100“(optional) l 23
Inhaltsbeschreibung4
»Wir sind fast alle alleine –
in Gesellschaft ist es schon besser. Man kann auch mal
lachen und ein paar Worte wechseln.
Es entsteht Wärme im Ort.«
Teilnehmerin
Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewonnen werden,
die es alleine nicht in die Bewegungsgruppen geschafft
hätten. Zudem wurden geeignete barrierefreie Räum-
lichkeiten organisiert.
Trotzdem blieb ein Problem: Ältere Menschen begin-
nen ungern etwas Neues - und schon gar nicht, wenn
sie sich dabei an ein Angebot binden müssen. Ängste
und Hemmungen sind Hindernisse für eine länger-
fristige, verpflichtende Vereinsmitgliedschaft. Daher
konzipierte der DTB eine vierstufige Vereins-Bindungs-
Strategie. Durch persönliche Ansprache über Vertrau-
enspersonen sollten erste Hemmschwellen abgebaut
und über unverbindliche Schnuppertermine beseitigt
werden. Ein halbjähriger Kurs mit Einsteiger-Übungen
sollte Trainingsfortschritte spürbar machen und län-
gerfristig motivieren. Nach den ersten sechs Monaten
wurde den Hochaltrigen eine Vereins-Mitgliedschaft
mit sofortiger Kündigungsoption eingeräumt. Der
Erfolg: Konkret konnten über 120 begeisterte Turnver-
eins-Mitglieder jenseits der 80 gewonnen werden, die
nie zuvor sportlich aktiv waren.
24 l Netzwerkarbeit konkret – eine GebrauchsanweisungKOOPERATIONSPARTNER
Das Frankfurter Netzwerk
„Aktiv bis 100“ Erfolgreich UND nachhaltig:
I Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt Ursprünglich war an beiden Modellstandorten je eine
I Amt für Multikulturelle Angelegenheiten Gruppe geplant – mittlerweile sind es insgesamt acht.
der Stadt Frankfurt Sowohl in Achern als auch in Frankfurt sind die Bewe-
l AWO Frankfurt gungsgruppen fester Bestandteil der Vereinsangebote
l Frankfurter Turnvereine geworden. Dank des großen Erfolges hat das Frank-
l Frankfurter Verband furter Netzwerk „Aktiv bis 100“ den Sportpreis der
Stadt Frankfurt „Sport kennt keine Grenzen“ gewon-
l Caritas-Verband Frankfurt
nen. Das Amt für Gesundheit sicherte Unterstützung
l VDK Sindlingen
für weitere fünf Jahre zu, das Sportamt und das De-
l Bürgerinstitut Frankfurt
zernat für Soziales und Senioren der Stadt Frankfurt
l Sportamt der Stadt Frankfurt finanzieren den flächendeckenden Aufbau weiterer
l Dezernat für Soziales, Senioren, Jugend und Gruppen. Das nachhaltige Ziel: Jedem Menschen
Recht der Stadt Frankfurt über 80 die Teilnahme in einer Bewegungsgruppe zu
l Turngau Frankfurt ermöglichen.
l Hessischer Turnverband
l Deutscher Turner-Bund
Das Acherner Netzwerk
„Aktiv bis 100“
l Turnverein 1861 Achern e.V.
l Ambulante Pflege/Betreutes Wohnen
Sibylle Schreiner
l Turngau Ortenau
l Badischer Turnerbund
l Deutscher Turner-Bund
Inhaltsbeschreibung (optional) l 254
»Es gibt eine Riesenresonanz,
die Erwartungen wurden noch übertroffen, die Leute
freuen sich. Wir hatten so viele, dass jetzt zwei
Gruppen gebildet werden.«
Sportexterner Netzwerkpartner
STATEMENT DER WISSENSCHAFTLICHEN BEGLEITUNG
Geselligkeit vs. Isolation
körperlich zu betätigen, wenn ihnen dies in einer
Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg des Projekts Gruppe von Gleichaltrigen angeboten wird. Der
„Aktiv bis 100“ ist der große Bedarf an Angeboten Wunsch nach Geselligkeit ist dabei ein sehr starkes
für die Zielgruppe hochaltriger Menschen. Diese Motiv, an dem angeknüpft werden kann. Mit
Zielgruppe wurde in den bisherigen Bewegungs- diesem Angebot wird nicht nur die Gesundheit
angeboten im organisierten Sport vernachlässigt. hochaltriger Menschen gefördert, sondern auch
Hochaltrige Menschen sind in viel höherem Maße ein Beitrag zur Bekämpfung ihrer sozialen Isolation
als bisher angenommen daran interessiert, sich geleistet.
Erfahren Sie mehr zum
Projekt in der Dokumentation
„Aktiv bis 100“.
26 l Netzwerkarbeit konkret – eine GebrauchsanweisungWeitere Vereinsbeispiele
TuS Brauweiler 1951 e.V.
Sporthochschule für Ältere
Einen abwechslungsreichen Alltag mit geistiger und kör-
perlicher Bewegung gibt’s im Brauweiler Johanniter-Stift
unter dem Motto „Bewegt und gesund älter werden“.
Die Kooperation mit dem ansässigen Verein liefert den
Bewohnern dank eines zuverlässigen und kompeten-
ten Trainerteams einen Mehrwert an Lebensqualität.
Zum sportlichen Angebot gehören Entspannungskurse,
Rückengymnastik sowie Sport für Demenzkranke. Das
Sportprogramm hat sich mittlerweile sogar als Dachmar-
ke etabliert und wird scherzhaft „Sporthochschule der
Hochaltrigen“ genannt.
Weitere Informationen unter
www.tus-brauweiler.de
Turnbezirk Schwaben – Sixtyfit
Bewegen und begegnen
TV Werther 04
Bewegung mit Mehrwert
Zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Selbst-
ständigkeit für die Zeit nach dem Arbeitsleben bilden Die Gesundheitsförderung von Menschen ab 50 wird
der Turnbezirk Schwaben, die katholische Altenseel- in Gütersloh groß geschrieben – mit maßgeschnei-
sorge und der katholische Sportbund DJK im Bistum derten Angeboten soll Bewegung in die Lebenswelt
Augsburg ein Netzwerk. Das Ziel: die Menschen vor der Älteren integriert werden. Mit dabei im Netzwerk
der sozialen Vereinsamung im Alter bewahren. Auf mehrWERTher: ein Sportverein, eine Kirchengemein-
dem Plan stehen kulturelle Veranstaltungen sowie de, die Diakonie und der Kreissportbund. Gemeinsam
Angebote zu Kommunikation und Alltagskompetenz. wurden bedarfsgerechte Bewegungsangebote für ältere
Dadurch soll bei den älteren Frauen und Männern das Menschen geschaffen. Das sinnvolle Zusammenführen
Interesse für neue Aufgaben und den Einsatz für das der Kompetenzen aus den verschiedenen Fachbereichen
Gemeinwohl geweckt werden. eröffnete neue Zugangswege.
Weitere Informationen unter Weitere Informationen unter
www.turnbezirk-schwaben.com www.tv-werther.de
Weitere Vereinsbeispiele l 274 Projekt „Bewegungs-Starthelfer” – LSB Hessen
Sportmotivator gegen den Schweinehund
In Hessen hat der innere Schweinehund in der 50-plus-Generation keine Chance –
per Bewegungs-Starthelfer werden selbst sportferne Bürgerinnen und Bürger
motiviert und mobilisiert.
Es ist kein Geheimnis:
Unsere Gesellschaft wird in den nächsten Jahren Landessportbund Hessen zum einen auf bürgerschaft-
immer älter und die gewonnenen Jahre wollen genutzt liches Engagement und zum anderen auf inaktive
werden. Ein gesunder Lebensstil inklusive Bewegung Bürgerinnen und Bürger zwischen 50 und 70 Jahren
macht das möglich und erhält die Lebensqualität auch und die Sensibilisierung für das Bewegungs-Thema in
bis ins hohe Alter. Doch trotz dieser Erkenntnis gibt es dieser Altersgruppe. Der Clou: Die Bewegungs-Start-
noch immer zu viele Sport-Abstinenzler. Pfiffige Ideen helfer sollten nicht nur zum Sport motivieren, sondern
sind gefragt, um diese träge Masse zu mobilisieren. die Menschen auf ihrem Weg in ein bewegteres Leben
Mit dem Projekt „Bewegungs-Starthelfer“ zielte der beraten und begleiten.
Umsetzung des Projektes »Bewegungs-Starthelfer«
1. Anbindung an die 2. Projektauftakt 3. Gewinnung der 4. Qualifizierung 5. Ansprache und
Netzwerke Sport in den Modell- »Bewegungs- der »Bewegungs- Begleitung der
und Gesundheit regionen Starthelfer« Starthelfer« »Nicht-Beweger«
l Erweiterung der l Informations- l Anforderungsprofil l Qualifizierung l Kontaktaufnahme
Netzwerke veranstaltungen l Ausschreibung l Erfahrungsaustausch l Beratung, Beglei-
l Auswahl der l Bewegtes tung, Integration
Modellregionen Pressegespräch l Gute Praxis-Beispiele
6. Projektbegleitung durch den Landessportbund Hessen
28 l Netzwerkarbeit konkret – eine GebrauchsanweisungSTATEMENT AUS DEM »
MODELLPROJEKT »Der LSB Hessen verfolgt schon seit längerem das
Ziel, die große Gruppe der „Nicht-Beweger” anzu-
sprechen, sie für gezielte Bewegung zu sensibilisie-
Per Lotse zur Bewegung
ren und zum regelmäßigen Bewegen zu motivieren.
„Unsere Initiative ,Gesundheitsregion’ sieht Das Bewegungs-Starthelfer-Projekt ermöglichte hier
in diesem Projekt die Chance auf das bereits eine weitere Verdichtung verschiedener Netzwerk-
strukturen auf kommunaler Ebene. Zum einen ver-
gut funktionierende Netzwerk im Bewe-
folgt der organisierte Sport mit seinen Angeboten
gungsbereich aufzubauen und sportfremde das Ziel konkreter Daseinsfürsorge, sei es unter dem
Menschen mit Hilfe der ehrenamtlichen Aspekt der Gesundheitspflege durch Bewegung,
Bewegungs-Starthelfer zu den Bewegungs- sei es das Entgegenwirken gegen Vereinzelung und
Anonymisierung durch (neue) soziale Kontakte in
angeboten zu lotsen. Für die Gesundheitsre-
Sportgruppen und Vereinen. Zum anderen bietet
gion hat das Projekt im Bereich der Präventi- sich Engagierten, die sich freiwillig zum Wohle der
on einen hohen Stellenwert.“ Bevölkerung betätigen möchten, ein konkretes
Handlungsfeld, in ihrer Gemeinde, im Orts- oder
Robert Fischbach,
Stadtteil als Bewegungs-Starthelfer die Vielfalt des
Landrat des Landkreises Marburg-Biedenkopf
Sports zu transportieren oder den Startschuss für
den richtigen Weg in die Vielfalt der Sportangebote
nicht nur auszulösen, sondern als Wegbegleiter zur
Verfügung zu stehen. In Anbetracht der demogra-
phischen Veränderungen allein in der Altersstruktur
Es ist eigentlich ganz einfach:
oder hinsichtlich der Zuwanderungen in unserer
Sportbegeisterte Menschen begeistern andere für Gesellschaft haben Bewegungs-Starthelfer sowohl
den Sport. Im Fokus: die Nicht-Beweger der 50-plus-
quantitativ wie qualitativ noch große Aufgaben vor
Generation. Dafür suchte der LSB sportaffine Mitar-
sich, die sich am besten in enger Kooperation mit
beiterinnen und Mitarbeiter, die sich zum ehrenamt-
lichen Bewegungs-Starthelfer ausbilden ließen. Mit den kommunalen Schnittstellen bewältigen lassen
insgesamt 37 qualifizierten Starthelfer/innen wurde werden.«
das Projekt in den Modellregionen Stadt und Kreis
Ralf-Rainer Klatt, Vizepräsident des LSB Hessen
Offenbach und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf
durchgeführt.
«
Netzwerkarbeit konkret – eine Gebrauchsanweisung l 294
Es ist eine knifflige Angelegenheit:
Die perfekte Sportart, der richtige Kurs, eine sympathische Für Jede/n wurde das passende Angebot gesucht –
Trainerin – nicht jeder Berufstätige hat die Zeit, sich durch abgestimmt auf Wünsche, Fitnesslevel und Möglich-
die Sport- und Bewegungspalette seiner Stadt hindurch keiten im Umfeld der Bewegungswilligen. Auf Wunsch
zu probieren. Zudem fehlt gerade langjährigen Sport-Ver- begleiteten die Bewegungs-Starthelfer ihre Klientinnen
weigerern die Erfahrung, um das passende Angebot zu und Klienten zum Training oder leiteten das erste
finden. An dieser Stelle kamen die Bewegungs-Starthelfer Schnupper-Workout gleich selber an (insofern sie selbst
mit dem Motto „Bevor Sie schlapp machen“ ins Spiel: Sie Übungsleiter/innen waren, was nicht als zwingende
integrierten sportferne Menschen in eine bestehende oder Voraussetzung galt). Toll daran: Diese Beratungsleis-
neue Gruppe und sensibilisierten die Nicht-Beweger für tung war kostenlos und beinhaltete oft auch mehrere
einen gesunden und aktiven Lebensstil. Schnupperangebote. Nicht umsonst fanden zahlrei-
che Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen neuen
Lieblingssport.
»
Wer den Körper bewegt, bewegt auch etwas im Leben
»Als ich von dem Projekt erfuhr, fühlte ich mich direkt angesprochen. Menschen in Bewegung zu bringen
ist mir schon lange eine Herzensangelegenheit, nur wusste ich nicht, wie ich das anstellen könnte. Durch
die Qualifizierungsmaßnahme und die Unterstützung des Landessportbundes und meiner Ansprechpartner
vor Ort wurden mir viele Türen geöffnet, um mit sportfernen Menschen in Kontakt zu kommen und sie mit
meiner Begeisterung anzustecken und mitzunehmen.«
Bewegungs-Starthelferin
»Ich war regelmäßig sportlich aktiv, bevor Alltag und Berufstätigkeit meinen Elan jahrelang schluckten.
Einerseits wollte ich schon lange wieder etwas in der Gruppe machen, wusste aber nicht was. Ich habe
keine Zeit, die vielen verschiedenen Institutionen in der Stadt abzuklappern – und hierbei half mir die
Bewegungs-Starthelferin. Ich habe mit ihrer Hilfe eine nette Gruppe mit einer warmherzigen Übungsleite-
rin gefunden und bin seitdem wesentlich ausgeglichener. Ich habe mich bei ihr sehr gut betreut gefühlt.
Wer den Körper bewegt, bewegt auch etwas im Leben.«
53-jährige berufstätige Teilnehmerin
«
Erfahren Sie mehr über das
Projekt in der Dokumentation
„Bewegungs-Starthelfer“.
30 l Netzwerkarbeit konkret – eine GebrauchsanweisungSie können auch lesen