Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA

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Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
Gesundheit und Wohlergehen

     Jahresgruß 2018

        MISSIONSPROKURA
Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
Jahresgruß 2018   1

                                                                                            		Vorneweg
                                                                                             2 Grußwort von Generaloberin Sr. Elisabeth Halbmann

                                                                                            		           Aus dem Leben der Schwestern
                                                                                               4         Internationalisierung auf Augenhöhe
                                                                                               7         Das Leben und Wirken der Barmherzigen
                                                                                            		           Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Mbinga
                                                                                              10         Statement der Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul
                                                                                            		           in Nekemte, Äthiopien

                                                                                            		           Partnerschaften und Projekte
                                                                                              12         30 Jahre Partnerschaft mit der Gehörlosenschule
                                                                                            		           St. Vincent / Ruhuwiko
                                                                                              15         Stand der Projekte in Tansania

                                                                                            		 Zeit der Erfahrungen
                                                                                              20 Drei Länder. Zwei Kontinente. Eine Gemeinschaft.
       »Wir sind niemals am Ziel,                                                             22 Ankommen in Tansania
       sondern immer auf dem Weg.«                                                                  23   Eindrücke von meinem Besuch in Untermarchtal
                                                                                                    25   „Hey, Sista…“
       Vinzenz von Paul (1581 – 1660)
                                                                                            		           Aus Untermarchtal und Tansania
                                                                                              31         Missionsbegegnungstag 2018
                                                                                              33         Gesundheit und Wohlergehen – Schicksal, Leistung oder Luxus?
Impressum:
                                                                                              36         Zum Tod von Sr. Wema
Herausgeber: Missionsprokura der
Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal e.V.
                                                                                            		Ausblick
Margarita-Linder-Straße 8
                                                                                             37 Schlusswort von Missionsprokuratorin Sr. Anna-Luisa Kotz
89617 Untermarchtal
Tel.: (0 73 93) 30-163
Fax: (0 73 93) 30- 561
www.missionsprokura.org
missionsprokura@untermarchtal.de
Verantwortlich: Sr. Anna-Luisa Kotz (Missionsprokuratorin)
Gestaltung: raumzeit3 Stuttgart | Judith Schenten
Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
2                                                                                                                                                                                     3

       Sehr geehrte Freundinnen und Freunde der Mission,                                        Ich wünsche Ihnen von Herzen ein gnadenreiches, frohes und friedvolles Weihnachts-
                                                                                                fest und Gottes reichen Segen für das Neue Jahr 2019. Im Gebet sind wir miteinander
     für unsere Gemeinschaft stand das Jahr 2018 unter dem Thema:                               verbunden.
    „Nehmt Neuland unter den Pflug“.
                                                                                                Mit frohen Grüßen aus Untermarchtal,
    Dieses Wort des Propheten Hosea hat uns begleitet, motiviert, herausgefordert und im-
                                                                                                Sr. Elisabeth Halbmann, Generaloberin
    mer wieder ermutigt, es in den unterschiedlichen Dimensionen und Bezügen unseres
    Alltags lebendig werden zu lassen.
    Ja, wir haben wirklich begonnen, Neuland unter den Pflug zu nehmen, persönlich, ge-
    meinschaftlich, in Deutschland, Tansania und Äthiopien.
    Mit der Errichtung der Sub-Region Nekemte in Äthiopien am 27. Juli dieses Jahres
    hat nun das Vinzentinische Charisma mit unseren zwölf äthiopischen Schwestern eine
    Zukunftsperspektive in einem der ärmsten Länder dieser Welt.                                                                Zum Mitbeten
     Wir als Gemeinschaft und Sie als Freundinnen und Freunde der Mission sind vom Pro-
                                                                                                Komm, Heiliger Geist, und schau selbst nach dem Rechten
     pheten Hosea eingeladen, unser Lebens- und Glaubensfeld zu pflügen, zu lüften, zu be-
                                                                                                in unserer ungerechten Welt.
     lüften, zu lockern, zu wenden, damit das Wehen des hl. Geistes das Feld beatmen kann.
                                                                                                Lass deinen Funken springen und sprenge mit ihm
     Wir sind eingeladen, uns für die Liebe Gottes zu öffnen und uns von ihr berühren zu
                                                                                                all unsre Mauern,
     lassen.
                                                                                                die immer noch trennen
     Wir sind eingeladen, Samenkörner der Liebe, der Gerechtigkeit, des Friedens, der Hoff-
                                                                                                Ost und West und Nord und Süd und Schwarz und Weiß
     nung und der Freude in die aufgerissenen Furchen unseres Denkens und Fühlens zu
                                                                                                und Jung und Alt und Arm und Reich.
     streuen.
                                                                                                Lass werden Gerechtigkeit.
     Wir sind eingeladen, unser Herz weit zu machen und uns von der Not vieler Menschen
     an den Rändern und in Grenzsituationen berühren zu lassen wie der hl. Vinzenz und die
                                                                                                Komm, Heiliger Geist, und heile unsere friedlose Welt.
     hl. Luise, und nicht zuletzt von der bedrängenden Sorge um unsere Erde und Gottes
                                                                                                Stifte sie an zu neuer Nähe.
     ganze Schöpfung:
                                                                                                Mach unsere krummen Seelen gerade.
    „Sät als eure Saat Gerechtigkeit aus, so werdet ihr ernten, wie es der göttlichen Liebe
                                                                                                Schenk ihnen ihre
     entspricht. Nehmt Neuland unter den Pflug! Es ist Zeit, den Herrn zu suchen; dann wird
                                                                                                Ruhe nicht,
     er kommen und euch mit Heil überschütten.“ Hosea 10,12
                                                                                                damit sie nicht aufhören zu suchen,
    Wenn wir jetzt wieder Weihnachten feiern, dann feiern wir den Gott, der selber Neu-         sich selbst und die Schwester und den Bruder
    land unter den Pflug genommen hat. Aus Liebe zum Menschen und der ganzen Schöp-             und dich dreieiniger Gott.
    fung ist er selber Mensch geworden und hat alles mit uns geteilt. Diese Liebe ist es, die   Und langsam lass wachsen Frieden.
    uns motiviert und zum Teilen, Mitsein, zu Einsatz und Hingabe für die benachteiligten
    und am Rande stehenden Menschen befähigt.                                                   Komm, Heiliger Geist,
    Ich danke Ihnen sehr herzlich für jede Unterstützung, materiell, ideell und besonders       und blase die alten Gedanken aus unserem vertrockneten Denken.
    im Gebet, die das Wort des Propheten Hosea Wirklichkeit werden lässt – in Äthiopien,        Reiß uns aus unserer sicheren Spur.
    Tansania und Deutschland.                                                                   Treib uns an zu ganz neuem Handeln.
    Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und Ihr Vertrauen.                                       Gib uns neue Gedanken, neue Worte, neue Taten.
                                                                                                Mach uns neu und mit uns deine ganze Schöpfung.
    Nehmen wir, wie Gott selber, „Neuland unter den Pflug“ für Gerechtigkeit, Frieden und
    Bewahrung der Schöpfung und werden wir liebende Menschen.
    So kann sich an uns das Geheimnis der Weihnacht erfüllen.                                   (Quelle unbekannt)
Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
4   Aus dem Leben der Schwestern                                                                                                                      Aus dem Leben der Schwestern     5

                                                                                                auf dieses „Abenteuer“ eingelassen, den    vielfältige Art und Weise umzusetzen, un-
                                                                                                Schritt gewagt und unser vinzentinisches   abhängig in welchem Land die Schwester
                                                                                                Charisma nach Tansania getragen.           lebt und arbeitet. Die deutsche Schwes-
                                                                                                                                           ter Rosalie im Hospiz in Spaichingen, Sr.
                                                                                                       Missionarischer Impuls und
                                                                                                                                           Veronika aus Tansania im Konvent der
                                                                                                        vinzentinisches Charisma
                                                                                                                                           Postulantinnen in Addis Abeba in Äthiopi-
                                                                                                Die Idee, das vinzentinische Charisma,
                                                                                                                                           en oder Sr. Martina in der Buchhaltung in
                                                                                                den „Armen und Kranken menschgewor-
                                                                                                                                           Tansania, alle sind wir verbunden durch
                                                                                                dene Gottesgüte zu sein“ (Vinzenz von
                                                                                                                                           unsere gemeinsame Berufung und unser
                                                                                                Paul), neben Tansania auch in Äthiopien
                                                                                                                                           Gebet für die Menschen, zu denen wir
                                                                                                zu verwirklichen, wurde zum Ausgangs-
                                                                                                                                           uns gesandt wissen.
                                                                                                punkt der Neugründung in der Diözese
                                                                                                Nekemte. Vierzig Jahre nach dem Auf-        Gesellschaftliche Entwicklung und
                                                                                                bruch nach Tansania vollzog sich dieser               Globalisierung
                                                                                                Anfang auf ganz andere Weise. Junge In der Phase des Suchens nach einer
      Aus dem Leben der Schwestern                                                              äthiopische Frauen kamen nach Mbinga sinnvollen und nachhaltigen Struktur be-
                                                                                                in Tansania, um dort die Ordensausbil- schäftigten uns auch immer wieder die
                                                                                                dung, das Noviziat, zu machen. Zur Ab- Geschehnisse in Kirche und Welt. Eine
                                                                                                legung der Gelübde gehen sie zurück in der Haltungen, die unser Ordensgründer
                                                                                                die Heimat und beginnen dort mit dem den Schwestern nahegelegt hat, war,
                                                                                                Aufbau der Gemeinschaft. Ein gelebtes mit „grenzenlosem Gottvertrauen und
                                                                                                Beispiel der Solidarität und des Selbst- nüchternem Realismus in die Zukunft“ zu
                                                                                                bewusstseins der afrikanischen Kirche. gehen. Er will, dass wir die Zeichen der
                                                                                                Nicht deutsche Schwestern kamen als Zeit erkennen und aus dem Evangelium
                  Internationalisierung auf Augenhöhe                                           Missionarinnen nach Äthiopien, sondern heraus eine Antwort für die Menschen
                                                                                                tansanische Schwestern leben mit den „an den Rändern“ geben. Die Gescheh-
                                       Sr. Anna-Luisa
                                                                                                jungen äthiopischen Schwestern. Ihren nisse um uns herum waren gerade in den
                                                                                                vinzentinischen Auftrag versuchen die letzten Jahren und Jahrzehnten geprägt
     Partnerschaft auf Augenhöhe ist seit        Gerade in der Reflexion dieser Erfahrun-
                                                                                                äthiopischen Schwestern zur Zeit selbst von der zunehmenden Globalisierung und
     vielen Jahren eines unserer Ziele in        gen wurde uns immer deutlicher, dass wir
                                                                                                aufzubauen. Ausgangspunkt ist hier die den Erfahrungen von Kirche als Weltkir-
     der Zusammenarbeit zwischen uns, den        diese strukturellen Bedingungen durch-
                                                                                                Erfahrung, dass einheimische Schwes- che – einer Kirche, die bereit ist, an die
     Barmherzigen Schwestern vom hl. Vin-        brechen wollen hin zu einer Gemein-
                                                                                                tern oft sehr konkret und nachhaltig Ränder zu gehen. Gleichzeitig traten im
     zenz von Paul in Untermarchtal und unse-    schaft, in der Christus das Haupt ist, durch
                                                                                                Projekte beginnen und ihre Hilfestellung Rahmen der sogenannten „Flüchtlings-
     ren Mitschwestern in Tansania und seit      den der ganze Leib zusammengefügt und
                                                                                                für die einheimische Bevölkerung einen krise“ aber auch deutlicher als vorher
     wenigen Jahren auch in Äthiopien. Und       gefestigt wird, wie Paulus im Brief an die
                                                                                                lebensnahen Wirkungsgrad erreichen die Ängste vor dem Fremden verbunden
     doch haben wir erlebt, wie schwierig und    Epheser schreibt. Jeder „trägt mit der
                                                                                                kann.                                    mit den Tendenzen zur Abschottung auf.
     herausfordernd gerade die Umsetzung         Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst
                                                                                                                                         Heute fühlen wir uns deshalb herausge-
     dieses Zieles ist, wie gesellschaftliche,   der Leib und wird in Liebe aufgebaut“.         Stärker als in den 1960er Jahren des
                                                                                                                                         fordert, eine Art „Gegen-Kultur“ aufzu-
     strukturelle und finanzielle Rahmenbe-      (Eph 4,16) Mit dieser Vision, das hat uns      ersten Aufbruchs leben inzwischen alle
                                                                                                                                         bauen und zu leben, eine Gemeinschaft,
     dingungen und die Vergangenheit uns         der Blick in die Geschichte und die Ge-        Schwestern der Gemeinschaft in dem
                                                                                                                                         die wie „ein Leib zusammengefügt und
     immer wieder in „alte“ oder fast schon      spräche mit den „Pionierinnen“ gezeigt,        Bewusstsein, den missionarischen Im-
                                                                                                                                         gefestigt“ wird (Eph 4,16).
    „koloniale“ Muster zurückwerfen.             hat sich die Gemeinschaft vor 60 Jahren        puls des vinzentinischen Charismas auf
Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
6   Aus dem Leben der Schwestern                                                                                                                       Aus dem Leben der Schwestern        7

       Ungleichzeitigkeit in der demografi-      In unserem Suchen und Ringen wurde                     Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz
    schen Entwicklung der Gemeinschaften         dabei klar, dass eine kirchenrechtliche                     von Paul in Mbinga, Tansania
    Unsere Herausforderungen sind vielfäl-       Struktur, in der die Gemeinschaften in                                       Bericht von Sr. Janeth
    tig. Alle in der partnerschaftlichen Zu-     den drei Ländern als finanziell selbst-
    sammenarbeit Tätigen kennen sie. Die         ständige Provinzen mit einer eigenen         Am 8. Dezember 2017 übernahm ich das          uns die oberste Leitung im Mutterhaus in
    sprachlichen und kulturellen Hürden sind     Provinzleitung und einem verbindenden,       Amt von Sr. Zeituni Kapinga, der ersten       Untermarchtal durch Beratungen und in
    hoch, Verständigung ist eine tägliche He-    vernetzenden und steuernden Generalat        afrikanischen Schwester, die die Kon-         finanziellen Angelegenheiten.
    rausforderung. Hinzu kommen die unter-       für uns eine passende Struktur sein kann.    gregation der Barmherzigen Schwestern
                                                                                                                                                            Berufungen
    schiedlichen demografischen Entwick-         Wir hoffen, dass diese Struktur die jewei-   vom Heiligen Vinzenz von Paul in Mbinga,
                                                                                                                                            Wir danken Gott für das Geschenk der
    lungen der Ordensgemeinschaft hinzu.         lige Provinz in ihrer Eigenverantwortung     Tansania, leitete.
                                                                                                                                            Berufungen in unserer Kongregation.
    Nachdem die kleine äthiopische Gemein-       stärkt und uns hilft, das Ziel der Begeg-
                                                                                              Um offen zu sein, die Umstände waren          Viele Mädchen schließen sich unserer
    schaft in der Diasporasituation der katho-   nung auf Augenhöhe immer mehr zu ver-
                                                                                              nicht gut für mich seit dem Beginn des        Kongregation an. Die Zahl der Schwes-
    lischen Kirche Äthiopiens langsam aber       wirklichen.
                                                                                              Wahlprozesses, als ich zum ersten Mal         tern bleibt steigend Jahr für Jahr, dies
    kontinuierlich wächst, werden in der tan-
                                                 Ein weiter und ungewisser Weg liegt vor      sah, dass mein Name unter den Kandida-        hilft uns, die Kraft für unseren Vinzentini-
    sanischen Gemeinschaft jährlich fünf bis
                                                 uns, aber wir sind überzeugt, dass es der    tinnen für den Posten der Regionaloberin      schen Dienst an den Armen zu verstärken.
    acht junge Frauen aufgenommen. Zahlen,
                                                 Weg ist, auf den Gott uns als Gemein-        genannt wurde. Von diesem Moment an           Derzeit sind wir 241 Profess-Schwestern
    von denen wir in Deutschland weit ent-
                                                 schaft geführt hat und er uns zum Leben      fühlte ich mich wie in einem Gefängnis,       im Alter zwischen 75 und 78 Jahren. Die
    fernt sind. Auch für diese Situation muss
                                                 führt und unser Charisma auf diese Wei-      manchmal hatte ich das Gefühl, als ob         meisten dieser Schwestern arbeiten in
    dringend eine passende kirchenrechtli-
                                                 se an vielen Orten zum Blühen kommt.         da ein Messer ist, das in mein Herz sticht.   verschiedenen Konventen, ein paar be-
    che Struktur gefunden werden.
                                                                                              Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich       suchen Schulen und Colleges.
                                                                                              ins Grab hineinschaue, ich fand über-
                                                                                                                                                   Vinzentinisches Charisma
                                                                                              haupt keine Ruhe, war schlaflos und mein
                                                                                                                                            Das Charisma unserer Kongregation ist
                                                                                              Blutdruck war die meiste Zeit hoch. Ich
                                                                                                                                            der Dienst an den Armen, bzw. Jesus
                                                                                              betrachtete alle Schwestern wie wenn
                                                                                                                                            Christus im Antlitz der Armen und Leiden-
                                                                                              sie Menschen seien, die mir nichts Gutes
                                                                                                                                            den zu begegnen. Die Schwestern gehen
                                                                                              wollten. Als ich den ersten Tag in meinem
                                                                                                                                            ihrer Berufung in den folgenden Berei-
                                                                                              Büro war, wusste ich nicht einmal, was
                                                                                                                                            chen, in denen sie diesen Menschen be-
                                                                                              ich tun oder womit ich beginnen sollte.
                                                                                                                                            gegnen, nach:
                                                                                              Als ich den Raum und die Schwestern sah,
                                                                                              kämpfte ich die meiste Zeit mit den Trä-
                                                                                                                                            • Kindergarten
                                                                                              nen, besonders wenn ich alleine war. Ich
                                                                                                                                            • Grundschule und Schule für Menschen
                                                                                              hatte das Gefühl, dass Gott mich verlas-
                                                                                                                                              mit Behinderungen
                                                                                              sen hat. Doch als ich weitermachte merk-
                                                                                                                                            • Internate für Mädchen und Kinder
                                                                                              te ich, wie da ein Licht in meinen Geist
                                                                                                                                            • Waisenhäuser
                                                                                              trat und ich versuchte, die Situation so zu
                                                                                                                                            • Berufliche Bildung
                                                                                              akzeptieren, wie sie ist; und ich verstand,
                                                                                                                                            • Secondary School
                                                                                              dass ich nicht alleine in diesem Boot bin.
                                                                                                                                            • College zur Ausbildung von Lehrerinnen
                                                                                              Gott ist immer bei mir, die Schwestern
                                                                                                                                            • Katechese
                                                                                              und andere Menschen, die es gut meinen
                                                                                                                                            • Formation
                                                                                              mit unserer Kongregation, versuchen mir
                                                                                                                                            • Soziale Arbeit
                                                                                              zu helfen in diesem Kampf. Überdies hilft
    Schwestern beim Ausfüllen von Formularen                                                                                                • Jugendarbeit
Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
8   Aus dem Leben der Schwestern                                                                                                                       Aus dem Leben der Schwestern        9

    • Dispensaries, Health Centres, Kran-         Moment sind dies insbesondere:               Mangel an landwirtschaftlichen Nutzge-       sodass sich für die Menschen durch un-
      kenhäuser und Hausbesuche                                                                räten: Wir wünschen uns – und planen –,      terschiedliche Dienste etwas zum Guten
                                                  Haus für alte und kranke Schwestern:
    • Projekte, um ein kleines Einkommen zu                                                    die landwirtschaftliche Arbeit zu verbes-    wendet, wie die Gesundheitsversorgung,
                                                  Die Gemeinschaft ist aus dem Anfangs-
      generieren                                                                               sern, damit die Produktion wächst. Am        Bildung, geistliche Dienste und anderes
                                                  stadium herausgewachsen ins Erwach-
    • Kochen, Landwirtschaft und Tierwirt-                                                     stärksten sind wir in der Landwirtschaft     mehr. Wir danken dem Mutterhaus in Un-
                                                  senendasein und Älterwerden. Eine
      schaft                                                                                   durch schlechte Methoden des Acker-          termarchtal für die ideelle und materielle
                                                  ganze Reihe von Schwestern leiden un-
    • Verwaltungstätigkeiten in der Gemein-                                                    baus und veraltete oder mangelhafte          Unterstützung unserer Arbeit.
                                                  ter verschiedenen Krankheiten und bei
      schaft und in der Diözese.                                                               technische Ausstattung eingeschränkt.
                                                  einigen gibt es es altersbedingte Kompli-                                                 Ein ganz besonderer Dank gilt Schwester
                                                                                               Der überwiegende Teil der Arbeit wird
    Die meisten Einrichtungen gehören der         kationen. Sie benötigen eine besondere                                                    Zeituni Kapinga für ihre Arbeit und Groß-
                                                                                               von Hand durchgeführt.
    Diözese und einige wenige gehören der         Betreuung und Fürsorge und ihren Prob-                                                    mütigkeit, mit der sie die Kongregation 12
    Kongregation der Barmherzigen Schwes-         lemen angemessene Räumlichkeiten. Wir        Knappe Mittel für Soziale Arbeit: Das Vin-   Jahre lang geleitet hat. Ich verstehe gut,
    tern vom hl. Vinzenz von Paul in Mbinga.      tun uns schwer, eine solch angemessen        zentinische Charisma besteht darin, den      dass das nicht leicht für sie war. Trotz der
    Fast alle unserer Einrichtungen sind          Infrastruktur für die alten und kranken      Armen zu dienen. Doch manchmal fehlen        Probleme, denen sie sich stellen musste,
    unselbstständige Einrichtungen. Im Mo-        Schwestern zu schaffen.                      uns Mittel, um ihnen zu helfen, besonders    hat sie die Kongregation in ihrer Infra-
    ment gehen wir unserer vinzentinischen                                                     wenn es um Bedürfnisse geht, die mit fi-     struktur und in manch anderer Hinsicht
                                                  Verwaltungsgebäude: Seit ihrer Grün-
    Sendung in vier Diözesen nach, in der                                                      nanziellen Dingen zusammenhängen.            wachsen lassen.
                                                  dung hat die Region Mbinga keinen Trakt
    Diözese Mbinga, der Erzdiözese Dar es                                                      Obwohl wir uns darum bemühen, diesen
                                                  für Verwaltungsaufgaben. Da wir zahlen-                                                   Mit der Fürsprache des Heiligen Vinzenz
    Salaam, der Erzdiözese Songea und der                                                      Menschen zu helfen, ist es aufgrund des
                                                  mäßig und strukturell wachsen, erkennen                                                   und der Heiligen Luise beten wir, dass
    Diözese Njombe.                                                                            Geldmangels manchmal schwierig, sie
                                                  wir eine Notwendigkeit darin, Büros für                                                   unsere Gemeinschaft wachse, um den
                                                                                               ihren Bedürfnissen entsprechend unter-
       Spirituelles Leben der Schwestern          verschiedene Bereiche zu unterhalten.                                                     Armen zu dienen mit Liebe, Demut und
                                                                                               stützen zu können.
    Die Schwestern werden darin bestärkt,                                                                                                   Vertrauen auf Gott.
                                                  Unzureichende Wasserversorgung des
    gemeinsamen Gebetszeiten, Anbetung,                                                        Schwesternunterhalt: Als oberste Leitung
                                                  Regionalhauses und der naheliegenden
    persönlicher Schriftlesung, Rosenkranz,                                                    der Schwestern hier habe ich zusammen
                                                  Einrichtungen: Aufgrund der wachsen-
    Eucharistiefeier, Beichte und monatli-                                                     mit dem Regionalrat die Verantwortung,
                                                  den Personenzahl im Regionalhaus, so-
    chen Konferenzen nachzukommen. Die                                                         sicherzustellen, dass die Grundbedürfnis-
                                                  wie der Haushaltungsschule St. Monica,
    Schwestern gehen ebenfalls einmal                                                          se aller Schwestern einigermaßen erfüllt
                                                  Nazareth College und Mbinga Kindergar-
    pro Jahr in Exerzitien und die Juniorats-                                                  werden. Die Schwestern brauchen Essen,
                                                  ten besteht die Notwendigkeit, zusätzli-
    Schwestern besuchen zweimal pro Jahr                                                       medizinische Behandlungen, Kleidung,
                                                  che Wasserquellen für diese Einrichtun-
    Seminare. Im nächsten Jahr planen wir,                                                     Bildung, Möglichkeiten zur Erholung und
                                                  gen zu erschließen. Das Wasser, das wir
    auch für die Professschwestern eine                                                        anderes. Da wir keine großen Projekte
                                                  derzeit zur Verfügung haben, reicht für
    weiterlaufende geistlich-spirituelle For-                                                  haben, die uns Geld für die Gemeinschaft
                                                  den Hausgebrauch und den zusätzlichen
    mation anzubieten.                                                                         und die Soziale Arbeit einbringen, sind
                                                  Unterhalt nicht aus.
                                                                                               wir manchmal mit der Frage konfrontiert,
                                                  Noch nicht abgeschlossene Projekte:          wie wir einen guten Dienst für die Armen
                Herausforderungen                 Wir haben viele laufende Projekte wie        und auch für die Schwestern selbst leis-
    Trotz der verschiedenen Erfolge, die wir in   den Bau des Krankenhauses in Kihaha,         ten können.
    unserer Kongregation haben, sehen wir         das Waisenhaus St. Katharina, Mkenda,
                                                                                               Wir danken Gott in den Werken unse-
    uns ebenso verschiedenen Herausforde-         St. Vincent Health Center und weitere. All
                                                                                               rer Missionarinnen in Untermarchtal
    rungen entgegen. Die meisten dieser He-       diese Projekte benötigen noch finanzielle
                                                                                               für das Geschenk der Kongregation und
    rausforderungen haben mit finanziellen        Unterstützung, damit sie abgeschlossen
                                                                                               der Stationen, die sie aufgebaut haben,                                        Sr. Janeth
    Zwängen und Begrenzungen zu tun. Im           werden können.
Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
10   Aus dem Leben der Schwestern                                                                                                                        Aus dem Leben der Schwestern        11

                                                                                                 mit den einfachen Menschen und fähig,        die wahre Religion bei den Armen gefun-
              Statement der Schwestern vom hl. Vinzenz                                           von ihnen evangelisiert zu werden.           den wird. Dass sie es sind, die uns evan-
                   von Paul in Nekemte, Äthiopien                                                                                             gelisieren.
                                            Sr. Sara                                             3. Sanftmut: sie erzeugt in uns Friede und
                                                                                                 befähigt uns, liebenswürdig und geduldig     Charisma ist ein geistliches Amt. Es hat
                  Geistliches Leben                                                              mit anderen zu sein, vor allem mit den Ar-   viel damit zu tun, den Willen Gottes zu
     Wir Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul      vertiefen mit all dem Glauben, den Gott in     men.                                         tun und auf den Heiligen Geist zu hören.
     in Nekemte haben drei Konvente, und          sein Herz gelegt hatte. Deshalb hat alles,                                                  Wir denken, wir sollten etwas für die Ar-
                                                                                                 4. Entsagung: sie vereint uns mit dem
     da wir an unterschiedlichen Orten sind,      was Vinzenz uns sagt, die Einfachheit un-                                                   men tun. Das Vinzentinische Charisma zu
                                                                                                 leidenden Christus und befreit uns von
     sehen unsere Tage unterschiedlich aus,       seres Alltags und die alles durchdingende                                                   leben bedeutet, im Sinne der Seligprei-
                                                                                                 Eigennutz. Die Entsagung macht uns ver-
     aber die Struktur unseres spirituellen Le-   Stärke des Wortes Gottes. Durch unsere                                                      sungen zu lieben und sich verdient zu
                                                                                                 fügbar für die Armen trotz aller Schwie-
     bens ist die gleiche. Wir haben die Feier    erbarmende und aufopferungsvolle Liebe                                                      machen. Wir können nicht immer helfen.
                                                                                                 rigkeiten und Hindernisse in der Mission.
     der Heiligen Messe, gemeinsames Stun-        möchten wir die Botschaft des Evangeli-                                                     Aber wir können immer unterstützen.
     dengebet, Meditation, Bibelteilen, Refle-    ums allen bringen, denen wir begegnen.         5. Leidenschaft für das Evangelium: sie
                                                                                                                                              Unser bestmögliches Wirken besteht da-
     xion, geistliche Lesung, Rosenkranz, etc.,   Wir möchten durch unser geweihtes Le-          gibt uns Kraft, das Reich Gottes voranzu-
                                                                                                                                              rin, ein Lächeln auf einem gebrochenen
     was es in den täglichen Ablauf zu integ-     ben Zeugnis für Gott und das Evangelium        bringen und weckt affektive und effektive
                                                                                                                                              Herzen zu sehen und sich an den Schrit-
     rieren gilt.                                 ablegen.                                       Begeisterung für die Evangelisierung der
                                                                                                                                              ten zu freuen, die diese Menschen tun.
                                                                                                 Armen.
     Normalerweise gibt es zweimal in der         Die Gemeinschaft der Barmherzigen                                                           Das ist die Belohnung, die Gott uns zuteil-
     Woche eine gemeinsame Betstunde              Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in         Der Heilige Vinzenz bestand darauf, dass     werden lässt.
     (Aussetzung des Allerheiligsten und An-      Nekemte erklärt, stets im Sinne der Wor-
     betung) sowie die monatliche Besinnung,      te des Evangeliums zu leben und zu ar-
     die jeder Konvent für sich organisiert.      beiten. Sie definieren Wesentliches des
                                                  Geistes Jesu.
     Jährlich gehen die Schwestern eine Wo-
     che in Exerzitien, die von einem Spiritual   Insbesondere fünf Eigenschaften werden
     oder dem Bischof entweder gemeinsam          die Tugenden Jesu genannt. Diese Tugen-
     für die ganze Gemeinschaft oder zusam-       den haben missionarischen Charakter
     men mit anderen Gemeinschaften abge-         und sind die Quelle der Haltung, die Jesus
     halten wird. Die Schwestern sind dazu        seinem Vater und den Armen gegenüber
     angehalten und werden ermutigt, regel-       einnimmt. Sie helfen uns, ebenfalls echte
     mäßig spirituelle Begleitung zu erhalten.    Verkünderinnen des Evangeliums an die
                                                  Armen zu werden.
             Vinzentinisches Charisma
     Das Charisma der Barmherzigen Schwes-        Die fünf Tugenden sind:
     tern vom Heiligen Vinzenz von Paul in
                                                  1. Einfachheit: dies führt zu Reinheit der
     Nekemte zeichnet sich durch die Liebe zu
                                                  Absichten und zu einer Treue in unseren
     Christus und Christi Liebe zu den Armen
                                                  Worten und Taten; es befähigt uns vor
     aus. Die zwei grundlegenden Weisungen
                                                  Gott und den Armen erkennbar zu sein.
     des Hl. Vinzenz sind das Evangelium und
     das Leben. Er wollte von allen, die ihm      2. Demut: sie macht uns zu denjenigen,
     nachfolgen, dass sie das ganze Evan-         die sich auf Gott stützen und offen sind für
     gelium in ihr ganzes Leben hineinbrin-       seine Gnade. Das ermöglicht uns, mit den
     gen und er wurde nicht müde, beides zu       Armen zu leben und solidarisch zu sein
                                                                                                                                                   Die äthiopischen Schwestern in Nekemete
Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
12   Partnerschaften und Projekte                                                                                                                       Partnerschaften und Projekte     13

                                                                                              persönlichen Begegnungen und Gesprä-         tometrie und Audiologie und unterstützt
                                                                                              chen. Angefangen hat dies vor vielen         bereits vielfältige Projekte in verschiede-
                                                                                              Jahren durch die enge Verbundenheit          nen Ländern. Bei der Begegnung in der
                                                                                              zwischen den damaligen Schulleiterin-        Hochschule standen die Wünsche von
                                                                                              nen Schwester Michaela und Schwester         Schwester Ernesta, die technische Bera-
                                                                                              Zeituni. 2014 erfuhr dies eine Neubele-      tung und die Planung eines Audiometrie-
                                                                                              bung durch den von Diakon Arnold initi-      raums im Mittelpunkt. Frau Prof. Limber-
                                                                                              ierten und von der Diözese unterstützten     ger bot ihre Hilfe an, kümmerte sich um
                                                                                              Besuch aus Ruhuwiko von acht Schüle-         kostenlose Hörgeräte der Firma Phonak
                                                                                              rinnen und Schülern und der Schulleitung     und gab ein neuartiges Material zur einfa-
                                                                                              (Schwester Ernesta, Mr. Lucius). Das er-     cheren Herstellung von Ohrpassstücken
                                                                                              lebte Miteinander in gemeinsamen Ge-         mit. Eine Woche später durften wir zwei
                                                                                              sprächen, gegenseitigem Kennenlernen         Kolleginnen und einen Kollegen (Mrs.
                                                                                              und gemeinsamen Erlebnissen brachte          Yolanda, Sister Amani, Mr. Ibrahim) in St.
                                                                                              Veränderung und Herzlichkeit und vie-        Josef begrüßen. Im Vordergrund standen
                                                                                              le weitere Begegnungen von und nach          auch hier die persönlichen Begegnungen
                                                                                              Tansania. 2016 durfte ich – gemeinsam        und das gegenseitige Kennenlernen. Die
       Partnerschaften und Projekte                                                           mit der Gehörlosenseelsorge und der Di-      Kollegen hatten ein Mammut-Programm
                                                                                              özese – die Schule und das wunderbare        vor sich.
                                                                                              Land kennen lernen. Dank des großen
                                                                                                                                           Alle Mitarbeiter und Schüler wollten sie
                                                                                              persönlichen Engagements von Diakon
                                                                                                                                           kennenlernen – mehr von der Partner-
                                                                                              Herbert Baumgarten fahren Jahr für Jahr
                                                                                                                                           schule erfahren. Übernachtet wurde im
                                                                                              Hörgeschädigte und Hörende – darunter
         30 Jahre Partnerschaft mit der Gehörlosenschule                                      auch immer wieder Kolleginnen und Kol-
                                                                                                                                           Internat und während der Schulzeit wa-
                      St. Vincent / Ruhuwiko                                                  legen – nach Ruhuwiko. Das persönliche
                                                                                                                                           ren die Schüler der „Verselbständigungs-
                                    Schulleiterin Andrea Schott                                                                            gruppe“ (Kl.11-13) herzliche Gastgeber.
                                                                                              Netzwerk weitet sich aus und damit auch
                                                                                                                                           Die 13er luden zu einem gemeinsamen
                                                                                              das Wissen um-, von- und miteinander.
     In diesem Jahr feierte St. Josef, SBBZ        Lehrerinnen und Lehrern der Gehörlosen-                                                 Frühstück und einer englischsprachigen
     Hören und Kommunikation, zwei Jubilä-         schule in Ruhuwiko/Tansania.               Zu unserem Jubiläum war es uns daher         Schul- und Stadtführung ein. Aber auch
     en – 150jähriges Bestehen und 30 Jahre                                                   eine Herzensangelegenheit, Kollegen          die Grundschüler hatten sich Fragen auf
                                                   30 Jahre Partnerschaft ist eine große
     Partnerschaft mit der Gehörlosenschule                                                   aus Ruhuwiko an unseren Feierlichkei-        Englisch überlegt und freuten sich sehr,
                                                   Ehre und Bereicherung – 30 Jahre Part-
     St. Vincent.                                                                             ten teilhaben zu lassen. Die Schulleiterin   dass Mrs. Yolanda und Mr. Ibrahim an
                                                   nerschaft birgt aber auch geschichtliche
                                                                                              Schwester Ernesta kam zur Eröffnung          ihrem Ausflug teilnahmen. Die beiden
     Als Jubiläumsmotto wählten die Schüle-        Risiken. Gute Absichten und der dringen-
                                                                                              der Kunstausstellung unserer Schülerin-      konnten sich vor Gesprächsteilnehmern
     rinnen und Schüler von St. Josef „Einfach     den Wunsch zu helfen, ließen manchmal
                                                                                              nen und Schüler im Gmünder Rathaus           kaum retten und kamen erschöpft, aber
     dazugeHÖREN“.                                 die Augenhöhe vermissen. Die eigene
                                                                                              und freute sich über die gelungene Aus-      fröhlich zurück an die Schule. Neben ei-
                                                   Fachlichkeit stand manchmal dem Un-
     Ausgrenzungserfahrungen und Fremd-                                                       stellung und das Engagement der Schü-        nem audiologischen Praktikum in unse-
                                                   wissen der dortigen Bedürfnisse im Weg.
     heit überwinden, offen sein für Neues,                                                   ler und Kollegen. Der Erlös des Verkaufs     rer Beratungsstelle nahmen Schwester
                                                   Die Mentalität der „Gebenden“ und der
     Vielfalt schätzen, aufeinander in Augen-                                                 der Kunstwerke ging selbstverständlich       Amani, Mrs. Yolanda und Mr. Ibrahim an
                                                   „Nehmenden“ erschwerte den Weg zum
     höhe zugehen und miteinander und von-                                                    nach Ruhuwiko. Im Anschluss an die           einem Training bei Hörgeräte Stertz teil
                                                   „Miteinander“ und „Voneinander“.
     einander lernen war ihr Wunsch für sich                                                  Vernissage ging es gemeinsam zu Frau         (Herstellen von Ohrpassstücken, Einstel-
     und für das partnerschaftliche Miteinan-      Der Schlüssel zur Weiterentwicklung        Prof. Dr. Limberger in die Hochschule        len von Hörgeräten). Viel Freizeit blieb da
     der mit den Schülerinnen und Schülern,        liegt unserer Überzeugung nach in den      Aalen. Sie leitet dort die Abteilungen Op-   nicht mehr übrig. Doch wir hoffen, dass
Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
14   Partnerschaften und Projekte                                                                                                                           Partnerschaften und Projekte    15

     die gemeinsamen Feste, die kleinen Aus-      zu etwas ganz Besonderem. „Einfach da-                          Stand der Projekte in Tansania
     flüge, der Stadtbummel und die vielen        zugeHÖREN“ wurde für alle erleb- und                                        Bericht von Florian Hecke
     Begegnungen unseren Gästen Spaß ge-          spürbar. Unser Dank geht hier auch an
     macht haben.                                 die Münstergemeinde und Herrn Dekan         Jahr für Jahr erreichen uns aus der Regi-        ziehen, gab es deswegen schon seit ein
                                                  Kloker. Im Rahmen des Konzertes konn-       on Mbinga, Tansania, neue Projektideen           paar Jahren. Letztes Jahr hatten wir dann
     Highlights des Besuchs waren aber ganz
                                                  ten sich unsere Gäste kurz vorstellen und   unserer Schwestern. Immer gibt es etwas          – auch dank einer Großspende – die not-
     bestimmt das Gospelkonzert zugunsten
                                                  über ihren Wunsch (Bau eines Audiomet-      zu reparieren, zu erweitern, zu beschaffen       wendigen Mittel zusammen und konnten
     unserer Partnerschule im Münster von
                                                  rieraumes) berichten. Auch aufgrund der     oder aufzubauen. Die einzelnen Vorschlä-         mit dem Bau beginnen. Anfang Septem-
     Schwäbisch Gmünd und unsere Jubi-
                                                  großen Spendenbereitschaft der Gmün-        ge werden zwischen Regionalleitung und           ber wurde das neue Gebäude, welches
     läumsfeierlichkeiten (Festakt und Tag
                                                  der Bürgerinnen und Bürger war schnell      Missionsprokura diskutiert, abgestimmt           sich in unmittelbarer Nähe zum Internat
     der offenen Tür). Am Vorabend des Kon-
                                                  klar – der Audiometrieraum kann gebaut      und anschließend vor Ort umgesetzt.              St. Loreto befindet, feierlich eingeweiht.
     zerts wurde die Technik aufgebaut und
                                                  werden.                                     Hierbei sind wir auf ein Netzwerk an             Bei den mittlerweile 20 Kindern war die
     die Schwestern von St. Josef „schoben
                                                                                              Partnern im In- und Ausland angewiesen           Überraschung und Freude über dieses
     Nachtwache“. Schwester Adelheid und          Ein Wochenende später folgte der „Fest-
                                                                                              – und nicht zuletzt auf Ihre Spende. Auch        große und schöne Haus riesig. Die Kosten
     das ganze Küchen- und Hauswirtschaft-        akt“ und der „Tag der offenen Tür“. Für
                                                                                              im Jahr 2018 konnten so wieder zahlrei-          beliefen sich auf etwa 100.000 Euro. Auch
     steam bauten einen Grill- und Getränke-      unsere Besucher eine anstrengende aber
                                                                                              che Projekte begonnen, weitergeführt             bei Waisenhäusern macht der tansani-
     pavillon, Feuerschalen, Stehtische und       auch erlebnisreiche Zeit. Jetzt hatten
                                                                                              oder abgeschlossen werden.                       sche Staat mittlerweile viele Vorgaben,
     Sitzgarnituren auf. Am Kirchenschmuck        auch unsere Ehrengäste, Eltern und ehe-
                                                                                                                                               sodass Pläne und Kostenschätzungen
     hatten die Schwestern bereits wochen-        maligen Schüler die Möglichkeit, mehr       Besonders glücklich sind wir über den
                                                                                                                                               mehrfach angepasst werden mussten.
     lang gearbeitet. Der Gospelchor Choco-       über St. Vincent in Ruhuwiko zu erfahren.   Abschluss der Bauarbeiten am neuen
                                                                                                                                               Nach und nach sollen weitere Gebäude
     late, die Schülerinnen und Schüler von       Besonderes Interesse hatten natürlich       Waisenhaus St. Katharina in Lusonga,
                                                                                                                                               auf dem Grundstück in Lusonga entste-
     St. Josef unter der Leitung von Frau Kern    auch die zehn Familien, deren Kinder im     am Stadtrand von Mbinga. Schon lange
                                                                                                                                               hen, darunter ein Speisesaal mit Küche
     (Gebärden) und Frau Minich (Gesang),         nächsten Jahr am Schüleraustausch teil-     Zeit war das alte Häuschen, in dem sich
                                                                                                                                               sowie ein Schwesternhaus.
     Herbert Baumgarten und sein Gebär-           nehmen. Der Abschied fiel schwer und        das Waisenhaus befand, zu klein gewor-
     denchor „Singende Hände Ostalb“ und          wurde entsprechend gefeiert. Unsere drei    den und es war für die Kinder, Schwes-           Kurz bevor ich mit dem Schreiben dieses
     eine Band veranstalteten ein einmaliges      Gäste wurden zu Freunden und hinterlie-     tern und Mitarbeiter eine große Heraus-          Artikels begann, erhielten wir auch aus
     Konzert im ausverkauften Münster. Kaum       ßen uns ein großes Paket Herzlichkeit,      forderung, dort zu leben und zu arbeiten.        Mkenda, ganz im Süden Tansanias, nahe
     einen hielt es auf der Bank. Es wurde mit-   Wärme und Glaubenskraft. Asante sana!       Am alten Standort mitten in der Stadt gab        der Grenze zu Mosambik, gute Neuigkei-
     gefeiert, mitgesungen und mitgerockt. Die                                                es weder die Möglichkeit mit den Kindern         ten. Sr. Bona, die dort für den Bau der
                                                  Mungu aubariki urafiki wetu!
     Kombination von exzellenter Gospelmusik                                                  draußen zu spielen, noch konnte ein klei-        Vorschule verantwortlich ist, hat mitge-
     und Gebärdenchören machte das Konzert        (Gott segne unsere Freundschaft)            ner Selbstversorgergarten angelegt wer-          teilt, dass die Vorschule Mkenda fertig-
                                                                                              den. Pläne in ein neues Gebäude umzu-            gestellt ist und nun die Kinder kommen
                                                                                                                                               können. Mit den Bauarbeiten war Mitte
                                                                                                                                               2017 begonnen worden. Im Jahresgruß
                                                                                                                                               2017 haben wir von den zahlreichen Pro-
                                                                                                                                               blemen berichtet, mit denen Sr. Bona täg-
                                                                                                                                               lich konfrontiert war. Neben hohen Trans-
                                                                                                                                               portkosten für Baumaterial aus der weit
                                                                                                                                               entfernten Stadt Songea, bereiteten vor
                                                                                                                                               allem das fehlende Wasser und der san-
                                                                                                                                               dige Untergrund Probleme. Mittlerweile
                                                                                                                                               konnten diese Schwierigkeiten überwun-
                                                                                                Das neue Waisenhaus St. Katharina ist fertig
Gesundheit und Wohlergehen - Jahresgruß 2018 MISSIONSPROKURA
16   Partnerschaften und Projekte                                                                                                                          Partnerschaften und Projekte    17

     den werden und auch die Kosten sind im       uns über die Bewilligung von über 40.000      Ruf bei den Menschen der Umgebung er-         Untersuchungstrakt, Mutter-Kind-Abtei-
     Plan geblieben – kaum zu glauben!            Euro von der italienischen Bischofskon-       arbeitet und wir sind glücklich, sie in ih-   lung) weitergebaut. Zur Fertigstellung
                                                  ferenz für den Neubau gefreut – „honge-       ren Bemühungen unterstützen zu können.        fehlen uns noch gut 300.000 Euro. Gleich-
                                                  ra sana“ (herzlichen Glückwunsch)! Die                                                      zeitig beginnen wir mit dem Fundraising
                                                                                                Neben diesen Neubau- und Instandhal-
                                                  Bauarbeiten gingen unter den aufmerk-
                                                                                                tungsprojekten gilt unser besonderes
                                                  samen Augen von Sr. Aurelia zügig voran
                                                                                                Augenmerk seit Jahren dem Fuhrpark der
                                                  und konnten mittlerweile abgeschlossen
                                                                                                Schwestern. Fahrzeuge müssen fortlau-
                                                  werden. So erfüllt das Nazareth College
                                                                                                fend repariert oder ersetzt werden, damit
     Vorschule Mkenda
                                                  auch zukünftig die staatlichen Auflagen
                                                                                                die Schwestern ihren Auftrag erfüllen
                                                  und bietet den Studentinnen gute Ausbil-
                                                                                                können. Auch die Kosten für Diesel und
     Nun gilt es zu überlegen, welches Gebäu-     dungsmöglichkeiten.
                                                                                                Versicherungen stellen einen größeren
     de als nächstes an diesem entlegenen
                                                  Neben diesen größeren Bauprojekten            Posten im Haushalt der Gemeinschaft
     Fleckchen Erde errichtet werden soll.
                                                  wurden auch kleinere Vorhaben zum             dar. Dieses Jahr haben wir den Toyota         für den zweiten Bauabschnitt. Dieser
     Die Schwestern benötigen ein vernünfti-
                                                  Abschluss gebracht. Dazu gehört die           Landcruiser der Schule St. Vinzenz für        umfasst das OP-Gebäude sowie die Ent-
     ges Schwesternhaus und auch eine Dis-
                                                  neue Wasserversorgung von Lunduma-            Menschen mit Hörschädigung in Ruhu-           bindungsstation und wird uns weitere
     pensary (Krankenstation) soll in Mkenda
                                                  to. Lundumato befindet sich im Bergland       wiko grundlegend repariert und der neue       200.000 Euro kosten. Derzeit erstellen die
     entstehen.
                                                  zwischen Mbinga und dem Nyassasee.            Landcruiser für das Regionalhaus Mbin-        Schwestern in Tansania eine Inventarliste
     Erstaunt waren wir über plötzliche Bauar-    Besonders in der Regenzeit ist die Sta-       ga wurde geliefert. Die Schwestern sind       mit benötigten Geräten und der Erstaus-
     beiten auf dem Grundstück des Nazareth       tion nur schwer zu erreichen, da hierzu       für diese ganz konkrete Unterstützung         stattung an Medikamenten. Die Kosten
     College in Mbinga. Dort werden seit vie-     mehrere Bergrücken und Täler über- und        ihrer täglichen Arbeit sehr dankbar. Auch     hierfür werden sicher auch im sechsstel-
     len Jahren Lehrerinnen für Grundschulen      durchquert werden müssen. Seit kurzem         in den kommenden Jahren wird uns das          ligen Eurobereich liegen. Abschließend
     ausgebildet. Vor zwei Jahren wurde die       ist die neue Asphaltstraße zwischen           Thema Fahrzeuge begleiten. Als nächstes       erfolgt dann der dritte Bauabschnitt mit
     Schule, die als Internat geführt wird, zum   Lundumato und Mbinga fertiggestellt,                                                        den allgemeinen Abteilungen, Labor, Kü-
     „Diploma college“ aufgewertet und die        was eine große Erleichterung darstellt.                                                     che etc. Sie sehen also – dieses Projekt
     Ausbildungsdauer von zwei auf drei Jah-      Zeitgleich hatten die Schwestern aber                                                       wird uns noch einige Jahre begleiten und
     re verlängert. Deswegen wurde ein neu-       mit Wasserproblemen zu kämpfen. Das                                                         gleichzeitig können die Menschen in und
     er Klassenraum für das Nazareth College      Wasser reichte nicht für Schwestern-                                                        um Mbinga es kaum erwarten, dass das
                                                  und Pfarrhaus, Kindergarten und Kran-                                                       neue Krankenhaus in Betrieb geht. Die
                                                  kenstation. Im April dieses Jahres konn-                                                    Nachfrage nach fachgerechter medizini-
                                                  ten wir, mit finanzieller Unterstützung aus                                                 scher Versorgung ist auch aufgrund der
                                                  Uznach, Schweiz, einen Betrag von 6.000                                                     steigenden Bevölkerungszahl sehr groß.
                                                  Euro für dieses Projekt überweisen. Da-
                                                                                                                                              In der Missionsstation Ruhuwiko, einem
                                                  mit ist die Wasserversorgung der Station      werden ein neues Auto für Maguu und
                                                                                                                                              Vorort von Songea, wird derzeit ein Raum
                                                  auch für künftige Jahre sichergestellt.       ein Traktor für Mkenda benötigt. Die Kos-
                                                                                                                                              für Hörgeräteanpassung eingerichtet.
                                                                                                ten für einen Toyota Landcruiser belaufen
                                                  Mikalanga ist eine Station im Matengo-                                                      Die Grundschule St. Vinzenz in Ruhuwi-
                                                                                                sich auf circa 30.000 Euro, für Traktoren
     Der fertige Klassenraum                      Hochland unweit von Maguu. Mit einer                                                        ko ist für Schülerinnen und Schüler mit
                                                                                                rechnen wir im Schnitt mit 40.000 Euro.
                                                  Spende aus Schwäbisch Hall/Hessental                                                        Hörschädigung geöffnet. Sr. Marietha
     benötigt. Sr. Aurelia hatte dazu bereits     ist es uns gelungen, die Photovoltaik-        Weiterhin im Bau befindet sich das Kran-      hat sich während eines Deutschlandauf-
     vor zwei Jahren zahlreiche Projektan-        anlage der Krankenstation Mikalanga           kenhaus Kihaha. Derzeit wird an den           fenthalts in Schwäbisch Gmünd einige
     träge verschickt und um Unterstützung        instand zu setzen. Sr. Julia und ihr Team     fünf Gebäuden des ersten Bauabschnitts        Fertigkeiten zur Hörgeräteanpassung
     gebeten. Gemeinsam mit ihr haben wir         haben sich über die Jahre einen guten         (Verwaltung, HIV-Trakt, Beratungs- und        angeeignet. Was nun noch fehlt, ist ein
18   Partnerschaften und Projekte                                                                                                                            Partnerschaften und Projekte     19

     schallisolierter Raum, in dem Hörtests ge-    Exerzitienhaus arbeiten oder in der Sozi-     werden. Die Kosten für dieses Gebäude          Center (10.000 Euro). Maguu ist die älteste
     macht und Hörgeräte angepasst werden          alarbeit tätig sind. Auch ein Arbeiterhaus    liegen bei 7.000 Euro. Die einzige Einnah-     Station der Schwestern in Tansania und
     können. Bei diesem Projekt haben wir          für die Angestellten des Hauses soll ent-     mequelle der Dispensary, der Verkauf von       entsprechend hoch ist der Renovierungs-
     großzügige Unterstützung, auch in Form        stehen. Wir gehen davon aus, dies zumin-      Medikamenten, reicht dazu nicht aus,           bedarf. Nachdem im letzten Jahr das
     von Hörgeräten, aus Schwäbisch Gmünd,         dest teilweise aus erwirtschafteten Mit-      sodass Sr. Julia auf Unterstützung ange-       Schwesternhaus saniert wurde, stehen
     Aalen und Recklinghausen erfahren. Sr.        teln des Seminar- und Exerzitienhauses        wiesen ist. Wir hoffen sehr, dass wir den      nun Schritt für Schritt die Einrichtungen
     Ernesta und Sr. Lea setzen das Projekt        leisten zu können. Vor zwei Jahren hat        Geldbetrag im neuen Jahr zusammenbe-           der Schwestern in Maguu auf dem Plan.
     vor Ort um und die Handwerker sind ge-        der staatliche Stromkonzern TANESCO           kommen, damit die Krankenstation un-
                                                                                                                                                      Liebe Spender, liebe Freunde
     rade dabei, den Raum mit Dämmmatten           die Stromleitung bis Mbamba Bay ge-           terbrechungsfrei weitergeführt werden
                                                                                                                                                               der Mission,
     auszukleiden.                                 legt, nun ist mit den Arbeiten an der Stra-   kann.
                                                                                                                                                wie Sie sehen, gehen uns auch im neuen
                                                   ße zwischen Mbinga und Mbamba Bay
     Neben den Projekten, die dieses Jahr ab-                                                    Zu guter Letzt stehen auch in Maguu Ar-        Jahr die Projekte nicht aus und es ist viel
                                                   begonnen worden. Sie soll asphaltiert
     geschlossen werden konnten und denje-                                                                                                      Kleines wie Großes dabei, das unterstüt-
                                                   werden. Wir hoffen, dass dadurch eine
     nigen, die derzeit in der Umsetzung sind,                                                                                                  zenswert ist. Ich möchte mich an dieser
                                                   steigende Anzahl an Gästen den Weg an
     haben wir auch für das Jahr 2019 wieder                                                                                                    Stelle im Namen der gesamten Prokura
                                                   den Strand des Nyassa Sees und in das
     einige Projektanfragen aus Tansania er-                                                                                                    und auch unserer Schwestern vor Ort
                                                   Gästehaus der Schwestern findet.
     halten. Zunächst soll das Schwestern-                                                                                                      ganz herzlich bei Ihnen allen für die Ver-
     haus in Ruhuwiko saniert werden. Es           In Ligunga, einer Missionsstation ganz                                                       bundenheit und Unterstützung bedanken,
     stammt aus dem Jahr 1988 und besonders        im Süden, stehen Renovierungen des In-                                                       ohne die wir keinen Fortschritt erzielen
     das Dach und einige Wände sind repara-        ternats (10.000 Euro), der Haushaltungs-                                                     könnten.
     turbedürftig. Die Kosten hierfür belaufen     schule (4.000 Euro) und des Kindergar-
                                                                                                                                                Wir alle hoffen auch im kommenden Jahr
                                                   tens (6.000 Euro) an. Der sandige Boden
                                                                                                                                                wieder auf Ihre Spende, Ihr Engagement
                                                   in diesem Gebiet führt immer wieder zu
                                                                                                            Sekundarschule St. Luise in Maguu
                                                                                                                                                und auf Ihre Verbundenheit. Sollten Sie
                                                   Rissen in den Wänden der Gebäude und
                                                                                                                                                sich für ein Projekt interessieren, treten
                                                   auch Dächer müssen von Zeit zu Zeit aus-
                                                                                                 beiten an verschiedenen Gebäuden an,           Sie gerne mit unserem Team in der Missi-
                                                   gebessert werden.
                                                                                                 unter anderem an der Sekundarschu-             onsprokura in Kontakt.
                                                   Für die Schule St. Vincent Ruhuwiko steht     le St. Luise (15.000 Euro) und am Health
                                                   im kommenden Jahr, sobald der Raum für
                                                   Hörgeräteanpassung fertiggestellt ist,
                                                   ebenfalls eine Renovierung an. Beson-
     Nach 30 Jahren sanierungsbedürftig            ders die Wände müssen neu verputzt und
                                                   gestrichen werden. Hinzu kommt das ma-
     sich auf 28.000 Euro. Der Projektantrag ist   rode Dach, das erneuert werden soll. Die
     eingereicht und so hoffen wir auf einen       Kosten hierfür berechnen wir auf circa
     positiven Bescheid und die Bewilligung        30.000 Euro.
     der Gelder in den kommenden Wochen.
                                                   Wie bereits erwähnt, wurde dieses Jahr
     In Mbamba Bay am Nyassa See, wo in            eine neue Solaranlage auf der Dispensa-
     den letzten Jahren das Seminar- und Ex-       ry in Mikalanga installiert. Doch für die
     erzitienhaus entstanden ist, soll jetzt ein   Krankenstation gibt es neue Auflagen der
     Schwesternhaus für vier Schwestern            Regierung. So muss für die Dispensary
     errichtet werden, die im Seminar- und         Mikalanga ein neuer Laborraum gebaut
20   Zeit der Erfahrungen                                                                                                                                        Zeit der Erfahrungen     21

                                                                                              gerührt.“, sagt sie. Neben einfachen Hüt-    nigt, „...bis ich merke, dass ich mehr im
                                                                                              ten aus Stöcken, Stoff und ein bisschen      Hier und Jetzt lebe.“, erzählt sie. Zurück
                                                                                              Blech stehen große Hotels und Büroge-        in Deutschland bleiben die Fragen, „Wie
                                                                                              bäude, von Mauern und Stacheldraht           kann ich glauben, dass Gott mit und in
                                                                                              umzäunt. Die Lebenschancen vieler jun-       den Armen ist? Wieso lässt er es zu, dass
                                                                                              ger Menschen – wo liegen sie? Auch die       seine geliebten Menschen teilweise so
                                                                                              tansanischen Schwestern sind berührt         arm leben? Er, der gnädige Gott!“ Ihre ei-
                                                                                              und fragen „Wo soll man da anfangen,         gene Berufung wird hinterfragt. Der Sinn
                                                                                              vinzentinsch zu wirken?“.                    muss sich wieder neu erschließen. Annä-
                                                                                                                                           herungen einer Antwort findet sie in der
                                                                                              Die äthiopischen Schwestern geben eine
                                                                                                                                           inhaltlichen Weiterarbeit zusammen mit
                                                                                              Antwort: im Kleinen. Für einzelne Men-
                                                                                                                                           Sr. Anna-Luisa und Sr. Sylvia Maria aus
                                                                                              schen da sein, sich in kleinen Projekten
                                                                                                                                           Stuttgart. Die inhaltlichen Ergebnisse der
                                                                                              einsetzen und Netzwerke bauen.
                                                                                                                                           Workshops werden gemeinsam reflek-
                                                                                                   Der zweite Blick, im Augenblick         tiert und es wird weitergearbeitet.
                                                                                              Nach einer Woche geht die Reise wei-
                                                                                              ter nach Tansania. Die Fahrt quer durch
       Zeit der Erfahrungen                                                                   das Land zeigt eine sehr vielfältige und
                                                                                              schöne Landschaft. Auf den ersten Blick
                                                                                              gleicht vieles der europäischen Land-
                                                                                              schaft. „Auf den zweiten Blick entdecke
                                                                                              ich spannende Bäume, Pflanzen und
                            Drei Länder. Zwei Kontinente.                                     Tiere. Die riesigen Affenbrotbäume und
                                 Eine Gemeinschaft.                                           die Elefanten gefallen mir besonders.“
                             Reiseimpressionen von Sr. Hanna Maria                            berichtet Sr. Hanna Maria. Das, was zu-                         Einheit
                                                                                              erst aussieht wie ein Rapsfeld, entpuppt     Einige Monate später kommen Sr. Janeth
     Im Februar 2018 heißt es auf nach Afrika!     Gemeinsam unterwegs, Glauben teilen,
                                                                                              sich in Wirklichkeit als eine Teefarm. Das   und Sr. Ernesta nach Deutschland zum
     Mit großer Vorfreude und viel Respekt                   Betroffenheit teilen
                                                                                              scheinbare Durcheinander in der Be-          Treffen der Kapitularinnen mit anschlie-
     vor der Aufgabe. Mit gemischten Gefüh-       Beten in englischer Sprache. Für alle
                                                                                              pflanzung von beispielsweise Kaffee und      ßender Wallfahrt auf Vinzenz‘ Spuren. Lei-
     len und doch bereit für das Abenteuer. So    eine fremde Sprache und doch so verbin-
                                                                                              Bananenstauden erweist sich als Not-         der fehlen Sr. Sara und Sr. Martha aus Äthi-
     macht sich Sr. Hanna Maria zusammen          dend. Jeden Abend wird das Magnifikat
                                                                                              wendigkeit zum Überleben der Pflanzen,       opien, die kein Visum bekommen haben.
     mit Sr. Anna-Luisa auf ihre erste Reise zu   gebetet. Dort heißt es „Die Hungernden
                                                                                              denn Kaffee braucht Schatten. Es gibt
     den äthiopischen und tansanischen Mit-       beschenkt er [Gott] mit seinen Gaben und                                                 Wieder verbringen die Schwestern eine
                                                                                              viel zu Lernen. Nicht nur in der Flora und
     schwestern.                                  lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lk, 1,                                                wertvolle, fruchtbringende gemeinsame
                                                                                              Fauna.
                                                  53) Dieser Vers wird für Sr. Hanna Maria                                                 Zeit. Die kulturellen Unterschiede in den
     Auch Sr. Janeth und Sr. Ernesta aus
                                                  eine innere Herausforderung. Sie kann es    Die Tage vergehen wie im Flug und doch       drei Ländern sind groß, die Armut sehr
     Mbinga/Ruhuwiko sowie Sr. Sara und
                                                  nach dem Erlebten kaum noch mitbeten.       ist es „eine gefühlte Ewigkeit“. Es wer-     verschieden und doch gibt es eine Sache,
     Sr. Martha aus Nekemte kommen zum
                                                  Der Glaube an den barmherzigen, helfen-     den Stationen besucht und in Workshops       die die Gemeinschaft über zwei Konti-
     gemeinsamen Treffen nach Addis Abeba:
                                                  den Gott war ins Wanken geraten.            weitergearbeitet. Die Schwestern und         nente hinweg eint: die Begeisterung, das
     Die ersten Schritte gemeinsamer Konsti-
                                                                                              die Kinder erobern Sr. Hanna Marias          vinzentinische Charisma zu leben. Ange-
     tutionen und gleichzeitig ein besonderer     „Die schlimme Armut, das erbärmliche
                                                                                              Herz. Die Zeit läuft scheinbar langsamer     fangen im Kleinen, im Alltäglichen für die
     Moment in der Geschichte der Gemein-         Leben vieler Leute auf den Straßen in
                                                                                              als in Deutschland, irgendwie entschleu-     Menschen und für Gott.
     schaft.                                      Addis hat mich getroffen und zu Tränen
22   Zeit der Erfahrungen                                                                                                                                            Zeit der Erfahrungen   23

                               Ankommen in Tansania                                                   Eindrücke von meinem Besuch in Untermarchtal
                            Isabel Kopp, Sarah Denz und Jana Hölz                                                                      Father Binoy

     Am 27. August 2018 war es so weit. Am          die uns herzlich empfingen. Mit dem Auto     Im Dezember 2018 werde ich zehn Jah-           rend meines einmonatigen Aufenthalts
     Montagabend startete unser Flieger in          ging es dann noch ein kurzes Stück in den    re Priester sein, die ich vollständig als      in Untermarchtal und der Besuche bei
     Richtung Dar es Salaam los. Nach etwas         Vorort Ruhuwiko. Hier leben wir vorerst      Priester in der Mission in Tansania ver-       verschiedenen Konventen fühlte ich mich
     nervenaufreibenden Sicherheitskontrol-         im Gästehaus St. Martin und werden für-      bracht habe. Sieben Jahre nachdem ich          niemals an einem fremden Ort sondern zu
     len und einer Zwischenlandung in Dubai,        sorglich umsorgt. So gab es in der Nacht     nach Mbinga kam, um Seelsorger der             Hause im wahren Mutterhaus.
     kamen wir am Dienstagmittag gut in Dar         noch ein üppiges Abendessen für uns.         Vinzentinischen Schwestern zu werden,
                                                                                                                                                   Treffen mit den älteren Schwestern
     es Salaam an. Von dort brachte uns Fah-                                                     sollte ich nun mehr über ihr Mutterhaus
                                                    Gleich am Montag darauf begann unser                                                        Die Begegnung mit den älteren Missi-
     rer Joseph sicher zu unserer Unterkunft                                                     erfahren. Hierzu wurde ich eingeladen,
                                                    Sprachkurs. Mwalimu Ray und Mwalimu                                                         onarinnen war emotional wirklich sehr
     bei den Benediktinern. Auf der Fahrt lern-                                                  Untermachtal im Mai zu besuchen. Ich
                                                    Mpepo unterrichten uns auf Englisch je-                                                     berührend für mich. Alle hatten ihre jün-
     ten wir schon die ersten Wörter in der                                                      war so glücklich über die Möglichkeit,
                                                    den Tag zwei Stunden Kiswahili. Dabei                                                       geren Jahre in der Mission in Tansania
     Landessprache Kiswahili von ihm. Bei                                                        Untermachtal, wovon ich schon so viel
                                                    lernen wir viel und haben großen Spaß.                                                      verbracht. Für sie sind die Erinnerungen
     den Brüdern wurden wir für die nächsten                                                     gehört hatte, einmal zu sehen. An dieser
                                                    Oft kommt es wegen falscher Ausspra-                                                        an ihr vergangenes Leben die Erinnerun-
     zwei Tage gut aufgenommen. Am Don-                                                          Stelle versuche ich mich nun auf einige
                                                    che und Sprachmissverständnissen zu                                                         gen an die Mission in Tansania. Ich be-
     nerstagmorgen traten wir die 17-stündige                                                    Eindrücke von meinem Besuch in Unter-
                                                    langanhaltendem Lachen. Wir freuen uns                                                      merkte die Freudentränen in den Augen
     Busfahrt nach Songea an. Jetzt könnte                                                       marchtal zu besinnen. Es war ebenso das
                                                    jedes Mal wieder, etwas Neues beige-                                                        einiger der Missionarinnen, als sie die
     man ja denken, dass eine solche Busfahrt                                                    erste Mal, dass ich überhaupt nach Euro-
                                                    bracht zu bekommen und heißen es auch                                                       Tansanischen Schwestern sahen, die mit
     stinklangweilig ist, aber das war sie nicht.                                                pa gereist bin.
                                                    willkommen, wenn unsere Lehrer länger                                                       mir mitgekommen waren. Alle von ihnen
     Im Gegenteil – es war sehr interessant,
                                                    als die geplante Stunde bei uns sind. Sehr        Untermarchtal, das „Mutterhaus“           waren ganz begierig darauf, Neuigkeiten
     die verschiedenen Landschaften und die
                                                    interessant ist der zusätzliche kulturelle   Mein erster Eindruck von Untermarch-           aus Tansania und von den Menschen, für
     unterschiedlichen Dörfer aus dem Fenster
                                                    Austausch mit Insiderwissen.                 tal ist, dass ich es wirklich als das Mut-     die sie sich in Mbinga eingesetzt haben,
     zu sehen. Aber auch im Bus wurden wir
                                                                                                 terhaus erlebt habe. Da es mein erster         zu hören. Sie sind so glücklich zu erfah-
     gut unterhalten. Trotz unserer fehlenden       Nebenbei begleiten wir Sr. Ernesta in den
                                                                                                 Besuch war, war ich für die meisten            ren, dass die guten Werke, die sie als
     Sprachkenntnis konnten wir die afrikani-       Kirchenchor. Dort wird gerade für das be-
                                                                                                 Schwestern in Untermarchtal ein Frem-          Missionarinnen begannen, nun sehr gut
     schen Musikvideos genießen und auch            vorstehende Shooting ihrer Musik-DVD
                                                                                                 der. Jedoch von dem Augenblick an, als         von den Tansanischen Schwestern wei-
     den Filmen meist folgen. Vielleicht ent-       geübt. Einmal da, durften wir sofort mit-
                                                                                                 ich den Schwestern vorgestellt und ge-         tergeführt werden.
     standen dabei auch unsere eigenen Ge-          tanzen. Die Tanzschritte sind zwar Neu-
                                                                                                 sagt wurde, dass ich von Mbinga komme,
     schichten im Kopf?                             land für uns, trotzdem sind wir mit viel                                                        Teilnahme am Generalkapitel der
                                                                                                 konnte ich die Wärme der Liebe und die
                                                    Freude dabei. Während der restlichen                                                                       Schwestern
     22:30 Uhr Ankunft in Songea. Dort erwar-                                                    Vertrautheit von allen spüren. Ich spürte
                                                    Zeit gehen wir mit den Schwestern in die                                                    Die Möglichkeit, am Generalkapitel der
     teten uns bereits zwei Vinzentinerinnen,                                                    unmittelbar, dass die Schwestern in Mbin-
                                                    Kirche und spielen mit den Kindern. Da-                                                     Schwestern in Untermarchtal teilzu-
                                                                                                 ga nicht irgendjemand sind, die weit weg
                                                    bei zeigten sie uns die ersten Gebärden.                                                    nehmen, half mir dabei, viele der Unter-
                                                                                                 leben, sondern dass sie ihre Schwestern
                                                    Demnächst geht es für Sarah und Isabel                                                      marchtaler Schwestern zu sehen und
                                                                                                 und Mitglieder ihrer Familie sind.
                                                    weiter nach Mbinga zu ihren Einsatzstel-                                                    die Sorgen und Herausforderungen der
                                                    len St. Loreto und St. Katharina. Jana       Da ich kein Deutsch konnte, verstand ich       Kongregation und Untermarchtal zu ver-
                                                    bleibt in Ruhuwiko in der Gehörosenschu-     viele ihrer Wörter nicht, aber aus ihren lä-   stehen. Während der Zusammenkunft
                                                    le St. Vincent.                              chelnden Gesichtern und in ihrer mütterli-     realisierte ich, dass die Schwestern in
                                                                                                 chen und schwesterlichen Sorge konnte          Mbinga und die Schwestern in Unter-
                                                    Wir freuen uns auf das kommende Jahr
                                                                                                 ich ihre aufrichtige Liebe zu mir und den      marchtal vollkommen unterschiedlichen
                                                    bei den Vinzentinerinnen.
                                                                                                 Schwestern in Tansania spüren. Wäh-            Arten der Herausforderungen entgegen-
24   Zeit der Erfahrungen                                                                                                                                        Zeit der Erfahrungen    25

     sehen. Beispielsweise besteht in Tansa-                 Die Schönheit Europas
     nia aufgrund der steigenden Anzahl von        In meinem einmonatigen Aufenthalt in
                                                                                                                                „Hey, Sista…“
     neuen Schwestern die dringende Not-           Untermarchtal und in meiner kurzen Rei-                                  Äthiopienreise Heiko Sigg
     wendigkeit, die Institutionen und die Inf-    se zu verschiedenen Orten in Deutsch-
     rastruktur auszubauen. Auf der anderen        land konnte ich selbst die Schönheit Eu-    „Hey, Sista…“ tönt es durch die geöffne-    enrand, und wir beschleunigen wieder.
     Seite besteht in Deutschland die Heraus-      ropas erleben, von der ich schon viel von   te Fensterscheibe unseres Pick-Ups, als     Nicht weit von hier, die nächste Stadt, sie
     forderung darin, die Institutionen und die    anderen gehört hatte. In Untermarchtal      wir uns bereits im Hochland von Nekemte     sieht wieder aus wie die vorherige. Keine
     Verwaltung zu restrukturieren, da sich die    war ich beeindruckt, wie schön Flüsse,      befinden. Der kleine Junge streckt uns an   Chance für mich irgendwo ein Straßen-
     Anzahl der neuen Schwestern drastisch         Berge und Felder gepflegt sind. Es war so   einem dieser unendlich groß erscheinen-     schild zu erblicken, worauf der Name
     reduziert.                                    erfrischend für Geist, Körper und Seele,    den Schlaglöchern, derentwegen wir un-      ersichtlich wäre. Überall dasselbe Bild:
                                                   die schöne Natur zu sehen. Ich dachte       sere Fahrt mal wieder verlangsamen, ein     geschäftiges Treiben der Menschen, die
     Ich war sehr froh und beeindruckt, zu
                                                   mir, dass einer der Gründe, weswegen        Huhn entgegen. Er hält es an den Füßen      vermutlich zu einem Markt gehen, um ir-
     sehen, dass die meisten der Schwes-
                                                   Deutschland viele große Philosophen,        hoch. Das Huhn, von den immer kehren-       gendetwas dort zu verkaufen oder von ei-
     tern bereit sind, die Veränderungen zu
                                                   Theologen und andere Intellektuelle her-    den Wiederholungen dieser Prozedur          nem Markt kommen. Tiere, meist Ziegen,
     akzeptieren und sich den neuen Situa-
                                                   vorbrachte, ist ihre Verbundenheit mit      eher müde wirkend, lässt auch diese         Kühe oder Hunde queren mehr oder we-
     tionen und Herausforderungen, denen
                                                   der Natur. Ich war sehr beeindruckt, dass   scheinbar gelassen über sich ergehen.
     Untermarchtal derzeit entgegensieht, zu
                                                   sogar im gegenwärtigen industriellen        Mir kommt es so vor, als hätte ich genau
     stellen. Dies spricht sehr für ihre Vinzen-
                                                   und technologischen Wachstum die Na-        dieses Huhn bereits Dutzende Male auf
     tinische Spiritualität und den missionari-
                                                   tur dennoch so schön erhalten wird. Ich     unserer Fahrt von Addis über Ambo nach
     schen Charakter der Kongregation.
                                                   konnte für mich auch erkennen, wie in-      Nekemte am Straßenrand erblickt.
            Pilgerreise nach Frankreich            dustrielles und technologisches Wachs-
                                                                                               Nach über sechs Stunden Fahrt, gerade
     Die Pilgerreise mit den Schwestern nach       tum sehr gut genutzt werden kann, um
                                                                                               erwacht aus einem Sekunden- oder Mi-
     Frankreich war eine spirituell außer-         Mensch und Natur zu dienen. Die gut er-
                                                                                               nutenschlaf – so genau weiß man das
     ordentlich bereichernde Erfahrung für         haltenen traditionellen und historischen
                                                                                               auf diesen Fahrten nie – frage ich mich,
     mich. Seit ich mich der Gemeinschaft          Gebäude und Kirchen können ein starkes
                                                                                               wie viele dieser Jungen ich hier am Stra-
     angeschlossen habe, habe ich viel über        Gefühl für Geschichtlichkeit hervorrufen.
                                                                                               ßenrand sehe? …hier an der Hauptstra-
     den heiligen Vinzenz gelesen und gelehrt.
                                                   Ich bewundere die sehr disziplinierte,      ße! Wie viele gibt es noch abseits dieser
     Daher war es ein wunderbares Erlebnis
                                                   systematische und fleißige Natur der        Straßen, im Hinterland dieses riesigen      Sr. Sara
     für mich, die Vinzentinischen Gedenkorte
                                                   Deutschen. Als jemand, der den normalen     Landes?
     in Frankreich zu besuchen.
                                                   indischen und tansanischen Lebensstil                                                   niger aufmerksam die staubige Straße.
                                                                                               „Hey, Sista…“ Sr. Sara schaut uns fra-
     Unter anderem besuchten wir: Pouy, wo         gewohnt ist, war es sehr überraschend                                                   Einige von ihnen verweilen lässig in der
                                                                                               gend an, deutet mit beiden Händen das
     Vinzenz geboren wurde, Buglose, eine          zu sehen, dass während der Arbeitszeit                                                  Mitte der Straße, so dass die Fahrzeuge
                                                                                               Lenkrad umgreifend zum rechten Stra-
     berühmte Marianische Pilgerstätte nahe        praktisch keine Menschen auf den Stra-                                                  mal mehr oder weniger knapp an ihnen
                                                                                               ßenrand. Gegrillte Maiskolben werden
     von St. Vinzenz´ Dorf, Dax, die Stadt, in     ßen sind! Als ich das zu den Schwestern                                                 vorbei fahren.
                                                                                               am Straßenrand von ein paar jungen
     der Vinzenz studierte und Sr. Margueri-       sagte, lachten sie laut auf und fuhren
                                                                                               Frauen angeboten. Ein kurzes Kopfschüt-     Für mich ist in diesem scheinbaren Chaos
     te Rutan arbeitete und den Märyrertod         mit mir zu den Städten und Stadtzent-
                                                                                               teln von mir. Sr. Anna-Luisa, auf der       nun nicht mehr an Schlaf zu denken. Ich
     starb, Périgeux, wo Vinzenz als Priester      ren, wo die Menschen ihrer jeweiligen
                                                                                               Rückbank zwischen Bananen, Rucksä-          sollte mich auf das Wesentliche konzen-
     ordiniert wurde, Chatillon,
                           ˆ      die Gemeinde     Arbeit und auch Freizeitbeschäftigungen
                                                                                               cken und Sechserpack-PET-Wasser-            trieren, wie Sr. Anna-Luisa: Ausruhen,
     in der Vinzenz arbeitete und wo er die ers-   nachgehen! Außerdem habe ich bei allen
                                                                                               flaschen, schläft. Also, auch kein Mais-    Kräfte sammeln für unsere Aufgabe, die
     te Caritasbruderschaft aufbaute. Zudem        Konventen, die ich besucht habe, die ver-
                                                                                               kolben für sie. Eine kurze Antwort von      uns hier in den nächsten Tagen bevor-
     besuchten wir auch Lourdes, wo ich mich       schiedenen Sorten Kuchen und Eiscreme
                                                                                               Sr. Sara zu einer der Frauen am Straß-      steht.
     ebenfalls spirituell sehr berührt fühlte.     sehr genossen!
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