Sonntag Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck - Mai 2012 I Nr. 19 I Zum 6. Sonntag der Osterzeit I € 1 I Tel. 0512/2230-2212 - Diözese ...
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sonntag TIROLER Jeder, der liebt, stammt von Gott. 1 JOH 4, 7 Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck 10. Mai 2012 I Nr. 19 I Zum 6. Sonntag der Osterzeit I € 1 I Tel. 0512/2230-2212 © ALEXANDER RATHS - FOTOLIA.COM Durchwachte Nächte. Weil das Kind nicht schlafen kann. Weil die Mutter besorgt wartet, ob das Wie ich Kind von der Disco nach Hau- se kommt. Und weil die Mutter Pflege braucht. Manchmal sogar rund um die Uhr. Die Augen schließen sich und Dich mag… tun sich wieder auf. Über Glück und Unglück, Freude und Trauer. Augen sind wie der Spiegel eines Lebens. Wer hineinschaut, findet darin Geschichten und Gefühle, die für gemeinsames Leben we- sentlich geworden sind. Briefe und Gedanken zum Muttertag auf den Seiten 4/5, 16 und 20. Sara und Maria Kaufmann aus Zirl schreiben darüber zum Mut- tertag. Lesen Sie mehr auf den Seiten 4 und 5.
2 Meinung 10. Mai 2012 Tiroler Sonntag KOMMENTAR Zwischenprüfung Ethik – ein Jetzt kommt sie wieder: die Zeit, in der die -innen von einst auf ihrer Laufbahn mit- dehnbarer Begriff einen „verlängerte Wochenenden“ genießen, genommen – oder abgestreift? Früher befan- während andere dem Schulschluss entgegen- den sie sich in derselben Klasse. Jetzt laufen Die österreichische Ethikkom- fiebern. Prüfungszeiten sind angesagt, und es die Wege auseinander – die der Erfolgreichen mission hat sich mehrheitlich geht um die Entscheidung zwischen Aufstei- und die der Sitzengebliebenen. dafür ausgesprochen, das Fort- gen und Durchfallen. Solange ein Mensch Es wäre nicht schlecht, so eine Art Zwischen- pflanzungsmedizingesetz zu die Schule besucht, sind die Regeln relativ prüfung einzuschieben, so mit 40 oder 50: ändern. Zukünftig sollen auch klar. Am Ende steht es im Zeugnis. Und so- Wieweit man sich noch versteht auf das Ein- alleinstehende Frauen und les- lange ein Mensch in die Schule geht, befin- maleins der Freundschaft – und dass man bische Paare die Möglichkeit det er sich in einem System, das viel Mühe den Schwachen helfen soll. zur künstlichen Befruchtung darauf verwendet, damit es gut ausgeht. haben. Durchfallen und Aufsteigen – gibt es auch Dass in Österreich immer mehr später. Nur steht es in keinem Zeugnis mehr. Kinder nach einer vorgeburt- Und auch die Regeln sind nicht mehr so lichen Diagnose abgetrieben klar. Da achtet kaum jemand darauf, ob werden, weil Eltern von vor- einer sich durch das Leben nach oben ge- MATTHÄUS FELLINGER aussichtlich behinder- schwindelt hat. Erfolg ist Erfolg! Und erst das REDAKTEUR ten Kindern in vielen Fällen Durchfallen. Wie viel an Bereitschaft, Schwä- MATTHAEUS.FELLINGER@ keine hinreichende Beratung cheren zu helfen, haben die Vorzugsschüler/ KIRCHENZEITUNG.AT und Hilfe erfahren, das inter- essiert die Ethikkommission nicht. Ethik ist offenbar ein sehr dehnbarer Begriff. HANS BAUMGARTNER KOPF DER WOCHE: NOEMI MÜLLER, KATH. JUGEND Die „Ritter“ des Kirchenkampfes Hallo, da tut sich was! Sie haben ein Volksbegehren gegen die Kirchenprivilegien „Seit ich von Salzburg weg bin, hat mir echt Salzburgerin Noemi Müller (19) gewählt. gestartet, werben für den was gefehlt“, sagt Noemi Müller. Jetzt hat Gemeinsam mit Tobias Hirschmann und Ta- Kirchenaustritt, wettern die Studentin ein neues Feld für ihr Enga- mara Solnitzky bildet sie das Vorsitz-Trio. Ihr gegen die Schweigeminute im gement. Sie wurde zur Vorsitzenden der großes Anliegen ist es, „die KJ und ihre vielen ORF-Programm am Karfreitag, Katholischen Jugend Österreichs gewählt. tollen Angebote bekannter zu machen. Wäh- denunzieren die Klasnic- rend meiner Schulzeit habe ich gemerkt, dass Kommission als „Täterschutz- HANS BAUMGARTNER viele Leute in meiner Umgebung nichts von organisation“ und fordern vom der KJ wussten.“ Müller weiß, dass sie sich da Staat einen Rückzug aus der Nach drei Jahren hat die Oberösterreicherin die Latte ziemlich hoch legt, denn die Kirche Finanzierung des Religions- Ingrid Zuniga den Vorsitz in sei bei vielen Jugendlichen nicht gerade „in“. unterrichts und der Theologi- der Katholischen Jugend schen Fakultäten bzw. aus der Österreichs zurückge- Heimat. Zur KJ ist Müller über das Jugend- Kostenerstattung für öffentli- legt. Zu ihrer Nachfol- zentrum YoCo gestoßen. Dort hat sie mit 14 che kirchliche Privatschulen gerin wurde die junge ihre Firmvorbereitung gemacht. „Das Haus, und Krankenhäuser. sein vielfältiges Angebot und die Leute, mit Sie richten ihre Angriffe denen man über alles sehr offen reden konn- bevorzugt gegen die te, haben mir so gut gefallen, dass ich begon- katholische Kirche, obgleich „Facebook und nen habe, mich zu engagieren und bei vielen alle anerkannten Kirchen und Twitter sind kein Projekten mitzuarbeiten.“ Auch religiös wur- Religionsgemeinschaften Ersatz für Orte und de ihr das YoCo zur Heimat. „Da gab es eine vom Staat ähnlich behandelt Menschen, die – ohne große Freiheit, uns so einzubringen, wie wir werden. Sie verwenden sind und denken, auch wenn das in höhe- DANIEL FURXER/KJÖ Berechnung – offen fallweise unterschiedliche sind für Jugendliche, ren Kirchenetagen manchmal angeeckt ist.“ Namen, verbreiten ihre wo sie sich einbringen Über das YoCo kam Müller auch mit der KJ in Attacken auf die Kirche aber und erproben können. Kontakt und beteiligte sich dort an mehreren durchwegs über dieselbe Diese Heimat könnte Projekten (Firmungsnacht, Lange Nacht, Of- PR-Agentur. Das Ziel dieses Kirche bieten.“ fener Himmel). Für die Aktion „72 Stunden kleinen, aber lauten Netzwer- NOEMI ohne Kompromiss“ drehte sie mit Freunden kes ist nicht Religionsfreiheit, MÜLLER den österreichweiten Werbespot. Dieses En- sondern Freiheit von Religion. gagement habe ihr viel gegeben. „Mir ist echt HANS BAUMGARTNER was abgegangen, seit ich im Herbst in Wien zu studieren begonnen habe.“
Tiroler Sonntag 10. Mai 2012 Im Gespräch 3 NEUHOLD/DIÖZESE GRAZ ZUR PERSON Bernhard Körner ist Theologie- professor für das Fach Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz. Er studierte dort Theologie und An- glistik. 1979 promovierte er zum Doktor der Theologie. Nach der Priesterweihe war er in der Seel- sorge tätig – unter anderem als Spiritual des Priesterseminars von Graz-Seckau. Er habilitierte sich an der Universität Tübingen und ist heute auch als Konsul- tor der Päpstlichen Kongregation für das Katholische Bildungswe- sen und korrespondierendes Mit- Traditionen sind unverzichtbar, glied der Päpstlichen Theologi- die Kirche dürfe aber keinem schen Akademie tätig. Traditionalismus anheimfallen. In seinem neuen Buch sucht u Buchpräsentation „Gute Grün- der Grazer Dogmatikprofessor de für ein Leben in der Kirche“; Bernhard Körner Wege für ein Dienstag, 15. Mai, 19.30 Uhr, zeitgemäßes Christentum. Haus der Begegnung, Innsbruck Mit gutem Grund in der Kirche „Argumente und Ermutigungen für engagierte Christinnen und Christen“ bietet der Grazer Dogmatikprofessor Bernhard Körner in seinem neuen Buch „Gute Gründe für ein Leben in der Kirche“. In einer Krisenzeit der Kirche solle allen Christen der „Rücken gestärkt“ werden – vor allem jenen, die ihren Kindern den Glauben weitergeben wollen. „Es schmerzt, wenn man als Katholikin oder Körner geht auch auf die sogenannten „hei- biläumsfeier. Der Theologe rät, diese Auf- Katholik zu Recht oder zu Unrecht auf Unver- ßen Eisen“ ein. Dabei und auch bei anderen forderung zu beherzigen und sich auf das ständnis stößt oder Ziel von Spott oder sogar Themen bemüht sich der Theologe um ver- Evangelium einzulassen. Mehr katholisches Aggression wird, wenn man merkt, dass die söhnliche, von Wertschätzung getragene Po- Selbstbewusstsein sei gefragt. Kirche an Achtung und Wertschätzung verlo- sitionierungen. „Was die Kirche gefährdet, ist ren hat“, so der Grazer Univ. Prof. Dr. Bern- eine Überbetonung ihrer Vergangenheit und Nicht abgesondert von der Welt. Als Richt- hard Körner in seinem neuen Buch „Gute auch eine Überbetonung der Aktualität.“ Soll schnur für heutige Christen verweist Körner Gründe für ein Leben in der Kirche“. heißen: Traditionen sind in der Kirche un- auf den frühkirchlichen Diognet-Brief: Dar- Der Autor sieht die Kirche in Europa in einem verzichtbar, einem Traditionalismus dürfe sie in heißt es, dass Christen mitten in der Welt „massiven Umbruch“ und geht zugleich von aber nicht anheimfallen. Und „zeitgemäß“ leben, und sich in vielem nicht von ande- Jesu Zusage aus, dass er seine „Kirche nicht solle die Kirche durchaus sein, so lange das ren Menschen unterscheiden; bei einigem – im Stich lässt“. Körner beginnt sein Buch mit nicht „unkritische Anpassung“ bedeute. wie Orgien und Kindesweglegung – würden einer gründlichen Analyse der Situation, um sie allerdings nicht mitmachen. Schließlich: dann, auch anhand von positiven Beispielen, Katholisches Selbstbewusstsein gefragt. Christen halten sich an die staatlichen Geset- die Vielschichtigkeit von Kirche-Sein und Kir- Zur Frage, welchen Weg die Kirche denn nun ze, überbieten diese durch ihren Lebenswan- che-Leben aufzuzeigen: Gemeinschaft und einschlagen solle, zitiert Körner eine bemer- del sogar. „Solidarisch sein, gegen den Strom Sinnfindung, Spiritualität und Kontempla- kenswerte Aufforderung, die die Sozialisti- schwimmen, mehr tun“ – das markiert laut tion auch mitten in den Städten, Solidarität sche Jugend der Katholischen Mittelschulju- Körner die „Ortsbestimmung“ für Gläubige und Dienst an den Armen, Engagement für gend im Jahr 1968 übermittelte. „Habt ruhig auch in der Gegenwart. KATHPRESS Werte und die Möglichkeit, Wege aus Schuld etwas mehr Mut zu eurer eigenen Theorie“, und Sünde zu finden. hieß es in einem Gruß anlässlich einer Ju- u Siehe auch „Vorausgelesen“ auf Seite 19.
Sara und Maria Kaufmann aus Zirl haben den Muttertag zum Anlass genommen, sich gegenseitig einen Brief zu schreiben. Im Tiroler Sonntag lesen auch sie zum ersten Mal, was die Mama bzw. die Tochter sagen möchte. Ich hab‘ dich sehr lieb! Liebe Sara! Z um bevorstehenden Muttertag möchte ich die Rol- len vertauschen und dir einen Brief schreiben, da es ja keinen „Kindertag“ gibt. Du bist nun bei- nahe 14 Jahre alt. Der strahlend schöne Herz-Jesu- In den letzten drei Jahren hat sich in unserer Familie sehr Sonntag, an dem du geboren wurdest, gehört zu den viel verändert. Du musstest viel früher erwachsen wer- schönsten Tagen meines Lebens. Du warst ein richtiges son- den, als ich mir das für dich gewünscht hätte. Ich bin be- niges Sommerkind, das uns sehr viel Freude bereitet hat. eindruckt, wie du die Umstellungen bewältigt hast und schon sehr eigenverantwortlich handelst. Das bestärkt Kaum zu glauben wie die Zeit vergeht, ich habe dich doch mich in der Hoffnung, dass du für dich in deinem Leben erst noch in den Kindergarten gebracht. Nun bist du ein Entscheidungen treffen wirst, die du dir gut überlegst. Teenager und dieser Lebensab- „Ich werde immer mit ganzer schnitt fordert uns jeden Tag he- Da du ein sehr emotionaler Mensch bist, glaube ich, Kraft für Dich da sein, wenn raus. Ich weiß, du hast es nicht dass du deine Gefühle gut wahrnehmen und ausdrücken Du mich brauchst.“ immer leicht mit mir, die Pu- kannst. Das bedeutet auch, dass du dich gut in andere bertät ist ja die Zeit, wo die El- Menschen hinein fühlen kannst und sie achtest und be- tern schwierig werden. Und auch mit dir selber und den gleitest, wenn sie dich brauchen. Das hast du schon eini- Veränderungen deines Körpers wirst Du es nicht immer ge Male bewiesen und das hat mir als Mutter sehr gefal- leicht haben. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir ge- len, denn das ist ein wertvolles Geschenk. meinsam diesen Lebensabschnitt gut bewältigen werden. Sara, ich wünsche mir, dass ich dich auf deinem Weg zum Liebe Sara, du hast sehr viele Talente, um die ich dich ein Erwachsenwerden gut unterstützen kann. Für die Zukunft bisschen beneide. Eines davon ist das Musizieren, ich bin hoffe ich für dich, dass du immer gute Freunde und Be- leider unmusikalisch. Es freut mich immer sehr, dich mu- gleiter findest, die dich durch das Abenteuer Leben füh- sizieren zu hören und bei deinen Vortragsabenden sitzt ren werden. Verliere nie deinen Humor, denn damit las- immer eine stolze Mama im Publikum. sen sich viele Schwierigkeiten leichter ertragen. Ich wünsche dir, dass dir die Freude am Musizieren nie Ich werde immer mit ganzer Kraft für dich da sein, wenn verloren geht und dein Traum, in diesem Bereich später du mich brauchst. einmal zu arbeiten, in Erfüllung geht. Dafür wünsche ich Ich habe dich sehr lieb. dir jetzt schon eine schöne Zeit in deiner neuen Schule, die du im Herbst besuchen wirst. Mama
Tiroler Sonntag 10. Mai 2012 Muttertag 5 Sara und Maria Kaufmann (v. l.) aus Zirl haben sich zum Muttertag einen Brief geschrieben. PRIVAT noch gerne schöne Kleider und hohe Schuhe, auch wenn du es nicht so gerne siehst, wenn ich mich schminke. Der Kindergarten war auch eine wunderschöne Zeit. Be- sonders genossen habe ich dort die Musikalische Früher- ziehung. Danke, dass du mich dorthin geschickt hast! Dort hatten wir immer viel Spaß und uns wurde spiele- risch die Musik näher gebracht. Die Musikalische Früherziehung war wohl auch ein Grundstein für meinen weiteren musikalischen Weg. In der Volksschule hast du mich, nach einigen mütterlichen Bedenken, in der Musikklasse angemeldet. Diese Schule war die beste Zeit meines Lebens! Wir hatten den besten Lehrer der Welt und unsere Klas- se war einfach der Hammer! Ohne deine wichtige und richtige Entscheidung wäre meine Volksschulzeit nie so toll geworden wie sie war. Du bist mir aber auch bei den Hausübungen immer mit Rat und Tat zur Seite gestan- den. Auch wenn ich einmal nicht so Lust hatte, etwas für die Schule zu machen, hast du mich immer motiviert. Ich danke dir von ganzem Herzen, dass du mich mit neun Jahren an der Musikschule angemeldet hast! Ich war zwar Liebe Mama! schon ein paar Mal knapp davor, zu sagen, ich will auf- hören Querflöte zu spielen, aber du hast mich immer wie- B ald ist Muttertag. Das ist ein guter Anlass, dir ei- der motiviert, weiter zu machen. Dafür danke ich dir. Ich nen Brief zu schreiben und die vergangenen drei- weiß nicht, was ich jetzt machen würde, ohne die Musik. zehn Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen. Du hast mich immer bestärkt in dem, was ich machte. Du Meine frühesten Kindheitserinnerungen liegen in Italien. hast mir auch immer die freie Wahl gelassen, was ich mit Ich war gerade ein Jahr alt, als ich das erste Mal dort war. meiner Freizeit anfange. Du hattest anfangs deine Bedenken, dass ich für diese Rei- se noch zu klein bin. Diese haben sich jedoch nicht be- Ich habe dir bestimmt oft schlaflose Nächte bereitet, stätigt, denn Meer, Sonne und Strand haben mir damals wenn es um Schulnoten ging oder so etwas. Aber ich schon gefallen. glaube, dass ich dich mit meinem eher sonnigen Gemüt Auch später sind wir oft nach Italien gefahren. Ich weiß immer wieder zum Lachen bringen konnte. noch, dass ich es nie erwarten konnte, bis wir dort waren. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich glaube, Es war immer ein ganz besonderes Ereignis für mich und wir werden auch dann ein gut funktionierendes Team ein wenig stressig für dich. Ich habe immer schon Wo- sein, das viel zusam- chen vorher meinen kleinen Spielzeugkoffer eingepackt men aushält. Auch „Du hast mich immer bestärkt in dem, was ich und war jederzeit bereit loszufahren. wenn ich nach au- mache. Du hast mir auch immer die freie Wahl ßen hin immer als gelassen, was ich mit meiner Freizeit anfange.“ Eine andere, sehr frühe Kindheitserinnerung ist, dass wir sehr stark und cool früher sehr oft zusammen in die Bücherei gegangen sind erscheinen möchte, genieße ich es sehr, dass ich mich und Bilderbücher ausgeliehen haben. Du hast mir jeden bei dir immer ausruhen, zurücklehnen und ankuscheln Abend vor dem Schlafengehen ein Buch vorgelesen. Am kann. liebsten mochte ich das Märchen „Die zwölf tanzenden Prinzessinnen“. Ich hab dich sehr lieb und wünsche dir einen wunder- Ich wollte schon immer eine Prinzessin sein, in einem schönen und unvergesslichen Muttertag. großen Schloss leben und schöne Kleider anhaben. Dar- an hat sich bis heute nicht viel geändert. Ich mag immer Deine Sara
6 Bewusst leben 10. Mai 2012 Tiroler Sonntag IN KÜRZE Aus der Praxis: Frau B. kommt in die Bera- zu beobachtende Verhalten bei Andrea erzählt tung und schildert Probleme mit ihrer 15-jähri- Frau B., dass Andrea vor einigen Wochen zu- gen Tochter Andrea. Seit einigen Wochen fällig durch eine Bekannte der Mutter erfahren ziehe sie sich immer mehr zurück und reagiere hat, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater ist, mit starker Ablehnung auf Mutter und Vater. was Andrea bis zu diesem Zeitpunkt nicht Gefragt nach möglichen Gründen für das neu wusste. Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Wahrheit zwischen Eltern und Kind? Omas Gewürzladen bringen Dein Vater ist nicht dein Vater neben Retro-Charme auch Ordnung in die Küche. WALDHÄUSL Frau B. beschreibt ihre Familie als sehr die Vereinbarung, Andrea bis zum „richtigen glücklich und mit großem Zusammenhalt Zeitpunkt“ nichts über die Vaterschaft zu Jetzt ist wieder untereinander. Die Beziehungen in der erzählen. Dieser hat sich über die Jahre aber Platz in der Küche Familie charakterisiert die Klientin als sehr nie ergeben. Die Eltern glaubten, Andrea die liebevoll und herzlich. Wahrheit nicht zumuten zu können. Nun hat Im abschließenden Beitrag zur das Mädchen die Informationen durch einen KiZ-Serie Ordnung im Haushalt Die Klientin ist seit knapp 15 Jahren mit Zufall von einer anderen Person erfahren hat machen wir einen Abstecher ihrem Mann zusammen. Neben Andrea gibt – in einem Alter, in dem das Thema der Iden- in die Küche. Schaffen Sie jetzt es noch einen 12-jährigen Bruder und eine titätsfindung im Vordergrund steht. Platz für Säfte und Marmeladen, 10-jährige Schwester. Andrea ist ein sehr bevor die Einmachzeit beginnt. offenes und herzliches Mädchen mit guten Angst vor der Reaktion. In vielen Fällen Noten in der Schule und einem größeren stellt sich bei nicht-leiblicher Elternschaft Der erste Blick gilt dem magi- Freundeskreis. In den letzten Wochen haben für die Erwachsenen die Frage, wann sie den schen Zentrum der Küche: das sich die Schulleistungen jedoch deutlich ver- Kindern sagen sollen, dass es einen anderen Geviert Herd, Arbeitsfläche, Spü- schlechtert, und Andrea zieht sich immer biologischen Elternteil gibt. le und Kühlschrank. Zwischen mehr zurück, reagiert sogar aggressiv auf An- Die Eltern sehen das Kind als zu jung an, um diesen Stationen sollte die Arbeit näherungsversuche durch ihre Eltern. zu verstehen. Dann kommen Geschwister, effektiv und störungsfrei funkti- und die Eltern möchten dem Kind nicht das onieren, also weg mit allen Hin- Gefühl der Zugehörigkeit nehmen. Bis die El- dernissen. tern die Wahrheit so lange verschwiegen ha- ben, dass ein Gespräch darüber immer noch Kein Topf ohne Deckel. Egal schwieriger oder gar unmöglich erscheint. ob Plastikbehälter oder Koch- Neben der Sorge über die Auswirkung der töpfe – wenn kein passender De- Wahrheit auf das Kind, erleben Eltern auch ckel mehr da ist, kann man vie- eigene Ängste. Sie fürchten um die Beziehung les nicht mehr richtig nutzen. zum Kind, genauso wie um den Verlust der Auch andere Behälter, die ent- Erziehungsberechtigung des nicht-leiblichen weder schadhaft sind oder nie Elternteils in den Augen des Kindes. Auch gebraucht werden, können aus- eine Auseinandersetzung mit der eigenen sortiert werden. Und schließlich Vergangenheit wird wieder wichtig. sind Waffeleisen oder Fondueset auch im Karton auf dem Spei- Die Wahrheit hat Konsequenzen. Eine cher oder im Keller griffbereit, Beratung gibt den Eltern die Möglichkeit, ohne im Weg zu stehen. sich mit den Fragen nach den verschiede- Mädchen mit 15 Jahren sind in einem besonders sensiblen nen Auswirkungen auseinander zu setzen. Gewicht und Wichtigkeit. Alter und suchen Antworten auf viele Fragen. WALDHÄUSL Das Thema ist nicht mit einem Gespräch Probieren Sie einmal, die Utensi- zwischen Eltern und Kind geklärt, es gibt lien nach Gewicht einzuräumen: Die Klientin erzählt, dass sie zum Zeitpunkt immer wieder Fragen und Antworten. Es ist Schwere Töpfe stehen unten in des Kennenlernens ihres Mannes bereits von ein stetiger Prozess, in dem die Beratung Reichweite, leichte Behälter wei- einem anderen Mann schwanger gewesen die Eltern Schritt für Schritt begleiten kann. ter oben. Oder Sie sortieren ein- sei. Ihr Ehemann wusste von der Schwanger- Dies gibt der Familie die Chance, das Thema mal nach Abteilungen: Gewürze schaft und wollte das Kind wie sein eigenes nicht verheimlichen zu müssen, sondern (in Laden, Gläsern oder Rega- Kind annehmen und aufziehen. Zum leib- als das zu sehen, was es ist: eine Realität, len), Backen (Keksausstecher, lichen Vater von Andrea bestehe keinerlei die die Familie zu der macht, die sie ist. Nudelholz ...), Italia (Parmesan- Kontakt. MAG. DR. VERONIKA BURTSCHER-KIENE reibe, Nudelzange ...), Asia (Wok, EHE- UND FAMILIENZENTRUM, FELDKIRCH Sojasauce ...). Was Sie wenig Der richtige Zeitpunkt. Nur sehr wenige benutzen, kommt ganz oben Personen im Bekannten- und Freundeskreis XX Bei Fragen, Problemen ... wenden Sie sich an: in den Schrank, Dinge die oft wussten über diese Situation Bescheid und es Familien- und Lebensberatung der Caritas gebraucht werden, kommen wurde im Laufe der Jahre nie wirklich darüber Heiliggeiststraße 16, 6020 Innsbruck in Griffweite. B.H. gesprochen. Zwischen dem Elternpaar gab es Tel. 0512/72 70-15
Tiroler Sonntag 10. Mai 2012 Glaube 7 Menschliches Lernen oder die Seele formen Christliche Erziehung Was macht die „katholische Brille“ aus – in meinem Leben, meinem Handeln, meinem Alltag und meiner Weltsicht? Für Edith Stein war das die entscheidende Frage – auch im Hinblick auf die Erziehung. „In das katholische Leben hineinwachsen!“, war vorrangiges Ziel Edith Steins, als sie kurz nach ihrer Konversion begann, am Schulzen- trum der Dominikanerinnen in Speyer zu un- Erziehen heißt entfalten … WODICKA terrichten. Sie machte es sich zur ersten Auf- ten, dass sie vom Gebot der Liebe umfangen gabe, die „katholische Perspektive“ anhand sind und zur Gottes- und Nächstenliebe füh- ihres eigenen Alltags zu finden. Sie fragte ren. Doch nicht nur das: Die liebende Ant- DAS ZITAT sich: Wie sehen die konkreten Ereignisse mei- wort an Gottes zuvorkommende Liebe ist nes Lebens und meiner Zeit durch die „katho- eine gesunde Selbstliebe. lische Brille“ aus? Wie gestalte ich mein Le- „Ich wusste von den ersten Le- ben als Katholikin? Unterrichtsvorbereitung, Dem Leben zum Leben helfen. Musika- benstagen an, dass es viel wich- Schulstunden, Hefte korrigieren, Prüfungs- lische Fähigkeiten, sportliche Leistungen, tiger sei, gut zu sein als klug.“ arbeiten bewerten, ein offenes Ohr für die handwerkliche Fertigkeiten, intellektuelle Be- ESGA 1, S. 103 Sorgen der Mädchen haben, eingebunden gabung, kreativer Ausdruck … – was in der sein in die Schulgemeinschaft, … Das war ihr menschlichen Natur an Möglichkeiten liegt, „Ich hatte meine Einstellung Alltag und die Basis für ihre Überlegungen zu ist immer individuelle Natur eines einzelnen zu den Menschen und zu mir Themen christlicher Erziehung und Bildung. Menschen. Diese Einmaligkeit des Einzelnen selbst völlig geändert. Es kam verlangt nach Gemeinschaft als einem Ort, mir nicht mehr darauf an, Recht „Bildnerische“ Erziehung. Viele Menschen wo sie sichtbar wird und sich auf andere be- zu behalten und den Gegner verbinden mit „Bildnerischer Erziehung“ den ziehen kann. Darin liegt der Auftrag jeder Er- unter allen Umständen ‚unter- „Zeichen- oder Kreativunterricht“ mit den ziehungs- und Bildungsarbeit. Edith Stein zukriegen‘. Und wenn ich noch unterschiedlichsten – emotional gefärbten – sagt: „Man kann nichts in den Menschen immer einen scharfen Blick für Erinnerungen daran. Edith Stein untersucht, hineinbilden, was nicht in ihm steckt.“ Es die Schwächen der Menschen ausgehend von ihren eigenen pädagogischen geht also darum, Menschen zu helfen, dass hatte, so benützte ich das nicht Erfahrungen in Zusammenschau mit zeit- sie entfalten können, was ihre Einmaligkeit mehr, um sie an ihrer empfind- genössischen Richtungen, den Gesichtspunkt ausmacht. Zugleich geht es darum, die Freude lichen Stelle zu treffen, sondern des „Bildnerischen“ und der Erziehung streng am Zusammenspiel verschiedener Begabun- um sie zu schonen. Auch die er- biblisch. gen zu fördern. So gesehen sind Erziehungs- zieherische Einstellung, die ich und Bildungsaufgaben „mit-schöpferisches wohl immer noch hatte, hinder- Nach seinem Bild. Das christliche Men- Wirken“ am Ebenbild Gottes. te mich daran nicht. Ich hatte es schenbild sieht Edith Stein im Schöpfungs- gelernt, dass man Menschen nur bericht der Bibel gezeichnet. „Gott schuf den Soziale Bildung. Tendenzen zu Anony- selten bessert, indem man ihnen Menschen nach seinem Bild“ (Gen 1, 27). mität, Isolation, Vereinsamung … gefährden ‚die Wahrheit sagt‘: das kann nur Im Neuen Testament findet sie konkrete An- Menschen in der Entwicklung ihres sozialen helfen, wenn sie selbst das ernste weisungen, wie der Mensch als „Bild Gottes“ Verhaltens. „Es ist nicht gut, dass der Mensch Verlangen haben, besser zu sein soll: „Seid vollkommen, wie euer Va- allein bleibt.“, heißt es schon in Gen 2, 18. werden, und wenn sie einem ter im Himmel vollkommen ist“ (Mt 5, 48). Christliche Erziehungs- und Bildungsarbeit das Recht zur Kritik einräumen.“ Vollkommen meint nicht, Gott gleich zu sucht dem sozialen Wesen des Menschen ge- EDITH STEIN GESAMTAISGABE (ESGA), 1, S. 185 sein, sondern Gottes Bild in mir voll kom- recht zu werden, so Edith Stein. Da der einzel- men zu lassen. Als getaufte/r Christ/in trägt der Mensch das „Urbild“ des in Liebe aufein- ne Mensch nicht von vornherein ein fertiges Gemeinschaftsmitglied ist, ist es ein wich- Auf der Spur: ander bezogenen dreifaltigen Gottes in sich. tiger Dienst, erzieherisch und bildend einzu- Edith Stein Um uns Menschen näher an dieses Geheim- wirken. Ein Dienst wofür? Soziale Kompetenz Serie: Teil 5 von 6 nis zu führen, sandte er seinen Sohn in die ordnet und fördert die Fähigkeit zu erfüll- Welt. Jesus Christus zeigt uns den Weg, wie ter Beziehung. Eine Fähigkeit, die über unser SR. M. ANNA POINTINGER wir mehr und mehr „Bild Gottes“ werden irdisches Leben hinausreicht in das ewige MARIENSCHWESTER VOM KARMEL können. Er fordert ein, die Gebote so zu hal- Leben mit Gott.
8 Thema 10. Mai 2012 Tiroler Sonntag Die mit den Wunden des Krieges leben müssen Der Zerfall Jugoslawiens führte gegen Ende des 20. Jahrhunderts zu vier Kriegen in den Regionen Ex-Jugoslawiens. Mindestens 200.000 Menschen wurden dabei getötet, Hunderttausende wegen ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit gewaltsam verfolgt und in die Flucht getrieben. Vor allem die seelischen Wunden des Krieges sind bis heute spürbar. „In der Psyche des Menschen wirken dramatische Er- innerungen weiter“, so der Psychotherapeut Michael Schreckeis. Zu seinen Patienten zählen auch Kriegstraumatisierte aus Ex-Jugoslawien. INTERVIEW: SUSANNE HUBER Viele Menschen sind wegen der Jugoslawien- zende Menschen töten mussten, tragen auf- kriege nach Österreich geflüchtet. Setzt sich bei grund ihrer Erlebnisse Ängste und Schuld- jenen, die in Österreich geblieben sind, der Kon- gefühle mit sich, die nicht auslöschbar sind. flikt zwischen den verfeindeten Volksgruppen Ich glaube, dass ein Trauma nicht oder nur aus Ex-Jugoslawien hier fort? schwer verarbeitet werden kann; aber es ist Michael Schreckeis: Ja. Es gibt Menschen, möglich, mit den zugefügten Wunden besser die sich kennen, mitunter sogar befreundet leben zu lernen. In der Therapie werden Me- waren und jetzt verfeindet sind. Trotzdem thoden entwickelt, wie man sozusagen mit können sie miteinander Handel treiben und einem Krückstock weiterkommt. es existiert eine Ebene des alltäglichen neben- einander Herlebens. Das Tragische ist natür- Wie lernt man mit diesen Wunden zu leben? lich, dass in den Familien die erlebten Trau- Michael Schreckeis: Das ist ein langjähriger men und zum Teil auch der Hass und der Prozess, der individuell unterschiedlich aus- Nationalismus ganz tief gespeichert sind und sieht. Es gibt Menschen, die trotz eines Trau- manchmal in der Ghettosituation des Aus- mas erstaunlich gut neue Lebensperspektiven lands sogar besser konserviert sind als im entwickeln, indem sie sich zum Beispiel be- Heimatland selber. Leider gibt es in Öster- sonders für etwas engagieren oder auch Stra- reich keine Aufarbeitung im Hinblick auf die tegien für sich finden und so besser mit den Jugoslawienkriege, obwohl es sich um Nach- Wunden leben können. Dann gibt es Men- barländer handelt und so viele Menschen schen, die in der Lage sind, enorme Fähig- aus Ex-Jugoslawien in Österreich leben. keiten zur Verdrängung zu entwickeln. Und In den ehemaligen Kriegsgebieten selbst, zum es gibt Menschen, die mit einem Trauma gar Beispiel in Sarajevo, gibt es zwar Initiativen nicht zurechtkommen und die ein Leben und eine Friedensbewegung, die immer wie- lang furchtbar darunter leiden. Wie jemand der tolle Aktionen starten. Doch in Summe damit umgeht ist sehr stark davon abhängig, betrachtet ist die Situation momentan auch in welcher Situation die Person vorher gelebt vor Ort sehr traurig. Die Menschen in Bosni- hat. Wer in einer guten Familie aufgewach- en sprechen eher von Rückschritten als von sen ist, kann schreckliche Situationen leich- Fortschritten. Die Aufarbeitung schrecklicher ter verarbeiten. Aber es ist auch abhängig von Geschehnisse braucht eben viel Zeit. der Situation, die danach stattfindet. Die vom Krieg in Kroatien, Bosnien oder Kosovo trau- Wie lange dauert es ein Trauma zu verarbeiten? matisierten Klienten erzählen oft, wie sehr sie Michael Schreckeis: Das Wesen des Traumas in Österreich von Ausländerfeindlichkeit und ist eine Reaktion auf eine abnormale Situa- Diskriminierung betroffen sind. Das schmerzt tion wie Krieg, Folter, Unfälle oder Katastro- und erschwert die Aufarbeitung. phen. Bei einem Trauma – das Wort kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt Welche Symptome treten bei Traumatisierten auf? Mag. Michael Schreckeis ist Psychoanalytiker „Wunde“ – werden innerseelische Strukturen Michael Schreckeis: Traumata können die und Psychotherapeut in Salzburg. In Österreich zerrissen und zerstört, die nicht wieder heil- ganze Bandbreite der psychischen Erkran- ist er einer von wenigen, die Psychotherapie in bar sind. Menschen, die mehrfach gefoltert, kungen zur Folge haben. Eine davon ist die serbokroatischer Sprache anbieten. KIZ/HUBER mehrfach vergewaltigt wurden oder die Dut- posttraumatische Belastungsstörung. Sie wird
Tiroler Sonntag 10. Mai 2012 Thema 9 Ein Denkmal in Kozarac, einem Dorf in Bosnien-Herze- gowina, erinnert an die Namen von 1226 Opfern, die zu Beginn des Bosnienkrieges (1. April 1992 bis 14. Dezember 1995) getötet wurden. REUTERS diagnostiziert, wenn sechs Monate nach dem Warum haben Sie diese Sprache gelernt? Kleinstädten mit Bussen direkt nach Bosni erlebten Trauma Schlaflosigkeit, Nachhall Michael Schreckeis: Die Geschichte meiner en an die Front gefahren sind um zu kämp erinnerungen, plötzliche Erregungszustände Familie väterlicherseits – mein Vater stammt fen. Diese Krieger haben dort in paramilitä oder Vermeidungsverhalten auftreten. Doch aus Vukovar an der serbischen Grenze, die rischen Einheiten, meistens verbunden mit auch schwere Depressionen, Psychosen, Bor während des Kroatienkrieges sehr umkämpft Alkoholexzessen, besonders blutige Gefech derline-Erkrankungen oder Somatisierungs war – ist schwer von ethnischer Säuberung te geführt. Am Montag waren sie dann wie störungen – dass sind unerträgliche, medizi und Vernichtung geprägt. Mir ist mit der Zeit der in Österreich und haben gearbeitet. Ich nisch nicht erklärbare Schmerzzustände in bewusst geworden, dass auch meine Familie weiß von Klienten, die auf der anderen Sei bestimmten Körperregionen – können Fol kriegstraumatisiert ist. Meine Großmutter ist te standen, dass diese sogenannten Wochen gen von erlebten Traumata sein. Die Symp in einem Lager ver tome stellen sich bei jedem Menschen anders hungert; mein Onkel Leider gibt es in Österreich keine Aufarbeitung im Hinblick auf dar. Das Tragische ist, dass bei uns in Öster ist bei einem Massa die Jugoslawienkriege, obwohl es sich um Nachbarländer handelt reich wenig Sensiblilität für diese Form von ker erschossen wor und so viele Menschen aus Ex-Jugoslawien in Österreich leben. Störung herrscht und es schlicht keine ad den. Mich hat es spä äquaten Behandlungsangebote gibt. ter immer gewundert, wie mein Vater mit endkrieger in Sarajevo sehr gefürchtet waren, solchen Traumen leben kann. So habe ich weil sie völlig irrationale Angriffe gestartet Warum? Woran hakt es? mich mit Themen wie Gewalt und Gewalt haben. Michael Schreckeis: Der Haken ist, dass die Fi bereitschaft auseinandergesetzt und wie es nanzierung für Psychotherapie in Österreich möglich ist, dass der Mensch dem Menschen Welche Zeichen müssen gesetzt werden, um generell schlecht ist und Migranten zusätz so etwas antun kann. Während meines Stu die Vergangenheit aufzuarbeiten? lich benachteiligt sind. In Salzburg erfolgt die diums habe ich dann Serbokroatisch gelernt Michael Schreckeis: Ich halte es für wichtig, Berechnung durch die Krankenkasse so, dass und ein Semester in Zagreb studiert. In Sa dass zumindest punktuell Gerechtigkeit ge die Einkommen aller im Haushalt Lebenden rajevo war ich an einem Projekt mit kriegs fordert wird in Form von gerichtlichen Urtei zusammengezählt und davon die Miete ab traumatisierten Waisenkindern beteiligt. Als len; ich halte es für wichtig, dass das Unrecht gezogen wird. Migranten, die wirtschaftlich serbokroatisch sprechender Psychotherapeut als Unrecht benannt wird; ich halte es auch schwächer gestellt sind, leben meist mit meh hatte ich nach den Kriegen in Ex-Jugoslawien für wichtig, jedes menschliche Leben als sol reren Personen auf wenigen Quadratmetern natürlich viele Klienten aus diesen Regionen ches wertzuschätzen und nicht in Vergessen in einem Haushalt zusammen. Paradoxerwei und es war klar, dass Kriegstraumata einen heit geraten zu lassen. Ich glaube auch, dass se ergibt sich dann aus dieser Rechnung, dass ganz breiten Teil meiner Arbeit ausmachen. das Wahrnehmen des erlittenen Leides für die, die Unterstützung brauchen, nicht in Traumatisierte etwas ganz Wichtiges ist, viel den Genuss der Finanzierung durch die Kran Es gab auch Wochenendkrieger, die in den Kampf leicht sogar wichtiger als die Beseitigung von kenkasse kommen. Dabei sind der Therapie gezogen sind. Wie kann man sich das vorstellen? Symptomen. Aber ich glaube, dass das im bedarf und die Bereitschaft dazu sehr hoch. Michael Schreckeis: Das waren sicherlich mer nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Leider gibt es in Österreich auch kaum Psy Hunderte wenn nicht Tausende Menschen, Denn der Großteil des Erlittenen bleibt un chotherapeuten, die serbokroatisch sprechen die hier in Österreich gearbeitet haben und gesagt, ungewusst und ist in der anonymen – ich bin einer von wenigen. am Freitagabend von den österreichischen Vergessenheit.
SONNTAG 6. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr B, 13. Mai 2012 „Wohlfühlgefühl“ für alle Wer könnte, ausgehend von normalen Lebensumständen, etwas gegen ein ehrliches und liebevolles Miteinander haben? Das Liebesgebot Jesu lässt das Zusammenleben so einfach erscheinen: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ Das klingt so einfach, aber ist es das auch? Wer tut, was er gesagt hat und seine Gebote hält, wird von Jesus Freund und Freundin genannt und nicht mehr Knecht und Magd. Denn „ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt“. Evangelium 1. Lesung Johannes 15, 9–17 Apostelgeschichte 10, 25–26. 34–35. 44–48 Wie mich der Vater geliebt hat, so habe Als nun Petrus ankam, ging ihm Kornelius auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner entgegen und warf sich ehrfürchtig vor Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, ihm nieder. Petrus aber richtete ihn auf werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie und sagte: Steh auf! Auch ich bin nur ein ich die Gebote meines Vaters gehalten habe Mensch. [...] Da begann Petrus zu reden und und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass euch gesagt, damit meine Freude in euch ist Gott nicht auf die Person sieht, sondern und damit eure Freude vollkommen wird. dass ihm in jedem Volk willkommen ist, Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. [...] ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Noch während Petrus dies sagte, kam der 2. Lesung Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Heilige Geist auf alle herab, die das Wort 1 Johannes 4, 7–10 Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, hörten. Die gläubig gewordenen Juden, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. die mit Petrus gekommen waren, konnten Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn es nicht fassen, dass auch auf die Heiden Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; wurde. Denn sie hörten sie in Zungen liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich reden und Gott preisen. Petrus aber sagte: Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr Kann jemand denen das Wasser zur Taufe denn Gott ist die Liebe. Die Liebe Gottes habt mich erwählt, sondern ich habe euch verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen wurde unter uns dadurch offenbart, dass erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch Geist empfangen haben? Und er ordnete an, Gott seinen einzigen Sohn in die Welt aufmacht und Frucht bringt und dass eure sie im Namen Jesu Christi zu taufen. Danach gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater baten sie ihn, einige Tage zu bleiben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott alles geben, um was ihr ihn in meinem geliebt haben, sondern dass er uns geliebt Namen bittet. Dies trage ich euch auf: und seinen Sohn als Sühne für unsere Liebt einander! Sünden gesandt hat.
WORT ZUM SONNTAG Klingt einfach – aber ist es das auch? Offensichtlich meint es der Monat Mai mit den vorgegebenen Schriftstellen gut mit mir. Die Sätze dieses Sonntagsevangeliums könnten nicht klarer und eindeutiger zeigen, was das Besondere an Jesu Botschaft ist und weshalb ich Theologie studiert habe. „Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“ Und: „Dies trage ich euch auf: Liebt einander!“ Gibt es ein schöneres Vermächtnis von Jesus Christus? Gibt es etwas Verständlicheres als diesen Auftrag? Und doch – auch hier klaffen Theorie und Praxis oft weit auseinander. Das Liebesgebot lässt das Zusammenleben ganz einfach erscheinen. Wenn ich das „wahrhaftig Sein“ des vergangenen Sonntags mit Jesu Auf- trag „Liebt einander“ kombiniere, erscheint die Gemeinschaft aller Geschöpfe so einfach. Ich bin überzeugt vom Potenzial dieser Weisun- gen, die Welt und das Miteinander ins Positive zu verändern. Wer könnte, ausgehend von normalen Lebenssituationen, etwas gegen ein ehrliches und liebevolles Miteinander haben? Wer kann sagen, dass dieses Vermächtnis Jesu irgendeinen schalen Beigeschmack hat? Jesus fordert uns zu einem friedlichen Mitein- ander auf. Oft habe ich das Gefühl, dass eine gegenteilige Stimmung unsere Gesellschaft beherrscht. Es wird nicht zuerst nach dem Ge- meinsamen, sondern nach dem Trennenden gesucht – zwischen politischen Parteien, zwi- schen religiösen Gemeinschaften, zwischen Menschen im Generellen. Jesus fordert uns hingegen zu einem für alle Menschen und auch für die Umwelt geltenden „Wohlfühlgefühl“ auf. Und um wieder zu zeigen, wie aktuell und „cool“ die Botschaft Jesu ist: Der Auftrag Jesu „Liebt einander!“ könnte auf Facebook gepostet werden – und wahrscheinlich würden auch hier KATHARINA BRANDSTETTER wieder viele die Taste „Gefällt mir!“ drücken. M öge uns als wahr erscheinen, der genannt wird Sohn der Menschen, ZUM WEITERDENKEN tot gesagt und doch lebendig, Wie gehe ich auf eine neue Situation, auf einen der erhofft wird, Mensch für alle. neuen Menschen zu ... mit welcher Grund- stimmung und welcher Überzeugung? Möge dieser uns erscheinen, Trägt mich das Jesus-Gebot „Liebt einander!“ nicht im Traum, im Stand der Sterne, durch mein Leben? nicht als Spiegelbild im Wasser, KATHARINA BRANDSTETTER vielmehr in der Liebe Sprache. ist 27 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Söhne – Wendelin und Hier im Menschenbrot gebrochen, Frederik –, wohnt in Behamberg Lebenschance, Recht für alle, und ist pastorale Mitarbeiterin in der Pfarre Christkindl. hier im Trinken dieses Bechers, Die Autorin erreichen Sie unter in Vergebung und Erbarmen. HUUB OOSTERHUIS u sonntag@kirchenzeitung.at
12 Panorama 10. Mai 2012 Tiroler Sonntag STENOGRAMM Bischöfe veröffentlichen Dokument zu Verkündigung und Evangelisierung Die Frohe Botschaft heute bezeugen n Aussonderung. Einen neuen Maßnahmenkatalog gegen die immer stärkere Aussonderung Unter dem Titel „Verkündigung und neue Abschnitt werden Fragen wie der Auftrag zur von Kindern mit Behinderung Evangelisierung in der Welt von heute“ hat Verkündigung, die Menschen im Dienst der durch die vorgeburtliche Dia- die Österreichische Bischofskonferenz in ih- Verkündigung, der Stil der Verkündigung in gnostik hat der VP-Behinderten- rer Schriftenreihe eine Handreichung für alle der Welt von heute oder das Thema der Neu- sprecher Franz-Joseph Huainigg in der Verkündigung und Katechese Tätigen evangelisierung aufgegriffen. Im zweiten Teil veröffentlicht. Die 49 Seiten starke Broschü- wird u. a. eine Vielzahl von konkreten An- re, die unter der Leitung von „Pastoralbi- regungen für verschiedene Zielgruppen ge- schof“ Alois Schwarz (Klagenfurt) und Walter geben. Auch die Frage, wie Gemeinsamkeit Krieger vom Österreichischen Pastoralinstitut in einer pluralen Kirche gelebt werden kann, erarbeitet wurde, enthält einen grundsätz- wird angesprochen. lichen und einen praktischen Teil. Im ersten XX Der Text: www.bischofskonferenz.at Kirchenmitarbeiter/innen stark von Burnout betroffen Dr. Franz-Joseph Huainigg fordert Spannungen drücken auf die Psyche Maßnahmen gegen „Selektion“. gefordert. Der gesellschaftliche Druck sei bereits so groß, dass kaum mehr Kinder mit Down- Priester und hauptamtliche Laienmitarbeiter/ Syndrom geboren würden. Hu- -innen in der Kirche sind überdurchschnitt- ainigg forderte eine Bedenkfrist lich häufig von psychischen Erkrankungen zwischen Diagnose und Abtrei- bedroht. Das betonte der Leiter des Recol- bung, eine eingehende Beratung lectio-Hauses Münsterschwarzach, Wuni- der Eltern und eine Beurteilung bald Müller. Der Theologe und Psychothera- durch eine Ethikkommission. peut begleitet jährlich etwa 80 Priester und kirchliche Mitarbeiter/innen in Lebenskrisen. Fußballwerbung. Eine un- Als Ursachen für die „dramatische Situati- gewöhnliche „Fußballwerbung“ on“ nennt Müller die zunehmende Belastung fand vergangenen Sonntag beim in „Großpfarren“, die eine persönliche und Derby zwischen dem AC Milan menschennahe Seelsorge erschweren, sowie und Inter Mailand statt: Die Fuß- die wachsende Kluft zwischen der offiziellen baller beider Mannschaften lie- (Moral-)Lehre und Praxis der Kirche und dem fen mit T-Shirts ein, auf denen Dr. Wunibald Müller warnt vor „dramatischer Situation“. KIZ eigenen Gewissen der Mitarbeiter/innen. das Logo des Weltfamilientref- fens prangte. Außerdem wurde auf dem Großbildschirm im San- Siro-Stadion das offizielle Video Gegen Verkürzung Neue Stätte des Gebets der Großveranstaltung gezeigt. der Elternteilzeit und der Begegnung Das 7. Weltfamilientreffen findet vom 30. Mai bis 3. Juni in Mai- Die Vizepräsidentin das Katho- In der nordirakischen Stadt Süley- land statt. Der Papst wird von lischen Familienverbandes, Irene maniye entsteht eine neue Stätte 1. bis 3. Juni daran teilnehmen. Kernthaler-Moser, hat den Vor- der Begegnung und des Gebetes schlag von Frauenministerin Hei- für Christen und Muslime nach Falsche Trauer. Zu einem nisch-Hosek, das Recht auf Eltern- dem Vorbild des syrischen Klos- Gedenkgottesdienst für die teilzeit von sieben auf vier Jahre ters Mar Moussa. Ein Mönch der Opfer der NS-Diktatur luden am zu verkürzen, zurückgewiesen. Klostergemeinschaft, der Schwei- 8. Mai Mitgliedsorganisationen Der gesetzliche Anspruch auf zer Jens Petzold, befindet sich be- der Arbeitsgemeinschaft Katho- Elternteilzeit wurde 2004 als reits seit zwei Monaten vor Ort. lischer Verbände in den Wiener Maßnahme zur besseren Verein- Weitere Mitbrüder und Schwes- Stephansdom ein. Sie wollten barkeit von Familie und Beruf tern sollen in den kommenden damit auch ein Zeichen gegen eingeführt. Er ermöglicht es Müt- Tagen folgen, so Petzold gegen- das „Heldengedenken“ rechter tern, früher an ihren Arbeitsplatz über einer Delegation aus Öster- Burschenschafter setzen. Diese zurückzukehren und er bietet reich, die vor kurzem den Nord- würden den 8. Mai, an dem offi- auch Vätern einen rechtlich ab- irak besuchte. Erzbischof Louis ziell der Zweite Weltkrieg been- gesicherten Rahmen, sich an der Sako von Kirkuk hatte die Klos- det wurde, der Kapitulation der Mag. Irene Kerntha- Kinderbetreuung stärker zu betei- tergemeinschaft eingeladen, die Hitler-Wehrmacht „im wahrsten ler-Moser ist gegen ligen. Kernthaler warnte davor, alte Marienkirche in Süleymani- Sinne des Wortes nachtrauern“, „eine Bevormundung Interessen der Wirtschaft vor das ye wieder zu beleben und einen kritisieren die Verbände. der Eltern“.. FJR/A. Kindeswohl zu stellen. Ort des Dialogs zu schaffen.
Tiroler Sonntag 10. Mai 2012 Panorama 13 Trauer in Kano. In der nordnigerianischen Stadt kamen bei einem Anschlag auf Gottesdienstbesucher/innen 15 Menschen ums Leben. REUTERS Anschläge gegen Christen Bei insgesamt drei Anschlägen in Nigeria wurden bei einem Angriff auf eine Kirche Der Erzbischof der nigerianischen Stadt und Kenia sind am 29. April 20 Menschen vier Menschen erschossen, unter ihnen der Jos, Ignatius Ayau Kaigama, kritisierte ums Leben gekommen. 15 Menschen star- Geistliche. Nach Angaben der Polizei han- die Schutzmaßnahmen der Regierung des ben, als Angreifer in der nordnigerianischen delte es sich bei den Tätern in Maiduguri Landes vor Anschlägen als unzureichend. Stadt Kano das Feuer auf Besucher/innen um Mitglieder der islamistischen Sekte Der Staat müsse seine Strategie im Kampf des Gottesdienstes in der Kirche der Bayero Boko Haram. gegen den Terror überdenken, sagte Kaiga- Universität eröffneten. Zuvor hatten die In Kenias Hauptstadt Nairobi starb ein ma. Die Sicherheitsbehörden müssten stär- Täter kleine Sprengsätze geworfen, um die Mensch bei einem Anschlag auf eine Kirche. ker präventiv handeln. Es gelte, mögliche Christ/innen aus der Kirche zu treiben. Bis- 15 weitere Menschen wurden verletzt, als Anschlagsziele rechtzeitig zu identifizieren, lang bekannte sich niemand zur Tat. In der ein Mann eine Granate auf die Christen in um Angriffe von Terroristen von vornherein Stadt Maiduguri im Nordosten des Landes der „House of God Miracle Church“ warf. zu vereiteln. Mexiko: Klimawandel Neue Statuten für die WELTKIRCHE lässt Armut wachsen Caritas Internationalis Die katholische Kirche in Mexi- „Caritas-Weltpräsident“ K ardinal ko rechnet bis 2020 mit einem Oscar Andres Rodriguez Mara- Pakistan. Mit einer Unterschriftenaktion wollen Ver- spürbaren Anstieg der Armut. diaga hat sich positiv zu der am treter unterschiedlichster Religions- und Volksgruppen Eine von der Mexikanischen Bi- 2. Mai bekannt gewordenen Sta- gegen die jüngste religiöse Gewalt in Pakistan vorgehen. In schofskonferenz in Auftrag ge- tutenänderung des Dachverbands einem Appell fordern Christen, Hindus sowie sunnitische gebene Sozialstudie nennt als „Caritas Internationalis“ ge- und schiitische Muslime die Regierung auf, die Intoleranz Faktoren fehlende Perspektiven äußert. Die Änderungen sehen und die religiöse Gewalt im Land zu stoppen. auf dem Arbeitsmarkt und un- eine engere Anbindung an den terschiedlich starke Wirtschafts- Vatikan vor. Kritisch sieht hin- Priesterweihen. Der Papst hat kürzlich im Petersdom räume, vor allem aber Aus- gegen der Präsident von Caritas sechs Italiener, einen Vietnamesen, einen Westafrikaner aus wirkungen des Klimawandels. So Frankreich die verstärkte Aufsicht Cote d’Ivoire und einen Kolumbianer zu Priestern geweiht. seien mehr Überschwemmun- von „Caritas Internationalis“ gen, Ernteausfälle und Dürre- durch den Vatikan. „Dadurch n Kardinal Keith O‘Brien hat perioden zu erwarten als in der wird die Autonomie der Caritas die britische Regierung unter David Vergangenheit, so die Unter- stark eingeschränkt“, so François Cameron scharf angegriffen: suchung. „Die sozial schwachen Soulange. Auf die Arbeit der Cari- „Schützen Sie nicht nur Ihre reichen Bevölkerungsteile sind die ersten tas in Österreich haben die neuen Kollegen in der Finanzbranche, Opfer des Klimawandels“, so Bi- Statuten „keine Auswirkungen“, sondern erinnern Sie sich an die schof Gustavo Rodriguez Vega betonte Caritas-Präsident Franz moralische Verpflichtung, den Armen von Nuevo Laredo. Küberl. in unserem Land zu helfen.“ KNA
14 Tirol 10. Mai 2012 Tiroler Sonntag Bischof Manfred Scheuer hat am 1. Mai das Asylwerberheim in Lienz besucht Niemand ist eine Insel Im Rahmen seiner bischöflichen Visitation hat Bischof Manfred Scheuer die Bewohner des Asylwerberheimes in der Angerburg in Lienz besucht und mit ihnen eine Andacht gefeiert. MARIA RADZIWON Bischof Manfred Scheuer im Kreis der Kinder im Asylwerberheim Angerburg. RADZIWON Die Lienzer Angerburg ist ein Asylwerber- sondere Stimmung. Bischof Manfred Scheuer gegnungen mit aller Welt. Und ein Buffet mit heim, das rund 60 Menschen aus aller Welt nahm in seinem Beitrag Bezug zum Apostel Speisen aus den verschiedensten Ländern bot eine Unterkunft gibt. Derzeit wohnen dort Paulus: „Wir gehören zusammen, niemand Einblick in die Vielfalt der kulinarischen Ge- Menschen aus 19 Nationen, die aus ihrer Hei- ist eine Insel. Zum Frieden gehört das Wir, nüsse. „Es ist entscheidend, dass Menschen- mat fliehen mussten, weil ihr Leben sonst in ein alter jüdischer Psalm sagt schon `Friede rechte gewahrt werden. Es gibt ein Recht auf großer Gefahr gewesen wäre. Männer, Frauen und Gerechtigkeit küssen sich. Wenn einer Bildung, auf Arbeit und auch das Recht, sei- und zahlreiche Kinder unterschiedlicher Her- von uns leidet, ein Glied des Leibes, dann lei- ne eigene Kultur und Religion in Freiheit zu kunft leben hier miteinander. Im Rahmen den alle mit.“ leben. Es braucht auch Zeugen des Friedens der bischöflichen Visitation in Lienz besuch- und konkretes Miteinander“, sagte Bischof te Bischof Manfred Scheuer am 1. Mai das Zeugen des Friedens. Bei der anschließen- Manfred Scheuer, der auch davon sprach, Asylwerberheim in Lienz. den Begegnung im Speisesaal gab die Leiterin dass die Sehnsucht nach Frieden verbin- des Heimes, Janette Schneider, einen kurzen dend wirken könne, unabhängig von Religi- Friedensgebet. Bei einer konfessions- und Überblick über die Veranstaltungen des Hei- on, Kultur oder Sprache. Beim gemütlichen religionsübergreifenden Andacht stand das mes, die einerseits der Bevölkerung Osttirols Zusammensein ergaben sich viele Gespräche Thema „Frieden“ im Mittelpunkt. Lieder, Ängste nehmen, andererseits auch den Be- mit den Menschen aus aller Welt, vor allem Musik, Gedichte, Gebete und die persönliche wohnern des Heimes Kontakte nach „außen“ die jüngsten Bewohner waren beeindruckt Geschichte einiger Bewohner verliehen der ermöglichen sollen. Gemeinsam mit den Li- von Stab und Mitra des Bischofs und freuten Feier in der Kapelle der Angerburg eine be- enzer Franziskanern gab es musikalische Be- sich über die mitgebrachten Geschenke. Mein Kraftplatz Neualplseen NS-Gedenken. Die Marktgemeinde Rum hat an der Friedhofskapelle eine Gedenktafel Einer meiner Kraftplätze befindet angebracht, die an die NS-Euthanasieopfer der sich auf dem Zettersfeld in Lienz: Gemeinde erinnert. Die Tafel wurde von P. die Neualplseen. Herbert Gimpl im Rahmen einer kleinen Ge- Dort spüre ich große Dankbarkeit denkfeier gesegnet. Die Initiative für die Tafel und werde still. kam von der Grünen Gemeinderatsfraktion. Mein Herz und mein Geist werden Die Gedenktafel erinnert an die sechs na- weit und offen für viele Dinge, mentlich bekannten Rumer Opfer des Eutha- die das Leben bereit hält. nasie-Programms der Nazis, an den im KZ Da- WALTRAUD WERNER, LIENZ chau ermordeten Gemeindesekretär und an weitere unbekannte Opfer.
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